Rede von
Alfred
Loritz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(Fraktionslos)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)
Meine Damen und Herren! Ich lehne es ab, auf die Anrempelungen des Redners der CDU einzugehen.
Aber es ist sehr interessant, was er an Zahlen zugeben mußte. Er hat gesagt, bei 6 Millionen Lastenausgleichsberechtigten und bei einer Erhöhung der in § 318 festgesetzten Bettelsumme — oder ich will besser sagen: Hungersumme — um 1000 DM für jeden Berechtigten würde ein Gesamtbetrag von 6 Milliarden DM zusätzlich anfallen. Damit hat er sich selbst und seine Parteimitglieder gerichtet! Diese 6 Milliarden DM, die anfallen, noch dazu auf mehrere Jahre verteilt, sind weniger als das, was seine Freunde und die Koalitionsparteien den Alliierten für die deutsche Wiederaufrüstung in den Rachen zu werfen bereit sind. Diese 6 Milliarden DM insgesamt sind auch viel weniger als die Summe, die man sofort aufbringen könnte, wenn man die Großaktionäre entsprechend meinen diesem Hause schon oft gemachten Vorschlägen zur Abgabe ihrer Aktienpakete wenigstens in dem Maße heranzöge, daß die Großaktionäre nicht viel besser gestellt werden als diejenigen, die bei der Währungsumstellung die 6,5 % bekommen haben, und dazu die Vermögen der Großschieber erfassen würde. Sie haben heute mit der Nennung der Summe von 6 Milliarden DM die Katze aus dem Sack gelassen.
— Das wußte ich schon lange.
Aber die Öffentlichkeit hat das sehr interessiert. Sie müssen sich angewöhnen, mein Herr, wenn Sie schon einmal ein öffentliches Parlament haben, nicht nur für diejenigen, die hier unten sitzen und die vielleicht die Materie durchgelesen haben, Erklärungen abzugeben. Vielmehr sind Sie vor allem
dem deutschen Volk Rechenschaft schuldig und müssen das deutsche Volk hier aufklären, um welche Zahlen und Summen es sich in Wirklichkeit handelt. Nur diese 6 Milliarden DM würden sich ergeben, wenn Sie meinen Anträgen auf Abänderung des § 318 entsprächen. Diese 6 Milliarden DM aufzubringen, dazu sind die Gelegenheiten ohne weiteres gegeben. Sie wollen schon mehr — ich habe es Ihnen gesagt — für die Wiederaufrüstung aufbringen. Aber hier kneifen Sie. Schaffen Sie mindestens mal den jungen Rekruten, die Sie den Amerikanern anbieten, die Möglichkeit, sich zuerst in einem eigenen Bett ein bißchen auszuruhen, bevor sie eingezogen und wieder durch die Kasernenhöfe gejagt werden. Schauen Sie, daß die zuerst zu Hause ein richtiges Bett und einen Kleiderschrank sowie einen anständigen Zivilanzug bekommen — dasselbe für ihre Eltern —, bevor Sie diese Leute veranlassen, wiederum auf den Kasernenhöfen stramm zu stehen und später ihre Knochen hinzuhalten!