Meine Damen und Herren! Ihr Vertrauen hat mich an diesen Platz gestellt. Ich danke Ihnen für dieses Vertrauen.
In diesem Augenblick gedenke ich meines Amtsvorgängers, des Herrn Präsidenten Dr. Köhler. Das deutsche Volk wird nicht vergessen, daß Herr Präsident Dr. Köhler sich in den ersten Anfängen eines deutschen parlamentarischen Lebens nach dem Zusammenbruch im Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes und später in diesem ersten Bundestag der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung gestellt hat, um die ersten Schritte einer neuen deutschen Demokratie zu geleiten. Wir wissen alle, welch entsagungsvolles Amt und welche schwierige Aufgabe das war. Darum glaube ich im Namen dieses Hohen Hauses zu sprechen, wenn ich Herrn Präsidenten Dr. Köhler den Dank ausspreche, verbunden mit herzlichen Wünschen für die völlige Wiederherstellung seiner Gesundheit und für seinen künftigen Weg im Dienste unseres Volkes.
Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie für unsere gemeinsame zukünftige Aufgabe um Ihre vertrauensvolle Mitarbeit. Es wird meine vornehmste Aufgabe sein, dieses mir übertragene Amt so zu führen, daß es dem Besten des deutschen Volkes dient. Ich sage bewußt: des deutschen Volkes! Sosehr wir durch die Entwicklung der Verhältnisse genötigt sind, den Ansatzpunkt und das Wirkungsfeld unserer Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland zu sehen, so sehr wissen wir uns in jedem Augenblick verpflichtet, unser Handeln so einzurichten, daß es dem ganzen deutschen Volke dient und dieses ganze deutsche Volk repräsentieren kann.
Es ist uns die Aufgabe gestellt, in dieser Bundesrepublik vor aller Welt sichtbar zu machen, wie wir uns das Leben eines Volkes und Staates in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit vorstellen.
Ich weiß mich mit Ihnen, meine Damen und Herren, darin einig, daß wir durch unser Tun und Unterlassen das zu unterbauen haben. Wir sind berufen, den Menschen in unserem Volk, die langsam beginnen, zu der demokratischen Ordnung unseres Staatswesens Vertrauen zu fassen, dieses Vertrauen zu erleichtern. Dazu gehört, daß die Arbeits- und Lebensformen dieses Parlamentes vorbildlich sind. Dazu gehört auch nicht zuletzt, daß die Menschen unseres Volkes zu jedem Abgeordneten dieses Hohen Hauses das Vertrauen haben können, daß er sein Amt ausschließlich und jederzeit nicht um seiner selbst willen, sondern um der Wohlfahrt des ganzen Volkes willen ausübt.
Es wird auch künftighin Aufgabe dieses Parlamentes sein, durch seine ganze Existenz, insbesondere durch die ihm übertragene Aufgabe der Gesetzgebung einen unüberwindlichen Damm gegen alle aufzurichten, die entweder aus Böswilligkeit oder aus Dummheit die deutsche staatliche Ordnung und ihre parlamentarischen Organe allein deswegen bekämpfen, weil hier der Ansatz zu einer neuen dauerhaften Ordnung unseres Staatswesens liegt.
Meine Damen und Herren, ich glaube, daß wir dieser schweren Aufgabe nur gerecht werden können, wenn wir die uns durch das Grundgesetz anvertrauten Zuständigkeiten voll und schnell wahrnehmen, wenn wir darauf halten, daß die im Grundgesetz verankerte Verteilung der Aufgaben der verschiedenen Organe unseres Staates gewahrt wird, und wenn wir bereit sind, für die uns übertragenen Pflichten im Dienste unseres Volkes alle unsere Kräfte einzusetzen. In dieser Verpflichtung übernehme ich das mir von Ihnen übertragene Amt.
Meine Damen und Herren, wir fahren in der Tagesordnung fort.
Herr Abgeordneter Dr. von Brentano hat außerhalb der Tagesordnung ums Wort gebeten. Ich erteile ihm das Wort.