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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 219. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Juni 1952 9609 219. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 18. Juni 1952 Geschäftliche Mitteilungen 9612A Glückwünsche zum 67. Geburtstag des Abg Funcke und zum 69. Geburtstag des Abg Wartner 9612B Kleine Anfrage Nr. 268 der Fraktion der SPD betr. Suchdienst für Kriegsgefangene und Vermißte (Nr. 3344, 3458 der Drucksachen) 9612E3 B) Vorlage des Entwurfs einer Zweiten Verordnung zur Verlängerung der Geltungsdauer von auf Grund des Gesetzes für Sicherungsmaßnahmen auf einzelnen Gebieten der gewerblichen Wirtschaft erlassenen Verordnungen 9612C Vorlage des Entwurfs einer Verordnung M Nr. 1/52 über Preise für Milch, Butter und Käse 9612C Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Weißbuch über die Saarfrage (Nr. 3400 der Drucksachen) . . . . 9612C Dr. Mommer (SPD), Anfragender . . 9612C Dr. Adenauer, Bundeskanzler 9613D, 9616B Frau Thiele (KPD) 9614A Eichler (SPD) 9615A Kemper (CDU) 9616C Neumayer (FDP) 9617A Abstimmung 9617B Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Schreiben des Bundeskanzlers vom 16. Mai 1952 an Christian Fette (Nr. 3418 der Drucksachen) 9617B Jahn (SPD), Anfragender 9617C Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 9618D Pelster (CDU) 9619A Paul (Düsseldorf) (KPD) 9620C Böhm (SPD) 9621C Dr. Schäfer (FDP) 9622C Frau Kalinke (DP) 9623B Sabel (CDU) 9624C Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung der Beratung des Vertrages über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (Nr. 3410 der Drucksachen) 9624D Erler (SPD), Anfragender . . 9624D, 9628A Dr. Adenauer, Bundeskanzler 9626B, 9628C Dr. Laforet (CSU) 9626C Fisch (KPD) 9626D Dr. Reismann (FU) 9627C Abstimmungen 9628D Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Hilfe für die Gebiete an der Sowjetzonengrenze (Nr. 3456 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Maßnahmen gegen sowjetischen Terror (Nr. 3445 der Drucksachen) sowie mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Hilfe für die Gebiete an der Sowjetzonengrenze (Nr. 3457 der Drucksachen; Entschließung Umdruck Nr. 578) 9629A Behrisch (SPD), Anfragender und Antragsteller 9629A Dr. Preusker (FDP), Antragsteller . 9632C Dr. Adenauer, Bundeskanzler 9633C Ewers (DP) 9635D Stegner (FDP) 9637B Freidhof (SPD) 9639A Frau Strohbach (KPD) 9640B Frau Dr. Brökelschen (CDU) . . . 9642A Dr. Gülich (SPD) 9643D Sabel (CDU) 9645D Fuchs (CSU) 9646D Dr. Fricke (DP) 9647A Wehner (SPD) 9647C Brookmann (CDU) 9648C Abstimmungen 9649A Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, DP/DPB betr. Gesetz über Teuerungszuschläge zur Unterhaltshilfe nach dem Lastenausgleichsgesetz (La-TZG) (Nrn. 3466, 3330, 3369, 3438 der Drucksachen) 9649B Beschlußfassung 9649B Erste Beratung des von der Fraktion der FU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Investitionshilfe der gewerblichen Wirtschaft (Nr. 3386 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der FU betr. Anleihe zur weiteren Förderung der öffentlichen Versorgungswirtschaft (Nr. 3387 der Drucksachen), mit der Ersten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP/DPB eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Investitionshilfe der gewerblichen Wirtschaft (Nr. 3463 der Drucksachen) sowie mit der Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP/DPB betr. steuerliche Behandlung von Zinserträgen aus Wertpapieren im Rahmen der Investitionshilfe (Nr. 3464 der Drucksachen) 9649B Dr. Bertram (Soest) (FU), Antragsteller 9649C, 9663A Hagge (CDU), Antragsteller 9652B Dr. Etzel (Bamberg) (FU), Antrag- steller 9653A Raestrup (CDU), Antragsteller 9654B, 9656B Dr. Preusker (FDP) 9655B, 9662C Naegel (CDU) 9656B Jaffé (DP) 9657B Paul (Düsseldorf) (KPD) 9658B Dr. Kreyssig (SPD) 9659A Schmücker (CDU) 9660D Rademacher (FDP) 9661A Seuffert (SPD) 9661C Abstimmungen und Ausschußüberweisungen 9663C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Aufhebung kriegsbedingter gewerberechtlicher Vorschriften (Nr. 3429 der Drucksachen) 9664C Ausschußüberweisung 9664C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Nr 3462 der Drucksachen) 9664C Beratung abgesetzt 9664C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Kapitalverkehr (Nr. 3439 der Drucksachen) 9664D Ausschußüberweisung 9664D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Protokoll vom 16. Februar 1952 über Zollvereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei (Nr. 3427 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen (14. Ausschuß) (Nr. 3459 der Drucksachen) . . . . 9664D Dr. Serres (CDU), Berichterstatter . 9665A Abstimmungen 9665C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien betr. Grenzgänger vom 18. Januar 1952 (Nr. 3411 der Drucksachen) 9665C Ausschußüberweisung 9665D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien betr. Gastarbeitnehmer vom 18. Januar 1952 (Nr. 3412 der Drucksachen) 9665D Ausschußüberweisung 9665D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Spanischen Staat betr. Gastarbeitnehmer (Nr. 3375 der Drucksachen) 9665D Ausschußüberweisung 9665D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Beschäftigung Schwerbeschädigter (Schwerbeschädigtengesetz) (Nr. 3430 der Drucksachen) 9665D Arndgen (CDU) 9666A Ausschußüberweisung 9666B Zweite Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP und DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiete der Sozialversicherung (Nr. 2643 der Drucksachen); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) (Nr. 3402 der Drucksachen; Umdrucke Nrn. 574 bis 577, 579) . . . . 9666B Dr. Schellenberg (SPD) (schriftlicher Bericht) 9691 Freidhof (SPD) als Berichterstatter 9666B als Abgeordneter . 9674C, 9677A, 9678C Frau Schröder (Berlin) 9666D Müller (Frankfurt) (KPD) . 9668A, 9677D Horn (CDU) . 9668D, 9672A, 9673B, 9674A, 9675B, 9676B, 9681B Dr. Preller (SPD) 9669C, 9674D, 9678D, 9681A Arndgen (SPD) 9669C Dannebom (SPD) . . 9670A, 9672C, 9673D Dr. Atzenroth (FDP) . 9670D, 9675C, 9681D Frau Kalinke (DP) . 9671A, 9675D, 9679D Winkelheide (CDU) 9671A Wehr (SPD) 9679A Abstimmungen . 9666C, 9669D, 9671C, 9672D, 9674A, 9676A, 9678B, D, 9681B, D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Gastarbeitnehmer vom 23. November 1951 (Nr. 3208 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) (Nr. 3416 der Drucksachen) 9681D Ludwig (SPD), Berichterstatter . 9682A Beschlußfassung 9682A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Arbeitslosenversicherung (Nr. 3125 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) (Nr 3417 der Drucksachen) 9682B Ludwig (SPD), Berichterstatter . 9682B Beschlußfassung 9682C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über den von den Abg. Dr. Bertram, Rümmele, Tichi, Clausen u. Gen. eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Pensionskasse Deutscher Eisenbahnen und Straßenbahnen (Nrn. 3444, 2334 der Drucksachen) 9682C Horn (CDU), Berichterstatter . . 9682D Beschlußfassung 9683D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu den Abkommen über den Internationalen Währungs-Fonds („International Monetary Fund") und über die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung („International Bank for Reconstruction and Development") (Nr. 3428 der Drucksachen) 9683D Ausschußüberweisung 9684A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der DP betr. Entschädigung des für Wehrmachtzwecke und Reichsautobahn beschlagnahmten Grundbesitzes (Nrn. 3426, 2770 der Drucksachen) . . . 9684A Dr. Bertram (Soest) (FU), Berichterstatter 9684A Beschlußfassung 9686A Beratung der Übersicht Nr. 54 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages über Petitionen (Umdruck Nr. 567) 9686A Beschlußfassung 9686A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Behrisch gemäß Schreiben der Rechtsanwälte Dr. Henneberg und Dr. Beyer, Hof/Saale, vom 30. April 1952 (Nr. 3421 der Drucksachen) 9686B Kahn (CSU), Berichterstatter . . 9686B Beschlußfassung 9686C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Rische gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 1. April 1952 (Nr 3422 der Drucksachen) 9686C Ewers (DP), Berichterstatter . . 9686D Beschlußfassung 9688B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen die Abg. Frau Strohbach gemäß Schreiben des Rechtsanwalts Meurer, Düsseldorf, vom 16. Mai 1952 (Nr. 3423 der Drucksachen) . 9688B Ewers (DP), Berichterstatter . . . . 9688B Dr. Mende (FDP) 9689A Beschlußfassung 9689A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Niebergall gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 8. April 1952 (Nr. 3424 der Drucksachen) 9689A Muckermann (CDU), Berichterstatter 9689B Beschlußfassung 9689B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Ermächtigung zur Strafverfolgung gegen Theodor Busch, Hamburg, wegen Beleidigung des Bundestages, betr. Eingabe des Theodor Busch vom 26. März 1952 u. a. (Nr. 3425 der Drucksachen) 9689C Gengler (CDU), Berichterstatter . . 9689C Beschlußfassung 9690A Beratung des Antrags der Abg. Dr. Solleder, Höhne, Dr. Wellhausen u. Gen. betr. Ausnahmetarif für Kohlen nach Bayern (Nr. 3414 der Drucksachen) 9690A Ausschußüberweisung 9690A Beratung des Antrags der Abg. Dr. Horlacher u. Gen. betr. Subventionen für phosphorhaltige Düngemittel (Nr. 3415 der Drucksachen) 9690C Ausschußüberweisung 9690C Nächste Sitzung 9690D Anlage: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über den von den Fraktionen der CDU/ CSU, FDP und DP eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung (Nrn. 2643, 3402 der Drucksachen) 9691 Die Sitzung wird um 9 Uhr 3 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Anlage zum Stenographischen Bericht der 219. Sitzung Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) über den von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP und DP eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung - Nrn. 2643, 3402 der Drucksachen - Inhalt: Seite I. Bericht des Abgeordneten Dr. Schellenberg A. Änderung von Vorschriften über die Selbstverwaltung . . 9692 1. Zusammensetzung der Organe 9692 2. Wahl der Mitglieder der Organe 9693 3. Vorsitzende der Organe 9694 4. Geschäftsführung 9694 5. Durchführung der Wahlen 9694 6. Wahlausweise 9695 7. Feuerwehr-Unfallversicherungskassen 9695 B. Änderung von sonstigen Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung 9695 1. Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung 9695 2. Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger 9696 3. Bundesversicherungsanstalt für Angestellte 9697 C. Übergangs- und Schlußvorschriften 9697 1. Übergangsvorschriften für Mitglieder der Organe, Geschäftsführer u. ä. 9697 2. Bekanntgabe der Neufassung des Selbstverwaltungsgesetzes 9697 3. Zeitpunkt des Inkrafttretens 9697 (Dr. Schellenberg) I. Bericht des Abgeordneten Dr. Schellenbeg Bei Beratung der Wahlordnung zu den Organen der Selbstverwaltung ergaben sich nach Auffassung des Bundesrates im Gesetz über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung vom 22. Februar 1951 (Selbstverwaltungsgesetz) verschiedene Lücken und Unstimmigkeiten, die insbesondere einer ordnungsgemäßen Durchführung der Wahlen entgegenstanden. Dies veranlaßte den Bundesrat, dem Plenum des Deutschen Bundestages am 6. 12. 1951 den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung vorzulegen (Drucksache Nr. 2867). Schon vorher hatte der Bundesrat einen Gesetzentwurf (Drucksache Nr. 2513) eingebracht, der am 18. 9. 1951 in erster Lesung im Deutschen Bundestag behandelt wurde. Da der Bundesrat die Wahlordnung im Hinblick auf die seiner Ansicht nach bestehenden Lücken zurückgestellt hatte, legten auch die Regierungsparteien dem Deutschen Bundestag am 24. Oktober 1951 den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung vor (Drucksache Nr. 2643). Die Drucksachen wurden vom Plenum dem Ausschuß für Sozialpolitik zur weiteren Beratung überwiesen, der sich mit den Vorlagen unter Mitarbeit von Vertretern des Bundesrates in zwölf Sitzungen beschäftigte. Außerdem tagte mehrmals eine Redaktionskommission. In Übereinstimmung mit den Vertretern des Bundesrates hat der Ausschuß für Sozialpolitik die drei Drucksachen gleichzeitig beraten. Dabei kam der Ausschuß einmütig zu der Auffassung, daß es unzweckmäßig sei, das Selbstverwaltungsgesetz durch ein gesondertes Gesetz mit neuer Paragraphenfolge zu ändern und zu ergänzen, weil sich dann über den gleichen Gegenstand Parallelgesetze ergeben hätten. Deshalb wurden die Ergänzungen und Änderungen in das Selbstverwaltungsgesetz eingefügt, so daß nach Verabschiedung des vom Ausschuß vorgelegten Entwurfes eines Änderungs- und Ergänzungsgesetzes zum Selbstverwaltungsgesetz (Änderungsgesetz) ein neues einheitliches Selbstverwaltungsgesetz bekanntgemacht werden kann. A. Änderungen von Vorschriften über die Selbstverwaltung 1. Zusammensetzung der Organe a) Bei Beratung der Wahlordnung zum Selbstverwaltungsgesetz hatten sich Unklarheiten hinsichtlich der Wählbarkeit von Rentenberechtigten gezeigt, deren Beseitigung sowohl der Gesetzentwurf der Regierungsparteien als auch der des Bundesrates (Drucksache Nr. 2867) bezweckte. Ein Vorschlag der Vertreter des Bundesrates, das aktive und passive Wahlrecht in voneinander getrennten Vorschriften zu regeln, wurde einstimmig angenommen. Sodann ergab sich im Ausschuß ein Gedankenaustausch darüber, ob die Wählbarkeit von Rentenberechtigten lediglich Rentenberechtigten aus eigener Versicherung oder sämtlichen Rentenberechtigten, z. B. auch Beziehern von Witwenrenten, zuzuerkennen sei. Nach Ablehnung eines Antrages des SPD-Vertreters, die Wählbarkeit auf sämtliche Rentenberechtigte zu erstrecken, schlägt der Ausschuß mit Mehrheit vor, daß den Organen nach näherer Bestimmung der Satzung auch in beschränkter Zahl Rentenberechtigte aus eigener Versicherung, die ausschließlich als Vertreter der Versicherten gelten, angehören können (§ 2 Abs. 4 Sätze 3 und 4). Bei den Beratungen ergab sich Übereinstimmung darüber, zu welchen Trägern der Sozialversicherung die Rentenberechtigten wählbar sein sollen. Es wurden auch die Fragen der Wählbarkeit für Fälle geklärt, in denen gleichzeitig die Voraussetzungen für die Wählbarkeit als Versicherter und als Rentenberechtigter bei demselben Versicherungsträger vorliegen (§ 2 Abs. 4 Sätze 5 bis 7). b) Über Zweifelsfragen bei gleichzeitigem Vorliegen der Voraussetzungen für die Wählbarkeit zu verschiedenen Gruppen desselben Versicherungsträgers konnte im Ausschuß Einvernehmen erzielt werden (§ 2 Abs. 4 Sätze 8 und 9). c) Hinsichtlich der Wählbarkeit von Wanderversicherten kam der Ausschuß zu einem einstimmigen Beschluß (§ 2 Abs. 7 Satz 2). d) Der Ausschuß war einheitlich der Auffassung, daß bei Vorliegen der Voraussetzungen für die Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen desselben Versicherungsträgers die Beschäftigung einer Hausgehilfin oder Hausangestellten keine Arbeitgebereigenschaft im Sinne des Selbstverwaltungsgesetzes begründen soll (§ 2 Abs. 7 Satz 5). e) Die Frage, ob und inwieweit als Vertreter von Versicherten auch Angestellte von Gewerkschaften wählbar sind, führte im Ausschuß zu Meinungsverschiedenheiten. Die Mehrheit des Ausschusses bejahte dies lediglich für die Rentenversicherung (§ 2 Abs. 7 Satz 7). Ein sozialdemokratischer Antrag, wonach wegen des komplizierten Rechtes der Unfallversicherung auch bei den Organen dieses Versicherungszweiges eine Vertretung durch Angestellte von Gewerkschaften zulässig sei, wurde vom Ausschuß mit Mehrheit abgelehnt. f) Eingehend wurden im Ausschuß die Voraussetzungen für die Wählbarkeit in der Unfallversicherung erörtert. Der Ausschuß schlägt vor, daß Wählbarkeit als Arbeitgeber in der gesetzlichen Unfallversicherung bzw. in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung als Selbständiger ohne fremde Arbeitskräfte gegeben sein soll, wenn am Tage der Wahlankündigung eine Unfallversicherung besteht (§ 2 Abs. 7 letzter Satz). Unterschiedliche Auffassungen ergaben sich dagegen über die Voraussetzungen für die Wählbarkeit als Arbeitnehmer. Einen Antrag der Vertreter der SPD-Fraktion, die Wählbarkeit — in Analogie zu der als Arbeitgeber — bereits bei Aufnahme einer unfallversicherten Beschäftigung anzuerkennen, lehnte der Ausschuß ab. Mit Mehrheit wurde ein Antrag der Regierungsparteien angenommen, wonach Wählbarkeit für die Versicherten bestehen soll, die während der letzten 12 Monate vor der Wahlankündigung mindestens 3 Monate unfallversichert waren (§ 2 Abs. 7 Satz 9). Einvernehmen bestand im Ausschuß darüber, daß unfallversicherte Ehefrauen von Unternehmern für die Zugehörigkeit zu den Organen der Unfallversicherung als Unternehmer und in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung Ehefrauen von Selbständigen ohne fremde Arbeitskräfte als Selbständige ohne fremde Arbeitskräfte gelten sollen (§ 2 Abs. 7 Satz 10 und il). Dagegen war im Aus- (Dr. Schellenberg) schuß strittig, ob unfallversicherte sonstige Angehörige von Unternehmern als Arbeitgeber oder als Versicherte anzusehen sind. Die Mehrheit war der Ansicht, daß diese Personengruppe als Versicherte gelten soll (§ 2 Abs. 7 Satz 12). Auf Antrag der Regierungsparteien beschloß der Ausschuß mit Mehrheit, daß versicherte Arbeitnehmer, die gleichzeitig Selbständige ohne fremde Arbeitskräfte sind, dann als regelmäßig in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt gelten sollen, wenn sie dort im Jahre vor der Wahlankündigung wenigstens 26 Wochen als unfallversicherte Arbeitnehmer beschäftigt waren (§ 2 Abs. 7 Satz 13). g) Entsprechend einem Antrag der Vertreter der Regierungsparteien war der Ausschuß einmütig der Ansicht, daß in der Rentenversicherung und in der Knappschaftsversicherung Wählbarkeit als Versicherter nur anzuerkennen sei, wenn in den letzten 12 Monaten vor der Wahlankündigung eine Versicherungszeit von mindestens drei Monaten durch die Quittungskarte (Versicherungskarte) belegt werden kann (§ 2 Abs. 7 a Satz 1). Nach einheitlicher Auffassung des Ausschusses sollen nachgewiesene Ersatzzeiten für die Anwartschaft als Beitragszeiten gelten (§ 2 Abs. 7 a Satz 2). h) Es bestand Einvernehmen darüber, daß als Stichtag für die Voraussetzung der Wählbarkeit der Tag der Wahlankündigung gelten soll (§ 2 Abs. 7 b). 2. Wahl der Mitglieder der Organe a) Nach dem Selbstverwaltungsgesetz stand den Rentenberechtigten, wie auch der Bundesrat in der Drucksache Nr. 2867 zum Ausdruck brachte, kein aktives Wahlrecht zu den Organen der Selbstverwaltung zu. Der Ausschuß schlägt vor, den Rentenberechtigten das aktive Wahlrecht zu gewähren (§ 4 Abs. 1 Satz 1). Unter Bezugnahme auf diesen Beschluß vertraten die Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion die Auffassung, daß die Zuerkennung des aktiven Wahlrechts an die Rentenberechtigten nicht ohne Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Organe bleiben könne. Der Grundsatz der sozialen Parität im Sinne des Selbstverwaltungsgesetzes beziehe sich lediglich auf das Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Da nunmehr mehrere Millionen Rentenberechtigte, die nach den Beschlüssen des Ausschusses (vgl. Abschnitt A. 1 a) ausschließlich als Versicherte gelten, das aktive Wahlrecht erhalten sollen, müsse die Zusammensetzung der Organe geändert werden. Die Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion beantragten, § 2 Abs. 1 Buchstabe a) wie folgt zu ändern: „Die Organe der Versicherungsträger setzen sich zusammen in der Kranken- und in der Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestellten zu drei Fünfteln aus Vertretern der Versicherten einschließlich der Rentenberechtigten und zu zwei Fünfteln aus Vertretern der Arbeitgeber." Für die Unfallversicherung und die Knappschaftsversicherung sollte nach dem Antrag keine Änderung in der Zusammensetzung der Organe eintreten. Die Mehrheit des Ausschusses war der Meinung, daß die Anerkennung des aktiven Wahlrechts für Rentenberechtigte sich nicht auf die Zusammensetzung der Organe auswirken dürfe. Der sozialdemokratische Antrag liefe auf eine grundsätzliche Veränderung des Systems der Selbstverwaltung Die Zusammensetzung der Organe sei seinerzeit bei Schaffung des Selbstverwaltungsgesetzes eingehend erörtert worden. Deshalb sei es nicht ratsam, diese Frage nunmehr erneut zu diskutieren. b) Ein sozialdemokratischer Antrag, daß die Vertreter der Versicherten auf Grund von Vorschlagslisten der Gewerkschaften gewählt werden sollen, führte zu einem regen Gedankenaustausch. Von den Sprechern der Regierungsparteien wurde darauf hingewiesen, daß keine Veranlassung bestehe, die Vorschriften des Selbstverwaltungsgesetzes, wonach auch sonstige Vereinigungen der Arbeitnehmer das Recht zur Einreichung von Vorschlagslisten haben, abzuändern. Der Fragenkreis sei bei der Beschlußfassung über das Selbstverwaltungsgesetz eingehend besprochen worden. Es liege deshalb kein Grund vor, die Angelegenheit wiederum aufzugreifen. Demgegenüber betonten die Vertreter der SPD, daß die Anträge der Regierungsparteien in verschiedener Hinsicht eine materielle Änderung des Selbstverwaltungsgesetzes bedeuten. Deshalb könnten auch die Vorschriften über die Einreichung von Vorschlagslisten überprüft werden. Die Vertreter des Bundesrates wiesen darauf daß es sozialpolitisch nicht unbedenklich sei, ein unbeschränktes Vorschlagsrecht für sonstige Vereinigungen der Arbeitnehmer beizubehalten. Der Ausschuß habe sich bei der Wählbarkeit der Versicherten für die Einführung von Vorversicherungszeiten ausgesprochen, um sozialversicherungsfremde radikale Einflüsse möglichst auszuschalten. Dieser Beschluß werde praktisch aufgehoben, wenn sonstige Vereinigungen von Arbeitnehmern, die sich bereits durch Zusammenschluß von sieben Mitgliedern bilden könnten, ein Recht auf Einreichung von Vorschlagslisten zu den Wahlen der Sozialversicherungsorgane erhielten. Von den Sprechern der Regierungsparteien wurden diese Überlegungen als beachtlich bezeichnet. Es sei aber schwierig, eine verfassungsrechtlich einwandfreie Formulierung zur Ausschaltung derartiger Vereinigungen zu finden. Die Sprecher der SPD-Fraktion regten an, ein „Vorschlagsrecht lediglich Vereinigungen von Arbeitnehmern zu gewähren, die wirtschaftlich und politisch unabhängig sowie für das Arbeitsleben der Bundesrepublik von wesentlicher Bedeutung sind." Ein Beschluß hierüber wurde nicht gefaßt. Vielmehr bleibt es den Fraktionen überlassen, bei der zweiten Lesung einen entsprechenden Abänderungsantrag zu stellen. c) Der Ausschuß war einmütig der Auffassung, daß in das Änderungsgesetz eine Vorschrift aufgenommen werden müsse, wonach die Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung frei und geheim sind (§ 4 Abs. 1 Satz 4). Die Mehrheit des Ausschusses hielt es entgegen der Auffassung der Vertreter der SPD-Fraktion nicht für ratsam, von dem im Selbstverwaltungsgesetz festgelegten System der Verhältniswahl abzugehen. d) Die Vorschlagslisten zur Gruppe der Selbständigen ohne fremde Arbeitskräfte sollten, wie der Ausschuß auf Antrag der CDU-Fraktion einstimmig beschloß, von auf freiwilliger Grundlage gebildeten Vereinigungen der Landwirtschaft unter maßgebender Beteiligung von Selbständigen ohne fremde Arbeitskräfte aufgestellt werden (§ 4 Abs. 1 Satz 6). e) Über die Zahl der Unterschriften, die zur Einreichung von Vorschlagslisten erforderlich sind, konnte im Ausschuß eine Übereinstimmung nicht (Dr. Schellenberg) erreicht werden. Die Vertreter der Regierungsparteien vertraten die Auffassung, daß das Selbstverwaltungsgesetz hierüber eine zweifelsfreie Regelung getroffen habe. Es bestehe deshalb kein Anlaß, die seinerzeit ausreichend besprochene Angelegenheit nochmals zu erörtern. Die sozialdemokratischen Sprecher hielten unter Hinweis auf die sonstigen Änderungen des Selbsverwaltungsgesetzes dagegen eine Überprüfung der Vorschriften über die zur Einreichung von Vorschlagslisten erforderliche Zahl von Unterschriften für erforderlich. Der Ausschuß lehnte mit Mehrheit einen Antrag der Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion ab, wonach Vorschlagslisten von Vereinigungen der Arbeitnehmer die Unterschriften von mindestens 5 °Io der Wahlberechtigten zu tragen haben. Unter Bezugnahme auf eine Eingabe des Verbandes der Rentenversicherungsträger regten die Vertreter des Bundesrates an, bei größeren Versicherungsträgern die vorgesehene Mindestzahl von Unterschriften für die Einreichung von Vorschlagslisten wesentlich zu erhöhen. Die Mehrheit des Ausschusses hielt dies nicht für angebracht. f) Entsprechend einem Antrag der Vertreter der Regierungsparteien beschloß der Ausschuß einstimmig, vorzuschlagen, daß die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen für die Wählbarkeit als Versicherter, Rentenberechtigter, Arbeitgeber und Selbständiger ohne fremde Arbeitskräfte auch für das aktive Wahlrecht gelten sollen (§ 4 Abs. 3 a Satz 1). g) Einvernehmen bestand über die Verpflichtungen, die den Arbeitgebern zwecks Nachweis der Wahlberechtigung ihrer Beschäftigten als Versicherte der Rentenversicherung in bezug auf die Eintragung des Entgelts in die Quittungskarten (Versicherungskarten) und in der Knappschaftsversicherung zwecks Erteilung einer entsprechenden Bescheinigung auferlegt werden sollen (§ 4 Abs. 3a Satz 2). h) Der Ausschuß war einmütig der Auffassung, daß dem Antrage des Bundesrates (Drucksache Nr. 2867), wonach die Satzung für das Stimmrecht der Arbeitgeber eine Abstufung und eine Höchstzahl der Stimmen vorschreiben kann, entsprochen werden sollte (§ 4 Abs. 8). 3. Vorsitzende der Organe Zur Beseitigung von Zweifelsfragen, die sich bei Beratung der Wahlordnung ergeben haben, hält der Ausschuß auf Vorschlag der Vertreter des Bundesrates eine Neufassung der Vorschriften über die Wahl der Vorsitzenden der Organe unter Zugrundelegung des Gesetzentwurfs der Regierungsparteien für ratsam (§ 5 Abs. 1 und 2). 4. Geschäftsführung a) Nach § 8 Abs. 1 Selbstverwaltungsgesetz ist bei jedem Träger der Rentenversicherung der Arbeiter eine aus 3 bzw. 5 Personen bestehende Geschäftsführung zu wählen, die bei Aufstellung des Haushaltsplanes, des Stellenplanes und in Fragen der Vermögensanlage beschließende Stimme hat. Die Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion wiesen darauf hin, daß diese Vorschriften das Selbstverwaltungsrecht beeinträchtigten. Demgegenüber betonte die Mehrheit des Ausschusses, daß auch dieser Fragenkreis bereits bei der Beschlußfassung über das Selbstverwaltungsgesetz ausreichend erörtert worden sei und somit zu Abänderungen keine Veranlassung bestehe. b) Einvernehmen bestand darüber, daß die Vorschriften des Selbstverwaltungsgesetzes über die Aufgaben des hauptamtlichen Geschäftsführers im Behinderungsfalle auch für seinen Stellvertreter gelten sollen (§ 8 Abs. 3). c) Ein Antrag der Vertreter der Regierungsparteien, wonach Voraussetzungen dienstrechtlicher Art, soweit diese nach den Reichsversicherungsgesetzen für die Besetzung von Stellen als Geschäftsführer vorgesehen sind, bei der Wahl erfüllt sein müssen, wurde vom Ausschuß angenommen. Die obersten Verwaltungsbehörden sollen Ausnahmen zulassen können, wenn die Voraussetzungen nachträglich, jedoch bis spätestens 15 Monate nach der Wahl, erfüllt werden (§ 8 Abs. 5 Satz 1 bis 3). Nach einmütiger Auffassung des Ausschusses soll bei solchen Bewerbern, welche die Befähigung für die Bekleidung des Amtes eines Geschäftsführers auf Grund von Lebens- und Berufserfahrungen innerhalb oder außerhalb des öffentlichen Dienstes erworben haben, die Ableistung der vorgeschriebenen Prüfungen nicht erforderlich sein. Strittig war, bei welcher Stelle die Entscheidung hierüber zu liegen hat. Nach Ansicht der Minderheit sollten die Selbstverwaltungsorgane selbst darüber befinden, ob ein als Geschäftsführer Gewählter die erforderliche Befähigung auf Grund von Lebens-und Berufserfahrungen besitze. Die Mehrheit des Ausschusses vertritt dagegen die Auffassung, daß dies Angelegenheit der obersten Verwaltungsbehörde oder der von ihr bestimmten Stelle sei (§ 8 Abs. 5 letzter Satz). 5. Durchführung der Wahlen Bei Beratung der Gesetzesvorlage der Regierungsparteien ergaben sich hinsichtlich der Bildung von Stimmbezirken unterschiedliche Auffassungen. a) Die Sprecher der SPD-Fraktion vertraten die Ansicht, daß es im Interesse einer möglichst hohen Wahlbeteiligung zweckmäßig sei, wenn neben den Gemeinden auch alle Betriebe mit mindestens 50 Wahberechtigten Stimmbezirke bilden würden. Im übrigen bedeute der Antrag der Regierungsparteien, wonach betriebliche Stimmbezirke lediglich in Betrieben mit Betriebskrankenkassen zu bilden seien, eine Begünstigung dieser Kassenart. Die Vertreter des Bundesrates wiesen darauf hin, daß sich bei den Beratungen des Entwurfs der Wahlordnung auch Sachverständige der Versicherungsträger dafür ausgesprochen hätten, Betriebe von mindestens 50 Wahlberechtigten als besondere Stimmbezirke anzuerkennen. Dies sähe auch der Entwurf der Wahlordnung des Bundesministeriums für Arbeit vor. Eine andere Regelung würde nicht nur den praktischen Bedürfnissen entgegenstehen, sondern auch erhebliche Verwaltungskosten, u. a. durch Wahlen in Schulen und Gastwirtschaften, verursachen. Demgegenüber waren die Vertreter der Regierungsparteien der Auffassung, daß die Durchführung der Wahlen in den Gemeinden eine besondere Gewähr für eine freie und unbeeinflußte Stimmabgabe biete. Unter Ablehnung des sozialdemokratischen Antrages schlägt die Mehrheit des Ausschusses entsprechend der Vorlage der Regierungsparteien vor, daß für die Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung Stimmbezirke die Gemeinden sein und lediglich Betriebe mit einer Betriebskrankenkasse besondere Stimmbezirke bilden sollen (§ 11 Abs. 2 a). (Dr. Schellenberg) b) Ein SPD-Antrag, daß die durch die Wahl entstehenden sächlichen und persönlichen Kosten vom Bund zu tragen seien, fand im Ausschuß keine Mehrheit. Die Vertreter der Regierungsparteien äußerten hiergegen grundsätzliche Bedenken und betonten, daß die Versicherungsträger die Wahlen auch • kostentechnisch in eigener Verantwortung durchzuführen hätten. Im übrigen sei die Regelung der mit der Kostenübernahme zusammenhängenden Fragen der Wahlordnung zu überlassen. c) Über die Fragen, die durch die vom Bundesminister für Arbeit zu erlassende Wahlordnung geregelt werden können, bestand im allgemeinen Einvernehmen. So wurden über den Zeitpunkt der Aushändigung der Wahlausweise, die Gültigkeit anderer Unterlagen als Wahlausweise für bestimmte Gruppen von Wahlberechtigten und die Regelung sonstiger Fragen zur Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der Wahl einstimmige Beschlüsse gefaßt (§ 11 Abs. 3a, 3c, 3d). Über einen Antrag der Regierungsparteien, wonach durch die Wahlordnung u. a. für Mitglieder von Ersatzkassen eine briefliche Wahl zugelassen werden soll, ergab sich Meinungsaustausch. Die Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion erklärten, daß eine derartige Vorschrift auf eine Bevorzugung der Ersatzkassen hinauslaufe. Schließlich wurde einstimmig beschlossen, es der Wahlordnung zu überlassen, in welchen Ausnahmefällen briefliche Wahl zulässig sein soll (§ 11 Abs. 3b). d) Ein Antrag der Regierungsparteien, daß der Wahltag — ausgenommen für Betriebe mit Betriebskrankenkassen — ein Sonntag sein müsse, fand im Ausschuß keine ausreichende Unterstützung. Die Mehrheit des Ausschusses schlägt vor, die Wahlen an einem Sonntag und am vorhergehenden oder nachfolgenden Werktage stattfinden zu lassen (§ 11 Abs. 5 Satz 2). Einvernehmen wurde darüber erzielt, daß der Wahlbeauftragte ermächtigt werden soll, in Ausnahmefällen die gleichzeitige Durchführung der Wahlen für mehrere Versicherungszweige zu gestatten (§ 11 Abs. 5 Satz 3). e) Unter Bezugnahme auf entsprechende Bestimmungen im Entwurf der Wahlordnung regten Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion eine Vorschrift an, wonach die Verbindung von mehreren Vorschlagslisten insbesondere in der Weise, daß sie gegenüber den anderen Vorschlagslisten als eine einzige gelten, unzulässig sei. Die Anregung fand im Ausschuß Zustimmung. Es soll jedoch den Fraktionen überlassen bleiben, einen entsprechenden Antrag bei der zweiten Lesung des Änderungsgesetzes einzubringen. 6. Wahlausweise Einstimmig war der Ausschuß der Ansicht, daß auf Grund von Wahlausweisen gewählt werden soll, wobei die Wahlordnung vorschreiben könne, daß und inwieweit für einzelne näher bestimmte Gruppen von Wahlberechtigten andere Unterlagen als Wahlausweise gelten (§ 12 Abs. 1 Satz 1). Einvernehmen wurde auch darüber erzielt, welche Stellen verpflichtet werden sollen, die Wahlausweise für die verschiedenen Versicherungszweige auszufertigen (§ 12 Abs. 1 a bis 1 d). Einem Antrag der Regierungsparteien, daß die Arbeitgeber, soweit ihnen die Ausstellung der Wahlausweise obliegt und ein Betriebsrat besteht, die Ausweise gemeinsam mit dem Betriebsrat auszufertigen haben, wurde einmütig zugestimmt (§ 12 Abs. 1 e). 7. Feuerwehr-Unfallversicherungskassen Entsprechend einem Antrag der Regierungsparteien hält es der Ausschuß für notwendig, in das Änderungsgesetz auch Vorschriften über die Wahlen zu den Organen der Feuerwehr-Unfallversicherungskassen aufzunehmen (§ 1 Abs. 3, § 4 Abs. 3 Satz 4, § 8 Abs. 1 Buchstabe d). B. Änderungen von sonstigen Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung Mit Drucksache Nr. 2643 hatten die Regierungsparteien beantragt, in das Änderungsgesetz auch Vorschriften, die sich auf die Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung und die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger beziehen, aufzunehmen. Demgegenüber betonten die Vertreter der SPD-Fraktion, daß sich das Änderungsgesetz zur Vermeidung von Verzögerungen lediglich auf Fragen beschränken solle, die für die Durchführung von Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung erforderlich seien. Die Bundesratsvertreter wiesen auf die Notwendigkeit einer beschleunigten Abhaltung der Wahlen hin und machten darauf aufmerksam, daß durch das Änderungsgesetz vor allen Dingen die Gefahr von Wahlanfechtungsklagen vermieden werden sollte. Die Sprecher der Regierungsparteien vertraten den Standpunkt, daß durch die beantragten Vorschriften über die Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung und die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger lediglich Lücken geschlossen werden sollten, die sich nach Erlaß des Selbstverwaltungsgesetzes gezeigt hätten. Diese Änderungen seien erforderlich, um die Zielsetzungen des Selbstverwaltungsgesetzes voll zu verwirklichen. Verzögerungen würden durch die beantragten Änderungen nicht eintreten. Auf Grund Mehrheitsbeschluß schlägt der Ausschuß vor, in das Änderungsgesetz auch Änderungen von sonstigen Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung aufzunehmen. 1. Wiederzulassung von Trägern der Krankenversicherung a) Über die von den Regierungsparteien beantragte Einfügung einer Vorschrift, wonach § 225 a RVO auf die Errichtung von Innungskrankenkassen keine Anwendung finden soll, bestanden im Ausschuß unterschiedliche Auffassungen. Die Vertreter der Regierungsparteien waren der Ansicht, daß bei Errichtung von Innungskrankenkassen auch die Zustimmung der Mehrheit der abstimmenden beteiligten Arbeitgeber und der Mehrheit der abstimmenden beteiligten Arbeitnehmer (§ 225 a RVO) verzichtet werden könne, weil die Interessen der Versicherten durch die Gesellenausschüsse wahrgenommen würden. Die Sprecher der SPD-Fraktion wiesen darauf hin, daß bei Nichtanwendung von § 225 a RVO die überwiegende Mehrzahl der an der Errichtung von Innungskrankenkassen beteiligten Versicherten das Recht verliere, unmittelbar ihren Versicherungsträger selbst zu bestimmen. Auch die Vertreter des Bundesrates äußerten Bedenken gegen den Antrag der Regierungsparteien, weil durch einen Verzicht (Dr. Schellenberg) auf direkte Befragung der an der Errichtung von Innungskrankenkassen interessierten Personenkreise das demokratische Prinzip in der Sozialversicherung beeinträchtigt werden könnte. Die Sprecher der Regierungsparteien bezeichneten die angeführten Gründe im Hinblick auf die nach § 250 Absatz 1 RVO erforderliche Zustimmung der Gesellenausschüsse als nicht überzeugend. Der Ausschuß stimmte mit Mehrheit dem Antrag der Regierungsparteien zu, wonach § 225 a RVO auf die Errichtung von Innungskrankenkassen keine Anwendung finden soll (§ 14 Abs. 2 a). b) Ein Antrag der Regierungsparteien, wonach die Vorschriften über die Errichtung von Innungskrankenkassen auch für die Überführung versicherungspflichtiger Beschäftigter von Innungen auf Innungskrankenkassen gelten sollen, sofern hierfür mehr als 450 versicherungspflichtige Beschäftigte einer einzelnen Innung in Betracht kommen, wurde vom Ausschuß mit Mehrheit angenommen (§ 14 Abs. 4 a). Entsprechendes soll auch für die Überführung von Mitgliedern der Innungskrankenkassen auf andere Träger der gesetzlichen Krankenversicherung gelten (§ 14 Abs. 4 b). c) Die Regierungsparteien beantragten, bei Überführung von Mitgliedern auf Innungskrankenkassen die §§ 251 bis 254 RVO (einschränkende Vorschriften zur Sicherung der Leistungsfähigkeit vorhandener Orts- und Landkrankenkassen bzw. neu zu errichtender Innungskrankenkassen) teilweise außer Kraft zu setzen. Der Ausschuß schloß sich mit Mehrheit dem Antrag der Regierungsparteien an (§ 14 Abs. 4 c). d) Auf Anregung der Vertreter des Bundesrates war der Ausschuß im Interesse der Rechtssicherheit der Auffassung, daß, so weit bisher bei Überführung von Mitgliedern auf Innungskrankenkassen in anderer Weise verfahren wurde, es hierbei sein Bewenden behalten soll (§ 14 Abs. 4 d). 2. Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger a) Die in der Gesetzesvorlage der Regierungsparteien beantragten Vorschriften über die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger und über die Aufhebung von Vorschriften über Beschränkungen in der Zugehörigkeit zu bestimmten Kassenarten führten zu einem regen Meinungsaustausch. Die Vertreter der Regierungsparteien waren der Auffassung, daß die entsprechenden Vorschriften des Selbstverwaltungsgesetzes sich nicht als ausreichend erwiesen hätten, um die während der Nachkriegsjahre eingeführten Beschränkungen in der Zugehörigkeit zu Trägern der Krankenversicherung zu beseitigen. Die gegenwärtige Gestaltung der Krankenversicherung in Bremerhaven lasse sich nicht mit den Zielsetzungen des Selbstverwaltungsgesetzes (§ 18 Abs. 4 Nr. 3) vereinbaren, weshalb eine klarere Fassung dieser Vorschriften notwendig sei. Zudem habe sich seit Erlaß des Selbstverwaltungsgesetzes ergeben, daß auch in einem Kreis des Landes Nordrhein-Westfalen die Gestaltung der Krankenversicherung immer noch von den Vorschriften der Reichsversicherungsordnung abweiche. Deshalb müßten die Vorschriften von § 18 Abs. 4 Nr. 3, die sich nach der Fassung des Selbstverwaltungsgesetzes nur auf die Länder Bremen und Niedersachsen bezogen, auf das gesamte Bundesgebiet erweitert werden. Die Sprecher der SPD-Fraktion betonten, daß die beantragten Änderungen durchaus nicht in Einklang mit dem Mehrheitswillen der Mitglieder der betreffenden Krankenkassen ständen. Die Mehrheit des Ausschusses schlägt vor, die in den Jahren 1945 und 1946 nicht auf Grund der Reichsversicherungsordnung angeordnete Schließung von Versicherungsträgern und die über die Vorschriften der Reichsversicherungsordnung hinausgehenden Beschränkungen in der Zugehörigkeit zu Trägern der Krankenversicherung aufzuheben (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 1). Dies soll nicht für die Länder der französischen Besatzungszone gelten, weil dort durch Landesrecht bereits im Jahre 1949 Vorschriften über die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger erlassen wurden (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 2). b) In bezug auf die finanzielle Auseinandersetzung zwischen dem seine Tätigkeit wiederaufnehmenden Versicherungsträger und der Kasse, die Vermögenswerte von dem geschlossenen Versicherungsträger übernommen hat, hielt die Mehrheit des Ausschusses redaktionelle Änderungen für erforderlich (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 3 ff.). c) Nach einem Antrag der Regierungsparteien sollen geschlossene Krankenkassen ihre Tätigkeit kraft Gesetzes wiederaufnehmen, es sei denn, daß die Mehrheit der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Gegenteil beantragt. Wie die SPD-Vertreter betonten, würde eine derartige Vorschrift bewirken, daß geschlossene Krankenkassen ohne Zustimmung der Beteiligten wieder in Funktion treten. Die Selbstbestimmung der Versicherten mache es jedoch erforderlich, daß geschlossene Krankenkassen ihre Tätigkeit nur dann wiederaufnehmen, wenn die Mehrheit der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer dies beantragt. Die Sprecher der Regierungsparteien vertraten demgegenüber die Auffassung, daß erleichternde Vorschriften über die Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Krankenkassen deshalb getroffen werden müßten, weil die Schließung dieser Einrichtungen seinerzeit ohne ausreichende Rechtsgrundlage erfolgt sei. Der Ausschuß schloß sich mit Mehrheit dem Antrag der Regierungsparteien an (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 6 und 7). d) Die Regierungsparteien hatten in dem vorgelegten Gesetzentwurf beantragt, daß geschlossene Ersatzkassen ihre Tätigkeit kraft Gesetzes wiederaufnehmen, sofern 500 Personen, die zum Mitgliederkreis dieser Kassen gehörten, erneut ihren Beitritt erklären. Die Vertreter des Bundesrates äußerten Bedenken dagegen, daß hinsichtlich der Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Versicherungsträger unterschiedliche Vorschriften für verschiedene Kassenarten getroffen werden sollten. Die Sprecher der SPD-Fraktion waren der Meinung, daß die beantragte Sondervorschrift offenbar nur dem Zweck diene, einer bestimmten Ersatzkasse die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit in Bremerhaven ohne Zustimmung der Mehrheit der Beteiligten zu ermöglichen. Nachdem die Vertreter der Regierungsparteien darauf hingewiesen hatten, daß die Vorschriften über die Erleichterung in der Wiederaufnahme der Tätigkeit geschlossener Ersatzkassen im Hinblick auf die in den ersten Nachkriegsjahren ungerechtfertigte Schließung dieser Kassen erlassen werden sollten, sprach sich der Ausschuß mit Mehrheit für den Antrag der Regierungsparteien aus (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 8). (Dr. Schellenberg) e) Vorschriften über das Recht zum Wiederbeitritt von Versicherungsberechtigten und freiwillig Versicherten zu Kassen, die 'ihre Tätigkeit wiederaufnehmen, wurden mit den Stimmen der Regierungsparteien angenommen; ebenso Vorschriften über eine vorläufige Regelung für die Bildung der Organe von Versicherungsträgern, die ihre Tätigkeit wiederaufnehmen (§ 18 Abs. 4 Nr. 3 Satz 9 und 10). 3. Bundesversicherungsanstalt für Angestellte Die im Gesetzentwurf der Regierungsparteien (Drucksache Nr. 2643) beantragten Vorschriften über die Beendigung der treuhänderischen Verwaltung der Angestelltenversicherung durch die Landesversicherungsanstalten und die Überführung der Rentenversicherung der Angestellten auf eine Bundesversicherungsanstalt für Angestellte wurden ohne Aussprache von den Antragstellern zurückgezogen. Wie die Vertreter der Regierungsparteien erklärten, behielten sich ihre Parteien vor, hierzu einen besonderen Gesetzentwurf einzubringen. C. Übergangs- und Schlußvorschriften 1. Übergangsvorschriften für Mitglieder der Organe, Geschäftsführer u. ä. a) Nach übereinstimmender Auffassung des Ausschusses ergibt sich aus der Tatsache, daß bis jetzt noch keine Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung durchgeführt werden konnten, die Notwendigkeit zur Abänderung der Übergangsvorschriften für Mitglieder der Organe, Geschäftsführer und Beisitzer bei den Versicherungsbehörden. Damit wird prinzipiell auch den Wünschen des Bundesrates Rechnung getragen, der mit Drucksache Nr. 2513 eine Verlängerung der Fristen zur weiteren Amtsführung der Geschäftsführer beantragt hatte, wobei allerdings die vom Bundesrat vorgeschlagenen Termine inzwischen überholt sind. b) Nach dem Selbstverwaltungsgesetz (§ 15 Abs. 1) läuft grundsätzlich die Amtsdauer der Mitglieder von nach Landesgesetzen gewählten Organen erst frühestens mit Beendigung der Amtsdauer der nach dem Selbstverwaltungsgesetz neu gewählten Organe ab. Im Hinblick darauf, daß bisher noch keine Wahlen zu den Organen auf Grund des Selbstverwaltungsgesetzes stattgefunden haben, schlägt der Ausschuß vor, diese Sondervorschrift zu streichen, da sich sonst die Amtsdauer dieser Organmitglieder in unerwünschter Weise verlängern würde. Ferner wird vorgeschlagen, in das Änderungsgesetz eine Vorschrift aufzunehmen, wonach die Amtsdauer der Mitglieder von Organen wiederzugelassener Versicherungsträger mit Bildung der neuen Organe abläuft (§ 15 Abs. 2). c) Einmütig war der Ausschuß der Ansicht, daß die Funktionen der bei dem Inkrafttreten des Selbstverwaltungsgesetzes im Amt befindlichen Organe und Geschäftsführer der Versicherungsträger sowie die diesbezüglichen Aufgaben der Behörden so lange fortbestehen sollten, bis neue Organe auf Grund des Selbstverwaltungsgesetzes gebildet sind. Gleiches hätte auch für die Beisitzer bei Versicherungsbehörden zu gelten (§ 15 Abs. 3 Sätze 1 und 2). Auf Antrag der Regierungsparteien schlägt der Ausschuß vor, andere als im Amt befindliche Geschäftsführer frühestens sechs Monate nach Bildung des neuen Vorstandes zu wählen (§ 15 Abs. 3 Satz 3). Im Zusammenhang damit sollen die Vorschriften von § 16 Abs. 1 Satz 2, wonach die Geschäftsführer bis zur Abnahme der Jahresrechnung 1950, spätestens bis zum 30. Juni 1951, im Amt verbleiben, gestrichen werden. 2. Bekanntgabe der Neufassung des Selbstverwaltungsgesetzes Einstimmig vertritt der Ausschuß die Auffassung, daß der Bundesminister für Arbeit ermächtigt werden sollte, das Selbstverwaltungsgesetz in der nach dem Änderungsgesetz geltenden Fassung und in neuer Paragraphenfolge bekanntzumachen (Art. II). 3. Zeitpunkt des Inkrafttretens Der Ausschuß schlägt vor, das Änderungsgesetz am Tage nach seiner Verkündung in Kraft zu setzen (Art. III), jedoch sollen, entsprechend einer Anregung der Vertreter des Bundesrates, die Obergangsvorschriften für Mitglieder von Organen, Geschäftsführer und Beisitzer bei den Versicherungsbehörden (vgl. Abschnitt C Ziffer 1) rückwirkend vom Inkrafttreten des Selbstverwaltungsgesetzes 24. Februar 1951 an gelten (§ 15 Abs. 4). Bonn, den 12. Juni 1952 Dr. Schellenberg Berichterstatter
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Victor-Emanuel Preusker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine Damen und Herren! Als ich die Anträge der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei las, war ich weitgehend der Meinung, daß heute wieder einmal eine Gelegenheit gegeben sei, bei der der Bundestag vor dem ganzen deutschen Volke eine einmütige Auffassung an den Tag legen könne. Ich bedauere, daß ich nach der Begründung des Herrn Abgeordneten Behrisch große Zweifel in dieser Hinsicht habe. Ich muß mich mit aller Entschiedenheit dagegen wenden, daß letzten Endes die derzeitige Situation durch die Unterzeichnung des Deutschland-Vertrages durch die Bundesregierung entstanden sei und daß die Bundesregierung die Verantwortung für diese Situation trage.

    (Zuruf von der SPD.)

    Es ist doch wohl so, daß nicht von deutscher Seite aus der Eiserne Vorhang oder die Blockade Berlins erfunden worden ist, daß nicht von deutscher Seite aus die Unsicherheit und die Unfreiheit über deutsche Menschen gebracht wurde. Es ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, die Freiheit, die Sicherheit und den Frieden unserer Menschen zu bewahren, soweit es für uns nur irgend möglich ist.

    (Bravo! bei den Regierungsparteien.)

    Eines möchte ich noch hinzufügen. Ist es denn eine Antwort auf den Willen zur Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit, der von unserer Seite immer und immer wieder einmütig dokumentiert worden ist, wenn solche Maßnahmen am Eisernen Vorhang ergriffen werden? Ist das der Wille zur Einheit, der von den anderen immer mit Worten zum Ausdruck gebracht wird, denen aber solche grausigen Taten gegen deutsche Menschen gegenüberstehen? Ist denn das etwa der Wille, die Freiheit herzustellen und die Bedrohung von den Menschen wegzunehmen, daß man sie unter Terror von ihren heimatlichen Äckern, aus ihren Dörfern innerhalb der Grenzzone wegjagt, daß man sie entführt, daß man auf sie schießt wie auf Verbrecher und daß man drüben, ohne daß hier bisher das mindeste geschehen ist, sofort eine „Nationalarmee" proklamiert, nachdem man vorher bereits eine Volkspolizei errichtet hatte, daß man bereits die Jugendlichen dort mit Gewehren durch die Städte marschieren läßt? Ich glaube, die Frage der Verantwortung für das, was drüben geschieht, liegt eindeutig bei den sowjetischen Machthabern und ihren Trabanten in der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Ich darf einmal kurz aufzählen, was uns veranlaßt hat, den Antrag auf Drucksache Nr. 3445 zu


    (Dr. Preusker)

    stellen. Es sind nur ein paar Zahlen über das,, was in unserem hessischen Gebiet an Armsten der Armen über die Grenze verfolgt, beschossen, seit dem 1. Juni bis zum 10. Juni in den einzelnen Kreisen • herübergekommen ist. Im Kreise Rotenburg sind es 220 Menschen, im Kreise Hersfeld 380 Menschen, im Kreise Fulda 150, im Kreise Hünfeld 470, im Kreise Witzenhausen 60 Menschen. Insgesamt sind es 1620 Menschen. Es wären sicher noch mehr, wenn nicht von der Volkspolizei Terrormethoden angewandt würden, wenn die Volkspolizei nicht auf diese Menschen schießen würde, wenn man nicht versuchen würde, sie zum Teil, wie wir gehört haben, noch hinter die Oder-Neiße-Linie hinwegzuführen.
    Meine Damen und Herren, in unserem hessischen Flüchlingsaufnahmelager Gießen bestand in den Tagen vom 27. bis 29. Mai eine durchschnittliche Belegung von 300 bis 400 Flüchtlingen aus der Sowjetzone bei einem täglichen Abgang von etwa 200 Menschen. Seit dieser Zeit ist jetzt ununterbrochen das Lager in Gießen überfüllt mit über tausend Menschen. Wenn täglich 200 — —

    (Abg. Frau Strohbach: Ist ja gar nicht wahr!)

    — Das ist wohl wahr! Sie können sich erkundigen. Ich habe es erst heute morgen getan. Dazu ist das Lager in Hanau überfüllt mit 800 bis 1000 Menschen; dazu hat der Kreis Rotenburg ein Hilfslager aufmachen müssen in Iba, es hat der Kreis Eschwege ein Zwischenlager auf seinem früheren Flughafen eröffnen müssen, es hat der Kreis Hersfeld ein Lager in Herfa aufmachen müssen.

    (Weitere Zurufe der Abg. Frau Strohbach. — Rufe rechts: Ruhe!)

    - Sie sind doch wirklich nicht berufen über
    diese Not deutscher Menschen zu reden!

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Gegenrufe von der KPD.)

    Ich darf wohl nur das einmal sagen, wie diese Menschen in Gießen ankommen: viel ärmer noch als manche der damals auf Grund der Abkommen von Potsdam und Jalta Vertriebenen, die Frauen zum größten Teil in der Küchenschürze, so wie sie nur im letzten Augenblick davonkommen konnten. Und ich darf wohl auch Herrn Behrisch noch einmal als ernste Mahnung das vorhalten, was am letzten Freitag als einstimmige Resolution dieser neuen Flüchtlinge und Opfer im Flüchtlingslager Gießen gefaßt worden ist: erstens die Forderung, daß diese neuen Terrormaßnahmen von der Bundesregierung vor die Vereinten Nationen gebracht werden, zum zweiten, daß die KPD im Westen verboten werden solle, daß die Propagandisten des Ostens ausgewiesen werden sollen, daß der Bundestag den sogenannten Staatssicherheitsdienst des Ostens zur verbrecherischen Organisation erklären solle. Diese Kundgebung schloß immer wieder mit dem Ruf nach Freiheit. Ich glaube, die Menschen haben damit deutlich genug bekundet, wer verantwortlich ist für ihr neues Leid und für ihr neues Elend.

    (Sehr richtig! bei der CDU.)

    Wir haben beantragt, daß die Bundesregierung mit den Regierungen der Länder an der Zonengrenze sofort sicherstellen soll, daß alles geschieht, um die nach Tausenden zählenden unschuldigen Opfer dieser neuesten Terrormaßnahmen menschenwürdig unterzubringen und ihre erste Not zu lindern. Gleichzeitig damit haben wir beantragt, daß darin auch die Opfer der Maßnahmen einbezogen werden, die auf dieser Seite der Zonengrenze wohnen und drüben ihr Land hatten oder die von der Stromzufuhr oder von anderen Möglichkeiten abgeschnitten sind. Wir haben auch vor allen Dingen die Forderung an die Bundesregierung gestellt, in jeder möglichen Form nachdrücklichsten Protest vor der ganzen Weltöffentlichkeit gegen diese neuen Terrormaßnahmen gegen deutsche Menschen in der Sowjetzone zu erheben.
    Ich möchte ein weiteres an unseren Antrag anknüpfen: den Appell an die Bundesregierung, die deutsche Bevölkerung zu einer gemeinschaftlichen freiwilligen Hilfsaktion für diese neuen Opfer aufzurufen.
    Ich möchte weiter die Anregung geben, zu, prüfen, ob dies nicht wirklich der Anlaß ist, vor der Weltöffentlichkeit ein Weißbuch über die neuen Opfer zu veröffentlichen. Denn es sind ja schon genug Tote zu beklagen; wir haben Nachrichten genug darüber. Ich möchte die Einzelfälle hier nicht aufzählen. Ich habe aber die eine Bitte an den Bundestag: diesen unseren Antrag Drucksache Nr. 3445 hier gleich im Plenum anzunehmen.

    (Beifall.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort zur Beantwortung der Großen Anfrage hat der Herr Bundeskanzler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Konrad Adenauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Zu der Großen Anfrage der Fraktion der SPD, Drucksache Nr. 3456, zu dem Antrag der Fraktion der FDP, Drucksache Nr. 3445, und zu dem Antrag der Fraktion der SPD, Drucksache Nr. 3457, hat die Bundesregierung folgendes zu erklären.
    Im Widerspruch zu ihren Friedens- und Einheitsbeteuerungen haben die Machthaber der Sowjetzone in diesen Tagen einen Sperrgürtel mitten durch Deutschland gezogen. Mit den brutalsten Mitteln vertreiben sie die Bevölkerung aus diesem mitteldeutschen Landstrich. Mehr als 7 500 Deutsche mußten bisher infolge dieses Terrors Zuflucht in der Bundesrepublik suchen.
    Die Bundesregierung legt im Namen des ganzen deutschen Volkes diesseits und jenseits der Zonengrenze feierlichen Protest ein gegen diese erneute Mißachtung der Menschenrechte. Die von den Sowjetzonenbehörden gegebene Begründung der Maßnahmen trägt den Stempel der Unwahrhaftigkeit an sich. Sie behaupten in ihrer Verordnung vom 27. Mai 1952, daß einmal die Bundesregierung einen strengen Grenz- und Zolldienst an der Zonengrenze eingeführt habe, daß sie weiter den angeblich mangelnden Schutz seitens der Sowjetzonenbehörden dazu benutzte, in immer größerem Umfange Spione, Diversanten, Terroristen und Schmuggler in die Sowjetzone zu schicken.
    Beide Behauptungen sind völlig aus der Luft gegriffen. Die Bundesregierung hat keinerlei Schritte getan oder Maßnahmen getroffen, die auch nur den Schatten eines Beweises für diese Behauptungen abgeben könnten.

    (Lachen bei der KPD.)

    Wohl aber fällt der zeitliche Zusammenhang der sowjetzonalen Maßnahmen mit der Unterzeichnung der Bonner und Pariser Verträge auf. Die massiven Drohungen der kommunistischen Propaganda machen deutlich, daß dieser zeitliche Zusammenhang kein Zufall ist.


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    Dazu erklärt die Bundesregierung folgendes:
    Die Bevölkerung der Sowjetzone ist nicht beteiligt an der Politik der Bundesrepublik. Deshalb ist es ebenso absurd wie unmenschlich, die Bevölkerung der Sowjetzone in diesem Zusammenhang zu terrorisieren.
    Dabei ist sich das gesamte deutsche Volk klar darüber, daß hinter den sowjetzonalen Terrormaßnahmen die sowjetische Besatzungsmacht steht. Die Bundesregierung weist demgemäß auf den krassen Widerspruch zwischen diesen Taten in der Zone und den sowjetischen Noten an die Westmächte hin, die von deutscher Einheit und von Frieden sprechen. Diesen Beteuerungen gegenüber stellt das Vorgehen entlang der Zonengrenze eine unzweideutige Vertiefung der Teilung unseres Landes dar. Die Verantwortung für diese Verschärfung der Trennung tragen einzig und allein das Sowjetzonen-regime und die sowjetische Besatzungsmacht.
    Der Tatbestand ist folgender. In Ausführung der sowjetzonalen Verordnung wurden aus einem Grenzstreifen, der sich nicht überall auf 5 km beschränkt, Zehntausende von Menschen vertrieben, zum Teil ohne Ankündigung oder nach kurzfristiger Aufforderung. Ganze Ortschaften wurden evakuiert, darüber hinaus Personen, die als Gegner des sowjetzonalen Systems gelten. Unter ihnen Bauern mit kleineren und mittleren Betrieben, Unternehmer und Betriebsleiter, ehemalige Offiziere. Weiter zahlreiche Mitglieder nichtkommunistischer Parteien, soweit sie öffentliche Ämter innehatten, z. B. eine ganze Reihe von Bürgermeistern. Dann ehemalige Mitglieder der NSDAP und ehemalige Mitglieder der SED, die der Parteireinigung zum Opfer gefallen sind. Und schließ-
    lich noch Personen, die irgendwelche Beziehungen zu Verwandten und Freunden in der Bundesrepublik unterhielten. Den unmittelbar Betroffenen wird nur gelegentlich eine Begründung für den Abtransport gegeben. Es wird behauptet, daß amerikanische Panzer an der Zonengrenze stünden, vor denen die Evakuierten in Sicherheit gebracht werden sollten.

    (Hört! Hört! in der Mitte.)

    Dabei kann sich jedermann davon überzeugen, daß an der Zonengrenze von Panzern weit und breit nichts zu sehen ist.
    Die mit der Räumung beauftragten Volkspolizeieinheiten stießen zum Teil auf erbitterten Widerstand der Bevölkerung. Sie hatten Befehl, auf wehrlose Männer und Frauen zu schießen, wenn sie sich der Evakuierung widersetzten. In zahlreichen Fällen wurden die Evakuierten gefesselt. Familien wurden auseinandergerissen. Männer, Frauen und Kinder wurden getrennt fortgeschafft.

    (Hört! Hört! bei den Regierungsparteien. Abg. Dr. Wuermeling: Das ist eure „Freiheit", Herr Fisch! — Abg. Fisch: Ammenmärchen sind das! Das ist ja Quatsch!)

    Demgegenüber muß aber auch festgehalten werden, daß sich unter den eingesetzten Volkspolizisten Widerstand gegen diese Unmenschlichkeiten regte. Einzelne Volkspolizisten haben die Bevölkerung gewarnt. Sie haben vielen zur Flucht verholfen. Und nicht wenige haben gemeinsam mit den Vertriebenen den Weg in die Bundesrepublik angetreten.

    (Abg. Fisch: Wer hat Ihnen denn das alles erzählt?)

    Diesen tapferen Männern und Frauen schulden wir Dank für ihre Haltung.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    — Die Feststellungen, die ich Ihnen soeben mitgeteilt habe, beruhen auf dem einwandfreien Zeugnis von Flüchtlingen, die in der Bundesrepublik Schutz gesucht haben.

    (Abg. Fisch: Ja, die sich den Aufenthalt, den weißen Schein damit erkaufen wollen!)

    — Meine Damen und Herren, bitte, stellen Sie sich vor, im Parlament der Sowjetzone würde etwas Derartiges gesagt.

    (Lebhafte Zustimmung bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der Mitte: Der hat heute schon drei Ordnungsrufe, der Bruder!)

    Ich wiederhole: diese Feststellungen beruhen auf dem einwandfreien Zeugnis von Flüchtlingen, die in der Bundesrepublik Schutz gesucht haben.
    Mehr als 7500 Deutsche haben bisher Zuflucht in der Bundesrepublik gesucht. Bundesrepublik, Länder, Organisationen der freien Wohlfahrtspflege, kirchliche Gemeinschaften und nicht zuletzt die politischen Parteien haben erste Hilfe geleistet.
    Zu den Ziffern 1 und 2 der Anfrage der SPD teilt die Bundesregierung mit: Die Bundesregierung hat in Verbindung mit den beteiligten Landesregierungen Anweisung gegeben, die durch die rigorose Abtrennung der Sowjetzone von der Bundesrepublik entstehenden Schäden festzustellen. Land- und Forstwirtschaft, Energieversorgung, Industrie, Handel und Verkehr sind in Mitleidenschaft gezogen. In den Grenzgebieten droht vermehrte Arbeitslosigkeit. Noch sind aber nicht alle Schäden festzustellen, denn der sowjetzonale Willkürakt zerreißt ein lebendiges wirtschaftliches Gefüge.
    Welche wirtschaftlichen Probleme durch die Sperrung der Zonengrenze aufgeworfen worden sind, sei am Beispiel der Braunschweigischen Kohlenbergwerke, Helmstedt, erläutert. Hier läuft die Zonengrenze mitten durch die Betriebe. Sie trennt die Brikettfabriken in Treue, Trendelbusch und das Schwelwerk Offleben von den Gruben in Wulfersbach, dem Kraftwerk in Harpke und der Brikettfabrik Bismarck. Letztere drei liegen in der sowjetischen Besatzungszone.
    Durch die Grenzschließung hat das Kraftwerk in Harpke seine natürlichen Gruben verloren. Auch die Brikettfabrik Bismarck liegt still. Dagegen fällt die für den Absatz im Bundesgebiet verfügbar gewesene Rohkohle aus Wulfersbach ganz weg. Gleichzeitig sind 600 Beschäftigte arbeitslos geworden. 300 in der Sowjetzone wohnende Arbeiter können nicht mehr in ihre in der Bundesrepublik gelegenen Betriebe. Weitere 700 Arbeiter wurden dadurch brotlos, daß sie im Tagebau auf der Grube Victoria auf der sowjetzonalen Seite nicht mehr arbeiten können. Ein Teil von ihnen wird mit Notstandsarbeiten beschäftigt werden können. Jedoch wird dabei nicht zu verhindern sein, daß etwa 700 Arbeitslose neu aufzunehmen sind. Die Ertragslage der Braunschweigischen Kohlenbergwerke wird selbstverständlich durch die Einstellung der Betriebe stark getroffen. Im großen und ganzen wird der Betrieb jedoch aufrechterhalten werden. Insgesamt liegen ganz offensichtlich die größten Nachteile auf sowjetzonaler Seite. Zur Zeit wird geprüft, ob und inwieweit durch die Maßnahmen der Sowjetzonenbehörden bestehende Ver-


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    einbarungen über die ungestörte Zusammenarbeit der Betriebsteile verletzt werden. Das ist nur ein Beispiel.
    Die ganzen Folgen der Terrormaßnahmen werden sich erst nach und nach herausstellen. Deshalb ist ein abschließender Überblick noch nicht möglich. Sobald sich das Gesamtbild ergibt, wird die Bundesregierung dem Bundestag Bericht erstatten.
    Zu Punkt 3 der Anfrage erklärt die Bundesregierung, daß es Sache der sowjetischen Besatzungsmacht ist, die mitten in Deutschland getroffenen Willkürakte rückgängig machen zu lassen. Die Bundesregierung wird über die Westmächte in dieser Richtung zu wirken suchen.
    Im Bereich der Bundesrepublik werden im Einvernehmen mit den zuständigen Landesregierungen und mit den Dienststellen der Besatzungsmächte Verhandlungen über die zu treffenden Maßnahmen aufgenommen werden. Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß die eingetretenen Störungen der Wirtschaftsbeziehungen durch Herstellung neuer Verbindungen beseitigt werden müssen. Die erforderlichen Schritte sind eingeleitet worden.
    Direkte Verhandlungen mit dem sowjetzonalen Regime würden im Widerspruch zu der Haltung stehen, die Bundesregierung und Bundestag stets eingenommen haben. Man wird jedoch im Einvernehmen mit den zuständigen Landesregierungen die Möglichkeiten prüfen, um die für die Bevölkerung in den Zonengrenzgebieten notwendigen Wirtschaftsbeziehungen neu zu ordnen. Die Hilfe der Besatzungsmächte wird in Anspruch zu nehmen sein.
    Zu Punkt 4 erklärt die Bundesregierung, daß sie im Einvernelmen mit den zuständigen Landesregierungen und den Organisationen der freien Wohlfahrtspflege für die Aufnahme und Betreuung der bisher rund 7500 vertriebenen Deutschen von jenseits der Zonengrenze Vorsorge getroffen hat. Zunächst wurden sie in den Bundesdurchgangslagern Gießen und Uelzen aufgenommen. Ein großer Teil von ihnen ist bereits in die Lager der Aufnahmeländer überführt worden. Dort gilt es, in raschem Zuge Wohnung und Arbeit für diese neuen Heimatvertriebenen zu finden. Die Bundesregierung appelliert an die glücklicheren Deutschen, denen ein so hartes Schicksal erspart geblieben ist, mit aller Kraft und mit allen Mitteln mitzuhelfen, diesen neuesten Opfern sowjetischer Willkür Wohnung, Arbeit und Brot zu schaffen.

    (Beifall.)

    Ich begrüße den Appell an die gesamte Bevölkerung der Bundesrepublik, den Vertriebenen zu helfen. Die Bundesregierung wird diesem Vorschlag nähertreten.
    Im übrigen wird die Bundesregierung prüfen, ob mit Rücksicht auf den Flüchtlingsstrom eine Erweiterung oder Änderung des Notaufnahmegesetzes notwendig wird.
    Zu Punkt 5 teilt die Bundesregierung mit, daß den durch die Sperrmaßnahmen betroffenen Unternehmen an der Zonengrenze Kredite zur Verfügung gestellt werden sollen, um die erforderlichen betrieblichen Umstellungen und Neueinrichtungen zu erleichtern. Soweit die hierfür zur Verfügung stehenden allgemeinen Haushaltsmittel nicht ausreichen, bleibt die Bundesregierung für die Bereitstellung weiterer Mittel bemüht.
    Zu Punkt 6: Soweit die Erstellung neuer Verkehrswege erforderlich wird, wird die Bundesregierung mit den Ländern bereitwillig in Verbindung
    treten. Erfreulicherweise ist festzustellen, daß bei Bundesbahn und Kleinbahnen größere Betriebsumstellungen nicht notwendig sind. In einigen Fällen geht es um verstärkten Autobusverkehr zur Heranbringung von Arbeitern an ihre Arbeitsstätten. Soweit dadurch für die betroffenen Arbeiter erhöhte Ausgaben entstehen, wird durch Tarifvereinbarungen oder durch Zuschüsse geholfen werden müssen.
    Zu Punkt 7 erklärt die Bundesregierung: Zunächst besteht nach ihrer Auffassung keine Notwendigkeit, das ganze Gebiet entlang der Zonengrenze zum Notstandsgebiet zu erklären. Soweit die Absperrungsmaßnahmen zu einer wirtschaftlichen Abschnürung von Teilgebieten geführt haben, sollen diese Gebiete in das allgemeine Sanierungsprogramm für Notstandsgebiete einbezogen werden, das von dem interministeriellen Ausschuß zusammen mit dem Grenzlandausschuß beraten wird. Um welche Gebiete es sich dabei handelt, wird die Bundesregierung alsbald im Einvernehmen mit den zuständigen Landesregierungen klären.
    Die Bundesregierung ist sich ihrer Verantwortung für die gesamte der Sowjetzone bewußt. Sie fühlt sich ihr in dieser Periode neuer Bedrückungen — heute wie je — unlösbar verbunden. Sie wird besorgt sein, den neuen Opfern sowjetischer Willkür Heimat und Beruf zu ersetzen. Die Tausende von neuen Vertriebenen sind neue Mahnung für uns und für die Welt, alles zu tun, um die Wiedervereinigung Deutschlands in Freihit zu beschleunigen. Denn die Bundesregierung ist sich — gemeinsam mit jedem Deutschen — bewußt, daß es nur eine wirksame und endgültige Hilfe gibt: das ist die Rückkehr der Vertriebenen in eine freie Heimat. Diesem Ziele dient die Politik der Bundesregierung.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)