Rede von: Unbekanntinfo_outline
Meine Damen und Herren! Meine politischen Freunde begrüßen diesen Antrag auf Drucksache Nr. 4059 sehr. Es handelt sich hier in der Tat um eine Frage, die es wirklich verdient hätte, nicht so am Schluß der langen Tagesordnung behandelt zu werden. Hängt doch die Zukunft unserer deutschen Wissenschaft vom Nachwuchs ab! Ein großer Teil der deutschen Forscher geht aus den Assistenten hervor. Die Assistententätigkeit ist in vielen Fächern die Voraussetzung für eine anschließende Habilitation und damit also für die Ergreifung des eigentlichen Forscherberufes. In der Praxis liegen heute die Verhältnisse so, daß es in vielen Fächern schwierig, ja beinahe unmöglich geworden ist, promovierte Herren, die entsprechende Leistungen aufzuweisen haben, überhaupt noch für eine Assistententätigkeit zu gewinnen. Die Ursache dafür ist nicht etwa, daß es diesen jüngeren Kollegen an dem nötigen Idealismus fehlt und daß für sie der Beruf in erster Linie eine Frage des Geldverdienens ist. Ganz und gar nicht! Wir müssen einen gewissen Idealismus verlangen; aber Voraussetzung dafür, diesem Idealismus dienen zu können, ist, daß doch wenigstens das Existenzminimum gegeben und eine halbwegs erträgliche Lebensführung gerade auch der verheirateten Assistenten gewährleistet ist. Das ist eben bei den erschütternden Sätzen, die Herr Kollege Hennig Ihnen durchaus richtig vorgetragen hat, heute weitgehend nicht der Fall.
Vor allem muß ich auch darauf hinweisen, daß die planmäßigen Assistentenstellen verhältnismäßig dünn gesät sind, von denen Sie, Herr Minister, sprachen. Es ist praktisch so, daß wir uns selbst bei großen Fakultäten weitgehend mit Hilfsassistenten behelfen müssen; und deren Bezüge hat Herr Kollege Hennig Ihnen ja angegeben. Man geniert sich tatsächlich, mit promovierten Herren wegen solcher Hilfsassistentenstellen zu verhandeln, wenn man ihnen nachher 40 bis 120 DM usw. anbieten soll.
Besonders hinweisen muß ich auf die trostlose L age unseres medizinischen Nachwuchses. Keiner von uns verlangt, daß der Steuerzahler nun einfach, wenn gewisse Überfüllungen eines Berufs vorliegen, entsprechende Mittel zur Verfügung stellt, damit die Zahl der Planstellen erhöht werden kann. Das verlangen weder unsere jungen Freunde, unsere jungen Assistenten, noch verlangt das irgend jemand von uns; aber es häufen sich
doch erschreckend die Fälle, in denen Klagen. vor
den Arbeitsgerichten erhoben und mit Erfolg
durchgeführt werden, bei denen es sich nachher
herausstellt, daß etwa junge Mediziner bei Krankenhäusern als Hilfsassistenten und Praktikanten
angestellt worden sind, während sie in Wirklichkeit eine absolut vollwertige Arbeit leisten mußten,
ohne aber irgendwie angemessen bezahlt zu werden. Es ist furchtbar, wenn wir 1953 feststellen müssen, daß es hier eine ziffernmäßig kleine, aber dafür durchaus wertvolle Schicht gibt, die noch heute richtiggehend ausgebeutet wird. Das liegt hier in ganz großem Umfang vor.
In dieser Beziehung haben wir wohl alle den Wunsch und die Verpflichtung, unbedingt und trotz aller finanziellen Not für Abhilfe zu sorgen. Die Aufwendungen, die nötig sind, um diese Mißstände abzustellen — in den Ländern vor allen Dingen, die ja in erster Linie dafür verantwortlich sind —, sind nicht so groß, daß sie bei unserem 26-Milliarden-Haushalt und bei den MilliardenHaushalten der Länder irgendwie ins Gewicht fallen. Es gilt an dieser Stelle einmal mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, daß hier wertvolle Kräfte ausgebeutet werden und daß wir den Willen haben, auch dieser zahlenmäßig kleinen, aber wertvollen Schicht zu ihrem Recht zu verhelfen.
Wir freuen uns, daß der Antrag dem Kulturpolitischen Ausschuß überwiesen werden soll. Wir fassen ihn auch so auf, wie Herr Kollege Hennig das schon dargelegt hat, daß er uns die Grundlage bieten soll, im Kulturpolitischen Ausschuß zu diesen Dingen einmal ganz grundsätzlich Stellung zu nehmen.