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    2. Deutscher Bundestag — 129. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Februar 1956 6699 129. Sitzung Bonn, Freitag, den 10. Februar 1956. Geschäftliche Mitteilungen . . . . 6701 C, 6705 A Vorlage der Verordnung M Nr. 2/56 über Milchauszahlungspreis 6701 D Zurückziehung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Absichten der Bundesregierung bei der Auswahl von Freiwilligen (Drucksache 1456) . . . . 6701 D Ergänzung der Tagesordnung . . 6713 A, 6716 A Fortsetzung der Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Eingliederung von Flüchtlingen, Vertriebenen, Evakuierten und Heimkehrern (Drucksache 1961) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Politik der Bundesregierung in den Angelegenheiten der Vertriebenen, Sowjetzonenflüchtlinge und Evakuierten (Drucksache 1896), mit der Ersten Beratung des von der Fraktion des GB/BHE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes (Drucksache 1965) und mit der Ersten Beratung des von der Fraktion des GB/BHE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Ausgleichsleistungen an Sowjetzonenflüchtlinge (Drucksache 1966) 6701 D Dewald (SPD) 6702 A Dr. Kather (GB/BHE) 6705 B. 6706 D, 6708 B, 6709 B, 6717 C, 6719 B Dr. Czaja (CDU/CSU) . . . 6706 D, 6709 B Dr. Glasmeyer (CDU/CSU) . . . . 6708 B Vizepräsident Dr. Schmid 6708 B Dr. Preusker, Bundesminister für Wohnungsbau 6711 D Miller (CDU/CSU) 6713 A Dr. Dr. Oberländer, Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte 6716 A, 6717 B, C, 6719 C Reitzner (SPD) 6717 A Dr. Strosche (GB/BHE) 6719 D, 6722 B, 6723 A Kuntscher (CDU/CSU) 6722 A Frau Renger (SPD) 6723 B, 6724 A Frau Dr. Brökelschen (CDU/CSU) . 6723 D Überweisung der Anträge Drucksachen 1896 und 1965 an die Ausschüsse für Heimatvertriebene und für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Antrags Drucksache 1966 an den Ausschuß für den Lastenausgleich und an den Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen 6725 B Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Kohlenwirtschaft (Drucksache 2019) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Hilfsmaßnahmen und Entwicklungsprogramm für den Steinkohlen- und Pechkohlenbergbau (Drucksache 2081) 6725 B Dr. Bleiß (SPD), Anfragender . . 6725 C Dr. Friedensburg (CDU/CSU), Antragsteller 6729 B Dr. Westrick, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft . 6733 B Überweisung des Antrags Drucksache 2081 an die Ausschüsse für Wirtschaftspolitik, für Wiederaufbau und Wohnungswesen und für Finanz- und Steuerfragen 6736 B Beratung des Antrags der Abg. Unertl u. Gen. betr. Hilfe für die Hochwassergeschädigten in Vilshofen (Drucksache 2091) 6716 A, 6736 B Überweisung an den Haushaltsausschuß 6736 B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der deutschen Eierwirtschaft (Drucksachen 2090, 1686) 6713 A, 6736 C Dr. Siemer (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 6740 C Beschlußfassung 6736 C Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Bildung eines Atomenergieausschusses (Drucksache 1847) 6736 D Beschlußfassung 6736 D Erste Beratung des von der Fraktion der DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Aufhebung des Personalgutachterausschuß-Gesetzes (Drucksache 1946) : Abgesetzt 6736 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung und Änderung familienrechtlicher Vorschriften (Drucksache 1586); Erster Mündlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (Drucksache 2033) 6737 A Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU): als Berichterstatter 6737 A Erster Schriftlicher Bericht . . 6741 B Beschlußfassung 6737 A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zu der Erklärung vom 10. März 1955 über die Verlängerung der Geltungsdauer der Zollzugeständnislisten zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) (Drucksache 1794); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen (Drucksache 2039) 6737 B Hahn (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 6742 B Zweite und dritte. Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Vierte Berichtigungs- und Änderungsprotokoll vom 7. März 1955 zu den Anlagen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) und zum Wortlaut der diesem Abkommen beigefügten Zollzugeständnislisten (Drucksache 1832); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen (Drucksache 2040) 6737 C Hahn (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 6742 B Beschlußfassung 6737 C Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu dem Brüsseler Protokoll vom 30. Juli 1936 über die Immunitäten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Drucksache 1795); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (Drucksache 2041) 6737 D Dr. Leverkuehn (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) . 6742 C Beschlußfassung 6737 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl, 1954 (Drucksache 1990); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehrswesen (Drucksache 2066) 6737 D Schwann (FDP), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 6742 D Beschlußfassung 6738 A Beratung der Achten Verordnung über Zolltarifänderungen zur Durchführung des Gemeinsamen Marktes der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Drucksache 2027) 6738 B Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 6738 B Zweite Beratung (Rückverweisung) des Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Bundesversorgungsgesetzes (Drucksachen 1708, 1808, 1811); Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 (neu) der Geschäftsordnung (Drucksachen 2029, zu 2029) und Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (Drucksache 1954) (Anträge Umdrucke 514, 515, 516, 517, 518) 6738 B Rückverweisung an den Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen und an den Haushaltsausschuß . . . . 6738 C Zweite Beratung (Rückverweisung) des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes (Drucksache 1003); Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache 1986): Abgesetzt 6738 C Beratung des Interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 519 [neu]) . . . 6738 C Beschlußfassung 6738 C Große Anfrage der Abgeordneten Jacobi u. Gen. betr. Beeinflussung der Ertragslage der Energieversorgungsunternehmen durch Verwendung ausländischer Kohle (Drucksache 1956): Abgesetzt 6738 D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beschluß vom 8. Dezember 1954 betr. die Anwendung des Art. 69 des Vertrages vom 18. April 1951 über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Drucksache 2043) . . 6738 D Überweisung an die Ausschüsse für Wirtschaftspolitik und für Arbeit . . . . 6738 D Erste Beratung des von den Abg. Hoogen u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des § 13 des Dritten D-Markbilanzergänzungsgesetzes (Drucksache 2067) 6738 D Überweisung an den Rechtsausschuß und an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 6739 A Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes (Drucksache 2042): Zurückgezogen 6739 B Erste Beratung des von den Abg. Varelmann u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung von Heuerlingsverhältnissen (Drucksache 2049) . . 6739 B Überweisung an die Ausschüsse für Arbeit und für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 6739 C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über den Antrag der Fraktion der DP betr. Grünlandwirtschaft im norddeutschen Küstengebiet (Drucksachen 2064, 2004) 6739 D Seither (SPD), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 6744 C Beschlußfassung 6739 D Nächste Sitzung 6739 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 6740 A Anlage 2: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über den Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der deutschen Eierwirtschaft (zu Drucksache 2090) . . . . 6740 C Anlage 3: Erster Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht über die Vereinheitlichung und Änderung familienrechtlicher Vorschriften (zu Drucksache 2033) 6741 B Anlage 4: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außhandelsfragen über den Entwurf eines Gesetzes zu der Erklärung vom 10. März 1955 über die Verlängerung der Geltungsdauer der Zollzugeständnislisten zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) (Drucksache 2039) 6742 B Anlage 5: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen über den Entwurf eines Gesetzes über das Vierte Berichtigungs- und Änderungsprotokoll zu den Anlagen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) und zum Wortlaut der diesem Abkommen beigefügten Zollzugeständnislisten (Drucksache 2040) 6742 B Anlage 6: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten über den Entwurf eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Brüsseler Abkommen vom 30. Juli 1936 über die Immunitäten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Drucksache 2041) 6742 C Anlage 7: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehrswesen über den Entwurf eines Gesetzes über das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl, 1954 (Drucksache 2066) 6742 D Anlage 8: Interfraktioneller Antrag betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 519 [neu]) 6743 D Anlage 9: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über den Antrag der Fraktion der DP betr. Grünlandwirtschaft im norddeutschen Küstengebiet (zu Drucksache 2064) 6744 C Die Sitzung wird um 9 Uhr 4 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    *) Siehe Anlage 9. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Lulay 7. 4. Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein 1. 4. Dr. Kopf 31. 3. Ladebeck 10. 3. Dr. Orth 10. 3. Dr. von Merkatz 10. 3. Böhm (Düsseldorf) 3. 3. Graaff (Elie) 3. 3. Dr. Hammer 3. 3. Mensing 1. 3. Meitmann 29. 2. Peters 29. 2. Dr. Starke 28. 2. Dr. Eckardt 25. 2. Glüsing 25. 2. Krammig 25. 2. Mellies 25. 2. Dr. Pohle (Düsseldorf) 25. 2. Schmidt (Hamburg) 25. 2. Srock 25. 2. Gleisner (Unna) 18. 2. Odenthal 18. 2. Hörauf 13. 2. Dr. Arndt 11. 2. Bauer (Wasserburg) 11. 2. Eberhard 11. 2. Kriedemann 11. 2. Dr. Lenz (Godesberg) 11. 2. Dr. Maier (Stuttgart) 11. 2. Pelster 11. 2. Siebel 11. 2. Dr. Bartram 10. 2. Frau Beyer (Frankfurt) 10. 2. Fürst von Bismarck 10. 2. Dr. Blank (Oberhausen) 10. 2. Dr. Bucerius 10. 2. Demmelmeier 10. 2. Dr.-Ing. Drechsel 10. 2. Erler 10. 2. Even 10. 2. Frühwald 10. 2. Dr. Furler 10. 2. Dr. Gleissner (München) 10. 2. Gockeln 10. 2. Günther 10. 2. Häussler 10. 2. Hahn 10. 2. Hansen (Köln) 10. 2. Held 10. 2. Dr. Hellwig 10. 2. Hilbert 10. 2. Huth 10. 2. Kemper (Trier) 10. 2. Könen (Düsseldorf) 10. 2. Kühn (Bonn) 10. 2. Leibing 10. 2. Lemmer 10. 2. Dr. Leverkuehn 10. 2. Majonica 10. 2. Dr. Miessner 10. 2. Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 10. 2. Müller-Hermann 10. 2. Naegel 10. 2. Rademacher 10. 2. Raestrup 10. 2. Richter 10. 2. Rümmele 10. 2. Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Scheel 10. 2. Dr. Schellenberg 10. 2. Dr. Schild (Düsseldorf) 10. 2. Schneider (Hamburg) 10. 2. Dr. Schöne 10. 2. Schrader 10. 2. Frau Dr. Schwarzhaupt 10. 2. Dr. Siemer 10. 2. Graf von Spreti 10. 2. Frau Dr. Steinbiß 10. 2. Dr. Will 10. 2. Wittenburg 10. 2. Ziegler 10. 2. Anlage 2 . Zu Drucksache 2090 (Vgl. S. 6736 C) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (26. Ausschuß) über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der deutschen Eierwirtschaft (Drucksache 1686). Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Siemer. Bereits im März 1955 befaßte sich der Ernährungsausschuß im Zusammenhang mit der Beratung der Drucksache 910 betreffend den Eierzoll mit der schwierigen Lage der deutschen Hühnerhalter und beauftragte das Bundesernährungs ministerium, einen Plan auszuarbeiten, der eine Prämie je abgeliefertes Ei vorsehen sollte. Die Fraktion der SPD hat nun im September 1955, nachdem vom Bundesernährungsministerium keine Vorschläge kamen, den Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der deutschen Eierwirtschaft — Drucksache 1686 - eingebracht. Bei den nun anschließenden Beratungen im Ernäihrungsausschuß waren sich die Vertreter aller Parteien einig, daß die deutschen Hühnerhalter infolge des Futtergetreidepreises dem ausländischen Eiererzeuger gegenüber derart benachteiligt und dadurch nicht konkurrenzfähig sind, so daß hier durch Zahlung von Ausgleichsbeträgen geholfen werden müßte. So sind z. B. die Futterkosten je Huhn im Jahr in der Bundesrepublik um 4 DM = 25 % höher als in Holland, je Ei, z. B. bei einer Legeleistung von 150 Eiern im Jahr, um 2,8 Pf höher als in Holland. Zu erwähnen wäre noch, daß von der Zahl der in den landwirtschaftlichen Betrieben gehaltenen Hühnern über 80 % auf Betriebe unter 20 ha entfallen. Der Schwerpunkt der Eiererzeugung liegt also eindeutig im kleinbäuerlichen Betrieb. Das Ihnen vorliegende Gesetz ist sehr kurz und einfach gegliedert: § 1 legt fest, für welche Eier Ausgleichsbeträge gewährt werden sollen. Nach § 2 soll der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen die Höhe des Ausgleichsbetrags für mindestens drei Monate im voraus bestimmen. § 3 beinhaltet, von wem der Antrag auf Gewährung des Ausgleiches gestellt werden kann. § 4 ermächtigt den Bundesminister zu verschiedenen notwendigen Rechtsverordnungen. (Dr. Siemer) § 5 regelt Aufsicht, Durchführung und Auskunftspflicht. Im § 6 finden wir den üblichen Berlin-Paragraphen. Das Gesetz selbst soll am 1. März 1956 in Kraft treten. Der mitbeteiligte Haushaltsausschuß hat gegen § 1 des Gesetzes keine Bedenken erhoben und hat festgestellt, daß die für das Rechnungsjahr 1955 noch erforderlichen Mittel im Gesamthaushaltsplan aufgebracht und durch Einsparung, besonders im Etat des BML, gedeckt werden können. Für das Haushaltsjahr 1956 sieht der Haushaltsausschuß die Möglichkeit, die erforderlichen Mittel im Rahmen der Etatberatungen bereitzustellen. Es war ferner der Wunsch des Haushaltsausschusses, daß sichergestellt werden sollte, daß nicht mißbräuchlicherweise auch für Auslandseier Ausgleichsbeträge angefordert werden können. Der Haushaltsausschuß bat die Bundesregierung, ihm eine Übersicht zu geben, ob und welche Verwaltungs mehr kosten sich aus der Durchführung des Gesetzes ergeben. Der ebenfalls mitbeteiligte Wirtschaftspolitische Ausschuß stellte zwar fest, daß der vorliegende Gesetzentwurf im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft ein Fremdkörper sei, erkannte aber an, daß es dem Hühnerhalter unmöglich sei, sich mit Futtergetreide zu Weltmarktpreisen einzudecken, und daß der Hühnerhalter hierdurch in eine schlechte Konkurrenzlage gegenüber dem ausländischen Eiererzeuger gebracht werde. Der Ausschuß stimmte daher den erforderlichen Maßnahmen zum Ausgleich dieses Nachteils zu und erhob aus dieser Erwägung heraus gegen das Gesetz keine Einwendungen. Er schlug ferner vor, dem BML aufzugeben, jährlich über den Erfolg der Maßnahmen des Gesetzes zu berichten. Namens des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bitte ich, dem Gesetz, das besonders den kleinbäuerlichen Betrieben zugute kommen wird, die Zustimmung zu geben. Bonn, den 10. Februar 1956 Dr. Siemer Berichterstatter Anlage 3 zu Drucksache 2033 (Vgl. S. 6737 A) Erster Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (16. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes zur Vereinheitlichung und Änderung familienrechtlicher Vorschriften (Drucksache 1536). Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Weber (Koblenz) Das Gesetz über die Anerkennung freier Ehen rassisch und politisch Verfolgter vom 23. Juni 1950 bezweckte eine Art Wiedergutmachung in den familienrechtlichen Verhältnissen der Personen, denen aus rassischen Gründen die standesamtliche Eheschließung unmöglich gemacht worden war, die aber den Entschluß, eine dauernde Verbindung einzugehen, durch Erwirkung einer kirchlichen Trauung, durch Erklärung vor den Angehörigen oder auf andere Weise ernstlich bekundet hatten. Die gleiche Wohltat sollte politisch Verfolgten zugute kommen können, die wegen der Verfolgung unter falschem Namen, verborgen oder in sonstiger Weiseaußerhalb der bürgerlichen Ordnung lebten und dadurch an der standesamtlichen Eheschließung gehindert waren und nur eine außergesetzliche Verbindung eingehen konnten. Durch Anordnung der zuständigen Landesjustizverwaltung konnte der Verbindung die Rechtswirkung einer gesetzlichen Ehe zuerkannt und dabei festgestellt werden, welcher Tag als Tag der Eheschließung zu gelten habe, bzw. bestimmt werden, daß die Wirkungen einer inzwischen nachgeholten Eheschließung schon von einem früheren Zeitpunkt an als eingetreten gelten sollten. Die Anordnung erging nur auf Antrag. Nach § 2 Abs. 3 des Gesetzes mußte der Antrag binnen eines Jahres nach dem Inkrafttreten des Gesetzes gestellt werden. Diese Frist ist seit dem 10. Juli 1951 abgelaufen. Die Frist ist eine Ausschlußfrist. Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ist auch im Falle schuldloser Fristversäumnis nicht vorgesehen. Nur Abwesende, insbesondere Kriegsgefangene, können den Antrag noch binnen eines Jahres nach ihrer Rückkehr stellen. In einer ganzen Anzahl von Fällen haben rassisch und politisch Verfolgte, insbesondere solche, die im Ausland leben, von der durch das Gesetz gebotenen Möglichkeit nicht rechtzeitig Kenntnis erhalten und daher den Antrag nicht rechtzeitig stellen können. Sowohl Behörden wie auch Verbände der rassisch oder politisch Verfolgten haben daher angeregt, die Antragsfrist wieder zu eröffnen. Diesem Wunsche glaubte sich die Bundesregierung nicht verschließen zu sollen, zumal auch in einer Reihe anderer Wiedergutmachungsgesetze die Antragsfristen neueröffnet oder verlängert wurden bzw. werden sollen. Der Entwurf eines Gesetzes zur Vereinheitlichung und Änderung familienrechtlicher Vorschriften — Drucksache 1586 — sieht dementsprechend in Artikel 7 diese Möglichkeit vor. Der Bundesrat hat beim ersten Durchgang zu dieser Bestimmung dahingehend Stellung genommen, daß die in Artikel 7 vorgesehene Regelung vorweg durch besonderes Gesetz getroffen werden sollte. Die Bundesregierung hat dem zugestimmt. Der Rechtsausschuß, an den der Bundestag den vorerwähnten Gesetzentwurf nach 1. Lesung in der 103. Sitzung am 29. September 1955 verwiesen hat, erkannte die Berechtigung der vom Bundesrat gegebenen Anregung an und behandelte deshalb den Art. 7 des Gesetzentwurfs in seiner Sitzung vom 14. Januar 1956 vorweg. Er beschloß, dieses Problem der Wiedereröffnung der Antragsfrist, das mit den übrigen Bestimmungen des Gesetzentwurfs sowieso nur in einem lockeren Zusammenhang steht, im voraus in einem besonderen Gesetz zu behandeln, und legt mit der Drucksache 2033 das Ergebnis seiner Beratung in dem „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Anerkennung freier Ehen rassisch und politisch Verfolgter" vor. Es bestand völlige Einigkeit darüber, daß die Wiedereröffnung der abgelaufenen Antragsfrist erfolgen sollte. Es wurde lediglich erörtert, ob überhaupt eine Frist vorgesehen werden soll und gegebenenfalls, wie lang diese zu bemessen sei. Zur ersten Frage wurde darauf hingewiesen, daß eine Frist notwendig sei, um alsbald eine endgültige Klärung der familienrechtlichen Verhältnisse herbeizuführen, z. B. hinsichtlich der Frage, ob die aus einer solchen freien Ehe hervorgegangenen Kinder ehelich oder unehelich seien. Dafür sollte aber die neu eröffnete Frist ausreichend bemessen werden, und man beschloß deshalb, sie bis zum (Dr. Weber [Koblenz]) 31. Dezember 1957 zu erstrecken. Nach dem Gesetzentwurf können abgelehnte Anträge erneut gestellt werden. Um sicherzustellen, daß auch Antragsteller, deren Antrag bereits abgelehnt ist, von der Wiedereröffnung der Frist Kenntnis erhalten, ist den mit der Ausführung des Gesetzes betrauten Behörden die Pflicht auferlegt, die im Gesetz geschaffene Möglichkeit den Antragstellern von Amts wegen bekanntzumachen, damit diese die Anträge erneut stellen können. Dabei wurde auch die Frage erörtert, ob nicht solche verspätet gestellte Anträge ohne weiteres erneut in Behandlung genommen werden sollen. Die Mehrheit des Ausschusses war jedoch der Meinung, daß im Hinblick auf die Länge der inzwischen vergangenen Zeit grundsätzlich eine Anfrage bei den Antragstellern erfolgen sollte, weil durchaus die Möglichkeit bestehe, daß sich die Verhältnisse inzwischen geändert hätten und im Hinblick darauf der Antrag nicht mehr aufrecht erhalten werde bzw. neu gestellt werde. Auch bei noch anhängigen, verspätet eingereichten, aber noch nicht beschiedenen Fällen dürfte es sich deshalb empfehlen, bei den Antragstellern vor Entscheidung anzufragen, ob der Antrag aufrechterhalten wird. Das Gesetz hat keine Berlinklausel, da das Land Berlin das Gesetz vom 23. Juni 1950 nicht übernommen hat. Dazu wurde mitgeteilt, daß in Berlin eine Sonderregelung bestehe. Bonn, den 10. Februar 1956 Dr. Weber (Koblenz) Berichterstatter Anlage 4 Drucksache 2039 (Vgl. S. 6737 B) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen (23. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes zu der Erklärung vom 10. März 1955 über die Verlängerung der Geltungsdauer der Zollzugeständnislisten zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) (Drucksache 1794). Berichterstatter: Abgeordneter Hahn Der Ausschuß für Außenhandelsfragen hat sich in seiner Sitzung vom 19. Januar 1956 mit dem Entwurf eines Gesetzes zu der Erklärung vom 10. März 1955 über die Verlängerung der Geltungsdauer der Zollzugeständnislisten zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) — Drucksache 1794 — befaßt; er hat sich der Begründung der Bundesregierung angeschlossen und einstimmig dem Gesetzentwurf zugestimmt. Bonn, den 19. Januar 1956 Hahn Berichterstatter Anlage 5 Drucksache 2040 (Vgl. S. 6737 C) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen (23. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes über das Vierte Berichtigungs- und Änderungsprotokoll vom 7. März 1955 zu den Anlagen des Allgemeinen Zoll-und Handelsabkommens (GATT) und zum Wortlaut der diesem Abkommen beigefügten Zollzugeständnislisten (Drucksache 1832). Berichterstatter: Abgeordneter Hahn Der Ausschuß für Außenhandelsfragen hat sich in seiner Sitzung vom 19. Januar 1956 mit dem Entwurf eines Gesetzes über das Vierte Berichtigungs- und Änderungsprotokoll vom 7. März 1955 zu den Anlagen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) und zum Wortlaut der diesem Abkommen beigefügten Zollzugeständnislisten — Drucksache 1832 — befaßt; er hat sich der Begründung der Bundesregierung angeschlossen und einstimmig dem Gesetzentwurf zugestimmt. Bonn, den 19. Januar 1956 Hahn Berichterstatter Anlage 6 Drucksache 2041 (Vgl. S. 6737 D) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (4. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu dem Brüsseler Protokoll vom 30. Juli 1936 über die Immunitäten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Drucksache 1795). Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Leverkuehn Die Gesetzesvorlage der Bundesregierung bezweckt die Nachholung der Zustimmung zu einem internationalen Abkommen, dem die vor 1945 amtierende Regierung nicht beitreten wollte, weil es in seinem Ursprung auf den Young-Plan zurückgeht. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel wurde 1930 zur Erledigung gewisser Funktionen, die sich aus dem Haager Abkommen zum Young-Plan ergaben, gegründet. Sie hat sich im Laufe der Entwicklung von diesem Ursprung erheblich entfernt und ist heute ein unentbehrliches Instrument des internationalen Zahlungsverkehrs. Als eine Bank der Notenbanken ist sie von besonderer Bedeutung, ferner ist sie mit der Geschäftsführung der Europäischen Zahlungsunion beauftragt und übt damit die Funktion einer intereuropäischen Clearing-Bank aus. Es ist daher zweckmäßig, wenn nicht sogar notwendig, daß die Bundesrepublik dem in dem Gesetz genannten Brüsseler Protokoll nunmehr baldigst beitritt und damit der Bank die Immunitäten gewährt, auf die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben Anspruch hat. Bonn, den 19. Januar 1956 Dr. Leverkuehn Berichterstatter Anlage 7 Drucksache 2066 (Vgl. S. 6738 A) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehrswesen (30. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes über das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Verschmutzung der See durch t$1,1954 (Drucksache 1990). Berichterstatter: Abgeordneter Schwann I. Allgemeines In der 125. Plenarsitzung des Deutschen Bundestages am 20. Januar 1956 wurde der Entwurf eines Gesetzes über das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl, 1954 — Drucksache 1990 — an den Ausschuß für Verkehrswesen überwiesen. 2. Deutscher Bundestag — 129. Satzung. Bonn, Freitag, den 10. Februar 1956 6743 (Schwann) Der Bundesrat hat dem Gesetzentwurf im ersten Durchgang zugestimmt. Der Rechtsausschuß und der Ausschuß für Verkehr und Post des Bundesrates haben zu Artikel 2 und 4 Anregungen gegeben, die im wesentlichen der Klarstellung dienen. Der Ausschuß für Verkehrswesen hat in seiner 73. Sitzung am 1. Februar 1956 den Gesetzentwurf beraten und sich den Empfehlungen der Ausschüsse des Bundesrates angeschlossen. II. Im einzelnen Das Übereinkommen ist ein Kompromiß zwischen den Nationen, deren Küsten und Küstenmeere wegen der Ungunst der Meeresströmungen und der Lage der Schiffahrtswege stark unter der Ölpest zu leiden haben, und anderen Staaten, die bisher davon verschont geblieben sind. Die einen zielten in London auf ein völliges Verbot des Ablassens von Öl und ölhaltigen Gemischen in die Meere ab; die anderen glaubten, daß eine so starke Beschränkung der Schiffahrt nicht erforderlich sei. Der Mittelweg, auf den sie sich einigen konnten, soll folgende Regelung bringen: 1. Sofort nach Inkrafttreten des Übereinkommens soll es Tankern verboten sein, innerhalb bestimmter Zonen Öl oder ölhaltige Gemische abzulassen. Diese Zonen betragen im allgemeinen 50 Seemeilen von Land aus; in der Nordsee erstrecken sie sich bis zu einer Landentfernung von 100 Seemeilen (Artikel III Abs. 1 des Internationalen Übereinkommens). 2. Ein Jahr nach dem Inkrafttreten müssen alle Seeschiffe der Vertragsstaaten entweder mit Ölwasserseparatoren oder mit solchen Einrichtungen ausgerüstet sein, die das Eindringen von Heizöl oder schwerem Dieselöl in die Bilgen verhindern (Artikel VII). 3. Drei Jahre nach dem Inkrafttreten soll es auch für andere Schiffe als Tanker verboten sein, innerhalb von Seegebieten, die den Zonen für Tanker in ungefähr entsprechen, ölhaltiges Ballastwasser und Tankwaschwasser abzulassen (Artikel III Abs. 2). 4. Von dem gleichen Zeitpunkt ab sollen in den Haupthäfen der vertragsschließenden Staaten Anlagen vorhanden sein, die es allen Schiffen — mit Ausnahme der Tanker — ermöglichen, separierte Rückstände des ölhaltigen Ballast-und Tankwaschwassers abzugeben (Artikel VIII). Die deutschen Küsten werden nach dem Inkrafttreten aller Bestimmungen des Übereinkommens voraussichtlich von der Ölpest verschont bleiben; denn der freie Raum, den die Verbotszonen in der Nordsee lassen, liegt außerhalb der Schiffahrtswege, und der freie Raum in der Ostsee liegt so weit ostwärts Bornholms, daß von ihm aus keine Gefahr droht. Gegen Ölverschmutzungen, die bei Unfällen auf See entstehen, kann das Übereinkommen naturgemäß keinen Schutz bringen. Hier werden Verwaltung und Wissenschaft sich weiter um die Entwicklung von Verfahren bemühen, welche die schädlichen Wirkungen ausgelaufenen Öls ausschalten oder wenigstens vermindern. Artikel 1 des Gesetzentwurfs enthält die übliche Ratifizierungsklausel. Artikel 2 dehnt die Vorschriften des Übereinkommens auch auf Seeschiffe des öffentlichen Dienstes aus, jedoch mit der Ausnahme der Kriegsschiffe. Für diese sollen die notwendigen Vorschriften im Verwaltungsweg erlassen werden. Der Rechtsausschuß des Bundesrates hat empfohlen, außer den öffentlich-rechtlichen Körperschaften und Anstalten auch die Stiftungen zu erwähnen und die Worte „des Grundgesetzes" durch „dieses Gesetzes" zu ersetzen. Die Bundesregierung und der Ausschuß für Verkehrswesen des Deutschen Bundestages haben sich dieser Empfehlung, die der Klarstellung dient, angeschlossen. Artikel 3 enthält Ermächtigungen, die ein doppeltes Ziel verfolgen. Einerseits sollen sie dazu dienen, dort, wo das Übereinkommen nur Rahmenvorschriften gibt, diesen Rahmen mit Durchführungsverordnungen auszufüllen. Andererseits sollen sie es ermöglichen, Änderungen des Übereinkommens, die auf Grund des Artikels XVI Abs. 1 und 2 oder des Anhangs A Nr. 3 völkerrechtlich zustande gekommen sind, auf einigen engbegrenzten Gebieten durch Rechtsverordnungen in das nationale Recht zu transformieren. Der Ausschuß für Verkehrswesen hat es für sachdienlich gehalten, in Nr. 3 die Ermächtigung zum Erlaß von Rechtsverordnungen auf den „Wirkungsgrad von Ölwasserseparatoren" zu beschränken. Artikel 4 enthält die nach Artikel 89 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes bei neuen Aufgaben auf dem Gebiet der Seeschiffahrt erforderliche Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern. Der Ausschuß für Verkehr und Post des Bundesrates hat empfohlen, diese Bestimmung durch folgenden zweiten Satz zu ergänzen: „Die Aufgabe nach Nr. 2 wird der See-Berufsgenossenschaft in Hamburg übertragen." Die Bundesregierung und der Ausschuß für Verkehrswesen des Deutschen Bundestages haben sich zur Vermeidung verfassungsrechtlicher Zweifel der Empfehlung des Bundesrates angeschlossen. Artikel 5 ist im Hinblick auf Artikel 19 Abs. 1 des Grundgesetzes erforderlich, weil möglicherweise Schiffsräume, die zur Prüfung der Öltagebücher betreten werden müssen, als Wohnräume im Sinn des Artikels 13 des Grundgesetzes angesehen werden könnten. Artikel 6 enthält die erforderlichen Strafbestimmungen, um die Vorschriften des Übereinkommens durchzusetzen. Artikel 7 enthält die Berlin-Klausel und Artikel 8 die Bestimmungen über das Inkrafttreten des Gesetzes. Bonn, den 1. Februar 1956 Schwann Berichterstatter Anlage 8 Umdruck 519 (neu) (Vgl. S. 6738 C) Interfraktioneller Antrag betreffend Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse Der Bundestag wolle beschließen: Die folgenden Anträge werden gemäß § 99 Abs. 1 GO ohne Beratung an die zuständigen Ausschüsse überwiesen: 1. Antrag der Abgeordneten Huth, Dr. Hesberg, Dr. Will, Dr. Schild (Düsseldorf) und Genossen betreffend Kredite zur Instandsetzung des Altwohnungsbestandes (Drucksache 2036) an den Haushaltsausschuß (federführend), an den Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen; 2. Antrag der Abgeordneten Kemmer (Bamberg), Schütz, Reitzner, Dr. Czermak, Dr. Strosche, Dr.-Ing. Seebohm und Genossen betreffend Zuschuß für die Bamberger Symphoniker eV (frühere Prager Philharmonie) (Drucksache 2060) an den Haushaltsausschuß (federführend), an den Ausschuß für Kulturpolitik; 3. Antrag der Fraktion der SPD betreffend Neufassung der siedlungsrechtlichen Begriffsbestimmungen und Vereinfachung der Siedlungsfinanzierung (Drucksache 2053) an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bonn, den 7. Februar 1956 Dr. Krone und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Dehler und Fraktion Dr. Mocker und Fraktion Dr. Brühler und Fraktion Anlage 9 zu Drucksache 2064 (Vgl. S. 6739 D) Schriftlicher Bericht 1 des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (26. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der DP betreffend Grünlandwirtschaft im norddeutschen Küstengebiet (Drucksache 2004). Berichterstatter: Abgeordneter Seither Der Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat sich bei Beratung des Antrages der Fraktion der Deutschen Partei mit der schwierigen Lage der Grünlandwirtschaften im norddeutschen Küstengebiet befaßt und hat dabei vom zuständigen Bundesernährungsministerium erfahren, daß die in den Ziffern 1 bis 4 des Antrages angesprochenen Fragen im Grünen Bericht der Bundesregierung behandelt würden und daß die Bundesregierung entsprechende Vorschläge dazu machen werde. Der Ausschuß beschloß daher, den Antrag unter Streichung der Ziffer 5 der Bundesregierung zur Auswertung für den Grünen Bericht als Material zu übergeben. Zu Ziffer 2 des Antrages war der mitbeteiligte Lastenausgleichsausschuß der Ansicht, daß aus grundsätzlichen Erwägungen eine generelle Stundung der Lastenausgleichsabgaben nicht möglich ist. Der ebenfalls mitbeteiligte Haushaltsausschuß und der Ausschuß für Geld und Kredit haben sich dem Vorschlag des federführenden Ernährungsausschusses angeschlossen, den Antrag der Bundesregierung als Material zu übergeben. Bonn, den 10. Februar 1956 Seither Berichterstatter Nachtrag zum Stenographischen Bericht der 129. Sitzung Schriftliche Stellungnahmen der Abgeordneten Bock und Dr. Baade zur zweiten und dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl, 1954 (Vgl. S. 6737 D): Bock (CDU): Das internationale Übereinkommen, dem zuzustimmen die Bundesregierung den Bundestag ersucht, ist ein ganz besonderes Übereinkommen, handelt es doch nicht von politischen oder wirtschaftlichen Interessen, wie sonst bei fast allen internationalen Verträgen. Es ist ein Übereinkommen, das nur aus humanitärer Gesinnung entstanden ist. Es soll in einem wichtigen Punkt Wunden, die die fortschreitende Zivilisation verursacht hat, nach Möglichkeit für die Zukunft verhindern; diese Zivilisation, die uns nicht nur das Auto und das Flugzeug, sondern auch die Atombombe gebracht hat. Zu diesen Opfern der Zivilisation gehören auch Millionen von Seevögeln, die alljährlich der Ölpest zum Opfer fallen. Nur einige kurze Angaben über solches Vogelsterben an den deutschen Küsten in den letzten Jahren: Februar/März 1953 bei Travemünde, Januar/März 1953 zirka 10 000 Seevögel in der Urwachter Bucht bei Kiel, Juli 1953 in der Willter und Kremper Marsch, Juli und September 1954 auf der Weser, August 1955 auf Borkum, Oktober 1955 an der ostfriesischen Küste, November 1955 im Bereich von Fehmarn und Heiligenhafen, Januar 1956 an der Ostküste von Fehmarn. Ganz besonders schwere Verluste erlitt die Vogelwelt, als das dänische Tankschiff „Gerd Maersh" im Jahre 1955 vor der Elbe auf einer Sandbank strandete und, um wieder freizukommen, einen Teil seiner Ölladung in die See pumpen mußte. Damals sind nach Feststellung der Zentralstelle für den Seevogelschutz am Strande der deutschen Nordseeinseln 2270 tote Vögel gezählt worden. Die Zentralstelle für Seevogelschutz glaubt, daß man die Zahl der gezählten Opfer mit 100 multiplizieren muß, um die Gesamtverluste dieses Falles zu erhalten. Das bedeutet, daß dieser einen Havarie rund eine Viertelmillion Seevögel zum Opfer gefallen sind. Solche Unfälle lassen sich natürlich auch in Zukunft nicht vermeiden. Was aber zu vermeiden ist, muß vermieden werden. Es sind nicht allein die uns bekannten Schäden an der Tierwelt, wir wissen noch gar nicht, welche Folgen bei einer fortschreitenden Verschmutzung durch Öl für die gesamte Fauna und Flora- des Meeres entstehen können. Aber nicht nur das Leben der Seevögel, auch die Gesundheit und Erholung der Menschen ist durch die Ölverschmutzung gefährdet. Schon jetzt leidet der erholungsuchende Kurgast der Seebäder unter der Ölverschmutzung des Wassers und des Strandes. Die Beseitigung der Ölschäden kostet allein für die Insel Sylt jährlich rund 360 000 DM. Die im Übereinkommen vorgesehenen Verbotszonen sind nur ein Anfang. Aber dieser Anfang muß gemacht werden. 32 Nationen haben an diesem Übereinkommen mitgewirkt. Ich zweifle nicht, daß der Deutsche Bundestag diesem Gesetz zustimmen wird. Dr. Baade (SPD): Seit 33 Jahren verhandeln die Großmächte der Welt über ein Internationales Übereinkommen zur Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl. Drei Jahrzehnte lang waren diese Verhandlungen erfolglos. Solange nur die wirtschaftlichen Interessen der Menschen zur Diskussion standen, schleppten sich diese Verhandlungen hin, und sie hätten sich vielleicht noch weitere Jahrzehnte hingeschleppt, wenn nicht die Herzen der Menschen angesprochen worden wären. Da plötzlich kamen die Verhandlungen in einen rascheren Fluß und führten zu dem Vertrag, dessen Ratifikation wir heute beschließen wollen. Daß die Herzen der Menschen in der Politik mitsprechen, ist ein seltener Fall. Er darf uns zuversichtlich stimmen in einer Zeit, in der wir uns oft fragen müssen, ob die Atomzeit-Menschen nicht völlig verstockt und ihre Herzen nicht ganz verhärtet sind. Ich möchte Ihnen daher den menschlichen Hintergrund des Zustandekommens dieses internationalen Übereinkommens mit einigen Worten darlegen. Die Verhandlungen begannen, wie gesagt, vor 33 Jahren, im Jahre 1922. Die Verschmutzung der See durch 01 hatte damals gerade angefangen, an einigen Stellen, insbesondere in Hafengewässern, Schäden zu zeitigen. Aber diese Schäden waren noch wenig einschneidend; denn der bei weitem kleinste Teil der Welttonnage verwendete Öl als Heizmaterial, und die Beförderung von Öl auf der See mit Tankern spielte noch eine sehr kleine Rolle. Inzwischen haben sich die Zahlen gewaltig erhöht. Während im Jahre 1914 nur 3 1/2 v. H. der Welttonnage Öl verwendeten, war im Jahre 1953 beinahe die gesamte Welttonnage (87 v. H.) auf diesen Brennstoff eingestellt. Die Tragfähigkeit der Welttankerflotte, die im Jahre 1922 noch minimal war und selbst im Jahre 1939 erst 17 Millionen t betrug, ist im Jahre 1954 auf 38 Millionen t gestiegen. Damit haben sich selbstverständlich die Schäden infolge Verschmutzung der See durch Öl sehr ver- mehrt. Die ersten Leidtragenden waren die Küstenfischer gewesen, deren Netze und sonstige Fanggeräte verölten. In einigen Gebieten wurden auch Austernbänke durch Öl beschädigt. Zu den Klagen der Fischer gesellten sich die Klagen der Badegäste. Ein immer größerer Teil der Strandbäder, insbesondere in Westeuropa und England, wurde mit Öl verschmutzt. Die Badegäste entdeckten an ihren Füßen Teerflecke, ihre Schuhe und ihre Wäsche wurden in Mitleidenschaft gezogen. Mancher überlegte sich ernsthaft, ob er seine nächsten Ferien wieder an einem solchen mit Ölrückständen verschmutzten Strand zubringen sollte. Die Kurverwaltungen erhoben ihre Stimmen. Eine unserer Nordseeinseln mußte in einer Saison 350 000 DM für die Beseitigung der durch Ölverschmutzung des Strandes entstandenen Schäden aufwenden. Aber weder die Stimmen der Fischer noch die der Kurverwaltungen vermochten die schwerfällige Maschinerie der internationalen Verhandlungen auf Touren zu bringen. Da ereignete sich ein Drama, das Drama der durch die Ölpest getöteten Vögel. Erst wurden nur einige durch Verölung zugrunde gegangene Tiere an den Strand gespült, dann fanden Tausende von Tieren, die in einen treibenden Ölteppich hineingeraten waren, den Tod. Schließlich sind es Zehntausende von Opfern der Ölpest geworden. Ich erinnere insbesondere an die Katastrophe von Fehmarn und die andere große Katastrophe in der Elbemündung. Was die Klagen der Fischer und der Kurverwaltungen nicht vermocht hatten, das brachte diese über die Vögel hereingebrochene Katastrophe zustande. Die Zeitungen in den skandinavischen Ländern, in Deutschland und vor allem in England berichteten über diese Katastrophe. Hunderttausende von Menschen, die von der Ölpest keine Ahnung gehabt hatten, interessierten sich jetzt für diese Frage. Im englischen Unterhaus legte der Labour-Abgeordnete Callaghan eine durch die Ölpest zugrunde gegangene völlig mumifizierte Möwe auf den Tisch des Hauses. — Wenn ich erwähne, daß es ein Labour-Abgeordneter war, so möchte ich gleichzeitig sagen, daß nicht nur in England, sondern auch bei uns der Kampf gegen die Ölpest von Abgeordneten aller Parteien geführt wird. — Es wurden Sonderausschüsse gebildet. Und plötzlich war die Maschinerie der internationalen Verhandlungen auf Hochtouren gebracht. Das Ergebnis ist das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl, das wir heute ratifizieren. Daß die Verhandlungen so lange gedauert haben, ist an und für sich kein Wunder, denn es bestehen zwischen den das Weltmeer befahrenden Nationen in dieser Frage recht erhebliche Interessenunterschiede. Es gibt Länder mit einer großen Tankerflotte, deren Strandgebiete durch die Ölpest praktisch kaum bedroht sind, und es gibt wiederum Länder mit großen Strandgebieten, die unter der Ölpest zwar seit Jahrzehnten leiden, deren eigene Tankerflotte aber verhältnismäßig klein ist. Die Forderungen nach der Strenge der anzuwendenden Maßnahmen gingen also weit auseinander. Das vorliegende Übereinkommen stellt ein Kompromiß dar, und es kann ganz bestimmt nur ein erster Schritt in einer Reihe von Maßnahmen sein, die letzten Endes zu einer völligen Beseitigung der Verschmutzung der See durch Öl führen müssen. Es ist daher gut, daß in dem Übereinkommen vorgesehen ist, nach dreijähriger Gültigkeit über eine Erweiterung und Verschärfung der Maßnahmen zu verhandeln. Die Menschen, die aus Mitleid mit den Tieren die Forderung zur Beseitigung der Ölpest erhoben, haben auch sich selbst einen großen Dienst erwiesen. Dieser Dienst liegt zunächst mehr auf dem Gebiet einer Sehnsucht als auf dem der Wirtschaft. Aber es handelt sich hier um eine Sehnsucht, die von Millionen Menschen geteilt wird, die Sehnsucht, irgendwo in der Welt, im eigenen Vaterland oder in einem anderen Land, im sauberen Wasser und vom sauberen Strand aus baden zu dürfen. Wenn wir die Bademöglichkeiten der Bevölkerung insbesondere in den Industrieländern der Erde betrachten, so müssen wir mit Beschämung feststellen, daß wir im industriellen Zeitalter Erkleckliches geleistet haben, um unsere schönen Flüsse als Badegewässer fast unbrauchbar zu machen. Hier am Bundeshaus vorbei fließt der Rhein, und in Liedern wird er als der „grüne" Rhein besungen. Nun, wir brauchen nur hinauszugehen, um zu wissen, daß der Rhein weder grün noch rein ist und daß es auch im Hochsommer ein sehr zweifelhaftes Vergnügen ist, im Rhein zu baden. Unser Nachbarort, Godesberg, der auch am Rhein liegt, führt den Namen Bad Godesberg, aber nicht deswegen, weil man dort im Rhein baden kann, sondern weil man dort nicht im Rhein zu baden braucht, da andere Badegelegenheiten geschaffen worden sind. Noch schlimmer als mit dem Rhein ist es mit dem Main bestellt, der aus einem klaren Naturfluß in eine Reihe von schmutzigen Tümpeln verwandelt worden ist. Und so wie in Deutschland sieht es auch in Amerika aus. Alle Flüsse, die wir aus den Indianergeschichten als wilde, grüne Flüsse kennen, der Hudson, der Potomac, der Delaware, sind schmutzige Industriegewässer geworden, in denen kein Mensch baden kann. Nachdem wir uns der Möglichkeit, in den Flüssen zu baden, durch Verschmutzung der Flüsse fast beraubt haben, sind die Strandgelände der Meere um so wichtiger geworden. Es gibt heute in Europa eigentlich keine nationalen Strandgelände mehr, sondern einen internationalen und auch weitgehend international bevölkerten europäischen Badestrand, der sich von Norwegen, Südschweden über Dänemark, Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich bis zur Straße von Gibraltar hinzieht. Juwelen von Strandgeländen liegen an dieser Küstenstrecke und ebenso rings um die Ostsee und am Mittelmeer. Alle diese Strandparadiese waren von der Ölpest bedroht. Sie würden, wenn man der Ölpest nicht einkalt geböte, vielleicht einmal so unbenutzbar werden wie viele unserer Flüsse. Der Gewinn, der sich wirtschaftlich gesehen aus dem Internationalen Übereinkommen ergibt, liegt auf der Hand, wenn wir daran denken, daß die Klagen der Fischer und der Kurverwaltungen, die Jahrzehnte hindurch erhoben wurden, verstummen werden. Wenn Millionen von Europäern in kommenden Jahrzehnten in den Strandparadiesen neue Kraft und Gesundheit sammeln können, sollten sie daran denken, daß sie die Sauberkeit des Strandes der Tatsache verdanken, daß die Herzen der Menschen und sogar die der Gesetzgeber durch die Tragödie der Vögel gerührt worden sind.
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    Rede von Georg Dewald


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Dort wird eine Beurteilung der Bundesregierung in der Frage der Kapitalstruktur der kriegssachgeschädigten Wirtschaft verlangt. Ich nehme an, daß es den Anfragern nicht darum zu tun ist, eine erneute zeitraubende Erhebung anstellen zu lassen, sondern daß es ihnen um Hilfsmaßnahmen geht, welche dieser Sektor unserer Wirtschaft dringend braucht. Ich darf in diesem Zusammenhang auf die Antwort des Herrn Bundesvertriebenenministers auf unsere Große Anfrage in der 44. Sitzung am 23. September 1954 verweisen. Damals führten Sie, Herr Bundesvertriebenenminister, unter anderem aus:
    In diesem Plan
    — dem Zweijahresplan —
    konnten noch nicht die Belange der Kriegssachgeschädigten und Evakuierten behandelt werden, da deren Betreuung erst seit dem 1. April 1954 in die Zuständigkeit meines Ministeriums übergegangen ist.
    Er habe aber zu bemerken,
    daß die Bundesregierung sich nicht nur für die Vertriebenen und Flüchtlinge einsetzt, sondern mit gleichem Schwergewicht für die Belange der Kriegssachgeschädigten und insbesondere der Evakuierten. Die Bundesregierung hat dafür Sorge getragen — und sie wird dies weiter tun —, daß die einzelnen Geschädigtengruppen jeweils gerecht und ihren Bedürfnissen entsprechend bei allen Hilfsmaßnahmen berücksichtigt werden.
    Das sind wahrhaft erhebende Worte gewesen, Herr Bundesminister, die Sie hier gesprochen haben. Die Betroffenen mußten annehmen, daß die versprochene Hilfe „just round the corner" ist. „Gerecht und ihren Bedürfnissen entsprechend", sagten Sie, und Sie werden mir gestatten, daß ich dazu einige Sätze sage. Denn gerade auf das Wort „gerecht" kommt es mir an. Es liegt mir fern, einen Stein gegen die Vertriebenen zu werfen. Ich bin mir der hohen staatspolitischen Aufgabe bewußt, diese Volksgenossen, die ein schreckliches Geschick aus ihrer Heimat trieb, in unsere Gemeinschaft einzugliedern und zu fördern, wo immer es möglich ist. Aber wir wollen doch gerecht sein. Und da wird mir aus den Kreisen der einheimischen geschädigten Wirtschaft gesagt: Sonderbare Gerechtigkeit, die man an uns übt! Zum erstenmal hat man im vergangenen Etatsjahr bei der Verteilung von Mitteln aus dem ERP-Fonds die einheimische geschädigte Wirtschaft bedacht, aber in wenig großzügiger Weise: sie hat den Betrag von 5,1 Millionen DM aus diesem Fonds erhalten, wohlgemerkt: für das ganze Bundesgebiet, während die heimatvertriebene Wirtschaft aus der gleichen Quelle 124 Millionen DM empfangen hat.
    Ich betone nochmals: auch ich begrüße diese Hilfe für die Heimatvertriebenen. Ich wollte, sie wäre noch größer gewesen. Aber ich kann nicht umhin, auf die Frage der einheimischen geschädigten Wirtschaft, ob das eine gerechte Verteilung ist, zumindest mit einem zweifelnden Nein zu antworten.
    Diese langfristigen und billigen Kredite — 3 % Zinsen und 17 Jahre Laufzeit — wären auch für die einheimische geschädigte Wirtschaft mit Einschluß der Evakuierten eine wirkliche Hilfe, insbesondere für den von Ihnen so viel umworbenen Mittelstand, und ich darf die Hoffnung aussprechen, daß in Zukunft dieser Kreis unserer Wirtschaft, die auch unteilbar ist, aus den Rückflüssen der ERP-Mittel besser gespeist wird als bisher. Die Leute legen großen Wert auf das Wort Gerechtigkeit. Das ist alles.
    In dem diesjährigen Etat sind aus ERP-Mitteln insgesamt 491 Millionen DM zur Verteilung eingesetzt. Davon entfallen auf die gewerbliche Wirtschaft der Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegssachgeschädigten zusammen 20 Millionen DM. Ich weiß nicht, ob man hier nicht doch etwas stiefmütterlich gedacht hat. Ich kenne die Aufschlüsselung auf die einzelnen Gruppen nicht. Sollte ich mich aber irren, sollte hier doch eine gewisse Großzügigkeit vorliegend, dann lasse ich mich gerne belehren.
    Man macht geltend, daß die Vertriebenenwirtschaft es ungleich schwerer hatte als die einheimische Wirtschaft, wieder emporzukommen. Das trifft fraglos in vielen Fällen zu. Aber anzunehmen, daß die Ausgebombten und die ihrer Habe durch die Kriegsereignisse beraubten Einheimischen auf Rosen gebettet seien, ist sicherlich ein Trugschluß.
    Man hat lobenswerterweise — ich begrüße das — der Heimatvertriebenenwirtschaft auch mit den besonderen Steuervergünstigungen — §§ 7 a, 7 e, 10 a — der Einkommensteuergesetze unter die Arme gegriffen. Man hat sie bei der Vergabe öffentlicher

    Dewald)
    Aufträge bevorzugt. Alles lobenswertes Tun, das ich durchaus begrüße. Aber man muß sich daran erinnern, daß der 1. Bundestag einstimmig eine Entschließung gefaßt hat, in der es heißt, daß alle Geschädigtengruppen als gleichberechtigt in Gesetzgebung und Verwaltung zu betrachten sind, und danach muß man handeln.
    Ich habe einmal bei der Beratung der Umschuldungsaktion für die heimatvertriebene Wirtschaft, mit der man sich heute beschäftigt, angeregt, man möge die 100 Millionen DM, die hier in Betracht kommen, um 30 Millionen DM aufstocken und möge mit diesen 30 Millionen der einheimischen Geschädigtenwirtschaft unter die Arme greifen. Leider ist diesem Verlangen kein Erfolg beschieden gewesen, obwohl es gerade wieder eine Hilfe für die Mittelschichten — wie wir es nennen — gewesen wäre, für d i e Schichten, deren Anliegen erneut in einem von der Fraktion der CDU/CSU gestellten Antrag aufgegriffen werden.
    Alles ist also schon einmal dagewesen. Die Aufstockung dieser 30 Millionen wäre wenigstens eine helfende Geste gewesen. Die Betroffenen hätten sich gesagt: Wir sind doch nicht vergessen. Herr Bundesminister für die Vertriebenen und Kriegssachgeschädigten, warum haben Sie nicht einmal eine entschlossene, gerechte Wendung nach dieser Seite gemacht?
    Und nun zu den Evakuierten, die mir besonders am Herzen liegen, weil sie die Vergessenen sind, weil sie die Letzten sind, an die man gedacht hat, und sie sind deshalb in der Gefahr, daß die Hunde sie beißen.
    In der bereits erwähnten Sitzung vom 23. September 1954 — es ist lange her — haben Sie, Herr Bundesminister, mit wahrhaft imponierenden Zahlen jongliert. Ein Rastelli hätte dabei neidisch werden können. Ich gestehe, daß mich dieses Zahlenmaterial fast überwältigt hat. Leider hat sich auch hier die alte Weisheit bestätigt, daß man Zahlen und Statistiken nicht immer trauen kann. Nur der Augenschein überzeugt. Unser Sprecher hat schon damals erklärt, daß wir dieser gefährlichen Zahlenvision nicht trauen, daß man vor allem keine Vorschußzahlen nennen soll, sondern nur das, was der Finanzminister wirklich freigegeben hat.
    Unsere Befürchtungen sind durch die Entwicklung bestätigt worden. Ich denke hier vor allen Dingen an die Rückführung der Evakuierten innerhalb der Länder. Den Evakuierten haben Sie allerdings, Herr Bundesminister, in der Sitzung vom 15. Juni 1955 eine eiskalte Dusche versetzt. Damals — ich zitiere mit der Erlaubnis des Herrn Präsidenten wörtlich — sagten Sie:
    Es ist das Problem der Evakuierten angeschnitten worden, auf das ich nur ganz kurz eingehen kann.... Ich glaube, die Durchführungsverordnung, nach der gefragt wurde, wäre lange da, wenn wir nicht die Schwierigkeiten mit den Mitteln hätten, wenn wir die Mittel aus dem Wohnungsbau, nämlich 45 Millionen aus dem Bundeshaushalt und 45 Millionen Wohnraumhilfemittel, ohne weiteres geben könnten. Was heute fehlt,
    — sagten Sie dann weiter — ist die innere Umsiedlung.
    Und nun kommt der entscheidende Satz, der lautet:
    Dafür steht vom Bund aus kein Geld zur Verfügung.
    Sie fuhren dann fort in ihren Bemerkungen und sagten:
    Hier besteht eben auch die Schwierigkeit, daß die Länder nicht genug Mittel haben und daß der Bund heute die innere Umsiedlung nur sehr schwer durchführen kann.
    So weit Ihre Ausführungen, womit sich unsere Befürchtungen bestätigten.
    Nun, Schwierigkeiten, von denen Sie sprachen, Herr Minister, sind dazu da, daß sie ausgeräumt werden.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Man beurteilt die Tätigkeit eines Ministers danach, ob ihm das gelingt oder nicht.
    Worin liegt denn die Schwierigkeit? Einfach darin, daß der Finanzminister die Theorie aufstellt, daß die innere Rückführung der Evakuierten ihn nichts angehe, daß dies Sache der Länder und Gemeinden sei; ihm verbleibe nur die Sorge für die Rückführung von Land zu Land. Diese Theorie haben Sie, Herr Bundesminister, gestern wieder aufgenommen und in Ihrer Rede ausdrücklich bestätigt. Wir haben diese Theorie stets bekämpft. Die Gesamtevakuierung ist eine direkte Kriegsfolge, zurückzuführen auf den Evakuierungsplan des damaligen Reiches. Der Bund ist Rechtsnachfolger und hat deshalb dafür einzutreten, daß allen Evakuierten Gerechtigkeit widerfährt.
    Sie sagten in dieser Rede vor acht Monaten weiter, der Bund könne nichts tun. Ich nehme an, das damalige Heute gilt nach Ihren gestrigen Ausführungen auch für das heutige Heute, und das ist mehr als betrüblich. Wo sind denn die Millionen geblieben, von denen Sie damals so imponierend gesprochen haben? Hätte man sie den Evakuierten gegeben, wie ein Antrag von uns vorsah, statt sie auf die hohe Kante zu legen, dann wäre jetzt der Herr Finanzminister nicht in die kitzlige Lage versetzt, daß andere nach seinem nest-egg greifen, für die er es sicher nicht ausbrüten wollte.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Wenn der Bund heute, in Zeiten der Hochkonjunktur und der dadurch bedingten Kassenfülle, nichts für die Evakuierten tun kann, dann frage ich mich: Wann kann er es tun?

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Sie haben uns in Ihrer gestrigen Rede einen neuen Kabinettsbeschluß verkündet, durch den die Wohnungsbaumittel von 500 Millionen auf 700 Millionen DM erhöht worden sind. Das sollte wohl für uns ein Trostpflästerchen darstellen und in den Evakuiertenkreisen die Hoffnung erwecken, daß nunmehr alles in Butter sei. Nein, das ist es nicht. Wir haben gestern im zuständigen Ausschuß eine Änderung des Bundesevakuiertengesetzes beraten. Bei dieser Gelegenheit habe ich erfahren, daß Ihr Haus die Kosten der Rückführung der Evakuierten auf 1500 Millionen DM veranschlagt. Da frage ich mich: Wieviel Evakuierte können Sie zurückführen mit den Mitteln, die Sie uns gestern bekanntgegeben haben?

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Wenn Sie, gestützt auf diese Mittel, das Evakuiertenproblem lösen wollen, dann wird die Prophezeiung, Herr Bundesminister, die Sie vor einiger


    (Dewald)

    Zeit einmal in München gemacht haben, daß Sie in drei Jahren das Evakuiertenproblem lösen werden, nicht in Erfüllung gehen. Nach dem, was wir jetzt an Mitteln zur Verfügung haben, wird es 12 bis 15 Jahre dauern, bis der letzte Evakuierte von seinem Verbannungsort in seinen Heimatort zurückgeführt ist.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    So kann man das Evakuiertenproblem meiner Ansicht nach nicht lösen.

    (Abg. Dr. Orth: Nicht sehen, wollen wir mal sagen!)

    Die CDU/CSU fragt in Punkt 5 ihrer Großen Anfrage, wieviel Evakuierte bereits mit Bundesmitteln zurückgeführt worden sind. Wenn ich von der Rückführung von Land zu Land absehe, dann kann ich diese Anfrage damit beantworten, daß ich sage: herzlich wenig. Praktisch steht heute — ich betone: heute — das Evakuiertenproblem so, daß wir 500 000 rückkehrwillige Evakuierte haben und daß davon höchstenfalls 60 000 zurückgeführt sind. Man tröstet sich in amtlichen Kreisen damit, daß viele darunter seien, die sich eben so hätten einschreiben lassen, die aber dann, wenn es zum Ernstfall komme, von ihrer Einschreibung gar keinen Gebrauch machten, sondern dort blieben, wohin sie das Schicksal verweht habe. Auf eine solche Annahme kann man keinen Plan aufbauen. Man muß mit den konkreten Zahlen arbeiten, die vorliegen, und dann dementsprechend handeln. Diese Evakuierten sind die Leute, die vor 13 Jahren aus ihren Wohnungen in den Städten vertrieben worden sind, die seitdem, man möchte sagen, in elender Verbannung leben und für die zunächst nur der Trost vorhanden ist, daß sie registriert worden sind, daß sie ein Stück Papier erhalten haben, von dem sie sich bei Gott nichts abbeißen können.
    Wir haben immer und immer wieder darauf verwiesen, daß das gesamte Bundesevakuiertengesetz eine leere Deklamation ist — und im Grunde genommen war das ganze Haus einhellig dieser Meinung —, wenn nicht entsprechende Mittel zur Beschaffung von Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Wir haben im vorigen Jahre den gewiß bescheidenen Antrag gestellt, 50 Millionen DM für diese Zwecke bereitzustellen. Dieser Antrag ist abgelehnt worden.

    (Abg. Rehs: Leider!)

    Es wäre der erste und einzig helfende Schritt für die Evakuierten gewesen, denn unsere Parole muß sein: nicht fragen, sondern helfen. Ich kann mich erinnern, wie sich der Herr Bundesfinanzminister damals wegen dieser 50 Millionen DM gewehrt hat. Es wird wohl niemand in diesem Hause sein, der heute zurückschauend nicht sagen würde: Diese 50 Millionen DM hätten wir noch leicht verkraften können.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Es wäre dann den Evakuierten wenigstens für den Anfang etwas gezeigt worden.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Es liegt diesem Hause auch in diesem Jahre zu den Etatberatungen ein Antrag meiner Fraktion vor — neben den sonstigen aus der Natur der Sache hervorgehenden Vorschlägen, die unser Antrag enthält —, für Zwecke der Evakuiertenrückführung den Betrag von 100 Millionen DM bereitzustellen. Es ist auch möglich, daß seitens des zuständigen Ausschusses noch andere Vorschläge in dieser Hinsicht erarbeitet werden. Wir hoffen sehr, daß unser Antrag in diesem Jahre eine Mehrheit findet. Ich sehe ja, daß alle den Evakuierten helfen wollen — was zu beweisen ist!

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Ich bin der Meinung, die Zustimmung zu einem solchen Antrag ist mehr wert als eine Große Anfrage von A bis Z.

    (Abg. Rehs: Sehr richtig!)

    Geben wir uns über die Stimmung in den Evakuiertenkreisen keiner Täuschung hin! Unter ihnen zirkuliert bereits ein böses Wort: Kasernen sind wichtiger als Evakuiertenwohnungen! Das klingt erzweifelt ähnlich einem Wort, das wir in den Anfängen der ungloriosen tausendjährigen Ara gehört haben und das da lautete: Kanonen sind wichtiger als Butter! Sorgen wir alle dafür, daß diese These nicht um sich greift — wir verbreiten sie nicht —, sorgen wir dafür, indem wir helfen und das tun, was unseres Amtes und unsere Pflicht ist. Es wird über dieses Problem noch einiges zu sagen sein, wenn das von mir erwähnte Änderungsgesetz zum Bundesevakuiertengesetz auf der Tagesordnung steht. Deshalb will ich heute auf weitere Einzelheiten nicht eingehen.

    (Bravo! in der Mitte.)

    Nur ein Problem möchte ich noch anschneiden, weil weder in der Großen Anfrage noch in der Diskussion darüber irgend etwas gesagt worden ist, ein Problem, auf das der Herr Bundesvertriebenenminister einmal in einer Sitzung des Bundestages hingewiesen hat. Damals sagten Sie, Herr Minister: „Denken Sie an die Kasernenauflösung. Da stehen wir noch vor ganz anderen Problemen. Wir werden in einem Jahr 60 000 Menschen aus den Kasernen herausholen und auch neuen Wohnraum bauen müssen." Nun, ich glaube, dieses Problem ist da, und ich glaube, daß die Zahl von 60 000 zu niedrig ist; denn nach den Erklärungen des Herrn Verteidigungsministers in der letzten Fragestunde sollen so an die 150 Kasernen ihrer Zweckentfremdung entrissen und ihrer Zweckbestimmung — welch ein gruseliges Wort — zugeführt werden. Da heißt es wirklich Wohnungen bauen, wenn zu dem allerlei Verdrängtsein, das wir schon haben, zu dem allerlei Vertriebensein, das für uns für lange Jahre und immer ein Problem bleiben wird, noch die neuen Kasernenverdrängten stoßen, die Flug- und Übungsplatzverdrängten nicht zu vergessen!
    Es handelt sich nicht allein um Wohnungen, es handelt sich um die Erstellung von Geschäftsräumen und Lebensraum für die durch die Wiederaufrüstung entwurzelten Existenzen. Daß sich darunter ein großer Teil Vertriebener befindet, brauche ich hier wohl nicht besonders zu beweisen. Ich möchte den Herrn Bundesvertriebenenminister fragen: Haben Sie bereits einen Plan für diese neue Art der Verdrängten? Haben Sie die Mittel zur Verfügung, diesen Verdrängten zu helfen? Und aus welchem Topf kommen diese Mittel?
    Verzeihen Sie meine Neugierde, Herr Bundesminister, nach dieser Richtung hin. Aber ein altes Wort sagt: Wissen ist Macht. Und es geht die Sage, daß Sie eines sicher wüßten, nämlich wie man Macht macht. Davon möchte ich wie der Famulus im „Faust" ein klein wenig profitieren.

    (Beifall bei der SPD und beim GB/BHE.)




Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Kather.
Meine Damen und Herren — Herr Abgeordneter Kather, ich bitte Sie, eine Sekunde zu warten —, ich habe eine interfraktionelle Vereinbarung bekanntzugeben. Die Fraktionen haben vereinbart, daß die Debatte über diesen Punkt der Tagesordnung Schlag 12 Uhr beendet wird.

(Rufe von der Mitte: Bravo!)

Die Fraktionen haben sich verpflichtet, auf ihre Redner so intensiv einzuwirken,

(Heiterkeit)

daß dies möglich wird, ohne daß Redner von der Rednerliste gestrichen werden.
Zweitens: nach 12 Uhr, also 12 Uhr 1, beginnt die Aussprache über Punkt 1 a und c der gedruckt vorliegenden Tagesordnung für die 129. Sitzung. Dabei werden heute nur noch die Abgeordneten Dr. Bleiß und Dr. Friedensburg sowie Herr Staatssekretär Dr. Westrick sprechen. Im übrigen wird die Aussprache vertagt.
Weiter werden heute noch alle Punkte verhandelt, die ohne Begründung und ohne Aussprache erledigt werden können. Wo eine Begründung oder eine Aussprache nötig oder gewünscht ist, wird der Punkt auf eine der späteren Sitzungen vertagt.
Ich bitte die Damen und Herren, davon Kenntnis zu nehmen und ihre Dispositionen danach einzurichten.
Herr Abgeordneter Kather, bitte!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Linus Kather


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GB/BHE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen des Herrn Präsidenten geben mir Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß meine Fraktion dieser Vereinbarung meines Wissens nicht zugestimmt hat. Mit voller Sicherheit kann ich sagen, daß die Fraktion auf mich keinen Druck dahin auszuüben versucht hat, meine Ausführungen abzukürzen. Ich habe auch nicht die Absicht, das zu tun.

    (Lachen in der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, ich darf Sie darauf hinweisen, daß nach einer vielleicht sechs- oder siebenstündigen Debatte mit mir der erste Redner des Gesamtdeutschen Blockes zu Worte kommt. Wir haben bisher noch keine Gelegenheit gehabt, ein einziges Wort zur Großen Anfrage der CDU/ CSU, zum Antrag der SPD und zu dem Bericht des Herrn Bundesministers zu sagen. Ich bin sicher, auch bei Ihnen Verständnis dafür zu finden, daß ich das Notwendige hier zum Ausdruck bringe.
    Herr Kollege Kuntscher hat die Große Anfrage der CDU/CSU mit der Sorge begründet, im Blickpunkt der Öffentlichkeit könnte dieses Problem als gelöst erscheinen oder hingestellt werden, während es in Wahrheit doch nicht gelöst ist. Diese Sorge ist nur allzu begründet. Ich muß ihn aber darauf hinweisen, daß es gerade sehr maßgebliche Kräfte aus den ihm nahestehenden Kreisen, insbesondere aus der Bundesregierung, sind, die dieser Sorge Nahrung gegeben haben. Es war der Herr Bundeskanzler, der am 10. September 1953, also vier Tage nach der letzten Bundestagswahl, die Frage aufwarf: Brauchen wir überhaupt noch ein Vertriebenenministerium?

    (Hört! Hört! beim GB/BHE und bei der SPD.)

    Es war Herr von Brentano, der damalige Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, der am 20. Oktober 1953 — in dem Tag kann ich mich irren; jedenfalls bei der Debatte über die Regierungserklärung — ausgeführt hat: Wir hoffen, daß nach vier Jahren vom Vertriebenenproblem nicht mehr gesprochen wird, abgesehen davon, daß diese Menschen auch dann noch an ihre Heimat denken. Und es ist letzten Endes der Herr Bundesminister für Vertriebene, der gerade in der letzten Zeit, wie ich Ihnen noch vortragen werde, wiederholt Verlautbarungen von sich gegeben hat, die dieser Befürchtung des Herrn Kollegen Kuntscher, deren Berechtigung ich durchaus anerkenne, neue Nahrung geben müssen.
    Meine Damen und Herren, wir haben gestern einen anderthalbstündigen Bericht des Herrn Bundesministers gehört, einen Bericht, der, wie wir alle wissen, in wochen- und monatelanger Arbeit seiner Abteilungen zustande gekommen ist. Wir sind mit Zahlen überschüttet worden. Man hat es nicht einmal für nötig gehalten, uns diesen Bericht etwa an die Hand zu geben. Wir sind mit solcher Methode doch eigentlich einigermaßen überfordert. Aber es kommt uns zu Hilfe, daß wir einen anderen Bericht haben, den Bericht der Bundesregierung „Deutschland im. Wiederaufbau", den sie zur Mehrung ihres Ruhms jedes Jahr herausgibt und der auch erst wenige Wochen alt ist. Ich habe gestern sorgfältig zugehört und konnte feststellen, daß der Bericht, den der Herr Bundesminister gegeben hat, nicht wesentlich abweicht von dem Bericht der Bundesregierung, den wir gedruckt vorliegen haben. Aus diesem Bericht möchte ich einen Satz hervorheben, den auch der Herr Bundesminister vorangestellt hat. Es heißt darin:
    Es kann festgestellt werden, daß es trotz dieses Anstiegs der Zahl der betreuten Menschen auch im Jahre 1955 gelungen ist, die geplanten Maßnahmen des Ministeriums im wesentlichen durchzuführen.
    Diese Feststellung ist unrichtig. Sie ist mit den Tatsachen unvereinbar. Wir kennen die Pläne und die geplanten Maßnahmen; denn es gibt einen besonderen Plan, den Oberländer-Plan. Der Herr Bundesminister hat es für richtig gehalten, kaum daß er einen Schritt in das Ministerium gesetzt hatte, einen besonderen Plan für zwei Jahre herauszugeben. Er hat dort das, was andere schon lange gefordert und wofür andere die gesetzlichen Voraussetzungen im 1. Bundestag geschaffen haben, zu einem Plan für zwei Jahre zusammengefaßt. Meine Damen und Herren, es gibt keinen SchäfferPlan, es gibt keinen Erhard-Plan, es gibt auch keinen Konrad-Adenauer-Plan, und sogar der Bundesverkehrsminister hat sich mit dem gewöhnlichen Fahrplan der Bundesbahn gegnügt.

    (Heiterkeit beim GB/BHE.)

    Aber wir haben einen Oberländer-Plan. Ich sage das, meine Damen und Herren, weil es kennzeichnend ist für das Ministerium, für den Minister und für sein Wirken, weil es die Umkehrung des alten preußischen Grundsatzes zum Ausdruck bringt: „Mehr sein als scheinen!"

    (Zustimmung beim GB/BHE und bei der SPD.)

    Der Herr Minister hat gestern gesagt, die Bundesregierung habe gefordert, daß in fünf Jahren hunderttausend Bauernstellen geschaffen werden. Das ist eine Forderung, die wir seit vielen Jahren

    Dr. Kather)
    gestellt haben, die wir insbesondere bei der Beratung des Lastenausgleichsgesetzes und des Bundesvertriebenengesetzes immer wieder auch von dieser Stelle aus erhoben haben und für die wir auch die Voraussetzungen geschaffen zu haben glaubten. Wir haben ja schließlich beim Lastenausgleich um jede Mark und beim Bundesvertriebenengesetz um jeden Quadratmeter Land gekämpft. Das war alles im Fluß, und das war alles doch da. Aber es sollte geerntet werden, wo andere gesät hatten. Das wollen wir einmal mit aller Deutlichkeit feststellen.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, wir hätten auch gar nichts dagegen gehabt, wenn wenigstens geerntet worden wäre. Aber auch das ist ja nicht oder nicht in zureichendem Maße geschehen.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Es ist heute der Tag und die Stunde, einmal darüber zu sprechen. Die Große Anfrage der CDU/ CSU, die Anträge, die der Gesamtdeutsche Block gestellt hat, stellen große Ausschnitte des Gesamtproblems zur Diskussion; aber der Antrag der SPD, der ja letzten Endes — das haben die Ausführungen der Herren Jaksch und Rehs deutlich ergeben — auf einen Wechsel in der Besetzung des Bundesvertriebenenministeriums abzielt —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

    denn nur so kann es ja nach ihrer und auch unserer Meinung funktionsfähig gemacht werden —, stellt die gesamte Vertriebenenpolitik der Bundesregierung in den letzten sechs Jahren zur Diskussion.

    (Abg. Rehs: Sehr richtig!)

    Da ist es nicht Zeit, sich in Details zu verlieren, wie es vielleicht die Antwort des Herrn Bundesministers uns nahelegt; es ist das Gebot der Stunde, in den entscheidenden Schwerpunkten ernsthafte Untersuchungen anzustellen über die Leistungen, die in diesen letzten sechs Jahren vollbracht worden sind. Wir müssen und können ja die Frage, ob schuld oder nicht, nicht ausschließlich auf die Politik des Herrn Oberländer abstellen. Die maßgeblichen Leute heißen anders: sie heißen Adenauer, und sie heißen Schäffer.

    (Zustimmung beim GB/BHE und bei der SPD. — Abg. Dr. Czaja: Und Kather!)

    Sie sind die eigentlichen, die Hauptverantwortlichen für die Vertriebenenpolitik. Dabei soll das Geleistete durchaus nicht verkannt werden.
    Die Ausführungen, die Herr Kollege Hellwig gemacht hat, geben mir doch zu gewissen Erwiderungssätzen Veranlassung. Der Herr Kollege Hellwig hat sicherlich eine gute und vor allem eine sehr wohlmeinende Rede gehalten. Er hat aber selber davon gesprochen, daß er in der Gefahr stehe, sich auf ein fremdes Gebiet zu begeben und deshalb doch vielleicht etwas danebenzutreten. Er weiß nicht, wie sehr er in dieser Gefahr untergegangen ist. — Herr Kollege Hellwig hat vieles gesagt, was wir unterschreiben können; das meiste! Bloß bringt uns das ja nicht weiter. Der Herr Kollege Hellwig hat vielleicht nicht die Divergenz zwischen seinen Ausführungen und den tatsächlichen Gaben erkannt, die der Bericht des Herrn Ministers uns gebracht hat. Damit ist uns nicht geholfen. Aber der Herr Kollege Hellwig wird noch sehr oft auf das angesprochen werden, was er gestern alles als notwendig bezeichnet hat.
    In einem Punkt muß ich ihm jedoch gleich noch widersprechen. Er hat hier diese alte Kamelle von den 26 Milliarden, die angeblich für die Vertriebenen aufgewandt worden sind, wieder aufgetischt. Nun, meine Damen und Herren, damit ist schon Herr Lukaschek reisen gegangen, aber Gott sei Dank nur im Ausland. Wie wenig ernst eine solche Zahl zu nehmen ist, beweist allein die Tatsache, daß sie sich in den letzten Jahren eigentlich nicht verändert hat; sie ist immer dieselbe geblieben.

    (Heiterkeit beim GB/BHE.)

    Herr Kollege Hellwig, wissen Sie, daß in dieser Zahl der Minderertrag des Steueraufkommens der Vertriebenen — ich weiß nicht, ob mit Hunderten von Millionen oder gar mit Milliarden — enthalten ist?

    (Unruhe bei der CDU/CSU.)

    — Ja, Herr Kunze, Sie können den Kopf noch soviel schütteln; das steht absolut fest. Was würde der Herr Kollege Hellwig sagen, wenn ich ihm etwa entgegenhalten würde, daß für die Einheimischen in derselben Zeit 200 Milliarden aufgewandt worden sind? Was sollen solche Ausführungen überhaupt? Wir wissen, was im Lastenausgleich für die Geschädigten erbracht wird, und alles übrige lehnen wir ab. Wir lehnen es ab, uns die Kosten für Kanalrohre anrechnen zu lassen, die vielleicht für irgendeine Schule auf dem Lande notwendig gewesen sind, nachdem deren Bau durch den Zuzug von Vertriebenen erforderlich geworden ist.

    (Beifall beim GB/BHE und bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU.)

    — Das alles hat aber nichts etwa mit einer Verkleinerung der Leistungen zu tun.

    (Abg. Dr. Czaja: Gestatten Sie eine Zwischenfrage?)

    — Bitte sehr, Herr Czaja, gern.