Rede von
Dr.
Heinrich
Glasmeyer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zuerst einmal ein kurzes Wort in eigener Sache. Im Laufe der vorigen Woche ist mir an dieser Stelle ein Lapsus linguae entschlüpft.
Sollte ich durch diese Äußerung das feinfühlige Gehör oder irgend sonstige Gefühle meiner verehrten Zuhörerinnen und Zuhörer verletzt haben, dann bitte ich als Mann von Ehre und Anstand hiermit um Entschuldigung.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Antrag meiner Herren Kollegen Eckstein und Genossen findet die stärkste Beachtung und die vollste Zustimmung der Zentrumsfraktion. Im Emsland kann tatsächlich noch viel geschehen. Der Herr Kollege Eckstein ist mit seinem Gute Hengemühle genau so gut wie ich mit meinem Hofe SchulteElte direkter Emslandanlieger. Die Verhältnisse sind uns also dort durchaus bekannt.
Wenn ich in meiner Jugendzeit bei meinen Verwandten und Bekannten im Emsland vorsprach und die dortigen Bauern fragte, warum im Emsland nichts zur Kultivierung der Moore geschieht, dann wurde mir immer gesagt: Ja, mein lieber Glasmeyer, das kommt vom preußischen Vogel. Der preußische Adler hat Schmacht; er „gapt" so, sagten die Bauern dann, und sie wollten damit bekunden, daß der preußische Steuerfiskus zwar aus diesem Gebiet viel herausziehen wollte, daß er aber nicht gesonnen war, für dieses Gebiet auch einigermaßen etwas anzulegen.
Nun ist allerdings in den letzten Jahren hier manches geschehen. Ich kann mich sehr gut entsinnen, daß vor etwa 20 Jahren der preußische Landwirtschaftsminister Steiger die Kultivierung der Emsmoorlande in Angriff genommen hat. Es sind damals sehr gute Vorarbeiten geleistet worden. Es sind auch, wie ich mich selber überzeugt habe, sehr gute Vorfluter geschaffen worden. Allerdings hat mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus diese Arbeit nachgelassen. Zwar hat die jetzige Mooradministration einige gute Siedlungen geschaffen. Aber immerhin ist das erst der Anfang, und wir müssen vom Bund aus das Ende beschleunigen. In diesen Gebieten, meine Damen und Herren, wohnt ein Volksschlag, der so arbeitsam und wiederum so bieder und treu ist, wie wir ihn kaum irgendwo finden. Hier kann man die alten Sitten, die alten Gewohnheiten antreffen. Das alte Brauchtum und das Familienleben stehen in höchster Blüte.
Meine Damen und Herren, ich habe noch einen anderen Wunsch. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich Emsanlieger bin. Zwar ist der Emsfluß kein Fluß so groß wie der Rhein. Aber er hat seine Tücken. Ich kann Ihnen verraten, daß von meinem Erbe in den letzten Jahrzehnten rund 10 Morgen abgespült worden sind. Diese abgespülten Sandmassen werden dann von den Emsfluten auf die guten Weiden und Wiesen verstreut, die versanden und unfruchtbar werden. Ebenso wird durch die Emsfluten und die Überströmungen das gute Ackerland versandet, und die Bodenkrume wird weggeschwemmt. Es wäre zu überlegen, ob von seiten des Bundes nicht Schritte unternommen werden könnten, um die Ems wie die anderen deutschen Flüsse zu regulieren, einzudeichen und eventuell schiffbar zu machen.
Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie, für den Antrag der Kollegen Eckstein und Genossen einzutreten und im Interesse unserer gesamten deutschen Volkswirtschaft die Kultivierung der Ödländereien zu beschleunigen.