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ID0402019300

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    Deutscher Bundestag 20. Sitzung Bonn, den 15. März 1962 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/248) — Erste Beratung — 699 B Fragestunde (Drucksache IV/239) Frage des Abg. Varelmann: Darlehen an Wirtschaftsbetriebe zur regionalen Wirtschaftsförderung Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 699 C, 700 A, B Varelmann (CDU/CSU) . . . . 700 A, B Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Sicherheitsvorkehrungen bei Banken und Sparkassen Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 700 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 700 D Frage des Abg. Ertl: Bodenvorratskäufe der Städte Dr. Westrick, Staatssekretär . . 700 D, 701 A, B, C, D Ertl (FDP) 701 A Dr. Brecht (SPD) 701 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 701 D Frage des Abg. Jacobi (Köln):: Energie-Enquete Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 701 D, 702 B Jakobi (Köln) (SPD) 702 A, B Fragen der Abg. Dröscher und Schultz: Verordnung der französischen Regierung betr. die Neupflanzung von Weinbergen zur Herstellung von „Cognac" Schwarz, Bundesminister . . . 702 B, C, D, 703 A Dröscher (SPD) ........702 D Schultz (FDP) .........703 A Frage des Abg. Dröscher: Lieferprämie für Roggen Schwarz, Bundesminister . . . . 703 B, D Dröscher (SPD) 703 D Frage des Abg. Ertl: Einfuhr von Getreide Schwarz, Bundesminister . . 704 A, B, C Ertl (FDP) 704 B Wächter (FDP) . . . . . . . 704 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 Frage des Abg. Dürr: Pflichtjahr für Mädchen Blank, Bundesminister 704 C, D Dürr (FDP) 704 D Frau Welter (Aachen) (CDU/CSU) 704 D Frage des Abg. Wittrock: Gleiche Lohnzahlung für Männer und Frauen gemäß Art. 119 des EWG-Vertrages Blank, Bundesminister . . 705 A, B, C, D, 306 A, B, C Wittrock (SPD) 705 A, C Frau Dr. Elsner (SPD) . . 705 D, 706 A Jahn (SPD) 706 B Büttner (SPD) 706 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 706 B Frage des Abg. Dröscher: Dauer der Verfahren bei den Sozialgerichten Blank, Bundesminister 706 C, D 707 A, B Dröscher (SPD) 706 D Fritsch (SPD) 707 A Frage des Abg. Jahn: Äußerung des Staatssekretärs Dr. Claussen über die Zahl der Beamten des Bundessozialgerichts Blank, Bundesminister . . . . . 707 B, C Jahn (SPD) 707 C Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Verbindungsstraße zwischen Schleswig und dem Truppenübungsplatz Langsee Hopf, Staatssekretär 707 D Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Schäden durch Benutzung von Gemeindewegen im Umkreis des Truppenübungsplatzes Langsee Hopf, Staatssekretär 708 A Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Zugang von der E 3 zum Truppenübungsplatz bei Idstedt Hopf, Staatssekretär 708 A Frage des Abg. Seuffert: Veteranen der Blauen Division als Gäste der Bundesmarine in Barcelona Hopf, Staatssekretär 708 B Frage des Abg. Schmidt (Würgendorf) : Einrichtung eines Verkehrsflughafens „Lipperhöhe" Hopf, Staatssekretär . . . 708 B, C, D Schmidt (Würgendorf) (SPD) . 708 C, D Frage des Abg. Wacher: Vorräte der Bundeswehr an Gerät und Material Hopf, Staatssekretär 708 D Frage des Abg. Dr. Mommer: Gehwege an Bundesstraßen im Nachbarortsverkehr Dr. Seiermann, Staatssekretär 709 A, C, D Dr. Mommer (SPD) 709 B Frage des Abg. Regling: Äußerung des Bundesverkehrsministers über die Hilfe für Kommunen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 709 D, 710 A Regling (SPD) 709 D Frage des Abg. Schmidt (Würgendorf) : Verkehrsunfälle auf der Bundesstraße 54 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 710 B, C Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . . 710 C Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Schilder an der B 212 und der B 69/211 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 710 C, 711 A Müller (Nordenham) (SPD) . . . . 711 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 311 B Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Tragung des Impfrisikos bei Schutzimpfungen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 711 C, D Frau Dr. Hubert (SPD) 711 C Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154); verbunden mit Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 III Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Drucksache IV/158) und Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233) Dr. Martin (CDU/CSU) 712 A Lohmar (SPD) . . . . 715 D, 753 B Dr. Hellige (FDP) 721 D Höcherl, Bundesminister . 726 A, 754 B Dr. Süsterhenn (CDU/CSU) . . . . 737 B Dr. Frede (SPD) 740 D Frau Funcke (Hagen) (FDP) . . • 745 A Sänger (SPD) 749 A Frau D. Maxsein (CDU/CSU) . . 751 C Nächste Sitzung 755 C Anlagen 757 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 699 20. Sitzung Bonn, den 15. März 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Arendt (Wattenscheid) 15. 3. Dr. Arnold 16. 3. Dr. Atzenroth 23. 3. Dr. Dr. h. c. Baade 13. 4. Dr. Barzel 16. 3. Bergmann 15. 3. Berlin 23. 3. Dr. Birrenbach 16. 3. Fürst von Bismarck 15. 3. Brand 15. 3. Corterier 15. 3. Grainer 12.4. Dr. Danz 15. 3. Deringer 15. 3. Dr. Dichgans 15. 3. Drachsler 15. 3. Engelbrecht-Greve 15. 3. Dr. Eppler 16. 3. Dr. Furler 16. 3. Geiger 16. 3. Glombig 16. 3. Hahn (Bielefeld) 16. 3. Dr. Hesberg 6.4. Illerhaus 15.3. Iven (Düren) 15.3. Frau Jacobi (Marl) 16. 3. Killat 15. 3. Klein (Saarbrücken) 15. 3. Dr. Kohut 20.3. Kraus 16. 3. Dr. Kreyssig 15. 3. Krüger 31. 3. Kühn ,(Hildesheim) 16. 3. Leber 15. 3. Lenz (Bremerhaven) 16. 3. Lenz (Brühl) 15. 3. Lenze ,(Attendorn) 15. 3. Liehr (Berlin) 16. 3. Dr. Löbe 16. 3. Dr. Löhr 14.4. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 16. 3. Dr. Menzel 31. 3. Michels 15.3. Dr. Miessner 31. 3. Müller (Remscheid) 15. 3. Dr. Müller-Emmert 16. 3. Neumann (Allensbach) 16. 3. Oetzel 7. 4. Dr. h. c. Pferdmenges 23. 3. Dr. Philipp 15. 3. Pöhler 16. 3. Ramms 15. 3. Dr. Reinhard 16. 3. Reitzner 31. 3. Riedel (Frankfurt) 31. 3. Scheppmann 15. 3. Schlick 14. 4. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Schmid (Frankfurt) 15. 3. Dr. Schneider 26. 3. Schütz 15. 3. Seifriz 16. 3. Dr. Sinn 16. 3. Stein 15. 3. Steinhoff 16. 3. Storch 15. 3. Stooß 15. 3. Striebeck 23. 3. Theis 15. 3. Verhoeven 16. 3. Walter 15. 3. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 23. 3. Weinkamm 16. 3. Wullenhaupt 16. 3. b) Urlaubsanträge Spitzmüller 15. 5. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Dr. Hettlage auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Riedel (Frankfurt) (Fragestunde der 19. Sitzung vom 14. März 1962, Drucksache IV/239, Frage V/1): Wie werden sich die Einnahmen aus der Grundsteuer in den nächsten Jahren unter dem Gesichtspunkt der auslaufenden Begünstigungen entwickeln? Die 10jährige Grundsteuerbefreiung für neue Wohnungen nach § 7 und § 92 des II. Wohnungsbaugesetzes hat im Jahre 1961 bei der Grundsteuer zu einer Minderung des Grundsteueraufkommens um etwa 420 Mio DM geführt. In dem. Grundsteueraufkommen des Jahres 1961 mit insgesamt 1720 Mio DM ist ein Teilbetrag von 30 Mio DM enthalten, der darauf zurückzuführen ist, daß die Grundsteuerbefreiung für Neubauten aus dem Jahre 1951 fortgefallen ist. In den kommenden Jahren ist mit einem weiteren Zuwachs des Grundsteueraufkommens wegen der ausgelaufenen 10-Jahresfrist urn jährlich etwa 35 Mio DM und ab 1965 um jährlich etwa 40 bis 45 Mio DM zu rechnen. Anlage 3 Umdruck 43 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Drucksache IV/158). 758 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1962 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. gemeinsam mit dem Berliner Senat und den Regierungen der anderen Länder in der Bundesrepublik dafür zu sorgen, daß Berlin eine der geistigen und kulturellen Metropolen der freien Welt bleibt, seine Aufgabe als Hauptstadt Deutschlands erfüllen und seine freiheitliche Lebensform bewahren und gestalten kann. Dazu ist notwendig der Ausbau aller Bildungseinrichtungen der Stadt von den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen bis zu den Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten und den Institutionen der Erwachsenenbildung. Die Städtischen Bühnen und andere künstlerische Einrichtungen Berlins müssen gefördert werden. Ein Zentrum für die pädagogische Forschung sollte in Berlin gegründet werden. Kulturelle Institutionen internationalen Charakters, vor allem neue Einrichtungen der UNESCO, können in Berlin eine Stätte für eine weltoffene Arbeit finden; 2. eine wirksame organisatorische und sachliche Koordinierung aller Maßnahmen zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung sicherzustellen, der Wissenschaftsförderung den ihr gebührenden institutionellen und politischen Rang im Rahmen der allgemeinen Staatspolitik zu geben und die Zusammenarbeit mit den Ländern und den Gremien der Wissenschaftler im Wissenschaftsrat, in der Deutschen Forschungsgemeinschaft und in der Max-Planck-Gesellschaft zu vertiefen; 3. unverzüglich ein Rahmengesetz über die Förderung der wissenschaftlichen Forschung nach Artikel 74 Nr. 13 GG vorzulegen; 4. Forschungsvorhaben, soweit sie sich dazu eignen, in enger Zusammenarbeit mit Institutionen der Universitäten und Hochschulen durchzuführen und dabei die Freiheit der Forschung zu wahren. Bonn, den 14. März 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 Umdruck 44 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betreffend Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154) und zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233). Der Deutsche Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. ein Programm der Sozial- und Bildungshilfe für die Entwicklungsländer dem Bundestag vorzulegen; 2. in Beratung mit den Bundesländern, Universitäten und sonstigen beteiligten Institutionen ein sich auf mehrere Jahre erstreckendes Programm zu einer psychologisch angepaßten Unterbringung ausländischer Studenten, Praktikanten usw. auszuarbeiten und dem Bundestag vorzulegen; 3. in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und anderen beteiligten Institutionen die soziale und berufliche Stellung desjenigen deutschen Personenkreises zu sichern, der im Rahmen der Entwicklungshilfe für längere Zeit im Ausland tätig ist; 4. geeignete Maßnahmen zu treffen, um eine möglichst systematische Vorbereitung der für eine Tätigkeit in den Entwicklungsländern in Frage kommenden deutschen Personen auf deren Aufgaben sicherzustellen und dabei auch einen qualifizierten Nachwuchs heranzubilden; 5. in Zusammenarbeit mit den Bundesländern die Frage zu überprüfen, inwieweit es möglich ist, die wissenschaftliche Behandlung des Problems der Entwicklungsländer und der Entwicklungshilfe besser als bisher zu fundieren und zu koordinieren. Bonn, den 15. März 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Anlage 5 Umdruck 45 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betreffend Entwicklung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik (Drucksache IV/154) und zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend kulturpolitische Aufgaben des Bundes (Drucksache IV/233). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. den Ausbau und die Errichtung wissenschaftlicher Einrichtungen mit internationalem Rang in Berlin zu unterstützen und Kultureinrichtungen internationaler Träger in Berlin zu fördern, 2. die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß jeder Studierende an deutschen Hochschulen die Möglichkeit erhält, wenigstens ein Semester an Berliner Hochschulen zu studieren. Bonn, den 15. März 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Dr. Bucher und Fraktion
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    Rede von Dr. Ulrich Lohmar


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Aus dem Grunde, Herr Kollege Dr. Heck, weil ich mir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern anders vorstelle als in der Form eines Briefträgers, der Funktion nämlich, die das Bundesratsministerium bisher auszuüben für ausreichend hielt.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Heck: Sie kennen aber die Tätigkeit des Bundesratsministeriums nicht!)


    Lohmar
    — Meine Damen und Herren, ich schlage Ihnen vor, daß wir in der größeren Ruhe der Ausschußberatung noch einmal über diese Möglichkeiten miteinander diskutieren. Ich warte mit Interesse darauf, von Ihnen brauchbarere Vorschläge zu hören, als sie Ihrer Meinung nach die Anregungen der Münchener Länderkonferenz der SPD enthalten.

    (Abg. Dr. Stoltenberg: Das ist fast schon ein Begräbnis zweiter Klasse!)

    - Ach, Herr Stoltenberg, wenn schon Begräbnis, dann erster Klasse.
    Meine Damen und Herren, zum Punkt 3 unserer Großen Anfrage darf ich mich sehr kurz fassen, zumal mir Herr Dr. Martin keinen Grund gegeben hat, mich mit Argumenten dazu auseinanderzusetzen. Ich teile nicht die Meinung, die der Bundesminister des Innern in dem vorhin erwähnten Interview mit der „Stuttgarter Zeitung" hat durchblicken lassen, worin es heißt, der Minister verspreche sich von einem solchen Gesetz nicht mehr als eine Ansammlung von Gemeinplätzen.
    Man kann sehr wohl der Meinung sein, daß man ein solches Gesetz nicht als ein Kataloggesetz anlegen sollte. Ich weiß nicht, wieweit wir darin mit den Damen und Herren der CDU übereinstimmen würden. Vielleicht wäre es besser, ein Rahmengesetz zu beschließen, für das als methodische Beispiele etwa das Landwirtschaftsgesetz oder das Straßenbaufinanzierungsgesetz herangezogen werden könnten.
    In jedem Fall, meine Damen und Herren, liegt uns daran, in einem solchen Forschungsgesetz die Verpflichtung der Bundesregierung zu verankern, dem Deutschen Bundestag in regelmäßigen Abständen einen genauen Überblick über Stand und Problematik der wissenschaftlichen Forschung in der Bundesrepublik zu geben, damit wir von Zeit zu Zeit die Gelegenheit haben, uns in diesem Hause darüber zu unterhalten, wie die Dinge stehen und was weiter zu tun notwendig ist.
    Ich teile die Auffassung, die Herr Dr. Martin in diesem Zusammenhang ausgesprochen hat, daß es nicht darum geht, einen neuen Grabenkrieg zwischen Bund und Ländern bei der Formulierung dieses Gesetzes zu beginnen. Ich würde es deshalb begrüßen, wenn Bundesregierung und Bundestag bei dem Versuch, dieses Gesetz zu erarbeiten, von vornherein eine enge Zusammenarbeit mit den Ländern suchen würden.
    Meine Damen und Herren, im letzten Punkt unserer Großen Anfrage betreffend die staatliche Auftragsforschung haben wir uns erlaubt, auf ein Thema zurückzukommen, das dieses Parlament bereits in der 3. Legislaturperiode verschiedentlich beschäftigt hat. Ich darf mich auf zwei Beispiele beschränken.
    Mir ist bekannt, daß der Bundesverteidigungsminister in den letzten Monaten daran gegangen ist, bestimmte Strukturprobleme in der Bundeswehr untersuchen zu lassen. Er hat darüber auch mit Wissenschaftlern verhandelt, aber im Hinblick auf die wissenschaftliche Auswertung und die Publizierung der Forschungsergebnisse nicht immer die
    wünschenswerte Zurückhaltung erkennen lassen. Ich möchte ganz klar sagen: nach unserer Auffassung ist es gut, wenn die Bundesregierung bestimmte klärungsbedürftige Tatbestände einer Klärung zuführt und sich dabei der Hilfe von Wissenschaftlern versichert. Aber es muß klar sein, daß bei allen solchen Unternehmungen die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung einschließlich der Publikation der Ergebnisse gewahrt bleibt.
    Wir werden uns erlauben, im Rahmen der Haushaltsberatungen das zweite Beispiel eingehender zu erörtern. Es handelt sich um das Bundesinstitut zur Erforschung des Marxismus — Leninismus in Köln. Wir sind der Meinung, daß ein Mehr an wissenschaftlicher Spannweite und Freizügigkeit der Arbeit diesem Institut nur nützen könnte.
    Es tut mir leid, Ihre Geduld noch eine kleine Weile in Anspruch nehmen zu müssen. Ich glaube ebenso wie der Kollege Dr. Martin, daß man eine Begründung dieser vier konkreten Anliegen, die wir an die Bundesregierung in Form von Fragen herangetragen haben, nicht geben kann, ohne sich mit einigen allgemeineren kulturpolitischen Aspekten, in diesem Falle in der Politik der Bundesregierung und der sie im wesentlichen tragenden Christlich-Demokratischen Union, auseinanderzusetzen. Sie werden uns nicht übelnehmen, meine Damen und Herren, daß wir nach dem Verlauf der politischen Entwicklung in der Bundesrepublik etwa nach dem 13. August des letzten Jahres das Gefühl haben, daß der Bundeskanzler dieses Staates der neuen Rangskala von Aufgaben in der Weltpolitik nicht mehr recht folgen kann.

    (Abg. Dr. Heck: Das ist doch ein alter Propagandatrick! — Abg. Dr. Martin meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Bitte!


Rede von Dr. Berthold Martin
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Kollege, halten Sie es für richtig, psychologisch statt sachlich zu argumentieren, und das gegenüber dem Regierungschef?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ulrich Lohmar


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Aber ich bitte Sie! Der Regierungschef entzieht sich doch wohl nicht einer politischen Kritik!

    (Abg. Dr. Martin: Dann legen Sie doch Fakten vor! Sie können doch nicht einfach etwas behaupten! — Abg. Dr. Heck: Das macht man nicht!)

    — Der Sinn von Zwischenfragen besteht, wenn ich recht orientiert bin, darin, Fragen zu stellen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Es gibt auch Zwischenrufe!)

    Die größte Regierungspartei ist nach meinem Eindruck dieser allgemeinen Apathie ebenfalls erlegen. Wenn man es auf einen Nenner bringen wollte, ließe sich sagen: Das kennzeichnende Merkmal dessen, was die Regierungsparteien in den letzten Monaten getan haben, war auch in dem Bereich, über den wir heute reden: einen Willen zur politischen



    Lohmar
    Herrschaft zu dokumentieren, aber zugleich einen Mangel an politischer Führung und Kooperation erkennen zu lassen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, ich muß Sie mit einigen Gedanken dazu konfrontieren, die auf einer kulturpolitischen Tagung der CDU geäußert worden sind. Es handelt sich bei den Teilnehmern dieser Tagung nicht um eine, wenn man so will, nach Deutschland versprengte kulturpolitische Gruppe der OAS,

    (Heiterkeit bei der SPD)

    sondern es handelt sich um eine repräsentative Gruppe von Politikern der Christlich-Demokratischen Union, dreißig an der Zahl, die sich im vergangenen Jahr zu einer Tagung im sogenannten Ellwanger Kreis zurückgezogen hatten. Darunter findet man so exzellente Namen wie die von Probst Asmussen, Bundestagspräsident D. Dr. Gerstenmaier, unserem Kollegen Dr. Heck, Herrn Prälat Kunst, Kultusminister Schütz, Ministerialdirektor Dr. Sattler, Weihbischof Sedlmeier und Staatssekretär Dr. Strauß.

    (Abg. Dr. Heck: Wie besorgen Sie sich eigentlich diese vertraulichen Protokolle, Herr Lohmar?)

    Meine Damen und Herren, wenn sich die innere Meinungsbildung in einer Partei zu Fragen, an denen die Bürger des Staates wesentlich interessiert sein müssen, auf andere Weise entwickelt, als es das für den Außenstehenden erkennbare Profil dieser Partei vermuten läßt, dann besteht Veranlassung, darüber öffentlich zu sprechen. Wenn die Dinge so stehen, dann muß man wohl das Seine dazu tun, einen solchen Widerspruch offen und öffentlich einer Klärung zuzuführen.
    Der Kollege Martin hat vorhin in seiner Begründung der Großen Anfrage gesagt, daß in dem pluralistischen Charakter unserer Gesellschaft die notwendigen Kompromisse stabilisiert worden seien, wenn ich seine Formulierung richtig behalten habe. Aus der Aufzeichnung über diese Tagung der Politiker und Freunde der CDU ergibt sich — entschuldigen Sie, Herr Dr. Martin — das genaue Gegenteil.

    (Abg. Dr. Martin: Das werden wir diskutieren!)

    In den Referaten und Diskussionen der Tagung, über die das Protokoll Auskunft gibt, wurde Bedeutendes gesagt zur Problematik und Zielsetzung unserer auswärtigen Kulturpolitik, über die Schwierigkeit, die Entwicklung der Industriegesellschaft programmatisch zu erfassen, über die Notwendigkeit, die Bürger der Bundesrepublik zu Selbstverantwortung und Opferbereitschaft anzuhalten, schließlich auch über die Beweggründe, die Christen beider Konfessionen nach 1945 zu einer gemeinsamen Arbeit in der Union zusammengeführt haben. Das alles kann und sollte auch .der politische Gegner mit Verständnis und Achtung lesen. Ich habe das getan.
    Aber dann wurden Probleme angesprochen und Ziele formuliert, die einer kritischen Würdigung bedürfen. Diese Tagung des Ellwanger Kreises fand statt nach dem Kulturkongreß der CDU in Gelsenkirchen und vor den Bundestagswahlen. Diese beiden Ereignisse markieren den Verlauf der Tagung. Herr Dr. Heck hat nach dem Protokoll sich zunächst mit .dem Kulturkongreß in Gelsenkirchen auseinandergesetzt. Es heißt wörtlich:
    Der Angriff auf dem Kulturkongreß (in Gelsenkirchen von Direktor Hansler formuliert und vorgetragen) auf den Neuhumanismus stieß auf passive Resistenz in großen Teilen der eigenen Reihen.

    (Hört! Hört! bei der SPD.) Man kann, glaube ich,

    — so der Kollege Heck —
    in diesem Punkt nicht von einem vollen Erfolg des Kongresses sprechen.
    Weiter:
    Die Bildungsidee von Humboldt ist eine achristliche Bildungsidee.
    Dann weiter:
    Der Humanismus soll aber nicht völlig beseitigt werden;

    (Lachen bei der SPD)

    er ist vielmehr vom Religiösen her aufzuwerten.
    Herr Staatssekretär Strauß hat sich erlaubt, diese Zielsetzung in einem Referat über das Verhältnis von Schule und Staat etwas ausführlicher darzustellen. Ich darf mit der freundlichen Genehmigung des Herrn Präsidenten einige Sätze aus seiner Rede zitieren. Herr .Staatssekretär Strauß:
    Auf die Frage nach unserem Erziehungs- und Bildungsideal läßt sich nur antworten: Wir besitzen ein solches deal nicht.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Auch die Weimarer Epoche, die wir in die Jahre 1917 bis 1932 verlegen können, hatte noch ein solches Erziehungs- und Bildungsideal. Es wurde weitgehend bestimmt durch die Persönlichkeit des Kultusministers Becker. Becker stand vor der Aufgabe, in seinen kulturpolitischen Bemühungen zu berücksichtigen: im kirchlichen Bereich die von Kulturkampfgesinnungen und -stimmungen nicht freie Römisch-Katholische Kirche auf der einen Seite und die verfaßten, von moralischer Überlieferung überlagerten evangelischen Landeskirchen auf .der anderen Seite; im politischen Bereich das konservative, das liberale, das katholische und sozialistische Element. Infolgedessen mußte sein Erziehungs- und Bildungsideal noch weicher und unbestimmter sein als das der vorangegangenen Epoche, nämlich eine humanitas, in der alle vier Elemente wohnen und arbeiten konnten, zugleich aber



    Lohmar
    auch auskömmlichen Raum zur Austragung von Spannungen und Auseinandersetzungen beanspruchten. Es war Aufgabe
    — meine Herren von der FDP, so heißt es hier —
    des liberalen 'Elementes, das Verbindende zu suchen und zu sichern. Das war letztlich
    — so schließt Herr Staatssekretär Strauß diesen Absatz —
    eine Humanität, die in noch höherem Umfange der metaphysischen Bindung entbehrte als die 1917/18 verklungene Epoche.
    Nun, meine Damen und Herren, der arglose Demokrat des Jahres 1962 wird sich nicht unbedingt daran stoßen müssen, daß die Begründung der Weimarer Republik hier abgegrenzt wird gegen eine sozusagen verklungene Epoche — man hört die Kaiserglocken läuten —;

    (Heiterkeit bei der SPD)

    aber er wird doch meinen dürfen, daß sich die Situation für den Kulturpolitiker heute prinzipiell genauso darstellt wie für den früheren Kultusminister Becker. Denn wie anders ließen sich die im Grundgesetz verbrieften Grundrechte für alle Bürger dieses Staates realisieren?

    (Beifall bei der SPD.)

    Staatssekretär Strauß, meine Damen und Herren, ist anderer Ansicht. Ich zitiere:
    Die gesamten Wissens- und Bildungselemente müssen eingebaut werden in metaphysische Betrachtungen und Verbindlichkeiten und damit des heute unerträglich gewordenen Säkularisationscharakters entkleidet werden.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Es ist klar, daß ein solches —— meine Herren, merken Sie jetzt gut auf! —
    Es ist klar, daß ein solches Erziehungs- und Bildungsideal von der religiös und weltanschaulich neutralen Staatlichkeit nicht erarbeitet, dagegen wohl gesichert und gefördert werden kann.
    Wenn ich recht sehe, meine Damen und Herren, verliert hier der demokratische Staat unversehens seine Aufgabe, ein Dach für alle der Verfassung Verpflichteten zu sein. Er wird in den Dienst für eine spezifische Forderung nach einem, mit Verlaub gesagt, ahumanistischen Bildungsideal genommen. Was heißt das praktisch?
    Diese Tagung, von der ich spreche, hat dann diesen Vorschlag diskutiert, den ich Ihnen zur Kenntnis bringen will:
    Zu erwägen wäre folgender Vorschlag:
    Der ganze Bildungsetat sollte in Stipendien aufgeteilt werden. Mit dem Stipendium könnte jeder auf die Schule gehen, auf die er gehen will. Der Staat würde dann die Bildung und Erziehung, nicht die Schulen, finanzieren. Die Folge wäre eine breite Förderung des Privatschulwesens.
    Dann kommt der lakonische Hinweis:
    Solche radikalen Vorbilder existieren bereits in anderen Ländern.

    (Abg. Börner: In Portugal?!)

    Ich weiß nicht, an welchen Ländern oder Vorbildern Sie sich orientiert haben.
    Meine Damen und Herren, ich muß Ihnen sagen: Wenn ein demokratischer Staat, wenn eine Nation auseinanderfallen soll, dann ist dies im Kulturpolitischen der sicherste Weg, um zu diesem Ziel zu kommen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP.)

    In dem Protokoll ist mit Ausnahme der Rede, die Herr Prälat Kunst gehalten hat, kein Wort über einen Versuch zu finden, die Grundrechte unserer Verfassung, wie es der Deutsche Ausschuß getan hat, zum Maßstab bei der Erarbeitung eines Erziehungs- und Bildungsideals zu wählen.
    Nun, ich darf Ihnen überlassen, sich eine Meinung über dieses Protokoll zu bilden. Ich möchte mit einigen Fragen dazu an die Christlich-Demokratische Union abschließen. Wollen Sie, meine Damen und Herren, einen freiheitlichen, vielfältigen, die Grundrechte unserer Verfassung umgreifenden Kulturstaat, wie ihn Herr Dr. Martin gefordert hat, oder wollen Sie einen neuen Kulturkampf unter umgekehrten Vorzeichen, wie er sich als die Zielsetzung der Gruppe, die auf dieser Tagung zusammen war, offenbart? Wollen Sie die Einheit der deutschen Nation, soweit das in unserer Macht steht, im Kulturellen und Geistigen bewahren, oder wollen Sie das Trennende gegen das Gemeinsame mobilisieren? Wollen Sie den pluralistischen Charakter dieser unserer Gesllschaft als ein Wesensmerkmal des demokratischen Gemeinwesens bejahen, oder nehmen Sie diese Vielfalt als ein einstweilen nicht vermeidbares und notwendiges Übel in Kauf?
    Man kann auch und gerade über eine einheitliche Wissenschaftspolitik nicht sprechen und sie nicht betreiben, ohne daß man in diesen Fragen eine klare Haltung einnimmt. Sie auch von ,der Mehrheitspartei dieses Hauses zu erfahren wäre ein gutes Ergebnis dieser Debatte.

    (Beifall bei der SPD.)