Rede von: Unbekanntinfo_outline
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn wir heute den Ausschußantrag Nr. 1194 behandeln, dann geht das nicht, ohne auf die Ursachen der Nöte dieses Gebietes einzugehen. Nicht weniger als 21/2 Millionen Menschen haben hoffnungsfreudig auf das Entstehen des Bundestages geblickt,
damit er ihnen in ihrer großen Not helfe und sie aus den Schwierigkeiten herausführe. Wenn nun ein Antrag vorliegt, der den Ausbau einer Bahnstrecke wunscht, dann ist dabei nicht nur der Ausbau dieser kurzen Bahnstrecke zu überlegen, sondern darinnen liegt das ganze Problem unseres schwer darniederliegenden Gebietes. Wir haben keine Industrie und auch keine sonstigen Entwicklungsmöglichkeiten. Der bayerische Wald, der jetzt vom Bundestag zum Notstandsgebiet erklärt worden ist, hat als einziges Kapital nur seine Schönheit, die aber aufgeschlossen werden muß. Dazu, meine sehr geehrten Damen und Herren, sollen Sie Ihren Beitrag leisten. Es ist aber nicht damit getan, daß wir diesen Antrag wie verschiedene andere einfach dem Verkehrsministerium zur Würdigung überweisen. Meine Damen und Herren, das Volk hat aus der Überweisung der Anträge allmählich die Empfindung erhalten, daß die Bedürfnisse so auf Eis gelegt werden wie in den Jahrzehnten vor der Entstehung des Bundestags. Sie sollten dem Hilferuf dieses so notleidenden Gebietes einmal Ihr Ohr schenken und wirklich handanlegend an dieses Werk herangehen. Deklamationen, werte Damen und Herren, haben wir genug gehört.
Es geht uns darum, daß wirklich etwas geschaffen wird, wodurch der Bevölkerung neben den Kalorien des Geistes, die wir ihnen geben, auch die nötigen Kalorien zum Leben geboten werden.
Wir dürfen nicht vergessen, daß dieses Gebiet, dem wir Verkehrserschließungsmaßnahmen angedeihen lassen müssen, auch in politischer Beziehung ein Notstandsgebiet ist. Der bayerische Wald und die zum Notstandsgebiet erklärten Kreise und Gemeinden sind deshalb auch politisches Notstandsgebiet, weil sie hart an der tschechoslowakischen Grenze liegen, mit allen Fährnissen der wirtschaftspolitischen Begleiterscheinungen, mit: all den Infiltrationsmöglichkeiten aus dem Osten. Wenn wir
den inneren Halt dieser Menschen festigen wollen, dann müssen wir einmal etwas tun und nicht nur immer deklamieren, Anträge stellen und diese an die Ausschüsse überweisen. Ich möchte der Verweisung dieses Beschlusses des Ausschusses an das Bundesministerium auch das Wort reden. Aber es sollen nun endlich einmal bei der künftigen Haushaltsberatung auch die verschiedenen von uns vorgelegten Anträge berücksichtigt werden, damit in unserer armen Bevölkerung die echte Überzeugung entsteht, daß etwas geschieht. Sorgen Sie dafür, daß etwas geschieht; dann tun Sie ein gerade für die Gegenwart sehr gedeihliches und sehr wichtiges politisches Werk.