Rede von
Heinrich Georg
Ritzel
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist wahrhaftig keine Freude, sich in dieser Angelegenheit mit den Herren von der KPD herumschlagen zu müssen.
Die Bemerkungen, die ich jetzt mache, mache ich nicht in meiner Eigenschaft als Berichterstatter des Ausschusses, sondern als Angehöriger meiner Fraktion, den der Herr Abgeordnete Oskar Müller so liebenswürdigerweise als Fanfarenbläser in dieser Angelegenheit bezeichnet hat.
Ich befürchte sehr, Herr Kollege Oskar Müller, daß der Ton, der Ihnen da in den Hals gekommen ist, auf dem übermorgen beginnenden Parteitag der Kommunistischen Partei in München
nichts helfen wird. Sie werden sehr gut daran tun, Herr Kollege Oskar Müller, wenn Sie nach dem Beispiel Ihres Namensvetters und ehemaligen Fraktionskollegen sehr darauf achten, daß Sie nicht mit bekannten und unbekannten Chauffeuren fahren.
Ich möchte die Beispiele noch gern fortsetzen; aber ich verzichte darauf, weil ich mir keinen Ordnungsruf des Herrn Präsidenten zuziehen will.
Herr Kollege Oskar Müller hat hier behauptet, der Herr Staatsanwalt habe lange genug Untersuchungen geführt. Zur Steuer der Wahrheit darf ich dem Hohen Hause mitteilen, daß diese Untersuchungen u. a. darin bestanden, daß mit Postzustellungen und mit Vorführungsbefehlen vergeblich, immer wieder vergeblich und bis heute vergeblich der Versuch gemacht worden ist, den Mann, der angeblich eine so saubere Weste hat, zu einer Vernehmung, zu einer bescheidenen Vernehmung vor den Staatsanwalt oder den untersuchenden Richter zu bringen.
Herr Max Reimann hat sicher sehr gut gewußt, aus welchem Grunde er sich jeder Verantwortung und jeder Vernehmung durch feige Flucht entzogen hat.
Wenn Sie außerdem die Frau, die vielleicht nicht
standesamtlich getraute Gattin des Herrn Kurt
Müller — nicht zu verwechseln mit Oskar Müller
— hier mit Schmutz bewerfen, so ist das eine Angelegenheit des Geschmacks.
— Mir ist es auch neu gewesen, Herr Kollege Strauß. — Immerhin darf ich Ihnen eines versichern: Wenn hier der Eindruck erweckt werden soll, als ob Herr Max Reimann ein unschuldig verfolgter Mann sei, dann muß gesagt werden, daß, solange noch irgendwie Wert auf die Wahrung rechtsstaatlicher Begriffe gelegt wird, angesichts
der Tatsache der behaupteten Entführung eines Mitgliedes des Deutschen Bundestages jeder anständige Mensch die moralische Verpflichtung hat, seinen Beitrag zur Aufklärung eines so ungeheuerlichen Vorwurfs zu leisten.
Meine Damen und Herren! Solange der Abgeordnete Max Reimann sich durch feige Flucht sogar einer einfachen Vernehmung entzieht, so lange ist er in dieser Frage sein eigener großer Belastungszeuge.
Ich würde mich für Herrn Reimann freuen, wenn er endlich den Mut fände, zu dem zu stehen, was er auszusagen hat, und wenn sich die kommunistische Fraktion, der anzugehören Sie heute noch das mehr als zweifelhafte Vergnügen haben, Herr Oskar Müller,
dazu entschließen wollte, dafür zu sorgen, daß im Bereiche der Bundesrepublik in einem freien Gericht vor freien Richtern der Mann vernommen werden kann, nämlich Kurt Müller, den Sie möglichst spurlos verschwunden sein lassen wollen.
Ihnen selbst rufe ich nur das eine zu, was einmal ein preußischer Polizeipräsident,
der Herr von Jagow, gerufen hat, und das gilt für Sie und Ihre Zukunft: „Ich warne Neugierige!", Herr Oskar Müller!