Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn sich heute das Hohe Haus mit dieser Angelegenheit beschäftigt, dann möchte ich sagen, daß dieses Fragengebiet neben den verschiedensten Fragen und Komplexen, die aus der Not und den Kriegsfolgen geboren sind, eine Bedeutung hat, an der wir als Volk und Parlament nicht vorübergehen können. Es handelt sich um ein Stück unserer gesamten Volksfamilie, die Jugend, auf die wir schauen müssen und der wir unsere Pflege nach jeder Richtung hin angedeihen lassen müssen. Diese Debatte und die Behandlung dieser Frage möchte ich als einen Appell sowohl an das Parlament wie an das gesamte Volk betrachtet wissen. Jugend klagt an! Jugend will einen Weg finden und Jugend will einen Weg geebnet haben, der die Möglichkeit gibt, jene Entwurzelung, die in einem starken Maße durch die Kriegsfolgen erfolgt ist, wieder auszugleichen und zu beseitigen.
Wenn wir heute von Maßnahmen für die Jugend sprechen, können wir nicht an der Ursache der Tatsachen vorübergehen, die uns heute alle beschäftigen. Der Krieg mit allen seinen Auswirkun-
gen war es, der auch die Jugend so stark angeschlagen hat. Ob es sich um jene illegalen Wanderer handelt, ob es sich um jene handelt, die heute im Arbeitsprozeß keine Stätte finden, ob es sich um die Tausende handelt, die nicht die Möglichkeit haben, eine Lehrstelle zu finden, sie alle sind es, die aus der Familie Volk herausgerissen worden sind. An den Gesichtern liest man das Schicksal ab, und wenn wir in den Einzelheiten herumstöbern, ergibt sich eine Fülle von Schicksalen, die uns klarwerden lassen sollten, mit welchem Ernst, aber auch mit welcher Liebe wir uns dieser Menschen annehmen sollten. Es gab einmal eine Zeit, in der viele der Meinung waren, daß der Mensch erst dann ein vollwertiges Glied in der Gemeinschaft sei, wenn er den Weg über den Kasernenhof gemacht habe. Man hat viel vom Heldentum, vom Heldentum auf den Schlachtfeldern gesprochen und dabei vergessen, daß es ein anderes Heldentum gibt, das Heldentum in der Arbeit. Wir haben uns immer in einem starken Maße für die Jugend eingesetzt, weil wir wußten und wissen, daß sie im Ablauf der Generationen immer wieder jenes Element ist, das von der einen zur anderen Generation Brücken schlägt und zugleich eine Entwicklung
trägt.
Wenn wir uns heute die Jugend anschauen und wenn wir die Zahlen des Berichterstatters eindringlich auf uns wirken lassen, dann, glaube ich, werden wir von den Menschen, die vor einigen Jahren die Auffassung vertreten haben, das Schicksal der Jugend in die Kasernen und auf die Schlachtfelder verlagern zu müssen, heute fordern müssen, daß sie der Jugend Werkzeuge in die Hand geben, die dem Aufbau dienen. Jugend wird immer ein aufbauender Faktor sein. Diejenigen, die einst die Instrumente für die Zerstörung, die Instrumente für das Töten anderer Menschen geliefert haben, haben heute die Verpflichtung, dieser Jugend Hammer und Kelle und die Werkzeuge zu reichen, die dem Frieden und dem Leben dienen. — Meine sehr verehrten Anwesenden! Ich bin im Augenblick nicht in der Lage, meine Betrachtungen fortzuführen, weil ich in einen Zustand geraten bin, der es mir nicht erlaubt, das Stoffgebiet so zu behandeln, wie ich es möchte.