Rede von
Dr.
Hans-Christoph
Seebohm
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Dr. Solleder hin muß ich mich noch einmal zum Wort melden. Er hat mir vorgeworfen, daß ich nicht die nötige Initiative entwickelt hätte. Ich glaube, der Herr
Abgeordnete Dr. Solleder braucht sich nicht zu beklagen, daß die Initiative, die von meinem Ministerium aus gerade für diese Gebiete entwickelt worden ist, zu gering sei. Ich darf ihn vielleicht an gewisse Dinge erinnern, die ich vorhin hier schon vorgetragen habe. Abgesehen von den Sondermaßnahmen, die die Bundesbahn im letzten Jahre durchgeführt hat und auf die der Herr Abgeordnete Dr. Zawadil schon eingegangen ist, haben wir dafür gesorgt, daß in diesen Gebieten durch die Maßnahmen der Bundesregierung im Wege der Arbeitsbeschaffung Entscheidendes für die Beschäftigung der Arbeiter des Bayerischen Waldes und seiner Umgebung sowohl in der Steinindustrie wie in der Holzindustrie geschehen ist.
Ich möchte mir verbitten, daß hier gesagt wird, daß das keine Initiative gewesen sei.
Ich habe die Initiative gehabt.
Ich habe Initiative gehabt und habe sie mit aller Energie durchgeführt.
— Man kann sich eine Kritik verbitten, wenn man sie für ungerecht hält.
Und dann möchte ich noch eins sagen, Herr Kollege Solleder: Die Frage der Umwegfrachten ist eine verhältnismäßig klare Angelegenheit. Die Bahn hat grundsätzlich immer denjenigen Tarifweg zu berechnen, den sie wirklich fährt. Aber man hat dabei im Laufe der Jahre schon viele Ausnahmen getroffen und zum Beispiel bei der Strecke nach Schleswig-Holstein über die zerstörte Lauenburger Brücke nicht den Umweg über Hamburg berechnet, sondern hat zur Unterstützung dieser Gebiete die Fracht ohne Umweg so berechnet, als ob man die Lauenburger Strecke fahren könnte.
Das ist auch in Bayern geschehen; denn man hat nicht die tatsächlich gefahrenen Kilometer über Würzburg berechnet, sondern die Abkürzungsstrecke über Kissingen—Gemünden. Ich möchte aber noch darüber hinausgehen und möchte die Werratalstrecke für die Umwegberechnung zugrunde legen. Daß man dabei natürlich theoretisch ausrechnen kann, wieviel Millionen der Bundesbahn infolgedessen verlorengehen, das ist selbstverständlich. Aber bedenken Sie bitte den Zusammenhang dabei auch wieder, daß andererseits Mehrfrachten, die durch den weiteren Transport von Material der Bahn zukommen, ja letzten Endes auch auf der Einnahmeseite zu Buche stehen und daß deswegen schon in dieser Umwegfrachtangelegenheit die Möglichkeiten für ein Entgegenkommen gegeben sind, wenn auch nicht in der Weise, daß man — was ich persönlich für das wünschenswerteste halte und was wir in Zukunft, wenn wir einmal die Selbstkostenfrachten ganz eindeutig geklärt haben, auch anstreben möchten — zur luftkilometerischen Frachtentfernung kommt. Damit würde sich gerade für diese Gebiete eine ganz erhebliche Erleichterung ergeben. Also es ist schon so, daß wir uns sowohl nach der theoretischen wie nach der praktischen Seite bemühen, den Problemen nachzukommen. Aber das sind Fragen, die sich leider nicht von heute auf morgen lösen lassen, weil sie dafür zu kompliziert sind.
Aber eines muß ich noch dazu sagen. Der Umweg auf der Straße ist praktisch genau so weit wie der auf der Bahn. Da ist nicht sehr viel zu
ersparen wegen der Steigungen, die die Fahrzeuge durchzuführen haben, und wegen der sehr schlechten Straßenverhältnisse. Denken Sie an den schlechten Anschluß von Coburg und an den damit verbundenen Umweg. Denken Sie an die schlechten Straßenverhältnisse zwischen Marktredwitz, Hof und Selb. Sie kennen die Lage genau so gut wie ich. Es ist also so, daß für die Straßenfahrzeuge nicht nur durch den Umweg, sondern auch durch die Mehrreparaturen, die durch die Befahrung der schlechten Straßen mit großen Unfallgefahren verursacht werden, insbesondere bei den schmalen und kurvenreichen Straßen, schon nicht so viele günstige Momente für die Straße gegenüber der Bahn existieren, daß man hierin ein Problem von Schiene und Straße sehen könnte. — Das darf man nicht; denn die Umwege sind für beide Teile gleich belastend. — Natürlich ist das Straßenfahrzeug, weil es anpassungsfähiger ist und sich stärker bemüht, Rückfracht zu bekommen, wenn es aus dem süddeutschen Raum herausfährt, deswegen gerade für die Bahn entscheidend. Daß es im Interesse dieser Gebiete wichtig ist, daß bestimmte Massengüter wie Holz. und Steine bei weiteren Frachtentfernungen entsprechende Verbilligungen bekommen, das ist allerdings ein Problem, das mit dieser Frage zusammenhängt und dessen Lösung bei einer gerechten Aufteilung der Transporte auf beide Teile zugleich auch der Unterstützung der dort ansässigen Industrien dienen soll.