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    Deutscher Bundestag 153. Sitzung Bonn, den 17. März 1961 Inhalt: Glückwünsche zum 80. Geburtstag der Abg. Frau Dr. h. c. Weber . . . . . . . . 8761 A Fragestunde (Drucksachen 2593, 2601, zu 2601) Frage des Abg. Dr. Mommer: Veröffentlichung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Fernsehstreit im Bulletin Dr. Dr. h. c. Erhard, Stellvertreter des Bundeskanzlers . 8761 B, C, D, 8762 A Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 8761 C Jahn (Marburg) (SPD) . . 8761 D, 8762 A Frage des Abg. Lohmar: Finanzierung des Magazins „Das Neue Journal" Dr. Dr. h. c. Erhard, Stellvertreter des Bundeskanzlers . . . . . 8762 A, B Börner (SPD) . . . . . . . . . 8762 B Frage des Abg. Dr. Dollinger: Betriebsprüfungsordnung Dr. Hettlage, Staatssekretär . . 8762 B, C Dr. Dollinger (CDU/CSU) . . . . 8762 C Frage des Abg. Mischnick: Zwei-Staaten-Theorie Lemmer, Bundesminister . 8762 D, 8763 A Kreitmeyer (FDP) . . . . . . . 8763 A Frage des Abg. Börner: Statistiken über Betriebsräte Dr. Hölzl, Staatssekretär . . . . 8763 B, C Börner (SPD) . . . . . . . . 8763 B, C Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung sozialrechtlicher Vorschriften (Drucksache 2594) Arndgen (CDU/CSU) 8763 C Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Steuerbeamten-Ausbildungsgesetz (Drucksache 2595) Dr. Schaefer, Minister des Landes Schleswig-Holstein 8764 B Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Arzneimittelgesetz (Drucksache 2596) Dr. Schäfer (SPD) . 8765 A Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Länderfinanzausgleichsgesetzes 1958 und des Fünften Überleitungsgesetzes (Drucksache 2597) Dr. Schaefer, Minister des Landes Schleswig-Holstein 8765 C II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1961 (Haushaltsgesetz 1961) (Drucksachen 2050, 2300, 2500 bis 2529); Zusammenstellung der Beschlüsse in zweiter Beratung (Drucksache 2615) Allgemeine Aussprache Schoettle (SPD) 8766 B Dr. Vogel (CDU/CSU) 8763 A Lenz (Trossingen) (FDP) 8781 A Niederalt (CDU/CSU) 8783 B Brese (CDU/CSU) 8789 A Etzel, Bundesminister 8790 A Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes 8795 C Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern 8795 D Einzelplan 07, Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz 8796 B Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 8796 B Einzelplan 11, Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Büttner (SPD) . . . . . . . . . 8796 C Dr.-Ing. Philipp (CDU/CSU) . . . . 8796 C Einzelplan 12, Geschäftsbereich des Bundesminister für Verkehr Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 8797 A Einzelplan 14, Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung . . . . Merten (SPD) . . . . . . . . . 8797 C Einzelplan 29, Geschäftsbereich des Bundesministers für Familien- und Jugendfragen . . . . . . . . . . . . 8798 A Einzelplan 32, Bundesschuld Windelen (CDU/CSU) 8798 B Einzelplan 36, Zivile Notstandsplanung 8798 B Einzelplan 60, Allgemeine Finanzverwaltung 8798 C Schlußabstimmung Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . . 8798 C Erklärungen nach § 36 GO Lücker (München) (CDU/CSU) . . . 8794 C Dr. Starke (FDP) . . . . . . . . 8795 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gewährung von Miet- und Lastenbeihilfen und des Mieterschutzgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache 2542) Berichte des Haushaltsausschusses und des Wohnungsausschusses (Drucksachen 2566, zu 2566, 2610) — Zweite und dritte Beratung — Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 8799 A, 8799 D Lücke, Bundesminister 8799 C Dr. Brecht (SPD) . . . . . . 8799 A Schäffer, Bundesminister 8800 B Dr. Hesberg (CDU/CSU) 8800 D Nächste Sitzung 8801 C Anlagen 8803 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 8761 153. Sitzung Bonn, den 17. März 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach 18. 3. Altmaier 18. 3. Dr. Atzenroth 17. 3. Dr. Baade 17. 3. Dr. Bärsch 17. 3. Dr. Bartels 17. 3. D. Barzel 17. 3. Dr. Becker (Mönchengladbach) 17. 3. Berkhan 18. 3. Dr. Besold 17. 3. Bettgenhäuser 17. 3. Fürst von Bismarck 15. 4. Blachstein 17. 3. Caspers 1. 4. Demmelmeier 18. 3. Dr. Dittrich 17. 3. Döring (Düsseldorf) 17. 3. Dowidat 18. 3. Drachsler 17. 3. Dr. Eckhardt 17. 3. Eilers (Oldenburg) 18. 3. Dr. Elbrächter 17. 3. Engelbrecht-Greve 25. 3. Enk 31.3. Franke 17. 3. Dr. Franz 17. 3. Funk 18. 3. Dr. Furler 17. 3. Frau Dr. Gantenberg 17. 3. Dr. Gleissner 17. 3. Goldhagen 11.4. Dr. Gradl 17. 3. Dr. Greve 17. 3. Freiherr zu Guttenberg 24. 3. Hahn 17. 3. Hauffe 22. 4. Dr. Dr. Heinemann 17. 3. Hellenbrock 17. 3. Dr. Höck (Salzgitter) 17. 3. Hörauf 7. 4. Hufnagel 17. 3. Dr. Huys 17. 3. Jacobi 17. 3. Jacobs 17. 3. Jaksch 17. 3. Dr. Jordan 17. 3. Junghans 17. 3. Frau Kalinke 17. 3. Katzer 17. 3. Knobloch 17. 3. Koenen (Lippstadt) 20. 3. Dr. Königswarter 17. 3. Frau Korspeter 17. 3. Freiherr von Kühlmann-Stumm 18. 3. Kühlthau 17. 3. Leber 18. 3. Logemann 17. 3. Lohmar 17. 3. Ahgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 18. 3. Lulay 8. 4. Mattick 17. 3. Mensing 17. 3. Dr. Menzel 21. 4. Neubauer 17. 3. Odenthal 18. 3. Peters 17. 3. Prennel 17. 3. Rademacher 18. 3. Ramms 18. 3. Regling 17. 3. Rohde 17. 3. Ruhnke 25. 3. Sander 18. 3. Scheppmann 18. 3. Dr. Schmid (Frankfurt) 17. 3. Schneider (Bremerhaven) 18. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 18. 3. Schultz 18. 3 Schüttler 17. 3. Dr. Seffrin 12. 4. Seidl (Dorfen) 18. 3. Spitzmüller 18. 3. Stahl 17. 3. Dr. Steinmetz 17. 3. Stingl 18. 3. Frau Strobel 17. 3. Dr. Tamblé 17. 3. Wagner 17. 3. Weber (Georgenau) 18. 3. Wegener 17. 3. Welke 17. 3. Welslau 17. 3. Werner 17. 3. Dr. Zimmermann 17. 3. Zoglmann 17. 3. Anlage 2 Bericht des Abgeordneten Seidl (Dorfen) über die Beratungen im Vermittlungsausschuß zum Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz) (Drucksache 2596) Der Bundesrat hat in seiner 229. Sitzung am 3. März 1961 beschlossen, wegen des vom Bundestag am 8. Februar 1961 beschlossenen Gesetzes über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz) den Vermittlungsausschuß gemäß Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes anzurufen mit dem Ziel, das Gesetz in 23 Punkten abzuändern. Die einzelnen Anrufungsgründe des Bundesrates sind aus der Drucksache 2575 ersichtlich. 1. In seiner Sitzung am 10. März 1961 befaßte sich der Vermittlungsausschuß mit den Anrufungsbegehren. Ein Teil des Anrufungsbegehrens war auf verfassungsrechtliche oder verfassungspolitische Bedenken gestützt. Hier trat der Vermittlungsaus- 8804 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 schuß der Auffassung des Bundesrates bei: er empfiehlt zu § 5 Abs. 4, die Verwaltungszuständigkeit des Bundesministers des Innern durch die der „zuständigen Behörde", d. h. der zuständigen Landesbehörde, zu ersetzen. Die gleiche Änderung mußte konsequenterweise zu § 63 vorgeschlagen werden. Auch zu § 27 — Zustimmungserfordernis zu den zu erlassenden Rechtsverordnungen — und zu § 57 — Hereinnahme der Bereitschaftspolizei der Länder in die hier vorgesehene Ausnahme von diesem Gesetz — stimmte der Vermittlungsausschuß den Vorschlägen des Bundesrates zu. 2. Ein anderer erheblicher Teil des Anrufungsbegehrens diente der Klarstellung, der besseren Handhabung des Gesetzes oder der Angleichung an andere Gesetze. Der Vermittlungsausschuß schloß sich in den folgenden Fällen einstimmig den Vorschlägen des Bundesrates an und schlägt daher vor, die aus .der Drucksache 2596 ersichtlichen Änderungen anzunehmen, nämlich zu § 6: Ersetzung des Wortes„ Zusammensetzung" durch „Beschaffenheit", um auch Gegenstände, die durch ihre Form eine Gefährdung der Gesundheit bewirken können, zu erfassen; zu § 7: Neufassung des letzten Halbsatzes in Abs. 2 zur Angleichung an § 6 Nr. 1 und um zu verhüten, daß Arzneimittel, die für die Therapie nötig sind, z. B. Gold 198, nicht mehr zugelassen werden könnten; zu § 14 Abs. 2: Klarstellung mit Rücksicht auf die auch sonst im Gesetz gewählte Fassung; zu § 15: Danach sollen Auflagen auch nachträglich zulässig sein, um dem Fortschritt der Technik und den veränderten wissenschaftlichen Erkenntnissen auch noch nach Erteilung der Erlaubnis Rechnung tragen zu können; zu § 40 Abs. 2 Satz 1, wonach die Überprüfung der fraglichen Betriebe nur „in der Regel" anstatt mindestens alle zwei Jahre geschehen muß, um auf die Weise den Vollzug elastischer zu gestalten; zu § 40 Abs. 3 Satz 2, um unnötigen Verwaltungsaufwand zu ersparen und Schwierigkeiten zu vermeiden, wie sie z. B. bei Durchführung des Lebensmittelgesetzes bei der Aufbewahrung der Gegenprobe aufgetreten sind; zu § 45 Abs. 1 Nr. 7 und zu § 47 Abs. 1 Nr. 1, wonach § 34 Absatz 3 (unbefugte Abgabe von Proben) in den Katalog für Ordnungswidrigkeiten aufgenommen werden soll; zu § 60 a: Schaffung der Möglichkeit der bundeseinheitlichen Verlängerung der Polizeiverordnung über die Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens, die im September 1961 außer Kraft treten würde; zu § 62: Die Länder sollen durch Streichung der Worte „geltenden" und „hierüber bestehenden" in den Absätzen 6 und 8 bis zum Inkrafttreten der nach §§ 19 und 35 vorgesehenen Rechtsverordnungen noch eigene landesrechtliche Vorschriften erlassen können. 3. Die übrigen Änderungswünsche des Bundesrates wurden vom Vermittlungsausschuß entweder abgelehnt oder nur mit Änderungen angenommen. In § 1 Abs. 4 ist bestimmt, daß sogenannte kosmetische Mittel nicht Arzneimittel im Sinne dieses Gesetzes sein sollen; sie unterliegen vielmehr dem Lebensmittelgesetz, wo sie in § 2 Nr. 2 unter den Bedarfsgegenständen aufgeführt sind; allerdings enthält der letzte Halbsatz des § 1 Abs. 4 eine gewisse Einschränkung: die genannten Gegenstände unterliegen dann dem Arzneimittelgesetz, wenn sie überwiegend dazu bestimmt sind, Krankheiten usw. zu lindern oder zu beseitigen. Diese Ausnahme war nötig, weil die genannten Gegenstände insoweit nicht unter das Lebensmittelgesetz fallen. Der Bundesrat möchte mit seinem Anrufungsbegehren diese Ausnahme erweitern: die kosmetischen Mittel des § 1 Abs. 4 sollen auch dann als Arzneimittel gelten und also diesem Gesetz unterliegen, wenn sie Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen enthalten, die verschreibungspflichtig sind. Der Vermittlungsausschuß hat diese Frage eingehend erörtert, vor allem, ob eine Gefährdung der Volksgesundheit, die unter Umständen auch bei mißbräuchlicher Anwendung kosmetischer Gegenstände, z. B. gerade bei Hormonpräparaten, gegeben sein könnte, eine sofortige Aufnahme einer solchen Bestimmung in das Arzneimittelgesetz notwendig macht. Es wurde jedoch entgegengehalten, daß im allgemeinen in diesen Mitteln nur ganz geringfügige Mengen, ja meist nur Spuren verschreibungspflichtiger Stoffe enthalten sind. Es wurde vor allem vorgebracht, daß diese kosmetischen Mittel, wie schon erwähnt, im Lebensmittelgesetz erfaßt sind, und sie mit Ausnahme derer, die überwiegend zur Verwendung als Heilmittel bestimmt sind, auch dort ihre Regelung finden sollten. Es wäre zwar möglich gewesen, auch in den Übergangs- und Schlußbestimmungen dieses Gesetzes das Lebensmittelgesetz entsprechend zu ändern; aber auch dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Der Ausschuß hielt es mit überwiegender Mehrheit für richtiger, zunächst abzuwarten und es bei der Fassung des Bundestages zu belassen, dies um so mehr, als die betreffenden Erzeugnisse bisher auch nicht apothekenpflichtig waren, Der Ausschuß zog in Betracht, daß bei der Beratung und Beschlußfassung dieses Gesetzes auch ein gewisses ausgewogenes Gleichgewicht hinsichtlich der mit diesem Gesetz notwendig verbundenen Folgen erzielt worden sei, das durch die Annahme des Bundesratsvorschlages wesentlich gestört würde. In § 9 will der Bundesrat einmal in Abs. 1 Satz 1 eine neue Fassung, in der vor allem das Wort „oder" durch „und" ersetzt wird. Damit soll erreicht werden, daß die in § 9 Absatz .1 genannten Angaben sowohl auf den Behältnissen als auch, soweit verwendet, auf den äußeren Umhüllungen angegeben werden müssen. Der Ausschuß stimmte mit großer Mehrheit zu, um verhängnisvolle Irrtümer und Verwechslungen zu vermeiden, die nach Entfernung der äußeren Umhüllungen entstehen könnten, wenn die Angaben nur auf diesen enthalten sind. Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 8805 Bei dem Vorschlag des Bundesrates, in Abs. 1 Satz 2 für Ampullen nur die Angaben nach den Nummern 2, 4 und 9 zu verlangen, kam der Ausschuß mit großer Mehrheit zu der Überzeugung, daß zwar bei Ampullen einige Angaben wegbleiben könnten, daß aber auf alle Fälle noch die Angaben nach den Nummern 5 und 6 gemacht werden müßten. Es sollte ein Höchstmaß an Sicherheit erreicht werden, da gerade bei Mitteln zur Einspritzung die richtige Anwendungsform entscheidend ist; von ihr könne das Leben eines Patienten abhängen. Der Bundesrat möchte in § 14 Abs. 1 an Stelle des Zeugnisses über ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Nummer 2 die Bestallung verlangen. Das würde bedeuten, daß vor allem bei Ärzten zum Nachweis der erforderlichen Sachkenntnis auch noch die Ableistung der zweijährigen Assistentenzeit erforderlich wäre. Nach eingehender Erörterung kam der Ausschuß zu der Auffassung, daß dies nicht erforderlich sei, weil sonst ungleiche Voraussetzungen für die in Nummer 2 genannten Personenkreise verlangt würden. Er war jedoch der Ansicht, daß die Fassung der Nummer 2 redaktionell anders gestaltet werden müsse und nahm daher einstimmig die aus der Drucksache 2596 unter Nr. 7 Buchstabe a) ersichtliche Fassung an. Nach dem Anrufungsbegehren des Bundesrates soll die nach § 20 vorgesehene Registrierung der Arzneispezialitäten nicht beim Bundesgesundheitsamt, sondern bei den zuständigen Landesbehörden erfolgen. Der Bundesrat machte vor allem geltend, daß eine materielle Prüfungspflicht nicht mehr vorgeschrieben und die Einheitlichkeit auch bei Registrierung auf Landesebene gewährleistet sei. Ferner hätten die Länder die polizeiliche Überwachung und Beaufsichtigung der Arzneimittelherstellungsbetriebe; dies stehe in engem Zusammenhang mit der Registrierung. Dieser Sachzusammenhang werde zerrissen oder mindestens gefährdet, wenn die Registrierung zentral beim Bundesgesundheitsamt erfolge. Schließlich müßten die Länder die beim Export von Arzneispezialitäten erforderlichen Bescheinigungen den Herstellern rechtzeitig erteilen können. Eine überregionale Registrierung sei deshalb nicht erforderlich und auch verfassungsrechtlich problematisch. Dagegen wurde eingewandt, daß zwar eine materielle Prüfung nicht mehr vorgesehen sei, daß aber nach 'diesem Gesetz noch gewisse Prüfungen zu erfolgen hätten, die für eine einheitliche Handhabung in der Praxis wesentlich seien. Die Eintragung in das Register habe die Rechtsfolge, daß die betreffende Arzneispezialität im ganzen Geltungsbereich dieses Gesetzes in den Verkehr gebracht werden dürfe. Weiter ,sei die Kennzeichnungspflicht, die es bisher nicht gegeben habe, eingeführt worden. Als Folge dieser Kennzeichnungspflicht müssen nach § 9 Abs. 1 Nr. 7 die Arzneispezialitäten Angaben über die arzneilich wirksamen Bestandteile enthalten; sie sind mit ihrem im Deutschen Arzneibuch aufgeführten Bezeichnungen bzw. mit ihrer gebräuchlichen wissenschaftlichen Bezeichnung anzugeben. Außerdem soll ihre Menge nach gebräuchlichen Maßeinheiten bezeichnet werden. Nach § 9 Abs. 1 Nr. 8 müssen diese Spezialitäten als verschreibungspflichtig oder apothekenpflichtig gekennzeichnet sein. Die Überprüfung der Einhaltung dieser Vorschriften ist nach § 22 Abs. 2 der Registerstelle auferlegt. Da aber weder über die gebräuchlichen Maßeinheiten noch über die gebräuchliche wissenschaftliche Bezeichnung Einheitlichkeit bestehe, sei diese, auch im Interesse der Wissenschaft erforderliche Einheitlichkeit bei elf verschiedenen Registrierungsstellen der Länder schwer, wenn nicht sogar unmöglich zu erreichen, während sich bei der zentralen Registrierung schnell eine einheitliche Verwaltungsübung bilden könne. Weiter sei es auch möglich, daß, ausgehend von einer verschiedenen Nomenklatur, die Rezept- und Verschreibungspflicht in verschiedenen Ländern verschieden gehandhabt werde. Auch die nach § 21 Absatz 1 Nr. 4 vorgesehene Prüfung sei wegen der Einführung des in diesem Gesetz vorgesehenen liberalen Systems bei einer Stelle nötig; die Anerkennung als Heilmittel müsse einheitlich sein. Außerdem sei den Herstellern nicht zuzumuten, in elf verschiedenen Ländern Eintragungsverfahren zu beantragen und dabei Gefahr zu laufen, daß in einem Lande anders entschieden werde als in einem anderen. Dies sei auch gerade für den Export besonders wichtig. Der Ausschuß entschied sich mit großer Mehrheit für die Beibehaltung der Bundestagsfassung und war der Überzeugung, daß aus den dargelegten Gründen auch verfassungsrechtlich das erforderliche überregionale Bedürfnis zu bejahen sei und also die Betrauung des Bundesgesundheitsamtes im Interesse der Einheitlichkeit der Durchführung dieses Gesetzes erlaubt und geboten sei. Als Folge dieser Entscheidung wurden dann auch einstimmig die Anrufungsbegehren des Bundesrates zu § 22, § 23, § 24, § 25 und § 54 abgelehnt. Der Bundesrat hatte zu § 32 beantragt, die Worte „zu befürchten" durch die Worte „nicht auszuschließen" zu ersetzen. Da dadurch wohl alle Arzneimittel apothekenpflichtig gemacht werden könnten, weil eine Gesundheitsgefährdung mit absoluter Sicherheit kaum auszuschließen ist, schien dieser Antrag dem Ausschuß als zu weitgehend. Das Begehren des Bundesrates wurde deshalb von keiner Seite zum Antrag erhoben, so daß es bei der Bundestagsfassung blieb. Der Bundesrat hat zu § 53 begehrt, die Worte „oder gleichartige" zu streichen. Die Fortdauer der Erlaubnis gehe hier zu weit, da der betreffende Hersteller für ein „gleichartiges" Arzneimittel möglicherweise keine Erfahrungen habe und außerdem dieser Begriff viel zu schwammig sei. Nach eingehender Erörterung kam der Ausschuß zu der Überzeugung, daß konkretisiert werden müsse, nach welchen Kriterien die „Vergleichbarkeit" zu beurteilen sei. Der Ausschuß nahm daher einstimmig den Vorschlag an, die Worte „nach der Zusammensetzung" vor „gleichartige" einzufügen, um so einen Vergleichsmaßstab zu gewinnen. 4. Der Vermittlungsausschuß war der Überzeugung, mit den vorgeschlagenen Änderungen den verfassungsrechtlichen Bedenken Rechnung getragen zu haben und den der Klarstellung, der besse- 8806 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 ren Handhabung und der einheitlichen Durchführung des Gesetzes sowie den ,dem Schutz der Volksgesundheit dienenden Vorschlägen des Bundesrates entsprochen zu haben, ohne die schon erwähnte Ausgewogenheit des Gesetzes zu beinträchtigen. Gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Geschäftsordnung hat der Vermittlungsausschuß beschlossen, daß im Deutschen Bundestag über die Änderungen gemeinsam abzustimmen ist. Ich bitte das Hohe Haus namens des Vermittlungsausschusses, den aus der vorliegenden Drucksache 2596 ersichtlichen Änderungen zuzustimmen. Anlage 3 Schriftliche Ergänzung der Ausführungen des Bundesministers der Finanzen Franz Etzel zur Verabschiedung des Haushaltsgesetzes 1961. Buchstabe a) Die Haushaltsausgaben des Bundes — ohne durchlaufende Posten — betrugen 1957 32, 4 Milliarden DM (100) und werden betragen 1961 44,7 Milliarden DM (138). Zum Vergleich lautet die Indexberechnung des Bruttosozialprodukts zu Marktpreisen 1957 = 100, 1961 =144. Die Bundesausgaben blieben also in ihrem Zuwachs hinter der Steigerung des Bruttosozialprodukts zurück. Zu diesem Ergebnis trug unmittelbar und mittelbar die Steuerreform des Jahres 1958 wesentlich bei mit einer Neuordnung der Ehegattenbesteuerung durch Einführung des Splitting, mit einer allgemeinen Senkung des Einkommensteuertarifs im Durchschnitt um 15 v. H., für Einkommen bis zu 1000 DM sogar um 20 v. H., und mit einer Reihe von anderen Erleichterungen und Hilfen. Ich habe diese Politik der Steuersenkung weiter verfolgt. Sie fand ihren Niederschlag oder wird ihn noch finden in Erleichterungen bei der Umsatzsteuer, der Vermögensteuer und der Gewerbesteuer. Damals war der Entschluß zur Einkommensteuerreform 1958 kühn. Er trug wesentlich zu der in diesem Umfang nicht erwarteten Steigerung des Sozialprodukts in 1959 nominell um 8,5 v. H., real um 6,7 v. H., in 1960 sogar nominell um 11,3 v. H. real um 8 v. H. bei, die wiederum eine unentbehrliche Stütze der Währungsstabilität war. Einen weiteren Beitrag zur Stabilität von Preisen und Beschäftigung hat der Bundeshaushalt dadurch geleistet, daß er a) auf Ansprüche an den Kapitalmarkt weitgehend verzichtete und Steuermehreinnahmen zur Finanzierung solcher Bundesausgaben heranzog, die sonst aus Anleihemitteln hätten finanziert werden müssen, b) in größtmöglichem Umfang durch Auslandszahlungen dem inneren Kreislauf Geld entzog und damit in einem geschichtlich einmaligen Umfang kontraktiv wirkte, und zwar 1958 + 1,3 Milliarden DM, 1959 + 1,8 Milliarden DM, 1960 + 2,3 Milliarden DM, 1961 + 3,8 Milliarden DM, zusammen 9,2 Milliarden DM. Der letzte Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Februar 1961 hebt denn auch hervor, wie sehr die öffentlichen Haushalte durch diese Maßnahmen einen mäßigenden Einfluß auf die Nachfrage ausgeübt haben. Buchstabe b) Die zweite große Aufgabe, die vor uns liegt, ist die schrittweise Verbesserung unseres Steuersystems als Ganzen und bestimmter Einzelsteuern. Unsere Einkommensteuer dürfte im allgemeinen bis auf weiteres ihre endgültige Gestalt gewonnen haben. Hier werden sich die Verbesserungen im wesentlichen auf die Beseitigung überholter Steuervergünstigungen und auf den Tarif erstrecken. Der Stand der Vorarbeiten an der Reform der Umsatzsteuer ist bekannt. Soweit die politische Willensbildung vorbereitet werden konnte, ist es geschehen. Der Schwerpunkt weiterer Reformen wird, wie mir scheint, bei der Vermögensteuer, der Gewerbesteuer und der Erbschaftsteuer liegen. Die Überprüfung und Neuordnung dieser Steuern setzt eine umfassende Neubewertung des Grundvermögens auf der Grundlage eines verbesserten Bewertungsgesetzes voraus, dessen Entwurf vorliegt. Die Neuordnung dieser drei Steuern wird weniger ihre gesamte Struktur als vielmehr einzelne Teilprobleme umfassen, die sich bei diesen alten Steuern aus der zwischenzeitlichen Veränderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse und Zielsetzungen ergeben. Es wäre reizvoll, am Ende dieser Legislaturperiode auch einige Gedanken über das Verhältnis der Finanzpolitik zur Konjunkturpolitik zu entwikkeln. Die Hochkonjunktur der Jahre 1.959 und 1960 hat uns hier einige neue Erfahrungen gebracht, die für die Zukunft nicht umgenutzt bleiben sollten. Die wichtigste Erkenntnis ist wohl die, wie wenig unser überliefertes Steuersystem und mehr noch unser Gesetzgebungsverfahren den Anforderungen einer konjunkturgerechten Finanzpolitik genügen. Die verfassungsrechtliche Trennung der Finanzwirtschaft von Bund, Ländern und Gemeinden macht weitgehend eine einheitliche konjunkturgerechte Ausgabengebarung in unserem Lande unmöglich. Auch die rechtsstaatlichen Grundentscheidungen der Verfassung setzen der notwendigen Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit sowohl des Haushalts wie der Steuern Grenzen. Eine antizyklische Finanzpolitik der Überschußbildung in der Höchstkonjunktur, die in älteren Demokratien erfolgreicher geübt wird, ist unter unseren politischen Verhältnissen offensichtlich nur in engen Grenzen möglich. Angesichts dieser unübersteigbaren Verfassungschranken glaubt der Finanzminister der dritten Legislaturperiode es sich als Verdienst anrechnen zu können, mit vielen einzelnen Mitteln — von der Begrenzung der degressiven Abschreibung angefangen über Verzicht auf Kredite bis zur kontraktiven Wirkung zusätzlicher Schuldentilgungen an das Ausland — einen wirksamen Beitrag zur Stabilisierung geleistet zu haben. Jedenfalls haben wir nicht, entmutigt durch die Unzulänglichkeit unseres haushalts- und steuerpolitischen Instrumentariums, die Dinge einfach laufen lassen. In enger Zusammenarbeit mit dem Wirt- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 8807 schaftsminister und der Deutschen Bundesbank ist das Bestmögliche getan worden. Ich bin der Überzeugung, daß unsere bisherigen Maßnahmen die Grundlage zu einem stetigen Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand gebildet haben und daß nunmehr die Neufestsetzung des Wechselkurses der Deutschen Mark nach außen die Möglichkeit einer konjunkturgerechten Kredit- und Finanzpolitik wieder erweitert hat. Buchstabe c) Unsere Währungsreserven stiegen von 1958 bis 1960 um 21 v. H. In der gleichen Zeit nahmen sie in Italien um 48 v. H. und in Frankreich um 101 v. H. zu. Die deutschen Währungsreserven, so schnell sie auch gewachsen sein mögen, deckten 1960 den Einfuhrbedarf von nur etwa 8 1/2 Monaten. Die entsprechende Zahl ist für Großbritannien etwa 3 Monate, für Frankreich 4 Monate, für Italien 7 1/2 Monate, für die Schweiz 12 Monate, für die USA 15V2 Monate. Es ließen sich noch weitere Beispiele dafür anführen, daß die Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik keineswegs größer ist als die vieler anderer Länder. Zum Beispiel: Das Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen je Erwerbstätigen beträgt — zum Kaufkraftparitätskurs umgerechnet — in Italien 4459 DM, in der Bundesrepublik 9191 DM, in Frankreich 10 527 DM, in Großbritannien 11 443 DM und in den USA 15 640 DM. Das Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen war bei uns 1959 durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge mit 32,1 v. H. belastet. Die entsprechende Zahl ist in Frankreich 32,6, in Großbritannien 29,6, in Italien (1958) 28,6, in den USA 25,7 und in der Schweiz (1958) 20,1. Buchstabe d) Auch zu den Bemühungen der Vereinten Nationen in ihrem technischen Beistandsprogramm haben wir in den letzten Jahren einen erheblich höheren deutschen Beitrag geleistet. Diese enge Zusammenarbeit der westlichen Welt bei der Gewährung der Entwicklungshilfe sollte ausgebaut werden, damit jeder fortgeschrittene Industriestaat des Westens dazu nach seiner Leistungsfähigkeit in dem gleichen angemessenen Ausmaß beiträgt. Unsere Finanzhilfe an Entwicklungsländer sollten wir nach sorgfältiger Prüfung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und immer nur gebunden für bestimmte entwicklungswichtige Vorhaben geben, damit wir echte Freunde gewinnen, die auch in zwanzig oder hundert Jahren noch unserer helfenden Hand dankbar gedenken. Vermeiden wir jede Form von falsch verstandener oder überstürzter Finanzhilfe, die allzu leicht aus Freunden enttäuschte und unwillige Schuldner machen kann. Anlage 4 Schriftliche Begründung des Abgeordneten Merten zum Entschließungsantrag auf Umdruck 793. Die SPD legt Ihnen mit dem Umdruck 793 einen Entschließungsantrag vor, der einige Sorgen zum Gegenstand hat, die innerhalb der Bundeswehr eine gewisse Rolle spielen. Ich möchte die Gelegenheit benutzen, dabei einige Bemerkungen über die Stellung des einzelnen Soldaten und der Bundeswehr im öffentlichen Leben unseres Landes zu machen. Es war und ist für die Truppe nicht einfach, einen neuen Stil ides Soldatseins in der freiheitlichen Demokratie zu entwickeln, die von der Bundesrepublik darzustellen versucht wird. In die natürlichen Aufbauschwierigkeiten unseres ganzen demokratischen Staatswesens wurde die Bundeswehr hineingestellt mit dem Auftrag, sich harmonisch, unter Vermeidung aller Fehler der Vergangenheit, in diesen Staat einzufügen. Das stellte große Anforderungen an die Führung der Bundeswehr ebenso wie an jeden einzelnen Soldaten. Sie fand hierfür keine wie auch immer geartete Tradition vor und sah sich in den Mittelpunkt innenpolitischer Auseinandersetzungen gestellt. Dabei richtete man sich bei der politischen Auseinandersetzung zwischen der Opposition und der Regierung häufig an die falsche Adresse und manöverierte die Bundeswehr damit in eine Abwehrstellung hinein, die von völlig falschen Voraussetzungen ausging. Wenn wir Sozialdemokraten uns mit der Bundesregierung, der CDU/CSU oder dem Bundesverteidigungsminister auseinandersetzen über politische Fragen, ist es unzulässig, diese Auseinandersetzung abzuleiten in einen falschen Kanal und in der Bundeswehr auf diese Weise einen antisozialdemokratischen Korpsgeist zu entwickeln. Wir halten es für unzulässig und gefährlich, die Bundeswehr als solche zu zwingen, parteipolitisch Stellung zu beziehen. Selbstverständlich hat der einzelne Soldat das Recht der politischen Mitarbeit wie jeder andere Staatsbürger. Die Bundeswehr als solche aber darf niemals in den Verdacht kommen, die Armee der einen oder anderen Partei oder politischen Richtung zu sein. Daraus ergeben sich Folgerungen, für die staatsbürgerliche Bildungsarbeit in der Bundeswehr und für die psychologische Verteidigung, die ja nur ein Teil dieser Arbeit ist. Die beste psychologische Verteidigung scheint uns ein beispielhaftes Vorleben der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu sein. Jeder einzelne Soldat muß den Wert der kommunistischen Thesen am Maßstab der eigenen demokratischen Erfahrung und des daraus entwickelten Standpunktes messen können. Ein öder Antikommunismus allein ist hier nicht ausreichend und könnte die Meinung entstehen lassen, daß derjenige als guter Demokrat legitimiert ist, der ein möglichst großer Kommunistenfresser ist. Die Einrichtungen unseres demokratischen Staates und seine geistigen Grundlagen müssen den Soldaten, wie allen anderen Staatsbürgern, so wertvoll gemacht werden, daß von daher der Anspruch gerechtfertigt erscheint, für das Leben dieses Staates in Recht und Freiheit Opfer zu bringen. Dabei muß die Achtung vor den demokratischen Einrichtungen des Staates durch Vorgesetzte und führende Persönlichkeiten im öffentlichen Leben vorbildlich sein. Keineswegs als vorbildlich kann es z. B. bezeichnet werden, die parlamentarische Opposition 8808 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 oder eine ganze demokratische Partei oder ihre Vertreter öffentlich zu disqualifizieren oder durch einzelne hochgestellte Soldaten über sie politische Werturteile abgeben zu lassen. Die Opposition ist in der Demokratie ein genauso unentbehrlicher Bestandteil ,der politischen Willensbildung wie die Regierungspartei. Das muß sich aber auch auf dem Gebiete der staatsbürgerlichen Erziehung und Bildung und den damit zusammenhängenden Publikationen niederschlagen. Wenn die politische Auffassung der Opposition verschwiegen wird oder schief dargestellt wird, gewinnt die Vermutung Raum, daß sich hinter der psychologischen Verteidigung ein aus Steuergeldern bezahlter Kampf gegen die Opposition verbirgt. Das kann nicht im Sinne einer demokratischen Regierung oder ihres Verteidigungsministers sein. Deshalb müssen die in der Vergangenheit vorgekommenen Pannen vermieden werden. Die an und für sich schwierige Aufgabe des Soldaten wird bis zum Unerträglichen belastet, wenn die Bundeswehr zum Objekt parteipolitischer Auseinandersetzung wird. Die Diskussion über politische Entscheidungen wird in diesem Hause geführt und wird zwischen politischen Partnern geführt. Es gibt aber keine politische Meinung der Bundeswehr als solche und es darf sie auch nicht geben. Deswegen hat auch niemand im politischen Raum das Recht, eine politische Meinung der Bundeswehr nach außen zu vertreten. Die Bundeswehr ist kein Organ zur Bildung politischer Meinung. Nun zum Umdruck 793. Der einzelne Soldat wird oft in seiner Dienstfreudigkeit beeinträchtigt oder gelähmt durch die allzu bürokratische Behandlung seiner Person. Es kursieren Sorgenkataloge der Soldaten, über deren Inhalt wir im Verteidigungsausschuß sprechen müssen. Zweifellos wäre es in vielen Fällen möglich, Schwierigkeiten zu vermeiden, wenn bei der Truppe Fürsorgeoffiziere oder Fürsorgeunteroffiziere tätig werden könnten. In anderen Ländern hat sich diese Einrichtung hervorragend bewährt. In der Bundeswehr wäre sie eine dringende Notwendigkeit. Die SPD will durch ihren Antrag auf Umdruck 793 nur einige Dinge aus den Sorgen der Bundeswehr herausgreifen. Dazu gehört die Angleichung des Wehrsoldes an die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Die von uns vorgeschlagene Erhöhung um 25% entspricht der Erhöhung der Bezüge im öffentlichen Dienst seit dem Erlaß des Wehrsoldgesetzes. Der Wehrsold ist ja kein reines Taschengeld, sondern der Wehrpflichtige hat mit ihm zahlreiche Ausgaben zu bestreiten, die unmittelbar mit seinem soldatischen Leben zusammenhängen. An den Wehrpflichtigen denken wir auch, wenn wir als zweiten Punkt unseres Antrages die Bundesregierung ersuchen, die Zahl der Familienheimfahrten auf acht zu erhöhen. Leider haben fast drei Fünftel aller Soldaten zwischen ihrem Standort und ihrem Heimatort eine Entfernung von über 300 km zu überwinden. Unzuträglichkeiten aller Art sind die Folge. Hier kann nur eine Vermehrung der Familienheimfahrten auf Kosten des Bundes helfen, wenn es nicht möglich ist, die Wehrpflichtigen in der Nähe ihres Heimatortes einzuziehen. Die SPD ersucht ferner, bei der Trennungsentschädigung großzügiger zu verfahren, insbesondere wenn der Soldat nach seinem Eintritt in die Bundeswehr heiratet, die Ehefrau aber nicht am Standort wohnt. Er bekommt dann keine Trennungsentschädigung, steht deswegen bei der Wohnraumbeschaffung an letzter Stelle, und in zahlreichen Fällen entstehen außerordentlich schwierige Familienverhältnisse. Dasselbe gilt auch für diejenigen Soldaten, die in Lazarette, weit entfernt von ihrem Standort, eingewiesen werden. Der letzte Wunsch der SPD an die Bundesregierung ist das Ersuchen, auf das Sterbegeld nach der Reichsversicherungsordnung zu verzichten, wenn der Bund die Beerdigung eines verstorbenen Soldaten besorgt hat. Den Familienangehörigen entstehen auch dann noch Kosten, die weit über das Sterbegeld hinausgehen. Die SPD ist der Meinung, daß durch die großzügige Abstellung einiger ungewollter Mißstände eine wesentliche Verbesserung des Betriebsklimas innerhalb der Bundeswehr möglich ist. Sie will durch ihren Entschließungsantrag dazu beitragen, der Bundeswehr bei der Meisterung ihrer schwierigen Aufgaben zu helfen. Die SPD bittet daher, ihren Forderungen und Anträgen zu folgen. Anlage 5 Schriftliche Begründung des Abgeordneten Büttner für die Fraktion der SPD zum Entschließungsantrag auf Umdruck 801. Dieser Entschließungsantrag, den meine Fraktion initiativ als erste eingebracht hat, wonach die Bundesregierung ersucht wird, im Hinblick auf das Urteil des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften vom 23.2.1961 betr. Finanzierung der Bergmannsprämie im Benehmen mit den Ländern dafür zu sorgen, daß für die betroffenen Bergarbeiter und Bergbauangestellten keine wirtschaftlichen Benachteiligungen eintreten und dem Bundestag unverzüglich zu berichten, deckt sich im Kern mit dem Anliegen des 8 Tage später von der CDU eingereichten Entschließungsantrages auf Umdruck 827. Ich freue mich, daß unsere Initiative sich bei den verschiedensten Stellen anregend ausgewirkt und bewirkt hat, daß sich Bundesregierung und Mehrheitsfraktion mit der durch das Urteil entstandenen schwierigen Lage der Bergleute befaßt haben. Es soll in einer kurzen Begründung nicht meine Aufgabe sein, mich in wirtschaftspolitischen Erörterungen wegen der Veränderungen in der Struktur des Bergbaues zu ergehen und Feststellungen zu treffen, inwieweit es an einer sinnvollen Planung auf dem gesamten Energiemarkt überhaupt fehlt. Zweck und Ziel meiner heutigen Darlegungen soll sein, daß wir zu einer gemeinsamen Auffassung in der Richtung kommen, den Bergleuten eine wirksame Hilfe zukommen zu lassen und einen wirt- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 8809 schaftlichen Schaden für die Menschen zu verhüten, die ihrem schweren Berufe im Untertagebergbau nachgehen, Tag für Tag dem Tode ins Auge schauen und dankbar für jeden Tag sind, den sie gesund die Grube verlassen könnnen. Ich kenne den Umfang der Gesundheitsschäden, den die Bergleute bei ihrer Untertagearbeit, fern dem natürlichen Licht, nehmen. Ich kenne das aus meiner 30jährigen Tätigkeit bei der Knappschaft. Es darf nicht sein, daß durch das Urteil des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaft unsere Bergleute wirtschaftlichen Schaden nehmen, die gleichen Bergleute, die nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 in vorderster Front, oder um es in Bergmannsprache auszudrücken — vor Ort — schier Unglaubliches im Wiederaufbau geleistet haben. Wir dürfen nicht vergessen, daß uns als einzige Devisen nur der Fleiß des deutschen Arbeiters zur Verfügung stand, allen voran der unserer Bergleute. Wir haben in jüngster Vergangenheit auf einem anderen Gebiet unserer Wirtschaft, nämlich in der Landwirtschaft, eine Notlage anerkannt und unsere Zustimmung zu einer Dreihundertmillionen-Erhöhung nicht versagt. Ich will das nicht kritisieren; ich nehme an, daß wir gemeinsam die Notwendigkeit, so zu handeln, eingesehen haben. Deshalb habe ich auch die Hoffnung, daß, wenn es um unsere Bergleute geht, wir ebenfalls zu einer gemeinsamen Auffassung kommen. Wir wollen ihnen kein Almosen geben, wir wollen ihnen in Anerkennung dessen, was sie in der Vergangenheit geleistet haben und jetzt noch leisten, Gerechtigkeit widerfahren lassen. Es kriselt im deutschen Bergbau in verschiedenen Beziehungen. Der deutsche Bergbau hat keinen ausreichenden jungen kräftigen Nachwuchs, es kommt zur Anwerbung von Fremdarbeitern. Die Werbungskosten, die den Bergbau stärkstens belasten, sind ungeheuerlich hoch. Den jungen Menschen ist der Bergbau nicht mehr sicher genug. Sie suchen sich einen anderen Beruf, der ihnen wirtschaftlich gesicherter erscheint. Das ist ein nicht zu übersehender Tatbestand. Hinzu kommt, daß die Bergleute, wie sonst niemand, mit außerordentlich hohen Sozialversicherungsabgaben belastet sind. Der Bergbau kann die Bergmannsprämie aus eigenen Kräften nicht aufbringen. Bund und Länder müssen, wie seit 5 Jahren, ihren Beitrag leisten. Die steuer- und sozialversicherungsfrei gezahlten Beträge von 2,50 bzw. 1,25 DM je Schicht müssen für die Untertagebergarbeiter und Untertageangestellten erhalten bleiben. Während im Jahre 1957 die Bergmannsprämie für den Steinkohlenbergbau — nur der ist vom Urteil des Gerichtshofes betroffen — ohne Saargebiet rund 176 Millionen DM betrug, waren 1960 nur noch rund 130 Millionen ohne Saargebiet und 147 Millionen mit Saargebiet erforderlich. An diesen wenigen Zahlen mögen Sie den Rückgang im Steinkohlenbergbau erkennen, mögen Sie erkennen, daß wir die Verpflichtung zu einer echten Hilfe haben. Ich darf Sie bitten, meine sehr verehrten Damen und Herren, unserem Entschließungsantrag zuzustimmen. Anlage 6 Umdruck 781 (neu) Entschließungsantrag der Abgeordneten Gewandt, Krammig, Dr. Stoltenberg, Glüsing, Struve und Fraktion zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 2050 Anlage, 2300, 2509). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag unverzüglich einen Bericht über die Lage der deutschen Hochseefischerei vorzulegen und mitzuteilen, ob die im Haushaltsplan zur Förderung der Seefischerei vorgesehenen Maßnahmen erweitert werden müssen oder zusätzliche Hilfsmaßnahmen erforderlich sind. Bonn, den 14. März 1961 Gewandt Krammig Dr. Stoltenberg Leicht Baier (Mosbach) Dr. Aigner Schneider (Hamburg) Varelmann Struve und Fraktion Kisters Dr. Hahne Riedel (Frankfurt) Dr. Bucerius Giencke Goldhagen Wendelborn Frau Engländer Anlage 7 Umdruck 791 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 2050 Anlage, 2505). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. die Mittel des Bundes zur Durchführung der Vorschläge des Wissenschaftsrates auch für Grunderwerbs- und Aufschließungskosten zu bewilligen; 2. die Bemessungsgrundlage für die Stipendien und Darlehen nach dem „Honnefer Modell" um 25 v. H. anzuheben. Bonn, den 7. März 1961 Ollenhauer und Fraktion 8810 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 Anlage 8 Umdruck 793 Entschließungsantrag der Fraktion. der SPD zur dritten Beratung des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 14 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung (Drucksachen 2050 Anlage, 2513). Der Bundestag wolle beschließen, die Bundesregierung zu ersuchen, 1. dem Bundestag eine Novelle zum Wehrsoldgesetz vorzulegen zur Anpassung des Wehrsoldes an die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Die Bundesregierung wird ermächtigt, eine Wehrsolderhöhung um 25 v. H. im Vorgriff auf eine gesetzliche Regelung vorzunehmen; 2. den Wehrpflichtigen pro Jahr 8 Familienheimfahrten zu gewähren; 3. Trennungsentschädigungen auch in den Fällen zu zahlen, in denen der Soldat (Beamte, Angestellte oder Arbeiter) a) nach Versetzung aus seinem Standort die Ehe eingeht, aber der Wohnsitz der Ehefrau außerhalb liegt, b) zur Heilbehandlung in ein Lazarett, Krankenhaus oder dergleichen dienstlich außerhalb seines Standortes eingewiesen wird; 4. bei Todesfällen von Soldaten usw. auf die Einnahme des Sterbegeldes nach § 309 der RVO zu verzichten und durch Beihilfen für eine würdige Bestattung zu sorgen. Bonn, den 7. März 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 796 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 36 — Zivile Notstandsplanung (Drucksachen 2050 Anlage, 2526). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, mit den Ländern über eine koordinierte Verwendung der Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes und des zivilen Bevölkerungsschutzes mit dem Ziel zu verhandeln, daß die Hubschrauber des Bundes auch für Zwecke der Verkehrsüberwachung und des Unfallhilfsdienstes zur Verfügung stehen können. Bonn, den 7. März 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 10 Umdruck 801 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 11 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 2050 Anlage, 2510). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Hinblick auf das Urteil des Gerichtshofes der Europäischen Gemeinschaften vom 23. Februar 1961 betr. Finanzierung der Bergmannsprämie im Benehmen mit den Ländern dafür zu sorgen, daß für die 'betroffenen Bergarbeiter und Bergbauangestellten keine wirtschaftlichen Benachteiligungen eintreten und dem Bundestag über das Veranlaßte unverzüglich zu berichten. Bonn, den 8. März 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 11 Umdruck 807 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 29 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Familien- und Jugendfragen (Drucksachen 2050 Anlage, 2521). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. einen Plan über ein Fünfjahresprogramm für den Bau von Studentenwohnheimen auszuarbeiten' und die anteiligen Mittel jeweils in die Haushaltspläne einzusetzen; 2. dem Bundestag bis zur Vorlage des Haushaltsplans 1962 über den Stand des Studentenwohnheimbaues zu berichten; 3. die Kostenbeteiligung der Bauträger neu festzulegen und anstelle der unzweckmäßigen Drittelung der Beträge eine Verteilung auf Bauträger, Bund und Länder nach dem Schlüssel 20 : 40 : 40 vorzusehen. Bonn, den 8. März 1961 Frau Krappe Ollenhauer und Fraktion Anlage 12 Umdruck 808 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 14 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung (Drucksachen 2050 Anlage, 2513). Der Bundestag wolle beschließen, die Bundesregierung zu ersuchen, 1. dem Verteidigungsausschuß über die begonnene Überprüfung der Verteidigungskonzeption der Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153' Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 8811 NATO und darüber zu berichten, welche Haltung die Bundesregierung dabei einzunehmen gedenkt; 2. die Fähigkeit der Bundeswehr zur Abwehr eines mit konventionellen Mitteln unternommenen Angriffs zu stärken a) durch die in angemessener Zeit vorzunehmende Ausstattung der Bundeswehr mit standardisierten Kampffahrzeugen, die gemeinsam mit den Verbündeten sorgsam zu entwickeln sind, b) durch die Beseitigung des Typenwirrwarrs in der Ausstattung der Bundeswehr mit Räderfahrzeugen, c) durch die Verwendung von zusätzlich gewährten Personalstellen für Soldaten zur Verstärkung der Territorialverteidigung. Bonn, den 8. März 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 13 Umdruck 811 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 14 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung (Drucksachen 2050 Anlage, 2513). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, a) unverzüglich dem Verteidigungsausschuß die Zustandsberichte der Inspekteure (Heer), (Luftwaffe), (Marine) sowie neun weiterer Einheiten aus diesen Teilstreitkräften zu übermitteln und im Ausschuß zu erläutern; b) eine Rangliste für Offiziere zu erstellen und diese offen zu legen; c) in Anbetracht des Fehlens von 22 000 Wohnungen für Bundesbedienstete mit Hilfe des Fertigbausystems diesen Notstand für die betroffenen Familien binnen 18 Monaten zu beheben. Bonn, den 8. März 1961 Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 14 Umdruck 812 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 36 — Ziviler Bevölkerungsschutz (Drucksachen 2050 Anlage, 2526). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die im Einzelplan 36 unter Kap. 36 04 Tit. 956 und Kap. 36 06 Tit. 622 vorgesehenen Informationen zu einem Weißbuch über den Zivilen Bevölkerungsschutz zusammenzufassen und den Inhalt der Bevölkerung durch Wort, Bild und Ton nahezubringen. Bonn, den 8. März 1961 Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 15 Umdruck 816 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 2050 Anlage, 2509). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, in den Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1962 die gemäß §§ 41, 42, 43, 44, 45, 46 Abs. 1 und § 61 Abs. 3 des Bundesvertriebenengesetzes einzustellenden Mittel in dem Einzelplan 26 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte — in Ansatz zu bringen. Bonn, den 9. März 1961 Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 16 Umdruck 827 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 11 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 2050 Anlage, 2510). Der Bundestag wolle beschließen: Um eine geordnete Fortführung der weiterhin erforderlichen Anpassung des Steinkohlenbergbaus an die veränderte Lage auf dem Energiemarkt zu ermöglichen und die Interessen der deutschen Bergarbeiter zu wahren, ist es notwendig, Maßnahmen zu treffen, daß die Entscheidung des Gerichtshofs der Montanunion über die Unzulässigkeit der Bergmannsprämie und das Auslaufen des § 23 des Übergangsabkommens zum Montanunionvertrag keine Beeinträchtigung des sozialen Status der deutschen Bergarbeiter zur Folge haben. Die Bundesregierung wird daher ersucht, 1. nach Lösungen zu suchen, die sicherstellen, daß die soziale Stellung, welche die Bergarbeiterschaft auf Grund der Zahlung der Bergmannsprämie innehat, in vollem Umfange aufrechterhalten bleibt; 2. dafür Sorge zu tragen, daß die auf Grund des Artikels 56 des Montanunionvertrages zu erlassenden Richtlinien entsprechend der Grundsatzerklärung der Bundesregierung vom 16. September 1959 in ihrem Inhalt so ausgestaltet werden, daß der soziale Status der betroffenen Arbeit- 8812 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 nehmerschaft unter Berücksichtigung der nach den bisherigen Richtlinien getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung erhalten bleibt. Bonn, den 14. März 1961 Becker (Pirmasens) Berger Dr. Burgbacher Draeger Gottesleben Holla Hoogen Horn Kisters Dr. Kliesing (Honnef) Krüger (Neheim) Mick Müser Pelster Dr. Philipp Ruland Dr. Schmidt (Wuppertal) Winkelheide Dr. Krone und Fraktion Anlage 17 Umdruck 828 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP und der Gruppe der DP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 2050 Anlage, 2505) . Der Bundestag wolle beschließen: Die vielseitige und wachsende Förderung von Wissenschaft und Forschung bedarf dringend einer gewissen Koordinierung. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß die verschiedenen diesbezüglichen Anregungen des Haushaltsausschusses, des Bundesrechnungshofes sowie der von Mitgliedern des Bundestages und der Länderparlamente erarbeitete „Entwurfeines Verwaltungsabkommens zwischen dem Bund und den Ländern über die Errichtung einer Forschungskartei" leider nicht ausreichend beachtet warden sind. Die Bundesregierung wird ersucht, mit dein Ländern eine laufende, sparsame und die Entscheidungsfreiheit nicht beeinträchtigende Koordinierung so zu vereinbaren, daß 1. alle Stellen des Bundes und der Länder, die Forschungsaufträge finanzieren oder durchführen, sich laufend über den Stand der öffentlichen Förderung unterrichten können; 2. eine Doppelfinanzierung und die Förderung von Parallelvorhaben auf die Fälle beschränkt werden, in denen dies von der Sache her geboten erscheint; 3. vor Erteilung von Forschungsaufträgen und evtl. Anschlußaufträgen festgestellt werden kann, wo die erforderlichen sachlichen Voraussetzungen (z. B. Apparate oder Personal) vorhanden sind. Bonn, den 14. März 1961 Dr. Schmidt (Wuppertal) Dr. Krone und Fraktion Bading Ollenhauer und Fraktion Margulies Dr. Mende und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Gruppe Anlage 18 Umdruck 831 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 2050 Anlage, 2505). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen —1. In Tit. 615 — Zuschüsse auf dem Gebiet des dungswesens a) Studentenförderung — (Drucksache 2050 Anlage S. 29) wird der Ansatz von 79 065 000 DM um 11 200 000 DM auf 90 265 000 DM erhöht. Nr. 1 cc) der Erläuterungen erhält folgende Fassung: „cc) Förderung von begabten und bedürftigen deutschen Studenten an wissenschaftlichen Hochschulen nach den Grundsätzen des „Honnefer Modells" (Stipendien und Darlehen) 79 000 000 DM" Nr. 1 ee) der Erläuterungen erhält folgende Fassung: „ee) Stipendien und Beihilfen für deutsche Studenten im Ausland 800 000 DM" 4. In Titel 973 — Für die Spitzenfinanzierung des Baues von Turn- und Sportstätten — (Drucksache 2050 Anlage S. 39) wird der Ansatz von 20 000 000 DM um 10 000 000 DM auf 30 000 000 DM erhöht. Bonn, den 14. März 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 19 Umdruck 832 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 04 — Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksachen 2050 Anlage, 2503). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 04 03 — Presse- und Informationsamt der Bundesregierung — wird der neueingefügte Leertitel 602 — Zweites Fernsehprogramm — gestrichen. Bonn, den 14. März 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 20 Umdruck 833 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 12 — Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 8813 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 2050 Anlage, 2511). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß bei allen Anleihen und Krediten oder Kreditbürgschaften der Bundesrepublik an das Ausland eine Vertragsbestimmung aufgenommen wird, durch die bei dem mit dem Vertragsobjekt zusammenhängenden Verkehrsaufkommen eine Diskriminierung deutscher Firmen, insbesondere der deutschen Luftfahrtunternehmen und der deutschen Seeschiffahrt ausgeschlossen wird. Bonn, den 14. März 1961 Dr. Krone und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Anlage 21 Umdruck 834 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 14 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung (Drucksachen 2Q50 Anlage, 2513). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. die Angemessenheit der Wehrsoldsätze nach dem Wehrsoldgesetz zu überprüfen; 2. die bisherige Regelung des Fahrkostenersatzes bei Familienheimfahrten von Wehrsoldempfängern dahin zu verbessern, daß a) während eines Grundwehrdienstes von 12 Monaten aa) verheirateten Wehrsoldempfängern für 6 Besuchsfahrten die Fahrkosten, bb) ledigen Wehrsoldempfängern für 3 Besuchsfahrten die Fahrkosten, b) während eines Grundwehrdienstes von 6 Monaten allen Wehrsoldempfängern für eine Besuchsfahrt die Fahrkosten gewährt werden; — Tarifliche Fahrpreisermäßigungen sind in Anspruch zu nehmen —3. außerdem zu prüfen, ob und gegebenenfalls in welcher Weise Besuchsfahrten für Wehrsoldempfänger verbilligt werden können; 4. von der Geltendmachung etwaiger Ansprüche des Bundes gemäß § 203 Abs. 1 der Reichsversicherungsordnung (RVO) zu Gunsten der Angehörigen der verstorbenen Soldaten abzusehen. Bonn, den 14. März 1961 Dr. Krone und Fraktion Anlage 22 Umdruck 835 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 2050 Anlage, 2505). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Richtlinien hinsichtlich der Kostenbeteiligung für die Spitzenfinanzierung des Baues von Turn- und Sportstätten zugunsten finanzschwacher Gemeinden so zu ändern, daß der Bund 40 v. H. der Gesamtkosten trägt. Bonn, den 15. März 1961 Ollenhauer und Fraktion Anlage 23 Umdruck 836 (neu) Entschließungsantrag der Abgeordneten Schmücker, Dr. Pflaumbaum, Bauknecht, Glüsing (Dithmarschen), Fritz (Welzheim), Struve und Fraktion zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 2050 Anlage, 2300, 2509). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. die Schwierigkeiten, die sich bei der Durchführung des Gesetzes zur Förderung der Eierwirtschaft herausgestellt haben, entweder im Rahmen der geltenden Bestimmungen auszuräumen oder, falls das nicht möglich ist, eine Novelle vorzulegen, durch die bessere Wettbewerbsverhältnisse mit dem Ausland hergestellt werden; 2. eine sofortige Prüfung darüber anzustellen, inwieweit die Vorschriften bei der Umsatz-, Einkommen- und Gewerbesteuer für die Landwirtschaft sich hemmend für die auf die Veredelungswirtschaft angewiesenen bäuerlichen Familienbetriebe auswirken und einer industriellen Agrarproduktion Vorschub leisten. Gegebenenfalls sind Änderungsvorschläge zu machen; 3. ehestens Vorschläge zu unterbreiten, damit die Geflügelhaltung bevorzugt dem bäuerlichen Familienbetrieb vorbehalten bleibt und gegebenenfalls diesen Betrieben mit Zuschüssen und verbilligten Krediten Unterstützung zu gewähren; 4. Vorschläge zu machen, damit auch die Schweinemast unter besonderer Berücksichtigung der Verwertung der Inlandfutterproduktion den bäuer- 8814 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 lichen Familienbetrieben bevorzugt vorbehalten bleibt. Bonn, den 15. März 1961 Schmücker Dr. Pflaumbaum Bauknecht Glüsing (Dithmarschen) Fritz (Welzheim) Fuchs Solke Hesemann Mühlenberg Bauer (Wasserburg) Funk Dr. Stecker Dr. Siemer Holla Struve und Fraktion Anlage 24 Umdruck 838 Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Furler, Birkelbach, Margulies und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 12 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 2050 Anlage, 2511). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, auf die Deutsche Bundesbahn dahin einzuwirken, daß für alle Personen befördernden Züge zur Sicherung der Verbindung mit Straßburg ein kurzer Zwischenaufenthalt in Offenburg vorgesehen wird. Bonn, den 16. März 1961 Dr. Furler Dr. Burgbacher Dr. Deringer Höfler Lenz (Brühl) Dr. Löhr Dr. Philipp Margulies Spitzmüller Dr. Stammberger Birkelbach Corterier Frehsee Dr. Greve Dr. Harm Jacobs Jürgensen Müller (Worms) Frau Nadig Paul Frau Renger Frau Rudoll Seither Dr. Tamblé Welslau Wittrock Anlage 25 Umdruck 839 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 2050 Anlage, 2505). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 - Allgemeine Bewilligungen — In Tit. 614 — Förderung der Wissenschaft a) Allgemeine und langfristige Förderung — (Drucksache 2505 S. 3) wird der im Sperrvermerk zur Zweckbestimmung vorgesehene Betrag von 27 717 400 DM um 829 000 DM auf 26 888 400 DM gekürzt. In den Erläuterungen zu Tit. 614 a) zu 1. erhält der letzte Absatz folgende Fassung: „Falls das Abkommen im Rechnungsjahr 1961 nicht zustande kommt, werden veranschlagt a) für die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein Betrag von 42 400 000 DM Der Bundesminister des Innern ist ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen über den Haushaltsansatz hinaus weitere Verpflichtungen für künftige Rechnungsjahre einzugehen bis zu 10 000 000 DM; b) für die Max-Planck-Gesellschaft ein Betrag von 13 315 000 DM." Bonn, den 16. März 1961 Dr. Krone und Fraktion Schoettle Ollenhauer und Fraktion Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 26 Umdruck 840 Entschließungsantrag der Abgeordneten Stiller, Epleé, Wieninger und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 07 — Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 2050 Anlage, 2506). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Gebühren des Bundespatentamtes so zu gestalten, daß zwar die Kosten des Amtes für den gewährten Rechtsschutz gedeckt, aber keine Überschüsse erzielt werden. Bonn, den 17. März 1961 Stiller Epleé Wieninger Sühler Spies (Emmenhausen) Vogt Lermer Wittmann Günther Kirchhoff Bauer (Wasserburg) Lang (München) Höcherl Dr. Dollinger Schmücker Anlage 27 Umdruck 841 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 12 — Geschäftsbe- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 17. März 1961 8815 reich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 2050 Anlage, 2511). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Deutschen Bundestag bis zum 30. April 1961 geeignete Vorschläge zu unterbreiten, wie die insbesondere den Reedereien und Werften und der exportintensiven Wirtschaft durch die DM-Aufwertung entstandenen und noch entstehenden Verluste ausgeglichen werden können. Bonn, den 17. März 1961 Eisenmann Dr. Mende und Fraktion Anlage 28 Umdruck 842 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1961, hier: Einzelplan 60 — Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksachen 2050 Anlage, 2528). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 60 02 Tit. 300 — Minderausgabe im Bundeshaushalt 1961 — wird der Ansatz von — 524 718 100 DM um - 180 000 DM auf — 524 898 100 DM erhöht. Bonn, den 17. März 1961 Dr. Krone und Fraktion
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    Rede von Erwin Schoettle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es sollte eigentlich einer der sogenannten großen Tage des Parlaments sein. Ein Blick in das Haus und ein Blick auf die Regierungsbank könnte eigentlich einen gegenteiligen Eindruck erwecken. Ich weiß, daß sich der Chef der Regierung in Urlaub befindet. Aber was sonst hier an Vertretern der Ressorts auf der Regierungsbank glänzt, ist nicht gerade überzeugend. Ich überlege mir — und vielleicht sei mir diese ketzerische Bemerkung gleich zu Beginn gestattet —, wie das Bild eigentlich aussehen wird, wenn wir solche Tage nach dem von der Mehrheit dieses Hauses beschlossenen Umbau des Plenarsaales erleben.

    (Abg. Huth: Auch Ihre Fraktion hat mit einer Stimme Mehrheit zugestimmt!)

    — Wir kennen uns, Herr Huth, und wissen, daß wir einer Meinung sind.
    Lassen Sie mich zur Sache kommen!
    Unter der Überschrift „Hand in, fremder Tasche" war in der gestrigen Ausgabe einer Bonner Zeitung zur Beratung des Bundeshaushalts 1961 neben mancherlei Gescheitem auch folgendes zu lesen:
    Auf dem Weg durch das Parlament und die Ausschüsse ist der Etat 1961 von knapp 45 Milliarden DM bei der Vorlage durch den Bundesfinanzminister im letzten Herbst um mehr als 3 Milliarden auf heute 48 Milliarden angeschwollen.

    (Abg. Ritzel: Von Sachkenntnis nicht getrübt!)

    In diesem Satz ist - wenn man zunächst einmal von allem anderen absieht - das Ergebnis der Haushaltsberatungen rund und nett zusammengefaßt. In der Tat liegt dem Hohen Hause heute ein Haushalt zur Verabschiedung vor, der gegenüber dem Haushalt 1960 mit seinen rund 42 Milliarden DM um mehr als 6 Milliarden angestiegen ist. Gegenüber dem Entwurf, den der Herr Bundesfinanzminister im Herbst vorigen Jahres dem Hohen Hause eingebracht hat, beträgt die Steigerung immer noch beinahe 3,3 Milliarden DM.
    Wenn ich an die Ausführungen denke, die ich selber bei der ersten Beratung gemacht habe, komme ich mir einigermaßen merkwürdig vor. Ich glaubte nämlich damals, den Entwurf der Regierung so charakterisieren zu können, daß ich sagte, sein ins Auge fallendes Merkmal sei, daß er wieder einmal um rund 3 1/2 Milliarden DM höher als sein Vorgänger sei; die Ressortministerien hätten offenbar überhaupt keine Vorstellungen von den Grenzen des Möglichen gehabt, als sie gleich 6 Milliarden DM mehr als im Vorjahr gefordert hätten. Was damals als Maßlosigkeit der Ressorts angesehen werden konnte, ist in der Zwischenzeit Haushaltswirklichkeit geworden. Die 48-Milliarden-Grenze ist überschritten.
    Die Frage ist: Wie ist diese zusätzliche Erhöhung des Haushaltsvolumens zustande gekommen? Die von mir zitierte Bonner Zeitung steht sicher für viele andere, die das Verslein von den ausgabefreudigen Parlamentariern nachbeten werden. Hierzu muß festgestellt werden, daß nach der Überweisung des Haushalts an den Haushaltsausschuß die Bundesregierung selber durch ihre Änderungslisten jene zusätzliche Steigerung von mehr als 3 Milliarden DM herbeigeführt hat.

    (Abg. Erler: Hört! Hört!)




    Schoettle
    Natürlich können wir nicht leugnen, daß das Parlament selber durch seine Beschlüsse die Grundlagen für die Regierungsvorschläge geliefert hat. Die Verpflichtung zur Objektivität gebietet, beide Seiten der Sache zu sehen. Ich erinnere an die Erhöhung der Bezüge im öffentlichen Dienst, die mit 500 Millionen DM zu Buche steht. Auch andere Positionen, die zur Ausweitung über den ursprünglichen Regierungsentwurf hinaus geführt haben, sind kaum bestritten. Da ist der vorsorglich in den Haushalt eingesetzte Betrag von 375 Millionen DM für die Erweiterung des Kindergeldes, 118 1/2 Millionen DM für den Wohnungsbau, die Erhöhung des Ansatzes für Beihilfen an Angehörige des öffentlichen Dienstes um 277 Millionen DM und die Vermehrung des Ansatzes für Wiedergutmachungsleistungen um 200 Millionen DM. Das sind alles Leistungserhöhungen, über die in diesem Hause weitgehende Übereinstimmung herrschte. Nimmt man schließlich die Steigerung der Leistungen des Bundes für die Landwirtschaft um 400 Millionen DM hinzu, hat man schon eine Summe von 1870 Millionen DM für echte Leistungserweiterungen.
    Die Industrieanleihe für die Entwicklungshilfe mit ihren 1 1/2 Milliarden DM, die allerdings immer noch nicht voll eingezahlt sind — das muß man bei dieser Gelegenheit auch wieder einmal feststellen —, führt zu einer optischen Verfälschung des Bildes, weil sie als ein sogenannter durchlaufender Posten sowohl die Einnahmen wie die Ausgabenseite des Bundeshaushalts erhöht.
    Der Herr Bundesfinanzminister hat in diesen Tagen der Haushaltsdebatte mehrmals von der „Ausgabensinnlichkeit" gewisser Leute gesprochen, wohl mit einem Seitenblick zur Opposition. Daß er wenigstens den Sozialdemokraten in diesem Hause gegenüber nicht die alte Milchmädchenrechnung wiederholt hat, die verschiedenen Anträge einfach zu addieren, um dann triumphierend feststellen zu können, wie unvernünftig und verantwortungslos die böse Opposition mit öffentlichen Mitteln umzugehen beabsichtige, könnte man als einen gewissen Fortschritt bezeichnen. Allerdings hat der Herr Minister dieses Spiel gegenüber der FDP in einer um so massiveren Weise fortgeführt. Welche Gründe er dafür hatte, das zu untersuchen, ist nicht meine Sache.
    Es ist ja wohl selbstverständlich, meine Damen und Herren, daß die Anträge, die wir sowohl im Haushaltsausschuß als auch in der zweiten Beratung im Plenum gestellt haben, nicht von dem Wunsch bestimmt waren, die Ausgaben des Bundes zu erhöhen. Sie dienten dazu, jene Akzentverschiebungen und Gewichtverlagerungen vorzunehmen und politisch zu unterstreichen, die wir für nötig halten, weil wir in einer Reihe von Punkten eine andere Rangordnung der Aufgaben des Haushalts für richtig halten.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das sollte man endlich auch im Lager der Regierung und der Regierungsparteien zugeben.
    Übrigens hätten die von uns gestellten Anträge im Falle der Annahme alles in allem zu einer Erhöhung des Haushaltsvolumens um rund 1% geführt. Auch das muß man wissen. Gegenüber den Zahlen, die im Laufe der Beratungen durch Regierungsvorschläge in Bewegung gesetzt worden sind, ist das außerordentlich bescheiden. Die Ablehnung unserer Anträge war selbstverständlich ebenso eine politische Entscheidung wie die, daß wir diese Anträge gestellt haben. Darüber soll hier nicht gerechtet werden, wenngleich der Beschluß der Regierungspartei, keinerlei Anträge der Opposition zu akzeptieren, und zwar ohne Rücksicht auf ihre sachliche Berechtigung, den Beratungen des Plenums des Bundestages eigentlich einen wesentlichen Teil ihres Sinnes nimmt.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Wenn der Haushalt trotz der beträchtlichen Ausgabenerhöhungen, die sich aus den Vorschlägen der Bundesregierung ergeben haben, ausgeglichen erscheint, so geht das auf folgende Tatbestände zurück. Zunächst sind die Ansätze für die Steuern überprüft und auf Grund der Ratschläge der wissenschaftlichen Institute erhöht worden. Man darf nur hoffen, daß die Voraussetzungen, die zur Erhöhung der Einnahmenschätzung geführt haben — nämlich eine Steigerung des Sozialprodukts gegenüber 1960 um 8 % — durch die Entwicklung gerechtfertigt werden. Nachdem auf der Einnahmenseite alle Möglichkeiten für den Ausgleich erschöpft waren, blieb noch ein ungedeckter Fehlbetrag von 500 Millionen DM.
    Dieser Fehlbetrag wurde schließlich dadurch ausgeglichen, daß man im Einzelplan 60 eine Minderausgabe von 500 Millionen DM einsetzte. Das ist nicht, wie man vielleicht meinen könnte, ein Trick; diese 500 Millionen DM sind bereits aus den laufenden Einnahmen des Finanzjahres 1960 geleistet worden. Sie stehen aber erst 1961 zu Buch, und der Finanzminister kann den dadurch frei gewordenen Betrag sozusagen auf seine Haben-Seite buchen. Der Ausgleich ist also der Sache nach erreicht, wie es das Grundgesetz befiehlt.
    Ich habe versucht, hier den Vorgang des Haushaltsausgleichs sehr zusammenzufassen. Man muß das tun, um wenigstens eine Vorstellung von den Ergebnissen der bisherigen Beratungen zu geben.
    In diesem Zusammenhang möchte ich doch noch einiges über den Zeitpunkt der Verabschiedung dieses Haushalts 1961 sagen. Sie erfolgt zweieinhalb Monate nach dem durch das Gesetz vorgeschriebenen Termin für das Inkrafttreten. Bis der Bundesrat beraten, die Bundesregierung ausgefertigt und der Bundespräsident verkündet haben werden, werden wir bereits mehr als ein Vierteljahr des Haushaltsjahres hinter uns haben. Dabei hat sich der Haushaltsausschuß — das darf ich wohl in diesem Hause feststellen — nicht geschont. Er hat in 27 zum großen Teil ganztägigen Sitzungen ein ganz außerordentliches Arbeitspensum erledigt. Wenn es trotzdem nicht gelungen ist, den Haushalt rechtzeitig hier im Plenum zu verabschieden, so beruht das darauf, daß es auf Grund der von diesem Hause beschlossenen Fristen einfach nicht gelingen kann.



    Schoettle
    Durch den Termin des 5. Oktober des Haushaltsjahres, der nach der Änderung der Reichshaushaltsordnung durch das Gesetz über die Anpassung des Haushaltsjahres an das Kalenderjahr als äußerster Termin für die Vorlage des Regierungsentwurfs an das Parlament gesetzt ist, wird sich in jedem normalen Jahr dieselbe Lage ergeben. Praktisch stehen für die Beratung eines Haushalts von 48 Milliarden lediglich gute zwei Monate zur Verfügung, wobei von der Mitwirkung des Bundesrates noch gar nicht die Rede ist.
    Ich will dabei nicht einmal an das vermutliche Schicksal des Haushalts 1962 denken. Wahljahre sind Sonderfälle. Aber die Frage erhebt sich: Wie können wir — und ich glaube, da besteht ein übereinstimmendes Interesse aller politischen Gruppen in diesem Hause — in den kommenden Jahren, in den normalen Jahren, zu einer rechtzeitigen Verabschiedung des Bundeshaushalts kommen?
    Ich meine, wir sollten uns ernstlich die Frage vorlegen, ob wir nicht dadurch eine gewisse Änderung erreichen und eine Erleichterung herbeiführen können, daß wir etwa die Personaltitel im Bundeshaushalt in einer zweijährigen Veranschlagungsperiode behandeln.

    (Abg. Dr. Conring und Abg. Dr. Vogel: Sehr gut!)

    Ich glaube, daß sich dadurch die Beratungen erheblich vereinfachen und auch verkürzen ließen. Dann könnte man wechselweise einmal die Personaltitel, das andere Mal die Sachtitel stärker unter die Lupe nehmen. Die Beratungen würden auf jeden Fall in jedem Jahr entlastet.
    Ich bin mir klar darüber, meine Damen und Herren, daß eine solche Methode auch andere Seiten hat. Sie würde z. B. nach meiner Auffassung die Regierung verpflichten, in ihrer Personalwirtschaft außerordentlich genau zu sein, genauer als heute,

    (Abg. Dr. Conring: Was sehr gut wäre!)

    und keine Vorratswirtschaft zu treiben. Denn sonst wäre natürlich der Versuch, die Personaltitel nur alle zwei Jahre einer Überprüfung zu unterziehen, einer Versuchung gleichzusetzen, das Parlament an der Nase herumzuführen, und das wollen wir ja auch nicht.
    Das ist also, wie gesagt, kein Rezept, und ich bin mir klar darüber, daß darüber noch im einzelnen gesprochen werden müßte. Aber die Sache scheint mir einer Überlegung wert zu sein. Denn das Ziel, zu einer ordnungsgemäßen und rechtzeitigen Verabschiedung des Bundeshaushalts zu kommen, ist wohl vom Standpunkt der Würde und der Position des Parlaments nicht gering anzuschlagen.
    Schließlich noch eine Bemerkung zu einem Problem, das uns jahrelang beschäftigt hat, zum Problem der Ausgabenreste. Ich darf hier wiederholen, was mein Kollege Schäfer bei der Beratung des Einzelplans 14 gesagt hat, und möchte es auf die ganze Haushaltsbewirtschaftung ausdehnen. Es ist dem Bundesfinanzminister gelungen, den Turm der Ausgabenreste, den wir jahrelang mit uns herumgeschleppt haben, doch so weitgehend abzubauen, daß man von einer Normalisierung der Lage sprechen kann. Allerdings, im Hinblick auf die Gesamtentwicklung des Bundeshaushalts ist festzustellen, daß der Herr Bundesfinanzminister Etzel — sicher nicht mit Begeisterung und aus freien Stücken — recht kräftig an der Treppe weitergebaut hat, über die Jahr um Jahr der Haushalt zu immer höheren Milliardenregionen aufsteigt. Hier von Schuld zu sprechen, ist sicher verfehlt. Zu sagen, es sei Schicksal, wäre zu fatalistisch. In manchen Fällen ist ja auch die Erhöhung das Ergebnis politischer Spekulationen oder Pressionen gewesen. Das wissen wir nur allzu gut. Herr Etzel hat selbst einmal erklärt, daß er von der Zusage einer Summe von neun Stellen an eine gewisse Interessengruppe erst aus der Zeitung erfahren habe. Das wirft lediglich ein kleines Schlaglicht auf gewisse Verhältnisse im Regierungsbereich, über die wir alle Bescheid wissen.
    Hier ist der Punkt, wo man vielleicht auch eine Frage an die Zukunft richten darf. In den zurückliegenden Jahren ist der Ausgleich des Haushalts und die Einhaltung seiner Zahlungsversprechen durch die Entwicklung der Steuereingänge ermöglicht worden. Die außerordentlichen Haushalte wurden in der Regel aus laufenden Einnahmen gedeckt, Anleihen wurden kaum aufgenommen. Wir haben darüber mehrfach gesprochen. In diesem Haushalt 1961 schließlich ist der außerordentliche Haushalt auf den verhältnismäßig bescheidenen Umfang von 1,5 Milliarden zurückgeführt worden, der nach dem Haushaltsgesetz durch Anleihen aufgebracht werden soll. Wie es sich damit verhalten wird, das werden wir ja sehen. Es gibt keine Garantie dafür, daß sich das Steueraufkommen auch in künftigen Jahren stets so sehr nach den Bedürfnissen des wachsenden Haushalts orientieren wird, wie es das bisher offenbar getan hat. Das ist die eine Seite der Sache.
    Die andere sieht so aus: Die Anforderungen an den Bundeshaushalt werden auf einer Reihe von Gebieten — darüber sind sich heute alle Einsichtigen einig — weiter steigende Tendenz haben. Die Leistungen zur Entwicklungshilfe werden sicher auch in kommenden Jahren notwendig sein. Sie werden, ohne daß ich hier irgendeine Aussage über ihren Umfang machen will — das liegt nicht im Interesse irgendeiner Seite des Hauses —, den Bundeshaushalt berühren; sie werden den Bundeshaushalt belasten. Darüber kann gar kein Streit sein. Die Verteidigungslasten werden ebenfalls ihre Tendenz, anzuwachsen, nicht verleugnen. Es sind noch zahlreiche andere Aufgaben, die ebenfalls nach größeren Anstrengungen geradezu schreien. Ich denke dabei nur an die Aufgaben der Wissenschaftsförderung und den Ausbau unseres gesamten Bildungswesens, von dem sich der Bund nicht etwa unter Berufung auf das Karlsruher Urteil dispensieren kann. Die Anforderungen an den Bundeshaushalt dürften also wachsen.
    Die Frage stellt sich: Wie sollen die Mittel aufgebracht werden? Werden die bisherigen Einnahmequellen des Bundes ausreichen? Werden Steuererhöhungen notwendig werden, oder ist es möglich,



    Schoettle
    jene Reserven auszuschöpfen, die anerkanntermaßen auch in unserem gegenwärtigen Steuersystem stekken? Ich darf mich in diesem Punkt auf die Ausführungen meines Fraktionskollegen Seuffert bei der Beratung des Haushalts des Bundesfinanzministers beziehen. Seuffert hat in der 148. Sitzung eingehend Stellung genommen zu den Fragen der Steuerbelastung, der Steuerlastverteilung und den Möglichkeiten, auf dieser Grundlage sowohl Korrekturen vorzunehmen, wie wir sie im Interesse der breiten Masse der Bevölkerung für nötig halten, und auf der anderen Seite das Steueraufkommen im ganzen dadurch zu halten, daß die Reserven ausgeschöpft werden. Schließlich bliebe noch zu überlegen, ob nicht durch eine klare Trennung der Investitionen von dem übrigen Haushalt und durch die Inanspruchnahme des Kapitalmarktes ebenfalls Mittel zu mobilisieren sind.
    Die starke Betonung der Absicht, keine Steuererhöhungen vornehmen zu wollen, erweckt doch den Verdacht, daß die gegenwärtige Regierung ihre Position im Wahljahr nicht durch Andeutungen über Absichten schwächen möchte, wie sie hinter den Kulissen recht häufig doch erwogen werden.
    In diesem Zusammenhang möchte ich auch eine andere Überlegung stellen: die Frage des Finanzausgleichs zwischen den verschiedenen Teilhabern an der öffentlichen Finanzwirtschaft, dem Bund, den Ländern und den Gemeinden. Diese Frage wird zweifellos in ein akutes Stadium treten. Dafür sprechen viele Anzeichen. Dabei kann man nicht nur von der Tatsache ausgehen, daß gegenwärtig die Kassensituation bei den Ländern recht günstig ist und daß sie an dem gestiegenen Steueraufkommen weit stärker beteiligt sind als der Bund. Das ist eine Tatsache, die nicht zu leugnen ist. Aber niemand weiß, wie lange diese Situation andauern wird. Das Problem einer Neuverteilung der öffentlichen Finanzmasse ist unabhängig von diesem temporären Tatbestand gestellt.
    Herr Staatssekretär Dr. Hettlage hat am 14. Dezember 1960 in diesem Hause folgendes erklärt; ich darf ihn mit der Erlaubnis des Herrn Präsidenten zitieren:
    Ein großer Finanz- und Steuerverbund zwischen dem Bund, den Ländern und den Gemeinden, wie ihn die Weimarer Reichsverfassung mit einem wohlausgewogenen Überweisungs- und Ausgleichssystems kannte, würde den heutigen und künftigen Bedürfnissen besser dienen. Er gäbe den Gemeinden ihre Stellung als dritte selbständige Gruppe im System der bundesstaatlichen Finanzverfassung zurück. . . Eine umfassende kommunale Finanz- und Steuerreform, deren Programm nicht durch die Schranken der gegenwärtigen Finanzverfassung begrenzt werden darf, sollte daher alsbald in Angriff genommen werden. Sie setzt ein Zusammenwirken aller politischen Kräfte in Bund und Ländern voraus.
    Dieser Erklärung des Herrn Staatssekretärs können wir durchaus zustimmen. Die Verwirklichung der Aufgabe, von der Herr Hettlage sprach, würde allerdings voraussetzen, daß die Rangfolge der Aufgaben, die Bund, Länder und Gemeinden-jeder
    für sich — im Rahmen unserer staatlichen Gemeinschaft zu lösen haben, klar festgelegt wird. Dann würde sich wahrscheinlich auch von selbst der Maßstab für die richtige Verteilung für die öffentliche Finanzmasse ergeben.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir Sozialdemokraten sind überzeugt, daß diese Aufgabe, wie auch der Herr Staatssekretär Hettlage meinte, bald in Angriff genommen werden muß.

    (Abg. Dr. Vogel: Sehr richtig!)

    Soweit es an uns liegt, werden wir unsere Mitarbeit dabei nicht versagen.
    Gestatten Sie mir nun einen kurzen Rückblick auf die zweite Beratung des Bundeshaushalts! Es ist selbstverständlich nicht möglich und auch nicht erwünscht, hier die ganzen Phasen dieser Beratung von zwei Wochen zu rekapitulieren. Trotzdem muß man noch einmal einiges hierher projizieren. Man kann diese zweite Beratung insofern als einen Fortschritt begrüßen, als sich das Haus in sehr eingehenden Debatten zu den wichtigsten Einzelplänen sowohl mit dem materiellen Inhalt als auch mit dem politischen Gehalt des Etats auseinandersetzte. Das ist nicht immer so gewesen. Es ist, wie ich schon sagte, nicht meine Absicht, diese Auseinandersetzung zu wiederholen; aber ich kann nicht umhin, einige Bemerkungen zum Stil dieser zweiten Beratung zu machen.
    Daß sich die Sprecher der Regierungspartei in Erfolgsmeldungen überboten, ist selbstverständlich und war zu erwarten, wenn es auch oft sehr weit jenseits jeder sachlichen Behandlung der zur Debatte stehenden Fragen lag. Noch gestern haben wir in diesem Hause ein Musterbeispiel erlebt: daß einer der Herren Bundesminister bei der Beratung seines Etats den Herrn Bundeskanzler zum größten Städtebauer ernannte. Mir schien das — ich muß das offen sagen — als eine Gipfelleistung des Byzantinismus, die schwerlich übertroffen werden kann.

    (Beifall bei der SPD. — Lachen in der Mitte.)

    Ob sie Ihnen, meine Damen und Herren von der Regierungspartei, propagandistisch nützt, wie das ja wohl die Absicht war, kann man dahingestellt sein lassen.
    Wenn ich vom Stil der zweiten Beratung spreche, darf ich auch nicht vergessen, auf die merkwürdige Erscheinung hinzuweisen, daß in mehreren Fällen sozialdemokratische Vorsitzende von Fachausschüssen für Minusleistungen verantwortlich gemacht wurden, die ausschließlich auf die Unentschlossenheit und die ungeklärten Auffassungen der Mehrheitspartei zurückzuführen sind.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich gestatte mir in diesem Zusammenhang eine Frage. Meine Damen und Herren, wie weit wollen Sie in dieser Hinsicht gehen? Wollen Sie etwa auch den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses dafür verantwortlich machen, daß der Bundeshaushalt nicht rechtzeitig verabschiedet werden kann?

    (Zuruf des Abg. Dr. Vogel.)




    Schoettle
    Es wäre interessant zu wissen, bis zu welchem Ende Sie dieses Spiel, das Sie in der zweiten Beratung begonnen haben, treiben wollen. Aber darauf werden wir bei späteren Gelegenheiten sowieso noch zu sprechen kommen müssen.
    Die Debatten in der zweiten Beratung wiesen einige Höhepunkte auf, die sich zum Teil aus aktuellen Ereignissen erklären lassen. Ich will zu diesen Höhepunkten nur einiges nachtragen und in einigen Punkten nochmals unterstreichen, was meine Parteifreunde dazu gesagt haben.
    Der erste Punkt ist die Behandlung des Karlsruher Urteils im Fernsehstreit durch den Herrn Bundeskanzler, den Herrn Bundesinnenminister und den Herrn Bundesfinanzminister. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht nicht ganz ohne Interesse, die Äußerung eines heute in der Bundesrepublik sehr führenden Mannes zur Kenntnis zu nehmen. Dieser Mann sagte 1947 zum Thema Verfassungsgericht, er erblicke in einem Verfassungsgerichtshof eine absolute Notwendigkeit. „Es gibt", so sagte er, „nicht nur eine Diktatur des einzelnen, es kann auch eine Diktatur einer parlamentarischen Mehrheit geben,

    (Beifall bei der SPD)

    und davor wollen wir einen Schutz haben in der Form eines Staatsgerichtshofs. Auch darin wollen wir aus den Erfahrungen lernen, die wir 1933 gemacht haben." Der so sprach, und zwar am 24. November 1947 in der 17. Plenarsitzung des Zonenbeirats für die Britische Zone, war der gegenwärtige Herr Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer.
    Seine Urteilsschelte gegenüber dem Karlsruher Gericht, die weit über das hinausging, was sachlich berechtigt war, ist ja noch in aller Erinnerung, und ebenso ist in Erinnerung, welche Schlußfolgerungen der Herr Bundesinnenminister Dr. Schröder an dieses Urteil knüpfte. Er sprach von einem Scherbenhaufen, vor dem wir nun stünden, nicht nur im Hinblick auf das Fernsehen, sondern überhaupt in unserer staatlichen Entwicklung; er sprach davon, daß das Karlsruher Urteil uns hinter Weimar zurückgeworfen habe, und er drohte Konsequenzen aus diesem Urteil an, die weit über den Bereich hinausgehen, für den die Karlsruher Richter zu urteilen hatten. Aus den Bemerkungen des Bundesinnnenministers konnte man den Schluß ziehen, daß die Bundesregierung ihre materiellen Leistungen auf einer Reihe von Gebieten einer Revision unterziehen wolle — Gebieten, die man in diesem oder jenem Sinne zur Kulturpolitik rechnen kann.
    Wir möchten mit großem Nachdruck vor dieser Art von Panikmache nach dem Karlsruher Urteil warnen.

    (Sehr richtig! und Beifall bei der SPD.)

    Nichts, aber auch gar nichts an dem Karlsruher Urteil, das neben einer zweifellosen Niederlage der Bundesregierung auch ebenso viele Anlässe zum gründlichen Nachdenken für alle anderen Beteiligten liefert, - nichts, so sage ich, rechtfertigt eine Haltung, die man sonst als „das Kind mit dem Bade ausschütten" zu bezeichnen pflegt.
    Zu diesem Kapitel gehört auch die Haltung des Herrn Bundesfinanzministers. Er war zweifellos bei dem raffiniert ausgeheckten Spiel um Deutschland Fernsehen GmbH und Freies Fernsehen einer der am wenigsten Beteiligten. Vielleicht hat er es auch erst in den Ferien erfahren. Daß er, nachdem die Sache in Karlsruhe geplatzt war, Schaden von der Bundeskasse soweit wie möglich ablenken will, ist seine Pflicht und ist verständlich. Ob die Methode, durch die Eröffnung eines Leertitels, den die Regierungsmehrheit beschlossen hat, eine stille Liquidation des verfassungswidrigen Abenteuers auf Kosten des Steuerzahlers durchzuführen, haushaltsrechtlich vertretbar ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Herr Professor Eschenburg, der bekannte Tübinger Professor für politische Wissenschaften, hat in der letzten Nummer der „Zeit" zu der ganzen Angelegenheit einen Satz geprägt, den ich doch hier für das Protokoll des Hohen Hauses festhalten will. „Technisch", so sagt Professor Eschenburg, „ist das Manöver, für das faktisch wohl Adenauer die Verantwortung trägt, virtuos durchdacht und durchgeführt worden. Hier bietet sich geradezu Material an für einen neuen Finanz-Machiavelli".

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Mir will scheinen — so füge ich hinzu —, daß dieses Vorkommnis eigentlich der klassische Fall für einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß wäre:

    (Sehr richtig! und Beifall bei der SPD)

    ein Gedanke, den wir uns noch überlegen müssen.
    Ein anderer Punkt, den ich in die Erinnerung zurückrufen muß, ist die durch mancherlei Druck von innen und außen erzwungene Erklärung des Herrn Bundeskanzlers zu der Hetzkampagne gegen ehemalige Emigranten und insbesondere gegen den Regierenden Bürgermeister von Berlin Willy Brandt. Wir müssen auch heute sagen, daß wir diese Erklärung nicht für genügend halten und daß wir ein weit eindeutigeres Abrücken der Regierungsmehrheit in diesem Hause von einer Hetze erwarten, die von Organen dieser Partei selbst eifrig mit betrieben worden ist

    (Beifall bei der SPD)

    und die, nach unserer Auffassung zum großen Schaden des demokratischen Deutschlands, auch heute noch weitergeführt wird.

    (Sehr richtig! und Beifall bei der SPD.)

    Schließlich muß ich noch einmal auf die Debatte zum Einzelplan 14, zum Verteidigungshaushalt, zurückkommen. Der Herr Bundesverteidigungsminister hat in dieser Debatte versucht, Geschichtsklitterung im großen zu betreiben und die politische Position der Sozialdemokratischen Partei zur Frage der Landesverteidigung und der Verteidigung der Freiheit in Zweifel zu ziehen. Er hat das getan, indem er die militärtechnischen und militärisch-organisatorischen Fragen listigerweise von ihrem politischen Hintergrund trennte und wohl nicht ohne Absicht vergaß, daß die sozialdemokratische Hal-



    Schoettle
    tung in den einzelnen Phasen der Entwicklung von dem Gedanken an die Überwindung der Spaltung unseres Landes bestimmt war.

    (Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, die geschichtliche Entwicklung der letzten Jahre hat zu unser aller Schmerz die Hoffnung auf eine baldige Lösung der deutschen Frage zerstört. Sie mögen sagen, daß diese Entwicklung Illusionen der Sozialdemokratie zerstört habe. Aber) schließlich, meine Damen und Herren, sind auch Ihre Illusionen zerstört worden, daß es mit Hilfe der militärischen Rüstung im Verband der westlichen Allianz gelingen könne, die Russen zur Freigabe ihrer Faustpfänder zu zwingen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir Sozialdemokraten jedenfalls — und das sage ich mit aller Betonung — haben uns für unsere Haltung in der Vergangenheit nicht zu rechtfertigen.

    (Erneuter Beifall bei der SPD.)

    Was den Punkt betrifft, um den sich die ganze Debatte drehte, „atomare Waffen oder nicht?", so mag die Frage erlaubt sein: Ist denn diese Frage für diejenigen, die gegen die Sozialdemokratie zu Felde ziehen, eine Frage der Weltanschauung oder ein Prüfstein für die nationale Zuverlässigkeit? Es wäre traurig, meine Damen und Herren, wenn Sie es dahin trieben.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    In diesem Zusammenhang kann ich es nicht unterlassen, einen Vorgang zur Sprache zu bringen, der sich nach der Verteidigungsdebatte im Zusammenhang mit der Rede meines Parteifreundes Helmut Schmidt zugetragen hat. Der Herr General Kammhuber, dessen sachliche und persönliche Qualitäten alle, die ihn kennen, respektieren, hat sich, aus eigenem Entschluß oder von anderer Seite angefeuert, in einem Brief an den Abgeordneten Schmidt gewandt. Dieser Brief ist prompt durch das Bundesverteidigungsministerium veröffentlicht worden.
    Ich habe dazu folgendes zu erklären. In Erinnerung an die schweren Folgen, welche die Kluft zwischen Armee und Arbeiterschaft für den ersten Versuch eines demokratischen deutschen Staatswesens hatte, müssen wir uns alle um ein Vertrauensverhältnis zwischen der Bundeswehr und allen demokratischen Kräften unseres Volkes bemühen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Jeder Versuch, die Kluft zwischen bewaffneter
    Macht und einer großen, unseren Staat mittragenden Kraft neu aufzureißen, schadet Staat und Volk.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ach, lassen Sie Ihre Zwischenrufe; ich gedenke sowieso in diesem Augenblick nicht darauf einzugehen.
    Deshalb sollte sich die Regierungsmehrheit nicht dazu verleiten lassen, führende Soldaten der Bundeswehr als öffentliche Interpreten ihrer Politik zu mißbrauchen

    (Beifall bei der SPD)

    und sie mit in die Auseinandersetzung der Parteien hineinzuziehen. Selbstverständlich steht jedem Soldaten in den durch das Soldatengesetz gezogenen Grenzen das Recht der freien Meinungsäußerung zu. Die Vertretung der Regierungspolitik in der Auseinandersetzung mit anderen ist jedoch Sache der dem Parlament verantwortlichen Minister und der Parteien, nicht aber amtlicher Auftrag der dem ganzen Volk verpflichteten Beamten und Soldaten.

    (Beifall bei der SPD.)

    Als die Regierungsmehrheit die Auseinandersetzung um die atomare Bewaffnung der Bundeswehr führte, machte sie in dem angenommenen Beschluß des Bundestages keinen Unterschied zwischen Atomwaffen und Abschußgestellen, sondern sprach von „modernsten" Waffen schlechthin. Die Redner der Regierungsparteien gaben dem geforderten Beschluß eine verschiedene Deutung. Die bekannte Generalsdenkschrift vom Sommer vergangenen Jahres fordert taktische Atomwaffen, ohne die Forderung auf Abschußgestelle einzuschränken. Äußerungen aus dem Regierungslager sind selber die Ursache dafür, daß im In- und Ausland die Forderung nach Atomwaffen für die Bundeswehr wörtlich genommen worden ist.
    Den entstandenen Eindruck zu korrigieren, war, wie geschehen, Sache der Regierung. Einen Abgeordneten des Deutschen Bundestages, der auf den geschilderten Sachverhalt hingewiesen hat, der Unwahrheit zu zeihen, ist sachlich falsch. Wenn aber der amtierende Generalinspekteur der Bundeswehr zu einer solchen Äußerung veranlaßt wird, dann wird er damit zu einem Wortführer in einer politischen Auseinandersetzung, was nicht zu seinen Aufgaben gehört.

    (Beifall bei .der SPD.)

    Dann wird das Vertrauensverhältnis zwischen Bundeswehr und allen Kräften des Volkes gefährdet und ein schlechtes Beispiel gegeben, das sich im Interesse der Wahrung der gesunden verfassungsmäßigen Stellung der Bundeswehr in unserem demokratischen Staat nicht wiederholen darf.

    (Erneuter Beifall bei der SPD.)

    Der Herr Bundesverteidigungsminister hat übrigens gestern abend im Fernsehen mit nach unserer Meinung ausgesprochen unfairen, im Widerspruch zur Wahrheit stehenden Unterstellungen die Methode fortgeführt, die durch den Brief des Herrn General Kammhuber eingeleitet worden ist, und gegen meinen Parteifreund Helmut Schmidt in einer Weise polemisiert, die in offenem Widerspruch zu den Tatsachen steht.

    (Beifall bei der SPD.)

    Vielleicht darf ich in diesem Zusammenhang zitieren, was Herr Strauß vor nicht allzu langer Zeit gesagt hat:
    ... der Aufbau der Bundeswehr des in unserer Verfassung verankerten Verteidigungsinstruments für unser ganzes Volk. Deshalb muß die Bundeswehr aus dem tagespolitischen Streit jetzt endlich herausgehalten werden, wenn wir nicht alles Ansehen bei unseren Freunden ver-



    Schoettle
    Tieren und zum Gespött für jeden Gegner werden sollen.
    Es wäre gut, wenn der Herr Minister nicht nur bei solchen Gelegenheiten daran dächte, sondern wenn auch seine Praxis diesen schönen Grundsätzen entspräche.

    (Beifall bei der SPD.)

    Gestatten Sie mir, noch einige Änderungs- und Entschließungsanträge zu begründen, die meine Fraktion zur dritten Beratung auf den Umdrucken 791, 831 und 835 eingebracht hat.
    Zur Begründung des Entschließungsantrags auf Umdruck 791, mit dem die Bundesregierung ersucht wird, Mittel des Bundes zur Durchführung der Vorschläge des Wissenschaftsrates auch für Grunderwerbs- und Aufschließungskosten zu bewilligen, möchte ich folgendes sagen. Der Wissenschaftsrat hat im Rahmen seiner Empfehlungen vorgeschlagen, daß für den Erwerb des erforderlichen Baugeländes und für die Erschließungskosten Bundesmittel zur Verfügung gestellt werden sollen. Der Haushaltsausschuß ist diesen Empfehlungen nicht gefolgt. Bei wiederholter Prüfung der Empfehlungen des Wissenschaftsrates kommt man aber zu der Feststellung, daß das ganze Gefüge der Empfehlungen ins Wanken kommt, wenn nicht gleichzeitig die entsprechenden Maßnahmen auf dem Gebiet des Grunderwerbs durchgeführt werden können. Das eine ist ohne das andere nicht durchführbar. Deshalb ist es erforderlich, daß die Empfehlungen des Wissenschaftsrates im ganzen vom Bundestag akzeptiert I werden. Dann kann man den Empfehlungen konsequent folgen. Eine Erhöhung der Mittel ist damit nicht verbunden. Der Präsident des Wissenschaftsrates hat sich erneut mit der dringenden Bitte an mich gewandt, zumindest noch in diesem Jahre den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu folgen. Ich bitte deshalb das Hohe Haus, dem Entschließungsantrag auf Umdruck 791 Ziffer 1 zu folgen.
    Die Ziffer 1 des Änderungsantrags Umdruck 831 beschäftigt sich mit dem Problem der Honnefer Stiftung. Mit der Annahme des Antrags Umdruck 804 hat sich der Bundestag einstimmig dazu bekannt, daß über das Honnefer Modell hinaus Darlehen gewährt werden sollen. Nach den uns bereits vorliegenden Unterlagen wird der vorgesehene Teilbetrag von 4 Millionen DM nicht ausreichen. Wir stellen deshalb erneut den Antrag, hierfür 11,2 Millionen DM zur Verfügung zu stellen, und zwar nicht innerhalb der für das Honnefer Modell ausgewiesenen Mittel, sondern zusätzlich zu diesen Mitteln. Zumindest sollte Einigkeit 'darüber bestehen, daß das Bundesministerium des Innern ermächtigt wird, überplanmäßige Zahlungen zu leisten, wenn die Durchführung der beschlossenen Darlehnsforderungen den Betrag von 4 Millionen DM übersteigt.
    Die CDU will offensichtlich — soweit bisher bekannt ist — an der Bemessungsgrundlage des Honnefer Modells festhalten. Diese Bemessungsgrundlage ist auf dem Dreifachen des Fürsorgerichtsatzes aufgebaut. Der Fürsorgerichtsatz hat sich aber in der Zwischenzeit um 25 v. H. erhöht. Demnach müßte, selbst wenn man an dem seitherigen Richtsatz festhält, die Bemessungsgrundlage des Honnefer Modells um 25 % angehoben werden. Da diese Anhebung bisher nicht erfolgt ist, ist die Zahl der geförderten Studenten zurückgegangen. Ein weiteres Festhalten an der Bemessungsgrundlage, ein Ansteigen der Löhne und Gehälter, aber auch der Lebenshaltungshosten würde zu einer weiteren Verringerung der Zahl der Stipendiaten führen. Das ist nicht im Sinne der früheren Beschlüsse des Bundestages. Es ist auch falsch, den Familien der Studenten heute eine höhere Belastung als in der Vergangenheit zuzumuten. Die Bundesregierung hat eine Überprüfung in Aussicht gestellt. Diese sollte möglichst schnell erfolgen, und zwar von einer möglichst geeigneten neutralen Stelle.
    Ein dritter Antrag betrifft die Spitzenfinanzierung im Sport und liegt auf Umdruck 835 vor. Bei der Vergabe der Mittel des Bundes zur Spitzenfinanzierung des Baues von Turn- und Sportstätten wurde seither ein Höchstsatz von 27 % aufgestellt. Wir sind der Auffassung, daß finanzschwachen Gemeinden ein Zuschuß von 40 % gewährt werden sollte. Es geht insbesondere darum, den kleinen Städten und Landgemeinden nunmehr die Möglichkeit zu erschließen, eigene Turn- und Sportstätten zu errichten. Bund und Länder sollten 80 % der Finanzierung übernehmen können. Den finanzschwachen Gemeinden wird mit den verbleibenden 20 % noch immer eine für ihre Verhältnisse hohe Belastung zugemutet. Mit der Änderung der Vergaberichtlinien wird die Aktivität der Gemeinden wesentlich angespornt. Um den dann zu erwartenden Anträgen gerecht zu werden, beantragen wir, den vorgesehenen Betrag von 20 auf 30 Millionen DM zu erhöhen. Dies entspricht im übrigen der Zusage, die der Herr Bundeskanzler an anderer Stelle bereits gegeben hatte.
    Meine Damen und Herren, im Verlauf der Debatte in der zweiten Beratung ist verschiedentlich die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion gegenüber den Etats der einzelnen Ministerien Gegenstand 'des Gesprächs gewesen. Die sozialdemokratischen Sprecher haben mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß die Partei, die in diesem Hause gegenwärtig die absolute Mehrheit hat, in den Ländern, in denen sie in der Opposition steht, die Etats für das Schulwesen, für die Polizei und für andere wichtige Zweige der öffentlichen Verwaltung ablehnt, ebenso wie sie den Gesamthaushalt der Regierungen ablehnt, wenn sie ihre Gegnerschaft gegen diese Regierung und ihre Politik zum Ausdruck bringen will. Niemand wirft der CDU deshalb vor, daß sie gegen die Zwecke sei, die in diesen Haushalten verfolgt werden, oder gar gegen die Menschen, die als Angehörige des öffentlichen Dienstes in Zivil oder in Uniform beauftragt sind, die gestellten Aufgaben zu verwirklichen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Was die Christlich-Demokratische Union dort praktiziert, wo sie in der Opposition steht, tun wir Sozialdemokraten hier im Bund, wo wir in der Opposition stehen. Wir haben an diesem Haushalt während seiner Beratung im Parlament in jeder Richtung positiv mitgewirkt. Wir lehnen ihn heute



    Schoettle
    ab, weil wir die Politik dieser Regierung nicht billigen.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Am Abschluß einer in der zwölfjährigen Geschichte dieses Hauses ungewöhnlich langen Debatte in der zweiten Lesung des Haushalts hat mein verehrter Herr Vorredner einen Rückblick auf diese Debatte geworfen, und auch ich will es von meiner Seite aus tun. Wir haben eine Debatte hinter uns, die — wenn Sie die Protokolle der Weimarer Zeit nachlesen — an Intensität und an Dauer, vielleicht auch an Hitzigkeit und an Schärfe des Wortwechsels den damaligen, wiederholt gerühmten Debatten der Zeit vor 1914 und zwischen 1918 und 1933 nicht nachsteht.
    Anlaß war im Grunde genommen dabei weniger die Höhe des Haushalts von 48 Milliarden DM als eine große Zahl aktueller Fragen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man im ersten Teil von einer großen Fernsehdebatte, die fast zwei Tage gedauert hat, und weniger von einer Haushaltsdebatte spricht.
    Da mein Herr Vorredner auch zum „Stil" dieser Debatte Stellung genommen hat, lassen Sie mich auch dazu gleich einiges sagen. Nun, unsere Herren Bundesminister haben fast ausnahmlos geantwortet und nicht von vornherein das Wort ergriffen. „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus." Ich wundere mich manchmal über die mimosenhafte Empfindlichkeit, mit der man dann, wenn man selbst scharf geworden ist, auf die Schärfe der Antwort reagiert, die von der anderen Seite kommt.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Das sollte man sich vorher überlegen, aber man sollte sich nicht nachher darüber beschweren.
    Herr Kollege Schoettle, wenn Sie die Debatten im britischen Unterhaus nachlesen — ich habe mir einmal einen Katalog vorlegen lassen von den Ausdrücken, die ein so berühmter Staatsmannn wie Churchill gebraucht hat, und den Titulationen, die er seinen Gegnern an den Kopf geworfen hat —, so werden Sie feststellen, daß die hier gebrauchten Ausdrücke auf beiden Seiten noch recht milde ausgefallen sind.

    (Abg. Dr. Mommer: Es gibt da auch Spielraum!)

    — Ja, es gibt auch Spielraum. Aber über den Stil sollte man sich nicht übermäßig aufregen. Die Erregung legt sich dann im allgemeinen nach der Debatte. Wir wollen das auch nicht überschätzen. Ich möchte hier nur eins feststellen: Wenn man angreift, soll man sich auch im voraus auf die Reaktion gefaßt machen. Das ist ein normaler parlamentarischer Brauch und nichts Außergewöhnliches.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nun, es mag sein, daß im Unterton der Rede meines Herrn Vorredners mit das Mißvergnügen
    darüber herausklang, daß die hier mit sehr viel Raffinesse, sehr viel Hartnäckigkeit und großem strategischem Geschick aufgezogenen Angriffe gegen bestimmte Bundesminister gescheitert sind.

    (Oh-Rufe bei der SPD.)

    — Herr Kollege Schäfer, Sie selbst werden doch nicht leugnen können, daß vor allen Dingen der konzentrische Angriff mit Nebelwerfern und allen anderen Geschützsorten, über die man hier parlamentarisch auch verfügen kann, gegen Herrn Bundesminister Dr. Schröder völlig gescheitert ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Lachen bei der SPD.)

    Es ist auch nicht sehr viel davon übriggeblieben, was Sie nachher an anderen Bundesministern versucht haben, ob das nun meine Freunde Blank, ob das der Bundesverteidigungsminister, ob das der Bundeswohnungsbauminister oder — last not least —, wie das jedes Jahr geschieht, der Bundesfamilienminister Wuermeling gewesen sind.
    Wir stellen jedenfalls fest, daß nach Ablauf von 12 Jahren ununterbrochener Regierungstätigkeit diese Regierung immerhin mit einem Schwung und einem Elan zu antworten in der Lage gewesen ist, die Ihre Hoffnungen zunichte gemacht haben. Das steht doch wohl fest.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Lassen Sie mich jetzt auf die einzelnen Punkte zu sprechen kommen, die unser allgemeines Interesse beanspruchen. Ich möchte meine Bemerkungen zum Haushalt selbst und zu den einzelnen Punkten dieses Haushalts mit einem Dank an das Bundesfinanzministerium für die wirklich äußergewöhnliche Arbeit beginnen, die geleistet worden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nachdem ein Neunmonatshaushalt vorangegangen war, mußte die ungewöhnliche Arbeit der Überbrückung zu einem Haushalt mit dem Haushaltsbeginn am 1. Januar geleistet werden. Dem Bundesfinanzminister und seinen Beamten und Angestellten haben wir zu verdanken, daß der Haushalt im Oktober vergangenen Jahres, wenn auch unter sehr großen Erschwernissen, rechtzeitig eingebracht werden konnte.
    Im Haushaltsausschuß haben wir uns ohne Hast und Überstürzung die Mühe gemacht, die einzelnen Positionen durchzugehen. Ich spreche sicher auch in Ihrer aller Namen, wenn ich dem Personal des Haushaltsausschusses selber unseren Dank für die wirklich nicht einfache Arbeit ausspreche, die geleistet worden ist.

    (Beifall.)

    Ich möchte auch nicht versäumen, unserem verehrten Vorsitzenden, Herrn Kollegen Schoettle, unseren Dank auszusprechen. Wir haben uns gemeinsam redlich bemüht, der ungewöthnlich schwierigen Aufgabe gerecht zu werden. Am Ende einer zwölfjährigen Zusammenarbeit, wie sie zwischen dem Kollegen Schoettle und mir und manchen anderen Mitgliedern des Haushaltsausschusses besteht,



    Dr. Vogel
    ziemt es sich vielleicht, einmal generell folgendes festzustellen: Wenn es in einem der zentralen Ausschüsse dieses Hohen Hauses gelungen ist, eine ungewöhnliche Atmosphäre der Sachlichkeit und eine staatspolitische Art der Betrachtung der einzelnen Haushaltstitel im großen und ganzen durchzusetzen, so scheint mir das kein geringer Gewinn generell für den Aufbau unseres Staatswesens zu sein. Das bei dieser Gelegenheit festzustellen, ist, glaube ich, eine Notwendigkeit am Ende einer 12jährigen Tätigkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD.)

    Sie machten vorhin einige Bemerkungen über die Ablehnung der Anträge ,der Opposition. Ja, was soll man als Sprecher der Mehrheit des Haushaltsausschusses dazu sagen, Herr Kollege Schoettle, wenn man selber eine Reihe vorwurfsvoller Blicke aus den eigenen Reihen auf sich gerichtet sieht wegen der Anträge, die wir um einer gewissen Konsequenz willen auch aus den eigenen Reihen abgelehnt haben? Denn wir stehen auf dem Standpunkt, Anträge sollten rechtzeitig im Haushaltsausschuß vorgebracht werden und dort durchberaten und auch von allen Seiten her beleuchtet und durchleuchtet werden; man sollte ihre Annahme nicht dem Zufall bei Einbringung in der zweiten oder dritten Lesung überlassen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Wir haben diesen Grundsatz, obwohl wir uns dabei erheblich schwerer tun als Sie von der Opposition, in unseren eigenen Reihen durchgesetzt. Ich bitte auch, daß man diesen Punkt nicht ganz außer acht läßt.
    Ich stelle genau wie Sie mit großer Befriedigung fest, daß sich das in den vergangenen Jahren bedrohliche Problem der Haushaltsreste jetzt durch die hervorragende Arbeit des Bundesfinanzministeriums in Zusammenarbeit mit dem Bundesverteidigungsministerium normalisiert hat und wir in Zukunft nur noch mit einigermaßen normalen Haushaltsresten zu tun haben werden.

    (Abg. Dr.Conring: Erfreulicherweise!)

    Den Vorschlag, den Herr Kollege Schoettle gemacht hat, zu zweijährigen Haushalten in bezug auf Personalanträge und auch Sachanträge überzugehen, habe ich vor zwei Jahren auch schon gemacht. Wir sollten ernstlich einmal an die Verwirklichung einer solchen Möglichkeit herangehen. Vielleicht könnten sich die Ressorts unter Führung des Bundesfinanzministeriums darauf verständigen, mit dem Jahre 1962 zu beginnen, wo ja sehr vieles dafür spricht, zu einem solchen Verfahren überzugehen.
    Was die Haushaltshöhe und die Möglichkeiten der Deckung der sehr, sehr hohen Ausgaben betrifft, hätte man natürlich daran denken können, einen alten finanzpolitischen Grundsatz zu verwirklichen: in Jahren großer Steuereinnahmen Reserven anzuhäufen und dann in Jahren knapper Einnahmen davon zu zehren. Daß das aus vielen Gründen in der Vergangenheit gescheitert ist, will ich hier nicht näher erläutern. Daß das in der gegenwärtigen Situation,

    (Zuruf von der CDU/CSU: . . . unmöglich ist!)

    zum Teil unter außenpolitischen Aspekten, sich als unmöglich herausgestellt hat, wird auch sicher die Opposition nicht mehr leugnen.

    (Abg. Dr. Schäfer: Haben wir auch nie behauptet!)

    — Ich freue mich, wenn Sie sagen, daß Sie das auch nie behauptet haben. In der Vergangenheit ist das doch manchmal durchgeklungen, wir sollten zu solchen Maßnahmen greifen.
    Ich möchte hieran eine generelle Bemerkung zur Finanzkritik in Deutschland knüpfen. Es gibt relativ sehr wenige Haushaltssachverständige, innerhalb der deutschen Fachpresse sogar. Das was man in der Pseudo-Fachpresse, die sich als solche gebärdet
    — ich will hier nicht Namen ausdrücklich nennen — manchmal liest, offenbart eine erschreckende Unkenntnis über die Notwendigkeiten, denen wir hier unterliegen, und über die politischen Möglichkeiten, die wir haben. Wer bis jetzt aus den amerikanischen Besuchen noch nicht gelernt hat, was die Stunde geschlagen hat, dem ist nach meiner Überzeugung einfach nicht zu helfen. Wir wissen, daß an sich der gesündeste Grundsatz nach wie vor wäre, mit Steuersenkungen zu arbeiten, anstatt die Ausgaben zu erhöhen. Aber ich freue mich, daß auch heute in den Worten meines Vorredners der berüchtigte und nach meinem Dafürhalten völlig falsche — weil unwahre — Vorwurf von „Wahlgeschenken" nicht aufgeklungen ist, denn er ist auch durch nichts zu begründen in den 'Mehrausgaben, die vor uns liegen.
    Da wir auf der einen Seite durch die Kalkulation mit 9 statt 6 % Erweiterung des Bruttosozialprodukts 2,4 Milliarden DM an neuen Steuereinnahmen zu verzeichnen haben, konnten wir es auf der anderen Seite riskieren, mit den Ausgaben erneut um 2,9 Milliarden DM heraufzugehen. In der Öffentlichkeit ist im allgemeinen nicht gebührend beachtet worden, daß der Posten der Industrieanleihe für Entwicklungsländer von der Gesamthöhe in Abzug zu bringen ist und infolgedessen die Ausweitung nicht die volle Höhe hat, die sich im äußeren Zahlenbild des Haushaltsgesetzes zeigt.
    Die Veränderungen, die der Haushaltsausschuß selber in Verfolg seiner Beratungen vorgenommen hat, bewegen sich — minus und plus zusammengenommen — um rund 100 Millionen DM. Die Streichungen überwiegen ein wenig. Wir haben eine Flut neuer Stellen bewilligen müssen. Das haben wir nicht gern getan. Wir haben einen sehr strengen Maßstab angelegt. Aber schließlich haben wir uns bestimmten Notwendigkeiten nicht verschließen können. Weil wir das getan haben, schoben wir auf der anderen Seite der Regierung einen Riegel vor, indem wir im Haushaltsgesetz nicht mehr die Möglichkeit verankert haben — darauf weise ich insbesondere noch einmal hin —, nach den Haushaltsberatungen mit neuen Stellenanforderungen für 1961 und 1962 gesondert zu kommen.



    Dr. Vogel
    Daß im letzten Augenblick jetzt noch der Antrag über 1,5 Milliarden DM zum Ausgleich von Kursverlusten der Bundesbank eingebracht werden mußte, halte ich auch nicht gerade für technisch und haushaltsrechtlich besonders glücklich. Aber es war nicht zu vermeiden.
    Ein weiterer Posten ist noch gar nicht in der Haushaltsrechnung enthalten. Ich habe aus dem Ausweis der Bundesbank vom Januar 1961 festgestellt, daß auch der größte Teil der Entwicklungsanleihe der Industrie in USA-Schatzwechseln angelegt war und daher ein Kursverlust von mindestens 28 bis 30 Millionen DM zu erwarten sein wird, der wahrscheinlich später in irgendeiner anderen Form auf uns zukommen wird.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich nun auf einzelne Punkte eingehen, die hier bei der dritten Lesung vielleicht noch einmal besonders unterstrichen werden müssen.
    Da ist vor allen Dingen die Frage nach der Ausfüllung der Blankoschecks, die wir in Gestalt von Bindungsermächtigungen, z. B. bei der Erhöhung des Ansatzes für Entwicklungshilfe im Auswärtigen Amt auf 215 Millionen DM, erteilt haben. Hier muß so schnell wie möglich ein Programm nachgeholt werden. Der Haushaltsausschuß selber erwartet, daß von seiten des Auswärtigen Amts zusammen mit dem Lenkungsausschuß rechtzeitig ein Programm zur Ausfüllung dieser Bindungsermächtigungen vorgelegt wird. Ich nehme an, daß die Bundesregierung ohnedies die Gelegenheit der Großen Anfrage der SPD benutzen wird, sich hierzu besonders zu äußern. Wir verstehen darunter, daß in erster Linie ein Ausbildungsprogramm aufgestellt wird, das in einem großen Rahmen alle Möglichkeiten der Ausbildung von deutschen Fachkräften für den Dienst in den Entwicklungsländern oder von Ausländern in Deutschland für die Dienste in ihren eigenen Ländern zusammenfaßt.
    Lassen Sie mich auch hier zum Finanzproblem der Entwicklungshilfe und den sehr, sehr großen Summen, die wir in diesem Haushalt zum ersten Mal dafür stehen haben, ein Wort sagen. Die Probleme der Entwicklungshilfe werden uns in den nächsten Jahren noch in einem ganz anderen Ausmaß befassen, als es bis jetzt .der Fall war. Meine Freunde stellen sich vor, daß zunächst einmal mit den Bindungsermächtigungen ein fester langfristiger Sockel geschaffen wird, um die individuellen Bedürfnisse der Länder in Ausbildungsfragen zu befriedigen. Das heißt, wir brauchen einige hundert Millionen D-Mark, um hier langfristig planen zu können. Was darüber hinaus an Krediten und sonstigen Ausleihungen an die Entwicklungsländer zur Verfügung stehen sollte, das kann man im voraus, glaube ich, nicht in Milliarden-Beträgen festlegen, das muß in der Zukunft einzig und allein den Beschlüssen dieses Hohen Hauses vorbehalten bleiben.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Es darf nicht dahin kommen, daß uns die Höhe
    unserer Zuwendungen von dritter Seite diktiert
    wird; denn das wäre das Ende der Beschlußmöglichkeiten dieses Hauses.

    (Zustimmung in der Mitte.)

    Deswegen möchte ich bei dieser Gelegenheit auch gleich dringend davor warnen, sich auf Prozente oder auf Indexrechnungen festzulegen. Nichts wäre verhängnisvoller, als hier mit festen Prozenten des Volkseinkommens, des Einkommens pro Kopf mit Zuwachsraten usw. in den Entwicklungsländern zu rechnen. Wir kämen sonst zu einem meines Erachtens unlösbaren Problem. Denn auf der anderen Seite steht bei den Entwicklungsländern mit ihren 1,2 Milliarden Menschen das auch für sie unlösbare Problem der zu hohen Bevölkerungszunahme. Wenn wir uns auf solche Indexziffern einließen, würden sie indirekt zu einer Prämie für weitere Geburtensteigerungen in diesen Ländern werden. Dadurch würde niemals das Ziel erreicht werden, das die Geberländer verfolgen. Darüber hinaus müssen wir an dem Grundsatz der Objektgebundenheit unserer Mittel festhalten, um so mehr, als uns der zunehmende Zerfall der afrikanischen Staaten auch in dieser Beziehung vor völlig neue Probleme stellen wird.
    Noch vor Jahren galt der ERP-Haushalt als eine Domäne eines interministeriellen Ausschusses, der im Grunde genommen, ohne daß jemand richtig hineinsah, über die erheblichen Rückflüsse und Amortisationen verfügte. Erst nachdem Minister Lindrath sein Amt übernommen hatte, entdeckten wir, welche Möglichkeiten auch für den Haushalt in den Rückflüssen stecken. Neuerdings wird ein sehr erheblicher Teil der Leistungen für die Entwicklungshilfe aus den ERP-Rückflüssen bestritten. Meine Damen und Herren, was ich jetzt sage, sage ich mit großem Ernst: Es ist unerläßlich, daß alle, aber auch alle Leistungen der Bundesrepublik durch einen Ausschuß, den Haushaltsausschuß, laufen und von einer Seite aus kontrolliert werden.

    (Beifall bei Abgeordneten in der Mitte.)

    Das ist ein unabdingbares Prinzip für das Hohe Haus, und wir werden in der Zukunft danach verfahren müssen. Dabei wollen wir den ERP-Fonds als solchen durchaus unangetastet lassen; darüber sollte kein Zweifel bestehen. Es handelt sich darum, die Einheitlichkeit der Haushaltskontrolle zu gewährleisten.
    Ich darf einige Bemerkungen an die vom Hohen Hause abgelehnten Anträge z. B. in bezug auf die Richterstellen anknüpfen. Wir müssen von seiten des Haushaltsausschusses leider darauf aufmerksam machen, daß nur an einer Stelle ein Überblick über die gesamten Stellenanforderungen möglich ist. Wenn wir von diesem Prinzip abgingen und die Zuständigkeit auf bestimmte Ausschüsse verteilten — was auch nach der Geschäftsordnung gar nicht zulässig ist —, würden wir in eine Anarchie der Stellenbewilligung hineingeraten. Die Folgen wären unabsehbar.
    Bei dieser Gelegenheit noch eine Bemerkung zu einer Verfahrensfrage, und damit wende ich mich vor allen Dingen an die Adresse des Herrn Bundes-
    87,

    Dr. Vogel
    finanzministers. Wir haben bei der Beratung des Haushalts 1961 leider in zunehmendem Maße feststellen müssen, daß die Ressorts selber — ich spreche hier nicht von den Ministern, sondern von den Beamten der Ressorts 'nachweisbar sehr häufig den Versuch unternommen haben, das, was sie bei den Besprechungen zur Regierungsvorlage nicht durchgebracht haben, dadurch nachträglich zu erreichen, daß sie sich der Hilfe von Abgeordneten bedienten. Herr Bundesfinanzminister, ich möchte Sie auffordern, in der Zukunft scharf darauf zu achten, daß die Bundesbeamten erneut auf ihre Verpflichtung hingewiesen werden, zur Regierungsvorlage und nur zur Regierungsvorlage zu stehen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, noch ein paar Bemerkungen im Anschluß an die Debatte zum Umbau des Bundestages. Ich glaube, auch die zweite Lesung war im Grunde genommen ein Beispiel dafür, zu welch lebhaften Debatten es auch ohne einen Umbau kommen kann. Wir wollen die Dinge aber nicht noch einmal aufwärmen.
    Das Hohe Haus sollte sich, auch auf Grund der vorangegangenen Haushaltsdebatte, über drei Alternativmöglichkeiten im klaren sein. Es ist hier über die wachsende und scheinbar unentrinnbare Ausgabensteigerung gesprochen worden. Wenn wir ihr begegnen wollen, wenn wir in der Zukunft wirklich wieder zu Etatdebatten im großen alten parlamentarischen Stil kommen wollen, bieten sich dafür drei Möglichkeiten an. Ich bitte Sie, sich das in den folgenden Monaten bis zum Zusammentritt eines neuèn Parlaments einmal sehr ernsthaft zu überlegen.
    Wir haben erstens die Möglichkeit, dem englischen Beispiel zu folgen, was verfassungsrechtlich auf außerordentliche Schwierigkeiten stoßen würde, nämlich Gesetzentwürfe allein durch die Regierung oder mit Billigung der Regierung einbringen zu lassen, wenn isie Kasten verursachen. Dieses Prinzip hat das englische Parlament zu seiner heutigen Höhe geführt.
    Zweitens haben wir das USA-Beispiel: die Vorschaltung eines sogenannten Vorprüfungsausschusses, wenn Sie wollen, der alle Gesetzesanträge, die auch aus dem Hause eingebracht werden, einer Vorkontrolle unterwirft und einen großen Teil davon abwürgt. Sie wissen, daß Präsident Kennedy jetzt alle Mühe hatte, durch eine Erweiterung dieses Vorprüfungsausschusses dessen allmächtige Stellung gegenüber dem Repräsentantenhaus zu brechen. Ob es ihm gelungen ist, wissen wir noch nicht. Das war eine zweite Möglichkeit.
    Die dritte Möglichkeit ist auch schon in diesem Hause erörtert worden: die Bildung eines Hauptausschusses, um — wie, glaube ich, Präsident Gerstenmaier Vizepräsident Carlo Schmid zitiert hat — den „Durchbruch des gesunden Menschenverstandes" gegenüber dem puren Fachverstand in den Fachausschüssen zu erreichen, das heißt, durch einen Hauptausschuß noch einmal eine Überprüfung der Beschlüsse der Fachausschüsse vorzunehmen und dann erst in der zweiten und dritten Lesung sozusagen vor das Parlament zu gehen.
    Das sind drei Möglichkeiten, die ernsthaft geprüft werden müssen und die vielleicht allein die Möglichkeit in sich schließen, die Flut neuer Ausgaben in der Zukunft zu beschränken.
    Ich will wegen der vorgeschrittenen Zeit nicht näher, was ich ursprünglich vorhatte, auf die Möglichkeiten eingehen, die sich hinsichtlich einer Einschränkung der Revisionsmöglichkeiten bei den obersten Bundesgerichten und der Überlastung der obersten Bundesgerichte, ergeben, um infolgedessen auch neue Stellenanforderungen am laufenden Band zu vermeiden.
    Ich möchte aber aus der Debatte jetzt noch einiges nachtragen. Da mein Herr Vorredner mit außerordentlichem Temperament gerade auf einen Zentralpunkt eingegangen ist, nämlich auf die Verteidigungsfrage, sehe auch ich mich gezwungen, dazu intensiv Stellung zu nehmen. Sehr verehrter Herr Kollege Schoettle, Sie haben hier vor der Gefahr einer „Geschichtsklitterung" gewarnt. Wenn hier der Ausdruck Geschichtsklitterung gebraucht wird, sehen wir uns, glaube ich, gezwungen, umgekehrt davor zu warnen, etwa alles das mit einer Handbewegung beiseite schieben zu wollen, was in den vergangenen Jahren in diesem Hohen Hause zur Verteidigungsfrage gesagt und beschlossen worden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das wäre eine umgekehrte Geschichtsklitterung. Hierzu möchte ich einmal folgendes sagen. Ich stehe gar nicht an, zu erklären, daß für meine Person die Ablehnung des Verteidigungshaushalts durch Sie als politische Frage keine Rolle spielt. Ich sage das ganz offen. Für mich spielt aber eine wesentliche Rolle, was für Änderungsanträge Sie in der Vergangenheit zum Verteidigungshaushalt gestellt haben. Sie können auf Grund der mir vorliegenden Unterlagen leider gar nicht bestreiten, daß Sie bei einer ganzen Reihe von Haushaltberatungen in der Vergangenheit Kürzungen um Milliardenbeträge beantragt haben, nämlich beim Haushalt 1957 eine Kürzung um Milliardenbeträge und beim Haushalt 1958 noch einmal eine Kürzung der Gesamtausgaben um 3 Milliarden DM. Sie haben also als Dekkung für die Mehrausgaben, die Sie auf anderen Gebieten gefordert haben, immer vorgeschlagen, beim Verteidigungshaushalt die entsprechenden Einsparungen vorzunehmen.
    An dieser Tatsache können wir einfach ebensowenig vorbeisehen wie an einer zweiten Tatsache: daß Jahre hindurch dem deutschen Volk eine Legende vorgesetzt worden ist.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Das geschah im wesentlichen dadurch, daß in den vergangenen Jahren bei den Wahlkämpfen die Litfaßsäulen mit Plakaten vollgeklebt wurden, auf denen die schönen Titel standen: „Krankenhäuser statt Kasernen!", „Schulen statt Flugplätze!" usw. usw.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, wir haben das nicht vergessen. Denn es hat uns eine ungeheure Mühe gekostet, vor allen Dingen der Jugend klarzumachen,



    Dr. Vogel
    daß die Landesverteidigung für die deutsche Jugend ein Opfer bedeutet. Ich muß Sie hier fragen: Was haben Sie in der Vergangenheit getan, um die deutsche Jugend zu solchen Opfern zu ermuntern?

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich muß Sie weiter fragen: Waren die präzisen Anleitungen, wie man eine Dienstpflichtverweigerung begründen kann, etwa eine Ermutigung für solche Opfer? War die maßlose Aufbauschung von bedauerlichen Unglücksfällen — wie Illertissen etc. — eine besondere Förderung des Verteidigungsgedankens?

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Sie haben es vorhin gehört — ich möchte es noch einmal ausdrücklich sagen —: die Wehrpflicht ist in den vergangenen Jahren mit folgender Begründung abgelehnt worden. Ich zitiere hierzu noch einmal Herrn Kollegen Wienand, der in der Sitzung vom 22. Mai 1957 — die Meinung ist ja nicht bestritten worden - wörtlich erklärte:
    Wir haben jetzt eine Bundeswehr und die allgemeine Wehrpflicht. Wir sind der Meinung — und wir haben das hier wiederholt zum Ausdruck gebracht —, daß die allgemeine Wehrpflicht die Spaltung Deutschlands noch mehr vertieft und damit die Wiedervereinigung erschwert.
    Das war Ihr Standpunkt, Herr Kollege Schoettle. Sie haben das vorhin noch einmal hier ausgeführt.
    Jetzt haben wir eine neue Situation. Sie beziehen sich auf diese neue Situation. Aber Sie dürfen doch nicht von der „Gefahr einer Geschichtsklitterung" sprechen, wenn wir hier noch einmal all das zum Ausdruck bringen, was wir in der Vergangenheit so bitter empfunden haben. Daß wir darauf verzichten, können Sie, glaube ich, von uns nicht verlangen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich muß bei dieser Gelegenheit noch etwas in Ihr Gedächtnis zurückrufen: die Kosten für die deutsche Verteidigung in der Vergangenheit. Auf Grund der Haushaltsberatungen der Vergangenheit kann doch nun einmal nicht geleugnet werden, daß wir ab 1955, nach dem Inkrafttreten der Pariser Verträge, bis zum Jahre 1960/61 über 20 Milliarden DM an Verteidigungsbeiträgen gespart haben und daß aus diesen nicht ausgegebenen Verteidigungsbeträgen eine Menge sozialer Verpflichtungen übernommen worden sind, auf die wir heute alle miteinander sehr stolz sind. Aber daß sie zunächst einmal aus den eingesparten Verteidigungsbeträgen bestritten worden sind, kann nicht geleugnet werden.
    Dazu möchte ich folgendes zu überlegen geben. Bei der ganzen Polemik in der Vergangenheit sind uns hier trotz dieser Einsparungen „überhöhte" Verteidigungsausgaben vorgehalten worden. Bei der ganzen Polemik der SPD gegen die Bundesverteidigung in der Vergangenheit hat man eines total übersehen: Wären die Pariser Verträge 1955 nicht unterzeichnet worden, dann wären die Besatzungsleistungen geblieben, d. h. man hätte uns alljährlich à conto unseres Bruttosozialprodukts bestimmte
    Leistungen auferlegt. Diese Leistungen betrugen 1955 bereits 7,6 Milliarden DM. Sie können unschwer ausrechnen, was sie bei dem heutigen Sozialprodukt im Jahre 1961 betragen würden,

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)


    (der Bundesregierung gegangen wären. Wir von seiten des Haushaltsausschusses — jedenfalls von seiten der Mehrheit — nehmen für uns in Anspruch, daß wir uns in den vergangenen Jahren in der Prüfung auch der Ausgaben des Verteidigungshaushalts von niemandem, auch nicht von der Opposition, haben übertreffen lassen. Wir können den Beweis dafür jederzeit antreten, Herr Kollege Schäfer. Sie können das auch nicht bestreiten. (Abg. Leicht: Hinweis auf Äußerungen von Herrn Brandt in Amerika!)


    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Lassen Sie mich noch einige Bemerkungen zu der Polemik machen, die genau 24 oder 48 Stunden alt ist und die auch hier vorhin in den Worten meines verehrten Vorredners ihren Niederschlag gefunden hat. Ich habe jetzt nicht Zeit genug und auch nicht die Zeit gefunden, mich in diese Materie noch einmal einzuarbeiten. Aber mir ist immer noch in Erinnerung, was im Jahre 1958 hier bündig erklärt worden ist in der Frage der Ausrüstung mit Atomwaffen, und dazu ist, glaube ich, doch wohl ein Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU, der am 25. März 1958 zusammen mit der DP gefaßt worden ist, nach wie vor gültig; es heißt da wörtlich:
    In Übereinstimmung mit den Erfordernissen dieses Verteidigungssystems und angesichts der Aufrüstung des möglichen Gegners müssen die Streitkräfte der Bundesrepublik mit den modernsten Waffen so ausgerüstet werden, daß sie den von der Bundesrepublik übernommenen Verpflichtungen im Rahmen der NATO zu genügen vermögen und den notwendigen Beitrag zur Sicherung des Friedens wirklich leisten können.
    Aber diese Entschließung muß zusammen mit der auch in dem Protokoll vom 25. März 1958 stehenden Erklärung des Bundesverteidigungsministers selbst gesehen werden. Ich zitiere ihn mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten aus dem Protokoll noch einmal wörtlich:
    Sie wissen, daß die Konferenz der Regierungschefs im Dezember 1957 in Paris bei der Gipfelkonferenz der NATO beschlossen hat, für die Verteidigung der NATO zur Verhinderung eines Krieges auch taktische Atomwaffen unter amerikanischem Verschluß und unter amerikanischem Eigentum den Streitkräften in Europa zur Verfügung zu stellen.

    (Abg. Windelen: Das ist aber klar!)

    Diese Worte „taktische Atomwaffen unter amerikanischem Verschluß und unter amerikanischem Eigentum" sind hier durch Fettdruck ausdrücklich hervorgehoben worden. Ich beschränke mich auf diese



    Dr. Vogel
    Feststellungen, um auch hier der Gefahr einer Geschichtsklitterung vorzubeugen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, noch zu einem zweiten Punkt Stellung nehmen. Herr Kollege Erler, Sie haben am Schluß Ihrer Ausführungen, als Sie dem Herrn Bundesverteidigungsminister antworteten, auf die Abrüstung in einem ungewöhnlichen Maße Bezug genommen. Nun, ich weiß, daß in den Vereinigten Staaten drüben Herr McCloy und andere Fachleute von Herrn Präsidenten Kennedy damit beauftragt worden sind, sich besonders mit dieser Materie zu befassen. Wir haben, glaube ich, von seiten unserer Fraktion nicht das geringste dagegen, daß sich das federführende Auswärtige Amt zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium ganz besonders mit diesen Fragen befaßt. Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren und Herr Kollege Erler, in der Frage der Abrüstung nun etwa ein besonderes Verschulden der Bundesregierung in den Vordergrund zu spielen, d. h. also der Bundesregierung zu unterstellen, sie habe bis jetzt schon irgendein Versagen dadurch bekundet, daß sie sich nicht in dem gleichen Ausmaß wie die Amerikaner mit Sonderkommission und Sonderbeauftragten damit befasse, das scheint mir einfach zu weit zu gehen und den Tatsachen nicht gerecht zu werden.