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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Oktober 1952 10783 235. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Oktober 1952. Geschäftliche Mitteilungen 10785A Verteilung der Entschließung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland 10785B Kleine Anfrage Nr. 296 der Fraktion der FDP betr. Rückgabe deutscher Vermögenswerte (Nrn. 3728, 3787 der Drucksachen) 10785B Kleine Anfrage Nr. 298 der Fraktion der SPD betr. Hamburger Filmproduzent Walter Koppel (Nrn. 3742, 3788 der Drucksachen) 10785B Kleine Anfrage Nr. 290 der Fraktion der SPD betr. Werbungskosten (Nrn. 3678, 3798 der Drucksachen) 10785C Umstellung von Punkten der Tagesordnung 10785C Fragestunde (Nr. 3770 der Drucksachen): 1. betr. Parken von Kraftwagen in engen Straßen auf nur einer Straßenseite: Dr. Mommer (SPD), Anfragender 10785C, D Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10785C, D 2. betr. Äußerung des Bundesverkehrsministers Dr. Seebohm am Abend des Unglücks beim Autorennen auf dem Grenzlandring am 31. August 1952: Renner (KPD), Anfragender 10785D, 10786B, C Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10786A, B 3. betr. Bundesmittel für Errichtung von Neubauten für Besatzungsgeschädigte bzw. Rückgabe der Häuser oder Wohnungen: Euler (FDP), Anfragender . . . 10786C, D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10786C 4. betr. Verwendung des Gebäudes des ehemaligen Generalkommandos in Kassel: Euler (FDP), Anfragender . . . 10787A, B Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10787A 5. betr. Verluste an Grunderwerbsteuer durch Angabe zu niedriger Kaufpreise bei Grundstücksveräußerungen bzw. Aufhebung der Preisstoppbestimmungen: Euler (FDP), Anfragender 10787B Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10787C Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 10787C 6. betr. Bericht über den Fall „Real-Film/ Koppel Hamburg": Rademacher (FDP), Anfragender 10787D, 10788A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10788A 7. betr. Aktion der „Bunkerentschrottung" im Gebiet des früheren Westwalls: Niebergall (KPD), Anfragender 10788B, C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10788B, C 8. betr. Entlassungen im Eisenbahnbetriebswerk Hermeskeil: Niebergall (KPD), Anfragender . . 10788C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10788C 9. betr. Rechtsgültigkeit der Verordnung des ehemaligen Reichsforstamts vom 1. April 1936 über die Ausformung, Messung und Sortenbildung des Holzes in den deutschen Forsten: Dr. Atzenroth (FDP), Anfragender 10788D Dr. Sonnemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 10788D 10. betr. Aufnahme von Sowjetzonenflüchtlingen in Nordrhein-Westfalen bzw. Beihilfe für die Errichtung von Flüchtlingswohnungen: Dr. Henn (FDP), Anfragender . . 10789A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10789B 11. betr. Leistungen aus dem Härtefonds gemäß § 301 des Lastenausgleichsgesetzes an Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone: Dr. Henn (FDP), Anfragender . . 10789D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10789D 12. betr. Unterbringung heimatvertriebener und kriegssachgeschädigter Werksangehöriger der Bayerischen Motorenwerke Allach in der Siedlung für heimatlose Ausländer in Ludwigsfeld bei München: Reitzner (SPD), Anfragender 10789D, 10790A, B Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10790A, B, C 13. betr. Entschädigung bzw. Übergangsbeihilfe an ehemalige Siedler auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Hohenfels: Kohl (Stuttgart) (KPD), Anfragender 10790C, D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10790C, D 14. betr. gesetzliche Vorarbeiten für die Regelung der Beziehungen zwischen Ärzten, Zahnärzten und Krankenkassen: Dr. Schellenberg (SPD), Anfragender 10791A Storch, Bundesminister für Arbeit . 10791A 15. betr. Dauer der Entscheidung über Klagen bei den Landesverwaltungsgerichten und Oberverwaltungsgerichten: Jahn (SPD), Anfragender 10791A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10791B 16. betr. Verspätungen von D- und FZügen: Dr. Mende (FDP), Anfragender . . . 10791C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10791C 17. betr. Entfernung der Schuttmassen zerstörter bundeseigener Bunker: Morgenthaler (CDU), Anfragender . 10792A Schäffer, Bundesminister- der Finanzen 10792A 18. betr. Freigabe des Predigtstuhlhotels in Bad Reichenhall: Parzinger (FU), Anfragender . . 10792B, C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10792C 19. betr. Mißbräuche bei der Subventionierung für das Konsumbrot: Dr. Mende (FDP), Anfragender . . 10792C Dr. Sonnemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 10792D 20. betr. Aufbringung der Mehraufwendungen der Rentenversicherung zur Deckung der Rentenzulagen nach dem Rentenzulagengesetz: Dr. Schellenberg (SPD), Anfragender 10792D, 10793A Storch, Bundesminister für Arbeit . 10793A 21. betr. Förderung der Durchführung der Investitionsvorhaben des Bergbaus und der Eisen- und Stahlindustrie durch steuerliche Maßnahmen: Willenberg (FU), Anfragender . . 10793A, C Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 10793B, C 22. betr. Erhöhung der Renten in der Sozialversicherung und Kriegsopferversorgung: Willenberg (FU), Anfragender . . . 10793C Storch, Bundesminister für Arbeit . 10793C 23. betr. Maßnahmen zur Besserung der Verkehrssicherheit des Straßenzustandes: Dr. Reismann (FU),* Anfragender 10793D, 10794A Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10793D 24. betr. Unfälle auf der Bundesstraße 55 bei Ehreshofen (Rhein-Bergischer Kreis) infolge Beseitigung der Bahnschranken: Hoffmann (Lindlar) (FU), Anfragender 10794B, C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 10794B, C 25. betr. Erlaß der Ausführungsbestimmungen zum Lastenausgleichsgesetz und 26. betr. Übergangslösung für die Schaffung von Wohnraum nach dem Auslaufen des Soforthilfegesetzes: Dr. Keller (Fraktionslos), Anfragender 10794C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 10794D 27. betr. Abzug der Teuerungszulage zur Unterhaltshilfe durch das Soforthilfeamt Hamburg: Renner (KPD), Anfragender 10794D, 10795A Storch, Bundesminister für Arbeit 10795A, B 28. betr. Pläne für die Errichtung eines sogenannten „Rhein-Walls" bzw. für die Evakuierung der Bevölkerung von Rheinland-Pfalz nach Südfrankreich: Niebergall (KPD), Anfragender . 10795B, C Schäffer, Bundesminister der. Finanzen 10795B, C 29. betr. Räumung bzw. Verwendung des ehemaligen Heereszeugamts in Glinde, Kreis Stormarn (Schleswig-Holstein) und 30. betr. Räumung und Wiederverwendung der Werksanlagen der Firma Krupp in Glinde, Kreis Stormarn (Schleswig-Holstein) : Wegen Fristablaufs der Fragestunde abgesetzt 10795C Nächste Fragestunde, Frist zur Einreichung der Fragen 10795C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika über den Betrieb gewisser Rundfunkanlagen innerhalb der Bundesrepublik vom 11. Juni 1952 (Nr. 3726 der Drucksachen) 10795D Frau Strohbach (KPD) 10795D Blachstein (SPD) 10796C Dr. Vogel (CDU) 10798A Dr. Mende (FDP) 10798D von Thadden (Fraktionslos) . . . 10799B Ausschußüberweisung 10799D Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Geheimorganisation „Technischer Dienst des BDJ" in Hessen (Nr. 3745 der Drucksachen) 10799D Dr. Menzel (SPD), Anfragender . 10800A Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 10804A, 10828B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 10810B Zinn, Ministerpräsident des Landes Hessen 10811A Dr. Dehler, Bundesminister der Justiz 10815B Fisch (KPD) 10817B Dr. Schäfer (FDP) 10818D Birkelbach (SPD) 10820D Dr. Friedensburg (CDU) 10823A Mellies (SPD) 10824C Freiherr von Aretin (FU) . . . 10826C Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU) . 10827C Ewers (DP) 10828D Renner (KPD) 10829C Euler (FDP) 10830D von Thadden (Fraktionslos) . . . 10831D Meitmann (SPD) 10832B Beschlußfassung 10834D Zweite und dritte Beratung des von den Abg. Gibbert, Schmitt (Mainz), Junglas, Kemper, Dr. Weber (Koblenz), Jacobs, , Dr. Preusker, Dr. Atzenroth, Dr. Mühlenfeld, Freiherr von Aretin u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Steuer auf Schaum- wein (Schaumweinsteuergesetz) Nr. 3593 [neu] der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) (Nr. 3727 [neu] der Drucksachen; Änderungsantrag Umdruck Nr. 679) 10834D Dr. Gülich (SPD), Berichterstatter 10835D Dr. Bertram (FU) 10838A Abstimmungen 10838A, 10839B Nächste Sitzung 10839D Die Sitzung wird um 13 Uhr 33 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Rede von Peter Blachstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung drängt seit einiger Zeit auf Einflußnahme auf den Rundfunk. Es ist unsere Meinung, daß die Bundesrepublik ein Rahmengesetz braucht, durch das allgemeine Fragen des Rundfunkrechts geregelt werden. Vor allem ist es Sache der Bundesregierung, unsere Rundfunkhoheitsrechte, wenn wir sie zurückerhalten werden, nach außen wirksam zu vertreten. Die ersten Schritte auf dem Wege der Wahrnehmung deutscher Hoheitsrechte auf dem Rundfunkgebiet durch die Bundesregierung sind aber enttäuschend und gehen in die falsche Richtung.
    Anläßlich der Debatte über den sozialdemokratischen Antrag, durch den die Bundesregierung aufgefordert wurde, der Verpachtung von Sendeanlagen in Norden-Osterloog nicht zuzustimmen, entschied sich die Regierung und die Mehrheit dieses Hauses gegen die Antragsteller und für die Überlassung der Sendeanlagen an BBC zu politischen Propagandasendungen.
    Der heute dem Hause zur Beratung vorliegende Entwurf eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika über den Betrieb gewisser Rundfunkanlagen innerhalb der Bundesrepublik vom 11. Juni 1952 ist eine Fortsetzung der falschen und verhängnisvollen Politik der Abtretung von Hoheitsrechten und der Zulassung unkontrollierter ausländischer Rundfunkpropaganda auf deutschem Boden.

    (Sehr gut! rechts.)

    Nach dem bisherigen Zustand geschieht die ausländische Rundfunktätigkeit in der Bundesrepublik kraft Besatzungsrechts. Das nun vorgelegte Abkommen soll nach Inkrafttreten des Generalvertrags die bisherigen Besatzungsrechte der Vereinigten Staaten durch ein Abkommen sicherstellen. Es ist ein Schulbeispiel dafür, wie bisheriges Besatzungsrecht durch die Politik der Regierung in Vertragsrecht umgewandelt wird.
    Es handelt sich in diesem Abkommen um drei verschiedene amerikanische Rundfunkeinrichtungen, und zwar erstens um die Versorgung der amerikanischen Armee und der amerikanischen Truppen mit eigenem Rundfunk. Solange amerikanische Truppen in der Bundesrepublik stationiert sind, ist ein Bedürfnis für ihre Versorgung mit Rundfunk nicht zu leugnen und eine vertragliche Regelung notwendig. Allerdings ist auch für diese Einrichtung nach unserer Meinung eine Festlegung auf 6 Jahre ungerechtfertigt und unerwünscht. Zweitens handelt es sich um die Einrichtung der „Stimme Amerikas" und drittens um RIAS. Wir wissen, daß RIAS in der Vergangenheit Aufgaben gehabt hat, die auch in unserem Interesse lagen, und diese zum Teil wirksam erfüllt hat.

    (Abg. Rische: Ja, ja, Sabotagearbeit!)



    (Blachstein)

    — Ja, ich spreche Ihnen eine gewisse Sachkenntnis über die Wirkung von RIAS-Sendungen nicht ab, Herr Rische, und stelle fest, wir sind gemeinsam der Meinung, daß sie wirksam sind.

    (Abg. Rische: Sabotagehandlungen! Sie sympathisieren mit dem Mord und . der Sabotage!)

    Die Versorgung der sowjetischen Besatzungszone mit Nachrichten, Kommentaren und allgemeinen Sendungen über das Leben in der Bundesrepublik und der freien Welt ist eine Aufgabe, die weiter besteht und höchste Aktualität besitzt. Es ist aber unsere Meinung, daß es sich hier vor allem um eine deutsche Aufgabe handelt, um ein hohes, gemeinsames, gesamtdeutsches Anliegen. Wir wären gern bereit, mit allen zusammenzuarbeiten, die uns technisch und politisch bei dieser Aufgabe unter. stützen wollen.
    Nach dem Abkommen aber sind wir von der direkten Mitwirkung ausgeschlossen und überlassen dieses wichtige Gebiet einem amerikanischen Sender. Es ist uns von den Befürwortern des Generalvertrages immer wieder versichert worden, daß wir nun gleichberechtigt mit den anderen Nationen zusammenarbeiten können.

    (Abg. Frau Strohbach: In dem Vertrag steht es drin!)

    Das vorliegende Abkommen sichert den Amerikanern alle Rechte und schließt uns von der gleichberechtigten Mitwirkung aus.

    (Abg. Frau Strohbach: Wie der ganze Generalvertrag!)

    Die kümmerlichen Beschwerdemöglichkeiten, die
    das Abkommen vorsieht, machen gerade besonders deutlich, daß es sich um vertraglich gesicherte Privilegien handelt.
    Die politische Propaganda einer fremden Macht von deutschem Boden aus und mit der Ausstrahlung nach fremden Ländern, zu der wir vertraglich unsere Zustimmung geben sollen, kann unsere Beziehungen zu anderen Staaten ernstlich belasten und zu Konflikten führen. Da die Amerikaner nicht Unterzeichner des Kopenhagener Wellenplans sind — der aber durch den Generalvertrag de facto von der Bundesrepublik anerkannt würde —, drohen uns auch von da sehr ernste Komplikationen für die Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Rundfunk. Die Artikel 4 und 5 des Abkommens scheinen gegen die großen Gefahren keine genügende Sicherung zu geben. Eine Festlegung auf sechs Jahre mit der ersten Kündigungsmöglichkeit nach fünf Jahren erscheint bei der raschen politischen Entwicklung, in der wir uns befinden, völlig unmöglich.
    Bei der Verpachtung an die BBC hat die Regierung die Vertretbarkeit eines solchen Vertrags gerade mit der darin enthaltenen dreimonatigen Kündigungsfrist gerechtfertigt. Es handelt sich bei diesem Abkommen um die gleichen Rechte, die abgetreten werden, nur in größerem Umfang. Es müssen hier also mindestens die gleichen Sicherungen gegen Mißbrauch geschaffen werden, wie sie damals auch von der Bundesregierung und der Mehrheit dieses Hauses für notwendig angesehen wurden.
    Die lange Laufdauer des Abkommens stellt eine Belastung der Verhandlungsfreiheit der Bundesrepublik bei künftigen internationalen Rundfunkverhandlungen dar, da in Art. 2 Abs. 2 ausdrücklich
    festgelegt ist, daß bei internationalen Verträgen oder Absprachen, die auf dieses Abkommen einwirken, die Regierung der Bundesrepublik sich mit der Regierung der Vereinigten Staaten ins Benehmen setzen muß.
    Solche Abkommen, wie uns hier eines heute vorgelegt wird, hat bisher kein freies demokratisches Land abgeschlossen. Die japanische Regierung hat Ende Juli dieses Jahres eine Überprüfung der USA-Sender in Japan angeordnet. Sie vertrat dabei den Standpunkt, daß ,in Japan Lizenzen für Sender des Auslandes nicht erteilt werden dürfen. Die Stimme Amerikas unterhält Senderanlagen in Saloniki, Tanger, Honolulu, Manila und in München. Ich glaube, daß diese Liste charakteristisch ist.

    (Abg. Frau Strohbach: Sehr richtig!)

    Kein wirklich freies Land hat bisher sein Territorium für ausländische Propaganda zur Verfügung gestellt.

    (Erneute Zustimmung bei der KPD.)

    Noch nicht einmal im Rahmen der NATO sind solche Lizenzen erteilt worden.

    (Hört! Hört! links.)

    Es geht hier um Rechte, die, wenn wir sie endlich wieder erhalten werden, nicht sofort abgetreten werden dürfen.

    (Sehr gut! rechts.)

    Welcher politische Unfug mit ausländischer Rundfunkpropaganda in Deutschland angerichtet werden kann, erleben wir auch mit dem Sender „Freies Europa". Über diesen privaten amerikanischen Sender auf deutschem Boden, der von diesem Abkommen nicht betroffen wird, der aber später ebenfalls eine Lizenz bekommen soll — darüber wird bei anderer Gelegenheit in diesem Hause noch sehr gründlich gesprochen werden müssen —, geht in polnischer, tschechischer, ungarischer und in anderen Sprachen Propaganda, die deutschfeindlich ist und in der Grenzfrage und in der Frage der Vertreibung der Sudetendeutschen gegen die Vertriebenen und gegen Deutschland Stellung bezieht. Sollten uns diese Erfahrungen nicht zu denken geben, bevor wir ein Abkommen wie das vorliegende auf sechs Jahre abschließen?
    In der Begründung zu dem Abkommen heißt es:
    Die Bundesregierung hat ... anerkannt, daß die Verbreitung alliierter Nachrichten für die Länder Osteuropas im Rahmen der gemeinsamen Verteidigung des Westens liege, und hat daher ihre Zustimmung gegeben.
    Kein NATO-Staat hat bisher aus den gemeinsamen Interessen solche Rechte abgetreten, wie es die Bundesregierung zu tun vorhat. Aber wenn es sich um echte gemeinsame Angelegenheiten handelte, dann wäre doch hier der Ansatz zum gemeinsamen Handeln gegeben, dem doch angeblich die ganze Mühe des Generalvertrags gilt. Ein Gemeinschaftssender für die gemeinsamen Ziele und Interessen, das wäre eine gute Sache. Die vorliegende schlechte Sache, in der Besatzungsrecht in Vertragsrecht umgewandelt wird, muß von uns abgelehnt werden.

    (Abg. Frau Strohbach: Schlechte Sachen kann man eben nur mit schlechten Mitteln verteidigen!)

    Die Einzelheiten dieses Abkommens werden in den Ausschüssen gründlich zu prüfen sein. Ich beantrage die Überweisung des Abkommens an den


    (Blachstein)

    Auswärtigen Ausschuß und an den Ausschuß für Presse, Rundfunk und Film.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist hier von einem Abkommen die Rede, das mein sehr verehrter Herr Vorredner, sagen wir, eine Verwandlung von Besatzungsrecht in deutsches Recht nennt. Er übersieht dabei eine Reihe von Tatsachen. Ich kann ihm in zwei Punkten bestimmt nicht folgen. Erstens einmal wird hier so gesprochen, als ob wir bereits den Deutschlandvertrag und den EVG-Vertrag unterzeichnet hätten.

    (Zuruf von der SPD: Haben wir doch!)

    Die gleichen Angehörigen dieses Hauses, die sich so leidenschaftlich gegen die Unterzeichnung dieser Verträge zur Wehr setzen

    (Zuruf von der SPD: Ratifizierung!)

    — nennen Sie es Ratifizierung —, sprechen umgekehrt so, als ob wir bereits im Besitz der Freiheiten
    wären, die uns diese Verträge erst bringen sollen.

    (Abg. Frau Strohbach: Das ist doch ein Stück vom Generalvertrag!)

    Man kann infolgedesen nicht umgekehrt von einer solchen Position aus Folgerungen ziehen, die auf diesen Vertrag nicht anwendbar sind. Man kann sich nicht entschließen, diese Verträge zu ratifizieren, um nachher zu sagen: Wir möchten das und das nicht in diesen Verträgen oder in anderen Verträgen drinhaben. Sie sagen: Wir sind nicht bereit,
    diese Verträge zu unterzeichnen, protestieren aber jetzt schon im voraus gegen einen Zustand, der erst eintreten soll. Das scheint mir nicht ganz logisch und vernünftig zu sein.

    (Sehr richtig! rechts. — Abg. Rische: Was ist das für eine Rabulistik!)

    Nun komme ich zu einer zweiten Angelegenheit, die daraus hervorgeht. Ich entnehme mit einigem Erstaunen aus den Ausführungen meines Herrn Vorredners, daß die SPD bereit sei — anders kann ich die Darlegungen unseres Kollegen Blachstein nicht deuten —, eventuell mit den Amerikanern zusammen Propaganda in fremden Sprachen nach dem Osten hinein zu machen. Anders kann ich Ihre Ausführungen nicht auslegen, Herr Kollege Blachstein. Wenn Sie bereit sind, das mit den Amerikanern zusammen von deutschem Boden aus zu machen, so ist das jedenfalls eine ganz andere Darstellung, als wir sie bis jetzt von Ihrer Seite gehört haben. Ich habe jedenfalls bis jetzt aus den Darlegungen der ,SPD in den Ausschüssen und sonst in der Öffentlichkeit nur entnommen, daß Sie sich prinzipiell überhaupt gegen jede derartige Tätigkeit gewandt haben und daß Sie mit anderen Worten auf diesem Gebiete eine „Neutralitätspolitik" verteidigen, die sie sonst auf ihrem Parteikongreß in Dortmund strikte abgelehnt haben. Auch hier sehe ich einen Widerspruch in Ihren Darlegungen, den ich mir nicht ganz erklären kann.
    Sicherlich stellt dieses Abkommen nicht gerade eine äußerst erfreuliche Angelegenheit dar. Darüber sind wir uns alle im klaren. Aber wir müssen mit dem .großen Fortschritt, den die Ratifizierung des Deutschlandvertrages und des EVGVertrages für Deutschland unstreitig bedeutet, be-
    stimmte Dinge in Kauf nehmen, von denen auch die Redner der Opposition sicher wissen, daß sie Belastungen darstellen, die auf die Dauer gesehen aber für uns insofern doch eine Erleichterung mit sich bringen, als es sich nur um Verpflichtungen auf relativ kurze Perioden handelt. Wenn Sie wollen, daß das jetzige Besatzungsrecht weiter in Kraft bleibt, meine Herren, dann sagen Sie das ganz offen und ehrlich. Dann wird der jetzige Zustand mit der unbegrenzten Freiheit der Besatzungsmächte auf diesen Gebieten noch unbegrenzte Zeit weiterdauern;

    (lebhafte Zurufe von der SPD)

    dann kann er sich noch lange halten.

    (Fortgesetzte Zurufe von der SPD.)

    Das alles muß bei dieser Gelegenheit einmal prinzipiell ausgesprochen werden.
    Ich glaube, daß wir in diesen Vertrag hinreichende Sicherungen eingebaut haben, die Deutschland vor Nachteilen hinsichtlich des Kopenhagener Wellenvertrags schützen.

    (Zuruf rechts: Wo denn?)

    — Lesen Sie doch den Vertrag etwas genauer durch, dann werden Sie es finden, Herr Thadden.

    (Zuruf rechts: Er hat doch bloß drei Artikel!)

    — Sehen Sie sich das Abkommen genauer an, wenn Sie lesen können.

    (Abg. Frau Strohbach: Geheimverträge!)

    Wenn Sie jedenfalls diese Dinge genau durchsehen' und die im Abkommen verankerten Vorbehalte lesen, dann werden Sie finden, daß wir zu nichts verpflichtet sind, was unsere Stellung im Kopenhagener Abkommen verschlechtern könnte, und wir uns jegliche Handlungsfreiheit vorbehalten, wenn einmal eine solche Bedrohung der deutschen Souveränitätsrechte erfolgen sollte. Ich sehe in diesem Vertrag ein notwendiges Übel. Ich bin keineswegs bereit, besondere Lobpreisungen auf ihn anzustimmen. Aber wenn er im Ringen um die deutsche Gleichberechtigung auch unvermeidlich ist, so bringt er uns trotzdem auf unserem Weg ein Stück vorwärts.

    (Beifall rechts.)