Rede:
ID0307500200

insert_comment

Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 3075

  • date_rangeDatum: 12. Juni 1959

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:02 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:10 Uhr

  • fingerprintRedner ID: Nicht erkannt

  • perm_identityRednertyp: Präsident

  • short_textOriginal String: Vizepräsident Dr. Becker: info_outline

  • record_voice_overUnterbrechungen/Zurufe: 0

  • subjectLänge: 4 Wörter
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 4
    1. Gestatten: 1
    2. Sie: 1
    3. eine: 1
    4. Zwischenfrage?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 75. Sitzung Bonn, den 12. Juni 1959 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1959 (Haushaltsgesetz 1959) (Drucksachen 650, 1050 bis 1079); Zusammenstellung der Beschlüsse in zweiter Beratung (Drucksache 1150) — Fortsetzung der dritten Beratung — Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . . 4065 B Dr. Schröder, Bundesminister . . . 4076 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) . . . . 4081 D Dr. Bechert (SPD) 4082 D Schmitt (Vockenhausen) (SPD) . 4084 C Frau Dr. Dr. h. c. Lüders (FDP) . 4085 C Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) . . 4086 A Brand (CDU/CSU) 4087 D Frau Korspeter (SPD) . . . . . 4088 B Dr. Stammberger (FDP) . . . . 4089 A Dr. Schellenberg (SPD) . . . . 4091 A Einzelplan 09, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft; in Verbindung mit Einzelplan 24, Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, und Entwurf eines Gesetzes über eine Untersuchung der Erzeugungs- und Absatzbedingungen der deutschen Kohlewirtschaft (SPD) (Drucksache 19); Mündlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksache 1135) — Zweite Beratung — Dr. Deist (SPD) . . . . 4093 C, 4118 D Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 4104 D, 4119 D Dr. Lindrath, Bundesminister . . . 4111 C, 4120 A Dr. Atzenroth (FDP) . . . . . . 4113 A Schmücker (CDU/CSU) . 4116 C, 4117 D Dr. Menzel (SPD) 4117 B Frau Dr. Dr. h. c. Lüders (FDP) . 4118 B Ritzel (SPD) . . . . . 4118 C, 4120 A Einzelplan 05, Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts Gewandt (CDU/CSU) 4120 C Majonica (CDU/CSU) . . . . . 4141 B Dr. von Merkatz, Bundesminister 4141 D, 4145 B Dr. Meyer (Fankfurt) (SPD) . . 4142 A Kühn (Köln) (SPD) 4146 A Frau Dr. Dr. h. c. Lüders (FDP) . 4146 B Einzelplan 14, Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung Schultz (FDP) 4121 C Merten (SPD) . . . . . 4123 B, 4135 C Strauß, Bundesminister . 4126 D, 4136 D Koenen (Lippstadt) (SPD) . . . . 4134 A Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 4134 C Keuning (SPD) . . . . . . . . 4134 C Dr. Kliesing (CDU/CSU) 4138 C Schneider (Bremerhaven) (DP) . 4139 A Erler (SPD) 4140 A Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Seither (SPD) 4146 D Einzelplan 11, Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Mischnick (FDP) . 4147 B, 4148 C, 4149 C Bading (SPD) . . . . 4147 B, 4148 B Etzel, Bundesminister 4147 D Horn (CDU/CSU) 4149 A Ritzel (SPD) 4149 B Geiger (Aalen) (SPD) 4151 A Storch (CDU/CSU) . . . . . . 4151 D Dr. Schellenberg (SPD) 4152 B Einzelplan 25, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungsbau Dr. Brecht (SPD) . . . . . . 4153 A Brese (CDU/CSU) 4154 D Frau Berger-Heise (SPD) 4155 B, 4156 A Lücke, Bundesminister 4155 D Dr. Czaja (CDU/CSU) 4156 A Einzelplan 26, Geschäftsbereich des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte . . . . . . 4156 D Einzelplan 33, Versorgung Kreitmeyer (FDP) . . . . . . 4157 A Einzelplan 36, Zivile Notstandsplanung Ritzel (SPD) 4122 C Dr. Vogel (CDU/CSU) 4123 A Schmitt (Vockenhausen) (SPD) . 4157 A Einzelplan 60, Allgemeine Finanzverwaltung Dr. Vogel (CDU/CSU) 4157 C Haushaltsgesetz 1959 Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . 4157 D Niederalt (CDU/CSU) 4158 A Jahn (Marburg) (SPD) 4159 B Etzel, Bundesminister 4159 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung (FDP) (Drucksache 1152) — Fortsetzung der ersten Beratung — 4142 A Antrag der Fraktionen der DP, CDU/CSU betr. Angleichung des Haushaltsjahrs an das Kalenderjahr und Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1958; Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksachen 1124, 237, Umdruck 153) 4162 B Nächste Sitzung 4162 D Anlagen 4163 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 4065 75. Sitzung Bonn, den 12. Juni 1959 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    *) Siehe Anlage 40. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Arndt 12. 6. Bauknecht 13. 6. Bausch 29. 6. Berendsen 31. 7. Bergmann 12. 6. Blachstein 12. 6. Börner 12. 6. Dr. Burgbacher 12. 6. Dr. Dehler 12. 6. Deringer 12. 6. Eilers (Oldenburg) 12. 6. Even (Köln) 12. 6. Dr. Franz 12. 6. Dr. Frede 20. 6. Dr. Friedensburg 12. 6. Frau Friese-Korn 12. 6. Dr. Fritz (Ludwigshafen) 12. 6. Geiger (München) 12. 6. Glahn 12. 6. Dr. Gleissner (München) 6. 7. Gottesleben 20. 6. Dr. Gradl 12. 6. Dr. Greve 4. 7. Dr. Gülich 1. 8. Dr. Hesberg 8. 7. Heye 12. 6. Höcherl 12. 6. Illerhaus 12. 6. Jahn (Frankfurt) 11. 7. Jaksch 30. 6. Dr. Knorr 20. 6. Köhler 4. 7. Dr. Kreyssig 12. 6. Kühlthau 26. 6. Lenz (Brühl) 12. 6. Leukert 12. 6. Lücker (München) 15. 6. Dr. Maier (Stuttgart) 27. 6. Margulies 12. 6. Matthes 15. 6. Frau Dr. Maxsein 12. 6. Memmel 20. 6. Müller-Hermann 12. 6. Munzinger 12. 6. Neuburger 12. 6. Dr. Oesterle 13. 6. Pernoll 20. 6. Dr. Pferdmenges 13. 6. Dr. Preusker 12. 6. Pusch 20. 6. Dr. Ratzel 12. 6. Frau Renger 19. 6. Rohde 12. 6. Ruhnke 12. 6. Ruland 12. 6. Scharnowski 12. 6. Scheel 11. 7. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Schmidt (Hamburg) 13. 6. Dr. Schneider (Lollar) 20. 6. Siebel 12. 6. Stahl 15. 6. Stenger 12. 6. Theis 12. 6. Wacher 12. 6. Walpert 12. 6. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 19. 6. Wegener 20. 6. Wittmer-Eigenbrodt 12. 6. Dr. Zimmermann 12. 6. b) Urlaubsanträge Dr. Jordan 19. 6. Frau Dr. Steinbiß 19. 6. Anlage 2 Umdruck 269 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 36 Zivile Notstandsplanung (Drucksachen 650 Anlage, 1076). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine unabhängige Studienkommission einzusetzen, die die Aufgabe hat, zu prüfen, welche Schutzmaßnahmen für den Schutz der Bevölkerung sinnvoll sind. Bonn, den 2. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 . Umdruck 279 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 33, Versorgung (Drucksachen 650 Anlage, 1074). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, zu überprüfen, wieweit ehemalige Berufssoldaten, die Übergangsgehaltsempfänger sind, als Ergänzungsoffiziere oder -unteroffiziere bei dem weiteren Aufbau der NATO-Kontingente der Bundeswehr, der territorialen Landesverteidigung und des zivilen Bevölkerungsschutzes Verwendung finden können. Die Bundesregierung hat dem Bundestag über das Ergebnis der Überprüfung bis zum 30. September 1959 zu berichten. Bonn, den 2. Juni 1959. Kreitmeyer Lenz (Trossingen) und Fraktion 4164 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 Anlage 4 Umdruck 280 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 36 Zivile Notstandsplanung (Drucksachen 650 Anlage, 1076). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis zur Einbringung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960 in einem Weißbuch der Öffentlichkeit Umfang und Erfordernisse des zivilen Bevölkerungsschutzes darzustellen. Bonn, den 2. Juni 1959 Kreitmeyer Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 5 Umdruck 281 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 14, Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung (Drucksachen 650 Anlage, 1063). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Friedensstärken der NATO-Kontingente der Bundeswehr sind um 12 vom Hundert zu erhöhen. Das Fehl an Unteroffizierstellen darf durch Mannschaften aufgefüllt werden. 2. Offizieren und Unteroffizieren auf Zeit ist am Ende ihrer Dienstzeit neben den bestehenden Abfindungsmöglichkeiten die Übernahme in den öffentlichen Dienst zu gewährleisten, wenn sie die hierfür erforderlichen Prüfungen abgelegt haben. 3. Die Bundesregierung wird ersucht, mehr als bisher der Heimatverteidigung Aufmerksamkeit zu schenken und dem Deutschen Bundestag bis zum 30. September 1959 über die erforderlichen Maßnahmen zu berichten. Bonn, den 2. Juni 1959 Kreitmeyer Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 282 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 11, Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 650 Anlage, 1060). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 10 — Kriegsopferversorgung und gleichartige Leistungen — Die Bundesregierung wird ermächtigt: 1. in dem Entwurf des Haushaltsgesetzes 1960 das Kapitel — Kriegsopferversorgung und gleichartige Leistungen — in den Einzelplan 14, Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung, einzustellen; 2. die organisatorischen Vorbereitungen für die Übertragung der Kriegsopferversorgung und gleichartige Leistungen an das Bundesministerium für Verteidigung zum 1. April 1960 zu treffen und dem Deutschen Bundestag über das Ergebnis der Vorbereitungen bis zum 31. Dezember 1959 zu berichten. Bonn, den 2. Juni 1959 Dr. Rutschke Dr. Bucher und Fraktion Anlage 7 Umdruck 288 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055). Der Bundestag wolle beschließen: Der Haushaltsausschuß wird beauftragt, die für das Stresemann-Ehrenmal vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel auf ihre zweckentsprechende Verwendung zu überprüfen, Bonn, den 3. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 8 Umdruck 289 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055). Der Bundestag wolle beischließen: Zu Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen — Die Bundesregierung wird ersucht, umgehend die Verhandlungen mit den Trägern des Instituts für Zeitgeschichte in München über eine Rechtsgrundlage für das Institut abzuschließen, damit das Institut eine tragfähige Rechtsgrundlage erhält. Bonn, den 3. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 303 Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Vogel, Schoettle, Lenz (Trossingen), Dr. Schild und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 650 Anlage, 1059). Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 4165 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag den Entwurf eines Gesetzes vorzulegen, das im Rahmen der geltenden Marktordnung die in der Gliederung und dem Aufbau der Einfuhr- und Vorratsstellen aufgetretenen Mängel beseitigt, ihre Unterstellung unter Berücksichtigung der politischen Verantwortung des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, ähnlich wie es beim Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft geschehen ist, neu ordnet und zugleich die Einfuhr- und Vorratsstellen in zweckmäßiger Weise mit der Außenhandelsstelle zusammenfaßt. Bonn, den 3. Juni 1959 Dr. Vogel Dr. Conring Giencke Dr. Götz Leicht Niederalt Dr. Stecker Frau Rösch Schoettle Dr. Schäfer Lenz (Trossingen) Kreitmeyer Dr. Schild Anlage 10 Umdruck 304 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 05, Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen 650 Anlage, 1054). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. bei Wirtschafts- und Kreditverhandlungen mit ausländischen Regierungen, auch bei Verhandlungen über die wirtschaftliche Erschließung von überseeischen Gebieten, sowie bei der Durchführung entsprechender Vereinbarungen ,die Belange der deutschen Seeschiffahrt in besonderem Maße zu berücksichtigen; 2. bei Gewährung von Finanzierungs- und Kredithilfen in der Form von Bundeskrediten und unmittelbaren Bundesgarantien durch entsprechende Vereinbarungen sicherzustellen, daß die Vertragspartner für die Beförderung von Gütern im zwischenstaatlichen Handel keine Maßnahmen treffen, welche die Beteiligung der deutschen Flagge ausschließen oder erschweren. Bonn, den 3. Juni 1959 Müller-Hermann Gewandt Krammig Scharnberg Dr. Krone und Fraktion Anlage 11 Umdruck 308 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP, DP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 650 Anlage, 1059). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag begrüßt die in Einzelplan 06 zum Ausdruck kommende Vereinigung der Bundesanstalten für Landeskunde und Raumforschung. Er ist der Auffassung, daß diese Entwicklung der Rationalisierung und Koordinierung fortgeführt werden muß. So müßte die bisherige Bundesanstalt für Naturschutz und Landschaftspflege — selbstverständlich unter Wahrung der fachlichen Weisungsbefugnis des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — ebenfalls in diese Bundesanstalt einbezogen werden. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, dies nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Sparsamkeit, sondern auch im Hinblick darauf zu prüfen, daß die so wichtigen Aufgaben des Naturschutzes und der Landschaftspflege mit höherem praktischem Nutzen als bisher wahrgenommen werden können. Der Bundestag ersucht ferner die Bundesregierung, erneut zu prüfen, ob die geplante Eingliederung der Bundesanstalt für Vegetationskartierung in die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft richtig ist. Tatsächlich gehen die Aufgaben der Vegetationskartierung über den verhältnismäßig eng begrenzten Bereich der Forst- und Holzwirtschaft weit hinaus. Es sollte erwogen werden, ob nicht auch die Bundesanstalt für Vegetationskartierung der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung angegliedert werden kann. Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag einen entsprechenden Bericht bis zum 30. September 1959 vorzulegen. Bonn, den 5. Juni 1959 Dr. Krone und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Lenz (Trossingen) und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 12 Umdruck 309 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird ersucht, dringende Bedürfnisse im Bereich der Wissenschaft, insbesondere Bauvorhaben an wissenschaftlichen Hochschulen, in den Rechnungsjahren 1960 und 1961 in weiter verstärktem Umfange finanziell zu fördern. 4166 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 2. Die Bundesregierung wird ferner ersucht, die Verhandlungen mit den Ländern über die Abgrenzung der Zuständigkeiten des Bundes und der Länder im kulturellen Bereich baldmöglichst zum Abschluß zu bringen. 3. Um die finanzielle Grundlage für bedeutende Träger der überregionalen Forschung, insbesondere der Max-Planck-Gesellschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dauernd zu sichern und die Zuständigkeiten des Bundes in diesem Bereich klarer abzugrenzen, wird die Bundesregierung ersucht, vom Rechnungsjahr 1960 ab überregionale Einrichtungen des Königsteiner Abkommens in die finanzielle Trägerschaft des Bundes zu übernehmen und dadurch die Länder finanziell zu entlasten. Die wissenschaftliche Unabhängigkeit und die satzungsmäßige Selbstverwaltung dieser Forschungseinrichtungen soll durch die Finanzträgerschaft des Bundes nicht berührt werden. Eine angemessene Vertretung der Länder in den Organen dieser Forschungseinrichtungen ist vorzusehen. 4. In Verhandlungen mit den Ländern soll die Bundesregierung darauf hinwirken, daß die finanziellen Entlastungen, die als Folge dieser verstärkten Förderungsmaßnahmen des Bundes in den Länderhaushalten eintreten, zur zusätzlichen Förderung von kulturellen Aufgaben in den Ländern, insbesondere zur Förderung des Schulbaues in den Gemeinden, verwendet werden. Bonn, den 9. Juni 1959 Dr. Krone und Fraktion Anlage 13 Umdruck 312 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. A 06 02 — Allgemeine Bewilligungen —Folgendes neues Kap. A 06 02 Tit. 580 wird eingefügt: „Kapitel A 06 02 — Allgemeine Bewilligungen — Titel 580 Darlehen zur teilweisen Deckung des Nachholbedarfs der Krankenanstalten 25 000 000 DM Die Mittel sind gesperrt." Der Titel erhält folgende Erläuterung: „Zu Tit. 580 Bei den Krankenanstalten besteht ein großer Nachholbedarf. Hierbei handelt es sich um notwendige, bisher aus finanziellen Gründen unterbliebene Maßnahmen zur Verbesserung und Rationalisierung des Krankenhausbetriebes, insbesondere zur Entlastung des Krankenpflegepersonals. Diese Entlastung ist nicht zuletzt im Interesse der dringend notwendigen Verkürzung der Arbeitszeit und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals erforderlich. Der Bedarf für Rationalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit im Jahre 1957 auf 575 000 000 DM geschätzt worden. Eine Aufbringung dieser Kosten durch die Pflegesätze ist nach der Pflegesatzverordnung nicht möglich. Die bisherigen Unterstützungen des Bundes und der Länder reichten nicht aus, um die notwendigen Maßnahmen durchzuführen. Die Darlehen werden für eine teilweise Deckung des Nachholbedarfs der Krankenanstalten gewährt und sind unter Verzicht auf besondere Sicherheiten mit 2 v. H. jährlich zu tilgen. Die Darlehen werden ohne Zinszahlung gewährt. Die Mittel sind bis zum Erlaß der Richtlinien für die Gewährung der Darlehen gesperrt." Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 14 Umdruck 313 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055) . Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen —1. In Tit. 614 — Förderung der Wissenschaft a) Allgemeine und langfristige Förderung — (Drucksache 650 Anlage S. 28) wird der Ansatz von 121 500 000 DM um 18 470 000 DM auf 139 970 000 DM erhöht und dementsprechend in Nr. 2 der Erläuterungen der Ansatz von 85 000 000 DM um 18 470 000 DM auf 103 470 000 DM erhöht. 5. Folgender neuer Tit. 974 wird eingefügt: „Titel 974 Zur Beseitigung der durch Krieg und Kriegsfolgen verursachten Schulraumnot in Ländern und Gemeinden 300 000 000 DM Die Mittel sind gesperrt." Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 15 Umdruck 314 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 11, Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 650 Anlage, 1060, 1150). Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 4167 Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 13 — Sozialversicherung — Es wird folgender neuer Tit. 700 eingefügt: „Titel 700 Zuschüsse an die landwirtschaftlichen Alterskassen 60 000 000 DM". Der Titel erhält folgende Erläuterungen: „Zu Tit. 700 Die auf Grund des Gesetzes über eine Altershilfe für Landwirte vom 27. Juli 1957 (BGBl. I S. 1063) zu gewährenden Leistungen werden durch die Beitragseinnahmen der landwirtschaftlichen Alterskassen nicht gedeckt. Der jährliche Fehlbetrag beläuft sich z. Z. auf 60 000 000 DM. Um eine nicht vertretbare Erhöhung der Beiträge zu den landwirtschaftlichen Alterskassen zu verhüten und die Weitergewährung der gesetzlich festgelegten Leistungen für die Altershilfe der Landwirte sicherzustellen wird die Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben der landwirtschaftlichen Alterskassen durch Zuschüsse des Bundes gedeckt." Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 16 Umdruck 315 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 650 Anlage, 1060, 1150). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß die Bundesregierung der Entschließung vom 4. Juli 1958, wonach unverzüglich die Höhe der finanziellen Verpflichtungen des Bundes gegenüber den Trägern der Rentenversicherung für die Zeit vor dem 1. Januar 1957 festgestellt und dem Bundestag über das Ergebnis der Feststellungen berichtet werden sollte, bisher nicht nachgekommen ist. Der Bundestag stellt ferner fest, daß die Bundesregierung der Aufforderung, im Entwurf des Haushaltsgesetzes 1959 einen angemessenen Teilbetrag zur Abdeckung dieser Verpflichtung zu veranschlagen, nicht entsprochen hat. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, bis zum 30. September 1959 zu berichten, in welcher Weise die finanziellen Verpflichtungen des Bundes gemäß Artikel 2 § 47 Abs. 2 des Arbeiterrentenversicherungs-Neuregelungsgesetzes und Artikel 2 § 45 Abs. 2 des Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetzes erfüllt werden sollen. Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 17 Umdruck 318 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 14, Geschäftsbereich des Bundesministers für Verteidigung (Drucksachen 650, 1063). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 14 02 — Allgemeine Bewilligungen —1. In Tit. 300 — Zur Neudeckung von Ausgaberesten aus Vorjahren, deren Deckungsmittel für andere Zwecke verwendet worden sind — (Drucksache 650 Anlage S. 25) wird der Ansatz von 3 700 000 000 DM um 900 000 000 DM auf 2 800 000 000 DM gekürzt. Zu Kap. A 14 02 — Allgemeine Bewilligungen —2. In Tit. 300 — Zur Neudeckung von Ausgaberesten aus Vorjahren, deren Deckungsmittel für andere Zwecke verwendet worden sind — (Drucksache 650 Anlage S. 257) wird der Ansatz von 300 000 000 DM um 900 000 000 DM auf 1 200 000 000 DM erhöht. Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 18 Umdruck 319 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 24, Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (Drucksachen 650 Anlage, 1066). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 24 02 — Allgemeine Bewilligungen — Der Tit. 81 — Erlöse aus der Veräußerung von Anteilsrechten und der Liquidation von Bundesunternehmen — (Drucksache 650 Anlage S. 16) mit einem Ansatz von 50 000 000 DM wird gestrichen. Zu Kap. A 24 02 — Allgemeine Bewilligungen Es wird folgender neuer Titel eingefügt: „Titel 81 Erlöse aus der Veräußerung von Anteilsrechten und der Liquidation von Bundesunternehmen 50 000 000 DM". Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 19 Umdruck 320 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungsbau (Drucksachen 650 Anlage, 1067, 1150). 4168 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundesminister für Wohnungsbau wird aufgefordert, die durch die Bindungsermächtigungen bereitstehenden Darlehen zur Finanzierung des Wohnungsbaus für SBZ-Flüchtlinge im Jahre 1960 nach den bisher geltenden Bedingungen auf die Länder zu verteilen, um eine kontinuierliche Fortführung der Wohnungsbauprogramme für Flüchtlinge zu sichern. Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 20 Umdruck 321 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 25, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungsbau (Drucksachen 650 Anlage, 1067, 1150). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 25 01 — Bundesminister für Wohnungsbau —1. In Tit. 310 — Veröffentlichungen des Ministeriums - (Drucksache 1150 S. 4) wird der Ansatz von 940 000 DM um 850 000 DM auf 90 000 DM verringert und damit die Fassung der Regierungsvorlage wiederhergestellt. Zu Kap. 25 03 — Förderung des Wohnungsbaues —2. In Tit. 611 — Zuschüsse zur Baulandbeschaffung und -erschließung (Drucksache 1150 S. 5) wird der Ansatz von 3 000 000 DM um 850 000 DM auf 3 850 000 DM erhöht. Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 21 Umdruck 322 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Haushaltsgesetz 1959 (Drucksachen 650, 1079). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bei der Aufstellung des Haushaltsplans 1960 folgende Grundsätze zu berücksichtigen: a) Verschiebung der vermögenswirksamen Ausgaben vom ordentlichen in den außerordentlichen Etat b) Überprüfung der Subventionen c) Übernahme der Ausgleichsforderungen auf den Bund d) Änderung des Länderanteils an den Wiedergutmachungsleistungen e) Anwendung des § 75 Reichshaushaltsordnung f) Übernahme der Ausfälle durch die Grundsteuerbefreiung von Neubauten auf den Bund. Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 22 Umdruck 325 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 11, Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 650 Anlage, 1060, 1150). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 13 — Sozialversicherung — Es wird folgender neuer Tit. 700 eingefügt: „Titel 700 Zuschüsse an die landwirtschaftlichen Alterskassen 60 000 000 DM" Der Titel erhält folgende Erläuterung: „Zu Tit. 700 Die nach dem Gesetz über eine Altershilfe für die Landwirte vom 27. Juli 1957 (BGBl. I S. 1063) beschlossenen Leistungen werden durch die Beitragseinnahmen nicht gedeckt, obwohl die Beiträge der Alterskassen von 10 DM auf 12 DM monatlich erhöht worden sind. Durch die geplanten Strukturveränderungen wird die Zahl der beitragszahlenden Betriebe im Verhältnis zur Zahl der Empfänger von Leistungen aus den landwirtschaftlichen Alterskassen laufend absinken. Die bisherigen Inhaber der sich auflösenden Betriebe mit ihren arbeitsfähigen Abkömmlingen wandern in andere Berufszweige ab und erbringen ihre Leistungen zu den Sozialversicherungsträgern dieser Gruppen, während die alte Last bei den landwirtschaftlichen Alterskassen verbleibt. Der erforderliche laufende öffentliche Zuschuß an die landwirtschaftlichen Alterskassen fällt als sozialpolitische Maßnahme in den Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung." Bonn, den 9. Juni 1959 Weber (Georgenau) Dr. Mende und Fraktion Anlage 23 Umdruck 326 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 32, Bundesschuld (Drucksachen 650 Anlage, 1073, 1150). Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 4169 Der Bundestag wolle beschließen: Im Falle der Ablehnung des Antrags auf Umdruck 318: Zu Kap. 32 05 — Verzinsung und Tilgung —1. In Tit. 680 — Verzinsung der Anleihen des Bundes (einschließlich der laufenden jährlichen Tilgung) — (Drucksache 1073 S. 2) wird der Ansatz von 1 382 214 000 DM um 626 779 000 DM auf 755 435 000 DM gekürzt und dementsprechend wird in der Erläuterung unter k) der Ansatz für die Nachkriegswirtschaftshilfe USA gekürzt. 7. In Tit. 685 — Tilgung der durch das Londoner Schuldenabkommen und im Zusammenhang damit geregelten Verbindlichkeiten — (Drucksache 1073 S. 2) wird der Ansatz von 377 326 400 DM um 265 000 000 DM auf 112 326 400 DM gekürzt und dementsprechend wird in den Erläuterungen der Absatz „Mehr infolge vorzeitiger Tilgung der in den Rechnungsjahren 1962, 1963, 1964 fälligen Raten der Nachkriegswirtschaftshilfe Großbritannien" gestrichen und der Ansatz entsprechend verringert. 8. Folgendes neues Kapitel A 32 05 wird ausgebracht: „Kapitel A 32 05 — Verzinsung und Tilgung — Titel 680 Verzinsung der Anleihen des Bundes (einschließlich der laufenden jährTilgung) 626 779 000 DM. Zu Titel 680 Da die Tilgung der Nachkriegswirtschaftshilfe USA von 1961 bis 1965 bereits mit der Zustimmung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages erfolgt ist, erfolgt eine Verrechnung nicht im ordentlichen Haushalt 1959, sondern im außerordentlichen Haushalt 1959 mit der Maßgabe, daß der ordentliche Haushalt der betreffenden Rechnungsjahre mit den auf sie entfallenden Beträgen zu belasten ist. Titel 685 Tilgung der durch das Londoner Schuldenabkommen und im Zusammenhang damit geregelten Verbindlichkeiten 265 000 000 DM Zu Titel 685 Da die Tilgung der Nachkriegswirtschaftshilfe England 1962 bis 1964 bereits mit Zustimmung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages erfolgt ist, erfolgt eine Verrechnung nicht im ordentlichen Haushalt 1959, sondern im außerordentlichen Haushalt 1959 mit der Maßgabe, daß der ordentliche Haushalt der betreffenden Rechnungsjahre mit den auf sie entfallenden Beträgen zu belasten ist. Bonn, den 9. Juni 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 24 Umdruck 327 (neu) Entschließungsantrag der Fraktion der DP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 09, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 650 Anlage, 1058, 1150). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, ihre Überlegungen in bezug auf eine Verbesserung der Wettbewerbslage der deutschen Seeschiffswerften im Exportgeschäft sobald wie möglich zu einem positiven Abschluß zu bringen. Es ist den deutschen Seeschiffswerften in zunehmendem Maße unmöglich, sich mit annähernd gleichen Bedingungen für die langfristige Finanzierung von Exportaufträgen mit den Werften der anderen großen Schiffbauländer im internationalen Wettbewerb zu messen. Die heutige Regelung der Risikoversicherung im Exportgeschäft durch die Hermes-Kreditversicherungs-AG wird den besonderen Verhältnissen des Exportschiffbaues nicht mehr gerecht. Dadurch gehen den deutschen Werften in steigendem Maße Anschlußaufträge verloren, und die Bundesrepublik läuft Gefahr, ihre Position als eines der führenden Schiffbauländer zu verlieren. Zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und zur Erhaltung eines ausreichenden Auftragsbestandes müssen die deutschen Werften deshalb in die Lage versetzt werden, sich den Finanzierungsbedingungen im internationalen Schiffbau anpassen zu können. Bonn, den 10. Juni 1959 Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 25 Umdruck 328 (neu) Entschließungsantrag der Fraktion der DP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 05, Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen 650 Anlage, 1054, 1150). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag gibt der Erwartung Ausdruck, daß die Bundesregierung die Belange der deutschen Seeschiffahrt nicht nur bei allgemeinen Wirtschaftsverhandlungen, sondern auch bei Kreditverhandlungen und solchen über die wirtschaftliche Erschließung sowie bei der Durchführung der getroffenen Vereinbarungen in gleichem Maße wie die Interessen der übrigen Wirtschaftszweige berücksichtigt. Der Bundestag regt an, daß die Bundesregierung, insbesondere bei Gewährung von Finanz- und Kredithilfen in der Form von unmittelbaren Bundeskrediten und Bundesgarantien, sicherstellt, daß der Vertragspartner für die Beförderung von Gütern im zwischenstaatlichen Handel keine Maßnahmen trifft, welche die Beteiligung der deutschen Flagge ausschließen oder erschweren. Vielmehr sollte in 4170 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 den Vereinbarungen eine Bestimmung darüber aufgenommen werden, welche die Diskriminierung einer Flagge im zwischenstaatlichen Handel ausschließt und die freie Flaggenwahl gewährleistet, um der deutschen Seeschiffahrt nach den Grundsätzen des freien und fairen Wettbewerbs eine Beteiligung an den Seetransporten zu ermöglichen. Der Bundestag drückt ferner den Wunsch aus, daß Vertreter des Bundesverkehrsministeriums bei solchen Verhandlungen von Beginn an, möglichst schon bei deren Vorbereitung, eingeschaltet werden, um die von ihm vertretenen Belange rechtzeitig zur Geltung bringen zu können. Bonn, den 9. Juni 1959 Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 26 Umdruck 330 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Haushaltsgesetz 1959 (Drucksachen 650, 1079). Der Bundestag wolle beschließen: Die persönlichen und sächlichen Verwaltungsausgaben des Bundes sind bei der Beratung des Haushaltsgesetzes 1959 besonders gründlich geprüft worden, nachdem sie im Vorjahre in vereinfachten Formen bewilligt worden waren. Da der Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1960 nur 9 Monate umfassen soll, ist es gerechtfertigt und zweckmäßig, die persönlichen und sächlichen Verwaltungsausgaben für 1960 grundsätzlich mit den unveränderten Ansätzen des Vorjahres zu veranschlagen. Die Bundesregierung wird deshalb ersucht, bei der Aufstellung des Bundeshaushaltsplanentwurfs für das Rechnungsjahr 1960 keine Stellenvermehrungen und keine Stellenhebungen gegenüber dem Vorjahr zuzulassen. Ein etwaiger unabweisbarer Mehrbedarf für wesentlich vermehrte Aufgaben an einzelnen Stellen der Bundesverwaltung ist durch einen Stellenausgleich innerhalb eines Einzelplans oder zwischen den Einzelplänen zu decken. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz kann bei Stellenanforderungen für Verteidigungszwecke zugelassen werden, wenn dieser Mehrbedarf im Zuge des fortschreitenden Aufbaues der Bundeswehr unabweisbar ist. Stellenhebungen sind jedoch auch hier nicht zuzulassen. Bonn, den 9. Juni 1959 Dr. Krone und Fraktion Anlage 27 Umdruck 335 Änderungsantrag der Abgeordneten Brand, Dr. Vogel, Dr. Schmid (Frankfurt), Ritzel, Lenz (Trossingen), Dr. Schild und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen - In Tit. 614 b — Förderung von wissenschaftlichen Institutionen von überregionaler Bedeutung — (Drucksache 650 Anlage S. 28) ist der Ansatz von 35 394 500 DM um 3 000 000 DM auf 38 394 500 DM zu erhöhen; dementsprechend wird in den Erläuterungen zu Tit. 614 b 1. Zuschuß an die Max-PlanckGesellschaft in Göttingen der Ansatz von 8 315 000 DM um 3 000 000 DM auf 11 315 000 DM erhöht. Bonn, den 10. Juni 1959 Brand Dr. Vogel Aigner Dr. Conring Kunze Leicht Niederalt Pelster Dr. Stecker Dr. Stoltenberg Windelen Dr. Schmid (Frankfurt) Ritzel Lenz (Trossingen) Dr. Schild Anlage 28 Umdruck 337 Änderungsantrag der Abgeordneten Majonica, Merten, Lenz (Trossingen), Dr. Preiß und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 26, Geschäftsbereich des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Drucksachen 650 Anlage, 1068) . Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 26 02 — Allgemeine Bewilligungen —1. In Tit. 307 — Entschädigungen an ehemalige Kriegsgefangene — (Drucksache 1068 S. 2) wird der Ansatz von 28 302 000 DM um 50 000 DM auf 28 252 000 DM gekürzt. 9. In Tit. 602 — Zuwendungen für die Erfüllung von Suchdienstaufgaben — (Drucksache 1068 S. 2) wird der Ansatz von 8 500 000 DM um 50 000 DM auf 8 550 000 DM erhöht. In den Erläuterungen zu Tit. 602 (Drucksache 650 Anlage S. 14) wird angefügt: „k) Zuschuß an den Verband der Heimkehrer für die Heimkehrer-Registrierung im Jahre 1958 50 000 DM". Bonn, den 9. Juni 1959 Majonica Benda Demmelmeier Dr. Görgen Krammig Müller-Hermann Ruland Wacher Dr. Zimmermann Merten Lohmar Dr. Mommer Lenz (Trossingen) Kühn (Bonn) Dr. Preiß Anlage 29 Umdruck 338 Entschließungsantrag der Fraktion der DP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 650 Anlage, 1059). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, wie bereits im vergangenen Jahr für landwirtschaftliche Betriebe der Bundesrepublik, die in der EWG durch ungünstige Boden- und Klimaverhältnisse, Höhenlagen, Marktferne und andere Schwierigkeiten benachteiligt sind, Sondermaßnahmen im Rahmen des Einzelplans 10 einzuleiten und die für diese Gebiete geplanten Maßnahmen im Bundestag umgehend bekanntzugeben. Bonn, den 9. Juni 1959 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 30 Umdruck 340 Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Dr. Steinbiß, Dr. Vogel, Dr. Stammberger, Frau Dr. Hubert, Dr. Bärsch und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, für das Rechnungsjahr 1960 im Einzelplan des Bundesministeriums des Innern einen Titel aufzunehmen, in dem ein Zuschuß für die Errichtung und zu den Kosten des Unterhalts einer Deutschen medizinischen Dokumentationsstelle bereitgestellt wird. Bonn, den 10. Juni 1959 Frau Dr. Steinbiß Dr. Vogel Frau Blohm Dr. Conring Dr. Dittrich Ehren Dr. Elbrächter Frau Engländer Dr. Reith Frau Dr. Rehling Dr. Rüdel (Kiel) Weimar Frau Dr. Hubert Dr. Bärsch Bals Herold Höhmann Pohle Priebe Ritzel Seidel (Fürth) Sträter Dr. Stammberger Frau Friese-Korn Dr. Hoven Mischnick Ramms Spitzmüller Anlage 31 Umdruck 342 Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 650 Anlage, 1059). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die großen Erzeugungsreserven der Geflügelwirtschaft den bäuerlichen Geflügelhaltern einzuräumen und dazu umgehend dem Bundestag a) das lange angekündigte Geflügelwirtschaftsgesetz vorzulegen, das die Auszahlung des Ausgleichsbetrages für Eier sichert und das Schlachtgeflügel an dem Ausgleichsbetrag beteiligt, b) zusätzliche Maßnahmen vorzuschlagen, die die Rentabilität der deutschen Geflügelwirtschaft erhalten. Bonn, den 10. Juni 1959 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Struve und Fraktion Anlage 32 Umdruck 343 Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 650 Anlage, 1059). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, ihre Absicht, durch ein neues Bewertungsgesetz auch die landwirtschaftlichen Einheitswerte zu verändern, so lange zurückzustellen, bis klar erkennbar ist, welche Veränderungen sich durch die Auswirkungen der EWG auf die Reinerträge der verschiedenen Bodenarten ergeben. Bonn, den 10. Juni 1959 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Struve und Fraktion Anlage 33 Umdruck 344 Entschließungsantrag der Abgeordneten Majonica, Ruf, Dr. Eckhardt, Seidl (Dorfen) und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushalts- gesetzes 1959, hier: Einzelplan 05, Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen 650 Anlage, 1054, 1150). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bei der amerikanischen Regierung erneut vorstellig zu werden, um endlich in der Frage der Rückgabe deutschen Vermögens in den USA zu einer gerechten Regelung zu kommen. Bonn, den 10. Juni 1959 Majonica Ruf Dr. Eckhardt Seidl (Dorfen) Frau Brauksiepe Dr. Draeger Dr. Franz Huth Dr. Kliesing (Honnef) Kroll Dr. Martin Maucher Müller-Hermann Niederalt Dr. Reith Anlage 34 Umdruck 347 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 650 Anlage, 1055). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen — Folgender neuer Tit. 974 wird eingefügt: „Titel 974 Zur Beseitigung der durch Krieg und Kriegsfolgen verursachten Schulraumnot in finanzschwachen Gemeinden 50 000 000 DM Die Mittel sind gesperrt." Bonn, den 10. Juni 1959 Dr. Mende und Fraktion Anlage 35 Umdruck 349 Änderungsantrag der Abgeordneten Brese und Genossen zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 25, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungsbau (Drucksachen 650 Anlage, 1067, 1150). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. A 25 03 wird „Tit. 833 Darlehen zur Schaffung von Wohnraum für Abgeordnete des Deutschen Bundestages, für Angestellte der Bundestagsfraktionen sowie für Angehörige der inländischen Presse — DM Ausgaben bis zur Höhe von 2 000 000 DM dürfen aus Minderausgaben bei Kap. A 25 03 Tit. 830 a) geleistet werden." gestrichen. Bonn, den 11. Juni 1959 Brese Hilbert Dr. Bergmeyer Gibbert Spies (Brücken) Nieberg Dr. Siemer Hesemann Lermer Koch Pelster Enk Gerns Storm Mensing Anlage 36 Umdruck 350 Entschließungsantrag der Fraktion der DP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 650 Anlage, 1059). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, ihre konstruktive Fischwirtschaftspolitik mit erhöhten Anstrengungen fortzusetzen und dabei die Umstellung der deutschen Hochseefischereiflotte auf größere Schiffseinheiten mit Verarbeitungs- und Tiefgefrieranlagen besonders zu fördern. Insbesondere soll dafür die Höhe der vom Bund bereitgestellten Zinsverbilligungsmittel dem Bedarf der Reeder angepaßt werden. Bei Regierungsmaßnahmen zur Sicherung eines ausreichenden Auftragsbestandes bei den deutschen Werften sollen die Neubaupläne der deutschen Hochseefischerei entsprechend berücksichtigt werden. Die Erkundung neuer entfernter Fischfanggebiete soll von der Bundesregierung langfristig intensiviert werden, und es sollen Maßnahmen ergriffen werden, durch die eine ausreichende Zahl wissenschaftlicher Kräfte für diese Aufgabe bereitgestellt wird. Bonn, den 11. Juni 1959 Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 37 Umdruck 351 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 25, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungsbau (Drucksachen 650 Anlage, 1067, 1150). Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 75. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Juni 1959 4173 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Verhandlungen mit den Ländern über die für das Jahr 1960 beabsichtigte Regelung zur Förderung der wohnungsmäßigen Unterbringung von Zuwanderern aus den sowjetisch besetzten Gebieten und von Aussiedlern baldmöglichst zum Abschluß zu bringen. Durch öffentliche Darlehen in Verbindung mit Kapitalmarktmitteln, die durch Zuschüsse der öffentlichen Hand zu verbilligen sind, ist die zügige Fortsetzung des Wohnungsbaues zugunsten dieses Personenkreises sicherzustellen; dabei sind die Länder mit einer ausreichenden Interessenquote zu beteiligen. Auf dieser Grundlage sollen die Flüchtlingswohnungsbaumittel, die für das Rechnungsjahr 1960 vorgesehen sind, den Ländern nach der in Tit. 532 des Haushaltsplans 1959 enthaltenen Bindungsermächtigung im benötigten Umfange rechtzeitig zugeteilt werden. Bonn, den 11. Juni 1959 Dr. Krone und Fraktion Anlage 38 Umdruck 352 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 60, Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksachen 650 Anlage, 1078). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 60 02 — Allgemeine Bewilligungen — Zum Ausgleich des Haushalts infolge der Beschlüsse in zweiter und dritter Beratung wird der Ansatz bei Tit. 699 — Minderausgabe zufolge der 6 v. H.-Sperre der Bewilligungen für Sachausgaben sowie für Allgemeine Ausgaben und Einmalige Ausgaben — (Drucksache 1078 S. 4) von 315 692 700 DM um 30 583 300 DM auf 346 276 000 DM erhöht. Bonn, den 12. Juni 1959 Dr. Vogel Dr. Aigner Dr. Conring Gewandt Dr. Krone und Fraktion Anlage 39 Schriftliche Begründung des Abgeordneten Schneider (Bremerhaven) zum Entschließungsantrag der Fraktion der DP auf Umdruck 350. Meine Freunde und ich legen seit jeher allergrößten Wert darauf, daß der Bund unserer Fischwirtschaft sorgfältige Aufmerksamkeit und, wenn es not tut, wirksame Förderung zuteil werden läßt, Unsere ständigen Bemühungen um ausreichende Haushaltsansätze sind bei der Bundesregierung und bei den anderen Fraktionen dieses Hauses auf wachsendes Verständnis gestoßen, und ich will anerkennen, daß der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten daran seinen Anteil hat. Eine Reihe von Wünschen bleibt dennoch offen, und ich erlaube mir, die Aufmerksamkeit des Hohen Hauses und der Bundesregierung mit Nachdruck darauf zu lenken. Die deutsche Fischwirtschaft und insbesondere die deutsche Hochseefischerei befindet sich gegenwärtig in einem großen Umstellungsprozeß, dessen Kosten hoch in die Millionen gehen. Es handelt sich dabei nicht nur um die Große Marktreform, an die die Hochseefischerei jetzt so entschlossen herangeht, sondern vor allem um die Umstellung der Fang- und Verarbeitungsmethoden. Die Forderungen, die an dieser Stelle erhoben worden sind, sehen am Ende der neuen Entwicklung praktisch eine neue Fischereiflotte vor — auch wenn sich dieser Umstellungsprozeß wahrscheinlich über Jahre und Jahrzehnte erstrecken wird. Die Regierung zeigt sich daran interessiert, daß dieser Umstellungsprozeß ziemlich rasch in Gang kommt, und die deutsche Hochseefischerei läßt auch hier erneut ihre Bereitschaft erkennen, auf die Vorstellungen der Regierung eingehen, d. h. noch leistungsfähigere Fischdampfer zu bauen, die mit ca. 1000 BRT zwar nicht die Größe der russischen Fangfabrikschiffe erreichen, aber mit ihren Filetiereinrichtungen und ihren Tiefgefrieranlagen allen vernünftigen Anforderungen vollauf entsprechen und es ermöglichen, die Fänge der ersten Tage an fernen Plätzen frisch zu verarbeiten und die Fänge der letzten Tage frisch an der Küste anzulanden. Es darf erwartet werden, daß diese Schiffe und diese Schiffsgröße rentabel arbeiten können, das ist ein Gesichtspunkt, der bei den größeren russischen Bauten nicht ausschlaggebend gewesen ist. Dieser Umstellungsprozeß im deutschen Fischdampferbau läuft jetzt erst an, und es darf angenommen werden, daß die im Haushalt eingesetzten ERP-Mittel und die Zinsverbilligungsmittel die Finanzierung dieses Bauprogramms wesentlich erleichtern werden. Sollte die deutsche Hochseefischerei sich finanziell in der Lage sehen, ihr Bauprogramm zu intensivieren, so werden wir die Bundesregierung bitten, die Zinsverbilligungsmittel entsprechend dem Auftragsbedarf zu erhöhen, und ich glaube, daß sich dafür bei den Zinsverbilligungsfonds der einzelnen Haushalte durchaus Austauschmöglichkeiten finden lassen werden. Wir möchten der Bundesregierung nahelegen, die Neubaupläne der Hochseefischerei zu berücksichtigen, wenn sie sich um die Beschäftigungslage bei den deutschen Werften Sorge machen sollte. Das wachsende Interesse der deutschen Hochseefischerei wie auch des Bundesernährungsministeriums an der Erkundung und Ausweitung neuer Fangplätze sollte stärker berücksichtigt werden. Wir sprechen uns für eine laufende Aufstockung der dafür bereitgestellten Bundesmittel aus; aber wir würden es auch sehr begrüßen, wenn der Bundesernährungsminister systematisch dafür sorgen wollte, daß für diese Aufgabe genügend wissenschaftliche Kräfte bereitgehal- ten oder herangezogen werden. Die Hochseefischerei steht vor so großen Entwicklungen, daß wir im Interesse der gesamten Volkswirtschaft und der Volksernährung nicht versäumen sollten, was ihrem Fortschritt dienlich ist. Anlage 40 Schriftliche Ausführungen des Bundesfinanzministers über die Grundsätze der Finanzpolitik. Aufmerksam und in vielen Punkten zustimmend bin ich den Ausführungen des Herrn Kollegen Carlo Schmid über die Kulturaufgaben des Bundes und ihre Finanzierung gefolgt. Wie er empfinden wohl alle Mitglieder dieses Hauses, daß in diesem Bereich noch vieles auch von Bundes wegen zu tun ist. Ich will hier nicht untersuchen, inwieweit gewisse Vorstellungen über die angebliche Unzuständigkeit des Bundes in kulturellen Nationalanliegen zu der bisherigen Zurückhaltung beigetragen haben. Heute sind wir alle wohl davon überzeugt, daß unser geistig-kulturelles Leben auf dem Grundsatz der Kulturfreiheit in privaten und staatlichen Einrichtungen ruht und daß es eine sogenannte Kulturhoheit in der ausschließlichen Verantwortung der Länder nicht gibt. Die Verfassung selbst weist in Art. 74 Nr. 13 des Grundgesetzes dem Bund die gesetzgeberische Befugnis und damit die Verantwortung für den Bereich der wissenschaftlichen Forschung zu. Diese Verantwortung beschränkt sich dabei keineswegs nur auf das Geldgebendürfen. In den letzten Jahren sind hier erfreulicherweise schon einige Fortschritte erzielt worden. Für den bedeutendsten halte ich die Bildung des Wissenschaftsrats vor zwei Jahren auf der Grundlage einer Zusammenarbeit von Bund und Ländern. Mit Herrn Kollegen Schmid möchte ich wünschen, daß solche kulturelle Gemeinschaftsarbeit von Bund und Ländern künftig weit intensiver und großzügiger als bisher verwirklicht wird. Beim Aufholen lebenswichtiger kultureller Nationalaufgaben sind kleinliche Zuständigkeitsstreitereien höchst unzeitgemäß. Die finanziellen Leistungen des Bundes für Wissenschaft und Kultur waren in den letzten Jahren schon keineswegs unbeachtlich und sollen in den kommenden Jahren weiter wachsen. Sie betrugen im Jahre 1953 rund 110 Millionen DM. Sie sind über rund 270 Millionen DM im Jahre 1956 auf rund 700 Millionen DM im Jahre 1959 gestiegen. Sie haben sich also in den letzten sieben Jahren versiebenfacht. Von diesen Haushaltsmitteln des Bundes entfällt nur rund ein Drittel auf eigene Bundeseinrichtungen, während zwei Drittel den Ländern und Gemeinden für deren Bildungseinrichtungen zugeführt werden. Die Haushaltsansätze zur Wissenschaftsförderung sollen auch in den kommenden Jahren weiter erhöht werden. Die bisherigen Ansätze lagen vor allem bei der Förderung von Bauten, Instituten und Laboratorien im Rahmen dessen, was technisch bewältigt werden konnte. Die Verfassung verwehrt dem Bunde grundsätzlich die unmittelbare finanzielle Förderung von Aufgaben, die der alleinigen Durchführungszuständigkeit der Länder und Gemeinden vorbehalten sind. Dazu gehört insbesondere das gesamte Schulwesen einschließlich der Hochschulen. Um dennoch diese Aufgaben der Länder und Gemeinden mittelbar zu fördern, habe ich vorgeschlagen, die gesamten überregionalen Kultureinrichtungen, insbesondere die Max-Planck-Gesellschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft, in die alleinige Finanzträgerschaft des Bundes zu übernehmen. Bisher werden diese Einrichtungen hauptsächlich durch Beiträge der Länder finanziert, die auf der Grundlage des Königsteiner Abkommens jährlich festgelegt werden. Die Finanzträgerschaft des Bundes für die überregionalen Einrichtungen des Königsteiner Abkommens soll diesen Kulturstätten eine feste und dauerhafte Arbeitsgrundlage geben. Die wissenschaftliche Unabhängigkeit und die satzungsmäßige Selbstverwaltung dieser Forschungseinrichtungen soll dadurch selbstverständlich nicht berührt werden. Eine angemessene Vertretung der Länder in den Organen dieser Forschungseinrichtungen sollte beibehalten werden. Durch diese Maßnahme würde eine beachtliche finanzielle Entlastung der Länder eintreten, die ich mit jährlich etwa 50 Millionen DM und mehr beziffere. Die Länder sollten diese Entlastung möglichst ungeschmälert zur zusätzlichen Förderung ihrer eigenen Bildungseinrichtungen und vor allem des Schulbaues in den Gemeinden zuwenden. Auf diesem mittelbaren Wege, der die finanzwirtschaftliche Trennungslinie der Verfassung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden respektiert, hofft der Bundesfinanzminister zu der Lösung dieser dringenden Kulturaufgaben in den Ländern und Gemeinden beizutragen. Anlage 41 Erklärung zur Abstimmung gem. § 59 der Geschäftsordnung des Abgeordneten Kreitmeyer für die Fraktion der FDP. Ungeachtet der Tatsache, daß die Fraktion der FDP verschiedenen Einzelplänen zugestimmt hat, lehnen wir den Gesamthaushalt 1959 ab. Die Begründung wurde in der allgemeinen Aussprache zur 3. Lesung gegeben. Diese Ablehnung wird durch die Auswirkungen, die das eigenwillige Regiment des Bundeskanzlers verursacht hat, noch verstärkt. Kreitmeyer
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Carlo Schmid


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Diese Haushaltsdebatte ist eine politische Debatte, und politische Debatte bedeutet im allgemeinen Streit und Widerstreit. So haben wir denn in den letzten Tagen wacker miteinander gestritten. Manchmal kam man sich vor wie an Etzels Hof zu der Zeit, da der grimme Hagen

    (Abg. Dr. Vogel: Und die schöne Kriemhild!)

    und der Markgraf Rüdiger von Bechlarn miteinander kämpften. Man hat auch stramm geweihräuchert, so stramm, daß mir gelegentlich der Gedanke kam, die Nibelungentreue könnte auf dem Umwege über, na, sagen wir, Konstantinopel zu uns gekommen sein.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Aber es gibt auch Gebiete, auf denen man gerade dann politisch handelt, wenn man nicht streitet, sondern wenn man zusammenzufinden sucht, wie es Menschen tun, die, von verschiedenen Seiten herkommend, einen und denselben Acker zu bestellen haben.
    Ein solches Gebiet scheint mir das Feld der Bildung zu sein, jener Acker, auf dem die gestern berufenen nächsten Generationen Korn oder Dornen ernten werden, je nachdem wie wir pflügen und wie wir säen.
    Die „kulturellen Angelegenheiten", wie man sagt, stehen nach dem Grundgesetz mit geringen Ausnahmen in der Zuständigkeit der Länder. Einige der Zuständigkeiten freilich liegen beim Bund, und innerhalb der Bundesregierung ressortieren sie beim Bundesministerium des Innern. Sofern es geboten erscheint, in diesem Hause über kulturpolitische Angelegenheiten zu sprechen, muß es also bei der Beratung des Haushalts des Innenministeriums geschehen, so seltsam es erscheinen mag, daß man diese Dinge zusammen mit Polizeifragen, mit Fragen des Gesundheitswesens, mit Apothekenangelegenheiten usw. besprechen muß. Mir wäre es lieber, wenn diese Dinge an einem anderen Ort unseres Regierungsgefüges eingeordnet wären — an einem zentraleren Ort.
    Ich sprach von „Kulturpolitik". Ich mag dieses Wort eigentlich nicht. Es sieht so aus, als habe man den Glauben, der Staat habe Kultur zu machen oder könne sie machen. Der Staat kann keine Kultur machen, er kann nur Hebammendienste leisten, wo Kultur entstehen will, und er kann das Neugeborene, bis es seine ersten Schritte tun kann, begleiten und hegen. Mehr kann der Staat nicht. Die Vorstellungen Fichtes vom Kulturstaat sind wohl nicht mehr die unseren. Man hat sie zu sehr mißbraucht, und es gibt da und dort noch einige Spuren, die uns wohl alle miteinander schrecken, und vielleicht auch einige Beispiele, die uns noch schrecken sollten. Was der Staat kann, ist, für Anstalten zu sorgen, an denen wir die Elemente der Bildung vermittelt bekommen und in denen wir für die Besorgung bestimmter Dinge tüchtig gemacht werden. Das ist eine hohe Aufgabe, in die sich der Staat mit der Familie, mit den Verbänden unserer Gesellschaftsordnung und den anderen Faktoren unserer Lebenswirklichkeit teilt.
    Ich will hier von einigen Aspekten der Probleme der Bildung reden, die den Staat betreffen. Ich will das nicht allgemein und abstrakt tun, sondern konkret vor dem Hintergrunde einer Not, die es zu wenden gilt. Ich werde auch keine Anträge begründen; das werden andere tun.



    Dr. Schmid (Frankfurt)

    Haushaltsdebatten sind nicht auf Dinge beschränkt, die sich unmittelbar in Zahlen und Positionen niederschlagen. Sie sind auch eine Gelegenheit, uns der Dinge zu erinnern, die wir nur auf lange Sicht ordnen und in Verfassung bringen können. Ein Haushaltsplan ist ein Mosaik, aber ein Mosaik wird nur dann zu einem Bild, wenn die Steinehen nach einem vorgeordneten Plane gefügt sind, einem Plane, der auf ein Menschenbild hin begriffen wird, das wir vor dem Hintergrund einer geistigen, seelischen, materiellen Umwelt schauen. Was uns da dann je und je zu Bewußtsein kommt, kann eine Grundlage für die Aufstellung künftiger Haushaltspläne ergeben.
    So seltsam eis manchmal scheinen mag: auch ein Haushaltsplan ist Projektion eines Menschenbildes, des &ides, das jene, die die Verantwortung tragen, vom Menschen haben, und das sind heute wir, in diesem Raume.
    Politik sei, hat einer gesagt, darum eine so schwierige Sache, weil sie uns zwinge, unbegrenzte Bedürfnisse mit beschränkten Mitteln zu befriedigen. Nun, wir werden immer nur beschränkte Mittel zur Verfügung haben, und unsere Bedürfnisse werden fast immer so gut wie unbegrenzt sein. Das wird uns zwingen, eine Wahl unter verschiedenen Notwendigkeiten und Wünschbarkeiten, verschiedenen Möglichkeiten und Mitteln zu treffen. Aber eine Wahl kann man nur treffen, wenn man vorher eine Rangordnung aufgestellt hat, die uns die Kriterien gibt. Ich will versuchen, dazu, einen Beitrag zu leisten.
    Die Bundesrepublik ist nach föderalistischen Grundsätzen aufgebaut. Wir Sozialdemokraten bekennen uns zu diesen Prinzipien, nicht aus Biedermeierei, sondern aus staatspolitischen Erwägungen. Die Übernahme bestimmter Rechte und Pflichten auf den Bund und von anderen Rechten und Pflichten auf die Länder ist letztlich eine der vielen Möglichkeiten der Anwendung des Prinzips der Gewaltenteilung. Dieses Prinzip scheint uns wohltätig und nützlich zu sein. Es hütet die Freiheit, indem es die Macht einhegt, ohne sie aufzulösen. Es soll möglichst wenig Macht in einer Hand konzentriert werden. Aber dies schließt nicht aus, daß man akzeptiert, daß gewisse Dinge vom Ganzen aus gesehen werden müssen, auch wenn sie vielleicht von den Gliedern besorgt und verwaltet wenden können.
    Zu diesen Dingen gehören die Leitlinien, nach denen unser Bildungswesen zu orientieren ist. Konnte man früher, wenn man warnen wollte, von der Gegenüberstellung: „Kultur oder Barbarei" reden, so müssen wir uns jetzt fast mit einer tieferen Stufe der Betrachtung begnügen, auf der sich „Bildung oder Untergang" gegenüberstehen, wobei wir hoffen können, daß aus geretteter Bildung, aus neu lebendig gewordener Bildung lebendige Kultur emporwachsen möge.
    Damit ist gesagt, daß es bei Bildungsfragen heute um das Schicksal der Nation geht, das wir als ein gemeindeutsches erkennen und bewältigen müssen und das wir nur meistern können durch Anstrengung aller Deutschen, der Deutschen im Bund und der Deutschen in den Ländern; denn auch in den Ländern ist doch Deutschland! Auch dort ist die Not eine deutsche Not, auch dort erfüllt sich deutsches Schicksal. Darum haben wir in die Winkel unseres Landes hineinzurufen, allen, die es angeht, zuzuschreien, wie es um uns alle steht, darum haben wir aufzurufen, zusammenzuwirken, um eine Not zu wenden, die unser aller Not ist, eine Not, die man nicht aufteilen kann. Wenn es eine Teilung der Gewalten gibt, eine Teilung der Not gibt es nicht!

    (Beifall bei der SPD.)

    Der Bundestag hat diese seine gesamtdeutsche Verpflichtung auch auf diesem Felde erkannt und in seinem Beschluß vom 3. Oktober letzten Jahres einige Leitsätze aufgestellt. Ich habe nicht gehört, daß man ihn deswegen angeschuldigt hätte, gegen das Prinzip des Föderalismus verstoßen zu haben. So hoffe ich, daß man auch mich eines solchen Verbrechens wegen dessen, was ich sagen werde, nicht anschuldigen wird.
    Manche glauben, man müsse dem Bildungswesen eine ruhige Entwicklung verstatten. Das ist sicher ein guter Grundsatz, das mag so sein. Man kann nicht alle Augenblicke wechseln, wo es um die Vermittlung von Gütern geht, die dauern sollen. Aber von Zeit zu Zeit muß eine Anpassung an den Wechsel der Lebensordnungen geschehen, sonst bilden wir ins Leere hinein; sonst schaffen wir einen Schematismus, aber keine Form. Wo wir abseits vom Lebendigen zu gestalten versuchen, können wir zu nicht sehr viel mehr kommen als zu Schemen, d. h. zu Schattenbildern.
    Die Anschauung von dem, was dem Bildungswesen zugemutet werden solle, wandelt sich mit dem Wandel der Verhältnisse. Zur Zeit Wilhelm von Humboldts ging es darum, daß sich das emanzipierende Bürgertum, diese Schicht von Besitz und Bildung, wie Max Weber sie genannt hat, sich den Lebensraum zu schaffen suchte, dessen es bedurfte, um seine Anlagen voll zu entfalten. Bildung war Teilnahme an allem, was die Wissenschaft geben konnte, Teilhabe an den Werken der Kunst. Der Staat war Obrigkeit. Sie kennen die Schrift Humboldts über die Grenzen der Staatsgewalt. Bildung hatte vom Politischen abzusehen und ganz und gar zweckfrei und auf das Individuum bezogen zu bleiben.
    Dieses System hat großartige Leistungen vollbracht, wie reine Begriffe das fast immer tun, und den Grund für vieles Großartige gelegt, das noch wirken konnte, als sich die Voraussetzungen für seine Möglichkeit geändert hatten.
    In der Mitte des letzten Jahrhunderts lernte man die Bedeutung der exakten Wissenschaften, insbesondere der angewandten Wissenschaften schätzen. Die Realschulen, die Technischen Hochschulen entstanden. Das Kriterium des Bildungswesens wurde nunmehr weniger Bildung im Humboldtschen Sinne als Ausbildung, eine Art von Propädeutik für die künftige Berufsausbildung im engeren Sinn. Nicht so sehr der sich voll entfal-



    Dr. Schmid (Frankfurt)

    tende Mensch als der zweckhaft richtig handelnde Mensch und der Erfolg wurden die Kriterien.
    Ein halbes Jahrhundert später begriff man dann, daß diese unsere Welt bestimmt ist durch das Phänomen der in funktionelle Prozesse aufgeteilten Arbeit. Was die arbeitsteilige Industriegesellschaft alles im Menschen verändern mußte, das hat man allerdings erst langsam begriffen. Das Phänomen der Selbstentfremdung des Menschen durch diese arbeitsteilige Industriegesellschaft wurde nur von wenigen erkannt. So verlor man allmählich den Boden unter den Füßen. Freilich versuchte man das Bildungswesen den veränderten Umständen anzupassen, aber im Grunde nur so, daß man aufstockte und anflickte, wo man Lücken zu erkennen glaubte. Es war dies die Zeit, in der man das Humboldtsche Ideal der Einheit von Forschung und Lehre zu durchbrechen begann und an die Errichtung von Instituten ging, die nur noch forschen sollten. Die Ergebnisse waren auch dann noch recht bedeutsam, aber nur dort, wo es um vom Menschen losgelöste Forschung und um die Auswertung des Erforschten ging. Dieses System versagte gegenüber der Menschenbildung, versagte — in Deutschland wenigstens — allem Politischen gegenüber.
    Einer der Gründe, weswegen bei uns die „Gebildeten" politisch so oft versagt haben — als Schicht versagt haben —, liegt darin, daß man geglaubt hat, ein Verhältnis zum Staat zu lehren gehöre nicht in die Aufgaben derer, die zu bilden hätten. Als ob man dieses Verhältnis zum Staat von selbst bekommen könnte! Als wachse es gewissermaßen in einem hinein, wenn man nur treu und redlich seine Berufspflicht erfülle! Leider ist es nicht so.
    Dann kam die böse Zeit, die Herrschaft des Unmenschen, die Zeit des Glaubens an den biologischen Automatismus einer Herrenrasse, die nur dazusein brauche, weiter nichts als dazusein, um die Welt in die vollkommenste Verfassung zu bringen. Das warf uns so weit zurück, daß die Gefahr besteht — ich zitiere ein Wort Hellmut Beckers —, daß wir ein wissenschaftlich unterentwickeltes Volk werden. Wenn wir nicht vom Grunde aus ans Werk gehen, um die Fundamente wiederherzustellen, dann könnte sein, daß diese Angst Hellmut Beckers Wirklichkeit wird.
    Aber darüber hinaus — jenseits des eisigen Bezirks der reinen Forschung — besteht die Gefahr, daß, wenn unser Bildungswesen im allgemeinen Verstande nicht mehr genügt, immer weniger Menschen bei uns mit dem ausgerüstet sein werden, dessen es bedarf, um den Zwängen und den Reizen der Umwelt gegenüber Herr seines Willens und verantwortlicher Gestalter seiner Lebensordnungen bleiben zu können.
    Wir werden unser Bildungswesen so einrichten müssen, daß es uns in den Stand setzen kann, mit den mächtigen Umwälzungen, die zwei Weltkriege mit sich gebracht haben und die nunmehr eine zweite industrielle Revolution in unserem gesellschaftlichen und vielleicht auch in unserem seelischen Gefüge hervorrufen wird, fertig zu werden.
    Und diese Aufgabe ist schwer. Ich nenne einige Probleme.
    Dieses: wie sollen die Menschen mit der immer größer werdenden Freizeit fertig werden können, wenn sie nicht gebildet genug sind, um mit sich etwas anfangen zu können — um zu verhindern, daß Freizeit nur leere, öde Zeit wird und nicht Muße? Denn wenn sie das nicht wird, ist sie ein Fluch!
    Ein anderes Problem: Wohin werden wir kommen, wenn wir nicht auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Forschung wieder fähig werden, mit eigener Kraft zu immer eindringlicherer Erkenntnis dessen vorzustoßen, was die geistige und die materielle Welt im Innersten zusammenhält? Heute wird es vielleicht vom Wirtschaftspotential eines Volkes abhängen, ob ein Volk imstande bleibt, seine Geschicke selbst zu führen, oder ob es, was es an wissenschaftlicher Erkenntnis braucht, um das Leben meistern zu können, von anderen Völkern beziehen muß und ob mit der Hinnahme der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in anderen Ländern auch die Bevormundung dieser anderen Länder wird hingenommen werden müssen. Wenn wir nicht den Mut haben, Milliardenbeträge in unser Bildungs- und Erziehungswesen zu investieren, Milliardenbeträge über das hinaus, was wir jetzt schon investieren, und wenn wir dabei nicht weitsichtig planen, dann werden wir noch weiter zurückfallen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Bildung lebt nur in ewiger Neuschöpfung ihrer selbst weiter. Es mag vielleicht auch in unserem Volke welche geben, die der Gedanke, wir könnten aufhören, ein geistig schöpferisches Volk zu sein, nicht um den Schlaf bringt. Nun, auch denen möchte ich sagen, daß es bei den Dingen der Bildung nicht nur um den Luxus — wie sie meinen — kultureller Werte geht, sondern um unsere reale Zukunft; diese steht auch dabei auf dem Spiele!

    (Beifall bei der SPD.)

    Mit so kurzsichtigem Denken kann man vielleicht im Tagesgeschäft etwas verdienen, um darum um so sicherer am Verfalltage alles zu verlieren.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es werden uns, wenn wir nicht große Anstrengungen machen, ganz schlicht die Menschen fehlen, die gebildet genug sind, einen modernen Produktionsapparat in Gang halten zu können; — um vom untersten anzufangen, Herr Kollege. Ich fange ganz unten an, ganz unten. Ich möchte nämlich auch die überzeugen, die glauben, Bildung sei eine Angelegenheit von Spinnern, von Leuten, die mit dem Leben nichts Rechtes anzufangen wissen.

    (Beifall bei der SPD und bei der CDU/CSU.)

    Uns werden — und nun werden Sie nicht mehr so skeptisch blicken — einfach die Bürger fehlen, die gebildet genug sind, die sich ständig weiter komplizierenden Probleme des öffentlichen Lebens zu durchschauen und zu beurteilen. Die parlamentarische Demokratie — wir sollten das auch in diesem



    Dr. Schmid (Frankfurt)

    Hause nicht vergessen — setzt eine sich ständig hebende allgemeine Volksbildung voraus!

    (Beifall bei der SPD und bei der CDU/CSU.)

    Sonst funktioniert diese Form der Demokratie nicht.
    Ins Konkrete übersetzt bedeuten diese Perspektiven folgendes: Wenn wir diese viele Milliarden mehr als bisher kostenden Anstrengungen nicht auf uns nehmen, dann bekommen wir falsch oder ungenügend gebildete Produzenten, hilflose, dem Reklameterror ausgelieferte Konsumenten; und was das bedeutet — was das auch unter dem Gesichtspunkt der Degradierung des Menschen bedeutet — brauche ich hier wohl nicht besonders auszuführen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir bekommen politische Analphabeten, die wehrlos jedem Propagandasog ausgeliefert sind. Wohin das führen muß, das sollte man in Deutschland nicht noch besonders auszuführen haben. Wir werden Menschen bekommen — und das ist vielleicht das Schrecklichste —, die weder Kraft noch Lust haben, Gut und Böse zu unterscheiden, und die nicht mehr wissen wollen, was schön und edel ist.

    (Beifall bei der SPD.)

    Denn auch diese Dinge wachsen nicht einfach wie Unkraut auf den Feldern, auch sie wachsen am Baume der Erkenntnis!
    So etwa hat Professor Rodenstein am 29. Mai letzten Jahres auf dem Kongreß der Lehrer und Erzieher in München gesprochen. Ich glaube, man sollte diesem gelehrten Mann dankbar dafür sein, daß er so unmittelbar mit dem Finger auf die Wunden gezeigt hat, aus denen wir bluten.
    Machen wir einmal Inventur, ganz nüchtern und solid, wie sich das für eine Haushaltsdebatte gehört. Fangen wir auch dabei unten an, Herr Kollege.
    Uns fehlen Tausende von Ingenieuren, uns fehlen Tausende von Lehrern, uns fehlen immer mehr Menschen, deren Bildung den Problemen dieser Zeit gerecht werden könnte. Fast in der ganzen Welt wird dieser Aufgabenbereich gleichgesehen. In der östlichen Welt versucht man, was nottut, mit anderen Methoden zu bewältigen als in der westlichen. Die Zielrichtung aber ist auf beiden Seiten die gleiche. Sie lautet: Wie werden wir fertig mit all dem, was durch die technischen Umwälzungen, die Notwendigkeit, den Menschen Raum zur Weiterentfaltung ihrer Vermögen zu schaffen, an Unbewältigtem auf uns zugekommen ist?
    Was haben da andere Länder getan? In der Sowjetunion werden im Jahre 1960 rund hunderttausend junge Naturwissenschaftler und Ingenieure die Hochschulen verlassen und zu denen hinzukommen, die heute schon da sind. Ich hatte Gelegenheit, vor einigen Monaten in Moskau mir den Betrieb — anders kann ich nicht sagen — einer solchen Universität anzusehen — ein Alpdruck von Marmor und allen möglichen kostbaren Hölzern und Bronzen, eine Lernfabrik, wenn Sie wollen. Ich möchte dort nicht studieren; aber ich möchte, daß unseren Studenten die Arbeitsmöglichkeiten zur
    Verfügung gestellt werden könnten, die dort die Studenten haben.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Solche Bibliotheken und Laboratorien für den Gebrauch der Studenten habe ich bei uns leider noch nicht gesehen. Und das läßt sich ändern, meine Damen und Herren,

    (Beifall bei der SPD)

    nur kostet es Geld.
    Das Schulsystem ist dort nunmehr auf die zehnklassige allgemeine, sogenannte polytechnische Schule abgestellt, durch die in der Tat gleiche Bildungschancen geschaffen worden sind und auch die letzte Begabung noch erfaßt und nutzbar gemacht werden kann. Ich gebrauche das Wort „nutzbar" für jene, die meinen, nur, was sich auszahlt, sei auf dem Gebiet des Bildungswesens wert, daß man dafür bezahle.
    In den Vereinigten Staaten von Amerika werden 1960 etwa 30 000 Naturwissenschaftler und Ingenieure die Hochschulen verlassen, — ein Drittel. Um in dem Wettbewerb mit dem anderen Giganten nicht zu unterliegen, will man dort bis 1970 die Zahl der Hochschulen verdoppeln. Auch das allgemeine Schulsystem soll einem grundlegenden Wandel unterzogen werden.
    Nun einige Zahlen aus unserem Lande. Ich entnehme sie einer sehr verdienstvollen Denkschrift des Bundesministeriums des Innern. Im März 1957 wurde in dieser Denkschrift vermerkt, daß im Herbst 1956 bei uns tätig waren rund 73 000 Diplomingenieure, rund 53 000 Ingenieure und rund 133 000 Techniker. Der voraussichtliche Bedarf im Jahre 1970 wird nach dieser Denkschrift des Bundesministeriums des Innern aber 85 000 Diplomingenieure und 270 000 Ingenieure ausmachen — an Ingenieuren also das Fünffache dessen, was wir heute haben. Die Kapazität der Ingenieurschulen muß nach dieser Denkschrift — es ist der Bundesminister des Innern oder es sind seine Sachbearbeiter, die sprechen! — bis 1970 um 60 % auf dem Gebiet des Maschinenbaus, um 100 % auf dem Gebiet der Elektrotechnik erhöht werden. Das erfordert einen Neubau von 20 Ingenieurschulen zu je fünf Lehrgängen. Dabei sind die Techniker im engeren Sinne des Wortes nicht mitgerechnet, die heute für ihre Weiterbildung nur Abendschulen zur Verfügung haben. Das ist jedoch zuwenig; da muß man auch auf diesem Geschoß einen zweiten Bildungsweg schaffen, und auch das wird Geld kosten.
    Ein zweiter Inventurposten sind die Lehrer, und da wird, glaube ich, noch deutlicher, an welchem Abgrund wir stehen. Die Gesamtzahl der Lehrer an öffentlichen und privaten Schulen betrug 1956 169 545, darunter 11 717 Mittelschullehrer und 36 828 Lehrer an höheren Schulen. Professor Heckel in Frankfurt, einer der besten Kenner des Problems, hat berechnet, daß im Januar 1958 bei unveränderter Schulorganisation, also auch dann, wenn wir unsere Grundschule nicht aufstocken, ein ungedeckter Bedarf von rund 7000 Lehrern bestanden hat, und zwar reiner Nachholbedarf, wobei der verstärkte Abgang älterer Lehrer in den nächsten Jahren nicht berücksichtigt ist. Wenn wir das 9. Schul-



    Dr. Schmid (Frankfurt)

    fahr allgemein einführen — und es muß eingeführt werden! —,

    (Beifall bei der SPD)

    werden wir zu den 7000, die uns noch fehlen, einen zusätzlichen Bedarf von 11 500 Lehrern haben. Weitere 1500 Lehrer werden wir brauchen, um die gewerblichen Fachschulen und Ingenieurschulen auf den Stand zu bringen. Für die Erweiterung der höheren Schulen werden wir außerdem noch 7000 Lehrer brauchen. Senken wir die Klassenfrequenzen, die heute doch unerträglich sind, auf 35 Schüler pro Klasse in der Volksschule, dann ergibt das einen Mehrbedarf von 16 000 Lehrern. Wenn wir das 10. Schuljahr einführen — und wir werden es einführen müssen —, brauchen wir weitere 10 000 Lehrer. Das macht nach Professor Heckel insgesamt einen Mehrbedarf von 53 000 aus.
    Die Lehrerverbände verlangen, daß die Pflichtstunden um ein Viertel gesenkt werden. Ich glaube, sie verlangen es zu Recht, nicht sosehr um ihrer selbst willen als um der Schüler willen,

    (Beifall bei der SPD)

    die von ermüdeten Lehrern nicht richtig unterrichtet, geschweige denn gebildet werden können. Der französische Studienrat hat eine Pflichtstundenzahl von 13 Stunden in der Woche. Nun, das zahlt sich für die Schüler aus. Wir werden wahrscheinlich aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht dahin kommen, die Pflichtstunden um ein Viertel zu senken. Wir sollten aber wenigstens zu etwas anderem kommen.
    Heute beginnen jährlich ganze 6000 Menschen ein Studium an lehrerbildenden Anstalten. Das reicht nicht einmal aus, um den jährlichen Nachwuchsbedarf von 7000 Lehrern zu decken. Ich glaube, daß diese Zahlen für sich sprechen und daß hier kein Widerspruch laut werden wird, wenn ich sage, daß die Beseitigung des Lehrermangels zu unseren dringendsten Aufgaben gehört.
    In diesem Hause sind viele Pläne beraten worden, Grüne Pläne und andere Pläne, alle haben Geld gekostet. Sollte es nicht möglich sein, auch einen Lehrerplan zustande zu bringen?

    (Beifall bei der SPD.)

    Das wäre sogar volkswirtschaftlich ebenso angebracht wie die anderen sehr wichtigen und notwendigen Pläne.
    Sehr viel hängt damit zusammen, daß — um es klar heraus zu sagen — der Lehrerberuf bei uns in Deutschland nicht das Ansehen genießt, das er verdient. Manche glauben, das hänge mit der Bezahlung zusammen. Sicher mag sie eine Rolle spielen. Ich denke an das ganz andere Ansehen, das der Lehrer in der Schweiz genießt. Vor allen Dingen aber sind die Gründe in den ungünstigen Arbeitsbedingungen zu suchen, unter denen die Lehrer tätig sein müssen — Schulraumnot, zu hohe Klassenstärken, zu hohe Pflichtstundenzahlen —, sowie darin, daß man dem Lehrer nicht den sozialen Rang gibt, den er haben muß, wenn er so geachtet werden soll, daß sein Lehren auch Früchte trägt. Lehren kann nur dort Früchte bringen, wo jemand vor einem steht, von
    dem man weiß, daß er auch aus seinem Stand heraus zu achten ist.
    Das kann nur dadurch geändert werden, daß man an der Lehrerbildung etwas ändert. Sozialer Rang wird in Deutschland im allgemeinen begriffen als eine Funktion des Ranges, des durchlaufenen Bildungsweges. „Wir Akademiker" pflegen wir doch zu sagen, und wir sind dann sehr stolz. Ich wundere mich oft darüber; aber eis ist nun einmal so.
    Es hat sich gezeigt, daß die Zahl der Anwärter für den Lehrerberuf anstieg, nachdem die Anforderungen an die Lehrerbildung erhöht worden waren. Diese Erfahrung hat man in den letzten Jahren z. B. in Bayern gemacht, und ich meine, das ist eine Erfahrung, von der wir lernen sollten.
    Die Schulraumnot ist in aller Munde. Aber weiß man wirklich, was für einen Skandal sie heute noch darstellt? Nach den Berechnungen Heckels fehlten in der Bundesrepublik im Januar 1958 bei unveränderter Schulorganisation in den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen 22 000 Klassenräume. Das macht Schichtunterricht notwendig. Was das bedeutet, wissen wir alle, die wir in dieser Zeit des Schichtunterrichts Kinder in die Schule schicken oder geschickt haben. Sinken der Leistungen, ungenügende Begabtenauslese sind die notwendige Folge, und das für die Erziehung entscheidende persönliche Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler kann so nicht entstehen. Führen wir aber noch das notwendige neunte Schuljahr ein, dann brauchen wir zusätzlich weitere 11 000 Klassenräume. Insgesamt fehlen, auf den Bedarf bezogen — ich schließe hier alle Schulgattungen ein —, in der Bundesrepublik 63 000 Klassenräume.
    Im allgemeinen rechnet man, daß ein Klassenraum 100 000 DM kostet, alles zusammengenommen. Das macht einen Gesamtbedarf von 6,3 Milliarden DM. Der Deutsche Städtetag hat den Bedarf auf seine Weise berechnet und kommt zu genau den gleichen Zahlen.
    Außer den Klassenräumen fehlen uns aber Turnhallen. 3000 Turnhallen fehlen uns in Deutschland. Wir sollten das gerade heute nicht leicht nehmen — in dieser Welt, in dieser Gesellschaft, in der auf den jungen Menschen so vielfältige, oft unwiderstehliche Reize einstürmen, die nicht immer zum besten hinführen. Da ist der Sport eine gute Sache. Menschen, die sich im Wettkampf mit dem anderen glauben messen zu sollen, bleiben von der Straße weg und gehen nicht so oft ins Kino, um Kurvenstudien zu treiben. Ich meine, von solchem abzulenken, ist auch wert, daß man in den Beutel greift.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es ist klar, daß unsere Gemeinden diesen Aufwand allein nicht werden tragen können. Auch die Länder werden es nicht allein können. Hier muß der Bund Geld geben.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich meine, heute sollte der Bund wenigstens für den Ersatz der kriegszerstörten Schulräume Geld geben.

    (Erneuter Beifall bei der SPD.)




    Dr. Schmid (Frankfurt)

    Deswegen werden wir den Antrag auf Einstellung von 300 Millionen DM für diesen Zweck wiederholen.
    Nun einige Worte über wissenschaftliche Forschungsanstalten, Universitäten und Hochschulen. Bei uns in Deutschland betreibt man wissenschaftliche Forschung allgemein an Hochschulen, Universitäten, speziellen Forschungsinstituten — der MaxPlanck-Gesellschaft usw. — und auch, das möchte ich hier erwähnen, an Forschungseinrichtungen der Wirtschaft. Die Industrie hat Bedeutendes in der Forschung geleistet. Ich möchte das hier ausdrücklich sagen. Dafür gebührt ihr Dank, auch dann, wenn wir wissen, daß sie nicht aus reinem Altruismus handelt. Auch dann gebührt ihr Dank, und ihre Aktivität auf diesem Gebiet sollte nicht nachlassen.
    Aber die Hauptarbeit wird doch in Forschungsanstalten geleistet werden müssen, die der Staat unterhält oder kontrolliert oder die einen halböffentlichen Charakter tragen, wie etwa die Anstalten der Max-Planck-Gesellschaft.
    Wir besitzen auch heute noch eine ganze Anzahl von Forschern von Weltruf, wenngleich wir Anlaß haben, traurig zu sein, wenn wir lesen, daß wieder einer einen Nobelpreis bekommen hat, der einmal in Deutschland gelehrt hat, den wir in jenen bösen Jahren ausgetrieben haben und der nun als Amerikaner gilt.
    Meine Damen und Herren, erlauben Sie dem Hochschullehrer, einiges zu sagen. Unseren Forschern und Gelehrten muß ein 'größerer Sach- und Personalapparat beigegeben werden, wenn sie ihre Zeit, ihre Arbeit wirklich der Forschung und Lehre so sollen widmen können, wie das 'erforderlich ist. Wenn ich an das denke, was ein Professor alles an Verwaltungsarbeit, 'an Personalarbeit usw. selber tun muß, und zwar ohne irgendwelche Hilfe, wenn ich sehe, wieviel Zeit ihm dabei für seine .eigentliche Arbeit verlorengeht, dann schüttle ich den Kopf. Überall schreit man nach Rationalisierung, überall wird rationalisiert. Offenbar aber glaubt man, bei den Universitäten noch so arbeiten zu können wie einst, als Großvater die Großmutter nahm. Das geht nicht mehr, so kann man es nicht mehr machen.
    Das Laboratorium, in dem Faraday seine großen Entdeckungen gemacht hat, hat

    (Zuruf von der CDU/CSU: 600 Mark!)

    100 Mark gekostet — nach heutigem Geldwert. Das Laboratorium, in dem Heinrich Hertz seine Wellengesetze entdeckt hat, hat 10 000 Mark gekostet. Ein physikalisches Laboratorium der Weimarer Zeit, ein sehr gut ausgestattetes — ich spreche von dem Tübinger Laboratorium, das ich kenne und das als eines der modernsten galt —, hat 300 000 Mark gekostet. Heute kostet der Bau des kleinsten kernphysikalischen Laboratoriums über 10 Millionen DM. Unter dem kann man gar nicht anfangen. — Herr Kollege, Sie verziehen das Gesicht.

    (Abg. Dr. Martin: Nein, nein, ich verziehe es nicht! Ich möchte Sie nur fragen, Herr Professor, wieviel Laboratorien dieser Art in den letzten Jahren errichtet worden sind! Es wäre vielleicht gut, das einmal darzustellen!)

    — Ich wurde gefragt, wieviel Laboratorien dieser Art in der letzten Zeit errichtet worden sind. Leider zuwenig,

    (Abg. Dr. Martin: Das ist zu allgemein, Herr Professor!)

    weil das Geld gefehlt hat.
    Ich habe die Ehre, Mitglied des Senats der MaxPlanck-Gesellschaft zu sein. Wir haben uns dort vor einigen Jahren überlegt, wieviel Leute wir in Deutschland haben, die als Physiker, Ingenieure und Techniker genügend ausgebildet sind, um Reaktoren bedienen zu können. Wir kamen auf nicht einmal 100. Sie werden zugeben, daß das zuwenig ist. Man braucht Ausbildungsanstalten, um die Leute zu bekommen, die man benötigt, wenn man nicht hinter Bulgarien zurückbleiben will. Mir fällt gerade Bulgarien ein; ich könnte auch andere Länder nennen. Man muß sich die Ausbildung etwas kosten lassen, sonst geht es eben nicht. Um das Richtige zu finden, wird man vielleicht sogar manche Fehlinvestitionen riskieren müssen.
    Aber es geht nicht nur um die Naturwissenschaften. Wir müssen auch auf dem Gebiet der humanen Wissenschaften, der Gesellschaftswissenschaften, der Wissenschaften vom Menschen sehr viel mehr als bisher tun. Auch hier muß im weitesten Ausmaß Grundlagenforschung betrieben werden. Nehmen wir z. B. die Sozialwissenschaften, die Soziologie, in der wir doch einst, zur Zeit Max Webers, die Lehrer der ganzen Welt gewesen sind. Von überallher kam man zu uns, um diese Dinge zu lernen. In der heutigen Zeit hat die sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Frankfurt Jahre gebraucht, um einen Soziologen zu finden, der die Gesellschaftswissenschaft lehrt. Sie hat ihn aus dem Ausland zurückrufen müssen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Martin.)

    Prof. Horkheime.r ist nach seinen eigenen Angaben Philosoph! Das kann doch so nicht bleiben! Wir können doch nicht einfach übernehmen, was in Amerika und sonstwo an sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen erarbeitet wird. Dann 'bekommen wir vielleicht ein gutes Bild der amerikanischen Gesellschaft und des Verhältnisses des Menschen in Amerika zu seiner Gesellschaft, aber nicht ein Bild der deutschen Gesellschaft und des Verhältnisses des deutschen Menschen zu seiner Umwelt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das müssen wir doch bekommen. Hier müßte ein bißchen mehr geschehen.
    Wir klagen immer mit Recht über das geringe politische Wissen unserer Abiturienten. Es ist wirklich fatal. Wenn man das ändern will, muß man auf diesem Gebiet etwas tun. Das können nur besser gebildete Lehrer machen, und diese brauchen eben an den Universitäten Lehrer, die sie bilden und ausbilden können.



    Dr. Schmid (Frankfurt)

    Mit dem, was heute da ist, geht es einfach nicht. Ich spreche hier wirklich aus Erfahrung. Es geht nicht, wenn auf einen Professor 300 Studenten im Seminar entfallen und in das Seminar aufgenommen werden wollen. Das geht einfach nicht. Da braucht man mehr Lehrstühle. Anders kann man es nicht machen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wenn man Vorlesungen hat, in denen 1000 Studenten sitzen, dann geht doch vollkommen der Kontakt mit den Studenten verloren, dann spricht man doch gegen eine schwarze oder graue Wand und nicht mehr als Lehrer zu lebendigen Schülern. So kann man zwar Vorlesungen halten. So kann man aber nicht bilden, und der Hochschullehrer sollte doch in erster Linie „bilden".
    Ich will von Bibliotheken usw. gar nicht sprechen. Wie es da steht, wissen wir alle. Sie kennen die Pläne, die es hier gibt — Wissenschaftsrat, Stifterverband —, 1 % des Volkseinkommens solle man für Bildungszwecke aufwenden. Auch dieser Betrag wird nicht dazu ausreichen, unsere Forschungseinrichtungen schon heute der kommenden Entwicklung anzupassen. Man darf nämlich nicht hintendreinhinken, man muß vorauslaufen. Man kann heute die wahrscheinliche Entwicklung der Forschung einigermaßen vorauskalkulieren.
    Die Ausgaben für wissenschaftliche Zwecke betragen in der Bundesrepublik ein Viertel der Ausgaben der Vereinigten Staaten von Amerika bei voller Berücksichtigung des Kaufkraftunterschiedes.
    Nun will ich Ihnen einige Zahlen geben, die die Ausgaben für das Schulwesen in den verschiedenen Ländern aufzeigen. Ich beziehe diese Zahlen aus der Schrift Eddings: „Internationale Tendenzen in der Entwicklung der Ausgaben für Schulen und Hochschulen", Kiel 1958. Die Vereinigten Staaten von Amerika geben pro Kopf der Bevölkerung für ihr Schulwesen, alles zusammengerechnet, 86,83 DM aus, die Sowjetunion 76,15 DM, die Bundesrepublik 21,27 DM. Die Zahlen sprechen für sich. Man hat in diesen Ländern gegenüber 1938 die Schulausgaben wie folgt gesteigert: in den Vereinigten Staaten um 256 %, in der Sowjetunion um 334 %, in der Bundesrepublik um 66 %. Auch diese Zahlen sprechen für sich. Der Erfolg des Wettbewerbes auf diesem Felde wird nicht nur durch gelegentliche Nobelpreise markiert, er zeigt sich auch in solchen Ziffern. Ich will nicht sagen, daß die Ergebnisse eine reine Funktion des Geldaufwandes sind, aber ein bißchen ist das zu erwartende Ergebnis au c h Funktion des Geldaufwandes.
    Was die Hochschulen anbetrifft — ich habe meinen Augen nicht getraut, aber die Quelle, die ich angab, ist eine gediegene Quelle —, so gab man in den Vereinigten Staaten hierfür pro Kopf der Bevölkerung im Jahre 1955 45,82 DM aus, in der Sowjetunion 54,40 DM, in der Bundesrepublik 9,50 DM.

    (Abg. Dr. Vogel: Aber was sind das für Hochschulen?!)

    — Gewiß, Herr Kollege, ich weiß das durchaus. Ich
    mache da durchaus meine Abstriche. Ich kenne die
    deutsche Universität, ich kenne die amerikanische, ich kenne aber auch die sowjetische, an einem Beispiel wenigstens. Das hat mir zu denken gegeben.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Carlo Schmid


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Bitte sehr!