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    Deutscher Bundestag 117. Sitzung Bonn, den 24. Mai 1960 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes über die Berechnung strafrechtlicher Verjährungsfrist (SPD) (Drucksache 1738); Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksache 1844) — Zweite Beratung — Frau Dr. Schwarzhaupt (CDU/CSU) . 6679 B, 6687 D Dr. Menzel (SPD) 6680 C Schäffer, Bundesminister . . . 6684 C Dr. Böhm (CDU/CSU) 6688 A Dr. Bucher (FDP) 6691 A Metzger (SPD) 6692 D Dr. Schneider (Lollar) (DP) . . . 6695 D Memmel (CDU/CSU) 6696 D Entgegennahme einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 6700 B, 6703 A Ollenhauer (SPD) . . . . . . . 6702 B Majonica (CDU/CSU) . . . . . 6703 B Dr. Mende (FDP) . . . . . . . 6704 B Dr. Schneider (Bremerhaven) (DP) . 6705 A Entwurf eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksache 1234); Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 1851) ; Erster Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau-und Bodenrecht (Drucksachen 1850, zu 1850) — Zweite und dritte Beratung — Mick (CDU/CSU) 6697 C, 6712 A, 6725 B, 6760 A Hauffe (SPD) . . 6705 D, 6712B, 6712 D, 6715A, 6716 C, 6742D Dr. Hesberg (CDU/CSU) 6706 A, 6708 B, 6712B, 6712 D, 6772 C, 6775 A Dr. Preusker (DP) 6706 C, 6709 C, 6715 B, 6724 B, 6727 D, 6734 C, 6737 A, 6739 C, 6762 B, 6762 D, 6774 B Dr. Brecht (SPD) 6706 D, 6709 D, 6717 B, 6741 A, 6757 B, 6764 A, 6768 A Dr. Czaja (CDU/CSU) . 6710D, 6715 D Dr. Will (FDP) . 6711 A, 6723 B, 6739 B, 6775 D Dr. Bucher (FDP) . . . . . . . 6713 C Frau Berger-Heise (SPD) 6713 D, 6714 C, 6740 A, 6741 C, 6743 C, 6744 D, 6745 A, 6745 D, 6774 D Dr. Schwörer (CDU/CSU) . . . . 6714 A Berlin (SPD) . . . . . . . . . 6719 D Lücke, Bundesminister . 6724 D, 6727 C, 6752 A, 6754 B, 6764 D Jacobi (SPD) . . . . . 6726 B, 6776 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 6729 A, 6730 C, 6751 A, 6774 A Hamacher (SPD) . . . 6729 D, 6735 C II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 Dr. Bartels (CDU/CSU) . 6732 D, 6736 B, 6738 B, 6754 C, 6776 C Leukert (CDU/CSU) . . 6739 D, 6740 C, 6741 B, 6762 C Baier (Mosbach) (CDU/CSU) . . . 6742 B, 6744 A, 6745 B, 6746 B Jahn (Marburg) SPD) . . 6746 D, 6753 B, 6756 D Dr. Arndt (SPD) . . . . . . . . 6755 C Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) . 6756 B Dr. Even (Düsseldorf) (CDU/CSU) 6760 B Nächste Sitzung 6778 C Anlagen 6779 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 6679 117. Sitzung Bonn, den 24. Mai 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr.
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    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 6779 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Altmaier 31. 5. Dr. Atzenroth 25. 5. Auge 31. 5. Dr. Baade 24. 5. Bading 25. 5. Bals 25. 5. Bauer (Wasserburg) 25. 5. Bauknecht 24. 5. Dr. Bechert 25. 5. Dr. Becker (Hersfeld) 31. 5. Behrendt 25. 5. Frau Beyer (Frankfurt) 24. 5. Fürst von Bismarck 24. 5. Blachstein 28. 5. Frau Dr. Bleyler 25. 5. Brese 25. 5. Brüns 2. 7. Cramer 25. 5. Dr. Deist 25. 5. Demmelmeier 25. 5. Dr. Dittrich 31. 5. Dopatka 28. 5. Dröscher 31. 5. Eberhard 20. 6. Eilers (Oldenburg) 25. 5. Eisenmann 25. 5. Erler 28. 5. Eschmann 27. 5. Even (Köln) 25. 5. Frehsee 24. 5. Frenzel 20. 6. Fritz (Welzheim) 24. 5. Gehring 25. 5. Geiger (München) 25. 5. Gibbert 25. 5. Dr. Görgen 28. 5. Dr. Götz 25. 5. Dr. Greve 28. 5. Haage 25. 5. Dr. von Haniel-Niethammer 25. 5. Hellenbrock 25. 5. Dr. Graf Henckel 28. 5. Höhmann 25. 5. Holla 28. 5. Hoogen 25. 5. Dr. Hoven 25. 5. Frau Dr. Hubert 24. 5. Hübner 25. 5. Jacobs 24. 5. Jahn (Frankfurt) 2. 7. Jahn (Stuttgart) 28. 5. Jaksch 28. 5. Dr. Jordan 25. 5. Katzer 18. 6. Frau Klemmert 1. 7. Köhler 25. 5. Dr. Kohut 25. 5. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Königswarter 25. 5. Kraft 28. 5. Krammig 25. 5. Kriedemann 25. 5. Kühn (Köln) 24. 5. Kurlbaum 25. 5. Dr. Lindenberg 25. 5. Logemann 25. 5. Lohmar 25. 5. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 25. 5. Maier (Freiburg) 2. 7. Margulies 25. 5. Mauk 25. 5. Frau Dr. Maxsein 25. 5. Dr. Meyer (Frankfurt) 28. 5. Frau Meyer-Laule 25. 5. Neubauer 25. 5. Neuburger 25. 5. Frau Dr. Pannhoff 25. 5. Pelster 18. 6. Peters 25. 5. Dr. h. c. Pferdmenges 9. 6. Dr. Pflaumbaum 25. 5. Prennel 25. 5. Rademacher 25. 5. Ramms 25. 5. Rasch 25. 6. Rasner 28. 5. Dr. Ratzel 25. 5. Rehs 25. 5. Reitz 25. 5. Dr. Ripken 31. 5. Ritzel 28. 5. Dr. Rüdel (Kiel) 25. 5. Sander 2. 7. Scheel 25. 5. Seidl (Dorfen) 25. 5. Seither 25. 5. Dr. Seume 25. 5. Dr. Siemer 25. 5. Solke 28. 5. Stahl 4. 6. Dr. Stammberger 25. 5. Dr. Starke 25. 5. Frau Dr. Steinbiß 25. 5. Dr. Steinmetz 24. 5. Dr. Vogel 2. 6. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 18. 6. Wehking 25. 5. Frau Wolff (Berlin) 25. 5. b) Urlaubsanträge Dr. Kreyssig 3. 7. Matthes 20. 6. Stiller 31. 5. Nachtrag zur Anlage 1 des Sitzungsberichts der 114. Sitzung Beurlaubungen Dr. Vogel 18. 5. 6780 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 Nachtrag zur Anlage 1 des Sitzungsberichts der 115. Sitzung Beurlaubungen Dr. Vogel 19. 5. Nachtrag zur Anlage 1 des Sitzungsberichts der 116. Sitzung Beurlaubungen Muckermann 20. 5. Dr. Vogel 20. 5. Anlage 2 Der Präsident des Bundesrates Abschrift Bonn a. Rh., den 20. Mai 1960 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 219. Sitzung am 20. Mai 1960 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestage am 4. Mai 1960 verabschiedeten Gesetzes über die Finanzstatistik einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtliche Entschließung angenommen. Dr. Röder Bonn, den 20. Mai 1960 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 5. Mai 1960 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Röder Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 20. Mai 1960 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Gesetz über die Finanzstatistik Die Bundesregierung wird gebeten, Vorschläge ausarbeiten zu lassen, die geeignet sind, a) die Statistik der rechnungsmäßigen Einnahmen und Ausgaben und der Schulden von Bund und Ländern, Gemeinden und Gemeindeverbänden (Rechnungsstatistik) so zu vereinfachen, daß eine spürbare Senkung der Erhebungs- und Aufbereitungskosten sowie eine wesentliche Beschleunigung in der Erstellung der Ergebnisse ermöglicht wird; b) die Statistik der Haushaltsansätze im Rahmen von Haushaltsquerschnitten (Voranschlagsstatistik) der Rechnungsstatistik methodisch so anzupassen, daß die Ergebnisse der Rechnungsund Voranschlagsstatistik miteinander verglichen werden können. Anlage 3 Der Präsident des Bundesrates Abschrift Bonn a. Rh., den 20. Mai 1960 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 219. Sitzung am 20. Mai 1960 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestage am 5. Mai 1960 verabschiedeten Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1960 (Haushaltsgesetz 1960) einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtliche Entschließung angenommen. Dr. Röder Bonn, den 20. Mai 1960 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 6. Mai 1960 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Röder Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates am 20. Mai 1960 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1960 (Haushaltsgesetz 1960) Die Tatsache, daß der Bundesrat aus übergeordneten Gesichtspunkten beschlossen hat, von einer Anrufung des Vermittlungsausschusses nach Art. 77 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 6781 Abs. 2 GG abzusehen, bedeutet keineswegs, daß er das Bundeshaushaltsgesetz 1960 in der vom Bundestag verabschiedeten Fassung in allen Einzelheiten billigt. Dies gilt in besonderem Maße für den Epl. 25 des Bundesministers für Wohnungsbau, soweit es sich um die Bereitstellung von Bundesmitteln für die Auszahlung der Wohnungsbauprämien handelt. Bekanntlich hat der Bundesrat bereits wiederholt — zuletzt bei der Beratung des Steueränderungsgesetzes 1960 — auf die Tatsache hinweisen müssen, daß das ständige Anwachsen der Wohnungsbauprämien dazu geführt hat, daß mit dem in Kap. 25 03 Tit. 620 veranschlagten Betrag von 100 Mio DM nur ein Bruchteil der Prämienzahlungen abgedeckt werden kann, mit der Folge, daß in zunehmendem Umfang die ohnehin schon jährlich um 70 Mio DM reduzierten allgemeinen Wohnungsbauförderungsmittel für diesen Zweck herangezogen werden müssen. Bei dieser gegenläufigen Tendenz ist mit Sicherheit abzusehen, daß in kurzer Zeit neben den Sondermitteln auch die allgemeinen Wohnungsbauförderungsmittel in voller Höhe für die Prämienzahlungen verwendet werden müssen. In einem Land ist dieser Zustand bereits im Rechnungsjahr 1959 eingetreten. Der Bundesrat gibt daher erneut der Erwartung Ausdruck, daß die für die Auszahlung der Wohnungsbauprämien erforderlichen Beträge den Ländern vom Bund in vollem Umfang gesondert zur Verfügung gestellt werden, und verweist zur Vermeidung von Wiederholungen 1. auf seine Stellungnahme zum 1. Durchgang zum Entwurf eines Bundeshaushaltsgesetzes 1960 zu Epl. 25 Kap. 25 03 Tit. 620 — BT-Drucks. 1400 Anl. 2 —; 2. auf seinen Beschluß zum Entwurf eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht — BT-Drucks. 1234 Anl. 2 Ziff. 57 —; 3. auf seine Stellungnahme zum Entwurf des Steueränderungsgesetzes 1960 — BR-Drucks. 89/60 (Beschluß) Ziff. 8 —. Anlage 4 Erklärung nach § 59 der Geschäftsordnung zur Abstimmung. Zur Abstimmung über den Gesetzentwurf zur Berechnung strafprozessualer Verjährungsfristen gebe ich folgende Erklärung ab: Da ich als Berliner nicht in der Lage bin, meine Ansicht zu dem Gesetzentwurf in der Abstimmung zu bekunden, erkläre ich auf diesem Wege, daß ich der Vorlage zustimme. Bei aller Hochachtung vor den rechtspolitischen und strafprozessualen Einwendungen, die die Bundesregierung und einige meiner Freunde gegen den Gesetzentwurf vorgetragen haben, steht für mich ein anderer rechtspolitischer Grundsatz höher: Das sittliche Erfordernis der Sühne für entsetzliche Verbrechen. Das Unglück unseres zerrissenen Volkes, das Leid unzähliger Mitmenschen in allen Ländern, der Tod von Millionen und aber Millionen, der Schandfleck auf unserer Ehre unterliegen keiner Verjährung. Es ist eine unerträgliche Vorstellung, daß sich ein Teil der Schuldigen durch Geltendmachen formeller Verjährungsfristen der Sühne für dieses unverjährbare Unheil entziehen kann. Bonn, 24. Mai 1960 Ferdinand Friedensburg MdB Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmitt-Vockenhausen (Fragestunde der 114. Sitzung vom 18. 5. 1960, Drucksache 1846) : Auf welche rechtliche Grundlage stützte sich eine Anweisung an rund 50 Postassistenlenanwärter der Postschule Heusenstamm, am 29. April 1960 in ihrer Freizeit an einem Vortrag des Bezirksbeauftragten der Arbeitsgemeinschaft demokratischer Kreise, Hans-Jürgen Eitner, teilzunehmen? Im Bereich meiner Verwaltung wird neben der Fachausbildung auf eine allgemeine staatsbürgerliche Unterrichtung des Personals, insbesondere der Dienstanfänger, Wert gelegt. Im Rahmen dieser Unterrichtung ist u. a. auch der Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Volk zu politischen Mitarbeit und Verantwortung heranzuziehen, Gelegenheit gegeben worden, überparteiliche Diskussionsveranstaltungen in Lehrgängen usw. durchzuführen. Um die freien Abende der in der Postschule Heusenstamm über Offenbach (Main) internatsmäßig untergebrachten Dienstanfänger sinnvoll zu gestalten, finden Veranstaltungen verschiedener Art statt. Hierzu gehören z. B. Filmvorführungen und allgemeinbildende Vorträge. Am Abend des 29. April 1960 hat der Bezirksbeauftragte der Arbeitsgemeinschaft demokratischer Kreise in Hessen, Herr Hans- Jürgen Eitner, im Rahmen der staatsbürgerlichen Unterrichtung einen Vortrag mit anschließender Diskussion über das Thema „Gipfelkonferenz und Chruschtschow-Mythos" gehalten. An dem Vortrag haben 24 und an der Diskussion 16 Postassistentanwärter von insgesamt 97 in der Postschule untergebrachten Dienstanfängern teilgenommen. Den Beamten wurde die Teilnahme freigestellt und nicht zur Pflicht gemacht. Wie es bei derartigen Freizeitveranstaltungen, Filmabenden usw. üblich ist, war die Teilnahme lediglich empfohlen worden. Eine „Anweisung" liegt also nicht vor. Im übrigen wird stets Bedacht darauf genommen, daß Veranstaltungen im Rahmen der staatsbürgerlichen Unterrichtung sachlich und ohne parteipolitische Tendenz oder propagandistisches Ziel durchgeführt werden. Stücklen 6782 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 Anlage 6 Umdruck 624 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berechnung strafrechtlicher Verjährungsfristen (Drucksachen 1738, 1844). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Überschrift erhält folgende Fassung: „Entwurf eines Gesetzes über die Hemmung strafrechtlicher Verjährungsfristen." 2. In § 1 wird a) in der ersten Zeile nach dem Wort „bei" eingefügt ,die Worte „im Inland begangen". b) werden ,die Worte „vom 8. Mai 1945 bis zum 15. September 1949" ersetzt durch die Worte „8. Mai 1945 bis zum 30. Juni 1946". 3. Es wird ein neuer § 1 a eingefügt: „§ l a Bei im Auslande begangenen Verbrechen im Sinne des § 1 bleibt auch die Zeit bis zum 30. Juni 1947 außer Ansatz." Bonn, den 18. Mai 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 635 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Will, Dr. Mende und Fraktion zur zweiten Beratung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850). Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel V Nr. 1 wird im § 30 bb Abs. 1 nach Satz 1 folgender Satz 2 eingefügt: „Haben sich nach der erstmaligen Bewilligung der öffentlichen Mittel gegenüber der bei der Bewilligung zugrunde gelegten Berechnung die Gesamtkosten erhöht und ist diese Erhöhung durch Eigenleistung oder Ersatz von Eigenleistung ganz oder teilweise gedeckt worden, so ist die Erhöhung zu berücksichtigen; dies gilt nur, soweit die Erhöhung auf Umständen beruht, die der Vermieter nicht zu vertreten hat." Bonn, den 19. Mai 1960 Dr. Will Dr. Mende und Fraktion Anlage 8 Umdruck 653 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Überschrift erhält folgende Fassung: „Entwurf eines Gesetzes über Mieterhöhungen, Miet- und Lastenbeihilfen und über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft". Zu Artikel I 2. § 1 Abs. 3 erhält folgende Fassung: „ (3) Ist die Grundmiete nach dem Stande vom 30. Juli 1955 gemäß § 3 des Ersten Bundesmietengesetzes oder als Kostenvergleichsmiete bereits um mehr als 20 vom Hundert erhöht worden, so darf eine Mieterhöhung gemäß Absatz 1 nur in dem Umfange vorgenommen werden, als dies nachweisbar zur Kostendeckung erforderlich ist (Kostenmiete)." 3. In § 2 a) wird der erste Halbsatz bis zu Nr. 1 a wie folgt geändert: „Die Miete für preisgebundene Wohnungen, die bis zum 20. Juni 1948 bezugsfertig geworden sind, darf sechs Monate nach Inkrafttreten dieses Gesetzes bis zur Deckung der in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung nachzuweisenden Kosten höchstens um 10 vom Hundert erhöht werden,", b) erhält Nr. 4 folgende Fassung: „4. wenn die gemäß § 1 um 15 vom Hundert erhöhte monatliche Durchschnittsgrundmiete einer Wirtschaftseinheit oder eines Gebäudes den folgenden Betrag übersteigt: bei Mietverhältnissen über 5 4 3 2 Wohnräume, einschließlich Küche DM DM DM DM in Gemeinden unter 20 000 Einwohnern — 50,— 45,— 35,— mit 20 000 bis unter 100 000 Einwohnern — 60,— 55,— 40,— mit 100 000 und mehr Einwohnern 80,— 75,— 70,— 50,— 4. § 4 erhält folgende Fassung: „§ 4 Die Miete für preisgebundene Wohnungen, die bis zum 20. Juni 1948 bezugsfertig geworden sind und nicht unter § 2 fallen, dürfen ge- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24., Mai 1960 6783 mäß § 5 vom 1. Januar 1963 um höchstens 10 vom Hundert der gemäß § 1 erhöhten monatlichen Grundmiete erhöht werden." 5. In § 5 a) erhält Absatz 1 folgende Fassung: „ (1) Die Erhöhung der monatlichen Grundmiete gemäß §§ 2 oder 4 ist um den Unterschiedsbetrag zulässig, der sich aus der Vervielfältigung der Zahl der Quadratmeter der Wohnfläche mit dem nach Absatz 2 maßgeblichen Betrag ergibt, jedoch um nicht mehr als 10 v. H. der gemäß § 1 erhöhten monatlichen Grundmiete.", b) werden in Absatz 2 die Beträge für Wohnungen ohne Sammelheizung und ohne Bad wie folgt geändert: in Gemeinden mit mit mit Toilette Toilette Toilette außerhalb des Hauses in der im Wohnung Hause DM DM DM unter 20 000 Einwohnern 0,90 0,80 0,60 mit 20 000 bis unter 100 000 Einwohnern 0,90 0,80 0,60 mit 100 000 und mehr Einwohnern 1,00 0,80 0,60 6. § 7 Abs. 3 erhält folgende Fassung: „ (3) Gilt am Vortag des Inkrafttretens dieses Gesetzes eine Miete gemäß § 3 des Ersten Bundesmietengesetzes als genehmigt, so darf eine Mieterhöhung nur in dem Umfange vorgenommen werden, als dies zur Kostendeckung erforderlich ist (Kostenmiete)." 7. In § 9 wird eine neue Nr. 3 eingefügt: „3. für Wohnungen in Wohngebäuden, zu deren Erhaltung und Instandsetzung seit Inanspruchnahme der Mieterhöhungen auf Grund des Ersten Bundesmietengesetzes vom Grundstückseigentümer nicht mindestens 15 vom Hundert der jährlichen Miete aufgewendet worden sind." 8. § 17 a wird gestrichen. 9. § 18 wird gestrichen. Zu Artikel II 10. In Nr. 3 erhalten in § 3 a Abs. 1 die Buchstaben a und b folgende Fassung: a) ohne Rücksicht auf die Höhe der Grundmiete abgeschlossene Wohnungen mit fünf oder mehr Wohnräumen einschließlich' Küche in Gemeinden unter 100 000 Einwohnern, sofern diese Wohnungen nicht zur Unterbringung kinderreicher Familien benötigt werden, b) ohne Rücksicht auf die Höhe der Grundmiete abgeschlossene Wohnungen mit sechs oder mehr Wohnräumen einschließlich Küche in Gemeinden mit 100 000 und mehr Einwohnern, sofern diese Wohnungen nicht zur Unterbringung kinderreicher Familien benötigt werden,". 11. In Nr. 3 wird in § 3 aa a) in Absatz 1 die Tabelle wie folgt gefaßt: bei Mietverhältnissen über 5 4 3 2 in Gemeinden Wohnraum einschließlich Küche DM DM DM DM unter 20 000 Einwohnern . . — 50,— 45,— 35,— mit 20 000 bis unter 100 000 Einwohnern . . — 60,— 55,— 40,— mit 100 000 und mehr Einwohnern . .80,— 75,— 70,— 50,— b) wird nach Absatz 1 ein neuer Absatz 1 a mit folgender Fassung eingefügt: „(1a) Die Bestimmungen von Absatz 1 gelten nicht für Wohnungen mit vier und fünf Wohnräumen einschließlich Küche, sofern diese Wohnungen zur Unterbringung kinderreicher Familien benötigt werden." 12. In Nr. 3 werden in § 3 b a) in Absatz 1 im zweiten Halbsatz des ersten Satzes die Worte „um weniger als 3 vom Hundert" gestrichen; b) Absatz 3 wie folgt gefaßt: „ (3) In der Rechtsverordnung nach Absatz 1 soll die Wohnraumbewirtschaftung in den in Absatz 1 bezeichneten Landkreisen für Gemeinden auf deren Antrag aufrechterhalten bleiben, wenn die wohnungswirtschaftlichen Verhältnisse es erfordern und wenn die Zahl der Wohnparteien die Zahl der vorhandenen Normalwohnungen am 31. Dezember 1959 um 2 vom Hundert überschritten hat.", c) in Absatz 4 die Worte „um weniger als 3 vom Hundert" gestrichen. 6784 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 13. In Nr. 3 § 3 h a) werden in Absatz 1 die Worte „um weniger als 3 vom Hundert" gestrichen; b) erhält Absatz 2 folgende Fassung: „ (2) In der Rechtsverordnung nach Absatz 1 soll die Wohnraumbewirtschaftung in den in Absatz 1 bezeichneten Landkreisen für Gemeinden auf deren Antrag durch Rechtsverordnung aufrechterhalten werden, wenn die wohnungswirtschaftlichen Verhältnisse es erfordern und wenn die Zahl der vorhandenen Normalwohnungen am 31. Dezember des vorangegangenen Jahres 2 vom Hundert überschritten hat." 14. In Nr. 3 wird in § 3 i Abs. 1 der zweite Satz wie folgt gefaßt: „Auf Antrag einer kreisfreien Stadt, eines Landkreises oder einer Gemeinde eines Landkreises können die Landesregierungen durch Rechtsverordnungen die Wohnraumbewirtschaftung vor den in den §§ 3 b bis 3 h angegebenen Terminen aufheben, wenn die wohnungswirtschaftlichen Verhältnisse dies rechtfertigen." 15. In Nr. 3 wird ein § 3 k mit folgender Fassung eingefügt: „§ 3 k Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates die Termine der Aufhebung der Wohnraumbewirtschaftung bis zu drei Jahren zu verlegen, soweit es die Lage auf dem Wohnungsmarkt wegen eines unerwarteten Zustroms von Wohnungssuchenden in den Geltungsbereich dieses Gesetzes erfordert oder wenn die in § 1 Abs. 2 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes vorgesehene Wohnungsbauleistung voraussichtlich nicht erreicht wird." 16. Nr. 18 (§ 38) wird gestrichen. Zu Artikel III 17. In Nr. 1 erhalten in § 4 Abs. 1 die Sätze 1 und 2 folgende Fassung: „(1) Der Vermieter kann auf Aufhebung des Mietverhältnisses klagen, wenn er an der Rückgabe des Mietraums ein dringendes Interesse hat und die Vorenthaltung zu einer schweren Unbilligkeit für den Vermieter führen würde und nicht das Interesse des Mieters und seiner Familie an der Beibehaltung des Wohnraums derart überwiegt, daß dem Mieter die Rückgabe nicht zugemutet werden kann. Zugunsten des Vermieters ist besonders zu berücksichtigen, wenn der Vermieter die Räume für sich oder die zu seinem Hausstand gehörenden Familienangehörigen dringend benötigt; dabei ist im Zweifel anzunehmen, daß das Interesse des Vermieters überwiegt, wenn er und die zu seinem Hausstand gehörenden Familienangehörigen zu nicht zumutbaren Bedingungen untergebracht sind." 18. In Nr. 4 erhält § 28 a Abs. 2 Satz 2 folgende Fassung: „Eine Mieterhöhung soll zugelassen werden, wenn es den Umständen nach billig erscheint, jedoch darf der Mieterhöhung höchstens ein Betrag für die Kosten und Aufwendungen zugrunde gelegt werden, der dem Zweifachen der jährlichen Grundmiete nach § 1 Abs. 2, 3 des Zweiten Bundesmietengesetzes entspricht; abweichende Vereinbarungen zwischen dem Vermieter und dem Mieter sind zulässig." Im Falle der Ablehnung des Antrags unter Nr. 17 oder Nr. 18 19. In Nr. 5 erhält § 54 folgende Fassung: „§ 54 Das Mieterschutzgesetz und dieses Gesetz treten frühestens außer Kraft, wenn das in Artikel VI vorgesehene Zweite Gesetz zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches und das in Artikel VIII vorgesehene Zweite Gesetz über Miet- und Lastenbeihilfen in Kraft getreten sind." Zu Artikel V 20. In Nr. 3 erhält § 45 Abs. 3 Satz 1 folgende Fassung: „Absatz 2 gilt nur, soweit die vereinbarte Miete ohne Umlagen, Vergütungen und Zuschläge je Quadratmeter Wohnfläche den Mietrichtsatz um mehr als 50 vom Hundert übersteigt, der nach § 29 Abs. 1 für öffentlich geförderte Wohnungen am 1. Oktober 1954 für die Gemeinde oder den Gemeindeteil bestimmt war." 21. Nach Artikel V wird ein neuer Artikel V a mit folgender Fassung eingefügt: „Artikel V a Änderung des Zweiten Wohnungsbaugesetzes Das Zweite Wohnungsbaugesetz (Wohnungsbau- und Familienheimgesetz) vom 27. Juni 1956 (Bundesgesetzbl. I S. 523) wird wie folgt geändert: 1. § 18 Abs. 1 erhält folgende Fassung: „ (1) Der Bund beteiligt sich an der Finanzierung des von den Ländern mit öffentlichen Mitteln geförderten sozialen Wohnungsbaues. In den Rechnungsjahren 1961 bis 1963 stellt der Bund hierfür jeweils einen Betrag von mindestens 700 Millionen Deutsche Mark im Bundeshaushalt zur Ver- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 6785 fügung; vom Rechnungsjahr 1964 ab stellt der Bund jährlich die dann erforderlichen Mittel bereit." 2. § 26 Abs. 1 Buchstabe a erhält folgende Fassung: „a) Bei gleicher wohnungspolitischer Dringlichkeit hat der Neubau von Familienheimen den Vorrang vor dem Neubau anderer Wohnungen." 3. § 27 Abs. 1 erhält folgende Fassung: „(1) Die zuständigen obersten Landesbehörden haben dafür zu sorgen, daß die Wohnungssuchenden mit geringem Einkommen in ausreichendem Maße mit Wohnraum zu tragbarer Miete oder Belastung versorgt werden. Als Wohnungssuchende mit geringem Einkommen gelten in der Regel diejenigen, deren Jahreseinkommen a) bei Alleinstehenden den Betrag von 3600 Deutsche Mark, b) bei Familien mit zwei Familienangehörigen den Betrag von 4800 Deutsche Mark, zuzüglich 1200 Deutsche Mark für jeden weiteren zur Familie rechnenden Angehörigen nicht übersteigt. Bei der Ermittlung des Jahreseinkommens sind die Jahreseinkommen des Wohnungssuchenden und der zur Familie rechnenden Angehörigen zusammenzurechnen." 4. § 88 wird gestrichen. 5. § 119 erhält folgende Fassung: „§ 119 Das Wohnungsbauprämiengesetz in der Fassung vom 21. Dezember 1954 (Bundesgesetzbl. I S. 482) wird wie folgt geändert: ,§ 7 Aufbringung der Mittel Die für die Auszahlung der Prämien erforderlichen Beträge werden den Ländern vom Rechnungsjahr 1961 an vom Bund in vollem Betrage zur Verfügung gestellt. " Zu Artikel VIII 22. § 2 erhält folgende Fassung: „§ 2 Mitbeihilfen werden Mietern von preisgebundenem Wohnraum, der vor dem 20. Juni 1948 bezugsfertig geworden ist, sowie Mietern von Wohnungen, die auf Grund des Ersten oder des Zweiten Wohnungsbaugesetzes mit öffentlichen Mitteln oder als steuerbegünstigte Wohnungen gefördert worden sind, auf Antrag der Mieter gewährt, wenn die Miete für die benötigte Wohnfläche gemäß § 5 Abs. 3 im Verhältnis zum Einkommen der Mieterfamilien gemäß § 6 die in § 6 festgelegten Anteile übersteigt." 23. § 4 wird wie folgt geändert: a) Absatz 1 erhält folgende Nr. 3: „3. des Wegfalls der Grundsteuervergünstigung gemäß des Ersten Wohnungsbaugesetzes" b) Absatz 3 a erhält folgende Fassung: „(3 a) Bezieht ein Mieter, der in Wohnraum im Sinne des § 9 oder in einer Unterkunft im Sinne des § 9 Nr. 2 des Zweiten Bundesmietengesetzes wohnte, auf Grund eines nach dem Vortag des Inkrafttretens des Gesetzes begründeten Mietverhältnisses eine preisgebundene Wohnung, für die nach den in Absatz 1 bezeichneten Vorschriften eine Mieterhöhung zulässig ist, oder dient der Bezug einer solchen preisgebundenen Wohnung der Begründung oder der Zusammenführung eines Familienhaushaltes, so kann der Mieter eine Mietbeihilfe beantragen, soweit eine höhere als die preisrechtliche Miete einschließlich von Zuschlägen und Umlagen nach dem Stande vom Vortag des Inkrafttretens des Gesetzes zu entrichten ist." c) Absatz 3 b erhält folgende Fassung: „(3 b) Hatte ein Mieter mit zwei oder mehr Kindern, für die ihm Kindergeld nach § 32 Abs. 2 Nr. 1 bis 3 des Einkommensteuergesetzes zusteht oder gewährt wird, bisher eine Wohnung inne, deren Wohnfläche die benötigte Wohnfläche (§ 5 Abs. 3) nicht überstieg, und hat er auf Grund des eines nach dem Vortag des Inkrafttretens des Gesetzes begründeten Mietverhältnisses eine größere preisgebundene Wohnung bezogen, für die nach den in Absatz 1 bezeichneten Vorschriften eine Mieterhöhung zulässig ist, so kann er ebenfalls eine Mietbeihilfe beantragen, soweit eine höhere als die preisrechtlich zulässige Miete nach dem Stande vom Vortag des Inkrafttretens des Gesetzes zu entrichten ist." Satz 2 wird gestrichen. d) Nach Absatz 3 b wird folgender Absatz 3 c eingefügt: „(3 c) Muß im Interesse der Öffentlichkeit ein Mieter eine Wohnung mit höherer Miete als derjenigen, die er bisher aufzubringen hatte, beziehen, so ist eine Mietbeihilfe zu gewähren, soweit dies die übrigen Vorschriften dieses Gesetzes zulassen." 24. § 6 Abs. 1 erhält folgende Fassung: „(1) Als tragbar im Sinne des § 5 Abs. 1 ist der Betrag anzusehen, der folgende Vomhundertsätze des Jahreseinkommens des Mieters 6786 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 und seines Ehegatten und 50 vom Hundert des Einkommens der zu seinem Haushalt rechnenden Familienangehörigen nicht übersteigt: bei einem Jahreseinkommen über über 4800 DM bis zu 6000 über 6000 DM bis zu 7200 über bis zu 3600 7200 DM DM 3600 bis zu DM 4800 DM DM DM für einen Alleinstehenden 13 14 15 16 18 für eine Familie mit zwei 12 13 14 15 17 drei 11 12 13 14 15 vier 10 11 12 13 14 fünf 9 10 11 12 13 sechs 8 9 10 11 12 sieben 7 8 9 10 11 acht und mehr Familienangehörigen 5 6 7 8 9 25. § 15 Nr. 3 erhält folgende Fassung: „3. § 73 Abs. 2 wird wie folgt gefaßt: (2) Mietbeihilfen werden auf Antrag des Mieters gewährt, wenn er eine nach dem Zweiten Wohnungsbaugesetz mit öffentlichen Mitteln geförderte Wohnung bewohnt, deren Miete für die benötigte Wohnfläche gemäß § 5 Abs. 3 die in § 6 Abs. 1 des Gesetzes über Miet- und Lastenbeihilfen bezeichneten Vomhundertteile übersteigt." Bonn, den 23. Mai 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 658 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung ,des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis zum 31. Oktober 1960 ein Zweites Gesetz zur Änderung ,des Bürgerlichen Gesetzbuchs vorzulegen, das die im Mieterschutzgesetz enthaltenen und aus anderen Gründen erforderlichen Grundsätze über ein soziales Miet- und Wohnrecht in das Bürgerliche Gesetzbuch einfügt und das Beratungsergebnis des Rechtsausschusses berücksichtigt. Bonn, ,den 23. Mai 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 10 Umdruck 659 (neu) Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Artikel I 1. In § 9 wird Nr. 1 in der Fassung der Regierungsvorlage wiederhergestellt. Zu Artikel II 2. Nr. 14 erhält folgende Fassung: „ 14. § 32 entfällt." Zu Artikel III 3. In Nr. 1 werden in § 4 Abs. 1 a) in Satz 1 die Worte „und nicht" ersetzt durch die Worte „ , es sei denn, daß", b) in Satz 2 Buchstabe a das Wort „Familienangehörigen" durch das Wort „Personen" ersetzt, c) in Satz 3 der Buchstabe a gestrichen. 4. Nr. 2 (§ 4 a) wird gestrichen. Zu Artikel VIII 5. § 11 wird in der Fassung der Regierungsvorlage wiederhergestellt. Bonn, den 24. Mai 1960 Dr. Will Frau Dr. Diemer-Nicolaus Dr. Bucher und Fraktion Anlage 11 Umdruck 660 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850). Der Bundestag wolle beschließen: Artikel VI wird gestrichen. Bonn, den 24. Mai 1960 Dr. Will Frau Dr. Diemer-Nicolaus Dr. Bucher und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 6787 Anlage 12 Umdruck 661 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Zu Artikel I a) In § 7 Abs. 3 muß es statt „§ 3 Abs. 3" heißen „§ 3 Abs. 4". b) In § 8 a ist vor den Worten „von der vereinbarten Miete" das Wort „nicht" einzusetzen. c) Die Überschrift hinter § 16 „Vierter Abschnitt — Allgemeine Vorschriften für preisgebundenen Wohnraum" wind vor den § 17 a gesetzt. 2. Zu Artikel V In Nr. 5 Buchstabe c sind in § 50 Abs. 3 die Worte „Vortag des Inkrafttretens dieses Gesetzes" durch idie Worte zu ersetzen „Vortag des Inkrafttretens des Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über einsoziales Miet- und Wohnrecht". 3. Zu Artikel VIII In § 4 Abs. 3 a und 3 b sowie in § 5 Abs. 1 sind jeweils die Worte „Inkrafttreten ides Gesetzes" durch die Worte zu ersetzen „Inkrafttreten dieses Gesetzes". 4. Zu Artikel IX In § 3 Abs. 4 muß es statt „Absatz 2 Satz 2" heißen „Absatz 3 Satz 2". 5. Zu Artikel XI In Nr. 1 in Buchstabe d muß es statt „§§ 8, 9, 10 Abs. 2 und 3" heißen „§§ 8, 9, 10". Bonn, den 24. Mai 1960 Dr. Krone und Fraktion Anlage 13 Umdruck 662 Änderungsantrag der Fraktion der DP zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850) Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel I Zweites Bundesmietengesetz treten in § 2 Ziff. 4 in der Tabelle in der Spalte „mit 20 000 bis unter 100 000 Einwohner" an die Stelle der Beträge „50,—, 45,—, 32,—" die Beträge „47,50, 42,50, 30,—" und in der Spalte „mit 100 000 und mehr Einwohnern" an die Stelle der Beträge „70,—, 65,—, 60,—, 45,—" die Beträge „60,—, 55,—, 50,—, 35,—". Für den Fall, daß der Änderungsantrag zur Spalte „mit 100 000 und mehr Einwohnern" abgelehnt werden sollte, sollen als weiterer Eventual-Änderungsantrag in diese Spalte folgende Beträge treten: „65,—, 60,--, 55,—, 40,—". 2. In § 4 des Artikels I Zweites Bundesmietengesetz wird das Datum „1. Januar 1963" durch „1. Juli 1962" ersetzt. 3. In Artikel I Zweites Bundesmietengesetz § 5 Abs. 2 wird die Tabelle in der senkrechten Spalte „Wohnungen ohne Sammelheizung, ohne Bad, mit Toilette in der Wohnung," von oben nach unten wie folgt geändert: „1,00, 1,10," (1,20). 4. In Artikel I Zweites Bundesmietengesetz wird in den § 17 a nachstehender Absatz 5 a eingefügt: Erreicht in einem Stadt- oder Landkreis die Zahl der vorhandenen Normalwohnungen die Zahl der Wohnparteien nach Inkrafttreten dieses Gesetzes, so hat die Landesregierung durch eine Rechtsverordnung zu bestimmen, daß die Mietverhältnisse über preisgebundenen Wohnraum von dem auf den Zeitpunkt der Feststellung folgenden 1. Juli an nicht mehr den Preisvorschriften unterliegen. 5. In Artikel II Änderung des Wohnraumbewirtschaftungsgesetzes § 3 aa Abs. 1, werden die Beträge der Tabelle in den Spalten 2 und 3 entsprechend dem Haupt- und dem Eventual-Änderungsantrag zu Ziffer 1) geändert. 6. In Artikel II Änderung des Wohnraumbewirtschaftungsgesetzes § 3 aa Abs. 1 wird Satz 1 wie folgt geändert: a) Mit Wirkung vom Inkrafttreten des Gesetzes zum Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Miet- und Wohnrecht wird Wohnraum, der bis zum 20. Juni 1948 bezugsfertig geworden ist, von der Wohnraumbewirtschaftung ausgenommen, wenn die monatliche Grundmiete im Sinne des § 1 des Zweiten Bundesmietengesetzes den folgenden Betrag übersteigt: b) Der nach der Tabelle folgende Satz 2 „Der Verfügungsberechtigte hat darzulegen, daß diese Voraussetzungen vorliegen" wird gestrichen. 7. In Artikel II Änderung des Wohnraumbewirtschaftungsgesetzes wird hinter § 3 h folgender § 3 hh eingefügt: „Ausnahmen von der Wohnraumbewirtschaftung bei Modernisierung der Wohnungen Wohnraum, der bis zum 20. Juni 1948 bezugsfertig geworden ist, .wird von der Wohnraumbewirtschaftung ausgenommen, wenn nach dem 1. 7. 1960 vom Vermieter innerhalb der Wohnungen eine Bade- oder Dusch-Einrichtung mit 6788 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 zentralem oder besonderem Warmwasserbereiter geschaffen wird und im übrigen die Wohnung eine Mindestausstattung nach § 40 Abs. 1 Zweites Wohnungsbaugesetz hat, oder diese Ausstattung vom Vermieter geschaffen wird und die Kosten hierfür von ihm ganz getragen worden sind." 8. In Artikel III Änderung des Mieterschutzgesetzes erhält § 28 a die nachstehende Fassung: „(1) Auf Antrag des Vermieters soll das Mieteinigungsamt den Mieter verpflichten, bauliche Verbesserungen oder das Anbringen von Einrichtungen, durch die Wohnraum in seinem Gebrauchswert auf die Dauer verbessert wird, zu dulden, wenn und soweit ihm die Maßnahmen und ihre Durchführung zuzumuten sind. Zumutbar sind im Regelfall Maßnahmen zur Schaffung der Mindestausstattung im Sinne des § 40 II. WoBauG. Das Mieteinigungsamt kann auch dem Vermieter Verpflichtungen auferlegen, insbesondere den Vermieter verpflichten, dem Mieter notwendige Aufwendungen, die diesem durch die Maßnahmen erwachsen, vorzuschießen oder zu ersetzen. (2) Im Falle des Absatzes 1 darf vom Vermieter für eine nach § 12 Abs. 1 Nrn. 1, 2 und 3 Abs. 2 und 3 der Altbaumietenverordnung preisrechtlich zugelassene Mieterhöhung ein Betrag zugrunde gelegt werden, der höchstens dem Vierfachen der jährlichen Grundmiete nach § 1 Abs. 2 des Zweiten Bundesmietengesetzes für die Kosten und Aufwendungen entspricht. Abweichende Vereinbarungen zwischen dem Vermieter und dem Mieter sind zulässig. 9. In Artikel V Ziffer 1 wird im § 30 bb Absatz 1 nach Satz 1 Satz 2 eingefügt: „Haben sich nach der erstmaligen Bewilligung der öffentlichen Mittel gegenüber der bei der Bewilligung zugrunde gelegten Berechnung die Gesamtkosten erhöht und ist diese Erhöhung durch Eigenleistung oder Ersatz von Eigenleistung ganz oder teilweise gedeckt worden, so ist die Erhöhung zu berücksichtigen; dies gilt nur, soweit die Erhöhung auf Umständen beruht, die der Vermieter nicht zu vertreten hat." 10. In Artikel IX Gesetz über Bindungen für öffentlich geförderte Wohnungen, § 3, wird in Satz 2 hinter den Worten „vereinbart wird" gestrichen: „jedoch nicht höher als 25 v. H. der vor dir Mietpreisfreigabe preisrechtlich zulässigen Miete". Bonn, den 24. Mai 1960 Dr. Preusker Probst (Freiburg) Dr. Schild Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 14 Umdruck 6S3 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1243, 1850, zu 1850) . Der Bundestag wolle beschließen: Zu Artikel XII 1. In § 9 Nr. 1 Buchstabe d werden die Worte „drei Jahre nach Inkrafttreten dieses Gesetzes" ersetzt durch die Worte „vom 1. August 1963 an". 2. In § 9 Nr. 1 Buchstabe e ist in § 5 Abs. 1 nach dem Wort „jedoch" das Wort „um" zu setzen. 3. In § 9 Nr. 1 Buchstabe g sind die Worte „§ 7 Abs. 2" durch die Worte „§ 7 Abs. 3" zu ersetzen. 4. In § 9 Nr. 1 Buchstabe h ist das Wort „Grundsteuerhilfe" in „Grundsteuerbeihilfe" zu ändern. 5. In § 9 Nr. 1 Buchstabe j ist in der vierten Zeile das Wort „oder" zu streichen. 6. In § 9 Nr. 3 ist vor den Worten „in Nummer 5" einzufügen: „Nummer 1 erhält folgenden Zusatz: „§ 4 erhält folgenden Absatz 7: „ (7) Für Geschäftsräume gilt Absatz 1 in der vor Inkrafttreten des Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Miet- und Wohnrecht geltenden Fassung bis zur anderweitigen Regelung des Geschäftsraummietrechts in Berlin." 7. In § 9 Nr. 5 werden die Worte „In § 4 Abs. 5 Bundesmietengesetzes" durch die Worte ersetzt „In § 4 Abs. 5 erhalten die Nummern 1 und 2 folgende Fassung: ,der §§ 22 oder 23 Abs. 2 Nr. 1 und 2 des Ersten Bundesmietengesetzes' ". 8. Auf Seite 83 muß die Nr. 9 mit dem einleitenden Text gestrichen werden. 9. In § 9 a werden die Absätze 1 und 2 zu einem einzigen Absatz vereinigt. 10. In § 10 Abs. 1 Nr. 4 muß es in § 6 b Abs. 4 statt „ordnungsmäßig" „ordnungsgemäß" heißen. 11. § 10 Nr. 9 Buchstabe a erhält folgende Fassung: a) In § 17 a Abs. 2 werden die Worte „nach §§ 3 b oder 3 h" durch die Worte „nach Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 6789 §§ 3 c oder 3 d" und in § 17 a Abs. 3 die Worte „§ 3 h" durch die Worte „§ 3 d" ersetzt. 12. In § 10 Abs. 1 ist hinter Nr. 9 folgende Nr. 10 einzufügen: 10. „In § 17 c und § 18 Abs. 2 werden jeweils die Worte „§ 23 sowie die §§ 18 bis 20 des Ersten Bundesmietengesetzes, soweit sie nach § 23" ersetzt durch die Worte „§ 23 Abs. 1 und 3 sowie die §§ 18 Abs. 1 bis 3, 19, 20 des Ersten Bundesmietengesetzes, soweit sie nach § 23 Abs. 1 und 3". 13. In § 10 Abs. 2 Nr. 3 muß es in der Überschrift des § 3 a statt „vom" „ab" heißen. 14. In § 10 Abs. 2 Nr. 3 wird in § 3 c der Absatz 1 wie folgt gefaßt: „(1) Die Wohnraumbewirtschaftung soll mit Wirkung von dem Monatsersten, der drei Monate nach dem Inkrafttreten des Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Miet- und Wohnrecht liegt, durch Rechtsverordnung der Landesregierung in den kreisfreien Städten und Landkreisen aufgehoben werden, in denen ....". 15. In § 10 Abs. 2 Nr. 3 muß § 3 d Abs. 1 wie folgt beginnen: „ (1) Die Wohnraumbewirtschaftung soll mit Wirkung vom 1. Juli 1961 und sodann vom 1. Juli jedes weiteren Jahres an durch Rechtsverordnung der Landesregierung in den kreisfreien Städten und Landkreisen aufgehoben werden ...." . 16. In § 10 Abs. 4 muß in Nr. 2 das Wort „angefügt" durch „eingefügt" ersetzt werden. 17. In § 10 Abs. 6 werden in Nr. 1 Buchstabe a hinter den Worten „erhöht worden," die Worte eingefügt „für das die Mieterhöhung nach seiner Begründung zulässig geworden ist,". 18. In § 10 Abs. 6 wind in Nummer 5 der Buchstabe b Buchstabe a und der bisherige Buchstabe a Buchstabe ,b. Im neuen Buchstaben b ist nach der Paragraphenbezeichnung als Überschrift einzufügen: „Tragbare Miete oder Belastung" 19. In § 10 Abs. 9 erhält der einleitende Satz die folgende Fassung: „Artikel XII gilt im Saarland mit folgender Maßgabe:" 20. In § 11 Abs. 1 muß es heißen: „Dieses Gesetz tritt am ersten Tage ides auf die Verkündung folgenden Kalendermonats in Kraft." Bonn, den 24. Mai 1960 Dr. Krone und Fraktion Anlage 15 Umdruck 664 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850) . Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Bundestag nach Vorliegen entsprechender Erfahrungen alsbald den Entwurf eines Gesetzes über die endgültige Gewährung von Miet- und Lastenbeihilfen vorzulegen. Die alsbaldige Verabschiedung dieses Gesetzes ist notwendig, um der Bevölkerung und der Wohnungswirtschaft Klarheit zu verschaffen, in welcher Weise soziale Härten bei der stufenweisen Mietpreisfreigabe ab 1963 ausgeschlossen werden können. In dem Gesetz ist auch festzulegen, wie die vorläufig nebeneinander stehenden Systeme der Miet- und Lastenbeihilfen der Übergangszeit und des Zweiten Wohnungsbaugesetzes miteinander zu verzahnen sind. 2. Da Teile des in der Vorlage der Bundesregierung enthaltenen sozialen Mietrechts und der damit im Zusammenhang stehenden Vorschriften noch nicht abschließend beraten werden konnten, ist deren beschleunigte Verabschiedung dringend erforderlich. Der Bundestag betont, daß das Ergänzungsgesetz zur Vervollständigung des sozialen Mietrechts bis zum Ende dieses Jahres verabschiedet wird. Bonn, den 24. Mai 1960 Dr. Krone und Fraktion Anlage 16 Umdruck 665 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Überschrift dieses Gesetzes erhält folgende Fassung: „Entwurf eines Gesetzes über Mieterhöhungen, Miet- und Lastenbeihilfen und über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft" Zu Artikel I 2. § 2 wird gestrichen. 3. § 4 wird gestrichen. 4. § 5 wird gestrichen. 6790 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 117. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 24. Mai 1960 Zu Artikel II 5. In Nr. 3 werden in § 3 b a) in Absatz 1 im zweiten Halbsatz des ersten Satzes die Worte „um weniger als 3 vom Hundert" gestrichen; b) Absatz 3 wie folgt gefaßt: „ (3) In der Rechtsverordnung nach Absatz 1 soll die Wohnraumbewirtschaftung in den in Absatz 1 bezeichneten Landkreisen für Gemeinden auf deren Antrag aufrechterhalten bleiben, wenn die wohnungswirtschaftlichen Verhältnisse es erfordern und wenn die Zahl der Wohnparteien die Zahl der vorhandenen Normalwohnungen am 31. Dezember 1959 um 2 vom Hundert überschritten hat." ; c) in Absatz 4 die Worte „um weniger als 3 vom Hundert" gestrichen. 6. Nach Artikel V wird ein neuer Artikel V a mit folgender Fassung eingefügt: ,Artikel V a Änderung des Zweiten Wohnungsbaugesetzes Das Zweite Wohnungsbaugesetz (Wohnungsbau-und Familienheimgesetz) vom 27. Juni 1956 (Bundesgesetzbl. I S. 523) wird wie folgt geändert: 1. § 27 Abs. 1 erhält folgende Fassung: "(1) Die zuständigen obersten Landesbehörden haben dafür zu sorgen, daß die Wohnungssuchenden mit geringem Einkommen in ausreichendem Maße mit Wohnraum zu tragbarer Miete oder Belastung versorgt werden. Als Wohnungssuchende mit geringem Einkommen gelten in der Regel diejenigen, deren Jahreseinkommen a) bei Alleinstehenden den Betrag von 3600 Deutsche Mark, b) bei Familien mit zwei Familienangehörigen den Betrag von 4800 Deutsche Mark, zuzüglich 1200 Deutsche Mark für jeden weiteren zur Familie rechnenden Angehörigen nicht übersteigt. Bei der Ermittlung des Jahreseinkommens sind die Jahreseinkommen des Wohnungssuchenden und der zur Familie rechnenden Angehörigen zusammenzurechnen." 2. § 88 wird gestrichen. 3. § 119 erhält folgende Fassung: „§ 119 Das Wohnungsbauprämiengesetz in der Fassung vom 21. Dezember 1954 (Bundesgesetzbl. I S. 482) wird wie folgt geändert: ,Aufbringung der Mittel Die für die Auszahlung der Prämien erforderlichen Beträge werden den Ländern vom Rechnungsjahr 1961 an vom Bund in vollem Betrage zur Verfügung gestellt.' " Zu Artikel VIII 7. § 2 erhält folgende Fassung: „§ 2 Mietbeihilfen werden Mietern von preisgebundenem Wohnraum, der vor dem 20. Juni 1948 bezugsfertig geworden ist, sowie Mietern von Wohnungen, die auf Grund des Ersten oder des Zweiten Wohnungsbaugesetzes mit öffentlichen Mitteln oder als steuerbegünstigte Wohnungen gefördert worden sind, auf Antrag der Mieter gewährt, wenn die Miete für die benötigte Wohnfläche gemäß § 5 Abs. 3 im Verhältnis zum Einkommen der Mieterfamilien gemäß § 6 die in § 6 festgelegten Anteile übersteigt." Bonn, den 24. Mai 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 17 Unidruck 666 Änderungsantrag der Fraktion der DP zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Mietrecht (Drucksachen 1234, 1850, zu 1850) Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel III (Änderung des Mieterschutzgesetzes) Nr. 4 erhält § 28 die nachstehende Fassung: „§ 28 a (1) Auf Antrag des Vermieters soll das Mieteinigungsamt den Mieter verpflichten, bauliche Verbesserungen oder das Anbringen von Einrichtungen, durch 'die Wohnraum in seinem Gebrauchswert auf die Dauer verbessert wird, zu dulden, wenn und soweit ihm die Maßnahmen und ihre Durchführung zuzumuten sind. Zumutbar sind im Regelfall Maßnahmen zur Schaffung der Mindestausstattung im Sinne des § 40 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes. Das Mieteinigungsamt kann auch dem Vermieter Verpflichtungen auferlegen, insbesondere den Vermieter verpflichten, ,dem Mieter notwendige Aufwendungen, die diesem durch die Maßnahmen erwachsen, vorzuschießen oder zu ersetzen. (2) Im Falle des Absatzes 1 darf vom Vermieter für eine nach § 12 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 3, Abs. 2 und 3 der Altbaumietenverordnung preisrechtlich zugelassene Mieterhöhung ein Betrag zugrunde gelegt werden, der höchstens dem Vierfachen der jährlichen Grundmiete nach § 1 Abs. 2 des Zweiten Bundesmietengesetzes für die Kosten und Aufwendungen ,entspricht. Abweichende Vereinbarungen zwischen dem Vermieter und dem Mieter sind zulässig." Bonn, den 24. Mai 1960 Dr. Preusker Probst (Freiburg) Dr. Schild Schneider (Bremerhaven) und Fraktion
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    Rede von Ludwig Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Sozialdemokratische Fraktion ist der Überzeugung, daß der Augenblick kommen wird, wo wir gefragt werden, was wir in dieser Sache getan oder nicht getan haben. Die Rede des Herrn Kollegen Böhm ist psychologisch außerordentlich interessant. Juristisch steht er uns gar nicht fern; im Gegenteil, er hat sowohl in juristischer als auch tatsächlicher Hinsicht sehr vieles gesagt, was unsere Auffassung untermauert. Aber der Mensch versucht ja, wenn er an eine Sache nicht heran will, sich Rechtfertigungsgründe zu schaffen. Man hat versucht, diese Rechtfertigungsgründe durch die Erklärung des Bundesjustizministeriums zu schaffen: Die meisten Fälle sind abgeurteilt; was noch kommt, sind nur Nachzügler, da wird nichts Besonderes mehr dabei sein. Herr Kollege Böhm, der zunächst anderer Meinung war, hat diese Auffassung des Bundesjustizministeriums an-



    Metzger
    genommen, eine Auffassung, die nichts anderes als eine Meinung ist, die in keiner Weise durch Tatsachen belegt werden kann.
    Tatsache ist schließlich, ,daß vor ganz kurzer Zeit der Koordinierungsausschuß — so möchte ich ihn einmal nennen — in Ludwigsburg geschaffen worden ist, daß er jetzt angefangen hat, zunächst einmal festzustellen, was los ist. Tatsache ist — das hat uns der Herr Bundesjustizminister selbst vorgetragen —, daß in Zukunft Tausende von Fällen behandelt werden, und kein Mensch — auch der Justizminister nicht — kann wissen, was bei diesen Prozessen herauskommt. Die Erfahrung lehrt, daß bei all diesen Prozessen eine Menge Material herausgekommen ist, ,das man vorher nicht gekannt hat. Es ginge mit ganz sonderbaren Dingen zu, wenn in diesen Prozessen mit Tausenden Angeklagten nicht eine ganze Reihe neuer Tatbestände und neuer Täter entdeckt würden, die von Rechts wegen verfolgt werden müßten.
    Es kommt folgendes hinzu. Der Justizminister sagt uns selbst, er habe die Absicht, jetzt Beamte nach Amerika zu schicken. Der Justizminister hat uns nicht gesagt — was wir aber wissen —, daß in Amerika heute noch ganze Aktenpakete liegen, aus denen sich ergibt, welche nationalsozialistischen Verbrechen begangen worden sind. Es kann gar keinen Zweifel geben, daß sich beim Studium dieser Aktenpakete noch eine große Zahl von Fällen ergeben wird. Das Wort von den Nachzüglern ist sehr schön zur Beruhigung unseres Gewissens, steht aber mit den Tatsachen nicht im Einklang. Abgesehen davon, selbst wenn es nur Nachzügler wären, bedeutet das immerhin, daß es noch einige hundert Fälle sein könnten. Das wäre für uns ein genügender Grund, uns zu überlegen, ob wir die Dinge einfach laufen lassen dürfen.
    Der Justizminister weist mit Recht darauf hin, daß die Mordfälle nicht verjähren. Er hat zunächst nicht gesagt, daß die Beihilfe zum Mord zum Teil verjährt, zum Teil aber nicht. Er tut so, als wenn all die Fälle Mordfälle wären und damit erfaßt werden könnten. Tatsache ist — das wissen wir aus Erfahrung, .das weiß der Justizminister so gut wie wir auch —, daß die Gerichte in einer großen Zahl von Fällen, wo Mord ,das Allerwahrscheinlichste ist, aus Mangel an Beweisen trotzdem zu Verurteilungen wegen Totschlags gekommen sind. In Zukunft wird es sehr leicht sein, bei allen Fällen, wo man Zweifel hat, zu sagen: Totschlag; das Verfahren wird wegen Verjährung eingestellt. Die Frage ist: können und dürfen wir das verantworten?
    Es wird hier mit Recht viel von der Rechtsstaatlichkeit gesprochen. Die Rechtsstaatlichkeit hat eine formelle und eine materielle Seite. Uns Juristen liegt es natürlich sehr, darauf zu achten, daß die formellen Bestimmungen strikt eingehalten werden, weil wir mit Recht fürchten, ,daß, wenn wir ,das nicht tun, Konsequenzen entstehen können. Aber die Rechtsstaatlichkeit hat auch eine materielle Seite. Wenn wir ,die Rechtsstaatlichkeit als Ganzes nehmen, müssen wir von Fall zu Fall prüfen, was mehr Gewicht hat, die formelle oder die materielle Seite. Wir stehen vor ,der Frage: kann man es ertragen,
    daß Menschen, die schwerste Verbrechen begangen haben, die durch diese Verbrechen mitgeholfen haben, ,daß die Rechtsunsicherheit bei uns entstanden ist, unter Berufung auf diese Rechtsunsicherheit, die sie mit uns herbeigeführt haben, sagen: Die Verjährung ist eingetreten, und deswegen dürfen wir nicht mehr verfolgt werden.
    In den Bemerkungen des Justizministeriums, die uns schriftlich vorgelegt worden sind, steht ein ganz sonderbarer Satz, der mich schockiert hat, muß ich Ihnen sagen. Da heißt es:
    Eine solche Maßnahme könnte infolge ihrer Widersprüchlichkeit
    — nämlich das, was wir beabsichtigen —
    dem Vorwurf nicht entgehen, als Ausnahmegesetz einer politischen Augenblickssituation Rechnung getragen zu haben.
    — „als Ausnahmegesetz einer politischen Augenblickssituation"! —
    Damit würde aber für die Betroffenen
    — das heißt also, für die nationalsozialistischen Schwerverbrecher —
    der Ansatzpunkt geschaffen, sich als Opfer einer politischen Justiz zu fühlen.
    Wenn ein Justizministerium so argumentiert, weiß ich nicht mehr, was ich dazu sagen soll. Also, man geht davon aus, daß sich diese Verbrecher, diese Leute, die nach allen Regeln der Kunst eine politische Justiz ausgeübt haben, unter Umständen als Opfer einer politischen Justiz fühlen könnten.
    Nun kommt der andere Einwand. Es wird gesagt, das Argument eines Stillstands der Rechtspflege, mit den beschränkten Möglichkeiten der Strafverfolgung usw., sei gar nicht so ernst zu nehmen; denn das, was in dieser Richtung geschehen könne, sei bereits geschehen, in Wirklichkeit habe die Justiz funktioniert.
    Von dem Herrn Kollegen Böhm ist schon überzeugend dargelegt worden — wer ihm genau zugehört hat, hat das bemerkt —, daß die Justiz nicht funktionieren konnte. Er hat von einer teilweisen Behinderung gesprochen. Eine teilweise Behinderung ist de facto eine totale Behinderung. Auch wenn ich nur teilweise an der Durchführung einer Sache behindert bin, kann ich sie eben nicht durchführen. Daß eine teilweise Behinderung bestanden hat, ist eine Tatsache, das kann nicht bestritten werden. Herr Kollege Böhm hat mit Recht darauf hingewiesen, daß Akten lange Zeit nicht zur Verfügung standen. Ich darf hinzufügen: auch heute stehen Akten noch nicht zur Verfügung, z. B. die Akten, die drüben in Amerika liegen. Das ist eine Behinderung; daran kann man gar nicht zweifeln.
    Meine Damen und Herren, die Dinge verharmlosen kann nur jemand, der vielleicht irgendwo an der Spitze war und nicht weiß, was unten passiert ist. Ich war in jenen Jahren Oberbürgermeister einer mittelgroßen Stadt. Ich weiß, wie stark man allein in der Kriminalpolizei behindert war — und die gehört mit dazu —, weil man teils wegen der



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    Entnazifizierung, teils wegen anderer Maßnahmen, dar nicht die genügende Anzahl von Beamten haben konnte. Ich weiß auch, wie die Gerichte funktioniert haben, bei denen viele Richterstellen nicht besetzt werden konnten, weil wegen der Entnazifizierung nicht genügend Richter da waren. Das ist doch Tatsache. Dieser Zustand dauerte lange Jahre. Das kann niemand bestreiten. Das alles müssen wir in Betracht ziehen.
    Der Herr Kollege Böhm hat vom Grundsatz der Gleichheit und von der Ungerechtigkeit gegenüber den gewöhnlichen gemeinen Verbrechern gesprochen. Der Herr Justizminister hat betont, daß die Gerichte trotz alledem viele politische Prozesse durchgeführt haben, daß viele Verbrecher verfolgt worden sind. Gerade dadurch aber ist eine teilweise Verstopfung in dem Geschäftsgang eingetreten, und deswegen konnte die Justiz sowohl in bezug auf die politischen als auch auf die gemeinen Verbrechen nicht funktionieren. Es ist klar, daß damit auch die gemeinen Verbrecher nicht so verfolgt werden konnten, wie das nötig gewesen wäre. Auf einen solchen Ansturm war die .Justiz nicht gefaßt. Das haben wir nach dem Ende der nationalsozialistischen Zeit erlebt. Als die Vorschriften über die Verjährung im Strafgesetzbuch gemacht wurden, ahnte kein Mensch, daß jemals so etwas kommen könne.
    Die Justiz war also weitgehend verstopft. Das ist eine Tatsache. Wer unten mit den Dingen zu tun hatte, weiß das. Nur der, der oben saß, mag es nicht wissen. Von oben hat sich die Sache vielleicht ganz schön angesehen. Jedenfalls muß ich das bei demjenigen annehmen, der die Dinge so auslegen will. Unten war das ganz anders. Viele Taten konnten also nicht verfolgt werden.
    Der Herr Justizminister meinte, der Fall Eichmann brauche kein Grund zur Beunruhigung zu sein; denn daß die Bundesregierung versuchen werde, eine Auslieferung zu erreichen, darüber könne kein Zweifel bestehen. Er hat dabei den entscheidenden Punkt nicht getroffen. Daß die Bundesregierung so handeln wird, will ich gern glauben. Entscheidend ist aber, daß man im letzten Augenblick noch Schwerstverbrecher entdeckt.

    (Abg. Dr. Weber [Koblenz] : Seine Taten waren schon lange entdeckt; es lag Haftbefehl gegen ihn vor!)

    — Schön; aber es gibt doch andere, die sind nicht entdeckt, Herr Kollege. Wer will behaupten, daß nach dem Ablauf der Fristen — vorausgesetzt, daß wir sie ablaufen lassen — nicht solche schwersten Verbrecher entdeckt werden? Wollen wir dann sagen, ein Herr Eichmann, oder wer es sonst sei, seien Nachzügler, und darauf komme es nicht so sehr an?
    Wir sprechen hier von rechtsstaatlichem Denken. Ich kann dazu nur sagen: es ist doch unerträglich, daß in einem Rechtsstaat so etwas möglich sein soll. Herr Kollege Böhm und andere haben vorgetragen, daß die Justiz — sowohl auf Grund der Zusammensetzung, als auch auf Grund dessen, was auf sie eingedrungen ist — überfordert war. Trotzdem sollen wir zugeben, daß die Verjährungsfristen in einer normalen Weise ablaufen. Wenn das geschieht, dann werden die Verbrecher sich die Hände reiben und sich über uns lustig machen, weil wir nichts getan haben. Diese Sache wird sich psychologisch sehr schwer auswirken.
    Zu den Rechtsfragen ist schon viel gesagt worden. Herr Kollege Bucher hat eingewendet, daß in der amerikanischen Zone die Verjährungsfristen zum Teil schon abgelaufen seien und daß wir nicht neue Verjährungsfristen setzen könnten. Diese Betrachtung trifft rechtlich nicht zu. Wenn wir dieses Gesetz erlassen, dann ist die Verjährungsfrist nicht abgelaufen, denn dann beginnt die Verjährung später. Hier wird keine neue Verjährungsfrist in Lauf gesetzt, sondern hier läuft die laufende Verjährungsfrist weiter. Das ist doch rechtlich das Entscheidende.
    Es wird auch davon gesprochen, die Rechtsprechung habe sich hinsichtlich der Beurteilung der Verjährung als Rechtsinstitut noch nicht genügend gefestigt. Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß der Bundesgerichtshof bereits im Jahre 1951 entschieden hat:
    Durch den Ablauf der Verjährungsfrist ist die Strafbarkeit der Tat, die ihr kraft eines Unrechtsgehalts innewohnt, nicht aufgehoben worden.
    Die Strafbarkeit besteht weiter, auch wenn die Verjährungsfrist abgelaufen ist.
    Die Verjährung schließt nur ihre Bestrafung trotz Bestehenbleibens der strafrechtlichen Schuld aus, weil das öffentliche Interesse an ihrer Verfolgung erloschen ist.
    Wer von uns, meine Damen und Herren, will behaupten, daß das öffentliche Interesse an der Verfolgung dieser Straftaten erloschen sei? Dieses Interesse muß in einer besonders lebhaften Weise weiter bestehen.
    Wo steht geschrieben, daß wir als Gesetzgeber die Aufgabe haben, Gesetze auszulegen? Es wird dauernd auf den § 69 des Strafgesetzbuches Bezug genommen. Es wird gefragt, wie der zu verstehen sei, welcher Rechtsgedanke dahinterstehe. Das zu entscheiden, ist die Aufgabe von Gerichten. Wir haben nicht die Aufgabe, Gesetze auszulegen. Wir haben die Aufgabe, Recht zu setzen. Wer hindert den Gesetzgeber daran, eine gesetzliche Bestimmung zu ändern, die in der Vergangenheit erlassen worden ist, die überholt und unzulänglich geworden ist, und dafür zu sorgen, daß Recht gesetzt wird, das den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung trägt? Meine Damen und Herren, vergessen Sie nicht, Sie haben damit, daß Sie Gesetzgeber und nicht Richter sind, eine ganz große Verantwortung. Sie haben nicht Gesetze auszulegen, sondern Sie haben Recht zu setzen, das der Gerechtigkeit und dem rechtsstaatlichen Denken entspricht. Darum geht es.
    Wir hätten die Möglichkeit, den § 69 zu ändern, wenn es darum ginge. Aber wir brauchen ihn gar nicht zu ändern. Wir können ein Gesetz erlassen, wie es von uns vorgelegt worden ist, das festlegt, daß die Verjährungsfrist aus sehr beachtlichen und



    Metzger
    zwingenden Gründen zunächst bis zu, einem bestimmten Zeitpunkt nicht läuft und daß sie erst von diesem Zeitpunkt an zu laufen beginnt. Diese Möglichkeit besteht.
    Mit Recht ist schon darauf hingewiesen worden, niemand könne behaupten, der Missetäter habe durch den § 69 StGB oder durch irgendeine andere Bestimmung eine Rechtsgarantie erlangt, die ihm nicht genommen werden könne. Davon kann gar keine Rede sein. Die Rechtsprechung sowohl des Bundesverfassungsgerichts als auch des Bundesgerichtshofs — ich habe aus einer Entscheidung des Jahres 1951 einige Sätze verlesen — ist gefestigt und vernünftig; man kann gegen sie nichts sagen. Wir als Gesetzgeber müssen uns entscheiden, ob wir uns auf die Seite der vernünftigen Rechtsprechung stellen oder ob wir die Rechtsauslegung bejahen, die Zweifel aufkommen läßt. Ich glaube, es ist unsere Aufgabe, uns auf die Seite der Rechtsprechung zu schlagen, die uns die Möglichkeit gibt, politisch und gesetzgeberisch das Vernünftige zu tun. Warum wollen wir uns auf die zweifelhafte Seite schlagen? Wie kommen wir dazu? Das können wir doch nur dann tun, wenn wir politisch etwas, was notwendig ist, nicht wollen. Das aber ist die Frage: Wollen wir das? Wir stehen hier nicht vor der Entscheidung einer juristischen Frage, wir stehen hier vor der Entscheidung einer politischen Frage.
    Ich habe vorhin betont: ich bin der Meinung, daß die Gerichte, daß die Justizverwaltungen eine ganze Menge getan haben; so viel getan haben, daß zum Teil die Gerichte sogar verstopft waren. Aber andererseits ist es doch auch nicht ganz so, wie der Herr Justizminister gesagt hat: daß alles geschehen ist. Ich will Ihnen ein Beispiel sagen. Im Jahre 1952 hat die griechische Regierung eine ganze Reihe von Aktenbündeln an die deutsche Regierung abgegeben, aus denen sich ergibt, daß in Griechenland nationalsozialistische Verbrechen begangen worden sind. Diese Sache ist liegengeblieben bis zum Jahre 1957; man hat in dieser ganzen Zeit nichts getan. Das Ergebnis dieses Nichtstuns war dann der Prozeß gegen Merten in Athen. Ich bin den Verdacht nicht ganz los, daß es da und dort auch einen gibt, der gar kein allzu großes Interesse daran hat, den nationalsozialistischen Verbrechen wirklich bis zum letzten nachzugehen. Darauf deutet der Satz hin, den ich vorhin verlesen habe.
    Ich zitiere einen weiteren Satz aus der Stellungnahme des Justizministers. Es heißt dort auf Seite 9:
    Damit
    — das heißt also: mit der Verlängerung der Verjährungsfrist —
    würde das Vertrauen in die allgemeine Gültigkeit der strafrechtlichen Grundnormen erschüttert.
    Das sind die Argumente gefühlsmäßiger Art, mit denen man arbeitet: das Vertrauen in die Grundnormen des Strafrechts würde erschüttert. Meine Damen und Herren, wir stehen nicht vor der Frage, ob das Vertrauen in die strafrechtlichen Grundnormen erschüttert wird - das kann nicht erschüttert werden, das ergibt die Rechtsprechung —, aber wir stehen vor der Frage, ob das Vertrauen in die, die politisch zu handeln haben, in die, die Recht zu setzen haben, erschüttert wird. Diese Gefahr ist viel größer. Das sollten wir bedenken, meine Kollegen auch von den anderen Parteien, nicht nur von der SPD. Wir ziehen an einem Strang, und unter Ihnen gibt es genügend Leute, die gerade in diesen Dingen genauso denken wie wir auch. Wir stehen doch vor der Frage: Wollen wir sehenden Auges zulassen, daß der Zeitpunkt eintritt, wo wir mit gebundenen Händen dastehen und die Verbrecher sich über uns eins lachen und uns damit vor der ganzen Welt als unglaubwürdig hinstellen? Oder wollen wir politisch die Konsequenzen ziehen, wollen wir uns zu einer Tat aufraffen, wollen wir politisch etwas tun, was notwendig ist: Recht zu setzen, das es unmöglich macht, daß Menschen, die dieses Recht mit Füßen getreten haben, sich dann noch darauf berufen können, daß sie aus Rechtsgründen trotz ihres schweren Unrechts nicht mehr verfolgt werden können?

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, ich appelliere an alle in diesem Haus, in dieser Sache sich jetzt kurz zu fassen; geschähe das nicht, müßte ich für morgen eine Plenarsitzung anberaumen. Das wäre sehr mißlich, weil wir morgen eine Reihe von Ausschuß-Sitzungen haben.
Das Wort hat der Abgeordnete Schneider (Lollar).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludwig Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will der Mahnung des Herrn Präsidenten folgen, obwohl ja immer, wenn wir drankommen, gesagt wird, man solle sich kurz fassen; aber ich nehme das hin.
    Auch wir lehnen diesen Gesetzentwurf ab, wie ich das schon im Rechtsausschuß eindeutig kundgetan habe.
    Ich will an die Bemerkung anknüpfen, die Sie, Herr Kollege Bucher, vorhin machten, mein Kollege Schneider (Bremerhaven) habe irgend etwas gemurmelt, die anderen täten auch nichts, um die Verbrechen zu sühnen, die sie in Deutschland begangen hätten. Ich weiß nicht, ob es zutrifft, ,daß etwas dieses Inhalts gemurmelt worden ist. Jedenfalls möchte ich nicht, daß es so ausgelegt wird, als ob mein Kollege Schneider (Bremerhaven) nicht wolle, wie wir alle es wollen, ,daß nationalsozialistische Verbrechen wirklich gesühnt werden.
    Die Frage ist hier nur: Ist ,das, was in dem Entwurf vorgesehen ist, ein richtiger Weg dahin? Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben die Frage, um die es geht, hier schon einmal angeschnitten, nämlich bei einem Gesetz im Jahre 1956. Von dieser Entscheidung abzugehen, könnte überhaupt nur verantwortet werden, wenn wir nachträglich Tatsachen hätten feststellen können, die so gravierend sind, daß sich dieses Abgehen in etwa verantworten ließe.



    Dr. Schneider (Lollar)

    Aber das ist ja gar nicht der Fall. Was das Funktionieren unserer Justiz nach 1945 anlangt, so waren die Tatbestände im Jahre 1956 genauso bekannt, wie sie uns heute bekannt sind. Die Justiz hat sehr bald wieder funktioniert, sie hat sogar sehr gut funktioniert. Ich habe leider nicht nachgesehen, wann ich an der Strafkammer Gießen die erste Strafverteidigung im Falle eines nationalsozialistischen Verbrechens gehabt habe. Aber es waren eine ganze Reihe, beinahe Dutzende von Taten aus den Jahren 1933 und 1934 und Taten der Kristallnacht darunter. Alles das wurde dort schon abgeurteilt, und es gab sehr schwere Urteile. Also es ist nicht so, daß die Justiz überhaupt nicht funktioniert hätte.
    Wenn Sie sagen, Herr Kollege Metzger, die Justiz sei verstopft gewesen, so heißt das doch: die Akten waren schon da; sie konnten nur nicht so schnell bearbeitet werden, wie das nötig gewesen wäre. Aber in all diesen Fällen war doch, auch wenn die Gerichte verstopft waren, die Verjährung durch eine richterliche Handlung unterbrochen. Darüber besteht doch kein Zweifel. Also ist doch der Hinweis darauf, daß die Gerichte verstopft waren, gar kein Argument.
    Dann haben Sie gesagt, die Zentralstelle in Stuttgart sei erst so spät konstituiert worden. Ja, wessen Schuld ist denn das? Ist das vielleicht die Schuld des Bundestages? Dann hätten sich die Länder eben früher besinnen müssen. Die Tatbestände waren ja bekannt. Dann hätten sie eben früher koordinieren müssen.

    (Zuruf des Abg. Metzger.)

    Vielleicht liegt es an der überspitzt föderativen Gestalt unserer Bundesrepublik. Aber das will ich heute nicht anrühren. Ich habe ja auch bloß „vielleicht" gesagt. Dann hätte man eben in Stuttgart früher etwas tun sollen, als man es getan hat.
    Nun möchte ich aber auch noch ein politisches Wort sagen. Warum ist das denn in letzter Zeit wieder so hochgespielt worden? Warum kommt denn der ganze Komplex wieder so auf uns zu? Warum denn? Weil der Osten jetzt auf einmal seine Archive öffnet, weil der Osten uns jetzt die Dinge schickt. Warum tut er das? Doch nicht, um all die Täter einer gerechten Bestrafung zuzuführen! Er tut das doch aus wohlüberlegten politischen Gründen. Er tut es nämlich, um unseren Staat zu diffamieren, um die Politik Moskaus zu unterstützen, die in der ganzen Welt versucht, uns, diese Bundesrepublik, wieder als einen neofaschistischen, als einen militaristischen, als einen revanchistischen Staat hinzustellen. Das ist doch das Motiv der Leute da drüben und nicht das Verlangen nach Gerechtigkeit.