Rede:
ID0214903500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Dr.: 1
    7. Elbrächter.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 8. Juni 1956 7893 14 9. Sitzung Bonn, Freitag, den 8. Juni 1956. Anträge auf Ergänzung der Tagesordnung: Kalbitzer (SPD) 7894 D Dr. Serres (CDU/CSU) 7895 C Margulies (FDP) 7896 A Vizepräsident Dr. Schmid . . . . 7896 A, C Nächste Fragestunde 7925 C Mitteilung über ein Schreiben des Vorsitzenden des Ausschusses für kommunale und regionale Angelegenheiten der Beratenden Versammlung des Europarates betr. Dank für die Unterstützung der Arbeit des Ausschusses durch den Bundestag . . 7896 C Beratung des Mündlichen Berichts des Vermittlungsausschusses zu dem Zweiten Wohnungsbaugesetz (Wohnungsbau- und Familienheimgesetz) (Drucksachen 2445, 5, 601, 722, 2270, zu 2270, 2279 [neu], 2353, 2392) 7896 D Hoogen (CDU/CSU), Berichterstatter 7896 D Jacobi (SPD) (zur Abstimmung) . 7897 D Beschlußfassung 7898 A Beratung des Mündlichen Berichts des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz über die vorläufige Fortgeltung der Inanspruchnahme von Gegenständen für Zwecke der ausländischen Streitkräfte und ihrer Mitglieder (Drucksachen 2444, 2268, 2305, 2365, 2386) 7898 A Siemsen, Minister für Bundesangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen, Berichterstatter . . . . 7898 B Dr. Schröder, Bundesminister des Innern 7898 D Schmitt (Vockenhausen) (SPD) . . 7899 C Dr. Bucher (FDP) 7899 D Beschlußfassung 7899 D Beratung der Übersicht 17 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages betreffend Petitionen nach dem Stand vom 30. Mai 1956 (Drucksache 2389) 7900 B Beschlußfassung 7900 B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung über den Antrag der Abg. Frau Dr. Jochmus, Frau Strobel, Frau Dr. Dr. h. c. Lüders u. Gen. betr Lebensmittelrecht (Drucksachen 2373, 2127) 7900 A Huth (CDU/CSU), Berichterstatter . 7900 C Vizepräsident Dr. Schmid 7900 D Dr. Schröder, Bundesminister des Innern 7900 D, 7905 B Frau Dr. Jochmus (CDU/CSU) . . . 7901 C Frau Strobel (SPD) 7902 D Dr. Elbrächter (DP) 7906 B Frau Dr. Ilk (FDP) 7908 B Beschlußfassung 7909 C Erste Beratung des von der Fraktion der DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Mieterschutzgesetzes in bezug auf landwirtschaftliche Werkwohnungen (Drucksache 2286 [neu]) 7909 C Eickhoff (DP), Antragsteller . . . 7909 D Frehsee (SPD) 7910 C Dr. Brönner (CDU/CSU) 7911 D Kunz (GB/BHE) 7912 B Dr. Bucher (FDP) 7912 D Körner (DA) 7913 A Frage der Zulässigkeit eines Antrags auf Übergang zur Tagesordnung in der ersten Beratung eines Gesetzentwurfs: Vizepräsident Dr. Schneider . . . . 7913 C Abstimmung über den Antrag auf Über- gang zur Tagesordnung 7914 B Ausschußüberweisungen 7914 A Erste Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuchs (Drucksache 2310) 7914 B Dr. Bucher (FDP), Antragsteller . 7914 B Neumayer, Bundesminister der Justiz 7916 A Platner (CDU/CSU) 7916 B Wittrock (SPD) 7917 C Dr. Elbrächter (DP) 7919 B Überweisung an den Rechtsausschuß . . 7919 C Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen (Drucksache 169); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (Drucksache 2322) . . . 7919 D Rehs (SPD) : als Berichterstatter 7919 D Schriftlicher Bericht 7925 D Beschlußfassung 7920 B Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes (Drucksache 2329) . 7920 C Ausschußüberweisungen 7920 C Erste Beratung des Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Wertpapierbereinigungsgesetzes (Drucksache 2378) 7920 C Überweisung an den Ausschuß für Geld und Kredit 7920 D Erste Beratung des von der Fraktion der DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Steuersäumnisgesetzes (Drucksache 2347) 7920 D Überweisung an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 7920 D Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Umsatzsteuersystem (Drucksache 2234) in Verbindung mit der Ersten Beratung des Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksache 2379) und mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksache 2419) 7920 D Kurlbaum (SPD), Antragsteller 7921 A, 7923 B Dr. Eckhardt (CDU/CSU) 7922 C Ausschußüberweisungen . . . . 7922 B, 7924 B Beratung des Berichts des Bundesrechnungshofes über die Prüfung der Bilanzen und des Geschäftsbetriebs der Verwertungsstelle der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein für die Geschäftsjahre 1952/53 und 1953/54 (Drucksache 2350) 7924 B Überweisung an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 7924 B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für den Lastenausgleich über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Verwendung der für den Wohnungsbau bestimmten Lastenausgleichsmittel (Drucksachen 2358, 2082) 7924 C Zühlke (SPD) : als Berichterstatter 7924 C Schriftlicher Bericht 7930 B Beschlußfassung 7924 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen auf Zustimmung des Bundestages zum Verkauf eines reichseigenen Grundstücks der kriegszerstörten ehemaligen Marinekaserne in Kiel, Annenstraße (Drucksache 2396) 7924 D Überweisung an den Haushaltsausschuß 7924 D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung der reichseigenen Grundstücke in Northeim, a) ehem. Lagerhaus, b) ehem. Einfamilien-Wohnhaus, an die Firma Linnhoff, Maschinenfabrik, Berlin (Drucksachen 2430, 1802) 7924 D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des bundeseigenen Grundstücks Lgb. Nr. 5311/7 — Kehler Straße 27/31 — in Rastatt an die Stierlen-Werke AG in Rastatt (Baden) (Drucksachen 2431, 2289) 7924 D Beschlußfassung • 7925 C Nächste Sitzung 7925 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 7925 A Anlage 2: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht über den Entwurf eines Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen (Drucksache 2322) 7925 D Anlage 3: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für den Lastenausgleich über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Verwendung der für den Wohnungsbau bestimmten Lastenausgleichsmittel (Zu Drucksache 2358) 7930 B Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschl. Dr. Arndt 8. 6. Dr. Atzenroth 16. 6. Dr. Bartram 8. 6. Dr. Becker (Hersfeld) 8. 6. Fürst von Bismarck 8. 6. Blachstein 30. 6. Böhm (Düsseldorf) 9. 6. Brandt (Berlin) 9. 6. Brockmann (Rinkerode) 8. 6. Dr. Brühler 16. 6. Dr. Dittrich 30. 6. Eckstein 8. 6. Engelbrecht-Greve 8. 6. FeLdmann 30. 6. Feller 8. 6. Gräfin Finckenstein 8. 6. Gedat 30. 6. Frau Geisendörfer 9. 6. Giencke 8. 6. Dr. Gille 16. 6. Dr. Gleissner (München) 8. 6. Grantze 8. 6. Frau Heise 5. 7. Dr. Hellwig 16. 6. Hepp 9. 6. Dr. Jaeger 9. 6. Kahn 8. 6. Frau Kalinke 8. 6. Kiesinger 8. 6. Frau Kipp-Kaule 9. 6. Dr. Köhler 16. 6. Dr. Königswarter 8. 6. Frau Korspeter 9. 6. Kraft 16. 6. Kriedemann 8. 6. Lemmer 8. 6. Leibfried 8. 6. Lulay 30. 6. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 8. 6. Meitmann 15. 7. Mensing 8. 6. Metzger 9. 6. Dr. Mocker 8. 6. Moll 23. 6. Morgenthaler 8. 6. Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 30. 6. Neuburger 8. 6. Neumann 9. 6. Peters 15. 7. Dr. Pferdmenges 9. 6. Dr. Rinke 15. 6. Runge 16. 6. Dr. Schild (Düsseldorf) 8. 6. Dr. Schöne 8. 6. Schrader 8. 6. Dr. Seffrin 30. 6. Seither 8. 6. Siebel 9. 6. Spörl 8. 6. Dr. Stammberger 16. 6. Dr. Starke 31. 7. Stauch 27. 6. Struve 8. 6. Unertl 8. 6. Dr. Weber (Koblenz) 8. 6. Dr. Will 8. 6. Winkelheide 8. 6. Frau Wolff (Berlin) 10. 6. Anlage 2 Drucksache 2322 (Vgl. S. 7919 D) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (16. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen (Drucksache 169). Berichterstatter: Abgeordneter Rehs (Rehs) I. Nach Art. 104 Abs. 2 GG hat über die Zulässigkeit und Fortdauer einer Freiheitsentziehung nur der Richter zu entscheiden. Bei jeder nicht auf richterlicher Anordnung beruhenden Freiheitsentziehung ist unverzüglich eine richterliche Entscheidung herbeizuführen. Die Polizei darf aus eigener Machtvollkommenheit niemanden länger als bis zum Ende des Tages nach dem Ergreifen in eigenem Gewahrsam halten. Das Nähere ist gesetzlich zu regeln. Zur Ausführung dieser Bestimmung hat die Bundesregierung dem Bundestag den Entwurf eines Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen — Drucksache 169 — vorgelegt. Der Entwurf ist in der 10. Sitzung des Bundestages am 21. Januar 1954 in erster Lesung behandelt und an den Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht als federführenden und den Ausschuß für Gesundheitswesen als mitberatenden Ausschuß überwiesen worden. II. 1. Der Entwurf der Bundesregierung behandelt nur das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen, läßt aber das materielle Recht grundsätzlich unberührt. Er geht davon aus, daß das materielle Recht im Rahmen des Art. 104 Abs. 1 GG weitergilt, gleichgültig, ob es sich dabei um Bundesrecht oder um Landesrecht handelt. 2. Der Entwurf geht ferner davon aus, daß sich Art. 104 GG nur auf Freiheitsentziehungen durch die öffentliche Gewalt bezieht. Folgerichtig bezieht auch der Entwurf sich weder auf die materiellrechtlichen noch auf die verfahrensrechtlichen Voraussetzungen einer nicht durch die öffentliche Gewalt vorgenommenen Freiheitsentziehung durch Unterbringung in einer Anstalt. 3. In diesen Grenzen behandelt der Entwurf das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen in Fällen, in denen nicht bereits eine bundesrechtliche Regelung des gerichtlichen Verfahrens besteht. Es sei insoweit auf die Begründung zu § 2 Abs. 2 des Regierungsentwurfs verwiesen. Für alle diese Fälle will der Entwurf ohne Rücksicht darauf, ob das materielle Recht Bundes- oder Landesrecht ist oder ob bereits eine landesrechtliche Regelung des gerichtlichen Verfahrens besteht, das gerichtliche Verfahren bundeseinheitlich regeln. III. Diese Grundsätze des Regierungsentwurfs waren im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens Gegenstand lebhafter Erörterungen. Sie wurden insbesondere dadurch ausgelöst, daß nach dem Entwurf die Regelung des gerichtlichen Verfahrens auch für die Unterbringung von Geisteskranken, Rauschgift- und Alkoholsüchtigen maßgebend sein sollte. 1. Über die Unterbringung von Geisteskranken, Rauschgift- und Alkoholsüchtigen haben bereits mehrere Länder Gesetze erlassen, in denen sowohl die materiellrechtlichen als auch die verfahrensrechtlichen Voraussetzungen der Unterbringung geregelt worden sind. Der Bundesrat ist der Auffassung, daß diese Landesgesetze sich bewährt haben und daß daher kein Bedürfnis bestehe, das gerichtliche Verfahren zur Unterbringung dieser kranken Personen bundeseinheitlich zu regeln. Der. Bundesrat hält eine solche Regelung auch nicht zur Wahrung der Rechtseinheit für erforderlich und meint, die materiellrechtlichen und verfahrensrechtlichen Vorschriften, die für die Unterbringung dieses Personenkreises maßgebend sind, griffen so eng ineinander, daß eine Regelung des materiellen Rechts durch die Länder und des Verfahrensrechts durch den Bund zu Verwirrung führen würde. Schließlich hat der Bundesrat die insbesondere in ärztlichen Kreisen hervorgehobenen Bedenken gegen den Entwurf aufgegriffen, wegen der Auswirkung auf psychisch Kranke sei es nicht tragbar, ihre Unterbringung derselben verfahrensrechtlichen Regelung zu unterwerfen wie die Unterbringung der sonstigen vom Gesetz zu erfassenden Personen mit teilweise asozialem oder kriminellem Verhalten. Aus diesen Erwägungen heraus hat der Bundesrat vorgeschlagen, die verfahrensrechtliche Regelung der Unterbringung von Geisteskranken, Rauschgift- und Alkoholsüchtigen aus dem Gesetz herauszunehmen. 2. Der mitberatende Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens hatte zunächst den Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht gebeten, die für die weitere Erörterung des Entwurfs wichtige Vorfrage zu beantworten, ob Art. 104 GG und demgemäß auch der Regierungsentwurf eines Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen nur die Freiheitsentziehung durch die öffentliche Gewalt umfasse. Nachdem der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht in seiner 23. Sitzung am 7. September 1954 diese Frage bejaht hatte, hat der Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens in der 18. Sitzung am 19. Januar 1955 das Ergebnis seiner Beratung des Entwurfs in folgender Empfehlung an den Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht zusammengefaßt: 1. Der Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens geht entsprechend dem Beschluß des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht vom 7. September 1954 davon aus, daß Art. 104 GG sich nur auf Freiheitsentziehungen durch die öffentliche Gewalt bezieht und daß daher das Gesetz über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen auch nur die Fälle der Freiheitsentziehung durch die öffentliche Gewalt umfaßt. 2. Der Ausschuß geht weiter davon aus, daß unter „Unterbringung durch die öffentliche Gewalt" nur die durch die Polizei erfolgte Einweisung verstanden wird. Sollte der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht im Laufe seiner Verhandlungen zu einer anderen Auslegung kommen, so könnte der Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens seine Beratungen noch nicht für abgeschlossen halten. 3. Über diesen Rahmen des Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen hinaus hält es der Ausschuß für erforderlich, im Interesse eines größtmöglichen Schutzes der psychisch Kranken möglichst beschleunigt auch die Fälle bundeseinheitlich zu regeln, in denen die Aufnahme der psychisch Kranken in abgeschlossenen Anstalten oder abgeschlossenen Abteilungen nicht durch die öffentliche Gewalt, sondern auf andere Weise erfolgt. Hierhin gehören insbesondere die Fälle, in denen ein psychisch Kranker sich freiwillig zur Behandlung in eine abgeschlossene Heilanstalt begibt oder durch seinen gesetzlichen Vertreter oder eine sonstige fürsorgeberechtigte Person zur Be- (Rehs) handlung in eine solche Anstalt gegeben wird; ferner die Fälle, in denen jemand, der sich mit seinem Einverständnis oder mit seinem vermuteten Einverständnis in ärztlicher Behandlung befindet, zur psychiatrischen Behandlung in eine abgeschlossene Anstalt oder Abteilung gebracht werden muß, ohne daß sein oder seines Vertretungsberechtigten Einverständnis herbeigeführt werden kann. Auch nach Erlaß des Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen dürften in diesen Fällen rechtliche Zweifel für die Kranken und Ärzte über die Voraussetzungen der Aufnahme bestehen, die in materiellrechtlicher und verfahrensrechtlicher Beziehung durch ein besonderes Bundesgesetz klargestellt werden müssen. 4. Wenn auch dieses Gesetz nur für einen beschränkten Teil psychisch Kranker wirksam wird, so weist der Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens doch auf folgendes hin: Der § 4 des Entwurfs befaßt sich mit dem Anwaltszwang, die §§ 14 und 15 befassen sich mit Fristen. Diese Vorschriften sollten mit Rücksicht auf den Zustand psychisch Kranker einer Überprüfung unterzogen werden. IV. 1. Der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht ist nach eingehender Erörterung der mit der Freiheitsentziehung im Sinne des Art. 104 GG zusammenhängenden Fragen, insbesondere des Problems der Unterbringung von psychisch Kranken in Heil- und Pflegeanstalten, zu der Auffassung gelangt, daß es geboten sei, diesen Personenkreis aus dem Gesetz über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen herauszunehmen. Er hat sich hierbei den Bedenken nicht verschließen können, die aus ärztlichen Kreisen gegen eine gemeinsame Regelung des gerichtlichen Verfahrens bei Unterbringung psychisch Kranker und sonstiger Personen erhoben worden sind. Weiterhin ist für seinen Beschluß die Erwägung maßgebend, daß es zweckmäßig sei, das einschlägige materielle Recht und das Verfahrensrecht in einem einheitlichen Bundesgesetz zu regeln. Schließlich erscheint es dem Ausschuß angebracht, nicht nur die Unterbringung von psychisch Kranken durch die öffentliche Gewalt, sondern auch die von dem bisherigen Gesetzentwurf nicht erfaßten Fälle in dasselbe Bundesgesetz einzubeziehen und zu regeln, unter welchen Voraussetzungen ein psychisch Kranker aus anderen Gründen, z. B. auf Veranlassung seiner Angehörigen, in eine Heil- und Pflegeanstalt aufgenommen werden soll oder wann ein Kranker, der zunächst freiwillig die Anstalt aufgesucht hat, gegen seinen Willen in der Anstalt zurückgehalten werden darf. Auf Nr. 3 der obigen Entschließung des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens wird insoweit verwiesen. Das Bedürfnis für eine bundeseinheitliche Regelung all dieser Fragen in materiell- und verfahrensrechtlicher Hinsicht hat der Ausschuß bejaht. Diese Regelung, die in einem Gesetz über psychisch Kranke („Irrenfürsorgegesetz") getroffen werden sollte, zu dem bereits vorbereitende Arbeiten im Bundesministerium des Innern vorhanden sind, wird sich auf die verschiedensten Rechtsgebiete auswirken. Sie wird in materiellrechtlicher Hinsicht nicht nur das Recht der öffentlichen Fürsorge (Art. 74 Nr. 7 GG) betreffen, sondern auch in das geltende bürgerliche Recht (Art. 74 Nr. 1 GG) eingreifen müssen. Ein solcher umfassender Rechtsschutz der psychisch Kranken wird sich nach allem nur auf Bundesebene wirksam regeln lassen. Die bundeseinheitliche Regelung dürfte auch einem dringenden Wunsch der deutschen Ärzteschaft entsprechen. Der Ausschuß würde es daher begrüßen, wenn die Bundesregierung diesen Erwägungen Rechnung tragen und dem Bundestag mit möglichster Beschleunigung den Entwurf eines entsprechenden Fürsorgegesetzes für Geisteskranke vorlegen würde. 2. Nimmt man die verfahrensrechtliche Regelung für Geisteskranke, Rauschgift- und Alkoholsüchtige, bei denen das materielle Unterbringungsrecht landesrechtlich geregelt ist, aus dem Entwurf heraus, so würde der Entwurf nur noch für die Freiheitsentziehungen auf Grund materiellen Bundesrechts und für die in § 16 des Regierungsentwurfs behandelte Ersatzzwangshaft Bedeutung haben. Bei letzterer Vorschrift handelt es sich lediglich um landesrechtlich geregelte Fälle der Ersatzzwangshaft. Es erscheint angebracht, auch diese Art von Freiheitsentziehungen, die ohnehin nur in wenigen Ländern möglich ist, aus dem Entwurf herauszunehmen. Sein Inhalt wird damit auf die verfahrensrechtliche Regelung der Fälle beschränkt, in denen das materielle Unterbringungsrecht bundesrechtlich geregelt ist. Dies sind die Freiheitsentziehungen auf Grund der Verordnung zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten, des Gesetzes zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten, des § 20 der Fürsorgepflichtverordnung und des § 7 der Ausländerpolizeiverordnung. Bis auf eine Teilregelung in einem Landesteil fehlt es in der Bundesrepublik in allen diesen Fällen noch an einer den Anforderungen des Art. 104 Abs. 2 GG entsprechenden Regelung des gerichtlichen Verfahrens, so daß das Bedürfnis besteht, diese in dem vorliegenden Gesetzentwurf nunmehr zu treffen. V. Auf Grund der vorstehenden grundsätzlichen Erwägungen hat der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht die aus der Anlage ersichtlichen Änderungen des Regierungsentwurfs beschlossen. Zur Erläuterung der Änderungen im einzelnen sei folgendes bemerkt: Zu § vor 1 Die Vorschrift regelt den Geltungsbereich des Gesetzes. Das Gesetz soll entsprechend dem zu III. Gesagten nur für solche Freiheitsentziehungen Verfahrensvorschriften geben, die materiellrechtlich auf Bundesrecht beruhen. Entsprechend dem § 2 Abs. 2 des Regierungsentwurfs soll das Gesetz aber nicht anwendbar sein, wenn bereits eine bundesrechtliche Regelung des gerichtlichen Verfahrens, wie z. B. für das Strafverfahren, besteht. Zu § 1 § 1 weist gegenüber dem Regierungsentwurf nur insofern eine Änderung auf, als bei der Aufzählung der Anstalten, in denen eine Freiheitsentziehung vorgenommen werden kann, die Heil- und Pflegeanstalten und Entziehungsanstalten für Rausch- (Rehs) gift- oder Alkoholsüchtige nicht mit aufgeführt sind. Die Änderung ist die Folge des Vorschlages, daß das Gesetz auf die Unterbringung von Geisteskranken, Rauschgift- und Alkoholsüchtigen nicht anwendbar sein soll. Zu § 2 Die Änderungen des § 2 sind durch die Einfügung des § vor 1 in den Entwurf notwendig geworden. Zu § 3 Abs. 1 ist gegenüber dem Regierungsentwurf nur insofern geändert, als die beiden ersten Sätze statt durch einen Punkt jetzt durch einen Strichpunkt getrennt sind. Dadurch wird klargestellt, daß die im letzten Satz des Absatzes gegebene Zuständigkeit nicht nur gegenüber der im Satz 2 des Regierungsentwurfs, sondern auch gegenüber der im Satz 1 geregelten Zuständigkeit den Vorrang hat. Abs. 3 des Regierungsentwurfs ist weggefallen. Angesichts des durch Herausnahme der psychisch Kranken aus dem Entwurf beschränkten Anwendungsbereichs des Gesetzes dürfte ein Bedürfnis für eine Abgabe der Sache an ein anderes Gericht nicht mehr gegeben sein. Zu § 4 § 4 bezieht sich lediglich auf Geisteskranke, Rauschgift- und Alkoholsüchtige. Er kann daher jetzt entfallen. Zu § 5 Im Abs. 2 Satz 1 ist der Teil des Satzes, der nur für Geisteskranke von Bedeutung war, gestrichen worden. Ferner ist — entsprechend der Streichung des § 4 — im Satz 2 an die Stelle der Beiordnung eines Rechtsanwalts die Bestellung eines Verfahrenspflegers getreten. Die Änderung des Satzes 3 des Abs. 3 entspricht einem Vorschlag des Bundesrates und dient der Vereinfachung und Beschleunigung des Verfahrens. Zu § 6 Die Streichung des § 6 ist eine Folge der Streichung des § 4 und der Änderung des § 5 Abs. 2 Satz 2. Zu § 7 Die neue Fassung des Abs. 2 entspricht mit geringfügigen redaktionellen Änderungen dem Vorschlage des Bundesrates, dem sich die Bundesregierung angeschlossen hatte. Der neue Satz 2 im Abs. 4 dient der Klarstellung, daß das Gericht, wenn es von der Bekanntmachung der Entscheidung an den Unterzubringenden absehen will, sich nicht mit einer internen Entschließung begnügen kann, sondern daß es einen förmlichen Beschluß fassen muß. Abs. 5 ist gestrichen worden. Da die Unterbringung von psychisch Kranken von dem Gesetz nicht mit umfaßt werden soll, erscheint die Beifügung einer Rechtsmittelbelehrung entbehrlich, die auch sonst im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit nicht üblich ist. Zu § 9 Um ein Nebeneinanderherlaufen von zwei Beschwerdeverfahren und damit eine Verzögerung des gesamten Unterbringungsverfahrens zu vermeiden, erscheint es angebracht, gegen den Beschluß, der die sofortige Wirksamkeit der Unterbringungsentscheidung anordnet, kein Rechtsmittel zuzulassen. Der im Regierungsentwurf vorgeschlagene Halbsatz 2 des Satzes 2, der die sofortige Beschwerde zuließ, soll gestrichen werden. Statt dessen wird durch die entsprechende Anwendung des § 24 Abs. 3 FGG die Möglichkeit vorgesehen, daß das Beschwerdegericht die Vollziehung der angefochtenen und durch besondere Anordnung des Amtsgerichts sofort wirksam gewordenen Unterbringungsentscheidung aussetzen kann. Durch diese Änderung wird auf einfachere Weise dasselbe Ziel erreicht werden können, dessen Erreichung sonst nur im Beschwerdeverfahren möglich gewesen wäre. Zu § 10 Abs. 2 des Regierungsentwurfs soll gestrichen werden. Daß das Gericht die Frist, vor deren Ablauf über die Fortdauer der Freiheitsentziehung entschieden werden soll, unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalles festzusetzen hat (Satz 1 des Regierungsentwurfs), versteht sich von selbst. Eine Frist von 2 Jahren, die bei voraussichtlich lange dauernder Geisteskrankheit vorgesehen war, entfällt, wenn die Unterbringung von Geisteskranken nicht im Gesetz geregelt wird. Die Bestimmung des Regierungsentwurfs, daß die Frist in der Regel nicht mehr als 1 Jahr betragen soll, ist in der Form in den Abs. 1 übernommen worden, daß eine Frist nur „bis zur Höchstdauer eines Jahres" bestimmt werden soll. Zu § 11 Abs. 2 Satz 2 des Regierungsentwurfs hat nur für psychisch Kranke Bedeutung und kann daher entfallen. Abs. 3 entspricht einem Vorschlag des Bundesrates, dem sich die Bundesregierung angeschlossen hat. Zu § 12 Die Vorschrift soll aus den vom Bundesrat in seinen Änderungsvorschlägen angegebenen Gründen gestrichen werden. Zu § 13 Im Gegensatz zur Regierungsvorlage soll nach Ansicht des Ausschusses in dem Verfahren, in dem über die Fortdauer einer Freiheitsentziehung entschieden wird, § 3 nicht entsprechend gelten. Das bedeutet, daß dasselbe Gericht, das über die — erste — Freiheitsentziehung entschieden hat, auch über die Fortdauer der Freiheitsentziehung zu entscheiden haben wird. Würde § 3 entsprechend gelten, dann hätte nach § 3 Abs. 1 Satz 2 über die Fortdauer stets das Gericht zu entscheiden, in dessen Bezirk die Anstalt liegt. Das würde zur Folge haben, daß in der Regel ein anderes Gericht als das Gericht, das die Freiheitsentziehung angeordnet hat, für die Entscheidung über die Fortdauer zuständig wäre. (Rehs) Im übrigen hält der Ausschuß es aus gesetzestechnischen Gründen für besser, den § 13 hinter den § 14 zu setzen. Damit kann § 14 Abs. 4 entf allen. Zu § 14 § 14 soll einmal insoweit geändert werden, als er die einstweilige Freiheitsentziehung ausdrücklich zwecks Vorbereitung eines Gutachtens über den Gesundheitszustand vorsieht. Bei Herausnahme der psychisch Kranken aus dem Gesetz dürfte ein Bedürfnis, aus diesem Grunde eine einstweilige Freiheitsentziehung anzuordnen, nicht mehr bestehen. Im übrigen erschien dem Ausschuß durch die im Regierungsentwurf vorgesehene Möglichkeit, auch „aus anderen Gründen" eine einstweilige Freiheitsentziehung anzuordnen, nicht hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht, unter welchen Voraussetzungen das Gericht eine einstweilig Freiheitsentziehung anordnen dürfe. Im Interesse eines möglichst großen Schutzes vor ungerechtfertigten einstweiligen Freiheitsentziehungen hat der Ausschuß es für geboten erachtet, in Anlehnung an das hessische Gesetz über die Entziehung der Freiheit geisteskranker, geistesschwacher, rauschgift- oder alkoholsüchtiger Personen vom 19. Mai 1952 (GVBl. S. 111) die einstweilige Freiheitsentziehung an zwei Voraussetzungen zu knüpfen: es müssen dringende Gründe für die Annahme vorhanden sein, daß die Voraussetzungen für die Unterbringung vorliegen, und es muß über die endgültige Unterbringung nicht rechtzeitig entschieden werden können. Der Ausschuß ist dabei der Meinung, daß das Gericht die einstweilige Freiheitsentziehung als eine Notmaßnahme nur für einen kürzestmöglichen Zeitraum anordnen sollte. Von der im Abs. 1 Satz 2 genannten Frist von 6 Wochen sollte lediglich in Ausnahmefällen Gebrauch gemacht werden. Nur mit Rücksicht darauf, daß es notwendig sein kann, vor der endgültigen Unterbringung von Ausländern auf Grund der Ausländerpolizeiverordnung noch Ermittlungen im Ausland anzustellen, die längere Zeit in Anspruch nehmen können, hat der Ausschuß es überhaupt bei der im Regierungsentwurf vorgesehenen Dauer von 6 Wochen belassen zu können geglaubt. Abs. 2 entfällt aus den für die Änderung des Abs. 1 genannten Gründen. Nach § 14 Abs. 3 Satz 2 zweiter Halbsatz soll die Anhörung der unterzubringenden Person, falls die einstweilige Freiheitsentziehung ohne vorherige Anhörung angeordnet wurde, nachgeholt werden, sobald dies möglich ist. Der Deutsche Anwaltsverein hat hiergegen geltend gemacht, es könnte der Fall eintreten, daß das Gericht die Anhörung überhaupt nicht für möglich halte und sie gänzlich unterlasse. Man dürfe es daher nicht dem Gericht überlassen, zu bestimmen, ob und wann eine Anhörung möglich sei. Der Ausschuß hat sich diesen Bedenken nicht verschließen können. Er schlägt daher vor, den letzten Halbsatz des Abs. 3 dahin zu fassen, daß die Anhörung „unverzüglich" nachgeholt werden müsse. Abs. 4 kann wegen der zu § 13 a. E. behandelten Umstellung der §§ 13 und 14 entfallen. Zu § 15 In § 15 Abs. 1 Satz 1 sollen die Worte „Bei jeder nicht auf richterlicher Entscheidung beruhenden Freiheitsentziehung" durch die Worte „Bei jeder nicht auf richterlicher Anordnung beruhenden Verwaltungsmaßnahme, die eine Freiheitsentziehung darstellt" ersetzt werden. Dadurch soll klargestellt werden, daß hier die Verwaltungsbehörde nur de facto die Freiheit entzieht, und zugleich der Unterschied zu der vom Gericht de jure angeordneten Freiheitsentziehung hervorgehoben werden. Der Ausschuß hat hierbei die Frage erörtert, ob die in Abs. 1 Satz 2 vorgesehene Frist, innerhalb deren die Freiheitsentziehung einstweilen oder endgültig durch das Gericht angeordnet sein muß, berechtigt sei. Trotz der verschiedentlich geltend gemachten Bedenken, daß die Frist zu kurz sei, hat der Ausschuß aus den von der Bundesregierung in der Begründung zu § 15 angegebenen Gründen insoweit die Fassung der Regierungsvorlage gebilligt. Abs. 2 der Regierungsvorlage soll gestrichen werden. Nach der Neufassung des § 14 Abs. 1 kann ein Bedürfnis für eine vorläufige gerichtliche Anordnung, die leicht zu einer Aushöhlung des § 14 Abs. 1 führen könnte, nicht mehr anerkannt werden. Abs. 3 ist neu gegenüber der Regierungsvorlage. Er stellt fest, daß gegen eine nicht auf richterlicher Anordnung beruhende Verwaltungsmaßnahme, die eine Freiheitsentziehung darstellt, nicht die Anfechtung im Verwaltungsrechtswege möglich sein soll. Zur Vermeidung des Nebeneinanders von Verwaltungsverfahren und Verfahren vor dem ordentlichen Gericht soll über alle Einwendungen, die gegen die eine Freiheitsentziehung darstellende Verwaltungsmaßnahme erhoben werden, allein in dem gerichtlichen Verfahren, das gemäß § 15 Abs. 1 unverzüglich von der Verwaltungsbehörde herbeizuführen ist, entschieden werden. Zu § 16 Da das Gesetz nur Freiheitsentziehungen auf Grund materiellen Bundesrechts erfassen soll, muß § 16, der lediglich für die auf Landesrecht beruhende Freiheitsentziehung durch Ersatzzwangshaft von Bedeutung wäre, gestrichen werden. Zu § 17 Die Streichung des § 17 beruht auf den vom Bundesrat angegebenen Gründen, denen die Bundesregierung zugestimmt hat. Zu § 18 Abs. 3 entfällt wegen der Streichung des § 16. Im übrigen enthält Abs. 1 nur noch eine geringfügige redaktionelle Änderung. Zu § 19 Abs. 1 enthält eine Änderung lediglich redaktioneller Art. Zu § 20 Der Ausschuß hat es nicht für angebracht gehalten, von der Möglichkeit, außergerichtliche (Rehs) Kosten erstattet verlangen zu können, gänzlich abzusehen. Er ist vielmehr zur Vermeidung von Härten der Ansicht, daß im Falle willkürlicher oder voreiliger Maßnahmen der Verwaltung, die sich nachträglich als ungerechtfertigt erweisen, das Gericht der Verwaltungsbehörde die Auslagen des Betroffenen auferlegen muß, die zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung notwendig waren. Satz 1 soll daher dementsprechend geändert werden. Satz 2 ist mit kleineren redaktionellen Änderungen und Klarstellungen als Abs. 2 in der Fassung des Ausschusses enthalten. Im übrigen ist darauf hinzuweisen, daß § 20 Abs. 2 nur vorübergehende Bedeutung haben wird. Eine in Vorbereitung befindliche Kostenrechtsreform soll auch eine Regelung der Gebührenvorschriften für das Freiheitsentziehungsverfahren enthalten. Zu § 21 Durch Streichung des § 4 und Änderung des § 5 Abs. 2 Satz 2 der Regierungsvorlage wird § 21 gegenstandslos und muß entfallen. Zu § 22 Abs. 1 entspricht in seiner Fassung dem Vorschlage des Bundesrates, dem auch die Bundesregierung zugestimmt hat. Abs. 2 weist gegenüber der Regierungsvorlage und dem Vorschlage des Bundesrates insofern eine Änderung auf, als er zur Vermeidung von Zweifeln und unter besserer Hervorhebung seines Zwecks ausdrücklich sagt, daß die im einzelnen aufgeführten Vorschriften „als förmliche Gesetze im Sinne des Artikels 104 Abs. 1 des Grundgesetzes" gelten sollen. Abs. 3 entspricht dem letzten Satz des § 22 in der Fassung der Regierungsvorlage. Zu § 23 Abs. 2 ist mit Rücksicht auf den veränderten Geltungsbereich des Gesetzes neu gefaßt worden. Er führt beispielsweise einige Vorschriften an, die mit dem Inkrafttreten des Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen außer Kraft treten sollen. Abs. 3 soll gestrichen werden. Da die in § 22 bezeichneten Vorschriften erst außer Kraft treten können, wenn an ihre Stelle entsprechende neue gesetzliche Vorschriften getreten sind, würde Abs. 3 praktisch lediglich die Bedeutung eines Erinnerungspostens für den Gesetzgeber haben. Ein solcher erscheint überflüssig. Bonn, den 18. April 1956 Rehs Berichterstatter zu Drucksache 2358 (Vgl. S. 7924 C) Anlage 3 Schriftlicher Bericht des Ausschusses für den Lastenausgleich (20. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der CDU/ CSU betreffend Verwendung der für den Wohnungsbau bestimmten Lastenausgleichsmittel (Drucksache 2082). Berichterstatter: Abgeordneter Zühlke Der Antrag der CDU/CSU — Drucksache 2082 — wurde im Lastenausgleichsausschuß in der 40. Sitzung am 9. April 1956 behandelt und dem Plenum mit den in Drucksache 2358 enthaltenen Abänderungen einstimmig zur Annahme empfohlen. Ziffer 1 des Antrags verlangt einen Bericht über die Zahl jener öffentlich geförderten Neubauwohnungen, die erstmalig an Inhaber von Dringlichkeitsbescheinigungen nach § 347 LAG zugeteilt worden sind. Damit soll eine verwaltungsmäßig einfache Kontrolle der ordnungsmäßigen Verwendung von Wohnraumhilfemitteln des Lastenausgleichsgesetzes gesichert werden. Die Wohnraumhilfemitteln werden dem allgemeinen, öffentlich geförderten Wohnungsbau unter der Bedingung zugeteilt, daß eine entsprechende Zahl der neuerstellten Wohnungen für Lastenausgleichsberechtigte (Geschädigte) gebunden werden. Der Nachweis darüber, wieweit solchen Bindungen durch Einweisung von Lastenausgleichsberechtigten in eine entsprechende Zahl von Neubauwohnungen Rechnung getragen wurde, ist bisher nur lückenhaft und pauschal geführt worden. Nach der Antwort der Bundesregierung vom 9. Februar 1956 auf eine Große Anfrage — Drucksache 1961 — geben die Verwendungsnachweise für die Jahre 1952 bis 1954 „nur ein unvollständiges Bild". Dieses wird von nun ab noch unvollständiger werden, wenn die Absicht des Bundesrates, die alljährlich fortgeschriebene Wohnungsvergabestatistik wegfallen zu lassen, Wirklichkeit werden sollte. Desto dringlicher erscheint es zur Wahrung der gesetzlich verankerten Zweckbestimmung, bei der Ausgabe von Lastenausgleichsmitteln — hier insbesondere der jährlich sehr hohen Wohnraumhilfemittel — die ungeschmälerte Anwendung des LAG und der Richtlinien für den Einsatz der Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau in den die Zweckbestimmung der Lastenausgleichsmittel gewährleistenden Punkten sicherzustellen, etwaige Ordnungsverstöße zu vermeiden und die sich aus der Erfüllung der Richtlinien ergebenden Tatsachen in einem Bericht der Bundesregierung festzuhalten. Die Richtlinien für den Einsatz der Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau sehen vor, daß Wohnungen, die durch Bewilligungsbescheid Geschädigten vorbehalten sind — ihre Zahl muß in dem vorgeschriebenen Verhältnis zu den zugeteilten Wohnraumhilfemitteln stehen —, nur mit Zustimmung der Ausgleichsämter zu vergeben sind. Anrecht auf eine Geschädigten vorbehaltene Wohnung hat jedoch nach Abschnitt IV Ziffer 3 Abs. 3 nur, wer einen Bescheid nach § 347 LAG besitzt, d. h. wer die Geschädigteneigenschaft durch einen dementsprechenden Bescheid nachweist. Um die Verwaltungsarbeit nicht zu komplizieren, dürften, wie bei den Beratungen unterstellt wurde, eine listenmäßige Führung der für die Geschädigten durch Darlehensbescheid vorbehaltenen Wohnungen mit der Nummer der Dringlichkeitsbescheide nach § 347 LAG von jenen Geschädigten, an die solche Wohnungen vergeben wurden, bei den Wohnungsämtern und die Mitteilung dieser Listen in bestimmten Zeitabständen an die Ausgleichsämter genügen. Die ordnungsgemäße Einhaltung des Gesetzes und der genannten Richtlinien müßte also den Ausgleichsbehörden die Zusammenfassung der (Zühlke) Zahlen, die Belegung der vorgeschriebenen Verwendungsnachweise für Wohnraumhilfemittel und somit einen entsprechenden Bericht der Bundesregierung ermöglichen. Zu Ziffer 2 des Antrages: In der Antwort der Bundesregierung vom 9. Februar 1956 auf eine Große Anfrage — Drucksache 1961 — wurde ausgeführt, daß von 422 000 mit Aufbaudarlehen bis 30. September 1955 geförderten Wohnungen 106 000 als Wohnungen von Eigentümern in Eigenheimen und als Wohnungen in der Rechtsform des Wohnungseigentums oder Dauerwohnrechts und weitere 20 000 als Wohnungen von Eigentümern in Mehrfamilienhäusern bis zum Termin der Beantwortung belegt werden können. Bis zum Berichtstermin sind also etwa 30 °/o der mit Aufbaudarlehen geförderten Wohnungen als für den Eigentümer bestimmt belegt worden, während rund 70 % mit Aufbaudarlehen geförderte Wohnungen Mietwohnungen sind. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß auch die Förderung von Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern, die von Geschädigten errichtet werden, dem Restitutionsprinzip dient, sofern die gewährten Aufbaudarlehen die Höhe des Entschädigungsanspruchs nicht überschreiten. Diese Zahl ist im Hinblick auf die mit den Wohnungsbaumitteln des Lastenausgleichs verfolgte Zielsetzung insbesondere nach § 299 Abs. 2 LAG, aber auch nach den Grundsätzen der Regierungserklärung vom 20. Oktober 1953 zu gering. Überdies gibt sie nur über einen beschränkten Teil der insgesamt mit Lastenausgleichsmitteln geförderten Wohnungen Auskunft. Nicht zuletzt ist dies ein Ergebnis des zeitweise für bestimmte Gruppen notwendig gewesenen Globalverfahrens. Darum und weil die Berücksichtigung von Individualanträgen auf Aufbaudarlehen ins Hintertreffen geraten und außerdem die Ablösung des Globalverfahrens durch Individualdarlehen auf Schwierigkeiten gestoßen ist, hat die Bundesregierung eine Beschränkung des Globalverfahrens zugunsten des Individualverfahrens bei der Gewährung von Aufbaudarlehen in ganz bestimmtem Umfang bei der genannten Antwort zugesagt. Darüber hinaus hat sie die Prüfung weitergehender Einschränkungsmöglichkeiten in Aussicht gestellt. Bis Ende Oktober 1956 sollten sich in beiderlei Hinsicht bereits Ergebnisse nachweisen und in einem Bericht der Bundesregierung aufnehmen lassen. Zu Ziffer 3 des Antrages: Das gleiche gilt für die weitere Ablösung von im Globalverfahren gegebenen Aufbaudarlehen durch Individualdarlehen, wofür beschleunigte Durchführung in der gleichen Antwort der Bundesregierung zugesagt wurde. Zu Ziffer 4 des Antrages: Desgleichen hat die Bundesregierung in der oben angeführten Antwort weiterhin zugegeben, daß Aufbaudarlehen entgegen den geltenden Weisungen in der Praxis auch zur Einsparung nachstelliger Baudarlehen verwendet wurden und für die Zukunft geeignete Maßnahmen zur Unterbindung dieser Verstöße und einer mißbräuchlichen Handhabung zugesagt. Diese Maßnahmen sollten bis Oktober eine erkennbare Wirkung erzielt haben können, über die berichtet werden soll. Zu Ziffer 5 des Antrages: Die bereits angeführten Zahlen über die Förderung von Eigentümerwohnungen in Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern sowie in der Rechtsform des Wohnungseigentums zeigen, daß die Zahl der mit Lastenausgleichsmitteln, auch mit Aufbaudarlehen, geförderten Mietwohnungen unverhältnismäßig höher ist als die Zahl der für den Eigentümer bestimmten Wohnungen. Nur der kleinere Teil dieser Mietwohnungen wurde darüber hinaus Eigentum von Geschädigten und diente auf diese Weise der Vereinigung von Eigentum an mehreren Wohnungen in der Hand einzelner Geschädigter. Die Lastenausgleichsbestimmungen und die allgemeine Linie der Wohnungsbaupolitik, aber auch das berechtigte Interesse der für den Lastenausgleich Abgabepflichtigen wie der Leistungsempfänger machen eine verstärkte Berücksichtigung bei der Vergabe von Lastenausgleichsmitteln zum Wohnungsbau an jene Geschädigten notwendig, die sie für die Schaffung von Wohnungen für den Eigentümer oder sonstige Eigentumsbildung verwenden. Die breite Streuung von Eigentum im Wohnungsbau mit Hilfe von Lastenausgleichsmitteln kann insbesondere einer den breiten Schichten der Bevölkerung zukommenden raschen Verwirklichung des Restitutionsprinzips dienen. Die hierzu notwendigen Maßnahmen, insbesondere bei der Vergebung von Aufbaudarlehen, sollten bereits bis Oktober sichtbare Ergebnisse aufweisen. Unter Anerkennung dieser Gründe der Antragsteller hat der Lastenausgleichsausschuß den Antrag Drucksache 2082 der CDU/CSU-Fraktion mit geringen Abänderungen einstimmig gebilligt, und er bittet das Hohe Haus, die Bundesregierung in diesem Sinne um einen Bericht unter Heranziehung der Unterlagen des Bundesausgleichsamts bis spätestens 31. Oktober 1956 zu ersuchen. Zühlke Berichterstatter
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mir war gesagt worden, daß dies eine sehr einvernehmliche Debatte werden würde. Nachdem ich die Frau Kollegin Strobel gehört habe, habe ich gewisse Zweifel, ob das eine so ganz einvernehmliche Debatte ist. Frau Kollegin, als ich Ihre temperamentvollen Angriffe hörte, habe ich eigentlich sehr den Wunsch gehabt, Sie, wenn Sie nicht schon eine andere Tätigkeit hier hätten, in Abteilung IV des Innenministeriums zu haben, um dort Ihre Aktivität in der richtigen Weise und an der richtigen Stelle einsetzen zu können.

    (Abg. Arnholz: Eine Anerkennung der Außenseiter!)

    — Herr Kollege Arnholz, wenn Sie darin eine Anerkennung der Aktivität und des Temperaments der Außenseiter sehen wollen, dann stimme ich Ihnen völlig zu.

    (Abg. Arnholz: Gut!)

    Aber aus vielem, was die Frau Kollegin hier ausgeführt hat, geht doch hervor, ein wie komplexes Problem das in der Tat ist. Ich brauche dem Hohen Hause — ich habe das schon draußen gesagt, ich
    wiederhole das hier — nicht weiter zu versichern, daß dies eine Frage ist, der ich mich mit aller Intensität angenommen habe und annehmen werde. Die Dinge sind aber nicht ganz so leicht von der Stelle zu bringen, wie es aussehen könnte. Ein Teil der Vorwürfe, Frau Kollegin, die Sie erhoben haben, ging an die Gerichte, auf die wir, wie Sie wissen, nicht den geringsten Einfluß haben, weil es sich um die Frage der Strafzumessung handelt. Ein Teil der Vorwürfe bezieht sich auf die Handhabung gewisser Bestimmungen in den Ländern. Wir selbst haben keine Gesundheitsverwaltung, sind also auf sehr begrenzte Einwirkungsmöglichkeiten angewiesen.
    Aber, Frau Kollegin, wenn Sie gerade die berühmte Speiseeisverordnung angeführt und da mehr oder weniger die Partei des Bundesrates genommen haben, dann muß ich Ihnen sagen: das erschwert die Dinge. Denn Sie werden mir darin zustimmen, daß gerade Speiseeis von einer unerhört großen Anzahl von Herstellern unter Bedingungen in den Vertrieb gebracht wird, die sowieso, weil sie so allgemein verbreitet sind, besondere Schwierigkeiten mit sich bringen. Daß diese Frage für die Volksgesundheit von großem Interesse ist, ist sicher. Deswegen sollte man bei dieser Sache, mit der wir einen so kläglichen Schiffbruch im Bundesrat erlitten haben, nun also nicht den Bundesrat entschuldigen, sondern wirklich sehen, vor welchen Schwierigkeiten wir stehen. Ich möchte der Frau Kollegin Jochmus völlig darin recht geben: Die Angriffe, die hier gegen mich gerichtet worden sind, sind sicherlich nur teilweise richtig plaziert. Hier muß — wenn Sie mir den Ausdruck erlauben
    — intensives Feuer auf die Länder und die Landesregierungen und damit auf den Bundesrat gehalten werden.

    (Abg. Arnholz: Geben Sie es doch weiter!)

    Was im übrigen — ich komme auf das Speiseeis zurück, ohne daß das gerade ein wunder Punkt von mir wäre — den Teil der Verordnung angeht, der im Bundesrat als perfektionistisch mehr oder weniger verulkt worden ist, so ist dazu zu sagen, daß das gerade der alte Teil gewesen ist und ein Teil, der vorher in voller Zusammenarbeit mit den Ländern zustande gekommen war.

    (Hört! Hört!)

    Es ist für uns sehr entmutigend, wenn wir uns vorher mit den Gesundheitsverwaltungen der Länder verständigt haben und dann in einer Plenarsitzung des Bundesrates infolge temperamentvoller Eingebungsangriffe — im übrigen geht einer davon auf einen meiner eigenen politischen Freunde zurück
    — mit einer Verordnung Schiffbruch erleiden, die in unseren Augen eine sehr notwendige Verordnung war.
    Ich führe das mehr als pars pro toto an, um zu zeigen, daß diese Dinge sich nicht einfach nach kurzer Arbeit befriedigend und vollständig auf den Tisch des Hauses legen lassen. Frau Kollegin Strobel, das sehen Sie am besten daraus: Sie und Ihre politischen Freunde sind in Initiativgesetzen doch sehr fruchtbar gewesen; aber auf diesem Gebiet wagt sich niemand an ein Initiativgesetz heran. Das ist für mich immer ein Indiz dafür, wie schwierig eine Sache ist und wie sehr sie doch der Bearbeitung an sehr zahlreichen Stellen bedarf.

    (Abg. Frau Strobel: Sie haben doch den Apparat dafür, Herr Minister!)

    — Ja, gnädige Frau, in dieser Sache finden aber sehr viele Ingerenzen in allen Bereichen des öffent-


    (Bundesinnenminister Dr. Schröder)

    lichen und des wirtschaftlichen Lebens statt, so daß die Lösung tatsächlich nicht ganz einfach ist.
    Nun haben Sie ausgerechnet die Wurstverordnung aus dem Jahre 1937 in Frage gezogen. Was mag man wohl 1937 mit der Wurst vorgehabt haben? Gnädige Frau, ich muß Ihnen sagen, gerade diese Wurstverordnung ist eine der „modernsten" Verordnungen, die wir haben; denn ein großer Teil der anderen Vorschriften stammt tatsächlich aus den Jahren 1880 und folgende. Ich bestreite ja keinen Augenblick, daß hier Reformen nötig sind, die, wie ich hoffe, tatsächlich noch von diesem Bundestag weitgehend gefördert werden können.
    Wenn Sie nun meine Heidelberger Rede angreifen und sagen, daß ich mich dagegen ausgesprochen hätte, allzu umfangreiche Beschreibungen auf der Außenseite vorzunehmen, — —

    (Abg. Frau Strobel: Das habe ich im Bulletin gelesen!)

    — Ja, sicher, ich habe es da nicht ganz so gesagt, wie ich es jetzt gerade wiederhole. Aber der Sinn der Sache war, daß man die Beschreibungen auch nicht so ausgedehnt halten soll, daß sie schließlich mehr oder weniger wertlos werden. Wir müssen doch vielmehr zu einer Kennzeichnung kommen, die es der durchschnittlichen Hausfrau erlaubt, ein Bild davon zu gewinnen, was ihr vorgesetzt wird.
    Ich freue mich sehr, daß mein Kollege, der Bundesminister der Justiz, der Debatte hat folgen können; denn Sie wissen, daß diese Gesetz- und Verordnungsentwürfe nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung von dem Justizministerium auf Rechtsförmlichkeit hin geprüft werden müssen. Auf diesem Sektor sind also alle Appelle und Nachhilfen sicherlich wünschenswert und notwendig.
    Ich möchte damit schließen, daß ich sage: Bitte, seien Sie von unserem guten Willen dabei überzeugt. Wenn wir, nachdem die Novelle, wie ich hoffe, in ganz kurzer Zeit den Bundestagsausschuß erreichen wird, weiter soviel aktive Unterstützung von Ihnen haben, wie Sie jetzt auf den aktiven Angriff verwendet haben, dann werden wir tatsächlich diesen Bundestag auch mit einem verbesserten Lebensmittelrecht abschließen können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Elbrächter.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alexander Elbrächter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte es mir nicht übelzunehmen, wenn ich in dem Kranz der Damen hier als Mann auftrete. Ich möchte nur ganz wenige Gesichtspunkte beisteuern. Mehr zu sagen ist auch insofern nicht nötig, als nach der sehr positiven Erklärung des Herrn Innenministers sachlich nicht mehr allzuviel zu sagen bleibt.
    Die Liste von Unzulänglichkeiten, die von der Kollegin Strobel sehr temperamentvoll vorgetragen worden ist, ließe sich noch ad infinitum erweitern. Jeder, der in der Ernährungsindustrie zu tun hat — und ich habe es beruflich seit nunmehr einem Vierteljahrhundert —, weiß, daß Mißstände vorkommen.
    Ich möchte mit allem Nachdruck auf eines hinweisen: so schlecht, wie in der Öffentlichkeit das
    Lebensmittelgesetz dargestellt wird, ist es nun wiederum auch nicht.

    (Zuruf von der SPD.)

    — Darf ich das mal zu Ende sagen! — In den §§ 3 und 4 sind doch sehr bestimmte Verbote ausgesprochen worden, und mit dem § 5 dieses Rahmengesetzes ist ein Instrument geschaffen worden, mit dem man einzelne Tatbestände auf dem Verordnungswege regulieren kann. Früher hat das ausgezeichnet funktioniert. Das Reichsinnenministerium bzw. das ihm unterstellte Reichsgesundheitsamt hat in enger Zusammenarbeit mit Verbraucherschaft und Herstellerkreisen Verordnungsentwürfe erstellt, in denen alle Einzelheiten geregelt worden sind. Wir sollten an diese Tradition anschließen. Eine andere Frage ist die — und das ist nicht Schuld des Innenministeriums und auch nicht Schuld des Gesetzes —, daß in dem Kompetenzstreit, der in unserem Staatsaufbau liegt, dieser Weg nun verbaut worden ist.
    Ich unterstreiche das, was der Herr Innenminister hinsichtlich der Speiseeisverordnung gesagt hat. Vielleicht wäre es — um bei diesem Einzelfall zu bleiben — möglich gewesen, mehr Wert auf die hygienischen Bestimmungen zu legen, die ja den Verbraucher besonders interessieren, und weniger auf die Definition der einzelnen Sorten. Ich habe damals die Bundesratssitzung genau verfolgt und hatte den Eindruck, daß man sich gerade daran gestoßen hat. Für den Nichtsachkenner — das soll keine Kritik sein, aber es ist ja so, daß in einer Bundesratssitzung auch Nichtsachkenner sind — sind diese vielen Bezeichnungen und ihre Notwendigkeit, wie ich durchaus zugebe, nicht verständlich.
    Ich möchte also mit Nachdruck sagen, das Lebensmittelgesetz hat bislang funktioniert. Selbstverständlich — das hat der Herr Bundesinnenminister schon gesagt — sind Mängel darin, und diese Mängel hätten wir schon längst abstellen können, wenn der § 5, d. h. das Verordnungsrecht hätte angewandt werden können. Auch das, was der Herr Innenminister — in Form einer Novelle über die Zusatzstoffe — angekündigt hat, hätte sich im Grunde genommen nach meiner Auffassung und nach Auffassung von vielen Sachkennern, die lebensmittelrechtlich wie auch technologisch informiert sind, auf dem Wege des § 5 längst erledigen lassen. Aber dieses Instrument ist uns durch den Bundesrat zerschlagen worden; das muß mit aller Deutlichkeit gesagt werden. Wir haben keinen Grund, hier etwa Entschuldigungen vorzubringen. Wir müssen nüchtern sehen, warum etwas nicht mehr funktioniert.
    Ich möchte ein zweites sagen. Es ist sicherlich gut, daß wir in diesem Hause zum erstenmal eigentlich etwas länger über diesen wichtigen Fragenkomplex sprechen. Ich begrüße das deswegen — und ich bin den Kolleginnen sehr dankbar, daß sie durch diesen Antrag Bewegung in den trägen Fluß gebracht haben —, weil wir dadurch von dieser Stelle aus der Öffentlichkeit einmal erklären können: so schlimm ist es nun auch wiederum nicht, wie gewisse Zeitungen und namentlich illustrierte Zeitschriften es darstellen. Es ist unverantwortlich, was dort mit der Unkenntnis des Durchschnittsverbrauchers getrieben wird, indem ihm Gefahren suggeriert werden, die in dem Umfang nicht da sind. So wird behauptet. wir verarbeiteten in der Ernährungsindustrie 800 Zusatz-


    (Dr. Elbrächter)

    stoffe. Das stimmt nicht; noch nicht einmal ein Zehntel wird gebraucht. Dann wird behauptet, daß die Färbung von Lebensmitteln unter allen Umständen gesundheitsschädlich 'sei. Auch das stimmt nicht. Selbstverständlich, wir haben diesen Fragenkomplex infolge der Nachkriegsereignisse nicht gesetzlich regeln können. Aber es muß einmal mit aller Deutlichkeit gesagt werden, daß durch die sehr verdienstvolle Arbeit des Forschungsrats, die letzten Endes auf eine Initiative des Innenministeriums zurückgeht, diese Fragen in der Praxis zur Zufriedenheit geregelt sind.
    Ich freue mich einerseits darüber, daß der wichtige Fragenkomplex der Färbung von Lebensmitteln durch die Angriffe, die vor etwa sieben Jahren gestartet worden sind, hier zur Sprache gebracht worden ist. Aber denken Sie daran, daß der eigentliche konkrete Vorwurf gegen das sogenannte Buttergelb völlig gegenstandslos war. Das Buttergelb, die Färbung von Margarine und anderen Fetten mit einem bestimmten Farbstoff, der in der Handelssprache mit „Buttergelb" bezeichnet wird — der chemische Name tut nichts zur Sache –, war seit 1938 untersagt. Nur war das der Öffentlichkeit nicht bekannt. Das lag in dem damaligen Staatssystem. Es wurde einfach verfügt, daß dieser Farbstoff in Deutschland gar nicht mehr hergestellt werden darf.
    Die Mißstände sind nicht so, wie sie in der Öffentlichkeit durch eine übertriebene, sensationelle Berichterstattung hingestellt werden. Ich könnte Ihnen Zitate von ernsthaften Forschern, von Pharmakologen, bringen, die sich mit Leidenschaft dagegen wenden, weil dadurch ihre eigene Wissenschaft in Gefahr gebracht wird. Wenn z. B. in einem Prospekt kürzlich gesagt wurde, der Gesetzgeber lasse es zu, daß alle Betroffenen – Konsumenten, Lebensmitteluntersuchungsanstalten, Gesundheitsämter, pharmakologische Sachverständige, Ärzte — in Unkenntnis über den wahren Zustand der Lebensmittel gehalten würden, so kann man zu einer solchen Behauptung nur sagen: es ist märchenhaft, was sich da an Unkenntnis tut. Man sucht den Eindruck zu erwecken, daß hier eine gemeinsame Verschwörung von Gesetzgeber und Exekutive — ob Bund oder Länder, sei dahingestellt - und Wissenschaft besteht, urn den armen Menschen vorzeitig zu Tode zu bringen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Der Gesundheitszustand unserer Menschen ist wesentlich besser, als er vor 50 Jahren war, und einen kleinen Teil hat sicherlich der Umstand dazu beigetragen, daß die moderne Ernährungswissenschaft und auch die moderne Ernährungsindustrie den Menschen Erzeugnisse an die Hand geben, die einwandfrei sind.
    Frau Kollegin Strobel hat gesagt, daß die Überwachung nicht mehr einheitlich funktioniert, weil das eine Angelegenheit der Länder geworden ist. Ich möchte meinen Kollegen von der amtlichen Lebensmittelüberwachung danken, .daß sie sich seinerzeit freiwillig zusammengeschlossen haben, um in gegenseitigen Beratungen zu möglichst einheitlichen Richtlinien zu kommen. Ich komme auf diesen Punkt noch einmal zurück. Dort ist in der Tat eine Lücke, die wir schließen sollten; ich meine, es wäre möglich.

    ( etwa die Materie kennt, weiß, daß das nicht möglich ist. Das liegt aber nicht nur an der Komplexität dieser Materie, von der der Herr Innenminister mit Recht gesprochen hat, sondern meiner Meinung nach auch daran, daß er gar nicht eine entsprechend besetzte Abteilung hat, um den großen Bereich des Lebensmittelrechts mit der nötigen Energie bearbeiten zu können. Wenn ich recht unterrichtet bin, Herr Innenminister, haben Sie nur dreieinhalb Stellen für die ausschließliche Beschäftigung mit diesem Fragenbereich. Ich darf mir hier die Bemerkung gestatten, daß ich es deshalb sehr bedaure, daß am 9. Mai mein Antrag auf Errichtung einer lebensmittelchemischen Abteilung beim Bundesgesundheitsamt so kläglich untergegangen ist. Ich will aber keine Leichenrede halten; das liegt mir nicht. Ich bin nur der Meinung, daß der Herr Innenminister haushaltsmäßig in der Lage sein muß, Referate für diese einzelnen Fragen zu bestellen. Wir müssen dem Innenminister — den Appell richte ich jetzt an die Damen und Herren des Haushaltsausschusses die Mittel zur Verfügung stellen, und ich hoffe; daß er recht bald Gelegenheit nehmen wird, diese Mittel in dem notwendigen Umfang zu beantragen. Lassen wir den Termin stehen! Er kann nicht eingehalten werden, aber er kann als Druckmittel wirken. Da bin ich mit Frau Kollegin Strobel und Frau Kollegin Jochmus einer Meinung. Nun zu der anderen Frage, die der Herr Bundesinnenminister auch schon angeschnitten hat, der Frage der Deklarierung. Es gibt zwei verschiedene Tendenzen. Die eine ist die der USA, daß man möglichst eine Angabe über alle Inhaltsstoffe auf den Lebensmitteln macht. Das geht so weit gut, als es sich um verpackte Lebensmittel handelt. Der große Kreis der nichtverpackten Lebensmittel scheidet also, praktisch schon einmal aus. Das wäre nicht so schlimm. Aber die Frage ist doch, ob eine vollständige Inhaltsangabe genügt, um das Ziel der Deklarierung — jeder Deklarierung —, den Verbraucherschutz, zu erreichen. Da sage ich aus eigener langjähriger Erfahrung nein; denn der Durchschnittsverbraucher kann im allgemeinen mit einer detaillierten Inhaltsangabe gar nichts anfangen. Es ist ihm nicht zuzumuten, daß er die notwendige Sachkenntnis hat, um diese Frage entscheiden zu können. Dagegen erwartet der Verbraucher, daß der Staat von sich aus durch die geeigneten Vorschriften von vornherein ausschließt, daß mit unseren Lebensmitteln Manipulationen vorgenommen werden, die in der Lage sein könnten, in irgendeiner Weise die Gesundheit zu gefährden; und genau darauf möchte ichhinaus. Nun ist die Frage, wie wir das erreichen. Ich sagte eben schon, es wird sehr schwer sein, den § 5 des Lebensmittelgesetzes in dieser Weise anzuwenden, weil die Länder nun einmal grundsätzliche Bedenken dagegen haben. Wir sollten den anderen Weg beschreiten, den uns die Österreicher mit ihrem österreichischen Lebensmittelbuch gewiesen haben. Dort sind genaue Bestimmungen erlassen worden, wie Lebensmittel zusammengesetzt und bearbeitet werden dürfen. Diese Bestimmungen haben nicht die Kraft einer Rechtsnorm. Kein Gericht ist gehalten, das unter allen Umständen als Rechtsnorm anzusehen. Aber in der Praxis der österreichischen Gerichte ist es so, daß jedes Gericht sehr eingehend begründet, warum es sich im Einzelfalle nicht an diese Bestimmungen des österreichischen Lebensmittelbuches hält. Wenn wir diesen Weg aufgreifen, dann haben wir meiner Meinung nach ein elastisches Instrument, das sich den ständigen Änderungen des Lebensmittelrechts einerseits, der Ernährungswissenschaft andererseits und auch den technischen Anforderungen anpassen kann. Dazu bedarf es natürlich einer ständigen Kommission, die das beobachtet und dementsprechend weiter gestaltet. Dieser Weg hätte einen zweiten Vorteil, den Frau Strobel angesprochen hat. Frau Kollegin Strobel hat vollauf recht, es ist in der Tat ein Mißstand, daß andere rechtliche Maßstäbe an Lebensmittel angelegt werden, die in Deutschland erzeugt werden, als an solche, die importiert werden. Das hängt mit unserer Handelspolitik zusammen. Ich will dieses große Fragengebiet und die Probleme nicht aufgreifen. Wir haben ganz erhebliche Mißstände, und gerade die Vertreter der Lebensmittelüberwachung sowohl als auch die Ernährungsfachleute beklagen das oft zutiefst. Wenn wir aber auf dem Weg eines Lebensmittelbuches zumindest erst einmal zu einem europäischen Lebensmittelbuch kämen, würden viele solcher Mißstände von vornherein ausgeschaltet. Ich meine daher, daß dieser Weg der konstruktivere ist, und ich wäre dem Herrn Innenminister sehr dankbar, wenn er sich diese Gedankengänge einmal reiflich überlegte und Erwägungen anstellte, auf welchem Weg wir zu einer Neugestaltung des Lebensmittelrechts kommen können. Ich würde es besonders begrüßen, wenn wir, wie hier schon zum Ausdruck gebracht worden ist, in diesem Bundestag noch darüber debattieren könnten und zu einer Erledigung dieses brennenden Problems kämen. Das Wort hat Frau Abgeordnete Dr. Ilk. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin erfreut über das Interesse, das unser Antrag vor allem auch in den Kreisen der Herren gefunden hat. Schließlich ist dieser Antrag, der von den Frauen gestellt wurde, im wesentlichen auch im Interesse der Herren gestellt worden, die ja das essen müssen, was die Hausfrauen ihnen vorsetzen, und die in weitgehendem Maße die Leidtragenden sind, — — Die gehen ins Bundeshausrestaurant. – wenn das Lebensmittelgesetz nicht so erlassen und durchgeführt wird, wie wir es uns erwünschen. Der Herr Präsident meint, daß wir Hausfrauen vielleicht doch irgendwie durch Restaurants ersetzt werden könnten, z. B. durch das Bundeshausrestaurant. Ja, Herr Präsident, aber auch da habe ich den Verdacht, daß man Lebensmittel vorgesetzt bekommt, die mehr oder weniger schlecht kontrolliert sind, weil die allgemeine Kontrolle und Überwachung der Lebensmittel sehr zu wünschen übrigläßt, womit ich einem einzelnen Restaurant keinen Vorwurf machen will. Denn dieses muß ja auch schon oft schlecht kontrollierte Lebensmittel kaufen. Im übrigen habe ich immer festgestellt, Herr Präsident, daß die Herren, die oft im Restaurant essen müssen, sehr gerne zu den Fleischtöpfen ihrer Hausfrauen zurückkehren. Der Krebsschaden dieser Lebensmittelgesetzgebung ist wohl auch, daß sie nicht nur höchst überaltert ist, wie der Herr Bundesinnenminister zugegeben hat, sondern daß die Überwachung auch sehr spärlich ist. Das Überwachungsnetz ist so weitmaschig, daß es gar nicht möglich ist, ausreichend zu kontrollieren. Wenn man sich einmal überlegt, daß mit das Wichtigste, nämlich die Überwachung des Lebensmittelmarktes, pro Jahr und Kopf der Bevölkerung nur 7 Pf kostet, während alle möglichen anderen Dinge, die vielleicht nicht so notwendig sind, einen weit höheren Kostenaufwand erfordern, so meine ich, daß hier einmal ernsthaft etwas getan werden muß. Da kann man nicht sagen, Herr Bundesinnenminister, das sei Sache der Länder, das gehe den Bund nur sekundär an. (Bundesinnenminister Dr. Schröder: Die Länder müssen aber bereitwillig mitmachen! — Die Länder müssen bereitwillig mitmachen, ja. Aber hier ist doch ein Ort, an dem wir im Interesse des Volkes einmal das sagen können, was wir wünschen, wobei auch die Länderminister zuhören müßten; denn auch der Bundesrat hat in etwa auf den Bundestag und seine Abgeordneten als Vertreter des Volkes zu hören. (Bundesinnenminister Dr. Schröder: Sehr gut!)


    (Dr. Elbrächter)


    (Beifall bei der DP.)