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    Vokabeln: 17
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 1. Sitzung Bonn, den 17. Oktober 1961 Inhalt: Eröffnungsansprache des Alterspräsidenten Dr. h. c. Pferdmenges 1 A Geschäftliche Mitteilungen 1 B Namensaufruf der Abgeordneten und Wahl des Präsidenten 2 C Alterspräsident Dr. h. c. Pferdmenges 2 C, 2 D, 3 A, 3 B Dr. Krone (CDU/CSU) 2 D D. Dr. Gerstenmaier (CDU/CSU) . 3 B Amtsübernahme und Ansprache des Präsidenten D. Dr. Gerstenmaier 3 B Wahl der Stellvertreter des Präsidenten 6 C Dr. Mommer (SPD) 6 D Dr. Mende (FDP) 7 A Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 7 B Dir. Jaeger (CDU/CSU) 7 C Dr. Dehler (FDP) 7 C Schoettle (SPD) . . . . . . . 7 C Zusammensetzung des Ältestenrates . . 7 C Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 1. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Oktober 1961 1 1. Sitzung Bonn, den 17. Oktober 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 15.01 Uhr
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    Rede von Dr. Robert Pferdmenges


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine Damen und Herren! Es entspricht dem Brauch, daß die erste Sitzung des neuen Parlaments durch sein an Jahren ältestes Mitglied eröffnet wird.
    Da der Herr Bundeskanzler als ältestes Mitglied von seinem Recht keinen Gebrauch machen will, dürfte die Eröffnung durch mich zu vollziehen sein, falls meine Annahme stimmt, daß ich das zweitälteste Mitglied dieses Hauses bin. Mein Geburtsdatum ist der 27. März 1880. Ich frage, ob eine Dame oder ein Herr anwesend ist, der vor diesem Datum geboren ist. — Das ist nicht der Fall.
    Dann eröffne ich die erste Sitzung des neuen Bundestages.
    Ich gebe dem Haus zunächst folgende interfraktionelle Vereinbarungen bekannt:
    Die bisherige Geschäftsordnung gilt auch für die 4. Wahlperiode mit Ausnahme .des § 6 Abs. 1, über dessen Neufassung interfraktionelle Besprechungen im Gange sind. - Das Haus ist damit einverstanden.
    Es wird dem Haus vorgeschlagen, dem Zusammenschluß der Abgeordneten der CDU und der CSU zu einer Fraktion zuzustimmen. —

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!) Das Haus ist damit einverstanden.

    Anstatt vier Abgeordnete werden acht Abgeordnete als vorläufige Schriftführer benannt. Ich bitte die Abgeordneten Frau Geisendörfer, Herrn Giencke, Herrn Josten, Herrn Dr. Götz, Herrn Faller, Frau Krappe, Herrn Lange (Essen) und Herrn Dr. Rutschke, dieses Amt zu übernehmen. Ich darf die Abgeordneten Frau Krappe und Herrn Dr. Rutschke bitten, neben mir Platz zu nehmen.
    Meine Damen und Herren! In tiefernster Zeit tritt der neue Bundestag zusammen. Unsere Bundesrepublik, unsere Brüder und Schwestern in der Zone und in Ostberlin, ja — die ganze Menschheit bangt um die Zukunft, um ihre nahe Zukunft. Die Weltmächte sind hoch aufgerüstet, nuklear bewaffnet, ihr Prestige ist engagiert; der Grat, auf dem wir zwischen Krieg und Frieden wandeln, ist schmal.
    Wir, die Bundesrepublik, sind zu schwach, um uns aus eigenen Kräften zu verteidigen — wir stehen und fallen mit unseren Verbündeten im Westen, letzten Endes mit der Macht der Vereinigten Staaten. Den Vereinigten Staaten von Amerika verdanken wir es, daß ihre beispiellose großmütige Hilfe uns nach dem Kriege vor dem Verhungern bewahrt hat — ihnen danken wir in erster Linie, daß wir noch in Frieden und Freiheit leben. Dankbar gedenken wir auch unserer europäischen Partner, mit denen uns zu unserer großen Befriedigung ein festes Band des Zusammengehens und der Freundschaft verbindet.
    Meine Damen und Herren! Vergessen wir nicht, was wir der Welt angetan haben — vergessen wir nicht das Dritte Reich.
    Gewiß, durchaus nicht alle haben damals mitgemacht; viele haben vom ersten Tage an ihre Abscheu bekundet, ihren Widerstand dann zum Teil mit der Freiheit und mit dem Leben bezahlt. Aber viele waren schwach und wurden erst aufgerüttelt als es zu spät war. Was es allerdings heißt, gegen eine Diktatur anzugehen, die einmal im Sattel sitzt — das hat die Geschichte der letzten 15 Jahre erneut unter Beweis gestellt. Aber, wie dem auch sei, Machthaber des deutschen Volkes haben die Welt ins Elend und Chaos gestürzt. Wir haben deshalb auch kein moralisches Recht, „empört" zu sein — den Ausdruck fand ich in einigen Zeitungen —, als die Welt von Opfern sprach, die von uns zu bringen seien. Wir konnten erschüttert, enttäuscht, tief enttäuscht sein, aber nicht empört! Es ist so schwer, menschlich schwer, eigene Interessen zu vertreten, wenn man sich selbst so schuldig weiß, wie wir es tun.
    Aber eines wird die Welt nicht tun und kann sie nicht tun: von uns verlangen, daß wir mit unserem Willen mit der Freiheit eines Teiles unseres Volkes bezahlen.

    (Allseitiger Beifall.)

    Es gibt Untaten, die eine gesittete Welt einfach nicht hinnehmen kann, wenn sie sich nicht selbst aufgeben will.
    Auch wird die mit uns verbündete Welt nie ihre Hand dazu geben dürfen, unsere Verteidigungskraft und damit die Verteidigung der freien Welt zu verkrüppeln, denn wir verteidigen mit dieser westlichen Welt gemeinsame Ideale und die gemeinsame Freiheit. Wir wollen Frieden, ehrlichen Frieden haben und halten und frei von Angst und Furcht unser



    Alterspräsident Dr. h. c. Pferdmenges
    Leben leben können. Wir wollen keinem anderen sein Recht auf freie Entfaltung seiner Kräfte noch auf ein Leben nach seinem freien Willen beeinträchtigen.
    Wir sind bereit, über alles zu verhandeln und jede nur erdenkliche Garantie zu geben, aber unsere Freiheit und unsere Sicherheit, sie müssen unangetastet bleiben.

    (Allseitiger Beifall.)

    Es müßte doch einen Ausweg aus dieser Verkrampfung geben, unter der wir leben und leiden — es sei denn, es gebe Nationen, die nicht guten Willens sind und andere Ziele verfolgen. Wenn jede Nation die Lebensrechte und die Lebensweise des anderen respektiert, wenn sich die Vereinten Nationen gemeinsam verpflichten könnten — ein kühner Gedanke —, sich gegen jeden Angreifer, und zwar gemeinsam mit ihrer ganzen Macht zu wenden, dann müßte doch ein Weg gefunden werden, um die Sorge und Angst, die heute alle Völker bedrücken, aus der Welt zu bannen. Auch verstehen die Völker der Erde auf die Dauer nicht, daß es bei der Todesgefahr, die über uns allen schwebt, nicht einen Weg geben soll, zu einer allgemeinen und kontrollierten Abrüstung zu kommen. Wo ein Wille ist, muß ein Weg sein!
    Inzwischen laßt uns unsere Pflicht tun und, was an uns liegt, der Welt ein Beispiel geben. Lassen wir Einfachheit, Bescheidenheit, Opferbereitschaft, innere Lauterkeit unsere Devisen sein; aber nicht: mehr verdienen, weniger arbeiten, besser leben, wie man das so laut und hart von so vielen Seiten und Schichten heute hört.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    Das ist keine Haltung für ein Volk in unserer Lage.
    Mitglieder des neuen Bundestages! Neue, schwere und ungelöste Aufgaben stehen vor uns. Zwölf Jahre haben wir an dem Wiederaufbau der Bundesrepublik gearbeitet. Die Meinungen in diesem Hohen Hause, welchen Weg wir dabei gehen sollten, waren oft, fast zu oft geteilt. Aber wir haben doch, trotz der schweren Wolken, die über uns hingen und heute tiefer denn je über uns hängen, vieles erreicht, wenn uns auch unser innigstes Anliegen, der Zusammenschluß mit unseren Brüdern und Schwestern in der Zone, versagt blieb. Ich sagte, vieles erreicht: die Erhaltung unserer Freiheit in der Bundesrepublik — die Versöhnung und Freundschaft mit alten Gegnern — ein Schutz- und Trutzbündnis mit der freien Welt — Ruhe im Innern — Bannung der Arbeitslosigkeit — große soziale Fortschritte — Blühen der Wirtschaft. Und alles das ist uns nicht in den Schoß gefallen; wir haben ehrlich und oft heiß darum gerungen, nicht ohne Schärfen — aber alle, davon bin ich überzeugt, in dem Bewußtsein und in dem Bestreben, das Beste herzugeben. Keiner hat den Stein des Weisen; es irrt der Mensch, so lang er strebt.
    Und so laßt uns nun an die Arbeit gehen mit frischen Kräften — mit reinem Wollen. Der Allmächtige möge uns dabei seinen Segen geben.

    (Allseitiger Beifall.)

    Meine Damen und Herren! Da es sich um die konstituierende Sitzung des Bundestages handelt, lasse ich die Namen der beurlaubten Abgeordneten bekanntgeben. Ich bitte Frau Krappe, die Namen zu verlesen.


Rede von Edith Krappe
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Der Präsident hat Urlaub erteilt den Abgeordneten Berlin, Frau Dr. DiemerNicolaus, Kurlbaum, Pohle, Reitzner, Dr. Starke und Wendelborn.

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    Rede von Dr. Robert Pferdmenges


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Danke schön.
    Ich komme nunmehr zu Punkt 2 der Tagesordnung:
    Namensaufruf der Abgeordneten.
    Ich empfehle, zur Vereinfachung des Geschäftsganges diesen Punkt der Tagesordnung mit Punkt 3
    Wahl des Präsidenten
    zu verbinden. — Das Haus ist mit diesem Vorschlag einverstanden.
    Die Wahl des Präsidenten und seiner Stellvertreter ist in § 2 der Geschäftsordnung geregelt. Er bestimmt
    1. daß die Wahl des Präsidenten mit verdeckten Stimmzetteln durchzuführen ist,
    2. daß gewählt ist, wer die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages erhält.
    Die Berliner Abgeordneten sind stimmberechtigt. Es ist daher auch nur eine Urne im Saal aufgestellt.
    Ich bitte um Vorschläge zur Wahl. — Herr Dr. Krone, bitte.