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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 91. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Oktober 1950 3365 91. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. Oktober 1950. Geschäftliche Mitteilungen . 3366D, 3375A, 3405C Zustimmung des Deutschen Bundesrats zum Ersten Gesetz zur Überleitung von Lasten und Deckungsmitteln auf den Bund (Erstes Überleitungsgesetz) . . . 3367A Gesetz zur Verlängerung des Notgesetzes für die deutsche Hochseefischerei . . 3367A Gesetz über Errichtung und Aufgaben des Bundesrechnungshofs 3367A Gesetz zur Änderung des Konsulargesetzes 3367A Gesetz über Personalausweise 3367A Beschlußfassung des Deutschen Bundesrats zum Entwurf eines Gesetzes über eine vorläufige Finanzhilfe für das Land Schleswig-Holstein im Rechnungsjahr 1950 3367B Anfrage Nr. 115 der Fraktion der BP betr Verteilung der für den Wiederaufbau kriegszerstörter landwirtschaftlicher Anwesen zur Verfügung gestellten Kredite auf die deutschen Länder (Nr. 1321 und 1451 der Drucksachen) 3367B Anfrage Nr. 119 der Fraktion des Zentrums betr. Münzprägung (Nrn. 1383 und 1454 der Drucksachen) 3367B Überweisung der Anträge der Fraktionen der SPD bzw. der WAV betr. Verordnung PR Nr. 51/50 über Änderung des Einheitstarifs für Kraftfahrtversicherungen an den Ausschuß für Wirtschaftspolitik (Nrn. 1365 und 1369 der Drucksachen) 3367B Schreiben des Bundeskanzlers vom 12. Oktober 1950 betr. Ernennung des Bundestagsabgeordneten Dr. Dr. Lehr zum Bundesminister des Innern 3367C Vereidigung des Bundesministers des Innern Dr. Dr. Lehr 3367C Erklärung der Fraktion der DP außerhalb der Tagesordnung betr. Flugblatt gegen den Wahlbetrug in der Ostzone 3368A Dr. Mühlenfeld (DP) 3368A Beratung der Interpellation der Fraktion der SPD betr. Aufwendungen für Kunstwerke (Nr. 1325 der Drucksachen) . . . . 3368B Dr. Koch (SPD), Interpellant . . . . 3368B Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . 3369C Dr. Bertram (Z) 3370C Erste und zweite Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, DP, BP, WAV und des Zentrums eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Freistellung von Abgeordneten des Deutschen Bundestages von Haftpflichtansprüchen (Nr. 1417 der Drucksachen) . 3371A Dr. Oellers (FDP), Antrag- steller 3371A, 3372A Dr. Dehler, Bundesminister der Justiz 3371C Erler (SPD) 3372D Ewers (DP) 3373A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Vorläufige Haushaltsführung der Bundesverwaltung im Rechnungsjahr 1950 vom 23. Juni 1950 (BGBl. S. 219) (Nr. 1401 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) (Nr. 1448 der Drucksachen) 3373B Dr. Dr. Höpker-Aschoff (FDP), Berichterstatter 3373B Schoettle (SPD) 3374D, 3376D Dr. Leuchtgens (DRP) . . 3375B, 3378B Bausch (CDU) 3376A, 3378D Paul (Düsseldorf) (KPD) 3378A Austritt der Abgeordneten Fröhlich, Ott, Tichi und Weickert aus der Fraktion der WAV und Bildung einer parlamentarischen Gruppe „Deutscher Gemeinschaftsblock der Heimatvertriebenen und Ent rechteten" 3375A Dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Selbstverwaltung und über Änderungen von Vorschriften auf dem Gebiet der Sozialversicherung (Nrn. 1424, 1354, 444, 248 der Drucksachen) 3379B Richter (Frankfurt) (SPD) . 3379C, 3383C Kohl (Stuttgart) (KPD) 3380B Storch, Bundesminister für Arbeit 3381C Degener (CDU) 3382B Frau Korspeter (SPD) 3383A Dr. Hammer (FDP) 3383A Frau Kalinke (DP) . . . . 3383C, 3384D Schoettle (SPD) 3384D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Tabaksteuervergünstigungen für gewerbliche Tabakpflanzer im Erntejahr 1950 (Nr. 1288 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11.Ausschuß) (Nr. 1395 der Drucksachen) 3385A Dr. Kneipp (FDP), Berichterstatter . 3385B Herbig (SPD) 3386A Zweite Beratung des von den Abg. Strauß, Kemmer u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit (Nr. 180 der Drucksachen) 3387B Zur Geschäftsordnung: Brandt (SPD) 3387C Strauß (CSU) 3388A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Deutsche Genossenschaftskasse (Nr. 1281 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19. Ausschuß) (Nr. 1423 der Drucksachen) . 3388B Schill (CDU), Berichterstatter . . . 3388B Günther (CDU) 3389D Dr. Dr. Müller (Bonn) (CDU) . . . . 3390A Mensing (CDU) 3390C Dr. Horlacher (CSU) 3390D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Preisgesetzes (Nr. 972 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (13. Ausschuß) (Nr. 1422 der Drucksachen) 3391A, 3396A Dr. Preusker (FDP), Berichterstatter 3391B Zur Geschäftsordnung: Etzel (Duisburg) 3394B, D Dr. Wellhausen (FDF) . . . 3394C, 3395A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der BP betr. Hilfsmaßnahmen für unwettergeschädigte Gebiete (Nrn. 1399, 1149 der Drucksachen) . . . 3395A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Ermächtigung des Bundestages zur Strafverfolgung wegen Verächtlichmachung des Bundestages (Nr. 1405 der Drucksachen) 3395B Dr. Horlacher (CSU), Berichterstatter 3395B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Eingaben gegen die Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Reimann (Nr. 1406 der Drucksachen) 3396A Ritzel (SPD), Berichterstatter . . 3396A Paul (Düsseldorf) (KPD) 3398A Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion des Zentrums betr. Vorlage eines Gesetzentwurfs über Schwerbeschädigten-Betriebe (Nrn. 1449, 571 der Drucksachen) 3399A Arndgen (CDU), Berichterstatter . 3399A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Anpassung von Leistungen der Sozialversicherung, der Arbeitslosenversicherung, der Arbeitslosenfürsorge, der Körperbeschädigten- und Hinterbliebenenversorgung, der Soforthilfe und der öffentlichen Fürsorge (Nr. 1271 der Drucksachen) 3399C Fischer (SPD), Antragsteller 3399C, 3404D Müller (Offenbach) (KPD) . . . . . 3402C Storch, Bundesminister für Arbeit 3403C Horn (CDU) 3404B Beratung es Interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Nr. 1411 der Drucksachen) . 3405A Nächste Sitzung . . . . 3405C Die Sitzung wird um 9.19 Uhr durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    Rede von Dr. Hermann Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich danke dem Herrn Berichterstatter. Wortmeldungen liegen nicht vor. Damit ist die Beratung geschlossen.


    (Vizepräsident Dr. Schäfer)

    Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Antrag des Ausschusses auf Drucksache Nr. 1405 zustimmen, die Hand zu erheben. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Das erste war die Mehrheit; es ist antragsgemäß beschlossen.
    Bevor ich den Punkt 11 der Tagesordnung aufrufe, habe ich folgendes zu unterbreiten. Mir ist zu dem soeben gefaßten Beschluß, die Beratung des Preisgesetzes auszusetzen, von mehreren Fraktionen der Vorschlag gemacht worden, für heute die gesamte weitere Beratung und Beschlußfassung über dieses Gesetz abzusetzen. Ich bitte diejenigen Mitglieder des Hauses, die diesem Antrag zustimmen, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Das erste war zweifellos die Mehrheit. Damit ist die weitere Beratung von Punkt 7 der Tagesordnung ausgesetzt.
    Ich rufe nunmehr Punkt 11 der Tagesordnung auf:
    Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betreffend Eingaben gegen die Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Reimann (Nr. 1406 der Drucksachen).
    Das Wort zur Berichterstattung hat Herr Abgeordneter Ritzel.

    (SPD). Berichterstatter: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität habe ich an Stelle des heute verhinderten Herrn Abgeordneten Professor Dr. Brill die Berichterstattung übernommen.

    In der Ihnen vorliegenden Drucksache Nr. 1406 sind zwei Kategorien von Eingaben aufgeführt, die
    Proteste gegen die Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Reimann von der KPD enthalten. Der Ausschuß hat sich gewissenhaft mit diesen verschiedenen Fragen befaßt.
    Der Demokratische Frauenbund, Landesverband Hamburg, hat dem Präsidenten des Bundestages reit Schreiben vom 10. August 1950 eine Resolution folgenden Wortlautes übermittelt:
    Der Demokratische Frauenbund Deutschlands, Landesverband Hamburg, protestiert aufs schärfste gegen die von der Bundesregierung vorgenommenen und vom Senat bestätigten Preissteigerungen der notwendigsten Lebensmittel wie Brot, Fett, Fleisch und anderes mehr. Die Frauen des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands sehen in dieser Tatsache eine unmenschliche Handlung der Regierung. Sie wehren sich mit aller Kraft gegen einen derartigen Angriff auf die Lebenslage ihrer Familien, der dazu beiträgt, die materielle Not im Volke noch zu vergrößern. Sie stellen sich schützend vor das Leben ihrer Kinder, die durch Kriegs- und Nachkriegsjahre gesundheitlich schwere Schäden erlitten haben. Die Frauen des DFD fordern von der Bundesregierung die sofortige Zurücknahme der Preissteigerungen, die dazu dienen, die Kriegspläne der amerikanischen Monopolisten zu unterstützen. Hamburger Frauen und Mütter sind nicht gewillt, mit ihrem Geld Kanonen statt Butter, Flugplätze statt Wohnungen, Luxusbauten statt Schulen zu bezahlen. Der Demokratische Frauenbund Deutschlands will ein geeintes und unabhängiges Deutschland und kämpft mit allen Frauen und Müttern der Welt für Frieden und ein Leben ohne Not und Entbehrungen.
    Auch die Aufhebung der Immunität des Bundestagsabgeordneten Max Reimann, des Sprechers aller friedliebenden Menschen, ist ein Angriff auf die Lebensinteressen der Familien in Westdeutschland. Darum protestiert der DFD Landesverband Hamburg auf das schärfste gegen den von der Bonner Regierung entfesselten Angriff auf Max Reimann, welcher im Interesse aller Frauen und Mütter vorbildlich den Kampf für den Frieden wie auch den Kampf gegen soziale Verelendung führt.
    Der Betriebsrat der Eisenwerke Mülheim/Meiderich A.-G., Meiderich, schrieb mit Datum vom 22. August 1950 an den Bundestagspräsidenten:
    Entschließung
    Die am 21. August 1950 versammelten Vertrauensmänner der Eisenwerke Mülheim/Meiderich A.G. Werk Meiderich protestieren auf das schärfste gegen das Verbot der Arbeiterpresse.
    Wir sehen in dem Verbot der Arbeiterpresse sowohl wie in der Aufhebung der Immunität der Arbeiterabgeordneten einen Anschlag auf die demokratischen Rechte des werktätigen Volkes.
    Mit Sorge verfolgen wir die Entwicklung in unserer Heimat und stellen fest, daß ehemalige führende Nazis und Kriegsverbrecher aus ihrer Haft entlassen werden, dagegen mutige und aufrechte Friedenskämpfer, die nichts anderes tun, als daß sie die gesamte friedliebende Menschheit aufrufen, den Kampf für den Frieden zu führen, in Gefängnisse und Kerker geworfen werden.
    Aus der Erkenntnis heraus, daß wir nicht mehr gewillt sind, unsere demokratischen Rechte wie vor 1933 ohne weiteres hinzugeben, fordern die Vertrauensmänner der Eisenwerke Mülheim/ Meiderich A.G. Werk Meiderich die Aufhebung des Verbots der Arbeiterpresse sowie den parlamentarischen Schutz unserer Abgeordneten und die sofortige Freilassung der Friedenskämpfer.
    Dann liegt eine Eingabe der KPD, Landesvorstand Bayern, vom 25. August 1950 vor, die allerdings lediglich die Weitergabe einer Protestresolution der Kommunistischen Partei, Kreisleitung Kronach, darstellt:
    Die am 20. August getagte Funktionärkonferenz der KPD des Stadt- und Landkreises Kronach/Oberfranken, unter der sich langjährige Opfer des faschistischen Terrors befinden, protestieren aufs schärfste gegen die Aufhebung der Immunität des Bundestagsabgeordneten Max Reimann. Wir sehen in dieser Haltung eine Verhöhnung aller demokratischen Grundrechte, die noch mehr in Erscheinung tritt, da man auf der anderen Seite Nazi-Kriegsverbrecher freiläßt.
    Schließlich gehört zu dieser Kategorie des ersten Teiles der Eingaben eine Resolution aus MünchenUntergiesing:
    Die versammelten Mitglieder der KPD Untergiesing protestieren schärfstens gegen die Aufhebung der Immunität des Bundestagsabgeordneten Max Reimann. Dieser willkürliche Entzug der Immunität entbehrt jeder rechtlichen und demokratischen Grundlage und richtet sich gegen das deutsche Volk, weil mit der Entfernung Max Reimanns der einzigste und wür-


    (Ritzel)

    digste Vertreter der Interessen der arbeitenden
    Bevölkerung ausgeschaltet werden soll.

    (Lachen rechts.)

    Es ist uns klar: es soll nicht die Person Max Reimann ausgeschaltet werden, sondern die Spitze im nationalen Freiheitskampf und dem
    Kampf um den Frieden gebrochen werden. Wir werden keinesfalls diese diktatorische Maßnahme tatenlos hinnehmen und uns mit allen Mitteln ganz entschieden dagegen wehren.
    Zu diesen vorgelesenen Eingaben hat der Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität einstimmig festgestellt, daß sie kein bestimmtes Petitum enthalten und nach § 64 der vorläufigen Geschäftsordnung des Bundestages für ungeeignet zur Beratung im Bundestag erklärt werden sollten.
    Weiter liegt eine Resolution vor, unterzeichnet mit einem ziemlich unleserlichen Namen, das heißt Heinzel oder Heingel oder so ähnlich, folgenden Wortlauts:
    Die am 18. August 1950 bei der öffentlichen Diskussion der Betriebsgruppe Optische Werke G. Rodenstock Anwesenden protestieren energisch gegen die Aufhebung der Immunität des Bundestagsabgeordneten Max Reimann und gegen die immer weitergehenden Verbote, die seitens der uns fremden Besatzungsmächte gegen die Zeitungen und Druckschriften der KPD fortlaufend ausgesprochen werden. Diese Maßnahmen, zu denen die Begründung buchstäblich an den Haaren herbeigezogen wird, sind mit den Begriffen von Demokratie und Meinungsfreiheit unvereinbar. Derartige Vorgänge erfolgen in demselben Augenblick, in dem die Vorbereitungen zu einem dritten Weltkrieg immer offenkundiger werden, der die vergangenen an Grausamkeit und Schrecken bei weitem noch übertreffen wird, und zwar nur deshalb, weil der Bundestagsabgeordnete Max Reimann und die Presse der KPD unermüdlich die Kriegsbrandstifter angeprangert haben.
    Wir fordern deshalb vom Bundestag und vom Landtag Nordrhein-Westfalen, die gegen den vom Volke gewählten Bundestagsabgeordneten Max Reimann ausgesprochene Aufhebung der Immunität zu revidieren, und wir verlangen von den Hochkommissaren der ungebetenen Besatzungsmächte, die allen demokratischen Grundsätzen hohnsprechenden Verbote gegen die Organe der KPD wieder aufzuheben.
    Was heute gegen die KPD geschieht, erfolgt morgen gegen die SPD,

    (Sehr richtig! bei der KPD)

    übermorgen gegen die Gewerkschaften und gegen alle anderen Menschen, die es sich erlauben, gegen die Kriegsvorbereitungen der Bonner Regierung und der Besatzungsmächte ihre Stimme zu erheben.
    Als diese Resolution Gegenstand der Beratungen im 3. Ausschuß war, lag ein Brief noch nicht vor, der mir in der Zwischenzeit übergeben worden ist. Es ist ein Brief der Optischen Werke G. Rodenstock, Geschäftsleitung, vom 25. September 1950 aus München, unterzeichnet von Kommerzienrat A. Rodenstock, Inhaber der Firma.
    Betreff: Angebliche Eingabe eines Betriebs- K rates der Firma zugunsten des Abgeordneten Reimann.
    Über den Bundestagsabgeordneten Herrn Frühwald habe ich erfahren, daß angeblich ein Betriebsrat des Unternehmens — die Firma hat zwei Werke mit je einem Betriebsrat — unter Berufung auf eine Betriebsversammlung eine Eingabe zugunsten des Abgeordneten Reimann eingereicht habe.
    Eine Befragung der Betriebsräte in beiden Werken hat ergeben, daß kein Betriebsrat eine Eingabe an den Bundestag gerichtet hat; eine Betriebsversammlung hat seit 1. Mai überhaupt nicht mehr stattgehabt.
    Da also eine Irreführung oder ein Mißbrauch vorzuliegen scheint, bitte ich um eine Abschrift der Eingabe, um die Angelegenheit in Gemeinschaft mit dem Betriebsrat aufklären zu können.
    Ich wollte das ebenfalls dem Hohen Hause zur Kenntnis gebracht haben.
    Dann liegt ein Telegramm der Belegschaft des Städtischen Krankenhauses Erfurt vor:
    Die Belegschaft des Krankenhauses Erfurt erhebt schärfsten Protest gegen die Aufhebung der Immunität Max Reimanns. Wir fordern die Aufhebung dieses Beschlusses, um dem Abgeordneten weiter Gelegenheit zu geben, seine Pflichten zu erfüllen.

    (Unruhe. Abg. Klabunde: Das interessiert uns doch alles nicht! Abg. Rische: Warum so nervös? Abg. Strauß: Weil wir den Schmarren nicht hören wollen!)

    — Meine Damen und Herren, ich bitte Sie um eine Sekunde Geduld. Ich bin gleich fertig.

    (Abg. Dr. Schmid [Tübingen]:: Gott sei Dank!)

    — Aber man muß es doch vorlesen; wie soll das Hohe Haus sonst entscheiden?

    (Abg. Rische: Das ist doch bestellter Käse!)

    An den Bundestag in Bonn. Protestentschließung.
    Die am 28. 7. 50 stattfindende öffentliche Versammlung der KPD in Schwäbisch-Gmünd (Württemberg) erhebt schärfsten Protest gegen die vom Bundestag beschlossene Aufhebung der Immunität des Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der KPD Max Reimann. Die gegen ihn erhobene ungeheuerliche Beschuldigung ist nicht nur eine Verleumdung des Führers der Kommunistischen Partei, sondern auch aller Kommunisten Deutschlands. Sie ist der Provokation der Nationalsozialisten gleichzusetzen, die im Jahre 1933 den Reichstag in Brand steckten, um anschließend daran mit dem Terror gegen die Kommunisten zu beginnen. Die Anklage soll wie der Reichstagsbrand der Einleitung von weiteren Maßnahmen gegen die Partei des Volkes dienen, an deren Spitze Reimann seit Jahren mit allen aufrichtigen Deutschen den Kampf für den Frieden, die Freiheit und die Unabhängigkeit Deutschlands führt.


    (Ritzel)

    Die Versammelten verlangen die sofortige Wiederherstellung der Immunität und die Zurückziehung dieser böswilligen Anklage.
    Der Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität hat zu dieser Gruppe der Eingaben beschlossen, dem Hohen Hause zu empfehlen, nach § 64 c der vorläufigen Geschäftsordnung des Bundestags diese Eingaben durch den Beschluß in bezug auf die Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Max Reimann als erledigt zu erklären. Ich bitte das Hohe Haus, im Sinne dieses Antrages des Ausschusses zu beschließen.


Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich danke dem Herrn Berichterstatter.
Meine Damen und Herren, der Ältestenrat hat für diesen Punkt der Tagesordnung keine Aussprache vorgesehen. Der Herr Abgeordnete Paul hat sich jedoch zum Wort gemeldet. Unter diesen Umständen möchte ich dem Hause vorschlagen, die Debatte insgesamt auf 40 Minuten zu begrenzen.

(Abg. Strauß: Schade um die Zeit für diesen Blödsinn!)

— Da ich keinen Widerspruch oder einen gegenteiligen Antrag höre, nehme ich die Zustimmung des Hauses dazu an.
Das Wort hat Herr Abgeordneter Paul. (Zuruf von der FDP: Wir wollen keine Verlesung haben!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hugo Paul


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (KPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)

    Meine Damen und Herren! Wir können uns mit dem Ausschußbericht und der Stellungnahme des Ausschusses nicht einverstanden erklären.

    (Zuruf rechts: Das können wir uns denken!)

    Sie haben damals dem Abgeordneten Fisch durch die Wortentziehung und den Ausschluß aus diesem Hause keine Gelegenheit gegeben, grundsätzlich zu der Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Reimann Stellung zu nehmen. Die Angelegenheit Reimann hat seit diesem Tage der Beschlußfassung über die Aufhebung der Immunität seltsame Formen angenommen.

    (Zuruf rechts: Das kann man wohl sagen!) Der Staatsanwalt in Hannover hielt sich nicht für zuständig, das Ermittlungsverfahren durchzuführen, und überwies den ganzen Stoff an den Staatsanwalt in Frankfurt. Dieser sandte das ganze Material an den Staatsanwalt in Hannover zurück; und bei der Rücksprache mit einer Delegation erklärte der Oberstaatsanwalt Landwehr in Hannover, daß das ganze Material lediglich die Aussagen der Frau Fischer !darstelle und keineswegs zu einem Ermittlungsverfahren gegen den Abgeordneten Reimann ausreiche.


    (Hört! Hört! bei der KPD.)

    Dieser Auffassung schloß sich auch der ehemalige Innenminister Preußens, Herr Dr. Severing, im Landtag von Nordrhein-Westfalen an. Der Abgeordnete Dobbert der SPD z. B. wies im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität darauf hin, daß sogar der Abgeordnete Severing auf das dürftige Material aufmerksam gemacht habe, das sich lediglich auf die Aussagen des Fräulein Fischer stütze und nicht stichhaltig genug sei.
    Der Landtag von Nordrhein-Westfalen hat vom Bundesausschuß die Unterlagen verlangt, auf Grund deren die Immunität von Reimann aufgehoben worden ist. Es stellte sich heraus, daß nur ein ganz kleines Stichwortprotokoll vorlag. Mir scheint, daß der Ausschuß seine Arbeit sehr oberflächlich geleistet hat. Aber es kam ihm ja auch nicht darauf an, die sachlichen Gründe zu prüfen, sondern dem Hause einen politischen Gewaltakt vorzuschlagen, nämlich den Sprecher für die deutsche Einheit und den Kämpfer für den Frieden Max Reimann

    (Lachen rechts und in der Mitte)

    hier aus diesem Hause zu entfernen und in der Öffentlichkeit mundtot zu machen.

    (Oho! in der Mitte.)

    Seit diesem Tage sind neue Gewaltakte vor sich gegangen. Man hat die Immunität weiterer Abgeordneter nicht gewürdigt,

    (Abg. Stücklen: Freie Rede!)

    im Gegenteil, Schränke und Türen der Abgeordneten wurden erbrochen, und neue Gewaltmaßnahmen gegen die Kommunistische Partei und ihre Presse wurden durchgeführt.

    (Abg. Strauß: Jetzt ist Schluß!)

    Die Aufhebung der Immunität von Reimann entbehrt jeglicher Grundlage.