Rede von
Dr.
Karl
Mommer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich kann Ihnen allerdings nur mit dpa dienen, die meines Wissens die ausgedehnteste und vollständigste Meldung gebracht hat. Darin heißt es — ich darf auch den Satz vorher zitieren, damit Sie nicht glauben, ich reiße aus dem Zusammenhang —:
Diese Politik
— die Politik der SPD —
werde dem Postulat der Freiheit der Deutschen nach innen und außen nicht gerecht.
Dann heißt es weiter, zunächst in Anführungszeichen:
„Ich wünsche den Sozialdemokraten etwas Mut, einen offenen Blick und etwas Liebe zum gesamten deutschen Volk,"
erklärte Adenauer mit dem Hinweis auf die Haltung der SPD in der Frage der Bewaffnung, die eine der Lebensfragen des deutschen Volkes sei.
Meine Damen und Herren, ich will zum Schluß kommen. Wenn Sie sich einmal selbst ansehen, wie sich die Sprache unseres Bundeskanzlers entwickelt, schreckt Sie da nicht die Vergangenheit, das, was wir hinter uns haben? Wissen Sie, wie man uns Sozialdemokraten früher die „vaterlandslosen Gesellen" nannte, wie uns Hitler die „internationalen, jüdisch versippten Marxisten" nannte? Sehen Sie nicht die Ähnlichkeit mit der jetzigen Beschuldigung: „SPD ohne Liebe"? Erst seit ganz kurzer Zeit taucht im Wortschatz des Bundeskanzlers auch wieder das Wort „Bonze" auf,
das diffamierende Schlagwort der Rechten in der Weimarer Republik und der Nationalsozialisten.
Es fehlt auch nicht die Diffamierung der Gewerkschaften — das gehört nun einmal dazu —, und auch das wieder unbekümmert um die Wahrheit. Gerade diese Industriegewerkschaft Metall ist eine der aktivsten Gewerkschaften, die es auf dem Kontinent gibt. Aber sie ist auch eine der antikommunistischsten Gewerkschaften, die es auf dem europäischen Kontinent gibt.
Wenn die deutsche Arbeiterschaft so sauber von Kommunisten ist, meine Damen und Herren, dann verdanken Sie das nicht zuletzt dem Wirken Otto Brenners, den der Bundeskanzler beschimpft und verleumdet,
und der IG Metall.
Wohin soll das führen?, frage ich Sie. Etwa zu interfraktionellen Gesprächen über die Wiedervereinigung? Wofür halten Sie uns denn?! Denken Sie, wir werden morgen die Hand drücken, die heute dieses Gift gegen uns mischt?! So können Sie mit uns nicht verfahren!
Um der Freiheit willen, um der Einheit willen müssen wir immer wieder zusammenkommen. Wir müssen gemeinsam versuchen, die übermenschlich schweren Fragen unserer Nation zu lösen. Aber so geht es wirklich nicht!