Rede:
ID0106504500

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag. — 65. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juni 1950 2357 65. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Juni 1950. Gedenkworte des Präsidenten anläßlich des Grubenunglücks auf der Zeche Dahlbusch 2359A Geschäftliche Mitteilungen . . . 2359B, 2384C, D Eintritt des Abg. Dr. Semler i. d. Bundestag 2359B Zustimmung des Bundesrats zu den Gesetzentwürfen über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Internationalen Weizenabmen 2359B die Anerkennung freier Ehen rassisch und politisch Verfolgter 2359C Hilfsmaßnahmen für Heimkehrer . . . 2359C die vorläufige Haushaltsführung der Bundesverwaltung im Rechnungsjahr 1950 2359C den Bundesfinanzhof 2359C Beseitigung von Kriegsvorschriften über die Siegelung gerichtlicher und notarieller Urkunden 2359C die Ausprägung von Scheidemünzen . 2359C Ergänzung des Gesetzes über die Aufstellung und Ausführung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1949 sowie über die Haushaltsführung und über die vorläufige Rechnungsprüfung im Bereich der Bundesverwaltung 2359C Antrag des Bundesrats auf Einberufung des Vermittlungsausschusses gemäß Art. 74 Abs. 2 des Grundgesetzes bezüglich der Gesetze zur Änderung des Soforthilfegesetzes (Drucksache Nr. 953) 2359C über die Finanzverwaltung (Drucksache Nr. 990) 2359D Bericht des Bundeskanzlers über die Einrichtung eines besonderen Referats beim Bundesministerium für Angelegenheiten der Vertriebenen für in Polen und in der Tschechoslowakei lebende Deutsche (Drucksache Nr. 988) 2359D Anfrage Nr. 66 der Fraktion der FDP betr. erlassene Kaffeesteuer (Drucksachen Nr 818 und 963) 2359D Anfrage Nr. 69 der Fraktion der SPD betr. Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für das Kupferschieferwerk in Sontra (Drucksachen Nr. 864 und 977) 2359D Anfrage Nr. 71 der Fraktion der FDP betr. Liquidation der staatlichen Erfassungsgesellschaft für öffentliches Gut m. b. H. (Drucksachen Nr. 895 und 979) 2359D Anfrage Nr. 73 der Fraktion der SPD betr. Lehrwerkstätten bei den Reichsbahnausbesserungswerken (Drucksachen Nr. 899 und 969) 2359D Anfrage Nr. 74 der Abg. Dr. Jaeger, Strauß, Spies u. Gen. betr. Verhaftung deutscher Missionsangehöriger in Nordkorea (Drucksachen Nr. 909 und 986) . . . . 2360A Anfrage Nr. 72 der Fraktion der FDP betr. Rückerstattungspflicht von Fürsorgeaufwendungen (Drucksachen Nr. 896 und 987) 2360A Mitteilung betr. elektrotechnische Uhr zur Ankündigung des Schlusses der Redezeit . 2360A Antrag auf Aufsetzung des Antrages der KPD betr. Aufhebung aller gegen die Teilnahme am Pfingsttreffen der Freien Deutschen Jugend in Berlin getroffenen Ausnahmeanordnungen auf die Tagesordnung 2360B Fisch (KPD) (zur Geschäftsordnung) 2360B Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität über die Mandatsniederlegung des Abg. Kurt Müller (Hannover) (Drucksache Nr. 993) 2360B, D Dr. Becker (Hersfeld) (FDP), Berichterstatter 2361A Renner (KPD) 2363C Ritzel (SPD) 2364B Euler (FDP) 2365C Erste Beratung des von der Fraktion der KPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Zuerkennung der deutschen Staatsangehörigkeit an alle auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens ausgesiedelten Personen deutscher Volkszugehörigkeit (Drucksache Nr. 889) . . . 2366B Dr. Lukaschek, Bundesminister für Angelegenheiten der Vertriebenen 2366B Müller (Hessen) (KPD), Antragsteller 2366C Eichler (SPD) 2368A Erste Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes für den Wohnungsbau: Das „Deutsche Wohnungswerk" (Drucksache Nr. 897) 2368C, 2378C Dr. Preusker (FDP), Antragsteller . 2378D Klabunde (SPD) 2380C Dr. Gerstenmaier (CDU) 2382A Dr. Bertram (Z) 2382D Paul (Düsseldorf) (KPD) 2383D Freiherr von Fürstenberg (BP) . . 2384B Unterbrechung der Sitzung . . 2384D Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Mieterschutzgesetzes (Drucksache Nr. 904) . . 2368D, 2384D Dr. Arndt (SPD), Antragsteller 2384D, 2386D Dr. Schneider (FDP) 2385C Ewers (DP) 2386A Paul (Düsseldorf) (KPD) 2386C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Gewährung von Straffreiheit für Dienstvergehen (Drucksache Nr. 905) 2369A Zinn (SPD), Antragsteller . . 2369A, 2372B Dr. Schneider (FDP) 2370A Dr. Miessner (DRP) 2370D Dr. Kleindinst (CSU) 2371B Farke (DP) 2371C Dr. Reismann (Z) 2371D Erste Beratung des Entwurfs eines Preisgesetzes (Drucksachen Nr. 972 und Zu Nr. 972) 2373B Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 2373B Dr. Wellhausen (FDP) 2374B Dr. Baumgartner (BP) 2375C Ewers (DP) 2375D Kurlbaum (SPD) 2376C Niebergall (KPD) 2377B Dr. Reismann (Z) 2377B Schoettle (SPD) (zur Geschäftsordnung) 2378B Etzel (Duisburg) (CDU) 2378B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in Angelegenheiten des Verfassungschutzes (Drucksache Nr. 924) . . 2387C Ritter von Lex, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern 2387C, 2394C Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 2388D Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . . 2389C Fisch (KPD) 2390A Dr. Greve (SPD) 2391A Dr. von Merkatz (DP) 2392C Dr. Kopf (CDU) 2393B Dr. Reismann (Z) 2394A Schoettle (SPD) (zur Abstimmung) 2395B Erste Beratung des von der Fraktion der Bayernpartei eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Art. 105 des Grundgesetzes (Drucksache Nr. 929) . 2395C Dr. Etzel (Bamberg) (BP), Antragsteller 2395C Dr. Solleder (CSU) 2397A Wönner (SPD) 2397B, 2398D Schmidt (Bayern) (WAV) 2398A Dr. Horlacher (CSU) 2398B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Verkehr mit Getreide und Futtermitteln (Getreidegesetz) (Drucksache Nr. 968) in Verbindung mit der Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über die Anträge der Fraktion der Bayernpartei betr. Getreidebewirtschaftung und Neuregelung der Mühlenkontingentierung (Drucksachen Nr. 713, 101 (neu) und 115) 2399A, 2400B Dr. Niklas, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2399A Dr. Mühlenfeld (DP), Berichterstatter 2400B Dr. Baumgartner (BP) 2400C Kriedemann (SPD) 2401C Dr. Horlacher (CSU) 2404B Faßbender (FDP) 2406C Niebergall (KPD) 2407C Wallner (WAV) 2408A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über eine Zählung der Bevölkerung, Gebäude, Wohnungen, nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsstätten und landwirtschaftlichen Kleinbetriebe im Jahre 1950 (Volkszählungsgesetz 1950) (Drucksache Nr. 982) 2408B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Ausschluß des Umtausches und der Bareinlösung außer Umlauf gesetzter Postwertzeichen (Drucksachen Nr. 921 und 711) 2408C Cramer (SPD), Berichterstatter . . 2108C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Arbeit über den Antrag der Fraktion des Zentrums betr. Zahlung von Arbeitslosenunterstützungen (Druck- sachen Nr. 898 und 648) 2409C Ludwig (SPD), Berichterstatter . 2409C Nächste Sitzung 2409D Die Sitzung wird um 9 Uhr 38 Minuten durch den Präsidenten Dr. Köhler eröffnet.
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    Rede von Dr. Hans Wellhausen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Meine Damen und Herren! Wenn die erste Lesung eines wirtschaftspolitischen Gesetzes von der Bedeutung dessen, zu dem ich spreche, einen Sinn haben soll, dann ist es ein unmöglicher Zustand, daß eine Vorlage von nicht weniger als 20 Druckseiten uns gestern in das Fach gelegt worden ist.

    (Sehr richtig! rechts.)

    Ich weiß nicht, wer von den hier Anwesenden sich die Zeit und die Mühe hat nehmen können, diese Dinge durchzuarbeiten. Ich glaube aber, daß ich auch als Angehöriger einer Regierungspartei hier
    in aller Form darauf aufmerksam machen sollte.

    (Sehr richtig! rechts.)

    Die Praxis, die die Regierung — und ich muß in diesem Falle leider hinzufügen: besonders das Bundeswirtschaftsministerium — einschlägt, findet unser Mißfallen.

    (Sehr gut! bei der FDP und bei der SPD.)

    Wir können uns nicht darauf einlassen, daß, wenn
    die Verlängerung des Bewirtschaftungs-Notgesetzes
    und Preisgesetzes im Dezember vorigen Jahres um
    sechs Monate beschlossen wird, das Parlament dann
    erst am 1. Juni in die erste Lesung eintritt und eine
    vom 17. Mai datierte Vorlage zur Beratung erhält.
    Wenn nicht der Bundesrat, dem man in diesem Falle ausdrücklichen Dank aussprechen müßte, einige seltsame Bestimmungen aus dem Gesetz herausgestrichen hätte, worüber der Herr Bundeswirtschaftsminister in seinen Ausführungen nichts gesagt hat, dann wären die Dinge noch sehr viel schwieriger.
    Ich möchte glauben, daß die Vorlage des Herrn Bundeswirtschaftsministers über die Bundesstelle für den Warenverkehr doch bereits derartige Spuren hätte hinterlassen sollen — oder besser gesagt: die Erfahrungen damit haben Spuren hinterlassen —, daß ein Verfahren, wie es hier nun wieder eingeschlagen worden ist, nicht mehr in Frage käme. Wir wollen uns in solchen Dingen nicht — ich erkläre das für meine politischen Freunde ausdrücklich und in vollem Bewußtsein dessen, was wir damit sagen — unter Zeitdruck setzen lassen.

    (Sehr gut! rechts.)

    Es standen sechs Monate zur Verfügung, und man hätte uns sehr viel früher mit einem Gesetz kommen können; ganz abgesehen davon, daß darunter ja auch die Güte der Gesetze leiden muß. Alle Hochachtung vor unserem wirtschaftspolitischen Ausschuß; aber glauben Sie, daß dieser Ausschuß, wenn er sich in den nächsten Wochen damit beschäftigt, die übrigens durch die nordrhein-westfälischen Wahlen ja ohnehin sehr beengt sind, nun aus dieser Materie etwas wirklich Gutes herausbringen kann? — Ich bezweifle das entschieden.
    Nicht weniger als 24 Einwendungen hat der Bundesrat gegen die Vorlage erhoben. Sehen Sie nach! 23 oder 22 davon hat die Bundesregierung kritiklos zugestimmt. Das gibt zu denken und scheint mir nicht die richtige Verteilung des Gewichtes in der Vorbereitung von Gesetzen zu sein.

    (Abg. Arnholz: Sehr wahr!)

    Ich spreche nicht für den Bundesrat, meine Damen und Herren. Aber man muß sich sachlich mit den Dingen beschäftigen; dann muß man zu einem solchen Urteil kommen, wie ich es hier vertrete.
    Ich bitte Sie, einen Blick auf den § 5 zu werfen. Ich kann mich nicht mit der Zusatzdrucksache beschäftigen — die haben wir heute früh um 9.30 Uhr bekommen —, sondern ich beschäftige mich nur mit der Drucksache Nr. 972. Ich bitte den Herrn Präsidenten, eine gewisse Überschreitung der Redezeit zu gestatten, denn es war unmöglich, daß sich der Ältestenrat über das Gewicht dieser Vorlage, die kein Mitglied des Ältestenrats gelesen hatte, als er diese Redezeit vorschlug, im klaren war. Also ich bitte, da nicht engherzig zu sein.


Rede von Dr. Erich Köhler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Darf ich dazu äußern: Ich bin gar nicht kleinlich.

(FDP: Das weiß ich. Deswegen glaubte ich, auch nur an Sie appellieren zu müssen. Herr Minister Erhard ist ein Vertreter der freien Wirtschaft. Das wissen wir alle, und wir sind es mit ihm: Vertreter der sozialen Marktwirtschaft. Aber wie dieser selbe Herr Minister Erhard dem § 5 zustimmen konnte, in dem ganz deutlich drinsteht, daß auch für Gegenstände, für die bisher keine Preisvorschriften bestehen, solche neu eingeführt werden können, ein Ermächtigungsgesetz, das über die Einführung des Preiskommissars im Jahre 1936 weit hinausgeht, das verstehen meine politischen Freunde einfach nicht. Ich finde es nicht sehr schön, daß ausgerechnet der Bundesrat diesen § 5 gestrichen und die Regierung dann zugestimmt hat. Das sollte doch eigentlich im stillen Kämmerchen geschehen und nicht in der Drucksache Nr. 972 für jeden, der es ein bißchen durchliest, ersichtlich in die Erscheinung treten. Bessere Erkenntnis ist an sich immer nur zu loben. Also, war diese Pfingstüberraschung nicht nur eine Enttäuschung im großen, so ist sie es nach der Ansicht meiner politischen Freunde besonders für das Gebiet der Landwirtschaft. Meine Damen und Herren, es muß in diesen Dingen nun langsam einmal Farbe bekannt werden. Wir müssen wissen, ob und wie die Regierung mit marktgerechten Mitteln die Absicht hat, für gerechte Preise zu sorgen und schweren Preiseinbrüchen vorzubeugen. Das einzige, was uns bis jetzt vorliegt, ist das Getreidegesetz, das nachher noch in erster Lesung erörtert werden wird. Es ist aber nach der Ansicht, die sich langsam herumgesprochen hat, hierfür eine Serie von Gesetzen nötig, und der nicht anwesende Herr Bundeslandwirtschaftsminister sollte sich wirklich beeilen, diese nunmehr dem Hohen Hause vorzulegen. Denn am 30. Juni tritt ein absolutes Vakuum ein. Dann endet das Bewirtschaftungsnotgesetz, und dann endet das Preisgesetz. Man kann sich doch eigentlich nicht gut vorstellen, daß das im Ministerium nicht überlegt worden ist. Infolgedessen kommen wir zu der Vermutung, daß vielleicht Gründe vorliegen, mit diesen Dingen zurückzuhalten. Gewisse Ausschußverhandlungen bestärken uns darin. Ich mache also in aller Öffentlichkeit und als Mitglied einer Regierungspartei die Regierung eindringlich darauf aufmerksam, daß so nicht gearbeitet werden kann, nämlich in diesem Falle den Herrn Landwirtschaftsminister. Wir wollen uns nicht auf einen Zeitdruck in dieser Beziehung einlassen, wobei ich übrigens darauf hinweisen darf, daß vor dem 19./20. Juni die Dinge überhaupt in diesem Hause ja gar nicht mehr behandelt werden können. Und nun noch ein ganz kurzes Wort zu der Tendenz des Gesetzes. Sie finden in § 3 Abs. 1 letzter Satz die etwas verschämte Bemerkung: „Sie" — nämlich die Bundesregierung oder der zuständige Bundesminister — „können solche Güter oder Leistungen von den Preisvorschriften freistellen, wenn die Entwicklung der Marktlage es gestattet". Mindestens hätte es in diesem Falle heißen müssen: „Sie sollen" das tun. Die Tendenz, die die Regierung und ihre Vorgängerin seit dem 20. Juni 1948 verfolgen, nämlich die möglichste Befreiung von Bewirtschaftung und Preisfestsetzung, hätte in diesem Gesetz überhaupt ganz anders zum Ausdruck kommen müssen, mindestens für das Gebiet der gewerblichen Wirtschaft. Meine Freunde sind z. B. der Auffassung, daß es sehr zweifelhaft ist, ob die Kraftfahrzeugversicherung unter Preiszwang gestellt werden muß, ob es der Entwicklung der Weltmarktpreise entspricht, Nichteisenmetalle heute noch unter Preiszwang zu setzen. Denn sie wissen, daß die Preise für Nichteisenmetalle am Weltmarkt ständig fallen. Wir fragen uns weiter, ob es richtig ist, die Kostenverhältnisse in der Sozialversicherung weiterhin dadurch zu verschleiern und sich blauen Dunst vorzumachen, daß die Leistungen der Krankenund Heilanstalten unter Preiszwang gesetzt werden, ob es schließlich richtig ist, Strom, Gas und Wasser noch unter Preiszwang zu halten, wovon nach unseren Eindrücken im Lande ein nicht sehr erfreulicher Gebrauch gemacht wird. Ich muß mich, nachdem ich meine Redezeit sicher erheblich überschritten habe, — Um 30 %! — auf diese Feststellungen beschränken und kann, so wie die Dinge liegen und nachdem wir nicht die Verantwortung dafür auf uns nehmen wollen, heute der ersten Beratung zu widersprechen, nur wünschen, daß es der Regierung bei der erheblichen und erfolgreichen Belehrung durch den Bundesrat, die vorausgegangen ist, und dem Ausschuß gelingen möge, aus diesem Gesetz noch etwas Verständiges zu machen. Die Vorbedingungen dafür sind allerdings nur in einem sehr beschränkten Maße gegeben. Meine Damen und Herren! Ehe ich dem nächsten Herrn Redner das Wort erteile, teile ich mit, daß wir uns im Vorstand verständigt haben, auf die mechanisch angezeigte Redezeit auf jeden Fall einen Aufschlag von 331/3 zu geben. — Dementsprechend habe ich nämlich bei Ihnen schon verfahren, Herr Abgeordneter. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Baumgartner. Meine Damen und Herren! Ich nehme nur eine Minute in Anspruch. Der Herr Abgeordnete Wellhausen hat das bereits vorweggenommen, was ich sagen wollte. Meine Fraktion hatte keine Gelegenheit, zu diesem Entwurf Stellung zu nehmen, und wir müssen Protest einlegen, daß man uns Gesetzentwürfe nicht fristgemäß — nach der Geschäftsordnung drei Tage vor der Behandlung — zustellt. Wir bitten den Herrn Präsidenten, dafür Sorge zu tragen, daß in Zukunft ein solches Geschäftsgebaren von seiten der Ministerien hintangehalten wird. Wir können daher von meiner Fraktion aus zu diesem schwerwiegenden Gesetz heute hier überhaupt nicht Stellung nehmen. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Ewers. Fünf Minuten plus Zuschlag. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Daß man heute sachlich über dieses sehr wichtige und einschneidende, ich muß schon sagen: „Ergänzungsgesetz zur freien Marktwirtschaft" nicht sprechen kann und warum das nicht möglich ist, hat Herr Dr. Wellhausen dem Hause ebenso einleuchtend wie humorvoll vorgetragen. Ich freue mich, daß dabei der Humor nicht zu kurz gekommen ist. Auch ich und meine Fraktion haben zu diesem Gesetz sachlich kritisch im einzelnen selbstverständlich keine Stellung nehmen können. Die Verwunderung über einzelne Bestimmungen, insbesondere auch solche, die der Bundesrat gestrichen hat, war bei uns ebenso groß wie bei Herrn Dr. Wellhausen und seiner Fraktion. Was ich heute hier nur andeutend zu diesem Gesetze sagen will und kann, ohne damit meine Fraktion festzulegen, ist folgendes. Es soll nach diesem Gesetz auf unabsehbare Zeit für eine zwar beschränkte, aber für die Volkswirtschaft außerordentlich wichtige Auslese von Leistungen und Artikeln ein Gesetz des Jahres 1936 verlängert werden. 1936 — wir erinnern uns düster — lief der Vierjahresplan an. Das Preisstoppgesetz, das damals durch einen Federstrich erlassen wurde, hatte eine ganz bestimmte Tendenz, nämlich die mangelnde Goldund sonstige Deckung unserer deutschen Währung durch einen inneren Preisstopp auf dem inneren Markt zu halten und mit drakonischer Gesetzesgewalt zu bestimmen, daß man die an sich nur durch die Arbeitskraft gedeckten Wertscheine, die in beliebiger Menge weiter auf Grund von Wechseloperationen herausgegeben wurden, in Kauf nehmen müsse. Daß bei klarer Einsicht in die wirklichen Verhältnisse damit unter Umständen die Gefahr einer gewaltigen Inflation verbunden war, war einleuchtend. Dieser Gefahr wurde durch das Gesetz von 1936 vorgebeugt. Ein auf Grund dieser rein währungstechnischen Bedenken und Bedingungen entstandenes Gesetz paßt in unsere Gegenwart und in das System der Wirtschaft, das wir hier haben wollen, in keiner Weise mehr. Es handelt sich vielmehr für uns doch nur darum, zu verhindern, daß nicht übergangslos — solange wir noch kein in allen Dingen souveräner Staat sind — die Preise für die notwendigen Gebrauchsund Verbrauchsgüter emporschnellen, weil sie nicht kontrolliert werden. Das gilt insbesondere für alle Lebensmittel, und das gilt insbesondere für die Mieten. Daß insoweit eine übergangslose freie Wirtschaft nicht möglich ist, wird auch der begeistertste Anhänger der freien Wirtschaft ohne weiteres einräumen. Ob man aber die Auslese, die insoweit getroffen wird, in dem Regierungsentwurf richtig gefunden hat, ist mir insbesondere aus einem Grunde zweifelhaft. Hier werden Grundstücke und Mieten für Grundstücke in einen Topf geworfen, wobei doch ohne weiteres klar ist, daß nur ein verschwindend kleiner Teil von Grundstücken Mietgrundstücke sind, d. h. Grundstücke, bebaut mit Gebäuden zum Zwecke des Bewohnens durch Menschen, daß man also hier mit der Idee, daß das Wohnen nicht teurer werden dürfe, die Kapitalanlagemöglichkeit auf dem Grundstücksmarkt in Bausch und Bogen mit Dingen behandelt, die meilenweit entfernt liegen. Die Preisstoppbestimmungen bei Grundstücken aller Art waren doch nichts anderes als eine staatliche Kontrolle der Geldbewegungen, und sie waren doch nichts anderes als Ausdruck der totalitären Gewalt des Staates. Heute liegen die Dinge doch nun aber gänzlich anders; heute haben wir eher Deflationserscheinungen, heute ist ein gutes Grundstück einfach nicht zu verkaufen, weil die Flüssigkeit in den Geldmitteln einfach fehlt. Und bei dieser Gelegenheit diese unglückseligen Preisbehörden auf dem Grundstücksmarkt anzusetzen, scheint mir irgendwie weltfremd zu sein. Insbesondere betone ich: die Höhe der Preise bebauter Grundstücke hat selbstverständlich auf die Mieten, die man nehmen kann, nicht den mindesten Einfluß. Nach dem Reichsmietengesetz stehen vielmehr die Miethöhen fest. Wer ein Grundstück kauft, kann sich ja ausrechnen, was für eine Rendite er aus dem angelegten Kapital herausschlagen kann. Sie etwa durch willkürliche Mietsteigerungen wegen eines zu hohen Grundstückpreises erhöhen zu wollen, wäre ja völlige Utopie. Ich meine, daß also insoweit, was beispielsweise die Grundstücke anlangt, die Vorlage sicherlich nicht in allen Richtungen hinreichend durchdacht ist; und die Hoffnung, der der Herr Kollege Dr. Wellhausen zum Schluß Ausdruck verlieh, daß der Ausschuß unseres Hohen Hauses imstande sein werde, innerhalb von knapp drei Wochen eine brauchbare neue Vorlage zu machen, möchte ich sehr gerne teilen, aber ich muß bezweifeln, daß das selbst diesem ausgezeichneten Ausschuß angesichts des ihm bisher vorliegenden Materials gelingen kann. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kurlbaum. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Den Ausführungen des Herrn Kollegen Wellhausen in bezug auf den Termin der Vorlage und die Güte der Vorlage im einzelnen stimmen wir hundertprozentig zu. Ich brauche mich daher über diesen Punkt nicht noch einmal zu äußern. Allerdings unterscheiden wir uns in der Meinung über den sachlichen Inhalt des Gesetzes sehr wesentlich von den Vorrednern. Worin unterscheidet sich der neue Gesetzentwurf gegenüber dem bisherigen Gesetz, dessen Gültigkeit am 30. Juni abläuft? Bisher konnten Preise jeder Art festgesetzt werden. Nunmehr soll ein engbegrenzter Katalog, im wesentlichen beschränkt auf lebenswichtige Güter, maßgebend sein. Dabei umfaßt aber dieser Katalog bei weitem noch nicht alle lebenswichtigen Güter. Ich verweise zum Beispiel nur auf Fleisch. Damit beschränkt sich also die Bundesregierung selbst aus eigenem Antrieb in ihren Möglichkeiten preispolitischer Maßnahmen. Wir halten diesen Zeitpunkt für eine so weitgehende Einschränkung der Preisfestsetzungsmöglichkeiten im Augenblick noch aus zwei sehr wichtigen Gründen für verfrüht. Es ist uns schon mehrfach ein Monopolgesetz in Aussicht gestellt worden. Dieses Monopolgesetz soll auch nach der Meinung des Bundeswirtschaftsministers erst die Grundlage für eine wirklich freie Konkurrenz und für eine angemessene Preisbildung sichern. Wir wundern uns daher darüber, daß uns mit diesem neuen Gesetz nicht mindestens gleichzeitig das Monopolgesetz vorgelegt worden ist. Ich habe auch gelegentlich der Debatte über die Handelsspannen schon darauf hingewiesen, welch enger Zusammenhang zwischen der Preispolitik und der Kreditpolitik besteht. Eine zur Überwindung der Arbeitslosigkeit wirklich ausreichende Kreditausweitung ist nur dann durchführbar, wenn nicht alle Dämme eingerissen werden, die noch einer unerwünschten Preisentwicklung entgegenstehen. Allerdings sind wir der Meinung, daß die zögernde Durchführung des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Bundesregierung sowie der jetzt neu eingebrachte Gesetzentwurf Zweifel bei uns auftauchen lassen, ob die Bundesregierung überhaupt gewillt ist, ein ausreichendes Arbeitsbeschaffungsund Kreditprogramm durchzuführen, das geeignet wäre, die Arbeitslosigkeit in ausreichendem Umfange einzuschränken. Die zweite sehr wichtige Änderung, die dieses Gesetz gegenüber dem jetzigen Rechtszustand bringt, liegt daran, daß der Bundestag von einer Mitwirkung auf dem Gebiete der Preispolitik praktisch ausgeschlossen wird. Ich habe eben schon dargelegt, welche große Bedeutung die Preispolitik für die allgemeine Wirtschaftspolitik und die Konjunkturpolitik hat. Es ist daher nicht zu verstehen, warum in diesem Gesetz nunmehr an die Stelle des Bundestages der Bundesrat treten soll, nachdem doch feststeht, daß die allgemeine Wirtschaftspolitik in erster Linie Angelegenheit des Bundes und nicht der Länder, damit auch nicht in erster Linie Angelegenheit des Bundesrats ist. Außerdem kann ich dem Herrn Bundeswirtschaftsminister nicht zustimmen, wenn er vorhin gesagt hat, daß gewisse Unklarheiten des bisherigen Gesetzes beseitigt worden seien. Sie werden sich erinnern, daß wir im Zusammenhang mit der Treibstoffpreisdebatte große Schwierigkeiten hatten, uns mit der Bundesregierung darüber zu einigen, was Preisänderungen von grundlegender Bedeutung sind. Auch jetzt hat man im Zusammenhang mit dem Bundesrat wiederum die Bestimmung aufgenommen, daß der Bundesrat allein nicht einmal mehr ein Einspruchsrecht haben soll, wenn es sich um Preisänderungen mit einer Auswirkung von untergeordneter Bedeutung handelt. Man wird also, genau so wie man vorher gestritten hat, was eine Preisänderung von grundlegender Bedeutung ist, auch in Zukunft wieder darüber streiten, was eine Preisänderung von untergeordneter Bedeutung ist. Denn nur hinsichtlich dieser beiden Worte ist eine Änderung in dem neuen Gesetz eingeführt worden. Wir fürchten weiter, daß mit der Ersetzung des Bundestags durch den Bundesrat im wesentlichen der Zweck verfolgt wird, den Bundestag bei der zukünftigen Preispolitik auszuschalten und zu vermeiden, daß das sehr heikle Thema der Preispolitik weiter Gegenstand der öffentlichen Debatten im Bundestag ist. Aus diesem Grunde können wir uns vor allen Dingen mit dieser Bestimmung nicht einverstanden erklären. Das ist die allgemeine Haltung unserer Partei zu dem neuen Gesetz. Wir haben den Wunsch, daß dieses Gesetz einer eingehenden Beratung sowohl im Wirtschaftspolitischen Ausschuß als auch im Ernährungsausschuß unterzogen wird, und beantragen daher die Überweisung des neuen Gesetzentwurfs an beide Ausschüsse. Wir hoffen, daß es in den Beratungen gelingen wird, das Gesetz so umzugestalten, daß den Gesichtspunkten, die ich soeben hier angedeutet habe, ausreichend Rechnung getragen wird. Mit der augenblicklichen Fassung des Gesetzes kann sich unsere Fraktion aus den dargelegten Gründen auf keinen Fall einverstanden erklären; wir könnten diesem .Gesetzentwurf unsere Zustimmung nicht geben. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Niebergall. Meine Damen und Herren! Die kommunistische Fraktion wird den Gesetzentwurf zunächst eingehend studieren. Eines aber kann man heute bereits sagen: der Titel des Gesetzes müßte eigentlich lauten: Der Regierung alles und dem Bundestag nichts! Die KPD-Fraktion wird sich bei der Beratung dieses Gesetzentwurfs mit aller Entschiedenheit dagegen wehren, daß lebenswichtige Produkte einer Preissteigerung preisgegeben werden. Im übrigen wird die KPD-Fraktion ihre Abänderungsvorschläge in der weiteren Beratung machen. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Reismann. Meine verehrten Damen und Herren! Abgesehen von den formellen Mängeln, die soeben schon gerügt worden sind, bedauern wir, daß das Gesetz mit einer so unvollständigen Begründung vorgelegt wurde. Man hätte doch eigentlich mindestens erwarten sollen, daß nun in Zusammenhang mit den Vorschlägen über die Freigabe bzw. die weitere Festhaltung der Preise durch behördliche Überwachung auch eine gewisse Darlegung über die Marktlage in den einzelnen Gebieten erfolgt wäre. Es wäre wesentlich gewesen, darzulegen, warum die einen Artikel nicht mehr bewirtschaftet zu werden brauchen und warum die anderen Artikel hinsichtlich ihrer Preisgestaltung noch überwacht werden müssen. Da das fehlt, kann man natürlich in der Sache überhaupt keine Stellung nehmen. Oder erwartet man etwa, daß wir uns von heute auf morgen über alle diese Gebiete selber Klarheit verschaffen können? Das ist absolut unmöglich. Ja, wenn wir wenigstens noch in den Ausschüssen einen Stab von Referenten zur Verfügung hätten, die vielleicht vorher unterrichtet, uns das Material unterbreiten könnten, dann ließe sich über den Fall vielleicht noch eher reden. Es ist absolut unmöglich, jetzt zu all diesen Dingen Stellung zu nehmen. Auf den ersten Blick erhebt sich zum Beispiel die Frage: Wie ist es denn mit der Preisgestaltung bei den Grundstücken? Ist es notwendig, wenn man schon überhaupt freigibt, insbesondere die Grundstücke noch unter Preiskontrolle zu halten? Es hat sich zum Beispiel gezeigt, daß städtische Grundstücke in vielen Fällen schon unter dem Einheitswert gehandelt werden und die Leute froh sind, wenn sie ihr Eigentum zu solchen Preisen überhaupt verkaufen können. Ähnlich ist es bei den landwirtschaftlichen Grundstücken, wenigstens zum Teil. Ich will gar nicht entscheiden — da wir keine Zeit hatten, das zu prüfen, läßt sich das letzte Wort darüber nicht sagen —, ob hier noch eine Preisprüfung erforderlich ist oder nicht. Aber wenn man allein diese eine Frage aufwirft, so zeigt sich, daß es für das Haus unmöglich ist, heute hier dazu Stellung zu nehmen. Jetzt erhebt sich die Frage, wie die Regierung es sich überhaupt vorstellt, daß dieses Gesetz in den zur Verfügung stehenden gut drei Wochen noch verabschiedet und über all die formalen Schwierigkeiten hinaus — — (Abg. Schoettle: Der Wirtschaftsminister hört gar nicht zu!)


(Zurufe und Unruhe bei der KPD.)


(Lachen bei der SPD.)


(Sehr gut! rechts.)


(Dr. Wellhausen)


(Zustimmung bei der FDP.)


(Sehr richtig! bei der FDP.)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Erich Köhler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    (Beifall bei der FDP.)