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    3. Begründung: 1
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 219. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Juni 1952 9609 219. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 18. Juni 1952 Geschäftliche Mitteilungen 9612A Glückwünsche zum 67. Geburtstag des Abg Funcke und zum 69. Geburtstag des Abg Wartner 9612B Kleine Anfrage Nr. 268 der Fraktion der SPD betr. Suchdienst für Kriegsgefangene und Vermißte (Nr. 3344, 3458 der Drucksachen) 9612E3 B) Vorlage des Entwurfs einer Zweiten Verordnung zur Verlängerung der Geltungsdauer von auf Grund des Gesetzes für Sicherungsmaßnahmen auf einzelnen Gebieten der gewerblichen Wirtschaft erlassenen Verordnungen 9612C Vorlage des Entwurfs einer Verordnung M Nr. 1/52 über Preise für Milch, Butter und Käse 9612C Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Weißbuch über die Saarfrage (Nr. 3400 der Drucksachen) . . . . 9612C Dr. Mommer (SPD), Anfragender . . 9612C Dr. Adenauer, Bundeskanzler 9613D, 9616B Frau Thiele (KPD) 9614A Eichler (SPD) 9615A Kemper (CDU) 9616C Neumayer (FDP) 9617A Abstimmung 9617B Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Schreiben des Bundeskanzlers vom 16. Mai 1952 an Christian Fette (Nr. 3418 der Drucksachen) 9617B Jahn (SPD), Anfragender 9617C Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 9618D Pelster (CDU) 9619A Paul (Düsseldorf) (KPD) 9620C Böhm (SPD) 9621C Dr. Schäfer (FDP) 9622C Frau Kalinke (DP) 9623B Sabel (CDU) 9624C Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung der Beratung des Vertrages über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (Nr. 3410 der Drucksachen) 9624D Erler (SPD), Anfragender . . 9624D, 9628A Dr. Adenauer, Bundeskanzler 9626B, 9628C Dr. Laforet (CSU) 9626C Fisch (KPD) 9626D Dr. Reismann (FU) 9627C Abstimmungen 9628D Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Hilfe für die Gebiete an der Sowjetzonengrenze (Nr. 3456 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Maßnahmen gegen sowjetischen Terror (Nr. 3445 der Drucksachen) sowie mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Hilfe für die Gebiete an der Sowjetzonengrenze (Nr. 3457 der Drucksachen; Entschließung Umdruck Nr. 578) 9629A Behrisch (SPD), Anfragender und Antragsteller 9629A Dr. Preusker (FDP), Antragsteller . 9632C Dr. Adenauer, Bundeskanzler 9633C Ewers (DP) 9635D Stegner (FDP) 9637B Freidhof (SPD) 9639A Frau Strohbach (KPD) 9640B Frau Dr. Brökelschen (CDU) . . . 9642A Dr. Gülich (SPD) 9643D Sabel (CDU) 9645D Fuchs (CSU) 9646D Dr. Fricke (DP) 9647A Wehner (SPD) 9647C Brookmann (CDU) 9648C Abstimmungen 9649A Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, DP/DPB betr. Gesetz über Teuerungszuschläge zur Unterhaltshilfe nach dem Lastenausgleichsgesetz (La-TZG) (Nrn. 3466, 3330, 3369, 3438 der Drucksachen) 9649B Beschlußfassung 9649B Erste Beratung des von der Fraktion der FU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Investitionshilfe der gewerblichen Wirtschaft (Nr. 3386 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der FU betr. Anleihe zur weiteren Förderung der öffentlichen Versorgungswirtschaft (Nr. 3387 der Drucksachen), mit der Ersten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP/DPB eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Investitionshilfe der gewerblichen Wirtschaft (Nr. 3463 der Drucksachen) sowie mit der Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP/DPB betr. steuerliche Behandlung von Zinserträgen aus Wertpapieren im Rahmen der Investitionshilfe (Nr. 3464 der Drucksachen) 9649B Dr. Bertram (Soest) (FU), Antragsteller 9649C, 9663A Hagge (CDU), Antragsteller 9652B Dr. Etzel (Bamberg) (FU), Antrag- steller 9653A Raestrup (CDU), Antragsteller 9654B, 9656B Dr. Preusker (FDP) 9655B, 9662C Naegel (CDU) 9656B Jaffé (DP) 9657B Paul (Düsseldorf) (KPD) 9658B Dr. Kreyssig (SPD) 9659A Schmücker (CDU) 9660D Rademacher (FDP) 9661A Seuffert (SPD) 9661C Abstimmungen und Ausschußüberweisungen 9663C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Aufhebung kriegsbedingter gewerberechtlicher Vorschriften (Nr. 3429 der Drucksachen) 9664C Ausschußüberweisung 9664C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Nr 3462 der Drucksachen) 9664C Beratung abgesetzt 9664C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Kapitalverkehr (Nr. 3439 der Drucksachen) 9664D Ausschußüberweisung 9664D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Protokoll vom 16. Februar 1952 über Zollvereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei (Nr. 3427 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen (14. Ausschuß) (Nr. 3459 der Drucksachen) . . . . 9664D Dr. Serres (CDU), Berichterstatter . 9665A Abstimmungen 9665C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien betr. Grenzgänger vom 18. Januar 1952 (Nr. 3411 der Drucksachen) 9665C Ausschußüberweisung 9665D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien betr. Gastarbeitnehmer vom 18. Januar 1952 (Nr. 3412 der Drucksachen) 9665D Ausschußüberweisung 9665D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Spanischen Staat betr. Gastarbeitnehmer (Nr. 3375 der Drucksachen) 9665D Ausschußüberweisung 9665D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Beschäftigung Schwerbeschädigter (Schwerbeschädigtengesetz) (Nr. 3430 der Drucksachen) 9665D Arndgen (CDU) 9666A Ausschußüberweisung 9666B Zweite Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP und DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiete der Sozialversicherung (Nr. 2643 der Drucksachen); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) (Nr. 3402 der Drucksachen; Umdrucke Nrn. 574 bis 577, 579) . . . . 9666B Dr. Schellenberg (SPD) (schriftlicher Bericht) 9691 Freidhof (SPD) als Berichterstatter 9666B als Abgeordneter . 9674C, 9677A, 9678C Frau Schröder (Berlin) 9666D Müller (Frankfurt) (KPD) . 9668A, 9677D Horn (CDU) . 9668D, 9672A, 9673B, 9674A, 9675B, 9676B, 9681B Dr. Preller (SPD) 9669C, 9674D, 9678D, 9681A Arndgen (SPD) 9669C Dannebom (SPD) . . 9670A, 9672C, 9673D Dr. Atzenroth (FDP) . 9670D, 9675C, 9681D Frau Kalinke (DP) . 9671A, 9675D, 9679D Winkelheide (CDU) 9671A Wehr (SPD) 9679A Abstimmungen . 9666C, 9669D, 9671C, 9672D, 9674A, 9676A, 9678B, D, 9681B, D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Gastarbeitnehmer vom 23. November 1951 (Nr. 3208 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) (Nr. 3416 der Drucksachen) 9681D Ludwig (SPD), Berichterstatter . 9682A Beschlußfassung 9682A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Arbeitslosenversicherung (Nr. 3125 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) (Nr 3417 der Drucksachen) 9682B Ludwig (SPD), Berichterstatter . 9682B Beschlußfassung 9682C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über den von den Abg. Dr. Bertram, Rümmele, Tichi, Clausen u. Gen. eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Pensionskasse Deutscher Eisenbahnen und Straßenbahnen (Nrn. 3444, 2334 der Drucksachen) 9682C Horn (CDU), Berichterstatter . . 9682D Beschlußfassung 9683D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu den Abkommen über den Internationalen Währungs-Fonds („International Monetary Fund") und über die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung („International Bank for Reconstruction and Development") (Nr. 3428 der Drucksachen) 9683D Ausschußüberweisung 9684A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der DP betr. Entschädigung des für Wehrmachtzwecke und Reichsautobahn beschlagnahmten Grundbesitzes (Nrn. 3426, 2770 der Drucksachen) . . . 9684A Dr. Bertram (Soest) (FU), Berichterstatter 9684A Beschlußfassung 9686A Beratung der Übersicht Nr. 54 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages über Petitionen (Umdruck Nr. 567) 9686A Beschlußfassung 9686A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Behrisch gemäß Schreiben der Rechtsanwälte Dr. Henneberg und Dr. Beyer, Hof/Saale, vom 30. April 1952 (Nr. 3421 der Drucksachen) 9686B Kahn (CSU), Berichterstatter . . 9686B Beschlußfassung 9686C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Rische gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 1. April 1952 (Nr 3422 der Drucksachen) 9686C Ewers (DP), Berichterstatter . . 9686D Beschlußfassung 9688B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen die Abg. Frau Strohbach gemäß Schreiben des Rechtsanwalts Meurer, Düsseldorf, vom 16. Mai 1952 (Nr. 3423 der Drucksachen) . 9688B Ewers (DP), Berichterstatter . . . . 9688B Dr. Mende (FDP) 9689A Beschlußfassung 9689A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Niebergall gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 8. April 1952 (Nr. 3424 der Drucksachen) 9689A Muckermann (CDU), Berichterstatter 9689B Beschlußfassung 9689B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Ermächtigung zur Strafverfolgung gegen Theodor Busch, Hamburg, wegen Beleidigung des Bundestages, betr. Eingabe des Theodor Busch vom 26. März 1952 u. a. (Nr. 3425 der Drucksachen) 9689C Gengler (CDU), Berichterstatter . . 9689C Beschlußfassung 9690A Beratung des Antrags der Abg. Dr. Solleder, Höhne, Dr. Wellhausen u. Gen. betr. Ausnahmetarif für Kohlen nach Bayern (Nr. 3414 der Drucksachen) 9690A Ausschußüberweisung 9690A Beratung des Antrags der Abg. Dr. Horlacher u. Gen. betr. Subventionen für phosphorhaltige Düngemittel (Nr. 3415 der Drucksachen) 9690C Ausschußüberweisung 9690C Nächste Sitzung 9690D Anlage: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über den von den Fraktionen der CDU/ CSU, FDP und DP eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung (Nrn. 2643, 3402 der Drucksachen) 9691 Die Sitzung wird um 9 Uhr 3 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Anlage zum Stenographischen Bericht der 219. Sitzung Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über den von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP und DP eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung - Nrn. 2643, 3402 der Drucksachen - Inhalt: Seite I. Bericht des Abgeordneten Dr. Schellenberg A. Änderung von Vorschriften über die Selbstverwaltung . . 9692 1. Zusammensetzung der Organe 9692 2. Wahl der Mitglieder der Organe 9693 3. Vorsitzende der Organe 9694 4. Geschäftsführung 9694 5. Durchführung der Wahlen 9694 6. Wahlausweise 9695 7. Feuerwehr-Unfallversicherungskassen 9695 B. Änderung von sonstigen Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung 9695 1. Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung 9695 2. Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger 9696 3. Bundesversicherungsanstalt für Angestellte 9697 C. Übergangs- und Schlußvorschriften 9697 1. Übergangsvorschriften für Mitglieder der Organe, Geschäftsführer u. ä. 9697 2. Bekanntgabe der Neufassung des Selbstverwaltungsgesetzes 9697 3. Zeitpunkt des Inkrafttretens 9697 (Dr. Schellenberg) I. Bericht des Abgeordneten Dr. Schellenbeg Bei Beratung der Wahlordnung zu den Organen der Selbstverwaltung ergaben sich nach Auffassung des Bundesrates im Gesetz über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung vom 22. Februar 1951 (Selbstverwaltungsgesetz) verschiedene Lücken und Unstimmigkeiten, die insbesondere einer ordnungsgemäßen Durchführung der Wahlen entgegenstanden. Dies veranlaßte den Bundesrat, dem Plenum des Deutschen Bundestages am 6. 12. 1951 den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung vorzulegen (Drucksache Nr. 2867). Schon vorher hatte der Bundesrat einen Gesetzentwurf (Drucksache Nr. 2513) eingebracht, der am 18. 9. 1951 in erster Lesung im Deutschen Bundestag behandelt wurde. Da der Bundesrat die Wahlordnung im Hinblick auf die seiner Ansicht nach bestehenden Lücken zurückgestellt hatte, legten auch die Regierungsparteien dem Deutschen Bundestag am 24. Oktober 1951 den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung vor (Drucksache Nr. 2643). Die Drucksachen wurden vom Plenum dem Ausschuß für Sozialpolitik zur weiteren Beratung überwiesen, der sich mit den Vorlagen unter Mitarbeit von Vertretern des Bundesrates in zwölf Sitzungen beschäftigte. Außerdem tagte mehrmals eine Redaktionskommission. In Übereinstimmung mit den Vertretern des Bundesrates hat der Ausschuß für Sozialpolitik die drei Drucksachen gleichzeitig beraten. Dabei kam der Ausschuß einmütig zu der Auffassung, daß es unzweckmäßig sei, das Selbstverwaltungsgesetz durch ein gesondertes Gesetz mit neuer Paragraphenfolge zu ändern und zu ergänzen, weil sich dann über den gleichen Gegenstand Parallelgesetze ergeben hätten. Deshalb wurden die Ergänzungen und Änderungen in das Selbstverwaltungsgesetz eingefügt, so daß nach Verabschiedung des vom Ausschuß vorgelegten Entwurfes eines Änderungs- und Ergänzungsgesetzes zum Selbstverwaltungsgesetz (Änderungsgesetz) ein neues einheitliches Selbstverwaltungsgesetz bekanntgemacht werden kann. A. Änderungen von Vorschriften über die Selbstverwaltung 1. Zusammensetzung der Organe a) Bei Beratung der Wahlordnung zum Selbstverwaltungsgesetz hatten sich Unklarheiten hinsichtlich der Wählbarkeit von Rentenberechtigten gezeigt, deren Beseitigung sowohl der Gesetzentwurf der Regierungsparteien als auch der des Bundesrates (Drucksache Nr. 2867) bezweckte. Ein Vorschlag der Vertreter des Bundesrates, das aktive und passive Wahlrecht in voneinander getrennten Vorschriften zu regeln, wurde einstimmig angenommen. Sodann ergab sich im Ausschuß ein Gedankenaustausch darüber, ob die Wählbarkeit von Rentenberechtigten lediglich Rentenberechtigten aus eigener Versicherung oder sämtlichen Rentenberechtigten, z. B. auch Beziehern von Witwenrenten, zuzuerkennen sei. Nach Ablehnung eines Antrages des SPD-Vertreters, die Wählbarkeit auf sämtliche Rentenberechtigte zu erstrecken, schlägt der Ausschuß mit Mehrheit vor, daß den Organen nach näherer Bestimmung der Satzung auch in beschränkter Zahl Rentenberechtigte aus eigener Versicherung, die ausschließlich als Vertreter der Versicherten gelten, angehören können (§ 2 Abs. 4 Sätze 3 und 4). Bei den Beratungen ergab sich Übereinstimmung darüber, zu welchen Trägern der Sozialversicherung die Rentenberechtigten wählbar sein sollen. Es wurden auch die Fragen der Wählbarkeit für Fälle geklärt, in denen gleichzeitig die Voraussetzungen für die Wählbarkeit als Versicherter und als Rentenberechtigter bei demselben Versicherungsträger vorliegen (§ 2 Abs. 4 Sätze 5 bis 7). b) Über Zweifelsfragen bei gleichzeitigem Vorliegen der Voraussetzungen für die Wählbarkeit zu verschiedenen Gruppen desselben Versicherungsträgers konnte im Ausschuß Einvernehmen erzielt werden (§ 2 Abs. 4 Sätze 8 und 9). c) Hinsichtlich der Wählbarkeit von Wanderversicherten kam der Ausschuß zu einem einstimmigen Beschluß (§ 2 Abs. 7 Satz 2). d) Der Ausschuß war einheitlich der Auffassung, daß bei Vorliegen der Voraussetzungen für die Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen desselben Versicherungsträgers die Beschäftigung einer Hausgehilfin oder Hausangestellten keine Arbeitgebereigenschaft im Sinne des Selbstverwaltungsgesetzes begründen soll (§ 2 Abs. 7 Satz 5). e) Die Frage, ob und inwieweit als Vertreter von Versicherten auch Angestellte von Gewerkschaften wählbar sind, führte im Ausschuß zu Meinungsverschiedenheiten. Die Mehrheit des Ausschusses bejahte dies lediglich für die Rentenversicherung (§ 2 Abs. 7 Satz 7). Ein sozialdemokratischer Antrag, wonach wegen des komplizierten Rechtes der Unfallversicherung auch bei den Organen dieses Versicherungszweiges eine Vertretung durch Angestellte von Gewerkschaften zulässig sei, wurde vom Ausschuß mit Mehrheit abgelehnt. f) Eingehend wurden im Ausschuß die Voraussetzungen für die Wählbarkeit in der Unfallversicherung erörtert. Der Ausschuß schlägt vor, daß Wählbarkeit als Arbeitgeber in der gesetzlichen Unfallversicherung bzw. in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung als Selbständiger ohne fremde Arbeitskräfte gegeben sein soll, wenn am Tage der Wahlankündigung eine Unfallversicherung besteht (§ 2 Abs. 7 letzter Satz). Unterschiedliche Auffassungen ergaben sich dagegen über die Voraussetzungen für die Wählbarkeit als Arbeitnehmer. Einen Antrag der Vertreter der SPD-Fraktion, die Wählbarkeit — in Analogie zu der als Arbeitgeber — bereits bei Aufnahme einer unfallversicherten Beschäftigung anzuerkennen, lehnte der Ausschuß ab. Mit Mehrheit wurde ein Antrag der Regierungsparteien angenommen, wonach Wählbarkeit für die Versicherten bestehen soll, die während der letzten 12 Monate vor der Wahlankündigung mindestens 3 Monate unfallversichert waren (§ 2 Abs. 7 Satz 9). Einvernehmen bestand im Ausschuß darüber, daß unfallversicherte Ehefrauen von Unternehmern für die Zugehörigkeit zu den Organen der Unfallversicherung als Unternehmer und in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung Ehefrauen von Selbständigen ohne fremde Arbeitskräfte als Selbständige ohne fremde Arbeitskräfte gelten sollen (§ 2 Abs. 7 Satz 10 und il). Dagegen war im Aus- (Dr. Schellenberg) schuß strittig, ob unfallversicherte sonstige Angehörige von Unternehmern als Arbeitgeber oder als Versicherte anzusehen sind. Die Mehrheit war der Ansicht, daß diese Personengruppe als Versicherte gelten soll (§ 2 Abs. 7 Satz 12). Auf Antrag der Regierungsparteien beschloß der Ausschuß mit Mehrheit, daß versicherte Arbeitnehmer, die gleichzeitig Selbständige ohne fremde Arbeitskräfte sind, dann als regelmäßig in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt gelten sollen, wenn sie dort im Jahre vor der Wahlankündigung wenigstens 26 Wochen als unfallversicherte Arbeitnehmer beschäftigt waren (§ 2 Abs. 7 Satz 13). g) Entsprechend einem Antrag der Vertreter der Regierungsparteien war der Ausschuß einmütig der Ansicht, daß in der Rentenversicherung und in der Knappschaftsversicherung Wählbarkeit als Versicherter nur anzuerkennen sei, wenn in den letzten 12 Monaten vor der Wahlankündigung eine Versicherungszeit von mindestens drei Monaten durch die Quittungskarte (Versicherungskarte) belegt werden kann (§ 2 Abs. 7 a Satz 1). Nach einheitlicher Auffassung des Ausschusses sollen nachgewiesene Ersatzzeiten für die Anwartschaft als Beitragszeiten gelten (§ 2 Abs. 7 a Satz 2). h) Es bestand Einvernehmen darüber, daß als Stichtag für die Voraussetzung der Wählbarkeit der Tag der Wahlankündigung gelten soll (§ 2 Abs. 7 b). 2. Wahl der Mitglieder der Organe a) Nach dem Selbstverwaltungsgesetz stand den Rentenberechtigten, wie auch der Bundesrat in der Drucksache Nr. 2867 zum Ausdruck brachte, kein aktives Wahlrecht zu den Organen der Selbstverwaltung zu. Der Ausschuß schlägt vor, den Rentenberechtigten das aktive Wahlrecht zu gewähren (§ 4 Abs. 1 Satz 1). Unter Bezugnahme auf diesen Beschluß vertraten die Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion die Auffassung, daß die Zuerkennung des aktiven Wahlrechts an die Rentenberechtigten nicht ohne Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Organe bleiben könne. Der Grundsatz der sozialen Parität im Sinne des Selbstverwaltungsgesetzes beziehe sich lediglich auf das Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Da nunmehr mehrere Millionen Rentenberechtigte, die nach den Beschlüssen des Ausschusses (vgl. Abschnitt A. 1 a) ausschließlich als Versicherte gelten, das aktive Wahlrecht erhalten sollen, müsse die Zusammensetzung der Organe geändert werden. Die Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion beantragten, § 2 Abs. 1 Buchstabe a) wie folgt zu ändern: „Die Organe der Versicherungsträger setzen sich zusammen in der Kranken- und in der Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestellten zu drei Fünfteln aus Vertretern der Versicherten einschließlich der Rentenberechtigten und zu zwei Fünfteln aus Vertretern der Arbeitgeber." Für die Unfallversicherung und die Knappschaftsversicherung sollte nach dem Antrag keine Änderung in der Zusammensetzung der Organe eintreten. Die Mehrheit des Ausschusses war der Meinung, daß die Anerkennung des aktiven Wahlrechts für Rentenberechtigte sich nicht auf die Zusammensetzung der Organe auswirken dürfe. Der sozialdemokratische Antrag liefe auf eine grundsätzliche Veränderung des Systems der Selbstverwaltung Die Zusammensetzung der Organe sei seinerzeit bei Schaffung des Selbstverwaltungsgesetzes eingehend erörtert worden. Deshalb sei es nicht ratsam, diese Frage nunmehr erneut zu diskutieren. b) Ein sozialdemokratischer Antrag, daß die Vertreter der Versicherten auf Grund von Vorschlagslisten der Gewerkschaften gewählt werden sollen, führte zu einem regen Gedankenaustausch. Von den Sprechern der Regierungsparteien wurde darauf hingewiesen, daß keine Veranlassung bestehe, die Vorschriften des Selbstverwaltungsgesetzes, wonach auch sonstige Vereinigungen der Arbeitnehmer das Recht zur Einreichung von Vorschlagslisten haben, abzuändern. Der Fragenkreis sei bei der Beschlußfassung über das Selbstverwaltungsgesetz eingehend besprochen worden. Es liege deshalb kein Grund vor, die Angelegenheit wiederum aufzugreifen. Demgegenüber betonten die Vertreter der SPD, daß die Anträge der Regierungsparteien in verschiedener Hinsicht eine materielle Änderung des Selbstverwaltungsgesetzes bedeuten. Deshalb könnten auch die Vorschriften über die Einreichung von Vorschlagslisten überprüft werden. Die Vertreter des Bundesrates wiesen darauf daß es sozialpolitisch nicht unbedenklich sei, ein unbeschränktes Vorschlagsrecht für sonstige Vereinigungen der Arbeitnehmer beizubehalten. Der Ausschuß habe sich bei der Wählbarkeit der Versicherten für die Einführung von Vorversicherungszeiten ausgesprochen, um sozialversicherungsfremde radikale Einflüsse möglichst auszuschalten. Dieser Beschluß werde praktisch aufgehoben, wenn sonstige Vereinigungen von Arbeitnehmern, die sich bereits durch Zusammenschluß von sieben Mitgliedern bilden könnten, ein Recht auf Einreichung von Vorschlagslisten zu den Wahlen der Sozialversicherungsorgane erhielten. Von den Sprechern der Regierungsparteien wurden diese Überlegungen als beachtlich bezeichnet. Es sei aber schwierig, eine verfassungsrechtlich einwandfreie Formulierung zur Ausschaltung derartiger Vereinigungen zu finden. Die Sprecher der SPD-Fraktion regten an, ein „Vorschlagsrecht lediglich Vereinigungen von Arbeitnehmern zu gewähren, die wirtschaftlich und politisch unabhängig sowie für das Arbeitsleben der Bundesrepublik von wesentlicher Bedeutung sind." Ein Beschluß hierüber wurde nicht gefaßt. Vielmehr bleibt es den Fraktionen überlassen, bei der zweiten Lesung einen entsprechenden Abänderungsantrag zu stellen. c) Der Ausschuß war einmütig der Auffassung, daß in das Änderungsgesetz eine Vorschrift aufgenommen werden müsse, wonach die Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung frei und geheim sind (§ 4 Abs. 1 Satz 4). Die Mehrheit des Ausschusses hielt es entgegen der Auffassung der Vertreter der SPD-Fraktion nicht für ratsam, von dem im Selbstverwaltungsgesetz festgelegten System der Verhältniswahl abzugehen. d) Die Vorschlagslisten zur Gruppe der Selbständigen ohne fremde Arbeitskräfte sollten, wie der Ausschuß auf Antrag der CDU-Fraktion einstimmig beschloß, von auf freiwilliger Grundlage gebildeten Vereinigungen der Landwirtschaft unter maßgebender Beteiligung von Selbständigen ohne fremde Arbeitskräfte aufgestellt werden (§ 4 Abs. 1 Satz 6). e) Über die Zahl der Unterschriften, die zur Einreichung von Vorschlagslisten erforderlich sind, konnte im Ausschuß eine Übereinstimmung nicht (Dr. Schellenberg) erreicht werden. Die Vertreter der Regierungsparteien vertraten die Auffassung, daß das Selbstverwaltungsgesetz hierüber eine zweifelsfreie Regelung getroffen habe. Es bestehe deshalb kein Anlaß, die seinerzeit ausreichend besprochene Angelegenheit nochmals zu erörtern. Die sozialdemokratischen Sprecher hielten unter Hinweis auf die sonstigen Änderungen des Selbsverwaltungsgesetzes dagegen eine Überprüfung der Vorschriften über die zur Einreichung von Vorschlagslisten erforderliche Zahl von Unterschriften für erforderlich. Der Ausschuß lehnte mit Mehrheit einen Antrag der Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion ab, wonach Vorschlagslisten von Vereinigungen der Arbeitnehmer die Unterschriften von mindestens 5 °Io der Wahlberechtigten zu tragen haben. Unter Bezugnahme auf eine Eingabe des Verbandes der Rentenversicherungsträger regten die Vertreter des Bundesrates an, bei größeren Versicherungsträgern die vorgesehene Mindestzahl von Unterschriften für die Einreichung von Vorschlagslisten wesentlich zu erhöhen. Die Mehrheit des Ausschusses hielt dies nicht für angebracht. f) Entsprechend einem Antrag der Vertreter der Regierungsparteien beschloß der Ausschuß einstimmig, vorzuschlagen, daß die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen für die Wählbarkeit als Versicherter, Rentenberechtigter, Arbeitgeber und Selbständiger ohne fremde Arbeitskräfte auch für das aktive Wahlrecht gelten sollen (§ 4 Abs. 3 a Satz 1). g) Einvernehmen bestand über die Verpflichtungen, die den Arbeitgebern zwecks Nachweis der Wahlberechtigung ihrer Beschäftigten als Versicherte der Rentenversicherung in bezug auf die Eintragung des Entgelts in die Quittungskarten (Versicherungskarten) und in der Knappschaftsversicherung zwecks Erteilung einer entsprechenden Bescheinigung auferlegt werden sollen (§ 4 Abs. 3a Satz 2). h) Der Ausschuß war einmütig der Auffassung, daß dem Antrage des Bundesrates (Drucksache Nr. 2867), wonach die Satzung für das Stimmrecht der Arbeitgeber eine Abstufung und eine Höchstzahl der Stimmen vorschreiben kann, entsprochen werden sollte (§ 4 Abs. 8). 3. Vorsitzende der Organe Zur Beseitigung von Zweifelsfragen, die sich bei Beratung der Wahlordnung ergeben haben, hält der Ausschuß auf Vorschlag der Vertreter des Bundesrates eine Neufassung der Vorschriften über die Wahl der Vorsitzenden der Organe unter Zugrundelegung des Gesetzentwurfs der Regierungsparteien für ratsam (§ 5 Abs. 1 und 2). 4. Geschäftsführung a) Nach § 8 Abs. 1 Selbstverwaltungsgesetz ist bei jedem Träger der Rentenversicherung der Arbeiter eine aus 3 bzw. 5 Personen bestehende Geschäftsführung zu wählen, die bei Aufstellung des Haushaltsplanes, des Stellenplanes und in Fragen der Vermögensanlage beschließende Stimme hat. Die Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion wiesen darauf hin, daß diese Vorschriften das Selbstverwaltungsrecht beeinträchtigten. Demgegenüber betonte die Mehrheit des Ausschusses, daß auch dieser Fragenkreis bereits bei der Beschlußfassung über das Selbstverwaltungsgesetz ausreichend erörtert worden sei und somit zu Abänderungen keine Veranlassung bestehe. b) Einvernehmen bestand darüber, daß die Vorschriften des Selbstverwaltungsgesetzes über die Aufgaben des hauptamtlichen Geschäftsführers im Behinderungsfalle auch für seinen Stellvertreter gelten sollen (§ 8 Abs. 3). c) Ein Antrag der Vertreter der Regierungsparteien, wonach Voraussetzungen dienstrechtlicher Art, soweit diese nach den Reichsversicherungsgesetzen für die Besetzung von Stellen als Geschäftsführer vorgesehen sind, bei der Wahl erfüllt sein müssen, wurde vom Ausschuß angenommen. Die obersten Verwaltungsbehörden sollen Ausnahmen zulassen können, wenn die Voraussetzungen nachträglich, jedoch bis spätestens 15 Monate nach der Wahl, erfüllt werden (§ 8 Abs. 5 Satz 1 bis 3). Nach einmütiger Auffassung des Ausschusses soll bei solchen Bewerbern, welche die Befähigung für die Bekleidung des Amtes eines Geschäftsführers auf Grund von Lebens- und Berufserfahrungen innerhalb oder außerhalb des öffentlichen Dienstes erworben haben, die Ableistung der vorgeschriebenen Prüfungen nicht erforderlich sein. Strittig war, bei welcher Stelle die Entscheidung hierüber zu liegen hat. Nach Ansicht der Minderheit sollten die Selbstverwaltungsorgane selbst darüber befinden, ob ein als Geschäftsführer Gewählter die erforderliche Befähigung auf Grund von Lebens-und Berufserfahrungen besitze. Die Mehrheit des Ausschusses vertritt dagegen die Auffassung, daß dies Angelegenheit der obersten Verwaltungsbehörde oder der von ihr bestimmten Stelle sei (§ 8 Abs. 5 letzter Satz). 5. Durchführung der Wahlen Bei Beratung der Gesetzesvorlage der Regierungsparteien ergaben sich hinsichtlich der Bildung von Stimmbezirken unterschiedliche Auffassungen. a) Die Sprecher der SPD-Fraktion vertraten die Ansicht, daß es im Interesse einer möglichst hohen Wahlbeteiligung zweckmäßig sei, wenn neben den Gemeinden auch alle Betriebe mit mindestens 50 Wahberechtigten Stimmbezirke bilden würden. Im übrigen bedeute der Antrag der Regierungsparteien, wonach betriebliche Stimmbezirke lediglich in Betrieben mit Betriebskrankenkassen zu bilden seien, eine Begünstigung dieser Kassenart. Die Vertreter des Bundesrates wiesen darauf hin, daß sich bei den Beratungen des Entwurfs der Wahlordnung auch Sachverständige der Versicherungsträger dafür ausgesprochen hätten, Betriebe von mindestens 50 Wahlberechtigten als besondere Stimmbezirke anzuerkennen. Dies sähe auch der Entwurf der Wahlordnung des Bundesministeriums für Arbeit vor. Eine andere Regelung würde nicht nur den praktischen Bedürfnissen entgegenstehen, sondern auch erhebliche Verwaltungskosten, u. a. durch Wahlen in Schulen und Gastwirtschaften, verursachen. Demgegenüber waren die Vertreter der Regierungsparteien der Auffassung, daß die Durchführung der Wahlen in den Gemeinden eine besondere Gewähr für eine freie und unbeeinflußte Stimmabgabe biete. Unter Ablehnung des sozialdemokratischen Antrages schlägt die Mehrheit des Ausschusses entsprechend der Vorlage der Regierungsparteien vor, daß für die Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung Stimmbezirke die Gemeinden sein und lediglich Betriebe mit einer Betriebskrankenkasse besondere Stimmbezirke bilden sollen (§ 11 Abs. 2 a). (Dr. Schellenberg) b) Ein SPD-Antrag, daß die durch die Wahl entstehenden sächlichen und persönlichen Kosten vom Bund zu tragen seien, fand im Ausschuß keine Mehrheit. Die Vertreter der Regierungsparteien äußerten hiergegen grundsätzliche Bedenken und betonten, daß die Versicherungsträger die Wahlen auch • kostentechnisch in eigener Verantwortung durchzuführen hätten. Im übrigen sei die Regelung der mit der Kostenübernahme zusammenhängenden Fragen der Wahlordnung zu überlassen. c) Über die Fragen, die durch die vom Bundesminister für Arbeit zu erlassende Wahlordnung geregelt werden können, bestand im allgemeinen Einvernehmen. So wurden über den Zeitpunkt der Aushändigung der Wahlausweise, die Gültigkeit anderer Unterlagen als Wahlausweise für bestimmte Gruppen von Wahlberechtigten und die Regelung sonstiger Fragen zur Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der Wahl einstimmige Beschlüsse gefaßt (§ 11 Abs. 3a, 3c, 3d). Über einen Antrag der Regierungsparteien, wonach durch die Wahlordnung u. a. für Mitglieder von Ersatzkassen eine briefliche Wahl zugelassen werden soll, ergab sich Meinungsaustausch. Die Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion erklärten, daß eine derartige Vorschrift auf eine Bevorzugung der Ersatzkassen hinauslaufe. Schließlich wurde einstimmig beschlossen, es der Wahlordnung zu überlassen, in welchen Ausnahmefällen briefliche Wahl zulässig sein soll (§ 11 Abs. 3b). d) Ein Antrag der Regierungsparteien, daß der Wahltag — ausgenommen für Betriebe mit Betriebskrankenkassen — ein Sonntag sein müsse, fand im Ausschuß keine ausreichende Unterstützung. Die Mehrheit des Ausschusses schlägt vor, die Wahlen an einem Sonntag und am vorhergehenden oder nachfolgenden Werktage stattfinden zu lassen (§ 11 Abs. 5 Satz 2). Einvernehmen wurde darüber erzielt, daß der Wahlbeauftragte ermächtigt werden soll, in Ausnahmefällen die gleichzeitige Durchführung der Wahlen für mehrere Versicherungszweige zu gestatten (§ 11 Abs. 5 Satz 3). e) Unter Bezugnahme auf entsprechende Bestimmungen im Entwurf der Wahlordnung regten Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion eine Vorschrift an, wonach die Verbindung von mehreren Vorschlagslisten insbesondere in der Weise, daß sie gegenüber den anderen Vorschlagslisten als eine einzige gelten, unzulässig sei. Die Anregung fand im Ausschuß Zustimmung. Es soll jedoch den Fraktionen überlassen bleiben, einen entsprechenden Antrag bei der zweiten Lesung des Änderungsgesetzes einzubringen. 6. Wahlausweise Einstimmig war der Ausschuß der Ansicht, daß auf Grund von Wahlausweisen gewählt werden soll, wobei die Wahlordnung vorschreiben könne, daß und inwieweit für einzelne näher bestimmte Gruppen von Wahlberechtigten andere Unterlagen als Wahlausweise gelten (§ 12 Abs. 1 Satz 1). Einvernehmen wurde auch darüber erzielt, welche Stellen verpflichtet werden sollen, die Wahlausweise für die verschiedenen Versicherungszweige auszufertigen (§ 12 Abs. 1 a bis 1 d). Einem Antrag der Regierungsparteien, daß die Arbeitgeber, soweit ihnen die Ausstellung der Wahlausweise obliegt und ein Betriebsrat besteht, die Ausweise gemeinsam mit dem Betriebsrat auszufertigen haben, wurde einmütig zugestimmt (§ 12 Abs. 1 e). 7. Feuerwehr-Unfallversicherungskassen Entsprechend einem Antrag der Regierungsparteien hält es der Ausschuß für notwendig, in das Änderungsgesetz auch Vorschriften über die Wahlen zu den Organen der Feuerwehr-Unfallversicherungskassen aufzunehmen (§ 1 Abs. 3, § 4 Abs. 3 Satz 4, § 8 Abs. 1 Buchstabe d). B. Änderungen von sonstigen Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung Mit Drucksache Nr. 2643 hatten die Regierungsparteien beantragt, in das Änderungsgesetz auch Vorschriften, die sich auf die Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung und die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger beziehen, aufzunehmen. Demgegenüber betonten die Vertreter der SPD-Fraktion, daß sich das Änderungsgesetz zur Vermeidung von Verzögerungen lediglich auf Fragen beschränken solle, die für die Durchführung von Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung erforderlich seien. Die Bundesratsvertreter wiesen auf die Notwendigkeit einer beschleunigten Abhaltung der Wahlen hin und machten darauf aufmerksam, daß durch das Änderungsgesetz vor allen Dingen die Gefahr von Wahlanfechtungsklagen vermieden werden sollte. Die Sprecher der Regierungsparteien vertraten den Standpunkt, daß durch die beantragten Vorschriften über die Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung und die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger lediglich Lücken geschlossen werden sollten, die sich nach Erlaß des Selbstverwaltungsgesetzes gezeigt hätten. Diese Änderungen seien erforderlich, um die Zielsetzungen des Selbstverwaltungsgesetzes voll zu verwirklichen. Verzögerungen würden durch die beantragten Änderungen nicht eintreten. Auf Grund Mehrheitsbeschluß schlägt der Ausschuß vor, in das Änderungsgesetz auch Änderungen von sonstigen Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung aufzunehmen. 1. Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung a) Über die von den Regierungsparteien beantragte Einfügung einer Vorschrift, wonach § 225 a RVO auf die Errichtung von Innungskrankenkassen keine Anwendung finden soll, bestanden im Ausschuß unterschiedliche Auffassungen. Die Vertreter der Regierungsparteien waren der Ansicht, daß bei Errichtung von Innungskrankenkassen auch die Zustimmung der Mehrheit der abstimmenden beteiligten Arbeitgeber und der Mehrheit der abstimmenden beteiligten Arbeitnehmer (§ 225 a RVO) verzichtet werden könne, weil die Interessen der Versicherten durch die Gesellenausschüsse wahrgenommen würden. Die Sprecher der SPD-Fraktion wiesen darauf hin, daß bei Nichtanwendung von § 225 a RVO die überwiegende Mehrzahl der an der Errichtung von Innungskrankenkassen beteiligten Versicherten das Recht verliere, unmittelbar ihren Versicherungsträger selbst zu bestimmen. Auch die Vertreter des Bundesrates äußerten Bedenken gegen den Antrag der Regierungsparteien, weil durch einen Verzicht (Dr. Schellenberg) auf direkte Befragung der an der Errichtung von Innungskrankenkassen interessierten Personenkreise das demokratische Prinzip in der Sozialversicherung beeinträchtigt werden könnte. Die Sprecher der Regierungsparteien bezeichneten die angeführten Gründe im Hinblick auf die nach § 250 Absatz 1 RVO erforderliche Zustimmung der Gesellenausschüsse als nicht überzeugend. Der Ausschuß stimmte mit Mehrheit dem Antrag der Regierungsparteien zu, wonach § 225 a RVO auf die Errichtung von Innungskrankenkassen keine Anwendung finden soll (§ 14 Abs. 2 a). b) Ein Antrag der Regierungsparteien, wonach die Vorschriften über die Errichtung von Innungskrankenkassen auch für die Überführung versicherungspflichtiger Beschäftigter von Innungen auf Innungskrankenkassen gelten sollen, sofern hierfür mehr als 450 versicherungspflichtige Beschäftigte einer einzelnen Innung in Betracht kommen, wurde vom Ausschuß mit Mehrheit angenommen (§ 14 Abs. 4 a). Entsprechendes soll auch für die Überführung von Mitgliedern der Innungskrankenkassen auf andere Träger der gesetzlichen Krankenversicherung gelten (§ 14 Abs. 4 b). c) Die Regierungsparteien beantragten, bei Überführung von Mitgliedern auf Innungskrankenkassen die §§ 251 bis 254 RVO (einschränkende Vorschriften zur Sicherung der Leistungsfähigkeit vorhandener Orts- und Landkrankenkassen bzw. neu zu errichtender Innungskrankenkassen) teilweise außer Kraft zu setzen. Der Ausschuß schloß sich mit Mehrheit dem Antrag der Regierungsparteien an (§ 14 Abs. 4 c). d) Auf Anregung der Vertreter des Bundesrates war der Ausschuß im Interesse der Rechtssicherheit der Auffassung, daß, so weit bisher bei Überführung von Mitgliedern auf Innungskrankenkassen in anderer Weise verfahren wurde, es hierbei sein Bewenden behalten soll (§ 14 Abs. 4 d). 2. Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger a) Die in der Gesetzesvorlage der Regierungsparteien beantragten Vorschriften über die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger und über die Aufhebung von Vorschriften über Beschränkungen in der Zugehörigkeit zu bestimmten Kassenarten führten zu einem regen Meinungsaustausch. Die Vertreter der Regierungsparteien waren der Auffassung, daß die entsprechenden Vorschriften des Selbstverwaltungsgesetzes sich nicht als ausreichend erwiesen hätten, um die während der Nachkriegsjahre eingeführten Beschränkungen in der Zugehörigkeit zu Trägern der Krankenversicherung zu beseitigen. Die gegenwärtige Gestaltung der Krankenversicherung in Bremerhaven lasse sich nicht mit den Zielsetzungen des Selbstverwaltungsgesetzes (§ 18 Abs. 4 Nr. 3) vereinbaren, weshalb eine klarere Fassung dieser Vorschriften notwendig sei. Zudem habe sich seit Erlaß des Selbstverwaltungsgesetzes ergeben, daß auch in einem Kreis des Landes Nordrhein-Westfalen die Gestaltung der Krankenversicherung immer noch von den Vorschriften der Reichsversicherungsordnung abweiche. Deshalb müßten die Vorschriften von § 18 Abs. 4 Nr. 3, die sich nach der Fassung des Selbstverwaltungsgesetzes nur auf die Länder Bremen und Niedersachsen bezogen, auf das gesamte Bundesgebiet erweitert werden. Die Sprecher der SPD-Fraktion betonten, daß die beantragten Änderungen durchaus nicht in Einklang mit dem Mehrheitswillen der Mitglieder der betreffenden Krankenkassen ständen. Die Mehrheit des Ausschusses schlägt vor, die in den Jahren 1945 und 1946 nicht auf Grund der Reichsversicherungsordnung angeordnete Schließung von Versicherungsträgern und die über die Vorschriften der Reichsversicherungsordnung hinausgehenden Beschränkungen in der Zugehörigkeit zu Trägern der Krankenversicherung aufzuheben (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 1). Dies soll nicht für die Länder der französischen Besatzungszone gelten, weil dort durch Landesrecht bereits im Jahre 1949 Vorschriften über die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger erlassen wurden (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 2). b) In bezug auf die finanzielle Auseinandersetzung zwischen dem seine Tätigkeit wiederaufnehmenden Versicherungsträger und der Kasse, die Vermögenswerte von dem geschlossenen Versicherungsträger übernommen hat, hielt die Mehrheit des Ausschusses redaktionelle Änderungen für erforderlich (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 3 ff.). c) Nach einem Antrag der Regierungsparteien sollen geschlossene Krankenkassen ihre Tätigkeit kraft Gesetzes wiederaufnehmen, es sei denn, daß die Mehrheit der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Gegenteil beantragt. Wie die SPD-Vertreter betonten, würde eine derartige Vorschrift bewirken, daß geschlossene Krankenkassen ohne Zustimmung der Beteiligten wieder in Funktion treten. Die Selbstbestimmung der Versicherten mache es jedoch erforderlich, daß geschlossene Krankenkassen ihre Tätigkeit nur dann wiederaufnehmen, wenn die Mehrheit der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer dies beantragt. Die Sprecher der Regierungsparteien vertraten demgegenüber die Auffassung, daß erleichternde Vorschriften über die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Krankenkassen deshalb getroffen werden müßten, weil die Schließung dieser Einrichtungen seinerzeit ohne ausreichende Rechtsgrundlage erfolgt sei. Der Ausschuß schloß sich mit Mehrheit dem Antrag der Regierungsparteien an (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 6 und 7). d) Die Regierungsparteien hatten in dem vorgelegten Gesetzentwurf beantragt, daß geschlossene Ersatzkassen ihre Tätigkeit kraft Gesetzes wiederaufnehmen, sofern 500 Personen, die zum Mitgliederkreis dieser Kassen gehörten, erneut ihren Beitritt erklären. Die Vertreter des Bundesrates äußerten Bedenken dagegen, daß hinsichtlich der Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger unterschiedliche Vorschriften für verschiedene Kassenarten getroffen werden sollten. Die Sprecher der SPD-Fraktion waren der Meinung, daß die beantragte Sondervorschrift offenbar nur dem Zweck diene, einer bestimmten Ersatzkasse die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit in Bremerhaven ohne Zustimmung der Mehrheit der Beteiligten zu ermöglichen. Nachdem die Vertreter der Regierungsparteien darauf hingewiesen hatten, daß die Vorschriften über die Erleichterung in der Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Ersatzkassen im Hinblick auf die in den ersten Nachkriegsjahren ungerechtfertigte Schließung dieser Kassen erlassen werden sollten, sprach sich der Ausschuß mit Mehrheit für den Antrag der Regierungsparteien aus (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 8). (Dr. Schellenberg) e) Vorschriften über das Recht zum Wiederbeitritt von Versicherungsberechtigten und freiwillig Versicherten zu Kassen, die 'ihre Tätigkeit wiederaufnehmen, wurden mit den Stimmen der Regierungsparteien angenommen; ebenso Vorschriften über eine vorläufige Regelung für die Bildung der Organe von Versicherungsträgern, die ihre Tätigkeit wiederaufnehmen (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 9 und 10). 3. Bundesversicherungsanstalt für Angestellte Die im Gesetzentwurf der Regierungsparteien (Drucksache Nr. 2643) beantragten Vorschriften über die Beendigung der treuhänderischen Verwaltung der Angestelltenversicherung durch die Landesversicherungsanstalten und die Überführung der Rentenversicherung der Angestellten auf eine Bundesversicherungsanstalt für Angestellte wurden ohne Aussprache von den Antragstellern zurückgezogen. Wie die Vertreter der Regierungsparteien erklärten, behielten sich ihre Parteien vor, hierzu einen besonderen Gesetzentwurf einzubringen. C. Übergangs- und Schlußvorschriften 1. Übergangsvorschriften für Mitglieder der Organe, Geschäftsführer u. ä. a) Nach übereinstimmender Auffassung des Ausschusses ergibt sich aus der Tatsache, daß bis jetzt noch keine Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung durchgeführt werden konnten, die Notwendigkeit zur Abänderung der Übergangsvorschriften für Mitglieder der Organe, Geschäftsführer und Beisitzer bei den Versicherungsbehörden. Damit wird prinzipiell auch den Wünschen des Bundesrates Rechnung getragen, der mit Drucksache Nr. 2513 eine Verlängerung der Fristen zur weiteren Amtsführung der Geschäftsführer beantragt hatte, wobei allerdings die vom Bundesrat vorgeschlagenen Termine inzwischen überholt sind. b) Nach dem Selbstverwaltungsgesetz (§ 15 Abs. 1) läuft grundsätzlich die Amtsdauer der Mitglieder von nach Landesgesetzen gewählten Organen erst frühestens mit Beendigung der Amtsdauer der nach dem Selbstverwaltungsgesetz neu gewählten Organe ab. Im Hinblick darauf, daß bisher noch keine Wahlen zu den Organen auf Grund des Selbstverwaltungsgesetzes stattgefunden haben, schlägt der Ausschuß vor, diese Sondervorschrift zu streichen, da sich sonst die Amtsdauer dieser Organmitglieder in unerwünschter Weise verlängern würde. Ferner wird vorgeschlagen, in das Änderungsgesetz eine Vorschrift aufzunehmen, wonach die Amtsdauer der Mitglieder von Organen wiederzugelassener Versicherungsträger mit Bildung der neuen Organe abläuft (§ 15 Abs. 2). c) Einmütig war der Ausschuß der Ansicht, daß die Funktionen der bei dem Inkrafttreten des Selbstverwaltungsgesetzes im Amt befindlichen Organe und Geschäftsführer der Versicherungsträger sowie die diesbezüglichen Aufgaben der Behörden so lange fortbestehen sollten, bis neue Organe auf Grund des Selbstverwaltungsgesetzes gebildet sind. Gleiches hätte auch für die Beisitzer bei Versicherungsbehörden zu gelten (§ 15 Abs. 3 Sätze 1 und 2). Auf Antrag der Regierungsparteien schlägt der Ausschuß vor, andere als im Amt befindliche Geschäftsführer frühestens sechs Monate nach Bildung des neuen Vorstandes zu wählen (§ 15 Abs. 3 Satz 3). Im Zusammenhang damit sollen die Vorschriften von § 16 Abs. 1 Satz 2, wonach die Geschäftsführer bis zur Abnahme der Jahresrechnung 1950, spätestens bis zum 30. Juni 1951, im Amt verbleiben, gestrichen werden. 2. Bekanntgabe der Neufassung des Selbstverwaltungsgesetzes Einstimmig vertritt der Ausschuß die Auffassung, daß der Bundesminister für Arbeit ermächtigt werden sollte, das Selbstverwaltungsgesetz in der nach dem Änderungsgesetz geltenden Fassung und in neuer Paragraphenfolge bekanntzumachen (Art. II). 3. Zeitpunkt des Inkrafttretens Der Ausschuß schlägt vor, das Änderungsgesetz am Tage nach seiner Verkündung in Kraft zu setzen (Art. III), jedoch sollen, entsprechend einer Anregung der Vertreter des Bundesrates, die Obergangsvorschriften für Mitglieder von Organen, Geschäftsführer und Beisitzer bei den Versicherungsbehörden (vgl. Abschnitt C Ziffer 1) rückwirkend vom Inkrafttreten des Selbstverwaltungsgesetzes 24. Februar 1951 an gelten (§ 15 Abs. 4). Bonn, den 12. Juni 1952 Dr. Schellenberg Berichterstatter
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Bertram


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir stellen heute den Antrag, die §§ 1 bis 35 des Investitionshilfegesetzes aufzuheben, nachdem das Gesetz erst so wenige Monate in Kraft ist. Gleichzeitig stellen wir den Antrag, eine steuerbegünstigte Anleihe von mindestens 400 Millionen DM unter Bereitstellung von Haushaltsmitteln für die Zinsverbilligung aufzunehmen. Ich will auf den Vortrag derjenigen Gründe, die wir hier entweder bereits vorgetragen haben oder die Gegenstand der verschiedenen Verfassungsbeschwerden sind, die die Rechtsgültigkeit dieses Gesetzes betreffen, verzichten. Ich will mich auf den Vortrag derjenigen Gründe beschränken, die sich durch die völlig veränderten Verhältnisse bei den Aufbringungspflichtigen und auf dem Kapitalmarkt ergeben haben und die durch offensichtliche Fehler in der Struktur des Gesetzes entstanden sind, die sich erst in der Praxis erwiesen haben und die den Grundsatz der Aufbringungsgerechtigkeit verletzen.
    Ähnlich wie im privaten Recht muß auch im öffentlichen Recht der Grundsatz gelten, daß die Gesetze nur unter der Einschränkung Geltung haben dürfen, daß die Voraussetzungen, die bei ihrem Erlaß bestanden, auch für die Dauer des Gesetzes Bestand haben. Die Änderung von gegenstandslos gewordenen Gesetzen hat uns schon an sehr oft beschäftigt. Die Forderung nach Änderung überholter Gesetze ist ein Ausfluß eines der grundlegenden Sozialprinzipien, des Prinzips der Autorität. Zur Wahrung der Autorität des Staates müssen gegenstandslos gewordene Gesetze geändert werden.
    Daß hier eine wesentliche Veränderung der Verhältnisse vorliegt und eine Notwendigkeit zur Änderung des Gesetzes gegeben ist, beweist ja auch deutlich der Antrag der Regierungsparteien mit den allerdings mehr als bescheidenen und dürftigen Vorschlägen und beweist weiter die Tatsache, daß unger Antrag wiederholt von der Tagesordnung abgesetzt werden mußte, um den Regie-


    (Dr. Bertram)

    rungsparteien Gelegenheit zu geben, noch in aller Hast am Gesetz etwas zurechtzuflicken.

    (Zuruf des Abg. Pelster.)

    — An der Tatsache selbst jedoch, Herr Kollege Pelster, daß eine Notwendigkeit zur Änderung gegeben ist, werden auch Sie nicht vorbeikommen können.

    (Abg. Pelster: Das brauchen Sie nicht zu sagen!)

    — Ob ich das sagen muß oder nicht, — es ist immerhin erstaunlich, daß unser Antrag vor Wochen vorgelegt worden ist und daß nach wiederholten Vertagungen gestern plötzlich ein Änderungsantrag von Ihnen mit diesen bescheidenen Vorschlägen aufgetaucht ist.

    (Abg. Pelster: Ärgert Sie das?)

    — Das ärgert mich nicht. Im Gegenteil, wir haben der Vertagung zugestimmt, um zu erreichen, daß auch in Ihren Reihen die bessere Einsicht — wenn auch spät, so doch nicht zu spät — siegen möchte.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Pelster.)

    Der in § 1 umrissene Zweck des Gesetzes beruht auf dem Wunsche nach Umlenkung liquider Mittel in einen Sektor der Volkswirtschaft, der wegen Preisstopps angeblich unter der allgemeinen Unergiebigkeit des Kapitalmarktes besonders zu leiden hatte, aus Sektoren der Volkswirtschaft, die angeblich reichlich über liquide Mittel verfügen. Wie sieht nun die Wirklichkeit aus? Die Engpaßindustrien haben durch die Preiserhöhung seit dem Erlaß des Gesetzes erhebliche Mehrerlöse zugebilligt erhalten. Die Preiserhöhung im Bergbau hat durchschnittlich 10 DM je Tonne betragen. Unter Anrechnung der in Zukunft wegfallenden Spitzenkohlenpreise ergibt sich eine durchschnittliche Erhöhung von 4,50 DM je Tonne bei 80 Millionen Jahrestonnenverkauf, also ein Mehrerlös pro Jahr von 360 Millionen DM. Bei Stahl beträgt die effektive Preiserhöhung 55 DM je Tonne, bei 10 Millionen t Jahresumsatz also ein Mehrerlös seit Erlaß des Gesetzes von 550 Millionen DM im Jahr.

    (Abg. Dr. Preusker: Aber die Kostensteigerung müssen Sie mit einrechnen!)

    Dazu kommt noch der Überpreis bei Exportlieferungen, der bei rund 150 DM je Tonne liegen dürfte und bei einem durchschnittlichen Exportumsatz von monatlich 150 000 t einen Erlös von zur Zeit 221/2 Millionen DM erbringt. Ob diese Sonderkonjunktur anhalten wird, weiß natürlich niemand.

    (Zuruf rechts: Na also!)

    In jedem Falle hat die jüngste Preisfestsetzung allein für den Inlandmarkt der Engpaßindustrie eine wesentliche Erlösaufbesserung gebracht.
    Die Preisindizes haben sich wie folgt entwickelt: nach Erzeugergruppen auf Grund der amtlichen statistischen Unterlagen im April 1951 für Eisen, Stahl und Metalle 341, Bergbau 200, Investitionsgüter 200, Verbrauchsgüter 207. Also gerade Eisen und Stahl liegen erheblich über dem durchschnittlichen Index. Bei der Aufgliederung nach Verwendungszwecken sieht es wie folgt aus: Grundstoffe 252, Investitionsgüter 200, Verbrauchsgüter 207. Also auch hier ist indexmäßig für die Erzeugnisse der Grundstoffindustrien ein erheblich höherer Erlös erzielt worden als für die Erzeugnisse der Konsumgüter- und der Investitionsindustrien.
    Diese Preisentwicklung hat gleichzeitig mit der allgemeinen Unkostenentwicklung seit dem Erlaß des Investitionshilfegesetzes, die nicht ungünstig gewesen ist, eine wesentliche Verbesserung der Ertragslage der Engpaßindustrien mit sich gebracht. Aus diesem Grunde ist die vor langer Zeit vorhanden gewesene kapitalmäßige Engpaßlage bei den Grundstoffindustrien ja weitgehend verschwunden. Die Umstellung des Eigenkapitals hat ergeben, daß gerade die Grundstoffindustrie sich in besonders günstigen Verhältnissen befunden hat. Die Eisen- und Stahlindustrie hat die Reichsmarkschlußbilanz um rund 365,7 Millionen DM aufstocken können, d. h. um 91,3 % des Reichsmarkschlußkapitals, die Energiewirtschaft um 731,7 Millionen gleich 31,6 % des Reichsmarkschlußkapitals, der Bergbau um 216 Millionen gleich 27,5 % des Reichsmarkschlußkapitals, das Bekleidungsgewerbe um 198 gleich 19 %, das Baugewerbe um minus 101 Millionen gleich minus 54 % und die Schiffahrt um minus 269 Millionen gleich minus 71,8 %. Sie sehen also, daß gerade in der Grundstoffindustrie auch eine außerordentlich günstige Umstellungsrelation, d. h. eine besonders günstige Erhaltung des in diesen Industrien arbeitenden Kapitals stattgefunden hat.
    Ich fasse also zusammen: sowohl Ertragslage als auch Vermögenslage der Grundstoffindustrien sind nicht ungünstig und haben sich seit dem Erlaß des Gesetzes außerordentlich verbessert. Wenn ich noch darauf hinweise, daß die Grundstoffindustrien selbst von der Bestimmung des § 36 des Investitionshilfegesetzes in vollem Umfang Gebrauch zu machen beabsichtigen - wie sich aus dem Investitionsplan 1952 ergibt —, so heißt das nichts anderes, als daß diese Industrien sich selbst in der Lage glauben, die Sonderabschreibungsmöglichkeiten in vollem Umfange auch verdienen zu können.
    Auf der andern Seite hat sich die Lage der Aufbringungspflichtigen zum großen Teil sehr stark im ungünstigen Sinne verändert. Bei manchen ist die Lage direkt kritisch geworden. Wenn man vor einigen Jahren bei der Textilindustrie von einer Überliquidität sprach, so ist diese Überliquidität ja längst dahingeschwunden. Der Preisverfall bei den Rohstoffen dieser Industrie hat die ernstesten finanziellen und vor allem liquiditätsmäßigen Sorgen gerade dort hervorgerufen. Wenn man ferner auf die Lederindustrie, die Holzverarbeitungsindustrie, aber auch die Papierindustrie hinweist große aufbringungspflichtige Industriezweige —, so weiß man, daß hier eine Liquidität, die eine solche Aufbringung gestattete, nicht vorhanden ist.
    Nicht unerwähnt möchte ich vor allem die jungen Industrien in den Notstandsgebieten lassen. Diese haben im Zuge einer verschärften Konkurrenz kaum noch die Möglichkeit einer Fortexistenz, da sie die Nachteile einer ungünstigen Standortwahl, insbesondere hohe Vorfrachten und Versandfrachten nicht zu überwinden vermögen. Ein Beispiel eines Großbetriebs der Papierindustrie zeigt folgendes Bild. Bei 4,9 Millionen Aufbringungspflicht sind 180 Millionen Kriegsschäden vorhanden. Das Gesamtkapital beträgt noch 24 Millionen. Verpflichtungen zum Ausbau der kriegsbeschädigten Werksanlagen und für Rationalisierung bestehen in Höhe von 12 Millionen. Der Gewinn für 1950/51 dürfte insgesamt 10 Millionen betragen. Man fragt sich mit Recht: Woher sollen solche Betriebe überhaupt noch einen einzigen Pfennig abzweigen, die ja nicht einmal die Verpflichtungen für die Rationalisierungsinvestition aus ihren Gewinnen auch nur annähernd bezahlen können?


    (Dr. Bertram)

    Durch derartige Vorgänge wird aber nicht nur die Großindustrie in dem verarbeitenden Sektor schwer getroffen; vor allem hart getroffen durch die völlig willkürlichen Maßstäbe sind die Mittelstands-, die Einzelhandels- und Handwerksbetriebe. Ich möchte Ihnen dazu einige Beispiele — ebenfalls aus der Praxis — vortragen. Ein Textileinzelhandelsgeschäft hat bei der verlangten Aufbringungsleistung von 5800 DM unter Außerachtlassung der Anlagewerte einen Aktivsaldo von rund 20 000 DM, darin 17 000 DM Forderungen. Dem stehen auf der andern Seite 133 000 DM Schulden gegenüber, darunter allein 20 000 DM Steuerschulden infolge der verschärften Betriebsprüfungen gerade des letzten Jahres. Die Steuerschulden kann der Betrieb zur Not abdecken; aber Steuerschulden u n d Investitionshilfe kann der Betrieb, ohne daß er Konkurs anmelden muß, natürlich nicht mehr abdecken. Die Außenstände sind schwer einbringlich geworden. Es handelt sich um einen Fabrikort, in dem viel Textilindustrie ist. Es wird nur verkürzt gearbeitet. Umfangreiche Arbeiterentlassungen sind erfolgt, so daß der Betrieb in großem Umfang anschreiben lassen muß und die Normalumsätze kaum noch halten kann.
    Ein zweiter Fall: ein Fleischermeister A in B, Alleinmeister mit Sohn als Geselle, Aufbringungsleistung 700 DM, auf der Aktivseite 1200 DM Kasse und 588 DM Forderungen; demgegenüber einschließlich 'Steuerschulden 9 499 DM Schulden. Der Betrieb ist totalkriegsgeschädigt. Ein weiterer Fall: Dachdeckermeister C in D, Aufbringungsleistung 1200 DM, der Liquiditätsstatus: Kasse 506 DM, Außenstände 46 154 DM, auf der andern Seite Schulden 70 000 DM. Die Außenstände können nicht realisiert werden; die Bauherren haben mit der ) Restfinanzierung Schwierigkeiten und laden diese Last der Restfinanzierung erfahrungsgemäß gerade auf den mittelständlerischen Bauhandwerker ab. Es ist für ihn ganz ausgeschlossen, daß er diese Außenstände. von 46 000 DM hereinbekommen kann; auf der andern Seite muß er Investitionshilfe bezahlen und weiß nicht, wie er seine Außenstände realisieren soll.
    Ein Lebensmitteleinzelhändler D in B, Aufbringungsleistung 800 DM, auf der Aktivseite 4 117 DM, darunter 2 296 DM Außenstände; auf der andern Seite 13 200 DM Schulden, davon 7 000 DM Steuerschulden. Die Höhe der Außenstände von 2 300 DM kennzeichnet die mangelnde Erfüllung der Zahlungspflicht der Abnehmer. Auch in diesem Ort Arbeitslosigkeit und verkürzte Arbeit. Er kann den Betrieb nur fortführen, wenn er sich dem Kunden gegenüber zum Anschreiben bereiterklärt. Der Lebensmitteleinzelhändler leidet sehr unter der Konkurrenz kapitalkräftiger Großfilialbetriebe. Der Betrieb hat Kriegsschaden erlitten.
    Also überall dieselben Beobachtungen! Auf der einen Seite infolge verschärfter Steuerprüfungen erhebliche Steuerschulden, auf der andern Seite infolge der Schwierigkeiten der allgemeinen Wirtschaftslage ein starkes Ansteigen der Außenstände, keine Möglichkeit der Realisierung und infolgedessen völlige Illiquidität dieses Zweiges der Wirtschaft.
    Der Hinweis auf Stundungs- und Erlaßrichtlinien hilft dort wenig.

    (Abg. Etzel [Duisburg]: Wenig?)

    — Ich führe das im einzelnen aus, Herr Kollege Etzel. — In den Erlaßrichtlinien von Münster heißt es im einzelnen:
    Es muß ihnen zugemutet werden, daß sie die fehlenden Geldmittel durch einen Bankkredit beschaffen oder daß sie Gegenstände des Umlaufsvermögens veräußern.
    In den Verwaltungsrichtlinien heißt es:
    Die Anlegung eines strengen Maßstabs ist aus folgenden Gründen gerechtfertigt. Die Investitionshilfe ist keine Steuer, sondern bezweckt die Umleitung von Kapitalbeträgen in bestimmte Engpaßindustrien. Wenn Ausfälle entstehen, muß der Aufbringungssatz erhöht werden.
    Der bayerische Finanzminister hat im Bundesrat diese Bedenken ebenfalls eingehend vorgetragen und eine Änderung der Stundungsrichtlinien verlangt. Wenn das aber geschehen würde, dann müßte der Aufbringungssatz für die verbleibenden, eventuell noch liquiden Betriebe in einer Weise erhöht werden, daß diese Betriebe in unerträglicher Weise belastet würden. Wenn insbesondere in den Stundungsrichtlinien verlangt 'wird, daß das Umlaufsvermögen zum Wiederbeschaffungspreis — d. h., wenn der heutige Wiederbeschaffungspreis
    niedriger ist als der Einkaufspreis, unter dem Einkaufspreis — und unter Verzicht auf Gewinn ver
    kauft werden muß, da mutet man tatsächlich auf
    der einen Seite den Aufbringungspflichtigen zu,
    sie sollen mit Verlust verkaufen, 'während man
    den anderen, den Berechtigten, die durchaus dazu
    in der Lage sind, den Weg zum Kapitalmarkt nicht
    zumutet und ihnen die geringe Zinsmehrbelastung
    unter allen Umständen ersparen möchte. Das ist
    die fehlende Aufbringungsgerechtigkeit dieses Gesetzes, wie sie sich durch die Praxis ergeben hat.
    Wenn man ferner bedenkt, daß die Stundungsausschüsse auf Grund von Ermittlungen der Industrie- und Handelskammer besetzt ward er, und daß jede Stundung die Gefahr einer Erhöhung des Aufbringungssatzes mit sich bringt, muß mit einer generell ablehnenden Einstellung der Stundungsausschüsse gerechnet werden. In zahlreichen Protestentschließungen ist ja dieser Gesichtspunkt auch vorgetragen worden.
    Die Verfechter des Gesetzes behaupten nun, daß eine Finanzierung der Engpaßindustrie ausscheidet, weil eine Selbstfinanzierung nicht in Frage komme, der Staat als Finanzier kein Geld mehr habe und der Kapitalmarkt brachliege. Dazu möchte ich nur auf ein Zitat von Professor Salin 'in Basel vom 23. IVIai 1952 hinweisen, der erklärt hat, daß das Argument des Kapitalmangels eine Schimäre ist. Eine falsche Zinspolitik hat das Kapital auf den Schwarzen Markt getrieben, und dieser Fehler der Regierungspolitik soll jetzt auf dem Rücken unschuldiger Aufbringungspflichtiger ausgebadet werden. Der Streit zwischen dem Bundeswirtschaftsminister und dem Bundesfinanzminister 'hat eben die Sanierung des Kapitalmarkts, die ja lange genug gefordert worden ist, immer wieder hinausgeschoben. Diese unterlassene Sanierung des Kapitalmarkts ist die Ursache dafür, daß wir hier ein solches Gesetz gemacht haben.
    Das Gesetz verstößt aber auch in ganz entscheidender Weise gegen unsere gesamte Privatrechtsstruktur. Ich muß mich kurz fassen. Der Staat darf nicht tun, was in der jeweiligen Situation passend wäre, sondern nur das, was nach der ethischen Gesamtstruktur des Staates erlaubt ist. Die Inanspruchnahme des Nichtstörers für eine möglicherweise öffentliche Aufgabe ist auch im Polizeirecht unzulässig. Hier handelt es sich aber darum, daß die Mängel der Kapitalversorgung der Engpaß-


    (Dr. Bertram)

    industrien nicht von denjenigen hervorgerufen worden sind, die hier pflichtig gemacht worden sind, sondern durch Fehler der Kapitalmarktpolitik des Staates. Hier hätte der Hebel angesetzt werden müssen; hier wäre es auch berechtigt gewesen. Daß man die Nichtstörer heranzieht, bedeutet eine willkürliche Verletzung des Privateigentums. Das Privateigentum ist aber ein Grundrecht des einzelnen, in das willkürliche Eingriffe verboten sind.
    Die Unterversorgung der Engpaßindustrien ist eine Folge des Preisstopps und der staatlichen Kapitalmarktpolitik. Beides sind staatliche Maß- nahmen. Völlig unschuldig sind die Aufbringungspflichtigen. Sie sind diejenigen, auf deren Rücken man staatliche Fehler ausbügeln will.
    Wenn die SPD in ihrem Aktionsprogramm jetzt eine Investitionslenkung verlangt, so kann diese mit Mitteln verschiedenster Art erfolgen. Man sollte aber hoffen, daß auch von dieser Seite das Mittel, das im ersten Abschnitt des Investitionshilfegesetzes vorgesehen ist. abgelehnt wird und daß deshalb auch die SPD der Aufhebung dieses Abschnitts des Investitionshilfegesetzes ebenso zustimmt, wie sie seinerzeit die Annahme abgelehnt hat.
    Der Fortbestand der von uns beanstandeten Paragraphen bringt einen bedauernswerten Zwiespalt in unsere gesamte Wirtschaft. Die Begünstigten haben jetzt zum Teil begonnen, die Mittel, die ihnen von den Pflichtigen zufließen, so zu investieren, daß sie den Pflichtigen in verstärktem Maße Konkurrenz machen. Sie errichten neue Verarbeitungskapazitäten, die bevorzugt mit Rohmaterial beliefert werden, und dehnen ihren Werkshandel oder ihren Vertriebsapparat aus. Besonders wird der Ausbau des blauen Tankstellennetzes beanstandet, aber auch der Verkauf von Gas- und Elektrogeräten durch Versorgungsbetriebe. Hier fließen indirekt Mittel aus der einen Hand zwangsweise an die Berechtigten, und diese machen den Pflichtigen dann damit Konkurrenz.
    Eine Änderung unseres Gesetzentwurfs in technischer Hinsicht mit Rücksicht auf die jetzt teilweise gezahlte erste Rate wird im Ausschuß notwendig sein. Die Zahlung war bei der Einreichung unseres Gesetzentwurfs noch nicht erfolgt. Die Änderung ist aber unschwer durchzuführen. Ich bitte, den Gesetzentwurf außer dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Geld und Kredit auch dem Ausschuß für Finanzen und Steuern zuzuweisen, und hoffe, daß es uns gelingen wird, eine Anpassung des Gesetzes an die veränderten Umstände zu erhalten.

    (Beifall bei der FU.)



Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Weiterhin zur Begründung Herr Abgeordneter Hagge.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Johannes Hagge


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die nach der Tagesordnung jetzt vorliegenden Drucksachen Nrn. 3386 und 3387 tragen neben der Unterschrift der FU auch meine Unterschrift. Ich möchte hier die Gelegenheit nehmen, zu erklären, daß ich nicht der FU angehöre, sondern nach wie vor Mitglied der CDU dieses Hauses bin.

    (Abg. Frau Dr. Weber [Essen] : Sehr richtig! — Große Heiterkeit.)

    Ich möchte die Gelegenheit nehmen, Ihnen zu sagen, wie ich dazu gekommen bin und aus welchem Grund ich dazu gekommen bin, diese Anträge mit zu unterschreiben.
    Wenn Sie sich an das Werden des Gesetzes über 1 die Investitionshilfe und an die Abstimmungen zu diesem Gesetz in der letzten Lesung zurückerinnern, dann werden Sie in dem Wortprotokoll von dem damaligen Tage meine Erklärung zu der Abstimmung auf Grund des § 107 der Geschäftsordnung kennen. Um Sie aber davon erneut in Kenntnis zu setzen, gestatte ich mir, den Herrn Präsidenten zu bitten, das verlesen zu dürfen. Ich habe damals folgende Erklärung zu Protokoll gegeben:
    Ich bestreite dem Bundestag das Recht, ein Gesetz zu beschließen, wonach eine Person verpflichtet wird, anderen Personen Kredit zu geben. Der Bundestag kann durch Gesetze Steuern und Abgaben allgemeiner Art beschließen, aber nie eine Verpflichtung zur Hergabe von Krediten. Hinweisen möchte ich dabei auf die schlechte Liquiditätslage der allgemeinen gewerblichen Wirtschaft. Auch diese Tatsache verbietet ein solches Gesetz.
    Leider entspricht dieser mein Hinweis darauf, daß schon die Liquiditätslage diesem Hohen Hause verboten hätte, ein solches Gesetz und eine solche Verpflichtung zu beschließen, heute in weit größerem Umfange den Tatsachen, als es damals der Fall war. Das ist selbst denjenigen, die sonst nicht soviel über die wirkliche Situation in der Wirtschaft unterrichtet sind, wohl inzwischen durch die verschiedenen Erlebnisse bekanntgeworden.
    Aber das ist nicht meine Grundauffassung, sondern meine Grundauffassung ist, daß dieses Haus an das Grundgesetz gebunden ist, auch bei der Schaffung von Gesetzen. Das ist durch das Grundgesetz in Art. 1 Abs. 3 besonders dokumentiert, wo es heißt: „Die nachfolgenden Grundrechte binden die Gesetzgebung, ...". Welche Grundrechte sind nun bei diesem Gesetz nach meiner Auffassung verletzt? Erstens hat das Gesetz verletzt den Art 3 Abs. 1: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich." Denn durch dieses Gesetz wird ein Kreis von Personen gezwungen, einem anderen Kreis Darlehen zu geben.

    (Abg. Dr. Preusker: Dann gibt es auch keine Steuerprogression mehr!)

    — Das ist etwas ganz anderes, Herr Preusker. Sie scheinen nicht daran zu denken, daß die Steuer — ich habe es j a ganz ausdrücklich erklärt — eine Abgabe ist. Dies ist aber keine Abgabe, sondern eine Vermittlung von Darlehen, Herr Preusker. Dabei sind die Steuersätze geradezu ein Beweis für das Wirksamwerden des Art. 3 Abs. 1 des Grundgesetzes. Denn die progressiven Steuern beweisen, daß die Menschen alle nach ihrem Können gleich herangezogen werden. Da ist ein himmelweiter Unterschied, Herr Preusker, zwischen dem, was Sie eben behauptet haben, und dem, was hier geschaffen worden ist.
    Eben weil ich mich zur CDU bekenne, bekenne ich mich aber besonders auch zum Art. 14, wo es im ersten Absatz heißt: „Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet." Durch dieses Gesetz ist genau das Entgegengesetzte von dem gemacht, was ich darunter verstehe. Ich habe seinerzeit die Ehre gehabt, mit den Kollegen der Sozialdemokratie gegen das ganze Gesetz zu stimmen. Nur war ein Unterschied zwischen uns. Sie haben seinerzeit dagegen gestimmt, weil nach Ihrer Auffassung durch das Gesetz nach Masse und Zeit nicht genug vermittelt werden sollte. Ich stehe nicht an, zu erklären, daß ich — wie ich es damals getan habe — mich mit Ihnen in freundschaftlicher Art


    (Hagge)

    gegen das Gesetz richtete, da ich damals wie heute dieselbe Auffassung und dieselbe Veranlassung dazu hatte. Ich bitte also, diese Vorlagen, die auch meinen Namen tragen, den entsprechenden Ausschüssen zu überweisen.

    (Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU.)