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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 37. Sitzung Bonn, den 1. Juli 1958 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Karl Arnold . . . . 2107 A Sammelübersicht 7 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen zu Petitionen (Drucksache 482) 2108 C Entwurf einer Dritten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1958 (Schwefelkohlenstoff, Strohpappe usw.); Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses (Drucksachen 487, 491) . . 2108 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. September 1956 mit dem Königreich Belgien über eine Berichtigung der deutsch-belgischen Grenze und andere Fragen (Drucksache 315); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (Drucksache 486) — Zweite und dritte Beratung — . 2108 D Entwurf eines zweiten Gesetzes zur Änderung des Altsparergesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP, DP) (Drucksache 484) — Erste Beratung — 2109 A Entwurf eines Gesetzes zur Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1958 (Haushaltsgesetz 1958) (Drucksachen 300, 354, 357, 362 bis 365, 378, 400 bis 404, 408, 412, 413, 440 bis 444, 447, 460 bis 468); Beschlüsse zweiter Beratung (Drucksache 490) — Dritte Beratung — Allgemeine Aussprache Dr. Vogel (CDU/CSU) 2109 B Ritzel (SPD) 2118 A, 2164 A Niederalt (CDU/CSU) 2125 A Lenz (Trossingen) (FDP) 2128 B Dr. Schild (DP) 2132 C Eilers (Oldenburg) (FDP) 2137 B Dr. Gülich (SPD) 2142 B, 2162 D Etzel, Bundesminister 2144 C Erler (SPD) 2149 A Dr. Krone (CDU/CSU) 2158 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler 2161 A, 2165 B Dr. Arndt (SPD) 2164 C Merten (SPD) 2165 D Weiterberatung vertagt 2171 A Erklärung gemäß § 36 GO Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) 2171 A Nächste Sitzung 2171 C Anlagen 2173 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 37. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 1. Juli 1958 2107 37. Sitzung Bonn, den 1. Juli 1958 Stenographischer Bericht Beginn: 9.04 Uhr.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Graf Adelmann 7. 7. Frau Albertz 5. 7. Altmaier* 5. 7. Dr. Atzenroth 1. 7. Dr. Barzel 5. 7. Bauer (Würzburg)* 5. 7. Birkelbach* 5. 7. Fürst von Bismarck* 5. 7. Blachstein* 5. 7. Dr. Burgbacher 1. 7. Burgemeister 3. 7. Frau Döhring (Stuttgart) 31. 7. Döring (Düsseldorf) 5. 7. Dr. Eckhardt 2. 7. Erik 1. 7. Euler 4. 7. Franke 12. 7. Frau Friese-Korn 1. 7. Gaßmann 5. 7. Gern? 5. 7. Dr. Greve 1. 7. Heye* 5. 7. Höfler* 5. 7. Frau Dr. Hubert* 5. 7. Jacobs* 5. 7. Jahn (Frankfurt) 1. 7. Kiesinger* 5. 7. Dr. Königswarter 5. 7. Dr. Kopf* 5. 7. Kühlthau 2. 7. Kühn (Köln)* 5. 7. Leber 4. 7. Lücker (München)* 5. 7. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 5. 7. Frau Dr. Maxsein* 5. 7. Dr. Menzel 1. 7. Metzger* 5. 7. Dr. Meyer (Frankfurt)* 5. 7. Frau Meyer-Laule 1. 7. Murr 1. 7. Neumann 1. 7. Frau Niggemeyer 12. 7. Frau Dr. Pannhoff 1. 7. Paul* 5. 7. Dr. Preiß 5. 7. Pusch 5. 7. Ruf 5. 7. Scheel 5. 7. Schmidt (Hamburg) 1. 7. Dr. Schneider (Saarbrücken) 5. 7. Schoettle 19. 7. Schreiner 1. 7. Schütz (München)* 5. 7. Seidl (Dorfen)* 5. 7. Dr. Serres 1. 7. Spies (Brücken) 4. 7. *) für die Teilnahme an der Tagung der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Struve 5. 7. Dr. Wahl* 5. 7. Frau Dr. h. ç. Weber (Essen)* 5. 7. Wehking 1. 7. Dr. Will 5. 7. Dr. Zimmer* 5. 7. b) Urlaubsanträge D. Dr. Gerstenmaier 2. 8. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Wehr (Fragestunde der 35. Sitzung am 26. Juni 1958, Drucksache 473, Frage 34): Trifft es zu, daß das Bundesatomministerium dem Technischen Überwachungsverein Hamburg untersagt hat, die amtlich ermittelten Meßzahlen über die Radioaktivität im Regenwasser und in der Luft zu veröffentlichen? Was hat das Bundesatomministerium veranlaßt, falls diese Tatsache richtig ist, ein solches Verbot zu erlassen? Ich darf die Frage wie folgt beantworten: Es trifft nicht zu, daß das Bundesministerium für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft dem Technischen Überwachungsverein Hamburg untersagt hat, die von diesem Verein im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein im Bereich der Reaktorstation Geesthacht bei Hamburg ermittelten Meßzahlen über die Radioaktivität im Regenwasser und in der Luft zu veröffentlichen. Gegenteilige Behauptungen in einigen deutschen Tageszeitungen, die sich auf eine angebliche telefonische Äußerung des Direktors des Technischen Überwachungsvereins Hamburg stützten, entsprechen nicht den Tatsachen. Ich habe daher die Falschmeldungen richtigstellen lassen und darf in diesem Zusammenhang auf die im Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung in der Nr. 76 vom 24. 4. 1958 auf Seite 744 abgedruckte Erklärung hinweisen. Bad Godesberg, ,den 28. Juni 1958 Dr. Balke Anlage 3 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Verteidigung auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Pohle (Eckernförde) (Fragestunde der 35. Sitzung am 26. Juni 1958, Drucksache 473, Frage 31): Ist der Herr Bundesverteidigungsminister bereit, anzuerkennen, daß sich für eine Gemeinde - wie die Gemeinde Boostedt im Kreise Segeberg mit etwa 1800 Einwohnern -, die sich durch die Garnison um dieselbe Zahl von Neubürgern vermehrt, besondere Schwierigkeiten ergeben? Kann diese Gemeinde damit rechnen, daß ihr durch die im Verhältnis zur Einwohnerzahl ungewöhnlich hohe Belastung in den kommunalwirtschaftlichen Folgemaßnahmen wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung zuteil wird? Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung hierbei vorgesehen? 2174 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 37. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 1. Juli 1958 Ich erlaube mir, die Anfrage wie folgt zu beantworten: Im Bezirk der Gemeinde Boostedt ist ein Kasernen-Neubau errichtet und seit April 1958 belegt worden. Nach den von meinem Hause erlassenen „Richtlinien für die Gewährung von Darlehen und Zuschüssen zu Aufschließungsmaßnahmen und Folgeeinrichtungen besonderen Umfanges bei militärischen Bauvorhaben und Wohnsiedlungen" besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, an Gemeinden zur Durchführung von kommunalen Aufgaben eine Bundesfinanzhilfe zu gewähren. Ich habe die Gemeinde Boostedt auf ihre Denkschrift bereits dahingehend unterrichtet, daß für die Prüfung derartiger Anträge die Wehrbereichsverwaltung in Kiel zuständig ist, und empfohlen, ihr Anliegen dort weiter zu verfolgen. Es ist jetzt schon zu übersehen, daß im vorliegenden Fall eine finanzielle Hilfe durch mein Haus in Betracht kommt. Über die Höhe der zu gewährenden Bundesfinanzhilfe kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden. Bonn, den 30. Juni 1958 Strauß Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Verteidigung auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Pohle (Eckernförde) (Fragestunde der 35. Sitzung am 26. Juni 1958, Drucksache 473, Frage 33) : Ich frage den Herrn Bundesverteidigungsminister, ob die ,,Sieben-Meilen-Sperrzone" um Schleimünde eine Dauererscheinung der nächsten Jahre sein wird? Welche Pläne des Bundesverteidigungsministeriums werden in den Gemeinden Olpenitz und Ellenberg verwirklicht? Sind besondere Vorhaben der Bundeswehr in Gammelby und Surendorf geplant? Zu welchem Ergebnis haben die Entschädigungsverhandlungen mit Eckernförder Fischern geführt? Ich erlaube mir, die Anfrage wie folgt zu beantworten: Ich darf zur besseren Ubersicht auf die gestellte Frage entsprechend ihren einzelnen Sätzen wie folgt eingehen: Zu Satz 1: Eine „Sieben-Meilen-Sperrzone" um Schleimlinde ist nicht geplant. In den „Nachrichten für Seefahrer" sind Artillerie-Schießgebiete und ein U-Boot-Tauchgebiet veröffentlicht worden, die längs der SchleswigHolsteinischen Ostküste liegen und von der Küste bis etwa 4 Seemeilen Abstand reichen. Die Angaben wurden in den „Nachrichten für Seefahrer" (NfS) Nr. 3565/57 und Nr. 78/58 veröffentlicht. Die Durchfahrt durch diese Gebiete und die Ausübung der Fischerei werden nicht behindert. Schiffahrt und Fischerei werden jedoch gebeten, ausreichende Rücksicht auf die Übungen der Streitkräfte zu nehmen. Diese Artillerie-Schießgebiete und das Tauchgebiet werden eine Dauererscheinung bleiben. Zu Satz 2: Die Bundesmarine beabsichtigt, bei Olpenitz den Neubau eines Hafens und bei Ellenberg den Neubau einer Marine-Artillerieschule durchzuführen. Zu Olpenitz: Die nach der Teilung Deutschlands noch in der BRD verbliebenen ehern. Kriegshäfen im Ostseebereich reichen nicht aus, um die für die Durchführung der Aufgaben der Bundesmarine erforderlichen Kampf-, Schul- und Troßschiffe aufzunehmen. Als Ersatz für die verlorengegangenen Häfen und zugleich zur Auflockerung der in der Ostsee zu stationierenden Seestreitkräfte wird der Hafenneubau erforderlich. Nach eingehenden Untersuchungen des Bundesministers für Verkehr wurde von diesem ein unbewohntes Gelände bei Olpenitz an der Schlei vorgeschlagen, wo mit relativ geringem Aufwand ein geeigneter Hafengeschaffen werden kann. Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat Kenntnis von diesen Plänen und ist bereit, ihnen unter bestimmten Voraussetzungen ihre Zustimmung zu geben. Zu Ellenberg: Dort steht eine Liegenschaft zur Verfügung, die durch zusätzlichen Erwerb weiteren Geländes um ca. 5 ha vergrößert wird. Das Land Schleswig-Holstein hat Kenntnis von den Plänen und ist bereit, ihnen unter bestimmten Voraussetzungen zuzustimmen. Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Als Teil der Anlagen der Artillerieschule soll auf der Landzunge zwischen der Schlei und der Ostsee bei dem geplanten Hafen Olpenitz ein Feuerleithaus gebaut werden, von dem aus vorwiegend Zielübungen auf fahrende Seeziele und im begrenzten Umfange Klingscheibenschießen für die aufgestellten Geschütze durchgeführt werden sollen. Zu Satz 3: Die bisher verfolgte Absicht, in Gammelby Anlagen der Bundeswehr zu errichten, ist inzwischen zweifelhaft geworden. Die Planung Surendorf wird dagegen weiterhin bearbeitet. Zu Gammelby: Es handelt sich hierbei zunächst nur um eine Planung. Es. ist u. U. vorgesehen, zu einem späteren Zeitpunkt auf dem der Gemeinde Gammelby gehörenden Erweiterungsgelände der Kaserne Carlshöhe, Eckernförde, Anlagen für höchstens 300 Soldaten zu errichten. Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 37. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 1. Juli 1958 2175 Zu Surendorf: Das Amt für Wehrtechnik und Beschaffung beabsichtigt, auf der Liegenschaft der ehem. Torpedo-Versuchsanstalt Surendorf an der Eckernförder Bucht eine Erprobungsstelle für .Sdidfsartillerie einzurichten, mit der eine Artillerievers i teile der Bundesmarine verbunden werden soll. Zu Satz 4: Die Entschädigungsverhandlungen mit den Eckernförder Fischern schweben noch. Es kann davon ausgegangen werden, daß den Fischern eine Entschädigung zugesprochen wird. Über Einzelheiten wird zur Zeit noch zwischen der Landesregierung Schleswig-Holstein und der WBV I in Kiel verhandelt. Bonn, den 30. Juni 1958 Strauß Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Freiherr zu Guttenberg (Fragestunde der 35. Sitzung am 26. Juni 1958, Drucksache 473, Frage 24): Was gedenkt der Herr Bundesarbeitsminister zu tun, um die Pflichtbeiträge der Meistersöhne zur Arbeitslosenversicherung zurückzuerstatten, nachdem die vom Bundessozialgericht am 5. April 1956 ausgesprochene Versicherungspflicht dieses Personenkreises durch § 65 Abs. 2 AVAVG ab 1. April 1957 wieder aufgehoben wurde? Ist dem Herrn Bundesminister bekannt, daß Meistersöhne, die auf Grund der genannten Entscheidung des Bundessozialgerichtes Pflichtbeiträge gelistet haben, in den seltensten Fällen damit rechnen können, im Falle der Arbeitslosigkeit Arbeitslosenunterstützung zu erhalten? . Auf die Frage teile ich folgendes mit: Durch das Urteil des Bundessozialgerichts vom 5. April 1956 wurde die Versicherungspflicht derjenigen Meistersöhne, die in einem Beschäftigungsverhältnis bei ihren Eltern standen, nicht für die Zukunft begründet, sondern für die Zeit vom Beginn des Beschäftigungsverhältnisses festgestellt. Beiträge wurden auf Grund der durch das Urteil festgestellten Rechtslage jedoch nur für Beschäftigungszeiten nach Rechtskraft des Urteils erhoben. Da die Erfüllung der Anwartschaftszeit nicht von der Entrichtung von Beiträgen abhängig ist, können auch die Zeiten, für die Beiträge nicht entrichtet worden waren, zur Erfüllung der Anwartschaftszeit dienen. Die Versicherungsfreiheit für Abkömmlinge, die am 1. April 1957 in Kraft getreten ist, beseitigt für Meistersöhne also nicht eine Versicherungspflicht, die nur eine kurze Zeit bestanden hätte. Eine Rückerstattung der Beiträge ist nach der derzeitigen Rechtslage nur möglich, wenn sie irrtümlich entrichtet worden sind. Der Fall liegt hier nicht vor. Die Tatsache, daß vor dem Urteil des Bundessozialgerichts keine Beiträge erhoben wurden, rechtfertigt es also nicht, die nach dem Urteil zu Recht erhobenen Beiträge zu erstatten. Ich habe nicht die Absicht, eine Änderung dieser Rechtslage vorzuschlagen. Es trifft im übrigen nicht zu, daß Meistersöhne im Falle der Arbeitslosigkeit nur in den seltensten Fällen Arbeitslosengeld erhalten können. Wie bereits dargelegt, war die Zeit einer Beschäftigung als Meistersohn bis zum 31. März 1957 ungeachtet der Entrichtung von Beiträgen versicherungspflichtig und kann damit zur Erfüllung der Anwartschaftszeit dienen. Ein Anspruch auf Grund des Beschäftigungsverhältnisses als Meistersohn, das bis zum 31. März 1957 versicherungspflichtig war, kann noch bei einer Arbeitslosmeldung bis zum 1. Oktober 1958 geltend gemacht werden. Daß Meistersöhne nur selten arbeitslos werden, rechtfertigt eine Sonderregelung für die Zeit vor dem 1. April 1957 nicht, da das gleiche auch für Angehörige zahlreicher anderer Personenkreise zutrifft und das Wesen jeder Versicherung im Ausgleich des Risikos liegt. Bonn, den 1. Juli 1958 Blank Anlage 6 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Heinrich (Fragestunde der 35. Sitzung am 26. Juni 1958, Drucksache 473, Frage 28) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Lehrlingsausbildung nach dem heutigen Stand nicht mehr den veränderten Bedingungen von Technik und Wirtschaft Rechnung trägt, und ist sie bereit, eine entsprechende gesetzliche Regelung zu treffen? Wenn ja, bis wann wird ein solcher Gesetzentwurf vorgelegt werden? Auf die Frage teile ich folgendes mit: Die Frage, ob und inwieweit die Lehrlingsausbildung nach dem heutigen Stand den veränderten Bedingungen von Technik und Wirtschaft Rechnung trägt, wird in Fachkreisen und Veröffentlichungen lebhaft diskutiert; die dabei zum Ausdruck kommenden Auffassungen sind sehr unterschiedlich. Die Bundesregierung verfolgt die wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Heranbildung des jungen Nachwuchses ständig und ist an den darüber geführten Diskussionen beteiligt. Sie befaßt sich auch seit längerem mit der Frage, ob eine neue gesetzliche Regelung der Berufsausbildung notwendig ist. Bereits unter meinem Amtsvorgänger, Herrn Bundesarbeitsminister Storch, sind vor etwa zwei Jahren Besprechungen mit den beteiligten Ressorts und den Sozialpartnern geführt und Grundzüge für ein Rahmengesetz vorbereitet worden. Gegenwärtig ist diese Frage Gegenstand von Verhandlungen, die ich vor einiger Zeit mit dem Bundeswirtschaftsminister wieder aufgenommen habe. Bonn, den 1. Juli 1958 Blank 2176 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 37. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 1. Juli 1958 Anlage 7 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung auf ,die Mündliche Anfrage ,des Abgeordneten Geiger (Aalen) (Fragestunde der 35. Sitzung am 26. Juni 1958, Drucksache 473, Frage 30) : Billigt der Herr Bundesarbeitsminister die Auslegung des § 124 Abs. 1 AVAVG durch die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, nach der nur derjenige arbeitsunfähig Erkrankte Krankengeld nach seinem vor der Kurzarbeit bezogenen Grundlohn erhält, bei dem zwischen Kurzarbeit und arbeitsunfähiger Erkrankung kein zeitlicher Zwischenraum lag? Auf die Frage teile ich folgendes mit: Krankenversicherungspflichtige Personen erhalten die Barleistungen der Krankenversicherung nach den Vorschriften der Reichsversicherungsordnung und der Satzung der Krankenkasse, deren Mitglied sie sind. Dies gilt auch für solche Versicherte, deren Arbeitsentgelt vor der Erkrankung gemindert war. Daraus können sich im Einzelfall Härten ergeben. Durch § 124 des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung sind diese im System der Krankenversicherung liegenden Härten für solche Versicherte beseitigt worden, die Kurzarbeitergeld beziehen. Diese Pesonen erhalten Barleistungen der Krankenversicherung nach dem Grundlohn vor Beginn des Bezuges von Kurzarbeitergeld. Die Mehraufwendungen werden von der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung getragen. Die Auffassung der Bundesanstalt, daß diese Rechtsvorschrift nur angewendet werden kann, wenn die mit Arbeitsunfähigkeit verbundene Erkrankung sich unmittelbar an ,den Bezug von Kurzarbeitergeld anschließt, entspricht § 124 des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung. Bei der bevorstehenden Neuregelung der Krankenversicherung wird geprüft werden, wie Härten für solche Versicherte, die kein Kurzarbeitergeld beziehen, oder deren Erkrankung sich nicht unmittelbar an ,den Bezug von Kurzarbeitergeld anschließt, beseitigt werden können. Bonn, den 1. Juli 1958 Blank Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers des Innern auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Jacobs (Fragestunde der 35. Sitzung am 26. Juni 1958, Drucksache 473, Frage 26) : Hat der Beamte der örtlichen Polizeidirektion in Trier, der von der Verwaltung des Geburtshauses von Karl Marx Auskunft über Geschenke verlangte, die Vertreter der Sowjetischen Botschaft in Bonn aus Anlaß eines Besuches machten, im Auftrage des Auswärtigen Amtes oder einer sonstigen der Kontrolle der Bundesregierung unterstehenden Organisation gehandelt? Ich beantworte die Frage wie folgt: Der Beamte der Polizeidirektion in Trier hat nicht im Auftrage des Auswärtigen Amtes oder einer sonstigen Bundesbehörde gehandelt. Schröder
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Konrad Adenauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich stelle folgendes fest. Der Bundesfinanzminister hat in der Kabinettssitzung, in der er die Sache dem Kabinett vorgetragen hat, das erklärt, was ich soeben erklärt habe, nämlich, daß von der Ladung des Sachverständigen nicht vorher Mitteilung gemacht worden sei.
    Dann hat es dem Herrn Abgeordneten Arndt beliebt, zu sagen, daß ich leider immer das Pech hätte, durch Urkunden widerlegt werden zu können. Ich mag auf das Geschmackvolle, was er da gesagt hat, nicht weiter eingehen. Es steht in so schreiendem Gegensatz zu dem, was Herr Kollege Gülich soeben gesagt hat,

    (Abg. Baur [Augsburg] : Und was hat Herr Rasner gesagt?!)

    daß ich glaube, eine derartige Sprechweise, wie sie Herrn Arndt beliebt, erklärt manches von der Atmosphäre dieses Hauses.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich möchte aber noch folgendes sagen. Ich habe nicht erklärt, was Herr Arndt angeführt hat, sondern ich habe erklärt, daß in der eventuell neu eröffneten Verhandlung die Bundesregierung Tatsachen mitteilen werde, ohne deren Kenntnis keine unangreifbare Entscheidung gefällt werden könne. Das ist etwas ganz anderes als das, was Herr Arndt gesagt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU. Abg. Rasner: Die Behauptung einer halben Wahrheit! Herr Arndt weiß das alles! — Weitere Zurufe von der Mitte und Gegenrufe von der SPD. — Abg. Rasner: Verunglimpfen, das können Sie, Herr Arndt!)



Rede von Dr. Victor-Emanuel Preusker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Damit liegen zu dem Punkt „Allgemeine Politik der Bundesregierung" keine Wortmeldungen mehr vor.
Nach der interfraktionellen Vereinbarung soll der Punkt b), Außenpolitik, erst morgen früh um 9 Uhr behandelt werden.
Ich rufe dann zur Aussprache den Punkt c), Verteidigungspolitik, auf. Darf ich hierzu um Wortmeldungen bitten. — Herr Abgeordneter Merten!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Merten


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte an das anknüpfen, was Herr Kollege Dr. Krone vorhin hier ausgeführt hat, und zugleich mit dem, was ich hier sage, einige Fragen beantworten, die er an die sozialdemokratische Bundestagsfraktion gestellt hat. Ich möchte sie in dem Geist beantworten, den er hier beschworen hat und von dem auch meine Freunde glauben, daß er der Arbeit dieses Hauses zuträglich wäre.
    Uns liegt der Haushalt des Verteidigungsministeriums in der dritten Lesung vor. Die sozialdemokratische Fraktion wird diesen Haushalt ablehnen. Die Gründe für diese Ablehnung liegen teils auf politischem, teils auch auf verteidigungspolitischem Gebiet.
    Zu Anfang dessen, was ich zu sagen habe, möchte ich hier die Unterstellung ausschalten, die wir fast jedes Jahr erlebt haben, daß die Ablehnung dieses Haushalts bedeute, die Sozialdemokratische Partei wolle nichts für die Verteidigung der Bundesrepublik und die Verteidigung der Freiheit gegen diejenigen unternehmen, die dieses Land und seine Freiheit bedrohen. Ich glaube, daß es ganz allgemein und immer als eine böswillige Unterstellung bezeichnet werden muß, wenn es Leute gibt, die einer Partei wie der Sozialdemokratischen Partei



    Merten
    einen derartigen Vorwurf machen, einer Partei, die in ihrer ganzen Geschichte bewiesen hat, daß sie sich niemals von ihrem freiheitlich-demokratischen Weg hat abbringen lassen und daß sie immer bereit gewesen ist, für die Verteidigung der Freiheit Opfer zu bringen, und nicht nur bereit war, sondernOpfer auch tatsächlich gebracht hat und heute noch immer wieder bringt. Deswegen sagt die Sozialdemokratische Partei ein klares und unmißverständliches Ja zur Landesverteidigung. Sie sagt aber auch ein klares und unmißverständliches Nein zur Beteiligung an einem sinnlosen Wettrüsten und sagt nein zu einer Politik, die sich nur noch militärischer Maßstäbe und militärisch-machtpolitischer Gedankengänge bei der Vorbereitung ihrer Entscheidungen bedient.
    Das ist die grundsätzliche Haltung meiner Fraktion zur Landesverteidigung. Wer das in der Öffentlichkeit bestreitet, tut das wider besseres Wissen, und wer der Verteidigungskonzeption der Sozialdemokratischen Partei" ein anderes Ziel als Sicherheit und Freiheit unterstellt, kann nur mit dem Wort „Verleumder" gekennzeichnet werden.
    Wir Sozialdemokraten wissen, daß die Sicherheit des Landes und die Sicherung der Freiheit nicht nur militärischer Anstrengungen bedürfen, sondern daß u. a. auch die Finanzpolitik, die Wirtschaftspolitik, die Sozialpolitik gleichwertig und gleichberechtigt und in einem unlösbaren Zusammenhang mit den militärischen Anstrengungen gesehen werden müssen. Wir wissen, daß ein Wettrüsten, hinter dem vielleicht irgendwelche Großmachtträume stehen könnten — das wissen wir aus unserer Geschichte und aus der Geschichte anderer Völker —, leicht zu schwerwiegenden Folgen auf anderen Gebieten des öffentlichen Lebens führen kann und daß das Ergebnis einer solchen Politik dann eben nicht Sicherheit des Landes und Sicherung der Freiheit, sondern ganz im Gegenteil Gefährdung des Landes und Zerstörung der Freiheit ist. Ich halte es für meine Pflicht, immer wieder und auch bei dieser Gelegenheit auf die verhängnisvollen Folgen aufmerksam zu machen, die sich abzeichnen und die uns zwingen sollten, einen Weg zu suchen, der von den demokratischen Kräften unseres Staates gemeinsam gegangen werden kann.
    Aber, meine Damen und Herren, meine Freunde und ich bekommen immer wieder berechtigte Zweifel, ob bei allen demokratischen Gruppen unseres Landes auch tatsächlich der ehrliche Wille vorhanden ist, diesen gemeinsamen Weg - den ja auch Herr Dr. Krone vorhin beschworen hat — zu gehen. Solange man glaubt, die politischen Auffassungen der Opposition abtun zu können als „irreal", als „illusionär", als einen „Weg nach Moskau" oder wie sonst immer die Apostrophierungen lauten, solange man alle abweichenden Meinungen, die sich nicht auf der Linie der Regierung oder der Regierungspartei bewegen, als „kommunistische Umtriebe" oder als „Gefährdung des Staates" bezeichnet, solange man das tut, ist man eben noch sehr weit davon entfernt, die Aufgabe der Opposition in einer freiheitlich-parlamentarischen Demokratie erkannt zu haben. Denn sehen Sie, das geht ja aus allen Diskussionen hervor, daß eine gemeinsame Politik nicht darin bestehen kann, bedingungslos zu kapitulieren oder zu Kreuze zu kriechen. Wer das unter gemeinsamer Politik versteht, der wird allerdings vergeblich darauf warten müssen, daß wir eine gemeinsame Politik mit den Verfechtern derartiger Auffassungen machen können; wer das unter gemeinsamer Politik versteht, der ist auf dem besten Wege, dieses Parlament zu denaturieren und einen wesentlichen Bestandteil unseres demokratischen Lebens zu zerstören.
    Es ist hier vorhin schon einiges über die Rolle der parlamentarischen Opposition gesagt worden, und ich habe mich darüber gefreut, daß Herr Dr. Krone im Grundsätzlichen dieser Auffassung beigepflichtet hat. Ich glaube, daß die demokratische Opposition nicht nur ein unentbehrlicher, sondern auch ein entscheidender Teil einer demokratischparlamentarischen Staatsführung ist. Denn das Vorhandensein einer Opposition entscheidet überhaupt darüber, ob hier Demokratie ist oder nicht.
    Wer aber nun glaubt, daß man die politischen Auffassungen der parlamentarischen Opposition mit Unterstellungen von Scheinargumenten lächerlich machen könne oder daß man sie in ihrem politischen Wollen durch üble Verdächtigung

    (Abg. Dr. Conring: Wie eben Herr Erler!)

    madig machen könne, der ist, glaube ich, auf dem besten Wege, zu einer Gefahr für die freiheitliche Demokratie zu werden und, ich glaube, viel eher zu einer Gefahr zu werden als diejenigen, die da glauben, daß man durch eine Volksbefragung jeden einzelnen Staatsbürger auch einmal zwischen den Wahlen am politischen Leben beteiligen könne.
    Ich sage das aber hier ohne jede Polemik, weil ich immer noch die Hoffnung habe, daß diejenigen politischen Kräfte insbesondere in der CDU/CSU die Oberhand gewinnen, die zur Zusammenarbeit bereit sind, und daß sie den Scharfmachern in ihren eigenen Reihen einmal eine Lektion erteilen, den Scharfmachern, die offenbar glauben, sie müßten neben die geographische Spaltung unseres Landes auch noch eine innenpolitische Spaltung setzen und sie vertiefen bis zu dem Tage, da man nicht mehr miteinander reden kann; und dieser Tag würde dann auch ohne Zweifel das Ende der demokratischen Freiheit in unserem Lande bedeuten.

    (Abg. Dr. Bucerius: Wer ist denn das nun, Herr Merten? Was hat das für einen Sinn?)

    — Sie fragen mich: „Wer ist denn das?" Ich will Ihnen einmal etwas dazu sagen. Wenn Sie glauben, daß auf der einen Seite des Hauses, in der Regierungskoalition, lauter reizende sanfte Lämmchen säßen und auf den Bänken der Opposition die reißenden Wölfe,

    (Abg. Dr. Bucerius: Wer sagt denn das?)

    die ohne jede Veranlassung sich zur Aufgabe gesetzt hätten, hier einen Ton in die Debatte zu bringen, der vom ganzen Hause beklagt werden müßte, dann sind Sie im Irrtum.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)




    Merten
    Sie müssen einmal in Ihren eigenen Reihen danach Ausschau halten, ob es nicht eventuell Leute gibt, die dazu geeignet sind, ein derartiges Verhalten auf 'den Bänken der Opposition zu provozieren.

    (Abg. Dr. Conring: Denken Sie an Ihren Vorredner!)

    Das alte Sprichwort „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus" scheint mir auch hier Geltung zu haben.

    (Abg. Dr. Bucerius: Zur Sache, Herr Merten!)

    — Ich komme jetzt zur Sache. Wenn Sie es eilig haben, Herr Dr. Bucerius, — ich habe Zeit für diese Debatte,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Wir auch!)

    weil mir die Dinge so wichtig zu sein scheinen, daß man einmal gründlich darüber sprechen muß. Sie werden gleich sehen, daß im Zusammenhang mit der Verteidigungspolitik wie auch im Zusammenhang mit der allgemeinen Politik auch hierüber gesprochen werden muß.

    (Abg. Dr. Bucerius: Ja, das hat einen Sinn!)

    — Warum sind Sie denn so aufgeregt? Ich bin doch auch ganz ruhig. — Die Sozialdemokratische Partei
    — um, wie Sie wünschen, zur Sache zu kommen — —

    (Abg. Dr. Bucerius: Sehen Sie, jetzt sind wir einig!)

    — Ja, wenn ich tue, was Sie wollen, dann sind wir einig, und wenn ich etwas anderes tue, was Sie nicht wollen, dann konstruieren Sie irgendwelche Dinge.

    (Heiterkeit.)

    Sie müssen immer bedenken, daß zum Einigsein der Wille von beiden Seiten gehört, einmal Zugeständnisse zu machen, und daß einig sein nicht heißt kapitulieren und zu Kreuze kriechen. Ich bedauere nur immer Ihre armen Koalitionspartner, die das dauernd exerzieren müssen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das überlassen Sie mal denen!)

    - Das überlasse ich denen auch. — Die Sozialdemokratie — um zur Sache zu kommen — —

    (Abg. Frau Dr. h. c. Weber [Essen] : Das wird aber auch Zeit!)

    — Wenn Sie nicht soviel Zwischenrufe machten, dann wäre ich schon längst weiter. Aber ich kann es mir natürlich schon aus Höflichkeit nicht erlauben, Ihre Zwischenrufe einfach zu überhören.
    Die Sozialdemokratie setzt bei ihrer Wehrpolitik immer voraus, daß diese Politik in einem gespaltenen Land getrieben werden muß, daß man deswegen nicht so tun kann, als ob es diese Spaltung nicht gäbe, und daß ferner das Ziel dieser Politik die Sicherheit aller Deutschen, auch derjenigen jenseits des Eisernen Vorhangs, zu sein hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Genau wie wir!)

    Deshalb kann die Wehrpolitik nur im Dienste einer
    Gesamtpolitik stehen, die die Wiedervereinigung in
    gesicherter Freiheit zum Ziel hat und die jede Entscheidung unter diesem Gesichtspunkt trifft. Wenn das bei Ihnen genauso sein, sollte, dann werden wir sehr schnell einig sein. Von daher gesehen caber sieht eine sinnvolle Landesverteidigung anders aus als die Einbeziehung unseres Landes in ein uferloses Wettrüsten;wenn Sie das nicht wollen, um so besser.
    Angesichts dieser Situation erscheint es uns Sozialdemokraten bei der Grenzlage unseres Landes am Eisernen Vorhang z. B. nichtmöglich, die Wehrpflicht alten Musters zu praktizieren, ein System, das zur Folge hat, daß alle vorhandenen Verbände ständig nicht voll einsatzbereit sind, und das, als es ,erfunden wurde, auf die Bildung von Reserven ausgerichtet wurde, die dann erst in einem langwierigen und sehr schwierigen !Mobilisierungsverfahren zusammengeholt werden müssen. Wir meinen, daß in einem Land, in dem die Bevölkerung im Falle einer Luftwarnung vielleicht 10 oder 20 Sekunden Zeit hat, sich in Sicherheit zu bringen, solche Begriffe wie Mobilmachung und Reservisten eigentlich mehr in die historische Abteilung des Kriegsmuseums gehören, aber nicht in die Praxis.
    Unseren Vorstellungen — und das möchte ich Herrn Dr. Krone sagen, der sich danach erkundigt hat — entspricht eine bewegliche, gut ausgebildete und modern bewaffnete Truppe besser. Aber ich möchte eines gleich klarstellen. Wenn wir Sozialdemokraten von modernen Waffen sprechen, dann meinen wir auch moderne Waffen in der wirklichen Bedeutung des Wortes und nicht Massenvernichtungsmittel, die dazu dienen, die Bevölkerung auszurotten und Länder unbewohnbar zu machen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Auf diesen Unterschied darf ich Sie hinweisen. Sie tarnen zwar Ihre Atomausrüstungswünsche sehr nett und sehr geschickt unter dem Stichwort „moderne Bewaffnung"; aber mit Waffen haben diese Dinge nach unserer Auffassung nichts zu tun. Deswegen sind auch die Äußerungen meines Parteifreundes Ollenhauer, die der Herr Bundeskanzler hier zitiert hat, völlig in Ordnung, da auch er Waffen meint, wenn er Waffen sagt, und keine Massenvernichtungsmittel.