Rede von
Dr.
Gebhard
Seelos
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BP)
Ich möchte auf den Sprecher der FDP zurückkommen. Es ist für uns immer hochinteressant, daß diese Individualisten der Wirtschaft, die gegen jede Planung und gegen jeden Zwang sind, die immer für den freien Wettbewerb eintreten, ausgerechnet dort, wo es sich nicht um materielle, sondern um geistige, um kulturelle Dinge handelt, einen Zwang ausüben wollen. Hier wollen sie den Individualismus der Länder abschaffen, hier wollen sie von dem wohltuenden Wettkampf der einzelnen Sender nichts wissen. Man will wieder, wie es in der Nazizeit war, einen Einheits-
Reichssender; man will ein Reichskultusministerium; dann ist man glücklich!
Eine solche Haltung widerspricht der von sogenannten liberalen demokratischen Menschen. Es spricht hieraus die Haltung eines massiven geistigen Materialismus, den wir ablehnen.
Es ist doch traurig, wenn man sagen muß, daß die geistvollen Ausführungen von Herrn von Cube nur dadurch abgeschaltet werden können, daß man die Wellenlänge wegnimmt oder daß man es durch einen „Reichssender" verhindert. Das ist ein trauriges Zeichen der Unfreiheit.
Wenn man Wellenlängen mit dem Ausland aushandeln will, dann hat man dazu sehr wohl das Auswärtige Amt. Man hat auch in kulturellen Dingen früher durch die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes verhandelt, ohne daß man einen Reichskultusminister brauchte. Es ging sehr wohl mit den Länderkultusministern. Genau so kann man auch Wellenlängen über das Auswärtige Amt aushandeln. Deswegen allein braucht man keine zentrale Stelle.