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ID0302107500

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    Deutscher Bundestag 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Inhalt: Antrag der CDU/CSU auf Begrenzung der Redezeit Rasner (CDU/CSU) 1057 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . 1057 D Dr. Bucher (FDP) . . . . . . 1058 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238); Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230) ; — Fortsetzung der Aussprache —. Dr. Dr. Heinemann (SPD) . 1059 D, 1117 D D. Dr. Gerstenmaier (CDU/CSU) . . 1067 B Dr. Bucher (FDP) 1085 C Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1088 D Ollenhauer (SPD) 1092 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . 1099 D Dr. von Brentano, Bundesminister 1103 D Strauß, Bundesminister . . . . . 1107 B Dr. Arndt (SPD) (zur GO) . . . . 1115 D Rasner (CDU/CSU) (zur GO) . . . 1116 D Dr. Mende (FDP) (zur GO) . . . 1117 B Erler (SPD) 1118 B Dr. Bechert (SPD) 1122 D Dr. Martin (CDU/CSU) . . . . . 1125 C Dr. Achenbach (FDP) 1128 B Frau Herklotz (SPD) 1132 A Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . 1133 B Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 1135 D Kiesinger (CDU/CSU) 1139 D Dr. Mende (FDP) 1145 D Erklärungen zur Abstimmung Ollenhauer (SPD) 1150 D Dr. Mende (FDP) 1151 B Dr. Krone (CDU/CSU) . . . . . 1151 D Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1152 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) (zur Behandlung der Berliner Abgeordneten) . . . . . . . . . . 1154 D Namentliche Abstimmungen, Einzel-abstimmungen Schneider (Bremerhaven) (DP) (zu Umdruck 34 Ziffer 5) . . . . 1155 A Kiesinger (CDU/CSU) (zu Umdruck 37, Umdruck 41) . . . 1157 B, 1160 B, D Erler (SPD) (zu Umdruck 41) . . . 1 160 B Dr. Bucher (FDP) (zu Umdruck 41) . 1160 C Dr. Mommer (SPD) (zu Umdruck 43) 1163 C Nächste Sitzung 1166 C Anlagen 1167 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1057 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Stenographischer Bericht Beginn: 9.32 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Frau Albrecht 12.4. Dr. -Ing. E. h. Arnold 25. 3. Bazille 1.4. Dr. Becker (Hersfeld) 19.4. Blachstein 29. 3. Dr. Böhm 25.3. Conrad 18. 4. Diel (Horressen) 19. 4. Dr. Eckhardt 29.3. Eilers (Oldenburg) 26.3. Felder 31.3. Dr. Friedensburg 26.3. Frau Friese-Korn 31.5. Funk 29. 3. Gottesleben 8.4. Dr. Gülich 29.3. Häussler 29.3. Heiland 31.3. Dr. Höck (Salzgitter) 31.3. Höcker 15.4. Frau Dr. Hubert 12.4. Jacobs 20. 4. Jahn (Frankfurt) 29.3. Jürgensen 31.3. Frau Kipp-Kaule 29.3. Dr. Kopf 29.3. Kunze 15.5. Lenz (Trossingen) 29.3. Dr. Lindenberg 29.3. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30.4. Dr. Maier (Stuttgart) 25.3. Mellies 25.4. Muckermann 30.3. Murr 25.3. Neumann 12.4. Paul 30.4. Pelster 1.4. Frau Dr. Probst 25. 3. Rademacher 26. 3. Ramms 31.3. Schneider (Hamburg) 31.3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 26. 3. Dr. Stammberger 26.3. Dr. Starke 26.3. Frau Dr. Steinbiß 29.3. Stenger 25. 3. Strauß 25.3. Struve 29.3. Vogt 12.4. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 29. 3. Wehr 31.3. Weimer 29.3. Weinkamm 29. 3. Dr. Will 26. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht b) Urlaubsanträge Abgeordneter bis einschließlich Bauknecht 10. 5. Even (Köln) 19. 4. Höcherl 10. 5. Dr. Ripken 15. 4. Dr. Zimmermann 10. 5. Anlage 2 Umdruck 33 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, sich bei den Vier Mächten, den USA, der UdSSR, dem Vereinigten Königreich und Frankreich, dafür einzusetzen, daß eine Viermächtearbeitsgruppe (Ständige Konferenz der Stellvertreter der Außenminister oder Botschafterkonferenz) zur Behandlung der Deutschlandfrage gebildet wird mit dem Auftrag, die Grundzüge eines Vertrages für Gesamtdeutschland zu erarbeiten. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 3 Umdruck 34 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. einen Beitrag zur allgemeinen Abrüstung durch den Verzicht auf die Ausrüstung der Bundeswehr mit atomaren Waffen zu leisten; unter Berücksichtigung der Spaltung unseres Vaterlandes und der Bemühungen zur Wiedervereinigung mit Hilfe geeigneter Kontrollmaßnahmen zu erreichen, daß sowohl in der Bundesrepublik als auch im anderen Teil Deutschlands Atomwaffen weder stationiert noch gelagert und Atomwaffenanlagen nicht errichtet werden; 1168 Deutscher Bundestag -- 3. Wahlperiode -- 21, Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 3. sich dafür einzusetzen, daß gleichzeitig mit einem Abkommen über eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa eine Vereinbarung über die Stationierung konventioneller Streitkräfte im Raum der atomwaffenfreien Zone erzielt wird; 4. sich in allen Fragen der gemeinsamen Verteidigung bei den Mächten der Atlantischen Verteidigungsgemeinschaft um Berücksichtigung der besonderen Lage des geteilten Deutschlands zu bemühen; 5. in engem Zusammenwirken und dauernder Beratung mit der deutschen Atomwissenschaft dafür Sorge zu tragen, daß geeignete Maßnahmen für den Atomschutz der Bevölkerung getroffen werden und daß die Nutzung der Atomenergie ausschließlich friedlichen Zwecken dient. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 4 Umdruck 35 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, mit allen Mächten, die noch keine atomaren Waffen herstellen und besitzen, Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel des Abschlusses einer Konvention über Verzicht auf Herstellung und Besitz atomarer Waffen. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 5 Umdruck 36 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß atomare Sprengkörper jeder Art Werkzeuge der blinden Massenvernichtung sind und ihre Anwendung keine Verteidigung, sondern unberechenbare Zerstörung alles menschlichen Lebens bedeutet. Atomare Sprengkörper rotten unterschiedslos und unbegrenzbar Frauen und Kinder, Männer und Greise, jung und alt aus und verwandeln das Land in eine strahlenverseuchte, unbewohnbare Wüste. Von der Bundesregierung wird erwartet, daß sie unter Berufung auf ihre feierliche Erklärung vom 3. Oktober 1954 — dem Vertrag über den Beitritt der Bundesrepublik zum Brüsseler Vertrag und zum Nordatlantikvertrag als Anlage I zum Protokoll Nr. III über die Rüstungskontrolle beigefügt —, in der die Bundesrepublik auf die Herstellung atomarer Sprengkörper verzichtet hat, den Staaten, die nicht über Atomwaffen verfügen, vorschlägt, ein Übereinkommen zum Verzicht auf Herstellung und Verwendung von Atomwaffen abzuschließen und dadurch zugleich den Atomweltmächten die moralische Verpflichtung aufzuerlegen, die Verhandlungen über die kontrollierte Begrenzung der Rüstungen so zu fördern, daß auch ein Abkommen über die Ausschaltung der Atomwaffen zustande kommt. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 6 Umdruck 37 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, keinerlei Verpflichtungen einzugehen und keinerlei Maßnahmen zu treffen, die die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atom- und Wasserstoff-Sprengkörpern, die Stationierung von Atomraketen und den Bau von Basen für diese Raketen zum Ziele haben. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 38 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, mit der Regierung der Volksrepublik Polen und den anderen beteiligten Mächten in Verhandlungen über die Verwirklichung des Planes einer atomwaffenfreien Zone in Europa einzutreten. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1169 Anlage 8 Umdruck 39 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in gesicherter Freiheit Verhandlungen und Maßnahmen voraussetzt, die schrittweise eine Entspannung bewirken. Eine solche Politik dient zugleich der Kriegsverhütung und vermehrt die Aussichten auf die für das deutsche Volk lebensnotwendige Sicherheit. Eine atomare Ausrüstung der Bundeswehr ist abzulehnen, weil sie eine politische Lösung der deutschen Frage bis zur Hoffnungslosigkeit erschwert. Sie verschärft die Spannungen und ist der Sicherheit des deutschen Volkes abträglich. Bonn, den 18 März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 40 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, sich bei den Vier Mächten für die Aufnahme von Verhandlungen über einen Vertrag für Gesamtdeutschland einzusetzen. Bonn, den 22. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 10 Umdruck 41 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, auch weiterhin getreu ihrer grundsätzlichen Auffassung bei allen internationalen Verhandlungen und Konferenzen, an denen sie teilnimmt oder auf die sie Einfluß hat, a) für eine allgemeine kontrollierte Abrüstung sowohl atomarer wie konventioneller Waffen einzutreten, b) die Bereitschaft zu bekräftigen, daß die Bundesrepublik jedes derartige Abrüstungsabkommen annehmen wird, um dadurch zur Entspannung und zur Lösung der internationalen Probleme einschließlich der deutschen Frage beizutragen. 2. Solange der Kommunismus seine weltrevolutionären Ziele weiterverfolgt, die er noch im November 1957 auf der Tagung der Kommunistischen und Arbeiter-Parteien der sozialistischen Länder in Moskau erneut bekräftigt hat, können Friede und Freiheit nur durch eine gemeinsame Verteidigungsanstrengung der freien Welt gesichert werden. Der Bundestag stellt fest, daß die Bundeswehr lediglich der Erhaltung des Friedens und der Verteidigung dient. Darum fordert er die Bundesregierung auf, bis zum Zustandekommen eines allgemeinen Abrüstungsabkommens den Aufbau der deutschen Landesverteidigung im Rahmen der nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft fortzusetzen. In Übereinstimmung mit den Erfordernissen dieses Verteidigungssystems und angesichts der Aufrüstung des möglichen Gegners müssen die Streitkräfte der Bundesrepublik mit den modernsten Waffen so ausgerüstet werden, daß sie den von der Bundesrepublik übernommenen Verpflichtungen im Rahmen der NATO zu genügen vermögen und den notwendigen Beitrag zur Sicherung des Friedens wirksam leisten können. 3. Das ganze deutsche Volk diesseits und jenseits der Zonengrenze erwartet, daß auf der kommenden Gipfelkonferenz die deutsche Frage erörtert und einer Lösung nähergebracht wird. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, sich dafür mit allen Kräften einzusetzen. 4. Der Bundestag wiederholt seine Überzeugung, daß freie Wahlen die Grundlage der deutschen Wiedervereinigung bilden müssen. Er lehnt mit Entschiedenheit ab a) den Abschluß eines Friedensvertrages für zwei deutsche Staaten, b) Verhandlungen mit den Vertretern des derzeitigen Zonen-Regimes, c) den Abschluß einer Konföderation mit diesem Regime. 5. Der Bundestag bekräftigt seine Überzeugung, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in Verbindung mit einer europäischen Sicherheitsordnung die dringlichste Aufgabe der deutschen Politik ist. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion 1170 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 Anlage 11 Umdruck 42 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktionen der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag ein Weißbuch vorzulegen, aus welchen Gründen sie eine Ausbildung der Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln in Erwägung zieht und welche Ausstattung der Bundeswehr mit solchen Massenvernichtungsmitteln sie plant. Das Weißbuch soll zugleich darlegen, wie die Bundesregierung nachteilige Folgen für die Aussicht auf Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit abzuwenden gedenkt. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 12 Umdruck 43 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Frage, ob die Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln üben oder ausgerüstet werden kann oder soll, wird zurückgestellt, bis die in Aussicht genommene Konferenz zwischen den Regierungschefs der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion stattgefunden hat. Von ,dem amerikanischen Angebot, 48 „Matador"- Raketen für die Bundeswehr zu erwerben, wird kein Gebrauch gemacht. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 13 Umdruck 44 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis zum 31. Mai l958 zu berichten, welche konkreten Schritte und Maßnahmen sie den Regierungen der USA, UdSSR, Großbritanniens und Frankreichs vorzuschlagen gedenkt, die nach ihrer Auffassung geeignet sind, a) schrittweise eine kontrollierte Abrüstung, b) eine engere Verbindung zu den Menschen in Mitteldeutschland, c) die Wiedervereinigung herbeizuführen. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 14 Umdruck 45 Entschließungsantrag der Fraktionen der FDP, SPD Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag wiederholt feierlich den im Grundgesetz enthaltenen Appell, daß das ganze deutsche Volk aufgefordert bleibt, die Einheit und Freiheit Deutschlands in freier Selbstbestimmung zu vollenden. Die Verpflichtung der Vier Mächte zur Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands wird hierdurch nicht berührt. Bis zu dem Tage, an dem sich das deutsche Volk in freier Entscheidung eine Verfassung gibt, besteht in Deutschland keine endgültige und bleibende Staatsordnung. Die Bundesrepublik ist sich bewußt, daß sie als Ordnung des staatlichen Lebens für eine. Übergangszeit geschaffen wurde. Der Deutsche Bundestag erwartet deshalb die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands nicht von einem zwischen zwei deutschen Teilstaaten ausgehandelten Staatsvertrag, sondern unmittelbar von einem freien Willensentschluß des gesamten deutschen Volkes in seinen heute noch getrennten Teilen, der nach der Beseitigung der nicht in deutscher Zuständigkeit liegenden Hindernisse herbeizuführen ist. Der Bundestag erklärt seine Bereitschaft, jede Verhandlung zu unterstützen, die die Wege zu einem solchen Willensentscheid des deutschen Volkes ebnet, sobald eine Vereinbarung der Vier Mächte diese Möglichkeit erschlossen hat. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1171 Anlage 15 Umdruck 46 Antrag der Fraktionen der SPD, FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, um die Verhandlungen über die allgemeine Abrüstung zu fördern und die furchtbaren Gefahren für die Gesundheit der Lebenden und der kommenden Generationen abzuwenden, auf die Mächte, die Atomwaffen produzieren, einzuwirken, daß die Versuchsexplosionen mit Atomsprengkörpern sofort eingestellt werden. Bonn, den 25. März 1958 Frau Albertz Frau Renger Frau Bennemann Frau Rudoll Frau Berger-Heise Frau Schanzenbach Frau Beyer (Frankfurt) Frau Strobel Frau Döhring (Stuttgart) Frau Wessel Frau Eilers (Bielefeld) Frau Wolff (Berlin) Frau Herklotz Ollenhauer und Fraktion Frau Keilnack Frau Kettig Frau Dr. Diemer-Nicolaus Frau Korspeter Frau Friese-Korn Frau Krappe Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Frau Meyer-Laule Dr. Mende und Fraktion Frau Nadig Anlage 16 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Bausch nach § 36 der Geschäftsordnung. In der Sitzung vom Freitag, dem 21. März, hat der Abgeordnete Döring von der Fraktion der FDP u. a. erklärt, es werde „der Tag nicht mehr fern sein, wo die oppositionellen Kräfte nicht nur gegen diese Politik, die dahintersteckt stehen, sondern zwangsläufig gegen diesen Staat gestellt werden. Das würde denn auch bedeuten, daß diejenigen, die diesen Staat dann einmal in der Zukunft nicht mehr oder nicht als endgültige Lösung anerkennen wollen, die ersten Hochverratsprozesse zu erwarten haben." Ich habe darauf den Zwischenruf gemacht: „Hoffentlich". Wegen dieses Zwischenrufs bin ich im Verlauf der Debatte mehrfach angegriffen worden. Ich lege deshalb Wert darauf, folgendes festzustellen: 1. Der Abgeordnete Döring hat in der ersten Rede die er in diesem Hause gehalten hat, ganz offen angekündigt, der Tag werde nicht mehr fern sein, an dem oppositionelle Kräfte diesen Staat in Zukunft nicht mehr werden anerkennen wollen. Seit dem ersten Zusammentreten des Bundestages im Jahre 1949 ist es das erste Mal, daß von der Tribüne des Bundestages herab offen und unverhüllt eine Bewegung gegen diesen Staat angekündigt wurde. Dies verdient festgehalten zu werden. An einem solchen Vorgang kann man nicht einfach vorbeigehen. Hier wurde ein Zeichen aufgerichtet, das nicht übersehen werden darf. 2. Ich hoffe nicht, daß es zu einer solchen Entwicklung kommt. Ich würde dies für ein geradezu unabsehbares Verhängnis für unser Volk halten. 3. Wenn es aber so weit käme, dann allerdings hoffe ich — und dies war der Sinn meines Zwischenrufs —, daß sich alle staatstragenden Kräfte unseres Volkes in dem Willen vereinigen werden, diesen Staat zu verteidigen, und daß auch die Richter dieses Staates, ihrem Eide getreu, jeden daran hindern werden, seine Hand gegen den Staat zu erheben. Bonn, den 25. 3. 1958 Bausch
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    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich danke Ihnen für diese Klarstellung.

    (Zuruf von der SPD: Das war nötig!)

    — Aber, ich glaube, mehr für den Stuttgarter Parteitag als für uns hier.

    (Abg. Erler: Sie können sich einfach nicht vorstellen, daß ein Mann auch zu seinem Auffassungen steht!)

    — Kollege Erler, hören Sie mich doch in Ruhe an!

    (Abg. Erler: Warum denn diese Unterstellung? Haben Sie doch Respekt vor einer Überzeugung!)

    — Das ist doch keine Unterstellung! — Wir wissen sehr genau, daß auch bei Ihnen ein Ringen der Geister um die Lösung dieser Probleme stattfindet; mehr will ich nicht sagen.
    Kollege Gerstenmaier hat heute morgen davon gesprochen, daß die deutsche Einheit eine Funktion der Politik der Großmächte in der Weise ist, wie das Problem zustande gekommen ist, und in der Weise, wie eine Lösung dieses Problems gefunden werden muß. Wenn ich ihn recht verstanden habe, meint er damit, daß eine Lösung nicht in einem politischen Alleingang der Bundesrepublik gefunden werden kann, sondern nur dann, wenn sich diese Lösung in die zu schaffenden Konstellationen der großen Mächte einfügt.
    Ich erlaube mir, nochmals in zwei ganz einfachen Thesen darauf hinzuweisen, daß die Moskauer Deutschlandpolitik, nachdem sie die Forderung nach Zerstückelung Deutschlands im Jahre 1945 deshalb aufgegeben hat, weil die sowjetischen Armeen an der Elbe standen, immer, wenn auch unter verschiedenen Prätexten und mit verschiedenen Einkleidungen, die Herrschaft über ganz Deutschland verlangt hat.
    Im Jahre 1946 hat der amerikanische Außenminister Byrnes bereits vor der Pariser Außenministerkonferenz an die Adresse Moskaus vorgeschlagen, Gesamtdeutschland nach den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz als Einheit zu behandeln, aber für 25 Jahre zu entwaffnen und zu neutralisieren. Molotow hat damals eine Frist von 40 Jahren verlangt, aber auch die Ingangsetzung dieser Frist für noch verfrüht erklärt.
    Im Jahre darauf hat sich der amerikanische Außenminister Marshall in Moskau sogar auf die Forderung der 40 Jahre eingelassen, und damals ist sogar von der Seite unserer heutigen westlichen Verbündeten das in unseren Ohren aus verständlichen Gründen nicht gut klingende Wort gefallen,



    Bundesverteidigungsminister Strauß
    daß man dieses Deutschland, wenn es seine Pflichten der Neutralisierung und der Entwaffnung nicht einhalten sollte, durch Luftwaffenbestrafung zur Rechenschaft ziehen könnte.
    Soweit gingen damals die Westmächte in den Jahren 1946 und 1947: 40 Jahre Entwaffnung und Neutralisierung. Molotow hat demgegenüber unverändert auf Reparationen — darüber ließe sich reden — und auf Beteiligung der Sowjetunion an der Kontrolle über die Ruhr bestanden.
    Diese Einstellung der sowjetischen Politik ist — einschließlich des Vorschlags der Konföderation — bis heute unverändert aufrechterhalten worden. Es ist falsch, Herr Kollege Erler, wenn Sie sagen, die Sowjets hätten ihre Forderungen bei uns gesteigert. Nein, die Sowjets verlangen immer wieder dasselbe, nur in jeweils sehr geschickter Anpassung an die politische, diplomatische und psychologische Lage. Und wenn Sie zum Ausdruck bringen, die Sowjets steigerten ihre Forderungen, früher wären sie billiger gewesen, jetzt seien sie teurer, dann ist das erstens in der Betrachtung der Zusammenhänge falsch, zweitens führt es aber auch zwangsläufig zu der Frage, die man Ihn en nicht ersparen kann: Wie weit sollen wir uns denn erpressen lassen?
    Wir haben vor einigen Jahren noch übereinstimmend freie Wahlen an der Spitze der Entwicklung zur Wiedervereinigung gestellt. Diese Forderung ist von Ihnen offiziell aufgegeben worden, zwar nicht die Forderung nach freien Wahlen, aber die Forderung, daß freie Wahlen an der Spitze der Entwicklung zur Wiedervereinigung stehen.
    Wir wissen sehr genau, Kollege Wehner, daß der außenpolitische Status eines wiedervereinigten Deutschlands nicht automatisch in der Mitgliedschaft in einem Militärbündnis bestehen kann. Wir wissen sehr genau, daß eine Einheit Deutschlands auf friedlichem Wege nur mit Zustimmung der Sowjetunion möglich ist und daß eine Zustimmung der Sowjetunion ohne eine befriedigende Lösung der sowjetischen Sicherheitsfrage — und das ist ja darin enthalten — einfach nicht gefunden werden kann. Daher wäre es ein Widerspruch in sich selbst, wenn wir die Zuständigkeit, das Einvernehmen der vier Großmächte voraussetzten und starr auf dieser Interpretation der Bindungsklausel bestünden; das ist ja nicht der Fall. Aber wir sind auch der Meinung, daß Sie, wenn ich Ihr Wort richtig in Erinnerung habe, nicht nur Unrecht haben, sondern die Dinge ins Gegenteil verkehren, wenn Sie sagen, wir wollten die Sowjets erpressen. Wer erpreßt denn wen seit 12 Jahren?

    (Beifall in der Mitte.)

    Ich glaube, das ist eine Frage, die man nur zu stellen braucht; die Antwort darauf ist selbstverständlich.
    Ich kann mir vorstellen — ich möchte jetzt gar keine phantasievolle Exkursion machen —, daß die Sowjets bei der Beobachtung Ihrer psychologischen Kampagne in Deutschland in dem Entschluß bestärkt werden müssen: nur zuwarten und zuwarten und immer noch länger hinausziehen, die werden
    einen immer höheren Preis zu zahlen bereit sein!
    In diesem Zusammenhang haben die Redner der Opposition die Frage der Ausstattung der Bundeswehr mit nuklearen Waffen in den Mittelpunkt gestellt. Ich darf dazu, weil das ja die eigentliche mir zukommende -- und nicht sehr angenehme — Aufgabe ist, mich äußern. Man sollte denjenigen, der auch mit guten Argumenten und auch nicht leichten Herzens und auch in Erfüllung seiner Pflicht das tut, was er für notwendig und richtig hält, nicht beleidigen und ihm persönlich niedrige Gesichtspunkte unterstellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich habe in meinen ersten Ausführungen am Donnerstag von der Strategie der indirekten Verteidigung gesprochen, davon, daß heute der Sinn des Aufbaues unserer Bundeswehr, der Erfüllung ihrer Aufgabe innerhalb der NATO und der Sinn des ganzen Bündnissystems nur mehr darin bestehen kann, den Ausbruch eines großen Weltkriegs, aber im europäischen Rahmen auch den Ausbruch des kleinen Krieges, der für Deutschland genauso verheerend wäre wie der Ausbruch des großen Krieges für viele Völker, unmöglich zu machen — und nichts anderes —, und dieses Unmöglichmachen nicht auf Spekulationen, auf Wunschträume aufzubauen, sondern auf konkrete Garantien und auf das Ziel hin das ist zur Zeit ein Oder; wir hoffen, es wird ein Und — einer weltweiten, konventionelle und atomare Waffen umfassenden Entwaffnung oder Rüstungsbeschränkung, die einer wirksamen Kontrolle unterliegen muß, bis dieses Ziel erreicht wird. Dieses Vorgehen ist das einzige Mittel, das uns technisch Sicherheit zu bieten vermag. Sonst gibt es keine Sicherheit mehr, im technischen Sinne des Wortes; das wissen wir immer. Aber bis dieses Ziel erreicht ist, gilt es, Garantien zu schaffen, daß derjenige, der in der Lage wäre, Gewalt anzuwenden, weil diese Frage für ihn nur eine Zweckmäßigkeitserwägung ist, es effektiv nicht tun kann, — das ist der Sinn der NATO. Daran glauben die Vereinigten Staaten von Amerika, daran glauben Kanada, Frankreich, England, Norwegen, Dänemark, die Bundesrepublik, Luxemburg, Italien, Portugal, die Türkei, Griechenland. Ich glaube, wir befinden uns hier, wenn man den ganzen Rahmen sieht, in einer guten Gesellschaft. Wir glauben, daß die Staatsmänner in diesem Bündnis, die mit dem Ziel einer weltweiten, umfassenden, unter Kontrolle stehenden Abrüstung bis dahin die Verhinderung des Krieges, der Auslösung des Krieges auf der Seite eines möglichen Aggressors sich als Zwischenziel genommen haben, echte Pazifisten im Sinne der Verantwortung sind, von der heute morgen der Kollege Heinemann gesprochen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf des Abg. Wehner.)

    — Herr Kollege Wehner, Ihr Lachen ist hier wirklich bedrückend, in diesem Fall wirklich bedrückend!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und bezeichnend! — Zuruf von der SPD: Ihre Rede ist auch bedrückend!)




    Bundesverteidigungsminister Strauß
    — Meine Rede ist nicht bedrückend. Meine Rede
    drückt genau das aus, was die offizielle Politik
    von 15 demokratisch regierten Nationen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD. — Abg. Neubauer: Was Sie unter „demokratisch regiert" verstehen, ist auch komisch!' — Gegenrufe von der Mitte. — Weiterer Zuruf von der SPD: Gehört Portugal zu den Demokratien? — Abg. Schmidt [Hamburg]: Da geht das schon wieder los! Lächerliche Auffassungen von der Demokratie! — Fortgesetzte Zurufe von der SPD und Gegenrufe von der CDU/CSU.)

    Ich sagte: jeder Krieg auf europäischem Boden muß verhindert werden. Ich darf hier einmal auf die Thesen eingehen, die von der Opposition hier vorgetragen worden sind und die zum Teil in einem schroffen Widerspruch zueinander stehen, z. B. — es tut mir leid, aber ich muß es doch sagen dürfen; die Reden sind ja öffentlich gehalten worden — zwischen dem, was Kollege Erler am ersten Tag der Debatte und was er bei mehreren Anlässen in Wort und Schrift vertreten hat, und dem, was der Kollege Heinemann heute vertreten hat. Ich weiß nicht: wenn der Kollege Carlo Schmid erklärt, Dr. Heinemann vertrete die offizielle Linie, die offizielle Politik der Sozialdemokratie, dann ist diese offizielle Politik der Sozialdemokratie keine gerade Linie, sondern eine Umkehrkurve.

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Ich darf es Ihnen gleich erläutern. Kollege Heinemann sagte, er bekenne sich zum Grundgedanken der Verteidigung. Er sei durchaus für eine gegenüber der sogenannten Volkspolizei oder sogenannten Nationalen Volksarmee gleichgewichtige Verteidigung auf der Seite der Bundesrepublik; er sage aber unter allen Umständen zu nuklearen Waffen nein, und — ich glaube, ich habe es ziemlich wörtlich in Erinnerung — er mute auch anderen nicht zu, diese Waffen für unsere Sicherheit paratzuhalten.
    Kollege Erler hat einen ganz anderen Standpunkt vertreten. Er hat den Standpunkt vertreten, die Bundesrepublik brauche deshalb keine nuklearen Waffen, weil die strategischen großen Atomwaffen der Amerikaner mit ihren abschreckenden und massenvernichtenden Möglichkeiten im Hinterland der Sowjetunion solche Zerstörungen anrichten könnten, daß deshalb die Sowjets eine Aggression nicht unternehmen würden. Ich glaube, ich habe hier den Kollegen Erler sinngemäß genau zitiert, wie er sich hier und bei anderen Anlässen ausgedrückt hat.
    Wenn Kollege Heinemann sagt: „Auf keinen Fall, auch nicht in den Händen der Amerikaner", und Kollege Erler sagt: „In den Händen der Amerikaner, das reicht uns; dann brauchen wir uns nicht zu beteiligen", dann ist hier der ganze tragische Widerspruch in der Haltung der Opposition; denn die eine Seite sagt: „Wir verlassen uns auf die Amerikaner, ohne mit ihnen eine gemeinsame Politik machen zu wollen", und die andere Seite sagt: „Wir nicht und auch die Amerikaner nicht."

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Kollege Heinemann, Ihr Argument, das ich heute morgen angehört und durchdacht habe, führt dazu, daß nach Ihrer Auffassung Verteidigung völkerrechtlich erlaubt und moralisch legitim ist, soweit es sich um konventionelle Waffen handelt; angenommen, es ließe sich eine genaue Abgrenzung finden, so schwer es auch wäre. Sollte aber — Ihren Standpunkt weiter verfolgt — ein Angreifer mit dem Einsatz nuklearer Waffen drohen, was dann? Verteidigen mit konventionellen Waffen? Sie wissen ganz genau, daß das nicht den geringsten Sinn mehr hat, daß das schwächer wäre, als wenn man mit einer Armbrust gegen eine Festung anrennen würde. Wenn Sie also mit konventionellen Waffen den Angreifer nicht mehr abhalten können und wenn der Angreifer weiß, daß nukleare Waffen auf der anderen Seite — jetzt nach Ihrer Welttheorie — nicht zur Verfügung stehen, dann bleibt doch nichts anderes übrig als bedingungslose Kapitulation.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Etwas anderes gibt es doch nicht mehr. Damit sind Sie bei dem Standpunkt von King-Hall angelangt: gewaltloser, innerer Widerstand, nachdem man darauf verzichtet hat, den Angreifer fernzuhalten.
    Das ist doch Ihr Standpunkt — ich kann keinen anderen Standpunkt aus Ihren Worten herauslesen —, und dieser Standpunkt stimmt nicht mit dem Standpunkt von Kollegen Erler und anderen führenden Experten der SPD überein. Und dann sagt Carlo Schmid: Kollege Heinemann vertritt die offizielle, einheitliche Auffassung der Sozialdemokratischen Partei.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die gibt es eben nicht)

    Hier stimmt doch etwas nicht.

    (Abg. Wehner: Sie wollen eben keine Entspannung, deswegen brauchen Sie diese Art Argumente!)

    — Das ist nicht die richtige Antwort, Herr Kollege Wehner. — Ich darf doch darauf hinweisen, 'daß hier zwischen dem einen Standpunkt, sich auf die abschreckende Kraft der nuklearen Waffen der Amerikaner zu berufen, und dem anderen Standpunkt, daß nukleare Waffen zur Verteidigung überhaupt nicht bereitstehen sollten, ein unüberbrückbarer innerer Widerspruch besteht, der die ganze Frage und die ganze Dramatik des Unvermögens darlegt, nach Ihrer Konzeption eine Lösung für die Sicherheit auf realer Basis zu finden, weshalb Sie sich in die Traumschlösser Ihrer Wünsche flüchten müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Kollege Erler ist mit gewissen amerikanischen Thesen sehr wohl vertraut, und er hat sie sich auch weitgehend zu eigen gemacht. Es gibt mehrere Kollegen, die genau darüber Bescheid wissen, daß die Möglichkeit der Abschreckung durch die strategischen nuklearen Waffen begrenzt ist wegen des Gleichgewichts, das zwischen beiden Seiten entweder bereits herrscht oder in absehbarer Zeit herrschen wird. Sie wissen auch ganz genau, daß die Sowjets deshalb hoffen und ihre militärische Doktrin darauf



    Bundesverteidigungsminister Strauß
    abstellen, daß wegen der Unmöglichkeit des strategischen nuklearen Schlags und Gegenschlags bis zu einem gewissen Grade örtliche Versuchsaktionen an der Peripherie der NATO oder innerhalb der NATO eines Tages möglich sein werden.


Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Kohut?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Bitte sehr.