Rede:
ID0218202000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 109
    1. der: 9
    2. des: 6
    3. —: 5
    4. Dr.: 4
    5. den: 3
    6. das: 3
    7. Wort: 3
    8. Beratung: 3
    9. Herrn: 2
    10. zur: 2
    11. über: 2
    12. Wer: 2
    13. zu: 2
    14. und: 2
    15. die: 2
    16. Fraktion: 2
    17. Antrags: 2
    18. betreffend: 2
    19. Sie: 1
    20. haben: 1
    21. Bericht: 1
    22. Berichterstatters: 1
    23. gehört.: 1
    24. Ich: 1
    25. danke: 1
    26. dem: 1
    27. Berichterstatter.Ich: 1
    28. frage,: 1
    29. ob: 1
    30. gewünscht: 1
    31. wird.: 1
    32. Das: 1
    33. wird: 1
    34. nicht: 1
    35. gewünscht.: 1
    36. Dann: 1
    37. kommen: 1
    38. wir: 1
    39. Abstimmung: 1
    40. Antrag: 1
    41. Ausschusses: 1
    42. auf: 1
    43. Drucksache: 1
    44. 3013.: 1
    45. ihm: 1
    46. zustimmen: 1
    47. will,: 1
    48. bitte: 1
    49. ich: 1
    50. um: 1
    51. ein: 1
    52. Handzeichen.: 1
    53. Gegenprobe!: 1
    54. Enthaltungen?: 1
    55. Einstimmig: 1
    56. angenommen.Ich: 1
    57. rufe: 1
    58. nunmehr: 1
    59. Punkt: 1
    60. 2: 1
    61. Tagesordnung: 1
    62. auf.: 1
    63. Auch: 1
    64. hier: 1
    65. ist: 1
    66. vorgesehen,: 1
    67. zunächst: 1
    68. sämtliche: 1
    69. Begründungen: 1
    70. erfolgen: 1
    71. lassen: 1
    72. dann: 1
    73. Beratungen: 1
    74. verbinden.a): 1
    75. Erste: 1
    76. von: 1
    77. FDP: 1
    78. eingebrachten: 1
    79. Entwurfs: 1
    80. eines: 1
    81. Gesetzes: 1
    82. wirtschaftliche: 1
    83. Betätigung: 1
    84. öffentlichen: 1
    85. Hand: 1
    86. b): 1
    87. Abgeordneten: 1
    88. Elbrächter,: 1
    89. Vogel,: 1
    90. Berg,: 1
    91. Blank: 1
    92. \n: 1
    93. seldorf): 1
    94. Genossen: 1
    95. Privatisierung: 1
    96. Volkswagenwerk: 1
    97. GmbH: 1
    98. c): 1
    99. SPD: 1
    100. Einstellung: 1
    101. Zahlung: 1
    102. Volkswagenwerks: 1
    103. für: 1
    104. „Wirtschaftsbild": 1
    105. wünscht: 1
    106. Begründung?: 1
    107. Herr: 1
    108. Abgeordneter: 1
    109. Atzenroth!: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 182. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Januar 1957 10103 182. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Januar 1957. Begrüßungsworte des Präsidenten bei Beginn der Parlamentsarbeit 1957 . . . . 10104 C Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland: Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . . 10104 C Dr. Röder (CDU/CSU) 10106 B Mitteilung über die Wahl der Abgeordneten des Saarländischen Landtags Dr. Schaefer (Saarbrücken), Kratz, Dr. Röder, Schreiner, Dr. Will (Saarbrücken), Dr. Schneider (Saarbrücken), Schwertner, Wedel, Ruland, Schneider (Rotdorf) zu Abgeordneten des Deutschen Bundestags und Begrüßung einer Delegation des Saarländischen Landtags 10106 A Unterbrechung der Sitzung . 10107 B Nachruf des Präsidenten für den verstorbenen Präsidenten der Republik Osterreich Dr. h. c. Körner 10107 B Glückwünsche zu Geburtstagen der Abg. Baur (Augsburg), Brese, Dr. Adenauer, Dr. Schranz und Pelster 10107 C Mitteilung über Aufnahme der Abg. Dr. Schaefer (Saarbrücken), Kratz und Dr Röder in die Fraktion der CDU/CSU, der Abg. Schreiner und Dr. Will (Saarbrücken) in die Fraktion der SPD und der Abg. Dr. Schneider (Saarbrücken), Schwertner und Wedel als Hospitanten in die Fraktion der FDP 10107 D Begrüßung einer Delegation des englischen Unterhauses 10108 C Beschlußfassung des Bundesrats zu Gesetzesbeschlüssen des Bundestags . . . 10107 D Vorlage der Empfehlungen und eines Übereinkommens der 38. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz an den Bundestag 10108 B Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfragen 272, 294, 306, 307, 308, 309, 312, 313, 314 (Drucksachen 2609, 3029; 2850, 3051; 2944, 3032; 2949, 3031; 2956, 3042; 2961, 3053; 2999, 3071; 3017, 3070; 3019, 3072) 10108 B Vorlage der Berichte über Maßnahmen zur Förderung und Festigung von Kriegssachgeschädigten-Unternehmen (Drucksache 3052) und über die Länderzuweisungen zum Ausgleich finanziell untragbarer Einnahmeausfälle der Gemeinden durch die Gewerbesteuersenkung (Drucksache 3060) 10108 C Geschäftliche Mitteilungen 10117 A Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der DP, FVP betr. Forderungen deutscher Personen oder Firmen an die früheren Besatzungsmächte (Drucksache 2448, Umdrucke 855 [neu], 880) in Verbindung mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Abgeltung von Besatzungsschäden (Drucksache 2958) 10108 D, 10113 A Dr. Schranz (DP), Anfragender . . . 10108 D Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 10110 C Schlick (CDU/CSU) 10111 B Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen 10111 D Margulies (FDP), Antragsteller . . . 10113 B Dr. Wahl (CDU/CSU) 10113 D Regling (SPD) 10114 C Dr. Atzenroth (FDP) 10116 A Überweisung der Anträge Umdrucke 855 (neu) und 880 und der Drucksache 2958 an den Ausschuß für Besatzungsfolgen und an den Haushaltsausschuß 10116 D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone (Drucksachen 3013, 2080) 10117 A Brookmann (Kiel) (CDU/CSU): als Berichterstatter 10117 B Schriftlicher Bericht 10148 B Beschlußfassung 10117 D Erste Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand (Drucksache 2712) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Abg. Dr. Elbrächter, Dr. Vogel, Dr. Berg, Dr. Blank (Oberhausen), Dr. Dollinger, Dr. Pohle (Düsseldorf) u. Gen. betr. Privatisierung der Volkswagenwerk GmbH (Drucksache 2614) und mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Einstellung der Zahlung des Volkswagenwerks für das „Wirtschaftsbild" (Drucksache 2916) 10117 D Dr. Atzenroth (FDP), Antragsteller 10118 A, 10129 D, 10144 C, 10145 C, 10146 B Dr. Elbrächter (DP), Antragsteller . 10120 C Wittrock (SPD): als Antragsteller . . . . 10123 B, 10127 B zur Geschäftsordnung 10128 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) 10125 A Dr. Gülich (SPD) 10126 C Schmidt (Hamburg) (SPD) 10128 A Illerhaus (CDU/CSU) . . . 10128 D, 10129 A, 10130 A Dr. Blank (Oberhausen) (FVP) . . . 10130 B Dr. Deist (SPD) 10131 A, 10139 D, 10143 C, D, 10145 B, 10146 B Dr. Vogel (CDU/CSU) 10139 A, D Petersen (GB/BHE) 10142 A Dr. Hellwig (CDU/CSU) 10143 D Überweisung des Antrags Drucksache 2916 an den Ausschuß für Wirtschaftspolitik 10128 C, D Weiterberatung vertagt 10146 D Nächste Sitzung 10146 D Berichtigungen zum Stenographischen Bericht der 181. Sitzung 10146 Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 10147 A Anlage 2: Antrag der Abg. Müller-Hermann u. Gen. und der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, FVP, DP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der DP, FVP betr. Forderungen deutscher Personen oder Firmen an die früheren Besatzungsmächte (Umdruck 855 [neu]) 10147 C Anlage 3: Änderungsantrag der Abg. Schlick u. Gen. zum Antrag Umdruck 855 (neu) (Umdruck 880) 10148 A Anlage 4: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone (zu Drucksache 3013) 10148 B Die Sitzung wird um 14 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten D. Dr. Gerstenmaier eröffnet.
  • folderAnlagen
    Berichtigungen zum Stenographischen Bericht der 181. Sitzung Es ist zu lesen: Seite 10100 A Zeile 6 der Abstimmung 1: Schmitt (Vockenhausen) Ja Seite 10102 A Zeilen 1 und 6 der Abstimmung 1: Abgegebene Stimmen 410. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. a) Beurlaubungen Altmaier 11. 1. Dr. Arndt 11. 1. Bauer (Wasserburg) 11. 1. Dr. Becker (Hersfeld) 12. 1. Birkelbach 11. 1. Fürst von Bismarck 11. 1. Dr. Böhm (Frankfurt) 12. 1. Brandt (Berlin) 10. 1. Dr. Bucerius 14. 1. Dr. Dehler 11. 1. Erler 11. 1. Even 11. 1. Fassbender 10. 1. Feldmann 11. 1. Gräfin Finckenstein 11. 1. Dr. Furler 11. 1. Gerns 11. 1. Graaff (Elze) 11. 1. Dr. Greve 11. 1. Haasler 11. 1. Heiland 10. 1. Höfler 11. 1. Hoogen 10. 1. Jacobs 11. 1. Jahn (Frankfurt) 10. 1. Dr. Jentzsch 11. 1. Kalbitzer 11. 1. Kiesinger 11. 1. Dr. Kopf 11. 1. Krammig 10. 1. Kriedemann 11.1. Kühlthau 11. 1. Kühn (Köln) 10. 1. Dr. Lenz (Godesberg) 11. 1. Dr. Leverkuehn 11. 1. Dr. Löhr 11. 1. Lücker (München) 11. 1. Lulay 11. 1. Maier (Freiburg) 10. 1. Marx 11. 1. Frau Dr. Maxsein 11. 1. Mellies 11. 1. Dr. von Merkatz 11. 1. Metzger 11. 1. Frau Meyer-Laule 11. 1. Dr. Mommer 11. 1. Morgenthaler 11. 1. Dr. Oesterle 11. 1. Paul 11. 1. Pelster 11. 1. Prennel 11. 1. Dr. Dr. h. c. Pünder 11. 1. Raestrup 11. 1. Frau Dr. Rehling 11. 1. Dr. Reif 11. 1. Reitzner 12. 1. Frau Schroeder (Berlin) 11. 1. Seidl (Dorfen) 11. 1. Seither 11. 1. Dr. Serres 11. 1. Dr. Starke 11. 1. Stauch 10. 1. Thieme 11. 1. Dr. Wahl 11. 1. Frau Dr. h. c. Weber (Aachen) 11. 1. b) Urlaubsanträge Arnholz 15. 2. Dr. Bärsch 19. 1. Abgeordnete(r) bis einschl. Cillien 2. 3. Gockeln 2.3. Dr. Köhler 2. 2. Dr. Kreyssig 25 1. Meyer-Ronnenberg 27. 1. Odenthal 15. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 2. 3. Anlage 2 Umdruck 855 (neu) (Vgl. S. 10110 C, 10116 D) Antrag der Abgeordneten Müller-Hermann Schlick, Schmücker, Dr. Vogel und der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, FVP, DP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der DP, FVP betreffend Forderungen deutscher Personen oder Firmen an die früheren Besatzungsmächte (Drucksache 2448). Der Bundestag wolle beschließen: Das Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft, Frankfurt (Main), wird beauftragt, die gegen die ehemaligen amerikanischen und französischen Besatzungsmächte im Rahmen des Besatzungsbaus entstandenen unbefriedigten Forderungen deutscher Unternehmungen zu erfassen. Zu diesen Forderungen gehören die Ansprüche auf Vergütung für Sach- und Werkleistungen, auf Zahlung von Verzugszinsen und Erstattung von Verzugsschäden. Das Bundesamt hat alle, die derartige Forderungen geltend zu machen beabsichtigen, zur Meldung ihrer Forderungen durch öffentliche Bekanntmachung im Bundesanzeiger aufzufordern. Für die Anmeldung ist in den öffentlichen Bekanntmachungen eine Ausschlußfrist bis zum 31. Januar 1957 zu setzen. Das Erfassungsverfahren wird im einzelnen durch einen Erlaß des Bundesministers für Wirtschaft geregelt. Das Bundesamt hat gutachtlich zu den bei ihm angemeldeten Forderungen Stellung zu nehmen und eine Liste anzulegen, aus der sich Name und Anschrift der Anmeldenden, der Betrag der angemeldeten Forderung und der Betrag, der nach dem Gutachten des Bundesamtes voraussichtlich begründet ist, ergeben. Der Bundesminister der Finanzen bestimmt im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft die Behörden, die die Angemessenheit der angemeldeten Forderungen feststellen. Das Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft leitet zu diesem Zweck die Anmeldungen mit sämtlichen Unterlagen und seiner gutachtlichen Stellungnahme den für die Feststellung zuständigen Behörden zu. Das Ergebnis der behördlichen Feststellungen ist von der Bundesregierung dem Bundestag spätestens bis zum 30. April 1957 mitzuteilen. Bonn, den 4. Dezember 1956 Müller-Hermann Schlick Schmücker Dr. Vogel Dr. Krone und Fraktion Dr. Dehler und Fraktion Regling Ritzel Mellies und Fraktion Feller und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Dr. Schranz Dr. Brühler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 880 (Vgl. S. 10111 B, 10116 D) Änderungsantrag der Abgeordneten Schlick, Becker (Pirmasens), Dr. Weber (Koblenz), Kemper (Trier) und Genossen zum Antrag der Abgeordneten Müller-Hermann, Schlick, Schmücker, Dr. Vogel und der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, FVP, DP (Umdruck 855 [neu]) zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der DP, FVP (Drucksache 2448) betreffend Forderungen deutscher Personen oder Firmen an die früheren Besatzungsmächte. Der Bundestag wolle beschließen: Im Antrag — Umdruck 855 (neu) — ist nach Absatz 4 folgender Absatz einzufügen: Soweit Aufträge für die ehemaligen französischen Besatzungstruppen in Betracht kommen und die Rechnungsbeträge bzw. Rest-und Nachforderungen über die Sonderbauämter und Landes-Bauabteilungen bereits nachgeprüft und festgestellt sind, wird das Bundesfinanzministerium ersucht, aus Haushaltsmitteln die Begleichung dieser anerkannten Rechnungsbeträge über die Sonderbauämter so rasch als möglich durchzuführen. Bonn, den 13. Dezember 1956 Schlick Becker (Pirmasens) Dr. Weber (Koblenz) Kemper (Trier) Brück Frau Dr. Gantenberg Gibbert Dr. Götz Hilbert Illerhaus Josten Knobloch Mayer (Birkenfeld) Richarts Frau Dr. Steinbiß Walz Anlage 4 zu Drucksache 3013 (Vgl. S. 10117 B) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen über den Antrag der Fraktion der SPD betreffend Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone (Drucksache 2080). Berichterstatter: Abgeordneter Brookmann (Kiel). Im Laufe des Jahres 1956 kamen etwa 21/2 Millionen Menschen aus dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands als Besucher in das Bundesgebiet. Sie kamen, um Verwandte und Bekannte zu treffen, um mit Menschen zusammenzusein und Orte wiederzusehen, denen sie sich zugehörig fühlen und von denen sie ihr Leben, ihr Denken und Fühlen nicht willkürlich trennen und abschneiden lassen wollen. Solche Besuche waren lange Jahre fast unmöglich und sind auch heute noch mit Erschwernissen verbunden, die die seelische Widerstandskraft und den Unternehmungsgeist dieser Menschen stark belasten. Der Anlaß dieser Schwierigkeiten muß darin gesucht werden, daß das Regime der sowjetisch besetzten Zone ein tiefes Mißtrauen gegen das so natürliche und menschliche Bedürfnis hat, das diese Menschen das Zusammensein und das Wiedersehen mit dem anderen Teil Deutschlands suchen läßt, oder daß für die sowjetzonalen Machthaber die Begegnung der Menschen aus den beiden deutschen Landesteilen nur als politische Vokabel, als Instrument einer unaufrichtigen Propaganda Gültigkeit hat. Nach wie vor wird durch die Erteilung besonderer „Personalbescheinigungen" die Reise in den Westen Deutschlands aus der normalen Existenz in der SBZ ausgesondert und unter ein besonderes Licht gestellt. Jeder, der seinen Antrag zur Reise in die Bundesrepublik abgibt, weiß, daß er für die Zeit seines Besuches den gültigen Ausweis seiner unmittelbaren rechtmäßigen Heimat verliert; er weiß, daß sein Antrag den ganzen ihm bekannten Kontrollapparat des Regimes durchläuft und damit die Möglichkeit der verschiedensten Verdächtigungen gegeben wird, von der Kreispolizei, d. h. dem Sicherheitsdienst, angefangen bis hinab zum Hausvertrauensmann, der mit seinen Auskünften und Spitzeleien an dem Verfahren zur Erteilung der notwendigen Bescheinigung beteiligt wird. Wird ein solcher Antrag abgelehnt, wie das immer noch in einem Großteil der Fälle ;geschieht, hat der Betroffene begründeten Anlaß, 'anzunehmen, daß ihn eine ernste Verdächtigung bedroht. Ist andererseits alles glatt gegangen, bekommt er mit der Erteilung des Reisepapieresaber immer noch eine Frist gesetzt, die ihn nie vergessen läßt, daß es in seinem Dasein keine freie Entscheidung gibt und ihn der Argwohn des Regimes auch nicht verlassen hat, wenn der Trennungsstrich zum andern Teil Deutschlands überschritten wurde. Endlich — und das muß vielleicht als der Umstand angesehen werden, der den Entschluß zur Reise am meisten erschwert — wird es seine Sache bleiben, wie er es fertigbringt, zur gesetzten Frist in den sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, für ihn also nach Hause, zu seiner Familie und dem Ort seines Broterwerbs zurückzukehren: jegliche Mitnahme von Geldmitteln ist ihm untersagt und keine Möglichkeit gegeben, beim Antritt der Reise eine Rückreisefahrkarte zu lösen. Für den Deutschen in der sowjetisch besetzten Zone kann über den Entschluß zur Reise in den westlichen Teil seiner Heimat nur der unerschrockene Mut und das Vertrauen entscheiden, das jeder der einzelnen Besucher in die Aufrichtigkeit und die Herzlichkeit setzen kann, mit der die Menschen drüben im Bundesgebiet ihr Bekenntnis zur Zusammengehörigkeit zu erfüllen bereit sind. Betrügen wir dieses Vertrauen nicht! Lassen wir uns in aller Klarheit eingestehen, daß jedes politische Bemühen um die Wiedervereinigung, daß alle Initiative und alles Ringen auf internationalem Feld nutzlos und vergeblich sein müssen, wenn die Überzeugung von der Zusammengehörigkeit unter uns nicht mehr Wirklichkeit ist und das Gefühl der inneren Gemeinschaft fehlt. Eine solche Gefahr aber muß entstehen, wenn der Landsmann von drüben, der uns besucht hat, enttäuscht nach Hause fährt, um sich dann erst recht ausgeliefert und verlassen zu fühlen. Die Antragsteller haben mit der Drucksache 2080 Empfehlungen vorgelegt, die alle Möglichkeiten einer öffentlichen Betreuung der Besucher von dem Augenblick an, in dem der Reisende das (Brookmann [Kiel]) Bundesgebiet betritt, bis zur besonderen Notlage, wie z. B. den Krankheitsfall, umfassen. Bevor ich auftragsgemäß berichte, wie der Ausschuß im einzelnen zu diesen Empfehlungen Stellung genommen hat, lassen Sie mich darauf hinweisen, daß es — von dem vorliegenden Antrag abgesehen —bereits seit längerer Zeit Aufgabe des Ausschusses war, sich mit den Notwendigkeiten und Möglichkeiten zu befassen, die man für die Aufnahme und Betreuung der Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone sah, und daß hierbei in guter Zusammenarbeit mit den zuständigen Ressorts der Bundesregierung, mit den Ländern und Gemeinden schon manches geschehen konnte, was im Geiste des vorliegenden Antrags der Aufnahme und Betreuung unserer Besucher aus dem andern Teil Deutschlands diente. Ich verweise auf die Erstattung von Rückreisekosten, die auf Grund von Richtlinien geschieht, die schon am 25. Februar 1955 erlassen wurden und die es den kommunalen Behörden ermöglichen, den Besuchern, ,die nicht allein und auch nicht mit der Hilfe ihrer Gastgeber in der Lage sind, die Fahrtkosten für die Rückreise aufzubringen, die Reise bis zu der nächstgelegenen Bahnstation hinter der Demarkationslinie zu bezahlen. Ich benutze die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, daß der Ausschuß sich davon überzeugen konnte, daß die Richtlinien der Bundesregierung ausdrücklich eine großzügige Behandlung der entsprechenden Anträge empfehlen und daß der Ausschuß sich versichern ließ, keine der bearbeitenden Behörden sei befugt, die für diese Anträge vorgesehene Erklärung der Gastgeber, nicht zur Zahlung der Rückreisekosten in der Lage zu sein, zum Anlaß von Nachprüfungen zu nehmen. Ich verweise außerdem darauf, daß ein Antrag zum Haushalt des vergangenen Jahres, der im Rahmen ,dieses Ausschusses entstanden ist, Grundlagen zur Zahlung von allgemeinen Beihilfen bot, wie sie mit den Empfehlungen der Antragsteller zu Drucksache 2080 angestrebt wurden. An erster Stelle wurde die Bundesregierung mit diesem Antrag der Drucksache 2080 ersucht, auf Vereinbarungen hinzuwirken, Interzonenreisenden in beiden Richtungen die Möglichkeit zu geben, einen Betrag von 100 DM im Verhältnis 1 : 1 umzutauschen. Die Beratungen des Ausschusses mit Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bank deutscher Länder haben leider davon überzeugen müssen, daß nach den gegenwärtigen Verhältnissen die notwendigen Voraussetzungen für eine konkrete Empfehlung dieser Art fehlen; sei es, weil das in Frage kommende Verrechnungskonto 'im Rahmen des laufenden Interzonenhandelsabkommens — und zwar bis zur Höchstgrenze des in den Verhandlungen bisher durchzusetzenden Betrages — auf lange Zeit in Anspruch genommen ist; sei es, weil in der sowjetisch besetzten Zone ein prinzipielles Aus- und Einfuhrverbot für DM-Ost besteht und die Bank deutscher Länder keine Verwendungsmöglichkeiten für DM-OstNoten hat. Die Antragsteller versicherten im weiteren Verlauf der Ausschußberatungen, sich durch die Anzeichen gewisser Fortschritte bei der Regelung der interzonalen Zahlungsverpflichtungen veranlaßt zu sehen, dem Ausschuß vorzuschlagen, die Bundesregierung dennoch durch eine ausdrückliche Empfehlung zu ermutigen, in den weiteren Verhandlungen zur Frage des Zahlungsverkehrs auch die Frage des Reiseverkehrs zu berücksichtigen. Wie der erste Punkt der Ausschußempfehlung in Drucksache 3013 zeigt, hat der Ausschuß — übrigens einmütig — diesem Vorschlag entsprochen. In einem weiteren Punkt des Antrags der Drucksache 2080 wird vorgeschlagen, bis zur Verwirklichung des zunächst empfohlenen Umtauschabkommens die Bundesregierung zu veranlassen, unter Einschaltung der Städte, Kreise und Gemeinden eine Gutscheinaktion durchzuführen, durch die den Besuchern aus der SBZ die Möglichkeit gegeben werden soll, kleine persönliche Ausgaben selbst zu bestreiten. Nach den Vorstellungen der Antragsteller sollten für den Gutschein jedes Einzelbesuchers aus Bundesmitteln nicht weniger als 10 DM beigesteuert werden. Zunächst hielten es alle Beteiligten für eine Vereinfachung, wenn statt der vorgeschlagenen Ausgabe von Gutscheinen 'unmittelbar die Zahlung eines Barbetrages vorgesehen würde. Gleichzeitig wurde, worauf an anderer Stelle ides Berichts bereits in Kürze hingewiesen werden konnte, im Rahmen dies Ausschusses die Initiative ergriffen, durch einen interfraktionellen Änderungsantrag zur dritten Beratung des Haushaltsgesetzes 1956 ,durch den Ansatz von 5 Millionen DM unter dem Tit. 306 des Kap. 2701 die haushaltsmäßigen Voraussetzungen zu schaffen, daß jeder Besucher .aus der SBZ mit einem derartigen Barbetrag von 10 DM ausgestattet wird. Dieser Ansatz sollte zunächst gesperrt bleiben, bis die zuständigen Ressorts entsprechende Richtlinien für die Vergabe dieser Mittel erarbeitet hätten. In seinem Bericht auf Drucksache 3013 hat sich der Ausschuß der Lage entsprechend deshalb veranlaßt gesehen, zu beantragen, man möge die Bundesregierung ersuchen, solche Richtlinien in Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung der Kommunalen Spitzenverbände vorzunehmen und beschleunigt vorzulegen, gleichzeitig aber Sorge zu tragen, daß auch im Haushaltsjahr 1957 die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden. Ich bin in der Lage, Sie davon zu unterrichten, daß dieser Empfehlung in der Zwischenzeit von der Bundesregierung weitgehend entsprochen worden ist. Die erforderlichen Richtlinien wurden dem Ausschuß vorgelegt. Die Freigabe der auf Grund des interfraktionellen Antrags im Haushaltsjahr 1956 vorgesehenen Mittel wurde vorgenommen. Die Antragsteller der Drucksache 2080 hatten unter einem besonderen Punkt ihrer Empfehlungen vorgeschlagen, die Bundesregierung zu ersuchen, die Städte, Kreise und Gemeinden erneut zu zusätzlichen Eigenleistungen aufzufordern. Auch der mitberatende Ausschuß für Kommunalpolitik hatte schon mit einem Schreiben vom 7. März 1956 dafür plädiert, die Bundesregierung zu ersuchen, praktikable Vorschläge für die ergänzende Eigeninitiative der Gemeinden und Gemeindeverbände unter Hinzuziehung der Bundesvereinigung der Kommunalen Spitzenverbände auszuarbeiten. Die Vertreter der Bundesregierung wiesen während der Beratung des Ausschusses darauf hin, daß bei allen Besprechungen zur Frage der Bewilligung von Barbeihilfen ständige Fühlungnahme mit den kommunalen Spitzenverbänden gehalten worden sei. Den Städten, Kreisen, Gemeinden und Gemeindeverbänden sei bei jeder sich bietenden Gelegenheit verdeutlicht worden, wie dringend erforderlich die zusätzliche Eigenleistung dieser Körperschaften bei der Betreuung der Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone ist. Der Ausschuß erhielt darüber hinaus unter dem Datum vom 29. Februar des letzten Jahres von der (Brookmann [Kiel]) Bundesvereinigung einen Brief, in dem ausdrücklich die Bereitschaft erklärt wurde, die Vorstellungen dieser Art, wie sie auch von ihrer Seite wiederholt erhoben worden seien, den nachgeordneten Stellen gegenüber nochmals in Erinnerung zu bringen. Als einmütige Auffassung des Ausschusses darf festgestellt werden, daß jeder der Versuche zur Betreuung und zur Hilfe, wie sie in diesem Bericht aufgezeigt wurden, sinnlos sein wird, wenn nicht alle: der einzelne Gastgeber selbst, die zustandigen Stellen der Orte, in die der Besucher kommt, aie Länder und die Ressorts der Bundesregierung, in den Beweisen ihrer Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit wetteitern und zusammenwirken. Due Aufgabe, die sich uns allen hier unmittelbar und, solange die Trennung Deutschtands dauert, jeden Tag stellt, bleibt nur durch selbstverständliches menschliches Eintreten, das kein großes Aufheben von seinem Wirken macht, zu lösen. Verhängnisvoll wäre es, wenn sich einer der Beteiligten von bürokratischen Skrupeln leiten ließe und den Landsleuten, die von drüben zu uns kommen, nichts als einen Streit um Kompetenzen böte. Ich glaube aber, daß das im Grunde bisher von allen, die an der Betreuung unserer Besucher beteiligt sind, verstanden wurde. Der Ausschuß beschloß, sich bei der Empfehlung eines Berichtes in dieser Hinsicht darauf zu beschränken, dem Bundestag vorzuschlagen, nochmals zu betonen, daß die Ausarbeitung der Planungen für die Gewährung von Beihilfen in Zusammenarbeit zwischen der Bundesregierung und der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände vorgenommen werden soll und daß dabei ein wirksamer Anreiz für zusätzliche Eigenleistungen der Städte, Kreise und Gemeinden geboten werden muß. Der letzte Punkt in den Empfehlungen des Antrags der Drucksache 2080 bestand in dem Ersuchen an die Bundesregierung, Besuchern aus der sowjetisch besetzten Zone Krankenpflege einschließlich Krankenhausaufenthalt von den Krankenkassen zu gewähren, diese Leistungen als Auftragsangelegenheiten gemäß § 363 a RVO zu behandeln und die dazu erforderlichen Mittel vom Bund den Krankenkassen zu erstatten. Hierzu wurde von dem an den Beratungen mitbeteiligten Ausschuß für Sozialpolitik ein Abänderungsantrag gestellt, demgemäß lediglich zum Ausdruck gebracht werden sollte, man möge die beantragte Krankenpflege einschließlich des Krankenhausaufenthaltes den Krankenkassen als Auftragsangelegenheit übertragen. Der Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen hat sich bei seinen Beratungen davon überzeugt, daß die Krankenpflege schon jetzt in befriedigender Weise erfolgt und durch die notwendigen Mittel gewährleistet ist. Er hat sich die entsprechenden Richtlinien der Bundesregierung vorlegen lassen. Nach Ansicht des Ausschusses hat sich dabei die Durchführung der Krankenhilfe durch die Landkreise und die kreisfreien Städte absolut bewährt. Soweit sich das überblicken läßt, wird sie von den beteiligten Dienststellen großzügig gehandhabt. Da die Antragsteller betonten, sie hätten mit der Formulierung, die für ihre Empfehlung gewählt worden sei, vor allem verhindern wollen, daß man die Bezirksfürsorgeverbände zusätzlich mit der Wahrnehmung dieser Aufträge belaste, hielt der Ausschuß es für richtig, es bei der bisherigen Durchführung dieser Betreuungsmaßnahme zu belassen. In seinem Antrag wurde darum lediglich nochmals grundsätzlich festgestellt, daß er es für richtig halte, den Landsleuten von drüben, die zum Besuch im Bundesgebiet sind, Krankenpflege einschließlich Krankenhausaufenthalt zu gewähren. Auch die Empfehlungen, die der Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen mit diesem Bericht vorlegte, können nur versuchen, im Rahmen der Möglichkeiten und Verantwortungen, die der Gesetzgeber hat, Ansatzpunkte für eine materielle Hilfestellung bei der Aufnahme unserer Besucher von drüben zu geben. Aber auch diese Bemühungen müssen fruchtlos bleiben, wenn der Besucher nicht in der Gewißheit zurückkehren kann, daß er zu uns gehört und daß wir ihn nicht verlassen. Lassen Sie uns versuchen, auch über das Materielle hinaus alles zu tun, was in unseren Kräften steht. Bonn, den 10. Januar 1957 Brookmann (Kiel) Berichterstatter
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Walter Brookmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich danke dem Hohen Hause, daß es meinem Wunsche nicht widersprochen hat. Ich danke dafür, daß der Punkt 10 vorgezogen wurde. Ich werde mich dafür auch revanchieren, meine Damen und Herren, indem ich den zu erstattenden Bericht schriftlich zu Protokoll gebe*).

    (Beifall.)

    Gestatten Sie mir bitte nur noch einige Bemerkungen. Vor Ihnen liegt die Drucksache 3013 und damit ein Antrag des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen, den das Haus bitte einstimmig annehmen möge.
    Den Bericht selbst bitte ich nachzulesen und ausführlich zu studieren. Er ist es wert. Ich wäre auch dankbar, wenn ihn die Presse publizistisch auswertete.

    (Abg. Dr. Strosche: Sehr richtig!)

    Er spricht nicht nur davon, was von der Bundesregierung, den Länderregierungen und den Gemeinden zur Vertiefung der materiellen Beziehungen zwischen den Menschen in der sowjetischen Besatzungszone und denen in der Bundesrepublik geschehen ist — oder bisher bedauerlicherweise auch zum Teil nicht geschehen ist; ich denke an den Widerstand einzelner Gemeinden, die da glauben, sich der Hilfsbereitschaft entziehen zu können, und neben den Leistungen des Bundes und der Länder bei zusätzlichen Eigenleistungen allzu kleinlich und engherzig sind —,

    (Hört! Hört!)

    *) Siehe Anlage 4.
    der Bericht spricht auch davon, in welcher Weise die menschlichen Kontakte noch mehr als bisher gepflegt werden könnten und sollten.
    Meine Damen und Herren, wir sollten es uns abgewöhnen, immer nur dann nach dem Staat und seinen Einrichtungen zu rufen, wenn es gilt, Not zu lindern, sondern auch selbst bereit sein, Opfer zu bringen, und zwar wirklich Opfer zu bringen. Wir haben gegenüber den Menschen in der Zone nicht nur eine politische Verantwortung, sondern auch eine menschliche Verpflichtung, die uns täglich daran erinnern sollte, in jedem einzelnen Falle auch persönlich zu helfen. Echte und unechte Lippenbekenntnisse sowie Paket- oder andere sicher gut gemeinte Aktionen allein bringen uns auf dem Wege zur Wiedervereinigung unseres geteilten Vaterlandes keinen Schritt voran, wenn wir nicht auch selber bereit sind, Opfer zu bringen. Wir können in manchen belanglosen Dingen des Alltags oft sehr großzügig sein. Zeigen wir diese Großzügigkeit doch auch gegenüber unseren Brüdern und Schwestern in der Zone, denn sie sind in Not! Wenn sie zu uns kommen, müssen wir darum wissen, daß sie außer mit all ihren Sorgen auch noch ohne Geld zu uns kommen. Sorgen wir dafür — ich meine alle in der Bundesrepublik, denen es gut oder relativ gut geht —, daß die armen und geplagten Menschen nicht noch von Behörde zu Behörde gejagt werden und einen kostbaren Teil ihres ohnehin bemessenen Urlaubs hier damit vergeuden müssen, in den Besitz von einigen Mark zu kommen, bis sie eines Tages dann wieder die Rückreise antreten müssen. Unsere mitteldeutschen Landsleute sollen, wenn sie in die Zone des Schweigens zurückkehren müssen, die Bundesrepublik in dem Gefühl verlassen, daß sie zu uns gehören und daß wir um ihr Schicksal wissen, welches sie mit unerhörter Geduld und Standhaftigkeit tragen. Sie sollen hier mit dem Gefühl leben — im Sinne des Goetheschen Wortes —: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist der tiefere Sinn des Ihnen vorgelegten Berichts, und das ist — ich sage das mit einer gewissen Freude — auch die einmütige Auffassung des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen.

    (Beifall.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Sie haben den Bericht des Herrn Berichterstatters gehört. Ich danke dem Herrn Berichterstatter.
Ich frage, ob das Wort gewünscht wird. — Das Wort wird nicht gewünscht. Dann kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses auf Drucksache 3013. Wer ihm zustimmen will, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Einstimmig angenommen.
Ich rufe nunmehr Punkt 2 der Tagesordnung auf. Auch hier ist vorgesehen, zunächst sämtliche Begründungen erfolgen zu lassen und dann die Beratungen zu verbinden.
a) Erste Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand (Drucksache 2712),
b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Elbrächter, Dr. Vogel, Dr. Berg, Dr. Blank (Oberhausen), Dr. Dollinger, Dr. Pohle (Düs-


(Präsident D. Dr. Gerstenmaier)

seldorf) und Genossen betreffend Privatisierung der Volkswagenwerk GmbH (Drucksache 2614),
c) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betreffend Einstellung der Zahlung des Volkswagenwerks für das „Wirtschaftsbild" (Drucksache 2916).
Wer wünscht das Wort zur Begründung? — Herr Abgeordneter Atzenroth!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Atzenroth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es handelt sich um ein Thema, mit dem ich mich seit Jahren beschäftige und das ich seit langem in die parlamentarische Arbeit hineinzubringen versuche.

    (Zuruf von der Mitte.)

    Es hat sehr viele Schwierigkeiten gegeben. Selbst dieser Gesetzentwurf hat schon drei- oder viermal auf der Tagesordnung des Hohen Hauses gestanden, und erst heute gelingt es — wie ich hoffe —, ihn nach der ersten Lesung in den Ausschuß zu bringen.
    In der modernen Demokratie ist es mehr denn je notwendig, die immer wachsende Allmacht des Staates gegenüber dem einzelnen zu überprüfen und die Aufgaben des Staates auf das unbedingt notwendige Maß zurückzuführen. Die Allmacht zeigt sich nicht nur darin, daß der Staat versucht, das Leben seiner Bürger mehr als nötig durch Gesetze zu organisieren, sondern der Staat — oder im weiteren Sinne die öffentliche Hand — betätigt sich darüber hinaus noch als der größte Kapitalist, den es je in Deutschland gegeben hat. Allein das Geldvermögen zeigt geradezu phantastische Summen. Im Zentralbanksystem sind die öffentlichen Bankeinlagen höher als die privaten. Sie dürften sich zur Zeit auf etwa 5 Milliarden DM belaufen. Dabei sind nicht die Beträge eingerechnet, die man heute als Juliusturm zu bezeichnen pflegt.

    (Abg. Stücklen: Den gibt es ja gar nicht!)

    — Lassen Sie sich von Ihrem Herrn Finanzminister erläutern, wieviel davon heute noch übrig ist!

    (Abg. Stücklen: Er hat mir glaubhaft versichert, es gibt ihn nicht mehr!)

    — Er hat es Ihnen versichert? Vielleicht kann er diese Versicherung hier vor dem Plenum wiederholen!
    Das Vermögen der öffentlichen Hand vergrößert sich ständig, und zwar in einem solchen Tempo, daß auch der Anteil der Neuinvestitionen der öffentlichen Hand den der privaten heute schon überstiegen hat. Die Einnahmen der Gebietskörperschaften, die 1950 noch etwa 27 Milliarden DM betragen haben, dürften 1956 auf über 60 Milliarden DM angestiegen sein. Diese Mittel kommen zum allergrößten Teil aus Steuergeldern. Die Gefahr des totalen Staates, der alle Wirtschaftsmacht in seiner Hand vereinigt, wird also von Jahr zu Jahr bedrohlicher. Ein Teilgebiet, auf dem die Freiheit der Bürger in besonderem Maße bedroht wird, soll durch dieses Gesetz, das zu begründen ich die Ehre habe, erfaßt werden: die wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand.
    In den Zeiten des Absolutismus und des autoritären Staates nahm man an einer solchen Betätigung keinen Anstoß; sie gehörte zu diesen Systemen. In einer demokratischen Republik dagegen kann man dem Staat nicht das Recht zugestehen,
    in einem Wettbewerb, der zwangsläufig immer mehr oder weniger ungleich sein muß, seinen Bürgern, die ihm Steuern erbringen, Konkurrenz zu machen. Die meisten solchen wirtschaftlichen Unternehmungen sind in den Kriegszeiten entstanden. Sie hatten in diesen Notzeiten eine gewisse Berechtigung. Aber während z. B. in den Vereinigten Staaten solche im Kriege geschaffenen öffentlichen Unternehmungen sehr schnell wieder stillgelegt wurden, haben sie sich bei uns nicht nur erhalten, sondern sind ständig erweitert und vergrößert worden.
    Der Bund ist heute d e r Großunternehmer in Deutschland. Gegen seine Wirtschaftsmacht müssen selbst die größten auf privatwirtschaftlicher Basis geführten Unternehmen zurücktreten. Er betätigt sich auf den verschiedensten Gebieten der Wirtschaft. Die öffentliche Hand ist z. B. an der Produktion der Steinkohle mit rund 20 % beteiligt. Sie beeinflußt mittelbar mehr als 90 % der Braunkohlenförderung. Die Pechkohlenförderung ist fast zu 100 % verstaatlicht. 69 % der Aluminiumerzeugung entfallen auf Betriebe der öffentlichen Hand. Bei der Eisenerzförderung sind es 55 %. Auch an der Blei- und Zinnproduktion, an der Kupfer- und Rohstahlerzeugung, an der Erdölgewinnung und dem Rohölversand — man höre! — sowie am Schiffsbau ist die öffentliche Hand beteiligt. Ihr Anteil an der Pkw-Produktion beträgt mehr als 40 %. Selbst an Hotels ist der Bund beteiligt. Früher erstreckten sich seine Beteiligungen sogar auf Strumpffabriken.
    Das sind nur einige Beispiele. Eine vollständige Aufzählung würde den Rahmen dieser Begründung sprengen. Sie ist mir leider auch nicht möglich, da eine wirklich umfassende und übersichtliche Darstellung aller Beteiligungen des Bundes an wirtschaftlichen Unternehmungen mit Erläuterung der Verschachtelungen trotz mehrfacher Aufforderung dem Bundestag von der Bundesregierung noch nicht vorgelegt werden konnte.
    Zu dieser Betätigung des Bundes kommt noch hinzu die gleichartige Betätigung der übrigen Hoheitsträger, insbesondere der Länder und Gemeinden. Hierüber liegen vorläufig überhaupt noch keine Unterlagen vor.
    Dabei zeigt sich leider keine rückläufige Tendenz. Es werden vielmehr noch immer neue Unternehmungen in den Besitz der öffentlichen Hand überführt. So habe ich hier eine Meldung, daß das Land Niedersachsen erst in allerletzter Zeit — ich glaube, im November vergangenen Jahres — den letzten privaten Anteil an der Deutschen Asphalt AG. der Limmer und Vorhuter Grubenfelder in Hannover erworben hat. In einer anderen Meldung heißt es, daß die Nachfolgegesellschaft der früheren Reichswerke in Salzgitter — ich weiß den Namen nicht — sich nunmehr eine eigene Eisenhandelsgesellschaft erheblicher Größe zugelegt hat. Man ist sehr vorsichtig und wählt nicht den Weg einer Neugründung dieser Eisenhandelsgesellschaft, sondern hat vorsorglich alle diese kleineren Unternehmungen und kleineren Abteilungen aus der Zeit des Dritten Reichs stillgelegt, aber nicht abgeschafft. Nun braucht man nur den Mantel eines solchen Unternehmens hervorzuziehen und kann damit wieder eine große Eisenhandelsgesellschaft aufmachen und der privaten Wirtschaft auch auf diesem Gebiet wieder Konkurrenz bereiten. Sie sehen: der Umfang wird nicht verringert, sondern er steigert sich von Jahr zu Jahr.


    (Dr. Atzenroth)

    Wenn man sich Gedanken über den Umfang dieser wirtschaftlichen Betätigung machen will, so ist man leider auf Schätzungen angewiesen. Ein Betrag von 5000 Millionen DM dürfte wahrscheinlich den Verkehrswert noch nicht erreichen.
    Die Verwaltung dieser gewaltigen Wirtschaftsmacht vollzieht sich im Halbdunkel. Die Unternehmungen werden zum Teil in der Form der Aktiengesellschaft betrieben und unterliegen insoweit wenigstens den nicht gerade sehr ausführlichen Vorschriften des Aktienrechts. Ein anderer Teil aber wird als GmbH geführt und entzieht sich damit jeder öffentlichen Kontrolle. Darüber hinaus sorgen Verschachtelungen und gegenseitige Kreditgewährungen dafür, daß der Bürger oder auch der Abgeordnete nicht zuviel Einblick in die Finanzgebarung erhalten kann.
    Selbst der Bundesrechnungshof hat vor einiger Zeit in einer Denkschrift die personellen Verbindungen kritisiert, die sich aus der Besetzung zahlreicher Aufsichtsratsposten durch Vertreter der öffentlichen Hand, insbesondere durch höhere Beamte von Ministerien, ergeben. Einer Mitteilung des Deutschen Industrieinstituts entnehme ich folgende Zahlen, die sich leider nur auf die ausweispflichtigen Aktiengesellschaften im Besitze des Bundes beziehen können. Die richtigen Zahlen liegen also vermutlich höher. In diesen Gesellschaften bestanden 1440 Aussichtsratssitze, die von nur 953 Personen besetzt waren, und zwar von 383 aktiven und ehemaligen Beamten sowie gesetzlichen Vertretern öffentlicher Unternehmungen, von 375 Gewerkschaftsfunktionären und Belegschaftsmitgliedern und nur von 195 sonstigen Personen.
    Man sollte nun annehmen, daß dieses gewaltige Wirtschaftsvermögen seinen Besitzern, dem Bund oder den Ländern, d. h. dem deutschen Steuerzahler, eine entsprechende Rendite einbringen würde. Das ist aber nicht der Fall. In den ersten Jahren nach der Währungsreform berief man sich auf die Kriegsschäden, die zunächst beseitigt werden müßten. Deren Beseitigung habe in einer Übergangszeit die Ausschüttung einer Dividende verhindert. In der privaten Wirtschaft, die ja nicht weniger Kriegsschäden erlitten hat, ist diese Übergangszeit längst vorüber. Die Unternehmungen des Bundes aber bringen laut Ausweis des Haushaltsplans sowohl von 1956 als auch von 1957 in ihrer Gesamtheit nur rund 31 Millionen DM, also etwas mehr als 1/2 %.
    Dabei ist es interessant, einmal die Antwort auf die von mir gestellte Kleine Anfrage betreffend die Industrieverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung in Bad Godesberg in der Drucksache 3014 zu lesen. Es handelt sich hier um eine GmbH im Besitz des Bundes, die eine Reihe von Bundesunternehmungen verwaltet. In der Antwort auf meine Anfrage heißt es zu 1:
    Eine Dividende hat die IVG an den Bund bisher nicht gezahlt.
    Bedenken Sie, meine Herren: in der ganzen langen Zeit seit 1949 — Antwort erteilt am 11. Dezember 1956 — ist diese Verwaltungsgesellschaft, die so große Unternehmungen wie Kieler Howaldtswerke, Generatorkraft AG und noch eine ganze Reihe anderer wie Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH. beaufsichtigt, nicht in der Lage gewesen, dem Bund auch nur einen Pfennig Dividende zu erbringen. Bei einem Privatunternehmen würde man einen so schlechten Wirtschaftserfolg zum Gegenstand eingehender Untersuchungen machen und sich die Frage vorlegen, ob es noch sinnvoll sei, solche Unternehmungen weiterzuführen. Bei Unternehmungen der öffentlichen Hand braucht man dazu Jahre, siehe den Fall Sontra, in dem man mindestens fünf Jahre hindurch das Fünffache des Umsatzes des Unternehmens an Subventionen gezahlt hat, teilweise vom Bund, teilweise vom Land Hessen. Zwei Millionen Umsatz, zehn Millionen Zuschuß!
    Diese Tatsache, daß die öffentliche Hand ein so großes, im wesentlichen unrentables Wirtschaftsvermögen angesammelt hat und daß sie, statt es langsam abzubauen, bestrebt ist, es noch zu erweitern, hat in der Öffentlichkeit große Erregung hervorgerufen. Der Bürger sieht sich in seiner Freiheit bedroht. Der Herr Bundesfinanzminister hat diesen Druck der öffentlichen Meinung auch erkannt und den Versuch gemacht, einige der erwähnten Unternehmungen in privaten Besitz zu überführen. Bei einigen kleineren Betrieben ist ihm dies gelungen. In allen anderen Fällen aber ist der falsche Weg beschritten worden, und die Versuche sind naturgemäß fehlgeschlagen.
    Der vorliegende Gesetzentwurf will nun die Betätigung der öffentlichen Hand grundsätzlich regeln. Er stellt als Grundsatz auf, daß sich die öffentliche Hand an Erwerbsunternehmen nicht beteiligen soll, legt aber in seinem Ersten Teil die Voraussetzungen fest, unter denen eine solche Betätigung ausnahmsweise zugelassen werden kann. Die letzte Entscheidung über die Feststellung eines solchen Ausnahmetatbestandes legt er in die Hand der zuständigen Parlamente, Bundestag oder Länderparlamente. Alle diese Unternehmungen müssen aber im Blickfeld der Öffentlichkeit bleiben. Sie sollen daher den Publikationsvorschriften des Aktiengesetzes ohne Einschränkung unterliegen und keine steuerlichen oder sonstigen Vergünstigungen gegenüber den privaten Unternehmungen genießen.
    Es sind Einwendungen dagegen erhoben worden, daß auch die von den Gemeinden betriebenen Erwerbsunternehmungen durch dieses Gesetz erfaßt werden. Wir wollen dabei keineswegs grundsätzlich alle Versorgungsunternehmungen in privaten Besitz überführen und lassen deswegen ja im Einzelfall den zuständigen Parlamenten die letzte Entscheidung. Ein Teil der Bedenken wird aber sofort zerstreut werden, wenn wir endlich einmal zu einer ehrlichen Abgrenzung der sozialen Leistungen dieser Betriebe für die Allgemeinheit und den eigentlichen wirtschaftlichen Erfordernissen kommen. Wir wollen keinen dieser sogenannten Sozialtarife abbauen, aber wir fordern, daß diese Lasten deutlich kenntlich gemacht werden, so daß jedermann erkennen kann, was Sozialleistung für die Allgemeinheit und was Betriebsergebnis ist.
    Das gilt übrigens auch für Bundesbahn und Bundespost, die sonst aus diesem Gesetz ausgenommen sind. Wenn wir die Bundesbahn ausgenommen haben, so paßt das eigentlich nicht ganz in unsere Linie. Wir wollen aber auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Wir sind jedoch nicht der Meinung, daß es bei dem bisherigen Stand bleiben soll, sondern fordern zumindest die Überführung der Bundesbahn in die Form der Aktiengesellschaft, so daß man auch dort klar und deutlich erkennen kann: Was ist Betriebsergebnis und was sind soziale Leistungen? Die sozialen Leistungen sollen erhal-


    (Dr. Atzenroth)

    ten bleiben — ich bitte mich um Gottes Willen nicht mißzuverstehen —, aber es soll deutlich erkennbar sein: Was leistet ein solches Unternehmen für die Allgemeinheit und was leitet es aus seiner eigentlichen betrieblichen Aufgabe her?
    Die zur Zeit bestehenden Gesellschaften sollen im Prinzip in privaten Besitz überführt werden. Dabei sind wir von folgenden Leitsätzen ausgegangen: 1. Das öffentliche Vermögen darf nicht verschleudert werden; die Veräußerung muß vielmehr den höchstmöglichen Ertrag für den Steuerzahler erbringen. 2. Jeder Deutsche soll die Möglichkeit haben, sich an dem Erwerb solcher Vermögensanteile zu beteiligen. Die Überführung im ganzen an einige Großunternehmen ist ausgeschlossen. 3. Die Veräußerung darf keinen nachteiligen Einfluß auf die Unternehmungen selbst haben. Der Wirtschaftsablauf darf nicht gestört werden. 4. Die Angestellten und Arbeiter solcher Unternehmungen sollen von dem Übergang der Anteilsrechte überhaupt nicht betroffen werden, für sie soll sich an ihrem Arbeitsplatz und an ihren erworbenen Rechten nichts ändern.
    Es ist notwendig, diese Dinge herauszustellen, weil in dieser Hinsicht gegen unsere Absichten immer Vorwürfe erhoben worden sind, die unsere Gedanken voll und ganz verkennen. Aus diesen Gründen muß in Kauf genommen werden, daß sich der Übergang aus der öffentlichen in die private Hand langsam vollzieht. Unsere Bemühungen gehen dahin, zu vermeiden, daß Erschütterungen oder Unruhe in diese Wirtschaftszweige gebracht werden.
    Die ursprüngliche Absicht, die somit freiwerdenden Mittel zur Abtragung der Schulden zu verwenden, die der Bund aus der Konkursmasse des Dritten Reichs übernommen hat, mußte leider fallengelassen werden, da die Regelung, die die Bundesregierung im Kriegsfolgenschlußgesetz vorgesehen hat, dem entgegensteht. Ich bedaure das sehr. Der Gesetzentwurf sieht daher vor, daß die eingehenden Beträge ordnungsmäßig in den Haushalt der zuständigen Körperschaft überführt werden und damit den Steuerzahler entlasten. Diese Entlastung soll dann zu der so dringend notwendigen privaten Kapitalbildung führen. Kapital der Allgemeinheit soll aufgelöst und in privates Kapital überführt werden. Das ist der Hauptgedanke, der unserem Gesetzentwurf zugrunde liegt.
    Der Gesetzentwurf sieht auch eine Regelung für Regiebetriebe vor, die von dem gleichen Grundsatz ausgeht, daß sich die öffentliche Hand nur dort wirtschaftlich betätigen darf, wo es zwingend notwendig ist.
    In § 13 sind einige Ausnahmen vorgesehen, für die Bundesbahn und Bundespost. Davon sprach ich schon. Diesem Vorschlag lag die Erwägung zugrunde, daß die Auswirkung auf gewisse Wirtschaftsbereiche noch nicht genügend übersehbar ist und daß man die Verwirklichung dieses Gesetzes nicht dadurch gefährden solle, daß auch umstrittene Gebiete in die sonst klare Regelung mit einbezogen werden. Wenn sich aber die Notwendigkeit herausstellt, den Kreis weiter zu ziehen, so wäre dies schon bei der Ausschußberatung möglich.
    In § 12 ist zur Durchführung des Gesetzes ein Überprüfungsausschuß vorgesehen, in dem alle beteiligten Kreise vertreten sind. Dieser Ausschuß soll die Aufgabe haben, den Übergang von der öffentlichen zur privaten Wirtschaft so zu gestalten, daß sich keine für die deutsche Wirtschaft nachteiligen Folgen ergeben.
    Meine Damen und Herren, unser Gesetzentwurf entspricht einer Forderung, die schon in der Weimarer Zeit erhoben worden ist, die damals aber nicht durchgesetzt werden konnte. In der breiten deutschen Öffentlichkeit wird heute mehr denn je diese Forderung wiederholt: den Staat in die Schranken zurückzuweisen, die ihm durch seine eigentliche Aufgabe gesetzt sind, nämlich die Freiheit der Bürger im Rahmen der Gesetze zu gewährleisten.
    Ich bitte Sie daher, unseren Gesetzentwurf dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik — federführend — und vielleicht dem Haushaltsausschuß zur Mitberatung zu überweisen, und habe die eine Bitte — ich weiß, daß es eine Bitte ist, die sehr weit geht —, die Beratung dieses Gegenstandes in den Ausschüssen noch im Verlaufe dieser Sitzungsperiode durchzuführen.

    (Beifall rechts.)