Meine Damen und Herren, darf ich die Debatte einen Augenblick unterbrechen. Wir hatten uns vorgenommen, der Tatsache zu gedenken, daß am 24. Oktober das deutsche Volk seiner noch nicht heimgekehrten Kriegsgefangenen gedenkt.
Ich glaube, daß ich Ihrer aller Meinung Ausdruck gebe, wenn ich sage, daß wir schmerzlichst davon bewegt sind, daß es Jahr um Jahr nötig ist, dieser Tatsache zu gedenken. Wir hätten die Hoffnung gehabt, daß die politische Vernunft und das Gefühl für die Menschlichkeit auf a 11 en Seiten und in allen Teilen der Welt diese Fragen endlich bereinigt hätten. Wir haben nicht die Absicht, diese Frage irgendwie 'zum Gegenstand einer politischen Propaganda zu machen, und verwahren uns dagegen, wenn man uns diesen Vorwurf machen sollte. Wir danken dem Deutschen Roten Kreuz, wir danken dem Internationalen Roten Kreuz für ihre Bemühungen um die deutschen Kriegsgefangenen in aller Welt und hoffen, daß 'diese Bemühungen zu einem Erfolge führen. Wir denken insbesondere an die vielen Tausend von Kriegsgefangenen im Osten, die noch nicht heimgekehrt sind. Wir denken auch daran, daß es auch im Westen Menschen gibt, die in Formen heute noch leben müssen und behandelt werden, die wir neun Jahre nach Kriegsende unter dem uns alle verpflichtenden Gesichtspunkt der Menschlichkeit nicht mehr ertragen können.
Wir legen Wert darauf, daran zu denken, daß es nicht nur Kriegsgefangene und Menschen in Gefängnissen gibt, die infolge des Krieges und dessen, was in ihm geschehen ist, dort festgehalten werden, sondern daß es Tausende von deutschen Brüdern gibt, die in Lagern und Gefängnissen der Zone und Sowjetrußlands und anderer Staaten festgehalten werden.
Wir denken an alle, denen ihr Wunsch und ihr Willen, in die deutsche Heimat zurückzukehren, nicht erfüllt ist, und vereinigen uns in dem ernsten Wunsch, daß alles das, was an Worten über Frieden und Freiheit in der Welt gesagt wird, gerade in dieser Frage endlich zu Taten führt, daß wir im nächsten Oktober nicht wieder vor der Aufgabe stehen, der noch nicht Heimgekehrten gedenken zu müssen. Wir versichern all ihre Angehörigen, die besonders unter der jahrelangen Trennung leiden, unserer Verbundenheit.
Ich stelle fest, daß der Deutsche Bundestag sich zum Gedenken an alle deutschen Brüder, die noch nicht heimgekehrt sind, erhoben hat. Ich danke Ihnen dafür. —
Meine Damen und Herren, wir fahren in der Debatte fort, wobei ich doch trotz der Ausführungen von Herrn Abgeordneten Metzger die Bitte aussprechen möchte, sich daran zu erinnern, daß wir ein Zweites Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Personenstandsgesetzes behandeln
und daß wir die allgemeine Aussprache, von deren Bedeutung ich nicht weniger überzeugt bin als, wie ich glaube, die meisten Mitglieder dieses Hauses, dann bei einer Gelegenheit führen müßten, die unmittelbar Anlaß dazu gibt.
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Strosche.