Rede:
ID0100703200

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    Vokabeln: 7
    1. Herr: 1
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    3. Reimann,: 1
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    5. Redezeit: 1
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 7. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1949 47 7. Sitzung Erster Tag Bonn, Donnerstag, den 22. September 1949. Geschäftiche Mitteilungen 47B, 67C, D Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung . . . 47B Ewers (DP) 47C Dr. Seelos (BP) 53D Reimann (KPD) 58C Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 67A Unterbrechung der Sitzung . 67C Loritz (WAV) 67D Frau Wessel (Z) 72B Dr. Richter (DRP) 80A Clausen (SSW) 85C Dr. Edert (Parteilos) 86B Fortsetzung der Sitzung 87C Die Sitzung wird um 10 Uhr 11 Minuten durch den Präsidenten Dr. Köhler eröffnet.
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    Rede von Max Reimann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (KPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)

    Nein, nein! — Ich hätte Ihnen jetzt beinahe etwas gesagt!

    (Abg. Strauß: Tun Sie es doch, wir hören Sie gerne!)

    Am 13. Mai 1943 sandte Herr Benesch an Masaryk ein Telegramm .über seine Verhandlungen mit Roosevelt. In diesem Telegramm heißt es:
    Er
    — Roosevelt —
    stimmt mit der Konzeption überein, daß es
    notwendig ist, die Zahl der Deutschen in der
    Tschechoslowakei soweit als möglich durch
    Umsiedlung zu vermindern.

    (Zurufe.)

    Auf dieses Telegramm von Benesch antwortete
    Masaryk im Telegramm Nr. 186 vom 29. Mai 1943: Anknüpfend daran, daß nach der britischen jetzt auch die amerikanische Regierung für die Umsiedlung der Deutschen in der Tschechoslowakei ist, erklärte ich ihm,
    — Bogomolow, dem russischen Vertreter —
    daß wir jetzt das gleiche von der Sowjetregierung erwarten und daß uns nicht die Erklärung genüge, daß das unsere innere Angelegenheit sei.

    (Hört! Hört! bei der KPD. — Zurufe.)

    Angesichts dieser Dokumente, die ich noch erweitern könnte, erhebt sich die Frage, wie es möglich ist, daß die Westalliierten, die so eifrig für die Aussiedlung der Deutschen eintraten und die OderNeiße-Linie mit festlegten, sich heute für eine Änderung der von ihnen selbst betriebenen Maßnahmen so stark machen.

    (Abg. Strauß: Wie stehen Sie als Deutscher zur Oder-Neiße-Linie?)

    Die Antwort ist eine ganz einfache, nämlich:

    (Zuruf in der Mitte: Verhalten Sie sich als Deutscher!)

    weil es nicht so kam, wie Sie es wünschten, weil Polen und die Tschechoslowakei sich vom englischamerikanischen Einfluß befreiten!

    (Lebhafte Zurufe in der Mitte und rechts: Aha!)

    Ich wage zu behaupten: wäre Polen heute noch das
    alte Polen mit der Regierung Pilsudski oder einer
    ähnlichen, so würde kein Churchill, auch nicht Herr Truman, die Frage der Revision der Oder-NeißeLinie stellen.

    (Zuruf in der Mitte: Aber wir Deutschen!)

    Es würde westdeutschen Politikern verboten werden, die Revision zu fordern!

    (Abg. Renner: Sehr gut! — Erregte Zurufe in der Mitte und rechts. — Abg. Strauß: Wie stehen Sie denn als Deutscher zur Oder-Neiße-Linie? — Abg. Schütz: Man soll nicht die anderen in den Gassen suchen, wo man selber spazieren geht!)

    Eine polnische Regierung, geführt durch den katholischen Bauernführer Michailowic, hinter dem
    der Vatikan steht, —(erregte Zurufe in der Mitte und rechts)

    ich wage zu behaupten, Herr Adenauer, Sie würden dann die Revision der Oder-Neiße-Linie nicht fordern.

    (Erregte Zurufe in der Mitte und rechts: Pfui! Unerhört! — Große Unruhe. — Zuruf: Schämen Sie sich als Deutscher! — Weitere Zurufe: Raus! Raus!)

    Genau so wenig, wie Sie das heute für das Saargebiet tun!

    (Andauernde erregte Zurufe in der Mitte und links: Eine Frechheit sondergleichen! Pöbeleien! — Glocke des Präsidenten.)



Rede von Dr. Erich Köhler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Reimann, Ihre Redezeit ist abgelaufen!

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    Rede von Max Reimann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (KPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)

    Ich komme jetzt zum Schluß. Wäre dort eine englandhörige Regierung, wäre Herr Churchill sogar bereit,

    (erneute lebhafte Rufe: Pfui!)

    die Grenze bis an die Spree zu verlegen.

    (Weitere erregte Zurufe: Pfui! Pöbel! — Abg. Renner: Wo sitzt denn der Pöbel?)


    (große Unruhe)

    deshalb hetzt man das deutsche Volk erneut gegen die Völker des Ostens auf.

    (Abg. Renner: Sehr richtig! — Lachen in der Mitte und rechts. — Pfuirufe.)

    Man gibt dem deutschen Volke ein Kriegsziel.

    (Abg. Strauß: Gehen Sie hin! Wir wollen Sie hier gar nicht sehen!)

    Wenn die Herren jenseits des Kanals, wenn die Herren amerikanischen Imperialisten die Kraft hätten, würden sie die Grenze bis zur Weichsel oder noch weiter ostwärts verlegen.

    (Abg. Renner: Sehr gut!)

    Dies hat Hitler schon probiert.

    (Zuruf in der Mitte: Wir fordern die alten Grenzen wieder!)

    Das deutsche Volk, welches diesem Wahnsinnigen folgte, mußte diese Gefolgschaft mit dieser Katastrophe bezahlen.

    (Abg. Strauß: Ihr folgt dem andern Wahnsinnigen!)

    Es wäre Pflicht eines jeden real denkenden deutschen Politikers, dem deutschen Volke die Wahrheit über diese Lage zu sagen.

    (Abg. Renner: Sehr richtig!)



    (Reimann)

    Das ist besser und für unser Volk erfolgreicher, als wenn es täglich solche kriegshetzerischen Reden hört.

    (Lebhafter Widerspruch in der Mitte und rechts.)

    Das deutsche Volk, das nach zwei Weltkriegen zwei furchtbare Niederlagen hinnehmen mußte, das Millionen Menschen opferte, darf nicht noch einmal für die Interessen Fremder und der hier im Westen Deutschlands restaurierten Imperialisten in einen dritten Weltkrieg gehetzt werden,

    (lebhafte Zurufe in der Mitte und rechts)

    der mit der Vernichtung unseres Volkes enden würde.

    (Abg. Strauß: War auch Hitler Stalins Beauftragter?)

    Wir wollen in Frieden und Freundschaft mit allen Völkern leben und besonders mit den Völkern des Ostens und Südostens.

    (Händeklatschen bei der KPD. — Zuruf aus der Mitte: Ihr habt die Heimat von 12 Millionen Menschen vergeben!)

    Gerade die Revision stört nicht nur unser Verhältnis gegenüber Polen, sondern bedeutet in der endgültigen Konsequenz den Krieg!

    (Abg. Renner: Sehr gut!)

    Das darf nicht sein! Unser Volk darf nicht in einem dritten Weltkrieg vernichtet werden.

    (Lebhafte Zurufe.)

    Die Oder-Neiße-Grenze ist die Grenze des Friedens.

    (Andauernde erregte Rufe: Pfui! Pfui! — Lärm. — Glocke des Präsidenten. — Erregte Zurufe: Abtreten! Abtreten!)

    — Ich trete hier nicht ab, bis ich nicht alles gesagt habe!

    (Fortgesetzter Lärm. — Glocke des Präsidenten.)