Rede von
Dr.
Gustav W.
Heinemann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Präsident! Ich habe Ihre Mahnung gehört. Seien Sie versichert, daß ich die Würde des Hauses oder des Gegenstandes, von dem die Rede war, nicht verletzen werde. Vergessen Sie aber bitte auch nicht, daß das, was Sie mir vorhalten, durch einen Zwischenruf ins Spiel gekommen ist. Herr Oberkirchenrat Cillien hat darauf geantwortet, es sei nicht üblich, von diesem Podium christlich zu reden.
— Herr Cillien, dann bitte ich Sie um die Freundlichkeit, sich selber zu interpretieren. Was ist nicht üblich? — Nun gut, wenn ich Herrn Cillien mißverstanden habe: ich hatte den Eindruck, daß hier nicht so gesprochen werden solle wie im Wahlkampf.
Herr Cillien, Sie haben gesagt, Synodalerklärungen müsse man sich woanders anhören. Ich bitte Sie, doch einfach gelten zu lassen, daß solche Erklärungen an die allgemeine Öffentlichkeit gerichtet werden. Warum dürfen sie also in einem solchen Zusammenhang nicht genannt werden? Ich will jetzt gar nicht polemisch sein, wenn ich darauf hinweise, daß sie leider viel zuwenig in den Zeitungen, einschließlich der CDU-Zeitungen, erscheinen.
Zu dem Hinweis auf das Schwertamt antworte ich nur mit einer längst bekannten Art von Antwort des Präses Wilm der Westfälischen Landeskirche, daß das Atombombenamt nicht mit dem Schwertamt gleichgesetzt werden kann.
Herr Schneider, Sie haben die Frage an mich gerichtet, ob ich die christliche Verantwortung der Mitglieder der Deutschen Partei zu bestreiten gedenke. Darauf antworte ich mit einem runden Nein. Was ich hier getan habe, war lediglich die Bemühung, uns alle, meine Parteifreunde eingeschlossen und mit in erster Linie, aber auch meine alten politischen Freunde, nach christlicher Verantwortung zu fragen, mindestens alle diejenigen, die aus solcher Verantwortung handeln wollen.