Rede:
ID0302102700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. Dr.: 2
    2. Herr: 1
    3. Abgeordneter: 1
    4. Gerstenmaier,: 1
    5. gestatten: 1
    6. Sie: 1
    7. eine.: 1
    8. Zwischenfrage: 1
    9. des: 1
    10. Abgeordneten: 1
    11. Mende?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Inhalt: Antrag der CDU/CSU auf Begrenzung der Redezeit Rasner (CDU/CSU) 1057 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . 1057 D Dr. Bucher (FDP) . . . . . . 1058 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238); Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230) ; — Fortsetzung der Aussprache —. Dr. Dr. Heinemann (SPD) . 1059 D, 1117 D D. Dr. Gerstenmaier (CDU/CSU) . . 1067 B Dr. Bucher (FDP) 1085 C Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1088 D Ollenhauer (SPD) 1092 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . 1099 D Dr. von Brentano, Bundesminister 1103 D Strauß, Bundesminister . . . . . 1107 B Dr. Arndt (SPD) (zur GO) . . . . 1115 D Rasner (CDU/CSU) (zur GO) . . . 1116 D Dr. Mende (FDP) (zur GO) . . . 1117 B Erler (SPD) 1118 B Dr. Bechert (SPD) 1122 D Dr. Martin (CDU/CSU) . . . . . 1125 C Dr. Achenbach (FDP) 1128 B Frau Herklotz (SPD) 1132 A Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . 1133 B Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 1135 D Kiesinger (CDU/CSU) 1139 D Dr. Mende (FDP) 1145 D Erklärungen zur Abstimmung Ollenhauer (SPD) 1150 D Dr. Mende (FDP) 1151 B Dr. Krone (CDU/CSU) . . . . . 1151 D Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 1152 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) (zur Behandlung der Berliner Abgeordneten) . . . . . . . . . . 1154 D Namentliche Abstimmungen, Einzel-abstimmungen Schneider (Bremerhaven) (DP) (zu Umdruck 34 Ziffer 5) . . . . 1155 A Kiesinger (CDU/CSU) (zu Umdruck 37, Umdruck 41) . . . 1157 B, 1160 B, D Erler (SPD) (zu Umdruck 41) . . . 1 160 B Dr. Bucher (FDP) (zu Umdruck 41) . 1160 C Dr. Mommer (SPD) (zu Umdruck 43) 1163 C Nächste Sitzung 1166 C Anlagen 1167 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1057 21. Sitzung Bonn, den 25. März 1958 Stenographischer Bericht Beginn: 9.32 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Frau Albrecht 12.4. Dr. -Ing. E. h. Arnold 25. 3. Bazille 1.4. Dr. Becker (Hersfeld) 19.4. Blachstein 29. 3. Dr. Böhm 25.3. Conrad 18. 4. Diel (Horressen) 19. 4. Dr. Eckhardt 29.3. Eilers (Oldenburg) 26.3. Felder 31.3. Dr. Friedensburg 26.3. Frau Friese-Korn 31.5. Funk 29. 3. Gottesleben 8.4. Dr. Gülich 29.3. Häussler 29.3. Heiland 31.3. Dr. Höck (Salzgitter) 31.3. Höcker 15.4. Frau Dr. Hubert 12.4. Jacobs 20. 4. Jahn (Frankfurt) 29.3. Jürgensen 31.3. Frau Kipp-Kaule 29.3. Dr. Kopf 29.3. Kunze 15.5. Lenz (Trossingen) 29.3. Dr. Lindenberg 29.3. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30.4. Dr. Maier (Stuttgart) 25.3. Mellies 25.4. Muckermann 30.3. Murr 25.3. Neumann 12.4. Paul 30.4. Pelster 1.4. Frau Dr. Probst 25. 3. Rademacher 26. 3. Ramms 31.3. Schneider (Hamburg) 31.3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 26. 3. Dr. Stammberger 26.3. Dr. Starke 26.3. Frau Dr. Steinbiß 29.3. Stenger 25. 3. Strauß 25.3. Struve 29.3. Vogt 12.4. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 29. 3. Wehr 31.3. Weimer 29.3. Weinkamm 29. 3. Dr. Will 26. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht b) Urlaubsanträge Abgeordneter bis einschließlich Bauknecht 10. 5. Even (Köln) 19. 4. Höcherl 10. 5. Dr. Ripken 15. 4. Dr. Zimmermann 10. 5. Anlage 2 Umdruck 33 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, sich bei den Vier Mächten, den USA, der UdSSR, dem Vereinigten Königreich und Frankreich, dafür einzusetzen, daß eine Viermächtearbeitsgruppe (Ständige Konferenz der Stellvertreter der Außenminister oder Botschafterkonferenz) zur Behandlung der Deutschlandfrage gebildet wird mit dem Auftrag, die Grundzüge eines Vertrages für Gesamtdeutschland zu erarbeiten. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 3 Umdruck 34 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. einen Beitrag zur allgemeinen Abrüstung durch den Verzicht auf die Ausrüstung der Bundeswehr mit atomaren Waffen zu leisten; unter Berücksichtigung der Spaltung unseres Vaterlandes und der Bemühungen zur Wiedervereinigung mit Hilfe geeigneter Kontrollmaßnahmen zu erreichen, daß sowohl in der Bundesrepublik als auch im anderen Teil Deutschlands Atomwaffen weder stationiert noch gelagert und Atomwaffenanlagen nicht errichtet werden; 1168 Deutscher Bundestag -- 3. Wahlperiode -- 21, Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 3. sich dafür einzusetzen, daß gleichzeitig mit einem Abkommen über eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa eine Vereinbarung über die Stationierung konventioneller Streitkräfte im Raum der atomwaffenfreien Zone erzielt wird; 4. sich in allen Fragen der gemeinsamen Verteidigung bei den Mächten der Atlantischen Verteidigungsgemeinschaft um Berücksichtigung der besonderen Lage des geteilten Deutschlands zu bemühen; 5. in engem Zusammenwirken und dauernder Beratung mit der deutschen Atomwissenschaft dafür Sorge zu tragen, daß geeignete Maßnahmen für den Atomschutz der Bevölkerung getroffen werden und daß die Nutzung der Atomenergie ausschließlich friedlichen Zwecken dient. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 4 Umdruck 35 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, mit allen Mächten, die noch keine atomaren Waffen herstellen und besitzen, Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel des Abschlusses einer Konvention über Verzicht auf Herstellung und Besitz atomarer Waffen. Bonn, den 18. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 5 Umdruck 36 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß atomare Sprengkörper jeder Art Werkzeuge der blinden Massenvernichtung sind und ihre Anwendung keine Verteidigung, sondern unberechenbare Zerstörung alles menschlichen Lebens bedeutet. Atomare Sprengkörper rotten unterschiedslos und unbegrenzbar Frauen und Kinder, Männer und Greise, jung und alt aus und verwandeln das Land in eine strahlenverseuchte, unbewohnbare Wüste. Von der Bundesregierung wird erwartet, daß sie unter Berufung auf ihre feierliche Erklärung vom 3. Oktober 1954 — dem Vertrag über den Beitritt der Bundesrepublik zum Brüsseler Vertrag und zum Nordatlantikvertrag als Anlage I zum Protokoll Nr. III über die Rüstungskontrolle beigefügt —, in der die Bundesrepublik auf die Herstellung atomarer Sprengkörper verzichtet hat, den Staaten, die nicht über Atomwaffen verfügen, vorschlägt, ein Übereinkommen zum Verzicht auf Herstellung und Verwendung von Atomwaffen abzuschließen und dadurch zugleich den Atomweltmächten die moralische Verpflichtung aufzuerlegen, die Verhandlungen über die kontrollierte Begrenzung der Rüstungen so zu fördern, daß auch ein Abkommen über die Ausschaltung der Atomwaffen zustande kommt. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 6 Umdruck 37 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, keinerlei Verpflichtungen einzugehen und keinerlei Maßnahmen zu treffen, die die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atom- und Wasserstoff-Sprengkörpern, die Stationierung von Atomraketen und den Bau von Basen für diese Raketen zum Ziele haben. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 38 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, mit der Regierung der Volksrepublik Polen und den anderen beteiligten Mächten in Verhandlungen über die Verwirklichung des Planes einer atomwaffenfreien Zone in Europa einzutreten. Bonn, den 18. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1169 Anlage 8 Umdruck 39 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in gesicherter Freiheit Verhandlungen und Maßnahmen voraussetzt, die schrittweise eine Entspannung bewirken. Eine solche Politik dient zugleich der Kriegsverhütung und vermehrt die Aussichten auf die für das deutsche Volk lebensnotwendige Sicherheit. Eine atomare Ausrüstung der Bundeswehr ist abzulehnen, weil sie eine politische Lösung der deutschen Frage bis zur Hoffnungslosigkeit erschwert. Sie verschärft die Spannungen und ist der Sicherheit des deutschen Volkes abträglich. Bonn, den 18 März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 40 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, sich bei den Vier Mächten für die Aufnahme von Verhandlungen über einen Vertrag für Gesamtdeutschland einzusetzen. Bonn, den 22. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Anlage 10 Umdruck 41 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, auch weiterhin getreu ihrer grundsätzlichen Auffassung bei allen internationalen Verhandlungen und Konferenzen, an denen sie teilnimmt oder auf die sie Einfluß hat, a) für eine allgemeine kontrollierte Abrüstung sowohl atomarer wie konventioneller Waffen einzutreten, b) die Bereitschaft zu bekräftigen, daß die Bundesrepublik jedes derartige Abrüstungsabkommen annehmen wird, um dadurch zur Entspannung und zur Lösung der internationalen Probleme einschließlich der deutschen Frage beizutragen. 2. Solange der Kommunismus seine weltrevolutionären Ziele weiterverfolgt, die er noch im November 1957 auf der Tagung der Kommunistischen und Arbeiter-Parteien der sozialistischen Länder in Moskau erneut bekräftigt hat, können Friede und Freiheit nur durch eine gemeinsame Verteidigungsanstrengung der freien Welt gesichert werden. Der Bundestag stellt fest, daß die Bundeswehr lediglich der Erhaltung des Friedens und der Verteidigung dient. Darum fordert er die Bundesregierung auf, bis zum Zustandekommen eines allgemeinen Abrüstungsabkommens den Aufbau der deutschen Landesverteidigung im Rahmen der nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft fortzusetzen. In Übereinstimmung mit den Erfordernissen dieses Verteidigungssystems und angesichts der Aufrüstung des möglichen Gegners müssen die Streitkräfte der Bundesrepublik mit den modernsten Waffen so ausgerüstet werden, daß sie den von der Bundesrepublik übernommenen Verpflichtungen im Rahmen der NATO zu genügen vermögen und den notwendigen Beitrag zur Sicherung des Friedens wirksam leisten können. 3. Das ganze deutsche Volk diesseits und jenseits der Zonengrenze erwartet, daß auf der kommenden Gipfelkonferenz die deutsche Frage erörtert und einer Lösung nähergebracht wird. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, sich dafür mit allen Kräften einzusetzen. 4. Der Bundestag wiederholt seine Überzeugung, daß freie Wahlen die Grundlage der deutschen Wiedervereinigung bilden müssen. Er lehnt mit Entschiedenheit ab a) den Abschluß eines Friedensvertrages für zwei deutsche Staaten, b) Verhandlungen mit den Vertretern des derzeitigen Zonen-Regimes, c) den Abschluß einer Konföderation mit diesem Regime. 5. Der Bundestag bekräftigt seine Überzeugung, daß die Wiedervereinigung Deutschlands in Verbindung mit einer europäischen Sicherheitsordnung die dringlichste Aufgabe der deutschen Politik ist. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion 1170 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 Anlage 11 Umdruck 42 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktionen der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag ein Weißbuch vorzulegen, aus welchen Gründen sie eine Ausbildung der Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln in Erwägung zieht und welche Ausstattung der Bundeswehr mit solchen Massenvernichtungsmitteln sie plant. Das Weißbuch soll zugleich darlegen, wie die Bundesregierung nachteilige Folgen für die Aussicht auf Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit abzuwenden gedenkt. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 12 Umdruck 43 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Frage, ob die Bundeswehr mit atomaren Massenvernichtungsmitteln üben oder ausgerüstet werden kann oder soll, wird zurückgestellt, bis die in Aussicht genommene Konferenz zwischen den Regierungschefs der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion stattgefunden hat. Von ,dem amerikanischen Angebot, 48 „Matador"- Raketen für die Bundeswehr zu erwerben, wird kein Gebrauch gemacht. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 13 Umdruck 44 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis zum 31. Mai l958 zu berichten, welche konkreten Schritte und Maßnahmen sie den Regierungen der USA, UdSSR, Großbritanniens und Frankreichs vorzuschlagen gedenkt, die nach ihrer Auffassung geeignet sind, a) schrittweise eine kontrollierte Abrüstung, b) eine engere Verbindung zu den Menschen in Mitteldeutschland, c) die Wiedervereinigung herbeizuführen. Bonn, den 25. März 1958 Ollenhauer und Fraktion Anlage 14 Umdruck 45 Entschließungsantrag der Fraktionen der FDP, SPD Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag wiederholt feierlich den im Grundgesetz enthaltenen Appell, daß das ganze deutsche Volk aufgefordert bleibt, die Einheit und Freiheit Deutschlands in freier Selbstbestimmung zu vollenden. Die Verpflichtung der Vier Mächte zur Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands wird hierdurch nicht berührt. Bis zu dem Tage, an dem sich das deutsche Volk in freier Entscheidung eine Verfassung gibt, besteht in Deutschland keine endgültige und bleibende Staatsordnung. Die Bundesrepublik ist sich bewußt, daß sie als Ordnung des staatlichen Lebens für eine. Übergangszeit geschaffen wurde. Der Deutsche Bundestag erwartet deshalb die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands nicht von einem zwischen zwei deutschen Teilstaaten ausgehandelten Staatsvertrag, sondern unmittelbar von einem freien Willensentschluß des gesamten deutschen Volkes in seinen heute noch getrennten Teilen, der nach der Beseitigung der nicht in deutscher Zuständigkeit liegenden Hindernisse herbeizuführen ist. Der Bundestag erklärt seine Bereitschaft, jede Verhandlung zu unterstützen, die die Wege zu einem solchen Willensentscheid des deutschen Volkes ebnet, sobald eine Vereinbarung der Vier Mächte diese Möglichkeit erschlossen hat. Bonn, den 25. März 1958 Dr. Mende und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. März 1958 1171 Anlage 15 Umdruck 46 Antrag der Fraktionen der SPD, FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/ CSU betr. die deutsche Frage auf künftigen internationalen Konferenzen (Drucksache 238) und der Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Gipfelkonferenz und atomwaffenfreie Zone (Drucksache 230). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, um die Verhandlungen über die allgemeine Abrüstung zu fördern und die furchtbaren Gefahren für die Gesundheit der Lebenden und der kommenden Generationen abzuwenden, auf die Mächte, die Atomwaffen produzieren, einzuwirken, daß die Versuchsexplosionen mit Atomsprengkörpern sofort eingestellt werden. Bonn, den 25. März 1958 Frau Albertz Frau Renger Frau Bennemann Frau Rudoll Frau Berger-Heise Frau Schanzenbach Frau Beyer (Frankfurt) Frau Strobel Frau Döhring (Stuttgart) Frau Wessel Frau Eilers (Bielefeld) Frau Wolff (Berlin) Frau Herklotz Ollenhauer und Fraktion Frau Keilnack Frau Kettig Frau Dr. Diemer-Nicolaus Frau Korspeter Frau Friese-Korn Frau Krappe Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Frau Meyer-Laule Dr. Mende und Fraktion Frau Nadig Anlage 16 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Bausch nach § 36 der Geschäftsordnung. In der Sitzung vom Freitag, dem 21. März, hat der Abgeordnete Döring von der Fraktion der FDP u. a. erklärt, es werde „der Tag nicht mehr fern sein, wo die oppositionellen Kräfte nicht nur gegen diese Politik, die dahintersteckt stehen, sondern zwangsläufig gegen diesen Staat gestellt werden. Das würde denn auch bedeuten, daß diejenigen, die diesen Staat dann einmal in der Zukunft nicht mehr oder nicht als endgültige Lösung anerkennen wollen, die ersten Hochverratsprozesse zu erwarten haben." Ich habe darauf den Zwischenruf gemacht: „Hoffentlich". Wegen dieses Zwischenrufs bin ich im Verlauf der Debatte mehrfach angegriffen worden. Ich lege deshalb Wert darauf, folgendes festzustellen: 1. Der Abgeordnete Döring hat in der ersten Rede die er in diesem Hause gehalten hat, ganz offen angekündigt, der Tag werde nicht mehr fern sein, an dem oppositionelle Kräfte diesen Staat in Zukunft nicht mehr werden anerkennen wollen. Seit dem ersten Zusammentreten des Bundestages im Jahre 1949 ist es das erste Mal, daß von der Tribüne des Bundestages herab offen und unverhüllt eine Bewegung gegen diesen Staat angekündigt wurde. Dies verdient festgehalten zu werden. An einem solchen Vorgang kann man nicht einfach vorbeigehen. Hier wurde ein Zeichen aufgerichtet, das nicht übersehen werden darf. 2. Ich hoffe nicht, daß es zu einer solchen Entwicklung kommt. Ich würde dies für ein geradezu unabsehbares Verhängnis für unser Volk halten. 3. Wenn es aber so weit käme, dann allerdings hoffe ich — und dies war der Sinn meines Zwischenrufs —, daß sich alle staatstragenden Kräfte unseres Volkes in dem Willen vereinigen werden, diesen Staat zu verteidigen, und daß auch die Richter dieses Staates, ihrem Eide getreu, jeden daran hindern werden, seine Hand gegen den Staat zu erheben. Bonn, den 25. 3. 1958 Bausch
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Wehner, ich komme noch auf diese Frage, weil ich sie in der Tat für einen Kernpunkt der Debatte im ganzen halte. Ich werde mich bemühen, sorgsam darauf einzugehen. Aber lassen Sie mich zunächst einmal sagen, wie nach der allgemeinen Debatte, die nicht erst in der letzten Woche begonnen hat, sondern schon lange läuft, sich mir der Begründungszusammenhang darstellt.
    Die Zumutung, daß wir im Alleingang, d. h. also ohne jede solide politische und militärische Rückendeckung die Frage der Wiedervereinigung und Sicherheit Deutschlands angehen sollen, haben wir, von welcher Seite aus sie auch immer kam, bis jetzt abgewiesen. Wir müssen sie auch heute mit kühlem Bedacht abweisen. Ich glaube, daß wir das tun müssen. Es wäre eine Zumutung, mit der unsere tatsächlichen Möglichkeiten illusionär überschätzt würden.

    (Abg. Erler: Hat die SPD je den Alleingang gefordert?)

    — Herr Kollege Erler, ich habe vorsichtig gesagt: von welcher Seite sie auch kommt. Aus Ihren Reihen gab es Stimmen dieser Art. Ich habe mir nie einfallen lassen, die SPD im ganzen darauf festzulegen. Ich bitte, das freundlichst zu notieren. Aber es gibt solche Stimmen, es gab solche Stimmen, und sie werden auch immer wieder in der Debatte auftauchen. Ich habe mich aber schwer gehütet, zu sagen, daß das ein Programmpunkt der SPD sei.
    Nun, meine Damen und Herren, ich glaube, in dieser Einsicht, daß der Alleingang einfach unmöglich ist, weil der Gedanke daran unsere nationalen Möglichkeiten illusionär überschätzt, drückt sich die bittere Konsequenz zweier verlorener Weltkriege für Deutschland aus. Deutschland ist einfach nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft seine Position in der Weltpolitik hinreichend in einer seinen nationalen Bedürfnissen entsprechenden Weise zu sichern. Wir können unsere Position in der Weltpolitik von der Bundesrepublik aus zwar noch ideell und programmatisch bestimmen; aber verwirklichen können wir eine solche Position nur noch in Übereinstimmung mit den Weltmächten.

    (Beifall in der Mitte.)

    Deshalb kann man auch in einer solch vorsichtigen Klärung nicht darauf verzichten, gegen das erbärmliche Geschwätz anzugehen, das niemandem in diesem Hause einen Dienst tut, daß wir, wenn wir es nur wollten, die Wiedervereinigung schon hätten. Das ist einfach nicht wahr!

    (Beifall bei CDU/CSU und DP.)

    Das verkennt die Wirklichkeit; das verkennt das Erbe, unter dem unsere Generation zu leiden und das sie zu tragen hat, wahrscheinlich bis wir ins Grab sinken, ein Erbe, das sich aus der unheilvollen Geschichte der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ergibt, die wir mit zu verantworten, mit zu vertreten haben. Wir sind heute nicht mehr die Herren unserer eigenen Lage. Wir können sie — ich sage es noch einmal — ideell und programmatisch klären und bestimmen; aber verwirklichen können wir das von uns als recht und notwendig Erkannte aus eigener Kraft nicht mehr.
    Es gibt keinen sichereren Beweis dafür, daß Deutschland aus der Reihe der — von Weltmächten will ich schon gar nicht mehr reden — Großmächte in Tat und Wahrheit ausgeschieden ist. Deutschland ist heute eine Mittelmacht in besonderer Lage, mit besonderen Hypotheken belastet, in einer besonderen schicksalhaften Situation, geographisch und politisch, im Herzen Europas und mit seiner Teilung.

    (Abg. Wehner: Nur sein geistiger Überbau ist nicht mitgekommen mit dieser Entwicklung, wenn man das Wort gebrauchen darf!)

    — Der geistige Überbau ist nicht mitgekommen? Ich glaube schon, Herr Kollege Wehner; Sie sehen doch, daß wir wenigstens im Geist nicht ganz zurückgeblieben sind. In diesem Punkt sollten wir nicht allzu viele Minderwertigkeitskomplexe haben.
    Nein, mit unserer Macht ist es nicht so bestellt, daß wir allein durchsetzen könnten, was wir für Recht halten. Deshalb eben scheint mir auch, daß sich die Grundlinie unserer Politik als richtig erwiesen hat.

    (Beifall in der Mitte.)

    Diese Grundlinie läßt sich zusammenfassend mit dem Satz beschreiben, daß wir erst festen Stand in der freien Welt gewinnen müssen, bevor wir ein freies und eigenes Wort und eine wirkungsvolle Aktion nicht nur für die Bundesrepublikaner, nein, für alle Deutschen ermöglichen können.

    (Erneuter Beifall in der Mitte.)

    Ohne festen und verläßlichen Stand der Bundesrepublik im Schutzsystem der freien Welt gibt es keine reale Möglichkeit der Einwirkung auf den politischen Verlauf und keine zureichende Sicherheit für uns.
    Die SPD-Politik ist auch heute das, was sie in den vergangenen acht Jahren gewesen ist — nehmen Sie es mir nicht übel —, was sie im Grunde seit dem Petersberger Abkommen gewesen ist, nämlich die Gefangene ihrer eigenen Vorbehalte, ihres ursprünglichen Nein zur politischen Bundesgenossenschaft wie zum deutschen Verteidigungsbeitrag mit allen notwendigen Konsequenzen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)




    D. Dr. Gerstenmaier
    Die SPD-Politik ist damit, wie mir scheint, in einer noch empfindlicheren Weise als ganz Deutschland vom sowjetischen Wohlwollen und Entgegenkommen abhängig geworden. Was ist mit Ihren Intentionen, Herr Kollege Erler, wenn die Russen à tout prix nicht darauf eingehen wollen?

    (Abg. Erler: Und was ist dann mit Ihren? — Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Wehner: Wo sitzen Sie dann? — Erneute Heiterkeit links.)

    — Das will ich Ihnen sagen, wo wir dann sitzen. Wir sitzen auch dann da, wo wir jetzt sind, nämlich hinter einem verläßlichen Schutzschild, Herr Kollege Wehner!

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wittrock: Auf dem Pulverfaß!)

    Das sowjetrussische Wohlwollen und Entgegenkommen, das die Grundvoraussetzung für die Realisierung Ihrer Grundkonzeption ist, ist bis jetzt ausgeblieben. Mit einer Ausnahme!

    (Abg. Wehner: Sie können die Russen zwingen?!)

    — Wir zwingen die Russen gar nicht, Herr Kollege Wehner. Aber ich verstehe, daß es schmerzlich für Sie ist, wenn ich Ihnen sage: es gibt eine Ausnahme, wo das russische Entgegenkommen und Wohlwollen Wirklichkeit geworden ist, und diese Wirklichkeit hängt sich ausgerechnet an zwei Namen, die Sie wahrscheinlich nicht gern hören, nämlich an die Namen Adenauer und Chruschtschow, nämlich an die Rückkehr der deutschen Kriegsgefangenen aus Rußland.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun, meine Damen und Herren, verzeihen Sie, ich meine es nicht so sehr polemisch als feststellend: die gesteigerte Abhängigkeit der SPD von dem höchst ungewissen Entgegenkommen der Sowjetunion als nahezu einziger Möglichkeit der SPD-Außenpolitik hat die Mehrheit des deutschen Volkes in den vergangenen Jahren auch so empfunden, und diese gesteigerte Abhängigkeit hat die Mehrheit im deutschen Volk einfach nicht zu beeindrukken vermocht. Die SPD ist doch in zwei Wahlen nicht deshalb unterlegen — meine Damen und Herren meiner eigenen Fraktion, das möchte ich mir hier auch einmal zu sagen erlauben —, weil ihre Ansichten über das Ob und Wie der Wiederbewaffnung Deutschlands, über ein europäisches Sicherheitssystem usw. überhaupt von jeher völlig undiskutabel gewesen wären. Das waren sie an sich ja gar nicht.

    (Abg. Erler: Hört! Hört!)

    Nein, die SPD ist deswegen unterlegen, Herr Kollege Erler, weil sie nichts Bündiges und Zureichendes zu sagen vermochte, wie denn die lange Durst-und Gefahrenstrecke bis zur Wiedervereinigung und bis zur Realisierung eines zureichenden anderen Sicherheitssystems unter Mitwirkung von Ost und West für das deutsche Volk zumutbar durchgestanden werden könnte.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wehner: Ihre Fraktion klatscht, weil die nicht zustandegekommene Wiedervereinigung gefeiert wird! Das war Ihre Voraussetzung! Makaber, Herr Gerstenmaier!)

    — Herr Kollege Wehner, regen Sie sich bitte nicht auf! Der SPD hat es ja nicht an allen Auskünften auf diese Frage gefehlt; das behaupte ich gar nicht. Ich sage nur, daß die Auskünfte der SPD auf diese Fragen eben alle samt und sonders hypothetisch und nicht real gewesen sind.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das Volk hat verstanden, daß wir in Anbetracht des Ernstes der Situation, in der wir uns befanden und noch immer befinden, nicht nur den Wunsch, sondern das zwingende Bedürfnis haben müssen, eben nicht nur hypothetische, sondern real vollziehbare Entscheidungen zu treffen.
    Herr Dr. Heinemann hat heute morgen gesagt: Wir wollen auch die Sicherheit, ja wir wollen eine bessere Sicherheit, ein anderes und besseres Sicherheitssystem. — Herr Dr. Heinemann, ich wäre gerne bereit, darüber jede Diskussion zu führen. Aber ich behaupte, daß uns beim Willen zur Erlangung wirklicher Sicherheit in den vergangenen acht Jahren gar nichts anderes übrig blieb, als den Weg zu gehen, der zu diesem vielleicht nicht denkbar besten, aber realen Schutzsystem geführt hat, in dem wir das an Sicherheit haben können, was heute menschlich überhaupt erreichbar ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wehner: Darauf noch einen Matador!)

    Wir könnten von uns aus kein anderes, vielleicht besseres System herbeizwingen, und Sie, meine Damen und Herren, haben uns im Laufe der acht Jahre nicht gezeigt, daß wir es gekonnt hätten.

    (Abg. Erler: Haben Sie es versucht?)

    — Ja, Herr Erler, lange! Bevor wir in die EVG gingen, haben wir uns darum bemüht, und als die EVG platzte und wir in die NATO gingen, haben wir unablässig die Fragen wieder durchgeprüft. Es war nicht möglich, ein ideales Sicherheitssystem herbeizuführen. Aber wir konnten nicht nach dem Motto verfahren „alles oder nichts". Das ist die reale Politik. Wir haben die klare Entscheidung dem unübersehbaren Risiko des Ungefähren vorgezogen.
    Als loyale Partner haben wir damit selbstverständlich im Grundsatz auch schon zu den Konsequenzen ja gesagt, die sich für uns daraus ergeben. Wir wären sehr schlechte Politiker, wenn wir das nicht vorher einkalkuliert und mit in Rechnung gestellt hätten. Wir haben das vor allem deshalb getan, weil das sogenannte Provisorium eben nicht eine überschaubare Strecke ist, sondern so lange unüberschaubar ist, als seine Dauer de facto allein von Moskau bestimmt wird.



    D. Dr. Gerstenmaier
    Ich finde, daß die Vorlagen der SPD zur Sicherheitsfrage einschließlich der atomaren Bewaffnung zum größten Teil diesem hypothetischen Denken entspringen und der ursprünglichen Ablehnung der Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der EVG und in der NATO, wie sie die SPD in diesem Hause immer vertreten hat. Die Situation, in der wir uns heute der SPD gegenüber sehen, läßt sich im großen und ganzen in der dreifachen Feststellung zusammenfassen: Erstens, ob auf der ganzen Linie eine Abrüstung stattfinden wird oder ob, ganz egal, was wir in der Bundesrepublik machen, die nukleare Aufrüstung in der Welt weitergehen wird, darüber entscheidet, so wie die Dinge stehen, Moskau.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zweitens, ob es eine atomwaffenfreie, eine militärisch verdünnte Zone, ob es ein Sicherheitssystem in Europa geben wird oder nicht, darüber entscheidet heute wiederum Moskau.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Und drittens, ob die Bundeswehr atomar bewaffnet wird oder bis auf einen Bundesgrenzschutz abgerüstet werden kann, darüber entscheidet leider heute auch Moskau.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Dr. Heinemann hat recht: die Entscheidung darüber kann beeinflußt werden. Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, daß diese Frage der atomaren Bewaffnung der Bundeswehr auf einer Generalkondition steht und daß diese Generalkondition in dieser Debatte weder vom Tisch gewischt ist, noch vom Tisch gewischt werden darf. Sie steht darauf, daß wir gesagt haben: die weitere Integration der Bundeswehr in die NATO ist unvermeidbar und unabwendbar, wenn eine allgemeine kontrollierte Abrüstung nicht zustande kommt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Noch einmal: Es ist wahr: die Entscheidung kann beeinflußt werden, ja sie kann verhindert werden, aber, so wie die Dinge stehen, nur durch das Eingehen Moskaus auf reale konstruktive Abrüstungsmaßnahmen.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe in dieser Debatte vor allem darunter gelitten, daß diese Generalbedingung fast unter den Tisch gewischt wurde, die Generalbedingung, von der sowohl der Bundeskanzler wie der Verteidigungsminister wie die Sprecher meiner Fraktion bei der Frage der atomaren Bewaffnung der Bundeswehr immer ausgegangen sind. Diese Frage war im Grundsatz schon Gegenstand der Auseinandersetzung in der Atomdebatte vor einem Jahr. Am 24. Mai 1957, also vor Beginn der Londoner Abrüstungsverhandlungen, hat die Bundesregierung in einem Memorandum die sowjetrussische Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß die atomare Bewaffnung der Bundeswehr auf die Dauer unabwendbar sei, wenn es nicht zu ausreichenden Abrüstungsvereinbarungen komme. Wir haben für die Verhandlungen in London gesagt: wir sind von vornherein mit allem und jedem einig, was sie da aushandeln, wenn es nur ein realer, ein wirklich wirksamer Schritt weiter auf dem Wege zur allgemeinen kontrollierten Abrüstung ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Heute steht die Sache nicht anders. Dieser Satz gilt auch heute noch, und er gilt in jeder Hinsicht.
    Den Darlegungen des Herrn Bundesverteidigungsministers in dieser Debatte habe ich übrigens entnommen, daß die effektive atomare Bewaffnung der Bundeswehr frühestens im Herbst 1959, d. h. also in eineinhalb bis zwei Jahren durchgeführt sein könnte. Ich halte es auch aus diesem Grunde nicht nur für moralisch erlaubt, sondern für real begründet, wenn wir uns heute auf den Standpunkt stellen, daß es sich nicht darum handelt, heute oder morgen an die Batterien der Bundeswehr Atomsprengköpfe zu verteilen, die sowieso nicht uns gehören, die uns nie gehören, wenn die Amerikaner bei ihrem Gesetz bleiben werden, sondern daß es sich vor allem darum handelt, die unabweisbaren Konsequenzen aufzuzeigen, die sich für die Bundesrepublik und die NATO ergeben, wenn die Abrüstungsverhandlungen, wenn das europäische Sicherheitssystem und die Deutschlandfrage auf den kommenden internationalen Konferenzen nicht endlich — endlich! — ein anderes Gesicht bekommen, als sie es seither gehabt haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, Sie können mich später darauf festnageln; aber ich möchte ausdrücklich in dieser Debatte positiv den Grundsatz aufstellen, daß es eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr auf keinen Fall geben wird, wenn die Gipfelkonferenz im Laufe der nächsten 12 oder 18 Monate zu ausreichenden, durchführbaren und kontrollierbaren Abrüstungsvereinbarungen kommt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. —Abg. Schmidt [Hamburg]: Werden die Matadore dann wieder abbestellt?)

    — Herr Schmidt, ich bin, verglichen mit Ihnen, ein militärischer Laie. Ich habe gelernt, daß die Matadore zum Exerzieren, zum Üben notwendig sind.

    (Abg. Wehner: Mit Gipsköpfen?)

    — Hören Sie, Herr Kollege Wehner, mich können Sie damit nicht aufs Glatteis führen. Wenn wir mit den wenigen Mitteln, die wir haben, die allgemeine kontrollierte Abrüstung wirklich wollen, dann müssen wir selbstverständlich, so wie die Welt gemacht ist, heute einen gewissen Druck darauf legen, daß die Herren auf der Gipfelkonferenz nicht hin-und herreden, als ob das überhaupt ohne Belang wäre. Es ist für uns von Belang. Weil wir das ernst meinen, müssen wir uns darauf vorbereiten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. —Abg. Erler: Das ist eine gefährliche Sprache: die Bundesrepublik als Druckmittel der Weltpolitik!)

    — Nein. Was heißt „die Bundesrepublik als Druckmittel"?

    (Abg. Wehner: Es ist der Knüppel des Herrn Dulles! — Abg. Dr. Mommer: Das läßt kein anderes Land mit sich machen!)




    D. Dr. Gerstenmaier
    Selbstverständlich ist auch die Bundesrepublik mit ihrem Recht auf Leben und ihrem Zwang, dieses Leben zu schützen, im Rahmen der weltpolitischen Auseinandersetzung ein Element.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wehner: Es ist der Knüppel des Herrn Dulles! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Meine Herren von der SPD, wir haben Ihnen schon immer davon abgeraten, einseitige Verzichtsforderungen zu erheben, unablässig!

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir haben Ihnen gesagt, daß weder für die Weltpolitik noch für Deutschland noch für die Bundesrepublik irgend etwas herauskommt, wenn wir ohne die mindeste Gegenleistung von seiten der Russen irgend etwas preisgeben. Ich habe schon oft gesagt: ich käme mir dabei vor wie ein Mann, der großspurig in der Welt steht, das Geld in den Hosentaschen hat und es auf die Straße wirft. In dieser großbramsigen Situation sind wir nicht, meine Damen und Herren!

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Erler: Aber Sie versuchen nicht einmal, über Gegenleistungen zu verhandeln!)

    — Nein, Herr Erler, ich versuche das nicht. Es ist auch keine Freude an der „Politik der Stärke", die einige Leute uns immer wieder unterstellen, oder gar, wie es in dieser Debatte aufgeklungen ist, der Hang zur Gewalt, zur Macht und nur zur Macht. Hören Sie mal her: Welche Striemen tragen wir eigentlich, trägt unsere Generation, daß man uns so etwas unterschieben kann?

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Lassen Sie es uns ruhig einmal sagen! Ich treffe mich mit Herrn Dr. Heinemann in einem: ich unterschreibe für meine Person jedes Wort der Verdammung der Atomwaffen und aller anderen Massenvernichtungsmittel, wie sie in den offiziellen kirchlichen Verlautbarungen vorgenommen worden ist. Das unterschreibe ich, dazu stehe ich.

    (Beifall in der Mitte. — Zurufe von der SPD.)

    — Herr Kollege Metzger, nur in der Konsequenz gehen wir auseinander. Ich kann das nicht anders tun, als wie es alle kirchlichen Verlautbarungen von New Haven bis zum gegenwärtigen Augenblick — jedenfalls soweit sie offiziell sind — getan haben. Sie haben nämlich alle miteinander auf der gegenseitigen allgemeinen kontrollierten Abrüstung bestanden.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Dr. Gerstenmaier, gestatten Sie eine. Zwischenfrage des Abgeordneten Dr. Mende?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Bitte sehr!