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ID0312519800

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    Deutscher Bundestag 125. Sitzung Bonn, den 29. September 1960 Inhalt: Fragestunde (Drucksachen 2077, zu 2077) Frage des Abg. Leonhard: Finanzhilfe bei Schäden durch Blauschimmelbefall von Tabakpflanzen Schwarz, Bundesminister . . . . . 7235 B Frage des Abg. Leonhard: Behandlungsmethoden bei Blauschimmelbefall Schwarz, Bundesminister . . . . . 7235 C Frage des Abg. Leonhard: Bekämpfung der Blauschimmelkrankheit Schwarz, Bundesminister 7235 C, D, 7236 A, B Leonhard (CDU/CSU) . . 7235 D, 7236 A Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 7236 B Frage des Abg. Logemann: Erzeugerpreise für Veredelungsprodukte Schwarz, Bundesminister . . . . . 7236 B Frage des Abg. Rehs: Zusammenlegung der Deutschen Siedlungsbank mit der Deutschen Landesrentenbank Schwarz, Bundesminister 7236 D, 7237 B, C, D, 7238 A Rehs (SPD) 7237 A, B Diekmann (SPD) . . . . . . 7237 C, D Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) 7237 D, 7238 A Frage des Abg. Dr. Mommer: Abtretung von Exerzierplatzgelände in Kornwestheim 7238 A Frage des Abg. Lohmar: Tiefflüge von Düsenjägern über Bielefeld Hopf, Staatssekretär 7238 B Frage des Abg. Lohmar: Werbemethoden der Bundeswehr Hopf, Staatssekretär 7238 D Frage des Abg. Wittrock: Verprügeln von Kameraden in der Bundeswehr Hopf, Staatssekretär 7239 A Frage des Abg. Jahn (Marburg) : Tiefflüge von Düsenjägern über Marburg Hopf, Staatssekretär 7239 B, C Jahn (Marburg) (SPD) 7239 B, C Frage des Abg. Dr. Imle: Studienbewerber an Technischen Hochschulen und Fachschulen nach freiwilligem Wehrdienst Hopf, Staatssekretär 7239 C Frage des Abg. Ritzel: Zuschläge bei Benutzung von Telefonanschlüssen Stücklen, Bundesminister 7240 A Ritzel (SPD) 7240 A Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Vermittlung von Ferngesprächen . . 7240 B Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Uberprüfung der Postverbindungen . . 7240 B II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. September 1960 Frage des Abg. Blachstein: Telefonanschlüsse in Hamburg-Niendorf Stücklen, Bundesminister 7240 C, D, 7241 A Frau Keilhack (SPD) . . 7240 D, 7241 A Fragen des Abg. Felder: Amtliche Fernsprechbücher Stücklen, Bundesminister 7241 A, B, C, D, 7242 A Felder (SPD) 7241 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7241 C Wittrock (SPD) . . . . 7241 D, 7242 A Frage des Abg. Bading: Handelsspannen bei Obst und Gemüse Dr. Westrick, Staatssekretär . . 7242 B, D, 7243 A Bading (SPD) . . . . . 7242 D, 7243 A Frage des Abg. Bading: Konjunkturpolitik der Deutschen Bundesbank Dr. Westrick, Staatssekretär . . 7243 B, D Bading (SPD) . . . . . . . . 7243 C, D Frage des Abg. Gewandt: Entwicklung und Fertigung deutscher Flugzeugtypen Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 7244 A Frage des Abg. Dr. Mommer: Zigarettenrauchen und Häufigkeit von Herzinfarkt und Lungenkrebs . . . . 7244 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Kunstrum und Kunstarrak Dr. Schröder, Bundesminister . . 7244 B, C Dr. Kohut (FDP) . . . . . . . . 7244 C Frage des Abg. Kreitmeyer Nichtigkeitserklärung des Beförderungsschnittes Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7244 D, 7245 A, B Kreitmeyer (FDP) . . . . . . . 7245 A Fragen des Abg. Ehren: Angestellte des Bundes über 50 Jahre Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7245 C Frage des Abg. Wittrock: Versetzung in den Ruhestand wegen angeblicher Dienstunfähigkeit Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7245 D, 7246 B, C, D Wittrock (SPD) . . . 7245 D, 7246 A, C Dr. Bucher (FDP) . . . . . . . . 7246 C Frage des Abg. Wittrock: Inanspruchnahme von Hilfskräften bei Herstellung von Referentenkommentaren Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7246 D, 3247 A, B Wittrock (SPD) 7247 A, B Frage des Abg. Dr. Höck (Salzgitter) : Strafmandatssoll für Verkehrspolizisten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7247 C Frage des Abg. Logemann: Margarinezusätze Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7247 D Frage des Abg. Dr. Miessner: Inkrafttreten der Besoldungserhöhung für Beamte Dr. Schröder, Bundesminister . . 7248 A, B Brück (CDU/CSU) . . . . . . . 7248 A Frage des Abg. Dr. Miessner: Einmalige Zulage für Bundesbeamte Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7248 C Dr. Miessner (FDP) . . . . . . . 7248 C Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Verwendung eines neuen Emulgators für Margarine Dr. Schröder, Bundesminister 7248 D, 7249 A Frau Dr. Hubert (SPD) 7248 D Frage des Abg. Dr. Kanka: Gastspiel eines Ostberliner Theaters Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7249 A Entwurf eines Gesetzes über vordringliche Maßnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung (SPD) (Drucksache 1926) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Antrag betr. Lohnfortzahlung an Arbeiter im Krankheitsfalle (SPD) (Drucksache) 1927) Dr. Schellenberg (SPD) . 7249 C, 7270 B Horn (CDU/CSU) . . . 7255 D, 7270 B Dr. Stammberger (FDP) 7258 D Rohde (SPD) 7261 B Weimer (CDU/CSU) 7264 A Geiger (Aalen) (SPD) 7266 A Dr. Atzenroth (FDP) 7268 B Börner (SPD) . . . . . . . . . 7270 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Tarifvertragsgesetzes (FDP) (Drucksache 1563) — Erste Beratung — Dr. Atzenroth (FDP) 7270 D Persönliche Erklärung nach § 35 GO Memmel (CDU/CSU) 7273 D Nächste Sitzung 7274 C Berichtigung 7274 Anlage 7275 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. September 1960 7235 125. Sitzung Bonn, den 29. September 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 15.01 Uhr.
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 124. Sitzung Seite 7187 C Zeile 7 statt „1910": 1919. Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Altmaier * 30. 9. Balkenhol 30. 9. Bals 15. 10. Bauer (Wasserburg) 29. 10. Bauer (Würzburg) * 30. 9. Frau Bennemann 30. 9. Berkhan 30. 9. Bettgenhäuser 30. 9. Birkelbach 30. 9. Fürst von Bismarck * 30. 9. Blachstein * 30. 9. Dr. Böhm 22. 10. Frau Brauksiepe 9. 10. Dr. Bucerius 30. 9. Corterier * 30. 9. Dr. Dahlgrün 30. 9. Demmelmeier 7. 10. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 9. 10. Dowidat 30. 9. Drachsler 30. 9. Draeger 9. 10. Eilers (Oldenburg) 30. 9. Enk 30. 9. Dr. Friedensburg 30. 9. Dr. Furler * 30. 9. Gerns * 30. 9. Dr. Gradl 9. 10. Haage 30. 9. Hahn 30. 9. Dr. Harm * 30. 9. Frau Herklotz 9. 10. Dr. Hesberg 30. 9. Heye 9. 10. Höcherl 9. 10. Höfler * 30. 9. Höhne 30. 9. Frau Dr. Hubert * 30. 9. Jacobs * 30. 9. Jahn (Stuttgart) 30. 9. Jürgensen 31. 10. Keller 30. 9. Dr. Kempfler 9. 10. Dr. Kliesing (Honnef) * 30. 9. Dr. Kopf 9. 10. Krammig 31. 10. Kühlthau 30. 9. Kühn (Köln) * 30. 9. Lermer 15. 10. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30. 9. Lücker (München) 30. 9. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Maier (Freiburg) 30. 9. Majonica 9. 10. Frau Dr. Maxsein * 30. 9. Dr. Mende* 30. 9. Dr. Menzel 22. 10. Merten 9. 10. Dr. Meyer (Frankfurt) * 30. 9. Mischnick 29. 9. Frau Dr. Pannhoff 29. 9. Paul * 30. 9. Peters 30. 9. Frau Pitz-Savelsberg 30. 9. Pohle 31. 10. Pöhler 29. 9. Dr. Preiß 30. 9. Dr. Preusker 30. 9. Frau Dr. Probst 29. 9. Frau Dr. Rehling * 30. 9. Reitzner 9. 10. Frau Renger * 30. 9. Riedel (Frankfurt) 29. 9. Ruhnke 30. 9. Scharnberg 29. 9. Scheel 30. 9. Dr. Schmid (Frankfurt) 15. 10. Schmidt (Hamburg) 9. 10. Schneider (Bremerhaven) 9. 10. Schneider (Hamburg) 30. 9. Dr. Schneider (Saarbrücken) 4. 10. Schröder (Osterode) 30. 9. Schultz 30. 9. Schütz (München) * 30. 9. Frau Dr. Schwarzhaupt 30. 9. Dr. Seffrin 30. 9. Seidl (Dorfen) * 30. 9. Dr. Serres * 30. 9. Seuffert 30. 9. Spies (Brücken) 29. 9. Stahl 30. 9. Stauch 30. 9. Storch 30. 9. Struve 9. 10. Dr. Vogel 30. 9. Wagner 30. 9. Dr. Wahl * 30. 9. Frau Dr. h. c. Weber (Essen)* 30. 9. Frau Welter (Aachen) 29. 9. Wienand 9. 10. Frau Wolff 10. 10. Dr. Zimmer * 30. 9. Zoglmann 30. 9. Zühlke 30. 9. * für die Teilnahme an der Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Helmut Rohde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Lorbeerkranz, der von dem Sprecher der CDU — mit einigen welken Blättern — dem Herrn Bundesarbeitsminister gleichsam als Trost für einen müden Helden geflochten worden ist, fordert geradezu Bemerkungen heraus.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es ist eine Legende, von dem „braven Minister" zu reden, der sich auf redliche Art und Weise bemüht habe, zusammen mit diesem Parlament zu tragbaren sozialpolitischen Regelungen zu kommen.
    Was ist der Tatbestand? Dieser Bundesarbeitsminister hat bei allen entscheidenden Beratungen im Sozialpolitischen Ausschuß gefehlt. Er hat es weder für nötig gehalten, bei den Auseinandersetzungen über die Kriegsopferversorgung zugegen zu sein, noch ist er gekommen, als das Jugendarbeitsschutzgesetz beraten worden ist. Er hat sich auch nicht dem Ausschuß und der Opposition gestellt, als es darum ging, Wert oder Unwert der Regierungsvorlage zur Krankenversicherungsreform zu prüfen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir haben heute im Hinblick auf den parlamentarischen Stil festzustellen, daß der Bundesarbeitsminister es vorgezogen hat, seine Sozialpolitik auf Großveranstaltungen an Wochenenden darzulegen, und daß er in diesem Hause zu einer Randfigur des parlamentarischen Geschehens geworden ist.
    Nun zur Sache. Ich muß offen gestehen, daß ich von der Art und Weise, wie unser Initiativgesetzentwurf von dem Sprecher der CDU abgefertigt worden ist, sehr betroffen bin. Niemand von meiner Fraktion konnte erwarten und hat erwartet, daß die Regierungsmehrheit diesem Gesetzentwurf mit allen seinen Einzelheiten gleichsam pauschal und von vornherein zustimmen würde. Das ist ihr auch nicht abverlangt worden. Aber daß sie für das von meinem Kollegen Professor Schellenberg dargestellte Bemühen, angesichts der verworrenen und verfahrenen Lage in der Krankenversicherungsreform einen konstruktiven parlamentarischen Ausweg zu suchen, kein gutes Wort übrig hatte, das hat sicherlich nicht nur uns, sondern alle an der Reform beteiligten und um ihre Probleme wissenden Kreise überrascht.
    Die Leichtigkeit, die Oberflächlichkeit, ja man muß sagen, manchmal sogar der Hochmut, mit dem Sie über unseren Initiativgesetzentwurf hinweggegangen sind, wird durch nichts gerechtfertigt. Ich finde, dieser Hochmut muß geradezu peinlich und grotesk wirken vor dem Hintergrund der Tatsache, daß die CDU in den letzten drei Jahren nicht imstande gewesen ist, das Reformwerk zu bewältigen. Auch die letzten drei Sommer- und Urlaubsmonate haben für die CDU-Fraktion nicht ausgereicht, dem Sozialpolitischen Ausschuß des Bundestages am Beginn der parlamentarischen Beratungen eine Gesamtkonzeption für die Reform der Krankenversicherung vorzulegen. Sie konnte auch heute noch nicht klarlegen, wie die Vorschläge im ganzen beschaffen sind und wie die Durchführung finanziert werden soll. Wir haben den Eindruck, daß Ihnen das langjährige Sitzen im Sessel der Macht nicht gut bekommen ist, meine Damen und Herren von der Regierungsmehrheit.

    (Beifall bei der SPD.)

    Im Hinblick auf die Bemerkungen des Kollegen Horn muß doch heute gefragt werden, was die CDU-Fraktion denn an sozialpolitischer Vorarbeit eingeleitet hat, als 1957 der Bundeskanzler erklärte, in dieser Legislaturperiode solle die Krankenversicherung neu geordnet werden. Warum haben Sie erst jetzt und nicht schon im Jahre 1958 Einspruch erhoben, als damals die Bundesregierung die Leitsätze für die Reform der Krankenversicherung auf



    Rohde
    den Tisch gelegt hat? Aus jener Konzeption war erkennbar, daß nicht die Gesunderhaltung der Bevölkerung, sondern die zusätzliche drastische Kostenbeteiligung als sozialpädagogisches Moment

    (Abg. Horn: Unerhört!)

    in den Mittelpunkt der Reform gerückt werden sollte.

    (Abg. Horn: Unerhört ist das, was Sie sagen!)

    — Herr Kollege Horn, wir müssen heute die ernste Frage stellen, warum Sie dann nicht wenigstens im Jahre 1959, als der Referentenentwurf auf dem Tisch lag, versucht haben, sich als Mehrheitsfraktion dieses Hauses über den Weg klarzuwerden, den Sie gehen wollten. Warum haben Sie nicht zu einer Zeit die Weichen anders zu stellen versucht, als das noch sinnvoll und vernünftig war. Warum, Herr Kollege Horn — so muß man ferner fragen —, wurde die als Dogma verkündete „untrennbare Einheit" von Kostenbeteiligung, neuer Gebührenordnung und Leistungsverbesserung nicht so rechtzeitig aufgelöst, daß nach einer anderen Grundlage für die Reform gesucht werden konnte? Wir wissen doch sehr genau, daß auch eine Reihe von Kollegen in Ihrer Fraktion sich fragen, ob denn der Regierungsentwurf, der seinem ganzen Charakter nach auf dieses Dogma zugeschnitten ist, nun dadurch zu einer beratungsfähigen Unterlage wird, daß man ihn an einigen Stellen modifiziert.
    Herr Kollege Horn, Sie haben die Lage, vor der wir heute bei den parlamentarischen Beratungen stehen, bagatellisiert. Wenn wir uns fragen, ob jetzt wirklich noch eine umfassende Reform bewältigt werden kann oder oh wir uns nur auf das beschränken sollten, was in dem Vorschaltgesetz der SPD niedergelegt worden ist, — —

    (Abg. Memmel: Wenn Sie noch ein paarmal ausziehen, werden wir mit dem Reformwerk natürlich nicht fertig!)

    — Herr Memmel, lassen Sie mich zu dem Auszug der SPD während der Beratungen des sozialpolitischen Ausschusses im Mai folgendes sagen: Damals haben Sie uns erklärt, der gordische Knoten in den verwickelten Ansichten der CDU zur Krankenversicherungsreform sei jetzt endgültig durchhauen worden. Sie haben gesagt, Sie wollten in der nächsten Woche einen einstimmigen Fraktionsbeschluß fassen. Dieser Fraktionsbeschluß ist auch am 25. Mai gefaßt worden. Er hatte zum Inhalt, daß die Entscheidung über die zusätzliche Kostenbeteiligung den Krankenkassen als „Schwarzer Peter" zugeschoben werden sollte. Im Deutschland-Union-Dienst hieß es damals: Jetzt sei nun wirklich jede Spekulation über die Unentschiedenheit der CDU bei der Reform der Krankenversicherung hinfällig geworden. Sie wissen aber ganz genau, Herr Memmel, daß wenige Monate später auch dieser einstimmige Beschluß der CDU-Fraktion wieder umgestoßen worden ist. Im Grunde genommen müßten Sie uns doch sogar dankbar sein, daß wir damals nicht Ihren Fraktionsbeschluß vom 25. Mai als sinnvolle Beratungsgrundlage angesehen haben.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Angesichts der Lage, vor der wir stehen, sind folgende Gesichtspunkte zu prüfen: Sie sagen uns, Grundlage der Beratungen solle die Regierungsvorlage sein. Sie wissen, daß zu dieser Regierungsvorlage fast 1200 Änderungsvorschläge, umfangreiche Gutachten von Gewerkschaften, Ärzten, Sozialwissenschaftlern und Sozialpolitikern, vorliegen. Diese Gutachten betreffen nicht nur die umstrittenen Fragen der Kostenbeteiligung, sondern eine Fülle von Einzelheiten der Leistungsgestaltung, Finanzierung und Verwaltung, Fragen, die das Funktionieren der Krankenversicherung im ganzen berühren. Über die vielen Einwände, die Eingaben, die sich in den Aktenschränken der sozialpolitisch tätigen Abgeordneten türmen, können wir nicht mit einem parlamentarischen Galopprennen hinweggehen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir sind jedenfalls nicht dazu bereit. Ich erkläre ganz offen, daß wir die CDU bei jedem einzelnen Paragraphen stellen werden — wenn sie es wirklich noch auf eine umfassende Reform ankommen lassen will —, um herauszufinden, ob es ihr mit einer sachlichen Beratung ernst ist.

    (Abg. Ruf: Tun Sie das! — Weitere Zurufe von der Mitte.)

    Zweitens müssen wir bedenken, daß nicht nur die Krankenversicherungsreform ein umfangreiches Gesetzeswerk ist, sondern daß durch sie — ich muß noch einmal mit Nachdruck unterstreichen, was mein Kollege Schellenberg gesagt hat — 62 andere sozialpolitische Gesetze und Rechtsverordnungen teilweise erheblich geändert werden. Auch das kann nicht in wenigen Sitzungen erledigt werden, wenn man verantwortlich handeln will.
    Der dritte Punkt ist: Die CDU hat jetzt zwar neue Vorschläge gemacht, sie hat sie aber noch nicht konkretisiert. Es war doch unzureichend, was Sie uns in Ihrer heutigen Fraktionserklärung als Grundlage für die umfassende Reform der Krankenversicherung im letzten Jahr der Legislaturperiode in Aussicht gestellt haben. Sie können nicht von uns verlangen, daß wir jetzt einfach mit der Beratung der ersten Paragraphen des Regierungsentwurfs anfangen, ohne davon in Kenntnis gesetzt zu sein, wie das Gesetz am Ende aussehen soll, ohne uns davon zu unterrichten, wie ihr Konzept im Ganzen aussieht.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Winkelheide: Lieber Gott, beraten wird doch!)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Kollege Rohde, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Rohde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Bitte sehr.