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ID0312521600

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    Deutscher Bundestag 125. Sitzung Bonn, den 29. September 1960 Inhalt: Fragestunde (Drucksachen 2077, zu 2077) Frage des Abg. Leonhard: Finanzhilfe bei Schäden durch Blauschimmelbefall von Tabakpflanzen Schwarz, Bundesminister . . . . . 7235 B Frage des Abg. Leonhard: Behandlungsmethoden bei Blauschimmelbefall Schwarz, Bundesminister . . . . . 7235 C Frage des Abg. Leonhard: Bekämpfung der Blauschimmelkrankheit Schwarz, Bundesminister 7235 C, D, 7236 A, B Leonhard (CDU/CSU) . . 7235 D, 7236 A Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 7236 B Frage des Abg. Logemann: Erzeugerpreise für Veredelungsprodukte Schwarz, Bundesminister . . . . . 7236 B Frage des Abg. Rehs: Zusammenlegung der Deutschen Siedlungsbank mit der Deutschen Landesrentenbank Schwarz, Bundesminister 7236 D, 7237 B, C, D, 7238 A Rehs (SPD) 7237 A, B Diekmann (SPD) . . . . . . 7237 C, D Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) 7237 D, 7238 A Frage des Abg. Dr. Mommer: Abtretung von Exerzierplatzgelände in Kornwestheim 7238 A Frage des Abg. Lohmar: Tiefflüge von Düsenjägern über Bielefeld Hopf, Staatssekretär 7238 B Frage des Abg. Lohmar: Werbemethoden der Bundeswehr Hopf, Staatssekretär 7238 D Frage des Abg. Wittrock: Verprügeln von Kameraden in der Bundeswehr Hopf, Staatssekretär 7239 A Frage des Abg. Jahn (Marburg) : Tiefflüge von Düsenjägern über Marburg Hopf, Staatssekretär 7239 B, C Jahn (Marburg) (SPD) 7239 B, C Frage des Abg. Dr. Imle: Studienbewerber an Technischen Hochschulen und Fachschulen nach freiwilligem Wehrdienst Hopf, Staatssekretär 7239 C Frage des Abg. Ritzel: Zuschläge bei Benutzung von Telefonanschlüssen Stücklen, Bundesminister 7240 A Ritzel (SPD) 7240 A Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Vermittlung von Ferngesprächen . . 7240 B Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Uberprüfung der Postverbindungen . . 7240 B II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. September 1960 Frage des Abg. Blachstein: Telefonanschlüsse in Hamburg-Niendorf Stücklen, Bundesminister 7240 C, D, 7241 A Frau Keilhack (SPD) . . 7240 D, 7241 A Fragen des Abg. Felder: Amtliche Fernsprechbücher Stücklen, Bundesminister 7241 A, B, C, D, 7242 A Felder (SPD) 7241 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7241 C Wittrock (SPD) . . . . 7241 D, 7242 A Frage des Abg. Bading: Handelsspannen bei Obst und Gemüse Dr. Westrick, Staatssekretär . . 7242 B, D, 7243 A Bading (SPD) . . . . . 7242 D, 7243 A Frage des Abg. Bading: Konjunkturpolitik der Deutschen Bundesbank Dr. Westrick, Staatssekretär . . 7243 B, D Bading (SPD) . . . . . . . . 7243 C, D Frage des Abg. Gewandt: Entwicklung und Fertigung deutscher Flugzeugtypen Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 7244 A Frage des Abg. Dr. Mommer: Zigarettenrauchen und Häufigkeit von Herzinfarkt und Lungenkrebs . . . . 7244 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Kunstrum und Kunstarrak Dr. Schröder, Bundesminister . . 7244 B, C Dr. Kohut (FDP) . . . . . . . . 7244 C Frage des Abg. Kreitmeyer Nichtigkeitserklärung des Beförderungsschnittes Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7244 D, 7245 A, B Kreitmeyer (FDP) . . . . . . . 7245 A Fragen des Abg. Ehren: Angestellte des Bundes über 50 Jahre Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7245 C Frage des Abg. Wittrock: Versetzung in den Ruhestand wegen angeblicher Dienstunfähigkeit Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7245 D, 7246 B, C, D Wittrock (SPD) . . . 7245 D, 7246 A, C Dr. Bucher (FDP) . . . . . . . . 7246 C Frage des Abg. Wittrock: Inanspruchnahme von Hilfskräften bei Herstellung von Referentenkommentaren Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7246 D, 3247 A, B Wittrock (SPD) 7247 A, B Frage des Abg. Dr. Höck (Salzgitter) : Strafmandatssoll für Verkehrspolizisten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7247 C Frage des Abg. Logemann: Margarinezusätze Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7247 D Frage des Abg. Dr. Miessner: Inkrafttreten der Besoldungserhöhung für Beamte Dr. Schröder, Bundesminister . . 7248 A, B Brück (CDU/CSU) . . . . . . . 7248 A Frage des Abg. Dr. Miessner: Einmalige Zulage für Bundesbeamte Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7248 C Dr. Miessner (FDP) . . . . . . . 7248 C Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Verwendung eines neuen Emulgators für Margarine Dr. Schröder, Bundesminister 7248 D, 7249 A Frau Dr. Hubert (SPD) 7248 D Frage des Abg. Dr. Kanka: Gastspiel eines Ostberliner Theaters Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7249 A Entwurf eines Gesetzes über vordringliche Maßnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung (SPD) (Drucksache 1926) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Antrag betr. Lohnfortzahlung an Arbeiter im Krankheitsfalle (SPD) (Drucksache) 1927) Dr. Schellenberg (SPD) . 7249 C, 7270 B Horn (CDU/CSU) . . . 7255 D, 7270 B Dr. Stammberger (FDP) 7258 D Rohde (SPD) 7261 B Weimer (CDU/CSU) 7264 A Geiger (Aalen) (SPD) 7266 A Dr. Atzenroth (FDP) 7268 B Börner (SPD) . . . . . . . . . 7270 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Tarifvertragsgesetzes (FDP) (Drucksache 1563) — Erste Beratung — Dr. Atzenroth (FDP) 7270 D Persönliche Erklärung nach § 35 GO Memmel (CDU/CSU) 7273 D Nächste Sitzung 7274 C Berichtigung 7274 Anlage 7275 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. September 1960 7235 125. Sitzung Bonn, den 29. September 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 15.01 Uhr.
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 124. Sitzung Seite 7187 C Zeile 7 statt „1910": 1919. Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Altmaier * 30. 9. Balkenhol 30. 9. Bals 15. 10. Bauer (Wasserburg) 29. 10. Bauer (Würzburg) * 30. 9. Frau Bennemann 30. 9. Berkhan 30. 9. Bettgenhäuser 30. 9. Birkelbach 30. 9. Fürst von Bismarck * 30. 9. Blachstein * 30. 9. Dr. Böhm 22. 10. Frau Brauksiepe 9. 10. Dr. Bucerius 30. 9. Corterier * 30. 9. Dr. Dahlgrün 30. 9. Demmelmeier 7. 10. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 9. 10. Dowidat 30. 9. Drachsler 30. 9. Draeger 9. 10. Eilers (Oldenburg) 30. 9. Enk 30. 9. Dr. Friedensburg 30. 9. Dr. Furler * 30. 9. Gerns * 30. 9. Dr. Gradl 9. 10. Haage 30. 9. Hahn 30. 9. Dr. Harm * 30. 9. Frau Herklotz 9. 10. Dr. Hesberg 30. 9. Heye 9. 10. Höcherl 9. 10. Höfler * 30. 9. Höhne 30. 9. Frau Dr. Hubert * 30. 9. Jacobs * 30. 9. Jahn (Stuttgart) 30. 9. Jürgensen 31. 10. Keller 30. 9. Dr. Kempfler 9. 10. Dr. Kliesing (Honnef) * 30. 9. Dr. Kopf 9. 10. Krammig 31. 10. Kühlthau 30. 9. Kühn (Köln) * 30. 9. Lermer 15. 10. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30. 9. Lücker (München) 30. 9. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Maier (Freiburg) 30. 9. Majonica 9. 10. Frau Dr. Maxsein * 30. 9. Dr. Mende* 30. 9. Dr. Menzel 22. 10. Merten 9. 10. Dr. Meyer (Frankfurt) * 30. 9. Mischnick 29. 9. Frau Dr. Pannhoff 29. 9. Paul * 30. 9. Peters 30. 9. Frau Pitz-Savelsberg 30. 9. Pohle 31. 10. Pöhler 29. 9. Dr. Preiß 30. 9. Dr. Preusker 30. 9. Frau Dr. Probst 29. 9. Frau Dr. Rehling * 30. 9. Reitzner 9. 10. Frau Renger * 30. 9. Riedel (Frankfurt) 29. 9. Ruhnke 30. 9. Scharnberg 29. 9. Scheel 30. 9. Dr. Schmid (Frankfurt) 15. 10. Schmidt (Hamburg) 9. 10. Schneider (Bremerhaven) 9. 10. Schneider (Hamburg) 30. 9. Dr. Schneider (Saarbrücken) 4. 10. Schröder (Osterode) 30. 9. Schultz 30. 9. Schütz (München) * 30. 9. Frau Dr. Schwarzhaupt 30. 9. Dr. Seffrin 30. 9. Seidl (Dorfen) * 30. 9. Dr. Serres * 30. 9. Seuffert 30. 9. Spies (Brücken) 29. 9. Stahl 30. 9. Stauch 30. 9. Storch 30. 9. Struve 9. 10. Dr. Vogel 30. 9. Wagner 30. 9. Dr. Wahl * 30. 9. Frau Dr. h. c. Weber (Essen)* 30. 9. Frau Welter (Aachen) 29. 9. Wienand 9. 10. Frau Wolff 10. 10. Dr. Zimmer * 30. 9. Zoglmann 30. 9. Zühlke 30. 9. * für die Teilnahme an der Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Geiger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Aber, sehr verehrter Herr Kollege Memmel, diese Frage hätten Sie nicht stellen dürfen! Dann hätten wir die begründete Hoffnung, daß Sie unser Vorschaltgesetz beschließen und etwas Vernünftiges tun würden.

    (Beifall bei der SPD.)

    Überall dort, wo im Parlament etwas Vernünftiges getan wird, finden Sie die Sozialdemokraten bei denjenigen, die das gebührend hervorheben und nicht aus Grundsatz bekämpfen.

    (Beifall bei der SPD. Zurufe von der CDU/CSU. — Abg. Memmel: Das paßt aber nicht zu gestern! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Staatssicherheit!)

    Wir haben das schon immer bewiesen, und wir werden das auch in der künftigen Zeit tun.
    Meine Damen und Herren, ich möchte darauf hinweisen, daß schon der Ausdruck „Selbstbeteiligung" oder „Kostenbeteiligung", wie er heute immer wieder gewählt wurde, sachlich falsch ist. Bei dieser Belastung der Versicherten, die Sie ja in einigen Punkten noch vorsehen, handelt es sich nicht um eine Kostenbeteiligung oder um eine Selbstbeteiligung, sondern um eine zusätzliche Belastung der Krankenversicherten, derjenigen Menschen, die oft ein Leben lang für den Fall der Krankheit Beiträge gezahlt haben und die nun, wenn sie krank sind, besonders belastet werden sollen. Die Kosten der gesamten Krankenbehandlung und der gesamten Ausgaben der Krankenversicherung werden ja einzig und allein von dem Kreis der Versicherten und — so will ich gerechterweise sagen — der Arbeitgeber getragen. Man kann also nicht von einer Kostenbeteiligung sprechen.
    Meine Damen und Herren! Ich bin der Auffassung, die wir vorhin vorgetragen haben: daß für eine umfassende Versicherungsreform jetzt wirklich keine Zeit mehr vorhanden ist. Obwohl uns dies politisch sehr zustatten kommen könnte, wünschen wir nicht, daß man eine derartige Auseinandersetzung, die solche großen gesellschaftlichen Probleme



    Geiger (Aalen)

    behandelt, in einer Wahlatmosphäre durchführt, und Sie sollten das auch nicht wünschen.

    (Abg. Winkelheide: Wir sind doch noch gar nicht in der Wahl!)

    Das ist keine gute Grundlage für eine solche Erörterung.
    Ich darf Ihnen darüber hinaus auch sagen, meine Damen und Herren, daß Ihre neuen Vorschläge, zu denen Sie sich nach vielerlei Geburtswehen — das muß ich schon sagen — durchgerungen haben, nur einen Teil der gesamten Problematik dieses Neuregelungsgesetzes behandeln. Kein Wort haben Sie bis jetzt zu der Frage des beratungsärztlichen Dienstes gesagt, zu dieser gewaltigen Aufblähung eines Apparats, dieser gewaltigen Verschärfung der Auseinandersetzungen, zu diesem Sprengstoff, der draußen gerade die von Ihnen angeführte Empörung so sehr entfacht hat.
    Sie haben auch noch kein Wort davon gesagt, daß Sie Aufgaben, für die Sie im Bundestag die politische Verantwortung nicht übernehmen wollen, einfach auf die Selbstverwaltungskörperschaften abwälzen wollen. Kein Wort davon in Ihren neuen Vorschlägen! Dieses Problem besteht immer noch. Hier gilt es, sich politisch zu entscheiden, für diese Entscheidung die Verantwortung zu tragen und nicht auf die Selbstverwaltungskörperschaften Aufgaben abzuwälzen, die sie einfach nicht tragen können.

    (Abg. Pelster: Warum denn nicht?)

    Sie haben in Ihren Vorschlägen auch kein Wort von der Lösung des Problems der Fremdaufgaben, der Abgrenzung zur Unfallversicherung und der Mutterschaftshilfe gesagt. Vielleicht macht der Herr Bundesfamilienminister heute noch einen entsprechenden Vorschlag. Er sitzt ja hier unten, wie ich erfreulicherweise feststellen kann. Bis jetzt hat er es allerdings noch nicht getan.

    (Abg. Horn: Sie wiederholen ja nur die Schallplatte von vorhin!)

    — Jawohl, ich wiederhole es, damit es wirklich dargestellt ist und damit Sie erkennen können, wie ernst es uns ist.

    (Abg. Stingl: Dann stellen Sie den Vorrednern von Ihrer Fraktion aber ein schlechtes Zeugnisaus!)

    Und wir werden es uns auch nicht nehmen lassen, das zu unterstreichen und zu wiederholen.
    Wir haben Sie bis jetzt in einigem überzeugen können; Sie haben Gott sei Dank etwas andere Vorschläge gebracht. Vielleicht gelingt es uns mit unserer Argumentation noch, daß Sie zu einer besseren Erkenntnis kommen. Ich würde mich darüber sehr freuen.
    Die Vorstellung des Kollegen Weimer über die Lohnfortzahlung läßt das allerdings nicht vermuten; denn das, was er uns heute vorgetragen hat, ist nicht mehr und nicht weniger, als was Sie seit dreieinhalb Jahren vortragen, daß Sie nämlich prüfen, überlegen und sondieren wollen, wie man ein solches Problem einmal lösen kann. Sie haben aber nichts vorgeschlagen und können heute noch nicht einmal die angekündigten Vorschläge vorlegen. Sie vertrösten uns wiederum auf eine spätere Zeit und wollen uns gleichzeitig klarmachen, _daß für eine umfassende Reform noch genügend Zeit vorhanden sei.
    Kein Wort von dem gesellschaftspolitischen Problem, wie Sie verwirklichen wollen, daß endlich einmal die gewerblichen Arbeitnehmer und die Angestellten, die im gleichen Betrieb arbeiten und dem gleichen Betriebsziel dienen, auch gleich behandelt werden wollen. Sie sagen heute: „eine spürbare Annäherung". Meine sehr verehrten Damen Herren, kein Mensch weiß, was spürbar ist. Kein Wort von der Lohnfortzahlung in den ersten sechs Wochen im Falle der Krankheit, wie das bei den Angestellten schon von jeher eine Selbstverständlichkeit war!

    (Abg. Pelster: In Ihrem Entwurf Drucksache 1927 steht auch nichts drin!)

    — Wir haben das mit aller Deutlichkeit in zwei Vorschlägen festgelegt, Herr Kollege Pelster, einmal in einer Übergangslösung und dann in einer Aufforderung an die Bundesregierung, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der diese Fragen behandelt, damit Sie mit Ihren Vorstellungen entsprechend mitwirken können.

    (Abg. Pelster: Sie selbst haben überhaupt keine Vorstellungen!)

    In all den bis jetzt gemachten Vorschlägen ist nach wie vor die Demütigung der gewerblichen Arbeiter festgehalten. Es ist keine Gleichberechtigung, und um dieses Ziel der gesellschaftlichen Gleichberechtigung geht es uns viel mehr als um die materielle Ausgleichung der Gegensätze, die vorhanden sind. Sie haben auf zwei Parteitagen — das muß ich noch einmal wiederholen, damit es Ihnen im Gedächtnis bleibt — diesen Beschluß gefaßt und haben bis jetzt, obwohl Sie die absolute Mehrheit haben, noch keinen entsprechenden Vorschlag vorgelegt.
    Ich gebe dem Kollegen Weimer recht: es ist eine arbeitsrechtliche Frage, und es handelt sich um ein Problem der mittelständischen Betriebe und der mittelständischen Wirtschaft. Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist für uns keine neue Erkenntnis, die hier vorgetragen worden ist.

    (Zuruf des Abg. Dr. Atzenroth.)

    — Bereits im Jahre 1957, sehr geehrter Herr Kollege Dr. Atzenroth, haben wir den Vorschlag einer Ausgleichskasse gemacht, damit auch die mittelständische Wirtschaft ohne besondere Belastung eines einzelnen in die Lage versetzt wird, diese Leistungen wie die Industrie zu erbringen. Das vertreten wir seit einer Reihe von Jahren, und es kann auch Ihnen kein Geheimnis geblieben sein, ebenso wie es kein Geheimnis gewesen sein kann, daß in einem großen Teil der mittelständischen Wirtschaft diese Lohnfortzahlung für sechs Wochen schon eine Selbstverständlichkeit ist. Ich darf nur auf die über 1 Million Beschäftigten im Handel hinweisen. Ich darf aber noch sagen: Diese Gleichberechtigung und diese Lö-
    7268 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, cien 29. September 1960
    Geiger (Aalen)

    sung für die mittelständische Wirtschaft ist auch notwendig, um die Konkurrenzfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft gegenüber den großen und größten Betrieben aufrechtzuerhalten oder, wenn Sie wollen, wiederherzustellen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Allein von diesem Gesichtspunkt her muß diese Frage gelöst werden; sonst wird weiterhin eine Entwicklung stattfinden, die dem Großbetrieb die Lohnfortzahlung ermöglicht und der mittelständischen Wirtschaft die Arbeitskräfte weiter entzieht, weil bei Ihrem marktwirtschaftlichen Prinzip und bei Ihren Vorstellungen eben das höhere Angebot auch die Nachfrage regelt.

    (Abg. Ruf: Ich habe gemeint, das marktwirtschaftliche Prinzip sei neuerdings auch das Ihre!)

    — Ich wollte lediglich sagen, daß hier auf der Arbeitnehmerseite wirksam wird, was Sie immer in den Mittelpunkt Ihrer Betrachtungen stellen: daß Angebot und Nachfrage letztlich den Preis regeln.
    Herr Kollege Weimer sagt: Die Zeit ist noch nicht reif, um diese Frage zu lösen. Ich möchte wissen, wann sie eigentlich reif ist. Wenn sie heute bei einer derartigen Konjunkturlage und bei den Erkenntnissen, die Sie jedesmal auf Ihren Parteitagen erhärten, noch nicht reif ist, fürchte ich, daß die Vorschläge, die Sie uns unterbreiten werden, von dieser Reife gar nichts merken lassen und in ihrer Reife noch weit zurückliegen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir sind der Meinung, daß endlich die Zeit gekommen ist, wo man diejenigen Menschen — ich will das noch einmal betonen —, die gemeinsam in demselben Betrieb arbeiten und demselben Betriebsziel dienen, auf diesem Gebiet auch gleichbehandelt. Das ist bis jetzt noch nicht geschehen. Hier handelt es sich um kein standespolitisches Anliegen, wie Sie immer so nett betonen, sondern hier handelt es sich um ein gesellschaftspolitisches Problem. Hier handelt es sich um die Notwendigkeit, endlich das richtigzustellen, was seit Jahren und Jahrzehnten falsch gemacht worden ist. Heute, in unserer modernen Industriegesellschaft im 20. Jahrhundert, besteht keine Berechtigung mehr, die Arbeitnehmer, je nachdem, ob es gewerbliche Arbeitnehmer oder Angestellte sind, unterschiedlich zu behandeln. Wir möchten Sie deshalb bitten, sich diese Angelegenheit noch einmal zu überlegen und sich unsere Vorschläge zu Gemüte zu führen; wir hoffen, daß Sie ihnen dann auch zustimmen.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Atzenroth.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Atzenroth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Meine Damen und Herren, mein Kollege Stammberger hat schon darauf hingewiesen, ,daß sich bei der Beratung dieses Gesamtproblems eine Fülle von Einzelfragen ergeben werden, die in der kurzen Zeit, die uns in diesem Jahr vor der Wahl zur Verfügung steht, einfach nicht zu lösen sind. Gerade die letzten Ausführungen, die zu dem Problem Lohnfortzahlung gemacht worden sind, haben das mit voller Deutlichkeit unterstrichen. Hier wird ein Problem, das sicherlich einer Lösung bedarf, mit deutlichem Blick auf die Wahl im nächsten Herbst hochgespielt.

    (Sehr richtig! bei ,der FDP.)

    Es handelt sich um ein Problem — diese Worte möchte ich besonders ,an die Kollegen von der SPD richten -, das einer sehr gründlichen Prüfung bedarf. Wenn Sie selber auch der Meinung sind, daß das Gesamtproblem von diesem Bundestag nicht gelöst werden kann, dann kann gerade das Spezialproblem: Lohnfortzahlung, gesellschaftspolitische Frage, Angestellte, Arbeiter, in dieser kurzen Frist nicht mehr gelöst werden; denn wir haben ja noch gar nicht begonnen, uns damit zu beschäftigen. Es genügt nicht, einfach zu sagen, die Arbeiter bekommen dasselbe wie die Angestellten. Damit kommen wir den Dingen nicht näher.
    Wodurch ist denn der Unterschied früher entstanden? In dem Augenblick, in dem der Angestellte ,anders behandelt wurde, waren seine Tätigkeitsmerkmale andere. Die Angestellten bildeten eine Gruppe von Menschen, die eine bestimmte Arbeitsaufgabe zu erfüllen hatten. In dem Augenblick, in dem einer von ihnen ausschied, sprang der andere ein, um das Arbeitspensum mit zu erledigen. Dabei kam es auf eine Stunde nicht an. Diese Stunde wurde nicht als Überstunde gewertet, sondern ,das Gesamtvolumen der Arbeit und der Bezahlung blieb das gleiche. Das war bei der großen Masse der Arbeiter einfach nicht möglich. Zu der Zeit, als diese Unterschiede entstanden, war eine solche Gleichstellung nicht möglich. In der Zwischenzeit haben sich die Dinge wesentlich gewandelt. Der Personenkreis, den man früher als Angestellte bezeichnet hat, hat sich gewaltig ausgeweitet. Viele Boten werden heute als Angestellte behandelt und ,eingestellt. Viele Facharbeiter, viele der intelligentesten Arbeiter müßten längst in das Angestelltenverhältnis übernommen werden.
    Das sind nur kleine Probleme am Rande, die sich hier ergeben. Aber .diese müssen erst gelöst werden, wenn wir an die Sache selbst herangehen wollen. Deswegen möchte ich die beiden großen Parteien davor warnen, diese Angelegenheit zu einem Wettlaufen um die Gunst der Wähler zu machen. Es ist natürlich wichtig, in der Öffentlichkeit zu sagen, die Arbeiter bekommen dafür genauso gut den vollen Lohn ausgezahlt wie die Angestellten. Es ist nur für .die Wahl zweckmäßig, so etwas zu sagen. Zu einer ernsten Untersuchung genügt das nicht, sondern dazu braucht man eine sorgfältige Prüfung der Probleme.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie wollen Sie das denn regeln, Herr Atzenroth?)

    — Ich will gar nicht behaupten, daß ich Ihnen heute eine Patentlösung vorlegen kann; denn ich sage ja, wir müssen erst das gesellschaftspolitische Problem untersuchen.
    Vielleicht darf ich der Bundesregierung einen kleinen oder aber auch einen großen Vorwurf



    Dr. Atzenroth
    machen, weil sie diese Frage nicht schon längst in den Bereich ihrer Untersuchungen einbezogen hat. Ist eigentlich das Wort, hie Arbeiter, hie Angestellter, überhaupt noch angebracht? Müssen wir da nicht zu neuen Begriffen kommen? Erst wenn diese Frage geklärt ist, können wir zu einer gerechten Lösung gelangen. Wir sind schon in einen Wettlauf eingetreten. Die Vorlage der sozialdemokratischen Fraktion — Drucksache 1927 — fordert zunächst einmal rundweg alles, ohne Rücksicht auf die Folgen, die sich daraus ergeben.
    Die CDU hat den Weg noch nicht ganz gefunden. In der Presse hat gestanden, die CDU fordere ungefähr dasselbe wie die Sozialdemokraten. Aber die Bedenken kamen bei den Ausführungen ihres Redners doch sehr deutlich zum Ausdruck. Die Bedenken sind berechtigt, und es ist notwendig, daß man sie prüft und ihnen Rechnung trägt. Ich erinnere nur an das Bedenken hinsichtlich der Höhe des geldlichen Aufwandes, den die SPD-Vorschläge über die volle Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber erforderlich machen. Dieser Betrag würde die Wirtschaft zusätzlich mit 2,7 Milliarden DM belasten. Die Berechnungen hierüber sind vom Arbeitsministerium bestätigt worden. Aber ich will gar nicht auf dieses geldliche Problem eingehen.