Rede von
Willy Max
Rademacher
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe meine Unterschrift unter diesen Antrag mit einigen Bedenken gesetzt, weil ich mir klar darüber bin, wie groß die politischen und auch die praktischen Schwierigkeiten sind, diesen Antrag durchzusetzen. Aber ich glaube trotzdem, es ist gut, daß unser selbstverständliches Anliegen einer direkten Verbindung der Lufthansa zu Berlin einmal über die natürlichen und auch über die unnatürlichen Grenzen unseres Landes hinaus gehört werde. Wir sind sicherlich sehr erfreut darüber, daß die Lufthansa, unabhängig von dem notwendigen Ausbau ihres Apparats, vorsorgend die notwendigen Vorbereitungen getroffen hat, und zweifelsohne wird es ja zunächst einmal notwendig sein, alle vier Kontrollratsmächte zu einer Zustimmung für das direkte Anfliegen der Lufthansa zu gewinnen.
Allerdings glaube ich, daß dann gleichzeitig auch die Anträge derjenigen Gesellschaften kommen werden, die bisher ebenfalls von diesem Flug noch ausgeschlossen sind, — das sind ja in erster Linie die KLM, Sabena, Swiss Air und auch die in letzter Zeit so viel genannte SAS.
Meine Damen und Herren! In diesem Zusammenhang taucht aber noch ein weiteres Problem auf, wenn wir uns in den beteiligten Ausschüssen mit diesem Antrag befassen. Zweifelsohne wird ja auch eines Tages — wahrscheinlich schon sehr schnell — notwendig die Frage untersucht werden müssen: Ist es möglich, in irgendeiner Form auch eine direkte Verbindung der Lufthansa zu den sogenannten Ostblockstaaten herzustellen? Ich glaube richtig unterrichtet zu sein, daß beispielsweise die Tschechoslowakei sehr viel Wert darauf legen würde, mit ,der Deutschen Bundesrepublik in Verhandlungen über ein Anfliegen von Prag zu treten. Die Frage an den Herrn Bundesverkehrsminister ist, ob es denkbar ist, beispielsweise in unseren Nahost-Verkehr eine solche Planung einzubeziehen.
Meine Damen und Herren! Sicherlich wird dieser Bundestag, wenn es gelingen sollte, die Lufthansa für den Verkehr nach West-Berlin einzuspannen, die notwendigen Mittel hierfür zur Verfügung stellen, weil es eben mehr als eine materielle und eine wirtschaftliche Frage ist, weil es eine, ich möchte sagen, nationale Frage ist, daß unsere eigene Flagge nun auch West-Berlin-Tempelhof anfliegen darf. Aber ich glaube, Herr Bundesminister, man kann es nicht ausschließlich darauf abstellen, daß nur Verhandlungen zu einem Ziele führen, die direkt mit der DDR geführt werden müßten. Diese stehen ja außerhalb jeder Diskussion aus den bekannten politischen Gründen. Aber ich glaube, wenn wir die Zustimmung der Kontrollratsmächte haben, daß es dann durchaus möglich ist, über die Lufthansa die weiteren Verhandlungen zu führen. Denn es wird wahrscheinlich — ich darf das hier einmal offen aussprechen, man muß die Schwierigkeiten von vornherein deutlich übersehen — die UdSSR als eine der Mächte, von denen die Genehmigung abhängig ist, die Bedingung stellen, daß eine Vereinbarung mit der öst-
lichen Lufthansa über ein bilaterales Abkommen zustande kommt, unsere eigene Lufthansa zu veranlassen, daß sie gleichzeitig Schönefeld anfliegt, während umgekehrt etwa eine gleiche Forderung gestellt werden würde.
Meine Damen und Herren! Ich möchte nur im Namen meiner Freunde die Schwierigkeiten aufzeigen, die hier entstehen können und sicherlich entstehen werden. Aber ich glaube, wo ein Wille ist, da ist ein Weg, und wir sollten dafür dankbar sein, daß die Lufthansa, wie es hier schon zum Ausdruck gebracht wurde, sich die nötigen Gedanken gemacht hat über eine hoffentlich nicht allzu ferne Zukunft, in der auch unsere deutsche Flagge den Flughafen Tempelhof anfliegt.