Rede:
ID0113103100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag - 131. Sitzung. Bonn, Freitag, den 6. April 1951 5019 131. Sitzung Bonn, Freitag, den 6. April 1951. Geschäftliche Mitteilungen 5020B, 5038A Anfrage Nr. 173 der Abg. Hagge, Steinhörster u. Gen. betr. allgemeine Neuwahlen aller Vertretungen von Gemeinden und Kreisen im Lande Schleswig-Holstein vor Ablauf der festgesetzten Wahlperiode (Nrn. 2066 und 2118 der Drucksachen) . . 5020B Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Art. 131 des Grundgesetzes fallenden Personen (Nrn. 1306, zu 1306 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) (Nr. 2075 der Drucksachen, Umdruck Nr. 108) . . . . 5020C Dr. Kleindinst (CSU), Berichterstatter . . 5020C, 5028A, 5034C, 5035B, 5037D, 5044A, 5047A Freiherr von Aretin (BP) 5021D Dr. Nowack (Rheinland-Pfalz) (FDP) 5022B, 5043D Dr. Richter (Niedersachsen) (SRP) . . 5022C Gundelach (KPD) 5022D, 5037B Matzner (SPD) 5023A, 5044C Dr. Etzel (Bamberg) (BP) . 5023C, 5041A Fröhlich (BHE-DG) 5024A Farke (BP) 5024C, 5034D, 5042C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 5025D Mellies (SPD) . . . . 5027B, 5045D, 5046C Dr. Wuermeling (CDU) . . . . 5028C, 5032B, 5042D, 5045A, D, 5046D Loritz (WAV) 5028B Jacobs (SPD) 5031A Dr. Schmid (Tübingen) (SPD) . . . 5031C Dr. Miessner (FDP) . 5036C, 5038A, 5040A Jacobi (SPD) 5039B Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 5042A Gaul (FDP) 5043B Schoettle (SPD) 5045B Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . . . . 5045C Dr. Seelos (BP) 5046D Euler (FDP) 5047B Abstimmungen. . 5032D, 5034D, 5035B, 5036C, 5037B, 5038A, 5039D, 5044D, 5046A, 5047A Zur Geschäftsordnung - Abwicklung der Tagesordnung bzw. Vertagung 5047A, 5056C, 5057B Mellies (SPD) 5047A, 5056D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Aufhebung der Immunität des Abg. Dr. Dorls gemäß Ersuchen des Bundesministers der Justiz vom 5. April 1951 (Nr. 2116 der Drucksachen) 5047D Dr. Horlacher (CSU): als Berichterstatter 5047D als Abgeordneter 5050A Dr. Richter (Niedersachsen) (SRP) . 5048C Dr. von Merkatz (DP) 5049B Ritzel (SPD) 5049C Beschlußfassung 5051B Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1950 (Nr. 1500 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß): Einzelplan VII - Haushalt des Bundesministeriums der Justiz (Nr. 1908 der Drucksachen) 5051B zur Geschäftsordnung: Euler (FDP) 5051B Mellies (SPD) 5051C Dr. Oellers (FDP) 5051D Beratung abgesetzt 5052A Einzelplan XXII - Haushalt der finanziellen Hilfe für Berlin (Nr. 1921 der Drucksachen) 5052A Mellies (SPD), Berichterstatter . . 5052A Frau Kalinke (DP) 5052C, 5054C Frau Schroeder (Berlin) (SPD) 5053B, 5055D Bausch (CDU) 5054A Horn (CDU) 5054A Renner (KPD) 5055B Kaiser, Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen 5056B Beschlußfassung 5056C Einzelplan XI - Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit (Nr. 1912 der Drucksachen; Änderungsantrag Umdruck Nr. 109) 5056D zur Geschäftsordnung: Arndgen (CDU) 5057A Gengler (CDU) 5057A Bausch (CDU) 5057B Beratung vertagt 5057B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Behandlung wiederkehrender Leistungen bei der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen (Nr. 2051 der Drucksachen) - 5057B Ausschußüberweisung 5057C Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Papierversorgung für den Zeitungsdruck (Nr. 2034 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Abg. Dr. Mende, Dr. Nowack (Rheinland-Pfalz), Wirths u. Gen. betr. Papierversorgung der Tageszeitungen (Nr. 2036 der Drucksachen) . . 5057C Dr. Bleiß (SPD), Antragsteller . . . 5057C Wirths (FDP), Antragsteller . 5058A, 5060D Ehren (CDU) 5058D Huth (CDU) 5059D Loritz (WAV) 5060A Beschlußfassung 5060D Beratung der Übersicht Nr. 23 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages über Petitionen (Umdruck Nr. 104) 5060D Beschlußfassung 5060D Nächste Sitzung 5060D Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Rede von Alfred Loritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (WAV)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Meine Damen und Herren, ich erinnere mich noch sehr genau — —

    (Erneute lebhafte Zurufe von der Mitte und rechts. — Abg. Stücklen: Sie haben damals nicht in der deutschen Wehrmacht gekämpft! — Weitere Zurufe.)

    — Sagen Sie das bitte Ihrem Fraktionskollegen, der in der Schweiz saß, nicht mir!

    (Abg. Strauß: Da hört sich doch alles auf! — Weitere Zurufe. — Unruhe.)

    — Ich bitte mich jetzt nicht mehr zu unterbrechen.

    (Lachen und Zurufe.)

    Meine Damen und Herren, ich bitte darum! Wenn Sie es trotzdem tun,

    (anhaltende Unruhe — Glocke des Präsidenten)

    werden Sie nur dazu beitragen, daß das Parlament draußen nicht das Ansehen hat,

    (erneutes Lachen)

    das es bekommen könnte.

    (Fortgesetzte Unruhe. — Glocke des Präsidenten.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Loritz, wollen Sie die Wahrung des Ansehens des Parlaments freundlichst der Gesamtheit des Parlaments und mir überlassen!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alfred Loritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (WAV)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Ich wäre sehr froh, Herr Präsident, wenn Sie mir Ruhe verschaffen könnten!

    (Abg. Strauß: Es sind bestimmte Typen!)

    Meine Damen und Herren! Ich weiß nur — und darüber sind ja die amtlichen Dokumente vorhanden —:

    (Abg. Stücklen: Die haben wir auch!)



    (Loritz)

    Als ich im Jahre 1947 als Minister die undankbare Aufgabe hatte — —

    (Lachen und Zurufe von der Mitte und rechts. — Glocke des Präsidenten.)

    — Herr Zwischenrufer, dafür sind die Dokumente als Beweise gegen Sie da! — Ich habe mich im Jahre 1947 mit aller Kraft dafür eingesetzt, daß nicht etwa, wie es die Militärregierung damals wollte, nahezu jeder Unteroffizier und jeder Offizier als Militarist erklärt wurde. Damals bin ich leider allein auf weiter Flur geblieben in Bayern.

    (Anhaltende Zurufe von der Mitte.)

    — Ihre Fraktionskollegen hätten mich damals unterstützen sollen, und zwar öffentlich! Sie haben es aber nicht getan, sondern in Ihren Zeitschriften wurde ich damals schwerstens angegriffen, und nicht bloß ich, sondern jeder, der so redete wie ich, wurde schon fast als Neofaschist und als Militaristenfreund hingestellt, wenn er die Wahrheit sagte.

    (Zuruf von der Mitte: Siehe Fall Schäffer in Bayern!)

    Was die Ehrenerklärung für den deutschen Soldaten betrifft, die der Herr Bundeskanzler gestern in so wohlabgewogenen Worten hier abgegeben hat, so hätte eine solche Erklärung schon bei oder kurz nach dem Zusammentritt des Bundestages unseren Soldaten und Offizieren sehr gut getan.

    (Abg. Leonhard: S i e geben ihnen die Ehre nicht!)

    Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich nun zu dem kommen, was der Herr Bundesfinanzminister eben sagte. In einer humorvollen Travestierung des lateinischen Satzes „in dubio pro reo" meinte er, der reus sei der kleine Steuerzahler

    (Zuruf links: „Kleine" hat er nicht gesagt!)

    — oder der Steuerzahler —, und man müsse doch auch die Interessen des Steuerzahlers im Auge behalten. Meine Damen und Herren, das tun auch wir. Aber der Herr Bundesfinanzminister möge sich doch eines sagen lassen: Sein Finanzkollege im Lande Bayern, ein Mann, dem man sicher nicht absprechen kann, daß er von Finanzwissenschaft und von Steuersachen etwas versteht, hat erst vor zwei oder drei Wochen öffentlich erklärt — und das ging fast durch die gesamte deutsche Presse —, daß nach rohen Schätzungen allein die großen Firmen und Fabriken Steuerrückstände im Betrage von 500 Millionen DM und noch mehr haben.

    (Zuruf rechts: In Bayern!)

    — Das hat der Herr Finanzminister Dr. Zorn dort erklärt.

    (Zuruf: Ja, in Bayern!)

    - Meine Damen und Herren, hier im Rheinland sieht es mit den Steuerrückständen großer Importfirmen nicht anders aus!

    (Erneute Zurufe.)

    Und, meine Damen und Herren, er sagte wörtlich, unterstützt von Herrn Finanzminister Schäffer: Wenn diese Summen beigebracht würden, dann wären weiß Gott Beträge da, die sich sehen lassen könnten.
    Der Herr Finanzminister nannte uns heute ein paar Zahlen über die Auswirkungen, die die Verbesserungsanträge dieses Hauses auf die Finanzkasse des Bundes haben würden. Er nannte uns einmal die Zahl — wenn ich recht hörte — von 50 Millionen DM. Diese Summen, meine Damen und Herren, sind nicht so hoch, als daß wir sie unseren Soldaten, für die der Herr Bundesfinanzminister doch so schöne Worte gefunden hat, verweigern könnten.

    (Abg. Leonhard: S i e finden für alles Worte!) Der Finanzminister sagte wortwörtlich: Der Dank des Vaterlandes muß ihnen sicher sein, das gilt far Soldaten wie Offiziere! — Schön und richtig! Aber dann muß der Dank des Vaterlandes auch 50 Millionen, 100 Millionen und 700 Millionen DM wert sein! Diese Ausgaben kann man namentlich zu einem Zeitpunkt verantworten, in dem erste Finanzautoritäten wie Dr. Zorn und andere zusammen mit dem Bundesfinanzministerium festgestellt haben, welch riesige Steuersummen im Rückstand sind, nicht bei den kleinen Steuerzahlern — die haben prompt bezahlt und haben sowieso nichts mehr —, sondern bei denen, bei denen das Geld heute noch in Hülle und Fülle vorhanden ist!

    Herr Bundesfinanzminister, wir bitten Sie dringend und herzlichst: Machen Sie hier Ihren Geldsäckel etwas weiter auf, damit der Dank des Vaterlandes auch hierin den Kriegsopfern zum Ausdruck gebracht wird.
    Ich möchte speziell bei dem vorliegenden § 48 Ihnen empfehlen, doch unter allen Umständen diese unglückselige Sperrfrist, diesen Stichtag vom Mai 1935 radikal zu streichen. Er ist wirklich eine Ungerechtigkeit!

    (Lebhafte Zurufe.)

    Darf ich mich hier auch an Sie wenden, meine Herren von der Linken! Gerade Persönlichkeiten. die wir alle in diesem Hause ohne Parteischattierung als Märtyrer ihrer Überzeugung ansehen und hochachten, haben damals um die Jahre 1935, 1936, 1937 herum erklärt: Leute, junge Leute, die ihr nicht für Hitlers Diktatur seid, geht hinein in die Stellungen, in denen Machtbefugnisse entweder da sind oder sich vielleicht einmal zusammenfassen lassen! Geht hinein auch in die Wehrmacht und sorgt dafür, daß aus der Wehrmacht nicht ganz ein Instrument nur des Diktators wird! Es liegt nicht an diesen Persönlichkeiten,

    (Zuruf von der CDU: Warum sind Sie nicht hineingegangen?)

    daß sie sich da nicht so durchsetzen konnten. Allerdings, Hunderte von ihnen kamen vor die Kriegsgerichte, Hunderte von ihnen haben ihre Überzeugung mit dem Tode büßen müssen.

    (Zuruf links: Sie?!)

    Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen eines sagen: Der Stichtag des § 48 muß verschwinden.
    Zweitens — und das haben ja verschiedene Vorredner hier schon betont —: Es wäre eine Ungerechtigkeit und würde auf die ganze Öffentlichkeit den schlechtesten Eindruck machen, Unteroffiziere anders zu behandeln als Offiziere. Da möge mir der Herr Berichterstatter bitte nicht mit dem alten Wehrmachtgesetz oder sonstigen Bestimmungen kommen. Das Parlament ist hier souverän, neue Gesetze zu schaffen, die dem Willen des Volkes entsprechen; und dem Willen des Volkes und — ich freue mich, das aus dem Munde von Offizieren auch gehört zu haben — dem Willen auch der Offiziere entspricht es, daß Unteroffiziere und Offiziere auch nach außen hin gleichgestellt werden.
    Das möchte ich zu § 48 noch sagen. Die große Zahl der Redner gerade zu diesem Paragraphen hat


    (Loritz)

    ja dem Hohen Hause wohl gezeigt, daß es sich hier wiederum wie gestern abend bei dem § 15 um eine der Schlüsselpositionen dieses Gesetzes handelt, von deren Annahme, von deren günstiger Annahme und Verbesserung sogar abhängt, was die Öffentlichkeit zu unserem Gesetz und zu diesem Parlament sagen wird.