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ID0123516400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Oktober 1952 10783 235. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Oktober 1952. Geschäftliche Mitteilungen 10785A Verteilung der Entschließung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland 10785B Kleine Anfrage Nr. 296 der Fraktion der FDP betr. Rückgabe deutscher Vermögenswerte (Nrn. 3728, 3787 der Drucksachen) 10785B Kleine Anfrage Nr. 298 der Fraktion der SPD betr. Hamburger Filmproduzent Walter Koppel (Nrn. 3742, 3788 der Drucksachen) 10785B Kleine Anfrage Nr. 290 der Fraktion der SPD betr. Werbungskosten (Nrn. 3678, 3798 der Drucksachen) 10785C Umstellung von Punkten der Tagesordnung 10785C Fragestunde (Nr. 3770 der Drucksachen): 1. betr. Parken von Kraftwagen in engen Straßen auf nur einer Straßenseite: Dr. Mommer (SPD), Anfragender 10785C, D Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10785C, D 2. betr. Äußerung des Bundesverkehrsministers Dr. Seebohm am Abend des Unglücks beim Autorennen auf dem Grenzlandring am 31. August 1952: Renner (KPD), Anfragender 10785D, 10786B, C Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10786A, B 3. betr. Bundesmittel für Errichtung von Neubauten für Besatzungsgeschädigte bzw. Rückgabe der Häuser oder Wohnungen: Euler (FDP), Anfragender . . . 10786C, D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10786C 4. betr. Verwendung des Gebäudes des ehemaligen Generalkommandos in Kassel: Euler (FDP), Anfragender . . . 10787A, B Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10787A 5. betr. Verluste an Grunderwerbsteuer durch Angabe zu niedriger Kaufpreise bei Grundstücksveräußerungen bzw. Aufhebung der Preisstoppbestimmungen: Euler (FDP), Anfragender 10787B Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10787C Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 10787C 6. betr. Bericht über den Fall „Real-Film/ Koppel Hamburg": Rademacher (FDP), Anfragender 10787D, 10788A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10788A 7. betr. Aktion der „Bunkerentschrottung" im Gebiet des früheren Westwalls: Niebergall (KPD), Anfragender 10788B, C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10788B, C 8. betr. Entlassungen im Eisenbahnbetriebswerk Hermeskeil: Niebergall (KPD), Anfragender . . 10788C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10788C 9. betr. Rechtsgültigkeit der Verordnung des ehemaligen Reichsforstamts vom 1. April 1936 über die Ausformung, Messung und Sortenbildung des Holzes in den deutschen Forsten: Dr. Atzenroth (FDP), Anfragender 10788D Dr. Sonnemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 10788D 10. betr. Aufnahme von Sowjetzonenflüchtlingen in Nordrhein-Westfalen bzw. Beihilfe für die Errichtung von Flüchtlingswohnungen: Dr. Henn (FDP), Anfragender . . 10789A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10789B 11. betr. Leistungen aus dem Härtefonds gemäß § 301 des Lastenausgleichsgesetzes an Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone: Dr. Henn (FDP), Anfragender . . 10789D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10789D 12. betr. Unterbringung heimatvertriebener und kriegssachgeschädigter Werksangehöriger der Bayerischen Motorenwerke Allach in der Siedlung für heimatlose Ausländer in Ludwigsfeld bei München: Reitzner (SPD), Anfragender 10789D, 10790A, B Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10790A, B, C 13. betr. Entschädigung bzw. Übergangsbeihilfe an ehemalige Siedler auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Hohenfels: Kohl (Stuttgart) (KPD), Anfragender 10790C, D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10790C, D 14. betr. gesetzliche Vorarbeiten für die Regelung der Beziehungen zwischen Ärzten, Zahnärzten und Krankenkassen: Dr. Schellenberg (SPD), Anfragender 10791A Storch, Bundesminister für Arbeit . 10791A 15. betr. Dauer der Entscheidung über Klagen bei den Landesverwaltungsgerichten und Oberverwaltungsgerichten: Jahn (SPD), Anfragender 10791A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10791B 16. betr. Verspätungen von D- und FZügen: Dr. Mende (FDP), Anfragender . . . 10791C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10791C 17. betr. Entfernung der Schuttmassen zerstörter bundeseigener Bunker: Morgenthaler (CDU), Anfragender . 10792A Schäffer, Bundesminister- der Finanzen 10792A 18. betr. Freigabe des Predigtstuhlhotels in Bad Reichenhall: Parzinger (FU), Anfragender . . 10792B, C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10792C 19. betr. Mißbräuche bei der Subventionierung für das Konsumbrot: Dr. Mende (FDP), Anfragender . . 10792C Dr. Sonnemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 10792D 20. betr. Aufbringung der Mehraufwendungen der Rentenversicherung zur Deckung der Rentenzulagen nach dem Rentenzulagengesetz: Dr. Schellenberg (SPD), Anfragender 10792D, 10793A Storch, Bundesminister für Arbeit . 10793A 21. betr. Förderung der Durchführung der Investitionsvorhaben des Bergbaus und der Eisen- und Stahlindustrie durch steuerliche Maßnahmen: Willenberg (FU), Anfragender . . 10793A, C Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 10793B, C 22. betr. Erhöhung der Renten in der Sozialversicherung und Kriegsopferversorgung: Willenberg (FU), Anfragender . . . 10793C Storch, Bundesminister für Arbeit . 10793C 23. betr. Maßnahmen zur Besserung der Verkehrssicherheit des Straßenzustandes: Dr. Reismann (FU),* Anfragender 10793D, 10794A Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10793D 24. betr. Unfälle auf der Bundesstraße 55 bei Ehreshofen (Rhein-Bergischer Kreis) infolge Beseitigung der Bahnschranken: Hoffmann (Lindlar) (FU), Anfragender 10794B, C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10794B, C 25. betr. Erlaß der Ausführungsbestimmungen zum Lastenausgleichsgesetz und 26. betr. Übergangslösung für die Schaffung von Wohnraum nach dem Auslaufen des Soforthilfegesetzes: Dr. Keller (Fraktionslos), Anfragender 10794C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10794D 27. betr. Abzug der Teuerungszulage zur Unterhaltshilfe durch das Soforthilfeamt Hamburg: Renner (KPD), Anfragender 10794D, 10795A Storch, Bundesminister für Arbeit 10795A, B 28. betr. Pläne für die Errichtung eines sogenannten „Rhein-Walls" bzw. für die Evakuierung der Bevölkerung von Rheinland-Pfalz nach Südfrankreich: Niebergall (KPD), Anfragender . 10795B, C Schäffer, Bundesminister der. Finanzen 10795B, C 29. betr. Räumung bzw. Verwendung des ehemaligen Heereszeugamts in Glinde, Kreis Stormarn (Schleswig-Holstein) und 30. betr. Räumung und Wiederverwendung der Werksanlagen der Firma Krupp in Glinde, Kreis Stormarn (Schleswig-Holstein) : Wegen Fristablaufs der Fragestunde abgesetzt 10795C Nächste Fragestunde, Frist zur Einreichung der Fragen 10795C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika über den Betrieb gewisser Rundfunkanlagen innerhalb der Bundesrepublik vom 11. Juni 1952 (Nr. 3726 der Drucksachen) 10795D Frau Strohbach (KPD) 10795D Blachstein (SPD) 10796C Dr. Vogel (CDU) 10798A Dr. Mende (FDP) 10798D von Thadden (Fraktionslos) . . . 10799B Ausschußüberweisung 10799D Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Geheimorganisation „Technischer Dienst des BDJ" in Hessen (Nr. 3745 der Drucksachen) 10799D Dr. Menzel (SPD), Anfragender . 10800A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10804A, 10828B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 10810B Zinn, Ministerpräsident des Landes Hessen 10811A Dr. Dehler, Bundesminister der Justiz 10815B Fisch (KPD) 10817B Dr. Schäfer (FDP) 10818D Birkelbach (SPD) 10820D Dr. Friedensburg (CDU) 10823A Mellies (SPD) 10824C Freiherr von Aretin (FU) . . . 10826C Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU) . 10827C Ewers (DP) 10828D Renner (KPD) 10829C Euler (FDP) 10830D von Thadden (Fraktionslos) . . . 10831D Meitmann (SPD) 10832B Beschlußfassung 10834D Zweite und dritte Beratung des von den Abg. Gibbert, Schmitt (Mainz), Junglas, Kemper, Dr. Weber (Koblenz), Jacobs, , Dr. Preusker, Dr. Atzenroth, Dr. Mühlenfeld, Freiherr von Aretin u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Steuer auf Schaum- wein (Schaumweinsteuergesetz) Nr. 3593 [neu] der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) (Nr. 3727 [neu] der Drucksachen; Änderungsantrag Umdruck Nr. 679) 10834D Dr. Gülich (SPD), Berichterstatter 10835D Dr. Bertram (FU) 10838A Abstimmungen 10838A, 10839B Nächste Sitzung 10839D Die Sitzung wird um 13 Uhr 33 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Rede von Adolf von Thadden


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (Fraktionslos)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DRP)

    Ich bin gewohnt, nicht lange zu sprechen, meine Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst mit der Art befassen, wie Radio Moskau gestern diesen ganzen Komplex behandelte,

    (Abg. Renner: Das dürfen Sie doch gar nicht hören!)

    und zwar sagt man, Herr Kollege Renner, daß die Protestbewegung gegen den aufgedeckten faschistischen BDJ und andere Terrororganisationen, die sich mit der direkten Unterstützung der amerikanischen Besatzungsbehörden betätigen, immer größer werde. Man berichtet über Protestversammlungen in Westdeutschland, auf denen ein Verbot der terroristischen und faschistischen Organisationen und die Einstellung der systematischen Vorbereitung zum Massenmord verlangt wird.

    (Abg. Renner: Es gibt bereits Beschlüsse von Stadtvertretungen, die in diese Richtung gehen.)

    Mit der Vorbereitung zum Massenmord meint man offenbar die hier schon oft zitierten „Abschußlisten". Nach der heutigen Debatte kann man wohl hinsichtlich der Abschußlisten — scheußliches Wort — feststellen: Tant de bruit pour une Omelette, oder besser: Tant de bruit pour ein paar Zinn-Soldaten.

    (Abg. Renner: Von Menschen, die gemordet werden, redet der als Zinn-Soldaten!)



    (von Thadden)

    1 Denn mehr, meine Damen und Herren, ist es effektiv nicht gewesen.
    In diesem Zusammenhang ist nur die Leichtfertigkeit bedauerlich, mit der offenbar gewisse amerikanische Stellen hier Vorbereitungen treffen, die sich im Ernstfall ganz sicherlich nicht in dem Sinne auswirken werden, wie das der Abgeordnete Schröder eben hier ansprach. Herr Dr. Schröder, es mag möglich sein, daß die amerikanische Militärführung ein Interesse daran hat, für den Fall eines amerikanischen Rückzuges, der ja leicht denkbar ist, sich hier einige Nachrichtenvorposten und ähnliches zu erhalten. Das ist denkbar. Dazu braucht man sich aber nur einige Leute zu suchen. Man soll dann aber nicht Leute in der Benutzung von schallgedämpften Pistolen, Sprengmitteln und ähnlichen Dingen unterweisen.

    (Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf]:: Habe ich das denn behauptet? Lesen Sie doch einmal nach, was ich gesagt habe!)

    — Nein, Herr Schröder, das haben Sie nicht behauptet, Sie haben nur die Tätigkeit dieser Organisation in Zusammenhang gebracht

    (Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf]:: Ich habe sie verurteilt!)

    mit den Verteidigungsanstrengungen, die Sie hier gepriesen und verlangt haben.

    (Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf]:: Lesen Sie nach, Sie haben es nicht verstanden!)

    — Ich habe Sie wohl verstanden!

    (Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf]:: Nein!)

    — Ich habe sehr genau hingehört, was Sie gesagt haben!

    (Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf] : Lesen Sie es nach!)

    Mit diesen Dingen würde man im Ernstfall nicht mehr erreichen, als daß hier in Westdeutschland ein ganz großes Tohuwabohu losgeht.

    (Abg. Kunze: Das haben wir alles doch schon gesagt!)

    — Herr Kunze, wenn es auch andere gesagt haben, ich möchte es — durch meine Brille gesehen — Ihnen noch einmal sagen,

    (Abg. Kunze: Sie tragen ja gar keine Brille!) und zwar möchte ich Ihnen sagen, es wundert mich, daß diese Dinge von allen Seiten heute mit einer Intensität hier vorgebracht werden, als ob das alles völlig neu wäre, wo diese Dinge doch seit über zwei Jahren im Gange sind und auch zahlreichen Mitgliedern dieses Hauses seit über zwei Jahren bekannt sind. Ich kann nicht verstehen, warum man heute hier eine derartige Aufregung veranstaltet und warum man nicht schon früher — denn die Dinge sind keine Neuigkeit — bei den Amerikanern einen Protest dagegen ,eingelegt hat, daß derartige Sachen auf deutschem Boden geschehen, die sich nur zu unseren Ungunsten und zu unseren Lasten auswirken können.



Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Meitmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Meitmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren! Ich habe zunächst im Auftrag meiner Fraktion folgenden Antrag an das Haus zu stellen:
    Der Bundestag wolle beschließen,
    Die Bundesregierung wird beauftragt, dem Ausschuß für Verfassungsschutz über die Vorgänge, die der Drucksache Nr. 3745 zugrunde liegen, laufend zu berichten.
    Sodann ein Wort zu der hier, wie ich glaube, von denen, die diese Angelegenheit nicht so ernst ansehen wie eine ganze Anzahl anderer der Debatteredner, recht unglücklich aufgezogenen Meinung, als ob hier zu trennen wäre zwischen dem BDJ und einer in seinem Organismus entstandenen und tätig gewordenen sogenannten technischen Organisation. Herr Bundesinnenminister, ich weiß nicht, ob Ihr Zeitungsarchiv Sie mit der schleswig-holsteinischen Volkszeitung vom 13. Oktober versehen hat, in der ein Brief der Bundesführung des Bundes Deutscher Jugend, geschrieben unter dem 9. April, in Faksimile abgedruckt ist. Der Brief ist vom Vorsitzenden des BDJ unterschrieben und an den Landesgruppenführer in Kiel, Schleswig-Holstein, Herrn Wilhelm, gerichtet:
    Hans-Walter ist übrigens mit Wirkung von
    Ostern mit einer besonderen Aufgabe von uns
    betraut worden. Herbert übernimmt sein Amt
    als Landesführer. Dies zu Deiner vertraulichen
    Information.

    (Zuruf von der Mitte: Na und?)

    Die ganze Debatte, die heute gepflogen worden ist, ist für diejenigen schief gelaufen, die uns vergessen machen wollen, was sie zum großen Teil in der Vergangenheit selber miterlebt haben.

    (Abg. Renner: Sehr gut!)

    Darüber, wie diese Dinge ineinandergreifen, halte ich mich ein Wort zu sagen für verpflichtet, der ich wie so mancher andere und auch der Herr Bundesinnenminister — wenn auch an anderer Stelle, in anderer Aufgabe und vielleicht auch in anderem Verhalten — das alles miterlebt habe.
    Es liegt eine Parallelität der Dinge und der Behandlung sowohl im Parlament wie in der Öffentlichkeit wie von den höchsten Stellen der Regierung zu diesem Dokument, zu diesen Vorfällen und zu diesen Dingen, die das hessische Ministerium aufgedeckt hat, und zu einer ähnlichen, viel bedeutsameren, für Deutschland aber auch viel verheerenderen Angelegenheit offen zutage. Das ist die Parallelität mit der Behandlung der sogenannten Boxheimer Dokumente. Für diejenigen, die es nötig haben, sich noch einmal in die Lektüre dieser Boxheimer Dokumente zurückzuversetzen, um überhaupt zu wissen, war darin steht, mag P genügen, daß ich diese als Befehl — auch in Hessen fabriziert — herausgegebenen Mordpläne nur in den ersten drei Sätzen dem Parlament und der deutschen Öffentlichkeit in Erinnerung rufe:
    Jeder Anordnung der SA-Landeswehr, gleich, von welchem Dienstgrad erteilt, ist sofort Folge zu leisten. Widerstand wird grundsätzlich mit dem Tode bestraft. Jede Schußwaffe ist binnen 24 Stunden an die Landeswehr der SA abzuliefern. Wer nach dieser Frist im Besitz einer Schußwaffe ist, wird als Feind der SA-Landeswehren ohne Verfahren auf der Stelle erschossen. Jeder im Dienst öffentlicher Behörden oder öffentlicher Verkehrsanstalten stehende Beamte, Angestellte und Arbeiter hat sofort seinen Dienst wieder aufzunehmen. Widerstand und Sabotage werden mit dem Tode bestraft. An die Stelle der obersten Staatsbehörden tritt die Führung der SA.
    Und wie ist das, nachdem es durch den preußischen Innenminister Severing nach Mitteilungen und Feststellungen des hessischen Innenministers Leuschner am 26. November 1931 veröffentlicht worden ist, von denen behandelt worden, die es


    (Meitmann)

    betraf? Der „Völkische Beobachter": „Unerhörte
    Lügenhetze!" „Erwiesenermaßen gemeine Fälschermethode!" Und jetzt die BDJ-Führung: „Die Erklärung des hessischen Innenministers ist unwahr,
    zumindest" — vorsichtigerweise! . – „maßlos übertrieben. Ich, der Bundesvorsitzende, Herr Lüth;
    werde mir überlegen, gegen den hessischen Ministerpräsidenten Klage zu erheben." Damals
    Goebbels im „Angriff" vom 26. November:
    „Gemeine Fälschung! Plumpes Wahlmanöver gegen
    die hessische NSDAP!" Und heute? Herr Bundesinnenminister, was haben S i e gesagt — und
    das ist bis jetzt von Ihnen nicht widerrufen und
    hat in allen mir erreichbaren Zeitungen deutlich
    und klar gestanden —? : „Ich will meine Meinung",
    so haben Sie gesagt, „darüber nicht sagen, warum
    der hessische Ministerpräsident Zinn in diesem
    Augenblick diese Veröffentlichung gemacht hat."

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Die Ihnen nahestehenden Zeitungen haben das ausgesprochen, was Sie gemeint haben, und ich will es — widerlegen Sie mich! — Ihnen in den Mund legen. Sie hätten den Mut haben sollen, hier vor dem Parlament das auch zu sagen. Sie haben gemeint: das ist alles von langer Hand vorbereitet und ist im Schoß der Schreibtische der hessischen sozialdemokratischen Regierung aufgehoben und nun erst gekommen als Wahlbombe für den Wahlkampf für den neuen Bundestag, der hier dem Parlament und dem deutschen Volke bevorsteht. Da haben Sie die Analogie zu Goebbels von damals! Damals ist dann in drei Tagen unter dem Druck der Beweisführung des hessischen Innenministers Leuschner und der kategorischen Durchführung der Veröffentlichung dieser Dinge durch den preußischen Innenminister Severing nachgewiesen worden: Es waren nicht sieben, wie bei Hitlers Parteigründung, sondern es waren nur sechs, also einer weniger, aber sechs hohe, verantwortliche „Führer" der NSDAP, darunter auch der eigentliche Schöpfer, Herr Dr. Best, die dieses Dokument mit allen Einzelheiten beschlossen und mit ihrer Parteileitung besprochen hatten. Prompt ist der Hauptmann Göring — Hauptmann war er damals noch — zum Innenminister Groener gegangen und hat erklärt, das könne nur eine private Arbeit sein, wenn sie nicht, wie vorher behauptet, rein marxistische Sudelei und Erfindung wäre. Also rückhaltlose Anerkennung dieses Tatbestandes.
    Hier ist die Analogie zu dem heutigen gleichartigen Problem; das sollte sich jeder Parlamentarier und jeder politisch verantwortliche Mensch wohl überlegen! Hier liegen die Analogien in der Behandlung der Sache durch die Schuldigen und durch die, die nicht sehen wollen oder nicht zu sehen vermögen, daß Schuldige hier im Spiele sind.
    „Es kann sich nur um eine Privatarbeit handeln", so ist gesagt worden; und dann gab Herr Best selbst zu: Ich bin der Verfasser, aber ich habe mit niemandem gesprochen und niemandem das vorgelegt, das war nur so mal eine Idee, die — und hier wieder die Analogie zu unserem Fall — dann nur zum Zuge kommen soll, wenn die kommunistische Revolution die verfassungsmäßige Regierung aus der Macht gesetzt hat.

    (Hört! Hört! bei der SPD. — Ja, ja! bei der KPD.)

    Spüren Sie, wie in der Weltgeschichte, wenn die
    gleichen Dinge zu gleichen Ergebnissen zu treiben
    sich anschicken, auch die Erscheinungen in den Behandlungsmethoden sich außerordentlich gleichen?
    Meine Damen und Herren, hier ist mit großem Nachdruck von Herrn Dr. Schröder gesagt worden: Wie kann man auch nur präsumptiv einen Verdacht gegen irgendeinen Anwalt und gegen unseren höchsten Anwalt haben? Wir haben den Verdacht nicht ausgesprochen. Wir haben nur gewollt und hier vertreten — und das haben Sie verschoben, Herr Innenminister —, daß Sie nicht, ehe dieser Anwalt, wie es seine Pflicht war, untersuchte und feststellte, vorzeitig schon das Ergebnis durch Ihre Hamburger Rede festlegten.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Hier will ich Ihnen — es tut mir leid, daß ich es auf Kosten meiner Redezeit tun muß, aber es ist notwendig, das heute zu tun — einmal das Ergebnis der Behandlung dieses gleichlaufenden, analogen Problems der damaligen Zeit durch den Herrn Oberreichsanwalt Dr. Werner im Wortlaut vorlesen:
    Erklärung.
    — Und das zwei Tage nachdem diese eben mit- geteilten Tatsachen in der Öffentlichkeit bekannt waren! —
    Das Vorgehen der Darmstädter Polizei ist nicht auf meine Veranlassung hin geschehen. Wie die Polizeibehörde zur Kenntnis des Verdachts strafbarer Handlungen gelangte, ist mir noch nicht bekannt, wie ich auch über das Ergebnis der bisherigen Ermittlungstätigkeit in Darmstadt amtlich noch nicht unterrichtet bin.
    Und nun kommt's:
    Ich hatte gestern eine Unterredung mit dem preußischen Innenminister in Berlin, die auf Einladung des Ministers erfolgte und bei der mir das Schriftstück vorgelegt wurde, in dem der Versuch des Hochverrats erblickt wird. Dieses Schriftstück soll von Dr. Best herrühren. Dazu gab ich den Rat, als Beweismittel wenigstens die Schreibmaschine des Dr. Best zu beschlagnahmen,

    (Abg. Renner: Ja, ja!)

    mit der das Schriftstück hergestellt worden sein soll.
    Ich ließ ferner dem preußischen Innenminister raten, seine Absicht, die Presse in großem Ausmaß zu unterrichten, zunächst nicht auszuführen, weil die Untersuchung empfindlich gestört werden könnte, wenn wirklich der Tatbestand des Hochverrats vorläge. Ob das der Fall ist, muß noch geklärt werden.
    Die Analogie heute: der Innenminister von Hessen wird vom Bundesverfassungsminister verantwortlich gemacht, daß er diese ungeheuerlichen Dinge, soweit sie ihm bekannt waren, zunächst der Öffentlichkeit bekanntgab und damit auch die Möglichkeit schaffte, sie abzustoppen.
    Soweit das Schriftstück Best's als Stütze zur Feststellung des Tatbestandes in Betracht kommt, handelt es sich offenbar um Maßnahmen, die sich gegen eine auf Grund der jetzt geltenden Verfassung im Amte sich befindliche Regierung nicht richten.
    Vielmehr ist vorausgesetzt, daß eine solche legale verfassungsmäßige Regierung gestürzt und durch die Herrschaft der „Kommune" ersetzt sei.

    (Lachen bei der KPD.)



    (Meitmann)

    Diese ungesetzliche „Kommunalherrschaft" sei dann abgelöst durch die Nationalsozialisten, und erst dann sollen die Maßregeln zur Wiederherstellung von Ordnung, Sicherheit und Ruhe in Kraft gesetzt und durchgeführt werden.
    Das ist die Erklärung des Oberreichsanwalts aus der damaligen Zeit in einer durchaus vergleichbaren Situation. Ich bin der Meinung, diese historischen Vorgänge und ihre Folgen sollten — so denkt doch wohl jeder loyale demokratische Staatsbürger von heute — den Staatsanwälten und den Richtern und vor allem und in erster Linie den verantwortlichen Trägern der höchsten Bundesgewalt ein zwingender Ansporn sein, erstens größte Objektivität, aber auch größte Energie bei den Nachprüfungen und Untersuchungen anzuwenden und zweitens — und das richte ich an Sie, Herr Bundesinnenminister — sich die unbedingt erforderliche Zurückhaltung in der Abgabe von Urteilen und Bewertungen vor dem Abschluß der Untersuchung aufzuerlegen. Das haben Sie mit Ihrer Prämisse, die Sie und der Bundeskanzler vertreten haben, in Ihrer Rede in Hamburg nicht befolgt. Wenn Sie, Herr Minister, da gefehlt haben — und das haben Sie —, sollten Sie uns im Parlament nicht Lehren geben, Sie sollten diese Lehren vorher selber beherzigt haben! Daran haben Sie, Herr Verfassungsminister Lehr, in erheblichem Maße einen Mangel aufgewiesen. Das sei Ihnen hier vor dem Parlament bescheinigt.
    Wir nehmen die Prämisse an. Wir wollen nichts anderes als objektive, aber auch wirkliche und restlose Untersuchung und ein hartes Zugreifen, wenn es nötig ist.
    Wir fragen Sie: Wenn Sie seit einem Jahr gewußt haben, daß der BDJ im bezahlten Dienst einer Besatzungsmacht steht, — —

    (Glocke des Präsidenten)