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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Deutscher Bundestag 31. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1962 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1309 A Fragestunde (Drucksachen IV/388, IV/399) Frage des Abg. Rollmann: Vorstand der Lufthansa AG Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1309 B Frage des Abg. Rollmann: Gutachten über den Bau des Nord-Süd- Kanals Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1309 C, D Rollmann (CDU/CSU) 1309 D Fragen des Abg. Müller-Hermann: Abmessungen und Gewichte von Lastkraftwagen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1309 D, 1310A, C Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 1310 C, D Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Schließung des Haltepunktes Adelberg- Börtlingen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1311 A, B Riegel (Göppingen) (SPD) . . . 1311 A, B Frage des Abg. Wächter: Ausbau eines Zubringers an die Hansalinie Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1311 C, D Wächter (FDP) . . . . . . . . 1311 D Frage des Abg. Peiter: Zweigleisige Bahnstrecke im Lahntal Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1312 A Frage des Abg. Peiter: Zugverkehr zwischen Koblenz und Limburg Dr. Seiermann, Staatssekretär . 1312 B, C Peiter (SPD) 1312 B, C Frage des Abg. Ritzel: Sperre von Haushaltsmittel für den Straßenbau Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1312 C, D Ritzel (SPD) 1312 D Frage des Abg. Ritzel: Richtlinien für die Behandlung von Mehrfachtätern im Straßenverkehr Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1313 A, C Ritzel (SPD) . . . . . . . . 1313 B, C Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach): Ansteckende Krankheiten unter ausländischen Arbeitern Dr. Wuermeling, Bundesminister . . 1313 D, 1314 A, B, C Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . 1314 A, B Gerlach (SPD) . . . . . . . . 1314 B, C Frage des Abg. Dr. Kohut: Bereitstellung von Trockenmilch für den Krisenfall Dr. Wuermeling, Bundesminister . . 1314 C, 1315 A Dr. Kohut (FDP) 1314 D, 1315 A Frage des Abg. Dröscher: Erkrankungen an multipler Sklerose Dr. Wuermeling, Bundesminister . 1315 B, C Dröscher (SPD) . . . . . . . 1315B, C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 18. Mai 1962 Frage des Abg. Büttner: Erforschung der Ursachen der multiplen Sklerose Dr. Wuermeling, Bundesminister . . 1315 D, 1316 B, C, D Büttner (SPD) 1315D, 1316 A Dr. Bechert (SPD) 1316 B Rohde (SPD) . . . . . . . . 1316 B Fritsch (SPD) 1316 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise (Drucksache IV/212) Jacobi (Köln) (SPD) . . . 1316 D, 1337 A Dr. Ernst, Staatssekretär 1324 C Mick (CDU/CSU) 1329 A Frau Berger-Heise (SPD) 1332 A Dr. Imle (FDP) 1333 D Wittmer-Eigenbrodt (CDU/CSU) . 1334 D Dr. Czaja (CDU/CSU) 1337 B Baier (Mosbach) (CDU/CSU) . . 1337 B Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Fünfzehnten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (GATT-Ausgleichszugeständnisse) (Drucksachen IV/385, IV/412) ; in Verbindung mit dem Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Zwanzigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Frühkartoffeln) (Drucksachen IV/402, IV/413) und dem Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Einundzwanzigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Kraftwagen zum Befördern von Personen) (Drucksachen IV/410, IV/414) Dr. Löhr (CDU/CSU) . . . . . . 1337 D Schmücker (CDU/CSU) . . . . . 1339 C Keller (FDP) . . . . . . . . . 1340 D Kurlbaum (SPD) . . . . . . . . 1341 D Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 1343 C Dorn (FDP) . . . . . . . . . 1344 C Beschlußunfähigkeit 1344 D Nächste Sitzung 1344 D Berichtigungen 1344 D Anlagen 1345 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 18. Mai 1962 1309 31. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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      Berichtigungen Es ist zu lesen: 30. Sitzung Seite 1245 A Zeile 4 statt „15.03": 14.03; Seite 1296 B Zeilen 16/17 statt „noch viel": noch nicht viel. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 18. 5. Adorno 30. 6. Frau Albertz 18. 5. Altmaier* 18. 5. Dr. Arndt (Berlin) 18. 5. Dr. Aschoff 18. 5. Bauer (Würzburg) * 18. 5. Bauknecht 18. 5. Bazille 18. 5. Berberich 18. 5. Berkhan * 18. 5. Fürst von Bismarck 18. 5. Blachstein * 18. 5. Dr. Bleiß 18. 5. Dr. h. c. Brauer 18. 5. Dr. Brecht 15. 6. Brese 22. 5. Burckhardt 18. 5. Corterier 18. 5. Diekmann 18. 5. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 18. 5. Dr. Dittrich 18. 5. Frau Döhring (Stuttgart) 18. 5. Döring (Düsseldorf) * 18. 5. Drachsler 26. 5. Dr. Effertz 18. 5. Eisenmann 18. 5. Engelbrecht-Greve 18. 5. Erler 18. 5. Ertl 18. 5. Eschmann 18. 5. Faller 18. 5. Felder 18. 5. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) * 18. 5. Frehsee 18. 5. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 18. 5. Dr. Furler * 18. 5. Gaßmann 18. 5. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. Geiger 18. 5. Frau Geisendörfer 18. 5. Gerns * 18. 5. Gewandt 4. 6. Dr. Gleissner 18. 5. Glombig 11. 6. Gscheidle 18. 5. Haage (München) 18. 5. Hammersen 18. 5. Dr. Harm (Hamburg) 18. 5. Heiland 18. 5. Herold 18. 5. Dr. Hesberg 31. 5. Hilbert 18. 5. Dr. Höchst 25. 5. Höfler * 18. 5. Hörmann (Freiburg) 18. 5. Frau Dr. Hubert * 18. 5. Jacobs 31. 5. Frau Kalinke 18. 5. Killat 18. 5. Dr. Klein (Berlin) 1. 7. Klein (Saarbrücken) 18. 5. Dr. Kliesing (Honnef) * 18. 5. Koenen (Lippstadt) 9. 6. Dr. Kopf * 18. 5. Kraus 18. 5. Kriedemann 18. 5. Dr. Kübler 18. 5. Frau Dr. Kuchtner 31. 5. Kühn (Bonn) 18. 5. Lemmer 18. 5. Lenze (Attendorn) * 18. 5. Lermer * 18. 5. Lücker (München) 18. 5. Maier (Mannheim) 18. 5. Dr. Martin 18. 5. Mattick 18. 5. Maucher 18. 5. Mauk 18. 5. Frau Dr. Maxsein * 18. 5. Frau Meermann 25. 5. Menke 18. 5. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 18. 5. Dr. Menzel 31. 5. Merten 18. 5. Metzger 18. 5. Dr. Meyer (Frankfurt) * 18. 5. Michels 18. 5. Dr. Miessner 18. 5. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 18. 5. Müller (Erbendorf) 18. 5. Müller (Nordenham) 18. 5. Murr 18. 5. Neubauer 18. 5. Neumann (Allensbach) 11. 6. Oetzel 25. 5. Ollesch 18. 5. Paul * 18. 5. Frau Dr. Probst 18. 5. Rasner 26. 5. Frau Dr. Rehling * 18. 5. Frau Renger * 18. 5. Richarts 18. 5. Dr. Rinderspacher 18. 5. Dr. Roesch 18. 5. Rollmann 18. 5. Ruf 18. 5. Ruland 31. 5. Schlick 26. 5. Dr. Schmid (Frankfurt) 18. 5. Dr. Schneider (Saarbrücken) 12. 6. Schoettle 18. 5. Schultz 18. 5. Schütz * 18. 5. Dr. Schwörer 18. 5. Dr. Seffrin 18. 5. Seibert 18. 5. 'Seidl (München) * 18. 5. Dr. Serres * 18. 5. Dr. Siemer 18. 5. Stein 18. 5. Steinhoff 11. 6. Dr. Steinmetz 18. 5. Dr. Stoltenberg 18. 5. Stooß 18. 5. Storch 18. 5. Frau Strobel 18. 5. Dr. Vogel 18. 5. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. Dr. Wahl* 18. 5. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 26. 5. Weber (Georgenau) 18. 5. Welke 18. 5. Frau Welter (Aachen) 18. 5. Wendelborn 18. 5. Wienand * 18. 5. Dr. Zimmer * 18. 5. b) Urlaubsanträge Dr. h. c. Pferdmenges 25. 5. * Zur Teilnahme an der Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Umdruck 99 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD - Drucksache IV/212 -betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens 1. Oktober 1962 dem Bundestag einen Gesetzentwurf vorzulegen, der eine Wertzuwachsabgabe auf die Spekulationsgewinne aus Bauboden einführt oder durch den auf andere Weise Spekulationsgewinne abgeschöpft werden, die aus einer Steigerung der Bodenwerte und der Bodenpreise entstanden sind. Bonn, den 16. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 Umdruck 102 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einschränkung der Bautätigkeit (Drucksachen IV/341, IV/353, IV/411). Der Bundestag wolle beschließen: Der Absatz 4 des § 1 wird gestrichen. Bonn, den 16. Mai 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 18. Mai 1962 1347 Anlage 4 Umdruck 103 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD — Drucksache IV/212 — betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. in Zusammenarbeit mit den Ländern Maßnahmen zu prüfen, die eine verstärkte Ausweisung und Eischließung neuen Baulandes zur Deckung des erforderlichen Bedarfs fördern und die geeignet sind, in den Schwerpunkten des Wohnbedarfs eine dort nicht zudeckende Nachfrage nach Bauland auf Randgebiete, die in einer für die Auflockerung der Ballung angemessenen Entfernung liegen, im Rahmen einer wirksamen Raumordnung hinzuführen; über die Ergebnisse der Prüfung soll dein Bundestag ,bis zum 1. November 1962 berichtet werden; 2. alljährlich bis zum 15. Februar durch den Bundesschatzminister einen Bericht den Ausschüssen für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung 'und für wirtschaftlichen Besitz des Bundes darüber vorzulegen, in welchem Umfange Bundesgelände im vergangenen Kalenderjahr der Entbehrlichkeitsprüfung unterworfen war, wieviel als entbehrlich befunden und zu Zwecken des Wohnungsbaues und 'der Eigentumsbildung veräußert worden ist. Bonn, den 16. Mai 1962 Arndgen und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion
    • insert_commentVorherige Rede als Kontext
      Rede von Georg Kurlbaum


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

      Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich hatte bereits bei der Beratung des Entschließungsantrags meiner Fraktion auf Umdruck 80 Gelegenheit, unsere Vorstellungen eingehend zu begründen. Ich habe damals erläutert und bewiesen, daß die Erhöhung der Volkswagenpreise, die Haltung des Vorstandes des Volkswagenwerkes und als Folge davon die Serie von Preiserhöhungen nahezu aller großen Hersteller von Personenwagen in der Bundesrepublik im wesentlichen die Folge zweier 'fundamentaler Fehler der Bundesregierung und der beiden Mehrheitsparteien in diesem Hause gewesen ist. Der erste fundamentale Fehler war die übereilte Teilprivatisierung des Volkswagenwerkes.

      (Sehr richtig! bei der SPD.)




      Kurlbaum
      Der zweite fundamentale Fehler war, daß die Bundesregierung und die Koalitionsparteien es unterlassen haben, dem Bund einen angemessenen Einfluß auf die Geschäftspolitik eines Unternehmens von so hervorragender volkswirtschaftlicher Bedeutung zu sichern.

      (Beifall bei der SPD.)

      Herr Professor Erhard hat gestern im Wirtschaftsausschuß gesagt: 'Die Bundesregierung darf nicht so erscheinen wie die sieben Zwerge hinter den sieben Bergen. Herr Bundeswirtschaftsminister, ich meine, daß dieser Eindruck sich in der deutschen Öffentlichkeit schon mindestens seit der Zeit gefestigt hat, als Ihr Konzept vom Präsidenten des Bundesverbandes der Industrie Berg im Herbst 1960 vom Tisch gefegt worden ist. Mindestens damals wurde für die deutsche Öffentlichkeit eindeutig klar, daß die Bundesregierung nicht gewillt ist, eine harte Politik auch einmal gegenüber den Mächtigen in der Wirtschaft durchzusetzen.
      Dazu kommt der 'folgende — leider allgemein verbreitete — Verdacht. Wenn die Erhöhung des Volkswagenpreises nicht ausgerechnet so dicht auf die Fernsehrede des Herrn Bundeswirtschaftsministers gefolgt wäre und wenn nicht .gleichzeitig Herr Präsident Kennedy dem deutschen Volk gezeigt hätte, wie man sich in einer solchen Situation wirksam im Interesse der gesamten Volkswirtschaft durchsetzen kann, 'dann wäre es sehr zweifelhaft gewesen, ob die Bundesregierung und die Mehrheit dieses Hauses von einer Erhöhung der Automobilpreise Überhaupt auf den Plan gerufen worden wären.
      Es war sehr aufschlußreich, gestern im Wirtschaftsausschuß zu hören, was einzelne Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion zu diesem Problem zu sagen 'hatten. Da wurde z. B. gesagt, es bestehe keine wirtschaftspolitische Notwendigkeit für diese Zollsenkung; der Minister müsse aber in dieser Lage notgedrungen so handeln. Herr Professor Erhard hat selber von einer echten politischen Notlage und davon gesprochen, daß die Bundesregierung so handeln 'müsse, um glaubhaft zu bleiben.
      Hier entsteht der fatale Eindruck, daß diese ganze Aktion mehr dem Bedürfnis entsprungen ist, das Prestige der Bundesregierung und der Koalitionsparteien im Lichte der Öffentlichkeit zu retten, und nicht dem sachlichen Bedürfnis, hier mal etwas Entscheidendes für den Verbraucher zu tun und den volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten gerecht zu werden.

      (Beifall 'bei der SPD.)

      Meine Damen 'und Herren, wir stellen mit Recht die Frage, warum Sie nicht schon bei zahlreichen anderen 'Gelegenheiten in ähnlichen Situationen unseren Vorschlägen gefolgt sind, sondern sich nur in diesem Falle unserer Unterstützung 'bedient haben.
      Diese zwielichtige Haltung der Bundesregierung kommt auch noch in einem anderen unerfreulichen Vorgang zum Ausdruck. In der Öffentlichkeit können heute weite 'Kreise 'der Wirtschaft die Meinung vertreten, die Marktwirtschaft legitimiere auch Leitungen von Großunternehmungen mit marktbeherrschendem Einfluß, in erster Linie die Unternehmensinteressen und die Interessen ihrer Besitzer zu vertreten. Sie meinen, daß es erlaubt sei, die volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten erst in zweiter Linie und nur, wenn sie sich mit den anderen Interessen verbinden lassen, zu berücksichtigen. Wir halten es für unsere Aufgabe, daß solchen Auffassungen mit aller Schärfe entgegengetreten wird, aber nicht nur mit der Schärfe von Worten, sondern auch mit der Schärfe von Taten.

      (Aha! bei der CDU/CSU.)

      Nachdem es der Bundesregierung nicht gelungen ist, die Erhöhung der Preise für den Volkswagen und andere Automobile zu verhindern oder rückgängig zu machen,

      (Zuruf von der CDU/CSU: Mit Zustimmung von Herrn Brenner!)

      sieht sich die SPD genötigt, nunmehr der Zollsenkung zuzustimmen, (damit eindeutig klargemacht wird — darin sehen wir den Sinn dieser Maßnahme —, daß gesamtwirtschaftliche Interessen unter allen Umständen den Vorrang vor Privatinteressen haben müssen. Auch uns ist bekannt, daß Zollsenkungen Nachteile für begrenzte Gruppen haben können. Das ist eben schon erwähnt worden. Wir glauben jedoch, daß mit der Begrenzung der Zollsenkung auf Wagen mit über 800 ccm Hubraum den berechtigten Interessen im Rahmen des Möglichen, im Rahmen dessen, was für die Gesamtwirtschaft geschehen muß, ausreichend Genüge getan ist.
      Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat sofort nach Erhöhung der Volkswagenpreise zollpolitische Maßnahmen verlangt. Damit bewegen wir uns eindeutig 'auf einer wirtschaftspolitischen Grundlinie, die wir schon seit Jahren in diesem Bundestag vertreten haben.
      Diese allgemeine wirtschaftspolitische Grundlinie bedeutet, daß es Aufgabe einer aktiven Wirtschaftspolitik von Bundesregierung und Bundestag sein müßte, erstens dafür Sorge zu tragen, daß der technische Fortschritt und die mit steigenden Produktionsziffern zwangsläufig verbundenen Rationalisierungsvorteile, die 'vor allen Dingen bei den Großunternehmen anfallen, bevorzugt den Verbrauchern zugute kommen müssen.
      Zweitens. Die Periode, in der der Ausbau von Produktionsanlagen im wesentlichen über den Preis vom Verbraucher bezahlt wird, die Periode, in der sich die Vermögen fast ausschließlich bei den bisherigen Besitzern der großen Unternehmen 'bilden, muß endgültig ein Ende finden. Der Meinung weiter Unternehmerkreise, man könne bei dem bisherigen Verfahren 'der überwiegenden Selbstfinanzierung über die Preise bleiben, muß energisch entgegengetreten werden.

      (D-Mark kann bei steigenden Löhnen nur erhalten werden, wenn die unvermeidlichen Preissteigerungen in Wirtschaftsbereichen mit langsamem Produktivitäts-Fortschritt — ich denke dabei z. B. an Kohle, an die Ernährungswirtschaft, an die Dienstleistungen — auch durch Kurlbaum Preissenkungen in den Wirtschaftsbereichen mit den besten Chancen für schnelle Produktivitätssteigerungen ausgeglichen wird. Wenn dieses Programm nicht konsequent durchgeführt wird, ist eine Erhaltung der Kaufkraft der D-Mark auch in Zukunft nicht möglich. Es ist daher völlig klar, daß die 'bisherige Politik der vorherrschenden Selbstfinanzierung mit den Bedürfnissen der Stabilisierung der Kaufkraft der D-Mark nicht in Einklang gebracht wenden kann. Ich wiederhole, es geht hier nicht etwa allein um die Volkswagenpreise, wie man den Diskussionsbeiträgen der bisherigen Redner entnehmen könnte, es geht auch nicht allein um die Preise der Automobilindustrie, sondern es geht — und darauf legen wir entscheidenden Wert — um die Durchsetzung einer Wirtschaftspolitik, die die Interessen der Verbraucher, die Interessen der Sparer und die Interessen der bisher Vermögenslosen stärker in den Vordergrund stellt als bisher. Hier gilt es, bisher Versäumtes nachzuholen. Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat gestern im Wirtschaftsausschuß zugegeben, daß der Bundesregierung das hier angewandte Instrument der Zollsenkung auf längere Sicht nicht mehr zur Verfügung stehen werde, weil es mit der Zeit hundertprozentig in den Verantwortungsbereich der EWG-Organe übergehen werde. Wir fragen die Bundesregierung auch bei dieser Gelegenheit wieder: Ist die Bundesregierung endlich bereit, dem Bundestag Vorschläge darüber zu unterbreiten, wie sie in Zukunft die Konjunktur durch wirksame Maßnahmen rechtzeitig beeinflussen will, wie sie einen weiteren Kaufkraftschwund in den Griff bekommen will und wie sie Konjunkturrückschläge rechtzeitig verhindern will, und zwar solange das Instrumentarium und die Organe der EWG für diesen Zweck noch nicht verfügbar sind? Die Diskussion über die Automobilpreise und über die konjunkturelle Entwicklung hat weiter klargemacht, daß der vorliegende Aktienrechts-Reformvorschlag und das bestehende Kartellgesetz unzureichend sind. Wir beklagen bei dieser Gelegenheit noch einmal, daß die Langsamkeit und Zaghaftigkeit von Bundesregierung und Mehrheit des Parlaments bei den notwendigen Reformen immer wieder zum Ausdruck kommt. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, daß die Bundesregierung und die Koalitionsparteien nun aus dieser bitteren Erfahrung vor den Augen der Öffentlichkeit die Lehre ziehen, daß nicht nur in diesem Fall kurzfristig etwas für den Augenblick geschehen muß, sondern daß ein Bündel von Maßnahmen entwickelt werden muß, damit in Zukunft den Problemen rechtzeitig Rechnung getragen werden kann. Die SPD wird auch in Zukunft ihre Aufgabe darin sehen, auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik ein ständiger Mahner von Bundesregierung und Parlamentsmehrheit zu bleiben. Das Wort hat der Herr Bundesminister für Wirtschaft. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Daß ich für die Vorlage eintrete, brauche ich wohl nicht besonders zu betonen. Ich darf aber doch einige Bemerkungen zu den Ausführungen des Sprechers der FDP wie der SPD machen. Es ist unbestreitbar, daß die Zollsenkung ein legitimes Mittel der Wirtschaftspolitik ist. Ich brauche kein Wort darüber zu verlieren, daß allé gegenteiligen Äußerungen und Behauptungen außerordentlich fadenscheinig und unwahrhaftig in sich selbst sind. Ich darf weiter sagen, daß die Zollsenkung für Automobile nicht etwa ein auf die Automobilindustrie gezielter Racheakt sein soll. Ein solches Gefühl liegt mir völlig fern. Es handelt sich, wie schon Kollege Schmücker sagte, nicht um eine Strafaktion oder dergleichen mehr, sondern um eine nüchtern überlegte Maßnahme. Ich darf daran erinnern, daß bei der Einbringung der SPD-Vorlage Staatssekretär Westrick wohl von allen Sprechern am ruhigsten reagiert hat — ein Beweis dafür, daß wir nicht aus einer emotionalen Wallung heraus für die Zollsenkung eingetreten sind, sondern aus wohlbedachten wirtschaftspolitischen — ja und auch staatspolitischen Gründen. Wenn Sie mit mir alle der Meinung sind, daß die deutsche Wirtschaft in gefährliche Bahnen gedrängt werden könnte, daß unsere Wettbewerbsfähigkeit immer mehr ins Schwanken gerät oder jedenfalls geschmälert wird, dann ist es doch eigentlich eine merkwürdige Reaktion, die Preise zu erhöhen; denn im allgemeinen wird die Wettbewerbskraft durch Preiserhöhungen nicht gestärkt, sondern noch einmal geschwächt. Wir stehen doch in einer Situation, in der wir endlich einmal — wir werden uns zum Beispiel beim Gutachtergremium darüber zu unterhalten haben — dafür Sorge tragen müssen, daß bei der Verobjektivierung der Tatbestände alle Gruppen und Schichten unseres Volkes zusammenwirken, um einem gefährlichen Treiben ein Ende zu bereiten, damit die Stabilität der Wirtschaft, die Erhaltung der inneren Kaufkraft unseres Geldes gewährleistet werden kann. Das ist die eigentliche Sorge. Wenn wir jetzt die Zölle für Automobile senken, dann soll sich damit nicht nur die Automobilindustrie angesprochen fühlen, sondern auch alle diejenigen, die vielleicht glauben — ungerechtfertigterweise —, nur weil der Markt es hergibt, ihre Preise erhöhen zu können. Auf solche Weise eben wird die Wettbewerbskraft zum Schaden aller Bevölkerungskreise immer stärker geschmälert. Im übrigen — zur FDP gewandt — muß ich Herrn Keller doch einiges antworten. Er sagte, wir könnten doch unseren Bürgern nicht zumuten — wie er meinte —, schlechtere ausländische Automobile zu kaufen. Wir muten es ihnen nicht zu, wir stellen es ihnen frei; das ist das Wesen der Marktwirtschaft. Immerhin, wenn zum Beispiel bei einer Wagenklasse Vizekanzler Dr. Dr. h. c. Erhard mit einem Preis von 5000 DM wie beim Volkswagenwerk auf der einen Seite 250 DM zugelegt werden und ein anderer, ausländischer Wagen 250 DM billiger wird, dann beträgt die Differenz 500 und nicht 250 DM. Dann wird die Sache schon interessanter, und das soll ja auch der Fall sein. Ich habe die Zollmaßnahme möglichst schnell nach der Erhöhung durchführen wollen. Das Kabinett war aber der Meinung, man solle doch noch einmal den Versuch machen, mit der Automobilindustrie zu reden. Nun, in der Zwischenzeit ist genug geredet worden. (Beifall in der Mitte. — Zuruf von der SPD: Den Eindruck haben wir auch!)





      (Beifall bei der SPD.)


    Rede von Dr. Thomas Dehler
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Dr. Ludwig Erhard


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


      (Hört! Hört! bei der SPD.)


      (Hört! Hört! bei der SPD.)


      (Beifall in der Mitte.)




      Die Zollmaßnahme war sogar der besondere Wunsch der FDP. Ich lese in dem Organ „Das freie Wort" vom 2. Mai — und das ist doch immerhin etwas überraschend nach der heutigen Aussage —:
      Wenn die Automobilindustrie nicht den Willen zeigt, tatkräftig mit dem Parlament und der Regierung zusammenzuarbeiten, um die Kaufkraft der D-Mark zu stabilisieren, dann muß sie sich auch gefallen lassen, dem freien Wettbewerb mehr als bisher ausgesetzt zu sein. Eine Senkung der Automobilzölle wäre jetzt ein brauchbares Mittel dafür.

      (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der SPD. — Zurufe: Sehr interessant! Es lebe „Das freie Wort"!)

      Nun zum Kollegen Kurlbaum. Herr Kurlbaum, bei Ihnen sind auch einige falsche Töne angeklungen, wenn Sie glauben, unsere Haltung zur Zollsenkung sei von einem Prestigedenken erfüllt gewesen.

      (Zurufe von der SPD: Na,. na! Sie sagten doch selbst: „nicht nur" I)

      Ich lehne es für meine Person ab, das Ringen um die Stabilität unserer Wirtschaft schließlich noch auf eine letzte Formel zu bringen: Duell zwischen Herrn Nordhoff und mir. Herr Nordhoff steht auf einer anderen Ebene als ich. Ich vertrete hier den Staat und die Interessen der deutschen Bürger.

      (Beifall in der Mitte.)


      (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

      — Ich will gar nicht polemisieren. — Die Zollpolitik hat sich als eine wirksame Maßnahme erwiesen.
      Ich darf Ihnen also aus den verschiedensten Gründen empfehlen, nicht nur mit dem Blick auf die Automobilindustrie, sondern aus allgemeinen, volkswirtschaftlichen, staatspolitischen und sozialen Gründen dieser Vorlage zuzustimmen.

      (Beifall bei der CDU/CSU.)