Rede:
ID0403110800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. Frau: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Berger-Heise.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 31. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1962 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1309 A Fragestunde (Drucksachen IV/388, IV/399) Frage des Abg. Rollmann: Vorstand der Lufthansa AG Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1309 B Frage des Abg. Rollmann: Gutachten über den Bau des Nord-Süd- Kanals Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1309 C, D Rollmann (CDU/CSU) 1309 D Fragen des Abg. Müller-Hermann: Abmessungen und Gewichte von Lastkraftwagen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1309 D, 1310A, C Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 1310 C, D Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Schließung des Haltepunktes Adelberg- Börtlingen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1311 A, B Riegel (Göppingen) (SPD) . . . 1311 A, B Frage des Abg. Wächter: Ausbau eines Zubringers an die Hansalinie Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1311 C, D Wächter (FDP) . . . . . . . . 1311 D Frage des Abg. Peiter: Zweigleisige Bahnstrecke im Lahntal Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1312 A Frage des Abg. Peiter: Zugverkehr zwischen Koblenz und Limburg Dr. Seiermann, Staatssekretär . 1312 B, C Peiter (SPD) 1312 B, C Frage des Abg. Ritzel: Sperre von Haushaltsmittel für den Straßenbau Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1312 C, D Ritzel (SPD) 1312 D Frage des Abg. Ritzel: Richtlinien für die Behandlung von Mehrfachtätern im Straßenverkehr Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1313 A, C Ritzel (SPD) . . . . . . . . 1313 B, C Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach): Ansteckende Krankheiten unter ausländischen Arbeitern Dr. Wuermeling, Bundesminister . . 1313 D, 1314 A, B, C Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . 1314 A, B Gerlach (SPD) . . . . . . . . 1314 B, C Frage des Abg. Dr. Kohut: Bereitstellung von Trockenmilch für den Krisenfall Dr. Wuermeling, Bundesminister . . 1314 C, 1315 A Dr. Kohut (FDP) 1314 D, 1315 A Frage des Abg. Dröscher: Erkrankungen an multipler Sklerose Dr. Wuermeling, Bundesminister . 1315 B, C Dröscher (SPD) . . . . . . . 1315B, C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 18. Mai 1962 Frage des Abg. Büttner: Erforschung der Ursachen der multiplen Sklerose Dr. Wuermeling, Bundesminister . . 1315 D, 1316 B, C, D Büttner (SPD) 1315D, 1316 A Dr. Bechert (SPD) 1316 B Rohde (SPD) . . . . . . . . 1316 B Fritsch (SPD) 1316 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise (Drucksache IV/212) Jacobi (Köln) (SPD) . . . 1316 D, 1337 A Dr. Ernst, Staatssekretär 1324 C Mick (CDU/CSU) 1329 A Frau Berger-Heise (SPD) 1332 A Dr. Imle (FDP) 1333 D Wittmer-Eigenbrodt (CDU/CSU) . 1334 D Dr. Czaja (CDU/CSU) 1337 B Baier (Mosbach) (CDU/CSU) . . 1337 B Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Fünfzehnten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (GATT-Ausgleichszugeständnisse) (Drucksachen IV/385, IV/412) ; in Verbindung mit dem Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Zwanzigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Frühkartoffeln) (Drucksachen IV/402, IV/413) und dem Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Einundzwanzigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Kraftwagen zum Befördern von Personen) (Drucksachen IV/410, IV/414) Dr. Löhr (CDU/CSU) . . . . . . 1337 D Schmücker (CDU/CSU) . . . . . 1339 C Keller (FDP) . . . . . . . . . 1340 D Kurlbaum (SPD) . . . . . . . . 1341 D Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 1343 C Dorn (FDP) . . . . . . . . . 1344 C Beschlußunfähigkeit 1344 D Nächste Sitzung 1344 D Berichtigungen 1344 D Anlagen 1345 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 18. Mai 1962 1309 31. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigungen Es ist zu lesen: 30. Sitzung Seite 1245 A Zeile 4 statt „15.03": 14.03; Seite 1296 B Zeilen 16/17 statt „noch viel": noch nicht viel. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 18. 5. Adorno 30. 6. Frau Albertz 18. 5. Altmaier* 18. 5. Dr. Arndt (Berlin) 18. 5. Dr. Aschoff 18. 5. Bauer (Würzburg) * 18. 5. Bauknecht 18. 5. Bazille 18. 5. Berberich 18. 5. Berkhan * 18. 5. Fürst von Bismarck 18. 5. Blachstein * 18. 5. Dr. Bleiß 18. 5. Dr. h. c. Brauer 18. 5. Dr. Brecht 15. 6. Brese 22. 5. Burckhardt 18. 5. Corterier 18. 5. Diekmann 18. 5. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 18. 5. Dr. Dittrich 18. 5. Frau Döhring (Stuttgart) 18. 5. Döring (Düsseldorf) * 18. 5. Drachsler 26. 5. Dr. Effertz 18. 5. Eisenmann 18. 5. Engelbrecht-Greve 18. 5. Erler 18. 5. Ertl 18. 5. Eschmann 18. 5. Faller 18. 5. Felder 18. 5. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) * 18. 5. Frehsee 18. 5. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 18. 5. Dr. Furler * 18. 5. Gaßmann 18. 5. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. Geiger 18. 5. Frau Geisendörfer 18. 5. Gerns * 18. 5. Gewandt 4. 6. Dr. Gleissner 18. 5. Glombig 11. 6. Gscheidle 18. 5. Haage (München) 18. 5. Hammersen 18. 5. Dr. Harm (Hamburg) 18. 5. Heiland 18. 5. Herold 18. 5. Dr. Hesberg 31. 5. Hilbert 18. 5. Dr. Höchst 25. 5. Höfler * 18. 5. Hörmann (Freiburg) 18. 5. Frau Dr. Hubert * 18. 5. Jacobs 31. 5. Frau Kalinke 18. 5. Killat 18. 5. Dr. Klein (Berlin) 1. 7. Klein (Saarbrücken) 18. 5. Dr. Kliesing (Honnef) * 18. 5. Koenen (Lippstadt) 9. 6. Dr. Kopf * 18. 5. Kraus 18. 5. Kriedemann 18. 5. Dr. Kübler 18. 5. Frau Dr. Kuchtner 31. 5. Kühn (Bonn) 18. 5. Lemmer 18. 5. Lenze (Attendorn) * 18. 5. Lermer * 18. 5. Lücker (München) 18. 5. Maier (Mannheim) 18. 5. Dr. Martin 18. 5. Mattick 18. 5. Maucher 18. 5. Mauk 18. 5. Frau Dr. Maxsein * 18. 5. Frau Meermann 25. 5. Menke 18. 5. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 18. 5. Dr. Menzel 31. 5. Merten 18. 5. Metzger 18. 5. Dr. Meyer (Frankfurt) * 18. 5. Michels 18. 5. Dr. Miessner 18. 5. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 18. 5. Müller (Erbendorf) 18. 5. Müller (Nordenham) 18. 5. Murr 18. 5. Neubauer 18. 5. Neumann (Allensbach) 11. 6. Oetzel 25. 5. Ollesch 18. 5. Paul * 18. 5. Frau Dr. Probst 18. 5. Rasner 26. 5. Frau Dr. Rehling * 18. 5. Frau Renger * 18. 5. Richarts 18. 5. Dr. Rinderspacher 18. 5. Dr. Roesch 18. 5. Rollmann 18. 5. Ruf 18. 5. Ruland 31. 5. Schlick 26. 5. Dr. Schmid (Frankfurt) 18. 5. Dr. Schneider (Saarbrücken) 12. 6. Schoettle 18. 5. Schultz 18. 5. Schütz * 18. 5. Dr. Schwörer 18. 5. Dr. Seffrin 18. 5. Seibert 18. 5. 'Seidl (München) * 18. 5. Dr. Serres * 18. 5. Dr. Siemer 18. 5. Stein 18. 5. Steinhoff 11. 6. Dr. Steinmetz 18. 5. Dr. Stoltenberg 18. 5. Stooß 18. 5. Storch 18. 5. Frau Strobel 18. 5. Dr. Vogel 18. 5. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. Dr. Wahl* 18. 5. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 26. 5. Weber (Georgenau) 18. 5. Welke 18. 5. Frau Welter (Aachen) 18. 5. Wendelborn 18. 5. Wienand * 18. 5. Dr. Zimmer * 18. 5. b) Urlaubsanträge Dr. h. c. Pferdmenges 25. 5. * Zur Teilnahme an der Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Umdruck 99 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD - Drucksache IV/212 -betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens 1. Oktober 1962 dem Bundestag einen Gesetzentwurf vorzulegen, der eine Wertzuwachsabgabe auf die Spekulationsgewinne aus Bauboden einführt oder durch den auf andere Weise Spekulationsgewinne abgeschöpft werden, die aus einer Steigerung der Bodenwerte und der Bodenpreise entstanden sind. Bonn, den 16. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 Umdruck 102 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einschränkung der Bautätigkeit (Drucksachen IV/341, IV/353, IV/411). Der Bundestag wolle beschließen: Der Absatz 4 des § 1 wird gestrichen. Bonn, den 16. Mai 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 18. Mai 1962 1347 Anlage 4 Umdruck 103 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD — Drucksache IV/212 — betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. in Zusammenarbeit mit den Ländern Maßnahmen zu prüfen, die eine verstärkte Ausweisung und Eischließung neuen Baulandes zur Deckung des erforderlichen Bedarfs fördern und die geeignet sind, in den Schwerpunkten des Wohnbedarfs eine dort nicht zudeckende Nachfrage nach Bauland auf Randgebiete, die in einer für die Auflockerung der Ballung angemessenen Entfernung liegen, im Rahmen einer wirksamen Raumordnung hinzuführen; über die Ergebnisse der Prüfung soll dein Bundestag ,bis zum 1. November 1962 berichtet werden; 2. alljährlich bis zum 15. Februar durch den Bundesschatzminister einen Bericht den Ausschüssen für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung 'und für wirtschaftlichen Besitz des Bundes darüber vorzulegen, in welchem Umfange Bundesgelände im vergangenen Kalenderjahr der Entbehrlichkeitsprüfung unterworfen war, wieviel als entbehrlich befunden und zu Zwecken des Wohnungsbaues und 'der Eigentumsbildung veräußert worden ist. Bonn, den 16. Mai 1962 Arndgen und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Josef Mick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir sind dem Herrn Kollegen Jacobi sehr dankbar, daß er in so guten Worten des Herrn Ministers Lücke sowie unseres Kollegen Brecht gedacht hat. Wir möchten in diesem Zusammenhang auch dem schwer erkrankten Kollegen Dr. Hesberg unsere besten Genesungswünsche ausdrücken.

    (Beifall.)

    Wir sind auch froh, daß der Herr Staatssekretär trotz seines Autounfalls hier erscheinen konnte, und wünschen seiner Frau baldige Genesung.

    (Beifall.)

    Sie 'sehen, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß die heutige Debatte unter keinem allzu glücklichen Stern steht, mindestens nicht insoweit, als es die an dieser Aussprache Beteiligten angeht.
    Nun, Herr Kollege Jacobi, wir werden Ihnen nicht vorwerfen, daß die heutige Aussprache so verfrüht gewesen ist wie die, die wir im Februar vergangenen Jahres geführt haben, — eine Aussprache, die nach meiner Meinung damals überflüssig war, die aber heute in manchem förderlich sein kann. Es war kurz nach der Verabschiedung des Bundesbaugesetzes, das wir übrigens nicht nur unter dem Aspekt seiner bodenordnenden Maßnahmen sehen sollten, sondern als ein Ganzes, als ein Gesetz, von dem wir sagen können, daß es auch heute noch als eine große Tat angesehen werden muß.
    In der Antwort der Bundesregierung ist sehr klar zum Ausdruck gekommen, daß man die Entwicklung der Bodenpreise verschieden beurteilen muß, daß es keine einheitliche Beurteilung gibt. Man kann durchaus von Kapriolen in den Ballungsgebieten sprechen. Das sind Kapriolen nicht nur bezüglich der Bodenpreise, das sind Kapriolen auch in bezug auf die Grundstücke, die nicht dem Wohnungsbau dienen. Wie Sie aus der Regierungserklärung entnehmen konnten, macht der Bodenbedarf für das Gut „Wohnung" nur 10 bis 15 % des Gesamtbodenbedarfs aus.
    Sie wissen alle, was in den Ballungsgebieten unserer Städte heute los ist: Arbeitskräftebedarf, Wohnungen für ledige Arbeiter, die von draußen herangezogen werden, ausländische Arbeitskräfte, die natürlich das Bestreben haben, in diesen Ballungsgebieten, in denen sie Arbeit gefunden haben, möglichts nur kurze Zeit alleinzustehen und möglichst bald ihre Familie zum Nachkommen zu bewegen.
    Nicht zuletzt ist festzustellen, daß eine Steigerung der Bodenpreise vor allem auch durch größere Industrieunternehmen bedingt ist, denen es gar nicht darauf ankommt, einen bestimmten geforderten Preis zu zahlen, um die von draußen angezogenen Arbeitskräfte irgendwie unterzubringen. Wenn wir all dem lediglich zuschauen, könnte die Entwicklung in den Ballungsräumen in der Tat zu einer Schraube ohne Ende führen.
    Es ist uns allen bekannt, daß sich Grund und Boden nicht vermehren läßt. Aber es ist ebenso bekannt, daß sich Bauboden vermehren läßt. Ich fürchte nur, daß wir in zunehmendem Maße dahin kommen, daß sich auch der Bauboden nicht mehr, zumindest nicht mehr an jedem Platz, vermehren läßt. Sie wissen, daß die bodenordnenden Maßnahmen des Bundesbaugesetzes auf eine vermehrte Erschließung zielten. Nun, neues Gelände kann man nur erschließen, wenn überhaupt noch Gelände vorhanden ist. Vor Monaten hörte ich aus einer westdeutschen Großstadt, daß man dort soeben das letzte Land erschlossen habe, und zwar mit einem Volumen für 40 000 Einwohner. Gleichzeitig hörte ich, daß dort nicht 40 000, sondern etwa 70- bis 80 000 oder gar noch mehr Einwohner dieser Stadt — oder auch solche, die noch vor den Toren der Stadt leben — hinsichtlich ihrer Wohnungsbedürfnisse befriedigt werden sollen. Da mag mir einer sagen, mit welcher Maßnahme man in dieser Stadt über den vorhandenen Grund und Boden hinaus neuen Boden zur Verfügung stellen kann, dazu noch zu entsprechenden Preisen.
    Wir kommen immer mehr dahin — und welcher Kommunalpolitiker steht diesem Problem nicht, ich möchte fast sagen, jeden Tag gegenüber —, daß sich die Situation in den Ballungsgebieten weiter zuspitzt. In diesen Räumen werden Grundstücke in Zukunft nur noch von Liebhabern erworben werden können und demgemäß werden auch Liebhaberpreise verlangt werden. Bei solchen Zuständen muß jede Maßnahme versagen, mit der man irgendwie noch Ordnung in die Entwicklung bringen will, es sei denn, man geht sie mit einem größeren Konzept an, und darauf werde ich nachher noch zu sprechen kommen.
    Wir haben die vorzeitige Erhebung der Erschließungsbeiträge beschlossen. Das setzt voraus, daß Gelände da ist, das erschlossen werden kann; sonst müßte ich mit einem beliebten Schlagwort antworten: Schau einmal durchs Fenster, wenn du keinen Kopf hast, erschließe Land, das nicht mehr vorhanden ist.
    Aber ich gebe zu, daß trotz der Vorziehung der Erschließungsbeiträge auch in den Gemeinden, in denen ausreichend Bauland zu Verfügung steht, oft große Schwierigkeiten zu überwinden sind. Es ist zweifellos nicht damit getan, daß wir hier sagen: die Gemeinde bekommt ja den Aufwand à fonds perdu zurück. Erstens einmal — und das liegt ja auch in der Großen Anfrage der SPD — sind nur 90 % des Erschließungsaufwandes nach dem Bundesbaugesetz beitragsfähiger Erschließungsaufwand. Darüber hinaus haben die Gemeinden hinsichtlich des nicht beitragsfähigen Erschließungsaufwandes eine große Last zu tragen. Da die Erschließungsgebiete gerade in den Gemeinden mehr und mehr ganz zwangsläufig an die Peripherie rücken, werden, ebenso zwangsläufig diese nicht einholbaren Kosten der Gemeinden bedeutend höher, und gerade diese Kosten sind es, die zuerst anfallen und nicht erstattet werden.
    Ich glaube, daß das ein Punkt ist, den wir einmal zur Beratung in d'en zuständigen Gremien stellen sollten, zumal in dieses Dilemma keineswegs die Gemeinden kommen, die mit Gewerbesteueraufkommen und allgemeinem Finanzaufkommen besonders gesegnet sind, sondern 'die Gemeinden, in denen an sich noch Ba'ugrun'd vorhanden ist, aber eben



    Mick
    diese Vorausleistung nicht so ohne weiteres erbracht werden kann.
    Eines möchte ich allerdings hinzufügen. Wir sehen es auch nicht als große Tat an, daß Kommunen mit der Ausweisung und Erschließung von Bauland etwa so lange warten, bis der letzte Quadratmeter in ihrem Besitz ist.

    (Sehr richtig! in der Mitte. — Abg. Jacobi [Köln]: Das gibt es doch so gut wie überhaupt nicht!)

    Ich bin der Ansicht, daß hier auch Bauland ausgewiesen werden kann, ohne daß sich — ich überspitze etwas, Herr Kollege Jacobi — jeder Quadratmeter bereits im Besitz der Kommune befindet.

    (Sehr richtig! 'bei 'der CDU/CSU.)

    Damit bestreite ich nicht das Recht auf Vorratswirtschaft der Kommunen in bezug auf Bauland; aber ich 'bin der 'Meinung, daß man heute weniger auf Vorratswirtschaft als 'darauf sehen sollte, Bauland schnell auf den Markt zubringen.

    (Abg. Jacobi [Köln] : Die Kommunen, die heute noch wirkliche Vorratswirtschaft betreiben, sind dünn gesät; das wissen Sie!)

    — Herr Kollege Jacobi, dazu könnte man einen
    besonderen Beitrag leisten, und unser Beitrag
    würde wahrscheinlich von jeweils anderen Kommunen ausgehen als Ihr Beitrag; das können wir einmal in anderem Zusammenhang in bezug auf Erschließungskosten, von denen ich soeben sprach, sehr wohl tun, weil mir hier ein 'Sachzusammenhang gegeben zusein scheint.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das zweite ist und war die Grundsteuer C. Es ist doch sehr interessant, was für ein Schreckgespenst gerade in den letzten Tagen aus der Grundsteuer C gemacht worden ist. Ich bin überzeugt, daß dieses Schreckgespenst nun auch bei der jetzigen Debatte noch ,auf Sie losgelassen wind. Ich habe sehr viel Verständnis dafür, daß etwa der Bundesfinanzminister die Grundsteuer C als nicht opportun ansieht. Ich weiß nicht, ob er es so ohne weiteres bei einer Steuer tun würde, die in den Bundeshaushalt fließt. Ich halbe auch Verständnis, daß der Kollege Dr. Imle einiges dazu gesagt hat und auch Argumente hierfür ins Feld geführt hat; allerdings lasse ich sie keineswegs gelten.
    Ich sehe noch die Situation im 3. Deutschen Bundestag vor mir, wo es ja über die Grundsteuer C eine namentliche Abstimmung gab. Die damals gegen die Grundsteuer C waren — das werden Sie mir zugeben, Herr Kollege Jacobi —, waren wahl aus sehr unterschiedlichen Motiven — wenn ich die rechte und linke Seite dieses Hauses betrachte — dagegen. Jetzt wird wieder einmal der berühmte kleine Mann heraufbeschworen, jeder kleine Mann, den die 'Grundsteuer C in den Ruin treibt, und jene Spekulanten und Großgrundbesitzer, die sie aus der linken Westentasche bezahlen. — Das dritte Argument lautet, diese böse Grundsteuer C habe eine weitere Überhitzung des Baumarktes zur Folge.

    (Abg. Jacobi [Köln]: Dann müssen Sie aber erst einmal sehen, daß Ihr Herr Stiller stiller wird!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn 'diese Argumente stimmen, deren Beweiskraft im übrigen durch nichts, aber auch durch gar nichts erwiesen worden ist, auch nicht etwa vom Bund der 'Steuerzahler, wenn es also stimmt, daß der kleine Mann nun gezwungen ist, seine Grundstücke wegen der Grundsteuer C auf den Markt zu werfen, dann müßten wir, 'was Baugrundstücke angeht, in dulci jubilo leben, dann müßten wir ein Überangebot an Baugrundstücken und wahrscheinlich auch den entsprechenden Preis haben. Es wird mir doch gewiß niemand nachweisen wollen, daß baureife Grundstücke etwa nur im Besitz von Großgrundbesitzern oder sogenannten Spekulanten sind. Wenn ich durch unsere Städte gehe und die Hunderte und Tausende von Baulücken feststelle, zum Teil auch noch Trümmergrundstücke, und wenn ich dann den Eigentumsverhältnissen nachgehe, finde ich selten einen Großgrundbesitzer oder einen Spekulanten, sondern ich finde die Leute, denen es einfach zuviel Mühe, vielleicht auch zuviel Sorgen macht, wiederaufzubauen.
    Von hierher gesehen scheint mir also das Schlagwort, die Grundsteuer C stelle eine kalte Enteignung dar, in keiner Weise berechtigt zu sein. Wenn das der Fall wäre, brauchten wir wahrscheinlich die heutige Aussprache überhaupt nicht. Wir brauchten sie höchstens in dem Punkt zu führen, die Grundsteuer C abzuschaffen, weil etwa behauptet werden könnte, das Angebot auf dem Baulandmarkt sei so hoch, daß wir auf diese Steuer verzichten könnten.
    Aber es scheint, daß noch ein anderes Argument ausgeräumt werden muß, nämlich das Argument, die Grundsteuer C überhitze die Baukonjunktur. Es ist gegenwärtig eine 'beliebte Taktik, etwas unter dem Stichwort „Überhitzung der Baukonjunktur" anzugreifen. Es ist nur merkwürdig, daß diese Angriffe in bezug auf die Überhitzung der Baukonjunktur in vermehrtem Umfang auf 'den Wohnungsbau gerichtet sind. Sie werden mir zugeben, daß hier einige Tendenz obzuwalten scheint. Dabei meine ich den Wohnungsbau nicht in seiner Gesamtheit. Sie werden bei dem später zu behandelnden Gesetzentwurf sehen, daß wir sehr wohl hier versucht haben, auch Bremsen anzulegen. Selbst wenn der Vorwurf zuträfe, daß trotz der Baulandsteuer C ein verstärkter Wohnungsbau möglich sei, würde ich Ihnen in aller Offenheit sagen, daß wir auch dann an dieser Baulandsteuer C zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt festhalten würden. Es darf keine Konjunktur damit gedämpft oder gebändigt werden, daß man lebensnotwendigen Bedarf — und das Gut Wohnung ist im gegenwärtigen Zeitpunkt noch lebensnotwendiger Bedarf, der nicht ausreichend gedeckt ist — einfach vom Tische wischt, um eventuell dadurch zu einer ausgeglichenen Angebots- und Nachfragesituation zu kommen.
    Wir haben aber auch noch einige andere Fragen zu stellen. Inwieweit ist von den im Bundesbau-



    Mick
    gesetz enthaltenen Möglichkeiten, bodenordnende Maßnahmen zu treffen, Gebrauch gemacht worden? Inwieweit hat z. B. eine vermehrte Erschließung stattgefunden? Inwieweit haben z. B. Planungsgemeinschaften sich gebildet? Ich habe, Herr Kollege Jacobi, in Ihrer Großen Anfrage die Frage vermißt, inwieweit sich überörtliche Planungsgemeinschaften gebildet haben und auch zu Erfolgen gekommen sind. Das ist kein Vorwurf. Aber wir sollten dieser Frage nachgehen und ihr unter Umständen größeres Gewicht verleihen.

    (Abg. Jacobi [Köln] : Herr Kollege, Sie entsinnen sich, daß ich seit Jahren predige, Bodenordnungsgesellschaften zu bilden! Das Ganze ist mir also durchaus bekannt, und auch die Wichtigkeit!)

    — Schön; das habe ich auch ohne weiteres unterstellt, Herr Kollege Jacobi.
    Wenn man sich nun die Grundsteuer C ansieht, eines der Mittel, die das Bundesbaugesetz vorsieht, so kommt man, soweit überhaupt ein Katalog dessen, was in den einzelnen Gemeinden geschehen ist, vorliegt, zu dem Ergebnis, daß in den Kommunen, in denen noch große Wohnungsnot, ein großer Baulandbedarf vorhanden ist, daß man in einem Teil dieser Großstädte — ich nenne Bremen, Hamburg, München — von den Möglichkeiten der Grundsteuer C einen sehr sparsamen Gebrauch gemacht hat. Wahrscheinlich hat man dort seine guten Gründe, die ich nicht untersuchen will und auch nicht untersuchen kann. Wenn man aber hier sagt, das Bundesbaugesetz habe in seinen bodenordnenden Maßnahmen versagt, dann muß man auch den Nachweis führen, daß alle Möglichkeiten, die es enthält, auch restlos ausgeschöpft worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Jacobi: [Köln]: In der Zeit ist der Patient gestorben!)

    Es wird auch mit dem Hebesatz von 1000 % polemisiert. Nun, soweit ich den Katalog in der Hand habe, sind es vier Gemeinden, die für die Grundsteuer C einen Hebesatz von 1000 % festgelegt haben. Ich halte es Rir einen sachlichen Beitrag zu dieser Aussprache, wenn man nun durch die Lande zieht und so tut, als wenn das allgemein gültig wäre. Meine Damen und Herren, wir haben nicht vier Gemeinden in der Bundesrepublik, sondern 10 000 oder sogar noch mehr,

    (Abg. Jacobi [Köln]: Über 24 000!) die den Hebesatz festsetzen können.

    Es ist ganz klar, daß sich in dieser Baulandsituation die Frage nach der Gerechtigkeit — was ist ein gerechter Preis für den Boden? — besonders drängend stellt. Jeder, dem es um das allgemeine Wohl zu tun ist, wird sich diese Frage gestellt haben. Der Herr Kollege Jacobi hat hier einen ganzen Katalog von Vorschlägen aufgezählt, und die SPD hat dazu einen Antrag gestellt. Hier muß ich allerdings die Frage stellen: Wie wollen wir z. B. bei einer Planungswertabgabe, bei einer Abschöpfung des unverdienten Wertzuwachses oder wie diese Maßnahmen noch alle heißen sollen, erreichen, daß die Baugrundstücke auf den Markt kommen, ohne daß drakonischste Enteignungsdrohungen dahinterstehen?

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Das ist die Frage, die wir uns zu stellen haben. Wie ist es möglich, unter diesen Umständen noch Grundstücke ohne drakonische Enteignung auf den Markt zu bringen? Wir werden uns ja, Herr Kollege Jacobi, mit Ihrem Antrag irgendwie wieder zu beschäftigen haben.

    (Abg. Jacobi: [Köln]: Irgendwie ist gut! Im Ausschuß! Nicht wie das letzte Mal, wo wir ihn nicht wiederfanden!)

    Diese Frage, Herr Kollege Jacobi, mögen Sie schon jetzt sehr reiflich untersuchen. Wie wollen Sie die Baugrundstücke auf den Markt bringen, wenn die Enteignung — wie es der Kollege Brecht einmal von diesem Pult aussprach — auch Ihre Ultima ratio und nicht das vordergründigste Mittel sein soll?

    (Abg. Jacobi: [Köln]: Nein, nein, nein, damit kommen Sie bitte nicht mehr! Enteignung ist das Allerletzte für uns!)

    Ich habe bereits kurz über die Frage der überörtlichen Planungsverbände gesprochen. Ich bin mir darüber klar, daß wir auch mit diesen Maßnahmen nicht das Stadium erreichen werden, wo wirklich wieder eine freiere Gestaltung möglich ist. Nehmen wir die Situation z. B. in meiner Heimatstadt! Aus den Statistischen Mitteilungen der Stadt Köln ergibt sich, daß sich im Jahre 1961 im Jahresdurchschnitt der Wohnungsbau mit dem Nichtwohnungsbau ungefähr die Waage gehalten hat. Jeder, dem es um eine gesunde Ordnung auch in unseren Großstädten ernst ist, muß es aber doch etwas mit der Angst zu tun bekommen, wenn er etwa die Statistik vom Januar 1962 zur Kenntnis nimmt. In der Statistik der Stadt Köln kann man lesen, daß im Januar 1962 Anträge für den Wohnungsbau in Höhe von 16,3 Millionen DM, Baugenehmigungen für den Nichtwohnungsbau dagegen in Höhe von 56,5 Millionen DM zu verzeichnen sind.
    Man könnte sagen, hier wirkt sich der Baustopp aus. Nun, meine Damen und Herren, die Erörterung über den Baustopp war ja auch im vergangenen Jahre im Schwange. Aber die Zahlen sahen damals anders aus. Januar 1961: 15,1 Millionen DM Wohnungsbau und 17,4 Millionen DM Nichtwohnungsbau.
    Mir wird hier aus einem Grunde angst und bange: diese Nichtwohnungsbauten im Werte von 56,5 Millionen DM werden auch wieder eine große Anzahl Menschen in diese Stadt ziehen.
    Der Fall der Stadt Köln ist wohl kein Einzelfall, sondern was sich hier tut, läßt sich mit mehr oder weniger Varianten auch auf die verschiedensten Großstädte der Bundesrepublik übertragen. In den freien Raum, meine sehr verehrten Damen und Herren, werden wir nur kommen, wenn wir in Fragen der Raumordnung endlich das Konzept gefunden und entsprechende Gesetze verabschiedet haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das darf auch nicht daran scheitern, ob in dem entsprechenden Ministerium sechs Stellen mehr oder



    Mick
    sechs Stellen weniger geschaffen werden können. Wir möchten wirklich wünschen, daß die Bundesregierung sehr bald ihr Konzept vorlegt — es sind schon genug Schäden aufgetreten —, wenn wir Dauerschäden zumindest so früh wie möglich — es ist ohnehin schon reichlich spät — entgegentreten wollen.
    Die Menschen sind allezeit dem Brot und den guten Lebensbedingungen nachgezogen. Sorgen wir dafür, daß den Menschen da, wo sie noch Raum haben, Brot und erträgliche Lebensbedingungen geschaffen werden, dann werden wir manches Problem, welches heute noch so hart aussieht, lösen können. Ein Herumdoktern am Detail kann diese Schäden insgesamt nicht beheben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Berger-Heise.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Margarete Heise


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Herren und Damen! Sehr verehrter Herr Staatssekretär! Nur zu einem Komplex Ihrer Beantwortung unserer Großen Anfrage ein paar Worte, und zwar zu der Aktion „Bauland aus Bundesbesitz”.
    Sehr verehrter Herr Dr. Ernst, es ist ja nicht so, daß die Bundesregierung ganz still und heimlich ihren Besitz an Bundesland eingeschleust hätte, sondern im vergangenen Jahr sprachen die Regierung und die regierungstreue Presse davon, daß jetzt eine Bodenreform neuen Stils vorgenommen werden soll. Es wurde von einer Umverteilung des Baubodenvermögens des Staates zugunsten seiner baulustigen Bürger gesprochen. Nun gut, das war kurz vor der Bundestagswahl und machte sich gedruckt ganz gut. Aber was wirklich geschehen ist, haben wir heute mit Bedauern gehört.
    Ich möchte einmal etwas zu der Prozedur sagen. Am 27. Juni 1961 hat der Bundesminister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes Richtlinien für die Veräußerung von Liegenschaften des Bundes erlassen. Dann hieß es, daß zur Sicherstellung des mit der Veräußerung von Bundesliegenschaften angestrebten Zieles ein Ausschuß aus Vertretern der Wohnungswirtschaft und Vertretern der Bundesregierung gebildet wird. Am 11. August 1961 ist die Rechtsverordnung über die Grundsätze für die Ermittlung des Verkehrswertes von Grundstücken verkündet worden, und im September ist sie in Kraft getreten. Dieses Instrumentarium ist also seit fast einem Jahr vorhanden.
    Wir haben uns in unserer Anfrage naturgemäß auf einige Einzelheiten beschränkt. Ich möchte dem aber noch etwas hinzufügen; ich glaubte, Sie würden das etwas umfassender beantworten. Ich möchte fragen: Was steht denn nun wirklich an Bundesland dem Bauwilligen zur Verfügung? Stimmt es, daß von den 40 000 ha Bundesland — jetzt abgesehen von dem Bundesbesitz, den Post und Bundesbahn haben — 32 000 ha für den Wohnungsbau von vornherein ungeeignet sind? Stimmt es, daß von den restlichen 8000 ha zirka 3000 ha für die Bundeswehr benötigt wurden, also — nicht nur jetzt, sondern auch in
    Zukunft — nur 5000 ha für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden können? Wieviel Hektar davon sind baureifes Land und wieviel sind Bauerwartungsland? Ich möchte einmal an einem Beispiel aufzeigen, wie wenig das sein kann. Sie haben vorhin fairerweise auch das Land Hessen erwähnt und haben gesagt, daß dieses unter den Sozialbonus des Bundes gegangen sei, indem es statt 30 % 40 % Preisnachlaß für landeseigenes Bauland gewährt. Die Länder mußten etwas tun; denn diese Aktion des Bundes hat ja bei den bauwilligen Bürgern das Bedürfnis nach Bauland verstärkt. In Hessen waren z. B. 724 ha unbebautes Bauland des Bundes vorhanden. Für die Bundeswehr wurden davon 707 ha reserviert, so daß für diese groß aufgezogene Aktion des Bundes ganze 17 ha zur Verfügung standen. Die Parole der Bundesregierung hat die Länder also in nicht geringe Verlegenheit gebracht.
    Heute haben wir vom Herrn Staatssekretär gehört, daß 98 ha verteilt sind und 291 ha in der Verteilung begriffen sind. Das sind nach einem Jahr 389 ha statt der vor einem Jahr für Bauwillige angekündigten 40 000 ha Land aus Bundesbesitz. War es nicht der Sinn der Bereitstellung von Bundesland, durch ein vergrößertes Angebot auch die Baupreise zu senken? Sollte diese Aktion nicht eigentlich eine Unterstützung der im Bundesbaugesetz vorgesehenen, damals aber noch nicht wirksam gewordenen Maßnahmen sein? Beides — Bundesbaugesetz und Baulandaktion — scheint doch unzulänglich zu sein. Darüber müssen wir uns wohl heute in der Debatte einmal klar werden; denn diese Maßnahmen haben eines nichtbewirkt: sie haben nicht die dauernd steigenden Bodenpreise auffangen können.
    Was bleibt also Zusätzliches zu tun übrig? Wir haben Ihnen noch einmal eine Wertzuwachsabgabe auf die Spekulationsgewinne aus Bauboden vorgeschlagen und meinen, .daß damit die Spekulationsgewinne abgeschöpft werden würden. Ich kenne Ihre Bedenken; ich weiß, daß Sie immer wieder sagen, 'dann werde kein Bauland mehr angeboten. Nun, wir haben in der Bundesrepublik allein 3500 dem Ring Deutscher Makler angeschlossene Makler und dazu noch etwa 1700 Vermittler, die Bodenankauf und -verkauf als ein sehr einträgliches Hobby betreiben. Ein Schulbeispiel, das neulich durch einen Prozeß bekannt wurde, war ein Arzt in München, der seine Sprechstunden einschränkte und dafür Bodenspekulation betrieb. Wir sollten also annehmen, daß diese Makler, die im Jahre 1960 Häuser und Grundstücke im Werte von immerhin annähernd 16 Milliarden DM vermittelt haben, nun nicht plötzlich arbeitslos werden wollen. Auch wenn Sie verschärfte 'Maßnahmen durchführen, wird es weiterhin einen Bodenmarkt geben. Wenn die Spekulanten in der Bundesrepublik endlich einmal spürten, daß die Bundesregierung ,den ernsten Willen hat, den Bodenmarkt in den Griff zu bekommen, würde dieser auch trotz geringerer Gewinnspannen nicht schrumpfen. Heute haben die Baulandspekulanten freies Feld, und ihre Opfer sind nun einmal in erster Linie die Bausparer. 30 000 DM, die sich jemand angespart hat, reichen heute meist nur noch für den Bauboden und nicht mehr für das Häuschen aus.



    Frau Berger-Heise
    Ich will Ihnen ein Beispiel dafür geben, welchen Einfluß die Bodenpreise auf die Preise für Reihenhäuser haben. Ein Reihenhaus von 110 qm — ich habe das aus einer Fachzeitschrift, nicht aus einem Boulevardblatt — auf einem jeweils 250 qm großen Grundstück — ,also wirklich ein sehr bescheidenes Haus — kostet in einfacher Ausstattung bei derselben gemeinnützigen Baugenossenschaft, die mit anerkannt niedriger Gewinnmarge arbeitet, schlüsselfertig in Stuttgart-Sillenbusch 110 000 DM, in Eislingen bei Göppingen 75 000 DM und in Ehingen an der Donau 55 000 DM. 'Dieser Preisunterschied ist vor allem auf die unterschiedlichen Grundstückspreise zurückzuführen. Wer aber in Stuttgart arbeitet, kann leider nicht in Ehingen wohnen.
    Nun sagt die Bundesregierung: Die Baulandpreise sind zum Stillstand gekommen. Je näher unsere Anfrage rückte, um so mehr konnte man das auch in der Ihnen gut gesonnenen Presse lesen. So lautete also die Parole der Regierung. Ist das wirklich so? Für den Bauwilligen ist es ganz uninteressant, wenn die Preise in schwindelnder Höhe zum Stillstand kommen.

    (Sehr richtig! bei 'der SPD.) Er braucht erschwingliche Baulandpreise.


    (Beifall bei der SPD.)

    Beträchtliche Zugänge bei den Bausparkassen lassen heute die Zuteilung vor dem vertragsmäßig vorgesehenen Zeitpunkt zu. Soweit ich den Berichten der Bausparkassen entnehmen konnte, haben zur Zeit etwa 850 000 Familien einen zuteilungsreifen Vertrag. Leider können sie die Gelder nicht in Anspruch nehmen, weil sie für Grundstück und Haus nicht mehr reichen. Daß die Makler von einer Beruhigung auf dem Baulandmarkt sprechen, nachdem die Preise astronomische Höhen erreicht haben, nutzt dem Bausparer nichts.
    Dazu kommen die Maßnahmen des sogenannten Lückeschen Abbaugesetzes. Wir werden ab 1. Juli 1963 auf einem weiten Sektor freie Mieten haben. Höhere Mieten werten die Grundstücke auf, und steigende Grundstückserträge führen dann wieder zu höheren Bodenpreisen in der näheren Umgebung. Mit den im Bundesbaugesetz vorgesehenen Maßnahmen und mit der zu zögernd anlaufenden Aktion „Bauland aus Bundesbesitz" ist diese Hydra nicht zu bändigen. Wir Sozialdemokraten sind jedoch an der Aktion „Bauland aus Bundesbesitz" durchaus interessiert. Sie geht schließlich auf unsere Große Anfrage auf Drucksache 2436 der vorigen Legislaturperiode zurück.
    Ein Wort noch — besonders an Sie, Herr Staatssekretär — zur Prozedur. Die Oberfinanzdirektionen sind im Besitz der Listen über den Besitz des Bundes an Bauland; diese Listen liegen in den Ländern aus. Der Kaufanwärter kann sie einsehen. Sie sagten vorhin, daß von der Inanspruchnahme der Gutachterausschüsse nur wenig Gebrauch gemacht werde. Ich höre, daß auch nur wenige Leute diese Listen einsehen. Man geht lieber zu seinem Bürgermeister als zur Oberfinanzdirektion. Es nutzt den Leuten aber auch nichts, wenn sie zur Oberfinanzdirektion gehen und die Listen mit dem Bauland des
    Bundes einsehen. Darin ist nämlich nicht klar verzeichnet, welches Land der Bundesverteidigungsminister davon noch beansprucht. Außerdem habe ich Fachzeitschriften entnommen, daß es dem Kaufanwärter überlassen bleibt, das dort ausgewiesene Bauland auf seine Bebaubarkeit hin zu prüfen. Wie soll er das machen? Wenn es in der Nähe einer Gemeinde liegt, bekommt er von der Gemeinde wahrscheinlich den Bescheid, daß man nichts sagen könne, da es sich um Land im Besitz des Bundes handele. Der Betreffende landet also wieder bei der zuständigen Oberfinanzdirektion.
    Noch ein Wort zu den Gutachterausschüssen. Wir haben damals gesagt, sie seien zu schwach. Sie empfehlen Richtpreise; das heißt, die Gutachten sind unverbindlich. Darum, Herr Staatssekretär, werden sie von den Käufern auch nur selten aufgesucht. Kein Verkäufer braucht sich nach ihren Feststellungen zu richten. Daß ein Bewerber mal hin und wieder auf einen Kauf verzichtet, wenn der Bodenpreis allzu hoch ist und allzu hoch über dem Verkehrswert des Baubodens der Umgebung liegt, mag zugegeben sein. Ich glaube aber nicht, daß die Gutachterausschüsse in ihrer jetzigen Funktion zu irgendeinem Zeitpunkt eine besondere Bedeutung erlangen werden. Bestimmt sind sie bis heute kein geeignetes Instrument zur Dämpfung der Bodenpreise.
    Auf diese zusätzlichen Fragen erbitten wir von Ihnen noch eine Antwort.

    (Beifall bei der SPD.)