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ID0402020800

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    Deutscher Bundestag 20. Sitzung Bonn, den 15. März 1962 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/248) — Erste Beratung — 699 B Fragestunde (Drucksache IV/239) Frage des Abg. Varelmann: Darlehen an Wirtschaftsbetriebe zur regionalen Wirtschaftsförderung Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 699 C, 700 A, B Varelmann (CDU/CSU) . . . . 700 A, B Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Sicherheitsvorkehrungen bei Banken und Sparkassen Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 700 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 700 D Frage des Abg. Ertl: Bodenvorratskäufe der Städte Dr. Westrick, Staatssekretär . . 700 D, 701 A, B, C, D Ertl (FDP) 701 A Dr. Brecht (SPD) 701 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 701 D Frage des Abg. Jacobi (Köln):: Energie-Enquete Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 701 D, 702 B Jakobi (Köln) (SPD) 702 A, B Fragen der Abg. Dröscher und Schultz: Verordnung der französischen Regierung betr. die Neupflanzung von Weinbergen zur Herstellung von „Cognac" Schwarz, Bundesminister . . . 702 B, C, D, 703 A Dröscher (SPD) ........702 D Schultz (FDP) .........703 A Frage des Abg. Dröscher: Lieferprämie für Roggen Schwarz, Bundesminister . . . . 703 B, D Dröscher (SPD) 703 D Frage des Abg. Ertl: Einfuhr von Getreide Schwarz, Bundesminister . . 704 A, B, C Ertl (FDP) 704 B Wächter (FDP) . . . . . . . 704 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 Frage des Abg. Dürr: Pflichtjahr für Mädchen Blank, Bundesminister 704 C, D Dürr (FDP) 704 D Frau Welter (Aachen) (CDU/CSU) 704 D Frage des Abg. Wittrock: Gleiche Lohnzahlung für Männer und Frauen gemäß Art. 119 des EWG-Vertrages Blank, Bundesminister . . 705 A, B, C, D, 306 A, B, C Wittrock (SPD) 705 A, C Frau Dr. Elsner (SPD) . . 705 D, 706 A Jahn (SPD) 706 B Büttner (SPD) 706 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 706 B Frage des Abg. Dröscher: Dauer der Verfahren bei den Sozialgerichten Blank, Bundesminister 706 C, D 707 A, B Dröscher (SPD) 706 D Fritsch (SPD) 707 A Frage des Abg. Jahn: Äußerung des Staatssekretärs Dr. Claussen über die Zahl der Beamten des Bundessozialgerichts Blank, Bundesminister . . . . . 707 B, C Jahn (SPD) 707 C Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Verbindungsstraße zwischen Schleswig und dem Truppenübungsplatz Langsee Hopf, Staatssekretär 707 D Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Schäden durch Benutzung von Gemeindewegen im Umkreis des Truppenübungsplatzes Langsee Hopf, Staatssekretär 708 A Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Zugang von der E 3 zum Truppenübungsplatz bei Idstedt Hopf, Staatssekretär 708 A Frage des Abg. Seuffert: Veteranen der Blauen Division als Gäste der Bundesmarine in Barcelona Hopf, Staatssekretär 708 B Frage des Abg. Schmidt (Würgendorf) : Einrichtung eines Verkehrsflughafens „Lipperhöhe" Hopf, Staatssekretär . . . 708 B, C, D Schmidt (Würgendorf) (SPD) . 708 C, D Frage des Abg. Wacher: Vorräte der Bundeswehr an Gerät und Material Hopf, Staatssekretär 708 D Frage des Abg. Dr. Mommer: Gehwege an Bundesstraßen im Nachbarortsverkehr Dr. Seiermann, Staatssekretär 709 A, C, D Dr. Mommer (SPD) 709 B Frage des Abg. Regling: Äußerung des Bundesverkehrsministers über die Hilfe für Kommunen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 709 D, 710 A Regling (SPD) 709 D Frage des Abg. Schmidt (Würgendorf) : Verkehrsunfälle auf der Bundesstraße 54 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 710 B, C Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . . 710 C Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Schilder an der B 212 und der B 69/211 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 710 C, 711 A Müller (Nordenham) (SPD) . . . . 711 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 311 B Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Tragung des Impfrisikos bei Schutzimpfungen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 711 C, D Frau Dr. Hubert (SPD) 711 C Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154); verbunden mit Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 III Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Drucksache IV/158) und Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233) Dr. Martin (CDU/CSU) 712 A Lohmar (SPD) . . . . 715 D, 753 B Dr. Hellige (FDP) 721 D Höcherl, Bundesminister . 726 A, 754 B Dr. Süsterhenn (CDU/CSU) . . . . 737 B Dr. Frede (SPD) 740 D Frau Funcke (Hagen) (FDP) . . • 745 A Sänger (SPD) 749 A Frau D. Maxsein (CDU/CSU) . . 751 C Nächste Sitzung 755 C Anlagen 757 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 699 20. Sitzung Bonn, den 15. März 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Arendt (Wattenscheid) 15. 3. Dr. Arnold 16. 3. Dr. Atzenroth 23. 3. Dr. Dr. h. c. Baade 13. 4. Dr. Barzel 16. 3. Bergmann 15. 3. Berlin 23. 3. Dr. Birrenbach 16. 3. Fürst von Bismarck 15. 3. Brand 15. 3. Corterier 15. 3. Grainer 12.4. Dr. Danz 15. 3. Deringer 15. 3. Dr. Dichgans 15. 3. Drachsler 15. 3. Engelbrecht-Greve 15. 3. Dr. Eppler 16. 3. Dr. Furler 16. 3. Geiger 16. 3. Glombig 16. 3. Hahn (Bielefeld) 16. 3. Dr. Hesberg 6.4. Illerhaus 15.3. Iven (Düren) 15.3. Frau Jacobi (Marl) 16. 3. Killat 15. 3. Klein (Saarbrücken) 15. 3. Dr. Kohut 20.3. Kraus 16. 3. Dr. Kreyssig 15. 3. Krüger 31. 3. Kühn ,(Hildesheim) 16. 3. Leber 15. 3. Lenz (Bremerhaven) 16. 3. Lenz (Brühl) 15. 3. Lenze ,(Attendorn) 15. 3. Liehr (Berlin) 16. 3. Dr. Löbe 16. 3. Dr. Löhr 14.4. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 16. 3. Dr. Menzel 31. 3. Michels 15.3. Dr. Miessner 31. 3. Müller (Remscheid) 15. 3. Dr. Müller-Emmert 16. 3. Neumann (Allensbach) 16. 3. Oetzel 7. 4. Dr. h. c. Pferdmenges 23. 3. Dr. Philipp 15. 3. Pöhler 16. 3. Ramms 15. 3. Dr. Reinhard 16. 3. Reitzner 31. 3. Riedel (Frankfurt) 31. 3. Scheppmann 15. 3. Schlick 14. 4. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Schmid (Frankfurt) 15. 3. Dr. Schneider 26. 3. Schütz 15. 3. Seifriz 16. 3. Dr. Sinn 16. 3. Stein 15. 3. Steinhoff 16. 3. Storch 15. 3. Stooß 15. 3. Striebeck 23. 3. Theis 15. 3. Verhoeven 16. 3. Walter 15. 3. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 23. 3. Weinkamm 16. 3. Wullenhaupt 16. 3. b) Urlaubsanträge Spitzmüller 15. 5. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Dr. Hettlage auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Riedel (Frankfurt) (Fragestunde der 19. Sitzung vom 14. März 1962, Drucksache IV/239, Frage V/1): Wie werden sich die Einnahmen aus der Grundsteuer in den nächsten Jahren unter dem Gesichtspunkt der auslaufenden Begünstigungen entwickeln? Die 10jährige Grundsteuerbefreiung für neue Wohnungen nach § 7 und § 92 des II. Wohnungsbaugesetzes hat im Jahre 1961 bei der Grundsteuer zu einer Minderung des Grundsteueraufkommens um etwa 420 Mio DM geführt. In dem. Grundsteueraufkommen des Jahres 1961 mit insgesamt 1720 Mio DM ist ein Teilbetrag von 30 Mio DM enthalten, der darauf zurückzuführen ist, daß die Grundsteuerbefreiung für Neubauten aus dem Jahre 1951 fortgefallen ist. In den kommenden Jahren ist mit einem weiteren Zuwachs des Grundsteueraufkommens wegen der ausgelaufenen 10-Jahresfrist urn jährlich etwa 35 Mio DM und ab 1965 um jährlich etwa 40 bis 45 Mio DM zu rechnen. Anlage 3 Umdruck 43 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Drucksache IV/158). 758 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. gemeinsam mit dem Berliner Senat und den Regierungen der anderen Länder in der Bundesrepublik dafür zu sorgen, daß Berlin eine der geistigen und kulturellen Metropolen der freien Welt bleibt, seine Aufgabe als Hauptstadt Deutschlands erfüllen und seine freiheitliche Lebensform bewahren und gestalten kann. Dazu ist notwendig der Ausbau aller Bildungseinrichtungen der Stadt von den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen bis zu den Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten und den Institutionen der Erwachsenenbildung. Die Städtischen Bühnen und andere künstlerische Einrichtungen Berlins müssen gefördert werden. Ein Zentrum für die pädagogische Forschung sollte in Berlin gegründet werden. Kulturelle Institutionen internationalen Charakters, vor allem neue Einrichtungen der UNESCO, können in Berlin eine Stätte für eine weltoffene Arbeit finden; 2. eine wirksame organisatorische und sachliche Koordinierung aller Maßnahmen zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung sicherzustellen, der Wissenschaftsförderung den ihr gebührenden institutionellen und politischen Rang im Rahmen der allgemeinen Staatspolitik zu geben und die Zusammenarbeit mit den Ländern und den Gremien der Wissenschaftler im Wissenschaftsrat, in der Deutschen Forschungsgemeinschaft und in der Max-Planck-Gesellschaft zu vertiefen; 3. unverzüglich ein Rahmengesetz über die Förderung der wissenschaftlichen Forschung nach Artikel 74 Nr. 13 GG vorzulegen; 4. Forschungsvorhaben, soweit sie sich dazu eignen, in enger Zusammenarbeit mit Institutionen der Universitäten und Hochschulen durchzuführen und dabei die Freiheit der Forschung zu wahren. Bonn, den 14. März 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 Umdruck 44 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betreffend Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154) und zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233). Der Deutsche Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. ein Programm der Sozial- und Bildungshilfe für die Entwicklungsländer dem Bundestag vorzulegen; 2. in Beratung mit den Bundesländern, Universitäten und sonstigen beteiligten Institutionen ein sich auf mehrere Jahre erstreckendes Programm zu einer psychologisch angepaßten Unterbringung ausländischer Studenten, Praktikanten usw. auszuarbeiten und dem Bundestag vorzulegen; 3. in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und anderen beteiligten Institutionen die soziale und berufliche Stellung desjenigen deutschen Personenkreises zu sichern, der im Rahmen der Entwicklungshilfe für längere Zeit im Ausland tätig ist; 4. geeignete Maßnahmen zu treffen, um eine möglichst systematische Vorbereitung der für eine Tätigkeit in den Entwicklungsländern in Frage kommenden deutschen Personen auf deren Aufgaben sicherzustellen und dabei auch einen qualifizierten Nachwuchs heranzubilden; 5. in Zusammenarbeit mit den Bundesländern die Frage zu überprüfen, inwieweit es möglich ist, die wissenschaftliche Behandlung des Problems der Entwicklungsländer und der Entwicklungshilfe besser als bisher zu fundieren und zu koordinieren. Bonn, den 15. März 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Anlage 5 Umdruck 45 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betreffend Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154) und zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. den Ausbau und die Errichtung wissenschaftlicher Einrichtungen mit internationalem Rang in Berlin zu unterstützen und Kultureinrichtungen internationaler Träger in Berlin zu fördern, 2. die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß jeder Studierende an deutschen Hochschulen die Möglichkeit erhält, wenigstens ein Semester an Berliner Hochschulen zu studieren. Bonn, den 15. März 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Dr. Bucher und Fraktion
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    Rede von Fritz Sänger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die deutsche Kulturpolitik, die wir jenseits der Grenzen unseres Landes betreiben wollen und müssen — und nur darüber möchte ich im wesentlichen sprechen —, ist zu einem beträchtlichen Teil auch Reaktion auf das Verhältnis der Völker zu uns. Wenn es irgendeine Chance für uns gibt, das neue Deutschland bei den Völkern draußen in einem guten Licht erscheinen zu lassen, so muß und wird uns das durch das Vorzeigen der geistigen Leistung unseres Volkes durch die Jahrhunderte seiner Geschichte gelingen. Sosehr die Kulturpolitik auf der autonomen Leistung der Nation fundiert, so sehr ist sie natürlich und weltweit mit den Leistungen anderer Völker, mit ihrem Tun und Denken, mit ihrem Glauben, ihren Hoffnungen verflochten, und auch von daher ziehen wir Anregungen und Stoff. Wir bezogen — vergessen wir das nicht — in den letzten Jahren unserer Geschichte von daher auch manche materielle Hilfe, die uns die ersten Anfänge neuen wissenschaftlichen und kulturellen Arbeitens wesentlich erleichtert hat und wofür wir Dank schuldig sind.
    Wir kamen frühzeitig wieder zu einer wissenschaftlichen Gemeinsamkeit mit der Welt jenseits der deutschen Grenzen. Es ist wichtig, gleich zu Beginn klarzustellen, daß ein Unterschied besteht zwischen der kulturpolitischen Arbeit, die von der Bundesrepublik geleistet wird, und der kulturpolitischen Arbeit, I die von der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands getan wird. Wir geben und wir haben die Möglichkeit, zu nehmen; denn wir haben das Recht, wir haben den Anspruch und wir haben den Wunsch, aus dem Geist freier Arbeit jenseits der deutschen Grenzen, aus der freien Welt zu uns herüberzunehmen, was nur möglich ist. Das können die anderen nicht.
    Die internationale Zusammenarbeit, vor allem der Wissenschaft, bedarf der materiellen und der ideellen Hilfe aller, die sie gewähren können. Dazu gehört auch der Staat. Geld allein genügt nicht, sosehr ich das unterstützen möchte, was Herr Minister Höcherl über die Notwendigkeit einer Vermehrung der finanziellen Mittel gesagt hat. Es ist notwendig, zu beachten, daß es einen Unterschied der politischen Systeme in der internationalen Zusammenarbeit der Wissenschaftler nicht geben kann. Es ist aber auch notwendig, zu wissen, daß die Maßnahmen, die wir treffen, gemeinsam getroffen werden müssen, koordiniert werden müssen, damit wir zur Kooperation kommen. Ich meine dabei die Zusammenarbeit von Bund und Ländern, ich meine dabei aber auch die Zusammenarbeit mit den befreundeten Mächten in der Welt draußen, damit wir aufholen, gleichziehen können, damit wir das übertreffen können, was jenseits und in der freien Welt an wissenschaftlicher Leistung vollbracht wird.
    Wir fragen uns, wie das geschehen kann, angesichts der Kritik, die wir auch aus den Reihen der Wissenschaftsorganisationen in unserem Lande hören und die wir auch vom politischen Podium her aussprechen müssen, angesichts der Kritik an den
    Kompetenzstreitigkeiten, die es gibt, angesichts der Tatsachen, daß nur von Fall zu Fall entschieden wird, was zu tun ist, angesichts der Tatsache schließlich, daß ein allgemeines, großes und gültiges Konzept einer großzügigen Förderung und weltweiten kulturpolitischen Arbeit fehlt; sonst hätte es ja des Antrags der CDU/FDP heute nicht bedurft. Angesichts dieser Tatsachen bin ich schon der Meinung, daß in unserem Lande noch einiges getan werden muß, ehe wir von einer effektiven und erfolgreichen Arbeit draußen reden können.
    Ich wäre sehr froh, wenn es möglich wäre, bei der Behandlung von Einzelfragen in der kulturpolitischen praktischen Arbeit alle Länder in der Welt oder mindestens in Europa anzusprechen. Ich bedaure, daß das nicht möglich ist. Aber die Institute, die wir in der freien Welt unterhalten können, sollten wir besser ausstatten, als es bisher geschehen ist. Darüber ist hier gesprochen worden, und ich möchte insoweit Einzelheiten nicht wiederholen.
    Wir sollten den Austausch fördern, aber nicht nur für die Zeit, in der sich die anderen bei uns oder unsere Leute sich bei den anderen aufhalten, sondern auch für die Zeit danach, in der ein ständiger Kontakt aufrechterhalten werden sollte. Ich denke nicht nur an Wissenschaftler, Lehrer und Studenten, sondern im besonderen Maße auch an die vielen Praktiker, die wir hier hatten, und an die noch zahlreicheren Praktiker, die im Austausch mit anderen Nationen zu uns kommen sollten.
    Ich hoffe, daß wir im Sommer dieses Jahres oder bald danach einmal Gelegenheit haben, diese Fragen der deutschen Kulturarbeit im Ausland in allen Einzelheiten gründlich und ausführlich zu besprechen. Mir erscheint es notwendig.. Dann werden wir z. B. auch die etwas eigenartige Situation der deutschen Schulen im Ausland näher beleuchten können. Es ist hier heute schon, ich glaube von dem Kollegen Hellige, gesagt worden, daß die Zahl der deutschen Schulen im Ausland sinke. Zu fragen ist, warum, und zu beachten ist dabei, daß angesichts der Situation in nicht wenigen Ländern in der Welt draußen, vor allen Dingen jenseits der europäischen Grenzen, internationale Schulen an die Stelle nationaler Zwergschulen gesetzt werden. Wir sollten uns daher fragen, was wir tun müssen, um sicherzustellen, daß solchen internationalen Schulen qualifiziertes Lehrpersonal aus Deutschland in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. — Das nur als ein Beispiel für die Notwendigkeit, diese Fragen gründlicher zu besprechen. Wir haben Überlegungen anzustellen, wie der schwierige Wettbewerb mit den Schulen anderer Nationen im gleichen Hause, unter der gleichen Verwaltung durchgestanden werden kann, auch dann, wenn sich, wie das oft zu verzeichnen ist, bei den Schulträgern im Ausland eine gewisse Müdigkeit bemerkbar macht, so daß wir Fragen zu prüfen haben wie etwa die, ob die Errichtung einer Stiftung zweckmäßig ist, die als Trägerin aller Auslandsschulen .die Lasten auf ihre Schultern nimmt.
    Die Studienförderung, die wir den Ausländern angedeihen lassen, sollte auf solche ausgedehnt



    Sänger
    werden, die nicht unmittelbar als Studenten, als Besucher von Hoch- oder hohen Schulen zu bezeichnen sind. Auch solche sollten wir Studenten nennen, die als Praktiker zu uns kommen, als Jugendführer, vielleicht sogar als Jugendliche selbst. Auch diesen müssen wir helfen, zu sehen, wie die Arbeit in der deutschen Wirklichkeit, in den Betrieben, in den Schulen, in den Organisationen der Jugendführung oder der Erwachsenenbildung vor sich geht.
    Das alles sind Aufgaben, über die zu sprechen ist. Kämen wir dazu, sie zu erfüllen, dann wäre eine besondere Chance für Berlin gegeben, den Ort nämlich, an dem sich die beiden großen Systeme in der Welt, die wir einmal global nehmen wollen, Aug in Auge gegenüberstehen und wo die Angehörigen anderer Völker in unmittelbarer Begegnung erleben können, was es heißt, sich mit seiner Weltanschauung gegenüber jener anderen durchzusetzen, die ihnen dort gegenübersteht. Da ist vieles zu tun.
    Ich habe bei einem Besuch in Moskau einmal Gelegenheit gehabt, mit Erstaunen und wirklich unvermeidlicher Bewunderung die großen Anstrengungen zu sehen, die die Sowjetunion macht, um aus allen Teilen ihres weitgestreckten Landes, aus den Städten und entlegensten Dörfern die begabten Jugendlichen auf die Hochschulen zu ziehen, sie dort, ich möchte sagen, auf jeden Fall zu züchten, wobei ich den Unterschied zwischen Bilden und Züchten durchaus beachte. Ich beachte den Umfang der Bemühungen und vor allem die gewaltigen materiellen Aufwendungen.

    (Abg. Frau Geisendörfer: Das ist aber ein grundsätzlicher Unterschied!)

    — Natürlich, den grundsätzlichen Unterschied muß man dabei berücksichtigen: Bildung ist nicht Wissen, und Züchtung ist nicht Entwickeln, was wir durchaus beachten wollen und immer beachtet haben. Aber wir sollten auch die Systematik und die Konzentration sehen, mit der diese Arbeit dort geleistet wird. Wir sollten sehen, daß es Zehntausende und abermals Zehntausende sind, die sie auf einer schmalen Spur emporziehen bis zu dem Können hin, einen Sputnik in die Welt zu schießen, oder was danach gekommen ist oder kommen wird. Ich möchte dazu sagen: das Kapital, das wir — ich glaube, daß wir da bei uns noch sehr zu lernen haben — in die Ausbildung junger Menschen investieren, verzinst sich spät, aber es verzinst sich reicher, als wenn es auf Banken liegenbleibt.
    Wenn wir über Kulturpolitik und nicht nur über Wissenschaftspolitik im Ausland sprechen, gehört dazu die Besinnung darauf, daß es kein Privileg reicher Länder sein darf, ihre Völker über die Vorgänge in der Welt gut und vollständig zu unterrichten. Wir müssen gerade den jungen Völkern, die sich heute überall in der Welt danach drängen, in unsere Gesellschaft hineinzuwachsen, von uns aus Hilfe leisten, damit auch sie in der Lage sind, ihre Menschen über das, was in der Welt vorgeht, gut und vollständig zu unterrichten. Das heißt, daß wir allen, die das tun, Hilfe zu leisten haben, damit es ein nützliches Wissen draußen gibt um die Tatsachen dieser Welt, auch um die Tatsachen in diesem Deutschland, damit sie begreifen, wie wir wirklich aussehen. Das gehört in das Kapitel Entwicklungshilfe. Wir sollten solche Hilfe auf den verschiedensten Wegen leisten, aber wir sollten sie offen leisten. Dies ist auch nur ein erster Hinweis auf die Notwendigkeit, darüber zu sprechen, daß alle solche Unterstützungs-, Hilfs- und Förderungsmaßnahmen aus offenen Fonds gegeben werden müssen und nicht verdeckt. Es ist legitim, Tatsachen mitzuteilen, die helfen, ein zutreffendes Bild zu geben.
    Dies zu einer Bemerkung des Herrn Ministers: Es ist auch legitim, daß wir in Deutschland eine so weitverbreitete und tief verankerte lebendige Intelligenz haben, die Kritik übt, Kritik an der Regierung und auch Kritik an uns, den armseligen Politikern, von denen sie sehr oft die Auffassung haben, daß sie weniger gelten als sie selbst. Wir müssen mit den Maßstäben der freien Welt messen und dürfen es nicht mit dem Maßstab politischen Gruppendenkens tun. Bekennen wir uns doch dazu: je mehr Intelligenz, desto mehr wird der Geist lebendig sein. Prüfen wir nur, das wird eine KärrnerAufgabe sein.
    Aber was immer wir leisten, um ein Bild der deutschen Wirklichkeit zu zeigen, geben wir niemals dem Gedanken nach, daß wir unsere Welt und das, was wir erfahren und erlebt haben oder was wir an Wertmaßstäben, an Moral, an geistigen Potenzen besitzen, verpflanzen können zu jenen anderen Völkern, die doch ihre eigene Geschichte haben, ihre eigene Welt haben und ihre eigenen Wertmaßstäbe entwickeln müssen. Bieten wir ihnen nur viel Möglichkeit, zuerkennen, daß sie manches hier als nützlich anerkennen können.
    Diese Kontakte, die draußen hergestellt werden müssen — dais ist für mich Jein dringliches Anliegen —, werden sehr oft von Frauen und Männern in den deutschen Vertretungen hergestellt, die kaum sehr zufrieden sein können mit dem, was ihnen dafür als Anerkennug zuteil wird. Viele von denen, die heute als Kulturattachés draußen sind, sind hinausgegangen in dem guten Glauben, mit dem guten Willen und mit der guten Begeisterung, für unser Land etwas zu tun. Und jetzt sind 10, 12, 15 Jahre vergangen; sie kommen in ein Alter, in dem sie keine Position im Inland mehr bekommen können, und für ihre Versorgung ist kaum etwas oder nichts getan. Sie stehen im Angestellten-, nicht im Beamtenverhältnis. Ihre früheren Versorgungsrechte sind zu einem Teil verlorengegangen. Ich wäre dankbar, wenn der Herr Minister des Auswärtigen sein Augenmerk sehr genau auf diese Tatsachen lenkte. Er weiß, wie groß die Zahl derer ist, die jetzt aus der Gruppe der Attachés in diese Situation hineingewachsen sind.
    Hierzu hat auch der Antrag der CDU/CSU und der FDP — Umdruck 44 — Stellung genommen, mit dem ich mich einen Augenblick beschäftige, und zwar um so lieber, als ich in diesem Antrag einer Reihe von guten alten Bekannten begegne. Wir sind nicht böse darüber; wir denken gerne übler neue Dinge nach, die wir später wieder gemeinsam hier beraten können, gleichgültig, wer sie vorbringt.

    (Beifall bei der SPD.)




    Sänger
    Ich maine, daß dieser Antrag wirklich eine Reihe von sehr nützlichen Punkten zusammenstellt. Ich frage mich bei Punkt 1: warum erst jetzt ein Sozial-und Bildungshilfeprogramm für die Entwicklungsländer? Wenn ein Programm zu einer psychologisch angepaßten Unterbringung ausländischer Studenten notwendig ist, ist das sehr gut. Aber die Taten sind wichtiger. Sie werden es verstehen, wenn das jemand sagt, der so nahe beim Haus Rissen in Hamburg wohnt und sieht, welche Schwierigkeiten oft entstehen, diese Menschen, wenn sie ihre Tätigkeit in Deutschland hinter sich haben, weiterhin zu betreuen und zu fördern. Was die Hilfeleistung für die berufliche und soziale Stellung des deutschen Personeinkreises, der im Rahmen der Entwicklungshilfe für längere Zeit im Ausland tätig ist, noch erfordert, haben wir viele Male gesagt. Wir haben in früherer Zeit darauf hingewiesen, welche notwendigen Maßnahmen getroffen werden müssen, ohne daß sie getroffen worden sind. Die Notwendigkeit eines qualifizierten Nachwuchses bejahen wir nicht minder.
    Aus dem letzten Punkt bin ich nicht ganz klug geworden. Aber ich ahne schon, woran da gedacht ist. In dieser Ahnung bin ich mit Ihnen gleicher Meinung. Ich denke, der Entwicklungsausschuß, der ja auch dazu noch etwas sagen wird, wird unis helfen, eine klarere Formulierung zu finden.
    In dem Antrag Umdruck 45 werden der Ausbau und die Errichtung wissenschaftlicher Einrichtungen mit internationalem Rang in Berlin gefordert. Nun, das ist ein besonders guter alter Bekannter. Aber, wie gesagt, wir erleben das ja schon fast ein Jahrhundert lang, daß Gedanken, die in unseren Kreisen aus Gründen, über die zu reden sein wird, vorhanden sind, sich manchmal schnell und manchmal weniger schnell doch ausbreiten und allmählich Gültigkeit gewinnen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist seit Jahrtausenden der Fall!)

    — Nur, daß die Taten dann nicht folgten.
    Zum Schluß möchte ich anregen, daß wir bei uns in Deutschland den Mut haben — und es gehört Mut dazu —, einen Beitrag zur Entstehung eines Bildes der deutschen Geschichte zu liefern, so wie sie war, einen Beitrag, der der Wahrheit mehr entspricht als manche Veröffentlichungen, die in der letzten Zeit im Inland oder im Ausland erschienen sind. Aber ich fürchte, ehe wir alle einen solchen Beitrag bejahen können, wird es eine heftige und tiefgreifende Auseinandersetzung bei uns und in uns selber geben. Aber wir müssen da hindurch. Es wäre eine große Leistung, die die Welt ohne Zweifel honorieren würde, wenn es uns gelänge, in Übereinstimmung mit uns selbst der ganzen Welt das Wissen zu erleichtern, wie es um dieses neue Deutschland steht, und wenn wir erkennten, daß es sich lohnt und daß es nützlich ist, mit ihm gemeinsam eine bessere Zukunft zu gewinnen. Was könnte uns mit größerer Aussicht auf Erfolg zu diesem Ziele führen als eine Förderung der Wissenschaft, der Frauen und Männer, die sie betreiben, als eine Förderung aller derer, die mit uns sprechen wollen, als ein Bemühen darum, der Jugend draußen in der Welt zu zeigen, daß wir zu jedem Gespräch
    bereit sind. Das sollten wir gemeinsam tun, und in diesem Sinne mit Herrn Minister Höcherl die große Koalition!

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Dr. Maxsein.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Agnes Katharina Maxsein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister Höcherl hat in sachlichen und umfassenden Darlegungen gezeigt, was der Bund auf dem kulturellen Sektor Berlins geleistet hat und zu leisten beabsichtigt. Nach dem 13. August hat sich der Berliner Senat intensiv Gedanken darüber gemacht, wie er die Sicherheit und Lebensfähigkeit Berlins und seiner Bevölkerung festigen und bewahren könne. In diesem Rahmen hatte er den Vorschlag gemacht, Berlin zu einem Zentrum der Wissenschaft, Bildung und Kunst auszugestalten. Aus den Ausführungen des Herrn Ministers geht hervor, in welch hohem Maße der Bund nicht nur bereitwillig ist, sondern 'Bereitschaftsfreude gezeigt hat, Berlin kulturell zu helfen, und wie er dem Ziele, Berlin zu einer wissenschaftlichen und kulturellen Metropole auszugestalten, gerecht wird. Ich halte es nur für gerecht und billig, dem Bunde dafür an dieser Stelle unseren Dank auszusprechen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich halte es nicht für gut oder zumindest wäre es ein Armutszeugnis, das wir uns ausstellen, wenn in jeder Debatte über die Kulturpulitik — jetzt auch im Zusammenhang mit der Berlinpolitik — der Regierung der Vorwurf gemacht würde, sie entwickle nicht genug Initiative. Ich bin der Meinung, die Initiative sollte auch beim Parlament liegen, und ich begrüße es, wenn wir uns in diesem Hause selber Vorschläge ausdenken und Anregungen machen und auch die Zusammenarbeit — gerade das halte ich für ein begrüßenswertes Politikum — zwischen dem Berliner Senat und der Bundesregierung fördern.
    Ich möchte mich nur einzelnen Punkten und einzelnen Anliegen aus dem großen Bukett der Maßnahmen, die für Berlin vorgesehen sind, zuwenden. Der Herr Bundesminister sprach davon, daß Berlin die Kapazitäten gar nicht ausschöpfen könne. — Wenn sich das auf die Baukapazität beziehen sollte, so dürfte das meines Erachtens, soweit ich orientiert bin, nicht stimmen. Richtig ist, daß in beiden Berliner Universitäten — Berlin verfügt bekanntlich über zwei Universitäten — die Aufnahmekapazität restlos in Anspruch genommen ist. Wenn wir nun die wissenschaftliche Metropole anstreben, genügen diese beiden Universitäten nicht. Wir wollen ja nicht nur, daß die Studenten der Bundesrepublik in großer Schar nach Berlin kommen, sondern darüber hinaus die Studenten aus den Ländern Europas, aus den Vereinigten Staaten und aus den Entwicklungsländern. Wenn das erreicht werden soll, müßte der Empfehlung des Wissenschaftsrats auf weitere Ausgestaltung der Universitäten sehr beschleunigt entsprochen werden. Ich glaube, es ist kein Geheimnis geblieben, daß man plant — und ich bitte, hier alle



    Frau Dr. Maxsein
    Rivalitätsgedanken zurückzustellen —, in Berlin eine dritte Universität zu errichten. Berlin ist ja nicht eine Stadt, die man mit Privilegien ausstattet, bei der man Rivalitätsansprüche anderer Städte berücksichtigen oder mindern müßte. Berlin ist eine gemeinsame politische Aufgabe aller Deutschen.

    (Beifall bei allen Fraktionen.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bin der Meinung, daß jegliche Koordinierung, jegliche Konzentration auf wissenschaftlichem Gebiet und daß der Ausbau aller wissenschaftlichen Vorhaben in Berlin illusorisch bleiben, wenn nicht auch die Voraussetzung dafür geschaffen wird, daß zentrale wissenschaftliche Aufgaben erfüllt werden, d. h. daß die Menschen zur Erfüllung dieser Aufgaben da sind.
    Berlins Bedeutung lag in der Vergangenheit nicht nur darin, daß sich die Konzentration der Kräfte in den Organisationen Berlins verwirklichte, sondern insbesondere darin, daß Berlin durch die Persönlichkeiten, die dorthin kamen, eine Strahlkraft hatte. Das hat sich auf dem wissenschaftlichen wie auf dem Kunstgebiet in der Geschichte gezeigt. Wer in Berlin an der Staatsoper gesungen hatte, der hatte an einem Theater debütiert — oder gastiert oder einen Dauerauftrag gehabt —, das auf einsamer Höhe stand. Wer in Berlin den Lehrstuhl Hegels innehatte, durfte sich dies als besondere Ehre anrechnen.
    Meines Erachtens ist die erste Voraussetzung für die Erfüllung wissenschaftlicher Aufgaben in Berlin die Rückführung der ausgelagerten Bestände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek.

    (Beifall in der Mitte.)

    Ich will die Zahl der Bände, die sich noch in Marburg befinden, gar nicht nennen. Ein kleinerer, aber besonders wertvoller Restbestand lagert noch in Tübingen. Die ausgelagerten Bestände sollten schleunigst nach Berlin gebracht werden. Es liegt schon eine Planung für die Nationalbibliothek vor. Hier ist das A und O wissenschaftlicher Forschung.
    An dieser Stelle möchte ich mich an den Herrn Bundesinnenminister wenden und einen Augenblick die Aufmerksamkeit auf die Struktur des Stiftungsrates lenken. Es herrscht im Innenministerium die Auffassung — es geht grundsätzlich alle Abgeordneten an, und deswegen erwähne ich das hier; wie sollten wir nicht ,die Chance einer so seltenen Kulturdebatte ergreifen, um unsere Anliegen anzubringen! —, daß dem Stiftungsrat kein Bundestagsabgeordneter angehören dürfe; das widerspreche der Satzung. Vergeblich haben Rechtsgelehrte die Satzzung wegen dieser Aussparung der Bundestagsabgeordneten durchforscht. Ich kann mir nicht denken, daß hier eine Disqualifizierung der Abgeordneten ins Auge gefaßt ist; das ist sicher nicht der Fall. Es erhebt sich aber die Frage, warum das, was in allen anderen Gremien, beispielsweise in den Rundfunkräten, eine Selbstverständlichkeit ist, nicht auch auf den Stiftungsrat zutreffen sollte.
    Damit ich es nicht vergesse, darf ich den Herrn Minister Höcherl gleich darauf aufmerksam machen, daß er sich demnächst einmal der Mühe unterziehen muß, nachzuforschen, wo die Gründe dafür liegen,
    daß in der Auswertung des preußischen Kunstbesitzes in Berlin Stockungen eingetreten sind. Man schämt sich, einzugestehen, wie viele der Kunstschätze — es sind 80 %! — noch in den Magazinen lagern und weder ausgewertet noch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind.

    (Hört! Hört! in der Mitte.)

    Es ist nicht zuletzt der Initiative des Bundestages und der Bundesregierung zu verdanken, daß die Kunstschätze nach Berlin zurückgekommen sind. Wir sind das Gewissen des Volkes und haben 'die Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß ein hohes Kulturgut des deutschen Volkes zu Ehren kommt und nicht vermodert.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine lieben Freunde, die Baupläne sind vorhanden, das Geld ist da; aber es wird nicht gebaut. Das ist das Problem. Ich möchte dem Herrn Minister Höcherl ans Herz legen, die Gründe dafür zu erforschen. Ich könnte mir denken, daß wir uns hier auf dem Kultursektor Lorbeeren für die deutsche Nation erobern.
    Da ich nun gerade bei der Kunst angelangt bin, lassen Sie mich eine Bemerkung zu der Situation im allgemeinen machen. Zunächst möchte ich dem Bund für die verstärkten Zuwendungen an die Berliner Bühnen danken. Dank der Zuschüsse ist .es den staatlichen und auch den privaten Bühnen gelungen, sich in beachtliche internationale Ränge hinaufzuspielen. Das ist dank der Unterstützung des Bundes geschehen. Auch die Festspielwochen, die Filmfestspiele und die Philharmonie wenden, wenn die im Etat angesetzten Beträge zur Auswirkung kommen, nicht nur ihre Ansprüche gewahrt, sondern ihre Wünsche erfüllt sehen.
    Aber was auf dem Kunstsektor im Vergleich zum Wissenschaftssektor fehlt, ist dieses: Der Wissenschaftssektor hat einen Wissenschaftsrat. Er hat schnell gearbeitet und hervorragendes geleistet. Auf dem Kunstsektor fehlt die Zusammenschau der Aufgaben, die Gesamtschau. Die Aufgaben zerfließen, und man sollte überlegen — das wird im Schoße der CDU geschehen —, ob man nicht dem Wissenschaftsrat den Kunstrat an die Seite stellen muß. Die Bestimmungen im Grundgesetz über Kunst und Wissenschaft gelten paritätisch. Hinsichtlich der freien schöpferischen Kräfte ist die Kunst schließlich die große Parallele zur Wissenschaft.
    Aber ,den Schwerpunkt — wenn wir Schwerpunkte setzen — würden wir doch auf die Ansiedlung internationaler Einrichtungen in Berlin legen. Ob es sich dabei um ein Gremium der UNESCO handelt, ist völlig gleichgültig. Ich persönlich hätte daran gedacht, eine Zweigstelle des Kultursekretariats des Europarates nach Berlin zu bringen. Denn NATO und WEU haben keine Kulturkompetenzen mehr.

    (Zurufe von der CDU/CSU: NATO wohl!)

    — Aber nur laut Artikel und nicht praktisch. Die WEU hat ihre Kulturkompetenzen und Kulturfunktionen in der letzten Zeit restlos an den Europarat abgetreten. Der Europarat hat Großes geleistet, und man sagt mit Recht, wenn er nicht existierte, müßte



    Frau Dr. Maxsein
    man ihn erfinden. Aber auf dem Kultursektor hat er besonders Bedeutendes geleistet, dort hat er nachweislich Ergebnisse erzielt.
    Das würde bedeuten, daß man in Berlin neue Ideen, Initiativen und Impulse wecken könnte. Das würde bedeuten, daß man sich in Berlin verpflichtet sähe, den internationalen Ansprüchen auf dem Kultursektor Rechnung zu tragen. Eine Wechselwirkung zwischen Bund, Ländern und Ausland auf kulturellem Gebiet wäre dann ein natürlicher Vorgang. Namentlich aber würde es — und das ist das Politikum — den Berlinern psychologisch helfen. Es würde in ihnen das Bewußtsein der Sicherheit und vor allen Dingen das Selbstbewußtsein stärken, das sie brauchen. Vergessen wir nicht, daß Berlin mitten im kommunistischen Machtbereich lebt, daß Berlin an der Nahtstelle zweier Herrschaftsbereiche, zweier Herrschaftssysteme, des Totalitarismus und der Demokratie, lebt. Berlin ist ein Probefall der Macht. Berlin ist aber sehr viel mehr: Berlin ist das Feld, auf dem die geistige Auseinandersetzung ausgetragen wird. Denken Sie daran, daß Chruschtschow erklärt hat: Es gibt keine ideologische Koexistenz. In Berlin wird es sich entscheiden, ob am Ende der Geist und ob der Mensch siegt.
    Ich denke dabei an die Auffassung vom Humanismus im sowjetzonalen Bereich. Ich brauche bloß an die Pädagogik Ostberlins zu denken. Die pädagogischen Lehrbücher sind wortwörtlich aus dem Russischen übersetzt, und was Humanismus dort heißt, sollten wir uns ins Gedächtnis einprägen: nichts anderes als Erziehung zum Sowjetmenschen. Es wäre sehr angebracht, sich in den Ausschüssen Gedanken darüber zu machen, was das in den letzten Konsequenzen bedeutet: Humanismus gleich Kommunismus im sowjetzonalen Sinne.
    Dem stellen wir unsere Auffassung von Humanismus gegenüber, und ich möchte schließen mit einem Zitat Grillparzers: Es bringt eine Auffassung von der Humanität, die wir uns zu eigen machen, die der Substanz nach zu unseren politischen Grundlagen gehört. Sie lautet: „Humanität ohne Divinität führt zur Bestialität."
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Ausgestaltung Berlins als Kulturzentrum ist eine politische Aufgabe für uns alle und eine nationale Aufgabe ersten Ranges. Sie hat nicht nur Bedeutung für die Bundesrepublik, sie hat darüber hinaus Bedeutung für die freie Welt.
    Ich verwies auf einen Schwerpunkt der Berliner Kulturpolitik. Dieser Schwerpunkt findet seinen Ausdruck in dem Antrag der Christlich-Demokratischen-Union, den ich an den Ausschuß zu überweisen bitte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)