Rede von
Hans
Ewers
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(DP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich darf als einer der „feinen Männer" von der Deutschen Partei, nachdem der Herr Kommunist hier die Demokratie verteidigt hat, etwas zu den Ausführungen des Herrn Ministers und zur Debatte überhaupt beisteuern. Ich habe gewiß, wie das Haus weiß, Sinn für Humor und finde es auch meinetwegen komisch, wenn hier in diesem Hause irgendwo eine Traditionskompanie sein soll. Aber wenn hier behauptet wird, daß eine ganze Fraktion, die der Regierung angehört, nichts anderes betreibe als die Tradition der NSDAP, so, meine ich, wäre ein Ordnungsruf fällig gewesen.
Was die Sache selbst anlangt, so darf ich als einer der älteren Abgeordneten das gesamte Haus an die Zustände der Jahre etwa bis 1924 erinnern.
— Was ich sollte, geht Sie gar nichts an, sondern was ich spreche. Hören Sie zu!
Wir erinnern uns genau an die Jahre um 1924. Dort war derselbe Mob wie heute in den Versammlungen
und machte die Demokratie unmöglich,
und dann standen die „Völkischen" auf, und dann war zunächst Ruhe; und ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: unsere Anhänger werden, wenn es körperlich hart auf hart geht, Ihnen wiederum überlegen sein.
Deshalb haben uns die Erklärungen des Herrn Innenministers nicht befriedigt,
und wenn der Herr Minister nicht einsieht, daß die
Entwicklung genau denselben Weg zu gehen droht,
dann sollte er, wenn Versammlungen gesprengt werden,
sich nicht lange in den Paragraphen des Grundgesetzes umzusehen brauchen. Wenn er nach diesen Anlässen in Frankfurt glaubt, noch keine Störung demokratischer Rechte feststellen zu können, so bedauere ich diese Haltung des Herrn Ministers, der für die Demokratie verantwortlich ist.
In den politischen Versammlungen, in denen ich gewesen bin, ist so etwas wie in Frankfurt noch nie vorgekommen.
— Herr Lehr soll dafür sorgen, daß die Versammlungen so verlaufen, daß Demokraten sich gegenseitig aussprechen.
— Daß Sie keine Demokraten sind, zeigt ja, daß Sie überhaupt nicht zuhören können.
— Eben; „wir wollen keinen Quatsch hören", und das nennen Sie dann „Demokratie"! Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Auffassungen über Demokratie gehen sehr weit auseinander.