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ID0402020600

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    Deutscher Bundestag 20. Sitzung Bonn, den 15. März 1962 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/248) — Erste Beratung — 699 B Fragestunde (Drucksache IV/239) Frage des Abg. Varelmann: Darlehen an Wirtschaftsbetriebe zur regionalen Wirtschaftsförderung Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 699 C, 700 A, B Varelmann (CDU/CSU) . . . . 700 A, B Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Sicherheitsvorkehrungen bei Banken und Sparkassen Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 700 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 700 D Frage des Abg. Ertl: Bodenvorratskäufe der Städte Dr. Westrick, Staatssekretär . . 700 D, 701 A, B, C, D Ertl (FDP) 701 A Dr. Brecht (SPD) 701 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 701 D Frage des Abg. Jacobi (Köln):: Energie-Enquete Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 701 D, 702 B Jakobi (Köln) (SPD) 702 A, B Fragen der Abg. Dröscher und Schultz: Verordnung der französischen Regierung betr. die Neupflanzung von Weinbergen zur Herstellung von „Cognac" Schwarz, Bundesminister . . . 702 B, C, D, 703 A Dröscher (SPD) ........702 D Schultz (FDP) .........703 A Frage des Abg. Dröscher: Lieferprämie für Roggen Schwarz, Bundesminister . . . . 703 B, D Dröscher (SPD) 703 D Frage des Abg. Ertl: Einfuhr von Getreide Schwarz, Bundesminister . . 704 A, B, C Ertl (FDP) 704 B Wächter (FDP) . . . . . . . 704 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 Frage des Abg. Dürr: Pflichtjahr für Mädchen Blank, Bundesminister 704 C, D Dürr (FDP) 704 D Frau Welter (Aachen) (CDU/CSU) 704 D Frage des Abg. Wittrock: Gleiche Lohnzahlung für Männer und Frauen gemäß Art. 119 des EWG-Vertrages Blank, Bundesminister . . 705 A, B, C, D, 306 A, B, C Wittrock (SPD) 705 A, C Frau Dr. Elsner (SPD) . . 705 D, 706 A Jahn (SPD) 706 B Büttner (SPD) 706 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 706 B Frage des Abg. Dröscher: Dauer der Verfahren bei den Sozialgerichten Blank, Bundesminister 706 C, D 707 A, B Dröscher (SPD) 706 D Fritsch (SPD) 707 A Frage des Abg. Jahn: Äußerung des Staatssekretärs Dr. Claussen über die Zahl der Beamten des Bundessozialgerichts Blank, Bundesminister . . . . . 707 B, C Jahn (SPD) 707 C Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Verbindungsstraße zwischen Schleswig und dem Truppenübungsplatz Langsee Hopf, Staatssekretär 707 D Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Schäden durch Benutzung von Gemeindewegen im Umkreis des Truppenübungsplatzes Langsee Hopf, Staatssekretär 708 A Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Zugang von der E 3 zum Truppenübungsplatz bei Idstedt Hopf, Staatssekretär 708 A Frage des Abg. Seuffert: Veteranen der Blauen Division als Gäste der Bundesmarine in Barcelona Hopf, Staatssekretär 708 B Frage des Abg. Schmidt (Würgendorf) : Einrichtung eines Verkehrsflughafens „Lipperhöhe" Hopf, Staatssekretär . . . 708 B, C, D Schmidt (Würgendorf) (SPD) . 708 C, D Frage des Abg. Wacher: Vorräte der Bundeswehr an Gerät und Material Hopf, Staatssekretär 708 D Frage des Abg. Dr. Mommer: Gehwege an Bundesstraßen im Nachbarortsverkehr Dr. Seiermann, Staatssekretär 709 A, C, D Dr. Mommer (SPD) 709 B Frage des Abg. Regling: Äußerung des Bundesverkehrsministers über die Hilfe für Kommunen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 709 D, 710 A Regling (SPD) 709 D Frage des Abg. Schmidt (Würgendorf) : Verkehrsunfälle auf der Bundesstraße 54 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 710 B, C Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . . 710 C Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Schilder an der B 212 und der B 69/211 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 710 C, 711 A Müller (Nordenham) (SPD) . . . . 711 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 311 B Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Tragung des Impfrisikos bei Schutzimpfungen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 711 C, D Frau Dr. Hubert (SPD) 711 C Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154); verbunden mit Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 III Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Drucksache IV/158) und Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233) Dr. Martin (CDU/CSU) 712 A Lohmar (SPD) . . . . 715 D, 753 B Dr. Hellige (FDP) 721 D Höcherl, Bundesminister . 726 A, 754 B Dr. Süsterhenn (CDU/CSU) . . . . 737 B Dr. Frede (SPD) 740 D Frau Funcke (Hagen) (FDP) . . • 745 A Sänger (SPD) 749 A Frau D. Maxsein (CDU/CSU) . . 751 C Nächste Sitzung 755 C Anlagen 757 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 699 20. Sitzung Bonn, den 15. März 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Arendt (Wattenscheid) 15. 3. Dr. Arnold 16. 3. Dr. Atzenroth 23. 3. Dr. Dr. h. c. Baade 13. 4. Dr. Barzel 16. 3. Bergmann 15. 3. Berlin 23. 3. Dr. Birrenbach 16. 3. Fürst von Bismarck 15. 3. Brand 15. 3. Corterier 15. 3. Grainer 12.4. Dr. Danz 15. 3. Deringer 15. 3. Dr. Dichgans 15. 3. Drachsler 15. 3. Engelbrecht-Greve 15. 3. Dr. Eppler 16. 3. Dr. Furler 16. 3. Geiger 16. 3. Glombig 16. 3. Hahn (Bielefeld) 16. 3. Dr. Hesberg 6.4. Illerhaus 15.3. Iven (Düren) 15.3. Frau Jacobi (Marl) 16. 3. Killat 15. 3. Klein (Saarbrücken) 15. 3. Dr. Kohut 20.3. Kraus 16. 3. Dr. Kreyssig 15. 3. Krüger 31. 3. Kühn ,(Hildesheim) 16. 3. Leber 15. 3. Lenz (Bremerhaven) 16. 3. Lenz (Brühl) 15. 3. Lenze ,(Attendorn) 15. 3. Liehr (Berlin) 16. 3. Dr. Löbe 16. 3. Dr. Löhr 14.4. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 16. 3. Dr. Menzel 31. 3. Michels 15.3. Dr. Miessner 31. 3. Müller (Remscheid) 15. 3. Dr. Müller-Emmert 16. 3. Neumann (Allensbach) 16. 3. Oetzel 7. 4. Dr. h. c. Pferdmenges 23. 3. Dr. Philipp 15. 3. Pöhler 16. 3. Ramms 15. 3. Dr. Reinhard 16. 3. Reitzner 31. 3. Riedel (Frankfurt) 31. 3. Scheppmann 15. 3. Schlick 14. 4. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Schmid (Frankfurt) 15. 3. Dr. Schneider 26. 3. Schütz 15. 3. Seifriz 16. 3. Dr. Sinn 16. 3. Stein 15. 3. Steinhoff 16. 3. Storch 15. 3. Stooß 15. 3. Striebeck 23. 3. Theis 15. 3. Verhoeven 16. 3. Walter 15. 3. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 23. 3. Weinkamm 16. 3. Wullenhaupt 16. 3. b) Urlaubsanträge Spitzmüller 15. 5. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Dr. Hettlage auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Riedel (Frankfurt) (Fragestunde der 19. Sitzung vom 14. März 1962, Drucksache IV/239, Frage V/1): Wie werden sich die Einnahmen aus der Grundsteuer in den nächsten Jahren unter dem Gesichtspunkt der auslaufenden Begünstigungen entwickeln? Die 10jährige Grundsteuerbefreiung für neue Wohnungen nach § 7 und § 92 des II. Wohnungsbaugesetzes hat im Jahre 1961 bei der Grundsteuer zu einer Minderung des Grundsteueraufkommens um etwa 420 Mio DM geführt. In dem. Grundsteueraufkommen des Jahres 1961 mit insgesamt 1720 Mio DM ist ein Teilbetrag von 30 Mio DM enthalten, der darauf zurückzuführen ist, daß die Grundsteuerbefreiung für Neubauten aus dem Jahre 1951 fortgefallen ist. In den kommenden Jahren ist mit einem weiteren Zuwachs des Grundsteueraufkommens wegen der ausgelaufenen 10-Jahresfrist urn jährlich etwa 35 Mio DM und ab 1965 um jährlich etwa 40 bis 45 Mio DM zu rechnen. Anlage 3 Umdruck 43 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Drucksache IV/158). 758 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. gemeinsam mit dem Berliner Senat und den Regierungen der anderen Länder in der Bundesrepublik dafür zu sorgen, daß Berlin eine der geistigen und kulturellen Metropolen der freien Welt bleibt, seine Aufgabe als Hauptstadt Deutschlands erfüllen und seine freiheitliche Lebensform bewahren und gestalten kann. Dazu ist notwendig der Ausbau aller Bildungseinrichtungen der Stadt von den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen bis zu den Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten und den Institutionen der Erwachsenenbildung. Die Städtischen Bühnen und andere künstlerische Einrichtungen Berlins müssen gefördert werden. Ein Zentrum für die pädagogische Forschung sollte in Berlin gegründet werden. Kulturelle Institutionen internationalen Charakters, vor allem neue Einrichtungen der UNESCO, können in Berlin eine Stätte für eine weltoffene Arbeit finden; 2. eine wirksame organisatorische und sachliche Koordinierung aller Maßnahmen zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung sicherzustellen, der Wissenschaftsförderung den ihr gebührenden institutionellen und politischen Rang im Rahmen der allgemeinen Staatspolitik zu geben und die Zusammenarbeit mit den Ländern und den Gremien der Wissenschaftler im Wissenschaftsrat, in der Deutschen Forschungsgemeinschaft und in der Max-Planck-Gesellschaft zu vertiefen; 3. unverzüglich ein Rahmengesetz über die Förderung der wissenschaftlichen Forschung nach Artikel 74 Nr. 13 GG vorzulegen; 4. Forschungsvorhaben, soweit sie sich dazu eignen, in enger Zusammenarbeit mit Institutionen der Universitäten und Hochschulen durchzuführen und dabei die Freiheit der Forschung zu wahren. Bonn, den 14. März 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 Umdruck 44 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betreffend Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154) und zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233). Der Deutsche Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. ein Programm der Sozial- und Bildungshilfe für die Entwicklungsländer dem Bundestag vorzulegen; 2. in Beratung mit den Bundesländern, Universitäten und sonstigen beteiligten Institutionen ein sich auf mehrere Jahre erstreckendes Programm zu einer psychologisch angepaßten Unterbringung ausländischer Studenten, Praktikanten usw. auszuarbeiten und dem Bundestag vorzulegen; 3. in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und anderen beteiligten Institutionen die soziale und berufliche Stellung desjenigen deutschen Personenkreises zu sichern, der im Rahmen der Entwicklungshilfe für längere Zeit im Ausland tätig ist; 4. geeignete Maßnahmen zu treffen, um eine möglichst systematische Vorbereitung der für eine Tätigkeit in den Entwicklungsländern in Frage kommenden deutschen Personen auf deren Aufgaben sicherzustellen und dabei auch einen qualifizierten Nachwuchs heranzubilden; 5. in Zusammenarbeit mit den Bundesländern die Frage zu überprüfen, inwieweit es möglich ist, die wissenschaftliche Behandlung des Problems der Entwicklungsländer und der Entwicklungshilfe besser als bisher zu fundieren und zu koordinieren. Bonn, den 15. März 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Anlage 5 Umdruck 45 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betreffend Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154) und zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. den Ausbau und die Errichtung wissenschaftlicher Einrichtungen mit internationalem Rang in Berlin zu unterstützen und Kultureinrichtungen internationaler Träger in Berlin zu fördern, 2. die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß jeder Studierende an deutschen Hochschulen die Möglichkeit erhält, wenigstens ein Semester an Berliner Hochschulen zu studieren. Bonn, den 15. März 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Dr. Bucher und Fraktion
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    Rede von Liselotte Funcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Herren und Damen! Es wäre jetzt für ein Mitglied der Freien Demokratischen Partei sehr reizvoll, den Fragen nach den geistigen oder metaphysischen Grundlagen unseres kulturellen Tuns nachzugehen. Ich glaube, daß man das zu gegebener Zeit hier in diesem Hause auch einmal tun sollte. Aber ich frage mich, ob bei dem Gegenstand, den wir heute zu beraten haben, eine solche Auseinandersetzung sehr dienlich, sehr förderlich wäre. Von unserer Seite aus jedenfalls wollen wir heute nicht dazu Stellung nehmen, zumal unsere Auffassung hierzu dem Hohen Hause bekannt sein dürfte.
    In der Begründung der verschiedenen Großen Anfragen und in der ausführlichen Antwort des Herrn Ministers ist sehr deutlich auf die verschiedene und entscheidende Bedeutung der kulturellen Aufgaben hingewiesen worden, einmal auf die Bedeutung der Kulturpolitik für die geistige Auseinandersetzung, in der sich unser Volk an der Grenze zum Bereich einer ideologischen Macht befindet, ferner auf die Bedeutung, die Forschung und Wissenschaft, Bildung und Ausbildung für unsere wirtschaftliche Existenz und damit für unseren sozialen Fortschritt haben, auf die Bedeutung, die sie haben für die Existenz unseres Landes als europäischer Staat hinsichtlich der Partnerschaft mit den erwachenden Völkern, die als neue, selbständige Staaten mit ihrer Kultur, mit ihrer Tradition, mit ihren anderen geistigen Voraussetzungen in die Geschichte eintreten.
    Hier stellt sich nun die Frage: Ist die Bundesrepublik — ich meine damit jetzt nicht das Hohe Haus und die Bundesregierung, sondern die Bundesrepublik in ihrer Gesamtheit — mit ihren Bemühungen staatlicher und nicht staatlicher Stellen auf allen Ebenen dieser ständig wachsenden, ja dieser ungeheuren Bedeutung der kulturellen Aufgaben im vollen Maße gerecht geworden? Ich fürchte, wir werden diese Frage nicht voll bejahen können. Das ist zunächst einmal eine Feststellung. Es ist nicht ein Vorwurf nach irgendeiner Seite, sondern einfach eine Feststellung, gemessen an der Bedeutung der Aufgabe und nicht an den vorhandenen Möglichkeiten. Wir können diese Frage eben nicht in vollem Maße bejahen.
    Es ist jetzt nicht die Zeit und nicht der Ort, auf die Tätigkeit der Länder in der Kulturpolitik und auf ihr Ergebnis des längeren einzugehen. Ich war selbst elf Jahre in einem Landesparlament und weiß um das redliche Bemühen der Landtage und der Landesregierungen, mit den Verhältnissen und den Problemen nach dem Zusammenbruch fertig zu werden, den Problemen materieller, personeller und geistiger Art. Ich weiß um dieses redliche Bemühen, wenngleich man über Tempo, Schwerpunkt und Zielrichtung je nach parteipolitischer Färbung naturgemäß verschiedener Meinung sein kann.
    Ich weiß auch nur zu gut um das Bemühen um die Koordinierung, in der Kulturpolitik seitens der Kultusministerkonferenz, dessen Ergebnis zweifelsohne nicht im rechten Verhältnis zu der Intensität der Arbeit steht, aus Gründen, die wir alle kennen, weil eben in den verschiedenen Ländern und ihren Mehrheiten unterschiedliche Auffassungen über die Kulturpolitik bestehen.
    Das alles sollte hier unbestritten sein, und wir sollten den Ländern Dank und Anerkennung dafür wissen, wo immer wir auch politisch stehen mögen.
    Aber trotz allem bleibt das große Aber, oder vielleicht darf ich sagen: das doppelte Aber. Es gibt eben Aufgaben — und das ist auch heute deutlich zum Ausdruck gekommen —; die die Länder von ihrer Sicht und von ihrer Aufgabenstellung her nicht lösen können. Die Länder sind Glieder, so steht es in unserem Grundgesetz. Sie sind Teile und haben von da her eine Aufgabenstellung, die vorzugsweise und vorrangig nach innen gerichtet ist, auf die verschiedenen Teilgebiete, die ihnen obliegen. Auch eine Addition von solchen Teilsichten bringt noch keine Gesamtsicht. Sicherlich haben die Länder — das hat ja auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts noch einmal festgestellt — eine Verpflichtung zum Ganzen. Aber sie haben eben vorrangig nicht die Politik des Ganzen zur Aufgabe, sondern ihren Teilbereich, und darin liegt meines Erachtens die unterschiedliche Auffassung.
    Daraus ergibt sich .die Folgerung, daß in dem Bereich überregionaler Kulturpolitik und in den Aufgaben, in denen Überblick, heute sogar weltweiter Überblick und Weitblick notwendig ist, die Länder von ihrer Aufgabenstellung und von ihren Leistungsmöglichkeiten her überfordert sind. Ich denke hier an die großen Aufgaben von Wissenschaft und Forschung. Wissenschaft drängt nach großräumiger Planung und Konzeption, das wissen wir alle, und es wäre Eulen nach Athen tragen, wollte ich auf die Bedeutung der Forschung hinweisen, einer Forschung, die schon aus Tradition überregional ist.
    Darf ich hier, da ich von den auch schon in der Vergangenheit überregionalen Instituten spreche, einflechten, Herr Minister Höcherl, daß Sie heute meinen Kollegen Dr. Hellige mißverstanden haben, als er von der „schimmernden Wehr" sprach. Ich verstehe, daß Sie von Ihrer regionalen Herkunft her immer gleich etwas empfindlich reagieren, wenn von der preußischen „schimmernden Wehr" die Rede ist, und daß Sie deswegen vielleicht etwas vorschnell und kämpferisch reagiert haben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Aber immerhin hat uns dieses Mißverständnis die erfreuliche Feststellung gebracht, daß Sie sich so vorbehaltlos hinter die reichseigenen Einrichtungen früherer Jahre gestellt haben. Das hat uns gefreut.
    Ich denke hier auch an die Gründung der neuen Universitäten, über die gerade von Herrn Kollegen Frede gesprochen wurde. Meine Herren und Damen, es ist in diesem Hause ja wohl keine Frage, daß Universitätsgründungen, wenn sie etwa von einem Land wie Bremen geplant sind, über den Rahmen und die Möglichkeiten — nicht nur finanzieller Art — eines solchen Landes hinausgehen und daß hier eine überregionale Sicht notwendig ist. Schließlich



    Frau Funcke
    ist es ja trotz mancherlei Verhandlungen bisher auf Länderebene eben nicht geglückt, hier zu einem finanziellen Ausgleich zu kommen. Auch glaube ich, daß für überregionale Aufgaben ,die Notwendigkeit der Mitgestaltung und des Mitberatens — im geistigen, nicht unbedingt im institutionellen Sinne — gegeben ist.
    Das mag sich ganz besonders deutlich zeigen, wenn wir etwa an das Hauptthema der Großen Anfrage der SPD denken, an die Fragen um Berlin. Meine Herren und Damen, es klang ja auch in ,den Beratungen und auch in der Antwort des Herrn Innenministers an: Wir sind der Auffassung, daß die Förderung der kulturellen Einrichtungen in Berlin nicht nur aus politischen Gründen, sondern entscheidend aus kultureller Sicht eine nationale Aufgabe ist, die über den Rahmen dieser Stadt hinaus das ganze Volk angeht.
    Ich denke ferner an die Fragen des Honnefer Modells bei der Studentenförderung. Es ist gemeinsame Auffassung in diesem Hause, daß eine Weggabe dieser Mitverantwortung sehr stark in die Freizügigkeit der Studenten eingreifen und sie behindern würde. Deshalb sind wir dankbar, daß wir diese Aufgabe weiterhin hier wie bisher durchführen können.
    Ich denke des weiteren an die Aufgaben, die der Bund ganz zweifelsohne und auch unbestrittenerweise in bezug auf die Verbindung mit den anderen Staaten hat, nicht nur den Entwicklungsstaaten, sondern allgemein. Hier verlangt ja die Aufgabenstellung einen weltweiten Überblick und ein aktives Handeln. Wenn zugleich nach unserer Auffassung Entwicklungshilfe Bildungshilfe sein muß, so ergibt sich daraus, daß der Bund für eine solche nach außen gerichtete Aufgabe auch die Verbindung mit dem Innen haben muß. Man sollte bei gegebener Veranlassung noch einmal sehr eingehend auf die Frage zurückkommen, wie sehr der in der Vergangenheit nur unzulängliche Kontakt zwischen Bund und Ländern im kulturellen Bereich sich bisher hindernd auf die geistige Hilfe im Rahmen der Entwicklungshilfe ausgewirkt hat.
    Ich denke ferner an die europäischen Institutionen, die sich alle, ob es sich nun um militärische, wirtschaftliche oder politische Zusammenschlüsse handelt, in wachsendem Maße bemühen — und das ist sehr bezeichnend auch für unser heutiges Thema — eine kulturelle Zusammenarbeit aufzubauen; ein Zeichen, wie wesentlich die geistigen und kulturellen Aufgaben im Gesamtkonzept der Politik sind. Hier sind wir in unserer Bundesrepublik immer in einer gewissen Verlegenheit, wenn wir diese internationalen Gremien beschicken sollen. Nicht etwa, weil es nicht durchaus begrüßenswert wäre, wenn anstelle eines Ministerialbeamten oder eines Staatssekretärs oder gar Ministers einmal ein Wissenschaftler von Rang, etwa vom Wissenschaftsrat die deutsche Vertretung übernähme. Das kann er sicherlich. Aber die Verlegenheit besteht darin, daß er nicht verantwortlich für die Bundesrepublik sprechen kann. Weder der Präsident der Kultusministerkonferenz kann verantwortlich für die Länder außer für sein eigenes sprechen, noch kann ein
    Mitglied ,des Wissenschaftsrates verbindlich für diegeistigen und kulturellen Instanzen der Bundesrepublik sprechen. Hier liegen ,die großen Verlegenheiten, die im Gespräch draußen immer wieder an verschiedenen Stellen sichtbar werden.
    Ich denke hier auch an die Aufgaben etwa der ostdeutschen Kulturpflege, die uns, die unserm Volk gemeinsam gestellt sind. Ich denke nicht zuletzt auch an Fragen der staatsbürgerlichen Bildung, mit der nicht nur die staatsbürgerliche Bildung in den Schulen gemeint ist. Wir haben vielmehr als junge Demokratie ja auch eine erhebliche Verantwortung für die staatsbürgerliche Bildung des gesamten Volkes zu tragen.
    Ich brauche nicht an die weiteren Fragen zu erinnern, die das Grundgesetz zum Teil nennt, etwa hinsichtlich der Förderung der Kunst, zumindest soweit es sich um den Schutz vor Abwanderung handelt. Ich denke hier auch an Fragen des Films, die einfach von der Überregionalität der Aufgabenstellung her oder von der Überregionalität der Träger, um die es sich dreht, nicht hinreichend gelöst werden können.
    Das war die eine Seite, von der her man nach unserer Auffassung das Problem sehen muß, nämlich von der Aufgabenstellung her; die andere ist die Frage nach dem Verhältnis der Kulturpolitik zur Gesamtpolitik. Meine Herren und Damen, niemand, der mit offenen Augen durch die Welt geht, wird ernsthaft bestreiten können, daß Wissenschaft und Forschung, Bildung und Ausbildung heute wesentliche Faktoren der Politik sind. Das klingt so selbstverständlich, daß man eigentlich meint, es hier nicht mehr aussprechen zu sollen. Aber ist tatsächlich eine solche Äußerung so selbstverständlich, wenn wir die Räume dieses Hauses verlassen haben? Ich glaube es nicht. Es gibt noch immer einen großen Teil unseres Volkes, und es sind nicht die Schlechtesten — gerade aus dem Bereich der wissenschaftlichen und geistigen Welt —, in deren Vorstellung aus der Restaurationszeit des vergangenen Jahrhunderts her die Meinung besteht, daß die Politik ungeistig und die geistige Welt unpolitisch sei. Hier liegt meines Erachtens eine sehr große Sorge für uns und vielleicht liegt darin auch die Ursache für so manchen Mangel, der sich in unserer Gesetzgebung zeigt, weil wir an dieser Stelle — aus Gründen, die ich jetzt nicht im einzelnen darlegen will, da wir sie zumeist kennen — die kulturellen Aspekte der Gesamtpolitik nicht hinreichend im Auge haben. Es ist eine bekannte Klage, daß bei kulturpolitischen Debatten in diesem Hause die Bänke ziemlich leer sind. Man kann das sicherlich bedauern. Aber mag nicht eine Ursache hierfür darin liegen, daß wir von dieser Aufgabenstellung praktisch so wenig Wirkungsmöglichkeiten sehen — ganz von der praktischen Arbeit her —, daß sie uns mehr als ein schmückendes Beiwerk denn als Zentralproblem unserer politischen Arbeit erscheint?

    (Beifall bei der FDP.)

    Hier, meine ich, ist ein Ansatzpunkt, den wir sehr deutlich erkennen müssen. Wenn es uns nicht gelingt, vom Parlament und von der Regierung her



    Frau Funcke
    ,die geistigen, die kulturellen Dinge stärker in den Blick zu bekommen, so ist nach meinem Gefühl vieles, sehr vieles in unserem politischen Bemühen, und mögen wir es mit noch so heißem Herzen betreiben, sinnlos, weil ihm die Mitte fehlt.
    Schließlich besteht auch eine gewisse Gefahr darin, ,daß bei einer zu engen Begrenzung des kulturpolitischen Handelns im Bund, wie wir sie in der Vergangenheit gehabt haben und im Augenblick noch haben, hier auf der Bundesebene zu einseitig die Naturwissenschaften ins Auge gefaßt werden, weil sie sich in so unverkennbarem Maße politisch auswirken. Wir sollten die Gefahren erkennen, die bestehen, wenn wir vergessen, daß die geisteswissenschaftliche Forschung und die Geisteswissenschaften überhaupt unabweisbar dazugehören.
    Aus dieser Sicht müssen die Fragen der Kompetenzen — entschuldigen Sie, Herr Minister, daß ich jetzt noch einmal dieses Wort verwende; wir können auch sagen: Zusammenarbeit — und ihrer Verteilung zwischen Bund und Ländern in der Kulturpolitik gelöst werden. Im Grunde genommen liegen wir in der Diskussion um diese Frage gar nicht so weit auseinander. In der Öffentlichkeit und auch in den Parteien wird vieles durch ein allzu schnelles Aussprechen der Schlagwörter vom „Föderalismus" und vom „Zentralismus" verzerrt. Ich bin Herrn Kollegen Martin deshalb dafür sehr dankbar, daß er heute morgen deutlich gemacht hat, daß der, sagen wir einmal, scharfe Gegensatz zwischen diesen beiden Komponenten heute sich gar nicht mehr so stellt, sondern im Zuge der Fortentwicklung nicht nur ein Kompromiß geschlossen werden kann, sondern sich einfach eine ganz neue Art der Zusammenarbeit anbahnt. Insofern ist die Fragestellung überholt. Der gleichen Auffassung ist wohl auch Herr Kollege Süsterhenn, wenn ich seine Ausführungen richtig verstanden habe.
    Die Diskussion um diese Frage wird immer auch etwas dadurch belastet, daß man zu schnell mit dem Schlagwort vom „Bürokratismus in der Kulturpolitik" bei der Hand ist. Hier ist schon darauf hingewiesen worden, daß Verwaltung nicht unbedingt Bürokratie bedeutet. Eine Mitverantwortung der Behörden kann und muß von der Sache her sehr viel Freiheit, sehr viel Liberalität einschließen. Das hat sich in der Vergangenheit auf den verschiedenen Ebenen des Reiches bzw. des Bundes, der Länder und der Gemeinden gezeigt und sich fruchtbar ausgewirkt.
    Das Grundgesetz gibt uns Möglichkeiten einer verständnisvollen Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, und es gibt dem Bund von seiner Überschau her die Möglichkeit, an der Lösung überregionaler und übernationaler Aufgaben mitgestaltend zu wirken, ja er muß es sogar, wenn diese Aufgaben von einer besonderen politischen Bedeutung sind. Die Länder werden das einsehen. Sie werden es einsehen müssen; sonst wird ,eines Tages die öffentliche Meinung nicht nur über die Überspitzung des Föderalismus, sondern möglicherweise auch über den gesunden Kern einer vernünftigen Dezentralisierung einfach hinweggehen.
    Ich wiederhole nur, was in der öffentlichen Diskussion schon verschiedentlich zu dieser Frage gesagt worden ist: Die Art, wie eine sinnvolle Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern in der Kulturpolitik gemeistert wird, ist eine Bewährungsprobe für den bundesstaatlichen Charakter überhaupt. Die Wissenschaft hat, wie Sie alle wissen, in den letzten Wochen sehr unmißverständlich Stellung genommen, als die Sorge aufkam, die bisher vom Bund wahrgenommenen Aufgaben in der Pflege und Förderung der Kultur könnten auf Grund der Kassenlage des Bundes auf die Länder übergehen. Wir bekennen uns in gleicher Weise zu der Sorge, die aus dem Memorandum der evangelischen Theologen und Laien gerade in bezug auf diese Aufgaben spricht. Wir sind dankbar für diese, ich möchte sagen, im besten Sinne des Wortes politischen Stimmen, die aus dem Bereich der Wissenschaft und Öffentlichkeit gekommen sind. Ihre Stimme wiegt mehr als die selbstbetroffener Interessenten. Denn sie sprechen als Sachwalter der geistigen Welt, die noch immer nach dem tieferen Zusammenhang gefragt hat.
    Ich glaube, wir alle erkennen dankbar an, daß die Bundesregierung von der sich anbietenden Möglichkeit, zu Aufgabenentlastungen zu kommen, nicht Gebrauch gemacht hat, daß der Herr Finanzminister es vielmehr abgelehnt hat, sich die kulturellen Aufgaben, die bisher der Bund wahrnahm, von den Ländern abnehmen zu lassen. Wir sind auch sehr dankbar für das, was zu diesem Punkt heute morgen Herr Minister Höcherl gesagt hat. Ich glaube, das war eindeutig. Wir konnten aus seinen Ausführungen auch noch in besonderer Zusammenfassung entnehmen, daß ,die Mittel, die der Bund gibt, und die Aufgaben, die er trägt, eher erweitert als vermindert oder eingeschränkt sind.
    Es geht hier ja nicht nur um die Finanzierung, es geht auch um die wirkliche Aufgabenstellung und die Aufgabenmeisterung. Wir sind der Auffassung, daß hier in extensiver Weise die Möglichkeiten gesehen und gesucht werden sollten, die das Grundgesetz dem Bund für seine überschauende, für seine nach außen und nach innen gerichtete Tätigkeit gibt. Wir meinen, man sollte diese Möglichkeiten weitestgehend ausschöpfen. Aber das sollte in der Arbeitsgemeinschaft geschehen. Wir wünschen uns eine recht baldige Verständigung mit den Ländern über eine ,gute und den heutigen Erkenntnissen angepaßte Zusammenarbeit auf Gebieten, die eben Übersicht und Koordinierung erfordern.
    Dabei meine ich — und damit befinde ich mich sicher in Übereinstimmung mit den meisten von Ihnen —, daß die Durchführung keineswegs allein auf behördlicher Ebene liegen muß, sondern daß es sehr entscheidend darauf ankommt, auch Wege zu finden, mit außerbehördlichen — von der Sache her notwendigen und wichtigen — Institutionen und vor allen Dingen Menschen zusammenzuarbeiten. Mir scheint, daß unsere deutsche Neigung zur Gruppenbildung uns in Vergangenheit und Gegenwart so hinreichend viele Formen beschert hat, daß Sie, Herr Minister, gar keine neuen zu erfinden brau-



    Frau Funcke
    chen, um solche Wege wirksamer Zusammenarbeit zu finden. Ich denke hier beispielsweise an den Wissenschaftsrat, an die Forschungsgemeinschaft, an den Deutschen Ausschuß und vieles andere.
    Auf eines kommt es uns allerdings entscheidend an: der Bund müßte den Durchblick behalten, und nicht nur den Durchblick und den Überblick über all die möglicherweise recht vielfältigen Formen, sondern er müßte sie auch in der Hand behalten, — wobei das „In-der-Hand-Behalten" durchaus nicht in dem Sinne einer Regie zu verstehen ist, sondern so, daß der Bund bei all diesen Bestrebungen, die letzten Endes in ihrer Wirksamkeit erheblich politisch zu werten sind, zentral beobachtend, mitplanend, helfend und koordinierend tätig sein muß. Da scheint es uns allerdings, daß eine Zusammenfassung der Dinge im Bereich der Bundesregierung notwendig und wichtig ist, nicht zuletzt darum, weil nur dadurch eine hinreichende und mit allem Gewicht ausgestattete Vertretung im Kabinett und Repräsentanz nach außen gesichert ist.
    Nun darf ich noch mit einem Wort auf die Vorschläge zurückkommen, die von einer anderen Seite, von Herrn von Knoeringen, in die Debatte gebracht worden sind und hinter die sich seinerzeit — jedenfalls soweit ich davon unterrichtet bin — auch die SPD in gewissem Umfange gestellt hat, — wenn auch sicherlich nicht :in allen Einzelheiten. Was bedeutet eine größere Kompetenz der Kultusminister? Ich glaube nicht, daß die Kultusministerkonferenz mit ihrer Koordinierung deshalb noch nicht weiter
    ist, weil es ihr an Paragraphen in ihrer Institution gefehlt hat, sondern es hat ihr eben an der Möglichkeit gefehlt, sich über bestimmte Dinge politisch zu einigen. Da liegen die Schwierigkeiten. Darüber helfen noch so schöne Konstruktionen mit Abkommen und Satzungen nicht hinweg. Hier geht es um Fragen, die nicht entschieden werden können, weil sie unterschiedlich beurteilt werden und weil keine Instanz vorhanden ist, die durch Abstimmungen eine Entscheidung herbeiführen kann; wenn man sich nicht einigt, fällt alles praktisch in den leeren Raum zurück. Daran liegt es, und hier kann eine noch so schöne Konstruktion innerhalb der Kultusministerkonferenz nichts ändern.
    Wir halten auch nicht sehr viel von Überlegungen bezüglich der Einrichtung eines Kulturrates. Ich möchte die Ausführungen nicht wiederholen, die an dieser Stelle ,soeben schon zu verschiedenen Aspekten dieses Problems gemacht warden sind. Darf ich nur etwas rein Praktisches dazu sagen. Entweder sie klammern die Probleme von Wissenschaft und Forschung aus, weil der Wissenschaftsrat bereits besteht; dann brauchen Sie wieder ein Instrument, das eine Koordinierung zwischen dem Wissenschaftsrat und dem Kulturrat herstellt. Oder aber Sie nehmen die Wissenschaft mit hinein; dann kann ich Ihnen mit absoluter Sicherheit sagen — ich habe Erfahrungen als Vorsitzende eines Kulturausschusses —, daß Sie bei 25 Personen die Sparten — von der Wissenschaft über den Sport bis zum Film und sämtlichen Schularten — nicht alle in diesem Gremium berücksichtigen können. Schon die Fülle der Aufgaben wird die Schwierigkeit entstehen lassen, einen solchen Kulturrat sinnvoll zusammenzustellen.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Nehmen Sie mir es bitte nicht übel, wenn ich sage, daß nach meiner Auffassung der Vorschlag auf Schaffung eines Kulturrates wohl mehr optische Gründe hat. Die Anliegen, um die es geht, können damit nicht weiter gefördert werden.
    Dazu noch eine Sorge, die mich auf Grund gewisser Erfahrungen aus der Landtagstätigkeit bewegt: bei der ganzen Konstruktion einer Koordinierung über die Länderkultusminister bleibt die Legislative völlig ausgeschaltet. Hier geht es um eine Frage unserer demokratischen Institutionen. Wir leben in einer Zeit, in der uns das Übergewicht der Exekutive schon manchmal zu schaffen gemacht hat. Wenn wir auf dem Gebiet der Kultur eine Koordinierung nur durch die Exekutive vornehmen lassen, dann besteht die große Gefahr, daß man dabei an der Vertretung des Volkes vorbeigeht. Damit könnte vielfach verwaltungsmäßiges Denken das Übergewicht gewinnen.
    Ich möchte jetzt nicht — schon aus Zeitgründen — noch auf die Fülle der sonst mit den Anfragen angeschnittenen Fragen eingehen. Wir glauben, daß gerade den Problemen der Entwicklungshilfe ein großer Raum gewidmet werden muß. Hierzu liegt ein Entschließungsantrag vor, der uns die Möglich-knit gibt, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal in aller Ausführlichkeit darauf einzugehen.
    Mir kam es entscheidend auf unsere ersten beiden Fragen an; Herr Minister Höcherl, sind Sie uns nicht böse, wenn wir sagen, daß das, was Sie zu der Frage der Auseinandersetzung oder des Zusammensetzens mit den Ländern gesagt haben, uns nicht ganz befriedigen kann. Ich nehme an, daß auch Sie nicht ganz befriedigt sind. Sie können ja auch persönlich nichts dafür, daß die Dinge in der Vergangenheit nicht weitergekommen sind. Doch glauben wir, daß Sie mit neuer Intensität und neuer Kraft diese Fragen aufnehmen müssen, und wir hoffen, daß Sie das auch tun werden. Wenn auch die Länder die Beziehungen zu Ihnen abgebrochen haben, so sollten wir von unserer Seite aus doch versuchen, diese Beziehungen neu zu knüpfen. Wir haben nicht mehr viel Zeit zu verlieren für das Hin und Her über mögliches Zusammenarbeiten oder mögliches Auseinandergehen. Die Probleme unserer Zeit sind nicht nur wirtschaftlicher und sozialer Art, es geht nicht nur um Machtpolitik, und es geht nicht nur um den Wettlauf naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und ihrer Anwendung. Wir meinen vielmehr, daß die Probleme in entscheidendem Maße geistiger Art sind. Es geht hier um die Fragen der Freiheit, der Menschenwürde, des Glaubens und des Denkens und des Urteilens. Möge die heutige Debatte dazu beitragen, daß man sich hier im Hause und in den staatlichen und nichtstaatlichen Gremien noch stärker und durch die Übersicht und Koordinierung noch wirksamer mit diesen Fragen beschäftigt.

    (Beifall im ganzen Hause.)






Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Sänger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Sänger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die deutsche Kulturpolitik, die wir jenseits der Grenzen unseres Landes betreiben wollen und müssen — und nur darüber möchte ich im wesentlichen sprechen —, ist zu einem beträchtlichen Teil auch Reaktion auf das Verhältnis der Völker zu uns. Wenn es irgendeine Chance für uns gibt, das neue Deutschland bei den Völkern draußen in einem guten Licht erscheinen zu lassen, so muß und wird uns das durch das Vorzeigen der geistigen Leistung unseres Volkes durch die Jahrhunderte seiner Geschichte gelingen. Sosehr die Kulturpolitik auf der autonomen Leistung der Nation fundiert, so sehr ist sie natürlich und weltweit mit den Leistungen anderer Völker, mit ihrem Tun und Denken, mit ihrem Glauben, ihren Hoffnungen verflochten, und auch von daher ziehen wir Anregungen und Stoff. Wir bezogen — vergessen wir das nicht — in den letzten Jahren unserer Geschichte von daher auch manche materielle Hilfe, die uns die ersten Anfänge neuen wissenschaftlichen und kulturellen Arbeitens wesentlich erleichtert hat und wofür wir Dank schuldig sind.
    Wir kamen frühzeitig wieder zu einer wissenschaftlichen Gemeinsamkeit mit der Welt jenseits der deutschen Grenzen. Es ist wichtig, gleich zu Beginn klarzustellen, daß ein Unterschied besteht zwischen der kulturpolitischen Arbeit, die von der Bundesrepublik geleistet wird, und der kulturpolitischen Arbeit, I die von der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands getan wird. Wir geben und wir haben die Möglichkeit, zu nehmen; denn wir haben das Recht, wir haben den Anspruch und wir haben den Wunsch, aus dem Geist freier Arbeit jenseits der deutschen Grenzen, aus der freien Welt zu uns herüberzunehmen, was nur möglich ist. Das können die anderen nicht.
    Die internationale Zusammenarbeit, vor allem der Wissenschaft, bedarf der materiellen und der ideellen Hilfe aller, die sie gewähren können. Dazu gehört auch der Staat. Geld allein genügt nicht, sosehr ich das unterstützen möchte, was Herr Minister Höcherl über die Notwendigkeit einer Vermehrung der finanziellen Mittel gesagt hat. Es ist notwendig, zu beachten, daß es einen Unterschied der politischen Systeme in der internationalen Zusammenarbeit der Wissenschaftler nicht geben kann. Es ist aber auch notwendig, zu wissen, daß die Maßnahmen, die wir treffen, gemeinsam getroffen werden müssen, koordiniert werden müssen, damit wir zur Kooperation kommen. Ich meine dabei die Zusammenarbeit von Bund und Ländern, ich meine dabei aber auch die Zusammenarbeit mit den befreundeten Mächten in der Welt draußen, damit wir aufholen, gleichziehen können, damit wir das übertreffen können, was jenseits und in der freien Welt an wissenschaftlicher Leistung vollbracht wird.
    Wir fragen uns, wie das geschehen kann, angesichts der Kritik, die wir auch aus den Reihen der Wissenschaftsorganisationen in unserem Lande hören und die wir auch vom politischen Podium her aussprechen müssen, angesichts der Kritik an den
    Kompetenzstreitigkeiten, die es gibt, angesichts der Tatsachen, daß nur von Fall zu Fall entschieden wird, was zu tun ist, angesichts der Tatsache schließlich, daß ein allgemeines, großes und gültiges Konzept einer großzügigen Förderung und weltweiten kulturpolitischen Arbeit fehlt; sonst hätte es ja des Antrags der CDU/FDP heute nicht bedurft. Angesichts dieser Tatsachen bin ich schon der Meinung, daß in unserem Lande noch einiges getan werden muß, ehe wir von einer effektiven und erfolgreichen Arbeit draußen reden können.
    Ich wäre sehr froh, wenn es möglich wäre, bei der Behandlung von Einzelfragen in der kulturpolitischen praktischen Arbeit alle Länder in der Welt oder mindestens in Europa anzusprechen. Ich bedaure, daß das nicht möglich ist. Aber die Institute, die wir in der freien Welt unterhalten können, sollten wir besser ausstatten, als es bisher geschehen ist. Darüber ist hier gesprochen worden, und ich möchte insoweit Einzelheiten nicht wiederholen.
    Wir sollten den Austausch fördern, aber nicht nur für die Zeit, in der sich die anderen bei uns oder unsere Leute sich bei den anderen aufhalten, sondern auch für die Zeit danach, in der ein ständiger Kontakt aufrechterhalten werden sollte. Ich denke nicht nur an Wissenschaftler, Lehrer und Studenten, sondern im besonderen Maße auch an die vielen Praktiker, die wir hier hatten, und an die noch zahlreicheren Praktiker, die im Austausch mit anderen Nationen zu uns kommen sollten.
    Ich hoffe, daß wir im Sommer dieses Jahres oder bald danach einmal Gelegenheit haben, diese Fragen der deutschen Kulturarbeit im Ausland in allen Einzelheiten gründlich und ausführlich zu besprechen. Mir erscheint es notwendig.. Dann werden wir z. B. auch die etwas eigenartige Situation der deutschen Schulen im Ausland näher beleuchten können. Es ist hier heute schon, ich glaube von dem Kollegen Hellige, gesagt worden, daß die Zahl der deutschen Schulen im Ausland sinke. Zu fragen ist, warum, und zu beachten ist dabei, daß angesichts der Situation in nicht wenigen Ländern in der Welt draußen, vor allen Dingen jenseits der europäischen Grenzen, internationale Schulen an die Stelle nationaler Zwergschulen gesetzt werden. Wir sollten uns daher fragen, was wir tun müssen, um sicherzustellen, daß solchen internationalen Schulen qualifiziertes Lehrpersonal aus Deutschland in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. — Das nur als ein Beispiel für die Notwendigkeit, diese Fragen gründlicher zu besprechen. Wir haben Überlegungen anzustellen, wie der schwierige Wettbewerb mit den Schulen anderer Nationen im gleichen Hause, unter der gleichen Verwaltung durchgestanden werden kann, auch dann, wenn sich, wie das oft zu verzeichnen ist, bei den Schulträgern im Ausland eine gewisse Müdigkeit bemerkbar macht, so daß wir Fragen zu prüfen haben wie etwa die, ob die Errichtung einer Stiftung zweckmäßig ist, die als Trägerin aller Auslandsschulen .die Lasten auf ihre Schultern nimmt.
    Die Studienförderung, die wir den Ausländern angedeihen lassen, sollte auf solche ausgedehnt



    Sänger
    werden, die nicht unmittelbar als Studenten, als Besucher von Hoch- oder hohen Schulen zu bezeichnen sind. Auch solche sollten wir Studenten nennen, die als Praktiker zu uns kommen, als Jugendführer, vielleicht sogar als Jugendliche selbst. Auch diesen müssen wir helfen, zu sehen, wie die Arbeit in der deutschen Wirklichkeit, in den Betrieben, in den Schulen, in den Organisationen der Jugendführung oder der Erwachsenenbildung vor sich geht.
    Das alles sind Aufgaben, über die zu sprechen ist. Kämen wir dazu, sie zu erfüllen, dann wäre eine besondere Chance für Berlin gegeben, den Ort nämlich, an dem sich die beiden großen Systeme in der Welt, die wir einmal global nehmen wollen, Aug in Auge gegenüberstehen und wo die Angehörigen anderer Völker in unmittelbarer Begegnung erleben können, was es heißt, sich mit seiner Weltanschauung gegenüber jener anderen durchzusetzen, die ihnen dort gegenübersteht. Da ist vieles zu tun.
    Ich habe bei einem Besuch in Moskau einmal Gelegenheit gehabt, mit Erstaunen und wirklich unvermeidlicher Bewunderung die großen Anstrengungen zu sehen, die die Sowjetunion macht, um aus allen Teilen ihres weitgestreckten Landes, aus den Städten und entlegensten Dörfern die begabten Jugendlichen auf die Hochschulen zu ziehen, sie dort, ich möchte sagen, auf jeden Fall zu züchten, wobei ich den Unterschied zwischen Bilden und Züchten durchaus beachte. Ich beachte den Umfang der Bemühungen und vor allem die gewaltigen materiellen Aufwendungen.

    (Abg. Frau Geisendörfer: Das ist aber ein grundsätzlicher Unterschied!)

    — Natürlich, den grundsätzlichen Unterschied muß man dabei berücksichtigen: Bildung ist nicht Wissen, und Züchtung ist nicht Entwickeln, was wir durchaus beachten wollen und immer beachtet haben. Aber wir sollten auch die Systematik und die Konzentration sehen, mit der diese Arbeit dort geleistet wird. Wir sollten sehen, daß es Zehntausende und abermals Zehntausende sind, die sie auf einer schmalen Spur emporziehen bis zu dem Können hin, einen Sputnik in die Welt zu schießen, oder was danach gekommen ist oder kommen wird. Ich möchte dazu sagen: das Kapital, das wir — ich glaube, daß wir da bei uns noch sehr zu lernen haben — in die Ausbildung junger Menschen investieren, verzinst sich spät, aber es verzinst sich reicher, als wenn es auf Banken liegenbleibt.
    Wenn wir über Kulturpolitik und nicht nur über Wissenschaftspolitik im Ausland sprechen, gehört dazu die Besinnung darauf, daß es kein Privileg reicher Länder sein darf, ihre Völker über die Vorgänge in der Welt gut und vollständig zu unterrichten. Wir müssen gerade den jungen Völkern, die sich heute überall in der Welt danach drängen, in unsere Gesellschaft hineinzuwachsen, von uns aus Hilfe leisten, damit auch sie in der Lage sind, ihre Menschen über das, was in der Welt vorgeht, gut und vollständig zu unterrichten. Das heißt, daß wir allen, die das tun, Hilfe zu leisten haben, damit es ein nützliches Wissen draußen gibt um die Tatsachen dieser Welt, auch um die Tatsachen in diesem Deutschland, damit sie begreifen, wie wir wirklich aussehen. Das gehört in das Kapitel Entwicklungshilfe. Wir sollten solche Hilfe auf den verschiedensten Wegen leisten, aber wir sollten sie offen leisten. Dies ist auch nur ein erster Hinweis auf die Notwendigkeit, darüber zu sprechen, daß alle solche Unterstützungs-, Hilfs- und Förderungsmaßnahmen aus offenen Fonds gegeben werden müssen und nicht verdeckt. Es ist legitim, Tatsachen mitzuteilen, die helfen, ein zutreffendes Bild zu geben.
    Dies zu einer Bemerkung des Herrn Ministers: Es ist auch legitim, daß wir in Deutschland eine so weitverbreitete und tief verankerte lebendige Intelligenz haben, die Kritik übt, Kritik an der Regierung und auch Kritik an uns, den armseligen Politikern, von denen sie sehr oft die Auffassung haben, daß sie weniger gelten als sie selbst. Wir müssen mit den Maßstäben der freien Welt messen und dürfen es nicht mit dem Maßstab politischen Gruppendenkens tun. Bekennen wir uns doch dazu: je mehr Intelligenz, desto mehr wird der Geist lebendig sein. Prüfen wir nur, das wird eine KärrnerAufgabe sein.
    Aber was immer wir leisten, um ein Bild der deutschen Wirklichkeit zu zeigen, geben wir niemals dem Gedanken nach, daß wir unsere Welt und das, was wir erfahren und erlebt haben oder was wir an Wertmaßstäben, an Moral, an geistigen Potenzen besitzen, verpflanzen können zu jenen anderen Völkern, die doch ihre eigene Geschichte haben, ihre eigene Welt haben und ihre eigenen Wertmaßstäbe entwickeln müssen. Bieten wir ihnen nur viel Möglichkeit, zuerkennen, daß sie manches hier als nützlich anerkennen können.
    Diese Kontakte, die draußen hergestellt werden müssen — dais ist für mich Jein dringliches Anliegen —, werden sehr oft von Frauen und Männern in den deutschen Vertretungen hergestellt, die kaum sehr zufrieden sein können mit dem, was ihnen dafür als Anerkennug zuteil wird. Viele von denen, die heute als Kulturattachés draußen sind, sind hinausgegangen in dem guten Glauben, mit dem guten Willen und mit der guten Begeisterung, für unser Land etwas zu tun. Und jetzt sind 10, 12, 15 Jahre vergangen; sie kommen in ein Alter, in dem sie keine Position im Inland mehr bekommen können, und für ihre Versorgung ist kaum etwas oder nichts getan. Sie stehen im Angestellten-, nicht im Beamtenverhältnis. Ihre früheren Versorgungsrechte sind zu einem Teil verlorengegangen. Ich wäre dankbar, wenn der Herr Minister des Auswärtigen sein Augenmerk sehr genau auf diese Tatsachen lenkte. Er weiß, wie groß die Zahl derer ist, die jetzt aus der Gruppe der Attachés in diese Situation hineingewachsen sind.
    Hierzu hat auch der Antrag der CDU/CSU und der FDP — Umdruck 44 — Stellung genommen, mit dem ich mich einen Augenblick beschäftige, und zwar um so lieber, als ich in diesem Antrag einer Reihe von guten alten Bekannten begegne. Wir sind nicht böse darüber; wir denken gerne übler neue Dinge nach, die wir später wieder gemeinsam hier beraten können, gleichgültig, wer sie vorbringt.

    (Beifall bei der SPD.)




    Sänger
    Ich maine, daß dieser Antrag wirklich eine Reihe von sehr nützlichen Punkten zusammenstellt. Ich frage mich bei Punkt 1: warum erst jetzt ein Sozial-und Bildungshilfeprogramm für die Entwicklungsländer? Wenn ein Programm zu einer psychologisch angepaßten Unterbringung ausländischer Studenten notwendig ist, ist das sehr gut. Aber die Taten sind wichtiger. Sie werden es verstehen, wenn das jemand sagt, der so nahe beim Haus Rissen in Hamburg wohnt und sieht, welche Schwierigkeiten oft entstehen, diese Menschen, wenn sie ihre Tätigkeit in Deutschland hinter sich haben, weiterhin zu betreuen und zu fördern. Was die Hilfeleistung für die berufliche und soziale Stellung des deutschen Personeinkreises, der im Rahmen der Entwicklungshilfe für längere Zeit im Ausland tätig ist, noch erfordert, haben wir viele Male gesagt. Wir haben in früherer Zeit darauf hingewiesen, welche notwendigen Maßnahmen getroffen werden müssen, ohne daß sie getroffen worden sind. Die Notwendigkeit eines qualifizierten Nachwuchses bejahen wir nicht minder.
    Aus dem letzten Punkt bin ich nicht ganz klug geworden. Aber ich ahne schon, woran da gedacht ist. In dieser Ahnung bin ich mit Ihnen gleicher Meinung. Ich denke, der Entwicklungsausschuß, der ja auch dazu noch etwas sagen wird, wird unis helfen, eine klarere Formulierung zu finden.
    In dem Antrag Umdruck 45 werden der Ausbau und die Errichtung wissenschaftlicher Einrichtungen mit internationalem Rang in Berlin gefordert. Nun, das ist ein besonders guter alter Bekannter. Aber, wie gesagt, wir erleben das ja schon fast ein Jahrhundert lang, daß Gedanken, die in unseren Kreisen aus Gründen, über die zu reden sein wird, vorhanden sind, sich manchmal schnell und manchmal weniger schnell doch ausbreiten und allmählich Gültigkeit gewinnen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist seit Jahrtausenden der Fall!)

    — Nur, daß die Taten dann nicht folgten.
    Zum Schluß möchte ich anregen, daß wir bei uns in Deutschland den Mut haben — und es gehört Mut dazu —, einen Beitrag zur Entstehung eines Bildes der deutschen Geschichte zu liefern, so wie sie war, einen Beitrag, der der Wahrheit mehr entspricht als manche Veröffentlichungen, die in der letzten Zeit im Inland oder im Ausland erschienen sind. Aber ich fürchte, ehe wir alle einen solchen Beitrag bejahen können, wird es eine heftige und tiefgreifende Auseinandersetzung bei uns und in uns selber geben. Aber wir müssen da hindurch. Es wäre eine große Leistung, die die Welt ohne Zweifel honorieren würde, wenn es uns gelänge, in Übereinstimmung mit uns selbst der ganzen Welt das Wissen zu erleichtern, wie es um dieses neue Deutschland steht, und wenn wir erkennten, daß es sich lohnt und daß es nützlich ist, mit ihm gemeinsam eine bessere Zukunft zu gewinnen. Was könnte uns mit größerer Aussicht auf Erfolg zu diesem Ziele führen als eine Förderung der Wissenschaft, der Frauen und Männer, die sie betreiben, als eine Förderung aller derer, die mit uns sprechen wollen, als ein Bemühen darum, der Jugend draußen in der Welt zu zeigen, daß wir zu jedem Gespräch
    bereit sind. Das sollten wir gemeinsam tun, und in diesem Sinne mit Herrn Minister Höcherl die große Koalition!

    (Beifall bei der SPD.)