Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ein paar wenige Sätze zur Großen Anfrage betreffend Förderung der deutschen Fischerei. Zunächst bedaure ich sehr, daß erst unter Punkt 7 auch einmal das Wort Kutterfischerei erwähnt wird. Die Kutterfischerei sollte eigentlich an erster Stelle stehen. Das soll nun nicht bedeuten, daß ich die Schwierigkeiten, die auch die deutsche Hochseefischerei hat, unterschätze. Ich bin aber der Meinung, daß die Schwierigkeiten bei der deutschen Kutter- und Küstenfischerei ungleich größer sind. Ich sage das deshalb, weil ich aus einem Gebiet komme, wo auf engstem Raum über 50 % der schleswig-holsteinischen Kutter- und Küstenfischerei beheimatet ist.
Ich habe also Gelegenheit, die Fischer bei ihrer praktischen Arbeit zu beobachten. Darüber hinaus habe ich Gelegenheit, mich tagtäglich, wo sich irgendwie die Zeit dazu bietet, über die Sorgen und Nöte der Kutterfischer zu unterrichten. Daß gerade die Kutter- und Küstenfischerei sich in einem so schwierigen Existenzkampf befindet, ist um so
bedauerlicher, als es sich bei den Kutterfischern meistens um reine Familienbetriebe handelt. Diese Fischereiboote haben meist nur eine Besatzung von Vater und Söhnen, in verschiedenen Fällen vielleicht noch einige Fischereijungen oder Fischereigehilfen dazu. Die Kutterfischerei wird meistens nicht nur unter großen Gefahren ausgeübt, sondern die Fischer fahren auch tagtäglich, auch sonn- und feiertags heraus, wenn nicht gerade eine Sturmwarnung gegeben ist. Diese Kutterfischerei befindet sich in einem schweren Existenzkampf. Fragen wir uns, woran das liegt, dann stellen wir fest, daß im Gegensatz zur deutschen Hochseefischerei die kleine Küstenfischerei keine Gelegenheit hatte, den großen Nachholbedarf, der nun einmal vorhanden war, zu decken, sondern daß die verwendeten Motoren und Maschinen völlig abgerissen sind und so hohe Gestehungskosten für die Fische verursachen, daß kaum eine Rente bei den Fängen übrig ist. Ich bin der Meinung, daß man mit sehr geringen Mitteln hier etwas tun könnte, womit man praktisch die kleine Kutter-und Küstenfischerei wieder in Ordnung bringen würde.
Es wird oft gesagt, daß der Kutterfischerberuf übersetzt sei, zum Teil dadurch bedingt, daß aus der Ostzone die vertriebenen Fischer herübergekommen seien. Das ist nur bedingt richtig, meines Erachtens aber nicht entscheidend. Stellen Sie sich nun vor, wenn diese Fischerleute nach sehr schwerer Arbeit mit ihren oftmals sehr geringen Fängen zurückkommen und dann feststellen, daß sie für diese geringen Fänge auch noch einen sehr kleinen Preis bekommen oder daß sie sie überhaupt nicht verkaufen können, dann kann man hier bestimmt nicht von einem Fischerglück sprechen. Ich bin der Meinung, daß wir alles tun sollten, um diese Kutterfischer durch Bewilligung von zinsverbilligten Krediten in den Stand zu setzen, daß sie ihre Fischereifahrzeuge in Ordnung bringen können. Wir sollten keine Gelder dafür aufwenden, daß Neubauten erstellt werden; denn das trifft meines Erachtens nicht den Kern der Sache.
Darf ich mir auch erlauben, noch ein Wort zur geplanten Fischereischule in Wilhelmshaven zu sagen. In Büsum in Schleswig-Holstein ist eine solche Fischereischule schon in Bau; sie ist halb fertig. Auch hier fehlen, ähnlich wie in Wilhelmshaven, 70- bis 90 000 DM. Dieses Fischereijugendheim soll einmal dazu dienen, die Fischereijungen menschenwürdig unterzubringen, zum andern ist die geplante Fischereischule auch die erste Schule im gesamten Bundesgebiet, die zur ordnungsgemäßen Beschulung der Fischereijungen dienen soll. Ich habe auch hier die dringende Bitte an den Herrn Bundesminister zu richten — er ist über die Verhandlungen genauestens unterrichtet —, daß dort die fehlenden 70- bis 90 000 DM aus irgendeinem Fonds zur Verfügung gestellt werden, damit das geplante Werk, das wie gesagt, schon halb fertig ist, der Vollendung entgegengeführt werden kann.
Zusammenfassend möchte ich sagen: meine Bitte an das Hohe Haus geht dahin, alles zu tun, um neben unserer Hochseefischerei auch die kleine Kutter- und Küstenfischerei, die geradezu zum Landschaftsbild unserer Meeresküste gehört, zu erhalten, im Interesse dieser Fischer und letzten Endes auch im Interesse einer ordnungsmäßigen Ernährungswirtschaft.