Rede von
Dr.
Thomas
Dehler
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Die Gewerkschaften haben — —
Die Gewerkschaften haben mit dem Streik gedroht,
wenn nicht bis zum 31. Januar dieses Jahres
ihnen die Erklärung abgegeben würde, daß die Regierung ein Gesetz entsprechend ihrem Willen einbringt.
Daran wollen wir doch nicht deuteln: Es ist ein Druck.
Es ist unternommen worden, die gesetzgebenden Organe zu nötigen,
Herr Kollege Schrader, und etwas anderes habe ich nicht gesagt.
Ich gebe zu: Dieser Satz, aus dem Zusammenhang gerissen, könnte den Eindruck erwecken, als ob ich den Vorwurf erheben wollte, der Bundestag habe sich nötigen lassen. Der strafrechtliche Tatbestand setzt lediglich voraus, daß jemand es unternimmt, ein gesetzgebendes Organ zu nötigen, und das ist geschehen.
Ich habe mit keinem Wort behauptet, daß die Gewerkschaften des Zuchthauses würdig seien.
— Vielleicht können Sie mich einmal in Ruhe den Sachverhalt darlegen lassen.
— Sie wollen die Wahrheit nicht hören!
Ich habe den Vorzug gehabt, in dem schon beinahe klassischen niedersächsischen Wahlkampf auch als Redner gebeten zu werden. Ich bin nach Uslar gekommen. Man hat mir dort das Thema gestellt, über Recht und Staat zu sprechen, und ich habe erklärt, daß es meine und meiner Freunde Überzeugung ist, daß die Demokratie die wesentliche Voraussetzung der Verbindlichkeit des Rechtes hat und daß es keine deutsche Demokratie gibt,
wenn nicht in unserem Volke die Überzeugung von dem Wert und von der bindenden Kraft des Rechtes besteht. Ich habe an Beispielen exemplifiziert, wo diese Achtung vor der Verbindlichkeit des Gesetzes und des Rechtes gefehlt hat,
und dabei habe ich das Verhalten der Gewerkschaften zitiert. Ich nehme das für mich als Staatsbürger in Anspruch, und ich glaube, daß ich niemand Rechenschaft schulde, wenn ich diese Anklage erhebe.
Ich gehe aber darüber hinaus und sage: Ich wäre ein schlechter Justizminister,
ich wäre ein schlechter Hüter des Rechtes,
ich wäre ein schlechter Hüter des Rechtes,
wenn ich das, was seitens der Gewerkschaften dem deutschen Rechte angetan worden ist, nicht rügen würde,
wenn ich nicht mit meiner ganzen Person dafür sorgen würde, daß ein solcher Rechtsbruch nicht mehr möglich ist.