Rede:
ID0302110700

insert_comment

Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 3021

  • date_rangeDatum: 25. März 1958

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:32 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 23:59 Uhr

  • fingerprintRedner ID: Nicht erkannt

  • perm_identityRednertyp: Präsident

  • short_textOriginal String: Vizepräsident Dr. Schmidt: info_outline

  • record_voice_overUnterbrechungen/Zurufe: 0

  • subjectLänge: 7 Wörter
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Dr.: 1
    7. Martin.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Inhalt: Antrag der CDU/CSU auf Begrenzung der Redezeit Rasner (CDU/CSU) 1057 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . 1057 D Dr. Bucher (FDP) . . . . . . 1058 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238); Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230) ; — Fortsetzung der Aussprache —. Dr. Dr. Heinemann (SPD) . 1059 D, 1117 D D. Dr. Gerstenmaier (CDU/CSU) . . 1067 B Dr. Bucher (FDP) 1085 C Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1088 D Ollenhauer (SPD) 1092 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . 1099 D Dr. von Brentano, Bundesminister 1103 D Strauß, Bundesminister . . . . . 1107 B Dr. Arndt (SPD) (zur GO) . . . . 1115 D Rasner (CDU/CSU) (zur GO) . . . 1116 D Dr. Mende (FDP) (zur GO) . . . 1117 B Erler (SPD) 1118 B Dr. Bechert (SPD) 1122 D Dr. Martin (CDU/CSU) . . . . . 1125 C Dr. Achenbach (FDP) 1128 B Frau Herklotz (SPD) 1132 A Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . 1133 B Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 1135 D Kiesinger (CDU/CSU) 1139 D Dr. Mende (FDP) 1145 D Erklärungen zur Abstimmung Ollenhauer (SPD) 1150 D Dr. Mende (FDP) 1151 B Dr. Krone (CDU/CSU) . . . . . 1151 D Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1152 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) (zur Behandlung der Berliner Abgeordneten) . . . . . . . . . . 1154 D Namentliche Abstimmungen, Einzel-abstimmungen Schneider (Bremerhaven) (DP) (zu Umdruck 34 Ziffer 5) . . . . 1155 A Kiesinger (CDU/CSU) (zu Umdruck 37, Umdruck 41) . . . 1157 B, 1160 B, D Erler (SPD) (zu Umdruck 41) . . . 1 160 B Dr. Bucher (FDP) (zu Umdruck 41) . 1160 C Dr. Mommer (SPD) (zu Umdruck 43) 1163 C Nächste Sitzung 1166 C Anlagen 1167 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1057 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Stenographischer Bericht Beginn: 9.32 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Frau Albrecht 12.4. Dr. -Ing. E. h. Arnold 25. 3. Bazille 1.4. Dr. Becker (Hersfeld) 19.4. Blachstein 29. 3. Dr. Böhm 25.3. Conrad 18. 4. Diel (Horressen) 19. 4. Dr. Eckhardt 29.3. Eilers (Oldenburg) 26.3. Felder 31.3. Dr. Friedensburg 26.3. Frau Friese-Korn 31.5. Funk 29. 3. Gottesleben 8.4. Dr. Gülich 29.3. Häussler 29.3. Heiland 31.3. Dr. Höck (Salzgitter) 31.3. Höcker 15.4. Frau Dr. Hubert 12.4. Jacobs 20. 4. Jahn (Frankfurt) 29.3. Jürgensen 31.3. Frau Kipp-Kaule 29.3. Dr. Kopf 29.3. Kunze 15.5. Lenz (Trossingen) 29.3. Dr. Lindenberg 29.3. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30.4. Dr. Maier (Stuttgart) 25.3. Mellies 25.4. Muckermann 30.3. Murr 25.3. Neumann 12.4. Paul 30.4. Pelster 1.4. Frau Dr. Probst 25. 3. Rademacher 26. 3. Ramms 31.3. Schneider (Hamburg) 31.3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 26. 3. Dr. Stammberger 26.3. Dr. Starke 26.3. Frau Dr. Steinbiß 29.3. Stenger 25. 3. Strauß 25.3. Struve 29.3. Vogt 12.4. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 29. 3. Wehr 31.3. Weimer 29.3. Weinkamm 29. 3. Dr. Will 26. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht b) Urlaubsanträge Abgeordneter bis einschließlich Bauknecht 10. 5. Even (Köln) 19. 4. Höcherl 10. 5. Dr. Ripken 15. 4. Dr. Zimmermann 10. 5. Anlage 2 Umdruck 33 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, sich bei den Vier Mächten, den USA, der UdSSR, dem Vereinigten Königreich und Frankreich, dafür einzusetzen, daß eine Viermächtearbeitsgruppe (Ständige Konferenz der Stellvertreter der Außenminister oder Botschafterkonferenz) zur Behandlung der Deutschlandfrage gebildet wird mit dem Auftrag, die Grundzüge eines Vertrages für Gesamtdeutschland zu erarbeiten. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 3 Umdruck 34 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. einen Beitrag zur allgemeinen Abrüstung durch den Verzicht auf die Ausrüstung der Bundeswehr mit atomaren Waffen zu leisten; unter Berücksichtigung der Spaltung unseres Vaterlandes und der Bemühungen zur Wiedervereinigung mit Hilfe geeigneter Kontrollmaßnahmen zu erreichen, daß sowohl in der Bundesrepublik als auch im anderen Teil Deutschlands Atomwaffen weder stationiert noch gelagert und Atomwaffenanlagen nicht errichtet werden; 1168 Deutscher Bundestag -- 3. Wahlperiode -- 21, Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 3. sich dafür einzusetzen, daß gleichzeitig mit einem Abkommen über eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa eine Vereinbarung über die Stationierung konventioneller Streitkräfte im Raum der atomwaffenfreien Zone erzielt wird; 4. sich in allen Fragen der gemeinsamen Verteidigung bei den Mächten der Atlantischen Verteidigungsgemeinschaft um Berücksichtigung der besonderen Lage des geteilten Deutschlands zu bemühen; 5. in engem Zusammenwirken und dauernder Beratung mit der deutschen Atomwissenschaft dafür Sorge zu tragen, daß geeignete Maßnahmen für den Atomschutz der Bevölkerung getroffen werden und daß die Nutzung der Atomenergie ausschließlich friedlichen Zwecken dient. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 4 Umdruck 35 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, mit allen Mächten, die noch keine atomaren Waffen herstellen und besitzen, Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel des Abschlusses einer Konvention über Verzicht auf Herstellung und Besitz atomarer Waffen. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 5 Umdruck 36 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß atomare Sprengkörper jeder Art Werkzeuge der blinden Massenvernichtung sind und ihre Anwendung keine Verteidigung, sondern unberechenbare Zerstörung alles menschlichen Lebens bedeutet. Atomare Sprengkörper rotten unterschiedslos und unbegrenzbar Frauen und Kinder, Männer und Greise, jung und alt aus und verwandeln das Land in eine strahlenverseuchte, unbewohnbare Wüste. Von der Bundesregierung wird erwartet, daß sie unter Berufung auf ihre feierliche Erklärung vom 3. Oktober 1954 — dem Vertrag über den Beitritt der Bundesrepublik zum Brüsseler Vertrag und zum Nordatlantikvertrag als Anlage I zum Protokoll Nr. III über die Rüstungskontrolle beigefügt —, in der die Bundesrepublik auf die Herstellung atomarer Sprengkörper verzichtet hat, den Staaten, die nicht über Atomwaffen verfügen, vorschlägt, ein Übereinkommen zum Verzicht auf Herstellung und Verwendung von Atomwaffen abzuschließen und dadurch zugleich den Atomweltmächten die moralische Verpflichtung aufzuerlegen, die Verhandlungen über die kontrollierte Begrenzung der Rüstungen so zu fördern, daß auch ein Abkommen über die Ausschaltung der Atomwaffen zustande kommt. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 6 Umdruck 37 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, keinerlei Verpflichtungen einzugehen und keinerlei Maßnahmen zu treffen, die die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atom- und Wasserstoff-Sprengkörpern, die Stationierung von Atomraketen und den Bau von Basen für diese Raketen zum Ziele haben. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 38 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, mit der Regierung der Volksrepublik Polen und den anderen beteiligten Mächten in Verhandlungen über die Verwirklichung des Planes einer atomwaffenfreien Zone in Europa einzutreten. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1169 Anlage 8 Umdruck 39 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in gesicherter Freiheit Verhandlungen und Maßnahmen voraussetzt, die schrittweise eine Entspannung bewirken. Eine solche Politik dient zugleich der Kriegsverhütung und vermehrt die Aussichten auf die für das deutsche Volk lebensnotwendige Sicherheit. Eine atomare Ausrüstung der Bundeswehr ist abzulehnen, weil sie eine politische Lösung der deutschen Frage bis zur Hoffnungslosigkeit erschwert. Sie verschärft die Spannungen und ist der Sicherheit des deutschen Volkes abträglich. Bonn, den 18 März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 40 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, sich bei den Vier Mächten für die Aufnahme von Verhandlungen über einen Vertrag für Gesamtdeutschland einzusetzen. Bonn, den 22. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 10 Umdruck 41 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, auch weiterhin getreu ihrer grundsätzlichen Auffassung bei allen internationalen Verhandlungen und Konferenzen, an denen sie teilnimmt oder auf die sie Einfluß hat, a) für eine allgemeine kontrollierte Abrüstung sowohl atomarer wie konventioneller Waffen einzutreten, b) die Bereitschaft zu bekräftigen, daß die Bundesrepublik jedes derartige Abrüstungsabkommen annehmen wird, um dadurch zur Entspannung und zur Lösung der internationalen Probleme einschließlich der deutschen Frage beizutragen. 2. Solange der Kommunismus seine weltrevolutionären Ziele weiterverfolgt, die er noch im November 1957 auf der Tagung der Kommunistischen und Arbeiter-Parteien der sozialistischen Länder in Moskau erneut bekräftigt hat, können Friede und Freiheit nur durch eine gemeinsame Verteidigungsanstrengung der freien Welt gesichert werden. Der Bundestag stellt fest, daß die Bundeswehr lediglich der Erhaltung des Friedens und der Verteidigung dient. Darum fordert er die Bundesregierung auf, bis zum Zustandekommen eines allgemeinen Abrüstungsabkommens den Aufbau der deutschen Landesverteidigung im Rahmen der nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft fortzusetzen. In Übereinstimmung mit den Erfordernissen dieses Verteidigungssystems und angesichts der Aufrüstung des möglichen Gegners müssen die Streitkräfte der Bundesrepublik mit den modernsten Waffen so ausgerüstet werden, daß sie den von der Bundesrepublik übernommenen Verpflichtungen im Rahmen der NATO zu genügen vermögen und den notwendigen Beitrag zur Sicherung des Friedens wirksam leisten können. 3. Das ganze deutsche Volk diesseits und jenseits der Zonengrenze erwartet, daß auf der kommenden Gipfelkonferenz die deutsche Frage erörtert und einer Lösung nähergebracht wird. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, sich dafür mit allen Kräften einzusetzen. 4. Der Bundestag wiederholt seine Überzeugung, daß freie Wahlen die Grundlage der deutschen Wiedervereinigung bilden müssen. Er lehnt mit Entschiedenheit ab a) den Abschluß eines Friedensvertrages für zwei deutsche Staaten, b) Verhandlungen mit den Vertretern des derzeitigen Zonen-Regimes, c) den Abschluß einer Konföderation mit diesem Regime. 5. Der Bundestag bekräftigt seine Überzeugung, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in Verbindung mit einer europäischen Sicherheitsordnung die dringlichste Aufgabe der deutschen Politik ist. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion 1170 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 Anlage 11 Umdruck 42 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktionen der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag ein Weißbuch vorzulegen, aus welchen Gründen sie eine Ausbildung der Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln in Erwägung zieht und welche Ausstattung der Bundeswehr mit solchen Massenvernichtungsmitteln sie plant. Das Weißbuch soll zugleich darlegen, wie die Bundesregierung nachteilige Folgen für die Aussicht auf Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit abzuwenden gedenkt. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 12 Umdruck 43 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Frage, ob die Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln üben oder ausgerüstet werden kann oder soll, wird zurückgestellt, bis die in Aussicht genommene Konferenz zwischen den Regierungschefs der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion stattgefunden hat. Von ,dem amerikanischen Angebot, 48 „Matador"- Raketen für die Bundeswehr zu erwerben, wird kein Gebrauch gemacht. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 13 Umdruck 44 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis zum 31. Mai l958 zu berichten, welche konkreten Schritte und Maßnahmen sie den Regierungen der USA, UdSSR, Großbritanniens und Frankreichs vorzuschlagen gedenkt, die nach ihrer Auffassung geeignet sind, a) schrittweise eine kontrollierte Abrüstung, b) eine engere Verbindung zu den Menschen in Mitteldeutschland, c) die Wiedervereinigung herbeizuführen. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 14 Umdruck 45 Entschließungsantrag der Fraktionen der FDP, SPD Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag wiederholt feierlich den im Grundgesetz enthaltenen Appell, daß das ganze deutsche Volk aufgefordert bleibt, die Einheit und Freiheit Deutschlands in freier Selbstbestimmung zu vollenden. Die Verpflichtung der Vier Mächte zur Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands wird hierdurch nicht berührt. Bis zu dem Tage, an dem sich das deutsche Volk in freier Entscheidung eine Verfassung gibt, besteht in Deutschland keine endgültige und bleibende Staatsordnung. Die Bundesrepublik ist sich bewußt, daß sie als Ordnung des staatlichen Lebens für eine. Übergangszeit geschaffen wurde. Der Deutsche Bundestag erwartet deshalb die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands nicht von einem zwischen zwei deutschen Teilstaaten ausgehandelten Staatsvertrag, sondern unmittelbar von einem freien Willensentschluß des gesamten deutschen Volkes in seinen heute noch getrennten Teilen, der nach der Beseitigung der nicht in deutscher Zuständigkeit liegenden Hindernisse herbeizuführen ist. Der Bundestag erklärt seine Bereitschaft, jede Verhandlung zu unterstützen, die die Wege zu einem solchen Willensentscheid des deutschen Volkes ebnet, sobald eine Vereinbarung der Vier Mächte diese Möglichkeit erschlossen hat. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1171 Anlage 15 Umdruck 46 Antrag der Fraktionen der SPD, FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, um die Verhandlungen über die allgemeine Abrüstung zu fördern und die furchtbaren Gefahren für die Gesundheit der Lebenden und der kommenden Generationen abzuwenden, auf die Mächte, die Atomwaffen produzieren, einzuwirken, daß die Versuchsexplosionen mit Atomsprengkörpern sofort eingestellt werden. Bonn, den 25. März 1958 Frau Albertz Frau Renger Frau Bennemann Frau Rudoll Frau Berger-Heise Frau Schanzenbach Frau Beyer (Frankfurt) Frau Strobel Frau Döhring (Stuttgart) Frau Wessel Frau Eilers (Bielefeld) Frau Wolff (Berlin) Frau Herklotz Ollenhauer und Fraktion Frau Keilnack Frau Kettig Frau Dr. Diemer-Nicolaus Frau Korspeter Frau Friese-Korn Frau Krappe Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Frau Meyer-Laule Dr. Mende und Fraktion Frau Nadig Anlage 16 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Bausch nach § 36 der Geschäftsordnung. In der Sitzung vom Freitag, dem 21. März, hat der Abgeordnete Döring von der Fraktion der FDP u. a. erklärt, es werde „der Tag nicht mehr fern sein, wo die oppositionellen Kräfte nicht nur gegen diese Politik, die dahintersteckt stehen, sondern zwangsläufig gegen diesen Staat gestellt werden. Das würde denn auch bedeuten, daß diejenigen, die diesen Staat dann einmal in der Zukunft nicht mehr oder nicht als endgültige Lösung anerkennen wollen, die ersten Hochverratsprozesse zu erwarten haben." Ich habe darauf den Zwischenruf gemacht: „Hoffentlich". Wegen dieses Zwischenrufs bin ich im Verlauf der Debatte mehrfach angegriffen worden. Ich lege deshalb Wert darauf, folgendes festzustellen: 1. Der Abgeordnete Döring hat in der ersten Rede die er in diesem Hause gehalten hat, ganz offen angekündigt, der Tag werde nicht mehr fern sein, an dem oppositionelle Kräfte diesen Staat in Zukunft nicht mehr werden anerkennen wollen. Seit dem ersten Zusammentreten des Bundestages im Jahre 1949 ist es das erste Mal, daß von der Tribüne des Bundestages herab offen und unverhüllt eine Bewegung gegen diesen Staat angekündigt wurde. Dies verdient festgehalten zu werden. An einem solchen Vorgang kann man nicht einfach vorbeigehen. Hier wurde ein Zeichen aufgerichtet, das nicht übersehen werden darf. 2. Ich hoffe nicht, daß es zu einer solchen Entwicklung kommt. Ich würde dies für ein geradezu unabsehbares Verhängnis für unser Volk halten. 3. Wenn es aber so weit käme, dann allerdings hoffe ich — und dies war der Sinn meines Zwischenrufs —, daß sich alle staatstragenden Kräfte unseres Volkes in dem Willen vereinigen werden, diesen Staat zu verteidigen, und daß auch die Richter dieses Staates, ihrem Eide getreu, jeden daran hindern werden, seine Hand gegen den Staat zu erheben. Bonn, den 25. 3. 1958 Bausch
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Bechert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als Albert Schweitzer im vorigen Jahr Deutschland besuchte, bat er mich zu sich, und in der langen Unterredung, die ich mit ihm haben durfte, stand am Anfang sein Wort, er sei entsetzt darüber, wie gleichgültig die öffentliche Meinung in Europa gegenüber den Gefahren der Anwendung von Atomwaffen geworden sei.
    Wir haben vorhin eine laute Rede des Herrn Verteidigungsministers gehört. Er sprach von Traumschlössern unserer Wünsche. Ich sage Ihnen:



    Dr. Bechert
    wir sprechen von der Wirklichkeit, wie sie von den Wissenden gesagt worden ist.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    In dieser Bundestagsdebatte ist das böse Wort vom „billigen Jakob" gefallen, der durch die Lande reist und den Leuten weismacht, daß die Atomgefahren so sehr schrecklich seien. Meine Damen und Herren, die Göttinger Erklärung ist nicht von Menschen abgegeben worden, die als „billiger Jakob" wirken wollen. Albert Schweitzer ist kein „billiger Jakob",

    (lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP)

    und die 9235 Wissenschaftler aus 44 verschiedenen Ländern, die die Erklärung gegen die Atomwaffenversuche und gegen Atomrüstung und Atomkrieg unterschrieben haben, wozu der Nobelpreisträger Linus Pauling aus den Vereinigten Staaten aufgefordert hatte, haben diese Erklärung nicht aus Geltungssucht abgegeben oder weil sie wie ein „billiger Jakob" wirken wollen. Ich sage Ihnen, sie haben geredet, weil sie bangen um die Menschheit, um deren Leben und Nachkommen es geht. Sie haben geredet, weil sie eintreten wollen für Menschenwürde und Menschlichkeit.
    Die Sprecher der CDU und Mitglieder der Regierung haben hier ihre Ansicht, daß Atomwaffen für uns notwendig seien, recht sonderbar begründet. Der Herr Verteidigungsminister sagte zur Rechtfertigung — und er hat es heute wiederholt —: Friede und Freiheit müssen mit allen Mitteln verteidigt werden. Auch mit dem Mittel der Selbstvernichtung, Herr Minister? Was heißt Verteidigung der Freiheit mit Atomwaffen, wenn nach der Verteidigung keiner mehr da ist, der diese Freiheit wahrnehmen kann,

    (Abg. Kiesinger: Sagen Sie das den Russen!) weil die Menschen ausgerottet sind?


    (Beifall bei der SPD. — Abg. Rösing: Den Krieg verhindern!)

    Warum so hochtrabende Worte, Herr Minister? Sagen Sie doch Ihre Meinung, wie sie wirklich ist! Sagen Sie doch: Wir sind bereit, Atomwaffen einzusetzen, wenn es zum Kriege kommt; wir wissen, daß wir das deutsche Volk und Deutschland damit vernichten! — Das wenigstens ist die Wahrheit, Herr Minister.

    (Abg. Müller-Hermann: King-Hall!) Ich spreche von Tatsachen!


    (Abg. Müller-Hermann: Herr King-Hall ist auch eine Tatsache! — Bundesverteidigungsminister Strauß: Bedingungslose Unterwerfung?)

    Bekanntlich hatten die Atombombenflugzeuge in den jüngst vergangenen kritischen Augenblicken der Weltpolitik den Auftrag, beim Anfliegen, beim Herannahen verdächtiger Objekte sofort Kurs nach Osten zu nehmen. Die Entscheidung liegt in solch kritischen Zeiten nicht in den Händen einer Zentrale, Herr Minister, wie Sie dem Bundestag versichert haben, nicht in den Händen einer obersten Führung. Sie liegt in den Händen einer Anzahl von Menschen, die keineswegs zur Zentrale oder zur obersten Führung gehören, und je mehr Menschen Atomwaffen in dieser Weise in die Hand bekommen, desto gefährlicher wird es auf der Erde. Der Schluß, der daraus zu ziehen ist, ist von unserer Seite hier schon wiederholt so dringend, so beschwörend genannt worden: Verhandelt um Gottes willen! Verhandelt, ehe es zu spät ist!
    Der Herr Bundeskanzler sagte am Donnerstag: Solange in der Welt Mächte im Besitz von Atomwaffen sind, droht immer die Gefahr, daß sie gebraucht werden. — Ganz unsere Meinung, meine Damen und Herren von der CDU. Aber warum wollen Sie dann Atomwaffen? Warum wollen Sie dann, daß immer mehr Staaten Atomwaffen haben? Warum wollen Sie dann, daß immer mehr Menschen darüber entscheiden, ob wir alle vernichtet werden?

    (Zuruf von der Mitte: Die entscheiden ja nicht! Das hat der Verteidigungsminister gesagt!)

    Sie sagen „Abrüstung" und rüsten auf! Sie versprachen bei der Wahl „Keine Experimente!" und führen das deutsche Volk in das tödlichste Experiment seiner Geschichte,

    (stürmischer Beifall bei der SPD und der FDP)

    in die Atomrüstung. Sie sprechen von „technischer Umstellung", wenn Sie Atomrüstung meinen. Warum verstecken Sie sich hinter dem harmlos klingenden Wort „technische Umstellung" ? Fürchten Sie, daß das Wort „Atomrüstung" den Deutschen nicht so glatt eingeht? Herr Minister Strauß beherrscht diese Kunst noch besser. Er nennt es Teilentwaffnung der NATO, wenn die Bundesrepublik sich keine Atomwaffen anschafft. Meine Damen und Herren, wer mit solcher Verschleierung der bitteren Wahrheit arbeitet, der scheint kein gutes Gewissen zu haben.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Ich sage Ihnen: wären die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki bei uns in Deutschland gefallen — und das wären sie, wenn der Krieg in Deutschland nicht rechtzeitig zu Ende gegangen wäre —, dann würde niemand hier im Hause wagen, dem deutschen Volk Atomrüstung aufzuzwingen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Der Abgeordnete Jaeger hat sich am Samstag gegen die Frage verwahrt, daß im Atomkrieg von uns aus Atomwaffen gegen die deutsche Ostzone, gegen Leipzig und Dresden, verschossen werden könnten. Er hat zwar nicht bestreiten können, daß Atomwaffen gegen Leipzig und Dresden durchaus eine Folge der Atomrüstungspolitik der CDU sein könnten,

    (Abg. Dr. Jaeger: Natürlich ist das bestritten worden!)




    Dr. Bechert
    aber er war empört. Worüber eigentlich, Herr Jaeger?

    (Abg. Dr. Jaeger: Wie wollen Sie russische Atombomben auf München und Köln verhindern? Das möchte ich einmal wissen!)

    Ich sage, es wäre für uns alle besser, nicht geboren zu sein, als einen Beschluß zu fassen, der zur Folge hat, daß Atomwaffen gegen unsere Brüder und Schwestern im Osten angewandt werden können.

    (Beifall bei der SPD.)

    Sie, meine Damen und Herren von der CDU, haben mit den Schriften eines Mannes Propaganda gemacht, der den Atomkrieg verharmlost,

    (Zuruf von der Mitte: Und Sie haben die Plakate mit dem Atompilz an die Wand geklebt, und trotzdem hat es nichts genutzt!)

    der geschrieben hat, nach einem großen Atomkrieg werde die Menschheit fünf Jahre unter der Erde leben müssen. Dann werde man herauskommen und sehen, was noch bewohnbar sei, hat der amerikanische Atomphysiker Teller hinzugefügt. Er sprach über dieselbe Sache im selben Ton. Ich frage Sie, meine Damen und Herren von der CDU: Sind auch Sie der Meinung, die da Herr Jordan vertreten hat? Und ich frage Sie weiter: Wie kommt man in Deutschland bei den hohen Anfluggeschwindigkeiten von Raketen und Flugzeugen rechtzeitig in den Bunker?

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Ich nehme an, daß Sie ernst nehmen, womit Sie im Wahlkampf Propaganda gemacht haben.
    Ich frage: Wovon sollen die Menschen so lange unter der Erde leben? Hat man sich das überlegt, daß sie Lebensmittel haben müssen, die unverseucht sind, daß sie Wasser und Luft haben müssen, die unverseucht sind? Ich sage Ihnen als Physiker: Es ist mit den heutigen Mitteln nicht möglich, hochradioaktiv verseuchte Luft so weit zu reinigen, so weit ungefährlich zu machen, daß man sie ungefährdet atmen kann.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Russische Atombombenversuche! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Sie haben ein Beispiel dafür in dem großen Unglück in Windscale vom vorigen Oktober, wo radioaktives Gas über die Felder kam, was die Filter, die in dem Kamin eingebaut waren, nicht verhindern konnten. Das gleiche gilt für die Entseuchung von Wasser. Wohl der angesehenste Strahlenforscher der Bundesrepublik, Professor Rajewski, hat vor nicht langer Zeit vor Sachverständigen und vor der Presse ausgeführt, daß man mit heutigen Mitteln Wasser, wenn es radioaktiv verseucht ist, nicht so weit entseuchen kann, daß man es trinken könnte.
    Um Ihnen eine Andeutung der Gefährlichkeit der Stoffe zu geben, um die es sich da handelt, will ich nur sagen: Der Stoff, auf dessen Gefährlichkeit ich immer wieder hingewiesen habe — wofür ich von Sprechern des Bundesatomministeriums unter dem damaligen Bundesatomminister Strauß beschimpft und verhöhnt worden bin —, der Stoff, von dem heute jedermann, der Zeitung liest, weiß, daß er zu den gefährlichsten aus der Atomkernspaltung und also aus dem Atomkrieg und aus den Atomwaffenversuchen gehört, das Strontium 90, ist so gefährlich, daß ein Eßlöffel davon, verteilt auf die gesamte Menschheit, jedem einzelnen Menschen das Dreißigfache dessen geben würde, was nach den Empfehlungen der Internationalen Strahlenschutzkommission als höchstzulässige Belastung mit Strontium 90 im menschlichen Körper angesehen werden muß, wenn es sich um die Verseuchung größerer Menschengruppen handelt, unter denen ja auch immer eine große Zahl von Jugendlichen sich befinden, die gegenüber solchen Strahlenschädigungen besonders anfällig sind.
    Und wie soll es sein, wenn man dann aus dem Bunker kommt — das heißt, diejenigen, die sich haben retten können und nicht so starke Strahlenschäden davongetragen haben, daß sie an ihnen zugrunde gingen? Es wird nach einem Atomkrieg die Lebewelt weithin vernichtet sein, es werden nur die niederen Lebewesen noch da sein, weil sie mehr an Strahlung vertragen als die höheren.
    Das alles ist uns als Zukunftsbild von dem Mann gemalt worden, mit dessen Meinung und Verharmlosung des Atomkriegs Sie, meine Herren von der CDU, Propaganda gemacht haben, um Ihre Wahl zu gewinnen. Das alles ist Folgerung aus diesen Ansichten, sage ich. Offenbar sind Sie der Meinung, daß eine solche Zukunft realisierbar, erträglich und gar nicht so schlimm wäre; sonst hätten Sie sich nicht in Ihrer Wahlpropaganda so darauf berufen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Eine schamlose Entstellung ist das!)

    Gehört dieses Zukunftsbild auch zu Ihrem Wahlversprechen: „Keine Experimente!"?

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Wie sehr in diesem Zusammenhang die Öffentlichkeit irregeführt wird, wie verbrecherisch da gelogen wird, dafür will ich Ihnen ein Beispiel aus der letzten Zeit geben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Professor für Demagogie!)

    Der Mann, der die Wasserstoffbombe entwickelt hat, hat ein Buch geschrieben,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer ist das? Teller?)

    — Teller! —, in dem behauptet wird, daß ja nicht erwiesen sei, ob die Bestrahlung, die durch Atombombenversuche zustande kommt — also auch im Atomkrieg zustande käme — nicht auch Erbänderungen erzeugt, die günstig sind; und es wird dann der Schluß gezogen — ich weiß sehr wohl, Herr Dr. Martin, und wahrscheinlich sehr viel besser als Sie über diese Fragen Bescheid —,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Spielen Sie sich doch nicht als Autorität auf, die Sie nicht sind!)




    Dr. Bechert
    die Erbänderungen durch die Strahlung könnten ebensogut zu einer Veredelung des Menschengeschlechts führen. Das ist eine verbrecherische Irreführung der Weltöffentlichkeit; anders kann man das nicht nennen!

    (Zustimmung bei der SPD. — Abg. Erler: Welch ein Eingriff in die Schöpfung!)

    Denn alle Erbforscherkongresse, die seit dem Beginn der Atomwaffenversuche stattgefunden haben, haben aus dem Grunde die Einstellung dieser Versuche gefordert, weil in der weitaus erdrückenden Mehrzahl aller Fälle, wenn solche Erbänderungen durch Strahlungen entstehen, die Erbänderungen ungünstig sind.
    Es ist in dieser Debatte schon gesagt worden, aber es kann nach meiner Ansicht nicht oft genug dem deutschen Volke und allen Völkern gesagt werden: Der Krieg hat seinen Sinn vollständig verloren.

    (Zurufe von der Mitte: Richtig! — Abg. Rösing: Deshalb wollen wir ihn ja auch verhindern!)

    Noch vor kurzem fanden Kriege so statt, daß Soldaten auszogen, die Heimat, ihre Lieben zu schützen. Heute kann die Heimat, die Bevölkerung nicht geschützt werden, wie ganz deutlich z. B. das englische Weißbuch zugibt. Was geschützt werden soll, sind die Bombenflugzeuge, daß heißt die Soldaten, die die Waffen bedienen, die den Gegner am stärksten schädigen sollen.
    Ich stelle fest: dies ist das offene Eingeständnis, daß der Krieg und seine Politik Bankrott gemacht hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: King-Hall!)

    Wer noch weiterschießen will, der muß zugeben, daß er es nur tut, damit weitergeschossen wird. Verteidigen kann er nichts damit. Es wird Zeit, daß die Völker sich gegen diesen Unsinn wehren. Denn welches Volk will geopfert werden, damit weiter geschossen werden könne? Die Völker wollen nicht sehenden Auges in den Tod getrieben werden. Die Wissenschaftler haben gerufen. Sie warten auf die Antwort des Volkes. Darum keine Hand für die Atomrüstung!

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Darum Schluß mit der Wahnsinnspolitik des Immerweiter-Rüstens! Verhandelt, um Gottes willen verhandelt endlich!

    (Abg. Kiesinger: Damit sind wir ja einverstanden!)

    Es geht um das Leben und das Weiterbestehen der Menschheit. Wir wollen nicht, daß vollendete Tatsachen geschaffen werden, die eine Verständigung nur erschweren können. Wir wollen nicht, daß Arbeit und Erkenntnis zum Schaden der Menschheit mißbraucht werden.
    Wir fordern von der Bundesregierung, daß sie im Namen des Friedens und der Verständigung wirkt. Reden genügen uns nicht; wir wollen Tatsachen.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Müller-Hermann: Fahren Sie nach Moskau zu den Sowjets und sagen Sie es denen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Wir wollen nicht, daß durch Atomrüstung die Wiedervereinigung verlorengeht. In dieser Stunde versichern wir unseren deutschen Brüdern und Schwestern im Osten, daß wir diesen Kampf gegen die Atombewaffnung und die Aufrüstung nicht zuletzt deshalb so leidenschaftlich führen, damit sie eines Tages wieder frei mit uns als ein Volk in Frieden leben können.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP. — Zurufe von der CDU/CSU.)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Martin.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Berthold Martin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Bechert hat hier gesagt: Ich spreche von Tatsachen. Diese Tatsachen, meine Damen und Herren, sind uns bekannt. Sie sind uns nicht nur bekannt, sondern sie bilden den Gegenstand der ununterbrochenen Erwägung in unseren Reihen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wittrock: Es ist nicht viel davon zu merken!)

    Die Tatsachen, die Herr Professor Bechert hier aufgeführt hat, sind der Weltöffentlichkeit im Jahre 1955 erstmals zur Gänze bekanntgeworden, und zwar deshalb, weil nach der Genfer Atomkonferenz die indische Regierung ein Buch über atomare Explosionen und ihre Folgen herausgegeben hat.

    (Zuruf von der SPD: Im Juni 1956!)

    — Im Juni 1956 haben wir es dann hier bekommen. Herr Professor Bechert hat dem, was darin geschildert ist, heute nichts Neues hinzugefügt. Er konnte deshalb auch unsere Meinungen und unsere Überzeugungen nicht ändern. Das ist das erste, was dazu zu sagen ist.

    (Zuruf von der SPD: Schlimm genug! Schlimm genug! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Nur ein Naturwissenschaftler konnte in diesem naiven Sinne von Tatsachen sprechen.

    (Pfui-Rufe bei der SPD. — Beifall bei der CDU/CSU.)

    — Meine Damen und Herren, lassen Sie mich doch erst einmal erklären, was eine Tatsache ist. Das ist nämlich eine philosophische Angelegenheit.

    (Lachen bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Die ganze Debatte hat doch eins klipp und klar gezeigt: es gibt in diesem Hause über bestimmte Dinge keine verschiedene Meinung. Es gibt keine verschiedene Meinung darüber, daß wir den Frieden wollen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)




    Dr. Martin
    Es gibt keine verschiedene Meinung darüber, daß wir die Sicherheit wollen, und es gibt keine verschiedene Meinung darüber, daß wir die Wiedervereinigung wollen. Aber wie wir die Realitäten beurteilen, darin besteht die Verschiedenheit, und sie besteht schon seit zehn Jahren.
    Als Professor Einstein in seinem jetzt schon historisch gewordenen Brief Roosevelt das Geheimnis preisgab und ihn praktisch dazu aufforderte, die Bombe zu bauen, da hat er es getan, weil ihm eine andere Tatsache vor Augen stand. Denn seit dem Jahre 1945 stehen wir in Deutschland und in der Welt eben zwischen zwei Tatsachen, zwischen zwei Übeln, von denen wir nicht wissen, welches das größere ist. Einstein ist vor einem totalitären System emigriert, und er hat das Geheimnis preisgegeben, weil er verhüten wollte, daß das Bild vom Menschen durch den Totalitarismus zerstört wird.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Derselbe Mann ist unter den schwersten Gewissensqualen durch sein Leben gegangen. Er ist es gewesen, der 1955 kurz vor seinem Tode einen beschwörenden Appell an die Welt gerichtet hat, ohne selbst zu wissen, wie er zwischen diesen beiden Feuern durchkommen könne. Denn die sogenannte Tatsache hat man erst gesehen, wenn man weiß, daß es die Möglichkeit der physischen Vernichtung des Menschen gibt, und wenn man weiß, daß es die Möglichkeit seiner geistigen Auslöschung gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist doch der Grund, weswegen alles das, was in Polemik und Propaganda gesagt wird, so wenig schlüssig und so unbefriedigend ist.
    Herr Professor Jaspers, der einer der maßgebenden Denker in Deutschland ist und der jetzt dankenswerterweise seine Arbeit unterbrochen hat, um sich dem Problem der atomaren Bedrohung zu widmen, hat, wie Sie sicher wissen, in einer Radiorede das Ergebnis vieler seiner Überlegungen schon vorausgenommen. Es wird Sie interessieren, was er dazu sagt:
    Das Verhalten der Forscher bezeugt Ratlosigkeit. Zwischen der Ingeniosität ihrer technischen Erzeugung einerseits und der Ahnungslosigkeit ihres politischen Denkens andererseits klafft ein Abgrund. Erschrocken vor dem, was sie angerichtet haben, fordern sie mit Friedensgedanken eine Lösung, indessen sie die Sache weitertreiben.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    So intelligente Männer wollen und wollen nicht. Sie verhalten sich wie Kinder und sprechen von Tragödie.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In diesem Tatbestand kommt zum Ausdruck, daß die Lösung eben nicht so einfach ist. Da kommt zum Ausdruck, daß man die Dialektik des Problems zerreißt und sich die Lösung verbaut, wenn man nur von der einen „Tatsache" redet, wenn man nicht beides zusammen im Griff hat: die Gefahr der physischen Vernichtung und die Gefahr der geistigen Auslöschung und der geistigen Vernichtung des Menschen.
    Dasselbe gilt auch für das, was wir am letzten Sonntag in Frankfurt erlebt haben. Auch dazu Jaspers:
    Überall gibt es Leute, die protestieren. Man will die Bombe als solche für verbrecherisch erklären. Aber wie pazifistische Gesellschaften nicht das geringste zur Verhinderung des Krieges beigetragen haben, so sind alle Bestrebungen, die nur die Atombombe als solche verwerfen, ohne sie im Gesamtzusammenhang der realen Handlungen der Staaten und der offenbaren Antriebe der meisten Menschen zu sehen, vergeblich und gefährlich.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, die Frage, die hier schon, wie ich meine, tagelang beantwortet worden ist, ist doch die, wie Sicherheit im atomaren Zeitalter möglich ist. Die Frage ist, wie man das, was Herr Bechert hier so anschaulich geschildert hat, mit allen Mitteln verhindert.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Damit berühren wir die sogenannte ethische Frage, auf die Herr Heinemann uns noch einmal angesprochen hat. Herr Heinemann, ich weiß so gut wie Sie, daß der debitus modus belli gerendi heute ein Problem allererster Ordnung für uns ist. Sie können versichert sein, daß wir nicht einmal, sondern wochenlang darüber geredet haben. Und wenn hier schon ein Dutzend persönlicher Bekenntnisse abgelegt worden sind, so möchte ich Ihnen sagen, Herr Heinemann: Wir haben in den vergangenen Wochen alles, was uns an theologischer Tration und weltlicher Weisheit erreichbar war, daraufhin durchgesehen, ob uns daraus eine Hilfe erwachsen könne.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Denn die Atomsorge, die die Menschen draußen mit Recht beschäftigt, ist vor allem und zuerst auch unsere Sorge.

    (Beifall in der Mitte.)

    Nun wird man eines sagen können, Herr Dr. Heinemann — und darin unterscheiden wir uns vielleicht —: Wie man auch über die moderne theologische Entwicklung denken mag, eines ist sicher: die Obrigkeit hat heute nach wie vor den unabdingbaren Auftrag, den Frieden im Lande zu sichern und den Menschen die Freiheit zu bewahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Dr. Heinemann, wir beide sind ja reformierten Glaubens. So liegt es nahe, einen Rückgriff auf Calvin zu machen. Da steht über den Staat etwas mehr drin, als Sie etwa im „Schnittpunkt der Zeit" vertreten. Da finden Sie den überraschenden Satz:
    Sie
    — die Obrigkeit —



    Dr. Martin
    client dazu, daß unter den Christen die öffentliche Gestalt der Religion zutage tritt und unter den Menschen die Menschlichkeit erhalten bleibt.

    (Beifall in der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, wir unterscheiden uns in der Beurteilung der Realitäten. Es ist, um ein Wort von Ihnen zu gebrauchen, Herr Dr. Heinemann, schon verheerend, wenn Frau Helene Wessel hier alles, was über den Bolschewismus zu sagen ist, abtut mit der Meinung, wir hätten einen Kommunistenwahn

    (Abg. Kiesinger: Sehr richtig!)

    wir hätten einen Kommunistenschreck, — als ob mit diesen Worten die Tatsache, daß 20 Millionen in Zwangsarbeitslagern sind, abgetan wäre,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    als ob mit diesen Worten der Menschen gedacht wäre, die an Leib und Seele seit 1917 zerbrochen worden sind,

    (Beifall in der Mitte)

    als ob mit diesen Worten die Situation unserer Brüder und Schwestern im Osten auch nur anvisiert wäre.

    (Erneuter Beifall in der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, in dieser Situation hat es keinen Sinn, sich mit allzu theologischen Argumenten gegenseitig anzugehen. Worauf kommt es denn in einer Situation an, in der man zwischen, wie Sie gesagt haben, Atomwüste und Kapitulation steht?

    (Zuruf rechts: Auf gesunden Menschenverstand!)

    — Genau das! — In einer solchen Situation kommt es für den Staat darauf an, die realen Mittel zu finden, um die Katastrophe auf jeden Fall zu vermeiden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In dieser Situation helfen keine abstrakten Überlegungen, sondern nur der Appell an die Vernunft und an die Erfahrung.

    (Beifall in der Mitte. — Zurufe von der SPD: Ihre Erfahrung!)

    — Warten Sie, warten Sie! Wir kommen schon!

    (Abg. Metzger: Die Erfahrung haben wir gemacht, wenn die Atombomben gefallen sind!)

    Meine Damen und Herren, die wesentliche Erfahrung, die nach dem Kriege gemacht worden ist, ist doch diese: Die Amerikaner haben, solange sie das Atommonopol gehabt haben, nie einen Versuch der Erpressung, der Vergewaltigung, der Aggression, der Okkupation gemacht. Sie haben im BaruchPlan das ganze Geheimnis unter der Bedingung der Kontrolle angeboten. Sie haben in der Korea-Krise, in Indochina, in allen internationalen Entwicklungen keinen Gebrauch von ihrer Überlegenheit gemacht. Daraus folgt — und das ist nun das Entscheidende —, daß in der heutigen Situation nicht die Atombombe, sondern die Existenz eines totalitären Staates die eigentliche Gefahr ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Denn alle denkenden Menschen wollen, daß die Atombombe abgeschafft wird. Die Existenz der Atombombe allein würde unter vernünftigen Menschen, möchte ich fast sagen, eine Weltfriedensordnung geradezu erzwingen. Wir haben die Weltfriedensordnung heute noch nicht — meine Damen und Herren, das wissen Sie so gut wie ich, und das ist in den 4 Tagen ständig gesagt worden —, weil die Russen bis zur Stunde die Kontrolle der Atomenergie verweigert haben.

    (Sehr richtig! in der Mitte. — Zurufe von der SPD: Uns?)

    — Natürlich,

    (Zuruf von der Mitte: Der freien Welt!)

    dem freien Westen verweigert haben. In unserer Politik steckt ja klipp und klar drin, meine Herren: es gäbe keine atomare Aufrüstung, sie kann jederzeit beendet werden, die Russen brauchen nur zu sagen, daß sie mit der Kontrolle einverstanden sind, und dann sind wir da, wohin unsere Politik im Eigentlichen zielt.

    (Beifall in der Mitte.)

    Es ist nicht angenehm, zu wissen, daß in dieser Zeit — um mit Churchill zu reden — der Friede das Kind des Schreckens ist. Aber diese furchtbare Tatsache gehört ebenfalls mit zu unserer Erfahrung. Jederman weiß es. Herr Erler hat es auch schon gesagt. Andere haben es gesagt. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Sozialisten und Konservativen, zwischen Deutschen und Engländern und anderen. Die Erfahrung hat sich überall bestätigt, daß der Friede gegenwärtig auf der Abschreckung beruht. Wer das der freien Welt gegenwärtig in der Phase des Übergangs zu einer allgemeinen kontrollierten Abrüstung verweigert, der verhindert nicht den Krieg, sondern vergrößert die Kriegsgefahr.

    (Beifall in der Mitte. — Zurufe von der SPD.)

    Im freien Westen wird eine lebhafte Propaganda gegen atomare Rüstung gemacht. Es wird Sie, meine Damen und Herren, interessieren, daß das russische Volk erst im Jahre 1954 Bilder von atomaren Explosionen gesehen hat und daß noch im Jahre 1950 dort gesagt worden ist, das Ereignis von Hiroshima und Nagasaki sei gar nicht so schlimm gewesen, es habe sich da um 8000 Tote gehandelt, im übrigen sei die Atombombe nur dazu da, Leute mit schwachen Nerven zu beeindrucken.

    (Zurufe von der SPD.)

    Diejenigen, die sich gegen die atomare Rüstung wenden, sollten auch das wissen, die sollten wissen, wie unempfindlich die Russen für theologische und moralische Argumente sind,

    (Beifall bei den Regierungsparteien) und sollten bedenken


    (Abg. Erler: Darf ich eine Frage stellen?)




    Dr. Martin
    — nein, jetzt nicht —, daß es nicht nur eine politische, eine militärische, sondern durchaus auch eine psychologische Vorleistung von hoher Wirkung geben kann.

    (Abg. Erler: Theologische und moralische Argumente gelten also deshalb überhaupt nicht mehr, weil die Russen sie nicht akzeptieren? — Gegenrufe von der Mitte: Na, na! — Weitere Gegenrufe von der Mitte. — Abg. Erler: Dann ist das aber die Bankrotterklärung der westlichen Zivilisation!)

    — Herr Erler, ich werde Ihnen sofort antworten. Ich habe Ihnen klipp und klar gesagt, daß alles, was ich hier ausführe und was so ziemlich Allgemeingut meiner Freunde ist, durchgehend theologisch fundiert ist.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Ich habe mit Deutlichkeit zwei Gedanken ausgesprochen. Erstens: Es ist die Pflicht jedes Staates, der sein Wesen versteht, daß er für den Schutz seiner Bürger sorgt. Ich habe zweitens gesagt: in der gegenwärtigen Situation müssen wir, gestützt auf Vernunft und Erfahrung, die Mittel herausbekommen, die zu unserem Schutz dienen. Ich habe versucht, Ihnen aufzuzeigen, wie solche Mittel aussehen.
    Wenn ich zusammenfassen darf, würde ich folgendes sagen. Die Darstellung von Herrn Professor Bechert ist uns durchaus geläufig. Aber ich weigere mich, das als die Tatsache anzusehen. Das volle Bild der Realität hat erst derjenige, der weiß, daß es die Bedrohung des Totalitarismus und die Bedrohung durch die Bombe gibt. Ich glaube sehr wohl, daß wir in diesen Tagen aufgezeigt haben, daß es möglich ist, das Verhängnis zu vermeiden, daß der Weg, den wir gegenwärtig gehen, dazu führt, den atomaren Krieg, den niemand will, zu vermeiden.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wienand: Das haben Sie eben nicht aufgezeigt!)