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    Deutscher Bundestag 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Inhalt: Antrag der CDU/CSU auf Begrenzung der Redezeit Rasner (CDU/CSU) 1057 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . 1057 D Dr. Bucher (FDP) . . . . . . 1058 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238); Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230) ; — Fortsetzung der Aussprache —. Dr. Dr. Heinemann (SPD) . 1059 D, 1117 D D. Dr. Gerstenmaier (CDU/CSU) . . 1067 B Dr. Bucher (FDP) 1085 C Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1088 D Ollenhauer (SPD) 1092 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . 1099 D Dr. von Brentano, Bundesminister 1103 D Strauß, Bundesminister . . . . . 1107 B Dr. Arndt (SPD) (zur GO) . . . . 1115 D Rasner (CDU/CSU) (zur GO) . . . 1116 D Dr. Mende (FDP) (zur GO) . . . 1117 B Erler (SPD) 1118 B Dr. Bechert (SPD) 1122 D Dr. Martin (CDU/CSU) . . . . . 1125 C Dr. Achenbach (FDP) 1128 B Frau Herklotz (SPD) 1132 A Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . 1133 B Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 1135 D Kiesinger (CDU/CSU) 1139 D Dr. Mende (FDP) 1145 D Erklärungen zur Abstimmung Ollenhauer (SPD) 1150 D Dr. Mende (FDP) 1151 B Dr. Krone (CDU/CSU) . . . . . 1151 D Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1152 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) (zur Behandlung der Berliner Abgeordneten) . . . . . . . . . . 1154 D Namentliche Abstimmungen, Einzel-abstimmungen Schneider (Bremerhaven) (DP) (zu Umdruck 34 Ziffer 5) . . . . 1155 A Kiesinger (CDU/CSU) (zu Umdruck 37, Umdruck 41) . . . 1157 B, 1160 B, D Erler (SPD) (zu Umdruck 41) . . . 1 160 B Dr. Bucher (FDP) (zu Umdruck 41) . 1160 C Dr. Mommer (SPD) (zu Umdruck 43) 1163 C Nächste Sitzung 1166 C Anlagen 1167 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1057 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Stenographischer Bericht Beginn: 9.32 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Frau Albrecht 12.4. Dr. -Ing. E. h. Arnold 25. 3. Bazille 1.4. Dr. Becker (Hersfeld) 19.4. Blachstein 29. 3. Dr. Böhm 25.3. Conrad 18. 4. Diel (Horressen) 19. 4. Dr. Eckhardt 29.3. Eilers (Oldenburg) 26.3. Felder 31.3. Dr. Friedensburg 26.3. Frau Friese-Korn 31.5. Funk 29. 3. Gottesleben 8.4. Dr. Gülich 29.3. Häussler 29.3. Heiland 31.3. Dr. Höck (Salzgitter) 31.3. Höcker 15.4. Frau Dr. Hubert 12.4. Jacobs 20. 4. Jahn (Frankfurt) 29.3. Jürgensen 31.3. Frau Kipp-Kaule 29.3. Dr. Kopf 29.3. Kunze 15.5. Lenz (Trossingen) 29.3. Dr. Lindenberg 29.3. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30.4. Dr. Maier (Stuttgart) 25.3. Mellies 25.4. Muckermann 30.3. Murr 25.3. Neumann 12.4. Paul 30.4. Pelster 1.4. Frau Dr. Probst 25. 3. Rademacher 26. 3. Ramms 31.3. Schneider (Hamburg) 31.3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 26. 3. Dr. Stammberger 26.3. Dr. Starke 26.3. Frau Dr. Steinbiß 29.3. Stenger 25. 3. Strauß 25.3. Struve 29.3. Vogt 12.4. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 29. 3. Wehr 31.3. Weimer 29.3. Weinkamm 29. 3. Dr. Will 26. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht b) Urlaubsanträge Abgeordneter bis einschließlich Bauknecht 10. 5. Even (Köln) 19. 4. Höcherl 10. 5. Dr. Ripken 15. 4. Dr. Zimmermann 10. 5. Anlage 2 Umdruck 33 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, sich bei den Vier Mächten, den USA, der UdSSR, dem Vereinigten Königreich und Frankreich, dafür einzusetzen, daß eine Viermächtearbeitsgruppe (Ständige Konferenz der Stellvertreter der Außenminister oder Botschafterkonferenz) zur Behandlung der Deutschlandfrage gebildet wird mit dem Auftrag, die Grundzüge eines Vertrages für Gesamtdeutschland zu erarbeiten. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 3 Umdruck 34 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. einen Beitrag zur allgemeinen Abrüstung durch den Verzicht auf die Ausrüstung der Bundeswehr mit atomaren Waffen zu leisten; unter Berücksichtigung der Spaltung unseres Vaterlandes und der Bemühungen zur Wiedervereinigung mit Hilfe geeigneter Kontrollmaßnahmen zu erreichen, daß sowohl in der Bundesrepublik als auch im anderen Teil Deutschlands Atomwaffen weder stationiert noch gelagert und Atomwaffenanlagen nicht errichtet werden; 1168 Deutscher Bundestag -- 3. Wahlperiode -- 21, Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 3. sich dafür einzusetzen, daß gleichzeitig mit einem Abkommen über eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa eine Vereinbarung über die Stationierung konventioneller Streitkräfte im Raum der atomwaffenfreien Zone erzielt wird; 4. sich in allen Fragen der gemeinsamen Verteidigung bei den Mächten der Atlantischen Verteidigungsgemeinschaft um Berücksichtigung der besonderen Lage des geteilten Deutschlands zu bemühen; 5. in engem Zusammenwirken und dauernder Beratung mit der deutschen Atomwissenschaft dafür Sorge zu tragen, daß geeignete Maßnahmen für den Atomschutz der Bevölkerung getroffen werden und daß die Nutzung der Atomenergie ausschließlich friedlichen Zwecken dient. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 4 Umdruck 35 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, mit allen Mächten, die noch keine atomaren Waffen herstellen und besitzen, Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel des Abschlusses einer Konvention über Verzicht auf Herstellung und Besitz atomarer Waffen. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 5 Umdruck 36 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß atomare Sprengkörper jeder Art Werkzeuge der blinden Massenvernichtung sind und ihre Anwendung keine Verteidigung, sondern unberechenbare Zerstörung alles menschlichen Lebens bedeutet. Atomare Sprengkörper rotten unterschiedslos und unbegrenzbar Frauen und Kinder, Männer und Greise, jung und alt aus und verwandeln das Land in eine strahlenverseuchte, unbewohnbare Wüste. Von der Bundesregierung wird erwartet, daß sie unter Berufung auf ihre feierliche Erklärung vom 3. Oktober 1954 — dem Vertrag über den Beitritt der Bundesrepublik zum Brüsseler Vertrag und zum Nordatlantikvertrag als Anlage I zum Protokoll Nr. III über die Rüstungskontrolle beigefügt —, in der die Bundesrepublik auf die Herstellung atomarer Sprengkörper verzichtet hat, den Staaten, die nicht über Atomwaffen verfügen, vorschlägt, ein Übereinkommen zum Verzicht auf Herstellung und Verwendung von Atomwaffen abzuschließen und dadurch zugleich den Atomweltmächten die moralische Verpflichtung aufzuerlegen, die Verhandlungen über die kontrollierte Begrenzung der Rüstungen so zu fördern, daß auch ein Abkommen über die Ausschaltung der Atomwaffen zustande kommt. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 6 Umdruck 37 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, keinerlei Verpflichtungen einzugehen und keinerlei Maßnahmen zu treffen, die die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atom- und Wasserstoff-Sprengkörpern, die Stationierung von Atomraketen und den Bau von Basen für diese Raketen zum Ziele haben. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 38 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, mit der Regierung der Volksrepublik Polen und den anderen beteiligten Mächten in Verhandlungen über die Verwirklichung des Planes einer atomwaffenfreien Zone in Europa einzutreten. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1169 Anlage 8 Umdruck 39 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in gesicherter Freiheit Verhandlungen und Maßnahmen voraussetzt, die schrittweise eine Entspannung bewirken. Eine solche Politik dient zugleich der Kriegsverhütung und vermehrt die Aussichten auf die für das deutsche Volk lebensnotwendige Sicherheit. Eine atomare Ausrüstung der Bundeswehr ist abzulehnen, weil sie eine politische Lösung der deutschen Frage bis zur Hoffnungslosigkeit erschwert. Sie verschärft die Spannungen und ist der Sicherheit des deutschen Volkes abträglich. Bonn, den 18 März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 40 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, sich bei den Vier Mächten für die Aufnahme von Verhandlungen über einen Vertrag für Gesamtdeutschland einzusetzen. Bonn, den 22. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 10 Umdruck 41 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, auch weiterhin getreu ihrer grundsätzlichen Auffassung bei allen internationalen Verhandlungen und Konferenzen, an denen sie teilnimmt oder auf die sie Einfluß hat, a) für eine allgemeine kontrollierte Abrüstung sowohl atomarer wie konventioneller Waffen einzutreten, b) die Bereitschaft zu bekräftigen, daß die Bundesrepublik jedes derartige Abrüstungsabkommen annehmen wird, um dadurch zur Entspannung und zur Lösung der internationalen Probleme einschließlich der deutschen Frage beizutragen. 2. Solange der Kommunismus seine weltrevolutionären Ziele weiterverfolgt, die er noch im November 1957 auf der Tagung der Kommunistischen und Arbeiter-Parteien der sozialistischen Länder in Moskau erneut bekräftigt hat, können Friede und Freiheit nur durch eine gemeinsame Verteidigungsanstrengung der freien Welt gesichert werden. Der Bundestag stellt fest, daß die Bundeswehr lediglich der Erhaltung des Friedens und der Verteidigung dient. Darum fordert er die Bundesregierung auf, bis zum Zustandekommen eines allgemeinen Abrüstungsabkommens den Aufbau der deutschen Landesverteidigung im Rahmen der nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft fortzusetzen. In Übereinstimmung mit den Erfordernissen dieses Verteidigungssystems und angesichts der Aufrüstung des möglichen Gegners müssen die Streitkräfte der Bundesrepublik mit den modernsten Waffen so ausgerüstet werden, daß sie den von der Bundesrepublik übernommenen Verpflichtungen im Rahmen der NATO zu genügen vermögen und den notwendigen Beitrag zur Sicherung des Friedens wirksam leisten können. 3. Das ganze deutsche Volk diesseits und jenseits der Zonengrenze erwartet, daß auf der kommenden Gipfelkonferenz die deutsche Frage erörtert und einer Lösung nähergebracht wird. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, sich dafür mit allen Kräften einzusetzen. 4. Der Bundestag wiederholt seine Überzeugung, daß freie Wahlen die Grundlage der deutschen Wiedervereinigung bilden müssen. Er lehnt mit Entschiedenheit ab a) den Abschluß eines Friedensvertrages für zwei deutsche Staaten, b) Verhandlungen mit den Vertretern des derzeitigen Zonen-Regimes, c) den Abschluß einer Konföderation mit diesem Regime. 5. Der Bundestag bekräftigt seine Überzeugung, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in Verbindung mit einer europäischen Sicherheitsordnung die dringlichste Aufgabe der deutschen Politik ist. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion 1170 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 Anlage 11 Umdruck 42 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktionen der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag ein Weißbuch vorzulegen, aus welchen Gründen sie eine Ausbildung der Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln in Erwägung zieht und welche Ausstattung der Bundeswehr mit solchen Massenvernichtungsmitteln sie plant. Das Weißbuch soll zugleich darlegen, wie die Bundesregierung nachteilige Folgen für die Aussicht auf Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit abzuwenden gedenkt. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 12 Umdruck 43 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Frage, ob die Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln üben oder ausgerüstet werden kann oder soll, wird zurückgestellt, bis die in Aussicht genommene Konferenz zwischen den Regierungschefs der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion stattgefunden hat. Von ,dem amerikanischen Angebot, 48 „Matador"- Raketen für die Bundeswehr zu erwerben, wird kein Gebrauch gemacht. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 13 Umdruck 44 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis zum 31. Mai l958 zu berichten, welche konkreten Schritte und Maßnahmen sie den Regierungen der USA, UdSSR, Großbritanniens und Frankreichs vorzuschlagen gedenkt, die nach ihrer Auffassung geeignet sind, a) schrittweise eine kontrollierte Abrüstung, b) eine engere Verbindung zu den Menschen in Mitteldeutschland, c) die Wiedervereinigung herbeizuführen. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 14 Umdruck 45 Entschließungsantrag der Fraktionen der FDP, SPD Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag wiederholt feierlich den im Grundgesetz enthaltenen Appell, daß das ganze deutsche Volk aufgefordert bleibt, die Einheit und Freiheit Deutschlands in freier Selbstbestimmung zu vollenden. Die Verpflichtung der Vier Mächte zur Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands wird hierdurch nicht berührt. Bis zu dem Tage, an dem sich das deutsche Volk in freier Entscheidung eine Verfassung gibt, besteht in Deutschland keine endgültige und bleibende Staatsordnung. Die Bundesrepublik ist sich bewußt, daß sie als Ordnung des staatlichen Lebens für eine. Übergangszeit geschaffen wurde. Der Deutsche Bundestag erwartet deshalb die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands nicht von einem zwischen zwei deutschen Teilstaaten ausgehandelten Staatsvertrag, sondern unmittelbar von einem freien Willensentschluß des gesamten deutschen Volkes in seinen heute noch getrennten Teilen, der nach der Beseitigung der nicht in deutscher Zuständigkeit liegenden Hindernisse herbeizuführen ist. Der Bundestag erklärt seine Bereitschaft, jede Verhandlung zu unterstützen, die die Wege zu einem solchen Willensentscheid des deutschen Volkes ebnet, sobald eine Vereinbarung der Vier Mächte diese Möglichkeit erschlossen hat. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1171 Anlage 15 Umdruck 46 Antrag der Fraktionen der SPD, FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, um die Verhandlungen über die allgemeine Abrüstung zu fördern und die furchtbaren Gefahren für die Gesundheit der Lebenden und der kommenden Generationen abzuwenden, auf die Mächte, die Atomwaffen produzieren, einzuwirken, daß die Versuchsexplosionen mit Atomsprengkörpern sofort eingestellt werden. Bonn, den 25. März 1958 Frau Albertz Frau Renger Frau Bennemann Frau Rudoll Frau Berger-Heise Frau Schanzenbach Frau Beyer (Frankfurt) Frau Strobel Frau Döhring (Stuttgart) Frau Wessel Frau Eilers (Bielefeld) Frau Wolff (Berlin) Frau Herklotz Ollenhauer und Fraktion Frau Keilnack Frau Kettig Frau Dr. Diemer-Nicolaus Frau Korspeter Frau Friese-Korn Frau Krappe Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Frau Meyer-Laule Dr. Mende und Fraktion Frau Nadig Anlage 16 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Bausch nach § 36 der Geschäftsordnung. In der Sitzung vom Freitag, dem 21. März, hat der Abgeordnete Döring von der Fraktion der FDP u. a. erklärt, es werde „der Tag nicht mehr fern sein, wo die oppositionellen Kräfte nicht nur gegen diese Politik, die dahintersteckt stehen, sondern zwangsläufig gegen diesen Staat gestellt werden. Das würde denn auch bedeuten, daß diejenigen, die diesen Staat dann einmal in der Zukunft nicht mehr oder nicht als endgültige Lösung anerkennen wollen, die ersten Hochverratsprozesse zu erwarten haben." Ich habe darauf den Zwischenruf gemacht: „Hoffentlich". Wegen dieses Zwischenrufs bin ich im Verlauf der Debatte mehrfach angegriffen worden. Ich lege deshalb Wert darauf, folgendes festzustellen: 1. Der Abgeordnete Döring hat in der ersten Rede die er in diesem Hause gehalten hat, ganz offen angekündigt, der Tag werde nicht mehr fern sein, an dem oppositionelle Kräfte diesen Staat in Zukunft nicht mehr werden anerkennen wollen. Seit dem ersten Zusammentreten des Bundestages im Jahre 1949 ist es das erste Mal, daß von der Tribüne des Bundestages herab offen und unverhüllt eine Bewegung gegen diesen Staat angekündigt wurde. Dies verdient festgehalten zu werden. An einem solchen Vorgang kann man nicht einfach vorbeigehen. Hier wurde ein Zeichen aufgerichtet, das nicht übersehen werden darf. 2. Ich hoffe nicht, daß es zu einer solchen Entwicklung kommt. Ich würde dies für ein geradezu unabsehbares Verhängnis für unser Volk halten. 3. Wenn es aber so weit käme, dann allerdings hoffe ich — und dies war der Sinn meines Zwischenrufs —, daß sich alle staatstragenden Kräfte unseres Volkes in dem Willen vereinigen werden, diesen Staat zu verteidigen, und daß auch die Richter dieses Staates, ihrem Eide getreu, jeden daran hindern werden, seine Hand gegen den Staat zu erheben. Bonn, den 25. 3. 1958 Bausch
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gustav W. Heinemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nur wenige Bemerkungen. Der Herr Bundeskanzler hat mir den Vorwurf gemacht, ihn falsch zitiert zu haben. Diesen Vorwurf weise ich zurück.

    (Beifall bei der SPD. — Oh-Rufe in der Mitte.)




    Dr. Dr. Heinemann
    Ich sprach davon, daß er dem amerikanischen Journalisten Bradford auf die Frage nach der Bedeutung der russischen Note vom Jahre 1952 antwortete, die Sowjets müßten noch mehr in die Defensive gedrängt werden. Anschließend an diese Äußerung habe ich laut Stenogramm fortgefahren:
    Und alsbald wurde auch geäußert: „Wer den Frieden will, der muß den Wettlauf mit der sowjetrussischen Atomrüstung veranstalten".
    Ich habe dann noch hinzugefügt:
    Meine Damen und Herren, dieser Satz wurde vor fünf Jahren bereits von dem Herrn Bundeskanzler gesprochen.
    Die Äußerung bezüglich der Notwendigkeit eines Wettlaufs mit der sowjetrussischen Atomrüstung ist von dem Herrn Bundeskanzler am 12. Januar 1953 im Deutschen Presseclub, Bonn, gemacht worden, nachzulesen im Bulletin Seite 68.

    (Beifall bei der SPD.)

    Herr von Brentano beklagte, daß ich heute morgen nicht von freien Wahlen gesprochen hätte. Herr von Brentano, nehmen Sie gütigst zur Kenntnis, daß ich das ausdrücklich in meiner ja sonst von Ihnen aufmerksam studierten Rede vom 23. Januar getan habe. Lesen Sie es nach im gedruckten Bericht Seite 402. Ich fühle mich nicht verpflichtet, bei jeder Gelegenheit alles zu sagen. Das ist bekanntlich nur das Geheimnis der Langweiligkeit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP.)

    Sie haben mich gefragt, ob Christentum und Verteidigungsgemeinschaft freier Völker unvereinbar seien. Meine Antwort ist: Massenvernichtungsmittel sind christlicherweise unverantwortbar.
    Zu den Dingen, die Herr Strauß angeschnitten hat — Differenz etwa mit Herrn Erler —, wird Herr Erler zusammenhängend antworten. Die Redezeitbeschränkung erlaubt es mir nicht, dies meinerseits zu tun, und auf Trinkgeld arbeite ich hier nicht.

    (Stürmischer Beifall bei der SPD und Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Erler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das, was wir hier eben bei der Geschäftsordnungsabstimmung erlebt haben, zeigt, welch einen gefährlichen Weg dieses Haus beschreitet. Das Angebot, das Sie uns hier gemacht haben, 30 Minuten von Ihrer Redezeit zu benutzen, vermag doch nicht darüber hinwegzutäuschen, daß Sie jederzeit so viel Redezeit, wie Sie nur benötigen, und noch die dreifache Redezeit dazu durch die Bundesregierung zur Verfügung haben.

    (Beifall bei der SPD.)

    Die Art, wie zum erstenmal seit mehr als vier Jahren ausgerechnet bei dieser schicksalsträchtigen Debatte die Minderheit des Hauses in ihren Rechten geschmälert wird, zeigt, daß Sie bereit sind,
    zur angeblichen Verteidigung der Freiheit die Freiheit selbst auszuhöhlen.

    (Beifall bei SPD und FDP. — Zurufe von der Mitte.)

    Mit kleinen Schritten fängt es an, und dann landen wir bei Herrn Bausch und seiner Hoffnung auf die Hochverratsprozesse!

    (Erneuter Beifall bei SPD und FDP.)

    Das ist der sicherste Weg, um das zu zerstören, was es eigentlich zu bewahren und zu schützen gilt, nämlich die Freiheit des Staatsbürgers nach innen und außen.

    (Abg. Dr. Krone: Das glauben Sie ja selber nicht! — Weitere Zurufe von der Mitte.)

    Und nun zur Sache. Zunächst was die Redezeiten betrifft: Stellen Sie einmal zusammen, wie viel von der Regierungsbank gesprochen worden ist und wie viel demgegenüber die Opposition antworten konnte!

    (Zuruf von der Mitte: Reden Sie zur Sache? — Weitere Zurufe von der Mitte.)

    — Ich spreche zur Sache, nämlich zu der Methode, mit der Sie hier nach den Grundsätzen einer „Materialschlacht" eine Sachentscheidung herbeiführen zu dürfen glauben.

    (Beifall bei SPD und FDP.)

    Der Herr Bundeskanzler hat uns vorhin eine überraschende Aufklärung über den Sinn dieser Debatte gegeben. Er hat gesagt — ich war sehr erstaunt darüber —, die Debatte sei unbedingt erforderlich, weil man ja von dem Bundestag ein Mandat, eine Entscheidung für die Haltung der Vertreter der Bundesregierung auf der Aprilkonferenz der NATO in der Frage der Atomwaffenausstattung der NATO-Verbände auf dem europäischen Kontinent haben müsse.
    Meine Damen und Herren, es ist das erstemal, daß wir diese Begründung vom Herrn Bundeskanzler gehört haben. Ich bin sehr erstaunt. In der Großen Anfrage der CPU, die dieser Debatte zugrunde liegt, steht davon kein einziges Wort. Es ist immerhin bemerkenswert, daß jetzt die Debatte einen neuen Sinn bekommt. Sie haben aus einer Debatte, die eigentlich eine Rachedebatte sein sollte,

    (Zurufe von der Mitte)

    aus einer Debatte, die vielleicht eine vernünftige Vorbereitung für einen deutschen Beitrag zur Gipfelkonferenz hätte werden können, nun durch den Zwang Ihrer eigenen Politik wieder eine Debatte über die Schaffung vollendeter Tatsachen dann, wenn es am schlechtesten für das deutsche Volk ist, machen müssen.

    (Beifall bei SPD und FDP.)

    Am erstaunlichsten war es aber, daß der Herr Bundesverteidigungsminister hier einen wahren Tanz aufgeführt hat, um die Probleme etwas zu vernebeln. Er versuchte, uns darzulegen, es gehe gar nicht um die Ausrüstung der Bundeswehr mit



    Erler
    taktischen Atomwaffen. Ja aber, meine Damen und Herren, in Wahrheit geht es doch darum. Die Bundeswehr soll üben, sie soll mit denjenigen Instrumenten ausgerüstet werden, mit denen man im Ernstfall auch schießen kann, und die Munition dafür soll daneben liegen, mit der man im Ernstfall auch schießen kann. Wie Sie den Tatbestand auch taufen, das ist mir gleichgültig. In Wahrheit ist das die Vorbereitung der Bundeswehr auf eine Auseinandersetzung notfalls mit atomaren Waffen und nichts anderes.

    (Beifall bei SPD und FDP.)

    Daran vermag auch die, fast hätte ich in Erinnerung an die Rede des Herrn Bundestagspräsidenten gesagt, „Schleiermacherei" an diesen Dingen nichts zu ändern.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, Sie haben vorhin Fragen an die Opposition gestellt. Wir haben Ihnen diese Fragen beantwortet. Ein paar Antworten werde ich noch ergänzen. Aber Sie können doch deswegen nicht so leichten Kaufes davonkommen und alle Fragen über Ihre Politik, die wir Ihnen gestellt haben, völlig unbeantwortet lassen. Ich will sie gleich noch einmal aufzählen. Vielleicht ermannt sich die Regierung —, ich hätte dann keine Bedenken dagegen, daß sie noch einmal eingreift, damit sie auch etwas Vernünftiges in dieser Debatte tut —,

    (Beifall bei der SPD)

    endlich dem Parlament und der Nation Rechenschaft über folgende Fragen zu geben:
    1. Wie soll die Deutschlandfrage auf der kommenden Konferenz behandelt werden, welche Vorschläge hat die Regierung hierfür zu machen?

    (Zurufe von der Mitte.)

    2. Glaubt die Regierung, jemals die sowjetischen Truppen aus Mitteldeutschland herauszubekommen, wenn die Truppen der Vereinigten Staaten in Westdeutschland bleiben müssen?
    3. Welche Weisungen hat der deutsche Vertreter im NATO-Rat zur Frage der Atombewaffnung der Bundeswehr bisher schon erhalten? Denn Beschlüsse sind bekanntlich nur einstimmig möglich. Die Verantwortung liegt nicht bei fremden Staaten. Die NATO ist kein anonymes Kollektiv. Da es nur einstimmige Beschlüsse gibt, bleibt die Verantwortung bei der Bundesregierung und bei niemandem sonst.
    4. Wie steht es mit der eventuellen Möglichkeit der Atomwaffenproduktion in Westeuropa außerhalb der Bundesrepublik, aber mit deutscher sachlicher, personeller oder finanzieller Hilfe?
    5. Was ist zwischen den Verteidigungsministern der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs nach dem Besuch des deutschen Verteidigungsministers in Colomb-Béchar über die gemeinsame Waffenproduktion nun wirklich vereinbart worden?
    6. Welchen Inhalt haben die Dreimächte-Vereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien auf dem Gebiet der gemeinsamen Waffenproduktion, und in welcher
    Art nehmen diese Vereinbarungen zu der Möglichkeit der Mitwirkung der Bundesrepublik Deutschland an der Atomwaffenproduktion Stellung?
    All diese Fragen haben wir in der Debatte schon gestellt. Auf keine einzige hat die Regierung uns bisher eine Antwort erteilt.
    Meine Damen und Herren, früher war es so, daß Sie uns außenpolitische Debatten verweigerten. Wenn wir der Meinung waren, z. B. vor wichtigen NATO-Konferenzen sei es erforderlich, Debatten abzuhalten, dann haben Sie gesagt, es sei schlecht, das zu tun, um die Verhandlungen auf den künftigen Konferenzen nicht zu stören, mit anderen Worten: um die Schaffung von vollendeten Tatsachen nicht zu stören. Aber vor Viermächte-Konferenzen oder Gipfelkonferenzen hat es regelmäßig Debatten in diesem Hause gegeben, und zwar fast immer mit jenem Akzent, der in Wahrheit die Aussichten auf eine Entspannung und ein Übereinkommen auf diesen Konferenzen nicht erleichtert, sondern in erheblichem Maße getrübt hat. Das ist die Wahrheit. Das erleben wir auch diesmal. Die vollendeten Tatsachen,' die man noch schaffen will, haben den Vorrang vor einem vernünftigen Gespräch über die Deutschlandfrage auf der kommenden Konferenz.
    Ich will hier gar nicht noch einmal in die sehr alte Diskussion über die Wertung all der verschiedenen Noten und Erklärungen der Jahre von 1952 bis 1955 einsteigen. Es gibt einen roten Faden, an dem man, glaube ich, festhalten muß und den man klarer sieht, wenn man sich etwas aus dem Gestrüpp der Einzelheiten herausarbeitet. Wir haben gewollt, daß im Verhandlungswege ergründet wird, welche Aussichten in den damaligen Erklärungen steckten. Sie haben diese Klärung abgelehnt und an ihre Stelle stets die Schaffung vollendeter militärischer Tatsachen gesetzt. Das war Ihr Weg und nicht der der Verhandlungen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Der Herr Bundeskanzler hat vorhin in einer sicher unser aller Gefühle ansprechenden Weise das Schicksal der zwei Millionen Flüchtlinge aus Mitteldeutschland beschworen. Ich habe nur nicht ganz verstanden, was diese Frage des menschlichen Leides der Flüchtlinge damit zu tun hat, daß Sie jetzt drauf und dran sind, der Bundesrepublik Atomwaffen zu geben.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Doch, an einer Stelle wurde der Zusammenhang deutlich. Auf einen Zwischenruf hat der Bundeskanzler gesagt: „Ja, die haben nämlich etwas mit der Wiedervereinigung zu tun." Sehen Sie, das ist doch wieder die alte Leier, trotz der Beschwichtigungen, die uns der Herr Verteidigungsminister geben zu können glaubte, doch wieder das alte Lied, daß man eben mit Hilfe der militärischen Anstrengungen nicht nur — worüber sich allenfalls reden ließe — glaubt, die Bundesrepublik gegen äußeren Druck schützen zu können, sondern daß man sogar glaubt, diese militärischen Anstrengungen seien ein Mittel, um die Wiedervereinigung Deutschlands zu erreichen.

    (Zuruf von der Mitte: Nein!)




    Erler
    — Lesen Sie das nach, was der Bundeskanzler auf den Zwischenruf hier geantwortet hat, dann kommen Sie zu jener früher von Ihnen vertretenen Lehre der Politik der Stärke, nämlich: durch Wettrüsten zur Einheit. Das ist Ihre Vokabel.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Flüchtlingsfrage! — Zurufe von der SPD.)

    Hier ist viel von Abrüstung und Entspannung gesprochen worden. Dann kann man aber, wenn man Abrüstung und Entspannung fördern will, nicht in der praktischen Politik genau das Gegenteil tun.

    (Abg. Kiesinger: Das ist Ihr alter Irrtum!)

    Auf der anderen Seite der Demarkationslinie verfügt kein Staat außer der Sowjetunion über atomare Waffen. Warum muß ausgerechnet das Parlament der Bundesrepublik Deutschland — ich wiederhole das — hier vorprellen in einer Zeit, wo gerade von drüben Regierungen nicht nach Atomwaffen rufen, sondern versuchen, den Gegenstand einer atomwaffenfreien Zone ins internationale Gespräch zu bringen? Das ist doch ein für uns, ich möchte fast sagen, peinlicher Unterschied iin Verhalten von hüben und drüben.

    (Abg. Dr. Seffrin: Warum machen sie das?)

    — Ja, warum? Werten Sie bitte die Bemühungen der polnischen Regierung darüber habe ich in meiner vorigen Rede schon gesprochen — nicht ohne weiteres ab! Bei dem Rapacki-Plan ging es nicht nur um das Freihalten eines ziemlich großen Gebiets von Atomwaffen; da geht es auch um die Kontrolle, auch um die Verbindung mit dem Abzug fremder Truppen, auch um das Hinzutreten weiterer Länder und im Zusammenhang damit, jawohl, auch um die Wiedererringung der deutschen Einheit. Sicher bringen die Verhandlungen darüber nicht schon automatisch die Einheit zustande. Aber sie erschweren sie auch nicht, im Gegenteil. Wer, wie Sie das auch wissen, davon überzeugt ist, daß das Ulbricht-Regime im wesentlichen auf der Anwesenheit sowjetischer Truppen beruht, der muß doch geradezu alles daransetzen, dem Ulbricht-Regime diese seine festeste Stütze zu entziehen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP. — Abg. Wienand: Das wollen sie nicht!)

    Und das weigern Sie sich jetzt zu tun.
    Die hier schon genannten nordischen Regierungen sind da einsichtsvoller als wir. Es hat eine Konferenz von sechs nordischen Ländern stattgefunden, darunter drei NATO-Staaten. Dort ist am 19. März, also ganz frisch, ein interessantes Kommuniqué verabschiedet worden. Darin ist die Rede davon, daß man, wenn man sich der Abrüstung zuwende, mit Aussicht auf Erfolg eine kontrollierte Einstellung von Kernwaffenexperimenten während eines gewissen Zeitraums oder bis auf weiteres in Aussicht nehmen müsse. Dann kam die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Zweck, Ergebnisse auch in solchen Fragen wie der Einstellung der Produktion spaltbaren Materials und der Reduktion der konventionellen Streitkräfte zu erreichen. Und nun kommt der entscheidende Satz:
    Man war der Meinung, daß auch versucht werden sollte, mit vorgebrachten Plänen als Ausgangspunkt in Etappen die Frage regionaler Abrüstungsmaßnahmen in Europa zu behandeln.
    Dazu haben drei Mitgliedstaaten der NATO ja gesagt, deren unmittelbares Interesse an der Wiedervereinigung Deutschlands wahrscheinlich nicht ganz so brennend ist wie unseres. Um wieviel mehr müßten wir die Tragweite dieser Vorschläge prüfen und zum Gegenstande einer ernsthaften politischen Arbeit machen!
    Meine Damen und Herren, jedes NATO-Land hat sich darum bemüht, seinen eigenen militärischen Beitrag seinen Besonderheiten und Bedürfnissen anzupassen, trotz des Kommuniqués vom vergangenen Dezember. Norwegen und Dänemark haben — mit welcher Begründung auch immer; auf das Ergebnis kommt es hier an — auf Atomwaffen für ihr Land verzichtet und sich die Anlage von Raketenbasen bei sich verbeten. Großbritannien hat die Wehrpflicht abgeschafft. Die Franzosen haben ihre militärischen Verbände praktisch von Europa abgezogen und in Nordafrika stationiert. Und nur wir beharren in dieser Lage darauf, daß wir nicht die Lage eines gespaltenen Volkes berücksichtigen dürfen, indem wir sagen: Atomwaffen sind in der besonderen deutschen Lage für die Nation keine zusätzliche Sicherheit, sondern eine unzumutbare zusätzliche Gefahr und Verhärtung der Spaltung unseres Landes.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es ist wiederholt — so auch vom Außenminister — behauptet worden, der Rapacki-Plan sei eine Gefahr für die Sicherheit und Einheit unseres Landes. Auch Wiederholungen machen diese Behauptung nicht wahrer, wenn ihr die Beweise fehlen. Man hat gesagt, man könne in eine atomwaffenfreie Zone hineinschießen. Das ist sicher richtig, das haben wir nie bestritten. Der Unterschied ist nur der: im Konfliktsfalle kann man unter Umständen auch in eine atomwaffenfreie Zone hineinschießen; haben Sie aber Atombasen in diesem Gebiet stationiert, dann wird mit Sicherheit hineingeschossen.

    (Beifall bei der SPD und bei der FDP.)

    Oder der andere Einwand, daß heute im Zeitalter weitreichender Waffen so merkwürdige Pläne, die sich ausnehmen wie Gedanken aus dem 19. Jahrhundert oder von vor 1914, doch nicht mehr zeitgemäß seien. Gegen die weitreichenden Waffen, mit denen man zerstören kann, schützen die taktischen Atomwaffen überhaupt nicht; das ist doch ein Trugschluß. Wogegen sie angeblich schützen sollen, ist die Gefahr einer Besetzung unseres Landes durch Verbände von der anderen Seite. Gegen diese Gefahr sind wir besser gefeit, wenn die Verbände des möglichen Gegners nicht im Thüringer Wald, sondern in Bialystok stehen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Hier ist lange — politisch, militärisch, teilweise auch theologisch — über die verschiedenen Aspekte des Gleichgewichts des Schreckens gesprochen wor-



    Erlex
    den. Dieses Gleichgewicht ist sehr zerbrechlich. Es zerbricht sicher, wenn man durch Hinzutreten weiterer Atommächte die Gefahren unabsehbarer Konflikte an den verschiedensten Orten, in die andere hineingezogen werden, erhöht.

    (Zuruf von der Mitte: Wir sind ja keine Atommacht!)

    — Sie wollen aber eine werden;

    (Zurufe von der Mitte: Nein!)

    sagen Sie es doch endlich einmal.

    (Erneute Zurufe von der Mitte: Nein!)

    — Natürlich, darum geht es doch hier seit Tagen!

    (Beifall bei der SPD. — Fortgesetzte Zurufe von der Mitte: Nein!)

    — Die Debatte hat immerhin den Erfolg erzielt, daß Sie jetzt wenigstens in die Defensive gedrückt worden sind und Ihre eigenen Absichten nicht mehr zugeben.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der Mitte.)

    Im Atomzeitalter kommt es darauf an, die Gegensätze nicht zuzuspitzen, sondern von uns aus dafür zu sorgen, daß man die Gefahren mindert, indem auf beiden Seiten der Waagschale eine gleichwertige Herabsetzung der Potentiale stattfindet. Das ist die politische Aufgabe. Die Lösung dieser politischen Aufgabe machen Sie dadurch fast unmöglich, daß Sie das Atomwettrüsten ausdehnen, statt an die Großen im Sinne einer Begrenzung des Atomwettrüstens und des Abbaus der Atomwaffen heranzutreten.

    (Zuruf von der Mitte: Das wollen wir ja!)

    In der Zwischenzeit besteht jenes Gleichgewicht des Schreckens. Ich will mich nicht darüber verbreiten, wieweit es augenblicklich friedenssichernd wirkt. Da spielen nicht nur militärische, sondern auch politische und psychologische Faktoren eine Rolle. Aber dieses Gleichgewicht des Schreckens mit der furchtbaren Konsequenz, daß ein geringer Zwischenfall, etwa wie 1914 die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand, einen Weltbrand auslöst mit der schließlichen Auslöschung der ganzen Menschheit, ist doch kein Idealzustand. Deshalb muß man sich daranmachen, es Schritt für Schritt zu überwinden. Man darf nicht auf beiden Seiten — oder in diesem Falle sogar nur auf einer Seite — glauben, man könne es überwinden, wenn man dem Schrecken durch neue Partner noch etwas hinzufügt.
    Herr Minister Strauß hat hier eine interessante Bemerkung über die Volkssouveränität gemacht. Er hat gesagt, sie habe ihre Grenzen im Völkerrecht und im Sittengesetz. Ich bin kein Völkerrechtler und kein Moraltheologe; aber, Herr Minister Strauß, wenn das für die Volkssouveränität gilt, dann gilt das erst recht auch für die Atombewaffnung.

    (Beifall bei der SPD.)

    Man muß sich einmal die Frage stellen, ob einem
    überlegenen Gegner gegenüber grundsätzlich kein
    Völkerrecht gilt. Es wäre interessant, einmal zu wissen, was eigentlich in dem Gutachten steht, das sich das Verteidigungsministerium im vorigen Sommer zu dieser Frage von der Kieler Universität besorgt hat. Deren Haltung soll nicht sehr freundlich zur Atombewaffnung sein; aber ich weiß es nicht. Ich kenne es nicht.

    (Bundesverteidigungsminister Strauß: Darf ich noch ein Rechtsgutachten vorlesen dazu?)

    — Aus dem Gutachten einige Sätze? Das hängt ja von Ihnen ab. Das können wir weder verhindern noch bestellen, Herr Minister. Ich persönlich bin der Überzeugung, daß die Sache der Freiheit immer auch die Sache des Rechtes sein muß, weil wir sonst die Grundlagen zerstören, auf denen unsere freiheitlich rechtsstaatliche Ordnung beruht.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)

    Die Bundesregierung hat nun behauptet, die Atomwaffen schüfen Sicherheit. — Meine Damen und Herren, ich glaube dargelegt zu haben, daß die Atomwaffen nicht imstande sind, Sicherheit zu schaffen, und auch der Verteidigungsminister hat inzwischen große Fragezeichen hinter die Behauptung gesetzt. Unsere Sicherheitsvorkehrungen hier können ja in Wahrheit nur dein Fall gelten, in dem es nicht um Atomwaffen geht. Die SPD ist immer bereit, sowohl für das wiedervereinigte Deutschland als auch, solange die Wiedervereinigung nicht erreicht ist, für die Bundesrepublik dasjenige zu tun, was an vernünftigen, unseren Notwendigkeiten, Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten entsprechenden Verteidigungsvorkehrungen getroffen werden kann. Daher die Bemühung, Sicherheit für das wiedervereinigte Deutschland zu schaffen im Rahmen des Auseinanderrückens der beiden Machtblöcke, so daß Deutschland nicht unmittelbar dem Zugriff sowjetischer Truppen ausgesetzt wäre, wohl aber die unmittelbare Nachbarschaft amerikanischer Truppen an der deutschen Westgrenze hätte. Es ist geradezu Blindheit, diese Sicherheitschance für uns, die der Rapacki-Plan in seiner Entwicklung bietet, nicht sehen zu wollen.
    Die Bundesregierung hat es unterlassen, die Verteidigungsvorkehrungen für die Bundesrepublik so ins Auge zu fassen, daß sie nicht zu einer Belastung jeder vernünftigen Wiedervereinigungspolitik und zu einer Erhöhung der Gefahren wurden. Wir haben die Militärpolitik der Regierung abgelehnt und werden das weiter tun, weil sie ein Ausdruck ihrer falschen Außenpolitik ist.

    (Beifall bei der SPD.)

    Sie gibt den militärtechnischen, strategischen Überlegungen den Vorrang vor der politischen Initiative in Richtung auf die Wiedervereinigung. Hätte die Regierung ernsthafte Anstrengungen zu Verhandlungen gemacht, dann hätte man sich über die Sicherheitsvorkehrungen für die Zwischenzeit bis zu einem Erfolg dieser Verhandlungen unterhalten können. Die Regierung hat statt dessen jeden Verhandlungsansatz ausgeschlagen, sondern sich immer nur um die Vollendung militärischer Tatsachen bemüht.



    Erler
    Wir haben die Konsequenzen dieses Weges von Anfang an gesehen und uns deshalb schon den ersten Schritten widersetzt. Die Karikatur der „Welt" vor einigen Tagen zeigte das richtig mit den Worten: Wer A sagt, muß auch —tom sagen.
    Die Regierung gab dem Rüsten und der militärisch unauflösbar werdenden Integration der Bundesrepublik in das westliche Bündnissystem so klar den Vorrang, daß keine gemeinsame Grundlage für eine vernünftige Gestaltung des äußeren Schutzes der Bundesrepublik mit deutschen Kräften gefunden werden konnte. Nur wenn die Regierung bereit wäre — und in dieser Debatte ist klargeworden, daß sie dazu nicht bereit ist —, der politischen Initiative den Vorrang vor dem Wettrüsten einzuräumen, die Integration in den Atlantikpakt für den Fall der Wiedervereinigung ernsthaft zur Diskussion zu stellen und infolgedessen jetzt nicht bis zur letzten Perfektion weiterzutreiben, dann erst könnte ein Sicherheitsinstrument der Bundesrepublik geschaffen werden, das in Umfang und Ausstattung den Besonderheiten der deutschen Lage entspricht.
    Dieses Sicherheitsinstrument kann nicht an der Stärke der Roten Armee gemessen werden. Der weltpolitische Größenwahn, die deutschen konventionellen Streitkräfte müßten mit den sowjetischen gleichziehen,

    (Zurufe von der Mitte)

    ist von Minister Strauß heute wieder ausdrücklich vertreten worden. Er zeigt, wohin die Regierungskoalition mit ihrer Militärpolitik früher steuerte und jetzt weiter steuert.