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Ich komme zu meinem Punkt zurück. Wenn wir heute — ich glaube, in wenigen Stunden — einen sowjetischen Besuch hier in Bonn haben werden, so sollten alle Deutschen in der Lage sein, sich in Trauer zu vereinen, wenn sie an Königsberg und an das Grab Kants denken und an das, was in diesen Jahren aus unserem Vaterlande geworden ist.
— Herr Kollege Heiland, ich stehe gar nicht an zu sagen, daß die Deutschen über den Tag, an dem der entsetzliche Krieg begonnen hat, — —
-- Lassen Sie mich doch! Ich spreche hier ja in Ihrem Sinne, wie Sie merken: daß alle Deutschen sich in Erinnerung an den Tag, an dem jener entsetzliche Krieg begonnen hat, in Trauer sollten vereinen können.
Eintracht in Trauer wäre sehr viel besser als manches, was ich in den letzten Wochen gerade von Ihrer Seite erlebt habe.
Erlauben Sie mir ein offenes Wort — wir nähern uns ja jetzt einer sehr offenen Aussprache —: wir sprechen viel von der unbewältigten Vergangenheit. Glauben Sie mir, ich habe, da ich einige Tage weg war, Gelegenheit gehabt, allerhand nachzulesen von dem, was in den letzten Wochen gesagt worden ist. Unbewältigte Vergangenheit! Man kann nur erschrecken, meine Damen und Herren von der SPD, über die Komplexe, die in Ihren Reihen noch nicht bewältigt worden sind.
Wir Deutschen sind eine ganz merkwürdige Nation. Wir beschäftigen uns mit gewissen Vorgängen vielleicht länger als andere Völker, die eine andere Art von Mentalität haben. Aber ist es nicht erschütternd, daß wir es nicht fertig bekommen — ich spreche nur von diesen Dingen, ich habe gar nicht die Absicht, Ihre politischen Meinungen zu ändern —, uns daran zu erinnern, daß der 30. Januar 1933
— nun, vielleicht darf ich den 30. Januar 1933 wählen! — 25 Jahre hinter uns liegt und daß das Ende des unseligen Krieges 13 Jahre hinter uns liegt? Wir tun immer noch so, als ob es uns erlaubt wäre, uns wegen der Vergangenheit zu zerfleischen,
statt uns in dem zu vereinen, was für die Zukunft unseres Volkes morgen getan werden muß.
Lassen Sie mich danach zu einigen Dingen übergehen, die vielleicht mehr formalen Charakter haben. Ich habe schon gestern zu einem Punkt einiges gesagt, auf den ich zurückkommen muß, weil heute wieder davon gesprochen worden ist, und zwar in einer, wie ich glaube, sehr häßlichen Weise. Es ist gesagt worden, wir hätten Beamtengutachten, die natürlich nicht den Namen „Gutachten" verdienten, herstellen lassen, und denen hätten politische Weisungen der Minister zugrunde gelegen. Das ist nicht einmal gesagt worden, sondern die Herren — ich verzichte darauf, die Namen zu nennen — haben es vor der gestrigen Sitzung, in der gestrigen Sitzung und in der heutigen Sitzung gesagt. Deswegen wiederhole ich folgendes.
Das Gutachten, das im Innenministerium entstanden ist, ist entstanden ohne auch nur den Schatten einer Weisung.
— Sie werden es bekommen, Herr Kollege Schmidt!
— Es freut mich, daß Sie sich jetzt offenbar auch juristischen Aufgaben zuwenden. Nach den kulturellen Leistungen, die Sie in Ihrem Interview in der „Kultur" erbracht haben — Herr Kollege Jaeger hat es gestern zitiert —, ist es allerdings auch unbedingt notwendig, daß Sie etwas mehr Respekt vor juristischen und verfassungsmäßigen Einrichtungen bekommen, als Sie in dem Interview ausgedrückt haben.
— Es war ja nicht geheim.