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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag - 136. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. April 1951 5818 136. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. April 1951. Geschäftliche Mitteilungen 5314D Vorlage der Entwürfe von Verordnungen über Verarbeitung, Lieferung, Bezug, Vorratshaltung und statistische Erfassung von Nichteisen-Metallen (NEM I/51), Verwendungsbeschränkungen von Kupfer und Kupferlegierungen (NEM II/51) und Verwendungsbeschränkungen von Zink und Zinklegierungen (NEM III/51) 5314D Änderungen der Tagesordnung . . 5315A, 5381D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Errichtung einer Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (Nr. 2131 der Drucksachen) 5315A Storch, Bundesminister für Arbeit 5315A, 5321B Sabel (CDU) 5315D Richter (Frankfurt) (SPD) 5317A Dr. Seelos (BP) 5318C, 5322D Willenberg (Z) 5319A Walter (DP) 5319B Dr. Schäfer (FDP) 5319C Renner (KPD) 5320D Frau Dr. Rehling (CDU) 5321D Arndgen (CDU) 5322A Schoettle (SPD) 5322B Ausschußüberweisung 5323A Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines zweiten Gesetzes über die Neugliederung in den Ländern Baden, Württemberg-Baden und WürttembergHohenzollern (Nrn. 821, 1752, 1849 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung (30. Ausschuß) (Nr. 2160 der Drucksachen) . . . . 5323B Dr. Schmid (Tübingen) (SPD): zur Geschäftsordnung 5323C zur Sache 5327A, 5338C von Thadden (DRP) . . . . 5323D, 5342C Dr. Kopf (CDU) 5324A, 5340B, 5344D, 5345C Farke (DP) 5326B Dr. von Merkatz (DP) . . . 5326C, 5343A Freudenberg (FDP) 5330D Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 5331B Donhauser (Unabhängig) 5331D Fisch (KPD) 5331D Dr. Ehlers (CDU) 5333C Dr. Müller, Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern . . . 5334D Wohleb, Staatspräsident von Baden 5337C Dr. Hamacher (Z) 5338B Mayer (Stuttgart) (FDP) . . 5338C, 5342B Ewers (DP) 5339D Clausen (SSW) 5341A Erler (SPD) 5341B Dr. Jaeger (CDU) 5343D Euler (FDP) 5345D Abstimmungen . 5323C, 5339A, 5345B, 5346A Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1950 (Nr. 1500 der Drucksachen); Mündliche Berichte des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) Einzelplan XV — Haushalt des Bundesministeriums für Vertriebene (Nr. 1916 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der BP betr. Errichtung einer UmsiedlungsAusgleichskasse für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Evakuierte (Nr. 2112 der Drucksachen) 5346A Frau Dr. Probst (CSU), Berichterstatterin 5346B Reitzner (SPD) 5348B Schütz (CSU) 5351A Tichi (BHE-DG) 5353D Trischler (FDP) 5355A Wittmann (WAV) 5357D Willenberg (Z) 5360A Dr. Seelos (BP) 5360B Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 5361B Müller (Frankfurt) (KPD) 5361C Farke (DP) 5363C Dr. Goetzendorff (DRP-Hosp.) . . 5364B Dr. Lukaschek, Bundesminister für Angelegenheiten der Vertriebenen 5365A Meyer (Bremen) (SPD) (zur Abstimmung) 5367B Dr. Kather (CDU) (persönliche Bemerkung) 5367C Abstimmungen 5367B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gewerbesteuerrechts (Nr. 2130 der Drucksachen) 5368D Dr. Dresbach (CDU) 5368D Tenhagen (SPD) 5369D Dr. Besold (BP) 5370D Ausschußüberweisung 5371A Beratung des Antrags der Fraktion der WAV betr. Maßnahmen zur Sicherung deutschen Eigentums in Österreich (Nr 2024 der Drucksachen) 5371A Dr. Richter (Niedersachsen) (SRP), Antragsteller 5371A Mellies (SPD) 5373B Ausschußüberweisung 5373C Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Anweisung auf Herausgabe der Brückenbaupläne im Bereich der Bundesstraßen und der Bundesbahn an die US-Armee zum Zwecke des Einbaues von Sprengkammern (Nr. 2085 der Drucksachen) 5373C Fisch (KPD), Antragsteller 5373C Schoettle (SPD) 5375B Ausschußüberweisung 5375C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) über den Antrag des Abg. Stücklen u. Gen. betr. Maßnahmen zur Behebung des Landarbeitermangels (Nrn. 2126, 1870 der Drucksachen) 5375D Dr. Kneipp (FDP), Berichterstatter . 5375D Glüsing (CDU) 5377A Frau Strobel (SPD) 5377D Eichner (BP) 5378D Dr. Preiß (FDP) 5379B Ausschußüberweisung 5380B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Dr. Ott u. Gen. betr. Arbeitslosenfürsorgeunterstützung (Nrn. 2127, 1768 der Drucksachen) 5380B Pelster (CDU), Berichterstatter . . . 5380B Beschlußfassung 5380C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der KPD betr. Erhöhung von Unterstützungssätzen (Nrn. 2128, 1434 der Drucksachen) . . . 5380D Pelster (CDU), Berichterstatter . . . 5380D Müller (Frankfurt) (KPD) 5381A Keuning (SPD) 5381C Beschlußfassung 5381D Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, DP, BP, Z und Gruppe BHE-DG betr. Bereitstellung von Bundeshaushaltsmitteln für den sozialen Wohnungsbau im Haushaltsjahr 1951/52 (Nr. 2123 der Drucksachen) . . . 5381D, 5382A Beratung abgesetzt 5382B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (18. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Sicherungsmaßnahmen für den sozialen Wohnungsbau 1951 (Nrn. 2145, 1970 der Drucksachen) . 5381D, 5382B Wirths (FDP), Berichterstatter . . 5382C Beschlußfassung 5382C Beratung des interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck Nr. 150) 5382C Beschlußfassung 5382C Erklärung nach § 85 der Geschäftsordnung: Dr. Wuermeling (CDU) 5382D Nächste Sitzung 5383C Die Sitzung wird um 13 Uhr 31 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Jawohl, wir sind zur Aufnahme bereit, aber nur dann, wenn uns die entsprechenden Wohnungsbauten finanziert werden. Wir wissen, daß ausreichende Mittel für diesen Zweck nicht zur Verfügung stehen. Daher wird dieses Weisungsrecht des Ministers wahrscheinlich auch nicht zur vollen Auswirkung kommen können.
    Einen ganz besonderen Fortschritt bedeutet die Errichtung der Flüchtlingsbank. Damit ist endlich die Kreditierung von Flüchtlingsbetrieben in die Hand einer Zentralstelle gelegt worden. Allein schon die Tatsache, daß nun eine Zentralstelle in der Lage ist, die Vergebung dieser Kredite zu prüfen, ist ein gewaltiger Fortschritt. Auch hier gab es bei den Ländern manche Schwierigkeiten, weil die für diesen Zweck bewilligten Mittel nicht immer in die dafür bestimmten Kanäle geflossen sind. Aber auch heute sind wir leider noch in einer schwierigen Situation insofern, als die Mittel, die der Flüchtlingsbank zufließen, zu gering sind; die Entwicklung hat hier eher rückläufige als ansteigende Tendenz. Hoffen wir, daß es gelingen wird, auch hier entsprechend schnell voranzukommen!
    Wir begrüßen es insbesondere, daß in diesem Haushalt die Mittel für Informationsmaterial wesentlich erhöht worden sind. Wir haben schon im vorigen Jahr den wohl einzig dastehenden Fall erlebt, daß die dafür vorgesehenen Mittel im Haushaltsausschuß von 1000 auf 50 000 DM erhöht worden sind, und in diesem Jahre ist der Ansatz sogar auf 500 000 DM gesteigert worden.
    Ich komme zur Frage der Internationalisierung des Flüchtlingsproblems. In meinen Augen ist einer der schönsten Erfolge dieses Ministeriums darin zu sehen, daß es durch intensive Aufklärung aller möglichen ausländischen Staaten gelungen ist, dieses Problem allmählich zu einem internationalen Problem zu machen. Wir wissen, daß es noch vor 11/2 und 2 Jahren Amerikaner gegeben hat, die gesagt haben: Das deutsche Flüchtlingsproblem ist ein rein innerdeutsches Problem, Deutschland muß damit allein fertig werden! Das ist längst überwunden. Der Walter-Bericht war der erste wesentliche Schritt auf diesem Wege. Es war von besonderer Bedeutung, daß eine Kommission des amerikanischen Kongresses durch die eigene Staatsdruckerei die Weltöffentlichkeit über diesen Fragenkomplex aufgeklärt hat. Einen weiteren Fortschritt sehen wir in dem Bericht der Sonne-Kommission; wir
    werden sicherlich Gelegenheit haben, uns über diesen Bericht einmal eingehend zu unterhalten.
    Inzwischen ist auch bei der UNO ein Flüchtlingskommissariat für die europäische Flüchtlingsfrage eingerichtet worden. Auch hier bildet die deutsche Flüchtlingsfrage einen Bestandteil der gesamteuropäischen Flüchtlingsfrage. Wir haben es weiter erlebt, daß in Straßburg ein Sonderausschuß für Flüchtlingsfragen eingerichtet wurde, der allmählich zu einer Behörde ausgebaut werden soll. Auch auf diesem Sektor ist also ein gewaltiger Fortschritt erzielt worden. Wir sind dem Ministerium wirklich dankbar, weil es ihm mit dem ihm gebotenen entsprechenden Informationsmaterial und durch geschickte Verhandlungsführung an verschiedenen Stellen gelungen ist, diesen Fortschritt zu erzielen.
    Zum Tit. 32, kulturelle Fragen und andere, geben wir ebenfalls unsere volle Zustimmung.
    Nun zur Aufgabenstellung. Im kommenden Jahre ist wohl das Kernproblem der Lastenausgleich. Wir können nicht genug betonen, daß hier ein gerechter Ausgleich kommen soll. Auf diesem Gebiet hat das Ministerium die Möglichkeit, von sich aus viel zu tun. Allerdings wollen wir den Betroffenen sagen: Jetzt besonders zu drängen, wäre fehl am Platze. Ich glaube, wir können es von diesem Hause aus in Anspruch nehmen, zu sagen, daß alle wesentlichen großen sozialpolitischen Gesetze in ganz anderer Fassung verabschiedet wurden, als sie von der Regierung vorgelegt wurden, und zwar mit Änderungen immer zugunsten der jeweils betroffenen. Es wäre falsch, wenn man hier zu sehr beschleunigen wollte und dann bei der Behandlung dieser Frage nicht genügend Zeit hätte, sich mit dem Problem wirklich ernsthaft zu befassen. Ich bin der Überzeugung, daß hier ein, zwei Monate keine Rolle spielen sollten, weil eine so kurze Verzögerung sich wahrscheinlich zugunsten derer auswirken wird, die davon betroffen sind.
    Das Vertriebenengesetz — das ist bereits erwähnt worden — ist außerordentlich wichtig. Es muß möglichst schnell kommen; denn es ist Tatsache, daß in den einzelnen Ländern die Bestimmung des Art. 116 des Grundgesetzes, nach dem alle Heimatvertriebenen den Einheimischen gleichgestellt sind, in der Praxis nicht so durchgeführt wird. Ich habe eine ganze Reihe von Landsleuten, die z. B. in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen als Volksdeutsche aus dem Südosten nicht als Heimatvertriebene und damit nicht als im Sinne des Art. 116 gleichgestellt anerkannt werden. Hier wird es sehr gut tun, wenn das Vertriebenengesetz kommt. Insbesondere wird dabei die Frage schwierig sein, den Begriff Ostzonenflüchtling zu klären und diese Gruppe von Flüchtlingen entsprechend einzubauen.
    Eine besondere Aufgabe des Bundesministeriums würde ich darin sehen, dafür zu sorgen, daß die Misere unter den Arbeitslosen, nämlich das zahlenmäßige Mißverhältnis der heimatvertriebenen zu den anderen Arbeitslosen, in irgendeiner Form beseitigt wird. Es wird sehr schwierig sein, aber man muß sich mit diesem Problem sehr eingehend befassen, und das Ministerium soll eben an den verschiedenen Türen klopfen, damit hier eine Besserung eintritt.
    Ganz besonders aber glaube ich, daß im nächsten Jahre die Frage, die unser Freund Schütz angeschnitten hat, nämlich die Frage der ländlichen Siedlung, der landwirtschaftlichen Siedlung auch mehr als bisher behandelt werden muß. Wir müs-


    (Dr. Trischler)

    sen zugeben, daß auch unser Bundestag sich erst in den letzten Wochen nach dem Antrage Frühwald entschlossen hat, sich überhaupt mit diesem Problem zu befassen. Im letzten Jahre hat noch niemand daran gedacht, im Etat des Landwirtschaftsministeriums für diesen Zweck irgendwelche Mittel zu bewilligen. In diesem vergangenen Jahre waren es nur fünf Millionen DM. Das ist auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nach dem Entschließungsantrag der SPD — wir wollen hoffen, daß er durchgeht — sollen wenigstens im nächsten Jahre 60 Millionen für diesen Zweck bewilligt werden.
    Es wird hier im Hause und auch überall immer wieder gesagt: Landarbeiterfrage, Landarbeitermangel. Ich behaupte: Überall, wohin ich komme, herrscht doch eine merkwürdige Situation. Von Woche zu Woche erleben wir, daß ausländische Kommissionen hier in das Bundesgebiet kommen und sich hier Landarbeiter und landwirtschaftliche Kolonisatoren suchen und sie tatsächlich mit hinausnehmen. Ich behaupte, daß die Bundesrepublik heute das Land in der Welt ist, das über das größte Reservoir erstklassiger landwirtschaftlicher Arbeiter und Facharbeiter verfügt, daß es uns aber nicht gelingt, diese Menschen tatsächlich in den Arbeitsprozeß einzuschalten. Das liegt an der gesamten Wirtschaftspolitik; denn man kann von einem Flüchtling, von dem Landarbeiter und von dem Bauern nicht verlangen, daß er vielleicht für 10 bis 12 DM in der Woche für sich und seine Familie zu einem Bauern arbeiten geht, weil er davon nicht einmal die Kleider kaufen kann, die er zerreißt. Die Landarbeiter sind da. Trachten wir danach, daß eine andere Politik kommt, und wir werden genügend erstklassige Arbeiter haben und werden es vor allen Dingen verhindern, daß uns das Ausland unsere besten Kräfte abzieht, was zur Zeit tatsächlich geschieht.
    Mit der Landarbeiterfrage hängt auch ganz eng der Wohnungsbau zusammen. Wir müssen uns wirklich Gedanken darüber machen, im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Siedlung auch diesen Fragenkomplex von der Flüchtlingsseite her aufzugreifen, und wir müssen versuchen, daß Landarbeiterwohnungen gebaut werden, genau so wie wir den Bergarbeiterwohnungsbau bevorzugt betreiben, damit die Landarbeiter hier zu einem Eigenheim kommen und schollenverbunden werden. Dann werden sie auch auf die Dauer zur Verfügung stehen.
    Dabei möchte ich ausdrücklich betonen, daß es uns Heimatvertriebenen auch nicht gleichgültig ist, auf welchem Wege die Mittel für diese Zwecke eingesetzt werden. Wir werden in der nächsten Woche wahrscheinlich Debatten im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen über diese Frage zwischen verschiedenen Banken haben. Auch hier muß es, wenn schon Bundesanstalten da sind, die diese Aufgabe seit Jahrzehnten zentral gelöst haben und nach ihrer Zusammensetzung eine entsprechende Möglichkeit der Bundeskontrolle bieten, Grundsatz sein, daß wir möglichst diesen Weg und nicht einen anderen gehen, auf dem ganz andere Kreise ihre Interessen vertreten sehen und darüber entscheiden wollen, aber nicht unter entsprechender Einschaltung und Kontrolle auch der Heimatvertriebenen selbst.
    Wenn ich mir nun noch in gewisser Hinsicht eine kleine Kritik am Ministerium erlauben darf, denn an der Personalpolitik. Wir hatten seinerzeit nach der Schaffung des Bundes unter uns im Heimatvertriebenen-Ausschuß einen Schlüssel ermittelt und hatten uns damals geeinigt, daß wir das Verhältnis der Ostvertriebenen zu den Sudetendeutschen und zu den ehemaligen Minderheiten entsprechend festlegen und uns an diese Schlüsselzahl halten wollen. Das wurde festgelegt, und wir hätten doch zumindest erwartet, daß unser eigenes Ministerium, das Flüchtlingsministerium, sich im wesentlichen an diese Schlüsselzahl hielte. Das ist nicht geschehen. Ich denke da an meine eigene Gruppe aus dem Südosten. Von all diesen Leuten haben wir heute nur zwei im Bundesministerium. Auch die Gruppe der anderen Auslandsdeutschen, die Reichsdeutschen, wurde bisher vernachlässigt. Wir haben hier im Bundesgebiet etwa 300 000 ehemalige Reichsdeutsche, die in allen möglichen Ländern der Welt, in Kolonien, z. B. den holländischen usw. gelebt haben. Sie bilden ein wertvolles Element, haben dort draußen sehr viel deutsches Vermögen verloren, über dessen Rechtsstellung zu verhandeln sich sicherlich lohnen würde. Auch diese Gruppe ist also nicht entsprechend zum Zuge gekommen.
    Im übrigen geben wir unsere Zustimmung zu dem Etat und wünschen nur von Herzen, daß das Ministerium auch weiterhin und vielleicht mit noch mehr Druck sich dafür einsetzt, daß die Probleme schneller gelöst werden. Wenn es von uns abhinge, dann würden wir dafür Sorge tragen, daß die Kompetenz dieses Ministers eine stärkere und kräftigere wird, damit er sich insbesondere den Ländern gegenüber auch durchsetzen kann.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Wittmann. — Um unter Umständen die Anmarschwege zu kürzen, darf ich schon jetzt mitteilen: als nächster Herr Abgeordneter Willenberg.

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    Rede von Konrad Wittmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (WAV)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Zwei Vorbemerkungen! In dem Bericht vom 20. September vorigen Jahres, den die Bundesregierung uns übermittelt hat, wurden Worte des Dankes ausgesprochen, so wie sie auch heute hier erwähnt wurden — Dank an alle für alles Gute, das gerade den Heimatvertriebenen erwiesen wurde. Diesem Danke schließe ich mich in größter Aufrichtigkeit und Herzlichkeit an, aus Selbstverständlichkeit und um nicht nachher — wie es unlängst geschah — gefragt zu werden, ob ich denn gar nichts anerkenne von dem, was an Hilfe geleistet wurde. Ich anerkenne es voll und ganz. Wir müssen aber das Problem in seiner Gesamtheit sehen: nicht nur, was geleistet und geschaffen wurde, was an Not verringert wurde, sondern auch, was an Not und Elend noch vorhanden ist, und vor allem, welche Gefahrenquellen aus der noch vorhandenen Not erstehen, nicht nur für unser Volk, sondern auch für die gesamte politische Entwicklung wie für die noch freien Völker.
    Eine zweite Vorbemerkung. Es wurden hier im Hause auch heute, wie öfter schon und wie auch in der Presse, bestimmte Zahlen genannt: 12 Millionen Heimatvertriebene. Ich darf mir erlauben darauf hinzuweisen, daß ich selber aus amtlichen Sendungen des englischen und amerikanischen Rundfunks 1945 und 1946 — z. B. englischen Sendungen im Frühjahr 1946 — gehört habe: „24 Millionen Heimatvertriebene sind auf der Wanderung, werden wie das Tier nach dem Westen gejagt". Dann hat sich die Zahl in den Meldungen immer verringert: auf 20 Millionen, auf 18 Millionen. Viele sind in die Ewigkeit hinübergegangen; aber daß


    (Wittmann)

    lie Zahlen geringer angesetzt wurden, war wohl auch daraus erklärlich, daß den Herrschaften, die dieses Problem verursacht haben, wahrscheinlich selbst gegraut hat vor dem, was sie angestellt haben; und so mußten die Zahlen niedriger gehalten werden. Amtliche Darlegungen sowohl der amerikanischen Bischöfe, die sich als erste zu diesem Problem amtlich geäußert haben, wie auch von weltlicher Seite — ich erinnere an Gustav Stolper, den Begleiter des Expräsidenten Hoover auf seiner Deutschlandreise — nennen 18 und 20 Millionen Heimatvertriebene.
    Sehr verehrte Damen und Herren! Angesichts der Größe und des Umfanges der Aufgaben dieses Ministeriums erscheinen die finanziellen Mittel und Möglichkeiten wie ein sehr, sehr kleiner, ein ganz kleiner Tropfen auf einen sehr, sehr heißen Stein. Wahrhaftig, ein Bundesministerium mit einem spezifischen Titel ohne spezifische Mittel. Zuständig für die Gesamtfrage ist ja nicht nur der Bundesminister für die Heimatvertriebenen; zuständig ist wohl die gesamte Regierung, zuständig sind auch die Länderregierungen! Auch aus den heutigen Ausführungen haben wir gemerkt, daß da etwas nicht ganz in Ordnung ist. Die Gliederung des Ministeriums ist — da gibt es gar keine Einwendung! — völlig unorganisch, mit Kompetenzüberschneidungen und was sonst allem. Ich könnte da auf verschiedene Dinge hinweisen. Es wurde in einer Drucksache behauptet: „Aus der Zusammensetzung dieses Ministeriums erhellt der spezifische Wirkungskreis des Ministeriums." Nein, aus dem spezifischen Wirkungskreis, aus der Tatsache sollte die Zusammensetzung des Ministeriums erfolgen. Das wäre die organische Zusammensetzung. Zuständig für dieses Problem sind nicht nur die Bundesregierung und die Länderregierungen, zuständig, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist auch in einer gewissen Hinsicht die gesamte bis heute noch freie Welt. so sie die Freiheit wahrhaftig und wirklich liebt und auch erhalten will.
    Dieses Problem ist, wie heute schon erwähnt wurde, nicht nur ein deutsches, sondern auch ein internationales Problem. Ich will versuchen, auszugsweise und andeutungsweise dieses Problem von dieser Seite her ein wenig zu beleuchten. Daß in den letzten Monaten das Ausland immer mehr das Problem erkennt und sich uns diesbezüglich zur Verfügung stellt, sei lobend anerkannt. Die Stellen aber, die zuständig sind, die dieses Problem verursacht haben, haben sich bis heute noch nicht geäußert. Und es ist sehr gefährlich, zu sagen: „Das Ausland hat jetzt die Sachlage erkannt und wird vielleicht mehr helfen". Hoffnungen zu wecken, für die man noch keine Beweise hat, daß sie sich erfüllen, ist sehr gefährlich. Wir hoffen, daß die erst seit kurzem teilweise vorhandene Erkenntnis durch Taten geistiger und vor allem materieller Werke der Hilfe wirksam wird, und zwar rechtzeitig und ausreichend.
    Ich darf kurz auf die Eingabe des Länderrats hinweisen: das schwerwiegendste Problem, dem sich Deutschland in seiner ganzen Geschichte gegenübergestellt sieht. Kein Land der Welt, selbst keiner der mächtigsten und reichsten Siegerstaaten, wäre imstande, die vielfältigen Probleme der Aufnahme und Eingliederung dieser Millionen verarmter Menschen in seinem Territorium allein zu lösen. Der englische Außenminister Ernest Bevin charakterisierte die Auswirkungen der Potsdamer Beschlüsse nach der „Times" vom 5. November 1945 wie folgt:
    Wahrhaftiger Gott, das ist die Höhe des menschlichen Wahnsinns. Es war ein fürchterliches Schauspiel!
    Man muß die Zahlen in Parallele zu andern Ländern stellen, um das Ausmaß des Problems des, wie es von amerikanischer Seite auch genannt wird. Verbrechens von Potsdam zu erkennen. Die skandinavischen Länder, Dänemark, Schweden und Norwegen, haben zusammen eine Bevölkerungszahl von etwa 15 Millionen. Frankreich zählt 41, Italien 45 Millionen, die Schweiz hat nur 4,5 Millionen. Die „Potsdamer" haben also die Austreibung einer Bevölkerung im Ausmaß der Hälfte Frankreichs oder Italiens oder der Gesamtbevölkerung von Dänemark, Schweden, Norwegen und der Schweiz beschlossen!
    Ein anderer Vergleich sagt uns das noch deutlicher. Die Austreibung von 18 Millionen bedeutet dasselbe, als wäre die gesamte Bevölkerung von 22 amerikanischen Staaten deportiert worden: Arizona, Colorado, Connecticut, Delaware, Idaho, Iowa, Maine, Montana, Nevada, New Hampshire, New Mexico, Nord-Dakota, Oregon, Rhode Island, Süd-Dakota, Utah, Vermount, Washington, West-Virginia und Wyoming oder etwa die Bevölkerung der Staaten New York und Kalifornien. Auch der Gedanke, daß man beispielsweise die gesamte Bevölkerung von Kanada — 12,8 Millionen Menschen— vertreiben und auf die Staaten Massachusetts, Connecticut, Rhode-Island, New Jersey und New York verteilen könnte, war dem Ausland unvorstellbar, genau so unvorstellbar wie etwa die Aussiedlung der Gesamtbevölkerung New Yorks mit 8 Millionen Menschen nach Kalifornien unter Zurücklassung der gesamten Habe.
    Aus diesen Ausführungen geht klar hervor, daß die Bundesregierung und das Bundesvertriebenenministerium das auferlegte Maximum an Aufgaben und Pflichten mit dem Minimum an finanziellen Mitteln nur teilweise lösen kann. Notwendig und möglich aber hinsichtlich der Behandlung dieses Problems in der Gesamtschau erscheint mir folgendes: Notwendig ist unbedingt eine fachliche spezifische Planung, eine klare Zielsetzung als Nahziel und als Fernziel. Notwendig ist eine zweckdienliche Methodik und vor allem eine mutige und sachliche Beharrlichkeit. Nicht nur die finanziell-materielle, sondern auch die geistig-seelische und moralische Seite dieses Problems muß hier in Rechnung gestellt werden. Gerade der Herr Bundesminister für Vertriebene — auch der Herr Finanzminister ist angesprochen — sollte Hirn und Motor, Herz und Seele, Stütze, Angelpunkt und Stachel für das Ministerium und für die gesamte Bundesregierung sein!
    Hilfsmittel ersten Ranges: Am notwendigsten erscheint mir weiter ein amtliches und offizielles Sprachorgan des Bundesministeriums als Mitteilungs- und Informationsblatt für die Heimatvertriebenen, für Volk und Welt, daß man sich eher durchsetzen kann, die Weckung des Interesses, des Verständnisses und des Willens zu den Werken der Mithilfe und damit zu ausreichenden Hilfeleistungen und zur rechtzeitigen Lösung, damit es nicht bald und plötzlich für alle noch freien Völker zu spät ist.
    Das britische Verbrechen der Austreibung der Akadier z. B. im Jahre 1755 erfüllte die Welt mit Entsetzen, und gegen die seither begangenen Völkerverbrechen schrie die ganze Welt auf. Dieselbe Welt aber schwieg und zeigt teilweise heute noch kein Verständnis für das - an 18 Millionen deutscher Menschen und Christen begangene Verbrechen der Beraubung, Vergewaltigung, Schän-


    (Wittmann)

    dung und Vertreibung. Zu diesem Verbrechen der Heimatvertreibung gesellt sich auch das Verbrechen des Schweigekomplottes und der Versuch der Mundtotmachung der Heimatvertriebenen, das Verbot des Koalitionsrechts, Verbot der Zeitungen bis zum Herbst 1948. Der „Lichtblick" wurde verboten, weil er Schilderungen brachte, was an Grausamkeiten geschehen ist.
    Es ist unfaßbar und ein lächerlich kleiner Betrag, der bezüglich der Presse im Haushalt eingesetzt wurde und zur Verfügung steht. Die Mittel, wie es dort heißt, für die Presse sind z. B. für Aufklärungsschriften über das Problem der Heimatvertriebenen bestimmt, die im Inland und Ausland verbreitet werden sollen. Das ist unfaßbar und unerträglich. Da muß sofort und radikal geholfen werden. Das muß anders gemacht werden. — Herr Minister, Sie werden von vielen als väterlicher Freund in Aufrichtigkeit und Herzlichkeit betrachtet. Sie sollen und müssen aber noch viel mehr für alle fachlicher und sachlicher Berater, amtlicher und furchtloser Sprecher sein, offizieller und mutiger Anwalt sämtlicher Heimatvertriebener in Volk und Welt. Folgen Sie doch den Spuren vorbildlicher Männer und Frauen in Volk und Welt! Ahmen Sie deren Beispiel nach und treten Sie für das Natur-, Menschen- und Völkerrecht ein, das jetzt geschändet und zertreten ist.
    Ich weise nur ,kurz und andeutungsweise darauf
    hin: Pius XII. war es, der als erster sagte:
    Der Mensch hat ein Recht auf seine Heimat, und es ist ein Unrecht, ihn daraus zu vertreiben.
    Und weiter sagte er an einer anderen Stelle: Was da geschehen ist, ist eine Tyrannei, daß anständige Menschen zur Schachfigur der Politik, zu einer Nummer der wirtschaftlichen Berechnung werden
    usw. Oder die amerikanischen Bischöfe schrieben bereits im Jahre 1946:
    In Europa ist etwas geschehen, was die Geschichte noch nicht kannte: eine Unmenschlichkeit der Vertreibung.
    Sie weisen darauf hin, daß dieses Problem allein mit deutschen Mitteln nicht gelöst werden kann, sondern das Ausland muß mithelfen. Die endgültige Lösung ist aber nur möglich durch Rückgabe der Heimat.
    Bischof Münch nennt die Austreibung eine kalte und berechnende Rachepolitik. Die bayerischen Bischöfe schreiben in Anlehnung an Darlegungen des gesamtdeutschen Episkopates:
    Wenn das gottgewollte und heilige und unverletzliche Recht auf unsere jetzige Lage angewendet wird, dann kann kein Zweifel sein, daß den aus ihrer Heimat verstoßenen Menschen wenigstens soviel Heimat zurückgegeben werden muß, wie das Naturrecht verlangt.
    Und ein Satz aus einem Brief von einem Mitglied
    des amerikanischen Repräsentantenhauses, Mister
    Armstrong, an General Lucius Clay lautet:
    Ich sehe kein Mittel, diesen Menschen zu helfen. Ich werde aber darauf dringen, daß der Kongreß eine Sonderuntersuchung durchführt: erstens um die persönliche amerikanische Schuld an der Teilnahme an solchen ungeheuren Vergehen festzustellen, und zweitens, um Mittel und Wege zu finden, um diese unglücklichen Menschen zurückzuführen.
    Hiermit will ich dieses Kapitel schließen.