Rede von
Karl
Gaul
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bundestag hat in seiner 90. Sitzung den Antrag der SPD-Fraktion, Drucksache Nr. 1347, betreffend Formentwicklung bei Erzeugnissen in Industrie und Handwerk den Ausschüssen für Kulturpolitik, für Wirtschaftspolitik und für Außenhandelsfragen überwiesen. Die geschäftliche Erledigung war dem Ausschuß für Kulturpolitik übertragen worden. Er hat sich mit dem Antrag beschäftigt und zu seinen Erörterungen sachverständige Persönlichkeiten zugezogen, den Leiter der Kerschensteiner Kunstgewerbeschule in München Professor Dr. Wiederanders und Dr. König aus Heidelberg.
Bei unseren Besprechungen ist nachdrücklich zum Ausdruck gebracht worden, daß besonders bei deutschen Ausstellungen im Ausland in den letzten Jahren und vornehmlich in der Industrieschau im Jahre 1949 in New York bei einigen deutschen Waren gediegene, aber für die Mehrheit der dort zur Schau gestellten Waren geringwertige Erzeugnisse ausgestellt wurden. Es wurde sogar gesagt, daß einige deutsche Erzeugnisse musealen Charakter hätten und daß sie nicht in den Wettbewerb mit ausländischen Waren eintreten könnten. In dem Antrag wird empfohlen, einen Ausschuß, eine Gruppe oder, wie es hier heißt, einen Rat für Formentwicklung zu schaffen, der sich mit dieser Formentwicklung schon vorher beschäftigt. Es soll keine Behörde, kein Amt, sondern ein Rat sein, der ehrenamtlich arbeitet.
Bei unseren Erörterungen war der Generalsekretär der Ständigen Konferenz der Kultusminister anwesend. Er äußerte sich zustimmend, ebenfalls ein Vertreter aus dem Wirtschaftsministerium, der diesen `Antrag begrüßte, allerdings auch erklärte, in diesem Jahr seien Mittel im Etat nicht vorgesehen. Vielleicht wäre es möglich, aus dem Etat für die wissenschaftliche Forschung etwas abzuzweigen.
Der Ausschuß für Kulturpolitik hat dann seinen Beschluß dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik zugeleitet. Dieser stimmte ebenfalls zu, war aber der Meinung, daß die gesetzliche Regelung noch verfrüht sei. Deshalb schlug er vor, in dem ersten Absatz in der dritten Zeile die Worte „durch eine Gesetzesvorlage" zu streichen und dafür zu sagen „alle Schritte zu ergreifen".
Dieser Ausschuß soll sich zusammensetzen aus Künstlern, Kunstgewerblern und Kunsthandwerkern, aus Erzeugern, Verbrauchern und Vertretern der Gewerkschaften, aus Publizisten und vor allen Dingen auch aus Erziehern. Die Erzieher sollen schon in der Ausbildung der Jugend den Sinn für den Zusammenklang von Stoff und Form, Verwendungszweck und einen angemessenen Preis wecken und pflegen.
Im Namen des Ausschusses für Kulturpolitik und unter Hinweis auf die Beschlüsse der beiden anderen beteiligten Ausschüsse habe ich Sie zu bitten, dem Beschluß so, wie er hier vorliegt, zuzustimmen.