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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 167. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1951 6819 167. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1951. Geschäftliche Mitteilungen 6820D Änderungen der Tagesordnung . . . .. 6820D Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Tätigkeit von Deutschen bei den Besatzungsmächten (Nr. 2577 der Drucksachen) Beratung vertagt 6821A Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Einsetzung. eines Untersuchungsausschusses nach Art. 44 des Grundgesetzes (Nr. 2655 der Drucksachen) 6821B Beschlußfassung 6821B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Prüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Nr. 2657 der Drucksachen) 6821B Beschlußfassung 6821C Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1951 (Nr. 2500 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß): Einzelplan XXI — Haushalt der Bundesschuld (Nr. 2616 der Drucksachen) . . 6821C Abstimmung 6821C Einzelplan IX — Haushalt des Bundes- ministeriums für Wirtschaft (Nr. 2610 der Drucksachen) 6821D Dr. Vogel (CDU), Berichterstatter . 6821D Dr. Kreyssig (SPD) 6822A, 6838A Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft .. 6825C Niebergall (KPD) 6828C Dr. Preusker (FDP) . . . . 6830A, 6838D Dr. Bertram (Z) 6832A Etzel (Duisburg) (CDU) . . 6833D, 6839B Ewers (DP) 6837A Abstimmung 6839D Einzelplan XII — Haushalt des Bundes- ministeriums für Verkehr (Nr. 2613 der Drucksachen) 6841C Dr. Bärsch (SPD), Berichterstatter . 6841D Beschlußfassung 6843A Einzelplan XIV — Haushalt des Bundesministeriums für Wohnungsbau (Nr. 2614 der Drucksachen; Änderungsantrag Umdruck Nr. 313) 6843B Dr.-Ing. Decker (BP), Berichterstatter 6843B Kalbfell (SPD) 6843C Lücke (CDU) 6845A, 6850D Dr. Reismann (Z) 6847A Wildermuth, Bundesminister für Wohnungsbau 6847C Dr. Wellhausen (FDP) . . . 6849B, 6851B Wirths (FDP): zur Sache 6849D zur Geschäftsordnung 6851B Schäffer, Bundesminister der Finanzen 6850A Erler (SPD) 6850C, 6851D Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . . 6851A Abstimmungen 6851C, D Einzelplan XVI — Haushalt des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen (Nr. 2615 der Drucksachen) 6852A Blachstein (SPD), Berichterstatter 6852A Beschlußfassung 6852B Einzelplan XXIV — Haushalt der Verteidigungslasten einschließlich Besatzungskosten und Auftragsausgaben; Einzelplan XXV — Haushalt der Auslaufzeit 1950 hinsichtlich der Verteidigungslasten einschließlich der Besatzungskosten und Auftragsausgaben; Einzelplan XXVII — Haushalt der sonstigen Verteidigungslasten (Nr. 2618 der Drucksachen) 6852C Krone (CDU), Berichterstatter . . 6852C Beschlußfassung 6852C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes über die Inanspruchnahme eines Teils der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer durch den Bund im Rechnungsjahr 1951 (Nrn. 2628, 2245, 2391, 2518 der Drucksachen) . . . . 6839D Dr. Klein, Senator von Berlin, Berichterstatter 6840A Seuffert (SPD) 6840D Dr. Wellhausen (FDP) 6841B Beschlußfassung 6841C Beratung der Interpellation der Fraktion der SPD betr. Überwachung des Post- und Fernsprechverkehrs (Nr. 2551 der Drucksachen; Antrag Umdruck Nr. 327) . . . . 6852D Dr. Mommer (SPD), Interpellant 6852D, 6857A Schuberth, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen . . 6854B Schmitt (Mainz) (CDU) 6854D Kohl (Heilbronn) (FDP) 6855D Müller (Frankfurt) (KPD) 6856B Abstimmung 6857D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Ausübung der Zahnheilkunde (Nr. 2573 der Drucksachen) 6857D Ausschußüberweisung 6857D Erste Beratung des Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung und Überleitung von Vorschriften auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes (Nr. 2572 der Drucksachen) 6857D Ausschußüberweisung 6858A Erste Beratung des von der Fraktion der KPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Enteignung und Überführung der Grundstoffindustrien in die Hand des Volkes (Nr. 2571 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Verbot des Umtausches von Aktien der neugegründeten „Einheitsgesellschaften" in der Montanindustrie gegen Aktien aus früherem Aktienbesitz (Nr. 2570 der Drucksachen) 6858A Agatz (KPD), Antragsteller . 6858A, 6862B Schöne (SPD) 6860C Krone (CDU) 6862A Übergang zur Tagesordnung (Nr. 2571 der Drucksachen) 6862C Ausschußüberweisung (Nr. 2570 der Drucksachen) 6862C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) über den Antrag der Zentrumsfraktion betr. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Notarordnung für das Land Rheinland-Pfalz (Nrn. 2586, 2171 der Drucksachen) . . . . 6862C Dr. Etzel (Bamberg), Berichterstatter 6862D Dr. Reismann (Z) 6863C Dr. Greve (SPD) 6863D Beschlußfassung 6864B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) über den Antrag der Zentrumsfraktion betr. Dotationen aus der Nazizeit (Nrn. 2587, 1592 der Drucksachen) 6864B Frau Meyer-Laule (SPD), Berichterstatterin 6864C Beschlußfassung 6865A Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Außerkraftsetzung des Strafrechtsänderungsgesetzes (Nr. 2554 der Drucksachen) : Beratung abgesetzt 6865A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) über die Interpellation der Abg. Hagge, Steinhörster u. Gen. betr. Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein (Nrn. 2588, 2147 der Drucksachen) 6865A Onnen (FDP), Berichterstatter . . 6865A Beschlußfassung 6865B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) über den Antrag der Zentrumsfraktion betr. Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des Reichsleistungsgesetzes, des Leistungspflichtgesetzes im Lande Hessen sowie des Notleistungsgesetzes in Württemberg-Hohenzollern (Nrn. 2589, 657 der Drucksachen) 6865B Dr. Etzel (Bamberg), Berichterstatter 6865C Beschlußfassung 6866D Beratung des Antrags der Fraktion der BP betr. Rückerstattung feststellbaren ehemals jüdischen Vermögens (Restitution) (Nr. 2447 der Drucksachen) 6867A Dr. Laforet (CSU) (zur Geschäftsordnung) 6867A Dr. Etzel (Bamberg) (BP): zur Sache 6867A persönliche Bemerkung 6870C Dr. Greve (SPD) (zur Geschäftsordnung) 6867C Beratung abgesetzt 6868A Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Einstellung des Strafverfahrens gegen Frau Lilly Wächter (Nr 2578 der Drucksachen) 6868B Frau Thiele (KPD), Antragstellerin 6868B Frau Schanzenbach (SPD) 6869B Krone (CDU) (zur Geschäftsordnung) 6869D Übergang zur Tagesordnung 6869D Beratung des interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck Nr. 322) 6870C Beschlußfassung 6870C Beratung der Übersicht Nr. 38 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages über Petitionen (Umdruck Nr. 323) 6870C Beschlußfassung 6870C Nächste Sitzung 6870D Die Sitzung wird um 13 Uhr 30 durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Rede von Dr. Gerhard Kreyssig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben bei der Besprechung der Haushaltsnachträge immer wieder gehört, daß es sich um „Überrollungsetats" handle. Ich glaube, wir haben heute den Etat desjenigen Ministeriums vor uns, das im wahrsten Sinne des Wortes durch die Entwicklung der letzten Monate wie kein zweites überrollt worden ist. Man muß sogar, glaube ich, noch einen Schritt weitergehen und feststellen, daß die Wirtschaftspolitik und der Mann, der in unserer westdeutschen Bundesrepublik die Wirtschaft verantwortlich leitet, regelrecht unter die Räder gekommen sind.
    Es ist bisweilen auch gesagt worden, es handele sich hier um die Halbzeit, die die Regierung Adenauer hinter sich gebracht hat; und wir haben vor gar nicht so langer Zeit hier in diesem Hause von einigen Rednern der Regierungsparteien, sagen wir mal: „Vorträge" anhören müssen, die diese Halbzeit zu einem großen Erfolg der Regierungspolitik stempeln wollten.
    Meine Damen und Herren! Wenn Sie sich einmal der Mühe unterziehen, sich nicht an äußerliche Tatsachen zu halten, sondern den Dingen etwas ernsthafter auf den Grund zu gehen, dann werden Sie feststellen müssen, daß man eine Charakterisierung des Ergebnisses der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, wenn man sie in einer relativ > kurzen Redezeit geben will, wie es der Fall ist, dahin zusammenfassen muß: sie hat begonnen mit dem Stichwort der „freien Marktwirtschaft" und der „Liberalisierung", — sie hat im Frühjahr dieses Jahres geendet mit dem Einfuhrstop vom 21. Februar, der das Fiasko der ganzen Politik, vor allem auch im Außenhandel, kennzeichnet.
    Inzwischen sind, natürlich in gewissem Zusammenhang mit den Vorgängen seit dem KoreaKonflikt, so ziemlich alle Prinzipien und Theorien, die der Bundeswirtschaftsminister hier immer wieder vertreten hat, und sein Dogma völlig zusammengebrochen. Auch Sie haben wahrscheinlich bemerkt, daß seit einiger Zeit von „sozialer" Marktwirtschaft kaum noch gesprochen wird.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Das ist eine Halbzeit-Bilanz, die so eindeutig für sich spricht, daß man nicht viel dazu zu sagen braucht. Die sozialdemokratische Fraktion hat hier in diesem Hause jede Gelegenheit — nicht nur die traditionell-parlamentarische der Verabschiedung der Haushalte — benutzt, um zu sagen, was sie für notwendig hält, wenn die Wirtschaft in einem Lande, das durch Kriegs- und Nachkriegsfolgen in eine so besondere Situation geraten ist, vernünftig und zweckmäßig gestaltet werden soll. Wir haben immer wieder erklärt — und werden auch nicht müde werden, es immer wieder zu sagen —, daß die Wirtschaft in einem so zerrütteten Lande ohne überlegte Lenkung und vorausschauende Planung nicht in Ordnung gebracht werden kann. Es war unsere Forderung, diese Politik durchzuführen, wobei wir zugleich nie müde geworden sind, darauf hinzuweisen, daß nur solche Lenkung und Planung im vernünftigen Umfange die Garantie dafür geben, daß wir nicht wieder in die Zwangswirtschaft der
    Jahre vor der Währungsreform zurückfallen. Es wäre in dieser wirtschaftlichen Situation darauf angekommen, vor allem die zu knappen Rohstoffe vernünftig einzusetzen und überhaupt das uns zur Verfügung stehende Potential an Rohstoffen und an Arbeitskräften zum vollen Einsatz zu bringen. Es wäre notwendig gewesen, die Verwendung der zu knappen Rohstoffe zweckmäßig und richtig zu planen. Es war also die beinahe selbstverständliche Aufgabe, durch die Planung einer wenn auch nur relativen Fülle zu verhindern, daß wir wieder zurückfielen in die Bewirtschaftung der Not und des Mangels.
    Meine Damen und Herren! Wenn Sie die wirtschaftliche Entwicklung in dem letzten Jahr beobachten und sich ehrlich darüber Rechenschaft geben, was sich in der Bundesrepublik abgespielt hat, dann werden Sie mir zugeben müssen, daß der Herr Bundeswirtschaftsminister — er wird sich darüber ja auch nicht ganz im unklaren sein —, der ausgezogen war, die Zwangswirtschaft zu beseitigen, jetzt drauf und dran ist und bis zum Halse drinsteckt, wieder eine obendrein noch miserabel funktionierende Bewirtschaftung einzuführen.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Das gilt in erster Linie für den Kohlesektor und nicht zuletzt in ebenso spürbarer und für die Wirtschaft schwieriger Form für Eisen und Stahl.
    Wir haben im Bundestag — wenn ich auf die Kohlesituation ein wenig eingehen darf — immer wieder große Versprechungen gehört, und es ist erst drei oder vier Wochen her, daß der Herr Bundeswirtschaftsminister hier wiederum erklärte, er verbürge sich dafür, daß für den Hausbrand 20 Zentner gegeben werden. Vielleicht hat der Herr Bundeswirtschaftsminister inzwischen die Debatte verfolgt, die der Landtag von Nordrhein-Westfalen — das ist ja immerhin das Land, das sozusagen auf der Kohle sitzt — am Dienstag dieser Woche, glaube ich, gehabt hat. Dort hat sein Parteifreund, der Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, erklären müssen, daß — unmittelbar über der Kohle! — bestenfalls damit gerechnet werden könne, daß für den Hausbrand 14 Zentner zur Verfügung stehen werden.

    (Zuruf von der Mitte: Nach Radiomeldungen von heute morgen hat er gesagt: 18,2 Zentner!)

    — Schön, wenn die Zeitungen falsch berichtet haben, — ich lasse mich gern belehren. Wenn es 18,2 Zentner sein sollten,

    (Abg. Arnholz: Die haben wir aber noch nicht!)

    dann ist offenbar die Berichterstattung aus dem Landtag in der gesamten Presse falsch gewesen. Wahrscheinlich handelt es sich aber bei den 18,2 Zentnern wieder um eine jener Berichtigungen, die man nachträglich macht, nachdem vorher die Sache schiefgegangen oder die Wahrheit herausgekommen ist. Das will ich offen lassen. Aber die Situation ist ja nicht nur in Rheinland-Westfalen so, sondern praktisch in jedem Land so. Wenn ich allein an München denke und mir überlege, was dort an Kohlenvorräten vorhanden ist und wie die Versorgung weiterlaufen soll, dann komme ich zu der Überzeugung oder, richtiger gesagt, zu der starken Befürchtung, daß die Münchner Bevölkerung beispielsweise Glück haben wird, wenn sie 12 Zentner bekommt statt der 20, die einstmals versprochen waren.


    (Dr. Kreyssig)

    Obendrein ist in der Zeit — und ich hoffe, der Herr Bundeswirtschaftsminister weiß es, und wenn er es nicht weiß, würde ich ihm sehr empfehlen, sich darüber zu informieren oder sich informieren zu lassen —, in der die Bundesregierung eine sehr merkwürdige Politik getrieben hat, um in der Ruhrbehörde den Export um eine Million Tonnen zu senken, die Menge der im Ruhrgebiet schwarz auf dem Markt zur Verfügung stehenden und gehandelten Kohle so angewachsen, daß sie auf über eine Million beziffert wird. Dort liegen also die Kohlen, die eigentlich in die Haushalte und vernünftig gelenkt in die Wirtschaft gehören. Sie werden dort schwarz gehandelt, weil aus der ganzen Wirtschaftstheorie und aus dem Dogma unseres Bundeswirtschaftsministers all das wieder erstanden ist, was bei vernünftiger Führung nie wieder hätte zu kommen brauchen, nämlich Schwarzhandel, Schwarzpreise und all die übelsten Erscheinungen, die wir alle kennen.

    (Abg. Dr. Preusker: Professor Erhard hat ja sein Dogma bis heute noch nicht anwenden können; sonst wäre es nämlich anders!)

    — Nun, Herr Kollege Preusker, das ist ein sehr schlechter Zwischenruf, daß der Herr Professor Erhard sein Dogma nicht hätte anwenden können. Erstens einmal hat er das in Hunderten von Reden und in Hunderten von Versammlungen laut verkündet, und ich werde Ihnen — und ihm auch — nachher gleich einiges von dem, was unser Herr Bundeswirtschaftsminister am 14. März gesagt hat, in die Erinnerung zurückrufen. Denn ich will ihm ein paar Fragen stellen, von denen ich hoffe, daß er sie beantworten kann.
    Wir sind jetzt in der Situation, die der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Arnold, bezüglich des Schumanplans dahin gekennzeichnet hat, daß wir die Suppe auszulöffeln haben, die Bonn uns eingebrockt hat. Wir müssen jetzt alle miteinander die Suppe auslöffeln, die Herr Bundeswirtschaftsminister Erhard uns eingebrockt hat,

    (Sehr gut! bei der SPD)

    weil selbst die bescheidenen Ansätze von Lenkung oder Bewirtschaftung oder Steuerung, die er versucht hat, miserabel funktionieren, höchstwahrscheinlich und nicht zuletzt auch deshalb, weil sie von Anfang an schon falsch angesetzt waren. Wir haben die Marktspaltung, wir haben gespaltene Preise. Die Folge ist: wir haben Wucher, und ich glaube sogar: wenn man sich einmal an Beispielen überlegt, was den Menschen heute etwa in der Industrie zugemutet wird, um Eisen oder Stahl zu bekommen, dann haben wir sogar Nötigung und Erpressung.
    Das alles sind Bestandteile dieser einstmals so feierlich gepriesenen „freien Marktwirtschaft", obendrein noch „sozialen" Charakters.

    (Abg. Etzel [Duisburg]: Wir haben ja gar keine!)

    — Nun, wenn der Herr Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, den ich ja aus den von ihm geführten Verhandlungen kenne und schätze, sagt, wir hätten nie eine freie Marktwirtschaft gehabt,

    (Abg. Etzel [Duisburg]: Hier nicht!)

    dann hätte ja die Bundesregierung samt ihrem Wirtschaftsminister dies dem Volk gegenüber niemals proklamieren dürfen!

    (Abg. Etzel [Duisburg]: Auf diesem Gebiet keine!)

    — Aber Sie haben es proklamiert, und jetzt, nachdem die ganze Wirtschaftspolitik schief gegangen ist und der Herr Minister, wie ich sagte, von den wirtschaftlichen Ereignissen überrollt worden ist, wird so getan, als ob alles niemals gewesen sei oder behauptet worden wäre.
    Auf alle Fälle steht eines fest: Wenn Sie den kleinen Mann auf der Straße fragen — und er hat ja nicht nur die Kohlensorge, sondern auch noch den Kummer mit Kartoffeln und Brot und Zucker und tausend anderen Dingen —, dann steht eine Tatsache fest.

    (Abg. Etzel [Duisburg]: Das betrifft nicht den Wirtschaftsminister!)

    — Das ist für Sie keine Wirtschaftspolitik? Oh, das betrifft sehr wohl die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, verehrter Herr Etzel. Darauf komme ich auch noch.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Etzel [Duisburg].)

    — Seien Sie nicht so ungeduldig; ich zitiere gleich
    den Herrn Bundeswirtschaftsminister, und dann
    haben Sie nichts mehr an Zwischenrufen zu sagen!
    Auf alle Fälle steht eines fest: Wenn Sie den kleinen Mann draußen fragen — den Handwerker und auch den Kleinindustriellen und den anständigen Menschen in der Bundesrepublik —, dann gibt es ein einheitliches Urteil, daß nämlich die Wirtschaftspolitik — und damit auch der Herr Bundeswirtschaftsminister — zum größten sozialen Ärgernis in der Bundesrepublik geworden sind.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Abg. Etzel [Duisburg]: Das ist unerhört! Das gefährdet das Ansehen dieses Hauses! — Weitere Zurufe von der Mitte.)

    — Herr Kollege Etzel, Sie haben nachher die Möglichkeit, sich zum Wort zu melden, und ich freue mich darauf. Ich werde mich obendrein bemühen, mir fünf Minuten von meiner Redezeit aufzuheben, um darauf antworten zu können.
    Meine Damen und Herren, in dieser Situation haben wir die Tatsache zu verzeichnen, daß wir mit Kohle und Eisen völlig festgelaufen und in unserer Produktion schwerer gehemmt sind denn jemals. Alles das, was dort seit Jahren mit Investitionspolitik hätte gemacht werden müssen, hat die Regierung versäumt; und wir haben heute, wenn wir Berlin dazurechnen, über anderthalb Millionen Arbeitslose. Ich möchte deshalb die Gelegenheit benutzen, um den Herrn Bundeswirtschaftsminister zu fragen — nachdem sich die Bundesregierung in der „Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit" in Paris und auch im Schuman-plan, den die Bundesregierung ratifizieren möchte, zur Vollbeschäftigung verpflichtet hat —, ob er auch heute noch der Auffassung ist, die er mehrmals ausgesprochen hat, daß es sich bei der Vollbeschäftigung um nichts mehr handle, als um eine parteipolitische Phrase, die obendrein noch in der Inflation enden würde. Es würde mich interessieren, ob der Herr Bundeswirtschaftsminister seine Auffassung etwas revidiert hat oder nicht. Auf alle Fälle scheint es mir zweckmäßiger, daß er uns hier diese Erklärung einmal verbindlich abgibt, statt daß er mit den vielen Reden, die er draußen hält, jedesmal demonstriert, daß die Bundesrepublik keine Wirtschaftspolitik hat.
    Ich will Ihnen ein letztes Beispiel geben, und Sie werden mir nicht übelnehmen, da ich aus München komme, daß ich mich an das halte, was der Herr Bundeswirtschaftsminister am Montag oder Dienstag in München gesagt hat. Es war


    (Dr. Kreyssig)

    wahrscheinlich einiges Gemurmel in der Versammlung wegen der Aufwandsteuer, die der Herr Bundesfinanzminister plant. Nun ist die Aufwandsteuer zweifellos für den Herrn Bundesfinanzminister eine fiskalische Angelegenheit; aber etwa behaupten zu wollen, daß sie nichts mit Wirtschaftspolitik zu tun hätte, wäre etwas kühn. Außerdem, wenn ich recht unterrichtet bin, hat der Herr Bundeswirtschaftsminister diesen famosen Katalog gemacht, der nachher sehr rasch allgemein abgelehnt und als unmöglich bezeichnet wurde. Immerhin: man will mit der Aufwandsteuer erreichen, daß das jetzt erschreckend knapp gewordene Material vernünftiger gelenkt wird, man will außerdem Kaufkraft abschöpfen oder umlenken, und nebenher möchte der Herr Finanzminister seine Kassen füllen. Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat gegenüber dem, was Schäffer sich bemüht hat, im Bundesrat und der Öffentlichkeit gegenüber zu vertreten, erklärt: „Meine Damen und Herren, wir haben zu wenig Autos und zu wenig Staubsauger, und ich wünsche, daß die Produktionssteigerung weitergeht und wir möglichst viel verbrauchen können."

    (Abg. Dr. Preusker: Da hat er auch recht!)

    — Da hat er auch recht, sagen Sie, Herr Preusker. Aber Sie werden doch hoffentlich wenigstens trotz Ihres kritischen Zwischenrufes zugeben müssen, daß Logik in so einer Art von Wirtschaftspolitik praktisch nicht mehr — von mir jedenfalls nicht mehr — entdeckt werden kann.

    (Abg. Dr. Wuermeling: Das ist Ihr Pech!)

    —Nun, mit dem Pech ist das halb so wild, Herr Wuermeling. Sie dürfen sich langsam daran gewöhnen, daß Sie vielleicht nicht mehr allzulange auf diesem Stuhl sitzen oder gar nicht mehr da säßen,

    (Bravo! bei der SPD)

    wenn nicht nur in Bremen, sondern in der Bundesrepublik gewählt worden wäre.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Zuruf rechts: Dann werden Sie auch nicht gewählt!)

    (Abg. Etzel [Duisburg] : Später werden Sie
    weggestellt!)
    - Oh nein! — Wenn ich mir die rechte Seite dieses Hauses ansehe mit den vielen Lücken, die da vorhanden sind, dann habe ich das Gefühl, daß das so ungefähr dem wirklichen politischen Kräfteverhältnis außerhalb des Hauses entspricht!

    (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Köhler: Der Schweizer Käse hat auch Löcher, hat aber doch Qualität!)

    Von der FDP sind auch schon 5 von 12 weg. Bei der CDU — das gilt auch für Sie, Herr Dr. Köhler, das kann man nicht mehr aus der Welt schaffen — sitzen von 24 praktisch bloß noch 9 hier; die anderen sind schon politische Phantome.

    (Beifall bei der SPD.)

    Aber nun, meine Damen und Herren, kommen wir zurück zum Etat des Herrn Bundeswirtschaftsministers. Er hat am 14. März hier geglaubt, er könne einen sehr geschickten Schachzug machen. Er hat nämlich vor der Debatte ein ganz fulminantes Programm entwickelt und gedacht, mit diesem glänzenden Programm die Kritik an dem, was er ein Jahr vorher versäumt hatte, aus der Welt zu schaffen. Er hat z. B. gesagt, daß eine Politik, wie er sie sich vorstelle, „klare Verantwortungen und klare Zuständigkeiten" voraussetze. Er hat hier eindringlich erklärt, daß er als Bundeswirtschaftsminister auf Grund des Grundgesetzes die volle Verantwortung für die Wirtschaftspolitik verlange. Ich werde nachher an zwei, drei Beispielen zeigen, was daraus geworden ist.
    Das, was er hier vorgetragen hat, fing damit an, daß er sich über die Preise ausließ. Er hat zunächst einmal - und das ist nun wieder interessant im Hinblick auf die Autos und Staubsauger von vor zwei Tagen — am 14. März gesagt, es werde bei allen demokratischen Volkswirtschaften unbedingt notwendig sein, eine Verkürzung der Lebenshaltung und eine Einschränkung des Konsums durchzuführen. Wie das mit den jetzigen Auffassungen in Einklang gebracht werden kann, weiß ich nicht.
    Dann kam er auf die „Stabilität der Preise" zu sprechen und sagte: „Die Bundesregierung wird diesem Problemkreis ihre besondere Aufmerksamkeit schenken, und es wird deshalb insbesondere meine Aufgabe sein, in dieser Richtung Vorschläge zu entwickeln, die zu einem Erfolg führen." Das war zur Preispolitik. Wir haben während der ganzen sechs Monate, die abgelaufen sind, nichts von solchen Vorschlägen gemerkt und vor allen Dingen nicht das Gefühl, daß wir zu „stabilen Preisen", geschweige denn zu einer Stabilisierung der Preislage gekommen seien. Ganz im Gegenteil haben sich alle entscheidenden, vor allem Massen-und Verbrauchsgüter, für die Bevölkerung enorm verteuert.
    Und dann zur Investition. Da hat Herr Professor Erhard gesagt, daß die Investitionen in den Grundstoffindustrien dringlich notwendig sind. Sie werden sich entsinnen, daß er damals den sehr kuriosen Plan mit dem Markenkleben des Aufbausparens vorbrachte, der nachher wieder abgesetzt worden ist. Zur Geld- und Kreditpolitik hat er gesagt, man brauche eine straffere Koordinierung mit der Bank deutscher Länder. Er hat dann als Forderung neben diesem Aufbauplan oder als Ziel der Preispolitik erklärt, er habe bereits Schritte eingeleitet, um im Sinne einer stärkeren Aufklärung und einer Offenlegung der Kalkulationen die Gewißheit zu geben, daß Industrie und Handel wirklich anständig kalkulieren. Gemerkt haben wir davon nichts; es war nur die Zusage, es zu tun. Er hat erklärt: „Ich werde weitere Vorschläge in der Richtung einer Verschärfung des Wirtschaftsstrafrechts dem Kabinett zuleiten." Er hat zur Preisüberwachung etwas sehr Kühnes gesagt; er hat erklärt: „Ich werde die Preisüberwachung aktivieren", und wörtlich darf ich Ihnen zitieren:
    Ich möchte mit aller Deutlichkeit hier sagen, daß die Zeit der Steuersünder und der Preissünder zu Ende gehen muß.

    (Sehr richtig! rechts und Lachen bei der SPD.)

    Das war vor sechs Monaten. — Das „Sehr richtig!" ist sehr wichtig.

    (Zuruf rechts: Das ist Sache Ihrer bayerischen Heimat!)

    Wenn es aber auch nur ein einziges Beispiel gäbe, wären wir schon ganz zufrieden. Wir erwarten vom Herrn Bundeswirtschaftsminister nicht, daß er das, was in zwei Jahren schlecht gelaufen ist, in zwei Tagen oder zwei Monaten in Ordnung bringen kann. Ich wollte deshalb den Herrn Bundeswirtschaftsminister fragen, ob er hier einige Beispiele bekanntgeben kann. Wenn er das hier


    (Dr. Kreyssig)

    nicht kann, möchte ich ihm einen andern Vorschlag machen: Dann möchte ich das sehr ehrenwerte Mitglied dieses Hauses aus dem Wahlkreis Ulm einmal auffordern, vor der Wählerschaft in Ulm auseinanderzusetzen, wieweit die Versprechungen des Bundeswirtschaftsministers nach dieser Richtung hin durchgeführt worden sind. Man wird sich dort sehr dafür interessieren, was gemacht worden ist.
    Nun, meine Damen und Herren, mit der Schärfe, mit der man entschlossen war, durchzugreifen, ist es nichts gewesen, und mit der „Politik der tendenziell sinkenden Preise", die Professor Erhard ebenfalls verkündet hat, war es auch nichts.

    (Abg. Dr. Preusker: Nanu?)

    Und die Politik der „stabilen Preise"? Sind Sie der Meinung, es herrscht wirklich sinkende Tendenz? Nein; es ist besser, Sie führen es nachher aus, damit wir es genau wissen.
    Erhard hat dann erklärt, er würde Luxussteuern einführen; er hat erklärt, eine Wettsteuer, eine Reklamesteuer werde geschaffen. Nichts haben wir jemals davon erfahren. Er hat gesagt: Wir werden die Kapitalflucht verhindern und die Preiskontrolle beim Außenhandel einführen, und der Herr Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dr. von Brentano, hat dazu den Zwischenruf gemacht „Sehr gut!". Nachdem nichts geschehen ist, würde ich gern erfahren, welchen Zwischenruf er heute machen würde.

    (Abg. Mellies: Er ist gerade hinausgegangen!) Das Entscheidende aber ist, daß der Bundeswirtschaftsminister behauptet hat, daß er das alles verantwortlich mache und er die Wirtschaftspolitik trage.

    Was wir nun in der ganzen Situation als typisch feststellen müssen, ist noch folgendes. In der Zollpolitik ist die Führung einwandfrei vom Bundeswirtschaftsminister auf den Finanzminister übergegangen, und der Herr Finanzminister hat — mit dem ihm gar nicht einmal übelzunehmenden „Kassenbewußtsein" — die Dinge durchgesetzt, die sich jetzt wirtschaftspolitisch denkbar schlecht und sehr stark zuungunsten der Bevölkerung auswirken. Das „Klassenbewußtsein" hatten dabei die Agrarier nach dem schönen Motto: „Bauern aller Bundesländer, vereinigt euch!", — mit dem Ergebnis, daß selbst bescheidene Zollsenkungsforderungen meiner Fraktion abgelehnt worden sind, aber acht oder vierzehn Tage danach die Bundesregierung den Schweinezoll aufheben mußte, um ein schlimmes Chaos zu verhindern.
    Ich möchte Ihnen zum Schluß eines noch sagen: Glauben Sie bitte nicht, daß es der Opposition Zufriedenheit bereitet oder uns irgendwie mit Befriedigung erfüllt, wenn wir hier jedesmal, ganz gleich, wie lang die Zeitabstände sind, kommen müssen, um an der Bundesregierung und an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung Kritik zu üben.

    (Zuruf in der Mitte.)

    W i r sind ja diejenigen, die, wenn wir die Regierung übernehmen, das alles auszubaden haben und in Ordnung bringen müssen,

    (Lachen bei der CDU)

    und es wäre uns tausendmal lieber — lachen Sie
    ruhig, meine Herren —, es wäre uns im Interesse
    der deutschen Bevölkerung wesentlich lieber, der
    Bundeswirtschaftsminister würde seine Arbeit
    wenigstens ein bißchen besser machen. Denn die
    Bevölkerung ist der leidtragende Teil, und es hat
    keinen Zweck, daß ein Großteil von Ihnen der Meinung ist, es werde alles vorzüglich gemacht, wenn alles schief geht. Wir haben — ich habe das vorhin erwähnt — augenblicklich 1 500 000 Arbeitslose. Wir stecken in den schwersten Rohstoff- und Versorgungskrisen. Die Kurzarbeit nimmt jeden Tag zu. Ich bin daher der Meinung: wenn wir schon 1 500 000 Arbeitslose zuviel haben, haben wir immerhin einen Arbeitslosen zu wenig: das ist der Bundeswirtschaftsminister,

    (Sehr gut! bei der SPD)

    und es wäre sehr gut, wenn er Herrn Adenauer darüber aufklären könnte.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister für Wirtschaft.

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    Rede von Dr. Ludwig Erhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich wäre offengestanden auf ernsthaftere Einwände gefaßt gewesen.

    (Beifall bei der CDU.)

    Hier ist gesagt worden, ich sei unter die Räder gekommen, es sei alles schiefgegangen, und ich sei überrollt worden.

    (Zuruf von der KPD: Von Herrn McCloy!) Schließlich hieß es: Wenn man sich nicht an äußerliche Tatsachen halte — ich habe allerdings den Eindruck gehabt, daß sich der Redner nicht an äußere Tatsachen gehalten hat; ich weiß jedoch nicht, an was sonst —, dann könne man nur von einem Zusammenbruch und einem Fiasko sprechen. Der Redner erwähnte dabei insbesondere das Fiasko des Außenhandels. Nun, meine Damen und Herren, wollen wir bei diesem Thema einmal bleiben. Wir haben ja schon im Februar und März gehört, daß wir mit unserer Handelspolitik Schiffbruch erlitten hätten, daß wir Bankrott ansagen müßten, weil wir eben mit unserer Handelspolitik völlig versagt hätten.


    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Es ist richtig, wir haben nach Korea — obwohl ja nach Ihrer Auffassung Korea ausgerechnet auf die deutsche Volkswirtschaft gar keinen Einfluß ausgeübt hat —

    (Zuruf von der SPD: Da haben Sie schlecht zugehört!)

    Rohstoffe einkaufen müssen. Diese haben sich in der Zwischenzeit im Durchschnitt um 67 % verteuert. Wir haben Nahrungsmittel einkaufen müssen. Diese haben sich um 40 % verteuert. Unser Export, der schon wieder in einer friedenswirtschaftlichen Struktur zu über 75 % aus Fertigwaren besteht, ließ die Erzielung höherer Preise jedoch nur im Ausmaß von 17% zu,

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    mit der Wirkung, daß dadurch der deutschen. Volkswirtschaft eine außerordentlich starke Belastung erwuchs.

    (Abg. Rische: Das ist der Marshallplan! — Lachen bei den Regierungsparteien.)

    Als wir dann im Frühjahr dieses Jahres zu der
    bekannten Ausweitung des Kreditspielraumes bei der
    EZU kommen mußten, weil die ursprüngliche Bemessung von 320 Millionen Dollar nach allgemeiner
    Auffassung für die deutschen Verhältnisse und für
    die Entwicklung des deutschen Außenhandels zu
    kurz bemessen war, da wurden von Ihrer Seite

    (zur SPD) diese düsteren Prophezeiungeru geäußert.



    (Bundeswirtschaftsminister Dr. Erhard)

    Wir haben seinerzeit diese zusätzliche Kreditlinie, die uns bis zu einer Inanspruchnahme von 480 Millionen Dollar eingeräumt war, weitgehend ausnützen können. Das „Fiasko des Außenhandels" aber stellt sich heute wie folgt dar. Wir hatten diesen zusätzlichen Kredit in dem Augenblick schon zurückgezahlt, als wir beginnen mußten, Raten zurückzuzahlen. Wir haben heute diesen Kredit aus dem laufenden Geschäft mit 140 Millionen Dollar ausgenützt. Dazu kommen alte Verpflichtungen aus der JEIA-Zeit mit noch ungefähr 30 Millionen Dollar. Das heißt, wir haben insgesamt bei der EZU Kredite von 170 Millionen Dollar in Anspruch genommen, obwohl der Kreditspielraum, der uns dank der allgemeinen Ausweitung, die allen Ländern im Juli zuteil wurde, auf 500 Millionen Dollar läuft. Von 500 Millionen Dollar sind also 170 Millionen Dollar in Anspruch genommen. Die Dollarbestände bei der Bank deutscher Länder haben sich in der Zwischenzeit nach einer weitgehenden Erschöpfung auf jetzt wieder über 400 Millionen Dollar angereichert.

    (Hört! Hört! bei der CDU.)

    Wir haben für bereits hereingenommene Waren nicht einen Cent Devisenverpflichtungen,

    (Hört! Hört! bei der FDP)

    während wir umgekehrt für bereits geleistete Exporte über ein Guthaben von über 550 Millionen Dollar verfügen.

    (Hört! Hört! und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist das „Fiasko des deutschen Außenhandels"!

    (Abg. Dr. Wuermeling: Schweigen links!)

    Nun aber etwas Weiteres. Der Herr Referent sagte, es gehe eben nicht ohne Lenkung und ohne Planung ab. Ich möchte jetzt einmal sagen: Ich kann es ja machen, wie ich will; Sie werden unter allen Umständen ein Argument gegen mich finden! Würde ich ohne jede Beweglichkeit auf einer ganz bestimmten Linie bleiben, dann würden Sie sagen: Der ist so stur; mit dem kann man überhaupt nicht reden. Finde ich mich aber aus der gegebenen Situation heraus, weil ich eben nicht so dogmatisch bin wie Sie, bereit, eine taktische Wendung vorzunehmen, dann wird mir Verrat an der Marktwirtschaft vorgeworfen.

    (Heiterkeit in der Mitte.)

    Die Verantwortung können Sie ruhig mir überlassen!

    (Beifall in der Mitte.)

    Wenn Herr Dr. Kreyssig glaubt, daß wir drauf und dran sind, in eine neue Zwangsbewirtschaftung hineinzukommen, dann möchte ich sagen: ich glaube vielmehr, daß ich drauf und dran bin — und die Verhandlungen und Bestrebungen sind mitten im Gange —, aus der Bewirtschaftung wieder herauszukommen. Wir werden also den umgekehrten Weg gehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Im übrigen zu der „Knappheit". Meine Damen und Herren, mit Ausnahme der deutschen Grundstoffe,

    (Zurufe links: Aha!)

    über die noch zu sprechen sein wird, habe ich es nicht erlebt, daß in dieser ganzen Zeit seit Korea irgendein Bedarf, irgendeine auf den Markt kommende Nachfrage unbefriedigt geblieben ist.

    (Sehr gut! bei den Regierungsparteien.) Wir haben es immer zustande gebracht, unter Aufrechterhaltung der freien Konsumwahl jeden Bedarf abzudecken.


    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf links: Durch die hohen Preise!)

    Noch etwas anderes. Es wurde hier auch von einem „sozialen Ärgernis" gesprochen. Wollen wir mal sehen, wie das „soziale Ärgernis" aussieht. Da wir in der Welt nicht allein stehen, sondern internationale Vergleiche ziehen können, möchte ich auch darauf zu sprechen kommen. Ich erkläre ausdrücklich, nicht alles, was sich in Deutschland vollzieht, ist nun kausal unbedingt mit dem Koreakonflikt in Verbindung zu bringen. Aber sicher ist doch, daß alle europäischen Volkswirtschaften von dem Koreakonflikt nachhaltig betroffen wurden. Man braucht nur die Erscheinungen auf den europäischen Märkten anzusehen, um sich dessen bewußt zu werden. Es war ja nicht etwa eine List der Idee, daß die Preise in allen Ländern gestiegen sind und Lohnangleichungen vonnöten waren, sondern das waren Folgewirkungen von schweren Erschütterungen, die den ganzen Weltmarkt umfaßten.
    Aber nun zu dem internationalen Vergleich. Ich habe, um die Dinge einmal auf eine objektive Grundlage zurückzuführen, — um also an äußerlichen Tatsachen zu messen, Herr Dr. Kreyssig — eine Zusammenstellung auf Grund der nationalen Statistiken in den wichtigsten europäischen Ländern anfertigen lassen, um festzustellen, wie sich in diesen Ländern — England, Frankreich, Italien, Schweiz, Schweden, Holland, Belgien, die wichtigsten Länder sind alle dabei — seit dem ersten Halbjahr 1950 die Entwicklung vollzogen hat. Wir können mit Recht annehmen, daß das erste Halbjahr 1950 in allen diesen europäischen Ländern von politischen Störungen frei war. Es schien angemessen und methodisch einwandfrei, die Ziffern des ersten Halbjahres 1950 als Basis, d. h. in der statistischen Rechnung als Hundert-Grundlage heranzuziehen, um darauf bezogen auszurechnen, wie sich die Lebenshaltungskosten auf der einen Seite und die Lohneinkommen auf der anderen Seite entwickelt haben. Dabei ergibt sich ein so interessantes Bild, daß es unter dem Aspekt des „sozialen Ärgernisses" besonders gewertet werden sollte. In einer Reihe von europäischen Ländern haben sich, gemessen am ersten Halbjahr 1950, die Preise bzw. die Lebenshaltungskosten stärker erhöht als die Löhne. Überhaupt möchte ich sagen, von allen europäischen Ländern mit Ausnahme der Schweiz, die noch einen Punkt tiefer liegt, ist die Preissteigerung in Deutschland am geringsten geblieben. Jeder, der die Möglichkeit hat, einmal über die Grenzen unseres Landes zu blicken und Einblick in die dortigen Verhältnisse zu nehmen, wird das bestätigen müssen, was im übrigen überhaupt nicht mehr bestritten wird. Die Preisentwicklung allein aber wäre noch kein hinreichendes Maß für eine soziale Bewertung, und deshalb muß zu der Preisentwicklung und zu der Lebenshaltungskostenentwicklung auch die Lohnentwicklung zum Vergleich herangezogen werden,

    (Sehr richtig! in der Mitte)

    mögen Sie die Bruttostundenlöhne oder die Bruttowochenlöhne nehmen. Dann aber wird das Bild
    noch interessanter. Ich sagte schon vorhin: in einer
    Reihe von Ländern sind die Löhne hinter der
    Preisentwicklung zurückgeblieben. In anderen Ländern, wie vor allen Dingen in den planwirtschaftlich organisierten, ergibt sich eine sklavische Über-


    (Bundeswirtschaftsminister Dr. Erhard)

    einstimmung von Preis- und Lohnentwicklung. In ganz wenigen Ländern hat die Lohnkurve die Preiskurve überragt, aber in keinem europäischen Land so stark wie in Deutschland.

    (Lebhafte Zurufe von den Regierungsparteien: Hört! Hört!)

    In Deutschland ist nämlich die Lohnkurve um 12% über die Preiskurve angestiegen.

    (Lebhafte Zurufe von den Regierungsparteien: Hört! Hört! — Widerspruch bei der SPD. — Abg. Rische: Stimmt ja gar nicht! Wo haben Sie die Statistik her?)


    (Wiederholte Zurufe von der SPD.)

    Damit ist nichts über den absoluten Lebensstandard ausgesagt;

    (Zurufe links: Aha!)

    das gebe ich zu. Aber es ist etwas ausgesagt, wie sich seit Mitte vorigen Jahres, seit dem Koreakonflikt, von dem aus ja unsere Wirtschaftspolitik besonders verhängnisvoll gewesen sein soll, die sozialen Verhältnisse in Deutschland entwickelt haben, und dieser Beweis ist zwingend.
    Im übrigen habe ich dieses Material mit Schaubildern und Zahlenunterlagen Ende Juli der Deutschen Gewerkschaftsführung, und zwar Herrn Fette persönlich, mit der Bitte überreicht, er möge das Material durch das wissenschaftliche Institut der Gewerkschaften prüfen lassen und er möge es mir mit den Anmerkungen dieses Instituts wieder zurückgeben. Ich habe das Material zurückerhalten ohne Anmerkungen des Gewerkschaftsinstituts!

    (Lebhafte Zurufe: Hört! Hört! — Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe diese Zahlen in der Zwischenzeit auch in mindestens zwanzig Versammlungen öffentlich genannt, und es ist mir noch keine Widerlegung zuteil geworden.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    - Das zu dem „sozialen Ärgernis".
    Nun, meine Damen und Herren, komme ich auf die Kohle zu sprechen. Auch hier wird die Sache so dargestellt, als ob das ein ausschließlich deutsches Problem wäre.

    (Abg. Rische: Da haben Sie allerdings recht!)

    In der Zwischenzeit hat sich deutlich genug erwiesen, daß z. B. durch eine besondere Organisation bei der OEEC in Paris das Problem der europäischen Kohlenversorgung als ein Ganzes betrachtet wird, daß auch die Verhandlungen mit Amerika nicht mehr von einzelnen Volkswirtschaften, sondern für Europa geschlossen geführt werden, mit der Wirkung, daß sich Amerika in diesem zweiten Halbjahr zu einer Leistung von 16 Millionen Tonnen Kohle für Gesamteuropa entschlossen hat.
    Was die 20 Zentner Kohle anbelangt, so stehe ich noch einmal hier zu meiner Erklärung, daß pro Haushalt 20 Zentner Kohle zugeteilt werden.

    (Zuruf in der Mitte: Vom Bund!)

    Wenn gestern im Landtag Nordrhein-Westfalen die Kohlezuteilung auf Grund der jetzigen Haushaltszählung oder, besser gesagt, der Anmeldung als Haushalte und durch die dadurch bewirkte Erhöhung der Zahl der Haushalte rein rechnerisch mit nur 18,3 Zentnern angegeben wurde, dann wissen wir ehr genau, daß bei den Haushaltsanmeldungen sehr großzügig verfahren wurde. Soweit echte Haushalte vorhanden sind, stehe ich auch für Nordrhein-Westfalen dafür gerade, daß 20 Zentner zugeteilt werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Henßler: Sie hatten uns 24 Zentner versprochen! — Abg. Etzel [Duisburg]: Jetzt sind es auf einmal 24 Zentner!)

    Dann ist von der schwarzen Kohle die Rede, von der „schwarzen" schwarzen Kohle, die im Ausmaß von 1 Million Tonnen in Nordrhein-Westfalen gehandelt werden soll. Ja, da kann ich Ihnen nur sagen: Sie spotten Ihrer selbst und wissen nicht, was Sie tun!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Denn die Kohle ist ausgerechnet das Produkt, das in einem Maße zentral gelenkt und zentral gesteuert wird,

    (Sehr richtig! in der Mitte)

    daß hier mit Ausnahme einer globalen Aufteilung durch den Wirtschaftsminister er für einen Schwarzmarkt auf keinen Fall mehr verantwortlich zu machen ist.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Es sind vor allen Dingen Ihre Gewerkschaften, die IG-Bergbau, die die verantwortliche Institution, den DKV, unter allen Umständen am Leben erhalten möchte, weil sie nur durch den DKV eine sichere Verteilung gewährleistet sieht.
    Wenn also unter dem DKV nach Ihrer Meinung 1 Million Tonnen Kohle schwarz gehandelt werden, dann scheint hier die zentralbürokratische Institution eben nicht richtig zu funktionieren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der SPD und der KPD.)

    Zu der Investitionspolitik. Ich darf darauf verweisen, daß ich es gewesen bin, der zunächst den von Ihnen — das ist Ihr gutes Recht — abgelehnten Sparmarkenplan entwickelt hat. Ich war es auch wieder, der dann im Einvernehmen und in Besprechungen mit der gewerblichen Wirtschaft die Investitionshilfe zur Diskussion gestellt hat, mit der wir uns noch zu befassen haben. Man kann also nicht sagen, daß wir uns um diese Dinge nicht bekümmerten. Im Gegenteil, wir haben alles getan, und ich stehe ja auch dauernd in Verbindung — und ich bin sehr dankbar dafür — z. B. mit der IG-Bergbau, um zu prüfen, mit welchen Mitteln man die Kohlenförderung steigern könnte.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Denn das ist in der Zwischenzeit klar geworden: mit Verteilungsakrobatik ist dieses Problem nicht mehr befriedigend zu lösen, sondern es muß von der Förderung aus angepackt werden.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    Weiter bin ich aufgefordert worden zu erklären, ob ich zur Vollbeschäftigung stehe. Die Erklärung kann ich Ihnen gern abgeben: ich habe keine andere Sehnsucht und kein anderes Verlangen, als ein größtmögliches Maß an voller Beschäftigung für das deutsche Volk zu erreichen.

    (Zurufe von der SPD.)

    Aber damit ist nicht ausgesagt, daß ich zu dem sozialistischen Dogma der Vollbeschäftigung stehe, das nach meiner festen Überzeugung allerdings zu einer Inflation und zu einem Verfall der Währung führen muß.

    (Zustimmung in der Mitte und rechts. — Zurufe von der SPD und der KPD.)



    (Bundeswirtschaftsminister Dr. Erhard)

    Dann wird ein Gegensatz daraus konstruiert, daß
    ich im Frühjahr gesagt habe, die Verteidigung
    werde Opfer erfordern, und jetzt für eine Steigerung des Verbrauchs eingetreten bin. Das ist kein
    Gegensatz, sondern ich will Ihnen sagen, wie die
    Dinge sehr logisch zusammenhängen. Sie hängen
    nämlich insofern logisch zusammen, als das klar
    ist: je größere Opfer ein Volk zu bringen hat und
    je größere Anstrengungen eine Volkswirtschaft zu
    machen hat, um einen Beitrag zur Verteidigung
    zu leisten, um so wichtiger ist es, die Produktion
    auszudehnen, die Produktivität zu erhöhen, um die
    Lebensmöglichkeiten des einzelnen zu verbessern,
    sein Einkommen zu erhöhen und neue Arbeitskräfte in den Produktionsprozeß einzubeziehen.

    (Zurufe links.)

    Das geschieht durch eine Ausweitung des Sozialprodukts. Selbstverständlich werden dann durch den notwendigen Verteidigungsbeitrag individuelle Opfer erforderlich werden. Das Opfer, das wir aber in Form des Verteidigungsbeitrags zu bringen haben, wird sich leichter tragen lassen und wird geringere soziale Erschütterungen auslösen, wenn es auf ein Sozialprodukt von 120 Milliarden gegründet werden kann anstatt auf ein solches von nur 100 Milliarden. Und das ist unsere Politik.

    (Zuruf von der KPD: Diese Politik hat uns auch Hitler empfohlen! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Dann ist mir hier vorgeworfen worden, ich habe nicht genügend getan, um die Stabilität der Preise zu wahren. Ich brauche hier nur auf das zu verweisen, was ich vorhin über die Preisentwicklung in Deutschland und im übrigen Europa gesagt habe. Aber, meine Damen und Herren, Sie scheinen doch die Presse wenig verfolgt zu haben; denn sonst hätten Sie aus vielen offenen Briefen in den Organen der Textilwirtschaft und der Schuhwirtschaft lesen müssen, daß ich sehr energisch vom Leder gezogen bin und dort auf die Preise einen Einfluß — und zwar nicht in Richtung einer Stabilität, sondern in Richtung einer Preissenkung — ausgeübt habe. Ich habe es an offenen Worten auch gegenüber der Industrie und der gewerblichen Wirtschaft nicht fehlen lassen. Es kann mir skein Mensch nachsagen, daß ich hier nicht alles getan hätte, um die Leute zur Disziplin, zur Besinnung und zum gesunden Menschenverstand zurückzuführen.

    (Zuruf von der KPD: Kein Engel ist so rein! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Ich habe auch in den Bereichen, in denen die Preisüberwachung vonnöten war, immer wieder an die Länder entsprechende Aufforderungen ergehen lassen; aber ich habe bisher noch nicht festgestellt, daß die mit allen Vollmachten ausgestatteten Exekutivorgane — und die liegen ja ausschließlich bei den Ländern — etwa in den sozialistischen Ländern erfolgreicher operiert hätten als in den politisch anders strukturierten Ländern.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wenn die Zahl von 1,5 Millionen Arbeitslosen genannt worden ist, dann ist wohlweislich verschwiegen worden, daß die Zahl der Beschäftigten in dieser ganzen Zeit ebenfalls zugenommen hat.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Sie alle wissen, wenn Sie die Dinge ehrlich betrachten, sehr wohl, daß die Zahl von 1,5 Millionen
    Arbeitslosen eine sehr euphemistische Ziffer ist, die mit den Realitäten kaum mehr übereinstimmen dürfte.

    (Sehr richtig! in der Mitte. — Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, hier ist gesagt worden, das deutsche Volk müsse das ausbaden, was wir ihm durch unsere Wirtschaftspolitik eingebrockt hätten. Ich sage hier an dieser Stelle noch einmal: ich übernehme für die deutsche Wirtschaftspolitik die volle Verantwortung einschließlich des sozialen Schicksals, das nach Ihrer Meinung für das deutsche Volk so verhängnisvoll geworden ist.

    (Zurufe von der SPD.)

    Ich sage Ihnen aber: das deutsche Volk hat nicht die Suppe auszulöffeln; sondern wenn überhaupt in dem Pott noch Suppe drin ist, dann haben wir sie hineingeschüttet!

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien und rechts. — Lachen bei der SPD.)