Rede von
Graf
Karl
von
Spreti
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bekam gestern einen Brief aus meinem Wahlkreis, der schon zitiert wurde, und zwar von Herrn Kohl. Ich wußte zwar nicht, daß er so schnell bekennen würde, mit dieser Interessengemeinschaft in Korrespondenz zu stehen,
aber ich finde es etwas eigenartig, einer solchen Interessengemeinschaft, die aus kleinsten Beamten, kleinsten Handwerkern und Arbeitern besteht, die sich unter mühsamster Arbeit ihr kleines Häuschen verdient haben, die Antwort zu geben, daß die Mehrheit des Bundestages gegen die Meinung, die scheinbar von ihm vertreten wird, handelt. Ich glaube, daß gerade mein Wahlkreis, das Allgäu, ein Wahlkreis ist, der vom Fremdenverkehr lebt, sich sehr schwer sein Geld verdienen muß und auf diese Häuser angewiesen ist. Man sollte auch respektieren, daß gerade diese Menschen bis heute in keiner Weise zu chauvinistischen Mitteln gegriffen haben. Wir haben in diesem Bezirk Häuser, die als Wochenendhäuser benutzt werden oder anscheinend für den Wintersport gedacht sind, von denen, wie Herr Kohl sagte — und die Zahlen stimmen ungefähr —, 55 von 71 leer stehen. Wenn
in der Denkschrift des Finanzministers vermerkt ist, daß man zu einer gemeinsamen Überprüfung kommen will, dann würde ich darum bitten, auch diese Frage mit den alliierten Stellen genauestens zu besprechen. Ich glaube, auch sagen zu dürfen, daß dieses Land da unten und diese Bauern bestimmt Verständnis für die Berücksichtigung gewisser Wünsche haben; aber sie haben kein Verständnis dafür, daß man hier nicht das Haus oder besser das Dach teilt, zumal man sieht, daß man es, sei es in Osterreich oder in der Schweiz, typisch österreichisch oder schweizerisch nennt, wenn man mit den Bewohnern in einem hause lebt und ihre Gebräuche beobachten kann. Ich möchte darum den Vorschlag machen, daß von seiten des Finanzministeriums gerade auf dieses Alpengebiet, das jetzt im Winter auf die Wintersportgäste angewiesen ist, die praktisch seine Einnahmequellen sind, besonders hingewiesen und versucht wird, mit den alliierten Stellen vielleicht zu einer gütlichen Regelung zu kommen.