Protokoll:
8224

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 8

  • date_rangeSitzungsnummer: 224

  • date_rangeDatum: 19. Juni 1980

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:35 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/224 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 224. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 18067 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung 18067B Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1980 (Nachtragshaushaltsgesetz 1980) — Drucksachen 8/3950, 8/4151 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 8/4193, 8/4210 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU Finanzpolitische Bestandsaufnahme — Drucksachen 8/3978 (neu), 8/4205 — Haase (Kassel) CDU/CSU 18068A Löffler SPD 18074 C Hoppe FDP 18079B Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 18082D Dr. Häfele CDU/CSU 18095 C Westphal SPD 18099A Gärtner FDP 18102D Coppik SPD 18105A Porzner SPD 18106B Dr. Riedl (München) CDU/CSU . . . 18106D Frau Schuchardt FDP 18107 C Gansel SPD 18108D Dr. Warnke CDU/CSU 18110B Walther SPD 18111A Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Dollinger, Dr. Häfele, Pieroth, Dr. Biedenkopf, Dr. Waigel, Dr. van Aerssen, Dr. Althammer, Dr. von Bismarck, Haase (Kassel), Hauser (Krefeld), Frau Hoffmann (Hoya), Dr. Hubrig, Dr. Jahn (Münster), Dr. Kreile, Lampersbach, Dr. Langner, Dr. Narjes, Dr. Riedl (München), Sick, Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Schäuble, Tillmann, Dr. Unland, Wissmann, Wohlrabe, Dr. Zeitel und der Fraktion der CDU/CSU Subventionspolitik der Bundesregierung — Drucksachen 8/3102, 8/3429 — in Verbindung mit Beratung des Berichts über die Entwicklung der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen für die Jahre 1977 bis 1980 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (Siebter Subventionsbericht) — Drucksache 8/3097 — II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Dr. Langner CDU/CSU 18112B Frau Simonis SPD 18115B Gärtner FDP 18118A Fragestunde — Drucksache 8/4189 vom 13.06. 1980 — Beurteilung der Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen über die Ursachen des Terrorismus MdlAnfr A15 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schweitzer SPD Antw PStSekr von Schoeler BMI . . . . 18119C Erkenntnisse über Auswirkungen der Teilzeitarbeit im Schreibdienst der obersten Bundesbehörden MdlAnfr A16 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Lepsius SPD MdlAnfr A17 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Lepsius SPD Antw PStSekr Stahl BMFT 18120 B, D, 18121 A, B, D, 18122A ZusFr Frau Dr. Lepsius SPD 18120 C, D, 18121C,D ZusFr Frau Simonis SPD . . . 18120D, 18122A ZusFr Thüsing SPD 18121A ZusFr Hansen SPD 18121B, 18122A Durchfiihrung der in der Intersofo-Untersuchung „Humanisierung des Arbeitslebens" vorgeschlagenen Modellphase MdlAnfr A47 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Simonis SPD Antw PStSekr Stahl BMFT . . . . 18122 B, C, D ZusFr Frau Simonis SPD 18122 C Umfang der gemeinsamen deutsch-sowjetischen Energieplanung MdlAnfr A33 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 18122D, 18123AB,C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 18123AB ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 18123B Informierung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages über außenpolitische Absichten der Bundesregierung MdlAnfr A34 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 18123 C, D, 18124A,B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . 18123D, 18124A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 18124B Einflußnahme der Bundesregierung auf die Entsendung türkischer Lehrer in die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A14 13.06.80 Drs 08/4189 Thüsing SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 18124 C, D, 18125A ZusFr Thüsing SPD 18124 C ZusFr Hansen SPD 18124D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 18125A Integrierung der Forschungstätigkeit innerhalb der EG MdlAnfr A57 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schweitzer SPD Antw PStSekr Engholm BMBW . . . . 18125C, 18126A ZusFr Dr. Schweitzer SPD 18125D Nächste Sitzung 18126C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18127* A Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung von Kostenvorschriften des Atomgesetzes 18127* C Anlage 3 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Abschaffung der Spielkarten-, Zündwaren- und Essigsäuresteuer . . . 18127* D Anlage 4 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung des Investitionszulagengesetzes 18128* A Anlage 5 Erschwerung des Absatzes deutscher Waren durch portugiesische Einfuhrbehörden angesichts des EG-Aufnahmeantrags von Portugal MdlAnfr Al 13.06.80 Drs 08/4189 Niegel CDU/CSU MdlAnfr A2 13.06.80 Drs 08/4189 Niegel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BML . . . . 18128*A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 III Anlage 6 Verstärkung der sowjetischen Streitkräfte im westlichen Teil der UdSSR und in den Ostblockstaaten — Verminderung der sowjetischen Streitkräfte in der DDR MdlAnfr A3 13.06.80 Drs 08/4189 Graf Stauffenberg CDU/CSU MdlAnfr A4 13.06.80 Drs 08/4189 Graf Stauffenberg CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18128* C Anlage 7 Beseitigung der in der Untersuchung der Intersofo festgestellten Mängel in den Schreibdiensten der obersten Bundesbehörden MdlAnfr A5 13.06.80 Drs 08/4189 Hansen SPD MdlAnfr A6 13.06.80 Drs 08/4189 Hansen SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 18129*A Anlage 8 Fortbildung der Beschäftigten im Schreibdienst der obersten Bundesbehörden MdlAnfr A8 13.06.80 Drs 08/4189 Egert SPD MdlAnfr A9 13.06.80 Drs 08/4189 Egert SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18129* B Anlage 9 Unterstützung der Arbeit des Bundesverbands für den Selbstschutz durch Übernahme der Kosten für Fernsehspots MdlAnfr A10 13.06.80 Drs 08/4189 Berger (Lahnstein) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18129* D Anlage 10 Förderung von Klärschlamm verwendenden Abfallbeseitigungsanlagen angesichts der Schadstoffmengen im Klärschlamm MdlAnfr A11 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU MdlAnfr A12 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18130* B Anlage 11 Beurteilung der im Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz dargelegten Gründe für die Zunahme 'extremistischer Aktivitäten unter Türken MdlAnfr A13 13.06.80 Drs 08/4189 Thüsing SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18130* D Anlage 12 VS-Erlaß des baden-württembergischen Innenministers über die Behandlung von Asylbewerbern im Hinblick auf Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis MdlAnfr A18 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD MdlAnfr A19 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18131*A Anlage 13 Steuerliche Hindernisse für die Baulanderschließung durch Gemeinden MdlAnfr A20 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schneider CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 18131*B Anlage 14 Änderung des § 6 b des Einkommensteuergesetzes zum Schutz der Mieter im frei finanzierten Wohnungsbau MdlAnfr A21 13.06.80 Drs 08/4189 Gobrecht SPD MdlAnfr A22 13.06.80 Drs 08/4189 Gobrecht SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 18131*D Anlage 15 Entwurf eines SPD/FDP-Entschließungsantrags betr. Entwicklungshilfe In Höhe von 0,7 v. H. des Bruttosozialprodukts MdlAnfr A23 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Todenhöfer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 18132* B Anlage 16 Mehraufwand bei Erhöhung der Entwicklungshilfe auf von 0,7 v. H. des Bruttosozialprodukts MdlAnfr A24 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Hoffacker CDU/CSU IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 MdlAnfr A25 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Hoffacker CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 18132* C Anlage 17 Abschreibungsbegünstigung nach § 82 a EStDV bei Umstellung selbstgenutzter Eigenheime und Eigentumswohnungen auf ölunabhängige Heizanlagen MdlAnfr A26 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Voss CDU/CSU MdlAnfr A27 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Voss CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 18132* D Anlage 18 Bemühungen der Bundesregierung um Erleichterung von Besuchsreisen von Bewohnern der DDR in die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A32 13.06.80 Drs 08/4189 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB 18133* C Anlage 19 Errichtung von Außenstellen der Visaabteilung der deutschen Botschaft in Polen; Aufkündigung der Städtepartnerschaft mit Nürnberg durch Krakau MdlAnfr A35 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A36 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . 18133* D Anlage 20 Inanspruchnahme von Bundesmitteln far den Ankauf von Grundstücken im Bereich des künftigen Naturschutzgebiets „Lange Rhön" durch die bayerische Staatsregierung MdlAnfr A37 13.06.80 Drs 08/4189 Lambinus SPD MdlAnfr A38 13.06.80 Drs 08/4189 Lambinus SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18134* B Anlage 21 Berücksichtigung von Abwrackmaßnahmen bei der Quotenverteilung an Unternehmen der Hochseefischerei MdlAnfr A39 13.06.80 Drs 08/4189 Grunenberg SPD MdlAnfr A40 13.06.80 Drs 08/4189 Grunenberg SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18134*C Anlage 22 Aufteilung der der deutschen Hochseefischerei zur Verfügung stehenden Gesamtfangmengen auf die einzelnen Unternehmen der Hochseefischerei; Verhältnis der Quoten der Hochsee- zur Kutterfischerei MdlAnfr A41 13.06.80 Drs 08/4189 Eickmeyer SPD MdlAnfr A42 13.06.80 Drs 08/4189 Eickmeyer SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18134*D Anlage 23 Anerkennung des durch Nickelstaub entstandenen Lungenkrebses als Berufskrankheit sowie Ausschaltung krebserzeugender Arbeitsstoffe MdlAnfr A43 13.06.80 Drs 08/4189 Kirschner SPD MdlAnfr A44 13.06.80 Drs 08/4189 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18135*A Anlage 24 Erhöhung der Löhne und Renten seit 1969; Steigerung der Brutto- bzw. der Nettoentgelte von 1957 bis 1969 sowie Lohnsteuerabzüge und Sozialabgaben in den Jahren 1960, 1970 und 1980 MdlAnfr A45 13.06.80 Drs 08/4189 Müller (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A46 13.06.80 Drs 08/4189 Müller (Berlin) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18136*A Anlage 25 Illegale Arbeitnehmerüberlassung im Raum Gelsenkirchen-Bottrop-Gladbeck MdlAnfr A48 13.06.80 Drs 08/4189 Menzel SPD MdlAnfr A49 13.06.80 Drs 08/4189 Menzel SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18136*C Anlage 26 Freigabe der DDR-Autobahnstrecke von Obersuhl nach Sallmannhausen für den Verkehr; Verkehrsführung von der Autobahnabfahrt Obersuhl nach Herles-hausen MdlAnfr A50 13.06.80 Drs 08/4189 Böhm (Melsungen) CDU/CSU MdlAnfr A51 13.06.80 Drs 08/4189 Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB 18137* A Anlage 27 Vergabe von Aufträgen der Bundespost an mittelständische Unternehmen MdlAnfr A52 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Blüm CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMP . . . . 18137* C Anlage 28 Stärkere Inanspruchnahme der Fernsprechauskunftsstellen nach Reduzierung der amtlichen Fernsprechbücher MdlAnfr A53 13.06.80 Drs 08/4189 Klein (Dieburg) SPD MdlAnfr A54 13.06.80 Drs 08/4189 Klein (Dieburg) SPD SchrAntw PStSekr Mahne BMP . . . . 18138*A Anlage 29 Austausch der türkischen Lehrer in deutschen Kindergärten und Schulen durch regimetreue Erzieher MdlAnfr A55 13.06.80 Drs 08/4189 Weisskirchen (Wiesloch) SPD MdlAnfr A56 13.06.80 Drs 08/4189 Weisskirchen (Wiesloch) SPD SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . 18138* B Anlage 30 Entwicklungshilfeleistungen der Bundesrepublik in den kommenden Jahren MdlAnfr A58 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18138* D Anlage 31 Steigerung der deutschen Entwicklungshilfeleistung bis 1985 auf 0,7 v. H. des Bruttosozialprodukts MdlAnfr A59 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Fischer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18139*A Anlage 32 Steigerung der deutschen Entwicklungshilfeleistung bis 1985 auf 0,7 v. H. des Bruttosozialprodukts MdlAnfr A60 13.06.80 Drs 08/4189 Höffkes CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 18139*A Anlage 33 Beurteilung der Stellungnahmen zum französischen Memorandum über die Änderung des EURATOM-Vertrags SchrAnfr B1 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Walz CDU/CSU SchrAnfr B2 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Walz CDU/CSU SchrAnfr B3 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Walz CDU/CSU SchrAnfr B4 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Dr. Walz CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 18139*B Anlage 34 Verbesserung des Schulbetriebs in der Deutschen Schule in Lissabon SchrAnfr B5 13.06.80 Drs 08/4189 Schäfer (Mainz) FDP SchrAnfr B6 13.06.80 Drs 08/4189 Schafer (Mainz) FDP SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 18139*D Anlage 35 Gespräche des Bundeskanzlers über die Lage von katholischen Ordensschwestern und Geistlichen sowie von Lehrern und Professoren in Litauen anläßlich seiner Reise nach Moskau SchrAnfr B7 13.06.80 Drs 08/4189 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 18140*B Anlage 36 Abwendung von Nachteilen für Übersiedler aus der DDR im beruflichen Bereich und im Ausbildungssektor SchrAnfr B8 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB 18140* C Anlage 37 Zahl der Bewerbungen um Übersiedlung aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland SchrAnfr B9 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB 18140* D Anlage 38 Zahl der Bewerbungen von Deutschen um Aussiedlung aus der UdSSR, Polen und der CSSR SchrAnfr B10 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18140* D Anlage 39 Unterbindung der Aktivitäten extremistischer Türken in der Bundesrepublik Deutschland SchrAnfr B11 13.06.80 Drs 08/4189 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18141 * A Anlage 40 Unterbringung der Einheiten des erweiterten Katastrophenschutzes in Wiesbaden SchrAnfr B12 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU SchrAnfr B13 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18141*B Anlage 41 Förderung der privaten Anschaffung von Schutzkleidung und Atemschutzgeräten für Kriegs- und Katastrophenfälle SchrAnfr B14 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18141*D Anlage 42 Stellungnahme des Bundesinnenministers in „Umwelt" Nummer 75 zu § 7 des Atomgesetzes SchrAnfr B15 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18142*A Anlage 43 Erstattung der Kosten für Teilnehmerkarten für die Olympiade bei Verzicht auf die Reise zu den Olympischen Spielen nach Moskau SchrAnfr B16 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Diederich (Berlin) SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 18142* C Anlage 44 Reaktionen Frankreichs, Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion auf den Vorschlag des Bundeskanzlers betr. die internationale Anhebung und Harmonisierung des Sicherheitsstandards von Kernkraftwerken SchrAnfr B17 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Steger SPD SchrAnfr B18 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Steger SPD SchrAnfr B19 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Steger SPD SchrAnfr B20 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18144*A Anlage 45 Beurteilung der Pläne eines nordrhein-westfälischen Chemieunternehmens für die Einleitung von jährlich 250 000 Tonnen chemischer Abfälle in den Rhein SchrAnfr B21 13.06.80 Drs 08/4189 Wolfgramm (Göttingen) FDP SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18144*B Anlage 46 Konsequenzen aus dem wasserwirtschaftlichen Gutachten des niedersächsischen Landesamts für Bodenforschung fiber die Gefährdung der Trinkwasserversorgung durch radioaktiv verseuchte Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 VII Grundwasserzuflüsse aus der Atommülldeponie der DDR in Bartensleben SchrAnfr B22 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAnfr B23 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18144*D Anlage 47 Erkenntnisse über die Finanzierung des Unterhalts der „Gorleben-Besetzer" SchrAnfr B24 13.06.80 Drs 08/4189 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18145* B Anlage 48 Konsequenzen aus der Störaktion am 10. Juni 1980 in der Universität München gegen den Erzbischof von München und Freising SchrAnfr B25 13.06.80 Drs 08/4189 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18145* B Anlage 49 Aufhängen von mit dem ÖTV-Symbol versehenen Bundesflaggen anläßlich der Betriebsmaifeier 1980 in Heidelberg SchrAnfr B26 13.06.80 Drs 08/4189 Schetter CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18144*C Anlage 50 Durchführung von Atommülltransporten über die Bundesautobahnen nach Frank- reich SchrAnfr B27 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Hoffmann (Hoya) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18144*D Anlage 51 Verlegung von Bundesbehörden von Schleswig-Holstein in andere Bundesländer SchrAnfr B28 13.06.80 Drs 08/4189 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18145*A Anlage 52 Empfehlung der Eider als Angelgewässer trotz Verschlechterung der Wasserqualität SchrAnfr B29 13.06.80 Drs 08/4189 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18145*B Anlage 53 Wahrnehmung der Kontrollen zwischen Herleshausen und der Zonengrenze vom Bundesgrenzschutz oder von der Zolldienststelle sowie Zahl der dafür vorgesehenen Beamten SchrAnfr B30 13.06.80 Drs 08/4189 Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18145*D Anlage 54 Zahl der im Jahresdurchschnitt Herleshausen passierenden Lastkraftwagen sowie Anteil der DDR-LKW SchrAnfr B31 13.06.80 Drs 08/4189 Böhm (Melsungen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18146*A Anlage 55 Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs in Matsch im Zuge der L 608 SchrAnfr B32 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18146*A Anlage 56 Berücksichtigung von Gutachten über Kapazitäten von Wiederaufbereitungsanlagen für die geplante Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennstoffe in Hessen SchrAnfr B33 13.06.80 Drs 08/4189 Ueberhorst SPD SchrAnfr B34 13.06.80 Drs 08/4189 Ueberhorst SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18146*B Anlage 57 Erstellung der Unterkünfte und Bereitstellung von Personal far eine zusätzliche Einsatzabteilung des Bundesgrenzschutzes im Raum Frankfurt-Wiesbaden SchrAnfr B35 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18146*D VIII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Anlage 58 Auflage und Verteilung der vom Bundesinnenminister herausgegebenen „Umwelt Zeitung" SchrAnfr B36 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAnfr B37 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18147*A Anlage 59 Finanzielle Auswirkungen der steuer-und familienpolitischen Entlastungsmaßnahmen für Berlin SchrAnfr B38 13.06.80 Drs 08/4189 Bahner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 18147*C Anlage 60 Einstellung zusätzlicher Arbeitskräfte bei den Finanzämtern zur Überprüfung der nach § 13a Abs. 8 (neu) des Einkommensteuergesetzes vorgeschriebenen Einnahme-Ausgabe-Rechnungen SchrAnfr B39 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . 18147*C Anlage 61 Erhöhung der Kilometerpauschale für Arbeitnehmer im ländlichen Raum angesichts der steigenden Benzinpreise SchrAnfr B40 13.06.80 Drs 08/4189 Seiters CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 18148*A Anlage 62 Funktion der Vorsteuerpauschale SchrAnfr B41 13.06.80 Drs 08/4189 Paintner FDP SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 18148*B Anlage 63 Abwendung einer Fehlentwicklung durch Branchenbeihilfen, insbesondere in der Textilindustrie SchrAnfr B42 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. van Aerssen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 18148*D Anlage 64 Finanzierung der Konjunkturprogramme in den letzten drei Jahren SchrAnfr B43 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 18149*B Anlage 65 Strukturförderung in den Kreisen Ahrweiler und Koblenz im Jahr 1980 SchrAnfr B44 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schweitzer SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 18149*C Anlage 66 Verbesserung der Biotope zur Erhaltung freilebender Tierarten SchrAnfr B45 13.06.80 Drs 08/4189 Regenspurger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18149*D Anlage 67 EG-Überschüsse an Getreide, Rindfleisch, Milch und Milchprodukten; Abgabe an bedürftige Entwicklungsländer SchrAnfr B46 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schöfberger SPD SchrAnfr B47 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schöfberger SPD SchrAnfr B48 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schöfberger SPD SchrAnfr B49 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schöfberger SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18150*C Anlage 68 Fischerkrankungen durch Gewässerbelastung vor der schleswig-holsteinischen Nordseeküste SchrAnfr B50 13.06.80 Drs 08/4189 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18151*C Anlage 69 Verbesserung der europäischen Agrarpolitik im Zusammenhang mit den Beitragsbeschlüssen von Brüssel SchrAnfr B51 13.06.80 Drs 08/4189 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18152*A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 IX Anlage 70 Wirksamkeit der Bundesartenschutzverordnung; Ausdehnung auf Importverbot für gefährdete Tier- und Pflanzenarten und einen bundeseinheitlichen Biotopschutz SchrAnfr B52 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Zumpfort FDP SchrAnfr B53 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Zumpfort FDP SchrAnfr B54 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Zumpfort FDP SchrAnfr B55 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Zumpfort FDP SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18152*B Anlage 71 Erkenntnisse der Bundesforschungsanstalt für Ernährung; Gesundheitsgefährdung durch Stickstoffdüngung SchrAnfr B56 13.06.80 Drs 08/4189 Paintner FDP SchrAnfr B57 13.06.80 Drs 08/4189 Paintner FDP SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 18153*A Anlage 72 Gefährdung der Gesundheit der Verbraucher durch Gift im Fleisch • SchrAnfr B58 13.06.80 Drs 08/4189 Paintner FDP SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 18154*B Anlage 73 Reden von Mitgliedern der Bundesregierung auf Betriebs-, Belegschafts- und Personalversammlungen bis zum 5. Oktober 1980 SchrAnfr B59 13.06.80 Drs 08/4189 Kraus CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18155*A Anlage 74 Dokumentation „Das Problem der illegalen Arbeitnehmerüberlassung" der Stadt Gelsenkirchen; Eindämmung der illegalen Arbeitsvermittlung, insbesondere auf dem Bausektor SchrAnfr B60 13.06.80 Drs 08/4189 Schreiber SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18155*B Anlage 75 Besuche von Regierungsvertretern bei Unternehmen oder Betrieben ohne Bundesbeteiligung sowie Reden auf deren Betriebs- oder Personalversammlungen in den Zeiträumen Januar 1978 bis Mai 1980 und Juni bis Dezember 1980 SchrAnfr B61 13.06.80 Drs 08/4189 Volmer CDU/CSU SchrAnfr B62 13.06.80 Drs 08/4189 Volmer CDU/CSU SchrAnfr B63 13.06.80 Drs 08/4189 Volmer CDU/CSU SchrAnfr B64 13.06.80 Drs 08/4189 Volmer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18155*C Anlage 76 Arbeitsrechtliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in den EG-Staaten SchrAnfr B65 13.06.80 Drs 08/4189 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18155* D Anlage 77 Anteil des berufsbedingten Krebses an der Krebssterblichkeit, insbesondere in Baden-Württemberg SchrAnfr B66 13.06.80 Drs 08/4189 Bindig SPD SchrAnfr B67 13.06.80 Drs 08/4189 Bindig SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18156*A Anlage 78 Erörterung von Bewerbungen Schwerbehinderter mit dem Vertrauensmann, insbesondere bei Dienststellen des Bundes SchrAnfr B68 13.06.80 Drs 08/4189 Gansel SPD SchrAnfr B69 13.06.80 Drs 08/4189 Gansel SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18156* C Anlage 79 Kosten der Ausstellung „Sicherheit 80" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung (BAU) im Verhältnis zur Besucherzahl SchrAnfr B70 13.06.80 Drs 08/4189 Gerstein CDU/CSU X Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 SchrAnfr B71 13.06.80 Drs 08/4189 Gerstein CDU/CSU SchrAnfr B72 13.06.80 Drs 08/4189 Gerstein CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 18156* D Anlage 80 Untersagung der Reisen zu den Olympischen Spielen in die Sowjetunion für alle Soldaten der Bundeswehr SchrAnfr B73 13.06.80 Drs 08/4189 Weiskirch (Olpe) CDU/CSU SchrAnfr B74 13.06.80 Drs 08/4189 Weiskirch (Olpe) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18157*A Anlage 81 Richtlinien des Bundesverteidigungsministeriums über Informationsgespräche und Besuchergruppen sowie deren Verköstigung in der Truppenküche oder im Offizierskasino SchrAnfr B75 13.06.80 Drs 08/4189 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18157* B Anlage 82 Änderung der Richtlinien des Bundesverteidigungsministeriums über die Neuvergabe von Aufträgen an Privatunternehmen des Bewachungsgewerbes betr. rechtzeitige Unterrichtung der betroffenen Arbeitnehmer SchrAnfr B76 13.06.80 Drs 08/4189 Oostergetelo SPD SchrAnfr B77 13.06.8Q Drs 08/4189 Oostergetelo SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18158*A Anlage 83 Einsatzbereitschaft von Kampfpanzern des Warschauer Pakts an der Westgrenze SchrAnfr B78 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18158* C Anlage 84 Ausrüstung der Transportbataillone mit Tanklastwagen; Kostenaufwand für die Depotinstandsetzung der Tank-Lkw; Ableistung des Wehrdienstes in heimatnahen Standorten SchrAnfr B79 13.06.80 Drs 08/4189 Voigt (Sonthofen) CDU/CSU SchrAnfr B80 13.06.80 Drs 08/4189 Voigt (Sonthofen) CDU/CSU SchrAnfr B81 13.06.80 Drs 08/4189 Voigt (Sonthofen) CDU/CSU SchrAnfr B82 13.06.80 Drs 08/4189 Voigt (Sonthofen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18158* D Anlage 85 Anrechnung der im Katastrophenschutz geleisteten Dienstzeiten auf den Grundwehrdienst SchrAnfr B83 13.06.80 Drs 08/4189 Biehle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18159*C Anlage 86 Verstärkung der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Streitkräfte der USA SchrAnfr B84 13.06.80 Drs 08/4189 Biehle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18159*D Anlage 87 Bearbeitungsdauer von Freiwilligenbewerbungen für den Dienst in der Bundeswehr SchrAnfr B85 13.06.80 Drs 08/4189 Biehle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 18160*A Anlage 88 Medikamentöse Behandlung von Heroinsüchtigen SchrAnfr B86 13.06.80 Drs 08/4189 Spitzmüller FDP SchrAnfr B87 13.06.80 Drs 08/4189 Spitzmüller FDP SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 18160*D Anlage 89 Umfang der Nutzung von Grundwasservorräten für industrielle und gewerbliche Zwecke SchrAnfr B88 13.06.80 Drs 08/4189 Biechele CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . 18161*A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 XI Anlage 90 Einebnung deutscher Soldatengräber in der DDR SchrAnfr B89 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB 18161* D Anlage 91 Negative Auswirkungen beim regelmäßigen Gebrauch von Wegwerfwindeln in der Babypflege SchrAnfr B90 13.06.80 Drs 08/4189 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 18162*A Anlage 92 Honorarbeteiligung süddeutscher Ärzte an Schwangerschaftsunterbrechungen deutscher Frauen in Österreich SchrAnfr B91 13.06.80 Drs 08/4189 Menzel SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 18162* B Anlage 93 Einstellung der Bahnverbindung zwischen Müllheim und Neuenburg SchrAnfr B92 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Evers CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18162* C Anlage 94 Bau der B 29 im Bereich Schorndorf; Kraftstoffverbrauch und Verkehrsunfälle an Sonntagen; Kraftstoffeinsparung durch „autofreie Sonntage" SchrAnfr B93 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAnfr B94 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18162* D Anlage 95 Zusammenhang zwischen Unfallsicherheit und Profiltiefe von Autoreifen SchrAnfr B95 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Haussmann FDP SchrAnfr B96 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Haussmann FDP SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18163* B Anlage 96 Kürzung der Straßenbaumittel für Rheinland-Pfalz durch die Türkeihöfe; Ausbau der Ortsdurchfahrt Rinnthal, B 10 SchrAnfr B97 13.06.80 Drs 08/4189 Jung FDP SchrAnfr B98 13.06.80 Drs 08/4189 Jung FDP SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18163* D Anlage 97 Verschlechterung des Sauerstoffgehalts des Meerwassers durch Einbringung weiteren giftigen Abfalls in die Nordsee durch Chemieunternehmen SchrAnfr B99 13.06.80 Drs 08/4189 Wolfgramm (Göttingen) FDP SchrAnfr B100 13.06.80 Drs 08/4189 Wolfgramm (Göttingen) FDP SchrAnfr B101 13.06.80 Drs 08/4189 Wolfgramm (Göttingen) FDP SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18164*A Anlage 98 Beförderungsmöglichkeiten für Lokführer SchrAnfr B102 13.06.80 Drs 08/4189 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18165*A Anlage 99 Bereitstellung der Mittel für die verkehrsgerechte Einmündung der Kreisstraße 4512 in der B 35 in Mühlacker SchrAnfr B103 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Stavenhagen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 19165* C Anlage 100 Sicherstellung der Zuganschlüsse in Honau und Reutlingen nach Umstellung des Personenverkehrs von der Schiene auf die Straße; Einsatz zusätzlicher Schulbusse SchrAnfr B104 13.06.80 Drs 08/4189 Pfeifer CDU/CSU SchrAnfr B105 13.06.80 Drs 08/4189 Pfeifer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18165* C XII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Anlage 101 Personengefährdung durch Schäden an Brücken in Schleswig-Holstein SchrAnfr B106 13.06.80 Drs 08/4189 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18166* A Anlage 102 Anschluß der Gemeinde Malsch an die BAB 5 SchrAnfr B107 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18166* B Anlage 103 Weiterführung der Bauarbeiten an der B 277 in Herborn; vierspuriger Ausbau der B 49 zwischen Wetzlar und Weilburg; Möglichkeit, die Verlegung des Personenverkehrs von der Schiene auf die Straße rückgängig zu machen SchrAnfr B108 13.06.80 Drs 08/4189 Lenzer CDU/CSU SchrAnfr B109 13.06.80 Drs 08/4189 Lenzer CDU/CSU SchrAnfr B110 13.06.80 Drs 08/4189 Lenzer CDU/CSU SchrAnfr B111 13.06.80 Drs 08/4189 Lenzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18166* C Anlage 104 Lage der deutschen Binnenschiffahrt SchrAnfr B112 13.06.80 Drs 08/4189 Seiters CDU/CSU SchrAnfr B113 13.06.80 Drs 08/4189 Seiters CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18166* D Anlage 105 Umweltbelastung durch Aufladung und Entsorgung neuartiger Zink-Chlorid-Batterien für Elektroautos SchrAnfr B114 13.06.80 Drs 08/4189 Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 18167*A Anlage 106 Sanierung von Spannbetonstraßenbrükken mit Koppelfugen SchrAnfr B115 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Bußmann SPD SchrAnfr B116 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Bußmann SPD SchrAnfr B117 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Bußmann SPD SchrAnfr B118 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Bußmann SPD SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18167* C Anlage 107 Behebung der Schäden an der KochertalBrücke auf der BAB Heilbronn/Nürnberg SchrAnfr B119 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Jenninger CDU/CSU SchrAnfr B 120 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Jenninger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18167* D Anlage 108 Renovierung des Postamts in Wesseling SchrAnfr B121 13.06.80 Drs 08/4189 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18168*A Anlage 109 Gebührenermäßigung für Ferngespräche mit wichtigen Behörden in ländlichen Gebieten SchrAnfr B122 13.06.80 Drs 08/4189 Spranger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18168* B Anlage 110 Erhebung von Gebühren im Telefonverkehr mit der DDR für nicht zustande gekommen Verbindungen SchrAnfr B 123 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU SchrAnfr B124 13.06.80 Drs 08/4189 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Mahne BMV . . . . 18168* C Anlage 111 Förderung des Hochbaus im Zonenrandgebiet nach Auslaufen des 5. Konjunkturprogramms SchrAnfr B128 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 18168* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 XIII Anlage 112 Verstoß gegen das Transitabkommen durch die Zurückweisung Niko Hübners und anderer Reisender an den Grenzübergängen zur DDR SchrAnfr B129 13.06.80 Drs 08/4189 Lintner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB 18169* B Anlage 113 Bezeichnung der Staatsangehörigkeit in Anträgen auf Einreise in die DDR mit ,,BRD" SchrAnfr B130 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Stavenhagen CDU/CSU SchrAnfr B131 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Stavenhagen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kreutzmann BMB 18169* C Anlage 114 Veröffentlichung der Studie des Kernforschungszentrums Karlsruhe über die Auswirkung der von Kernkraftwerken abgegebenen Abwärme im Oberrheingebiet SchrAnfr B132 13.06.80 Drs 08/4189 Kirschner SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 18169* D Anlage 115 Einrichtung von Ölkavernen im badi- schen Granit; Stand der Vorarbeiten zur Erstellung einer Versuchskaverne in Furschenbach SchrAnfr B133 13.06.80 Drs 08/4189 Schäfer (Offenburg) SPD SchrAnfr B134 13.06.80 Drs 08/4189 Schäfer (Offenburg) SPD SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT . . . . 18170*A Anlage 116 Angaben im Berufsbildungsbericht der Bundesregierung über ausbildungsplatzsuchende Jugendliche SchrAnfr B 135 13.06.80 Drs 08/4189 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . 18170* C Anlage 117 Streichung der dem Handwerk zugesagten Bundesmittel für die im Bau befindlichen überbetrieblichen Lehrwerkstätten in der Pfalz SchrAnfr B136 13.06.80 Drs 08/4189 Jung FDP SchrAnfr B137 13.06.80 Drs 08/4189 Jung FDP SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . 18171*A Anlage 118 Novellierung des Hochschulrahmengesetzes SchrAnfr B138 13.06.80 Drs 08/4189 Dr. Schweitzer SPD SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . 18171* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18067 224. Sitzung Bonn, den 19. Juni 1980 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 220. Sitzung, Seite 17735 B: Im vorletzten Absatz ist in der zweiten Zeile statt „Klaus Arndt" zu lesen „Claus Arndt". Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode —224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18127* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. von Aerssen * 19.6. Dr. Ahrens ** 19.6. Dr. Aigner * 19.6. Alber * 19.6. Amrehn 19.6. Dr. Bangemann * 19.6. Berger (Lahnstein) 19.6. Dr. Biedenkopf 19.6. Blumenfeld * 19.6. Brandt * 19.6. Büchner (Speyer) ** 19.6. Dr. Dollinger 19.6. Erpenbeck 19.6. Fellermaier * 19.6. Frau Dr. Focke * 19.6. Friedrich (Würzburg) * 19.6. Dr. Früh * • 19.6. Dr. Fuchs * 19.6. Frau Geier 19.6. Haar 19.6. von Hassel * 19.6. Ibrügger 19.6. Katzer * 19.6. Dr. h. c. Kiesinger 19.6. Dr. Klepsch * 19.6. Dr. Köhler (Duisburg) * 19.6. Dr. Kreile 19.6. Lange * 19.6. Lücker * 19.6. Luster * 19.6. Dr. Mende ** 19.6. Dr. Müller ** 19.6. Dr. Müller-Hermann * 19.6. Neuhaus 19.6. Dr.-Ing. Oldenstädt 19.6. Dr. Pfennig * 19.6. Dr. Probst 19.6. Reddemann *** 19.6. Dr. Riesenhuber 19.6. Dr. Schäuble ** 19.6. Schinzel * 19.6. Frau Schleicher * 19.6. Schmidt (Würgendorf) ** 19.6. Dr. Schwarz-Schilling 19.6. Dr. Schwencke (Nienburg) * 19.6. Seefeld * 19.6. Sieglerschmidt * 19.6. Spranger 19.6. Dr. Sprung 19.6. Stockleben 19.6. Vogel (Ennepetal) 19.6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Voigt (Frankfurt) 19.6. Walkhoff 19.6. Frau Dr. Walz * 19.6. Wawrzik * 19.6. Windelen 19.6. Dr. Wörner 19.6. Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung von Kostenvorschriften des Atomgesetzes Der Bundestag ist dem Beschluß des Bundesrates, die Landessammelstellen von der Beitragspflicht auszunehmen, nicht gefolgt. Die Einrichtung der Endlagerstelle, die dem Bund obliegt, kann zur Zeit nicht abgesehen werden. Die Kosten dieser Einrichtung und damit die Höhe der von den Verursachern an die Länder bei Ablieferung an die Landessammelstellen zu zahlenden Entgelte / Gebühren sind ebenfalls noch nicht überschaubar. Angesichts des großen zeitlichen Abstandes zwischen der Ablieferung und endgültigen Beitragsbemessung können so viele Veränderungen eintreten, daß die Abwälzung der endgültigen Beiträge auf den Verursacher nur mit unverhältnismäßigem Aufwand oder überhaupt nicht erfolgen könnte. Den Ländern ist, da sie auf die Einrichtung des Endlagers keinen unmittelbaren Einfluß haben, die endgültige Kostentragung nicht zuzumuten. Die Bundesregierung wird daher gebeten, diese Gesichtspunkte beim Erlaß der Rechtsverordnung nach * 21 b Abs. 3 des Gesetzes zu berücksichtigen und dafür zu sorgen, daß den Ländern insoweit keine Kosten verbleiben. Anlage 3 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Abschaffung der Spielkarten-, Zündwaren- und Essigsäuresteuer Im Hinblick auf die Gegenäußerung der Bundesregierung zu der Stellungnahme des Bundesrates im ersten Durchgang sieht der Bundesrat davon ab, zu dem vom Deutschen Bundestag am 22. Mai 1980 verabschiedeten Gesetz den Vermittlungsausschuß anzurufen. Der Bundesrat geht davon aus, daß die Bundesmonopolverwaltung durch ihre Preispolitik allen evtl. auftretenden Wettbewerbsnachteilen entgegenwirken wird, die durch die Aufhebung der Essigsäuresteuer und der Essig-Branntweinsteuer bei den Herstellern von Gärungsessig und Säureessig eintreten können. 18128* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn Donnerstag, den 19. Juni 1980 Anlage 4 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung des Investitionszulagengesetzes Die Änderung des Investitionszulagengesetzes soll bewirken, daß künftig Investitionen im Rahmen der Auslagerung einer Betriebstätte in NichtSchwerpunktorten im Sinne des Achten Rahmenplans der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" unter bestimmten Voraussetzungen gefördert werden können. In diesem Sinne geht der Bundesrat davon aus, daß die erleichterte Förderung der Erweiterung von Betriebstätten in Nicht-Schwerpunktorten tatsächlich beschränkt bleibt auf Fälle der Auslagerung, die deshalb notwendig werden, weil aus den im letzten Satz der Neufassung von § 2 Abs. 2 Nr. 4 genannten Gründen eine Erweiterung auf dem bisherigen Betriebsgrundstück nicht möglich ist. Wird dagegen eine zusätzliche Betriebstätte errichtet, die nach Art und/oder Umfang nicht als Erweiterung einer in der gleichen Gemeinde bereits vorhandenen Betriebstatte angesehen werden kann, würde die Förderung durch eine Investitionszulage dem. Schwerpunktprinzip widersprechen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 1 und 2): Ist der Bundesregierung bekannt, daß portugiesische Einfuhrbehörden — unter Hinweis auf die vorrangig zu schützende heimische Industrie — Importlizenzanträge auch für deutsche Produkte entweder ablehnen oder derart verzögern. daß der Absatz deutscher Waren in Portugal erheblich erschwert wird? Steht bejahendenfalls dieses Gebaren im Einklang mit den vertraglichen Beziehungen zwischen der EG einerseits und der EFTA andererseits, oder würde dies nicht dem EG-Aufnahmeantrag Portugals widersprechen? Zu Frage A 1: Der Bundesregierung sind einzelne Fälle bekannt, in denen die portugiesischen . Behörden Importlizenzanträge verzögert und in einem Fall auch mit Hinweis auf inländische Erzeuger abgelehnt haben. In allen derartigen Fällen veranlaßt die Bundesregierung die deutsche Botschaft, an zuständiger Stelle zu intervenieren, in der Regel mit Erfolg. Die erwähnte Ablehnung der Importlizenzen wurde auf diese Intervention hin revidiert. Zu Frage A 2: Eine Verzögerung von Einfuhrlizenzen oder ihre Ablehnung zum Schutz der inländischen Produktion ist grundsätzlich nicht vereinbar mit dem Freihandelsabkommen EG-Portugal Dieses Abkommen untersagt mengenmäßige Beschränkungen und Maßnahmen gleicher Wirkung. Derartige Beschränkungen können zwar aufgrund der Schutzklauseln bei regionalen und 'sektoralen Schwierigkeiten oder Zahlungsbilanzschwierigkeiten angewandt werden, jedoch unterliegt die Inanspruchnahme dieser Schutzklauseln bestimmten Verfahrensvorschriften. Ob die Ablehnung oder Verzögerung einer Einfuhrlizenz im konkreten Fall mit dem Abkommen vereinbar ist, hängt daher davon ab, ob die Maßnahme in ordnungsgemäßer Anwendung einer Schutzklausel getroffen wurde oder nicht. Die Bundesregierung sieht keinen Grund, solche im einzelnen zu klärenden Vorgänge mit den Verhandlungen um Portugals Beitritt zur EG in Beziehung zu setzen. Sie ist auch weiterhin bereit, allen vorkommenden Fällen nachzugehen und stellt Ihnen anheim, die Vorgänge, die Ihre Anfrage veranlaßt haben, dem Bundesministerium für Wirtschaft mitzuteilen. Anlage 6 Antwort des ParL Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Graf Stauffenberg (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 3 und 4): Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, daß die Sowjetunion ihre Streitkräfte im westlichen Bereich der UdSSR und in den Ostblockstaaten einschließlich der .DDR umgliedert und gleichzeitig personell und hinsichtlich der Ausrüstung mit Artillerie und Panzern verstärkt, und kann die Bundesregierung hierzu Zahlen nennen? Wie viele Soldaten und wieviel Panzer haben die Sowjetunion von der .Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland abgezogen und in welchem Zahlenverhältnis stehen die von Breschnew angekündigten, bisher tatsächlich durchgeführten Reduktionen zur Gesamtstärke der GSTD in Mitteldeutschland? Zu Frage A 3: Der Bundesregierung liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor, die diesen Sachverhalt bestätigen. Hinweise auf entsprechende Truppenversuche liegen allerdings seit einiger Zeit vor. Zu Frage A 4: Das Angebot Breschnews vom Oktober 1979, bis zu 20 000 Militärangehörige, 1 000 Panzer sowie eine bestimmte Anzahl anderer Militärtechnik vom Territorium der Deutschen Demokratischen Republik abzuziehen, wurde personell zu ca 80 % (16 000 Soldaten) und materiell zu ca. 70-80 % (700-800 Panzer) erfüllt. Bezogen auf die Gesamtstärke der 20 Divisionen der „Gruppe der Sowjetischen Truppen in Deutschland" (GSTD) bedeutet dies personell eine Reduktion um ca. 4,4 % und materiell etwa 9-10 %. Ein Bezug dieser Reduktion ausschließlich auf die GSTD ergibt aber ein verzerrtes Bild. Hier ist als Bezugsgröße das Gesamtpotential des Warschauer Paktes im Vorfeld zugrunde zu legen, nämlich 58 Divisionen und 19 000 Panzer. Hierbei ist zusätzlich zu berücksichtigen, daß aus den drei westlichen Militärbezirken der Sowjetunion innerhalb von Tagen weitere 33 kampffähige Divisionen mit 8 500 Kampfpanzern nach Westen verlegt werden können. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18129* Anlage 7 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Hansen (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 5 und 6): Aus welchen Gründen hat die Bundesregierung die vergleichende Untersuchung der Schreibdienste in den obersten Bundesbehörden, durchgeführt von der Gesellschaft für interdiszipiinäre Sozialforschung mbH Berlin (Intersofo) fertiggestellt seit Oktober 1979, immer noch nicht veröffentlicht? Bis wann will die Bundesregierung dafür sorgen, daß die in der ver- gleichenden Untersuchung festgestellten Mißstände, wie gesundheitliche Beeinträchtigung durch Rücken- und Nackenschmerzen die veraltete technische Ausstattung und die Gestaltung des Arbeitsplatzes so- wie der zu hohe Lärmpegel beseitigt werden? Zu Frage A 5: Zu dem im September 1979 von der Gesellschaft für interdisziplinäre Sozialforschung (Intersofo) vorgelegten Ergebnisbericht wurden zunächst die Stellungnahmen der beteiligten Ressorts eingeholt. Eine letzte Frist zur Abgabe von Stellungnahmen endete am 15. Februar 1980. Auf der Basis dieser Stellungnahmen wurde der Ergebnisbericht von den Verfassern überarbeitet. Eine überarbeitete Fassung wurde dem BMFT am 3. Juni 1980 übergeben. Diese Fassung wird jetzt dem Bundestag zugeleitet und in einer Verlagsreihe veröffentlicht. Zu Frage A 6: Bei der Weiterführung des Vorhabens wird nach modellhaften Lösungen gesucht — beispielsweise für die Ausstattung der Arbeitsplätze von Schreibkräften mit zweckmäßigem Mobiliar und mit Bürogeräten oder für die Schalldämmung bei Schreibmaschinen. Hierbei wird auch zu ermitteln sein, wieweit Verbesserungen im Rahmen der bestehenden Beschaffungs- und Ausstattungsrichtlinien möglich sind. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Egert (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 8 und 9): Welche kurz- und mittelfristigen Maßnahmen will die Bundesregierung unternehmen, um eine Verbesserung der Fort- und Weiterbiidungsmöglichkeiten für die Beschäftigten im Schreibdienst zu erreichen, und denkt sie daran, ein zentrales Fortbildungsangebot zu machen? Wie steht die Bundesregierung zu Forderungen der Aufhebung von reinen Schreibarbeitsplätzen und der Schaffung von sogenannten Mischtätigkeiten, und welche Maßnahmen sind in den Bundesministerien schon getroffen worden, um solche Mischtätigkeiten einzuführen? Die Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sind abhängig von den Qualifikationsanforderungen künftiger Arbeitsplätze; insoweit stehen Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für Schreibkräfte in engem Zusammenhang mit den Möglichkeiten einer Ausgestaltung der Arbeitsplätze der Schreibkräfte zu mehrfunktionalen Mischarbeitsplätzen. Die Fragen 8 und 9 beantworte ich daher gemeinsam wie folgt: Die Entwicklungen auf dem • Gebiet der Informationstechnik werden voraussichtlich auch Auswirkungen auf die Gestaltung der Arbeitsplatze und die Qualifikationsanforderungen im Schreibdienst haben. Die Bundesregierung widmet daher im Rahmen des Föderungsprogramms „Humanisierung des Arbeitslebens" u. a. auch dem Problem der Verbesserung der Arbeitsplatzgestaltung von Schreibkräften hohe Aufmerksamkeit. In dem vom BMFT geförderten Vorhaben „Vergleichende Untersuchungen der Schreibdienste in obersten Bundesbehörden" durch die Gesellschaft für interdisziplinäre Sozialforschung mbH Berlin (Intersofo) ist eine Konzeption vorgeschlagen worden, die u. a. auch die Schaffung von referatsnahen Mischarbeitsplätzen im Schreibbereich vorsieht. Die Möglichkeiten und sich etwa daraus ergebende Probleme sollen zunächst in . Teilbereichen des BMFT, des BMJ und des BMZ modellhaft untersucht werden. Nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse wird untersucht werden, inwieweit die Einzelergebnisse generalisiert und in allgemeine Empfehlungen umgesetzt werden können. Ich darf hierzu bemerken, daß nach den Feststellungen des bisherigen Berichts von Intersofo bereits jetzt bei den untersuchten Schreibarbeitsplätzen etwa 10 % (5-15 %) der Gesamtarbeitszeit auf nichtschreibbezogene Bürotätigkeiten entfallen. Im Rahmen dieser Untersuchung ist auch die Erarbeitung von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Schreibkräfte mit dem mittel- bzw. langfristigen Ziel einer zukunftsorientierten Qualifikationsvermittlung hin zu „Fachkraft für Informationsbe- und -verarbeitung" und zur „Sekretariatsfachkraft" angeregt worden. Die Bundesregierung hat der Aus- und Weiterbildung der Angehörigen des öffentlichen Dienstes stets einen hohen Stellenwert eingeräumt. Sie wird daher nach Abschluß der Modelluntersuchungen in den genannten Ressorts und der dann möglichen Festlegung der künftigen Anforderungen an die Arbeitsplätze von Schreibkräften hinsichtlich ihrer organisatorischen Einbindung und ihrer Qualifikationsanforderungen auch die Fort- und Weiterbildung der im Schreibdienst Beschäftigten durch entsprechende Maßnahmen fördern. Dies ist aber nicht nur eine Frage von organisatorischer, sondern auch von erheblicher arbeits- und tarifrechtlicher Bedeutung. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Berger (Lahnstein) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 10 ): Ist die Bundesregierung bereit, die Bemühungen des Bundesverbands für den Selbstschutz um eine bessere Aufklärung der Bevölkerung in den Aufgaben des Selbstschutzes dahin gehend zu unterstützen, daß sie die Kosten für die Sendung der Fernsehspots übernimmt, die gegenwärtig durch den Verband erstellt werden, und wichtige Hinweise für den Selbst- und Katastrophenschutz insbesondere die Bedeutung der Alarmsignale, im amtlichen Fernsprechbuch abdrucken läßt? 18130* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Im Rahmen der Aufklärungs- und Ausbildungstätigkeit bereitet der BVS einen Film „Selbstschutz im Verteidigungsfall” vor. Dieser Film soll in 11 in sich abgeschlossenen Spots schwerpunktmäßig Hinweise für die Bevölkerung zum Umsetzen der Anordnungen und Bekanntmachungen des Hauptverwaltungsbeamten zu selbstschutzmäßigem Verhalten geben. Der Film ist in erster Linie für den Einsatz bei der Ausbildung und Fortbildung der Selbstschutzsachbearbeiter und Selbstschutzberater der Gemeinden bestimmt Die einzelnen Spots sollen allerdings so gestaltet werden, daß sie in einem Spannungs- oder Verteidigungsfall auch zur Aufklärung der Bevölkerung z. B. über das Fernsehen eingesetzt werden können. Da gegenwärtig nicht beabsichtigt ist, die Filmspots vor einem Spannungs- und Verteidigungsfall über das Fernsehen zu verbreiten, stellt sich z. Z. die Frage nach den Kosten nicht. Die ständige Konferenz der Innenminister und Innensenatoren der Lander hat am 18. April dieses Jahres in einem Beschluß die Auffassung vertreten, daß der Information der Bevölkerung über Vorsorgemaßnahmen für den Katastrophen- und Verteidigungsfall mehr Bedeutung als bisher beigemessen werden muß. Sie hat daher den Arbeitskreis V beauftragt, geeignete Vorschläge zu erarbeiten, um die Bevölkerung in verstärkter Weise über Verhaltensregeln für den Katastrophen- und Verteidigungsfall zu unterrichten und dabei insbesondere zu prüfen, inwieweit die Fernsprechbücher der Deutschen Bundespost hierzu benutzt werden können. Das Ergebnis dieser Prüfung sollte abgewartet werden. Die Bundesregierung würde ein positives Ergebnis als Unterstützung der Aufklärungsmaßnahmen des Bundesverbandes für den Selbstschutz begrüßen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Meyer zu Bentrup (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 11 und 12): Wie beurteilt die Bundesregierung in Zukunft die Verwendung von Klarschlamm, insbesondere in der Landwirtschaft, angesichts zunehmender Warnungen vor schädlichen Anreicherungen von Schwermetallen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen im Boden? Wird die Bundesregierung auch weiter Abfallbeseitigungsanlagen (1t. jüngsten Pressemeldungen z. B. in Alfeld) fördern, die eine entsprechende Verwendung des Klärschlamms vorsehen, und bestehen technische Möglichkeiten, den Gehalt solcher Schadstoffe zu verringern? Zu Frage A 11: Die Bundesregierung hat in ihrem Abfallwirtschaftsprogramm und zuletzt in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen der SPD und FDP zur Umweltpolitik — BT-Drucksache 8/3279 — zur Frage der Beseitigung von Klärschlamm Stellung genommen. Sie hält grundsätzlich daran fest, daß Klärschlämme aus abfallwirtschaftlichen ökologischen Gründen weitmöglich durch Verwertung im Landbau in den Kreislauf der Natur zurückgeführt werden sollten. Voraussetzung der landwirtschaftlichen Verwertung sind Maßnahmen zur Überwachung nach den Vorschriften des Abfallbeseitigungsgesetzes, durch die gewährleistet werden kann, daß nur solche Klärschlämme landwirtschaftlich verwertet werden, deren Gehalt an Schadstoffen definierte Grenzwerte nicht übersteigt Klärschlämme mit zu hohem Schadstoffgehalt müssen unschädlich, beispielsweise durch Ablagerung in Deponien oder durch Verbrennung, beseitigt werden. Zu Frage A 12: Die Bundesregierung fördert Anlagen und Anlagenteile zur Klärschlammbehandlung nur im Rah men von Sonderprogrammen. Zu diesen zahlen das Rhein-Bodensee-Programm, das Zukunftsinvestitionsprogramm und die Forschungs- und Entwicklungsprogramme. Im Rahmen dieser Programm ist auch die Klärschlammbehandlungsanlage Alfeld finanziell unterstützt worden. Datüber hinaus gewahrt die Bundesregierung Kredite auch für Klärschlammbehandlungsanlagen aus dem ERP-Sondervermögen und Sonderabschreibungsvorteile nach § 7 d des Einkommensteuergesetzes. Verfahren zur großtechnischen Verringerung des Schadstoffgehaltes in Klärschlämmen stehen noch nicht zur Verfügung. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit dieser Zielvorgabe sind indessen im Gange. Eine Verringerung auf indirektem Weg muß dadurch erreicht werden, daß die Schadstofffracht im Abwasser, die im Verlauf des Klärprozesses überwiegend im Klarschlamm gebunden wird, durch Verschärfung der Einleitungsauflagen für gewerbliche Indirekteinleiter in die öffentliche Kanalisation weitgehend gesenkt wird. Auf diese Weise konnte in einigen Entsorgungsbereichen z. B. der Cadmiumgehalt im Klärschlamm schon in kurzer Zeit drastisch gesenkt werden. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Thüsing (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage A 13): Teilt die Bundesregierung die im jüngsten Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz über türkischen Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland wiedergegebene Auffassung wonach einer der Gründe für eine Zunahme extremistischer Aktivitäten unter Türken deren „heftiger, schwerdiszilinierbarer Volkscharakter" (Frankfurter Rundschau vom 11. Juni 1980) sei, und wenn nicht, wird die Bundesregierung dafür sorgen, daß diese Einschatzung korrigiert wird? Die von Ihnen beanstandete Formulierung, die in einem internen Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz enthalten war, sollte zum Ausdruck bringen, daß mentalitätsbedingte Eigenschaften bei der Beurteilung der aktuellen Problematik nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Ein abwertendes Ur- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18131* teil über das türkische Volk war nicht beabsichtigt. Um weiteren Mißverständnissen vorzubeugen, wird das Bundesamt für Verfassungsschutz die besagte Formulierung nicht mehr verwenden; eine Korrektur ist veranlaßt. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Däubler-Gmelin (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 18 und 19): Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Innenminister des Landes Baden-Württemberg, wohl im Alleingang und im Vorgriff auf Berichte und Beschlußfassung der Konferenz des Bundeskanzlers mit den Ministerpräsidenten der Länder, in einem VS-Erlaß an die Ausländerbehörden des Landes Baden-Württemberg vor einigen Tagen für eine Reihe von Städten wie z. B. Freiburg, Göppingen, Reutlingen. Heilbronn angeordnet hat. daß ab sofort an Asylbewerber nur noch jederzeit widerrufliche und befristete aufenthaltsrechtliche Duldungen mit der Auflage erteilt werden dürfen, daß dem Asylbewerber die Erwerbstätigkeit nicht gestattet sei und daß in der Folge dieses Erlasses die Arbeitsämter in Baden-Württemberg ab sofort insoweit keine Arbeitserlaubnis mehr er- teilen dürfen? Wußte die Bundesregierung von diesem VS-Erlaß vor seiner Inkraftsetzung, und wie beurteilt sie dieses Vorgehen unter bundespolitischen und bundesrechtlichen Gesichtspunkten? Der in der Frage angesprochene VS-Erlaß ist der Bundesregierung weder vor seiner Inkraftsetzung noch hinterher zur Kenntnis gebracht worden. Zur rechtlichen Beurteilung ist folgendes zu bemerken: Die Ausländerbehörde kann nach den §§ 3, 17 des Ausländergesetzes Auflagen verfügen, „wenn dies zur Wahrung öffentlicher Interessen geboten erscheint". Gegenstand einer Auflage kann auch die Untersagung einer Erwerbstätigkeit sein. In diesem Fall lautet die Auflage Erwerbstätigkeit nicht gestattet". Auflagen sind sowohl im Falle der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis oder der Ausstellung einer Duldung als auch bei Ausländern, die keiner Aufenthaltserlaubnis bedürfen, zulässig. Sie können daher auch bei Asylbegehrenden verfügt werden. Wie Sie wissen, ist gestern seitens des Bundes veranlaßt worden, daß Asylbewerbern die Arbeitserlaubnis für 12 Monate versagt wird. Für die Zeit danach wird die Arbeitserlaubnis unter Beachtung des Vorrangs deutscher und gleichberechtigter ausländischer Arbeitnehmer erteilt. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schneider (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 20): Welche Bestimmungsfaktoren insbesondere auf steuerlichem Gebiet stehen nach Ansicht der Bundesregierung der Bereitstellung und Erschließung ausreichenden Baulands durch die Gemeinden entgegen, und inwieweit tragt das geltende Steuersystem unmittelbar zu einer Verteuerung und Hortung von Bauland bei? Von den zahlreichen Bestimmungsfaktoren, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, stel- len Sie insbesondere auf die steuerlichen Faktoren ab. Es gibt keine Vorschriften des Steuerrechts, die der Bereitstellung und Erschließung ausreichenden Baulandes durch die Gemeinden entgegenstehen oder die unmittelbar zu einer Verteuerung und Hortung von Bauland beitragen: Im Bereich der Grunderwerbsteuer sind nahezu alle Erwerbsvorgänge in Zusammenhang mit der Bereitstellung und Erschließung von Bauland steuerbefreit Bei der Einkommensteuer unterliegen Gewinne oder Verluste, die im privaten Bereich aus der Veräußerung von Grundstücken entstehen, grundsätzlich nicht der Steuer. Eine Ausnahme bilden lediglich Einkünfte aus Spekulationsgeschäften nach § 23 des Einkommensteuergesetzes. Danach unterliegen Gewinne aus der Veräußerung von Grundstücken, deren Anschaffung nicht mehr als zwei Jahre zurückliegt, als sonstige Einkünfte der Einkommensteuer. Im betrieblichen Bereich unterliegen Gewinne, die durch die Veräußerung von Betriebsgrundstükken erzielt werden, ebenso der Einkommensteuer wie die Gewinne aus der Veräußerung anderer Wirtschaftsgüter des Betriebsvermögens. Auf Grund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gilt dies seit dem 1. Juli 1970 auch für die Veräußerung land- und • forstwirtschaftlicher Betriebsgrundstücke. Die Regelung in § 55 des Einkommensteuergesetzes, nach der seinerzeit die land- und forstwirtschaftlichen Grundstücke mit einem Pauschalwert oder mit dem höheren Teilwert zum 1. Juli 1970 angesetzt werden konnten, war lediglich eine Übergangsregelung. Durch sie wurde erreicht, daß die vom Bundesverfassungsgericht vorgeschriebene Bodengewinnbesteuerung nicht rückwirkend eingriff. Die bis zum 1. Juli 1970 entstandenen stillen Reserven bleiben dadurch unversteuert. Auf dem Gebiet der vermögensabhängigen Steuern lassen sich ebenfalls keine steuerbelastenden Vorschriften anführen, die unmittelbar zu einer Verteuerung von Bauland beitragen. Hier könnte allerdings die im Vergleich zu anderen Vermögenswerten sehr niedrige Bewertung von Grund und Boden dazu Anlaß geben, besonders Grundstücke als Vermögensanlageform zu bevorzugen. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Gobrecht (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 21 und 22): Halt die Bundesregierung angesichts der steuerrechtlichen Auffassung des Bundesfinanzministers (Schreiben vom 29. Oktober 1979 an die Fmanzminister/Finanzsenatoren der Länder). wonach Veräußerungsgewinne aus dem Verkauf von Mietwohnungen, die in Eigentumswohnungen umgewandelt worden sind, steuerfrei (§d6 b des Einkommensteuergesetzes) bleiben können, eine Änderung der Vorschrift des § 6 b des Einkommensteuergesetzes für erforderlich, um der im Ergebnis steuer- lichen Begünstigung der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen entgegenzuwirken? 18132e Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Wann beabsichtigt die Bundesregierung, gegebenenfalls eine solche Änderung des § 6 b des Einkommensteuergesetzes zum Schutz der Mieter im frei finanzierten Wohnungsbau vorzunehmen? Nach dem Urteil des Bundesfinanzhofs vom 26. November 1974 (BStBl 1975 II S. 352) verliert ein Mietwohngrundstück, das zu einem Betriebsvermögen gehört und zum Zwecke der Veräußerung in Eigentumswohnungen umgewandelt wird, seine Eigenschaft als Anlagevermögen und wird zu Umlaufvermögen. Umlaufvermögen ist nicht nach § 6b EStG begünstigt Bei Anwendung dieser Rechtsprechung wäre die en-bloc-Veräußerung von betrieblichem Immobilienbesitz steuerlich günstiger als die Veräußerung einzelner Wohnungen. Die Möglichkeit für Mieter, Eigentum an ihrer bisherigen Wohnung zu erwerben, würde wesentlich erschwert. Der Deutsche Bundestag hat u. a. aus diesem Grund in seiner 123. Sitzung am 7. Dezember 1978 die Bundesregierung aufgefordert, die mit der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen und deren Veräußerung zusammenhängenden steuerlichen Belastungen darzustellen (Beschlußempfehlung des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 8/1903). Die Bundesregierung hat im Zusammenhang mit dem Berichtsauftrag Stellungnahmen des Bundesministers der Justiz und des Instituts der Wirtschaftsprüfer eingeholt. Nach deren handelsrechtlicher Beurteilung wird durch die in Veräußerungsabsicht erfolgende Aufteilung eines bebauten Grundstücks in Eigentumswohnungen gemäß * 8 Wohnungseigentumsgesetz in Fällen, in denen bis zur Veräußerung die bis- herige Nutzung nicht geändert wird, der Wohnungsbesitz nicht zu Umlaufvermögen. Die Finanzverwaltung hat sich dieser Auffassung in dem von Ihnen zitierten BMF-Schreiben vom 29. Oktober 1979 angeschlossen. Da diese Rechtsauslegung sicherstellt, daß der Erwerb von Wohnungseigentum durch bisherige Mieter steuerlich nicht behindert wird, halt die Bundesregierung es nicht für erforderlich, § 6b EStG zu ändern. Die Bundesregierung hat dies bereits in dem Bericht der Bundesregierung über die steuerliche Behandlung der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen und deren Veräußerung vom 19. Mai 1980 zum Ausdruck gebracht. Anlage 15 Antwort des ParL Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Todenhöfer (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 23 ): Trifft es zu. daß Bundesfinanzminister Matthöfer zunächst dem Entwurf des Entschließungsantrags von SPD und FDP vom 23. April 1980, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, 0,7 v. H. des Bruttosozialprodukts bis 1985 als öffentliche Entwicklungshilfe zu leisten, zugestimmt hat? Bundesminister Matthöfer hat den Entschließungsantrag von SPD und FDP vom 23. April 1980 als Prüfungsauftrag an die Bundesregierung aufgefaßt und ihm in diesem Sinne. zugestimmt. Diese seine Auffassung hat er erneut in einem Schreiben an den Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der SPD verdeutlicht. Anlage 16 Antwort des ParL Staatssekretärs Haehser auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hoffacker (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 24 und 25): Trifft es zu, daß Bundesfinanzminister Matthöfer sm 24. April 1980 die Koalitionsfraktionen aufgefordert hat, im Verlauf der parlamentarischen Beratung des Antrags diese Aufforderung in einen Prüfungsantrag umzuwandeln? Welche Mehrausgaben im Hinblick auf die gegenwärtig noch gültige mittelfristige Finanzplanung bzw. die derzeitigen Planungen der zusttndigen Bundesministerien würde es bedeuten. wenn bis 1985 das 0,7v. H.-Ziel erreicht werden würde, und wie soll der erwartete Mehraufwand aufgebracht werden? . Der Bundesminister der Finanzen hat den Koalitionsfraktionen vorgeschlagen, den von diesen erarbeiteten Entschließungsentwurf im weiteren parlamentarischen Verfahren dahin zu ändern, daß auch hinsichtlich des Sofortprogramms ein Prtüfungsauftrag an die Bundesregierung erteilt wird. Bezüglich des zweiten Teils. Ihrer Frage ist zu berücksichtigen, daß die geltende Finanzplanung nur bis zum Jahr 1983 reicht. Wie Sie wissen, wird der Finanzplan jährlich zusammen mit der Aufstellung des neuen Haushalts den veränderten Verhältnissen angepaßt und fortgeschrieben. Entsprechend der Ubung, der bisher alle Bundesregierungen gefolgt sind, werden der Haushalt 1981 und der nächste Finanzplan von der neuen Bundesregierung aufgestellt Es gibt daher zur Zeit keine „Planungen der zuständigen Ministerien" bis 1985. Demgemäß ist es auch nicht möglich, im Verhältnis zu einer solchen Planung den Mehraufwand bei Verwirklichung des 0,3 %-Ziels anzugeben. Anlage 17 Antwort des ParL Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Voss (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 26 und 27): Warum ist die Bundesregierung dagegen (siehe Antwort auf meine Frage Nr. 36 in der Fragestunde vom 14.5. l980), daß bei selbstgenutzten Eigenheimen und Eigentumswohnungen die Umstellung der Wärmeerzeugung auf andere Brennstoffe als Heizöl in die Abechreibungsbegün stigung nach § 82 a EStDV einbezogen wird. obwohl auch bei dieser Umstellung moderne Technologien zum Einsatz kommen? Hält es die Bundesregierung mit dem Grundsatz der Gleichmäßigkeit der Besteuerung für vereinbar, daß die vorerwähnten Umstellungskosten bei Zweifamilienhäusern und Mietgrundstücken sofort als Erhaltungsaufwand abgezogen werden können bei selbstgenutzten Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen dagegen steuerlich nicht einmal im Rahmen der zehnjährigen Abschreibungen nach § 82 a EStDV berücksichtigt werden? Im Hinblick auf das Presseecho, das meine Antwort auf Ihre Frage in der Fragestunde vom 14. Mai 1980 gefunden hat, möchte ich zur Vermeidung von Mißverständnissen in der Öffentlichkeit kurz auf die steuerliche Behandlung von Aufwendungen bei Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18133* selbstgenutzten Einfamilienhäusern und den anderen Wohngebäuden eingehen. Kosten für nachträgliche Baumaßnahmen an Gebäuden sind entweder Herstellungskosten oder Erhaltungsaufwand. Regelmäßig wird allerdings Erhaltungsaufwand vorliegen; denn nach der Rechtsprechung sind Herstellungskosten nur anzunehmen, wenn das Gebäude durch die Baumaßnahme wesentlich in seiner Substanz vermehrt oder über seinen bisherigen Zustand hinaus deutlich verbessert wird. Diese Herstellungskosten können nur verteilt auf die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes als Absetzungen für Abnutzung berücksichtigt werden, soweit nicht im Einzelfall erhöhte Absetzungen, z. B. nach § 7b Einkommensteuergesetz oder nach § 82 a Einkommensteuer-Durchführungsverordnung in Betracht kommen. Erhaltungsaufwand ist dagegen in voller Höhe in dem Jahr, in dem er geleistet worden ist, als Werbungskosten steuerlich abziehbar. Dies gilt mit Ausnahme der erhöhten Absetzungen allerdings nur bei Zwei- und Mehrfamilienhäusern sowie bei vermieteten Einfamilienhäusern. Für selbstgenutzte Einfamilienhäuser besteht in § 21 a Einkommensteuergesetz eine Sonderregelung. Hier wird ein pauschalierter Nutzungswert in Höhe von 1,4 v. H. des Einheitswerts angesetzt. Mit dem Nutzungswert sind der Mietwert für den Eigentümer und grundsätzlich auch alle Werbungskosten berücksichtigt. Gesondert abgezogen werden können nur Schuldzinsen bis zur Höhe des Nutzungswerts, erhöhte Absetzungen sowie auf 10 Jahre zu verteilender Erhaltungsaufwand für die erstmalige Durchführung einer in § 82a EStDV aufgezählten Baumaßnahme. Dazu gehört z. B. der erstmalige Einbau von Isolierglasfenstern oder der erstmalige Einbau einer Solar- oder Wärmepumpeanlage. Wird in einem selbstgenutzten Einfamilienhaus die Ölheizung durch eine derartige technologisch neuartige Heizungsanlage ersetzt, können deshalb die Kosten, auf 10 Jahre gleichmäßig verteilt, abgezogen werden. Nicht zu den Maßnahmen gehört dagegen der Ersatz einer ölbeheizten Zentralheizung durch eine mit Gas oder Kohle beschickte Heizung. Dies beruht darauf, daß die Steuervergünstigung des § 82 a Einkommensteuer-Durchführungsverordnung ebenso wie die gesetzliche Ermächtigung hierfür den Zweck verfolgt, einen finanziellen Anreiz für den Einbau neuer Technologien auf dem Heizungssektor zu bieten, die gegenüber konventionellen Heizungsanlagen regelmäßig wesentlich teurer sind. Bei Zweifamilienhäusern und Mietwohngrundstücken werden die vollen Mieteinnahmen und die Marktmiete für die vom Eigentümer selbstgenutzte Wohnung abzüglich der Werbungskosten steuerlich erfaßt. Die Behandlung der Kosten für die Umstellung einer Ölheizung auf eine andere konventionelle Heizung als abziehbarer Erhaltungsaufwand bei Zweifamilienhäusern und Mietwohngrundstücken, nicht hingegen bei selbstgenutzten Einfamilienhäusern, entspricht damit der unterschiedlichen Einkunftsermittlung. Hierin liegt kein Verstoß gegen den Grundsatz gleichmäßiger Besteuerung, zumal die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt haben, daß sich die Ergebnisse der unterschiedlichen Methoden zur Ermittlung der Einkünfte bei selbstgenutzten Einfamilienhäusern und bei anderen Wohngebäuden im Laufe der Jahre einander angleichen. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 32): Wie vereinbart die Bundesregierung ihre Praxis, sich für Besuchsreisen von Bewohnern der DDR in die Bundesrepublik Deutschland nur im Rahmen bestehender Anordnungen der DDR einzusetzen (Schreiben vom 19. März 1980) mit ihrem Auftrag, für die Menschenrechte und insbesondere die Freizügigkeit aller Deutschen einzutreten? Wie allgemein bekannt, ist die DDR nicht bereit, den in der DDR lebenden Deutschen das Recht auf Freizügigkeit zu gewähren. Die Bundesregierung versucht die daraus entstehenden Härten mit der Erreichung von menschlichen Erleichterungen, z. B. im Reiseverkehr, soweit wie möglich zu mildern. Die hierbei erreichten Verbesserungen sind Ihnen aus der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU vom 20. September 1979, BT-Drucksache 8/3188, bekannt. In meinem Schreiben vom 19. März 1980 habe ich die Anordnungen der DDR über „Regelungen im Reiseverkehr von Bürgern der DDR" vom 17. Oktober 1972 und 14. Juni 1973, wie sich bereits bei flüchtiger Lektüre des Wortlautes dieses Schreibens ergibt, nur erwähnt, um die Erfolgsaussichten eines bestimmten Antrages auf Erteilung einer Reisegenehmigung zu beurteilen, nicht aber, um mich mit dem diesen Anordnungen zugrundeliegenden Beschränkungen der Freizügigkeit in Deutschland zu identifizieren. Aus demselben Grunde ist diesem Schreiben auch nicht zu entnehmen, daß sich die Bundesregierung für Besuchsreisen von Bewohnern der DDR in die Bundesrepublik Deutschland nur im Rahmen bestehender Anordnungen der DDR einsetzt, sondern darüber hinaus in vielfältiger Weise bemüht ist, eine Verbesserung der bestehenden Situation zu erreichen. Anlage 19 Antwort des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 35 und 36): Woran liegt es, daß in der Volksrepublik Polen für die Erteilung von Visa zu Reisen in die Bundesrepublik Deutschland keine Außenstellen bestehen, so daß die Visaabteilung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland zum Nachteil der Betroffenen überfordert ist? 18134* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Warum und in welcher Weise ist das Auswärtige Amt nach der Aufkündigung der Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und Krakau durch Krakau tätig geworden? Zu Frage A 35: Ich erinnere an die Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schweitzer (Drucksache 8/3981, Frage B 11), abgedruckt im Stenographischen Bericht der 217. Sitzung vom 14. Mai 1980. Die dort angekündigte Personalverstärkung in der Paß-und Sichtvermerksstelle der Botschaft Warschau ist vollzogen worden. Darüber hinaus sind die Vorbereitungen für eine weitere Rationalisierung der Paß-und Sichtvermerksstelle durch organisatorische und administrative Maßnahmen sowie den Einsatz von bürotechnischen Mitteln und modernen Büromaschinen angelaufen. Zu Frage A 36: Der Oberbürgermeister von Nürnberg hat Bundesminister Genscher am 17. Dezember 1979 fernschriftlich über die zwischen Krakau und Nürnberg aufgetretenen Schwierigkeiten unterrichtet und ihn gebeten, anläßlich des damals anstehenden Außenministerbesuchs der polnischen Seite darzulegen, daß Nürnberg unverändert Wert auf die Städtepartnerschaft mit Krakau legt. Dies ist geschehen. Im übrigen war das Auswärtige Amt nicht eingeschaltet. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lambinus (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 37 und 38): Hat die bayerische Staatsregierung die vom Bund bereitgestellten Mittel für den Ankauf von Grundstücken im Bereich des künftigen Naturschutzgebiets „Lange Rhön" in Anspruch genommen? Wenn nein, wie hoch war der entsprechende Mittelansatz, und stud der Bundesregierung die Gründe für die Nichtinanspruchnahme bekannt? Im Haushalt des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurden 1979 erstmals Mittel in Höhe von insgesamt 5 Millionen DM eingestellt, mit denen sich der Bund an den Kosten der Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung beteiligt. Eine derartige Bundesbeteiligung ist u. a. beim Ankauf von schutzbedürftigen Flächen im Bereich der von der Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie als nationalparkwürdig eingeschätzten „Langen Rhön' durch die Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Fladungen und der Gemeinden Hausen und Roth vorgesehen. Die dafür im Oktober 1979 ausgesprochene Bewilligung von DM 225 000,— Bundesmitteln für einen Teilbereich ist damals nicht in Anspruch genommen worden. Die Gründe für die Nichtinanspruchnahme im Jahr 1979 sind der Bundesregierung im einzelnen nicht mitgeteilt worden. Offensichtlich nimmt die Prüfung des Vorhabens mit der vorgesehenen finanziellen Bundesbeteiligung auf bayerischer Seite längere Zeit in Anspruch. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Grunenberg (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 39 und 40): Welche Berücksichtigung finden bei der Quotenverteilung zwischen den Unternehmen der Hochseefischerei die bereits vollzogenen Abwrackmaßnahmen, und hält die Bundesregierung die gegenwärtige Aufteilung für zweckmäßig? Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß in den Reedereien der Hochseefischerei unterschiedlich vorgenommene Abwrackmaßnahmen nicht auch eine Korrektur der Quoten bei den Unternehmen der Hochseefischerei erforderlich machen? Ein wesentliches Merkmal für die Zuteilung auf die einzelne Reederei ist ihre Leistungsfähigkeit, die sich in ihrer Fangkapazität ausdrückt. Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat deshalb bei der Zuteilung für das laufende Jahr einen gegenüber dem Vorjahr veränderten Zuteilungsschlüssel für die vier Hochseereedereien angewandt, der den geänderten Verhältnissen Rechnung trug. Er hält die gegenwärtige Aufteilung für zweckmäßig. Wieweit die Abwrackmaßnahmen dieses Jahres eine Korrektur der Quoten bei den Unternehmen der Hochseefischerei für das Jahr 1981 erforderlich machen, wird zu gegebener Zeit zu prüfen sein. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Eickmeyer (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 41 und 42): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die der deutschen Hochseefischerei zur Verfügung stehenden Gesamtfangmengen intern vom Verband der deutschen Hochseefischerei auf die einzelnen Unternehmen der Hochseefischerei aufgeteilt werden, und wenn ¡a, welche Gründe sprechen für ein solches Verfahren? Wie beurteilt die Bundesregierung das Verhältnis der Quoten der Hochseefischerei zur Kutterfischerei und das der Unternehmen der Hochseefischerei untereinander? Zu Frage A 41: Nicht der Verband der Deutschen Hochseefischereien e. V. verteilt die der Hochseefischerei zur Verfügung stehenden Gesamtfangmengen, sondern der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verteilt diese Fangmengen auf die vier Unternehmen der Hochseefischerei entsprechend den gesetzlichen Zuteilungsmerkmalen. Wenn bei diesem Entscheidungsverfahren die in dem Verband zusammengeschlossenen vier Reedereien abgestimmte Vorschläge vortragen, um im Einklang mit den vorgegebenen Zuteilungskriterien den wirtschaftlichen Einsatz der Fangflotte oder die Ausnutzung der zustehenden Fangquoten in volkswirtschaftlich sinnvoller Weise zu sichern, so werden solche Vorschläge von dem Bundesminister selbstverständlich geprüft und berücksichtigt. Aus dem Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18135* gleichen Grunde werden innerhalb eines Zuteilungszeitraumes einvernehmliche Verschiebungen zwischen einzelnen Reedereien genehmigt. Zu Frage A 42: Nach dem Seefischerei-Vertragsgesetz 1971 ist bei der Verteilung von Fischfangquoten — ich zitiere — „die Leistungsfähigkeit und Eignung der Fischereiunternehmen sowie ihre bisherige Teilnahme an der betreffenden Fischerei zu berücksichtigen und dem wirtschaftlichen Einsatz der Fischereiflotte und der bestmöglichen Versorgung des Marktes Rechnung zu tragen". Nach Auffassung der Bundesregierung sind diese gesetzlichen Zuteilungsmerkmale sowohl im Verhältnis der Quoten der Hochseefischerei zur Kutterfischerei als auch im Verhältnis der Unternehmen der Hochseefischerei untereinander bestmöglich gewahrt Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschforst auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 43 und 44): Ist die Bundesregierung bereit, Lungenkrebs, der durch Nickelstaub hervorgerufen wird, als Berufskrankheit anzuerkennen bzw. asbestbedingte Krebskrankheiten der Atemwege in den Berufskrankheitenkatalog aufzunehmen, wie u. a. vom DGB gefordert wird? Welche Überlegungen bestehen bei der Bundesregierung, dafür Sorge zu tragen. daß krebserzeugende Arbeitsstoffe durch andere ungefährliche Arbeitsstoffe ersetzt bzw. Arbeitnehmer davor geschützt werden können, mit solchen oder ähnlichen gefährlichen Arbeitsstoffen in Berührung zu kommen, um zu verhindern, daß solcherart beschäftigte Arbeitnehmer an Krebs erkranken? Die krebserzeugende Wirkung von Nickelstaub ist heute kaum mehr umstritten. Wenn gleichwohl Atemwegserkrankungen durch Nickelstaub bisher noch nicht in den Katalog der Berufskrankheiten aufgenommen wurden, so ist das in erster Linie darauf zurückzuführen, daß die Hauptgefahrenquellen — nämlich Nickelerzabbau und Nickelraffinerie — in der Bundesrepublik Deutschland nicht vorkommen. Der Ärztliche Sachverständigenbeirat beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung ist jedoch mit der Problematik befaßt Er wird sich, gestützt auf Literaturstudien und klinische Beobachtungen, voraussichtlich im Juni abschließend zu den medizinischen Voraussetzungen für die Aufnahme von Atemwegskrebsen durch Nickel äußern. Sobald dies geschehen ist, wird das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung allen Unfallversicherungsträgern empfehlen, einschlägige Erkrankungsfälle bis zum Erlaß einer neuen. Berufskrankheiten-Verordnung wie eine Berufskrankheit nach § 551 Abs. 2 RVO zu entschädigen. Damit wird — auch schon vor Erweiterung des Berufskrankheitenkatalogs - in der Praxis den berechtigten Belangen Rechnung getragen werden können. Hinsichtlich der asbestbedingten Atemwegserkrankungen darf ich Ihre Frage sicherlich so verstehen, daß Sie wissen wollen, ob ein Bronchialkarzinom nach Asbesteinwirkung auch ohne Vorhanden- sein einer Asbestose als Berufskrankheit anzuerkennen ist. Denn nach geltendem Recht ist ein durch Asbest verursachter Bronchialkrebs bereits entschädigungspflichtig, wenn gleichzeitig eine zumindest geringgradige Asbestose nachweisbar ist. Die Ansichten der Experten zu der von Ihnen aufgeworfenen Frage sind derzeit noch recht gegensätzlich. Hier fehlt es an gesicherten arbeitsmedizinischen Erkenntnissen. Auch eine internationale Expertenkommission, die sich Anfang dieses Jahres bei der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf u. a. auch mit asbestbedingten Atemwegserkrankungen befaßt hat, kam in dieser Frage nicht zu einer Übereinstimmung. Es bedarf hier sicherlich noch einer ausführlichen Diskussion, die z. Z. selbstverständlich auch im Ärztlichen Sachverständigenbeirat beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung geführt wird. Ein Ergebnis dieser medizinischen Fachdiskussion vermag ich wegen der Schwierigkeit der Zusammenhangsfragen nicht vorauszusagen. Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes bemerken: Die Bundesregierung mißt dem Ersatz krebserzeugender Arbeitsstoffe durch ungefährliche oder weniger gefährliche Stoffe erhebliche Bedeutung bei, um den Schutz der Arbeitnehmer beim Umgang mit diesen Stoffen weiter zu verbessern. Zu diesem Zweck hat der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung eine Neufassung der Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe erarbeitet, die gegenwärtig dem Bundesrat zur Zustimmung vorliegt und am 1. Oktober 1980 in Kraft treten soll Schwerpunkt dieser Verordnung sind Vorschriften fiber krebserzeugende Arbeitsstoffe. Neben Vorschriften fiber sicherheitstechnische, arbeitsmedizinische, hygienische und organisatorische Maßnahmen enthält die Verordnung Verbote für bestimmte krebserzeugende Arbeitsstoffe und im übrigen die Befugnis der zuständigen Behörde, im Einzelfall die Verwendung krebserzeugender Arbeitsstoffe zu untersagen, wenn ungefährliche oder weniger gefährliche Ersatzstoffe vorhanden sind und durch das Verbot keine unverhältnismäßige Härte entstehen würde. Mit dem Erlaß einer Unfallverhütungsvorschrift über Verwendungsverbote bestimmter asbesthaltiger Erzeugnisse ist ebenfalls noch 1980 zu rechnen. Auch in der EG wird zur Zeit eine Richtlinie über Beschränkungen des Inverkehrbringens und der Verwendung bestimmter asbesthaltiger Erzeugnisse beraten, die nach ihrem Erlaß in deutsches Recht umgesetzt wird. Da ein generelles Verbot aller krebserzeugenden Stoffe zur Zeit nicht möglich ist, fördert die Bundesregierung mehrere Forschungsvorhaben, die dem Ziel dienen, Ersatzstoffe vornehmlich für diejenigen krebserzeugenden Substanzen zu entwickeln, die einen weit verbreiteten Anwendungsbereich haben. 18136* Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Anlage 24 Antwort des ParL Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Müller (Berlin) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 45 und 46): Bezieht sich der Bundesarbeitsminister auf Brutto- oder Nettolöhne. wenn er, wie z B. laut Pressemeldung auf dein SPD-Parteitag, erklärt, dab die Löhne von 1969 bis heute um 122 v. H, die Renten dagegen um 143 v. H. gestiegen seien? Um wieviel stiegen die Brutto- bzw. die Nettoentgelte und zum Vergleich dazu die Renten in der Zeit von 1957 bis 1969, und wie hoch waren die durchschnittlichen Abzüge — Lohnsteuern und Sozialabgaben — in den Jahren 1960, 1970 und 1980? Bundesarbeitsminister Dr. Ehrenberg hat laut Protokoll auf dem SPD-Parteitag folgendes gesagt: „Während sich die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer von 1969 bis 1980 um 122% erhöht haben, sind die Renten um rund 143 % gestiegen." Der Anstieg der Bruttoentgelte im gleichen Zeitraum beträgt rund 150%. Von 1957 bis 1969 sind dagegen die Bruttoarbeitsentgelte um 134,8% die Nettoarbeitsentgelte um 115,7 % und die Renten tun 110,5% gestiegen. Damals haben demnach die Rentner im Vergleich zu den Arbeitnehmern schlechter abgeschnitten als in der Zeit danach. Von 1969 bis 1980 waren die Rentensteigerungen fast ebenso hoch wie die Zunahme der Bruttoentgelte, während sie vorher erheblich geringer waren (Abstand – 7 statt – 24 Prozentpunkte); und die Rentensteigerungen waren von 1969 bis 1980 größer und nicht — wie von 1957 bis 1969 — kleiner als die Zunahme der Nettoentgelte (Abstand + 21 statt – 5 Prozentpunkte). Der Vergleich der Renten mit den Nettoentgelten hat dabei besondere Bedeutung, weil Rentner wie Arbeitnehmer von dem leben, was sie tatsächlich ausgezahlt erhalten. Verglichen mit den Nettoentgelten der Arbeitnehmer haben die Renten heute einen so hohen Stand, wie sie ihn vor 1976 niemals gehabt haben. Die durchschnittliche Belastung der Bruttolöhne mit Lohnsteuer und Sozialbeiträgen belief sich auf 15,9 % im Jahr 1960 und auf 22,7% im Jahr 1970; von 1976 an beträgt die durchschnittliche Belastung mit Lohnsteuer und Arbeitnehmerbeiträgen zwischen 29 und 30%, für 1980 wird sie auf knapp 30% geschätzt. Den langfristig steigenden Trend hat die Bundesregierung also in den letzten Jahren mit Steuersenkungen und Beitragssatzstabilität erfolg- reich gebrochen. Die genannten Daten beruhen auf amtlichen Zahlen. Die Berechnungen gehen von den durchschnittlichen Bruttojahresentgelten aus, wie sie alljährlich für die Rentenversicherung festgesetzt werden, und verwenden die durchschnittliche Lohnabzugsbelastung in der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Statistischen Bundesamtes. Andere Berechnungsverfahren, die teilweise praktiziert werden, bringen bei korrekter Durchführung und Interpretation keine wesentlich anderen Ergebnisse. Anlage 25 Antwort des ParL Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Menzel (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 48 und 49): Sind der Bundesregierung Ermittlungen der Steuerfahndungsstelle Dortmund und der Stadt Gelsenkirchen bekannt. wonach insbesondere im Raum Gelsenkirchen/Bottrop und Gladbeck illegale „Verleihfirmen” in großem Umfang ausländische Arbeitnehmer an örtliche Unternehmen verleihen. ohne Sozialversicherungsbeiträge, Lohnsteuern oder Umsatzsteuern abzuführen. und wonach die Kommunen überfordert sind. mit dem Problem der .„maffiahaft" organisierten Firmen, die z. T. illegal eingereiste Ausländer beschäftigen, fertig zu werden (siehe WAZ vom 22 Mai 1980)? ' Gedenkt die Bundesregierung, Konsequenzen aus diesen Ermittlungen zu ziehen, um die Tätigkeit dieser illegalen „Arbeitnehmerüberlasser" für die Zukunft zu unterbinden? Der Bundesregierung sind die zahlreichen Presseberichte über die Tätigkeit illegaler Verleiher im Raum Gelsenkirchen bekannt. Eine Dokumentation der Stadt Gelsenkirchen vom 12. Mai 1980 "Das Problem der illegalen Arbeitnehmerüberlassung", die weitgehend auf Feststellungen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft fur Wirtschaftskriminalität in Bochum zurückgeht, macht die vielfältigen Gesetzesverstöße offenbar organisierter Gruppen ausländischer illegaler Verleiher besonders deutlich, deren Opfer in vielen Fällen ausländische Arbeitnehmer sind. . Die illegalen Verleiher verwirklichen mit der Hinterziehung von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern sowie dem illegalen Verleih eine Reihe von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, deren Verfolgung den Staatsanwaltschaften, den Beitragseinzugsstellen der Sozialversicherungsträger, den Finanzbehörden und der Arbeitsverwaltung obliegt. Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes bemerken: Illegale Arbeitnehmerüberlassung ist im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz unter erhebliche Strafandrohung gestellt. Wer als Verleiher ohne eine Verleihererlaubnis der Bundesanstalt für Arbeit einen nichtdeutschen Arbeitnehmer, der eine erforderliche Arbeitserlaubnis nicht besitzt, einem Dritten überläßt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft In besonders schweren Fäll en ist die Strafe Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 5 Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter gewerbsmäßig oder aus grobem Eigennutz handelt. Ein Entleiher, der einen nichtdeutschen Arbeitnehmer ohne erforderliche Arbeitserlaubnis zu Arbeitsbedingungen tätig werden läßt, die in einem auffälligen Mißverhältnis zu den Arbeitsbedingungen vergleichbarer deutscher Leiharbeitnehmer stehen, wird ebenfalls mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft In besonders schweren Fällen ist auch hier die Strafe Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 5 Jahren. Illegaler Verleih deutscher Arbeitnehmer ist eine mit Bußgeld bis zu 30000 DM bedrohte Ordnungswidrigkeit Ein Entleiher, der einen Leiharbeitnehmer ohne Arbeitserlaubnis tätig werden läßt, kann mit einer Geldbuße bis zu 50 000 DM belegt werden. - Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18137* Die Durchsetzung der Straf- und Ordnungswidrigkeiten-Vorschriften ist Aufgabe der Staatsanwaltschaften und der Bundesanstalt für Arbeit; die Kommunen sind nur mittelbar betroffen. Im Raum Gelsenkirchen konnte durch das Zusammenwirken von Polizei, Steuerfahndung und Dienststellen der Bundesanstalt für Arbeit der illegale Verleih weitgehend aufgedeckt werden. Diese Bemühungen müssen intensiv fortgesetzt werden. Ich darf darauf hinweisen, daß Mitte der 70er Jahre im Raum Wuppertal/Remscheid eine Konzentration illegaler Arbeitnehmerüberlassung vorlag, die nach intensiver Tätigkeit von Kriminalpolizei, Steuerfahndung, Einzugstellen der Sozialversicherung und Staatsanwaltschaft wirkungsvoll bekämpft wurde, nachdem 1974 insgesamt 57 illegale Verleiher in Untersuchungshaft genommen waren. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen A 50 und 51): Warum ist es der Bundesregierung nicht gelungen, die DDR dazu zu bewegen, die vorhandene sieben Kilometer lange Autobahnstrecke von Obersuhl nach Sallmannhausen für den Verkehr freizugeben, so daß alle Fahrzeuge auch nach den jüngsten Abmachungen mit der DDR auf dem Weg von der Autobahnabfahrt Obersuhl nach Herleshausen und umgekehrt einen 18 Kilometer langen Umweg machen müssen? Welche Vorstellungen hat die Bundesregierung über die endgültige Verkehrsführung von der Autobahnabfahrt Obersuhl nach Herleshausen und umgekehrt, und welche Kosten werden für mögliche neue Autobahn- bzw. Straßenführungen entstehen? Zu Frage A 50: In den Verkehrsverhandlungen mit der DDR hat die Bundesregierung die volle Schließung der Autobahnlücke angestrebt. Die DDR hat darauf aber absolut negativ reagiert, was den Streckenabschnitt Obersuhl—Sallmannhausen betrifft. Bei der ablehnenden Haltung der DDR dürften sowohl Statusprobleme als auch Fragen der Grenzsicherung eine Rolle gespielt haben. Eine Abtretung des Zipfels hat die DDR nicht in Betracht gezogen. Andere Möglichkeiten, wie die Durchgangsstrecke vom Umland zu isolieren oder zwei zusätzliche Grenzkontrollen einzurichten, erschienen ihr offenbar nicht durchführbar. Zu Frage A 51: Die Bundesregierung schließt nach wie vor nicht aus, daß es in Zukunft doch möglich sein wird, für die endgültige Verkehrsführung die vorhandene Autobahntrasse von Obersuhl nach Herleshausen zu nutzen. Eine neue Autobahn von Obersuhl nach Herleshausen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist deshalb nicht vorgesehen. Die Landesstraßen im Zuge der genannten Verbindung sind mit Zuschüssen des Bundes bereits ausgebaut worden. Lediglich für Richelsdorf sieht das Land Hessen noch den Bau einer Umgehungsstraße vor, die voraussichtlich etwa 3 Millionen DM kosten wird. Der Neubau einer Autobahn zwischen Obersuhl und Wommen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist aus Gründen der Topographie und der bestehenden Bebauung kaum durchsetzbar; daher muß die Landesstraßenverbindung vorerst weiterhin den grenzüberschreitenden Verkehr übernehmen. Eine erhebliche Entlastung wird der geplante Neubau der Bundesstraße 7 in Richtung Kassel bringen. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Blüm (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 52): Muß das Verhalten des Bundespostministers im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit mit der Firma Jäger KG aus Remagen — in dem die Deutsche Bundespost unterlag, dann aber durch die 13. Verordnung zur Änderung der Fernmeldeordnung vom 13. Dezember 1979 die Rechtsgrundlage so veränderte, daß die Firma Jäger KG aus ihrem Obsiegen im Rechtsstreit keinerlei Nutzen ziehen konnte — nicht so gewertet werden, daß jedermann darin einen Versuch erkennen kann, mittelständische Unternehmen von Aufträgen der Deutschen Bundespost fernzuhalten, und ist sich die Bundesregierung dessen gegebenenfalls bewußt? Das Vorgehen der Deutschen Bundespost kann nicht als ein Versuch angesehen werden, mittelständische Unternehmer in irgendeiner Weise wirtschaftlich zu benachteiligen, denn der Post geht es im wesentlichen darum, Beschädigungen ihres Eigentums vorzubeugen. Einfache Fernsprechapparate werden den Teilnehmern nur überlassen; sie verbleiben im Eigentum der Post. Durch das Anbringen eines Aufklebers entsteht für die Post die Notwendigkeit, diesen bei Weiterverwendung des Apparates wieder zu entfernen. Dadurch entsteht zusätzlicher Arbeitsaufwand, denn zwischen Klebemasse des Aufklebers und Kunststoffgehäuse des Telefonapparates findet eine chemische Reaktion statt, die u. U. die Auswechslung ganzer Apparateteile erforderlich macht. Das Gericht hat festgestellt, daß die Deutsche Bundespost wegen fehlender gesetzlicher Ermächtigung nicht berechtigt ist, ihren Anschlußteilnehmern das Anbringen eines Aufklebers auf posteigenen Telefonapparaten zu verbieten. Das Gericht stützt sich dabei auf den bis zum 30. Juni 1972 geltenden Text der Fernmeldeordnung. Es hat dabei nicht berücksichtigt, daß es bereits im Jahre 1972 erklärtes Ziel des Verordnungsgebers war, Beeinträchtigungen des Betriebsdienstes und Beschädigungen des Eigentums der Deutschen Bundespost zu vermeiden. Diese Absicht fand ihre gesetzliche Grundlage in einer Änderung der Fernsphrecordnung, die am 1. Juli 1972 in Kraft trat und eine Änderung der Bestimmungen über Hilfsvorrichtungen herbeiführte. Da das OLG Frankfurt dieser Änderung nicht folgen konnte, hat die Deutsche Bundespost in der 13. Änderungsverordnung zur Femmeldeordnung mit Wirkung vom 20. Dezember 1979 eine eindeutige Klarstellung geschaffen. 18138* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Klein (Dieburg) (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 53 und 54): Wie lange müssen derzeit Fernsprechteilnehmer durchschnittlich warten, wenn sie fernmündlich die Nummer eines Telefonbesitzers bei einer Auskunftsstelle erfragen, und gibt es bestimmte Spitzen- und Wartezeiten? Ist dem Bundespostminister bewußt, daß die jetzige Reduzierung der amtlichen Fernsprechbücher auf einen oder zwei Telefonbereiche (beispielsweise umfaßte das amtliche Fernsprechbuch Nummer 36 1979/80 die Bereiche Darmstadt, Hanau und Friedberg, das Buch Nummer 36 1980/81 nur noch den Bereich Darmstadt) zu einer stärkeren Inanspruchnahme der Telefonauskunft führt und führen wird, und ist er bereit. die örtlichen Telefonauskunftsstellen dort personell zu verstärken, wo in letzter Zeit durch die Begrenzung der Fernsprechbücher zwangsläufig die Fernsprechauskunftsstellen mehr als bisher durch Anfragen in Anspruch genommen werden? Die Wartezeit ist nur ein Bestandteil der Dienstgüte in Fernsprechauskunftsstellen, die aus der Sicht der Fernsprechkunden abhängt von der Erreichbarkeit der Platzkräfte und der Qualität der Arbeitserledigung. Die Wartezeiten bzw. Besetztfälle werden im wesentlichen von den Zeiten gebildet, in denen die Fernsprechauskunftsstellen für die Kunden nicht erreichbar sind. Die Deutsche Bundespost strebt generell an, diese Zeiten innerhalb einer Stunde auf 6 Minuten zu begrenzen. In der Praxis wird in ca. 70 % der Betriebszeiten diese Vorgabe erreicht. Da durch die sehr unterschiedliche zeitliche Inanspruchnahme sehr große Verkehrsschwankungen auftreten, die personell nicht sofort ausgeglichen werden können, lassen sich Wartezeiten und Besetztfälle leider nicht immer vermeiden. Durch den hohen Teilnehmerzugang läßt sich eine Teilung von Telefonbüchern nicht vermeiden. Die dadurch stärkere Inanspruchnahme der Fernsprechauskunft wird durch regelmäßige wöchentliche Datenerhebungen über die Zahl der Auskunftserteilungen und der 15tägigen Ermittlung der Wartezeiten gemessen. Je nach Umfang der Steigerungsrate erfolgt eine personelle Verstärkung. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen A 55 und 56): Trifft es zu, daß alle 3 200 türkische Lehrer und Erzieher in deutschen Kindergarten und Schulen in ihre Heimat zurückbeordert und durch regimetreue Lehrer ersetzt werden sollen, wie die Presse meldet? Welche Maßnahmen stehen der Bundesregierung zur Verfügung, um gegebenenfalls diese „Austauschaktion" zu verhindern? Zu Frage A 55: Pressemeldungen über einen allgemeinen Austausch der in der Bundesrepublik tätigen Lehrer und Erzieher gehen auf einen einzelnen Bericht der türkischen Zeitung Hürriyet vom 15. April 1980 zurück. Erkundigungen, die die Bundesregierung unmittelbar darauf bei den Schulbehörden der Länder anstellte, führten zu dem Ergebnis, daß dort nichts bekannt ist, was auf eine Rückberufungsaktion der türkischen Lehrer schließen lassen könnte. Nach den Informationen der Bundesregierung gibt es in der Bundesrepublik Lehrer, die von der türkischen Regierung entsandt worden sind und für die eine Rückberufung im engeren Sinn in Betracht käme. Auch bei dieser Gruppe ist keine auffällige Rückberufungsaktion erkennbar, sondern lediglich der übliche Abgang von 100 bis 150 Lehrern, deren normale Entsendezeit in die Bundesrepublik Deutschland abgelaufen ist. Die übrigen türkischen Lehrer in der Bundesrepublik sind von den deutschen Schulbehörden im Inland angeworben und normal angestellt worden. Für sie stellt sich die Möglichkeit eines „Austausches" durch die türkische Regierung ohnehin nicht. Die Bundesregierung sieht daher keinen Anlaß für die Sorge, daß auch nur ein großer Teil der in der Bundesrepublik Deutschland tätigen türkischen Lehrer ausgetauscht werden soll. Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß die türkische Regierung gegenüber Bundesminister Dr. Schmude bei seinem Besuch vom 4. bis 7. Juni in der Türkei energisch die Absicht einer Rückberufungsaktion in Abrede gestellt hat. Zu Frage A 56: Die Mehrzahl der türkischen Lehrer ist — wie gesagt — bei den deutschen Schulbehörden angestellt. Viele haben bereits unkündbare Verträge nach dem Angestellten-Tarifvertragsrecht. Sie könnten eine Rückberufungsaktion ignorieren und sind auch in ihrer Lehrbefugnis nicht von Erklärungen türkischer Stellen abhängig. Die deutschen Behörden achten vielmehr darauf, daß ihnen insoweit das Recht zur eigenen Auswahl der Lehrer bleibt und die betroffenen Entscheidungen auch nicht nachträglich durch Maßnahmen der türkischen Regierung ausgehöhlt werden. Bei den Lehrern, die von der türkischen Regierung entsandt worden sind, können die Länder nicht aufsichtsrechtlich tätig werden. Hier bestünde für die Bundesregierung nur die Möglichkeit, einer solchen Austauschaktion auf diplomatischem Wege entgegenzutreten. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 58): Hat sich die Bundesregierung bisher geweigert, konkret darüber Auskunft zu geben, welche Entwicklungshilfeleistungen sie in den kommenden Jahren erbringen will, und wenn ja, welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Aussage von Bundeskanzler Schmidt, zur Ehrlichkeit eines Wahlprogramms gehöre es zu sagen, was verwirklicht werden kann und was nicht? Die Bundesregierung hat in der Kabinettsitzung am 4./5. Juli 1979 ihre Absicht bekundet, den Entwicklungshilfeetat im Finanzplanungszeitraum bis 1983 mit einer mindestens doppelt so hohen Zu- Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18139* wachsrate steigen zu lassen wie den Gesamthaushalt. In der mittelfristigen Finanzplanung bis 1983 sind die folgenden Beträge für den Einzelplan 23 bis 1983 vorgesehen: 1981: 5,771 Mrd. DM, 1982: 6,492 Mrd. DM, 1983: 7,303 Mrd. DM. Die mittelfristige Finanzplanung wird jährlich fortgeschrieben. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Fischer (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 59): Geht die Bundesregierung davon aus, daß sie angesichts der derzeiti- gen finanziellen Lage des Bundes bis 1985 das 0,7 v. H.-Ziel erreichen kann? Mit den in der jetzigen mittelfristigen Finanzplanung vorgesehenen Steigerungsrate kann das 0,7 %Ziel bis 1985 nicht erreicht werden. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Höffkes (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage A 60): Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß es mit der deutschen Glaubwürdigkeit in der Dritten Welt vereinbar ist, wenn jetzt erneut eine Bemühenserklärung abgegeben wird, daß das 0,7 v. H.-Ziel bis Ende der 80er Jahre erreicht werden soll, obwohl trotz einer solchen Bemühensklausel für die 70er Jahre dieser Anteil im Durchschnitt erheblich geringer war als in den 60er Jahren? Die Bundesregierung hat das von den Vereinten Nationen aufgestellte Ziel, 0,7 % des Bruttosozialprodukts in Form öffentlicher Leistungen für die Entwicklungsländer aufzubringen, anerkannt. Im Hinblick auf die Erreichung dieses Ziels wird sie sich bemühen, den Anteil ihrer öffentlichen Leistungen am Bruttosozialprodukt erheblich zu steigern. Die Bundesrepublik Deutschland hat im vergangenen Jahr die öffentliche Entwicklungshilfe um 30 % gegenüber 1978 steigern können. Sie erreicht die Rekordmarke von über 6 Mrd. DM. Dies sind 0,44 % des Bruttosozialprodukts, ein Wert, der erstmals seit 1964 erreicht wurde. Dieses Ergebnis von 1979 beweist, daß die Bundesregierung im Rahmen ihrer Gesamtpolitik großes Gewicht auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Dritten Welt legt. Anlage 33 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Walz (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 1, 2, 3 und 4): Welche Auffassung vertritt die Bundesregierung gegenüber der Forderung Frankreichs nach einer Änderung des Kapitels VI des EAG-Vertrags, und wie beurteilt sie das während der Tagung des Rats am 18. September 1979 von französischer Seite vorgelegte Memorandum über die entsprechende Änderung des Euratom-Vertrags? Liegen der Bundesregierung inzwischen die Ergebnisse der bei der Tagung des Rats vom 18. September 1979 gemäß Artikel 76 des EAG-Vertrags vereinbarten Prüfung der französischen Forderung durch die Kommission sowie von unabhängigen einzelstaatlichen Sachverständigen vor, und wie beurteilt sie diese Stellungnahmen? Ist die Bundesregierung darüber informiert, wann die Kommission den vereinbarten Bericht über diese Arbeit und entsprechende, konkrete Vorschläge für das weitere Verfahren vorlegen wird? Gibt es Überlegungen oder Informationen der Bundesregierung, wann sich der Rat zum Inhalt einer etwaigen Revision des Kapitels VI des Euratom-Vertrags konkret äußern wird? Zu Frage B 1: Die französischen Vorstellungen zu Kapitel VI des EURATOM-Vertrages gehen davon aus, daß sich die Voraussetzungen des Nuklearmarktes in der Europäischen Gemeinschaft seit Inkrafttreten des EURATOM-Vertrages geändert hätten. Das französische Memorandum vom 18. September 1979 ist Gegenstand eines gemeinschaftsinternen Meinungsbildungsprozesses, an dem sich die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern in der Gemeinschaft beteiligt. Zu Frage B 2: Die bisher vorliegenden Äußerungen können noch nicht als abschließend und daher als Ergebnis im Sinne einer vorlagefähigen Zusammenfassung an den Rat angesehen werden. Zu Frage B 3: Der Bundesregierung ist nicht bekannt, wann die Kommission den Rat mit ihrer Stellungnahme zum französischen Memorandum vom 18. September 1979 befassen wird. Zu Frage B 4: Der Bundesregierung liegen keine Informationen vor, wann sich der Rat erneut zur Thematik von Kapitel VI des EURATOM-Vertrages äußern wird. Anlage 34 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schäfer (Mainz) (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 5 und 6): Beabsichtigt die Bundesregierung konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Raumnot und der mangelnden Voraussetzungen für den Sportunterricht an der Deutschen Schule Lissabon? Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, den Schulbetrieb und das Verhältnis zwischen deutschen und portugiesischen Schülern durch die Einrichtung kleinerer Klassen in der Deutschen Schule Lissabon zu verbessern? Der Bau der Deutschen Schule Lissabon erfolgte in den Jahren 1961 bis 1964 mit einem Kostenaufwand von rd. 5 Millionen DM. Die Schule erhielt 1975 einen Erweiterungsbau für ihre Grundschule 18140* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 mit einem weiteren Kostenaufwand von rd. 830 000 DM. Für notwendige Reparaturen am Schulgebäude und für Maßnahmen zur Beseitigung von Lärmstörungen sind nach Prüfung des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau ca. 1 Million DM erforderlich. Das Auswärtige Amt ist bemüht, diesen Betrag der Schule in den Jahren 1981/82 zur Verfügung zu stellen. In Anbetracht der Haushaltslage kann das Auswärtige Amt leider nicht davon ausgehen, daß es kurzfristig möglich sein wird, der Schule darüber hinaus Mittel für die Erweiterung des Schulgebäudes und für den Ausbau der vorhandenen Sportanlagen zur Verfügung zu stellen. Auch für die Einrichtung kleinerer Klassen, die Sie in Ziffer 2 Ihrer Frage ansprechen, wären Baumaßnahmen notwendig, die wegen der Haushaltssituation gegenwärtig leider nicht durchgeführt werden können. Ich habe persönlich großes Verständnis und begrüße es, daß sich die Vertretung der Schülerschaft der Deutschen Schule Lissabon zur Verbesserung der Lernbedingungen und der Begegnung zwischen deutschen und portugiesischen Schülern einsetzt. Um so mehr bedauere ich es, daß kurzfristig keine Bauzuwendungen im Sinne der von Ihnen angesprochenen Ziele in Aussicht gestellt werden können. Anlage 35 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 7): Ist der Bundeskanzler bereit, bei seinem geplanten Besuch in Moskau der sowjetischen Führung gegenüber die erbarmungsvolle und grausame Situation von katholischen Ordensschwestern und Geistlichen sowie Lehrern und Professoren in Litauen zur Sprache zu bringen? Die Bundesregierung verfolgt aufmerksam alle Nachrichten, in denen auf Menschenrechtsverletzungen hingewiesen wird. Über eigene Erkenntnisse zur Lage der katholischen Kirche in Litauen verfügt sie allerdings nicht. In letzter Zeit war zu beobachten, daß die Kontakte zwischen Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche und Vertretern der katholischen Kirche in den osteuropäischen und den westeuropäischen Ländern stark zugenommen haben. Diese Kontakte könnten auch eine Möglichkeit bieten, Fragen aufzunehmen, die mit der Verbesserung der Lage von Mitgliedern der katholischen Kirche in Litauen zusammenhängen. Was den Besuch des Bundeskanzler und des Bundesaußenministers in der Sowjetunion angeht, so werden in der zur Verfügung stehenden Zeit vor allem die aktuellen internationalen Probleme im Mittelpunkt stehen. Was humanitäre Themen anbetrifft, sieht es die Bundesregierung als ihre vordringliche Aufgabe an, sich der Fragen anzunehmen, die mit den Ausreiseanliegen der Deutschen in der Sowjetunion zusammenhängen. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 8): Ist die Bundesregierung bereit, die ständige Auskunft des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen, Nachteile, insbesondere im beruflichen Bereich und im Ausbildungssektor, die im Verlauf eines Übersiedlungsverfahrens aus der DDR auftreten könnten, vermöge die Bundesregierung nicht abzuwenden, daraufhin zu überprüfen, ob sie sich in diesem Fall nicht die eindeutigen Formulierungen des Schlußdokuments der IV. Interparlamentarischen Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Brüssel zunutze machen will, die genau diese Diskriminierungen eindeutig verbietet und auch die Zustimmung der DDR gefunden hat? Das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen kann bei der Beratung von Übersiedlern aus der DDR nicht darauf verzichten, auf mögliche berufliche Schwierigkeiten oder sonstige mögliche Belastungen aufmerksam zu machen, die sich für Bewohner der DDR im Zusammenhang mit einem Übersiedlungswunsch ergeben können. Insoweit besteht ein sachlicher Unterschied zwischen einer individuellen Beratung im Einzelfall und einer allgemeinen politischen Resolution, wie der von Ihnen genannten 4. Interparlamentarischen Konferenz über europäische Zusammenarbeit und Sicherheit. Anlage 37 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 9): Ist der Bundesregierung bekannt, wieviel Übersiedlungsbewerbungen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland beim Roten Kreuz oder anderen zuständigen Stellen derzeit registriert sind? Erfahrungsgemäß kann davon ausgegangen werden, daß das Rote Kreuz dort eingegangene Übersiedlungsbewerbungen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland an das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen weiterleitet Ob dies bei anderen Organisationen, die ebenfalls in Übersiedlungsfragen angesprochen werden, in jedem Einzelfall geschieht, ist nicht feststellbar. Anlage 38 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 10): Kann die Bundesregierung mitteilen, wieviel Aussiedlungsbewerbungen von Deutschen aus der UdSSR, der Volksrepublik Polen und der CSSR beim Deutschen Roten Kreuz oder anderen zuständigen Stellen derzeit registriert sind? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18141* Die Bundesregierung hat seit jeher im Interesse eines ungestörten Fortgangs der Aussiedlung davon Abstand genommen, die Zahl der dem Deutschen Roten Kreuz namentlich vorliegenden Ausreise-und Familienzusammenführungswünsche getrennt nach den einzelnen Aussiedlungsgebieten zu nennen. Die Bundesregierung betrachtet ebenso wie das Deutsche Rote Kreuz die beim DRK-Suchdienst Hamburg bekanntgewordenen Fälle von ausreisewilligen Deutschen als Verpflichtung, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten mit allen Kräften das Ausreisebegehren dieser deutschen Landsleute zu fördern. . Insgesamt sind im Frühjahr dieses Jahres beim DRK-Suchdienst Ausreisebegehren für etwa eine Viertelmillion Deutsche bekanntgewesen. Ich weise jedoch darauf hin, daß diese Zahl keine Schlüsse auf die tatsächlich vorhandenen Ausreisewünsche zuläßt und sich laufend in beide Richtungen verändern kann. Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 11): Ist die Bundesregierung bereit, den organisatorischen Aktivitäten und wachsenden Gewalttätigkeiten extremistischer Türken in der Bundesrepublik Deutschland, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als schwere Bedrohung" der inneren Sicherheit beurteilt werden, mit mehr Nachdruck als bisher entgegenzutreten, und wenn ja. welche Möglichkeiten ergeben sich für entsprechende Gegenmaßnahmen? Die Aktivitäten extremistischer türkischer Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland und die sich abzeichnende Eskalation in der Auseinandersetzung zwischen ihnen hat die Bundesregierung zum Anlaß genommen, die für die Durchführung Polizei-, straf- und ausländerrechtlicher Maßnahmen zuständigen Innenminister/-senatoren der Länder auf diese Entwicklung hinzuweisen und um Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten zu bitten, die geeignet sind, ihr entgegenzuwirken. Darüber hinaus sind die Sicherheitsbehörden des Bundes angewiesen, die Aktivitäten türkischer Extremisten mit besonderer Aufmerksamkeit zu beobachten. Im übrigen wird sich die Innenministerkonferenz auf Antrag des Bundesministers des Innern hin in ihrer nächsten Sitzung am 27. Juni mit dem Problem des türkischen Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigen. Anlage 40 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jentsch (Wiesbaden) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 12 und 13): Welche Pläne bestehen hinsichtlich der personellen und materiellen Unterbringung der Einheiten des erweiterten Katastrophenschutzes in Wiesbaden? Welches ist der Stand der Verwirklichung dieser Pläne, und was steht der Verwirklichung gegebenenfalls im Wege? Zu Frage B 12: Die Durchführung des Gesetzes über die Erweiterung des Katastrophenschutzes erfolgt durch die Länder als Bundesauftragsangelegenheit. Zuständig sind die kreisfreien Städte und die Landkreise. Das gilt auch für die Planung der Unterbringung der Helfer und der Ausstattung des erweiterten Katastrophenschutzes. Die Finanzierung dieser Unterbringungsmaßnahmen geschieht durch den Bund. Verantwortlich für eine sachgemäße und wirtschaftliche Unterbringung der zusätzlichen Ausstattung sind zunächst die Trägerorganisationen der im erweiterten Katastrophenschutz mitwirkenden Einheiten und Einrichtungen. Soweit diese dazu nicht in der Lage sind, wird die zusätzliche Ausstattung von dem zuständigen Hauptverwaltungsbeamten untergebracht. Insoweit ist der Bund nicht unmittelbar an der Unterbringungsplanung beteiligt Der Bundesregierung ist bekannt, daß die Unterbringung des Katastrophenschutzpotentials in der Stadt Wiesbaden auf Schwierigkeiten stößt und begrüßt daher jegliche Initiative der Stadt, die Unterbringungssituation zu verbessern. Zu Frage B 13: Als eine dieser Unterbringungsmaßnahmen hat die Stadt Wiesbaden vorgeschlagen, eine von KatSEinheiten genutzte bundeseigene Liegenschaft gegen ein städtisches Grundstück mit dem Ziel der Errichtung eines KatS-Zentrums zu tauschen. Einer Verwirklichung dieses Vorhabens vermag die Bundesregierung im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu entsprechen, da gegen die vorgeschlagene Finanzierung haushaltsrechtliche Bedenken bestehen und die angespannte Haushaltslage derzeit nicht erlaubt, ein KatS-Zentrum mit einem Kostenaufwand von 1,8 Millionen DM zu errichten. Im Benehmen mit dem Hessischen Minister des Innern wird gegenwärtig eine kostengünstigere Baumaßnahme zur Behebung der Unterbringungsschwierigkeiten geprüft. Anlage 41 Antwort des Parl.. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 14): Empfiehlt und fördert die Bundesregierung die private Anschaffung von Schutzkleidung und Atemschutzgeräten gegen die Auswirkungen von Giftstoffen und Radioaktivität in Kriegs- und Katastrophenfällen, und wie beurteilt sie das gegenwärtige Marktangebot an solchen Artikeln? Die Bundesregierung fördert nur die Entwicklung von Schutzkleidung und Atemschutzgeräten gegen die Auswirkungen von Giftstoffen und Radioaktivität. Geeignete und vom Bundesamt für Zivilschutz geprüfte Schutzkleidung und Atemschutzgeräte 18142* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 werden nur für die Helfer des Katastrophenschutzes bzw. Zivilschutzes beschafft Die Atemschutzgeräte sind auch für die private Anschaffung geeignet Bisher konnte die Industrie die Nachfrage nach Atemschutzgeräten befriedigen. Eine spezielle Empfehlung der Bundesregierung zur privaten Anschaffung von Schutzkleidung und Atemschutzgeräten ist nicht ergangen. Mittel zur Bevorratung von Schutzkleidung und Atemschutzgeräten für die private Anschaffung können schon in Anbetracht der äußerst angespannten Haushaltssituation der Zivilverteidigung nicht bereitgestellt werden. Anlage 42 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 15): Bedeutet die in „Umwelt" Nummer 75 enthaltene Stellungnahme des Bundesinnenministers zu § 7 des Atomgesetzes, eine Konkretisierung sicherheitstechnischer Grundanforderungen im Gesetz oder in einer Verordnung führe zu der Gefahr, die Entwicklung der Sicherheitstechnik zu beeinträchtigen. daß die Bundesregierung entgegen ihrer bisherigen Auffassung, wie sie bei den Vorarbeiten für die 5. Novelle des Atomgesetzes oder noch in ihrer Veröffentlichung in „Umwelt" Nr.68 Konkretisierungen atomrechtlicher Vorschriften durch Regeln der Technik" deutlich geworden ist, eine Konkretisierung der unbestimmten Rechtsbegriffe des Atomrechts heute nicht mehr für erforderlich hält, und wie vereinbart sie diese Auffassung mit der Enscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu Kalkar, die bestehende Rechtsunsicherheit könne durch Rechtsverordnungen der Exekutive verringert werden? Die von Ihnen erwähnte Stellungnahme des Bundesministers des Innern zu § 7 Atomgesetz steht im Einklang mit den Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts im Kalkar-Beschluß (BVerfG DÖV 1979, S. 54). Darin heißt es u. a.: Die gesetzliche Fixierung eines bestimmten Sicherheitsstandards durch die Aufstellung starrer Regeln würde demgegenüber, wenn sie sich überhaupt bewerkstelligen ließe, die technische Weiterentwicklung wie die ihr jeweils angemessene Sicherung der Grundrechte eher hemmen als fördern. Sie wäre ein Rückschritt auf Kosten der Sicherheit Die in Ihrer Frage zum Ausdruck gebrachte Befürchtung, die Bundesregierung halte eine Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe nicht mehr für erforderlich, ist nicht begründet Der Bundesminister des Innern hat in seiner Stellungnahme gegenüber der Enquete-Kommission zu § 7 des Atomgesetzes u. a. erklärt, daß sich „eine Reihe weiterer Rechtsverordnungen zur Konkretisierung weiterer Teilbereiche" in Vorbereitung befinde (vgl. Nr. 2.2, letzter Satz) und er „für den Bereich der Kerntechnik ein geschlossenes Regelwerk" anstrebe (vgl. Nr. 4 Satz 4). Die Verbesserung der Rechtssicherheit steht jedoch unter der vom Bundesverfassungsgericht in seinem Kalkar-Beschluß bestimmten Maxime, daß der Schutzzweck des § 1 Nr. 2 des Atomgesetzes „jeweils bestmöglich zu verwirklichen" ist. Danach kann es keine — bessere — Rechtssicherheit für Antragsteller und Betreiber zu Lasten des Grundrechtsschutzes betroffener Bürger geben. Die Bundesregierung wird in diesem vom Bundesverfassungsgericht klar definierten Rahmen die Arbeiten zur Konkretisierung weiterer Teilbereiche des Atomrechts mit Nachdruck und mit aller gebotenen Sorgfalt fortsetzen. Anlage 43 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Diederich (Berlin) (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 16): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, jenen Deutschen, die nach dem Aufruf zum Olympiaboykott von Bundesregierung und Bundestag und nach dem Boykottbeschluß des Nationalen Olympischen Komitees in Solidarität auf eine Reise zu den Olympischen Spielen nach Moskau verzichtet haben und die bereits einen Anspruch auf Teilnehmerkarten erworben hatten, die Kosten für die Teilnehmerkarten ganz oder wenigstens teilweise zu erstatten, oder vertritt die Bundesregierung die Auffassung, daß diese Bürger das Risiko, das mit der solidarischen Haltung verbunden ist, völlig allein zu tragen haben? In der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 13. Mai 1980 habe ich namens der Bundesregierung auf die Frage des Abgeordneten Böhm/Melsungen erkärt, daß die Bundesregierung bereits Anfang dieses Jahres darauf hingewiesen hat, daß nach ihrer Auffassung eine Teilnahme einer deutschen Olympia-Mannschaft an den Olympischen Spielen an bestimmte Voraussetzungen gebunden ist, die bisher nicht eingetreten sind. Daher haben der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung dem Nationalen Olympischen Komitee empfohlen, auf die Teilnahme einer Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland an den Olympischen Spielen zu verzichten. Die Bundesregierung hat dabei nie einen Zweifel daran gelassen, daß sie lediglich eine Empfehlung aussprechen könne, der Sport in seiner Entscheidung jedoch frei sei. Das Nationale Olympische Komitee hat der Empfehlung folgend am 15. Mai 1980 in eigener Verantwortung entschieden. Die Empfehlungen von Bundestag und Bundesregierung haben sich nicht an Besucher der Olympischen Spiele gerichtet Die Spiele, für die sie Eintrittskarten gekauft haben, finden statt; die Reisen zu den Spielen bleiben grundsätzlich durchführbar. Eine Entscheidung der Betroffenen, die Spiele nicht zu besuchen oder auch auf die Reise ganz zu verzichten, liegt allein in der Sphäre des einzelnen, der insoweit an die vertraglichen Bedingungen für die Auflösung der Kauf- und Reiseverträge gebunden bleibt Die Bundesregierung sieht sich bei dieser Sachlage nicht in der Lage, Bürgern, die Eintrittskarten zu den Olympischen Spielen erworben haben, Kosten zu erstatten. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18143* Anlage 44 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen 17, 18, 19 und 20): Wie hat die französische Regierung auf den Vorschlag des Bundeskanzlers nach dem Harrisburg-Störfall reagiert, die Sicherheit von Kernkraftwerken international anzuheben und zu harmonisieren, und was ist der Bundesregierung darüber bekannt, welche Konsequenzen Frankreich national aus dem Störfall gezogen hat? Wie hat die britische Regierung auf den Vorschlag des Bundeskanzlers nach dem Harrisburg-Störfall reagiert, die Sicherheit von Kernkraftwerken international anzuheben und zu harmonisieren, und was ist der Bundesregierung darüber bekannt, welche Konsequenzen Großbritannien national aus dem Störfall gezogen hat? Wie hat die amerikanische Regierung auf den Vorschlag des Bundeskanzlers nach dem Harrisburg-Störfall reagiert, die Sicherheit von Kernkraftwerken international anzuheben und zu harmonisieren, und was ist der Bundesregierung darüber bekannt, welche Konsequenzen die USA national aus dem Störfall gezogen haben? Wie hat die Regierung der UdSSR auf den Vorschlag des Bundeskanzlers nach dem Harrisburg-Störfall reagiert, die Sicherheit von Kernkraftwerken international anzuheben und zu harmonisieren, und was ist der Bundesregierung darüber bekannt, welche Konsequenzen die UdSSR national aus dem Störfall gezogen haben? Der Vorschlag des Bundeskanzlers betreffend einer internationalen Zusammenarbeit über die Sicherheit von Kernkraftwerken fand durch die Regierungen von Frankreich, Großbritannien und die USA ein positives Echo, das durch entsprechende Antwortschreiben zum Ausdruck kam. Als eine konkrete Folge und Ausdruck einer positiven Reaktion dieser Länder und der UdSSR können die vom Gouverneursrat der IAEA beschlossenen Maßnahmen gewertet werden, die zu der Verstärkung bisheriger Aktivitäten und Einleitung neuer Aktivitäten geführt haben. Die Verstärkung des Nuclear Safety Standards Programme (NUSS) mit Einrichtung einer Expertengruppe für Fragen der Sicherheit über Hinzuziehung von Vertretern der OECD, NEA und des COMECON und die Abhaltung einer Internationalen Konferenz zu aktuellen Fragen der Reaktorsicherheit im Oktober 1980 in Stockholm sind besonders hervorzuheben. Bei der Stockholmer Konferenz werden u. a. auch die durch den Störfall im Kernkraftwerk TMI-2 von Harrisburg aufgeworfenen Themen zur Reaktorsicherheit behandelt werden. Tiber die Konsequenzen, die in Frankreich, Großbritannien und den USA aus dem TMI-Störfall gezogen wurden, liegen der Bundesregierung darüber hinaus bereits entsprechende Berichte vor. Im einzelnen wird hierzu im Abschlußbericht des Bundesministers des Innern über den TMI-Störfall eine Auswertung erfolgen, der voraussichtlich noch in dieser Legislaturperiode dem Innenausschuß des Deutschen Bundestages übergeben wird. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Wolfgramm (Göttingen) (FDP) (Drucksache 8/4189 Frage B 21): Wie beurteilt die Bundesregierung Pläne eines nordrhein-westfälichen Chemieunternehmens, jährlich 250 000 Tonnen chemischer Abfälle und Säuren (Dünnsäure) in den Rhein einzubringen, unter dem Gesichtspunkt der bisherigen Bemühungen auf nationaler und internationaler Ebene zur Verbesserung der Qualität des Rheinwassers? Die Einleitung von Stoffen in Gewässer bedarf der Erlaubnis nach § 7 Wasserhaushaltsgesetz. Die Bundesregierung hält die Einleitung von Dünnsäure in den Rhein durch ein nordrhein-westfälisches Chemieunternehmen für einen aus ökologischen Gründen nicht zu vertretenden Rückschritt im Umweltschutz. Die Einleitung würde den Anstrengungen der Gewässerschutzpolitik auf nationaler und internationaler Ebene zur Verbesserung der Qualität des Rheinwassers wie auch zur Sicherung der Trinkwasserversorgung zuwiderlaufen. Diese Ansicht vertritt auch der für diese Frage zuständige nordrhein-westfälische Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die Dünnsäure — hierbei handelt es sich um Abfälle aus der Produktion organischer Pigmente — wurde bis 1969 in den Rhein geleitet. Mit Zustimmung der niederländischen Behörden erfolgte danach ihre Einbringung in die Hohe See. Gleichzeitig begann das Chemieunternehmen, die Umstellung des Produktionsverfahrens auf eine umweltfreundlichere Technologie zu prüfen und zu entwickeln. Die Verklappung der Dünnsäure auf Hoher See ist daher nur noch befristet erforderlich. Damit wird auch der Erklärung der Bundesregierung in der Antwort auf die Große Anfrage der Koalitionsfraktionen zur Umweltpolitik entsprochen, die Verbringung von Abfällen in die Hohe See zu verringern. Anlage 46 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 22 und 23): Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus dem wasserwirtschaftlichen Gutachten des niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung vom 19. Dezember 1979, das im Bereich des Wasserwerks Helmstedt oder aller Wasserwerke im Grundwasserabgabebereich der Aller eine Gefährdung der Trinkwasserversorgung durch radioaktiv verseuchte Grundwasserzuflüsse aus dem Gebiet der Atommülldeponie der DDR in Bartensleben als möglich bezeichnet? Wird die Bundesregierung in den innerdeutschen Gesprächen von den DDR-Behörden umgehend und mit Nachdruck Aufschluß über die Technik der Atommülleinlagerung im Schacht Bartensleben, die Quali-tat der eingelagerten Stoffe, die Sicherheitsbestimmungen und -anlagen sowie die Grundwasserfließrichtungen im Bereich Bartensleben und der Salzstruktur Allerlei verlangen, und ist sie bereit, an der innerdeutschen Grenze auf Bundeskosten die im Gutachten vorgeschlagenen zusätzlichen Wassermeßstellen zur Gefahrenfrüherkennung zu errichten und zu unterhalten? Im Rahmen der Überwachung der Umweltradioaktivität in der Aller hat sich bisher kein Anlaß ergeben, der Trinkwasserversorgung im Einzugsbereich der Aller besondere Beachtung beizumessen. Auf Grund einer vorläufigen Stellungnahme des Niedersächsischen Sozialministers zu dem von Ihnen angeführten Gutachten ist mit einer unmittelbaren Gefährdung der Trinkwasserversorgung nicht zu rechnen. Eine ausführliche Auswertung des Gutachtens ist bisher noch nicht abgeschlossen. Insbesondere wird in diesem Zusammenhang mit den zuständigen regionalen Institutionen die Frage geprüft, ob entsprechende Beobachtungsstellen für die Überwachung des Grundwassers eingerichtet werden sollen. 18144* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Über weitergehende Ergebnisse der Auswertung wird die Bundesregierung Sie zu gegebener Zeit gern unterrichten. Zu der Atommülldeponie Bartensleben (Morsleben) hat die Bundesregierung für die innerdeutschen Gespräche mit den DDR-Behörden einen umfangreichen Fragenkatalog aufgestellt. Es ist beabsichtigt, die Diskussion über diese Fragen in den Rahmen eines umfassenderen Austausches von Informationen hinsichtlich der sicherheitstechnischen Auslegung von kerntechnischen Einrichtungen zu stellen, die wegen ihrer Grenznähe für beide Seiten bedeutungsvoll sind. Die Bundesregierung gibt der Aufnahme solcher Gespräche mit den DDR-Behörden Priorität und ist darum zur Zeit bemüht, auf der Basis z. B. auch des Grundlagenvertrages entsprechende bilaterale Kontakte mit der DDR herzustellen. Durch die Initiative der Bundesregierung in der Folge des Störfalles in Harrisburg bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (LAEA) vom Mai 1979 ist für Oktober 1980 eine IAEA-Konferenz über aktuelle Sicherheitsfragen zur Kernenergie in Stockholm vorgesehen. Damit bietet sich auch auf internationaler Ebene die Möglichkeit, durch Zusammenwirken der Industrieländer in Ost und West auf der Basis gegenseitiger, partnerschaftlicher Absprachen zu Sicherheitslösungen auf dem Gebiet der friedlichen Anwendung der Kernenergie zu gelangen. Anlage 47 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 24): Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber oder gedenkt sie Erkenntnisse darüber einzuholen, welche Finanzquellen, Geldgeber, Unterstützer oder Sympathisanten vorhanden sind die es den „GorlebenBesetzern" ermöglicht haben, ohne lohnbringende Arbeit viereinhalb Wochen bei der Bohrstelle in Gorleben auszuharren? Ich weise zunächst darauf hin, daß nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden der größte Teil der Personen, die sich in den Wochen vor und bei der Räumung auf dem Bohrplatz 1004 in Gorleben aufhielten, nur zeitweise an der Aktion teilnahm. Im übrigen haben die zuständigen Behörden des Landes Niedersachsen die an der Aktion beteiligten Personen nicht identifiziert. Es ist schon deshalb nicht möglich, die von Ihnen gewünschten Erkenntnisse nachträglich einzuholen. Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 25): Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Erzbischöflichen Ordinariats München. daß die Störaktion am 10. Juni 1980 in der Universität München gegen den Erzbischof von München und Freising, Se. Eminenz Joseph Kardinal Ratzinger, von einer Gruppe durchgeführt worden sei, die „eindeutig marxistisch und politisch linksradikal einzustufen sei", das Niederbrüllen des Kardinals ‚an die Zustände der Zeit des Nationalsozialismus erinnere", „bei dieser Bedrohung Widerstand geleistet werden müsse", und wenn ja, welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung aus diesem Vorgang zu ziehen? Die Bundesregierung sieht es nicht als ihre Aufgabe an, politische Kommentare kirchlicher Stellen zu den Störungen bei der Veranstaltung mit dem Erzbischof von München und Freising am 10. Juni 1980 in der Universität München zu bewerten. Informationen über die Organisation der Störungen sind derzeit nicht bekannt. Die freie politische Meinungsäußerung wird von Verfassung und Gesetz garantiert. Die Bundesregierung verurteilt jede Art von Störungen oder Ausschreitungen, durch die Veranstaltern öffentlicher Versammlungen die Ausübung dieses Rechts beschnitten oder unmöglich gemacht wird. Sie verurteilt daher auch die Störaktion gegen Kardinal Rat-zinger. Anlage 49 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schetter (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 26): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) im DGB anläßlich der Betriebsmaifeier 1980 in den Heidelberger Stadt- und Bergbahnbetrieben mit dem ÖTV-Symbol versehene Bundesflaggen aufhängte, welches ist die Meinung der Bundesregierung dazu, und was will sie unternehmen, um solche Praktiken für die Zukunft zu verhindern? Der von Ihnen geschilderte Sachverhalt war der Bundesregierung nicht bekannt. Nach längeren Erörterungen mit dem Bundesministerium des Innern hat der Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes Anfang der sechziger Jahre den Grundsatz aufgestellt, daß bei Beflaggung von Gewerkschaftshäusern die Flagge der Bundesrepublik Deutschland (daneben ggf. noch die Flagge des betreffenden Landes oder der betreffenden Stadt) gehißt werden solle. Der Bundesvorstand hat seinerzeit die Landesbezirksvorstände sowie die Orts- und Kreisausschüsse des DGB entsprechend unterrichtet Die autonomen Einzelgewerkschaften sind der Empfehlung des DGB-Bundesvorstandes weitgehend gefolgt. Die Bundesregierung würde es begrüßen, wenn sich alle Einzelgewerkschaften dieser Praxis anschließen würden. Sie wird sich deshalb mit der ÖTV in Verbindung setzen. Anlage 50 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Hoffmann (Hoya) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 27): Kann die Bundesregierung Informationen bestätigen, wonach Atommülltransporte aus der Bundesrepublik Deutschland über Bundesautobahnen ins benachbarte Frankreich geleitet werden? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18145* Transporte radioaktiver Stoffe unterliegen in der Bundesrepublik Deutschland einem umfassenden Genehmigungs- und Kontrollsystem nach dem Atomgesetz. Sofern es sich um Kernbrennstoffe und Großquellen handelt, werden die Genehmigungen von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, sonst von den zuständigen Länderbehörden erteilt Die Aufsicht über die Beförderung radioaktiver Stoffe obliegt ebenfalls den einzelnen Länderbehörden. Im Rahmen der Entsorgung deutscher Kernkraftwerke fallen zur Zeit Transporte von abgebrannten Brennelementen zu der französischen Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague in Frankreich an. Es handelt sich hierbei zwar nicht um radioaktive Abfälle im Sinne des Atomgesetzes („Atom-Müll"), son-dem um radioaktive Reststoffe, die zum erheblichen Teil wiederverwertet werden können; unter der Annahme, daß Ihre Informationen sich auf diese Transporte beziehen, kann die Bundesregierung bestätigen, daß unter Beachtung der erforderlichen Sicherheitsvorschriften die erwähnten abgebrannten Brennelemente vorwiegend über die Bundesautobahnen nach Frankreich geleitet werden. Anlage 51 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 28): Welche Dienststellen bzw. Einrichtungen des Bundes sollen in Schleswig-Holstein aufgelöst, zusammengefaßt oder in andere Bundesländer verlegt werden, und wann ist mit diesen Maßnahmen zu rechnen? Ihre Frage erfordert eine Umfrage bei den Bundesministerien, da Angaben der von Ihnen genannten Art im Bundesbereich nicht zentral erfaßt sind. Sobald das Ergebnis der eingeleiteten fernschriftlichen Umfrage vorliegt, werde ich Ihre Frage unverzüglich beantworten. Anlage 52 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 29): Inwieweit ist in den letzten Jahren eine Verschlechterung der Wasserqualität der Eider, die heute praktisch ein stehendes Gewässer ist. festgestellt worden, und kann dieser Fluß trotz der Umweltbelastung noch bedenkenlos als Angelgewässer empfohlen werden? Die Wasserqualität der Eider hat sich — wie das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein auf Anfrage mitgeteilt hat — in den letzten Jahren nicht verschlechtert. Unterhalb der Stadt Rendsburg ist die Eider auf eine Länge von etwa 7 km in die Güteklasse III (stark verschmutzt), anschließend auf weitere ca. 15 km in Güteklasse II bis III (kritisch belastet) einzustufen. Im Unterlauf bis zur Mündung gilt die Eider in der Güteklasse II als mäßig belastet. Mit einer Verbesserung der Wasserqualität ist zu rechnen, wenn in Kürze die 3. Reinigungsstufe der Kläranlage der Stadt Rendsburg in Betrieb geht Die Eider kann nach Angabe des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kiel ohne Bedenken als Angelgewässer genutzt werden, da gewerbliche Betriebe im Raum Rendsburg, bei denen gefährliche Schadstoffe ins Abwasser gelangen können, nicht in die Eider einleiten. Für das Angeln bzw. den Verzehr von Fischen aus der Eider seien seitens der zuständigen Behörden bisher keine Einschränkungen angeordnet oder empfohlen worden. Aus meiner Sicht ist mit einer weiteren Verbesserung der Wasserqualität der Eider zu rechnen, wenn die Bestimmungen des Abwasserabgabengesetzes und der 4. Novelle zum Wasserhaushaltsgesetz greifen. Ein Hinauszögern der Abgabepflicht über den 1. Januar 1981 hinaus, wie sie der auf Initiative der Länder Bayern, Niedersachen und Schleswig-Holstein vom Bundesrat am 9. Mai 1980 beschlossene Gesetzentwurf zur Änderung des Abwasserabgabengesetzes (Bundesrats-Drucksache 200/80) vorsieht, würde notwendige Sanierungsmaßnahmen eher noch verzögern. Anlage 53 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 30): Wie viele Beamte sollen für die grenzpolizeiliche Kontrolle des 1 600 m langen Abschnitts zwischen der künftigen Grenzkontrollstelle Herleshausen und der Zonengrenze eingesetzt werden, werden diese Beamten zum bisherigen Personal zusätzlich zugeteilt und soll diese Kontrolle vom Bundesgrenzschutz oder von der Zolldienststelle wahrgenommen werden? Es ist zu trennen zwischen der grenzpolizeilichen Kontrolle des grenzüberschreitenden Verkehrs und der grenzpolizeilichen Überwachung der Grenze. Die grenzpolizeiliche Kontrolle wird von dem Personal der Grenzschutzstelle Herleshausen wie bisher auch durchgeführt. Es handelt sich hierbei um Polizeivollzugsbeamte des Grenzschutzeinzeldienstes. Eine Verstärkung dieses Personals aus Anlaß der Standortverlagerung der Grenzkontrollstelle ist vorerst nicht vorgesehen. Der 1600 m lange Abschnitt zwischen Grenzkontrollstelle und Grenze zur DDR wird in die grenzpolizeiliche Überwachung durch die Bundesgrenzschutzverbände des zuständigen Grenzschutzkommandos Mitte einbezogen. Hierzu werden auch Beamte des Grenzaufsichtsdienstes des Zoll eingesetzt. 18146* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Anlage 54 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 31): Wieviel Lastkraftwagen passieren im Jahresdurchschnitt den Zonen- grenzübergang Herleshausen und wieviel davon stammen aus der DDR Über die Grenzkontrollstelle Herleshausen fuhren 1979 insgesamt 129 037 Lastkraftwagen (1978: 132 182), darunter 80 892 (77 744) mit Standort in der DDR Anlage 55 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 32): Wann ist mit der Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs in Maisch im Zuge der L 608 zu rechnen? Eine Kreuzungsvereinbarung über die Beseitigung des schienengleichen Bahnüberganges im Zuge der L 608 in 7502 Maisch liegt dem Bundesminister für Verkehr noch nicht vor. Nach fernmündlicher Auskunft des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Baden-Württemberg ist das Vorhaben beim zuständigen Straßenbauamt Karlsruhe in der Planung. Das Land strebt einen Baubeginn in 3-4 Jahren an. Anlage 56 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Ueberhorst (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen B 33 und 34): Auf welchen Überlegungen und Gutachten zur Größenordnung einer Wiederaufarbeitungsanlage beruht die für Hessen beabsichtigte Wiederaufarbeitungsanlage? Trifft es zu, daß die von der Bundesregierung beabsichtigten Untersuchungen über Kapazitäten von Wiederaufarbeitungsanlagen eine längere Zeit in Anspruch nehmen werden und für die in Hessen beabsichtigte Wiederaufarbeitungsanlage nicht herangezogen werden? Zu Frage B 33: Für die im Lande Hessen von der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen mbH (DWK) beantragte kleine Wiederaufarbeitungsanlage ist eine Kapazität von 350 t Schwermetall pro Jahr vorgesehen. Nach Kenntnis der Bundesregierung liegt dieser Antragsgröße die Überlegung zugrunde, daß das Vergrößerungsverhältnis von 1 : 10 gegenüber der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe aus Sicht des chemischen Apparatebaus sinnvoll und üblich ist Es erlaubt, Komponenten in geeigneter Größe und Kapazität für eventuell später notwendig werdende großtechnische Anlagen zu erproben. Außerdem gestattet es eine Anlage dieser Größe, abgebrannte Brennelemente aus Kernkraftwerken mit etwa 10 000 MWe Leistung aufzuarbeiten, wodurch eine Entsorgungsvorsorge etwa für die bis 1981 in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke getroffen werden kann. Die Bundesregierung bekräftigt erneut ihre grundsätzliche Auffassung, daß die Errichtung einer kleinen Wiederaufarbeitungsanlage im Rahmen des Beschlusses der Regierungschefs von Bund und Ländern zur Entsorgung der Kernkraftwerke vom 28. September 1979 liegt und seiner Zielrichtung entspricht Die definitive Entscheidung zur Entsorgung, die entsprechend diesem Beschluß Mitte der 80er Jahre gefällt werden soll, wird mit der in Hessen beantragten 350-Jahrestonnen-Anlage nicht vorweggenommen. Zu Frage B 34: Die Untersuchungen über einen optimalen Auf-und Ausbau ausreichender Wiederaufarbeitungskapazität werden eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Dabei sind neben der Entwicklung des Ausbaus der zu entsorgenden Kernkraftwerke sowohl sicherheits- und sicherungstechnische als auch ökologische und ökonomische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Die Analyse orientiert sich an dem Bedarf, der sich im Falle einer Entscheidung für die großtechnische Entsorgung mit Wiederaufarbeitung ergeben wird. Diese Untersuchungen sind deshalb unabhängig von der Frage nach der Kapazität der in Hessen geplanten Wiederaufarbeitungsanlage. Anlage 57 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jentsch (Wiesbaden) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 35): Wieweit ist die Aufstellung einer zusätzlichen Einsatzabteilung des Bundesgrenzschutzes im Raum Frankfurt/Wiesbaden (Fort Biehler) in bezug auf die Erstellung der Unterkünfte und die Bereitstellung von Personal gediehen, und welche Gründe stehen einer schnelleren Verwirklichung dieses Ziels entgegen? Zur Unterbringung der vorgesehenen Einsatzabteilung des Bundesgrenzschutzes für den Raum Frankfurt/Wiesbaden ist eine Zwischenunterkunft in Bad Schwalbach bereits soweit gefördert, daß sie mit derzeit (16. Juni 1980) 64 Beamten — davon 48 Polizeivollzugsbeamte — belegt werden konnte. Der Abschluß der Arbeiten für die Grundinstandsetzung der Unterkunftsgebäude in Bad Schwalbach ist für Ende 1980/Anfang 1981 vorgesehen. Die endgültige Unterbringungskapazität wird für zwei Hundertschaften ausreichen, wobei die Unterbringung der dazugehörigen technischen Ausstattung (vor allem Kraftfahrzeuge, technisches Großgerät) wegen der geringen Größe des Areals auf Dauer allerdings nicht möglich sein wird. Die zur Erfüllung der Aufgaben des BGS im Raum Frankfurt benötigten, in Bad Schwalbach untergebrachten Beamten konnten nur im Wege der Abord- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18147* nung von anderen BGS-Standorten gewonnen werden, weil für den Haushalt 1980 die auf Grund des Ausbauprogramms Innere Sicherheit von der Bundesregierung für die BGS-Einsatzabteilung Frankfurt geforderten Stellen vom Parlament nicht bewilligt wurden. Die Bundesregierung wird die erforderlichen Stellen für den Haushalt 1981 erneut fordern. Die Bundesregierung hat die erforderlichen Verhandlungen geführt und die Bauplanung in die Wege geleitet, um die Voraussetzungen für die endgültige Unterbringung der erwähnten BGS-Einsatzabteilung in einer angemessenen Unterkunft auf dem Gelände des ehemaligen Fort Biehler in Wiesbaden zu schaffen. Zur Weiterführung des Vorhabens kommt es jetzt darauf an, daß die Stadt Wiesbaden das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans beschleunigt zum Abschluß bringt. Darüber hinaus wird die Verwirklichung des Vorhabens entscheidend von der Bereitstellung der erforderlichen Haushaltsmittel abhängen. Nach dem derzeitigen Planungsstand kann mit der Fertigstellung der Unterkunft nicht vor 1984-85 gerechnet werden. Anlage 58 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 36 und 37): In wieviel Auflagen, in welcher Höhe und zu welchem Zeitpunkt ist bisher die vom Bundesinnenminister herausgegebene „Umwelt Zeitung" erschienen? In welcher Verteilung ist diese Zeitung erschienen? Zu Frage B 36: Die „Umwelt Zeitung" ist 1980 in 11. Auflage erschienen. Sie wird jährlich einmal in den Monaten Mai/Juni und seit 1973 regelmäßig zu dem von der 27. Vollversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 1972 zum Internationalen Tag der Umwelt proklamierten 5. Juni herausgegeben. Die Auflagenhöhe betrug in den letzten Jahren jeweils knapp 1 Million (1980: 920 000; 1979: 1 Million; 1978: 1 Million). Zu Frage B 37: Von der Gesamtauflage wurden ca. 60 % auf Anforderung von Umweltverbänden, Bürgerinitiativen, Betrieben, Gewerkschaften, Landkreisen, Städten, Schulen und Privatpersonen für Veranstaltungen zum Tag der Umwelt im gesamten Bundesgebiet verteilt. Die Verteilung von je weiteren ca. 201)/0 erfolgt durch eine Beilage in den Erstmappen des Deutschen Lesezirkels und — in den letzten vier Jahren — als Auslage in den Reisezügen der Deutschen Bundesbahn. Anlage 59 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Bahner (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 38): Ist der Bundesregierung im Rahmen ihrer Verhandlungen mit dem Berliner Finanzsenator bekannt, in welchem Umfang sich die geplanten steuer- und familienpolitischen Entlastungsmaßnahmen auf Berlin finanziell auswirken? Die finanziellen Auswirkungen der steuer- und familienpolitischen Entlastungsmaßnahmen auf Berlin können beim gegenwärtigen Stand des Gesetzgebungsverfahrens noch nicht abschließend beziffert werden. Der Senat von Berlin hat in der Finanzplanung 1979 bis 1983 vorsorglich folgende Beträge berücksichtigt: 1981: 180 Millionen DM 1982: 220 Millionen DM 1983: 260 Millionen DM. Nach Abschluß der parlamentarischen Beratungen wird geprüft werden, ob die Beträge geändert werden müssen. Anlage 60 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 39): Wieviel zusätzliche Kräfte müssen bei den Finanzämtern beschäftigt werden, um die neuerdings nach § 13 a Abs. 8 (neu) EStG vorgeschriebene Einnahme-Ausgabe-Rechnung für „Sonderkulturen, weinbaulicher Nutzung, gärtnerischer Nutzung, sonstiger land- und forstwirtschafcher Nutzung, Nebenbetrieben; Abbauland sowie Geringstland, wenn die hierfür nach den Vorschriften des Bewertungsgesetzes ermittelten Werte zuzüglich oder abzüglich der sich nach Absatz 4 Nr. 3a ergebenden Werte 2 000 DM übersteigen" zu überprüfen? Bereits nach bisherigem Recht waren die Gewinne aus Sonderkulturen, weinbaulicher Nutzung, gärtnerischer Nutzung, sonstiger land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, Nebenbetrieben sowie Abbauland nach Einnahmen-Ausgaben-Rechnung oder nach Schätzung zu ermitteln, wenn die hierfür nach den Vorschriften des Bewertungsgesetzes ermittelten Werte zuzüglich oder abzüglich der Werte der Pachtflächen 4 000 DM überstiegen. Während der Geltungsdauer des Gesetzes über die Ermittlung des Gewinns aus Land- und Forstwirtschaft nach Durchschnittsätzen vom 15. September 1965 (BGBl. I S. 1350) in der Zeit von 1965/66 bis 1973/74 waren die Gewinne aus den genannten Nutzungen stets nach Einnahmen-Ausgaben-Rechnung zu ermitteln. Erst mit der Einführung des § 13a in das Einkommensteuergesetz wurden ab Wirtschaftsjahr 1974/ 75 pauschalierte Gewinnermittlungsvorschriften für Sondernutzungen eingeführt, die sich aber wegen der sehr unterschiedlichen Ertragsverhältnisse nicht bewährt haben. Die jetzt gezogene Grenze von 2 000 DM stellt eine vertretbare Bagatellregelung dar. Für die Finanzämter handelt es sich bei der Gewinnermittlung in Fällen, die oberhalb der genannten Grenzen liegen, um keine neue und ihnen unbekannte Aufgabe. Geeignete Schätzungsgrundlagen liegen überall vor. Es ist daher davon auszugehen, daß für die Er- 18148* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 füllung der von Ihnen genannten Aufgaben zusätzliche Arbeitskräfte nicht benötigt werden. Anlage 61 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 40): Gibt es angesichts der angekündigten, zum Teil erheblichen Benzinpreiserhöhungen neue Überlegungen innerhalb der Bundesregierung, die Kilometerpauschale zugunsten der Arbeitnehmer im ländllichen Raum zu erhöhen? Die Bundesregierung hat in der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 13. Februar 1980 die Gründe dargelegt, die eine Erhöhung des KilometerPauschbetrags für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit dem eigenen Kraftfahrzeug zur Zeit nicht erlauben. Es handelt sich dabei im wesentlichen um folgende Gründe: — Die für die Jahre 1981 und 1982 beabsichtigte Steuersenkung im Betrage von 17,5 Mrd. DM kommt auch den Arbeitnehmern zugute, die mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, — zusätzliche Steuerausfälle durch Änderungen des Kilometer-Pauschbetrages sind angesichts der Finanzlage nicht vertretbar; eine Anhebung des Pauschbetrages von 0,36 DM auf 0,50 DM je Entfernungskilometer würde etwa 1,2 Mrd. DM und die Verdoppelung auf 0,72 DM je Entfernungskilometer etwa 3,0 Mrd. DM jährlich kosten. Hinzuzufügen ist, daß eine Sonderregelung für Arbeitnehmer, die auf ihr Kraftfahrzeug besonders angewiesen sind, nicht möglich ist, weil die Verkehrsverhältnisse sowohl in ländlichen als auch in städtischen Bereichen sehr unterschiedlich sind und Ausnahmeregelungen zu überwindbaren Verwaltungserschwernissen führen würden. Diese Gründe bestehen fort Es gibt keine neuen Überlegungen zur Anhebung des Kilometer-Pauschbetrages. Anlage 62 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Paintner (FDP) (Drucksache 8/4189 Frage B 41): Inwiefern ist, wie im Bonner General-Anzeiger vom 3. Juni behauptet, der mehrwertsteuerliche pauschale Vorwegabzug eine „zusätzliche Vergünstigung für die Bauern", und welche Funktion hat diese Vorsteuerpauschale wirklich? Nach dem System der Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) hat jeder Unternehmer die Umsatzsteuer für die von ihm bewirkten Umsätze zu berechnen. Von der Steuer kann er die ihm von anderen Unternehmern in Rechnung gestellte Steuer als Vorsteuer absetzen. Eine positive Differenz hat der Unternehmer an das Finanzamt zu zahlen (Steuerzahllast), eine negative Differenz erhält er vom Finanzamt erstattet (Vorsteuererstattung). Die Land- und Forstwirtschaft ist seit der Einführung der Mehrwertsteuer im Jahre 1968 durch O 24 UStG — wenn auch nach einem pauschalierten Verfahren — in das Mehrwertsteuersystem einbezogen. Die Steuersätze werden in der gleichen Höhe festgesetzt wie die Vorsteuerbeträge. Land- und Forstwirte dürfen daher ihren Abnehmern Steuer in Rechnung stellen, brauchen jedoch keine Steuer an das Finanzamt abzuführen. Sind die Durchschnittsätze zutreffend berechnet, ergibt sich daraus weder ein Steueraufkommen noch ein Steuerausfall. Es liegt in der Natur eines Durchschnittsatzes, daß er bestimmte Unternehmer begünstigen, für andere aber nachteilige Auswirkungen haben kann. Um insbesondere den letztgenannten Kreis vor Nachteilen zu bewahren, hat der Gesetzgeber in § 24 Abs. 4 UStG die Möglichkeit vorgesehen, auf die Durchschnittsätze zu verzichten und zur Anwendung der allgemeinen Vorschriften des UStG überzugehen. Nach dem vorliegenden statistischen Material macht jedoch nur ein äußerst geringer Teil der Landwirte hiervon Gebrauch. Dies erlaubt die Annahme, daß die Durchschnittsätze für den überwiegenden Teil der Landwirte nicht ungünstig sind. Der Bericht des „General-Anzeigers” vom 3. Juni 1980 ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Anlage 63 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. van Aerssen (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 42): Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, um einer Fehlentwicklung durch sektorale Förderprogramme, mit denen die meisten europäischen Regierungen ihren Textilindustrien unter die Arme greifen, entgegenzusteuern, nachdem sich Auflagen und Kontrollmaßnahmen der Kommission bei den Branchenbeihilfen häufig als unwirksam erweisen? Die Beihilferegelungen der EG-Mitgliedstaaten unterliegen den Bestimmungen des EWG-Vertrages. Dieser enthält in den Artikeln 92 und 93 gemeinsame Regeln über staatliche Beihilfen, um Wettbewerbsverfälschungen und Beeinträchtigungen des Handels innerhalb der Gemeinschaft, die dem gemeinsamen Interesse zuwiderlaufen, zu vermeiden. Die Beihilfekontrolle wird in der Regel von der EG-Kommission (in Ausnahmefällen vom Rat) ausgeübt Sie entscheidet, ob nationale Beihilfen als mit dem Gemeinsamen Markt vereinbar angesehen werden können. Dies kann z. B. für „Beihilfen zur Förderung der Entwicklung bestimmter Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete" (Art 92 Abs. 3) der Fall sein. Die strukturellen Schwierigkeiten der letzten Jahre haben dazu geführt, daß sich einzelne EG-Mitgliedstaaten aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen gezwungen sehen, verstärkt Branchenbeihilfen zu gewähren. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18149* Die Bundesregierung hat — unter Berücksichtigung ihrer eigenen Subventionsgrundsätze — alle vertraglichen Möglichkeiten genutzt, um mäßigend auf die Subventionspolitik sowohl der EG-Mitgliedstaaten als auch der Gemeinschaft selbst (Finanzhilfen aus dem EG-Haushalt) einzuwirken. Sie hat die EG-Kommission bei ihrer schwierigen Aufgabe, eine wirksame gemeinschaftliche Beihilfedisziplin gegenüber den Mitgliedstaaten durchzusetzen, stets unterstützt. In einem Memorandum zur EG-Strukturpolitik, das im Mai 1978 vom EG-Rat erörtert wurde, hat sie nachdrücklich auf die Gefahren von Erhaltungssubventionen hingewiesen und ihre grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber staatlichen Eingriffen in einzelne Industriesektoren deutlich zum Ausdruck gebracht. Zur Förderung des Strukturwandels sollten nur in eng begrenzten Ausnahmefällen befristete, degressive Übergangsmaßnahmen ergriffen werden können. Die Beihilfeproblematik in der EG läßt sich allerdings nicht auf die sektoralen Fördermaßnahmen einengen. Die EG-Kommission vertritt die Auffassung, daß eine wirksame und kohärente Beihilfedisziplin für einen bestimmten Sektor alle Beihilfen umfassen müsse, d. h. auch die Regionalbeihilfen sowie allgemeine Beihilfen, wie etwa Mittelstandsprogramme oder Bürgschaftsfonds, aus denen Unternehmen in konkreten Fällen Hilfen erhalten können und die es auch bei uns zum Teil gibt. Anlage 64 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 43): In welcher Höhe wurden die Konjunkturprogramme der letzten drei Jahre zu Lasten des Bundes bzw. der Länder finanziert und zwar aufgeteilt nach Zuschüssen und Steuerermäßigungen? „Konjunkturprogramme" im engeren Wortsinn sind in den letzten drei Jahren nicht durchgeführt worden. Vielmehr handelt es sich um Maßnahmen und Programme mit nicht primär konjunkturpolitischer Zielsetzung. Im wesentlichen waren dies: das Programm für Zukunftsinvestitionen, Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und zur Steuerentlastung. Bei dem mehrjährigen Investitionsprogramm zur wachstums- und umweltpolitischen Vorsorge (Programm für Zukunftsinvestitionen) entfallen nach den ursprünglichen Planungen etwa 8,2 Mrd. DM auf den Bund, 3,4 Mrd. DM auf die Länder und 2,1 Mrd. DM auf die Gemeinden. Der Gemeindeanteil dürfte nach der bisherigen Abwicklung jetzt etwas höher anzusetzen sein, wobei zu berücksichtigen ist, daß es sich um Projekte im kommunalen Interesse handelt. Einschließlich privater Finanzierungsmittel wird bei dem Programm mit einem Investitionsvolumen von rd. 20 Mrd. DM gerechnet. Steuerliche Maßnahmen sind nicht enthalten. Die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmenbeschlüsse der Bundesregierung vom Mai/September 1977 (600 Millionen DM) und das arbeitsmarktpolitische Programm vom Sommer 1979 (900 Millionen DM) werden von der Bundesanstalt für Arbeit durchgeführt und von der Anstalt sowie aus dem Bundeshaushalt finanziert Die Länder sind an der' Finanzierung nicht beteiligt. Die steuerlichen Entlastungsmaßnahmen der letzten drei Jahre belasten sowohl den Bund als auch Länder und Gemeinden durch entsprechende Mindereinnahmen, deren Umfang sich nach den geltenden Verteilungsschlüsseln für das Aufkommen der einzelnen Steuerarten richtet. Anlage 65 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schweitzer (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 44): Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung aus entsprechenden Haushaltsmitteln für die Strukturförderung im Bereich der rheinlandpfalzischen Kreise Ahrweiler und Koblenz (Koblenz-Mayen) im Jahr 1980 vorgesehen bzw. eingeleitet? Teile des Landkreises Ahrweiler und des Landkreises Mayen-Koblenz gehören zu den Fördergebieten der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". In diesen Gebietsteilen besteht die Möglichkeit, Zuschüsse für Investitionen der gewerblichen Wirtschaft sowie für bestimmte Maßnahmen der wirtschaftsnahen Infrastruktur zu gewähren. Im derzeit gültigen 9. Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (BundestagsDrucksache 8/3788) sind die verplanbaren Mittel, die vom Bund und von den Ländern jeweils zur Hälfte aufgebracht werden, nach Regionalen Aktionsprogrammen aufgegliedert. Im Finanzierungsplan des Regionalen Aktionsprogramms „Eifel Hunsrück", zu dem auch die Fördergebietsteile der Landkreise Ahrweiler und Mayen-Koblenz gehören, sind für 1980 folgende Mittelansätze vorgesehen: — 9,6 Millionen. DM Zuschüsse für Investitionen der gewerblichen Wirtschaft. Außerdem wird ge- schätzt, daß gut 18 Millionen Investitionszulagen, auf die bei Vorliegen der Voraussetzungen ein gesetzlicher Anspruch besteht, an die gewerbliche Wirtschaft fließen. — 6,24 Millionen DM Zuschüsse für Maßnahmen der wirtschaftsnahen Infrastruktur. Die Entscheidung über die Förderung einzelner Maßnahmen im Aktionsraum liegt grundsätzlich beim Land. Anlage 66 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Regenspurger (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 45): Teilt die Bundesregierung die Ansicht vieler Naturschützer und Jäger, daß die Zerstörung n Biotopen und Verwendung Pestiziden für den Rückgang freilebender Tierartender verantwortlich sind und 18150* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 gegebenenfalls, welche Möglichkeit sieht die Bundesregierung, im Rahmen der Flurbereinigung und des allgemeinen Flächenschutzes, künftig eine Verbesserung der Biotope zu erreichen? Die Bundesregierung ist in Übereinstimmung mit allen Sachkennern der Ansicht, daß generell gesprochen für die Bedrohung der wildlebenden Tierarten die Zerstörung oder Beeinträchtigung ihrer Lebensräume und Lebensgemeinschaften die wesentliche Ursache ist. Zu dieser Beeinträchtigung der Lebensbedingungen gehören auch Änderungen in der Flächenbewirtschaftung. Insbesondere eine übermäßige und unsachgemäße Verwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln kann erhebliche negative Auswirkungen auf den Tierartenbestand haben. Ich bemühe mich deshalb u. a. mit Nachdruck um eine weitere Verbesserung unserer Pflanzenbehandlungsmittel und ihrer Anwendung unter Umweltgesichtspunkten. Als Schlagwort nenne ich den Begriff „Integrierter Pflanzenschutz". Hierzu gehört u. a. der Ersatz von breit wirkenden durch spezifisch wirkende Mittel. Bei der Zulassung von Pflanzenbehandlungsmitteln wird verstärkt auf vermeidbare Schäden für den Naturhaushalt sowie wildwachsende Pflanzen und wildlebende Tiere zu achten sein. Ein Ausbau der Prognose und des Warndienstes und damit einhergehend eine intensivere Beratung des einzelnen Landwirts sind wünschenswert und erforderlich, um die Anwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln auf das unbedingt erforderliche Maß zu beschränken. Hierzu gehört auch eine Kontrolle der Pflanzenschutzgeräte. Dort, wo es wirtschaftlich nicht geboten ist, andere wirtschaftlich gleichwertige Mittel zur Verfügung stehen oder der wirtschaftliche Nutzen in keinem Verhältnis zu den Beeinträchtigungen der Natur steht, sollte den Belangen des Umweltschutzes mehr Priorität gegeben werden. Ich denke hier in erster Linie an die Verwendung von Herbiziden an Straßenrändern oder in Hobbygärten. Ein wesentlicher Bestandteil des Integrierten Pflanzenschutzes sind auch die gezielte Nutzung akker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen wie richtige Fruchtfolgegestaltung und Bodenpflege sowie eine verstärkte Beachtung der züchterischen Möglichkeiten hinsichtlich Resistenz gegen Schadorganismen. Das bereits vorhandene Wissen muß in praxisreife Verfahren umgesetzt werden; Aufgabe der Forschung ist es, die bestehenden Lücken zu schließen. Durch die Novellierung des Flurbereinigungsgesetzes und den Erlaß des Bundesnaturschutzgesetzes hat der Bund bereits vor Jahren die rechtliche Möglichkeit und Verpflichtung geschaffen, auch in der Flurbereinigung die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Rahmen des Möglichen zu beachten und zu unterstützen. Die Durchführung der Flurbereinigung ist allerdings allein Sache der Bundesländer. Der Bund beteiligt sich nur an der Finanzierung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes". In den entsprechenden Förderungsgrundsätzen ist auf Vorschlag des Bundes festgelegt, daß die Mittel nicht für Maßnahmen eingesetzt werden dürfen, die besonders benannte schutzwürdige Biotope beeinträchtigen können. Im Bereich des Flächenschutzes nach den Vorschriften der §§ 12 ff. BNatSchG dient besonders die Schutzkategorie des „Naturschutzgebietes" der Erhaltung gefährdeter Biotope. Die Bundesregierung arbeitet zusammen mit den Ländern daran, diesen Maßnahmen eine die schutzwürdigen Biotope systematischer erfassende Ausrichtung zu geben. Anlage 67 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schöfberger (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen B 46, 47, 48 und 49): Wieviel Oberschüsse an Getreide, Rindfleisch, Milch- und Milchprodukten sind derzeit größenordnungsmäßig innerhalb des EG-Agrarmarkts eingelagert? Wie hoch sind die jährlichen Gesamtkosten, die der EG für diese Überschüsse entstehen (Produktion, Subvention, Lagerung, Intervention)? Sind in den letzten fünf Jahren Oberschüsse dieser Art im Rahmen der Nahrungsmittelhilfe an bedürftige Entwicklungsländer geliefert worden, und falls ja, in welcher Menge, falls nein, warum nicht? Ist die Bundesregierung bereit, bei den zuständigen Gremien der EG für eine (verstärkte Lieferung von Nahrungsmittelüberschüssen an bedürftige Entwicklungsländer einzutreten? Zu Frage B 46: In der Gemeinschaft lagern z. Z. folgende Mengen: Getreide insgesamt (12. 06. 1980) 2 227 052 t davon Weizen 1 567 335 t Gerste 156 605 t Roggen 373 049 t Hartweizen 130 063 t Magermilchpulver (29. 05. 1980) 153 836 t Butter (29. 05. 1980) 294 910 t Rindfleisch (31. 05. 1980) 166 000 t Die Bestände haben sich infolge von Sonderabsatzmaßnahmen gegenüber demselben Zeitpunkt des Vorjahres insbesondere bei Magermilchpulver um rd. 300 000 t, bei Butter um rd. 110 000 t verringert. Es muß darauf hingewiesen werden, daß die o. g. Bestände gewisse Mengen einer Mindestvorsorge enthalten. Zu Frage B 47: Da die Bestände ständigen Schwankungen unterliegen und die Art sowie der Zeitpunkt ihrer Verwertung von der Lage auf dem innergemeinschaftlichen Markt und dem Weltmarkt abhängig sind, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht exakt vorausgesagt werden, welche tatsächlichen Kosten für die o. g. Mengen entstehen werden. Aus der nachfolgenden Ubersicht ergeben sich die Ausgaben, die im Haushaltsvorschlag der EG 1980 — Stand 6. Juni 1980 — für die einzelnen Marktordnungen insgesamt, die Ausfuhrerstattungen, die Interventionen einschließlich Beihilfen sowie die Lagerhaltung und Absatzmaßnahmen veranschlagt sind. Diese voraussichtlichen Ausgaben beziehen sich auf das gesamte Haushaltsjahr 1980 und betreffen die gesamten Marktstützungsmaßnahmen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18151* EG-Haushaltsvorschlag 80 Warenart Stand 06. 06. 1980 — in Millionen ERE 1) Getreide insgesamt 1 605 davon Ausfuhrerstattungen 1 087 Interventionen einschließlich Beihilfen 518 davon Ankäufe und Sondermaßnahmen 183 1) 1 ERE = rd. 2,51 DM Milch und Milcherzeugnisse insgesamt 4 976 davon Ausfuhrerstattungen 2 715 Interventionen einschließlich Beihilfen Magermilchpulver 1 367 Butter und Rahm 707 davon Lagerhaltung und Sonderabsatzmaßnahmen MMP 12 Butter und Rahm 707 Rindfleisch insgesamt 1 178 davon Ausfuhrerstattungen 460 Interventionen einschließlich Beihilfen 718 davon Lagerhaltung 514 Es wird darauf hingewiesen, daß die Gesamtausgaben für die Marktordnungen nicht nur für Oberschüsse verwendet werden. Zu Frage 48: In den letzten 5 Jahren (1976 bis 1980) standen bzw. stehen folgende jährlichen EG-NahrungsmittelhilfeLieferungen an: — Getreide 720 000 t (4 zusätzliche nationale NMH-Lieferungen der Mitgliedstaaten in Höhe von 567 000 t) — Magermilchpulver 55 000 t 1976 und 1977 150 000t seit 1978 — Butteröl 45 000 t. Inzwischen sind die EG und ihre Mitgliedstaaten dem neuen Nahrungsmittelhilfe-Übereinkommen 1980, das am 1. Juli 1980 in Kraft treten wird, beigetreten. Dadurch wird die Lieferverpflichtung der EG und ihrer Mitgliedstaaten an Getreide von 1 287 Millionen t auf 1,65 Millionen t angehoben. Fleisch wird für die Nahrungsmittelhilfe der EG nicht eingesetzt, weil dieses Produkt hierfür aus technischen Gründen (Transport und Verteilung) wenig geeignet ist. Zu Frage B 49: Die Bundesregierung ist sich mit allen internationalen Organisationen einig, daß die Entwicklungsländer weiterhin und verstärkt von den Industrieländern beim Aufbau einer leistungsfähigen Land-und Ernährungswirtschaft unterstützt werden müssen. Sie hat daher 1978 für die technische und finanzielle Zusammenarbeit auf dem Agrarsektor rd. 417 Millionen DM bereitgestellt; die nachfolgenden Bemühungen sind in etwa dem entsprechend. Dennoch wird die Nahrungsmittelhilfe für lange Zeit unverzichtbar bleiben. So sind eben erst die Gesamtverpflichtungen nach der neuen. Nahrungsmittelhilfe-Übereinkunft erhöht worden. Sollte sich in der Zukunft der Bedarf der Entwicklungsländer an Nahrungsmittelhilfe steigern, so wird sich die Bundesregierung dem nicht verschließen können. Eine Festlegung kann derzeit jedoch nicht erfolgen. Anlage 68 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 50): Inwieweit führt die Belastung der Nordsee vor der schleswig-holsteinischen Westküste zu Erkrankungen der Fische, und wie wird ausgeschlossen, daß umweltbedingt erkrankte Fische, deren Verzehr gesundheitsschädlich sein könnte, in den Handel kommen? Die Nordsee ist im Bereich der inneren Deutschen Bucht (zwischen Helgoland und Cuxhaven) durch von der Elbe mitgeführte Schadstoffe, den Schiffsverkehr und Küstenabwässer relativ stark verschmutzt. Hinzu tritt die Einbringung von Klärschlämmen der Stadt Hamburg vor der Elbmündung. Im gesamten Gebiet wurde durch Untersuchungen der Bundesforschungsanstalt für Fischerei eine überdurchschnittliche Zahl von Fischerkrankungen festgestellt. Es handelt sich vor allem um Skelettdeformationen, Flossenfäule und Geschwüre bei Klieschen, Kabeljau und Schollen. Die küstennahen Gewässer nördlich der inneren Deutschen Bucht weisen eine deutlich geringere Verschmutzung und eine geringere Zahl von Fischerkrankungen auf. Im Verklappungsgebiet für Titan- dioxidabfälle nordwestlich vor Helgoland finden sich vermehrt Hautgeschwüre an Klieschen. Die Bundesforschungsanstalt für Fischerei sieht in den vermehrten Fischerkrankungen in Gebieten der Einbringung von Klärschlämmen sowie Titandioxidabfällen ein Indiz für einen Ursachenzusammenhang. Alle Möglichkeiten einer Verringerung dieser Einbringungen werden daher z. Zt intensiv geprüft. Gesicherte Erkenntnisse über die Ursachen der Fischerkrankungen bestehen nicht, die darauf gerichtete Forschung wird intensiviert. Eine Gefährdung des Verbrauchers durch den Genuß kranker Fische ist nicht zu befürchten. Fische mit den o. g. äußerlich erkennbaren Krankheiten werden wegen ihres Aussehens nicht vermarktet, sind im übrigen für den Menschen auch nicht gesundheitsschädlich, da sie nach den Feststellungen der Bundesforschungsanstalt für Fischerei keine übertragbaren Schadstoffe aufgenommen haben. Abschließend möchte ich darauf hinweisen, daß die lebensmittelrechtliche Kontrolle der einzelnen Fischanlandungen den Landesveterinärbehörden obliegt. Anlage 69 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hoffmann (Saarbrücken) (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 51): Welche Erfolge in Richtung auf eine vernünftigere europäische Agrarpolitik hat die Bundesregierung im Zusammenhang mit ihrer Zustimmung zum Brüsseler Kompromiß über die Beitragszahlungen Großbritanniens durchgesetzt? Die nach allgemeiner Auffassung überhöhten britischen Zahlungen zum EG-Haushalt sind zu einem erheblichen Teil auf die hohen Agrarausgaben im EG-Haushalt zurückzuführen. Im Beschluß des EG-Ministerrats über die britische Zahlungsentlastung hat sich die Gemeinschaft für 1982 das Ziel gesetzt, die Entwicklung der Gemeinschaftspolitiken zu überprüfen, um zu verhüten, daß für irgendeinen Mitgliedstaat erneut eine unannehmbare Situation eintritt. Die EG-Kommission ist aufgefordert, bis Ende Juni 1981 entsprechende Vorschläge vorzulegen. Seit der auf deutsche Initiative im Jahre 1975 durchgeführten Bestandsaufnahme der gemeinsamen Agrarpolitik hat sich die Bundesregierung für eine vorsichtige Preispolitik und den Abbau von Überschüssen bei einigen Agrarerzeugnissen eingesetzt. Auch bei dem diesjährigen Agrarpreisbeschluß konnte durch die Anhebung der Mitverantwortungsabgabe der Milcherzeuger von 0,5 % auf 2 % ein gewisser Beitrag zur Entlastung des EG-Haushaltes geleistet werden. Darüber hinaus haben sich die Agrarminister in Grundsatz darauf verständigt, daß die Haushaltsbelastungen für künftige Produktionssteigerungen im Milchsektor von den Erzeugern selbst getragen werden sollen und daß die für das nächste Jahr vorgesehene Neuregelung der Zuckermarktordnung haushaltsneutral — d. h. die Marktordnungsausgaben werden durch eine Produtionsabgabe gedeckt — gestalten werden soll. Anlage 70 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Zumpfort (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 52, 53, 54 und 55): Wie beurteilt die Bundesregierung den in der Öffentlichkeit erhobenen Vorwurf, daß der erste Entwurf einer neuen Bundesartenschutzverordnung in keiner Weise geeignet sei, momentan oder nachhaltig in Zukunft die bedrohliche Lage der deutschen und — durch die Flut der Importe berührt — auch der vielen außerdeutschen Tier- und Pflanzenarten zu stabilisieren und zu verbessern? Aus welchen Gründen ist der Schutz gefährdeter Arten von den einheimischen auf sämtliche europäischen Wirbeltierarten (Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien, Reptilien) nicht ausgedehnt und ein Importverbot für gefährdete Tier- und Pflanzenarten nicht in die Bundesartenschutzverordnung aufgenommen worden, obwohl eine gesetzliche Ermächtigung dazu vorliegt? Aus welchen Gründen sind in die Artenschutzverordnung einheimische gefährdete jagdbare Tiere nicht aufgenommen worden, und warum fehlen in ihr Bußgeldbewährungen, durch die allein die Durchsetzung und Wirksamkeit der Verordnung garantiert werden könnte? Warum enthält die Verordnung keine bundeseinheitliche Regelung über einen effizienten Biotopschutz, obwohl doch die Vernichtung der Lebensräume eine der Hauptursachen des fortschreitenden Artenrückgangs ist? Die von Ihnen angesprochene Kritik an dem Entwurf einer Bundesartenschutzverordnung gemäß § 22 BNatSchG ist unberechtigt. Die Verordnung wird diejenigen einheimischen Tier- und Pflanzenarten, die durch den unmittelbaren menschlichen Zugriff (vgl. § 22 Abs. 2 BNatSchG) wesentlich gefährdet sind, in umfassender Weise festlegen und somit die Grundlage für den Schutz durch die dafür verantwortlichen Bundesländer schaffen. Die Verbote des u. a. Ausgrabens, Fangens, Tötens, Besitzes usw. dieser Pflanzen- und Tierarten müssen nämlich von den Ländern erlassen werden. Damit hängt auch zusammen, daß das Bundesnaturschutzgesetz keine Bußgeldbewehrung vorsieht und vorsehen kann. Verstöße gegen diese Länderverbote können nur von Landesgesetzgebern mit Bußgeld bewehrt werden. Der Verordnungsentwurf bezieht neben dem pflanzlichen Bereich nicht nur den Bereich der Wirbeltierarten umfassend ein, sondern erstmals auch wesentliche Bereiche der nicht minder wichtigen wirbellosen Tierarten. Nichtheimische, insbesondere europäische Tier-und Pflanzenarten sind insoweit angesprochen, als konkrete Verwechslungsgefahren mit einheimischen, durch den unmittelbaren menschlichen Zugriff gefährdeten Arten bestehen, internationale Verpflichtungen vorliegen oder aus sonstigen Gründen eine Kontrolle von gegebenenfalls zu erwartenden Importen erforderlich oder zweckmäßig ist. Import und Export sollen allerdings in dieser Verordnung nicht geregelt werden, sondern in einer gesonderten Verordnung. Diese stützt sich nämlich auf eine andere Rechtsgrundlage (§ 23 BNatSchG und § 36 BJagdG) und wirkt im Gegensatz zu der zuvor genannten Bundesartenschutzverordnung, die von den Ländern praktisch erst umgesetzt werden muß, unmittelbar für jeden Bürger. Ein Entwurf der Import-Exportverordnung ist den Ländern und Verbänden bereits zugeleitet und mit ihnen erörtert worden. Dabei haben sich schon jetzt erhebliche Meinungs- und Interessengegensätze zwischen den Beteiligten gezeigt. Die verschiedene Sachlage dürfte auch dazu führen, daß die von der Bundesartenschutzverordnung und die von der Import-Exportverordnung erfaßten Pflanzen- und Tierarten nicht identisch sein können. In den Entwurf der Bundesartenschutzverordnung sind — soweit darin nicht gewisse Fragen der Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18153* Durchführung des sogenannten Washingtoner Artenschutzübereinkommens mit geregelt werden — dem deutschen Jagdrecht unterliegende Tierarten grundsätzlich nicht aufgenommen worden, da nach § 20 Abs. 3 BNatSchG die Vorschriften des Jagdrechts als Spezialmaterie vorgehen und der jagdliche Bereich im Bundesjagdgesetz sowie den Länderjagdgesetzen umfassend geregelt ist. Zu dem überaus wichtigen Biotopschutz kann die Bundesartenschutzverordnung nichts aussagen. Der Biotopschutz ist nach dem Willen des Gesetzgebers Länder- und nicht Bundessache. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Paintner (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 56 und 57): Sind die mit der Gründung der Bundesforschungsanstalt für Ernährung im Jahr 1974 verbundenen Vorstellungen verwirklicht worden, und welches sind die zwei wichtigsten Erkenntnisse, die dort bisher erarbeitet worden sind? Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung darüber vor, ob Stickstoffdüngung die Gesundheit bedroht, und welche Konsequenzen sind gegebenenfalls aus diesen Erkenntnissen zu ziehen? Zu Frage B 56: Die Gründung der Bundesforschungsanstalt für Ernährung im Jahr 1974 verfolgte das Ziel, durch die Zusammenlegung der damaligen Bundesforschungsanstalt für Lebensmittelfrischhaltung (Karlsruhe), der Bundesforschungsanstalt für Hauswirtschaft (Stuttgart-Hohenheim) und der Bundesanstalt für Qualitätsforschung pflanzlicher Erzeugnisse (Geisenheim) die Leistungsfähigkeit der genannten Institutionen zu erhöhen und den Wirkungsgrad der eingesetzten Forschungsmittel zu verbessern. Daneben sollte durch die Zusammenlegung die Möglichkeit zum Aufbau einer effizienten Ernährungsforschung im Geschäftsbereich des BML geschaffen werden, da Ergebnisse der Ernährungsforschung in stark zunehmenden Maß als Grundlage für ernährungs- und agrarpolitische Maßnahmen der Bundesregierung dienen. Innerhalb des Bereichs „Hauswirtschaft" der neuen Anstalt sollte schließlich auch noch Forschungskapazität für die wissenschaftliche Bearbeitung von Fragen der Verbraucherinformation über Ernährung verfügbar gemacht werden. Die im Jahr 1976 verwirklichte erste Stufe der Neuorganisation hatte zu berücksichtigen, daß neben den o. g. Ausbaubereichen von der Anstalt auch noch ein großer Teil der den Vorgängerinstituten zugeordneten Aufgaben weiterhin zu betreuen waren. Das gilt insbesondere für die sehr vielfältige Thematik der Erhaltung und Verbesserung der Lebensmittelqualität. Die Bundesforschungsanstalt für Ernährung gliedert sich daher heute in die Institute für Biochemie, Biologie, Hauswirtschaft, Lebensmittelchemie und Verfahrenstechnik sowie in das mit institutsübergreifenden Arbeiten befaßte Zentrallaboratorium für Isotopentechnik. Wie der diesem Schreiben beigefügte Jahresbericht 1979 der Bundesforschungsanstalt für Ernährung deutlich macht, wurde das Forschungsprogramm der Anstalt in der Zwischenzeit insgesamt auf die neue Zielsetzung ausgerichtet. Der Nutzen der Neuordnung wird in seinem vollen Umfang allerdings erst sichtbar werden, wenn auch die räumliche Vereinigung der verschiedenen Anstaltsteile verwirklicht worden ist. Die Planungen für einen Neubau der Gesamtanstalt in Karlsruhe sind kürzlich in Angriff genommen worden. Angesichts der sehr unterschiedlichen Arbeitsrichtung der Institute und der sehr großen Zahl von Projekten erscheint es kaum möglich, bestimmten Einzelergebnissen den Rang der absolut höchsten Bedeutung zuzumessen. Unter nachdrücklicher Betonung dieser Einschränkung halte ich jedoch die im Institut für Biochemie durchgeführten Untersuchungen zur gesundheitlichen Bewertung bestrahlter Lebensmittel, die internationale Beachtung gefunden haben, für besonders wichtig. Weiterhin verweise ich auf den Beitrag des Instituts für Biologie zur Entwicklung des heute in allen Industrieländern angewandten Verfahrens der Lagerung von Obst und Gemüse in kontrollierter Atmosphäre. Hervor- ragende Bedeutung hat nach meiner Auffassung auch eine unter Federführung des Instituts für Hauswirtschaft durchgeführte Untersuchungsreihe, die den Schulträgern in der Bundesrepublik objektive Kriterien für die Auswahl des Verpflegungssystems für Ganztagsschulen geliefert hat. Zu Frage B 57: Stickstoff nimmt unter den Pflanzennährstoffen eine herausragende Stellung ein, ist er doch wesentlicher Bestandteil wichtiger Verbindungen in der Pflanze, z. B. der Proteine. Die Höhe der Pflanzenproduktion wird ganz wesentlich durch die verfügbaren Stickstoffmengen bestimmt. Es spielt dabei letztlich keine Rolle, ob die Stickstoffmengen der Pflanze durch Mineralisierung des Bodenvorrats, wirtschaftseigene Düngemittel, symbiontische Bindung mittels Leguminosen oder durch Mineraldünger zur Verfügung gestellt werden. Bei der Bedarfsermittlung für die Stickstoffdüngung ist eine Vielzahl von Faktoren zu berücksichtigen, wie Standort, Klima, Ansprüche der jeweiligen Kultur und Wirtschaftssystem. Dies macht es verständlich, daß die Fachleute ständig an Verbesserungen einer gezielten Stickstoffdüngung arbeiten. Dazu dienen vor allem umfangreiche Feldversuche und neuerdings die Untersuchung des Bodenvorrats an mineralischem Stickstoff (N-min Methode). Qualitativ hochwertige Pflanzen können nur erzeugt werden, wenn die lebensnotwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Die Landwirtschaft bedient sich der Stickstoffdüngung im Rahmen der pflanzlichen Erzeugung sowohl durch Mineraldünger als auch wirtschaftseigene Düngemittel. Die Frage nach einer Bedrohung der Gesundheit durch Stickstoffdüngung ist generell entschieden zu verneinen. Im Einzelfall können allerdings durch unsachgerechte Anwendung und Mißachtung der 18154* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Standortverhältnisse negative Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden. Diese Grenzfälle sind Gegenstand aktueller Forschungsarbeiten und der Fachberatung. Ich darf in diesem Zusammenhang drei Bereiche herausgreifen, die in der Diskussion eine besondere Rolle spielen: a) Gewässerbelastung Wenn die Eigenschaften des Standorts berücksichtigt werden, ist bei sachgerechter Anwendung von Düngemitteln die Gefahr einer Gewässerbelastung durch mineralische Düngemittel wegen des Nährstoffentzugs der Pflanzen und der hohen Filterleistung des Bodens gering. Ein besonderes Risiko geht von den wirtschaftseigenen Düngemitteln aus, deren Mineralisierung im Boden kaum kontrolliert werden kann. Um der Gefahr eines hohen Nitratgehalts in Trinkwasser vorzubeugen, werden Wasserschutzgebiete festgelegt. b) Qualität der Nahrungspflanzen Die Stickstoffdüngung fördert im allgemeinen die Qualität der pflanzlichen Produkte, da erst eine optimale Versorgung zu hochwertigen Erzeugnissen führt Überdüngung oder Nährstoffmangel können die äußere und innere Qualität und damit die geschmackliche oder gesundheitliche Komponente beeinflussen neben anderen Faktoren wie Witterung und Reifezustand. c) Nitratanreicherung Verstärkte Nitratanreicherung vor allem in Blattgemüse durch Überdüngung kann unter bestimmten Umständen bei der Nahrungsmittelzubereitung durch Umsetzen von Nitrat zu Nitrit zu Gesundheitsschäden führen. Daher sieht die Diät-Verordnung hier Grenzwerte vor. Die Bundesregierung ist weiterhin bemüht, auf dem Gebiet der pflanzlichen Erzeugung den steigenden Qualitätsansprüchen der Verbraucher gerecht zu werden und den Belangen des Umweltschutzes Rechnung zu tragen. Sie sieht in der sachgerechten Stickstoffdüngung eine unerläßliche Maßnahme der pflanzlichen Produktion. Um mögliche negative Auswirkungen auch in Einzelfällen zu vermeiden, wird der Stickstoffdüngung durch die Beratung der Landwirtschaft seitens der zuständigen Landesdienststellen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Über den Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AID) e. V. wurde in den letzten Jahren auf eine gezielte Mineraldüngung hingewiesen. Diesen Fragen wird auch künftig besondere Bedeutung beigemessen. Anlage 72 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Paintner (FDP) (Drucksache 8/4189 Frage 58): Trifft es zu, daß im Fleisch Gift auf den Tisch unserer Verbraucher kommt — wie aus Pressemeldungen hervorgeht —, und welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls aus diesem Sachverhalt zu ziehen? In der Tagespresse, im Funk und auch in wissenschaftlichen Zeitschriften wird seit einer Reihe von Jahren immer wieder über die Möglichkeit des Auftretens von Rückständen am Tier angewendeter Stoffe mit pharmakologischer Wirkung in den von Tieren gewonnenen Lebensmitteln und über die Feststellung solcher Rückstände u. a. im Fleisch berichtet. Die Bundesregierung hat daher seit längerem die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die arzneimittelrechtlichen, lebensmittelrechtlichen und fleischbeschaurechtlichen Vorschriften dahin gehend zu ändern, daß eine ausreichende Rückstandsfreiheit gewährleistet ist. So schreibt das Arzneimittelgesetz seit 1975 u. a. vor, daß Arzneimittel, die zur Anwendung bei Tieren bestimmt sind, nach Ablauf der erforderlichen Übergangsregelungen vorbehaltlich weniger Ausnahmen nur noch in den Verkehr gebracht werden dürfen, wenn sie beim Bundesgesundheitsamt registriert bzw. zugelassen worden sind. Hierbei werden Wartezeiten festgesetzt, die nach der Anwendung der Arzneimittel verstreichen müssen, damit die Arzneimittel vom Tierkörper ausgeschieden werden können und die von den behandelten Tieren gewonnenen Lebensmittel keine bedenklichen Rückstände enthalten. Zugleich schreibt § 15 des 1975 in Kraft getretenen Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes vor, daß Lebensmittel, die von den behandelten Tieren gewonnen worden sind, gewerbsmäßig nicht in den Verkehr gebracht werden dürfen, wenn die festgesetzten Wartezeiten nicht eingehalten worden sind. Auf fleischbeschaurechtlichem Gebiet sind seit 1974 die Vorschriften über die amtliche tierärztliche Fleischuntersuchung u. a. durch eine Rückstandsuntersuchung ergänzt worden, wonach die Schlachttiere und das Fleisch in regelmäßigen Stichproben auf Rückstände von Antibiotika und anderen Stoffen mit pharmakologischer Wirkung untersucht werden. Bei positivem Befund darf das rückstandshaltige Fleisch für den Verzehr nicht freigegeben werden. Im übrigen ist auch nach den futtermittelrechtlichen Vorschriften die Verabreichung von Futtermittelzusatzstoffen an Tiere nur erlaubt, wenn diese ausdrücklich zugelassen sind. Eine Reihe weiterer Vorschriften ergänzt diese Regelungen. Gerade in letzter Zeit ist wiederholt berichtet worden, daß gegen die zum Schutz des Verbrauchers erlassenen Vorschriften vermehrt verstoßen werde. Hier geht es aber in erster Linie um Fragen der Durchsetzung der geltenden Rechtsvorschriften. Ich habe erst kürzlich die hierfür zuständigen obersten Landesbehörden um eine Intensivierung ihrer Überwachung insbesondere im Hinblick auf das illegale Anwenden von Stoffen mit pharmakologischer Wirkung bei Tieren gebeten; die damit zusammenhängenden Fragen und mögliche zusätzliche Maßnahmen werden bei und mit den Ländern weiter erörtert. Die Bundesregierung geht davon aus, daß auf Grund der geltenden Vorschrift der Einsatz von Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18155* Stoffen mit pharmakologischer Wirkung und das Auftreten von Rückständen in den gewonnenen Lebensmitteln im wesentlichen unter Kontrolle gehalten werden kann. Die uns bekanntgewordenen Ergebnisse von Rückstandsuntersuchungen bestätigen bisher diese Auffassung. Anlage 73 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Kraus (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 59): Vor welchen Betriebs-, Belegschafts- oder Personalversammlungen werden bis zum 5. Oktober 1980 Mitglieder der Bundesregierung sprechen, und wie rechtfertigt die Bundesregierung gegebenenfalls diese Auftritte? Eine Aufstellung von Terminen und Veranstaltungen, wie Sie sie in Ihrer Frage ansprechen, wird für den Bereich der Bundesreierung nicht geführt. Sie ließe sich auch nur mit einem erheblichen Verwaltungs- und Zeitaufwand erstellen und ist daher in der für die Beantwortung von Mündlichen Anfragen zur Verfügung stehenden kurzen Zeit nicht möglich. Anlage 74 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schreiber (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 60): Ist der Bundesregierung die Dokumentation „Das Problem der illegalen Arbeitnehmerüberlassung" der Stadt Gelsenkirchen, die vielfältige Lücken im geltenden Arbeitnehmerüberlassungsgesetz offenbart, bekannt, und welche konkreten gesetzlichen Maßnahmen zur Eindämmung der illegalen Arbeitsvermittlung — vor allem auf dem Bausektor — plant die Bundesregierung angesichts der wachsenden Zahl von Leiharbeitnehmern in der Bundesrepublik Deutschland? Die Bundesregierung kennt die Dokumentation der Stadt Gelsenkirchen vom 12. Mai 1980 und die zahlreichen Presseberichte über die Konzentration illegaler Arbeitnehmerüberlassungen im Raum Gelsenkirchen/Bottrop. Zur Bekämpfung des illegalen Arbeitskräfteverleihs in diesem Bereich führt die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bochum umfangreiche Ermittlungen durch. Das Gesamtproblem der gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung wird die Bundesregierung in ihrem dem Deutschen Bundestag zum 30. Juni 1980 vorzulegenden Vierten Bericht über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes behandeln. Der Bericht wird innerhalb der Bundesregierung noch abgestimmt. Eine Aussage über etwaige gesetzliche Maßnahmen ist erst nach der Verabschiedung des Berichts durch die Bundesregierung möglich. Anlage 75 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Volmer (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 61, 62, 63 und 64): Kann die Bundesregierung Auskunft darüber erteilen, wo und wann im Zeitraum Januar 1978 bis einschließlich Mai 1980 Regierungsvertreter Unternehmen bzw. Betriebe ohne Bundesbeteiligung besucht haben? Kann sie ferner mitteilen, wo und wann dabei auf Betriebs- oder Personalversammlungen und zu welchen Themen referiert wurde? Welche Besuche bei Unternehmen bzw. Betrieben ohne Bundesbeteiligung sind im Zeitraum Juni 1980 bis Dezember 1980 beabsichtigt? Zu welchen Themen soll gegebenenfalls auf Betriebs- oder Personalversammlungen referiert werden? Die Bundesregierung führt keine Aufstellung über Besuche von Betrieben und Unternehmen durch Regierungsvertreter. Das gleiche gilt für die Teilnahme an Betriebs- und Personalversammlungen. Die von Ihnen gewünschte Auskunft würde eine Umfrage bei allen Regierungsstellen und ihren Mitarbeitern erforderlich machen, die jedoch im Hinblick auf den relativ langen Zeitraum seit 1978 und die Anzahl der Mitarbeiter ohne einen unvertretbar hohen Verwaltungsaufwand nicht möglich ist. Soweit bei diesen Anlässen Referate gehalten werden, geht die Bundesregierung davon aus, daß sich die Regierungsvertreter an die im Betriebsverfassungs- und im Personalvertretungsgesetz zu beachtenden Grenzen halten. Anlage 76 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hoffmann (Saarbrükken) (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 65): Welche Kenntnis hat die Bundesregierung vom aktuellen Stand der Gesetze zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft, gemessen an den entsprechenden EG-Richtlinien und gemessen an der für die Bundesrepublik Deutschland vorgesehenen Lösung? Über den Stand der Anwendung der Richtlinie des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 9. Februar 1976 zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung, zur Berufsbildung und zum beruflichen Aufstieg sowie in bezug auf die Arbeitsbedingungen gibt ein umfangreicher Zwischenbericht der EG-Kommission vom 1. September 1979 (V/B/4, CP-EW, Dok. V/39-79 DE) Auskunft. Der Bericht basiert auf den von den Mitgliedstaaten der Kommission vorgelegten Informationen. Er stellt die in den Mitgliedstaaten Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien und Großbritannien getroffenen oder bereits geltenden hauptsächlichen Durchführungsmaßnahmen sowie die in den Niederlanden und in der Bundesrepublik Deutschland geplanten Maßnahmen dar. Die EG-Kommission hat den Mitgliedstaaten Anfang 1980 18156* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 einen Fragebogen über die Anwendung der EG-Richtlinie vom 9. Februar 1976 übersandt. Es ist zu erwarten, daß die Kommission auf Grund der Antworten auf diesen Fragebogen ihren Bericht aktualisieren wird. Auf Initiative der EG-Kommission fand Ende Mai 1980 eine Konferenz über die Gleichberechtigung für Frauen in Manchester statt. Auf dieser Konferenz wurde auch die gegenwärtige Lage in den Mitgliedstaaten dargestellt und erörtert. Informationen wurden u. a. auch über die Zusammensetzung und Kompetenzen der Arbeitsstäbe oder Kommission für Gleichberechtigung in den neun Mitgliedstaaten gegeben. Anlage 77 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Bindig (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen B 66 und 67): Ist der Bundesregierung bekannt, welchen Anteil bei den jährlichen Krebstoten in der Bundesrepublik Deutschland die Krebstoten mit arbeitsbedingten Ursachen haben? Ist der Bundesregierung bekannt, wie hoch die Zahl der durch den Umgang mit krebserregenden Arbeitsstoffen bedingten Krebstoten jährlich in Baden-Württemberg ist? In der amtlichen Geschäftsstatistik der Unfallversicherungsträger werden arbeitsbedingte Erkrankungen und hiermit zusammenhängende Todesfälle nur insoweit erfaßt, als es sich um Arbeitsunfälle einschließlich Berufskrankheiten der Berufskrankheiten-Verordnung (BeKV) vom 8. Dezember 1976 sowie um Krankheitsfälle nach § 551 Abs. 2 Reichsversicherungsordnung (RVO) handelt. 1978 wurden insgesamt 169 Todesfälle infolge aller 55 Berufskrankheiten der BeKV einschließlich der Todesfälle nach § 551 Abs. 2 RVO gemeldet (1977: 179 Todesfälle). Schätzungsweise 20 % hiervon dürften krebsbedingt sein. Allerdings handelte es sich hierbei nur um die im jeweiligen Berichtsjahr erfolgten Todesfälle, bei denen Anspruch auf Sterbegeld bestanden hat und bei denen der Bezug einer UV-Rente nicht vorausgegangen war. Die Zahl der Sterbegeldfälle, bei denen ein Rentenbezug wegen einer Berufskrankheit vorausgegangen war, betrug im Jahr 1976 2 425 Fälle, im Jahr 1977 2 363 Fälle. Etwa zwei Drittel hiervon waren Silikosefälle; die Anzahl der Todesfälle mit Krebserkrankungen im restlichen Drittel ist nicht bekannt. Eine beim Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften eingerichtete „zentrale Berufskrankheitendokumentation" wird es in absehbarer Zeit ermöglichen, bessere Auskünfte über die durch berufliche Einwirkungen verursachten Krebserkrankungen zu erhalten. Zahlen der durch den Umgang mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen bedingten Todesfälle in Baden-Württemberg, wie auch in anderen Bundesländern, liegen hier nicht vor. Anlage 78 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen B 68 und 69): Wird nach den Erkenntnissen der Bundesregierung die Verpflichtung des Arbeitgebers, Bewerbungen von Schwerbehinderten mit dem Vertrauensmann der Schwerbehinderten zu erörtern, in der Regel eingehalten? Ist die Bundesregierung bereit, auf die Einhaltung dieser Bestimmung bei den Dienststellen des Bundes durch ein besonderes Rundschreiben hinzuweisen? Die Bundesregierung verfügt über keine mit statistischem Material belegbaren Erkenntnisse, ob die Verpflichtung des Arbeitgebers, Bewerbungen von Schwerbehinderten mit dem Vertrauensmann der Schwerbehinderten zu erörtern, in der Regel eingehalten wird. Da die Eingliederung Schwerbehinderter in das Arbeitsleben ein besonderes Anliegen der Bundesregierung ist, würde sie sofort tätig werden, falls ihr zur Kenntnis kommt, daß Bewerbungen von Schwerbehinderten nicht mit dem jeweils zuständigen Vertrauensmann der Schwerbehinderten erörtert werden. Sollten Ihnen Fälle dieser Art insbesondere auch bei Dienststellen des Bundes bekannt sein, würde die Bundesregierung auch Ihren Vorschlag aufgreifen und auf die Einhaltung der Bestimmungen durch ein besonderes Rundschreiben hinweisen. Anlage 79 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Gerstein (CDU/ CSU) . (Drucksache 8/4189' Fragen B 70, 71 und 72): Kann die Bundesregierung Pressemeldungen bestätigen, wonach für die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung (BAU) zu verantwortende und organisierte Ausstellung Sicherheit 80" bei nur 4 500 zahlenden Besuchern Kosten in Höhe von 2,5 Millionen DM entstanden sind, und daß dies damit die teuerste Ausstellung in der Geschichte der Dortmunder Westfalenhalle ist? Welche Gründe gab es gegebenenfalls für die BAU, ohne realistische Annahmen über mögliche Besucherzahlen, eine Ausstellung in derart aufwendiger Weise zu finanzieren? Wits gedenkt die Bundesregierung zu tun, um die Verwaltung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung in Zukunft zu einem sparsamen Umgang mit Steuermitteln zu veranlassen? In der Bundesrepublik Deutschland besteht eine hohe Unfallhäufigkeit im Heim- und Freizeitbereich. Im Unterschied zu anderen Bereichen (z. B. bei der Unfallverhütung im Arbeitsleben und im Verkehr) liegt hier das Schwergewicht der Unfallverhütung in Information und Aufklärung. Das bereits bisher auf diesem Gebiet Geleistete reicht nicht aus. In Anlehnung an andere Veranstaltungen (z. B. die zweijährig durchgeführte Arbeitsschutzausstellung in Düsseldorf) erschien es daher notwendig, mit einer ähnlichen Aktion neue Impulse zu geben. Die in diesem Jahr durchgeführte Ausstellung „Sicherheit '80" stellt insofern auch einen ersten Versuch dar, bei dem nicht erwartet werden konnte, daß er eine mit bereits seit vielen Jahren eingeführten Veranstaltungen vergleichbare Publikumsresonanz finden würde. Die Bundesregierung bewertet die Ergebnisse in Anbetracht dieser Umstände positiv. Für die Ausstellung wurden vom Bund nach vorläufigen Berechnungen ca. 1,8 Millionen DM aufge- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18157* wendet. Dabei entfielen ca. 0,58 Millionen DM auf Grundmaterialien, die auch in den nächsten Jahren wieder verwendbar sind. Diese Grundmaterialien sind im größeren Rahmen der Informations- und Werbemaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung verwendbar. Bei der Ermittlung der Besucherzahl ist zu berücksichtigen, daß von den sieben Ausstellungstagen nur an den vier Werktagen Eintrittsgeld erhoben wurde, der Besuch am Wochenende und am Fronleichnamstag aber für die gesamte Öffentlichkeit kostenlos war. Die Gesamtbesucherzahl der Ausstellung wird auf 20 000 bis 22 000 geschätzt. Diese Zahl ist für eine erstmalig durchgeführte Veranstaltung im Heim- und Freizeitbereich beträchtlich. Zur Gesamtbeurteilung der Effizienz der Veranstaltungen ist außerdem zu beachten, daß sie viele weitere Bürger über die Medienberichterstattung (Presse, Funk, Fernsehen) erreicht hat. Unter Berücksichtigung dieser Umstände und Tatsachen kann von unrealistischen Annahmen über mögliche Besucherzahlen sowie von einer zu aufwendigen Finanzierung der Ausstellung nicht gesprochen werden. Anlage 80 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Weiskirch (Olpe) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 73 und 74): Beabsichtigt die Bundesregierung, nicht nur far die Geheimnisträger der Geheimhaltungsstufe II, sondern far alle Soldaten der Bundeswehr Reisen zu den Olympischen Spielen in die Sowjetunion zu untersagen? Beabsichtigt die Bundesregierung, Soldaten der Bundeswehr als aktiven Teilnehmern an den Olympischen Spielen die Reise in die Sowjetunion auch dann nicht zu genehmigen, wenn das Nationale Olympische Komitee einen Boykott der Olympischen Spiele ablehnt? Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, allen Soldaten der Bundeswehr Reisen zu den Olympischen Spielen in die Sowjetunion zu untersagen. Die Bundesregierung sieht in ihrer Anordnung vom 6. Juni 1973 über Reisen von Bundesbediensteten in und durch den kommunistischen Machtbereich eine ausreichende Grundlage für die sachgerechte Behandlung auch der Vorhaben von Soldaten, anläßlich der Olympischen Sommerspiele 1980 in die Sowjetunion zu fahren. Im Hinblick auf den Beschluß des NOK vom 15. Mai 1980 entfällt die Beantwortung Ihrer zweiten Frage. Anlage 81 Antwort - des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Milz (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 75): Gibt es im Bundesverteidigungsministerium Richtlinien über den Empfang und Informationsgespräche mit Besuchergruppen sowie über deren Verköstigung in der Truppenküche oder im Offizierskasino, und sind gegebenenfalls diese Richtlinien allen Bundestagsabgeordneten zur Kenntnis gebracht worden, und wenn nein, warum nicht? Für den Besucherdienst des Bundesministeriums der Verteidigung gelten die Richtlinien der Öffentlichkeitsarbeit und der Nachwuchswerbung der Bundeswehr. Sie sind im Ministerialblatt des Bundesministeriums der Verteidigung 1977, Seite 30 bis 31, Seite 34 ff. und 1973, Seite 281, veröffentlicht. Nach diesen Richtlinien kann Besuchern des Bundesministeriums der Verteidigung, die Zielpersonen bzw. Zielgruppen der Öffentlichkeitsarbeit oder der Nachwuchswerbung der Bundeswehr sind, ein kleiner Imbiß bzw. Truppenverpflegung und Getränke kostenlos gewährt werden. Voraussetzung ist, daß die Besucher an Vortrag und Diskussion zu einem Thema der Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland teilnehmen. Zielpersonen bzw. Zielgruppen der Öffentlichkeitsarbeit in Verteidigungsfragen sind insbesondere Lehrer, Bildungsinstitutionen, junge Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren und in politischer Öffentlichkeitarbeit tätige Verbände, Organisationen und Gruppen. Zielgruppen der Nachwuchswerbung sind in erster Linie Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren. Den übrigen Besuchern des Bundesministeriums der Verteidigung kann im Rahmen der Möglichkeiten der Truppenküche des Stabs- und Versorgungsbataillons und des Kasinos des Bundesministeriums der Verteidigung Truppenverpflegung bzw. Mittagessen gegen Bezahlung angeboten werden. Diese Regelung bedeutet für Truppenküche und Kasino eine erhebliche Mehrbelastung, weil beide eigentlich nur für die Betreuung der Angehörigen des Bundesministeriums der Verteidigung ausgelegt sind. Die Anzahl der Besucher des Bundesministeriums der Verteidigung ist in den letzten Jahren kräftig angestiegen und erreichte 1979 mit knapp 60 000 den bisherigen Höchststand, der im Jahr 1980 wahrscheinlich übertroffen wird. Für Vorträge und Diskussionen stehen drei hauptamtliche Redner zur Verfügung. Ich habe 80 Offiziere und Beamte gewonnen, die sich freiwillig zusätzlich zu ihren sonstigen Aufgaben dem verantwortungsvollen Auftrag der Information und Diskussion zu sicherheitspolitischen Themen stellen. Die hohe Anzahl der Besucher macht die Einhaltung der vereinbarten Termine leider zwingend notwendig. Für die Anmeldung von Besuchergruppen gibt es keine feste Regelung. Praktisch kann sich jeder politisch interessierte Bürger an den Besucherdienst des Bundesministeriums der Verteidigung wenden. Der größere Teil der Besucher wird jedoch von Mitgliedern des Deutschen Bundestages direkt oder über das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) angemeldet. An zweiter Stelle stehen Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Mehr als die Hälfte der Besucher, die vom BPA im 18158* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Auftrag der Mitglieder des Deutschen Bundestages zu einem ,,3-Tage-Besuch" nach Bonn eingeladen werden, betreut der Besucherdienst des Bundesministeriums der Verteidigung. Anlage 82 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Oostergetelo (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen B 76 und 77): Ist der Bundesregierung bekannt, daß insbesondere im Bereich der Wehrbereichsverwaltung II bei der Neuvergabe des Auftrags an Privatunternehmen des Bewachungsgewerbes die betroffenen Arbeitnehmer in den militärischen Anlagen erst so spät unterrichtet wurden, daß diese nicht in der Lage waren, hinsichtlich möglicher Abfindungen, Änderungskündigungen oder ähnlichem zu reagieren, und sieht die Bundesregierung bejahendenfalls in diesem Vorgang einen Eingriff in die Arbeits- und Tarifrechte der betroffenen Arbeitnehmer? Erwägt die Bundesregierung in diesem Zusammenhang, die Richtlinien bei der Neuvergabe von Aufträgen an Privatunternehmen des Bewachungsgewerbes durch das Bundesverteidigungsministerium zu überarbeiten oder neuzugestalten? Der Bundesregierung ist nicht bekannt, daß im Wehrbereich II durch Kündigung von Bewachungsverträgen und Neuvergabe von Bewachungsleistungen tariflich gesicherte Rechte des betroffenen Wachpersonals dadurch beeinträchtigt wurden, daß dieses zu spät von der Kündigung des Bewachungsvertrages unterrichtet worden ist. Die Kündigungsfristen für Bewachungsverträge werden in den Einzelverträgen festgelegt. Sie werden so bemessen, daß die Bewachungsunternehmen ihre Personaldispositionen rechtzeitig treffen können und daß keine kurzfristigen Kündigungen von Arbeitnehmern notwendig werden. Die von den Tarifpartnern vereinbarten Kündigungsfristen für das gewerbliche Wachpersonal weichen in den verschiedenen Tarifbezirken erheblich voneinander ab. Die Bundeswehr geht dabei davon aus, daß ihre Auftragnehmer die von ihnen gegenüber dem Wachpersonal einzuhaltenden tariflichen Kündigungsfristen beachten. Ein unmittelbares Einwirken auf die Bewachungsunternehmen zur Einhaltung arbeitsrechtlicher Verpflichtungen ist der Bundeswehr verwehrt. Die rechtlichen Beziehungen zwischen der Bundeswehr und den Unternehmen lassen es nicht zu, Personaldispositionen dieser Firmen wie z. B. Kündigungen oder anderweitige Verwendung von bisher in Bundeswehr-Anlagen tätigen Wachpersonen zu beeinflussen. Die Bundeswehr sieht sich deshalb auch nicht in der Lage, den Vertragsunternehmen einen Zeitpunkt für die Bekanntgabe vertraglicher Veränderungen gegenüber dem Wachpersonal dieser Firmen vorzuschreiben. Falls Rechte der Arbeitnehmer beeinträchtigt worden sein sollten, wäre dies der zuständigen gewerkschaftlichen Vertretung nahezubringen. Eine Überarbeitung der Richtlinien für die Vergabe von Bewachungsleistungen ist in Aussicht genommen. Eine Neuregelung der Kündigungsmodalitäten ist dabei aus den vorgenannten Gründen jedoch nicht beabsichtigt. Anlage 83 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 78): Kann die Bundesregierung Angaben Brüsseler Nato-Experten bestätigen, daß der Warschauer Pakt gegenwärtig 55 000 Kampfpanzer an der Westgrenze seines Imperiums einsatzbereit hält, davon ein Viertel in der DDR und daß bis 1981 6 000 Panzer vom Typ T 72 an die sowjetischen Elitedivisionen in Mitteldeutschland ausgeliefert werden? Im Weißbuch 1979 „Zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Entwicklung der Bundeswehr” werden in den Ziffern 137 bis 153 die konventionellen Streitkräfte und das Kräfteverhältnis im einzelnen dargestellt. Hiernach unterhält der Warschauer Pakt in den Divisionen seiner Landstreitkräfte — ohne die in den 3 westlichen Militärbezirken der Sowjetunion — ca. 28 000 Panzer gegenüber der NATO. Davon befinden sich mit ca. 8 000 sowjetischen Panzern und ca. 1 700 der Nationalen Volksarmee rund 1/3 auf dem Territorium der DDR. Insofern kann ich also die Zahlenangaben der „Brüsseler NATO-Experten" hinsichtlich der Gesamtzahl der Panzer und des Anteils auf DDR-Territorium nicht bestätigen. Die sowjetischen Landstreitkräfte führen zur Zeit zwei gleichwertige moderne Panzer in ihre Verbände ein: den Kampfpanzer T-64 und T-72. Nach unseren Erkenntnissen werden die sowjetischen Divisionen in der DDR z. Zt. mit T-64 ausgerüstet. Unter Beibehaltung des derzeit festgestellten Umrüstungstempos könnten bis Ende 1981 etwa 6 000 moderne Panzer der Typen T-64/T-72 an die sowjetischen Truppen in der DDR ausgeliefert worden sein. Anlage 84 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Voigt (Sonthofen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 79, 80, 81 und 82): Wie hoch ist der Kostenaufwand für die Depotinstandsetzung pro Tank-Lkw (Einsatz in den Transportbataillonen der Korps) im Vergleich zur Neuanschaffung eines Tank-Lkw, bzw. wie hoch sind die Kosten pro Jahr 1977, 1978, 1979 für die Depotinstandsetzung der Tanklastwagen im Vergleich zur Gesamtsumme für die Beschaffung dieser neuen Tank-Lkw für die Bundeswehr? Ab wann werden die Transportbataillone mit diesen neuen Tanklastwagen ausgerüstet? Wie alt (Baujahr) sind durchschnittlich die in den Transportbataillonen im Einsatz befindlichen Tanklastkraftwagen bzw. wie hoch ist der „Einsatzklarstand" dieser Lastkraftwagen, und ist damit die Durchführung des Einsatzauftrags der Transportbataillone voll gewährleistet? Warum werden nach Nürnberg zu den dort stationierten Verbänden, Einheiten und Dienststellen der Bundeswehr Soldaten zur Ableistung ihres Wehrdienstes aus Entfernungen bis zu 200 km einberufen, obwohl das Aufkommen an wehrdienstfähigen Männern im Raum Nürnberg jährlich ca. 5 000 beträgt, somit der Bedarf der Truppe durch Einberufung der Wehrpflichtigen unmittelbar aus dem heimatnahen Bereich Nürnberg gedeckt werden könnte und damit erhebliche Mehrarbeit in der Truppe durch Entscheidungen über Versetzungsgesuche von vornherein vermieden und die Weiterverpflichtungen als Soldat auf Zeit erheblich vermehrt werden könnten? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18159* Zu Frage B 79: Von 586 Tanklastwagen 15 000 Liter mußten auf Grund der erreichten Betriebsleistung bzw. ihres Zustandes in der Depotinstandsetzung instandgesetzt werden: 1977 98 Stück für 8,451 Millionen DM 1978 67 Stück für 6,917 Millionen DM 1979 55 Stück für 4,097 Millionen DM Die Depotinstandsetzungskosten betrugen damit pro Tanklastwagen ca. 88 500 DM. Der Systemstückpreis der für die neu zu beschaffenden Tanklastwagen 18 000 Liter der 2. Generation wird sich auf 263 520,— DM belaufen. Damit ergibt sich ein Verhältnis der Kosten für die Depotinstandsetzung der Tanklastwagen der 1. Generation zu den der Neubeschaffung der 2. Generation wie ca. 1: 3. Zu Frage B 80: Die Ausrüstungsplanung der Transportbataillone der Korps ist wie folgt vorgesehen: 1984 1985 1986 1987 1988 70 Stück 140 Stück 140 Stück 107 Stück 80 Stück. Zu Frage B 81: Die Tanklastwagen sind 1980 durchschnittlich 15,5 Jahre in der Nutzung, wobei die ältesten 19, die jüngsten 12 Jahre alt sind. Der „Einsatzklarstand" liegt zwischen 50 und 80 %, unterschiedlich in den einzelnen Korps- und Territorialbereichen. Damit ist die Durchführung des Einsatzauftrages im Frieden voll gewährleistet. Das gleiche trifft im Verteidigungsfall zu, da dann andere Maßstäbe an die Bewertung der Einsatzfähigkeit anzulegen sind. Zu Frage B 82: In Nürnberg selbst ist lediglich das Transportbataillon 270 stationiert. Diese Einheit hat zu jedem der vier Haupteinberufungstermine — bei einem Gesamtbedarf von ca. 100 Wehrpflichtigen — einen Bedarf von durchschnittlich 90 Wehrpflichtigen, die als Militärkraftfahrer verwendbar sind. Die Einheiten der benachbarten Standorte Bamberg, Ingolstadt, Landsberg, Regensburg und Roth benötigen weitere rd. 350 Wehrpflichtige mit dieser Eignung. Nur ein geringer Anteil der Wehrpflichtigen kann als Militärkraftfahrer Verwendung finden; die Anforderungen an das Seh- und Hörvermögen liegen weit über denen für Zivilkraftfahrer. Der dahin gehende Bedarf an Wehrpflichtigen kann daher weder aus dem Aufkommen des KWEA Nürnberg noch dem der benachbarten Amtsbereiche voll gedeckt werden. Zur Bedarfsdeckung müssen mithin auch entfernter liegende Kreiswehrersatzämter beitragen. Anlage 85 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 83): Stimmt die Bundesregierung der Auffassung zu. daß es sich als unbillige Härte auswirken muß, wenn ein Wehrpflichtiger, der sich gemäß § 13 a des Wehrpflichtgesetzes auf mindestens zehn Jahre als Helfer im Katastrophenschutz verpflichtet und diese Aufgabe aus Grinden, die er nicht selbst zu vertreten hat, nicht fiber die gesamte Zeit erfüllen kann, noch zum vollen Grundwehrdienst herangezogen wird, und falls das zutrifft, welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um hier Kiärung — eventuell durch Anrechnung der im Katastrophenschutz geleisteten Dienstzeit — zu schaffen? Die Bestimmung des § 13 a Wehrpflichtgesetz ist — anders als die für Entwicklungshelfer nach § 13 b Wehrpflichtgesetz — ein Sondertatbestand der Unabkömmlichstellung, der eine Nichtheranziehung nur für die Dauer der Unentbehrlichkeit — die für die Zeit der tätsächlichen Mitwirkung unterstellt wird — vorsieht. Bei vorzeitiger Aufgabe der Mitwirkung im Zivilschutz oder Katastrophenschutz entfällt somit die Voraussetzung der Nichtheranziehung zum Wehrdienst. Eine Anrechnung des Dienstes als Helfer auf den Wehrdienst ist aus dem gleichen Grunde nicht vorgesehen. Es ist vorstellbar, daß nach einer vorzeitigen Beendigung der Helfertätigkeit, die der Wehrpflichtige nicht zu vertreten hat, die Heranziehung zum Wehrdienst als unbillige Härte erscheint. Wenn z. B. ein Helfer nach nahezu zehnjähriger Dienstzeit diese Tätigkeit aufgeben muß, weil seine Helferstelle wegfällt und eine Umsetzung nicht möglich ist, werden die Wehrersatzbehörden bei der Frage seiner Heranziehung zum Wehrdienst — im Rahmen ihres Auswahlermessens und unter Berücksichtigung der Bedarfslage der Bundeswehr — von der Einberufung nach Möglichkeit absehen. Eine Anrechnung der bereits abgeleisteten Helfertätigkeit kann jedoch nicht in Betracht gezogen werden. Anlage 86 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 84): Kann die Bundesregierung bestätigen, daß zwei bisher für die Stationierung in der Bundesrepublik Deutschland vorgesehene amerikanische Divisionen in den Nahen Osten verlegt werden sollen, und falls ja, auf welche Weise soll jetzt die von den Amerikanern offensichtlich als notwendig angesehene Verstärkung der militärischen Kampfkraft der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Streitkräfte erreicht werden? 1. Die USA haben nicht die Absicht, zwei bisher für die Stationierung in der Bundesrepublik Deutschland vorgesehene Divisionen in den Nahen Osten zu verlegen. 2. Die USA haben jedoch ein Streitkräftepotential für den eventuellen Einsatz in Krisengebieten (Rapid Deployment Force) benannt, für das auch eine Infanteriedivision vorgesehen ist, die bisher als Verstärkung für Europa der NATO assigniert war. Die USA haben die Assignierung für diese Division in „NATO-Earmarked" geändert. Es wurde jedoch bereits angekündigt, daß am 1. Oktober 1980 eine andere Division an ihre Stelle tritt. 18160* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 3. Grundsätzlich ändert die Benennung der für die NATO-Verstärkungskräfte in Europa vorgesehenen Divisionen für die Rapid Deployment Force (RDF) nichts an ihrer NATO-Aufgabe. Sie würde nur dann nicht zur Verfügung stehen, wenn gleichzeitig oder kurz vor einer Auseinandersetzung zwischen NATO und Warschauer Pakt eine Auseinandersetzung in einem Krisengebiet (z. B. Nah-Mittel-Ost) stattfände und diese Division bei dieser Auseinandersetzung zum Einsatz käme. Sollte dieser Fall eintreten, beabsichtigen die Amerikaner, die Division durch Mobilmachung einer entsprechenden Reservedivision zu ersetzen. 4. Die USA haben bisher stets vertreten, daß ihre Planungen für den Einsatz in Krisengebieten ihre Planungen für die schnellen Verstärkungskräfte für Europa nicht berühren. Anlage 87 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biehle (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 85): Kann die Bundesregierung Auskunft geben, wie lange im Regelfalle die Bearbeitung von Freiwilligenbewerbungen fur den Dienst in der Bundeswehr dauert, und Ist sichergestellt, daß der Verfahrensablauf so zügig abgewickelt wird, daß sich Bewerber im Falle der Nichtannahme noch ohne wesentlichen Zeitverlust anderweitig orientieren können? Das Annahmeverfahren für Bewerber für die Laufbahngruppen der Mannschaften und der Unteroffiziere unterscheidet sich von dem für Offizierbewerber. Aus diesen Gründen gehe ich getrennt auf beide Verfahrensabläufe ein. Bewerber für die Laufbahngruppen der Mannschaften und Unteroffiziere werden viermal jährlich, jeweils zu Quartalsbeginn, eingestellt. Die Bearbeitung der Bewerbung erfolgt in der Reihenfolge der Bewerbungseingänge. Wenn sich der Freiwillige an die aus den Bewerbungsunterlagen ersichtliche Empfehlung hält und seine Bewerbung mit allen erforderlichen Unterlagen etwa 6 Monate vor dem gewünschten Diensteintrittstermin der Freiwilligenannahmestelle zuschickt, nimmt er grundsätzlich spätestens 2 Monate vor dem Einstellungstermin an einer Annahmeprüfung teil. Das Ergebnis wird ihm am Schluß der Prüfung schriftlich eröffnet. Im Regelfall ist es somit abgelehnten Freiwilligen möglich, sich noch rechtzeitig anderweitig zu bewerben. Bewerber für die Laufbahngruppe der Offiziere des Truppendienstes werden nur einmal im Jahr (zum 1. Juli) eingestellt. Die Offizierbewerber können in der Regel damit rechnen, rund acht bis zehn Wochen nach ihrer Bewerbung zu einer Eignungsprüfung bei der Offizierbewerberprüfzentrale aufgefordert zu werden, wenn sie bereits gemustert sind. Das Ergebnis der Eignungsprüfung kann ihnen jedoch — anders als den Bewerbern für die Laufbahngruppen der Mannschaften und Unteroffiziere — nicht unmittelbar nach der Eignungsprüfung mitgeteilt werden, weil der Prüfumfang größer und die Auswertung der Ergebnisse der einzelnen Prüfstationen zeitaufwendiger ist. Von den Offizierbewerbern, die die Eignungsprüfung nicht bestanden haben, erhalten die ungedienten grundsätzlich nach zwei bis drei Wochen den ablehnenden Bescheid, während die Offizierbewerber, die bereits Soldat sind, etwa doppelt solange auf Nachricht warten müssen, weil ihre Kommandeure vor der endgültigen Entscheidung über die Ablehnung noch um eine Stellungnahme gebeten werden. Diejenigen Offizierbewerber, die die Eignungsprüfung bestanden haben, werden in eine auf das Prüfergebnis und das letzte Schulzeugnis gestützte Eignungsreihenfolge aufgenommen, nach der zu einem späteren Zeitpunkt über die Annahme oder Nichtannahme entschieden wird. Dies wird ihnen kurz nach der Eignungsprüfung in einem Zwischenbescheid mitgeteilt. Von den in die Eignungsreihenfolge aufgenommenen Offizierbewerbern erhalten etwa 80 % ihren Einstellungsbescheid vier, spätestens acht Wochen nach ihrer Eignungsprüfung. Die verbleibenden 20 % Offizierbewerber, die aufgrund ihres Prüfergebnisses und ihres Schulzeugnisses am Ende der Eignungsreihenfolge liegen, müssen auf eine Entscheidung warten, bis der letzte Bewerber geprüft und die Eignungsreihenfolge abgeschlossen worden ist. Sie erfahren meist erst im Monat Mai, ob sie angenommen werden oder nicht; Verzögerungen bis Anfang Juni sind in Einzelfällen nicht auszuschließen. Die auf Grund eines negativen Prüfergebnisses abgelehnten Bewerber können sich somit im Regelfall rechtzeitig beruflich anderweitig umschauen. Bei dem kleinen Teil der positiv geprüften Bewerber, die aus Bedarfsgründen über die Eignungsreihenfolge abgelehnt werden müssen (1979 waren es 79 Bewerber = 3,4 %), kann das nicht sichergestellt werden. Die meisten dieser Bewerber werden jedoch zum 1. Juli oder 1. Oktober dennoch Soldat, wenn auch nicht als Offizierbewerber, sondern als Grundwehrdienstleistende und haben somit 15 Monate Zeit, sich um eine andere berufliche Ausbildung zu bemühen. Anlage 88 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Spitzmüller (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 86 und 87): Wie beurteilt die Bundesregierung Presseberichte — u. a. „Frankfurter Rundschau" vom 15. April 1980, „Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 14. Mai 1980 —, daß offenbar in der Behandlung von Heroinabhängigen und möglicherweise auch von Alkoholikern ein entscheidender Fortschritt in den USA durch Einsatz eines aus der Bundesrepublik Deutschland stammenden Präparats erzielt werden? Ist der Bundesregierung bekannt, ob in der Bundesrepublik Deutschland ähnliche klinische Tests zur Behandlung von Heroinsüchtigen durchgeführt werden, oder beabsichtigt die Bundesregierung, diese offensichtlich wesentlich menschenwürdigere und wirksamere Behandlungsmethode in der Bundesrepublik Deutschland an Kliniken zu fördern, wodurch die Entzugsproblematik entscheidend verbessert werden könnte? Der Wirkstoff Clonidin ist in blutdrucksenkenden Präparaten enthalten. Auf Grund verschiedener Pressemitteilungen — u. a. die von Ihnen zitierten Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18161* — hatte ich bereits früher Rückfrage bei Ärzten gehalten, die mit der Entzugsbehandlung Drogenabhängiger besondere Erfahrungen haben. Übereinstimmend wurde mir berichtet, daß die klinische Entzugsbehandlung in der Bundesrepublik Deutschland in aller Regel keine Probleme darstellt, insbesondere dem Patienten keine Belastungen zugemutet werden, die als „menschenunwürdig" oder als unerträglich bezeichnet werden müßten. Den befragten klinisch tätigen Ärzten war nicht bekannt, daß Präparate mit dem Wirkstoff Clonidin in der Bundesrepublik Deutschland zur Entzugsbehandlung eingesetzt werden, sie selbst sahen dazu wegen ausreichender anderer medikamentöser Möglichkeiten im Bedarfsfalle auch keine Indikation. Die Bundesregierung sieht auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen kein Erfordernis, klinische Tests mit diesem Wirkstoff in der Entzugsbehandlung anzuregen. Nach den mir vorliegenden Informationen ist nicht davon auszugehen, daß Clonidin im Rahmen der Entwöhnungsbehandlung als medikamentöse Hilfe Bedeutung haben könnte. Anlage 89 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 88): In welchem Umfang werden in der Bundesrepublik Deutschland Grundwasservorräte für industrielle und gewerbliche Zwecke genutzt, wie beurteilt die Bundesregierung diesen Sachverhalt, und was kann gegebenenfalls getan, werden um der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser aus einwanwerdfreiem Grundwasser aus grundsätzlilkecher Erwägung den Vorrang einzuräumen? Von den 1975 bestehenden 18 775 Wassergewinnungsanlagen der öffentlichen Wasserversorgung nutzten 8 775 echtes Grundwasser und 9 916 Quellwasser, das sind zusammen 99,6 % der Wasserversorgungsanlagen. Die Industrie nutzt das Grundwasser durch Eigengewinnung nahezu in gleichem Umfang wie die Unternehmen der öffentlichen Wasserversorgung. Daraus ergibt sich in vielen Gebieten eine Konkurrenzsituation zu Lasten der öffentlichen Trinkwasserversorgung. Darüber hinaus wird in weiten Bereichen das ökologische Gleichgewicht gestört, da durch eine übermäßige Nutzung des Grundwasserschatzes der Grundwasserspiegel schon bis zu 1 + m abgesunken ist. Beispiele sind das Hessische Ried (Frankfurter Raum), der Rhein-Neckar-Raum, der Raum um Hannover. Man kann hier wohl schon von Notstandsgebieten sprechen. Die von der Industrie geförderte Wassermenge blieb in den Jahren 1965 bis 1973 hinsichtlich der Förderung von Grund- und Quellwasser nahezu konstant. Der Mehrbedarf wurde im wesentlichen durch eine Steigerung der Förderung von Oberflächenwasser gedeckt. Im Jahre 1975 wurde bei der industriellen Eigenförderung neuerlich mehr auf Grund- und Quellwasser zurückgegriffen, während sich der Anteil des Oberflächenwassers erheblich verringerte. Bemerkenswert ist insbesondere, daß bei der Chemischen Industrie die Förderungen von Grund- und Quellwasser um 36,3 % gestiegen ist. Dagegen verringerte sich die Förderung von Oberflächenwasser um rd. 30 %. Im Jahre 1973, welches durch einen überdurchschnittlichen warmen und trockenen Sommer und einen besonders günstigen Konjunkturverlauf gekennzeichnet war, hatte das Wasseraufkommen in der industriellen Wasserversorgung einen Höchststand. Dennoch ist im Textilgewerbe im Jahre 1975 im Gegensatz zu den übrigen unterschiedenen Wirtschaftszweigen noch ein weiterer Anstieg der Eigenwasserförderung durch Erhöhung der Grund-und Quellwassermengen festzustellen. Die nächste amtliche Erhebung wird z. Zt über die Wassergewinnung im Jahre 1979 durchgeführt. Die Entwicklung ist insgesamt noch nicht befriedigend. Das Wasserhaushaltsgesetz, das den Rahmen für die Landeswassergesetze bildet, hat jedoch der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser vor anderen Nutzungen der Gewässer und damit auch des Grundwassers einen deutlichen Vorrang eingeräumt. In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf die grundlegende bewirtschaftungspolitische Regelung des § 6 des Wasserhaushaltsgesetzes zu verweisen. Hiernach sind Erlaubnis und Bewilligung zur Benutzung der Gewässer zu versagen, soweit hiervon eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit „insbesondere eine Gefährdung der öffentlichen Wasserversorgung zu erwarten ist". Auch in den Richtlinien der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser und des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs e. V. für Trinkwasserschutzgebiete (Wüsthoff-Kumpff, Handbuch des deutschen Wasserrechts, D 30) ist ausdrücklich festgestellt, daß Grundwasser als Trinkwasser gegenüber jedem anderen Wasser den Vorzug verdient. Die zuständigen Landesbehörden haben damit das wertvolle Grundwasservorkommen entsprechend der Grundentscheidung des Wasserhaushaltsgesetzes vorrangig der Trinkwasserversorgung zur Verfügung zu stellen. Der Nutzungswettbewerb am Grundwasser muß insgesamt neu geordnet werden. Fachliche Grundlagen werden z. Z. gemeinsame von Bund und Ländern im Rahmen der Aufstellung des Wasserversorgungsberichtes, mit dessen Fertigstellung nicht vor Ende 1981 zu rechnen ist, erarbeitet Dabei spielen nicht nur Wassermengenfragen, sondern auch der Schutz des Grundwassers vor zunehmenden Verunreinigungen eine entscheidende Rolle. Anlage 90 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 89): Kann die Bundesregierung die Informationen des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge bestätigen, daß die DDR-Behörden in letzter Zeit verstärkt deutsche Soldatengräber eingeebnet haben, und was hat die Bundesregierung gegebenenfalls bisher hiergegen unternommen? 18162* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Der Bundesregierung liegen keine Informationen darüber vor, daß, wie in Ihrer Frage unterstellt wird, DDR-Behörden in letzter Zeit verstärkt deutsche Soldatengräber eingeebnet haben. Ich darf insoweit auf meine Antwort auf die schriftliche Frage des Kollegen Dr. Wittmann (München) vom 14. Mai 1980 verweisen, die ich in Kopie zu Ihrer Kenntnisnahme beigefügt habe. Anlage 91 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hoffmann (Saarbrücken) (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 90): Sind der Bundesregierung Untersuchungen über negative Auswirkungen beim regelmäßigen Gebrauch von Wegwerfwindeln in der Babypflege bekannt, und welche Schlüsse zieht sie daraus für Gesundheits-, Verbraucher- und Umweltschutz? Der Bundesregierung sind Untersuchungen über negative Auswirkungen beim regelmäßigen Gebrauch von Wegwerfwindeln in der Babypflege nicht bekannt. Aus pädiatrischer Sicht wird angegeben, daß zwar bekannt sei, daß bei hautempfindlichen Kindern bisweilen Hautreizungen beim regelmäßigen Gebrauch von Wegwerfwindeln auftreten können, jedoch seien ernsthafte Schäden nicht beobachtet worden. Auch von seiten der Abfallwirtschaft werden keine Probleme hinsichtlich Wegwerfwindeln gesehen. Von daher erübrigen sich derzeit entsprechende Maßnahmen der Gesundheits-, Verbraucher- und Umweltschutzes. Anlage 92 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Menzel (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 91): Kann die Bundesregierung Berichte bestätigen (Stern Nummer 23), wonach süddeutsche Ärzte es ablehnen, Schwangerschaftsunterbrechungen durchzuführen, die Antrag stellenden Frauen aber gleichzeitig an ärztliche Einrichtungen in Osterreich verweisen, an deren Honorar die deutschen Ärzte dann beteiligt sein sollen, und was kann die Bundesregierung gegebenenfalls in ihrem Verantwortungsbereich tun, um eine solche Praxis in Zukunft zu unterbinden? Der Bundesregierung liegen über den Bericht im Stern Nr. 23 hinaus bisher keine weiteren Informationen vor. Sollten die im Stern geschilderten Fälle zutreffen, so handelte es sich eindeutig um einen Verstoß gegen geltendes Recht: ein Arzt, der eine Frau zum Schwangerschaftsabbruch ins Ausland überweist, ohne daß eine der im Gesetz genannten Indikationen vorliegt, macht sich strafbar. Das Verhalten von Ärzten, die sich öffentlich gegen die Reform des § 218 StGB wenden und den Schwangerschaftsabbruch ablehnen, zugleich aber die in dem Stern-Bericht beschriebenen Überweisungen vornehmen, widerspricht der von Ärzten zu erwartenden Berufsauffassung. Um derartige Vorkommnisse in Zukunft zu verhindern, müssen ärztliche Standesorganisationen und ggf. Staatsanwaltschaften eingreifen. Dazu sind der Bundesregierung vom Bayerischen Sozialministerium die folgenden Einzelheiten mitgeteilt worden: — die Landesärztekammer hat Schritte zur Klärung der Vorwürfe gegen die namentlich genannten Ärzte unternommen — die Staatsanwaltschaft München hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet — das Bayerische Staatsministerium des Innern ist durch einen einstimmigen Beschluß des sozialpolitischen Ausschusses des Bayerischen Landtags aufgefordert worden, spätestens bis zum 1. Oktober 1980 einen Bericht über die Hintergründe der im Stern geschilderten Vorfälle zu erstellen. Dieser Bericht wird der Bundesregierung zu gegebener Zeit zugeleitet. Anlage 93 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 92): Hält die Bundesregierung die Einstellung der Bahnverbindung zwischen Müllheim und Neuenburg durch die Deutsche Bundesbahn weiterhin für zweckmäßig, obwohl die als wichtigste Begründung für die Einstellung angegebene Aufhebung der Verbindung zwischen Mul- house land Chalampe seitens der französischen Eisenbahnverwaltung inzwischen rückgängig gemacht wurde? Wie die französische Staatseisenbahn (SNCF) der Deutschen Bundesbahn auf Anfrage mitgeteilt hat, wurde sie vom „Großrat des Departement Hochrhein" gebeten, 4 Zugpaare in der Verbindung Mul- house-Chalampé weiterhin zu fahren. Die hierdurch entstehende Kostenunterdeckung wird von dieser regionalen Institution ausgeglichen. Eine Beziehung zwischen diesem rein innerfranzösischen und dem grenzüberschreitenden Verkehr besteht nicht. Auf dem Abschnitt Müllheim-Neuenburg Landesgrenze wurden im werktäglichen Durchschnitt zuletzt nur noch 50 Reisende pro Richtung gezählt. Es besteht danach kein Anlaß, die getroffene Entscheidung zu ändern. Anlage 94 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Laufs (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 93 und 94): Welches ist der Stand der Planungen des Neubaus der Bundesstraße 29 im Bereich Schorndorf, wie beurteilt die Bundesregierung insbesondere die Hangtrasse mit den vorgeschlagenen Umweltschutzmaßnahmen? Ist der Bundesregierung bekannt, wie groß im Straßenverkehr der Bundesrepublik Deutschland der Kraftstoffverbrauch sowie die Zahl der Unfälle im Mittel an Sonntagen außerhalb der Urlaubszeit sind, und wie werden die Auswirkungen des Aufrufs zum „autofreien Sonntag" am 8. Juni auf diese Größen von der Bundesregierung eingeschätzt? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18163* Zu Frage B 93: Dem Bundesverkehrsministerium liegen die von der Landesstraßenbauverwaltung Baden-Württemberg erarbeiteten Unterlagen für den Trassenvergleich vor. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, so daß eine Äußerung zu den einzelnen Trassen noch nicht möglich ist. Der Bundesminister für Verkehr ist bereit, Sie nach Abschluß der Prüfung von dem Ergebnis zu unterrichten. Zu Frage B 94: Eine abschließende Analyse des Verkehrs- und Unfallgeschehens an dem als autofrei propagierten 8. Juni 1980 ist derzeit nicht möglich. Messungen an den Bundesautobahnen und Beobachtungen der Polizei bzw. der Automobil-Clubs lassen für den 8. Juni insgesamt keine signifikanten Unterschiede im Verkehrsaufkommen erkennen. Regional sind Unterschiede feststellbar: Der Tagesausflugsverkehr dürfte im Mittel um 5-8 % schwächer ausgeprägt gewesen sein. Dieser Effekt ist jedoch weitgehend durch Kurzurlaubsverkehre zwischen Fronleichnam und 8. Juni verdeckt bzw. sogar mehr als ausgeglichen. Das Unfallgeschehen in der Bundesrepublik stellt sich an vergleichbaren Sonntagen wie folgt dar (Mai 1979): — Knapp 1 000 Unfälle mit Personenschaden — mehr als 40 Tote — etwa 500 Schwer- und 1 000 Leichtverletzte. Das Unfallgeschehen am 8. Juni 1980 zeigt gegenüber dem folgenden Wochenende ebenfalls keine signifikanten Unterschiede: Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden war um weniger als 2 % geringer, die Zahl der tödlich Verletzten bedauerlicherweise gleich hoch (am Beispiel Nordrhein-Westfalen). Der Kraftstoffverbrauch eines normalen Sonntags außerhalb der Urlaubszeit dürfte sich auf etwa 86 000 bis 90 000 t belaufen. Der 8. Juni war „ein Sonntag wie jeder andere"; fühlbare Einsparungen . sind — in absoluten Mengen — nicht nachweisbar. Anlage 95 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Haussmann (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 95 und 96): Warum gilt in der Bundesrepublik Deutschland bei Autoreifen eine Mindestprofiltiefe von 1 mm, während in anderen Ländern wie USA, Osterreich oder der Schweiz 1,6 mm gesetzlich vorgeschrieben sind? Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, die einen Zusammenhang zwischen Unfallsicherheit und Reifenprofiltiefe erkennen lassen? Zu Frage B 95: Die Mindestprofiltiefe von 1 mm wird seit Jahren als sinnvoller Grenzwert angesehen. Mit wenigen Ausnahmen gilt dieser Grenzwert auch in anderen Ländern. Die UN-Wirtschaftskommission für Europa hat sich vor kurzem mit der in der „Gesamtresolution Kraftfahrzeugtechnik„ ebenfalls enthaltenen Mindestprofiltiefe von 1 mm befaßt. Nach eingehender Diskussion sprach sich die Expertengruppe gegen eine Änderung dieses Wertes aus. Zu Frage B 96: Der Kraftschluß zwischen Reifen und Fahrbahn ist von verschiedenen Parametern abhängig, die nachfolgend in der Reihenfolge ihrer Bedeutung aufgezählt sind: — Struktur und Art der Fahrbahnoberfläche — Fahrgeschwindigkeit — Wasserfilmdicke — Gummimischung und Bauart des Reifens — Gestaltung und Tiefe des Reifenprofils - Bauart der Radführung — Bodendruck des Reifens — Achslastverteilung und Fahrdynamik des Fahrzeugs. Angesichts dieser zahlreichen Einflöße wird von den Experten bezweifelt, ob z. B. eine Erhöhung der Mindestprofiltiefe von 1 mm auf 2 mm ein Gewinn an Sicherheit in der Praxis bringen würde. Anlage 96 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Jung (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 97 und 98): Trifft es zu, daß infolge der Türkeihilfe die dem Land Rheinland-Pfalz zugesagten Straßenbaumittel so stark gekürzt wurden, daß ein erheblicher Teil des für dieses Jahr geplanten Ausbaus der Bundesstraßen nicht durchgeführt werden kann? Können von den Kürzungen solche Ortsdurchfahrten ausgenommen werden, z. B. Rinnthal — B 10 —, bei denen der Ausbau wegen gleichzeitig durchgeführter Kanalisationsmaßnahmen unumgänglich ist, um erhebliche Verkehrsbehinderungen zu vermeiden? Zu Frage B 97: Der ursprünglich geplante Ansatz des Straßenbauhaushaltes 1980 wurde bereits im Vorjahr durch Kabinettbeschluß um rd. 300 Millionen DM sowie vom Deutschen Bundestag um weitere 150 Millionen DM gekürzt. Im Entwurf des Nachtragshaushaltes sind darüber hinaus Rückführungen von rd. 62,7 Millionen DM vorgesehen. Diese Kürzungen hat das Land Rheinland-Pfalz — wie alle Länder — anteilig mitzutragen. Der für dieses Land vorgesehene Haushaltsansatz von jetzt 687,4 Millionen DM (einschl. des Mittelanteiles aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm) entspricht rd. 10,4 % des allen Bundesländern zugewiesenen Gesamtbetrages und liegt 18164* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 über dem im 2. Fünfjahresplan vorgesehenen Anteil. Durch diese Kürzungen ist der in diesem Jahr geplante Ausbau der Bundesfernstraßen in Rheinland-Pfalz auch in einem gewissen Ausmaß betroffen. Zu Frage B 98: Inwieweit sich diese Mittelkürzungen in Rheinland-Pfalz auf Ausbaumaßnahmen wie z. B. den Ausbau der Ortsdurchfahrt Rinnthal im Zuge der B 10 auswirken, hängt weitgehend von den Dispositionen des Landes ab, das im Rahmen des zugewiesenen Finanzvolumens beweglich ist. Anlage 97 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Wolfgramm (Göttingen) (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 99, 100 und 101): Treffen Berichte zu, wonach das nordrhein-westfälische Chemieunternehmen bei dem Deutschen Hydrographischen Institut in Hamburg um die Erteilung der Genehmigung zur Einbringung großer Mengen von chemischen Abfällen und Säuren in die Nordsee (Deutsche Bucht) nachsucht. und welche konkreten Einzelheiten sind der Bundesregierung hierüber bekannt? Wie beurteilt die Bundesregierung die eventuelle Einbringung weiteren giftigen Abfalls in die Nordsee angesichts neuerer Forschungsergebnisse von Meeres17054), wonach die Grenze der Aufnahmefähigeit der (Stenographischer Bericht über die 212 Sitzung, Seite Aufnahmefähigkeit d Deutschen Bucht für Schadstoffe erreicht ist, da sich insbesondere die Sauerstoffbilanz des Meerwassers kontinuierlich verschlechtert? Ist die Bundesregierung weiterhin der Meinung, daß trotz der in Frage 100 genannten Forschungsergebnisse von Meeresbiologen keine neuen Erkenntnisse vorliegen, die eine Überprüfung des vorzeitigen Widerrufs der Erlaubnis der jährlichen Einbringung von 750 000 Tonnen giftigen Abfalls durch ein Chemieunternehmen aus Nordenham rechtfertigen? Zu Frage B 99: Die in Nordrhein-Westfalen ansässigen Firmen Kronos Titan (Leverkusen), Pigment-Chemie und Bayer bringen seit Jahren Abfälle aus der Titandioxyd-Produktion (z. Z. 950 000 t/a) und aus der Farbherstellung (z. Z. 280 000 t/a) in die Nordsee vor der niederländischen Küste — nicht in die Deutsche Bucht — über Rotterdam ein. Diese Einbringungen sind bei den zuständigen niederländischen Behörden erlaubt worden. Eine Erlaubnis des Deutschen Hydrographischen Instituts (DHI), der zuständigen deutschen Erlaubnisbehörde, ist zusätzlich notwendig, weil die Abfälle mit einem Schiff unter der Bundesflagge eingebracht werden. Die Anträge sind gestellt; das DHI wird darüber in Kürze entscheiden. Voraussichtlich werden die Anträge für l1 /2 Jahre mit den gleichen strengen Auflagen wie die unter Frage 101 beschriebenen genehmigt werden. Zu Frage B 100: Die Firma Kronos Titan, Nordenham, bringt seit etwa 10 Jahren Abfälle aus der Titandioxyd-Produklion (Dünnsäure) in ein fischarmes Gebiet nordwestlich von Helgoland ein. Die Dünnsäure, die ohnehin nur einen sehr geringen Teil der Gesamtbelastung aus der Nordsee ausmacht, ist in der z. Z eingebrachten Zusammensetzung und unter Einhaltung besonderer Einbringungsverfahren bis vor etwa 1 Jahr allgemein für unschädlich gehalten worden. Erst in jüngster Zeit vermuten Meeresbiologen, daß die Dünnsäure Gefahren für die Meeresfauna mit sich bringt. Diese Vermutung gründet sich vor allem auf das Auftreten einer Fischkrankheit, die nur Klieschen (Plattfische) befällt. Die Bundesregierung nimmt die Aussagen der Meeresbiologen ernst. Sie kann zwar wegen der Folgen für die Wirtschaft und die in der Farbindustrie beschäftigten Menschen die Einbringung von Dünnsäure durch die Firma Kronos Titan nicht von heute auf morgen unterbinden. Im Rahmen ihres Verringerungsprogramms wirkt die Bundesregierung aber darauf hin, daß die in der Dünnsäure enthaltenen Grünsalze und Gangartreste zunehmend stark reduziert werden. Langfristig wird auch das Einbringen von Dünnsäure gänzlich unterbunden werden. Es trifft übrigens nicht zu, daß der Sauerstoffgehalt der Nordsee kontinuierlich sinkt. Grünsalze haben zwar nachteilige Auswirkungen auf die Sauerstoffbilanz des Wassers; die Menge der eingebrachten Grünsalze ist aber eine geringe, so daß sie nicht ins Gewicht fällt. Das Einbringen von schädlichen oder möglicherweise schädlichen Stoffen durch andere Unternehmen als die Firma Kronos Titan wird grundsätzlich nicht erlaubt. Schließlich ist darauf hinzuweisen, daß die Ihnen bekanntgewordenen Forschungsergebnisse von Meeresbiologen veröffentlichte Zwischenergebnisse aus einem der rund 30 vom BMFT geförderten Vorhaben zur Analyse und Überwachung natürlicher und anthropogener Belastungsfaktoren des Ökosystems in Nord- und Ostsee" sind. Daß die Aufnahmefähigkeit der Deutschen Bucht für Schadstoffe bereits erreicht sei, kann nach derzeit vorliegenden Erkenntnissen nicht bestätigt werden. Gleichwohl gaben die neuesten Indizien über das Ausmaß der Umweltbelastung Anlaß für die Bundesregierung, die Genehmigungspraxis für die Einbringung von Abfällen der industriellen Produktion insofern umzustellen, als die Auflagen verschärft und die Gültigkeitsdauer der Sondergenehmigungen verkürzt werden. Gleichzeitig wird die Entwicklung schadstofffreier Produktionstechnologien gefördert. Das BMFT beabsichtigt, insbesondere Entwicklungen der Industrie finanziell zu unterstützen, mit denen eine durchgreifende Minderung der Abfälle aus der Titandioxyd-Produktion erreicht werden kann. Zu Frage B 101: Die noch gültige Einbringungserlaubnis für die Firma Kronos Titan, Nordenham, läuft am 30. Juni 1980 aus. Das Unternehmen hat eine neue Erlaubnis für 2 weitere Jahre beantragt. Das DHI beabsichtigt, die Erlaubnis mit sehr strengen Auflagen (z. B. Verminderung der in Dünnsäure enthaltenen Grünsalze und Gangarten, hohe Verdünnung der Restsäure usw.) für 11 /2 Jahre zu erteilen, wobei die Einbringungsmenge im Jahr 1980 auf 725 000 t/a und im Jahre 1981 auf 700 000 t/a reduziert werden soll. Der Antragstellerin soll außerdem aufgegeben werden, ein Forschungsvorhaben, das vom BMFT unterstützt wird, mit dem Ziel durchzuführen, Produktionsver- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18165* fahren zu entwickeln, bei denen weniger oder keine schädlichen Abfälle anfallen. Eine Erlaubnisverweigerung ist unter Abwägung aller Interessen nicht zu vertreten. Die Firma Kronos Titan, Nordenham, müßte dann nämlich ihre Produktion einstellen. Das würde zum sofortigen Verlust von 330 Arbeitsplätzen in Nordenham und zur Gefährdung weiterer rund 1 200 Arbeitsplätze beim Stammwerk in Leverkusen führen. Zu der genannten Thematik gehen die Forschungen auch in Zukunft unvermindert weiter. Es ist sichergestellt, daß neue, weitergehende Erkenntnisse sowohl der Erforschung der Belastungsfaktoren als auch der Entwicklung alternativer Technologien in die Genehmigungen Eingang finden werden. Anlage 98 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 102): Trifft es zu, daß in Anbetracht eines Fehlbedarfs von 2 000 Lokführern bei der Deutschen Bundesbahn die Beförderungsmöglichkeiten für Lokführer dermaßen schlecht sind, daß in diesem Personalbereich eine große Unzufriedenheit herrscht, die gleichbedeutend ist mit einem gro- ßen Verlust an Eigeninitiative und Idealismus? Die Beförderungsverhältnisse in der Laufbahn der Lokomotivführer werden von der Personallage in dieser Laufbahn, die im übrigen insgesamt z. Z. ausgeglichen ist, nicht beeinflußt. Infolge der Anwendung der Rationalisierungsmaßnahmenverordnung war es möglich, den Bestand an Beförderungsplanstellen fast vollständig zu erhalten. Insoweit wurden bisher auch die Beförderungsmöglichkeiten durch die Personalverminderung nicht nennenswert beeinträchtigt. Nach dem Stand der letzten Erhebungen am 1. Dezember 1979 betrugen bei den einzelnen Bundesbahndirektionen die Wartezeiten von der Übernahme eines Beförderungsdienstpostens bis zur Bef örderung zum Lokomotivbetriebsinspektor (A 9) zwischen 4 und 5 Monate zum Hauptlokomotivführer (A 8) zwischen 4 und 5 Monate zum Oberlokomotivführer (A 7) zwischen 4 und 6 Monate. Diese Wartezeiten haben sich inzwischen nicht wesentlich geändert. Die Wartezeit von der Ernennung eines Reservelokomotivführers (A 5) bis zur Beförderung zum Lokomotivführer (A 6) betrug am 1. Dezember 1979 zwischen 2 Jahren 8 Monaten und 3 Jahren. Sie wird sich wegen der Auswirkungen des Haushaltsstrukturgesetzes vom 20. Dezember 1975 (unter anderem Entbündelung der A 5 [Reservelokführer]/A 6 [Lokführer] — Planstellen) bis Ende 1980 auf max. 3 Jahre 4 Monate erhöhen. Aus der Beförderungssituation kann sich daher aus der Sicht der Bundesregierung keinerlei Anlaß für eine Unzufriedenheit unter den Lokomotivführern herleiten. Anlage 99 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Stavenhagen (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 103): Wann beabsichtigt die Bundesregierung, die Mittel für die verkehrsgerechte Einmündung der Kreisstraße 4512 in die Bundesstraße 35 in Mühlacker, Ortsteil Lienzingen, bereitzustellen, und wie hoch werden die Kosten für diese Maßnahme geschätzt? Maßnahmen an Bundesfernstraßen von begrenztem Umfang und überwiegend örtlicher Bedeutung werden von den Landesstraßenbauverwaltungen in eigener Zuständigkeit geplant und — im Rahmen dafür global zur Verfügung stehender Mittel — durchgeführt. Das Bundesverkehrsministerium ist daran nicht beteiligt. Wie die Landesstraßenbauverwaltung Baden-Württemberg auf Anfrage mitteilt, wird der Ausbau der Einmündung B 35/K 4512 bei Lienzingen (Kosten: 450 000 DM) noch in diesem Jahr angestrebt Anlage 100 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Pfeifer (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 104 und 105): Ist der Bundesregierung bekannt, daß nach der Umstellung des Personenverkehrs von der Schiene auf die Straße zwischen Honau und Reutlingen die Bahnbusse infolge der beim Stillegungsbeschluß vorhersehbaren Verkehrsverhältnisse teilweise so viel Verspätung hatten, daß die Anschlußzüge in Reutlingen nicht mehr erreicht werden konnten, und was will die Bundesregierung tun, die Einhaltung der Zuganschlüsse in der gleichen Weise sicherzustellen, wie das vor der Stillegung des Personenverkehrs auf der Schiene der Fall war? Aus welchen Gründen war es der Deutschen Bundesbahn möglich, nach der Umstellung des Personenverkehrs von der Schiene auf die Straße zwischen Honau und Reutlingen 19 neue Busfahrten einzusetzen, während auf Linien, in denen die Schulbusse teilweise in unzumutbarer Weise überfüllt sind, die Einrichtung von zusätzlichen Busfahrten mit der Begründung abgelehnt worden sind, dafür seien keine Finanzmittel vorhanden? Zu Frage B 104: Während der ersten 14 Tage nach Inkrafttreten des Sommerfahrplans wurde auf der Linie Schelklingen-Reutlingen der Anschluß-Eilzug 3604 an 2 Tagen nicht erreicht Ursache war die Belastung der B 312 durch den Frühberufsverkehr. Der Fahrplan ist zwischenzeitlich entsprechend geändert worden. Andere Vorkommnisse sind hier nicht bekannt Die Bundesregierung geht davon aus, daß sich das mit dem Landratsamt Reutlingen und den betroffenen Gemeinden abgestimmte neue Fahrplankonzept der Deutschen Bundesbahn grundsätzlich bewährt hat Zu Frage B 105: Die Planungen für den Schienenersatzverkehr Honau-Reutlingen erforderten in einem sehr frühen Stadium die Lösung der Personal- und Fahrzeugfrage. Die Deutsche Bundesbahn hat aufgrund 18166* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 ihrer bundesweiten Dispositionsmöglichkeiten entsprechende organisatorische Maßnahmen getroffen. Eine andere, auch von der Entscheidung des Landes Baden-Württemberg abhängende Frage ist, ob und inwieweit die Beförderungsqualität in den Schulbussen grundsätzlich verbessert werden soll. Hierüber finden z. Z. grundsätzliche Gespräche zwischen Bund und Ländern statt mit dem Ziel, die Ausnutzung der zulässigen Stehplätze im Linienverkehr einzuschränken. Im übrigen wird auf das Antwortschreiben des Bundesministers für Verkehr vom 31. März 1980 auf Ihre Zuschrift vom 11. Februar 1980 verwiesen. Anlage 101 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 106): Bei welchen in den Zuständigkeitsbereich des Bundes fallenden Brücken sind nach dem 1. Januar 1979 in Schleswig-Holstein Schäden festgestellt worden, und inwieweit führten diese Schäden zu einer Personengefährdung oder Verkehrsbeeinträchtigung? Die in die Zuständigkeit des Bundes fallenden Brücken werden nach den einschlägigen technischen Vorschriften und Richtlinien ständig überwacht, damit Veränderungen, die zu einer Personengefährdung führen können, rechtzeitig erkannt und beseitigt werden. Das schließt die vorübergehende Anordnung verkehrsbeschränkender Maßnahmen zur Verminderung der Belastung nicht aus. Solche Sicherheitsvorkehrungen wurden an den Brücken Grünenthal am Nord-Ostsee-Kanal und Süssau am Elbe-Lübeck-Kanal notwendig. Anlage 102 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 107): Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, der Gemeinde Malsch einen direkten Anschluß an die BAB A 5 zu schaffen, nachdem die Gemeinde dies als Bedingung dafür ansieht, sich mit dem sechsspurigen Ausbau der BAB A 5 auf ihrer Gemarkung einverstanden zu erklären? Die Planungen der Bundesfernstraßen erfolgen durch die Länder im Auftrag des Bundes. Planunterlagen für den sechsstreifigen Ausbau der Autobahn A 5 und für die im neuen Bedarfsplan vorgesehene Autobahn A 65 mit Anbindung an die A 5 südlich Karlsruhe liegen dem Bundesverkehrsministerium noch nicht vor. Eine Äußerung zu der Forderung der Gemeinde Malsch nach einer zusätzlichen Anschlußstelle oder gar eine generelle Zusage ist daher nicht möglich. Mit dem sechsstreifigen Ausbau der Autobahn kann jedoch sicherlich eine solche Anschlußstelle nicht begründet werden. Im übrigen ist grundsätzlich darauf hinzuweisen, daß bei zusätzlichen Anschlußstellen an Autobahnen wegen der damit verbundenen Einwirkung auf die Sicherheit und Leichtigkeit des Autobahnverkehrs ein strenger Maßstab angelegt werden muß. Anlage 103 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 108, 109, 110 und 111): Aus welchen Gründen wurden die Bauarbeiten an der B 277 in der Ortslage Herborn plötzlich eingestellt und die Baustelle geräumt, obwohl die Maßnahme bereits zu ca. 80 v. H. fertiggestellt ist? Wann ist mit der Weiterführung der Arbeiten zu rechnen? Wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeit, die B 49 zwischen Wetzlar und Weilburg vierspurig mit zwei getrennten Fahrbahnen derart auszubauen, daß die gegenwärtige Trasse beibehalten werden kann? Wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeit, die bei einigen Bundesbahnstrecken erfolgte Verlegung des Schienenpersonenverkehrs auf die Straße wieder rückgängig zu machen, falls mit den betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften eine Einigung über den Ausgleich des Defizits erzielt werden kann? Zu Fragen B 108 und 109: Beide Fragen werden wegen des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet: Der Bundesfernstraßenhaushalt 1980 wurde um insgesamt rd. 510 Millionen DM verringert. Dies wirkt sich auf Bauprojekte in allen Ländern aus. Welche Maßnahmen im einzelnen davon betroffen sind, hängt von den Dispositionen der Länder ab, die im Rahmen ihres Finanzvolumens beweglich sind. Nach Mitteilung der hessischen Straßenbauverwaltung konnte daher der Auftrag für die Restarbeiten an der B 277 in Herborn nicht vergeben werden. Die Restarbeiten sollen im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Zu Frage B 110: Wie in dem am 13. Juni 1980 vom Deutschen Bundestag verabschiedeten neuen Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen dargestellt ist, geht die Bundesregierung davon aus, daß der beabsichtigte zweibahnige Ausbau der B 49 zwischen Ahlbach und Wetzlar im wesentlichen unter Beibehaltung der gegenwärtigen Trasse der B 49 möglich ist. Entsprechende Untersuchungen werden gegenwärtig von der hessischen Straßenbauverwaltung durchgeführt. Zu Frage B 111: Die Deutsche Bundesbahn ist grundsätzlich bereit, den Schienenpersonenverkehr dann fortzuführen, wenn ihr die volle Kostenunterdeckung von Dritten erstattet wird. Anlage 104 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 112 und 113): Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18167* Beabsichtigt die Bundesregierung ein Förderprogramm oder einen Sonderfonds zugunsten der deutschen Binnenschiffahrt oder für bestimmte Bereiche der Binnenschiffahrt aufzulegen, oder von welchen Überlegungen zur Lage der Binnenschiffahrt geht die Bundesregierung aus? Ist die Bundesregierung angesichts der Tatsache, daß z. B. in einer Schifferstadt wie Haren/Ems in den letzten zwanzig Jahren zwar Seeschiffe, jedoch keinerlei Binnenschiffe in Auftrag gegeben werden konnten, zu steuerlichen Maßnahmen, wie zur Bildung einer steuerfreien Rücklage. zur steuerbegünstigten Ausgabe von „Schiffahrtsaktien" oder zu anderen besonderen Hilfen bereit? Die Bundesregierung sieht bei der derzeitigen Lage der deutschen Binnenschiffahrt keine Veranlassung, im Sinne der Fragestellung tätig zu werden, zumal Schwierigkeiten im Bereich der Binnenschiffahrt bisher immer auf ungenutzte Kapazitäten zurückgeführt werden mußten. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, Maßnahmen zu ergreifen, die über die Mittelstandsförderung aus Mitteln des ERP-Sondervermögens sowie über die im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" möglichen Investitionshilfen hinausgehen. Anlage 105 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Hoffmann (Saarbrücken) (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 114): Mißt die Bundesregierung der Entwicklung neuartiger Zink-ChloridBatterien für Elektroautos im Nahverkehr besondere Bedeutung bei, und kann sie bereits abwägen, welche Umweltauswirkungen durch Produktion, Aufladung und Entsorgung derartiger Batterien zu erwarten sind? Das in der Frage genannte Nickel-Chlor-System ist bisher nicht gefördert worden. Die bisherige Skepsis gegen eine Option auf dieses System für den mobilen Einsatz wird u. a. in der Problematik hinsichtlich der Lebensdauer der Cl-Elektroden und der Unterdrückung der Wasserstoffentwicklung an der Zinkelektrode gesehen, ferner am technischen Zusatzaufwand (geschlossenes System mit Elektrolytkreislauf mit Wärmetauschern und relativ aufwendigem Tanksystem). Auch Sicherheitsgesichtspunkte aufgrund von Cl-Gefährdung sind mitbestimmend für die reservierte Haltung gegenüber dem elektrochemischen System. Der Sachverständigenkreis des BMFT für „Elektrochemische Energietechnik" hat daher besonders die Entwicklung in den USA (Energy Development Associates) aufmerksam verfolgt, glaubt aber z. Zt noch keine hinreichend starken Argumente für diese Entwicklung zu erkennen. Unter den o. g. Umständen können z. Zt. keine zuverlässigen Aussagen über Einsatzprobleme im Nahverkehr und ihre Lösbarkeit gegeben werden. Anlage 106 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Bußmann (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen B 115, 116, 117. und 118): Seit wann werden im Verantwortungsbereich des Bundes Rissesanierungen an Spannbetonbrücken durchgeführt? Wieviel Spannbetonbrücken wurden bis Ende 1979 saniert? Wieviel Spannbetonbrücken mußten erneut saniert werden, d. h. an welchen Brücken sind neben den bereits sanierten Rissen neue Risse aufgetreten? Teilt die Bundesregierung die Meinung der Bundesanstalt für Straßenwesen (siehe Mitteilung der Bundesanstalt für Straßenwesen 3/79), daß nach Untersuchung von sieben Länderstraßenbauverwaltungen über 251 Brücken mit Koppelfugen, von denen 86 als sanierungsnotwendig erkannt wurden, diese Stichprobe als repräsentativ angesehen werden kann für die Gesamtzahl der geschädigten Spannbetonstraßenbrükken mit Koppelfugen, und welche Zahl sanierungsreifer Brücken müßte danach insgesamt im Bundesfernstraßennetz angenommen werden? Zu Frage B 115: Ein genauer Zeitpunkt ist nicht bekannt, da die Zuständigkeit für die Unterhaltung der Bauwerke bei den Ländern als Auftragsverwaltungen liegt. Zu Frage B 116: Genauere Angaben können hierzu nicht gemacht werden, da von den Ländern nur Schadensfälle von grundsätzlicher Bedeutung dem Bundesminister für Verkehr mitgeteilt werden. Nach der bisherigen Erfassung von Rissen in Koppelfugenbereichen — Stand 31. Dezember 1979 — wurden 50 Bauwerke dieser Art durch Verpressen von Rissen saniert. Zu Frage B 117: Bei den unter (116) als saniert genannten Bauwerken sind an 15 Bauwerken einzelne Risse als wieder geöffnet gemeldet worden. Über neue Risse neben sanierten Rissen sind keine Angaben möglich. Zu Frage B 118: Die Bundesregierung teilt die Auffassung der Bundesanstalt für Straßenwesen, daß die Ergebnisse der Untersuchungen von 7 Länderverwaltungen im Sinne einer Stichprobe hinreichend erscheinen, um das zu erwartende Endergebnis in seiner Grundtendenz abschätzen zu können. Da die Erhebungen noch nicht bei allen Ländern abgeschlossen sind, ist die genaue Zahl der Bauwerke mit Koppelfugen hier nicht bekannt. Daher kann zur Zeit auch keine Zahl der sanierungsreifen Brücken geschätzt werden. Anlage 107 Antwort des Parl.- Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 119 und 120): Wie erklärt sich die Bundesregierung die Tatsache, daß auf der am 18. Dezember 1979 als Teilstück der BAB Heilbronn/Nürnberg übergebenen Kochertal-Brücke, bereits weniger als zwei Monate nach Inbetriebnahme, Schäden an der Fahrbahndecke und der darunterliegenden Schutzschicht auftraten, die eine Geschwindigkeitsbegrenzung in Richtung Nürnberg erforderlich machen? Wie lange wird die Behebung der Schäden voraussichtlich dauern, und wie hoch veranschlagt die Bundesregierung die dafür anfallenden Kosten? 18168* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Zu Frage B 119: Die Schäden am Fahrbahnbelag auf der Kochertal-Brücke sind nach bisherigen Untersuchungen auf Material- und Ausführungsfehler zurückzuführen. Zu Frage B 120: Die Straßenbauverwaltung des Landes Baden-Württemberg beabsichtigt, die Schäden zunächst provisorisch ausbessern zu lassen, um die notwendige Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Es ist aber zu erwarten, daß der gesamte Fahrbahnbelag erneuert werden muß. Die Kosten sind im Rahmen der Gewährleistung vom Unternehmer zu tragen. Anlage 108 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 121): Ist die Deutsche Bundespost bereit, in Wesseling ein neues Postamt zu errichten bzw. das bisherige Gebäude der Deutschen Bundespost in Wesseling zu renovieren, und können Angaben darüber gemacht werden, wann dies geschehen soll? Bei der Oberpostdirektion Köln wird seit einiger Zeit die Planung für eine Erweiterung des Postamts Wesseling durch einen Anbau an den bestehenden Altbau durchgeführt. Mit einer Etatisierung der Mittel für dieses Bauvorhaben kann im Jahre 1983 gerechnet werden. Noch im Laufe dieses Jahres werden im Gebäude des Postamts Wesseling Renovierungsarbeiten durchgeführt. Im Zusammenhang damit wird ein Teil der in der Römerstraße ausgelagerten Dienststellen des Postamts Wesseling (Paketannahme, Briefausgabe) in das Postamt zurückverlegt. Anlage 109 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 122): Wird die Bundesregierung angesichts der Tatsache, daß durch die Neueinteilung in Telefonnahbereiche die Bewohner ländlicher Gebiete im Vergleich zu den Bewohnern der Ballungsräume bei fernmündlichen Verbindungen zu wichtigen Behörden benachteiligt sind, dafür sorgen, daß die wichtigsten Behörden ähnlich dem Notruf, den Sportnachrichten und der Zeitansage besondere und kostenermäßigte Rufnummern erhalten? Es ist weder vorgesehen noch technisch realisierbar, den Behörden am Sitz von Kreisverwaltungen oder in Mittelzentren, die für ihre Bürger nicht zur niedrigsten Gesprächsgebühr erreichbar sind, eine Sonderdienstrufnummer zuzuordnen. Bei den Sonderdienstrufnummern handelt es sich um Rufnummern, die im Bundesgebiet und in Berlin (West) nur einheitlich und nicht für bestimmte Teilnehmer regional verwendet werden können. So ist z. B. für den Notruf ein besonderes Notrufsystem geschaffen worden, mit dessen Hilfe überall im Bundesgebiet über die Kurzrufnummern 110 (Polizei) und 112 (Feu- erwehr) in Notfällen Hilfe herbeigerufen werden kann. Entsprechendes gilt für die Ansagedienste der Deutschen Bundespost und für die Telefonseelsorge. Im übrigen begünstigt das neue Tarifsystem gezielt die Bewohner ländlicher Gebiete. Durch den Nandienst werden nämlich die aus der Verwaltungsreform resultierenden tariflichen Ungereimtheiten abgebaut und für die ländlichen Bereiche sowie für die Randgebiete der Städte wird ein angemessener Ausgleich gegenüber den Teilnehmern geschaffen, die schon bisher in großen Ortsnetzen viele ihrer Gespräche zur niedrigsten Gesprächsgebühr führen konnten. Anlage 110 Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Berger (Berlin) (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 123 und 124): Treffen Zeitungsmeldungen zu, nach denen für Telefongespräche in die DDR Gebühren auch dann gezahlt werden müssen, wenn eine Verbindung nicht zustande kommt? Sieht die Bundesregierung gegebenenfalls Möglichkeiten zu erreichen, daß im Telefonverkehr mit der DDR Gebühren nur für zustande gekommene Gespräche erhoben werden? Zu Frage B 123: Die vorzeitige Zählung ist kein Problem, das für den Selbstwählferndienst nach der DDR und Berlin (Ost) spezifisch ist, denn auch im Auslandsverkehr können Fälle von sogenannter vorzeitiger Zählung auftreten. Noch während der Teilnehmer-Wahl oder wenn das Rufzeichen gesendet wird, kann es vorkommen, daß durch Empfang eines von Vermittlungsstellen in der DDR oder Berlin (Ost) fälschlicherweise gesendeten Zeichens beim rufenden Teilnehmer die Zählung vorzeitig eingeleitet wird. Dadurch kann es auch vorkommen, daß bei Nichtzustandekommen einer Verbindung fälschlicherweise eine Zählung eingeleitet wird. Zu Frage B 124: Die zuständigen Stellen in Berlin (Ost) wurden wiederholt darüber unterrichtet und gedrängt, Abhilfe zu schaffen. Die geschilderten Schwierigkeiten können erst behoben werden, wenn die Mängel bei der im Netz der DDR/Berlin (Ost) eingesetzten Technik beseitigt sind. Anlage 111 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 128): Inwieweit beabsichtigt die Bundesregierung nach Auslaufen des 5. Konjunkturprogramms weitere konjunkturstützende Maßnahmen, insbesondere für den Hochbau im Zonenrandgebiet, zu fördern, um der sich bereits abzeichnenden Arbeitslosigkeit zu begegnen und den dringend erforderlichen Bau von Berufsschulen dadurch zu unterstützen? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18169* Bei dem von Ihnen angesprochenen „Fünften Konjunkturprogramm" dürfte es sich um das im Frühjahr 1977 beschlossene mehrjährige öffentliche Investitionsprogramm zur wachstums- und umweltpolitischen Vorsorge (Programm für Zukunftsinvestitionen) handeln. Nach den ursprünglichen Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern war der Endtermin für die Auftragsvergaben aus diesem Programm für den 31. Dezember 1980 vorgesehen. Wegen der angespannten Situation am Baumarkt und um Preissteigerungen zu dämpfen, haben Bundesregierung und die Länder seit 1979 empfohlen, öffentliche Investitionen zu strecken. Im Anschluß daran und zur flexiblen Anpassung an die jeweiligen örtlichen Verhältnisse hat die Bundesregierung nach Erörterung mit den Ländern beschlossen, den Schlußtermin für die Auftragsvergaben um ein Jahr auf den 31. Dezember 1981 zu verlängern. Die Unterzeichnung der Verwaltungsvereinbarungen ist noch nicht abgeschlossen. Der Abwicklungsstand des Programms für Zukunftsinvestitionen läßt den Schluß zu, daß die Produktions- und Beschäftigungswirkungen noch über 1980 hinaus anhalten werden. Die Bundesregierung hält es daher auch unter Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aus heutiger Sicht nicht für erforderlich, zusätzliche Ausgabenprogramme in Betracht zu ziehen. Unabhängig davon wird das Zonenrandgebiet im Rahmen der regionalen Strukturpolitik auch weiterhin bevorzugt gefördert. Entsprechende Maßnahmen bleiben den jeweiligen Ländern überlassen, in deren Kompetenz diese Aufgaben in erster Linie liegen. Anlage 112 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Lintner (CDU/ CSU) (Drucksache 8/4189 Frage B 129): Sieht die Bundesregierung in der Zurückweisung Niko Hübners durch Grenzorgane der „DDR" einen Verstoß gegen das Transitabkommen, und wieviel vertragswidrige Zurückweisungen in den Jahren 1979 und 1980 an den Grenzübergängen sind der Bundesregierung bekannt? Herr Hübner ist am 8. Juni 1980 bei dem Versuch, die Transitstrecke nach Berlin (West) zu benutzen, von den DDR-Grenzorganen im Kontrollpunkt Hirschberg zurückgewiesen worden. Bereits am 12. Juni 1980 hat die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Kommission nach Art. 19 des Abkommens zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der DDR über den Transitverkehr von zivilen Personen und und Gütern zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) diesen Vorfall angesprochen. Aufgrund des kurzen Zeitraumes zwischen der Zurückweisung und der Sitzung der Transitkommission konnte die Erörterung in dieser Sitzung der Kommission noch nicht abgeschlossen werden; sie wird in der nächsten Sitzung fortgesetzt werden. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Nach Art. 16 Ziff. 5 Abs. 2 des Abkommens zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der DDR über den Transitverkehr von zivilen Personen und Gütern zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) unterrichtet die Regierung der DDR die Bundesregierung über Zurückweisungen im Transitverkehr nach und von Berlin (West). Nach den Mitteilungen der DDR erfolgen die Zurückweisungen gemäß dem Abkommen. Danach hat es im Jahr 1979 96 Zurückweisungen gegeben, bei denen die Reisenden erstmalig zurückgewiesen wurden, sowie 106 Zurückweisungen im Wiederholungsfall, d. h. die hiervon betroffenen Personen sind schon früher einmal oder mehrfach zurückgewiesen worden. Vom 1. Januar 1980 bis zum 31. Mai 1980 gab es 20 erstmalige Zurückweisungen sowie 52 Zurückweisungen im Wiederholungsfall. Anlage 113 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Kreutzmann auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) (Drucksache 8/4189 Fragen B 130 und 131): Sind Berichte zutreffend, wonach DDR-Zollbeamte von Reisenden aus der Bundesrepublik Deutschland beim Ausfüllen einer Karte für statistische Zwecke unter der Rubrik Staatsangehörigkeit" verlangt haben „BRD" einzusetzen und in einigen Fällen von den Reisenden verlangten, 15mal den Satz aufzuschreiben „Ich bin ein BRD-Bürger"? Was hat die Bundesregierung gegebenenfalls gegen diese rechtswidrigen Praktiken unternommen? Die Bundesregierung hat die von Ihnen genannten Berichte zum Anlaß genommen, bei der Regierung der DDR vorstellig zu werden. Diese hat erklärt, sie habe die Vorwürfe auf Grund unserer Pressemeldungen sofort nachprüfen lassen und dabei festgestellt, daß die Behauptungen unzutreffend seien. Die Bundesregierung ist um eine weitere Aufklärung des Sachverhaltes bemüht, die jedoch aus den bereits in meiner Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Kollegen Lintner vom 25. April 1980 genannten Gründen außerordentlich schwierig ist. Zu Ihrer Kenntnisnahme füge ich Kopien meiner Antworten an die Kollegen Francke (Hamburg) vom 18. Januar 1980 und Lintner vom 25. April 1980 bei. Anlage 114 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 132): Wird die Bundesregierung die von ihr geförderte Studie des Kernforschungszentrums Karlsruhe über die Auswirkung der von Kernkraftwerken abgegebenen Abwärme im Oberrheingebiet, sogenannte Abwässerkataster, veröffentlichen, und wenn ja, wann ist damit zu rechnen? 18170* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 Das Abwärmekataster Oberrheingebiet des Kernforschungszentrums Karlsruhe wurde bereits als Bericht KFK 2829 UF veröffentlicht und steht auf Anfrage der Öffentlichkeit zur Verfügung. Eine Kopie der Pressemitteilung des KFK füge ich zu Ihrer Unterrichtung bei. Anlage 115 Antwort des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schäfer (Offenburg) (SPD) (Drucksache 8/4189 Fragen B 133 und 134): Sind Pressemeldungen zutreffend, daß die vom Bundesforschungsministerium beauftragte Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG) in einer bislang noch nicht veröffentlichten Studie die Einrichtung von Ölkavernen im badischen Granit vorschlägt? Wie weit sind die Vorarbeiten des Projekts vorangeschritten, in Furschenbach (Achertal) eine Versuchskaverne einzurichten? Zu Frage B 133: Die Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG) faßt in ihrem Schlußbericht des vom BMFT geförderten Projektes „Geowissenschaftliche und geotechnische Untersuchungen zur Errichtung von Versuchskavernen in Fels zur Speicherung von Rohöl, Mineralölprodukten und Flüssiggasen" die Ergebnisse unter anderem wie folgt zusammen: „In der ersten wissenschaftlich-geologischen, geotechnischen und infrastrukturellen Untersuchung in der Bundesrepublik Deutschland wurden Granitvorkommen in Baden-Württemberg auf ihre Eignung zur Anlegung von unterirdischen Kavernen zur Lagerung von flüssigen und gasförmigen Kohlenwasserstoffen untersucht. In den Gebieten Kandertal, Achertal, Wiesetal konnten Granitstrukturen erbohrt werden, die es gestatten könnten, Felskavernen anzulegen." Der Gesamtbericht wird z. Z. in der Berichtsreihe: „Technologische Forschung und Entwicklung — Nichtnukleare Energietechnik" zur Veröffentlichung vorbereitet und wird Ende 1980 erscheinen. Zu Frage B 134: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind Untersuchungen im Gebiet von Furschenbach (Achertal), die in Verbindung mit Bohrungen oder Baumaßnahmen stehen würden, nicht vorgesehen. Die IVG hat in den letzten Wochen Gespräche mit der ,Deutschen BP und der VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH, Hamburg, aufgenommen mit dem Ziel, die Marktuntersuchungen und Planungen für die Errichtung von unterirdischen Kavernen auf den neuesten Stand zu bringen. Dazu ist eine Arbeitsgruppe gebildet worden, die aus Mitarbeitern der drei Gesellschaften unter Federführung der IVG besteht. Ein entsprechender Vertrag über diese Arbeit ist in Vorbereitung. Die Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, alle in der Bundesrepublik Deutschland südlich des Ruhrgebiets bis in den Alpenraum hineingehenden Standorte auf ihre Nutzungsmöglichkeiten zur Lagerung von flüssigen und gasförmigen Kohlenwasserstoffen sowie Chemieprodukten zu untersuchen. In Abhängigkeit vom Ergebnis dieser Arbeiten ist vorgesehen, eine Versuchskaverne an einem geeigneten Standort zu bauen. Dies muß jedoch nicht der Standort Ottenhöfen-Furschenbach sein. Dieser Standort ist zwar von seiner Lagerstätte her für die Anlegung von Felskavernen gut geeignet, bezüglich der logistischen Anbindung an ein Verbraucherzentrum aber möglicherweise weniger günstig. Dies wird jedoch in den weiteren Untersuchungen erneut geprüft werden. Anlage 116 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 135): Wie beurteilt die Bundesregierung die von der IG Metall und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) errechneten Zahlen, wonach im Gegensatz zum Berufsbildungsbericht der Bundesregierung, der fur 1979 660 411 Jugendliche ausweist, die einen Ausbildungsplatz beanspruchen, die IG Metall von 860 000 Jugendlichen spricht und das BiBB von 732 000 ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen ausgeht, und ist die Bundesregierung bereit, ihre Berechnung zu überprüfen bzw. zu korrigieren? Die Ausbildungsstellenbilanz des Berufsbildungsberichtes 1980 bedarf nach Auffassung der Bundesregierung keiner besonderen Überprüfung oder Korrektur. Wie die Bundesregierung bereits bei der Beantwortung der Anfrage des Abgeordneten Heinz Menzel erläutert hat (vgl. Protokoll der 210. Sitzung des Deutschen Bundestages, Seite 16830), erfaßt die Bilanz des Ausbildungsplatzförderungsgesetzes (APlFG) als Nachfrage die Zahl der insgesamt neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und die Zahl der bei den Arbeitsämtern registrierten ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen, die bis zum 30. September noch keinen Ausbildungsvertrag haben. Das waren am 30. September 1979 20 155 Jugendliche. Bis zum 31. Dezember 1979 hatte sich diese Zahl auf 12 700 verringert. Darüber hinaus gibt es noch Jugendliche, die durch diese Statistik nicht erfaßt werden, weil diese Jugendlichen weder beim Arbeitsamt registriert sind noch einen Ausbildungsvertrag haben. Ebenso erfaßt die Statistik nicht alle freien, sondern nur die gemeldeten Ausbildungsplätze und damit nicht das gesamte Angebot. Auf diesen Sachverhalt wurde auch bereits in den Berufsbildungsberichten der Bundesregierung hingewiesen. Die Richtigkeit der Ausbildungsplatzförderungsgesetz-Statistik wird damit jedoch keinesfalls in Zweifel gezogen. Der Gesetzgeber hat sich für eine Bilanz aus eindeutigen, nachprüfbaren Zahlen anstelle von Schätzgrößen entschieden. Die Statistik nach dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz schließt nicht aus, daß es neben der erfaßten Zahl von jugendlichen Ausbildungsplatzbewerbern und der ihnen zur Verfügung stehenden Zahl angebotener Ausbildungsplätze Jugendliche gibt, die Interesse an einer Ausbildung haben, aber nicht bei der Arbeitsverwaltung registriert sind. An- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18171* statt jedoch über die statistischen Zahlenverhältnisse zu diskutieren, sollten alle Beteiligten bemüht sein, diese interessierten, aber noch nicht erfaßten jungen Menschen zu motivieren, ihre Ausbildungswünsche bei den Arbeitsämtern anzumelden. Ohne eine solche Meldung der Wünsche sind konkrete Hilfen schwer vorstellbar. Anlage 117 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Jung (FDP) (Drucksache 8/4189 Fragen B 136 und 137): Trifft es zu, daß dem Handwerk bereits zugesagte Bundesmittel für die im Bau befindlichen überbetrieblichen Lehrwerkstätten in der Pfalz (Landau, Kaiserslautern, Zweibrücken) gestrichen werden? Werden durch die vorgesehenen Kürzungen die Zahl der Ausbildungsplätze und die Qualität der Ausbildung negativ beeinflußt? Durch das Schwerpunktprogramm des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft werden seit 1974 die Errichtung und der Ausbau überbetrieblicher Ausbildungsstätten gefördert. Für den Bereich des Baugewerbes besteht ein besonderer Bedarf an überbetrieblichen Ausbildungsstätten auf Grund der Verordnung über die Berufsausbildung in der Bauwirtschaft vom 8. Mai 1974 (Bundesgesetzblatt Teil I, S. 1073), die zur Qualitätssicherung und auf Wunsch der Organisationen der Bauwirtschaft insgesamt 33 Wochen überbetriebliche Ausbildung vorschreibt. Bei der Vorbereitung der Ausbildungsordnung seit 1972 hatten die Vertreter der Organisationen des Baugewerbes übereinstimmend erklärt, daß sie bis 1978 in der Lage wären, die notwendigen überbetrieblichen Ausbildungsplätze innerhalb von vier Jahren zu schaffen. Als die Übergangsfrist abzulaufen begann, stellte sich heraus, daß in vielen Regionen die notwendigen überbetrieblichen Ausbildungskapazitäten noch nicht bestanden. Die Bundesregierung hat daraufhin die Übergangsfrist der Verordnung bis zum 31. Dezember 1980 verlängert (Bundesgesetzblatt 1978 I S. 757). Obschon alle Beteiligten des Baugewerbes seit 1972 wußten, daß vordringlich überbetriebliche Ausbildungsstätten für Bauberufe — ursprünglich innerhalb von vier Jahren — fertiggestellt werden mußten, hat sich eine Kumulation der Förderungsanträge im Jahre 1979 und in den ersten Monaten des Jahres 1980 ergeben. Der in den Vorjahren vom Bundesminister für Bildung und Wissenschaft vorsorglich eingeplante Mittelbedarf wurde zum großen Teil nicht in Anspruch genommen und hat zu Ausgaberesten geführt, die mangels Deckung nicht alle in Anspruch genommen werden können. Die Kumulierung des Antragsvolumens gerade aus der Bauwirtschaft im Jahre 1979 und den ersten Monaten des Jahres 1980 fällt zusammen mit der schwierigen Haushaltssituation, die sich aus dem Nachtragshaushalt und der Erwirtschaftung der globalen Minderausgabe ergibt. Ich bin mit Nachdruck um eine Klärung bemüht, welche Anträge angesichts dieser Situation im laufenden Haushaltsjahr bewilligt wer- den können. Dabei gehe ich davon aus, daß möglichst alle bewilligungsreifen Anträge, soweit sie dem Schwerpunktprogramm entsprechen, eine Bewilligung erhalten sollten. Ich rechne damit, daß diese Klärung noch im laufenden Monat gelingen wird. Nach dieser Vorbemerkung beantworte ich Ihre Fragen wie folgt: Zu Frage B 136: Dem Handwerk sind für die überbetrieblichen Ausbildungsstätten in Landau, Kaiserslautern und Zweibrücken keine Bundesmittel förmlich zugesagt worden. Mir ist auch nicht bekannt, daß sich diese überbetrieblichen Ausbildungsstätten bereits im Bau befinden. Die Vorhaben sind nach meinem Kenntnisstand noch nicht bewilligungsreif. Sollten sich diese überbetrieblichen Ausbildungsstätten tatsächlich bereits im Bau befinden, würde dies nach haushaltsrechtlichen Grundsätzen eine Bewilligung von Bundesmitteln ausschließen. Zu Frage B 137: Die Notwendigkeit überbetrieblicher Ausbildung habe ich in der allgemeinen Vorbemerkung dargelegt. Ich hoffe, daß die Zahl der Ausbildungsplätze und die Qualität der Ausbildung durch die Kürzungen nicht negativ beeinflußt werden. Anlage 118 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schweitzer (SPD) (Drucksache 8/4189 Frage B 138): Welche „neuralgischen" und u. U. zu novellierenden Punkte des Hochschulrahmengesetzes haben sich nach Auffassung der Bundesregierung seit dem Inkrafttreten des Hochschulrahmengesetzes ergeben? Nach Auffassung der Bundesregierung liegen für eine Gesamtbewertung des Hochschulrahmengesetzes (HRG) noch keine ausreichenden, empirisch abgesicherten Erfahrungen vor. Die meisten Vorschriften des Rahmengesetzes entfalten keine unmittelbare Wirkung, sondern verpflichten den Landesgesetzgeber, dem HRG entsprechende Vorschriften zu erlassen (vgl. § 72 Abs. 1). Der Prozeß der Umsetzung in Landesgesetze ist mit dem Inkrafttreten der Anpassungsgesetze in Nordrhein-Westfalen erst zu Beginn dieses Jahres zum Abschluß gekommen. Hinzu kommt, daß die Hochschulgesetze aller Länder in weiten Bereichen die Neuregelung nicht selbst treffen, sondern Regelungsaufträge an den Verordnungs- und Satzungsgeber erteilen. Diese Verordnungen und Hochschulsatzungen sind noch 'nicht überall erlassen worden. Schon im Hinblick auf diese ungewöhnlich lange Umsetzungszeit des HRG können seine Auswirkungen derzeit nicht umfassend beurteilt werden. Diese Feststellung schließt nicht aus, daß einzelne Vorschriften des HRG schon jetzt als problematisch bewertet werden können. Eine derartige Bewertung 18172* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 hat der Bundesgesetzgeber selbst im Hinblick auf die in § 17 Abs. 2 bis 4 HRG getroffenen Bestimmungen vorgenommen; er hat diese Bestimmungen durch das Gesetz zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes vom 6. März 1980 (BGBl. I Seite 269) gestrichen. Eine weitere Vorschrift, die nach Auffassung der Bundesregierung sich bereits jetzt als problematisch erwiesen hat, enthält § 41 insoweit, als nach seiner geltenden Fassung die Länder zur Einführung Verfaßter Studentenschaften lediglich ermächtigt werden. Die Bundesregierung hat schon bei anderer Gelegenheit ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, daß nicht alle Länder von dieser Ermächtigung Gebrauch gemacht haben (vgl. die Antwort auf die Frage des Abgeordneten Thüsing vom 9. Februar 1978 Nr. A 114, BT-Drucksache 8/1497, ausgedruckt im Protokoll der 73. Sitzung des Deutschen Bundestages am 17. Februar 1978, Seite 5798); sie ist der Auffassung, daß bei einer Novellierung des HRG § 41 dahin geändert werden sollte, daß die Bildung Verfaßter Studentenschaften für alle Länder zwingend vorgeschrieben wird. Weitere Vorschriften des HRG, für die nach dem gegenwärtigen Erfahrungsstand ein Novellierungsbedarf derzeit auf Grund konkreter Erfahrungen zweifelsfrei zu bejahen wäre, können nach Auffassung der Bundesregierung zur Zeit noch nicht genannt werden.
Gesamtes Protokol
Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822400000
Die Sitzung ist eröffnet.
Die heutige Fragestunde, die nach unserer Tagesordnung für die Zeit von 14 bis 16 Uhr vorgesehen ist, soll nach einer interfraktionellen Vereinbarung unmittelbar nach der Behandlung von Punkt 36 der Tagesordnung aufgerufen werden. — Ich sehe und höre keinen Widerspruch. Damit wird so verfahren.
Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung
Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 13. Juni 1980 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt:
Gesetz zur Neuregelung der Einkommensbesteuerung der Land-und Forstwirtschaft
Gesetz zur Änderung und Vereinfachung des Einkommensteuergesetzes und anderer Gesetze
Gesetz zur Änderung des Gesetzes über das Apothekenwesen
Gesetz zur Änderung des Gesetzes betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung und anderer handelsrechtlicher Vorschriften
Gesetz zur Änderung der Schiffsregisterordnung
Sechstes Gesetz zur Änderung des Unterhaltssicherungsgesetzes
Siebentes Gesetz zur Änderung des Soldatenversorgungsgesetzes Gesetz über die Statistik der Beherbergung im Reiseverkehr (Beherbergungsstatistikgesetz — BeherbStatG)

Gesetz zu dem Abkommen vom 13. Mai 1975 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über die Befreiung öffentlicher Urkunden von der Legalisation
Gesetz zu dem Zusatzprotokoll Nr. 2 vom 17. Oktober 1979 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte
Gesetz zu dem Zusatzprotokoll Nr. 3 vom 17. Oktober 1979 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte
Gesetz zur Änderung von Kostenvorschriften des Atomgesetzes
Gesetz zur Abschaffung der Spielkarten-, Zündwaren- und Essigsäuresteuer
Gesetz zur Änderung des Investitionszulagengesetzes
Zu den drei letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat Entschließungen angenommen, die als Anlagen 2, 3 und 4 diesem Protokoll beigefügt sind.
In seiner Sitzung am 13. Juni 1980 hat der Bundesrat ferner beschlossen, hinsichtlich der nachstehenden Gesetze zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß einberufen wird:
Gesetz zur Steuerentlastung und Familienförderung (Steuerentlastungsgesetz 1981 — StEntlG 1981 —)

Sozialgesetzbuch (SGB) — Verwaltungsverfahren —
Gesetz über die Sozialversicherung der selbständigen Künstler und Publizisten (Künstlersozialversicherungsgesetz — KSVG —)

Neunzehntes Strafrechtsänderungsgesetz (19. StrÄndG)

Zweites Gesetz zur Änderung des Deutschen Richtergesetzes Bundesberggesetz (BBergG)

Seine Schreiben werden als Drucksachen 8/4215, 8/4216, 8/4217, 8/4218, 8/4219 und 8/4220 verteilt.
In der gleichen Sitzung hat der Bundesrat beschlossen, den nachstehenden Gesetzen nicht zuzustimmen:
Gesetz über eine Volks-, Berufs- und Arbeitsstättenzählung (Volkszählungsgesetz 1981)

Gesetz zur Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes
Seine Schreiben werden als Drucksachen 8/4214 und 8/4213 verteilt.
Der Bundeskanzler hat mit Schreiben vom 18. Juni 1980 mitgeteilt, daß die Bundesregierung beschlossen hat, hinsichtlich des Gesetzes zur Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß einberufen wird. Sein Schreiben wird als Drucksache 8/4240 verteilt.
Der Bundesminister der Justiz hat mit Schreiben vom 20. Mai 1980 die Kleine Anfrage der Fraktionen der SPD und FDP betr. Auswirkungen der Vorschriften des Ersten Gesetzes zur Reform des Strafrechts über den Ersatz kurzer Freiheitsstrafen durch andere Strafen und Maßregeln — Drucksache 8/4000 — beantwortet. Sein Schreiben ist als Drucksache 8/4130 verteilt.
Ich rufe Punkt 35 der Tagesordnung auf:
Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1980 (Nachtragshaushaltsgesetz 1980)

— Drucksachen 8/3950, 8/4151 —
Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuß)

— Drucksachen 8/4193, 8/4210 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Löffler Hoppe
Außerdem Zusatzpunkt 3 der Tagesordnung:
Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuß) zu dem Antrag der Fraktion der CDU/ CSU
Finanzpolitische Bestandsaufnahme
— Drucksachen 8/3978 (neu), 8/4205 — Berichterstatter:
Abgeordneter Löffler



Präsident Stücklen
Interfraktionell ist verbundene Debatte vereinbart worden.
Wünscht einer der Berichterstatter das Wort? — Dies ist nicht der Fall.
Darin eröffne ich die allgemeine Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Haase (Kassel).

Lothar Haase (CDU):
Rede ID: ID0822400100
Verehrter Herr Bundestagspräsident! Meine Damen und Herren! Die riesigen Schuldenzuwächse des Staates sind neben der t Überforderung unserer Bürger mit Steuern und Abgaben, beides Folgen von zehn Jahren leichtfertiger SPD/FDP-Finanz- und -Ausgabenwirtschaft, das Zentralproblem unserer Finanzpolitik.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Regierung nahm in ihrem Entwurf eines Nachtragshaushalts Anfang Mai eine Erhöhung des Schuldenzuwachses gegenüber der bereits gefährlich überhöhten Neuverschuldung im ursprünglichen Haushaltsplan auf fast 26 Milliarden DM in Kauf. Wenn im Ausschuß der Schuldenzuwachs wenigstens auf den Ansatz des ursprünglichen Haushaltsplans zurückgeführt wurde, so ist das bestimmt nicht das Verdienst der Regierung, sondern fast ausschließlich — bis auf knapp 100 Millionen DM — die Folge höherer Steuern.
Diese höheren Steuern aber sind alles andere als Anlaß zur Freude, meine Damen und Herren.

(Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

Sie ergeben sich nicht durch eine günstiger einzuschätzende Wirtschaftsentwicklung, ein höheres reales Sozialprodukt. Der Grund ist ausschließlich die gefährlich gestiegene Inflation und Inflationserwartung — zusätzlicher Anlaß zu ernster Sorge.

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

Auch der Finanzminister ist nur sehr kurzfristig, Herr Matthöfer, Profiteur der Inflation. Wir haben das ja innerhalb der letzten zehn Jahre schon einmal mit besonderer Deutlichkeit erlebt. Schon sehr bald führt die Inflation in der Staatskasse zu höheren Kosten und höheren Ausgaben. Sie reißt immer neue Löcher auf. Der Staat ist bei einer Inflation stets einer der Hauptverlierer. Nach aller Erfahrung schlagen bei ihm die Preissteigerungen noch weit stärker zu Buche als in den Haushaltskassen unserer Bürger.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Kein seriöser Schuldner mehr!)

Als ich vor knapp einem Jahr beim Nachtrag 1979, am 27. Juni 1979, auf die bereits damals absehbaren Gefahren der Inflation hinwies, protestierte der Herr Kollege Wehner lauthals.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist nichts Neues! — Besch [CDU/CSU]: Das ist sein schlechtes Gewissen!)

Er ging förmlich an die Decke, als ich nur sachlich feststellte, daß die monatlichen Preissteigerungen von seinerzeit durchschnittlich 0,5 % — nach amerikanischer Übung auf ein Jahr hochgerechnet — bereits eine Jahresrate von 6 % ergeben würden. Ein Jahr später, meine Damen und Herren, ist es nicht nur eine Hochrechnung, sondern es ist in der Wirklichkeit so gekommen.
Wollen Sie heute, meine Damen und Herren von der SPD, behaupten, auch das Statistische Bundesamt wolle die Leute nur in Unruhe bringen, wenn es für Mai die 6 % im Vergleich zum Vorjahresmonat ermittelt hat? Fest steht jedenfalls: Die 4,5 % im Jahresdurchschnitt des Jahreswirtschaftsberichts werden mit Sicherheit erheblich überschritten.

(Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

Schon diese 4,5 % waren beängstigend, lagen über den 4 %, bei denen es laut Herrn Exkanzler Brandt ernst wird. Wir erinnern uns doch noch alle seiner Formulierungen. Heute gehört schon Optimismus dazu, im Jahresdurchschnitt des gesamten Jahres mit nur 5 oder 5,5 % Inflation zu rechnen. Dafür müßte es bei der Preisrate in den restlichen Monaten schon recht deutlich nach unten gehen.
Machen wir uns klar, was das bedeutet: Wirtschaftspolitisch drohen jetzt die Hauptgefahren von der Preisfront. Die wieder einmal nicht rechtzeitig bekämpfte Inflation beschwört erneut die Gefahr von wirtschaftlicher Stagflation mit noch zunehmender Arbeitslosigkeit herauf. Sagen Sie nicht bitte wieder, im Ausland sei das doch alles viel schlimmer.

(Zuruf von der SPD: Stimmt das nicht?)

— Aber das ist doch ein schwacher Trost für unsere Bürger, Herr Löffler, das ist doch ein schwacher Trost für unsere Arbeitslosen, das ist doch ein schwacher Trost für die betrogenen Rentner, für die betrogenen Sparer; das ist doch so!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Gefahren werden doch dadurch nicht kleiner, sie werden doch dadurch nur größer. Der Herr Kanzler selbst hat doch auf dem Londoner EG-Gipfel 1977 den Satz unterschrieben — vielleicht hat er ihn sogar initiiert, der Herr Kanzler —: Inflation verringert die Arbeitslosigkeit nicht, im Gegenteil, sie ist eine ihrer Hauptursachen. Gott sei Dank hat er die Erkenntnis jetzt gewonnen.

(Beifall bei der CDU/CSU Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Da hat er ausnahmsweise einmal recht gehabt!)

Meine Damen und Herren, die tariflichen Lohnerhöhungen dieses Jahres werden durch Inflation, Steuern und Abgaben mehr als aufgezehrt.

(Hasinger [CDU/CSU]: Leider wahr!)

Der Herr Kluncker hat sich auf dem Bundeskongreß seiner Gewerkschaft dazu doch einiges anhören müssen. Wir waren doch über die Televisionsmaschine Zeuge, als der arme Mann von seinen Delegierten drangenommen wurde. Hier sammelt sich doch sozialer Zündstoff, meine Damen und Herren.
Ein Weiteres: Die gesetzlich festgelegte Rentensteigerung von 4 % reicht in diesem Jahr für unsere



Haase (Kassel)

Rentner nicht einmal aus, auch nur die Preissteigerungen aufzufangen.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die Ärmsten werden geschröpft!)

— Das ist sozialistisch, genau das ist es.

(Lachen und Zurufe von der SPD)

Die Rentner müssen eine echte Besitzstandseinbuße hinnehmen.

(Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Kabarettreif !)

— Fragen Sie einmal die Rentner, die halten das nicht für Kabarett, sondern für Rentner, lieber Herr Schäfer, ist das harte Wahrheit.

(Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Ich meine Sie!)

— Herr Kollege Schäfer, dadurch, daß Sie einen Beitrag, in dem hier die Rentnertäuschung angesprochen wird, als Kabarett oder kabarettreif bezeichnen,

(Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Nein, Ihre Art und Weise!)

werden Sie der Sache der geprellten Rentner nicht gerecht,

(Beifall bei der CDU/CSU)

vor allen Dingen nicht als Partei, die sich draußen immer wieder als Vertreter der Ärmsten der Armen verkauft. Hören Sie auf damit! —
Meine Damen und Herren, die Rentner müssen eine echte Einbuße hinnehmen. Sie spüren als erste, daß die Inflation, die auch jetzt nicht allein vom 01 kommt, die unsozialste und brutalste Besteuerung des kleinen Mannes ist.
Über diese Fragen muß man gerade und auch bei der Behandlung eines Nachtragsetats sprechen. In einer solchen Lage ist eine Schuldenwirtschaft in der jetzigen Höhe — wohlgemerkt, ich spreche von der Höhe — nicht nur, Herr Kollege Hoppe, eine tikkende Zeitbombe, die irgendwann einmal in ferner Zukunft hochgeht. Sie ist vielmehr aktuell, bereits heute Gift für die Konjunktur.
Die Bundesbank fühlt sich wieder einmal durch die Politik alleingelassen. Der Bankpräsident — er ist doch persönlich und politisch dieser Regierung nicht fernstehend — hat ausdrücklich gewarnt. Wenn Sie heute morgen in die Journale schauen, finden Sie den Bericht auch dort kommentiert; da kommt das auch wieder zum Ausdruck: In die derzeitige Lage paßt ein Defizit der öffentlichen Hände in der Größenordnung, wie es sich für 1980 und insbesondere auch für 1981 abzeichnet, zweifellos nicht hinein. Es ist auch mit der Zielsetzung eines Abbaus des Leistungsbilanzdefizits nicht vereinbar. — Ganz brand-aktuell aus Frankfurt am Main aus dem Diebesgrund. Ich füge hinzu — um zu verdeutlichen, was der Bundesbankpräsident meint —: diese Verschuldung des Herrn Matthöfer und des Herrn Schmidt fördert die Inflation, ist deshalb wachstums- und arbeitsplatzfeindlich.
Was viele Bürger in diesem Zusammenhang noch interessiert und besonders interessieren wird — sie sehen dieses Problem vielleicht noch nicht so genau —: das Leistungsbilanzdefizit, dessen Abbau eine Senkung des Schuldenzuwachses voraussetzt, gefährdet sogar unserer Bürger liebstes Kind, langfristig zumindest, nämlich unsere Auslandsreisen. Etwa 30 Milliarden werden die Bundesbürger auch in diesem Jahr für ihre Auslandsreisen ausgeben. Dies war unproblematisch, solange die Bundesrepublik beträchtliche Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschaftete. Seit nunmehr gut anderthalb Jahren haben wir eine andere Situation. Unsere Leistungsbilanz weist rote Zahlen auf — mit steigender Tendenz. Nach knapp 11 Milliarden Defizit 1979 muß in diesem Jahr mit einem Minus von über 25 Milliarden gerechnet werden. Infolge dieser dramatischen Entwicklung schmelzen unsere Währungsreserven dahin wie Butter in der Sonne. Konnte die Deutsche Bundesbank noch im Januar 1979 Reserven in Höhe von etwa 94 Milliarden ausweisen, so waren es im April 1980 nur noch 72 Milliarden. Die Zahlen für die letzten Monate: im Januar minus 3,4, Februar minus 3,4, März minus 3,9, im April minus 6,3. In den Ferienmonaten werden diese Beträge exorbitant steigen.
Geht dieser Prozeß so weiter, erfolgt nicht endlich die notwendige Kurskorrektur in der Finanz- und Wirtschaftspolitik, so ist abzusehen, wann diese Bundesregierung auch hier den Offenbarungseid wird leisten müssen. Dann werden Sie sich als sozialdemokratischer Finanzminister wahrscheinlich hier hinstellen,

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Und die Opposition beschuldigen!)

Herr Matthöfer — Sie sind natürlich wieder nicht schuld, sondern alle anderen —, den Bürgern ankündigen, daß mangels Devisen auf ihre liebgewordenen und selbstverständlichen Auslandsreisen, zumindest partiell, verzichtet werden müsse.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Dann verlangen Sie den Rücktritt der Opposition!)

Herr Matthöfer, Sie haben die Chance, in die Geschichte einzugehen — für den Fall, daß Sie noch Finanzminister bleiben sollten — als der Minister, der die Devisenzwangswirtschaft in Deutschland wieder eingeführt hat.

(Lachen bei der SPD)

— Lachen Sie nur nicht! Sie haben schon oft zu früh gelacht. Seien Sie vorsichtig, falls Herr Matthöfer das Vergnügen und die Ehre haben sollte, weiterhin zu amtieren. Wenn diese Politik so fortgesetzt wird, werden Sie nicht darum herumkommen, letztlich auch zur Devisenzwangswirtschaft greifen zu müssen. Ich prophezeie es Ihnen heute.

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Sie werden sich noch wundern!)

Der Herr Bundesfinanzminister muß auch einmal aufhören, der Öffentlichkeit durch das Märchen Sand in die Augen zu streuen, er werde keine Mark mehr an Schulden aufnehmen, als zur Sicherung der Arbeitsplätze erforderlich sei. Herr Matthöfer, mit



Haase (Kassel)

I dieser These jonglieren Sie doch nun schon seit geraumer Zeit zur Rechtfertigung immer neuer Schuldenzahlungen herum. Bei der Vorlage des Haushalts 1980 waren es 28 Milliarden DM zur Sicherung der Arbeitsplätze; bei der Verabschiedung des Haushalts waren es 24 Milliarden DM; bei der Vorlage des Nachtragshaushaltes waren es 26 Milliarden DM; jetzt sind es wieder 24 Milliarden DM: gerade wie es in das Konzept paßt Dabei ist doch Ihre Aussage in jedem Falle objektiv gleich unzutreffend.
Im Ausschuß haben Sie darauf hingewiesen, daß, nicht nur auf den Bund, sondern auf alle Gebietskörperschaften bezogen, plus Sozialversicherung der Sachverständigenrat eine Nettokreditaufnahme
von anderthalb Prozent des Sozialprodukts bei normaler Konjunktur für gerechtfertigt halte. Sie selbst scheinen einen etwas höheren Satz von 2 % als gerechtfertigt anzusehen. Wir haben aber gegenwärtig eine Nettoneuverschuldung des Gesamtstaates von über 3 % des Sozialprodukts. 1 % Differenz macht 15 Milliarden DM aus, die Differenz zur Zahl des Sachverständigenrates sogar 25 Milliarden DM, was fast dem Gesamtaufkommen der Körperschaftsteuer entspricht.
Wohlgemerkt, das ist die Differenz zur unbedenklichen Nettokreditaufnahme bei normaler Konjunktur. Von einer normalen Konjunktur kann aber bei einer Inflationsrate von 6 % nicht mehr die Rede sein. Eine antizyklische konjunkturgerechte Politik, wie sie das Stabilitätsgesetz vorschreibt, verlangt bei einer nicht nur schleichenden, sondern schon gefährlich trabenden Inflation, wie wir sie gegenwärtig haben, die Normalverschuldung sogar noch fühlbar zu unterschreiten.
Meine Damen und Herren, ich bin mir durchaus bewußt, daß es als Folge der leichtfertigen Finanzpolitik der vergangenen Jahre ohne schwere soziale Spannungen nicht oder doch nur sehr schwer möglich ist, die Neuverschuldung aller öffentlichen Hände von heute auf morgen um einen Betrag in der Größenordnung von 20 Milliarden zu senken. Wenn das aber so ist, dann geben Sie doch endlich zu, wie es wirklich um uns bestellt ist. Geben Sie doch zu, Herr Matthöfer, daß sich diese Regierung in der Finanzpolitik festgefahren hat, daß diese Regierung keinen Ausweg mehr weiß, daß sie mit ihrer Finanzpolitik am Ende ist, Herr Matthöfer,

(Schröder [Lüneburg] [CDU/CSU]: Das kommt erst im Oktober!)

daß sie 1978, 1979 und im laufenden Jahr die Chance vertan hat — darüber gibt es doch im Grunde genommen gar keine Diskussion —, wenigstens halbwegs rechtzeitig die Sanierung der zerrütteten Staatsfinanzen ein Stück voranzutreiben.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Finanzminister, geben Sie doch zu, daß die Zahlungsfähigkeit des Bundes in diesem Jahr erstmals nur durch Aufnahme von Milliardenkrediten im Orient gesichert werden konnte, wie Sie selbst angegeben haben!

(Zuruf von der CDU/CSU)

Zur Gefährlichkeit der Auslandsverschuldung des Bundes in dem bereits jetzt praktizierten und noch vorgesehenen Umfang hat Herr Professor Hankel, SPD-Mitglied und seinerzeit Leiter der Abteilung Geld und Kredit, bemerkenswerte Ausführungen gemacht, abgedruckt im „Vorwärts" vom 8. Mai

(Kolb [CDU/CSU]: Den liest er nicht mehr!)

— das würde ich ihm aber doch empfehlen — unter der Überschrift: „Sorge um neue Inflationsanstöße durch deutsche Kreditaufnahme im Morgenland". Herr Hankel muß es ja wissen.
Wer jetzt noch immer versucht, die im Ansatz falsche und verfehlte oder, wenn Sie so wollen, liederliche Finanzpolitik

(Zuruf von der CDU/CSU: Liederlich!)

des letzten Jahrzehnts zu rechtfertigen und die erreichte Verschuldung zu verniedlichen, macht sich nach der Täuschung der Rentner im Jahre 1976 jetzt einer noch schwerer wiegenden Finanztäuschung aller Bürger schuldig. Ich spreche den Bundeskanzler Schmidt an, der auf dem SPD-Parteitag in Essen sagte: „Setzt man unsere Kredite in Beziehung zum Bruttosozialprodukt, dann zeigt sich, daß die Schulden des Kaiserreiches" — er hat es ja immer mit dem Kaiserreich — „vor dem Ersten Weltkrieg mit 60 des damaligen Bruttosozialprodukts erheblich höher waren als die der Bundesrepublik im Jahre 1980 mit rund 30 %." Nun, der Herr Kanzler Schmidt setzt damit die Praktiken früherer Wahljahre fort, durch unzutreffende Vergleiche, halbe oder ganze Unwahrheiten den Wahlbürger in die Irre zu führen.
Im Wahljahr 1972 versuchte er, den Bürgern weiszumachen, die Inflation sei notwendiger Preis für die Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung. Sie erinnern sich doch noch an den Schmidtschen Kernsatz:

(Kolb [CDU/CSU]: 5 %!)

„Mir scheint, daß das deutsche Volk, zugespitzt, 5 % Preisanstieg eher vertragen kann als 5 % Arbeitslosigkeit." Das hat er doch als Kernsatz Schmidtscher Ökonomie verkündet.
Nun, in der Folgezeit hatten wir als Konsequenz einer viel zu späten Inflationsbekämpfung dann beides. Später hat er beim Londoner Gipfel im Jahre 1977 durch den von ihm unterschriebenen und sogar initiierten Satz — ich hatte ihn gerade erwähnt —„Inflation verringert die Arbeitslosigkeit nicht, im Gegenteil, sie ist eine ihrer Hauptursachen" selbst zugegeben, daß der fünf Jahre vorher von ihm im Wahlkampf geprägte Satz falsch, gefährliche Demagogie und Irreführung der Wähler war.

(Kolb [CDU/CSU]: Daran erinnert er sich aber jetzt nicht mehr!)

— So ist es.
Im Wahljahr 1976 versuchte der Kanzler Schmidt, die Sorgen um die Sicherheit der Rentenfinanzen
— sehr berechtigte Sorgen, wie sich nach der Wahl herausstellte; wir alle in diesem Lande sind doch Zeugen — durch eine beruhigende Formulierung von „bloßen Problemchen der Liquidität der Rückla-
Deutscher Bundestag —.8. Wahlperiode — 224. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Juni 1980 18071
Haase (Kassel)

gen" hinwegzuwischen. Auch da bemühte er wieder kernige Formulierungen. Wir erinnern uns seiner Worte in der Donnerstagnacht vor der vergangenen Bundestagswahl, als er im Zusammenhang mit dem Rentenproblem den CDU/CSU-Vertretern heftigst zusetzte.
Nun, nach der Wahl aber hatte er sich geirrt.

(Zuruf von der CDU/CSU: Da sieht man, wie man sich auf ihn verlassen kann!)

Da war aus dem „Problemchen' ein Problem geworden. Er hatte sich geirrt, und da wurde der für die Renten zuständige Minister

(Zuruf von der CDU/CSU: Gefeuert!)

— wer kennt ihn noch? — als Sündenbock in die Wüste geschickt, da erwies sich, meine Damen und Herren, das „Problemchen" als massive Wählertäuschung.
Zumindest die Rentner, die sich zu Recht betrogen fühlten, werden sich daran erinnern, wenn er jetzt, im Wahljahr 1980, die Schulden verniedlicht.

(Besch [CDU/CSU]: Schuldenkanzler! — Kolb [CDU/CSU]: Dann schickt er den Matthöfer in die Wüste!)

— Ja, wenn er es noch kann!

(Sehr gut! und sehr richtig! bei der CDU/ CSU)

Da nach mir sicherlich der verehrte Herr Kollege Löffler sprechen wird, der als getreuer Gefolgsmann des Kanzlers

(Löffler [SPD]: Na, na, na!)

— ach doch, das sind Sie; es ist doch keine Schande, ein getreuer Gefolgsmann seines Kanzlers zu sein, Herr Löffler — diese „60 %" in seinem Manuskript stehen haben dürfte, sage ich — und geben Sie acht, Sie müssen darauf zurückkommen — noch einige Worte dazu.
Die 60 To des Kaiserreichs von Anno 1913, die sich übrigens nicht, wie der Kanzler meint, auf den Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt, sondern zum niedrigeren Nettosozialprodukt beziehen, also zu hoch angesetzt sind,

(Zuruf von der CDU/CSU: Kleiner Unterschied!)

enthalten ganz überwiegend die Schulden der Länder und Gemeinden. Die Schulden der Länder und Gemeinden standen aber zum größten Teil mit den Investitionen der öffentlichen Betriebe im Zusammenhang, die damals durchweg sehr hohe Renditen abwarfen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Das war der Unterschied zu heute!)

Meine Damen und Herren, die Bahn war damals noch ein Geschäft — im Gegensatz zur Bahn von heute, die ja mit dem Leber-Plan in die Gewinnzone gefahren werden sollte.
Diese Schulden brachten in der Regel keine den allgemeinen Staatshaushalt belastenden Verpflichtungen mit sich. Sie können deshalb nach dem Urteil
der Finanzwissenschaft nicht als öffentliche Schulden im üblichen Sinne gewertet werden. Sie können all das in dem vor einigen Jahren erschienenen Aufsatz „Die Finanzpolitik in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg" von Professor Neumark, dem Nestor der deutschen Finanzwissenschaft, nachlesen.
Dann, wenn wir schon in die Geschichte greifen, ist mit heute nur der Schuldenstand des Reiches vergleichbar. Dieser belief sich auf 9,4 To des Nettosozialprodukts, und diese 9,4 To werden in der Rückschau durch die Finanzwissenschaft als unsolide bezeichnet!

(Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

Wenn das für einen Schuldenstand von 9 % des Nettosozialprodukts richtig ist, dann erst recht für die in diesem Jahr beim Bund erreichten 15 To des Brutto- und sogar 17 To des Nettosozialprodukts, d. h. für einen relativ fast doppelt so hohen Anteil wie beim Reich im Jahre 1913.
Schauen Sie, so sehen, bei Licht betrachtet, die Kanzlervergleiche aus. Unser verehrter Herr Kanzler scheint beim Griff in die Geschichte — und er greift ja in letzter Zeit so oft und mit großer Vehemenz hinein —, vor allem in die Jahre 1913/14, vom Pech verfolgt zu sein.

(Beifall bei der CDU/CSU — Kolb [CDU/ CSU]: Er nimmt immer die falsche Kiste! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Er greift daneben!)

Meine Damen und Herren, Sie sollten sich deshalb nicht weiter mit fragwürdigen, falschen und irreführenden historischen Vergleichen befassen, sondern endlich einmal die durch nichts zu bestreitenden Tatsachen zur Kenntnis nehmen, nämlich erstens: Von 1950 bis 1969, in 20 Jahren, hatten wir beim Bund insgesamt einen Schuldenzuwachs zur Haushaltsfinanzierung von ganzen 14 Milliarden DM.

(Besch [CDU/CSU]: In schweren Aufbaujahren!)

Seit 1975 haben wir beim Bund in jedem einzelnen Jahr einen Schuldenzuwachs, der anderthalb- bis zweimal so hoch ist, wie er damals in 20 Jahren zusammen gewesen ist. Das ist gegenwärtig nicht nur konjunkturwidrig, meine Damen und Herren, sondern wir verfrühstücken damit die Ressourcen unserer Kinder und Enkel.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich habe es schon einmal von dieser Stelle hier gesagt: Wir verheizen das Holz, an dem sich eigentlich künftige Generationen wärmen sollten. Um uns eine höhere Lebensqualität zuzuschanzen, treiben wir eine permanente Kriegsfinanzierung zu Lasten künftiger Generationen. Früher war es üblich, die Zukunft zu Lasten der Gegenwart zu sichern. Heute leben wir in der Gegenwart zu Lasten der Zukunft.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Unsere Kinder und Enkel, die dereinst die Schulden
und die Zinsen zahlen müssen, in welcher Form



Haase (Kassel)

auch immer, werden die verwünschen, die ihnen diese Lasten aufgebürdet haben.

(Zuruf von der CDU/CSU: Nach uns die Sintflut!)

Zweitens. Die Zahlen des Finanzplans der Regierung weisen aus: Bereits 1983 wird beim Bund selbst eine Kreditaufnahme auf sehr hohem Niveau nicht mehr ausreichen, auch nur die Zinsen für die in früheren Jahren aufgenommenen Kredite voll zu zahlen. Es steht also der Kredit nicht mehr als Instrument zur Finanzierung zusätzlicher Staatsausgaben zur Verfügung.
Der Bundeskanzler hat selbst indirekt zugegeben, daß die jetzigen Schulden unvertretbar hoch seien. In seiner Regierungserklärung vom 16. Dezember 1976 war von ihm unzweideutig als Kernziel der Regierung für die Jahre bis 1980 herausgestellt worden, daß die Neuverschuldung künftig deutlich niedriger liegen müsse als bisher, also deutlich niedriger als die Neuverschuldung des Bundes im Jahre 1976 in Höhe von 25,8 Milliarden DM. Tatsächlich aber belief sich der Schuldenzuwachs des Bundes 1978 wie auch 1979 auf etwa dem gleichen Betrag wie 1976 und ist 1980 — mit dem Nachtragshaushalt — mit 24,2 Milliarden DM nur geringfügig, keinesfalls aber deutlich niedriger und soll bereits 1981 wieder auf die vom Kanzler in seiner Parteitagsrede genannte Zielgröße von 27 Milliarden DM ansteigen.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Damit hat er sein Wort gebrochen!)

— Das erste Mal? — (Zurufe von der CDU/CSU)

— Ah. Diese Zahlen beweisen: Der Bundeskanzler ist auch in der Finanzpolitik mit der entscheidenden Zielsetzung seiner Regierungserklärung für diese Legislaturperiode gescheitert — durch den Druck der linken Parteitagsmehrheit, die auf Biegen und Brechen eine expansive Finanzpolitik, d. h. immer mehr Ausgaben, fordert.

(Frau Traupe [SPD]: Ihnen fällt auch nichts Neues ein, Herr Haase!)

— Etwas lauter, gnädige Frau. Sie wissen, ich bin hörbehindert

(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

— Vom Kriege her.
Es ist endlich an der Zeit, einmal offenzulegen, daß gerade der Herr Bundeskanzler Schmidt mit dem Geld der Steuerzahler stets recht großzügig umgegangen ist. In seiner Vergangenheit — das sollte nicht verschwiegen werden — gibt es doch eine ganze Reihe von handfesten Finanzskandalen.

(Zuruf des Abg. Hoppe [FDP])

— Nun hören Sie doch zu! — Es trifft doch zu, daß er als Bundesminister der Finanzen in einer Nacht-
— und-Nebel-Aktion zum Jahreswechsel 1973/74 Milliardenbeträge am Parlament vorbei für die verschiedensten Zwecke ausgab.

(Lachen bei der SPD)

— Sie lachen darüber. Das Bundesverfassungsgericht sagt: Er hat damit das Recht des Deutschen Bundestages aus Art. 110 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes verletzt. Lachen Sie darüber — Grundgesetzverletzungen! Hier kann man auch sagen: Er hat das Grundgesetz gebrochen. — Lachen Sie darüber!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Es trifft doch zu, daß Herr Kanzler Schmidt im Bundestagswahlkampf 1976 eine verfassungswidrige Wählerbeeinflussung durch Einsatz von Steuergeldern zugelassen hat,

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

wozu das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 2. März 1977 festgestellt hat: Die Bundesregierung hat dadurch gegen Art. 20 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes verstoßen. Sie hat tatsächlich dagegen verstoßen. Sie werden es nicht glauben, Sie können es nachlesen:

(Frau Traupe [SPD]: Wir sind beim Nachtragshaushalt! — Weiterer Zuruf von der SPD: Er kommt nie zur Sache!)

verstoßen dadurch, daß sie vor der Bundestagswahl durch Anzeigenserien usw. werbend in den Wahlkampf eingegriffen hat.
Oder — um einen letzten Skandal aus jüngster Zeit anzuführen — ist es anders als durch die Intervention seines Duzfreundes, des verstorbenen Staatssekretärs a. D. Mommsen, bei ihm zu erklären, daß innerhalb weniger Stunden ohne sorgfältige Prüfung eine Bürgschaft zu Lasten des Bundes

(Löffler [SPD]: Unerhört» — ja — von 50 Millionen DM der Betonund Monierbau AG zugeschoben wurde? Nachdem nur ein knappes Jahr später das durch diese Bürgschaft hinausgeschobene Konkursverfahren über diese Firma eröffnet wurde, gehen diese 50 Millionen DM zu Lasten des Steuerzahlers. Auch über diesen Fall existiert ein eingehender Prüfungsbericht des Bundesrechnungshofs, über den wir uns, so hoffen ich, in der nächsten Woche im Haushaltsausschuß ausführlich unterhalten werden. Bei Franz Josef Strauß genügen bloße Verdächtigungen, die sich nachher allesamt als haltlos oder falsch herausstellen, um massive Hetzund Verleumdungskampagnen in Gang zu setzen, von Regierungsstellen und Helfershelfern in bestimmten Medien gesteuert. Ich verweise auf Lockheed und die Rolle, die die Bundesregierung dabei gespielt hat. Beim Bundeskanzler der SPD wird dagegen nachsichtig selbst dann geschwiegen oder vieles in Vergessenheit geraten lassen, wenn nicht nur vermutete, sondern durch das Bundesverfassungsgericht oder den Bundesrechnungshof eindeutig nachgewiesene Fälle oder gar Verfassungsverstöße beim Umgang mit dem Geld der deutschen Steuerzahler vorliegen. Einer der größten Finanzskandale steht uns allerdings erst noch bevor. Wir können uns beim NachHaase tragshaushalt nicht mit dem Blick auf 1980 begnügen, sondern müssen auch die Zukunft im Auge behalten, in der noch weit schwerwiegendere Probleme auf uns zukommen. Im Nachtragshaushalt mußten fast 2 Milliarden DM zusätzliche Bundesausgaben untergebracht werden. Es sind durchweg nach dem Stand der Gesetzgebung oder aus außenpolitischen Gründen unabweisbare und daher auch von der Opposition weitgehend gebilligte Ausgaben. Sie konnten ohne zusätzliche Verschuldung nur dadurch finanziert werden, daß gleichzeitig in wichtigen Bereichen — vor allem der Zukunftsvorsorge — massive und einschneidende Kürzungen erfolgten, beispielsweise beim Straßenbau, beim Kanalbau, bei der Entwicklungshilfe außerhalb der Türkei, bei der Rohstoffbevorratung, bei der Mittelstandsförderung, bei der Werfthilfe, Luftfahrttechnik, Sportförderung usw. Ungleich größere Opfer und Belastungen, die unmittelbar in den Taschen der Bürger spürbar werden, werden als Folge Ihrer verfehlten Finanzpolitik nach den Wahlen beschlossen werden, ganz gleich, wer am 5. Oktober obsiegt. Die Spatzen pfeifen es in Bonn doch schon von den Dächern, daß in den Amtsstuben Ihres Hauses, verehrter Herr Matthöfer, fieberhaft überlegt wird, welche gesetzlichen Leistungen nach der Wahl eingeschränkt und welche Steuern erhöht werden sollen. Um welche Zahlen es dabei geht, wird Herr Kollege Riedl hier noch im Detail erläutern. Nur einen kleinen Zipfel haben Sie bisher gelüftet. Mit der Ankündigung von Verbrauchsteuererhöhungen zum 1. Januar wurde nur die Spitze des Eisberges sichtbar gemacht — und das deshalb, weil Sie zum einen die Länder unter Druck setzen wollten und zum anderen die Verbrauchsteuererhöhungen noch in diesem Jahr, wenn auch erst kurz nach der Wahl, beschlossen werden müssen. Die EG-Beschlüsse waren für Herrn Matthöfer doch nur ein willkommener Vorwand, denn die Mehrkosten für die Entlastung Großbritanniens in Höhe von insgesamt 2,5 Milliarden DM, für zwei englische Rechnungsjahre geschuldet, werden erst in drei Raten von 1980 bis 1982 fällig und belasten den Bund im Jahresdurchschnitt summa summarum also mit etwa 800 Millionen DM. Diese Belastung kann für sich allein also niemals eine Mehrbelastung von Autofahrern und Bauern sowie die Erhöhung der Branntweinsteuer mit einem Volumen von insgesamt 1,7 Milliarden DM in jedem Jahre rechtfertigen. Das sollten wir bedenken. Ich habe durchaus Verständnis für das Bemühen des Herrn Bundesfinanzministers, von den Ländern mehr Geld in seine Kasse zu holen. (Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Er will den kleinen Mann schröpfen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)




Ich habe ebenso allerdings Verständnis für die Länder, die letztlich als Folge überzogener Programme und einer ständig ausufernden Gesetzgebung — ich denke nur an die 14 000 neuen Sozialhelfer und -pfleger, die Sie mit Ihrem famosen Jugendhilfegesetz unserer Jugend andienen wollten — ebenfalls eine drückende Schuldenlast zu tragen haben.

(Dr. Böhme [Freiburg] [SPD]: Das ist doch unglaublich!)

Es ist überhaupt nichts damit gewonnen, wenn im Bundeshaushalt die Löcher dadurch gestopft werden, daß in den Länderhaushalten neue Löcher aufgerissen werden. Dieser Meinung sind Sie doch letztlich auch.
Eine dauerhafte Gesundung der insgesamt kranken Staatsfinanzen läßt sich dadurch nicht erreichen, sondern erfordert vielmehr ein grundsätzliches Umdenken in Richtung auf eine dauerhafte Verringerung des Staatsanteils. Unter diesem Gesichtspunkt ist es ein vom Ansatz her falscher Weg, wenn der Finanzminister an die Spitze der Sanierungsbemühungen wieder eine neue Steuererhöhung stellt und durch diese mit der einen Hand teilweise wieder abkassiert, was er vorher mit der anderen Hand im Rahmen des Steuerpakets gewähren möchte.

(Hasinger [CDU/CSU]: So ist es!)

Das läßt für die Zukunft noch Schlimmes befürchten, wie auch ein Blick in das SPD-Wahlprogramm zeigt. Herr Matthöfer hat in einem Interview am 11. Juni 1980 im „Kölner Stadt-Anzeiger" auf die Frage „Kommen denn, abgesehen von der möglichen Erhöhung der beiden Verbrauchsteuern, weitere Belastungen auf den Bürger zur" geantwortet — ich zitiere —:
Ich wäre strikt dagegen. Die Belastung der Arbeitnehmer mit direkten Steuern und Abgaben ist zu hoch.
Aber nur einen Tag oder Stunden vor diesem Interview hatten Sie selbst, Herr Matthöfer, beim SPD-Parteitag einem Sozialprogramm Ihrer Freunde zugestimmt, wonach die Bemessungsgrenze der Sozialversicherung zu Lasten der Bezieher mittlerer Einkommen erhöht werden soll, die bisher abgabenfreien Lohnzuschläge, vor allem tarifliche Mehrarbeitszuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit schrittweise in die Rentenversicherungspflicht einzubeziehen sind und die investitions- und damit arbeitsplatzfeindliche Maschinensteuer eingeführt werden muß. Das ist ein besonders guter Beitrag der Sozialdemokratischen Partei zur Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Wie Sie nach so vielen Jahren Erfahrung mit Marktwirtschaft einen so groben Unfug verkünden können, ist mir selbst bei Ihnen ein Rätsel.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie haben doch eine ganze Reihe vernünftiger Ökonomen in Ihren Reihen. Daß das nicht verhindert werden konnte, verstehe ich nicht. Aber das sind Ihre Sorgen.
Das bedeutet zweifelsfrei weitere zusätzliche Belastungen für den Bürger, für die Arbeitnehmer, für die Betriebe. Die Widersprüchlichkeit Ihrer Aussagen beleuchtet schlagartig alles, was Sie zu verbergen haben. Auch das macht es notwendig, alsbald entsprechend unserem Antrag auf Drucksache



Haase (Kassel)

8/3978 (neu) nicht etwa einen neuen Finanzplan zu erarbeiten — das ist Sache der neuen Regierung nach der Wahl —, wohl aber Bundestag und Bundesrat eine umfassende und ungeschminkte finanzpolitische Bestandsaufnahme vorzulegen, in einzelnen und nicht nur in globalen Zahlen offenzulegen, welche Mehrbelastungen künftig auf uns zukommen, wie es das Gesetz verpflichtend vorschreibt.
Wie glauben Sie, verehrter Herr Matthöfer, ohne eine solche ehrliche Bestandsaufnahme erfolgreich mit den Ländern verhandeln zu können? Mit Beschimpfungen oder Pressionen können Sie das nicht erreichen, Herr Matthöfer. Hier müssen Sie den Ländern gegenüber die nüchternen Tatbestände auf den Tisch legen und nicht in Verunglimpfungen gegen die Bundesländer in der deutschen Öffentlichkeit laut werden.
Auch für die FDP hat unserer verehrter Kollege Hoppe noch am 27. März dieses Jahres eine solche Bestandsaufnahme gefordert und wörtlich erklärt — wieder einmal eines der goldenen Worte, Herr Hoppe, die wir uns zu unserem Nutzen immer merken —:
Die Diskussion zwischen Bundesregierung und -rat über die Neuverteilung der Steueranteile ist im Gange. Mit dem Prinzip Hoffnung
— sehr gut —
allein jedoch sind die Deckungslücken nicht zu schließen.
— Sehr gut. —
Um finanziell solide Entscheidungen fällen zu können, ist eine Bestandsaufnahme über die Finanzlage dringend erforderlich. Sie erscheint uns möglich und zweckmäßig, auch wenn letzte Einzelheiten derzeit noch nicht verfügbar sind.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Was ist dann geschehen?)

— Ich bin immer noch beim Zitat von Herrn Hoppe.
Eine Bestandsaufnahme setzt die Bereitschaft und den Mut voraus, deutlich politische Prioritäten zu setzen. Bis zur Stunde herrscht Unklarheit über die in Mark und Pfennig auszudrükkenden finanziellen Konsequenzen.
Diese Unklarheit herrscht im Regierungslager nach wie vor.
Wenn die FDP heute, entsprechend ihrer Haltung im Ausschuß, unserem Antrag, der voll den in der FDP-Erklärung verkündeten Grundsätzen entspricht, nicht zustimmt und damit die Regierung nicht zur Offenbarung zwingt, müssen Sie sich bei aller persönlichen Wertschätzung, verehrter Herr Hoppe, schon den Vorwurf gefallen lassen: Sie und Ihre Partei haben aus bloßer Koalitionsdisziplin wider eigene gute Einsicht und wider die von Ihnen zu Recht herausgestellten Interessen der Allgemeinheit gehandelt, Sie haben sich auch damit als eigenständische politische Kraft wieder einmal abgemeldet

(Beifall bei der CDU/CSU)

Abschließend sei folgendes bemerkt. Den einzelnen Positionen des Nachtrags können wir ganz überwiegend zustimmen. Wir unterstützen verstärkte Anstrengungen für die Landesverteidigung unserer Republik und für die Sicherung unserer militärischen und politischen Flanke in Nahost Aber den Nachtrag als Teil des Gesamthaushalts, als Ausdruck einer verfehlten Politik, die uns immer tiefer in Schulden, in höhere Steuern und Abgaben, in die Inflation und letztlich in die Not führen wird, lehnen wir ab.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU)


Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822400200
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Löffler.

Lothar Löffler (SPD):
Rede ID: ID0822400300
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenige Wochen, nachdem der Deutsche Bundestag den Haushaltsplan für 1980 verabschiedet hatte, kamen neue unabweisbare Mehrausgaben auf den Bund zu. Das erforderte die Vorlage eines Nachtragshaushalts. Das Gesamtvolumen dieser Mehrausgaben beläuft sich auf 1,84 Milliarden DM. Über diesen Nachtragshaushalt und über einige Aspekte, die damit zusammenhängen, möchte ich sprechen.
Mehr als die Hälfte, nämlich 51 %, dieser Summe entfällt auf Internationale Verpflichtungen, denen wir uns nicht entziehen wollen und denen wir uns auf Grund unserer Stellung in der Welt auch nicht entziehen können. Wir wollen uns diesen Verpflichtungen nicht entziehen, weil wir zusammen mit anderen unsere friedenserhaltende Funktion gerade in der jetzigen schwierigen politischen Weltlage erkennen und uns bemühen, gemeinsam mit unseren Verbündeten diese Funktion zum Wohl aller auszuüben, auch wenn es Geld kostet.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Richtig!)

Wir können uns dieser Funktion nicht entziehen, weil die Bundesrepublik — ohne daß wir uns überheben wollen — im westlichen Bündnis auf Grund ihrer Wirtschaftskraft und ihrer gesellschaftlichen Stabilität eine wichtige Rolle spielt.
Wenn ich die Rede von Herrn Haase richtig werte, müßten wir ja im westlichen Bündnis das Schlußlicht an Stabilität und Sicherheit sein. Aber wir stehen mit an der Spitze, Herr Haase. Das haben Sie bei Ihren Ausführungen vergessen.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Kolb [CDU/CSU]: Bei einer vereinigten Räuberbande! — Wehner [SPD]: Ihr nennt die NATO eine „Räuberbande"! — Kolb [CDU/ CSU]: Das galt der Regierung! — Wehner [SPD]: Ihr Zwischenruf ist typisch für Sie!)

Wir denken nicht daran, uns egoistisch auf unseren eigenen Vorteil zu beschränken. Wir wissen, daß in der Welt viel Not und Ungerechtigkeit herrschen. Im Gefolge dieser Not und Ungerechtigkeit treten nicht selten Unsicherheit, Hilflosigkeit und auch



Löffler
Gewalt auf. Unsere Aufgabe muß es sein, mit Verständnis und Takt gegenüber den anderen Völkern Hilfe zu bieten, wo immer diese Hilfe möglich ist und Aussicht auf Erfolg verspricht. Dabei darf nicht vergessen werden: Dauerhafter Frieden läßt sich nicht nur auf militärische Stärke gründen, sondern bedarf als wichtiger Voraussetzung auch des weitgehenden sozialen Friedens und der Respektierung der Menschenwürde.

(Kolb [CDU/CSU]: Aber auf Schulden steht er noch schlechter!)

Friedenserhaltung heißt aber für die Bundesrepublik zugleich Erhaltung der Verteidigungsfähigkeit des westlichen Bündnisses.
Der größte Teil der in diesem Nachtragshaushalt veranschlagten Mittel fließt der internationalen Hilfe für die Türkei zu. Diese Mittel sollen die wirtschaftliche Konsolidierung eines traditionell mit uns befreundeten Landes vorantreiben und gleichzeitig die Verteidigungskraft der NATO an einer politisch und strategisch sehr bedeutenden Stelle erhalten.
Mit der Verabschiedung des Nachtragshaushalts unterstützt die sozialdemokratische' Fraktion die Bemühungen der Bundesregierung um Hilfe zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme und zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit der Republik Türkei. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion verbindet mit dieser Hilfe die Erwartung, daß die türkische Regierung der Achtung der Menschenrechte besondere Aufmerksamkeit zuwendet, daß die wirtschaftliche Hilfe vorrangig zur Verbesserung der sozialen Lebensbedingungen der breiten Bevölkerungsschichten in der Türkei verwendet wird und daß die von der Bundesrepublik zur Verfügung gestellte Militärhilfe ausschließlich zur Erfüllung der NATO-Verpflichtungen der Republik Türkei verwendet wird.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Die Bundesregierung wird aufgefordert, die weiteren Verhandlungen mit der Republik Türkei im Sinne dieser Erwartung zu gestalten.
Wir wollen uns gegenüber anderen Nationen nicht als besserwisserischer Ratgeber aufspielen. Dazu sind wir sicherlich, wenn man die Geschichte unseres Landes in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts betrachtet, auch nicht besonders prädestiniert.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Richtig!)

Wir sind aber davon überzeugt, daß jede Nation das Recht haben muß, ihr Staatswesen nach eigenen politischen Vorstellungen entsprechend ihrer historischen Erfahrung und ihren religiösen Bekenntnissen zu gestalten.

(Glos [CDU/CSU]: Gilt das auch für die Türkei?)

Das wird von uns respektiert, wenn es, Herr Kollege Glos, Voraussetzungen für die Erhaltung des Friedens schafft, d. h. — nun passen Sie schön auf, Herr Glos, damit Sie etwas mitkriegen — wenn sich die Gestaltung der inneren Verhältnisse gewaltfrei voll-
zieht. Dem, Herr Glos, werden Sie ja wohl zustimmen können.

(Zuruf von der CDU/CSU: Und wie ist es mit der Sowjetunion?)

Rüstungshilfen an andere Länder sind von grundsätzlicher Problematik, für die wir eine besondere Sensibilität entwickelt haben. Die Bundesregierung hat sich in dieser Frage immer und in stärkerem Maße als andere Nationen bemüht, selbst auferlegte Regeln einzuhalten, um dem moralischen Aspekt — nach unserem Verständnis — und dem Gedanken der Friedenssicherung gleichermaßen Rechnung zu tragen. Aus diesem Grunde ist eindeutig festzuhalten, daß sich das, was wir für die Türkei tun, nicht gegen ein anderes Land richtet. Insbesondere soll dadurch keine Zwietracht gegenüber Griechenland geschürt werden.

(Beifall bei der SPD)

Diese Absicht wird dadurch unterstrichen, daß wir gleichzeitig mit der Türkei-Hilfe auch den Griechen unsere Hilfe zukommen lassen.
Ich komme jetzt auf einige Aspekte des Nachtragshaushaltes zu sprechen. Bundesregierung und Koalitionsfraktionen haben in den haushaltspolitischen Erklärungen der letzten Zeit unmißverständlich deutlich gemacht, daß eine Erhöhung der Nettokreditaufnahme über die im Finanzplan angegebenen Zahlen hinaus nicht in Frage kommt. Wir meinen es ernst mit der Konsolidierung. Das beweist auch dieser Nachtrag zum Bundeshaushalt.
Die Mehrausgaben werden ausschließlich durch Einsparungen an anderer Stelle gedeckt. Diese Einsparungen — das sei zugegeben — beschneiden unsere Gestaltungsmöglichkeiten im Innern, ohne daß allerdings schon, Herr Haase, der anspruchsvolle Begriff „Opfer" angebracht wäre. Spürbare Einschränkungen hingegen lassen sich nicht vermeiden. Diese Einschränkungen sind allerdings nicht nur auf den Nachtrag zurückzuführen, sondern auch auf die verhältnismäßig hohe globale Minderausgabe, die dieser Bundestag beschlossen hat und die der Finanzminister jetzt erwirtschaften muß. Das geht nicht ohne Eingriffe in den Haushaltsvollzug.
Ich bitte niemand um Verständnis für diese Maßnahme, weil ich davon überzeugt bin, daß in weitesten Kreisen der Bevölkerung und auch der Administration die Einsicht in das, was möglich und vernünftig ist, alle Regungen des Unmutes über diese Einschränkungen überdecken wird.
Der Bundesregierung und dem Parlament ist es gelungen, die Nettokreditaufnahme sogar noch geringfügig abzusenken. Damit sind wir finanzpolitisch noch nicht über den Berg der Probleme hinweg,

(Zuruf des Abg. Schröder [Lüneburg] [CDU/ CSU])

aber wir sind dabei, Herr Schröder, ihn zu bewältigen.

(Zuruf des Abg. Dr. Friedmann [CDU/ CSU])




Löffler
— Darauf komme ich noch zu sprechen, Herr Friedmann; bleiben Sie ruhig. — Dazu werden aber noch mehr Anstrengungen nötig sein, als wir bisher aufgebracht haben.
Aber diese Anstrengungen können sich nicht allein auf den Bund konzentrieren. Der Bund ist haushaltspolitisch nicht allmächtig. Das, sehr geehrter Herr Kollege Haase, ist in Ihrer Rede überhaupt nicht zum Ausdruck gekommen.

(Schröder [Lüneburg] [CDU/CSU]: Ihr seid doch sonst allmächtig!)

Die finanziellen Möglichkeiten des Bundes werden sowohl von der Europäischen Gemeinschaft als auch von den Bundesländern mit beeinflußt. Ich will das gar nicht beklagen; denn sowohl die EG als auch die Bundesländer dienen zwei wichtigen politischen Prinzipien. Die EG ist in der gesamten europäischen Geschichte die wichtigste und wirkungsvollste Einrichtung zur Überwindung des ausschließlich nationalen Denkens, das in seiner schärfsten Form viel Unglück über Europa gebracht hat. Darüber hinaus befähigt diese Gemeinschaft Europa, in einem immer stärkeren Maße eine friedenserhaltende Funktion in der Welt wahrzunehmen, wie sie die EG-Staaten in der Vereinzelung ohne diesen Zusammenschluß nicht wahrnehmen könnten.
Wir Sozialdemokraten waren immer für die Oberwindung nationaler Schranken und für die internationale Zusammenarbeit. Solidarität macht nach unserer Vorstellung nicht an den Grenzen halt.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Wir wenden uns auch nicht gegen den Föderalismus, weil wir wissen, daß es zur Sicherung der Freiheit und der Wohlfahrt gehört, daß die Entscheidungen möglichst nah am Bürger getroffen werden und nicht allein von zentralistischen Instanzen. Allerdings ist Föderalismus für uns nicht das Gegeneinander von Ländern und Bund um jeden Preis, sondern eine sinnvolle Kooperation. Das heißt, im Verhältnis zwischen Bund und Ländern sind nicht Muskelspiele, sondern Rationalität und gesamtstaatliche Verantwortung nötig. Diese Rationalität rechtfertigt einige kritische Bemerkungen nach beiden Seiten hin.
Am 30. Mai wurde ein Streit innerhalb der EG beigelegt, der sich an den hohen Finanzabführungen des Vereinigten Königreichs an die EG-Kasse entzündet hatte und der die Gemeinschaft immer stärker zu lähmen drohte. Dieser Kompromiß ist für die Bundesrepublik teuer. Dennoch wollen wir uns auch hier nicht unseren Verpflichtungen entziehen. Wir würden sie allerdings freudiger erfüllen, wenn wir wüßten, daß das Geld in der EG für sinnvollere Maßnahmen ausgegeben würde, als das gegenwärtig geschieht. Fast 80 % der EG-Ausgaben entfallen auf die Agrarpolitik.

(Glos [CDU/CSU]: Bauernfeind!)

— Wissen Sie, Herr Glos, Ihre Zwischenrufe zu ertragen, ist eine gute Schule für die philosophische Weisheit des Alters. Wer das kann, der steht wirklich jenseits von Gut und Böse. Insofern bin ich Ihnen immer dankbar, wenn Sie versuchen, mich zu reizen. Das ist für mich praktisch der Gradmesser, wie weit ich vorangeschritten bin in meiner Ruhe und Gelassenheit.

(Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Auf dem Weg zur Weisheit! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

— Es gibt allerdings einige Kollegen, Herr Dr. Friedmann, bei denen es zumindest zweifelhaft ist, ob sie sich auf dem Wege zur Weisheit befinden. Da gebe ich Ihnen recht.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Jeder Mensch ist besserungsfähig!)

Wir haben nichts dagegen, daß auch die europäischen Landwirte ein angemessenes Einkommen erzielen wollen, was in einer Industriegesellschaft nicht immer ganz leicht ist. Wir wenden uns allerdings dagegen, daß dieses Einkommen überwiegend durch einen Marktordnungsmechanismus erzielt werden soll, der zur Produktion von teuren Überschüssen anreizt.

(Zuruf des Abg. Schröder [Lüneburg] [CDU/ CSU])

Das System funktioniert etwa so: Wer verdienen will, muß Dinge produzieren, die in dieser Menge nicht gebraucht und deshalb auch nicht gekauft werden, sondern durch Intervention und Lagerhaltung unvorstellbar hohe Kosten verursachen. Das Geld könnte für andere Aufgaben besser ausgegeben werden, die auf Dauer auch mehr Nutzen für die Menschen in der EG brächten, auch mehr Nutzen für die europäischen Bauern.
Wir begrüßen es deshalb, daß in dem Brüsseler Kompromißpaket auch der Auftrag an die Kommission steckt, bis zum Juni 1981 Vorschläge zu erarbeiten, wie die Agrarüberschüsse in der EG abgebaut werden können und wie der Anstieg der Agrarausgaben drastisch gebremst werden kann.
Schnelle und leichte Lösungen wird es nicht geben. Die soziale Stabilität ganzer Regionen in der EG hängt von der Lösung dieser Frage ab. Diejenigen, die sich in diesem Hause schon länger mit den Fragen der EG-Agrarpolitik beschäftigen, kennen die Probleme, die sich nicht im Hauruckverfahren lösen lassen.
Die Bundesregierung möge allerdings dafür sorgen, daß die Richtung, die nach dem 1. Juni 1981 eingeschlagen wird, stimmt. Bisher haben sich die Staaten der EG in dieser Frage immer von Kompromiß zu Kompromiß gehangelt, um Zeit zu gewinnen. Diese Politik des ständigen Kompromisses, ohne daß die dadurch gewonnene Zeit sinnvoll genutzt wurde, muß jetzt ein absehbares Ende haben.
Die Bundesregierung hat dargelegt, wie sie die 2,5 Milliarden DM, die wir zur Verminderung der britischen Zahlungen beisteuern, finanzieren will. Wenn die Länder bei der schon überfälligen Neufestsetzung der Anteile am Umsatzsteueraufkommen dein Bund nicht entgegenkommen, sind Erhöhungen der Mineralöl- und Branntweinsteuer unausweichlich.




Löffler
Damit habe ich die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern angesprochen. Vorweg eine Feststellung. Der Bund ist nicht der finanzielle Kostgänger der Länder, wie einige das glauben machen möchten. Nach Art. 106 des Grundgesetzes haben der Bund und die Länder gleichmäßig Anspruch auf Deckung ihrer notwendigen Ausgaben.
Wie sieht es nun mit diesem gleichmäßigen Anspruch aus? Statt Polemik zur Abwechslung einmal ein paar Zahlen. Von 1971 bis 1979 ist der Anteil der Umsatzsteuer, der auf die Länder entfällt, um 111 % gestiegen — das ist eine Zahl, die sich leicht merken läßt, weil es drei Einsen sind —, hat sich also mehr als verdoppelt. Der Anteil des Bundes hat sich hingegen nur um 66% erhöht. Wo bleibt da bei aller Sachlichkeit der gleichmäßige Anspruch?

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Der Bund hat die Länder und die Gemeinden belastet!)

— Verbal, lieber Herr Dr. Friedmann, erkennen die Länder, auch die von der Union regierten, zwar die höheren Aufwendungen des Bundes für seine internationalen Verpflichtungen an, aber sie sträuben sich, dem Bund zu geben, was des Bundes ist.

(Beifall bei der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Weil der Bund sie belastet hat, Herr Löffler!)

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Satz ein, den ich hier vor längerer Zeit gesagt habe — ich wiederhole ihn —: Der Bund ist keine Kuh, die unzureichend gefüttert und schlecht behandelt wird und von der man aber stets steigende Erträge erwartet.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

So können die finanziellen Beziehungen zwischen Bund und Ländern nicht laufen.
Wer die gesamtstaatlichen Instanzen durch die Verweigerung von Mitteln in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben hindert, schadet dem Ganzen und damit sich selbst. Wer polemischen Grabenkrieg dem rationalen Handeln vorzieht, will unbestreitbare Tatsachen verdecken, und wer partikulare Interessen der gesamtstaatlichen Verantwortung vorzieht, sät den Zweifel an unserer Ordnung aus.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Der Bund will auch noch die Länderfinanzen kaputtmachen! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

Herr Kollege Haase und auch einige andere Finanzpolitiker der Union haben wieder einmal versucht, die verfehlte Finanzpolitik des Bundes auf die Hörner zu nehmen. Nur eines gelingt Ihnen dabei nicht, Herr Haase: den Nachweis zu erbringen, daß eine verfehlte Finanzpolitik dazu geführt hat, daß die Infrastruktur unseres Landes vorbildlich ist, daß die Menschen noch nie so gut gelebt haben wie gegenwärtig und daß die Rentner einen gesicherten schönen Lebensabend frei von sozialer Not verbringen können.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Zu Lasten der Kinder!)

Wie das alles mit der verfehlten Finanzpolitik auf einen Nenner zu bringen ist, können Sie hier nicht erklären, und das können Sie auch dem Bürger nicht erklären. Das ist Ihre Schwierigkeit.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Kolb [CDU/CSU]: Auch die junge Generation zweifelt, wenn sie es bezahlen muß! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Wenn Sie nämlich ehrlich sind, dann sieht das mit der angeblich verfehlten Finanzpolitik etwas anders aus.
Da lese ich doch in der „Welt" vom 11. Juni 1980, wie die CDU Steuersenkung und Familienhilfe finanzieren will. Der Inhalt dieses Artikels ist — kurz gesagt — folgender: Das Programm der CDU/CSU zur Steuersenkung, zur Familienhilfe und zum Abbau der Staatsverschuldung ist verhältnismäßig leicht finanzierbar. Warum? — frage ich jetzt —, weil diese Regierung eine Wirtschafts- und Finanzpolitik betrieben hat, die eine feste Grundlage für alles staatliche Handeln der Zukunft darstellt.

(Kolb [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selbst nicht mehr!)

Auf solch einem Fundament

(Kolb [CDU/CSU]: Das Fundament ist auf Sand gebaut!)

kann man leicht Versprechungen abgeben; nur widersprechen Sie sich damit in Ihren finanzpolitischen Äußerungen.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie haben sich zu Lasten der Zukunft verschuldet!)

Gestern hat Herr Strauß erklärt, der Name Schmidt sei identisch mit unsolider Finanzpolitik.

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Genauso ist es!)

— Sie müssen nun nicht in jede Falle hineinlaufen, sondern sollten sich vielleicht ein paar Formulierungen einfallen lassen, bei denen auch die Bürger klatschen können.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wir haben für Herrn Strauß geklatscht! Das ist kein Fehler!)

Aber Sie haben damit einen guten Beweis erbracht, d. h. Herr Strauß hat den Beweis erbracht, und Sie pflichten ihm bei. Mit diesem Wort hat die Polemik ein Niveau erreicht, bei dem Retourkutschen zwar ganz leicht wären — wenn man z. B. alles nennen wollte, wofür der Name Strauß gut stehen könnte —, aber intellektuelle Redlichkeit und der Respekt vor der Einsichtsfähigkeit unserer Bürger hindern mich daran, auf solch eine billige Weise eine wichtige Frage unseres Staates zu behandeln. Das überlasse ich Ihnen.

(Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Und die Schmutzfinken draußen?)




Löffler
Wer regieren will, muß einsehbare Alternativen aufzeigen. Diese einsehbaren Alternativen aber sind nicht vorhanden.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Wir haben euch eine gesunde Kasse hinterlassen; ihr habt sie ausgeplündert!)

Sie sind auch in den Ausführungen des niedersächsischen Ministerpräsidenten nicht vorhanden, der am gestrigen Tag ungeschminkt angekündigt hat — ich zitiere die „Welt" —, „solange der Bund keine Klarheit über die Finanzen schaffe, werde es keine neuen Gesetze geben, die den Bundesrat passierten".

(Sehr gut! bei der CDU/CSU)

Eine etwas eigenartige Vorstellung von kooperativem Föderalismus

(Lachen bei der CDU/CSU)

und eine etwas eigenartige Vorstellung von der Funktion des vom Volke gewählten und in der Verfassung festgelegten Gesetzgebers in diesem Staate!

(Zuruf von der CDU/CSU: Sie verwechseln Kooperation mit Erpressung!)

Das ist keine Alternative, sondern bestenfalls Sonthofen im kühlen Schein des Nordlichtes, Sonthofen, aufgearbeitet für die Lüneburger Heide und umliegende Ortschaften und Landschaften.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Und ihr macht das Wetter dazu: höhere Schulden!)

Herr Haase konnte es sich nicht verkneifen, einige neue Themen hochzuziehen. Weil er nämlich gegenwärtig wirklich kein finanzpolitisches Thema findet, über das er mit uns ernsthaft kritisch diskutieren könnte,

(Lachen bei der CDU/CSU)

zieht er nun ein paar Themen an Land, die noch gar nicht da sind. So fängt er z. B. an, über die große Gefahr der Inflation zu reden, über Devisenzwangswirtschaft und über ein paar andere Dinge. Natürlich vergißt er auch nicht, darauf hinzuweisen, daß das alles eben auf Sozialismus zurückzuführen ist. — Lieber Herr Haase, wenn Sie von Sozialismus sprechen, dann wird mir immer ein bißchen schmerzhaft bewußt, daß „Sozialismus" ein Fremdwort ist und daß viele, die es benutzen — so hat es einmal Kurt Schumacher gesagt —, nicht buchstabieren können. Ich fürchte fast, Sie gehören auch dazu.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Jeder auf seine Art!)

Wie sieht es nun mit der Inflation und der angeblichen sozialistischen Mißwirtschaft aus? Die Preissteigerungsraten in Italien betragen mehr als 20%. Frage, Herr Haase — eine ganz ruhige, sachliche Frage —: Ausfluß sozialistischer Mißwirtschaft? — Er antwortet nicht, gut.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Wieso? Dort in Italien sind die Sozis doch auch in der Regierung!)

Großbritannien hat eine Preissteigerungsrate von 19,1 %. Frage, Herr Haase: Folge sozialistischer Mißwirtschaft?

(Zurufe von der CDU/CSU: Ja!) USA 14,1 % Steigerungsrate, Frankreich 13,4%.


(Hasinger [CDU/CSU]: Andere Berechnung!)

Lieber Herr Haase, Sie müssen sich schon etwas anderes einfallen lassen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es muß doch möglich sein, auch in Wahlkampfzeiten zu einer sachlichen Aussprache, zu einer sachlichen Übereinkunft zu kommen.

(Glos [CDU/CSU]: Sie sind ein Beispiel dafür!)

Die Bürger erwarten das, sie erwarten es zu Recht.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Dann tun Sie es mall Polemisieren Sie doch nicht!)

Es bringt Ihnen doch sowieso nichts.

(Glos [CDU/CSU]: Sagen Sie das dem, der Ihnen diese Rede aufgeschrieben hat!)

— Wissen Sie, lieber Herr Kollege Glos, ich schreibe mir meine Reden selber — im Gegensatz zu Ihnen. Bei Ihnen merkt man das. Lieber Herr Glos, ich bin ein alter Lehrer,

(Hasinger [CDU/CSU]: Oberlehrer?)

ich weiß haargenau, ob jemand seinen eigenen Text vorliest oder einen vorfabrizierten Text. Dann stimmen nämlich Text und Tonfall nicht überein.

(Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Jetzt ist aber die Gelassenheit weg!)

— Doch, mein lieber Kollege Riedl, das ist Gelassenheit.

(Zuruf von der CDU/CSU: Oberlehrerhaft! — Glos [CDU/CSU]: Sie haben doch gesagt, wir sollten sachlich debattieren!)

— Natürlich. Es bringt ja für Sie sowieso nichts, wenn Sie auf Nebenkampfplätze ausweichen, wohl weil Sie ahnen, daß Sie auf dem Hauptkampfplatz keinen Blumentopf gewinnen können. Aber es bringt für Sie wirklich nichts, glauben Sie es mir.
Ich fasse zusammen: Die Bundesregierung und die sie tragende Koalition erfüllen nach wie vor ihre finanziellen Verpflichtungen nach außen und nach innen. Dabei haben Maßnahmen, die Voraussetzungen für den Frieden schaffen, jetzt Vorrang. Der Nachtragsetat wird finanziert, ohne die Nettokreditaufnahme zu erhöhen. Die notwendigen Mehrausgaben gleichen sich mit Ausgabenkürzungen aus. Damit ist der Nachtrag zum Bundeshaushalt ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Konsolidierung.

(Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Nicht zu fassen! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Das ist Hohn!)




Löffler
Bei aller Anerkennung der politischen Prinzipien, die sich im Föderalismus unseres Staates und in der EG zeigen, muß der Bund bei der Regelung der gegenseitigen Finanzfragen darauf achten, daß er politisch voll handlungsfähig bleibt.

(Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Das ist er doch nicht!)

Im Hinblick auf die EG gilt besonders: Die gesamte Finanzmasse, die der Bürger aufbringt, muß einer strengen Prioritätensetzung unterliegen. Es geht nicht an, daß Teile von ihr automatischen Regelungen unterworfen werden, die von der Mehrheit der Bürger politisch nicht gebilligt werden.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Wie die Zahlungen nach Osten, die Milliarden!)

Die Finanzpolitik war in den letzten Jahren erfolgreich. Sie hat zur Stabilität im Innern erheblich beigetragen und uns in die Lage versetzt, auch für die äußere Stabilität einen bedeutenden Beitrag zu leisten. Wir sind sicher, daß der Bürger unsere finanzpolitischen Argumente würdigt und uns die Gelegenheit zur Fortsetzung dieser Politik geben wird.
Die Sozialdemokratische Partei stimmt dem Nachtragshaushalt zu. — Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822400400
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hoppe.

Hans-Günter Hoppe (FDP):
Rede ID: ID0822400500
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Haase hat versucht, Stimmung in das Haus zu bringen.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Nachdem er Sie zitiert hat! — Dr. Langner [CDU/CSU]: Jetzt verderben Sie es mit ihm nicht!)

Aber, meine Damen und Herren, was wir brauchen, ist nicht Stimmung, sondern die Finanzen müssen stimmen.

(Beifall bei der FDP und der SPD — Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, so unstimmig sind die Zahlen des Nachtragshaushalts 1980 nun wirklich nicht.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Widerrufen Sie sich damit?)

Bundesregierung und Parlament haben ihre Ankündigung wahrgemacht, den Nettokreditbedarf angesichts der Zins- und Verschuldungsproblematik nicht zu erhöhen. Die Mehrausgaben werden nicht durch höhere Kredite finanziert, sie sind durch Kürzungen ausgeglichen worden. Und nun stellt sich der Kollege Haase hier hin und kritisiert diesen Kürzungsvorgang! Meine Damen und Herren, wer das tut, ist zur Konsolidierung des Bundeshaushaltes unfähig.

(Beifall bei der FDP und der SPD Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die Gesamtfinanzen haben wir kritisiert!)

Meine Damen und Herren, es ist ein erfreuliches Ergebnis, daß die Kreditlinie gehalten werden konnte.

(Kolb [CDU/CSU]: Aber die Schulden werden trotzdem mehr!)

Aber wir sollten uns nicht einreden, daß damit alle Probleme gelöst und die Sorgen aus der Welt seien.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: 24 Milliarden DM Schulden im Jahr!)

Es wäre sogar ein folgenschwerer Irrtum, wenn sich jetzt in Parlament und Öffentlichkeit der Eindruck festsetzen würde, daß die Taschen des Staates so leer doch wohl nicht seien, da es immer wieder gelingt, für neue Ausgaben und neue Aufgaben finanzielle Lösungen hervorzuzaubern. Es ist längst an der Zeit, solche illusionären Hoffnungen endlich zu zerstören; die Fakten zwingen uns dazu.

(Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Aha!)

Meine Damen und Herren, der finanzielle Handlungsspielraum, der zur Anpreisung neuer und sicher auch wünschenswerter Aufgaben fortlaufend unterstellt wird, ist nicht vorhanden. Wir müssen ihn uns erst wieder mühsam schaffen. Es wäre unverantwortlich, ließen wir uns zu einer Ausgabenpolitik verleiten, die dem als absolut vorrangig erklärten Ziel der Haushaltskonsolidierung zuwiderlaufen würde.
Wir waren uns klar darüber, daß der Bund von den Lasten befreit werden muß, die er sich als Konjunkturlokomotive der letzten Jahre im Interesse der Sicherung von Arbeitsplätzen aufgebürdet hat.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Ein falscher Weg!)

Soweit sich in Phasen wirtschaftlicher Rezession ein solcher Handlungsbedarf ergab, konnte auch die Verschuldungspolitik nicht umstritten sein. Wir haben uns ja schließlich nicht mutwillig — wider jede wirtschaftliche und finanzpolitische Vernunft — in Schulden gestürzt.

(Kolb [CDU/CSU]: Und weshalb verschulden wir uns jetzt?)

Die Gegensteuerung war notwendig und ist, wie der internationale Vergleich auch deutlich macht, überaus wirksam gewesen.

(Beifall bei der FDP — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Warum dann in diesem Jahr?)

Sie erfolgte darüber hinaus stets im Einvernehmen mit dem Sachverständigenrat und der Deutschen Bundesbank.
Aber mögen die Gründe dafür auch noch so stichhaltig gewesen sein, eine Erkenntnis ist nicht aus der Welt zu schaffen: Wer die Fähigkeit behalten will, in der Not staatliche Mittel helfend einzusetzen, muß auch den Willen und die Kraft bewahren, beizeiten dafür Vorsorge zu treffen, und das heißt:



Hoppe
Abbau von Schulden und Sparen bei den Ausgaben zur rechten Zeit.

(Beifall bei der FDP — Kolb [CDU/CSU]:Sie vermehren sie doch!)

— Herr Kollege, Sie kriegen doch die Antwort. Mit Ihrer lamentierenden Position über Kürzungen haben Sie bei Gott nicht geholfen.

(Beifall bei der FDP)

Daß wir nach der erzwungenen Defizitpolitik jetzt so überstrapaziert wirken, liegt nicht zuletzt daran, daß die öffentlichen Haushalte seit Jahren an einem Haushaltsstrukturdefizit von über 20 Milliarden DM kranken. Auf den Bund entfallen davon, wie wir wissen, rund 12 Milliarden DM. Wenn wir diesen ungesunden Zustand nicht endlich beheben, wie es die Sachverständigen immer wieder angemahnt haben, dann werden wir uns ein chronisches Leiden zuziehen, das für die Staatsfinanzen auf Dauer gefährlich ist.

(Beifall bei der FDP — Beifall bei der CDU/ CSU — Glos [CDU/CSU]: Warum ist es soweit gekommen?)

Es ist unerhört schwer, dies allen plausibel zu machen. Das gilt für meine Partei und Fraktion genauso wie für den ganzen Bundestag und die Öffentlichkeit.
Hinzu kommt, daß diese Einsicht dann schwer zu vermitteln ist, wenn es andererseits so aussieht, als seien neue Ausgaben immer wieder finanzierbar. Dabei hat das in diesem Umfang von allen Fraktionen des Deutschen Bundestages als notwendig angesehene Steuerentlastungspaket den wachen Sinn für sparsame Haushaltsführung nicht besonders geschärft. Und doch ist die Tarifkorrektur unumgänglich, um nicht Leistungskraft und Leistungswillen zu ersticken. Dieser Steuerverzicht ist einfach überfällig. Allerdings darf davon nun keine stimulierende Wirkung auf neue Pläne und finanzträchtigen Ideenreichtum ausgehen. Wer noch nicht glauben wollte, daß mit den steuer- und familienpolitischen Maßnahmen die Grenzen der Belastbarkeit erreicht sind, dem sollte dies spätestens durch den Beschluß des Bundeskabinetts vom 4. Juni dieses Jahres klargeworden sein.
Herr Kollege Haase, wenn Sie auf meine Forderung nach finanzieller Bestandsaufnahme abheben, dann verschweigen Sie dabei, daß ich diese Forderung im Zusammenhang mit der großen finanzpolitischen Entscheidung über das Steuerpaket gestellt habe. Denn Ich meinte, bevor Bundestag und Bundesrat eine solche Verantwortung übernehmen, sollten sie die finanzpolitische Gesamtschau parat haben, um auch abwägen und entscheiden zu können.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Richtig!)

Damals haben Sie mir die Unterstützung, die Sie heute nachliefern, nicht gegeben. Damals hätte auch Sie eine solche Bestandsaufnahme offenbar nur gestört.

(Beifall bei der FDP)

Das jetzt zu fordern, wo die finanzpolitischen Entscheidungen dieser Legislaturperiode gefallen sind, ist doch einfach Schaum, der hier produziert wird.

(Beifall bei der FDP)

Darüber hinaus hat der Bundesfinanzminister im Zusammenhang mit den Beratungen des Nachtragsetats im Haushaltsausschuß das vorgetragen, was aus gegenwärtiger Sicht dazu zu sagen ist.
Die Zustimmung zu den Brüsseler Beschlüssen verband die Bundesregierung mit der Feststellung, daß die wachsenden Belastungen im Bundeshaushalt nicht mehr aus der zur Verfügung stehenden Finanzmasse . gedeckt werden können. Für den Fall, daß der Anteil des Bundes bei der Neufestsetzung der Mehrwertsteuer nicht aufgestockt wird, hat das Kabinett die Erhöhung von Verbrauchssteuern angekündigt. Wenn es im Zusammenhang mit dieser Thematik überhaupt etwas Erfreuliches zu berichten gibt, dann die von der Bundesregierung konstatierte Zustimmung aller Bundestagsfraktionen zu den Brüsseler Beschlüssen. Vor Tische hatte man es bei einer Fraktion noch anders gelesen. Die Dissonanzen sind inzwischen verklungen und die Aufwallungen gegen Europa hoffentlich verebbt.

(Zuruf von der CDU/CSU)

Was die Finanzierung der immer drückender werdenden außenpolitischen Verpflichtungen angeht, so werden die Bundesländer ihren Anteil an der soliden Finanzierung des deutschen Beitrages nicht verweigern können. Die für 1981 anstehende Neuverteilung des Umsatzsteueraufkommens gibt Gelegenheit, das Verfassungsgebot des Art. 106 unseres Grundgesetzes in gesamtstaatlicher Verantwortung zu begreifen und zu erfüllen. Der Meinungsstreit zwischen Bund und Ländern sollte dabei allerdings nicht als Ringkampf im freien Stil ausgetragen werden. Catsch-as-catsch-can ist sowieso keine empfehlenswerte politische Spielart. Ganz sicher wird man damit aber in der Finanzpolitik nicht zum gewünschten Erfolg kommen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Wer sind denn die Catcher!)

Meine Damen und Herren, es darf auch nicht übersehen werden, daß der gewiß unbefriedigende, aber jetzt noch geltende Verteilungsschlüssel vom Bundeskanzler und den Ministerpräsidenten vereinbart wurde.

(Zuruf von der CDU/CSU: Und Herrn Posser!)

Für seinen damaligen Finanzminister war dieser Augenblick keine besonders glückliche Stunde. Auch die Länder werden sich jetzt darüber im klaren sein, daß die anstehende Neuverteilung mit Zugeständnissen an den Bund einhergehen muß. Sie können sich ihrer Verantwortung schließlich nicht entziehen und müssen zur Herstellung einer geordneten Finanzwirtschaft beitragen,

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)

dies um so mehr, als es die Länder sind, die unsere
internationale Verpflichtung nicht nur in ihren poli-
tischen Aussagen unterstützen, sondern die sogar



Hoppe
noch mehr an Engagement auf all diesen Feldern fordern.
Meine Damen und Herren, ein Schlaglicht auf die angespannte Haushaltslage hat die von der Bundesregierung angekündigte Möglichkeit von Steuererhöhungen geworfen. Nun kann und sollte sich .eigentlich niemand mehr noch etwas vormachen; denn von unpopulären Steuererhöhungen in einem Augenblick zu sprechen, in dem das Steuerentlastungspaket noch beraten wird, mutet wirklich wie eine kalte Dusche an. Dennoch hat sich die Bundesregierung zu dieser unpopulären Entscheidung genötigt gesehen. Wir haben harte Jahre vor uns. Dies muß ganz fest ins öffentliche Bewußtsein gebracht werden, und zwar nicht nur durch Worte, sondern auch durch entschlossenes Handeln.

(Kolb [CDU/CSU]: Weil wir die Schulden der 70er Jahre zu bezahlen haben, Herr Hoppe!)

Ich bin ganz sicher, daß die große Mehrheit der Bürger dies lieber sieht als Schönfärberei.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD — Hasinger [CDU/CSU]: Wie es die Bundesregierung tut! — Kolb [CDU/CSU]: Wer färbt denn schön?)

Die Kabinettsentscheidung vom 4. Juni hat, wie mir scheint, gerade die Dringlichkeit der Konsolidierung des Bundeshaushalts unterstrichen. Und zu Recht hat der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung am Dienstag festgestellt, daß eine stabile Finanzwirtschaft ein Eckpfeiler für unsere Friedensverantwortung in Europa ist.

(Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU])

Benötigt wird in der Tat eine stabile Finanzwirtschaft, um unsere innen- und außenpolitischen Aufgaben in Zukunft gleichermaßen erfüllen zu können. Erreichen werden wir dies nur durch drastische Kürzungen der Staatsausgaben,

(Kolb [CDU/CSU]: So ist es!)

und das ist nur dann zu schaffen, wenn wir bei den Subventionen hart zupacken.
Meine Damen und Herren, dabei müssen wir endlich aus der Phase der Absichtserklärungen herauskommen.

(Zuruf von der CDU/CDU: So ist es!)

Es sind genug Sprechblasen produziert; jetzt müssen Roß und Reiter genannt werden.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD — Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Fangen Sie einmal an!)

— Aber meine verehrten Kollegen, vor dem 5. Oktober ist daran wohl nicht ernsthaft zu denken.

(Kolb [CDU/CSU]: Wir erwarten ja Ihre Vorschläge!)

— Dazu sage ich Ihnen folgendes: Jeder von uns sollte sich einmal im Kreis der eigenen Fraktion umsehen, und jeder sollte sein eigenes Verhalten noch einmal kritisch prüfen. Dann wissen Sie, warum die Voraussetzungen vor dem Wahltag fehlen. — Geben
ist immer noch seliger und deshalb werbewirksamer als Zupacken und Nehmen.

(Kolb [CDU/CSU]: Sie gehen also auch auf Tauchstation? — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wer regiert?)

Meine Damen und Herren, wir müssen unmittelbar nach der Bundestagswahl an diese Arbeit gehen. Ich möchte den Präsidenten der Deutschen Bundesbank ermuntern,

(Zuruf von der CDU/CSU: Die sollen es machen!)

zusammen mit seinem Direktorium die Vertreter der Parteien aus Bundestag und Bundesrat einzuladen, damit wir diese gesamtstaatliche Aufgabe auch gemeinsam angehen und meistern können.

(Kolb [CDU/CSU]: Nach dem Motto „Hannemann, geh du voran'!)

— Nein, nicht nach diesem Motto, sondern nach den guten Erfahrungen, die wir mit der Berlin-Kommission gemacht haben. Wir dürfen darauf hoffen, daß die Bereitschaft dazu bei allen Parteien vorhanden ist. Unter der Moderation der kompetenten Bundesbank sollte es gelingen, die dringend gebotene Sanierung der Staatsfinanzen gemeinsam in den Griff zu bekommen.

(Kolb [CDU/CSU]: Wer hat es dahin gebracht? Und wir sollen gemeinsam mithelfen, das wieder in Ordnung zu bringen?)

— Meine Damen und Herren, tun Sie doch nicht so, als wüßten Sie nicht aus eigenen leidvollen parlamentarischen Erfahrungen, daß die interfraktionelle Zusammenarbeit bei der Erfindung von Subventionen glänzend funktioniert, daß wir uns aber stets gegenseitig in den Rücken fallen, wenn mit dem Subventionsabbau Ernst gemacht werden soll.

(Sehr wahr! bei der SPD)

Und dabei wird nicht nur eine Fraktion gegen die andere bemüht,

(Zuruf von der CDU/CSU: Das können Sie doch gar nicht so sagen!)

sondern die Interessengruppen, die eine solche Diskussion stoppen, sitzen in ausreichender Zahl in jeder Fraktion.

(Beifall bei der FDP — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Hier geht es um politische Entscheidungen! Die werden hier getroffen!)

Meine Damen und Herren, der Finanzminister legt Ihnen ja jedes Jahr den Subventionsbericht vor, und was machen Sie damit? Sie jammern und weinen, aber in Wirklichkeit klopfen Sie sich selbst — mehr oder weniger verschämt, manchmal aber auch mehr oder weniger begeistert — auf die Schultern, und weisen bei Ihrer Klientel darauf hin, was Sie als Veranlasser von Wohltaten davon zustande gebracht haben.

(Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, das ist das Spiel, das wir gemeinsam betrieben haben. Damit sind wir bei



Hoppe
dem jetzigen Zustand der Staatsfinanzen gelandet, und deshalb ist Umkehr nötig.

(Kolb [CDU/CSU]: Wie oft haben Sie sich denn auf die Schultern geklopft? — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wer regiert?)

Das Bundesfinanzministerium leistet dafür seine Vorarbeit mit den nachdrücklichen Bemühungen, die Neuverschuldung in Grenzen zu halten.

Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822400600
Herr Abgeordneter Hoppe, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Häfele?

Hans-Günter Hoppe (FDP):
Rede ID: ID0822400700
Bitte schön.

Dr. Hansjörg Häfele (CDU):
Rede ID: ID0822400800
Herr Hoppe, darf ich Sie fragen: Wer hat in der Bundesrepublik Deutschland seit 1969 die Regierungsverantwortung in der Bundesregierung?

(Zustimmung bei der CDU/CSU — Zuruf von der FDP: Wissen Sie das immer noch nicht?)


Hans-Günter Hoppe (FDP):
Rede ID: ID0822400900
Verehrter Herr Häfele, Gott sei Dank die sozialliberale Koalition,

(Beifall bei der FDP und der SPD — Lachen bei der CDU/CSU — Kolb [CDU/CSU]: Wer hat die Schulden gemacht?)

denn der Zustand und Zuschnitt dieses Landes

(Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Ist fürchterlich!)

ist so, daß, wie Sie ja leider wissen — das „leider" ist auf Ihre eigenen Chancen bezogen —, die breite Mehrheit dieser Politik mit großer Zustimmung beitritt und wünscht, daß diese Politik fortgesetzt wird.

(Zustimmung bei der FDP und der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Auf Kosten der Zukunft!)

Meine Damen und Herren, ich möchte zu der Aufgabe zurückkehren, die ich für die nächsten Jahre nun wahrlich für vordringlich halte. Ich sage noch einmal, daß der Bundesfinanzminister und die Bundesregierung sich bemühen, hier den ersten Schritt zu tun und die Neuverschuldung in Grenzen zu halten. Der Bundesfinanzminister hat immer wieder beteuert, daß die Marke der mittelfristigen Finanzplanung von 27 Milliarden DM für 1981 auf keinen Fall überschritten werde. Schon im vergangenen Jahr war aus dem Bundesfinanzministerium die Warnung zu hören: Vernachlässigen wir die Absenkung der Finanzierungsdefizite in konjunkturell guten Zeiten, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die politische Gestaltungsfähigkeit leidet und die Manövriermasse kleiner wird. Von dieser Zielvorgabe darf nicht mehr abgewichen werden.

(Kolb [CDU/CSU]: Weshalb erhöhen wir jetzt die Defizite, Herr Hoppe?)

— Verehrter Herr Kollege, Sie würde ich das nächstemal gern im Haushaltsausschuß des Deutschen
Bundestages sehen, damit Sie diese Politik dort aktiv fördern und unterstützen können.

(Beifall bei der FDP — Kolb [CDU/CSU]: Das ist keine Antwort auf meine Frage, Herr Kollege!)

Meine Damen und Herren, aber ich muß leider darauf hinweisen —: Noch wachsen Zinsen und Schulden weiter.

(Kolb [CDU/CSU]: Genau das ist es!)

Genau diese Entwicklung muß gestoppt und der Prozeß der Umkehr eingeleitet werden. Ich hoffe, daß es nicht als Marotte von mir empfunden wird, wenn ich erneut so nachdrücklich auf einer Politik der Haushaltskonsolidierung bestehe. Wir Freien Demokraten sind jedenfalls nicht bereit, die wachsenden Staatsschulden als unausweichlich, geradezu schicksalhaft hinzunehmen.
Auch finanzwissenschaftliche Kreislauftheorien werden die Besorgnis gegenüber einer großzügigen Defizitpolitik nicht einschläfern.

(Abg. Kolb [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822401000
Herr Abgeordneter Hoppe — —

Hans-Günter Hoppe (FDP):
Rede ID: ID0822401100
Nein, ich möchte jetzt zum Schluß kommen.
Meine Damen und Herren, bei der Schuldenhöhe des Bundes und dem Zinsdruck dürfen uns noch so schöne Theorien nicht dazu verführen, in der Kreditfinanzierung den bequemen Ausgleich und Ausweg zu sehen. Die diesem Vorgang schon jetzt innewohnende Dynamik ist nicht unbedenklich. Wir können den für die Finanzpolitik notwendigen Handlungsspielraum eben nur dann zurückgewinnen, wenn wir diesen Trend brechen. Hier tickt tatsächlich eine Zeitbombe, die wir entschärfen müssen. Sonst, meine Damen und Herren, könnte es eines Tages geschehen, daß die Verschuldung des Staates zwar immer noch wissenschaftlich begründbar ist, daß die Folgen dieser Finanzpolitik aber praktisch nicht mehr beherrschbar sind.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: So ist es doch jetzt schon!)

Bleiben wir deshalb auf dem Boden der Tatsachen. Treiben wir Haushaltspolitik im Interesse des Staates und der Steuerzahler nach Adam Riese! Wir können nicht länger über den Zahlen schweben wie der liebe Gott über den Wolken. Treten wir

(Zuruf des Abg. Schmitz [Baesweiler] [CDU/ CSU])

— und das gilt auch für Sie, Herr Schmitz — neuen Forderungen und neuen Ansprüchen konsequent entgegen!

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD)


Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822401200
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Finanzen.

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822401300
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!



Bundesminister Matthöfer
Ich darf Herrn Hoppe sagen, daß ich seinen Vorschlag begrüße, einmal mit den Präsidenten der Bundesbank im geeigneten Kreis zu diskutieren. Dann wird hoffentlich auch der Unsinn aufhören, Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen und so den Eindruck zu erwecken, als sei die Bundesbank gegenüber der Politik der Bundesregierung, die sie selbst mitberaten und mitbeschlossen hat und der sie zugestimmt hat, nachträglich kritisch eingestellt. Ich begrüße also ausdrücklich diesen Vorschlag; denn nicht nur die Vertreter der Bundesbank haben dabeigesessen, sondern auch andere, die nachträglich kritisieren, waren in jeder Stufe des Entscheidungsprozesses mit befaßt. Ich finde, man sollte nachträglich nicht kritisieren, wenn man sich nicht rechtzeitig zu Worte gemeldet und Vorschläge gemacht hat.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wir haben doch rechtzeitig vor dieser Schuldenpolitik gewarnt!)

Das herausragende Ereignis der internationalen Finanzpolitik der letzten Wochen war der Kompromiß der Europäischen Gemeinschaft vom 30. Mai 1980. Die Bundesregierung hat die Brüsseler Beschlüsse am 4. Juni gebilligt und gleichzeitig natürlich auch auf die finanzpolitischen Konsequenzen aufmerksam gemacht. Die europa- und weltpolitische Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland, die Verpflichtung zu europäischer Solidarität und zur Wahrung der politischen und wirtschaftlichen Funktionsfähigkeit der Gemeinschaft verlangen von den Bürgern der Bundesrepublik Opfer. Die Beilegung des Haushaltsstreits in der Europäischen Gemeinschaft war eine vordringliche außen- und sicherheitspolitische Aufgabe. Die Bundesrepublik trägt wie die anderen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft ihren Anteil nach dem Schlüssel der seit 1971 geltenden Regeln der Europäischen Gemeinschaft.
Die Notwendigkeit, das Anwachsen des EG-Haushalts stärker unter Kontrolle zu bekommen, ist größer geworden. Drastische Korrekturen sind in absehbarer Zeit unabweisbar. Insbesondere muß die Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaft geändert werden. Eine Gemeinschaft von Industriestaaten kann es sich nicht erlauben, daß über 70 % ihres Haushalts im wesentlichen für die Finanzierung von Agrarüberschüssen benötigt werden. Die Kommission hat den Auftrag, bis zum 1. Juni 1981 Vorschläge zu machen, die wirksame Maßnahmen u. a. zum Abbau der Agrarüberschüsse vorsehen, so daß der Anstieg der Agrarausgaben unterhalb des Anstiegs der eigenen Einnahmen der Europäischen Gemeinschaft gehalten werden kann.

(Zustimmung bei der SPD)

Hier liegt eine wichtige Aufgabe und eine große Chance, die wir mit Beharrlichkeit und allerdings auch mit wachsender Härte werden verfolgen müssen, wenn wir der Gemeinschaft ein finanzpolitisches Debakel, das sonst schon im nächsten Jahre bevorstünde, ersparen wollen. Wir haben mit den anderen Mitgliedstaaten vertraglich vereinbart, daß wir nicht mehr als 1 % der Bemessungsgrundlage der Mehrwertsteuer abführen. An diese Grenze wird der Haushalt der Europäischen Gemeinschaft
nur zu bald stoßen, wenn nichts geschieht. Die Bundesregierung hält entschieden daran fest, daß diese 1%-Grenze bei der Abführung auch in Zukunft nicht überschritten werden darf.

(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

Es ist ausgeschlossen, daß die Agrarausgaben auch in Zukunft mit demselben Tempo weiter steigen wie im Schnitt der vergangenen fünf Jahre, in denen sie eine jährliche Steigerungsrate von 23% aufgewiesen haben. Wir fordern die Partner der Bundesregierung im Rat, das Europäische Parlament und die Kommission auf, auch im Bereich der sogenannten nichtobligatorischen Ausgaben des EG-Haushalts jede Möglichkeit zu ergreifen, um zu kürzen und zu strecken. Eine höhere Nettokreditaufnahme des Bundes kommt zur Finanzierung zusätzlicher Belastungen aus dem EG-Haushalt nicht in Betracht. Das gilt für 1980, das gilt für 1981, und das gilt für alle Zeiten. Ich sage noch einmal: Ich werde keine D-Mark mehr Kredit aufnehmen, als zur Sicherung der Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland unabweisbar erforderlich ist.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wieviel sind denn das in diesem Jahr? — Kolb [CDU/ CSU]: Wieviel haben Sie denn in diesem Jahr dafür ausgegeben, Herr Matthöfer?)

— Sehen Sie doch bitte in der Finanzplanung nach. Stellen Sie doch nicht mehr solche Fragen.

(Kolb [CDU/CSU]: Was haben Sie denn in diesem Jahr dafür ausgegeben?)

Unser Anteil an der britischen Entlastung für die Jahre. 1980 und 1981 beläuft sich auf insgesamt 2,5 Milliarden DM. Dazu kommen die Auswirkungen des in Brüssel gleichzeitig verabschiedeten Agrarpakets.
Im Bundeshaushalt 1980 — darauf habe ich sofort hingewiesen, als der Beschluß bekannt wurde — sind zusätzliche Belastungen durch Einsparungen nicht mehr zu finanzieren. Wir haben mit Hilfe des Haushaltsausschusses einen knappen Haushalt vorgelegt. Wir haben 2 Milliarden DM zur Finanzierung des Ihnen vorliegenden Nachtragshaushalts gestrichen, und wir müssen noch einmal 3 Milliarden DM als globale Minderausgabe erbringen. Ich werde einen ernsthaften Versuch machen, mit allen Mitteln — ich schildere Ihnen das gleich noch ein bißchen — sicherzustellen, daß diese globale Minderausgabe erbracht wird.
Wer nun glaubt, aus einem Haushalt, der zum erstenmal in der Geschichte der Bundesrepublik rechtzeitig verabschiedet worden war und der sich jetzt seit sechs Monaten in Vollzug befindet — mit den internationalen Verpflichtungen, mit den gesetzlichen Verpflichtungen, mit den vertraglichen Verpflichtungen —, nachträglich noch mehr herausschneiden zu können, bei dem kann es sich nicht um einen Fachmann handeln.
Es ist aber Gott sei Dank auch nicht nötig, das noch 1980 zu machen, da das britische Haushaltsjahr bis zum 31. März nächsten Jahres geht, so daß sich das überlappt und wir das dann im nächsten Jahr machen können.



Bundesminister Matthöfer
Die Mehrbelastungen 1981 für Europa können gleichfalls nicht durch Einsparung im Bundeshaushalt ausgeglichen werden; denn ich habe mich verpflichtet — ich werde das tun —, die Mindereinnahmen, die durch die Steuersenkung ab 1. Januar 1981 entstehen, durch Einsparungen zu finanzieren. Wenn Herr Kollege Haase hier sagt, welche Dinge wir alle streichen wollten, so kann ich nur sagen, daß fast alle. Ausgaben im Bundeshaushalt vernünftig sind. Wenn sie das nicht wären, Herr Kollege Haase, dann frage ich Sie, warum der Haushaltsausschuß uns nicht darauf aufmerksam gemacht hat. Alle Ausgaben sind vernünftig. Gleichwohl werden wir die Steuermindereinnahmen durch Streichungen aus- gleichen, und darüber hinaus ist nichts mehr möglich. Das mußte rechtzeitig gesagt werden, damit jeder, der diese europäischen Entscheidungen begrüßt und mich auffordert, wie etwa Ihr Parteivorsitzender, hier auch zur Kasse zu treten, weiß, daß Opfer gebracht werden müssen,

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die Steuereinnahmen steigen im nächsten Jahr trotzdem!)

und damit das deutsche Volk weiß, wie diese Opfer aussehen.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie kassieren doch im nächsten Jahr mehr Steuern!)

Kürzungsmöglichkeiten werden zur Finanzierung des Steuerpakets und anderer unabweisbar auf uns zukommender Mehrbelastungen benötigt.
Sollten die Länder nicht zu der von uns vorgeschlagenen Verbesserung des Verteidigungsschlüssels bei der Umsatzsteuer bereit sein, wird die Bundesregierung unmittelbar nach Zusammentreten des neu gewählten Bundestages einen Gesetzentwurf vorlegen müssen, der die Finanzierung der Mehrbelastung aus der EG ab 1. Januar 1981 sicherstellt. Wir werden — das sagen wir den Wählern jetzt schon — dem Bundestag folgendes zur Verabschiedung vorschlagen: eine Erhöhung der Mineralölsteuer auf Vergaserkraftstoffe um 3 Pfennig pro Liter.

(Glos [CDU/CSU]: Scheich Matthöfer!)

— Wir haben gerade drei Tage mit den Saudis gesprochen. Ich bedanke mich für den Zwischenruf; denn er gibt mir Gelegenheit, auch auf einiges einzugehen, was Herr Kollege Haase hier gesagt hat.
Wir haben ernste Schwierigkeiten mit unserer Zahlungsbilanz.

(Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

Die Preise für 01 sind so gestiegen, daß wir für die gleiche Menge 01, die wir im vergangenen Jahr verbraucht haben, in diesem Jahr 25 Milliarden DM mehr zahlen müssen.

(Glos [CDU/CSU]: Baut die Kernenergie aus!)

Dies ist mehr als das gesamte Aufkommen der Mineralölsteuer. Die Ölpreissteigerungen dieses Jahres 1980 sind viel höher als das Gesamtaufkommen der Mineralölsteuer. Wenn man dieses Zahlungsbilanzdefizit bekämpfen will, muß man an den Ursachen ansetzen.

Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822401400
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Glos?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822401500
Ich vermute, er wird jetzt seinen Zwischenruf in Frageform sagen, aber bitte.

Michael Glos (CSU):
Rede ID: ID0822401600
Herr Bundesminister, ich frage Sie, warum Sie diese Erkenntnis nicht dahin gehend umsetzen, daß Sie im Bundeskabinett endlich darauf dringen, daß die Kernenergie, die uns von dieser hohen Ölrechnung entlasten könnte, endlich ausgebaut wird.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)


Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822401700
Herr Kollege Glos, ich darf Sie darauf aufmerksam machen, daß der Bundesregierung nach meinen Informationen zur Zeit nicht eine einzige Entscheidung vorliegt, die im Zusammenhang mit der Genehmigung von Kernkraftwerken steht. Fordern Sie die von Ihnen regierten Länder auf, Anträge zu genehmigen und der Bundesregierung vorzulegen!

(Zurufe von der SPD: Bayern! — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: NRW!)

Dann werden sie genau wie in der Vergangenheit zügig behandelt, geprüft und genehmigt werden.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: NordrheinWestfalen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

— Entschuldigen Sie, Sie sind also gegen Kohlekraftwerke in Nordrhein-Westfalen, wie ich Ihrem Zwischenruf entnehmen muß.

(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Warum wollen Sie denn unbedingt ein Land nehmen, das auf der Braunkohle und auf der Steinkohle sitzt, um dort Kernenergie einzusetzen?

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Das braucht auch billige Energie!)

— Ich bitte Siel (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Natürlich!)

— Dann sagen Sie, ob Sie Autos mit Kernenergie betreiben wollen!

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Wir brauchen elektrische Energie für die Züge! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Die Grundlast bei Strom!)


Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822401800
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822401900
Bitte schön.

Hans Peter Schmitz (CDU):
Rede ID: ID0822402000
Herr Bundesminister, um den Irrtum aufzuklären: Es stehen in Nordrhein-Westfalen zwei Kohlekraftwerke zum



Schmitz (Baesweiler)

Bau an. Können Sie sich erklären, warum bis heute nicht angefangen worden ist?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822402100
Wollen Sie sagen, das liegt an einer Entscheidung der Bundesregierung?

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Ihrer Freunde!)

Das war doch die Frage. Was soll denn diese unsystematische Hinundherfragerei? Verschaffen Sie sich ein vernünftiges Energiekonzept, wie die sozialliberale Bundesregierung es hat!

(Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

Fordern Sie Ihre Länder auf, Genehmigungen vorzulegen!

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Dann werden in dem Maß, in dem Kernenergie in der Bundesrepublik unabweisbar erforderlich ist — wobei wir uns allerdings vorrangig auf unsere nationale Energiequelle, die deutsche Steinkohle, stützen —, die entsprechenden Genehmigungen verschafft werden.

(Abg. Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822402200
Noch eine Zwischenfrage?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822402300
Nein. Entschuldigung, Herr Präsident, nachdem schon der Herr Kollege Haase nicht zum Nachtragshaushalt gesprochen hat, wollen wir hier jetzt nicht noch eine Energiedebatte in Dialogform führen.
Präsident • Stücklen: Eine weitere Zwischenfrage wird gewünscht, Herr Bundesminister. Gestatten Sie sie?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822402400
Wenn sie zum Haushalt ist, sehr gern.

Dr. Heinz Günther Hüsch (CDU):
Rede ID: ID0822402500
Herr Minister, nachdem Sie soeben behauptet haben, die CDU sei gegen den Bau von Kohlekraftwerken in Nordrhein-Westfalen, würden Sie bitte die Frage beantworten — —

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822402600
Entschuldigen Sie, ich kann solche Zwischenfragen nicht zulassen. Setzen Sie sich bitte wieder!

(Lebhafte Zurufe von der CDU/CSU — Kolb [CDU/CSU]: Ei ei eil Das geht zu weit! — Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Ein unverschämter Patron da vorn! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

— Also liebe Damen und Herren von der CDU/CSU, wir führen hier keine Energiedebatte.

(Zurufe von der CDU/CSU)

— Entschuldigen Sie, man muß doch einen gewissen Komment einhalten!

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Sind Sie der Präsident?)

Zum Bundeshaushalt 1980 höre ich keine Zwischenfragen mehr.

Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822402700
Herr Bundesminister, einen Augenblick. Darf ich Sie noch einmal unterbrechen, ebenso den, der die Zwischenfrage gestellt hat. Es gibt keine Grundlage dafür, eine Frage unter einer Vorbedingung zuzulassen. Aber Sie haben selbstverständlich das Recht, jede Zwischenfrage abzulehnen. Wenn ich diese Fragen über Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerke dennoch zugelassen habe, Herr Bundesminister, dann deswegen, weil eben mit der Beratung des Haushalts und des Nachtragshaushalts immer mehr oder weniger eine allgemeine Debatte verbunden ist.
Sie möchten also keine weiteren Zwischenfragen über — —

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822402800
— zur Energiepolitik. Denn wir haben noch genug Dinge zu widerlegen, die hier zur Beunruhigung des deutschen Volkes vom Herrn Kollegen Haase in die Welt gesetzt worden sind.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Von Ihnen!)

Im Bundeshaushalt 1980 sind zusätzliche Belastungen insbesondere wegen der noch zu erbringenden globalen Minderausgabe, so sagte ich, durch Einsparungen nicht mehr zu finanzieren. Die Kürzungsmöglichkeiten werden in vollem Umfang zur Finanzierung des Steuerpakets eingesetzt werden. Und nun komme ich auf die Erhöhung der Mineralölsteuer zurück. Herr Kollege Haase, wenn Sie davon sprechen — —

(Zuruf von der CDU/CSU: Sie waren bei der Zahlungsbilanz!)

— Entschuldigen Sie, ich werde mich durch Sie nicht mehr auf Nebengleise lenken lassen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Sie waren bei der Zahlungsbilanz!)

Hören Sie mal ein bißchen zu! Seien Sie bitte geduldig! Wir kommen jetzt zur Erhöhung der Mineralölsteuer.
Herr Kollege Haase, wenn Sie von einer Belastung der zukünftigen Generation sprechen, die wir vornehmen,

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Ja!)

dann kann ich Ihnen auf einem Gebiet zustimmen. Das ist der zu hohe Ölverbrauch. Hier wird in der Tat durch die augenblickliche Generation in einer gegenüber den künftigen Generationen geradezu unverantwortlichen Art und Weise 01 verschwendet. Wir verbrennen das 01, das Millionen Jahre zu seiner Entstehung benötigt hat, innerhalb weniger Generationen.

(Abg. Haase [Kassel] [CDU/CSU] meldet. sich zu einer Zwischenfrage)

— Herr Kollege Haase, ich werde Ihnen in zehn Minuten eine Zwischenfrage gestatten. Jetzt muß ich



Bundesminister Matthöfer
erst einen Gedankengang geschlossen vortragen können.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Also Kernkraftwerke!)

Was wir brauchen, ist eine drastische Verminderung des Ölverbrauchs, insbesondere eine drastische Verminderung des Benzinverbrauchs. Hier liegt eine ursachenorientierte Bekämpfung des Defizits in der Leistungsbilanz. Wenn die Erhöhung der Mineralölsteuer als Nebenwirkung zu einer minimalen Verbrauchsminderung beiträgt, dann ist das in jedem Sinn eine gewünschte Wirkung.

(Zuruf des Abg. Glos [CDU/CSU])

Und nun sage ich: Wir wissen natürlich, daß eine Erhöhung der Mineralölsteuer unpopulär ist. Aber die OPEC-Staaten — das haben gestern unsere Gespräche mit saudi-arabischen Freunden noch einmal ergeben —

(Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU])

werden die Ölpreise so lang erhöhen, bis der Verbrauch in den Industrieländern drastisch zurückgeht. Darüber gibt es gar keinen Zweifel. Was immer wir durch eigene Maßnahmen tun können, um zu einer solchen Verbrauchsminderung beizutragen, wird ganz sicher auch helfen, unsere Zahlungsbilanzprobleme zu mindern. Das ist der Zusammenhang: Wer Zahlungsbilanzprobleme hat, die auf zu hohen Ölverbrauch zurückzuführen sind, muß sicherstellen, daß weniger 01 verbraucht wird. Das gilt auch für die Bundesrepublik. Dabei dürfen wir auch nicht vor unpopulären Maßnahmen zurückschrecken, weil wir die Verantwortung für den Gesamtstaat und damit auch, da unsere Währung solide und sicher bleiben soll, für die Beseitigung des Zahlungsbilanzdefizits haben. Auch deshalb eine Erhöhung der Mineralölsteuer auf Dieselkraftstoff um 2 Pfennig pro Liter.
Zur Umstellung der Gasölbetriebsbeihilfe für Landwirte in drei Stufen auf eine nachträgliche Erstattung: Hier haben wir wieder das Doppelspiel des Herrn Kollegen Haase festzustellen. Einerseits fordert er mich auf, Subventionen abzubauen. Mache ich das in einem minimalen Umfang durch eine Umstellung der Zahlungsweise, so daß dreimal hintereinander 200 Millionen DM anfallen, bezeichnet er das als eine Belastung der Bauern.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Ich habe das Wort Bauer in meiner Rede nicht in den Mund genommen!)

— Bitte, lesen Sie Ihr Manuskript nach. Ich habe sehr sorgfältig zugehört. Sie sind doch wohl noch nicht so weit, daß Sie nicht mehr wissen, was Sie selbst sagen.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Pardon, an einer Stelle, Sie haben recht! Kein Streit!)

Hinzu kommt die Erhöhung der Branntweinsteuer um 200 DM pro Hektoliter, und zwar auch nach Umstellung des Zahlungsverfahrens.
Insgesamt führen diese Maßnahmen 1981 zu Steuermehreinnahmen des Bundes in Höhe von 1,5 Milliarden DM und zu einer Ausgabenentlastung um
rund 200 Millionen DM. Das ist also der Vergleich, den man anstellen muß: Einer Senkung von 15 Milliarden DM bei den direkten Steuern steht eine Belastung von 1,5 Milliarden DM — ein Zehntel der Entlastung — bei den indirekten Steuern gegenüber. Ich kann mich nur wundern, daß sich eine Partei, die seit Jahren eine Änderung des Verhältnisses direkter zu indirekten Steuern fordert, in jedem konkreten Falle gegen die Vorschläge stellt, mit denen genau das herbeigeführt werden soll.
Für eine Anhebung der genannten Verbrauchsteuern — wenn sie denn durch die Entscheidung der Länder unvermeidbar werden sollte — sprechen energie- und gesundheitspolitische Gründe, spricht entscheidend auch die Erwägung, daß es sich hier um eine Bundessteuer handelt. Der Vorschlag — der ja auch gemacht worden ist —, zur Bewältigung der außenpolitischen finanziellen Lasten die zum 1. Januar 1981 geplante Steuersenkung hinauszuschieben oder sie geringer zu halten, ist nicht sachgerecht. Der Bundesfinanzminister bekommt von 100 DM Lohn- und Einkommensteuer nur 42,50 DM. Um 100 DM für Europa zu bekommen, wäre es unsinnig, die Lohnsteuerzahler mit etwa 230 DM mehr zu belasten.
Trotz der gegenteiligen Ankündigungen in den letzten Tagen hoffe ich, daß die Bundesländer durch ihre Haltung bei den anstehenden Verhandlungen über die Umsatzsteuerneuverteilung zum 1. Januar 1981 dazu beitragen, daß die angekündigte Anhebung der Mineralöl- und Branntweinsteuer sowie die Umstellung der Gasölbetriebsbeihilfe für Landwirte nicht verwirklicht werden muß. Für eine vernünftige Entscheidung der Länder gibt es viele gute Gründe.
Nach dem geltenden Grundsatz haben Bund und Länder gleichermaßen Anspruch auf Deckung ihrer notwendigen Ausgaben durch laufende Einnahmen. Diesem Grundsatz wird seit Jahren nicht mehr entsprochen. Zu der unausgewogenen Entwicklung hat folgendes beigetragen. Die finanziellen Lasten der wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen seit 1974 zur Sicherung der Beschäftigung und zur Förderung des Wirtschaftswachstums haben den Bundeshaushalt am stärksten betroffen. Durch die Steuer- und Kindergeldreform von 1975 sind dem Bund — ohne genügenden Ausgleich durch die Länder - die höchsten Belastungen auferlegt worden. Allein für das Kindergeld muß der Bund inzwischen mehr als 17 Milliarden DM jährlich aufbringen. 1974 betrugen die Bundesausgaben für Kindergeld nur 3 Milliarden DM.
Die internationalen Verpflichtungen der Bundesrepublik mit stark steigender Tendenz sind allein vom Bund zu finanzieren. Ich verweise auf unsere Leistungen an die Türkei im Rahmen der internationalen Hilfsaktion, auf die starke Steigerung bei unseren Entwicklungshilfeausgaben sowie auf die erheblich angestiegenen Verteidigungsausgaben.
Vor allem aber steht der Bundesanteil an der Umsatzsteuer nicht in vollem Umfang zur Erfüllung nationaler Bundesaufgaben zur Verfügung. Vielmehr sind davon, bevor wir überhaupt daran denken können, die Umsatzsteuereinnahmen in den Bundes-



Bundesminister Matthöfer
haushalt bei uns einzuplanen, die Anteile abzusetzen, die wir an die Europäische Gemeinschaft abführen. Im Jahre 1975 betrug der EG-Anteil am gesamten deutschen Umsatzsteueraufkommen rund 5 %, was 2,8 Milliarden DM entspricht. Im Jahre 1980 werden es nach dem Haushaltsplan des Bundes bereits 7,5 To oder 7 Milliarden DM sein. Durch die jüngsten EG-Beschlüsse ergeben sich zusätzliche Belastungen des Bundeshaushalts.
Darüber hinaus wird der Umsatzsteueranteil des Bundes seit 1974 um weitere 1,5 % des Gesamtaufkommens vermindert, die den finanzschwachen Bundesländern als Ergänzungszuweisungen zufließen.
Zur Finanzierung von Bundesaufgaben verbleiben somit im Jahre 1980 tatsächlich nur 57,7 % des gesamten Umsatzsteueraufkommens statt der 67,5 %, die dem Bund nach dem Finanzausgleichsgesetz zustehen.
Vom gesamten Steueraufkommen in der Bundesrepublik entfallen auf den Bund im Jahre 1980 nur noch 48,6 % gegenüber 51,6 % im Jahre 1977. Das ist ein Rückgang von über 10 Milliarden DM im Jahr.
Nachdem der Bund für die Jahre 1979 und 1980 trotz der Unausgewogenheit der Finanzausstattung von Bund, Ländern und Gemeinden die seit dem 1. Januar 1978 geltende, auch damals schon nicht mehr sachgerechte Umsatzsteuerverteilung hingenommen hat, sind die Länder nunmehr aufgefordert, der Notwendigkeit einer Verbesserung der Finanzausstattung des Bundes zur Ermöglichung der angemessenen Erfüllung seiner von allen Parteien des Deutschen Bundestages gewollten nationalen und internationalen Aufgaben Rechnung zu tragen.
Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit noch etwas zum Steuerentlastungspaket sagen. Ich habe auch heute keinen Zweifel daran, daß es richtig ist, an den geplanten Steuersenkungen für die Bürger ab 1981 festzuhalten. Wir brauchen heute mehr denn je eine geradlinige, stetige Steuer- und Finanzpolitik, die auf plötzliche Kehrtwendungen und auf hektische Neuorientierungen verzichtet. Wir hatten 1978 und 1979 Steuersenkungen. 1980 traten weitere Erleichterungen in Milliardenhöhe in Kraft. Diesen Kurs werden wir mit dem Entlastungspaket 1981/82 fortsetzen. Die Belastung insbesondere der Arbeitnehmer mit direkten Steuern und Abgaben ist immer noch viel zu hoch. Sie muß abgebaut werden.
Die Politik der Koalition hat dazu geführt, daß die Steuerbelastung der Bürger insgesamt in vertretbaren Grenzen geblieben ist.

(Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU])

Die volkswirtschaftliche Steuerquote ist nicht höher als in den 50er oder 60er Jahren. Auch die Lohnsteuerquote ist in den letzten Jahren durch unsere Politik verhältnismäßig stabil geblieben. Die Steigerungsraten des Lohnsteueraufkommens der letzten Jahre sind deutlich niedriger als in früheren Jahren. Dabei muß es bleiben, wenn wir weiterhin verhindern wollen, daß sich die Steuerlast bei wachsendem Einkommen immer mehr auf die Lohnsteuerzahler konzentriert. Wenn wir weiterhin verhindern wol-
len, daß der progressive Steuerzugriff bereits für den normalverdienenden Arbeitnehmer unvertretbar stark wird, dann müssen wir an unserem eingeschlagenen Weg festhalten.
Die Finanzpolitik der Bundesregierung war in der 8. Legislaturperiode vor allem an folgenden Hauptzielen ausgerichtet:
Die öffentlichen Haushalte stehen im Dienst der wirtschaftlichen und sozialen Stabilität. Sie sind daher dem Ziel der Vollbeschäftigung und der Preisstabilität gleichzeitig verpflichtet. Wenn konjunkturelle Fehlentwicklungen, die zur Arbeitslosigkeit führen könnten, auftreten, wird nach dem Auftrag des Gesetzes gezielt und wirksam gegengesteuert. Staatliche Einnahme- und Ausgabepolitik hat auch zum Ziel, die Wirtschaftsstruktur zu modernisieren und die Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern. Die Nettokreditaufnahme hat sich ausschließlich an der Notwendigkeit der Beschäftigungssicherung auszurichten. Unsere Steuerpolitik orientiert sich am Ziel einer gerechten, ausgewogenen und sozial tragbaren Belastung nach dem Grundsatz der Leistungsfähigkeit. Der überproportionale Anstieg der direkten Steuern ist zu begrenzen. Die volkswirtschaftliche Steuerquote soll nicht steigen. Die Wirtschafts-und Finanzpolitik der letzten Jahre hat wesentlich dazu beigetragen, daß sich unsere Beschäftigungslage im internationalen Vergleich gut sehen lassen kann.
Ich hatte am vergangenen Freitag im Bundesrat eine Debatte mit den Vertretern der CDU/CSU-geführten Länder. Ich habe darauf hingewiesen, daß es nach dem letzten Bericht der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute kein Industrieland der Welt — außer Osterreich — gibt, in dem eine so gute Kombination von Preisstabilität und realem Wirtschaftswachstum erreicht worden ist wie in der Bundesrepublik Deutschland, und daß es deshalb falsch ist, Horrorszenarien. in die Welt zu setzen. Ich habe dann aufgeführt, daß die Bundesrepublik, was den Anteil der Staatsschulden am Bruttosozialprodukt betrifft, in einer langen Liste von Industrieländern ganz unten liegt; nur die Schweiz liegt noch ein bißchen niedriger.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Zwei Inflationen hatten wir!)

Die Franzosen liegen pro Kopf wesentlich niedriger, aber auf Frankreich und ähnliche Länder möchte ich — mit Ihrem Einverständnis — zurückkommen. —Daraufhin hat der Herr Kollege Gaddum folgendes ausgeführt. Er sagte: Ja, das ist zwar richtig, die Bundesrepublik Deutschland liegt ganz unten, und alle anderen haben einen viel höheren Anteil, aber die Dynamik! — Er verwies mich darauf, daß der Anstieg der öffentlichen Schulden, insbesondere der Bundesschulden, in der Bundesrepublik in den letzten Jahren bei 196 % lag, in den Vereinigten Staaten jedoch nur bei 96 %. Hier sind wir beim Kernpunkt der Diskussion. Wenn Sie die Wirtschaftspolitik der Vereinigten Staaten, die dazu geführt hat, daß wir in diesem Zeitpunkt 81)/0 Arbeitslosigkeit und 14 %



Bundesminister Matthöfer
Preissteigerungen haben, für richtig halten, dann kommen Sie bitte hierhin und sagen Sie das!

(Zustimmung bei der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wir hatten zwei Inflationen und sind gebrannt!)

Aber es geht nicht an, von der Gesamtleistung der Wirtschafts- und Finanzpolitik einfach abzusehen und nicht zu sehen, daß wir sozialen Frieden, einen der höchsten Lebensstandards der Welt, daß wir eine leistungs-, wettbewerbs- und anpassungsfähige Wirtschaft haben und daß wir uns im internationalen Wettbewerb in einer Art und Weise behaupten, die für dieses Land ohne Erdöl und ohne andere Rohstoffe und Energiequellen — mit Ausnahme unserer Steinkohle — vorbildlich ist. Hier haben wir eine gute Leistung vollbracht.
Wer hier nun allein auf die Kreditaufnahme abstellt, der muß sagen, wie es ja Herr Biedenkopf fairerweise tut: Dann hätten wir seit 1975 Null-Wachstum gehabt. Das hätte bedeutet, wenn Sie mich auf die Vereinigten Staaten oder aber auf das Null-Wachstum verweisen, daß Sie mit Ihrer Schuldenkritik implizit bereit sind, Massenarbeitslosigkeit zu akzeptieren.

(Beifall bei der SPD und der FDP — lebhafter Widerspruch bei der CDU/CSU — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Das hat es bei uns in 20 Jahren nie gegeben! — Kolb [CDU/CSU]: Das ist eine wüste Beschimpfung! — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Es gab doch bei Ihnen die meisten Arbeitslosen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

— Sie können uns nicht anklagen, eine Politik gemacht zu haben, die auf der einen Seite dazu führt, daß unser schönes Land in der ganzen Welt vorbildlich dasteht, und auf der anderen Seite nach einer Politik rufen, die woanders zu Massenarbeitslosigkeit geführt hat.

(Beifall bei der SPD und FDP — Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU — Kolb [CDU/ CSU]: Das sind nur Verleumdungen! — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie haben doch die Arbeitslosen produziert! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU)

Die Bewältigung des Zinsproblems ist ein technisches Problem. Es wäre, historisch gesehen, kriminell gewesen, Hundertausende von Arbeitslosen jahrelang nur deshalb zuzulassen,

(Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

weil wir das finanzpolitische Instrumentarium nach dem Auftrag des Gesetzes zur Förderung von Wachstum und Stabilität der Wirtschaft nicht eingesetz hätten.

(Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)


Richard Stücklen (CSU):
Rede ID: ID0822402900
Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Haase?

Lothar Haase (CDU):
Rede ID: ID0822403000
Verehrter Herr Bundesminister, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, daß Massenarbeitslosigkeit in den 20 Jahren der CDU/CSU-Regierung nicht bekannt war, daß
wir Arbeitslosigkeit nennenswerten Charakters erst haben, seit dem Sie in der Verantwortung sind, und daß wir Vollbeschäftigung, Stabilität und wirtschaftliches Wachstum ohne Preissteigerungen hatten?

(Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Das ist die volle Wahrheit!)


Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822403100
Herr Kollege Haase, ich entnehme Ihrer Frage also folgendes: Die weltweiten Schwierigkeiten seit 1974,

(Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Jetzt kommt das wieder!)

insbesondere auch herbeigeführt durch die Ölpreissteigerungen, sind die Schuld der sozialliberalen Koalition. Ich darf aus Ihrer Frage schließen, daß Sie der Meinung sind, wenn wir einen Bundeskanzler Strauß gehabt hätten, wären die Russen nicht in Afghanistan einmarschiert und die OPEC-Staaten hätten die Ölpreise nicht erhöht. Ist das richtig?

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Sehen Sie doch die Arbeitslosenzahlen! — Hasinger [CDU/CSU]: Wie hoch waren der Schuldenstand und die Arbeitslosigkeit bei Bundesfinanzminister Strauß? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Die Auftragslage und der hohe Grad der Kapazitätsauslastung führen jetzt zu weiteren Investitionen. Der Aufschwung hat an Stärke und Dauerhaftigkeit gewonnen — im ersten Quartal dieses Jahres immerhin reale Zunahme der Investitionen um 15,5 %. Das ist eine gute Zahl, über die man sich freuen kann. Trotz aller Warnsignale, die ich insbesondere in den letzten Wochen feststelle und die uns Gefahren zeigen, die wieder von außen auf uns zukommen, kann man sagen, daß die private Investitionsneigung in der Bundesrepublik ungebrochen ist. Sie trägt die Konjunktur bereits in stärkerem Maße als die verhältnismäßig schwächeren öffentlichen Investitionen. Wir haben auf diese Art und Weise dazu beigetragen, neue, zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen, Produktionskapazitäten zu erhalten, statt sie dem Untergang auszuliefern, wie Sie den deutschen Bergbau dem Untergang ausgeliefert hätten, wenn Sie nach 1966 nicht dazu gezwungen worden wären, eine andere Politik zu machen.

(Beifall bei der SPD - Kolb [CDU/CSU]: Wieviel Ammenmärchen erzählen Sie denn noch? — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Bei uns wurde mehr Kohle gefördert als bei Ihnen! — Kolb [CDU/CSU]: Sagen Sie mal, wieviel Kohle bei uns gefördert wurde!)

Wir haben so volkswirtschaftliche Grundlagen für die nachfolgenden Generationen gesichert. Die Förderung leistungsfähiger und wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstrukturen kommt auch — Herr Kollege Haase — künftigen Generationen zugute. Der Bund hat in der Vergangenheit mit Milliardenbeträgen, die wir am Markt haben aufnehmen müssen, dazu beigetragen, unsere Kohleförderung zu modernisieren und die Förderungskapazität zu erhalten. Das



Bundesminister Matthöfer
ist heute ein wichtiger Posten in unserer Energiebilanz.
Mit hohen Bundeszuschüssen wurde das leistungsfähige, energiesparende und umweltfreundliche Verkehrssystem Bundesbahn erhalten. In diesem Jahr zahlen wir aus der Bundeskasse 14,5 Milliarden DM an die Deutsche Bundesbahn. Mehr als 60 % der gesamten Nettoverschuldung des Bundes wären nicht erforderlich, wenn wir nicht — was ich für richtig halte — dieses energiesparende und leistungsfähige Verkehrssystem für unsere Kinder, also für eine Zeit erhalten werden, in der das Öl noch knapper und noch teurer geworden sein wird.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Belastung zukünftiger Generationen! Selbstverständlich bringen diese kreditfinanzierten Ausgaben als Folgekosten Zinsausgaben mit sich.

(Kolb [CDU/CSU]: Gewaltige!)

Werden die Zinsen als Anteil an den Ausgaben berechnet, dann nehmen sie zwar im Finanzplanungszeitraum erheblich zu, die Begrenzung der Kreditaufnahme wird jedoch bei weiterhin wachsender Wirtschaft die Zinslasten erträglicher gestalten.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie nehmen doch mehr Schulden auf! — Hasinger [CDU/CSU]: 13 Milliarden DM! — Kolb [CDU/CSU]: Und 1983?)

Lassen Sie mich einmal einiges zu der Zinsbelastung sagen. Das werden in diesem Jahr etwa 13 Milliarden sein. Im nächsten Jahr — das ist einer der Glücksumstände, die eintreten — wird sie wegen der Zinsentwicklung niedriger sein, als wir jetzt berechnen. Aber es wird doch wohl erlaubt sein, einige Gegenrechnungen zu machen. Es ist doch nicht sachgerecht — um kein härteres Wort zu gebrauchen —, nur auf die Bruttobelastung durch Zinsen hinzuweisen und nicht etwa gegenzurechnen, was die Entwicklungsländer an Zinsen für die Kredite zahlen müssen, die wir Ihnen gegeben haben. Da wird man wohl eine Nettorechnung machen müssen. Dies sind viele hundert Millionen D-Mark im Jahr.
Man muß auch die Wirtschaftserträge gegenrechnen, die wir haben. Beispiel: Im vergangenen Jahr habe ich 300 Millionen DM aufgenommen, um die Kapitalerhöhung bei der VEBA mitzumachen. Ich habe jetzt als Mehrheitseigentümer nicht nur einen Zugriff zu der inneren Reservenbildung, sondern wir haben uns die VEBA auch als Instrument behalten, um im Interesse des deutschen Volkes Energiepolitik zu machen. Und die VEBA zahlt Gewinne. Darf ich nun die Gewinne, die ich mit dieser Investition bekomme, den Zinsbelastungen gegenüberstellen? Ist das vernünftig? — Natürlich ist das vernünftig!
Nehmen Sie die Rohölreserve 6 Millionen Tonnen haben damals 1,3 Milliarden DM gekostet, die wir natürlich am Markt haben aufnehmen müssen. Wenn Sie den Anschaffungspreis nehmen und alle aufgelaufenen Zinsen hinzurechnen, dann hat das deutsche Volk damit immer noch ein Geschäft von mehr als einer Milliarde DM gemacht. War das richtig, sich so zu verhalten? Darf man das gegenrechnen? Selbstverständlich. Unter vernünftigen Leuten darf man das gegenrechnen.

(Beifall bei der SPD)

Schauen Sie sich einmal die Uranreserven an, die wir angelegt haben. Schauen Sie sich einmal das an, was wir bei der Deminex gemacht haben. Wir haben der Deminex einen Zuschuß von 2,3 Milliarden DM gegeben;, das sind immerhin 1% der Bundesschuld. Die Deminex hat sich u. a. in Ölfelder eingekauft, z. B. in die „Beatrix" in der Nordsee. Damals kostete ein Barrel nachgewiesener Reserven Rohöl im Boden 3 Dollar. Heute können Sie es nicht unter 14 Dollar pro Barrel bekommen. War das eine vernünftige Investition? War es richtig, im Interesse des deutschen Volkes diese Kredite aufzunehmen?

(Beifall bei der SPD)

War das eine Sicherung zukünftiger Generationen? Natürlich war es das!

Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822403200
Verzeihen Sie, Herr Bundesminister. — Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Glos?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822403300
Bitte schön, Herr Präsident.

Michael Glos (CSU):
Rede ID: ID0822403400
Herr Bundesminister, da Sie im Errechnen des Ölpreises und dessen, was das deutsche Volk durch die Leistungen der Bundesregierung auf diesem Gebiet erworben hat, so gut sind, möchte ich Sie fragen: Können Sie hier vielleicht auch berechnen und angeben, wieviel volkswirtschaftlicher Wert für das deutsche Volk durch die Tatsache verlorengegangen ist, daß die Bundesregierung die für die Rohölbevorratung im Haushalt zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausgegeben, beim Kauf gezögert hat, und können Sie sagen, wieviel Hunderte von Millionen DM Schaden dadurch entstanden sind?

(Beifall bei der CDU/CSU)


Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822403500
Ich bitte Sie, diese Frage einmal an den zuständigen Wirtschaftsminister zu richten.

(Frau Berger [Berlin] [CDU/CSU]: Aha!)

Er wird Ihnen erklären, daß die Bundesregierung ihrerseits zu diesem Zeitpunkt — im Interesse der gesamten Volkswirtschaft — durch zusätzliche Nachfrage nicht zu Preissteigerungen beitragen wollte.

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Das war gerade der Punkt!)

Das hat mit dem Argument, so wie ich es vorgetragen habe, nichts zu tun. Dadurch, daß wir versucht haben, auf die Preisentwicklung dämpfend einzuwirken, wird ja nicht unrichtig, daß es richtig war, sich 6 Millionen Tonnen Rohöl hinzulegen,

(Glos [CDU/CSU]: 8 Millionen Tonnen wären richtiger gewesen!)

und daß es legitim ist, eine solche Rechnung anzustellen. Sie sind also der Meinung — das entnehme
ich Ihrer Frage —, wir hätte noch mehr Kredite auf-



Bundesminister Matthöfer
nehmen sollen, um Rohöl zu kaufen. Damit bestätigen Sie doch letzten Endes meine Argumentation.

(Westphal [SPD]: Herr Glos, Sie widersprechen sich selbst! — Dr. Spöri [SPD]: Herr Glos, Sie sind ein Erbsenzähler, Sie verstehen nichts von Ökonomie! — Weitere Zurufe von der SPD)

Also, lassen Sie sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen, bevor Sie das deutsche Volk beunruhigen.
Da wir hier gerade von Beunruhigung sprechen, darf ich noch einen weiteren Punkt aufgreifen: das unerträglich verantwortungslose Gerede von einer notwendigen Währungsreform, ausgelöst durch

(Frau Berger [Berlin] [CDU/CSU]: Herrn Rau!)

einen obskuren Geld- und Wirtschaftsdienst aus der Schweiz.

(Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Herr Rau war das!)

Der Herausgeber erklärte, als er auf Wunsch schweizerischer Behörden wegen seines verantwortungslosen Verhaltens ausgewiesen werden sollte, man könne ihn nicht ausweisen, da er in München kriminalpolizeilich gesucht werde.

(Wehner [SPD]: Hört! Hört!)

Dies sind die trüben Quellen, aus denen Sie Ihr Wahlkampfprogramm speisen.

(Beifall bei der SPD — Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Aber das hat doch Herr Rau erfunden, nicht wir! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

In einer Zeit, in der der Wert der D-Mark gegenüber dem Dollar wieder zunimmt, in einer Zeit, in der das gesamte im Umlauf befindliche Bargeld durch die Goldvorräte der Bundesbank fast doppelt gedeckt ist, von der Notwendigkeit einer Währungsreform zu sprechen, ist unverantwortlich.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Es schadet dem deutschen Volke, es schadet der deutschen Währung. Sie sollten sich schämen, solche Dinge in Ihr Wahlprogramm aufzunehmen.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Das war Herr Rau, nicht wir! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

Mit dem Nachtragshaushalt 1980 stehen wir haushaltsmäßig besser da, als es noch vor wenigen Monaten möglich schien.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Und Ihr Brief vom 31. Januar an die Mitglieder der SPDFraktion?)

Die Gesamtausgaben werden gegenüber dem verabschiedeten Haushalt 1980 vermindert. Die Nettokreditaufnahme wurde nicht erhöht. Im Vergleich zu dem am 4. Juni 1980 verabschiedeten Regierungsentwurf liegen die jetzt für 1980 vorgesehenen Gesamtausgaben rund 1 Milliarde DM und die Nettokreditaufnahme sogar um 4 Milliarden DM niedriger. Dies ist nicht nur eine Folge des hohen Steueraufkommens, sondern insbesondere auch das Ergebnis einschneidender Sparmaßnahmen. Ich sehe es als Erfolg an, daß Mehrausgaben des Nachtrags von knapp 2 Milliarden DM durch Ausgabenkürzungen mehr als ausgeglichen werden.
Wichtiger Aspekt des Nachtrags ist es auch, daß er bereits Vorsorge für die vorgesehene Erhöhung des Weihnachtsfreibetrages von 400 auf 600 DM enthält. Die entsprechenden Steuermindereinnahmen in Höhe von 425 Millionen DM sind im Nachtragshaushalt bereits berücksichtigt. Es besteht keinerlei Grund, an der Möglichkeit zu zweifeln, den Weihnachtsfreibetrag noch in diesem Jahr zu erhöhen.
Der Nachtrag war notwendig, um unvorhergesehene Mehrbelastungen, insbesondere im Rahmen einer internationalen Hilfsaktion für die Türkei sowie für unsere Verteidigung zu finanzieren.
Die Türkei befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise, die dazu geführt hatte, daß über ein Fünftel der erwerbstätigen Bevölkerung arbeitslos war, weniger als 50 % der Industriekapazitäten ausgelastet waren, die Inflationsrate sich auf 80 % erhöht hatte und notwendige Einfuhren, insbesondere die Einfuhr von 01, an der Devisenknappheit scheiterten. Die Türkei stand unmittelbar vor einer wirtschaftlichen Katastrophe, deren Auswirkungen nicht nur in der Innenpolitik dieses Landes unabsehbar gewesen wären, sondern die auch die Südflanke der NATO in eine äußerst schwierige Lage gebracht hätte. Die guBen- und sicherheitspolitische Bedeutung der Türkei für das westliche Bündnis ist unbestritten und spätestens seit dem Einmarsch der Sowjetarmee in Afghanistan auch jedem einsichtig.
Deshalb wurde — wie übrigens auch im vergangenen Jahr — eine internationale Hilfsaktion nötig. Mitgliedsländer der OECD haben zusammen mit der Europäischen Gemeinschaft der Türkei Kredithilfen in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar zugesagt. Die Bundesregierung hat sich verpflichtet, Kredithilfen in gleicher Höhe wie die Vereinigten Staaten, allerdings mit wesentlich höherem Zuschußwert, von 250 Millionen US-Dollar zu geben. Die europäischen Länder stellen mit rund 600 Millionen US-Dollar fast die Hälfte der Gesamthilfe.
Der Kreis der kreditgebenden Staaten beschränkt sich nicht auf die OECD-Mitglieder. Vorgesehen sind Hilfen des Internationalen Währungsfonds. Ich freue mich, daß der Internationale Währungsfonds gestern einen dreijährigen Beistandskredit in einer Höhe von insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar beschlossen hat. Insgesamt sind 1980 Kredithilfen in Höhe von rund 3 Milliarden US-Dollar zur Finanzierung der türkischen Devisenlücke erforderlich. Dieser Betrag wird auch aufgebracht werden.
Ferner setzen wir uns dafür ein, daß die Verhandlungen über die Umschuldung der öffentlichen und öffentlich verbürgten Kredite in Paris zu einem Erfolg werden. Schließlich erwarten wir auch einen Beitrag der privaten Geschäftsbanken. Die wirtschaftliche Gesundung der Türkei ist der Schlüssel für die Erhaltung und Festigung der Demokratie im



Bundesminister Matthöfer
Lande und für die Stabilisierung der gesamten Region. Hieran haben der Westen und die ölabhängigen Industrieländer ein vitales Eigeninteresse.

Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822403600
Verzeihen Sie, Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Althammer?

Dr. Walter Althammer (CSU):
Rede ID: ID0822403700
Herr Bundesminister, nach dem, was Sie zur Lage der Türkei ausgeführt haben, frage ich Sie, ob Sie es für richtig halten, daß Kollegen Ihrer Fraktion hier eine Entschließung vorlegen, in der der Türkei neokolonialistische Auflagen gemacht werden sollen. Halten Sie das wirklich für angebracht und richtig?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822403800
Ich will Ihnen eines sagen. Es erfüllt mich mit großer Sorge, daß in der Türkei das politische Klima sich in einer Art und Weise radikalisiert, daß z. B. seit dem Antritt der Regierung Demirel in November vergangenen Jahres bis jetzt 1700 Terrortote zu beklagen sind.

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: War bei Ecevit genauso!)

— Entschuldigen Sie, ich will nichts Kritisches über die Regierung Demirel sagen. Natürlich war das unter Ecevit zwar nicht genauso,

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Noch schlimmer!)

sondern die Zahl der Terrortoten hat seitdem zugenommen. Aber ich will das der Regierung Demirel
gar nicht anlasten. Sondern ich stelle dies nur fest.
Ich stelle auch fest — zu meinem großen Bedauern —, daß die türkischen Sicherheitsbehörden bei der Bekämpfung des Terrors nach allen mir vorliegenden Berichten sich in einer Art und Weise verhalten, die es sehr wohl rechtfertigt, einmal miteinander zu sprechen, ob man die Freiheit mit Mitteln verteidigen kann, die letzten Endes eines freiheitlichen Rechtsstaates nicht würdig sind.

(Beifall bei der SPD)

Die Türken werden Ihnen, wenn Sie mit Ihnen darüber sprechen, erst einmal einige Dinge bestreiten. Das ist immer so. Das kann man nach der Berichterstattung nie genau sagen. Natürlich liegt dort ein Problem. Die Bekämpfung des Terrorismus mit rechtsstaatlichen Mitteln ist eine ungeheuer schwere Aufgabe. Ich finde schon, daß es im Lager der Freiheit — und darum handelt es sich schon — unter Freunden möglich sein muß, auch solche Dinge zu diskutieren. Ob der Deutsche Bundestag da nun unbedingt eine Resolution verabschieden muß, ist eine ganz andere Sache.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822403900
Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage?

Dr. Walter Althammer (CSU):
Rede ID: ID0822404000
Herr Minister, meine Frage richtete sich auf die beiden anderen Punkte, die hier in dieser Resolution aufgeführt sind.

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822404100
Ich weiß das nicht, ich habe sie nicht auswendig gelernt. Tut mir leid!

Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822404200
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822404300
Ja, bitte schön.

Dr. Jürgen Todenhöfer (CDU):
Rede ID: ID0822404400
Herr Minister, in diesem Entschließungsantrag wird die finanzielle Hilfe an die Türkei von der Beachtung der Menschenrechte abhängig gemacht. Sind Sie der Auffassung, daß wir in Zukunft bei Entwicklungshilfe an alle Entwicklungsländer die Vergabe der wirtschaftlichen Hilfe ausdrücklich von der Beachtung der Menschenrechte abhängig, und zwar wirklich abhängig machen sollten?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822404500
Herr Kollege Todenhöfer, ich erinnere mich noch deutlich, als Sie mit besonderem Engagement für Länder gekämpft haben, in denen die Menschenrechte nicht beachtet wurden.

(Beifall bei der SPD)

Sie haben sich noch für Entwicklungshilfe an die portugiesischen Kolonien eingesetzt, als die portugiesische Armee innerlich schon längst zum Gegner übergelaufen war. Ich meine, Ihre Politik in den letzten zehn Jahren,

(Hasinger [CDU/CSU]: Das ist doch keine Antwort auf die Frage ! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

in den letzten acht Jahren — solange sind Sie ja noch nicht im Bundestag —, hätte uns —

(Zuruf von der CDU/CSU: Die Frage beantworten und keine Polemik! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU)

- Sie werden mir doch wohl freundlicherweise gestatten, daß ich eine solche Frage in der mir eigenen Art und Weise beantworte.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/ CSU: Mit Polemik!)

Herr Kollege Todenhöfer, wenn wir uns in bezug auf die Menschenrechte alle so verhalten hätten wie Sie, hätten wir heute z. B. in Portugal sehr viel weniger Freunde, als wir jetzt in der Tat haben, von Griechenland und Spanien gar nicht zu sprechen.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von CDU/CSU: Antworten! Das ist doch keine Antwort! — Antwort! — Abg. Dr. Todenhöfer [CDU/CSU] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)

— Keine Zwischenfrage mehr, Herr Präsident. Ich denke, daß diese Art von Diskussionen nicht unbedingt den internationalen Beziehungen nützlich ist.

(Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Sie haben schlicht die Unwahrheit gesagt! Ich habe nie Entwicklungshilfe für Angola und Mozambique gefordert, als sie noch Kolonien 18092 waren! — Zuruf des Abg. Hasinger [CDU/ CSU] sowie weiterer Abgeordneter der CDU/CSU)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822404600
Meine Damen und Herren, ich bitte um Ruhe. Der Minister läßt keine Zwischenfragen mehr zu.

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822404700
Die Bundesrepublik hat nach dem Kriege ihren Wiederaufbau mit der solidarischen Hilfe befreundeter Länder geschafft Ich gehe davon aus, daß die unserem Lande befreundete Türkei zu ihrem Nutzen und auch im Interesse aller ihrer Freunde bald wieder auf eigenen Beinen stehen wird. Ich hoffe auch, daß der Normalisierungsprozeß dort Korrekturen bringt, wo heute extreme Gruppen und andere glauben, sich gewaltsame Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen erlauben zu können. Die Beschränkung der politischen Auseinandersetzung auf friedliche Mittel ist eine wesentliche Voraussetzung für das fortdauernde Verständnis unseres Volkes für unsere Anstrengungen zugunsten der Türkei.
Neben der umfangreichen Kreditzusage zur Sanierung der türkischen Wirtschaft hat die Bundesregierung beschlossen, der Türkei wegen der internationalen Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten eine einmalige Rüstungssonderhilfe zu geben, die zusätzlich zu der laufenden Verteidigungshilfe gewährt werden soll. In der Erkenntnis, daß auch die Gefährdung des NATO-Partners Griechenland in jüngerer Zeit zugenommen hat, und im Interesse einer ausgewogenen Politik beiden Staaten gegenüber wird die Bundesregierung auch Griechenland eine zusätzliche Rüstungssonderhilfe, und zwar in Höhe von insgesamt 60 Millionen DM, geben. Hierfür ist im Nachtragshaushalt 1980 eine erste Rate von 20 Millionen DM veranschlagt.
Der zweite große Ausgabenblock betrifft unsere eigenen Verteidigungsausgaben. Hier sollen die Ansätze für Munition um 140 Millionen DM und für Heiz- und Betriebsstoffe um 250 Millionen DM angehoben werden. Bei Berücksichtigung dieser Aufstockungen, der höheren Personalausgaben für Soldaten, der Rüstungssonderhilfe für die Türkei und für Griechenland sowie der Anhebung der Mittel für unsere Verbündeten in Berlin erhöhen sich die deutschen Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien um insgesamt 900 Millionen DM.
Die sonstigen Mehrausgaben betreffen im wesentlichen die Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz, die Erhöhung der Personalverstärkungsmittel auf Grund der Tarif- und Besoldungsverbesserung dieses Jahres, die Verkehrsvereinbarungen mit der DDR und die Wiedergutmachungs-Abschlußgeste.
Auch dann, wenn es mit diesem Nachtrag gelungen ist, Mehrausgaben durch Ausgabenkürzungen auszugleichen, stellt sich für den Haushaltsvollzug 1980 noch ein besonderes Problem: die Erwirtschaftung der globalen Minderausgabe von insgesamt 3 Milliarden DM. Die Schwierigkeiten liegen vor allen Dingen darin, daß einerseits fast die Hälfte des Haushaltsjahres bereits abgelaufen ist und andererseits der Haushalt im Zusammenhang mit den Ausgabenkürzungen von rund 2 Milliarden DM bereits gründlich durchforstet wurde. Um zu erreichen, daß das Gesamtausgabesoll von 214,3 Milliarden DM nicht überschritten wird, habe ich im Benehmen mit den zuständigen Bundesministern Haushaltssperren nach § 41 der Bundeshaushaltsordnung angeordnet.
Das im Jahreswirtschaftsbericht festgelegte Wachstumsziel der Wirtschaft der Bundesrepublik für 1980 von gut 2,5 % erscheint mir auch heute noch gut erreichbar. Wie lange die günstige Konjunkturentwicklung noch anhält, kann heute niemand mit hinreichender Sicherheit sagen. Niemand kann ausschließen, daß wir im weiteren Verlauf des Jahres 1980 oder im Jahre 1981 wieder eine konjunkturelle Abkühlung mit Gefährdung der Beschäftigung erleben. Die Ausgaben des Bundes sollen nach unserer jetzigen Planung im. nächsten Jahr lediglich um 4 v. H. wachsen.
Die vorgesehenen Steuerentlastungen müssen ohne Krediterhöhung finanziert werden. Für den Bund hat dies zur Folge, daß er seine Gesamtausgaben 1980 gegenüber dem geltenden Finanzplanungsansatz um rund 3 Milliarden DM senken muß und senken wird und daß die in der Finanzplanung für 1981 vorgesehene Kreditaufnahme nicht überschritten werden darf. Das bedeutet: Alle Ausgabenforderungen müssen auf ihre Notwendigkeit hitisch überprüft werden.
Die Subventionen sind Punkt für Punkt neu zu überdenken, ohne daß wir in eine oberflächliche, allgemeine, abstrakte, platonische Subventionskritik verfallen dürften, die überhaupt nichts bewirkt und nichts bewegt Dann, wenn ich in der Tat, Herr Kollege Haase, eine Arbeitsgruppe im Bundesfinanzministerium gebeten habe, sich einmal Gedanken darüber zu machen, wie verschiedene Subventionsabbaumaßnahmen technisch möglich sind, und wenn Sie sich dann hier hinstellen und sagen, ich plante den Abbau gesetzlicher Leistungen, so ist das eine Doppelstrategie, die Ihnen allerdings nicht viel einbringen wird.
Ein weiterer Grundsatz: Neue Maßnahmen kommen nur dann in Betracht, wenn Einsparungen an anderer Stelle möglich sind. Erhebliche Kürzungen müssen vor allen Dingen im konsumtiven Bereich durchgesetzt werden, und eine Ausweitung des Personalbestandes ist möglichst zu vermeiden. Mittelfristig muß der Bundeshaushalt weiter umstrukturiert werden. Die Finanzpolitik der 80er Jahre muß auf mehr Sparsamkeit im konsumtiven Bereich ausgerichtet sein; der Schwerpunkt muß noch stärker auf Investitionen, auf Ausgaben für Forschung, Innovation und Zukunftssicherung gelegt werden.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle noch einige Bemerkungen zur Entwicklung unserer Leistungsbilanz. Unser Leistungsbilanzdefizit betrug im vergangenen Jahr ungefähr 10,5 Milliarden DM und wird in diesem Jahr nach den neuen Ölpreissteigerungen voraussichtlich 25 Milliarden DM betragen. Dies ist sowohl nach Art als auch nach Umfang eine nicht unbedeutende Veränderung.



Bundesminister Matthöfer
Dann, wenn Sie, Herr Kollege Haase, nun einen Zusammenhang zwischen dem zur Sicherung der Beschäftigung und zur Finanzierung langfristiger Zukunftsinvestitionen erforderlichen Haushaltsdefizit und dem Leistungsbilanzdefizit herstellen, muß ich mich doch nach der Kausalkette fragen, die Sie hier zugrunde legen.

(Zuruf von der SPD: Die gibt es doch nicht!)

— Ich gebe mir einmal Mühe, nachzuvollziehen, wie das gemeint sein könnte. Herr Kollege Haase, der einzige Zusammenhang, der mir bei dem, was Sie gesagt haben, einfällt — und ich bitte da um Aufklärung, weil Sie ja ständig das Leistungsbilanzdefizit und das Haushaltsdefizit zusammenbringen —,

(Hasse [Kassel] [CDU/CSU]: Die Bundesbank stellt den Zusammenhang auch her!)

der einzige Zusammenhang, den ich mir theoretisch und auch praktisch vorstellen kann, ist der folgende. Wir tragen mit dem Haushaltsdefizit zur Annäherung an die Vollbeschäftigung und zu höherem Wirtschaftswachstum bei.

(Glos [CDU/CSU]: Das ist ein Märchen!)

Dadurch wird ein Importsog ausgelöst, der stärker ist als er wäre, wenn wir Unterbeschäftigung und geringeres Wachstum hätten. Dadurch brauchen wir höhere Mittel zur Finanzierung der Einfuhr. Deshalb hängt das Haushaltsdefizit mit dem Leistungsbilanzdefizit zusammen.
Wenn dies Ihre Argumentation sein sollte, Herr Kollege Haase, dann bestätigen Sie meine Behauptung, daß Sie bereit wären, durch Abbau des Defizites weniger Wirtschaftswachstum und mehr Arbeitslosigkeit in Kauf zu nehmen.

(Beifall bei der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Man kann es auch privat machen!)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822404800
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Haase?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822404900
Bitte schön.

Lothar Haase (CDU):
Rede ID: ID0822405000
Herr Bundesfinanzminister, ich greife hier nur die Darstellung der Bundesbank auf, das ist gar nicht einmal haasisch.

(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Sind Sie bereit zur Kenntnis zu nehmen: Haushaltsdefizite bringen Inflation, und Inflationen ziehen auch Leistungsbilanzdefizite nach sich? Das ist der Zusammenhang. Das ist doch ganz einfach.

(Dr. Spöri [SPD]: Das ist Schwachsinn! Die Ölpreise sind doch nicht hausgemacht! Wie kann man so einen Schwachsinn sagen!)


Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822405100
Herr Kollege Haase, ich sehe doch, daß es dringend erforderlich ist, daß Sie auf Ihrer Reise von Kassel nach Bonn einmal in Frankfurt aussteigen

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Machen wir öfter!)

und sich einmal mit den Herren der Bundesbank in aller Ruhe darüber unterhalten.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Machen wir öfter!)

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen unserem Haushaltsdefizit und den Preissteigerungen. — Erste Erklärung. Lassen Sie sich das in Frankfurt ausführlich erklären. Ich habe leider nicht genug Zeit, um Ihnen das heute hier vorzutragen.

(Beifall bei der SPD — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Staatliche Schulden fördern nicht die Inflation?)

Zweitens. Es gibt nur diesen einen Zusammenhang, den ich Ihnen geschildert habe. Wenn Sie sagen, Haushaltsdefizit und Leistungsbilanzdefizit hingen zusammen, dann sagen Sie damit: Ich, der CDU-Abgeordnete Haase, bin bereit, das Defizit abzubauen und dafür Arbeitslosigkeit und vermindertes Wirtschaftswachstum in Kauf zu nehmen. Ein bißchen logisch muß man ja wohl bleiben.

(Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wieso denn? Es gibt doch auch die privaten Anreize! Es -muß doch gar nicht alles über den Staat gehen!)

Bisher konnten wir unsere traditionell umfangreichen Defizite in der Dienstleistungsbilanz — und hier, Herr Kollege Haase, ist in der Tat vor allen Dingen der Auslandsreiseverkehr zu nennen — und in der Übertragungsbilanz problemlos durch unsere hohen Überschüsse im Warenverkehr mit dem Ausland ausgleichen, ja, wir haben über die Bedienung dieses traditionellen Defizits hinaus immer noch Überschüsse erzielt.
Nun sagen Sie, es bestünde die Gefahr einer Zwangsbewirtschaftung der Devisen, und die Deutschen könnten dann nicht mehr ins Ausland fahren. Wissen Sie, das gehört in die Kategorie Währungsreform.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Das stand doch im „Stern"!)

Ziemlich verantwortungslose Panikmache, Herr Kollege Haase.

(Zurufe von der SPD: So ist es!)

Ich bin mit Ihnen der Meinung, daß es gut wäre, wenn die Deutschen mehr in ihre eigenen Urlaubsgebiete führen, um dort Urlaub zu machen. Ganz zweifellos würde ich das begrüßen — nicht nur mit der Begründung, wir müßten das Zahlungsbilanzdefizit abbauen, sondern auch, weil es schön wäre, wenn die Deutschen ihr Land noch besser kennenlernten. Ich habe aber überhaupt keine Bedenken, daß weiter so viele Deutsche ins Ausland fahren. Das kann der Bundesregierung doch nur guttun, wenn die Leute ins Ausland fahren und, wenn sie zurückkommen, sehen, was sie für ein schönes Land



Bundesminister Matthöfer
haben. Deshalb läuft Ihre Horrorpropaganda doch völlig ins Leere.

(Beifall bei der SPD)

Wenn jemand nach überstandenem Durchfall aus Acapulco zurückkommt, dann freut er sich, daß er wieder in unserem schönen Lande sein darf.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Seit wann mag denn die SPD den Schwarzwald?)

Ich bin dafür, daß wir auch unsere eigene deutsche Heimat im Urlaub wieder stärker bedenken, als wir das bisher gemacht haben.
Im letzten Jahr hat unsere Warenausfuhr die Einfuhr immerhin noch um 20 Milliarden DM übertroffen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Die Ursachen liegen in Preissteigerungen bei den Rohstoffen, insbesondere beim Rohöl.
Nun komme ich zu der Kreditaufnahme im „Orient", Herr Kollege Haase. Es ist natürlich passend, zum Zeitpunkt der Abreise der saudiarabischen Delegation Kritik an einer Verabredung anzubringen, die auch im saudischen Interesse gelegen hat.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Habe ich etwas Böses gesagt? „Orient" ist doch nicht böse!)

— Sie nicht, aber Ihre Partei hat im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen gesagt — Anzeige —: Wir sind schon so tief gesunken, daß wir bei den Arabern Geld pumpen müssen.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Ist das wahr? — Frau Berger [Berlin] [CDU/CSU]: Jetzt kommt die Kuh und frißt das Gras ab!)

— Sie stimmen dem zu? Ich kann Sie nicht verstehen. Sie müssen bitte ein bißchen lauter sprechen, gnädige Frau. Ich will aber einmal darauf zurückkommen.

Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822405200
Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Lieselotte Berger (CDU):
Rede ID: ID0822405300
Herr Kollege Matthöfer, damit Sie meine Frage akustisch besser wahrnehmen können: Ich zitierte eben das Sprichwort von der Kuh, die das Gras abfrißt, sobald es gewachsen ist. Damit wollte ich andeuten: Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, daß es Dinge gibt, über die man eben dann nicht spricht, wenn man die Ansichten vertritt, die Sie eben geäußert haben?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822405400
Es tut mir leid, ich habe der Frage nicht ganz folgen können. Das kommt bei mir manchmal vor. Es ist also nicht Unhöflichkeit, wenn ich Ihre Frage nicht beantworte, sondern Unvermögen, sie zu verstehen.
Ich möchte einmal auf die Formulierung des Herrn Kollegen Haase zurückkommen. Warum haben wir mit Zustimmung der Bundesbank diese Kredite aufgenommen? Warum hat dies auch die Bundesbank für vernünftig gehalten? Es gibt viele Gründe. Zum einen ist das Zahlungsbilanzdefizit zu nennen. Man kann ein solches Zahlungsbilanzdefizit nur durch Verwendung der Devisenreserven oder aber durch Kapitaleinfuhr finanzieren.
Solange es uns nicht glückt, den Ölverbrauch so drastisch zu drosseln, daß wir das Zahlungsbilanzdefizit los sind, ist es vernünftig, auch Kapital zu importieren. Daran kann doch gar kein Zweifel bestehen, denn auf diese Weise werden uns unsere Devisenreserven noch desto länger nützlich sein können.
Als Vertreter eines Landes, das ein Industrieland ist, das 97 % seines Öls einführt, das auf die Öleinfuhr zum Funktionieren seiner Wirtschaft angewiesen ist, muß man sich dann aber doch einmal in die Interessenlage der ölexportierenden Länder versetzen, sprich: in diesem konkreten Fall in die Interessenlage Saudi-Arabiens, das in zunehmendem Maße unseren Ölbedarf deckt. Die Saudis produzieren und verkaufen 3,5 Milliarden Barrel 01 pro Jahr. Sie verkaufen es für 2 Dollar unter dem Weltmarktpreis, d. h., sie geben den Industrieländern praktisch 7 Milliarden Dollar. Gleichwohl haben sie immer noch riesige Überschüsse, die weit über das hinausgehen, was sie vernünftigerweise nach ihren traditionellen Vorstellungen, nach ihrer Absorptionskapazität im eigenen Lande anlegen können.
Nun fragt man sich doch: Welches Interesse können Ölländer wie Saudi-Arabien denn haben, weiterhin unseren lebenswichtigen Bedarf zu decken, wenn sie mit diesen Überschüssen nichts anfangen können, wenn sie sie nicht risikogestreut, sicher und gewinnbringend anlegen können? Das muß man sich doch fragen. Es liegt doch im Interesse der Industrieländer, für eine risikogestreute Anlage zu sorgen. Der Bundesfinanzminister der Bundesrepublik Deutschland kann nicht noch länger als zwei Jahre solchen Angeboten widerstehen. Überlegen Sie sich das doch einmal, bevor Sie derartigen Unsinn in die Welt setzen.
Außerdem gibt es noch einen taktischen Gesichtspunkt. Am 21. März haben wir diese Verabredung getroffen.

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Ist es nicht eher eine Zwangslage als ein Angebot?)

— Ich bitte Sie! Sie wissen doch ganz genau, daß wir überhaupt keine Schwierigkeiten gehabt hätten, diese 3 Milliarden DM auch am deutschen Kapitalmarkt aufzutreiben. Oder wollen Sie das wirklich ernsthaft bestreiten?

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Es werden eher 30 werden!)

— Aus einem Grunde, den ich Ihnen jetzt darstellen werde, schließe ich eine weitere Kreditaufnahme bei Ölländern nicht aus. Zur Zeit beabsichtige ich aber nicht, in diesem Jahr auch nur noch eine einzige D-Mark aufzunehmen.
Kreditaufnahme bei Ölländern schließe ich aber aus folgendem Grunde nicht aus. Am 21. März hatte ich — kurz vor dem großen Steuertermin — einen Kassenkredit der Bundesbank in Höhe von 5 Milliarden DM; diese Kredite sind immer sehr billig, deshalb nehmen wir sie sehr gerne. Nun wußten die Leute, die uns Geld leihen, daß wir kommen mußten.



Bundesminister Matthöfer
Sie beobachten die Entwicklung ja sehr aufmerksam. Wir sind aber nicht gekommen, sondern wir haben das Geld billiger bei den Saudis aufgenommen. Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, dies war der Punkt, an dem der Zins von 10 % auf jetzt 8 % und weniger abgeknickt ist, weil Wettbewerb eben das Geschäft belebt und die Preise senkt. 2 % Zinsen sind für den Bundesfinanzminister immerhin pro Jahr 1,06 Milliarden DM. Da werden wir uns weiterhin vernünftig verhalten. Ich schließe es nicht aus, daß wir weitermachen. Wir haben die Zinsen heruntergedrückt, wir haben den Saudis Anlagemöglichkeiten gegeben, wir haben zur Deckung des Zahlungsbilanzdefizits beigetragen. Das war alles insgesamt ganz vernünftig.

Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822405500
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Friedmann?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822405600
Bitte schön.

Prof. Dr. Bernhard Friedmann (CDU):
Rede ID: ID0822405700
Herr Finanzminister, hängen Ihre Kreditaufnahmen bei Ölländern nicht auch damit zusammen, daß die Bereitschaft deutscher Banken, Schuldtitel des Bundes zu erwerben, seit 1978 deutlich zurückgegangen ist, wie Sie das in einem Schreiben an die Mitglieder der SPD-Fraktion am 31. Januar 1980 dargelegt haben, und worauf führen Sie diese zurückgehende Bereitschaft der Banken zurück?

Hans Matthöfer (SPD):
Rede ID: ID0822405800
Herr Kollege Dr. Friedmann, ich habe überhaupt keine Veranlassung, mich über die Aufnahmefähigkeit des deutschen Kreditmarktes zu beklagen. Wenn Sie mir nicht glauben, dann fragen Sie einmal die Profis! Die würden dem Bund sehr gern mehr leihen.

(Dr. Friedman [CDU/CSU]: Warum haben Sie es dann geschrieben?)

Dies ist eine Gruppe, die glaubt, sie hätte in ihrem Portefeuille damals einen zu hohen Anteil an Bundespapieren gehabt — inzwischen ist das auch schon wieder anders geworden —, und möchte das jetzt ein wenig diversifizieren. Das hat mir überhaupt keine Schwierigkeiten gebracht. Konstruieren Sie keine Dinge! Ich bin für Kritik aufgeschlossen. Es wäre merkwürdig, wenn eine Bundesregierung in einer so schwierigen Weltsituation alles richtig machen würde. Die Opposition ist dazu da, die Fehler aufzuspüren. Ich wehre mich nur gegen dieses unverantwortliche Angstmachen

(Beifall bei der SPD und der FDP)

mit der Währungsreform und der Devisenzwangswirtschaft. Wir haben keine Probleme hinsichtlich der Kreditaufnahme.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Ich habe Sie zitiert, Herr Bundesminister!)

— Ich habe Ihnen erklärt, was ich damit gemeint habe.
Wir werden also den Ölverbrauch drosseln, auch wenn dazu unpopuläre Maßnahmen erforderlich sind. Wer für den Gesamtstaat Verantwortung trägt,
darf sich auch nicht vor unpopulären Maßnahmen drücken.
Ich fasse zusammen. Mit dem vorliegenden Nachtragshaushalt sind Mehrausgaben von rund 2 Milliarden DM verbunden, denen in vollem Umfange Ausgabenkürzungen gegenüberstehen. Die Kreditaufnahme wird nicht erhöht. Die Steuerentlastung 1981 ist unverzichtbar, weil die Belastung der Arbeitnehmer mit direkten Steuern und Abgaben zu hoch ist. Diese Steuersenkung wird ohne Erhöhung der Kredite finanziert.
Wir sagen ja zu Europa, die zusätzlichen Belastungen des Bundes müssen bei der Umsatzsteuerverteilung berücksichtigt werden. Unser finanzpolitischer Kurs ist klar, vernünftig und erfolgreich, und wir werden ihn auch in der nächsten Legislaturperiode fortsetzen.
Ich danke dem Deutschen Bundestag, insbesondere den Mitgliedern des Haushaltsausschusses, für die fleißige Arbeit, die sie bei der gründlichen Überprüfung des Nachtragshaushalts 1980 geleistet haben. Ich bitte Sie sehr herzlich, dem Nachtragshaushalt Ihre Zustimmung zu geben.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822405900
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Häfele.

Dr. Hansjörg Häfele (CDU):
Rede ID: ID0822406000
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Mittelpunkt der finanzpolitischen Diskussion der letzten Monate steht die sprunghaft anwachsende Staatsverschuldung. Bundesfinanzminister Matthöfer rechtfertigt diese abenteuerlich zunehmende Staatsverschuldung im wesentlichen mit drei Begründungen. Erstens sei dies die einzig richtige Politik, um die Beschäftigung zu sichern, die Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden; zweitens sei die Staatsverschuldung im Grunde gar nicht besorgniserregend, denn im Kern seien unsere Staatsfinanzen nach wie vor solide; und drittens seien Probleme, soweit sie bestünden, leicht dadurch zu lösen, daß die Länder einen etwas größeren Anteil am Umsatzsteueraufkommen an den Bund abführten.
Was ist zu diesen drei wichtigsten Begründungen, die er auch heute wiederholt hat, zu sagen?
Ich komme zur ersten Begründung. Soweit auf eine Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit abgehoben wird, wird gern der Vergleich mit der schweren Wirtschaftskrise der Jahre nach 1929 herangezogen. Es wird gesagt: Damals war es einer der großen Fehler, daß der Staat die zurückgehende private Nachfrage nicht massiv sowohl im konsumtiven wie im investiven Bereich ausgeglichen hat. Die Frage ist aber, ob die Diagnose des Zustands von 1929 bis 1932 mit der Diagnose unseres Zustands in den letzten Jahren übereinstimmt

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: So ist es!)

und als Folge einer falsch gestellten Diagnose auch die Therapie falsch sein könnte.
Was hatten wir in den Jahren nach 1929? Wir hatten die klassische Deflation mit um 20 bis 30 % zu-



Dr. Häfele
I rückgehenden Löhnen und Preisen, während die westliche Welt und immer mehr auch die Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren von der Krankheit zunächst der Inflation als Folge einer Anspruchsinflation erfaßt worden ist und als Folge davon dann eine Stagnation, Stagflation oder gar Rezession eingetreten ist.
Diese Erkenntnis der letzten Jahre hat nach leidvollen Erfahrungen Bundeskanzler Schmidt, der noch 1972 genau das Gegenteil gesagt hatte, bei dem berühmten Gipfel in London 1977 zu der gemeinsamen Formel — die hoffentlich die Regierungschefs in Venedig jetzt wiederholen — geführt: „Inflation verringert die Arbeitslosigkeit nicht. Im Gegenteil, sie ist eine ihrer Hauptursachen."

(Beifall bei der CDU/CSU — Kolb [CDU/ CSU]: Der Herr Rau hat aber im Wahlkampf gesagt, Schulden von heute seien die Gewinne von morgen!)

Noch besser wäre es, dies — so erfreulich es ist — würde nicht nur bei Gipfelkonferenzen immer wieder bekräftigt, sondern darüber hinaus würde die westliche Welt endlich eine kraftvolle Politik einleiten, um entsprechend zu handeln. Bis heute geschieht das nicht ausreichend.

(Zuruf des Abg. Dr. Spöri [SPD])

Wir haben sowohl theoretisch wie auch in der praktischen Politik in den letzten Jahren immer mehr die Erfahrung gemacht, daß für unsere Fehlentwicklungen in erster Linie die Angebotsseite die Ursache ist. Das heißt, es kommt in erster Linie darauf an, die produktive private Investitionstätigkeit zu fördern. Sobald die Kosten- und Erlösrelation im privaten Bereich einigermaßen vernünftig ist, steigt die private Investitionstätigkeit wieder an. Wir haben es in Deutschland erlebt — erfreulicherweise auch durch eine gewisse Vernunft der beiden Tarifpartnern, aber auch durch steuerpolitische Schritte, die wir gefordert haben und gegen Ihren ursprünglichen Widerstand teilweise durchsetzen konnten —,

(Zuruf des Abg. Spöri [SPD])

daß die Kosten- und Erlösrelation 1978 und 1979 zu einer Verbesserung der privaten Investitionstätigkeit geführt hat. Mit anderen Worten — Herr Bundesfinanzminister, vielleicht würden Sie zuhören; darf ich Sie bitten; ich würde mich gern mit Ihren Argumenten auseinandersetzen —: Die moderne Erkenntnis ist heute nicht mehr, daß der Staat in erster Linie private Nachfrage, sei sie konsumtiver oder investiver Art, auf Dauer ausfüllen könnte. Das kann kein Staat, es sei denn ein total sozialistischer Staat, der alles über die Staatskasse macht. Das wollen wir ja nicht. Die moderne Erkenntnis ist, daß der Staat die Rahmenbedingungen für diese private Investitionstätigkeit so setzen muß, daß sie sich stetig auf Dauer entfalten kann.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Mit anderen Worten: Je weniger Schulden der Staat macht, um so niedriger können die Zinsen sein, um so geringer kann die Abgabenbelastung für die arbeitenden Bürger und die Betriebe sein, um so mehr
Freiräume sind für produktive private Investitionstätigkeit vorhanden, um so weniger Inflationsgefahren bestehen,

(Kolb [CDU/CSU]: Siehe Schweiz!) und um so besser ist das Investitionsklima.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Bundesfinanzminister, gegen diese Grundsätze haben Sie spätestens seit 1978 verstoßen.

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Wissentlich und willentlich!)

Lassen wir einmal die schwierigen Jahre 1975 und 1976 beiseite, als wir alle miteinander gewisse Illusionen über die Machbarkeit von Konjunktur und Wirtschaft durch den Staat hatten. Aber spätestens ab 1978, als das reale volkswirtschaftliche Wachstum in Deutschland ordentliche 3,5 Prozent erreichte, wäre der Kurswechsel in der Finanzpolitik in Richtung weniger Zunahme von Staatsverschuldung einzuleiten gewesen, erst recht 1979, als wir sogar ein sehr gutes reales volkswirtschaftliches Wachstum mit 4,4 Prozent erzielten.

(Dr. Spöri [SPD]: Im Gegensatz zu Ihrer Prognose, Herr Häfele!)

— Herr Spöri, die Dinge sind viel zu ernst, als daß Sie mit Ihrer schülerhaften Art hier ankommen könnten.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Weil Sie diesen Kurswechsel nicht vollzogen haben, Herr Bundesfinanzminister, ist die Folge heute, daß diese sprunghaft angestiegene Staatsverschuldung zu einer Wachstums- und Beschäftigungsbremse geworden ist. Das ist nicht bloß die Meinung der CDU/CSU, sondern das sagen auch die Sachverständigen in den letzten Gutachten, das sagt die Bundesbank, und das wird auch international immer mehr erkannt. Und Dr. Heinrich Irmler hat das nach einem etwa 40jährigen Bundesbank- bzw. Zentralbankratleben bei seinem Ausscheiden gleichsam als Stabilitätsvermächtnis — abgedruckt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 29. September 1979 — hinterlassen. Auch am letzten Samstag hat er in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" einen Aufsatz veröffentlicht, den ich jedem zur Lektüre empfehle: „Staatsverschuldung — ein Holzweg", und zwar ein Holzweg in Richtung Vollbeschäftigung und Wachstum.
Heinrich Irmler sagte bei seiner Verabschiedung — ich darf zitieren —:
Meist wird nämlich sogleich „Nachfragemangel' diagnostiziert, gerade so, wie er Anfang der 30er Jahre aus einer Reihe von Gründen tatsächlich in dramatischer Größenordnung existiert hatte und Keynes damals durchaus zu Recht zu seiner bekannten Therapie des „deficit spending" und des billigen Geldes inspiriert hatte. Die ökonomische Lage ist indessen heute anders. Niemand hortet wie damals Geld, weil er auf billigere Preise spekuliert. Das Gegenteil ist der Fall. Konsumiert wird wie noch nie, auch auf Kredit, und die Konsumeinkommen werden durch Lohn- und durch Fiskalpolitik, unter täti-



Dr. Häfele
ger Mithilfe der Kreditschöpfung, zu Lasten der Zukunftsproduktion eher zu hoch getrieben. Die Investition erlahmt natürlich, wenn die Preis-Kosten-Relation nicht mehr stimmt. Tatsächlich braucht der Staat heute, zumindest bei uns, durchaus keine Nachfragelücke durch Staatsdefizite mehr aufzufüllen, sondern er muß im Gegenteil die Defizite vermindern und so der Privatwirtschaft größeren Raum lassen.
Soweit Dr. Heinrich Irmler.
Ich könnte jetzt auch die Sachverständigengutachten 1978 und 1979 zitieren. In beiden Gutachten ist ausgeführt worden — Sie sind geradezu beschworen worden —, daß die Politik der Zunahme der Staatsverschuldung auf Dauer nicht zu einer Politik der beabsichtigten Vollbeschäftigung und des beabsichtigten Wirtschaftswachstums paßt. Das haben Sie vernachlässigt.
Deswegen, Herr Bundesfinanzminister — ich muß das sagen —, weise ich das böse Wort zurück, das Sie vorhin verwendet haben: als ob die Alternative zu dieser Ihrer Politik Massenarbeitslosigkeit gewesen wäre, als ob wir den Kohlebergbau im Ruhrgebiet zerstört hätten. Das ist eine böse Behauptung, die ich zurückweise.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Zur zweiten Einlassung, zur Verniedlichung der Staatsverschuldung. Sie sagen, im Grunde sei das ja alles in Maßen, das könne sich auch international sehen lassen. Nebenbei: Es ist immer schlimm, wenn man an denen Maß nimmt, bei denen die Fehlentwicklung schon am weitesten gediehen ist. Das ist für einen Finanzminister nicht empfehlenswert. Aber auch dieser Vergleich stimmt ja ebensowenig wie die Vergleiche etwa mit der Vergangenheit. Das hat mein Kollege Lothar Haase in seinen Ausführungen heute bezüglich des Jahres 1913 mit dem jetzt endlich nach langen Monaten ermittelten Zahlen — das gebe ich zu — nachgewiesen, so daß ich Ihnen empfehle, Ihrem Bundeskanzler zu sagen, er solle das Jahr 1913 ab sofort nicht mehr in seinen Reden verwenden.
Nein, Herr Bundesfinanzminister, Sie haben das Problem der Staatsverschuldung in den letzten Monaten im Grunde nur einmal zutreffenderweise nicht verniedlicht. Das war in Ihrem Alarmbrief vom 31. Januar dieses Jahres an die Kollegen Ihrer Bundestagsfraktion. Dieser Brief ist hinsichtlich seines Wahrheitsgehaltes — im Sinne der Schilderung des Zustandes — durchaus zutreffend. In dem Brief sind beschwörende Worte an Ihre Kollegen enthalten: daß es so nicht weitergehen könne und daß wir im kommenden Jahr in der Finanzpolitik vor ungeheuren Problemen stünden. Aber warum gehen Sie dann durchs Land und sagen — auch heute in Ihrer Rede —, das sei alles solide finanziert, das sei alles in Ordnung? Das ist Verniedlichung, Bagatellisierung.
Nein, auch insoweit ist auf die Sachverständigen, auf die fünf Weisen hinzuweisen, die im Jahr 1978 nachgewiesen haben, daß wir bei der Zunahme der Staatsverschuldung in den letzten Jahren inzwischen mit an der Spitze aller Industrieländer stehen.
Daß es Länder gibt, die im Stand der Staatsverschuldung höher sind, hängt natürlich mit den beiden Währungsreformen 1923 und 1948 zusammen. Aber das ist ja kein Verdienst dieser Regierung.
Meine Damen und Herren, auch ein Wort zur Leistungsbilanz. Sie haben dazu heute auch wieder Stellung genommen, und Sie bestreiten einfach, Herr Bundesfinanzminister, den Zusammenhang zwischen der Staatsverschuldung und der inzwischen besorgniserregend negativ gewordenen Leistungsbilanz. Es werden in diesem Jahr voraussichtlich 25 Milliarden DM sein, nachdem es im letzten Jahr noch 10,5 Milliarden DM und im Jahr vorher noch positiv 17,5 Milliarden DM waren, als ein Aktivsaldo bestand. Es ist in den letzten drei Jahren also ein ungeheurer Sprung eingetreten.
Heute hat die Bundesbank ihren neuesten Monatsbericht veröffentlicht. Er ist frei ab 20. Juni, also ab morgen. Ich nehme an, daß er erst morgen gedruckt wird, so daß ich berechtigt bin, es heute schon zu zitieren. Da heißt es wörtlich zu dem Thema, dessen Kausalzusammenhang Sie vorhin bestritten haben:
Im laufenden Jahr werden sich daher Fortschritte in Richtung auf eine Rückführung der hohen Staatsdefizite nicht erzielen lassen, obwohl dies im Hinblick auf den inzwischen erreichten hohen Auslastungsgrad des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials und auf das Leistungsbilanzdefizit an sich angezeigt wäre.
Das ist das Gegenteil dessen, was Sie vorhin gesagt haben. Nicht wir müssen mit der Bundesbank zusammensitzen — wir haben es getan und tun es regelmäßig —, sondern Sie müssen die Ratschläge der Bundesbank beherzigen. Nicht die Bundesbank kann die Regierung übernehmen, sondern die Regierung muß endlich das tun, was die Bundesbank allein niche leisten kann.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Bundesfinanzminister, Sie haben beklagt, daß im Land draußen die Sorge umgeht, daß gefragt wird: Wohin führt das mit der Inflation? Führt das womöglich wieder zu einer Währungsreform? Dagegen gibt es nur ein Gegenmittel, damit diese Sorgen im Land nicht virulent werden: die Probleme nicht verniedlichen, nicht bagatellisieren, nicht verschweigen, sondern endlich den Kurswechsel überzeugend vornehmen, damit man glauben kann, daß diese Staatsdefizite so nicht weitergehen. Das glauben Ihnen die Leute aber nicht.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Man braucht sich darüber nicht zu wundern, wenn es in Nordrhein-Westfalen einen SPD-Ministerpräsidenten Rau gibt, der im Landtag sogar gesagt hat — er sagt nachträglich, es sei humorvoll gemeint gewesen, aber über dieses Thema gibt es Gott sei Dank keinen Spaß im deutschen Volk ' —, am Schluß stünde dann eben eine Währungsreform. Das



Dr. Häfele
stammt von Ministerpräsident Rau und nicht von uns. Dieses muß er sich sagen lassen.

(Westphal [SPD]: Angst machen! — Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU] — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Das dritte Argument, Herr Bundesfinanzminister. Sie sagen: Die Länder müssen mehr abführen, dann können wir auch in den kommenden Jahren beim Bundeshaushalt eine — wie Sie sagen — solide Finanzpolitik weiterführen. Meine Damen und Herren, das Hin- und Herschieben von Schulden zwischen Bund, Ländern und Gemeinden löst überhaupt nichts mehr. Auch die Länder haben sich natürlich als Folge der sogenannten Reformpolitik, als Folge von Ausgabengesetzen und sonstigen Gesetzen, die in erster Linie der Bund gemacht hat, in ihren Ausgaben übernommen. Auch die Länder haben eine zu hohe Neuverschuldung. Alle öffentlichen Hände haben eine zu große Neuverschuldung. Verantwortlich ist der Bundesfinanzminister nicht bloß als Bundeskassenwart für die Bundeskasse, sondern Sie haben die Gesamtverantwortung.

(Wehner [SPD]: Sie wollen eine Panik herbeireden! Das ist das einzige, was wichtig ist! Sie wollen das!)

— Herr Wehner, es freut mich, daß es Sie trifft. Dann liegen wir immer richtig, wenn es Sie trifft, Herr Wehner. — Sie haben die finanzpolitische Gesamtverantwortung. Sie sind verantwortlich für die gesamte öffentliche Finanzwirtschaft. Sie sind nicht nur Bundeskassenwart. Mit dem Hin- und Herschieben können Sie nichts machen.

(Wehner [SPD]: Sie wollen eine Panik herbeireden! Das ist der einzige Zweck! — Gegenruf des Abg. Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Er hat recht!)

Natürlich müssen alle einen Kurswechsel vornehmen, alle müssen in den nächsten Jahren bei den Ausgabenzuwächsen kürzertreten. Aber bei dem Kurswechsel muß die Bundesregierung mit Führung vorangehen. Das hat sie bis heute nicht getan.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich komme deshalb, meine Damen und Herren, nach elf Jahren SPD/FDP-Regierung und am Ende dieser Legislaturperiode zu folgender finanzpolitischer Schlußbilanz.
Erstens. Seit 1975 verschuldet sich der Bund in jedem Jahr um das Anderthalb- bis Zweifache des Betrages von 1950 bis 1969, also 20 Jahre zusammengenommen.

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: So ist es!) 1981 will er dies verstärkt fortsetzen.

Zweitens. Der Anstieg der Neuverschuldung aller Gebietskörperschaften in Deutschland in den letzten Jahren ist im Vergleich zu allen anderen Industriestaaten an der Spitze in der gesamten Welt.
Drittens. Ende dieses Jahres werden die Gebietskörperschaften Zinszahlungen bis zu 30 Milliarden DM zu leisten haben. Das sind an jedem Tag eines
Jahres 80 Millionen DM. 1983 wird die Neuverschuldung des Bundes nach der letzten mittelfristigen Finanzplanung der Bundesregierung nicht mehr ausreichen, um die Zinszahlungen des Jahres 1983 zu bestreiten.

(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es! — Kolb [CDU/CSU]: Darauf sagt er nichts!)

Viertens. Diese Verschuldung kann inzwischen längst nicht mehr wirtschaftspolitisch positiv begründet werden, sondern diese Verschuldung wirkt inflationär. Sie wird zur Wachstumsbremse und damit zur Beschäftigungsbremse in der Gegenwart. Sie wird in den kommenden Jahren die internationale Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland immer mehr einschränken, und sie läßt uns vor allem überhaupt keinen Spielraum mehr für den Fall einer Rezession, so sie wirklich einmal kommen sollte. Es ist eine Politik zu Lasten der Zukunft, es ist eine Politik zu Lasten der kommenden Generation.
Fünftens. Bundeskanzler Schmidt hat sein Versprechen in der Regierungserklärung am Beginn dieser Periode 1976 nicht eingehalten, wonach die Neuverschuldung künftig „deutlich niedriger liegen muß als bisher".

(Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Deutlich!)

Sechstens. Es war ein Fehler der Bundesregierung, nicht spätestens 1978 bei einem ordentlichen Wirtschaftswachstum die Konsolidierung ernsthaft einzuleiten und sie 1979 bei einem sehr guten realen volkswirtschaftlichen Wachstum noch intensiver zu betreiben.
Siebtens. Es war ein Fehler der Bundesregierung, bei Ausbruch der internationalen Krise Ende 1979 keinen Stopp für neue ausgabenwirksame Gesetze in Milliardenhöhe zu verhängen, die inzwischen im Gesetzgebungsgang sind. Es war ein Fehler, die 1979 deutlich gewordene negative Leistungsbilanz nicht zum Anlaß zu nehmen, endlich mit der Beschränkung der Ausgabenzuwächse der öffentlichen Haushalte ernst zu machen. Wir leben über unsere Verhältnisse.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Achtens. Es hilft nichts mehr, die Schulden zwischen Bund, Ländern und Gemeinden hin- und herzuschieben, sondern es ist ein grundsätzlicher Kurswechsel in der Ausgabenzuwachspolitik notwendig, und zwar für den Gesamtstaat. Hier muß die Bundesregierung kraft ihrer Führungsverantwortung vorangehen.
Neuntens. Nichts ist zu lösen mit noch höherer Abgabenbelastung. Der SPD-Parteitag vor ein paar Tagen hat aber neue zusätzliche leistungs- und investitionshemmende Abgabenbelastungen beschlossen: eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen für aufstrebende Mittelschichten, eine Einbeziehung von abgabenfreien Lohnzuschlägen in die Sozialversicherungsabgabenpflicht, die Erfindung einer investitionshemmenden „Maschinensteuer'. Der 1981 von der Bundesregierung verspätet vorgesehene Teilabbau von heimlichen Steuererhöhungen ist kein vertrauenerweckender Stopp des Abgaben-



Dr. Häfele
und Steuerstaates, solange man solche gegenläufigen Beschlüsse bei der SPD faßt und sie in den nächsten Jahren in die Tat umsetzen will.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Zehntens. Als Hinterlassenschaft von elf Jahren SPD/FDP-Regierung bleibt die ungelöste Frage der Konsolidierung sämtlicher öffentlicher Haushalte. Dies, meine Damen und Herren, ist kein „Problemchen". Dies ist kein Problem. Dies ist eine der schwersten Herausforderungen der deutschen Politik seit 1949.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822406100
Das Wort hat der Abgeordnete Westphal.

Heinz Westphal (SPD):
Rede ID: ID0822406200
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Da haben also der Herr Bundesfinanzminister und dieses Parlament den Nachweis erbracht, einen wegen neuer, vornehmlich internationaler Lasten notwendig gewordenen Nachtragshaushalt in der Größenordnung von immerhin 2 Milliarden DM finanzieren zu können, ohne eine einzige Mark zusätzlicher Schulden aufzunehmen und ohne in ein einziges Leistungsgesetz einzuschneiden, sondern allein durch härteres Sparen. Und immer noch tönt es von der ohne eigene Vorschläge antretenden Opposition, wir produzierten die Finanzkrise, wir leisteten einen Offenbarungseid. Was soll dieses Gerede? Es stimmt ja doch nicht. Das war solide Arbeit; wir können sie guten Gewissens vertreten.

(Zustimmung bei der SPD)

Meine Damen und Herren, diese Leistung wäre — das muß ich gerade Herrn Häfele ins Stammbuch schreiben — nicht möglich gewesen, wenn wir der Opposition gefolgt wären und noch für 1980 Steuersenkungen in der Größenordnung von etwa 6,5 Milliarden DM beschlossen hätten. Noch vor drei Wochen haben Sie, die Opposition, diese Vorlage des Bundesrates hier verteidigt. Wie säßen wir in der Tinte, wenn wir das mitgemacht hätten!
Das Verhalten der Ländermehrheit, das Wohngeldgesetz zu stoppen, das Jugendhilfegesetz zum Scheitern zu verurteilen, das Strafvollzugsfortentwicklungsgesetz untergehen zu lassen, die Krankenhausgesetznovelle niederzustimmen, wird doch unglaubwürdig, meine Damen und Herren von der Opposition, wenn man bedenkt, daß diese CDU/CSU-Ländermehrheit sich selbst für fähig hielt, die Einnahmeausfälle durch dieses Steuerentlastungsgesetz, die ja die Länder und den Bund getroffen hätten, schon 1980 tragen zu können. Dies ist doch unglaubwürdig, was die Bundesratsmehrheit uns dort liefert und Sie hier hinterher verteidigen.
Wir waren da ehrlicher und haben dem Bürger offen gesagt: Wir haben 1977 Steuern gesenkt, wir haben 1979 Steuern gesenkt; wir können es 1980 nicht schon wieder tun, aber wir tun es 1981.

(Kolb [CDU/CSU]: Sie haben die Steuern nicht gesenkt, sondern nur die Zuwächse beschnitten!)

Selbst wenn wir diese Propagandatour der Opposition von 1980, der wir ein deutliches Nein entgegengesetzt haben, als erledigt beiseite lassen, bleibt doch der Tatbestand, daß die steuer- und familienpolitischen Vorlagen, die die Bundesratsmehrheit unseren Beschlüssen nun im Vermittlungsausschuß entgegenhalten will, bezogen auf dieses Jahr 1981, vor dem wir stehen, um 4,5 Milliarden DM größer sind als die, die dieses Haus auf unsere Initiative beschlossen hat. Der Vergleich des steuer- und familienpolitischen Pakets von Bundesregierung und Koalition in Höhe von 17,5 Milliarden DM mit den 17,2 Milliarden DM, die die Vorlagen der Opposition bzw. der Mehrheit der Bundesländer vorsehen — dies seien etwa gleiche Größenordnungen —, stimmt doch vom ersten Tage an nicht. Der Umfang Ihrer Tarifentlastung ist an der falschen Stelle größer. Ihre familienpolitische Komponente entlastet die reichen Eltern mehr als die armen. Sie wollen den Unternehmern in unserer gegenwärtigen Situation auch noch zusätzliche Vermögens- und Gewerbekapitalsteuerentlastungen geben.
Die Wohngeldnovelle, die zunächst zumindest von einem CDU-Land noch ausgeweitet werden sollte, ist in Ihrer Rechnung noch gar nicht drin. Das wären dann 17,8 Milliarden DM, bezogen auf 1981, statt 12,8 Milliarden DM in dem vom Bundestag beschlossenen Paket.
Ich führe dies hier auf, um deutlich zu machen, daß wir alle diejenigen — dazu gehörte insbesondere Herr Häfele in der Schlußrunde unserer bisherigen Aussprache —, die meinen, wir würden unsolide an die Finanzprobleme herangehen und sollten umkehren, nun zu fragen haben: Wann fangen Sie denn an umzukehren? Sie können uns doch nicht größere finanzielle Lasten aufladen und uns zu Steuermindereinnahmen in riesigen Größenordnungen — wesentlich höher, als wir hier beschlossen haben — auffordern und dann sagen, wir würden zu große Kuchen backen. Dies ist unlautere Politik. Sie ist nicht ehrlich. Die Unseriösität der Argumente derjenigen, die uns hier ohne jede Berechtigung unsolide Finanzpolitik vorwerfen, muß hier aufgeklärt werden.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ich will Ihnen noch ein Argument sagen. Wenn der Herr Geißler, der CDU-Generalsekretär, für 1984 im voraus ausrechnet, daß das Wahlprogramm der CDU/CSU mit seinem Ansatz von 16 Milliarden DM, allein für den Bund, finanzierbar sei, und wenn man weiß, daß dessen Forderungen mal wieder — natürlich aus Wahlwerbegründen — größer sind als diejenigen, die die SPD in Essen beschlossen hat, dann gebietet doch die Logik, anzuerkennen, daß ein Wahlprogramm mit kleinerem finanziellen Umfang natürlich erst recht solide finanziert ist. Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß größere Folgekosten sich leichter finanzieren lassen als kleinere.
Stellen wir noch einmal fest: Dieser Nachtragshaushalt ist der Nachweis unserer. Sparsamkeit, unserer Sparpolitik, der Nachweis, daß wir keine höhere Neuverschuldung machen, der Nachweis, daß



Westphal
I wir auf Konsolidierungskurs bleiben, solange eine gute Konjunktur uns dies erlaubt.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Und der Beweis überholter Ansätze!)

Nun kommt, Herr Friedmann, der Blick auf 1981. Sie, die Opposition, verlangen, daß die Haushaltsdaten 1981 jetzt auf den Tisch gelegt werden. Es bleibt, meine Damen und Herren, guter Brauch — wir werden ihn nicht brechen —, daß eine aus Wahlen hervorgegangene neue Regierung ihren Haushalt und ihre Finanzplanung zu präsentieren hat. Aber dahinter steckt doch bei Ihnen eine ganz andere Absicht: Sie wollen mit dem Vorwurf in den Wahlkampf ziehen, die regierende Koalition verschweige die finanziellen Risiken und die daraus zu ziehenden Konsequenzen.

(Zurufe von der CDU/CSU)

Sie wollen dafür ganz üble Worte verwenden. Wir haben sie — auch von Herrn Haase — hier schon gehört.
Meine Damen und Herren, diese Masche zieht nicht. Sie zieht deshalb nicht, weil die entscheidenden Daten und Absichten bereits genannt sind; sie liegen auf dem Tisch. Ich will sie hier nochmals aufzählen: erstens keine höhere Neuverschuldung 1981, als in der Finanzplanung vorgesehen ist, zweitens Reduzierung des Anstiegs des Etatvolumens um 3 Milliarden DM gegenüber der Planung. Das heißt: plus 4 % statt 5,5 % Steigerung des Haushaltsvolumens im Jahre 1981. Es ist also niedriger, genau wie es im Finanzplanungsrat zwischen Bund und Ländern inzwischen vereinbart wurde. Das heißt auch: nicht nur unterproportionales Wachstum des Bundesetats gegenüber dem Wachstum des Bruttosozialprodukts, sondern auch Einsparungen, Kürzungen, die uns alle noch hart ankommen werden.
Meine Damen und Herren, der Bundesfinanzminister hat angekündigt, daß er uns den Abbau von Subventionen vorschlagen wird. Hier muß ich einfach einmal fragen: Wir freuen uns doch alle auf seine Vorschläge, oder nicht? Wenn ich an die Debatte nachher denke, müßte ich dies eigentlich unterstellen können. Ich nehme beinahe an, Sie würden mir auch zustimmen — in Kenntnis aller gemeinsam gesammelten Erfahrungen —, daß es unsinnig wäre, sich diese Vorschläge — jetzt präsentiert — im Wahlkampf von den Interessengruppen zerreden zu lassen. Aber ich bin nach dem, was ich hier vorhin gehört habe, der Auffassung, ja ganz sicher — leider —, daß es eben nicht nur Interessengruppen sein würden, die uns das zerreden, sondern daß auch Sie, die Opposition — auch dies ist eine Erfahrung, die wir haben sammeln können —, uns draußen und hier diese Vorschläge einer Konkretisierung des Subventionsabbaus zerreden würden. Wir haben das oft genug erlebt. Ich weiß noch genau, wie es mir ergangen ist, z. B. im Vermittlungsausschuß und bei ähnlichen Anlässen. Da ist man dagegen aufgetreten, daß es wieder neue Dauersubventionen und sogar Doppelsubventionen geben sollte. Sie wurden aber dann mit Mehrheiten beschlossen, die nicht von unserer Seite kamen.
Haben Sie bemerkt, meine Damen und Herren, daß zu meiner Aufzählung dessen, was Eckpunkte sein werden, Eckpunkte, die offen auf dem Tisch liegen, nicht der Einschnitt in soziale Leistungsgesetze gehört? Ich möchte das hier gerade auch für diejenigen noch einmal deutlich machen, die schon darauf lauern, uns zu unterstellen, wir hätten die Absicht, so etwas wie ein Haushaltssicherungsgesetz zu machen. Da Herr Haase hier neue Vokabeln schlimmster Art eingeführt hat — der Herr Finanzminister hat darauf deutlich geantwortet —, will ich diese noch einmal aufnehmen, um das offenzulegen, was dahinter steckt. Nein, meine Damen und Herren, die Lage ist doch ganz und gar umgekehrt: Das Stoppen des Wohngeldgesetzes, das Scheiternlassen des Jugendhilfegesetzes, das Kaputtmachen der Kostendämpfung im Gesundheitswesen zu Lasten der Beitragszahler

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die Zurückweisung des Sozialhilfegesetzes!)

ist, meine Damen und Herren, der Vorgeschmack auf die Politik des Herrn Strauß, falls er regieren sollte.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ein Haushaltssicherungsgesetz mit Eingriffen in das soziale Netz, mit dem Stopp notwendiger Reformen hätte unser Volk von der CDU/CSU zu erwarten, nicht von uns.

(Erneuter Beifall bei der SPD und der FDP)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822406300
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Riedl?

Heinz Westphal (SPD):
Rede ID: ID0822406400
Gerne.

Dr. Erich Riedl (CSU):
Rede ID: ID0822406500
Herr Kollege Westphal, da Sie immer so viel Gefallen an dem Kanzlerkandidaten der Union haben, darf ich Sie fragen: Ist Ihnen bekannt, daß der damalige Bundesfinanzminister Strauß Ihnen 1969 bei der Übernahme der Regierungsverantwortung durch SPD und FDP übervolle Bundesfinanzkassen übergeben hat und daß Sie Ihre Regierungsarbeit mit vielen Millionen DM Überschuß in der Bundeskasse angetreten haben — jetzt stehen Sie mit einem Riesenschuldenberg in Milliardenhöhe da —, und wollen Sie dies bitte freundlicherweise in der Öffentlichkeit einmal zugeben?

(Beifall bei der CDU/CSU)


Heinz Westphal (SPD):
Rede ID: ID0822406600
Herr Riedl, ich werde nicht bezweifeln, daß wir in einer Situation Regierungsverantwortung übernommen haben, in der die Schuldenlast nicht so hoch war im Vergleich zur heutigen.

(Zurufe von der CDU/CSU)

— Ich bitte, ein bißchen vorsichtiger zu sein, wenn wir zu rechnen anfangen im Vergleich zu den Größenordnungen des Bruttosozialprodukts.
Aber mir fällt bei dem Finanzminister von damals ein, daß Herr Strauß die Lohnsteuer in einem Jahr um 20 % zu Lasten von Arbeitnehmern hat aufwach-



Westphal
sen lassen — in einer solchen Größenordnung —, ohne auch nur daran zu denken, dies als heimliche Steuererhöhungen zu bezeichnen

(Zurufe von der CDU/CSU)

oder gar als Finanzminister etwas zu tun, um dem Arbeitnehmer das zurückzugeben.

(Beifall bei der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Noch nie war die Belastung für den Arbeitnehmer so hoch! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

— Ich möchte Ihnen gern bezüglich des Mannes, über den wir gerade ein paar Worte geredet haben, eine seiner Absichten verdeutlichen und klarmachen, was sie bedeuten würde. Stellen Sie sich doch mal vor, was es bedeuten würde, den Staatsanteil um 7 % im Laufe einiger Jahre — die genaue Zahl ist nicht gesagt worden — zu senken. Wenn man von 47 % auf 40 % Staatsanteil herunterginge — das sind die Zahlen, die in der öffentlichen Diskussion erwähnt worden sind; sie sind nicht wortwörtlich, aber vom Inhalt her in Ihr Wahlprogramm eingegangen —, so hieße das: rund 100 Milliarden Deutsche Mark weniger öffentliche Ausgaben, bezogen auf die Jahre, in denen dieser Prozeß angesetzt ist. Jetzt will ich Ihnen das ein wenig aufgliedern. Das heißt: wenn man diesen Entzug — —

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Für Sie unvorstellbar! — Hasinger [CDU/CSU]: Bei allen öffentlichen Händen! Das müssen Sie dazu sagen 1 — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

— Hören Sie doch einen Moment zu! Sie kommen doch aus der Sozialpolitik. Ich weiß immer nicht, wo Sie das alles wegnehmen wollen. Das, was Herr Strauß hier beabsichtigt, geht fast alles auf Kosten der Sozialpolitik.

(Beifall bei der SPD)

Es gibt gar keinen Zweifel, daß ein solches hartes Kürzen nicht ohne das Zerschneiden des sozialen Netzes möglich ist. Das heißt, daß die Kriegsopfer wieder hier antreten und demonstrieren müssen, um an der Rentenerhöhung beteiligt zu werden. Das heißt, daß es keine Ausbildungsförderung mehr gibt. Das sind die Folgen.

(Hasinger [CDU/CSU]: Das stimmt doch überhaupt nicht! — Lachen bei der SPD)

— Na gut, dann rechne ich es Ihnen mal vor. Wenn man dies in sieben Jahren machen wollte —100 Milliarden insgesamt herausnehmen aus der öffentlichen Ausgabenpolitik aller Haushalte, also aus dem öffentlichen Gesamthaushalt —, wenn man also diesen Entzug von Mitteln aus einer sozial gerechten Umverteilung in diesen sieben Jahren vornehmen wollte, dann müßten in jedem dieser Jahre 15 Milliarden DM weniger im öffentlichen Gesamthaushalt eingesetzt werden — 15 Milliarden weniger! Das heißt, bezogen auf den Bund, der heute 40 des Gesamthaushalts umfaßt: 6 Milliarden DM jedes Jahr herunter von den Steigerungsraten. Dies geht nicht. Das kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen. Jeder von den Haushältern, der auf Ihrer Seite sitzt, genauso wie diejenigen, die auf der Seite der Koalition sitzen, wird Ihnen sagen: Dies ist so nicht zu machen, ohne daß man unser soziales Sicherungssystem kaputtmachen würde.

(Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

Und dies tun wir nicht.
Es bleibt dabei richtig, daß es natürlich schöner wäre, die Steigerungsraten der Haushalte abzusenken. Auch unsere Politik zielt darauf ab, das Haushaltsvolumen nicht in demselben Maße anwachsen zu lassen, wie das Bruttosozialprodukt ansteigt.

(Zurufe von der CDU/CSU)

Wir haben uns dazu entschlossen. Ich habe das vorhin dargestellt. Ich brauche es nicht zu wiederholen. Nur, die Größenordnung von 7 % bedeutet: wenn man das Geld eben nicht über die öffentliche Hand zur Verteilung bringt, kämen wir zu dem, was wir mit unserem Schlagsatz, der immer noch zutrifft, zum Ausdruck bringen: diesen dann armen Staat, der zur gerechten Umverteilung nichts zur Verfügung hat, den können sich eben nur die Reichen leisten. Und dazu lassen wir es nicht kommen.

(Beifall bei der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Es geht um 3 % des Bundeshaushalts!)

Wir brauchen einen ausreichend großen öffentlichen Korridor.

(Zurufe von der CDU/CSU)

Ich gehe davon aus, daß wir hinsichtlich der Entscheidung der Europäischen Gemeinschaft — auch dazu möchte ich hier noch ein Wort sagen — bezüglich ihrer finanziellen Folgen alle die gleichen Gefühle haben. Wir wollen die Vorteile, die unsere Wirtschaft, unsere Unternehmer und Arbeitnehmer aus Europa haben — 60 % unseres Exports gehen ohne Zollschranken in die Länder der EG — nicht verlieren. Wir brauchen Europa für unsere Außen-
und Sicherheitspolitik in schwieriger Zeit. Wir haben anerkannt, daß der britische Nettobeitrag nicht von diesem Land allein getragen werden kann. Wir fanden die Forderung zu hoch, aber wir haben sie gemeinsam mit den anderen EG-Ländern im gewichtigeren politischen Interesse geschluckt. Dies ist für uns alle mit der Forderung verbunden, Änderungen in den Agrarmarktordnungen zwecks Verhinderung einer Wiederholung durchzusetzen. Unser Hebel dafür ist die Begrenzung der EG-Mehrwertsteuerabführungen auf 1 % der Bemessungsgrundlage.
Nun kommt die Frage: Wie tragen und verteilen wir die daraus entstandenen Lasten von rund 2,5 Milliarden DM in den Jahren 1980 und 1981? Meine Damen und Herren, ist es denn nicht logisch, nach einer Aufteilung der Lasten zu suchen? Es ist doch so, daß alle internationalen Lasten allein auf den Bund zukommen. Das ist bei der Verteidigung der Fall, bei der Türkeihilfe, bei der Entwicklungshilfe und nun neu und höher als erwartet auch im EG-Bereich. Es war nicht vorhersehbar, als 1970 die Finanzverfassung, so wie sie zur Zeit ist, gestaltet wurde. Hier muß man teilen, genau wie man dem Bund nicht allein die finanziellen Konsequenzen des Familienlastenausgleichs aufbürden kann. Es ist



Westphal
doch richtig, zuerst die Frage aufzuwerfen, wie wir uns die Lasten zwischen Bund und Ländern teilen können, bevor wir an den Bürger herantreten und ihm sagen: Du siehst, wir sparen; du siehst, wir wollen uns nicht höher verschulden; auch du meinst, wir sollten Subventionen streichen; und du willst gleich uns nicht, daß wir soziale Leistungsgesetze kürzen. Dann gibt es nur den Weg, Verbrauchsteuern in bestimmtem Maße zu erhöhen, denn die versprochenen und notwendigen Einkommensteuerentlastungen für Arbeitnehmer nehmen wir nicht zurück, die machen wir. Dies ist erst dann dem Bürger vorzutragen, wenn es nicht gelingen würde, sinnvollerweise Lasten, die allein auf den Bund zukommen, zwischen Bund und Ländern zu teilen.
Nun muß noch all denen, die uns Erpressung oder das Verschieben von Schwarzen Peters vorgeworfen haben, gesagt werden, daß der Kabinettsbeschluß vom 4. Juni 1980 mit der Forderung nach Beteiligung der Länder an den neuen internationalen Lasten nicht neu und beziehungslos im Raum steht Die Sache hat doch einen Vorlauf. Bundesfinanzminister Matthöfer hatte den Länderfinanzministern geschrieben: Laßt uns im Zusammenhang mit dem Steuerpaket über die für 1981 anstehende Neuverteilung der Umsatzsteueranteile sprechen und die Sache jetzt unter Berücksichtigung der neuen internationalen Belastungen des Bundes klären. Die Antwort der Länder war zeitlich negativ. Sie sagten: nicht jetzt, erst 1981, wenn ein vereinbartes Gutachten vorliegt. Der Bundesfinanzminister kann aber nicht warten. Er muß noch Ende dieses Jahres seinen Haushaltsentwurf für 1981 aufstellen und dem Parlament vorlegen. Dieser muß in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen sein. Darin kann doch nicht stehen: Auf der Einnahmenseite fehlen 2 oder 3 Milliarden DM; die erwarte ich von den Ländern aus den auf den Bund zu übertragenden Umsatzsteueranteilen. Dies muß vorher geklärt sein.
Deshalb war es berechtigt, nicht nur deutlich, son-dem, wenn Sie wollen, massiv zu verlangen: Der Bund braucht mehr. Darüber muß rechtzeitig Klarheit geschaffen werden. Das war kein Überfall, das war der notwendige zweite Akt eines bereits laufenden bekannten Dramas. Es ist interessant festzustellen, daß praktisch alle seriösen Kommentatoren, auch diejenigen, die vom Schwarzer-Peter-Schieben geschrieben haben, anerkannt haben, daß der Bund berechtigte Gründe hat, einen höheren Anteil zu fordern. Ich will dabei gar nicht so tun, als ob nur der Bund finanzielle Sorgen hat Auch die Länder sind in schwieriger Lage. Dabei muß gesagt werden, daß das für die Stadtstaaten in besonderer Weise gilt. Es geht also nicht darum, daß Reiche einem Armen etwas geben sollen, es geht um eine gemeinsame angemessene und der Verfassung entsprechende Verteilung der Lasten zwischen den Ebenen, die alle eine knappe Decke haben. Dabei sprechen — ich will das hier nicht wiederholen — alle Daten für den Bund. Die Verfassung schreibt in Art 106 vor, daß hierfür ein billiger Ausgleich gefunden werden muß.
Wir haben registriert, daß es eine Bereitschaft der Länder gibt, über diese Fragen mit dem Bund zu
sprechen. Wir haben dies insbesondere seitens der sozialdemokratisch oder sozialliberal regierten Länder erfreulich deutlich gehört; die Stimme von Johannes Rau ragt hier positiv hervor. Wir haben registriert, daß auch die CDU/CSU-geführten Länder bereit sind, über die Neuverteilung der aus den internationalen Aufgaben erwachsenden Lasten zu sprechen, wenn das Thema „Abbau von Mischfinanzierungstatbeständen" einbezogen wird.
Wir ertragen es, wenn sich die Länder mit scharfen Worten gegen scharfe Worte wenden, aber der Rauch des ersten Schlagabtauschs ist doch nun verzogen, und es müßte möglich sein, die jetzt erforderlichen Teile eines neuen Ausgleichs auch jetzt auszuhandeln. Ich kann uns allen nur raten, das bald voranzutreiben. Eine schwierige Lage verlangt von uns baldige klare Antworten. Wir sollten uns fähig zeigen, sie zu meistern. Für den Wahlkampf bleibt trotzdem noch genügend anderer Stoff.
Meine Damen und Herren, die CDU/CSU hat ihre Anträge, zu denen ich nun eigentlich auch noch etwas sagen sollte, nicht begründet Ich weiß nicht, ob ich hier Zeit aufwenden sollte, um zu begründen, warum wir sie ablehnen müssen. Ich kann das auch schriftlich nachholen und erspare Ihnen dadurch noch längeres Reden. — Meine Damen und Herren, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822406700
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Gärtner.

Klaus Gärtner (FDP):
Rede ID: ID0822406800
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Nachtragshaushalt 1980 macht klar, daß wir zunehmend engere finanzpolitische Spielräume haben werden. Das ist für jeden, der an den Haushaltsberatungen teilgenommen hat, völlig klar. Nur war wohl jedem, der von seiten der Union an den Haushaltsberatungen teilgenommen hat, der Beitrag des Kollegen Häfele völlig unklar. Der Kollege Häfele hat sich hier wieder hingestellt und hat das Thema nach der alten Methode behandelt: Wir wollen weniger Steuern einnehmen, keine Ausgaben kürzen und im übrigen auch die Staatsschulden herunterfahren.

(Zuruf von der CDU/CSU: Da haben Sie nicht zugehört!)

— Ja, wissen Sie, das kann man bei Herrn Häfele langsam schon nicht mehr, weil er das schon seit drei Jahren so macht
Wenn sich dann auch noch der Kollege Haase hier oben hinstellt und deswegen weint, weil wir an irgendwelchen Stellen gekürzt haben, kann das alles doch nicht mehr zusammenpassen. Sie selbst legen hier einen Antrag vor, nach dem beispielweise Zonenrandförderungsmittel nicht in dem vorgesehenen Umfang gekürzt werden sollen. Das alles geht nicht zusammen. Wir haben uns ja bei den vorgelegten Kürzungsvorschlägen auch schwergetan, um eine Deckung herbeizuführen. Derjenige, der sich an dem Ziel „Die Nettokreditaufnahme, d. h. die Neuverschuldung des Bundes, darf nicht wachsen" orien-



Gärtner
tiert, muß auch Kürzungen an Stellen; an denen sie wehtun, hinnehmen.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die FDP macht ganz andere Purzelbäume!)

— Ach, entschuldigen Sie, Herr Friedmann — —

(Zuruf von der CDU/CSU: Wir haben Dekkungsvorschläge gemacht!)

— Welche Deckungsvorschläge haben Sie denn für Ihr Steuerpaket, das Sie zum 1. Januar 1980 hier einbringen wollten, vorgelegt?

(Zurufe von der SPD: Nichts! — Luft» Keine einzige Deckung ist vorgesehen worden! Das, was Sie realistischerweise vorhaben, ist folgendes. Zwar sagen Sie uns, wir müßten ganz bestimmte Einsparungen vollziehen, aber wenn wir sie vollziehen, geschieht das Ihrer Ansicht nach an der falschen Stelle. Ihre eigenen Einsparungsvorschläge legen Sie jedoch nicht vor; Sie sparen nur an einer einzigen Stelle, nämlich bei den Steuereinnahmen des Staates, und sagen dem deutschen Volke nicht, an welcher Stelle Sie Ausgaben einsparen wollen. Das sagen Sie nicht! Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Warnke? Ja, bitte. Herr Kollege Gärtner, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, daß in dem von Ihnen zitierten Fall des Antrages, die Zonenrandförderungsmittel nicht zu kürzen, die CDU/ CSU-Fraktion selbstverständlich einen Deckungsvorschlag unterbreitet und sich damit haushaltskonform verhalten hat, (Kunz [Berlin][CDU/CSU]: Den kennt er nur nicht!)

Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822406900
Klaus Gärtner (FDP):
Rede ID: ID0822407000
Dr. Jürgen Warnke (CSU):
Rede ID: ID0822407100
so daß die von Ihnen unterstellten Unzulänglichkeiten gerade nicht bestehen und Ihre Unterrichtung damit eine Fehlinformation des Deutschen Bundestages darstellte?

(Beifall bei der CDU/CSU)


Klaus Gärtner (FDP):
Rede ID: ID0822407200
Herr Kollege Warnke, Sie haben nur in einer. Hinsicht recht, nämlich insofern, als Sie hier einen Deckungsvorschlag für Ihre Mehrausgaben eingebracht haben; und zwar haben Sie bei den Bewilligungen für den Umweltschutz gestrichen. Ich frage mich nur, ob das eine sinnvolle Streichungsmöglichkeit ist.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Jedenfalls haben wir es vorgeschlagen!)

Herr Warnke, da sollten Sie nicht abwinken; so etwas muß man aushalten.
Wenn Sie auf der anderen Seite sagen, dennoch ist das Defizit des Bundeshaushalts zu groß, müßten Sie ja nicht nur Mittel beim Umweltschutz streichen, sondern auch darüber hinaus noch etwas streichen. Dazu haben Sie in der Haushaltsberatung nichts vorgelegt.

(Zustimmung bei der SPD)

Sie haben bei der Haushaltsberatung sogar gelegentlich folgenden Trick angewandt: Als wir von der Koalition genügend eingespart hatten, waren Sie bereit, an einigen Stellen wieder etwas zuzulegen. Das war ein Verfahren, das wir überhaupt nicht wollten.
Hier wird gesagt, der Staat müsse die Voraussetzungen über die Rahmenbedingungen schaffen. Wissen Sie, dieser Staat hat die Rahmenbedingungen in einer vorbildlichen Weise geschaffen. Dieses Land kann sich angesichts dessen, was an internationalen Vergleichsdaten hier vorgelegt worden ist, sehen lassen. Alle, die in diesem Lande leben, können stolz darauf sein, was in diesem Lande geleistet wird. Das sollte auch für Sie gelten. Sagen Sie doch auch einmal innenpolitisch ja zu den Leistungen, die wir in diesem Lande erbracht haben.
Wenn der Kollege Häfele behauptet, der Staat könne über Steuern alles Mögliche steuern, erwiedere ich ihm nur: Sagen Sie das einmal den Energieversorgungsunternehmen, die uns Vorschläge vorlegen, wie Kohleveredlungsanlagen in diesem Lande finanziert werden sollen. Über Steuern läuft da gar nichts; da läuft etwas über einen Zuschuß aus dem Bundeshaushalt.

(Dr. Häfele [CDU/CSU]: Haben Sie überhaupt zugehört?)

— Herr Häfele, ich habe bei Ihnen zugehört. Ich habe versucht, klarzumachen, daß Sie in Ihrer Argumentation leider unehrlich sind. Sie sagen, der Staat solle auf Einnahmen verzichten, ohne gleichzeitig zu sagen, wo auf der Ausgabenseite gekürzt werden soll. Das ist genau wie mit Ihrer Forderung, daß der Staat mehr Familienlastenausgleich zahlen solle, und der Behauptung, daß zuwenig für die Kinder getan werde. Nur wenn es um die Finanzierung geht, drücken sich die Länder, z. B. beim Familienlastenausgleich, darum herum. Das gehört auch in die Kategorie „unehrlich".
Ich meine, man sollte auch zugeben, daß Internationale Verpflichtungen, die auf uns zukommen, nicht nur von der Bundeskasse alleine getragen werden können. Die Forderung des Bundes, daß die Länder mitfinanzieren sollen, ist verständlich, nicht nur aus der Sicht eines Bundeshaushaltspolitikers, sondern auch aus der Sicht, daß der Bund allein finanzpolitisch nicht alles bewegen kann.
Der Hinweis, der Bund solle sich im übrigen bei den Ausgaben beschränken, kommt manchmal aus Ländern, die, was die Verschuldungsquote angeht, weit an der Spitze stehen. Herr Kollege Häfele, die Kritik, die Sie hier am Herrn Bundesfinanzminister angebracht haben, müßten Sie schleunigst an Ihrem Kandidaten für das Amt des Vizekanzlers und Wirtschaftsministers, Herrn Stoltenberg, anbringen. Herr Stoltenberg steht, was die Pro-Kopf-Verschuldung seiner Bevölkerung angeht, in der Bundesrepublik Deutschland an der Spitze. Ich weiß nicht, ob es ehrlich ist, wenn Sie, wo Sie regieren, behaupten, der Bund sei schuld.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Auswirkungen von Bundesgesetzen!)




Gärtner
— Herr Friedmann, welchem Bundesgesetz haben Sie denn hier nicht zugestimmt, das Auswirkungen auf die Länder enthält?

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie haben die Finanzen der Länder und Gemeinden kaputtgemacht!)

— Hier wird immer erzählt: Wir sind für Sparen. Und gestern hat der Bundestag, der heute über den Nachtragshaushalt redet, beschlossen, daß ein Teil der Beamtenbesoldung nicht billiger, sondern teurer gemacht wird.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Ich habe nicht zugestimmt!)

Das ist doch das unehrliche Verfahren. Man kann doch nicht auf der einen Seite sagen, der Bund solle keine Gesetze beschließen, — —

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sagen Sie doch, wer zugestimmt hat° — Entschuldigen Sie: die Fraktionen. Herr Kollege Hoppe hat heute morgen deutlich gemacht — und es wird beim Subventionsbericht noch klarer werden —, daß gesagt wird: Sparen und Subventionen abbauen, aber nicht meine. (Dr. Spöri [SPD]: Jeden Morgen eine neue Subvention!)

Herr Friedmann, Sie kommen doch aus einem Land, das die zusätzliche Subventionierung für Wasserkraftwerke mitbeschlossen hat. Das. müssen Sie doch einmal alles klar und deutlich sehen.

(Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Bei uns in BadenWürttemberg ist die Welt in Ordnung!)

— Ja, ich weiß, daß Ihr Land Spitze sein soll, auch in der Frage finanzpolitischer Forderungen an den Bundeshaushalt. Da gibt es Spitzenleistungen des Landes Baden-Württemberg.
Bei dem Zukunftsinvestitionsprogramm hat das Land Baden-Württemberg bis zur letzten Minute darum gekämpft, den höchsten Anteil zu kriegen. Erst dann hat es zugestimmt.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wir zahlen eine Milliarde in den Ausgleich!)

Ich halte diese Argumentation für relativ unehrlich.
Lassen Sie mich, liebe Kolleginnen und Kollegen, noch etwas zu einigen Punkten sagen, die nachher bei der Beratung und Beschlußfassung eine gewisse Rolle spielen werden. Der Kollege Löffler und andere auch haben darauf hingewiesen, daß wir internationale Verpflichtungen haben und entsprechende Leistungen zusätzlich von unseren Steuerzahlern verlangen. Nachher wird hier ein Antrag zur Frage der Türkei behandelt werden. Ich muß sagen, daß mich mindestens der erste Spiegelstrich in dem Antrag überrascht hat, weil ich darunter die Unterschrift des Kollegen Todenhöfer vermißt habe. Die hätte mir natürlich neben der des Kollegen Coppik besonders Spaß gemacht.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Witzbold!)

In dem Antrag steht genau das drin, was der Herr Kollege Todenhöfer für die Entwicklungshilfe seit Jahr und Tag als Prinzip erklärt. Ich finde den Antrag auch nicht fair, weil er nicht umfassend ist.
Dieser Antrag hätte schon im vorigen Jahr, im vorvorigen Jahr gestellt werden müssen. Als aber der Kollege Ecevit in der Türkei regierte, haben Sie diesen Antrag hier nicht gestellt.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Ich sage Ihnen auch dies, Herr Kollege Coppik — darüber muß man doch reden dürfen —: Wenn Sie hier in der Fragestunde über die Problematik der Minderheitenverfolgung in der Türkei reden, dann sagen Sie bitte auch, daß Minderheiten in der Türkei gelegentlich — beispielsweise durch ihren Rauschgiftschmuggel — in unserem Lande erheblichen Schaden anrichten.

(Beifall bei der FDP und der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich bin nicht bereit, diese doppelbödige Strategie mitzumachen. Ich finde es nicht fair, daß man sich hier auf diese Art und Weise zu profilieren versucht, bei einem Thema, im Hinblick auf das wir im Haushaltsausschuß gemeinsam klargemacht haben, daß das, was wir bewilligen, nicht dazu führen soll, daß Menschenrechte in der Türkei unterdrückt werden sollen.
Ich bin auch der Meinung, daß dieses Thema der Menschenrechte, wenn es so gemeint ist, wie Sie es gesagt haben, Herr Coppik, dazu führen muß, daß wir dem Finanzminister dabei Schützenhilfe leisten, daß wir nie zu Entwicklungshilfe in Höhe von 0,7 % des Bruttosozialprodukts kommen. Im Blick auf dieses Thema Entwicklungshilfe zu geben heißt konkret, die deutsche Entwicklungshilfe auf einem Niveau festzuschreiben, das uns international völlig unglaubwürdig macht.

(Beifall bei allen Fraktionen — Glos [CDU/ CSU]: Zugabe!)

Wir sind bereit, bei jedem Thema darüber zu reden, wie wir auf welchen Kanälen helfen können, damit Länder bereit sind, in ihren eigenen Strukturen Veränderungen dergestalt vorzunehmen, daß wir dazu ja sagen. Unterstellen Sie doch nicht all denen, die hier diesen Antrag ablehnen, sie seien für undemokratische Verhältnisse in der Türkei!

(Beifall bei allen Fraktionen — Glos [CDU/ CSU]: Sehr gut! Zugabe!)

Ich meine, wir sollten diesen fairen Umgang miteinander haben. Gerade wenn die Frage ansteht, daß wir in unserem Lande im Bereich der Wirtschaftshilfe in Sachen Türkei mehr bewegen wollen, sollten Sie diesen Antrag lieber zurücknehmen. Sie schaden sonst Ihrem eigenen politischen Ziel.

(Beifall bei allen Fraktionen)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822407300
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über das Nachtragshaushaltsgesetz 1980, Drucksache 8/4193. Wir treten in die Einzelberatung ein. Ich rufe die



Vizepräsident Wurbs
Nachträge zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1980 auf, und zwar zuerst die Einzelpläne 01 bis 04. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Die Einzelpläne 01 bis 04 sind angenommen.
Wir kommen jetzt zum Einzelplan 05. Ich rufe den Entschließungsantrag der Abgeordneten Gansel, Coppik, Jungmann und weiterer Abgeordneter — Drucksache 8/4251 (neu) — zu den Einzelplänen 05 und 23 auf. Zur Begründung hat der Herr Abgeordnete Coppik das Wort.

Manfred Coppik (SPD):
Rede ID: ID0822407400
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zur Begründung des Entschließungsantrages auf Drucksache 8/4251 darf ich folgende Erklärung abgeben.
Der vorliegende Nachtragshaushaltsplan sieht im Einzelplan 05 eine Rüstungssonderhilfe vor allem für die Türkei in Höhe von 170 Millionen DM in diesem Jahr sowie Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 490 Millionen DM zum gleichen Zweck für die nächsten Jahre vor. Im Zusammenhang damit steht die im Einzelplan 23 vorgesehene Hilfe von zusätzlich 330 Millionen DM für die Türkei.
Begründet wird dieses ungewöhnlich großzügige Hilfsvorhaben mit außenpolitischen Notwendigkeiten und der prekären wirtschaftlichen Situation der Republik Türkei. Wenn die Bürger unseres Landes der Türkei so erhebliche Mittel zur Verfügung stellen sollen, dann erscheint es erforderlich, daß in diesem Parlament auch die problematische Seite dieser Hilfe und auch die Erwartungen, die wir mit einer solchen Hilfe verbinden müssen, angesprochen werden. Probleme gibt es genug: Abgesehen von dem Mord und Terror, der zwischen den verschiedenen politischen und religiösen Gruppierungen in der Türkei herrscht und inzwischen auch auf die Bundesrepublik übergreift, wissen wir, daß auch die staatlichen Polizei- und Militärorgane in der Türkei vor schweren Menschenrechtsverletzungen nicht zurückschrecken.
Die überprüften Berichte von amnesty international sprechen von laufenden willkürlichen Verhaftungen, von Aussageerpressung durch Folter auf den Polizeistationen und in den Gefängnissen. Elektroschocks, Bastonade, Vergewaltigung, Schläge mit Sandsäcken sind Methoden, gegen die von den übergeordneten staatlichen Stellen nichts unternommen wird.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Bringen Sie das auch einmal bei der DDR und der UdSSR!)

— Ich werde dazu auf Ihren Einwand hin etwas sagen, Herr Kollege, aber ich hätte es auch so getan. — Ich habe heute gehört, daß seitens des türkischen Innenministers eine Erklärung abgegeben wurde, daß man alle Vorwürfe, die von amnesty international erhoben wurden, sorgfältig prüfen will, sie als Anzeigen betrachten und ihnen nachgehen will. Ich begrüße diese Erklärung,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

und ich hoffe, daß sich dann auch in der Praxis etwas ändern wird. Vorläufig sieht die Praxis immer noch etwas anders aus.
Dazu kommt auch die Verfolgung und Unterdrükkung nationaler Minderheiten. Herr Kollege Gärtner, wir wissen, daß es viele Gruppen aus der Türkei gibt, die Rauschgiftschmuggel betreiben. Wir wissen das von den verschiedensten Gruppierungen, auch aus den verschiedenen nationalen und ethnischen Gruppierungen. Ich halte es nicht für gut, wenn man das nun in Form von Pauschalurteilen gegenüber einer bestimmten ethnischen oder nationalen Gruppe hier in der Form zum Ausdruck bringt, wie man Sie vielleicht verstehen konnte.

(Zurufe von der FDP)

Es werden aber nicht nur nationale Minderheiten, sondern auch religiöse Minderheiten unterdrückt, z. B. auch die Minderheit der Christen. In einer Dokumentation der evangelischen Kirche werden u. a. folgende Schlußfolgerungen zur Situation in der Türkei gezogen. Dort heißt es:
Die Christen sind Opfer fortgesetzter Gewalttaten, die spezifisch gegen sie gerichtet sind. Wenn Opfer Anzeigen bei der Polizei oder den Gerichten erstatten, wird die Gruppe der Vergeltung ausgesetzt. Flucht oder Aufenthalt in einem anderen Land bietet den Christen nicht mehr Schutz vor Verfolgung, solange sie noch Angehörige in der Türkei haben; denn diese Verwandten werden als Geiseln gebraucht, um die in Europa Lebenden zu terrorisieren und zu erpressen.
Ich selbst bin bei einem privaten Besuch in der Türkei vor kurzem mit Opfern schwerer Folterungen auf Polizeistationen konfrontiert worden. Ich bin auch einem anderen besonders verwerflichen Fall einer Menschenrechtsverletzung begegnet, wo die türkische Polizei ein zweijähriges Kind als Geisel genommen hat, um die Festnahme des Vaters herbeizuführen.
Nun gibt es Leute, die sagen — das war auch die Tendenz dessen, was Herr Gärtner gesagt hat, und entsprach einem Zwischenruf, der von einem Kollegen der CDU/CSU kam —: Das ist alles sehr schlimm, aber wenn wir nur noch mit Ländern Beziehungen unterhielten, die die Menschenrechte strikt einhalten, dann wären das zum Schluß nicht mehr allzu viele, mit denen wir solche Beziehungen aufrechterhalten könnten. Ich weiß, in welche Richtung wir auch schauen — dazu gehört auch die Richtung, die Sie angesprochen haben —, stoßen wir sehr bald auf Länder, in denen es zu mehr oder minder schweren Menschenrechtsverletzungen kommt.

(Kolb [CDU/CSU]: Sagen Sie doch DDR!)

Es wird ein sehr, sehr langer Prozeß sein, bis es ge-
lingen wird, in allen Ländern dieser Welt wirklich
echte Geltung der Menschenrechte durchzusetzen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Nur glaube ich, daß man mit dem Hinweis darauf die besondere Problematik der Türkei nicht ad acta legen kann, schon allein aus zwei Gründen, worin sich die Türkei von den anderen Fällen unterscheidet.



Coppik
Erstens. DieTürkei ist Mitglied eines Bündnisses, dem auch wir angehören, das sich in der Präambel des Nordatlantikvertrages zu einer Wertordnung bekennt, in der schwere Menschenrechtsverletzungen ausgeschlossen sein müßten.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Zweitens. Wir liefern der Türkei auch Waffen und Gerätschaften, Ausrüstungsgegenstände also, die auch zu menschenrechtsverletzenden Aktionen im eigenen Land verwendet werden könnten. Deshalb sind wir verpflichtet, alles zu unternehmen, damit dies nicht geschieht. Sonst würden wir uns mitschuldig machen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Deshalb halte ich es für erforderlich, daß der Deutsche Bundestag etwas zu den Erwartungen erklärt, die wir mit der Türkeihilfe verbinden. Diesem Zweck dient die vorgelegte Entschließung.
Wir erwarten, daß die türkische Regierung der Beachtung der Menschenrechte besondere Aufmerksamkeit widmet. Das bedeutet, daß die derzeitige menschenrechtsverletzende Praxis ein Ende finden muß. Wir erwarten, daß die wirtschaftliche Hilfe vorrangig zur Verbesserung der sozialen Lebensbedingungen der breiten Bevölkerungsschichten in der Türkei verwendet wird und daß die von der Bundesrepublik der Türkei zur Verfügung gestellte Militärhilfe ausschließlich zur Erfüllung ihrer NATO-Verpflichtungen verwendet wird, d. h., daß die innenpolitischen Probleme nur durch mehr soziale Gerechtigkeit und nicht durch militärische Unterdrückung der eigenen Bevölkerung gelöst werden können. Die Militärhilfe darf auch keine Bedrohung für Nachbarn der Türkei darstellen. Das erwarten wir. Nur im Hinblick auf diese Erwartungen können wir diesem Nachtragshaushalt zustimmen.
Nun hat Herr Kollege Löffler im Namen der SPD-Fraktion wortwörtlich die gleichen Erwartungen geäußert. Ich glaube aber, daß das Parlament insgesamt dazu berufen ist, hierzu eine eindeutige Äußerung abzugeben.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich bin davon überzeugt, daß es der Bedeutung der Sache angemessen ist, daß die Ernsthaftigkeit unserer Erwartungen an die türkische Regierung verdeutlicht und die Verbindlichkeit dessen, was hier im Auftrag von Fraktionen erklärt wurde, unterstrichen wird, wenn der Deutsche Bundestag die Entschließung verabschiedet. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht von allen Mitgliedern des Deutschen Bundestages erfolgen könnte.
Ich bitte um Unterstützung der Entschließung.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822407500
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Porzner.

Konrad Porzner (SPD):
Rede ID: ID0822407600
Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren! Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion unterstützt die Bemühungen der Bundesregierung um Hilfe zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme und zur Verbesserung der
Verteidigungsfähigkeit der Republik Türkei. Der Sprecher der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion, Lothar Löffler, hat heute vormittag ausdrücklich erklärt:
Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion verbindet mit dieser Hilfe die Erwartung, daß die türkische Regierung der Achtung der Menschenrechte besondere Aufmerksamkeit zuwendet, daß die wirtschaftliche Hilfe vorrangig zur Verbesserung der sozialen Lebensbedingungen der breiten Bevölkerungsschichten in der Türkei verwendet wird und daß die von der Bundesrepublik zur Verfügung gestellte Militärhilfe ausschließlich zur Erfüllung der NATO-Verpflichtungen der Republik Türkei verwendet wird.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat durch ihren Sprecher, Herrn Löffler, die Bundesregierung aufgefordert, die weiteren Verhandlungen mit der Republik Türkei im Sinne dieser Erwartungen zu gestalten.
Die sozialdemokratische Fraktion hat nicht beschlossen, daß der Bundestag eine solche Erklärung beschließen soll. Ich bitte Sie deswegen, diesen Antrag abzulehnen.

(Beifall bei allen Fraktionen)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822407700
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Riedl.

Dr. Erich Riedl (CSU):
Rede ID: ID0822407800
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die CDU/CSU-Fraktion schließt sich dem Antrag des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Fraktion an. Wir lehnen den von dem Fraktionsvorsitzenden der Linken innerhalb der SPD-Fraktion, dem Kollegen Coppik, begründeten Gruppenantrag ab.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Jenninger [CDU/CSU]: Moskauer Fraktion! — Widerspruch bei der SPD)

Dieser Antrag spiegelt in sehr trauriger Weise die tiefe Zerrissenheit wider, in der sich, Herr Kollege Wehner, Ihre Fraktion in lebenswichtigen Fragen in Wirklichkeit befindet.

(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Doppelstrategie!)

Wenn die Verabschiedung des Nachtragshaushaltes in der Tat von der Zustimmung der Gruppe der Linken in Ihrer Fraktion in dieser Weise abhängig gemacht wird, dann heißt das, daß Sie im Deutschen Bundestag in Wirklichkeit über eine Mehrheit nicht mehr verfügen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dieser Antrag von Coppik und echten Genossen spiegelt in Wirklichkeit auch ein tiefes Mißtrauen gegenüber der eigenen Fraktion und ein tiefes Mißtrauen gegenüber der Regierung wider,

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Und gegenüber dem Außenminister!)




Dr. Riedl (München)

die, wie wir meinen, in dieser wichtigen außenpolitischen Frage eine lupenreine Vereinbarung mit der Türkei getroffen hat.
Dieser Antrag ist eine unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren des Gruppenantrages, der Antrag stellt die fast unverschämte Diskriminierung des Landes dar, das traditionell über Jahrzehnte — um nicht zu sagen: noch darüber hinaus — ein echter freundschaftlicher Partner aller Deutschen war.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir sagen ja zur Türkei-Hilfe, weil wir wissen, daß mit dieser Hilfe die sozialen Verhältnisse in der Türkei verbessert werden können, weil damit die Feinde der Türkei von rechts und links bekämpft werden und weil die Türkei so rasch wie möglich wieder zu normalen Verhältnissen zurückkehren möchte. Nur so kann die Türkei ihre Aufgabe an der Süd-Ost-Flanke der NATO erfüllen.
Der Antrag ist aber deshalb in ganz besonderer Weise unglaubwürdig, weil die Antragsteller — man könnte sie einzeln dem Namen nach vorlesen
zu denen gehören, die Menschenrechtsverletzungen größten Ausmaßes mitten in Europa und mitten in unserem Vaterland noch nie zum Anlaß genommen haben, im Zusammenhang mit der Verabschiedung von Haushaltsplänen einen solchen Antrag zu stellen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben in den letzten zehn Jahren in die DDR 7,25 Milliarden DM direkt oder indirekt transferiert. Es ist noch nicht ein einziges Mal vorgekommen, daß sich einer von den Antragstellern hierher gestellt hat, um die DDR oder andere Ostblockstaaten zur Beachtung der Menschenrechte aufzufordern.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822407900
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Gansel?

Dr. Erich Riedl (CSU):
Rede ID: ID0822408000
Ich möchte meine Ausführungen zu Ende führen.

(Zurufe von der SPD)

Nehmen Sie doch bitte einmal den Antrag zur Hand! Ich gebe Ihnen jetzt für die nächsten Haushaltsberatungen eine Formulierungshilfe. Ersetzen Sie das Wort Türkei weitgehend durch DDR! Dann würde das lauten — diesen Antrag hätte ich von Ihnen gerne einmal vorgelegt bekommen —: Der Deutsche Bundestag verbindet mit den Zahlungen an die DDR die Erwartung, daß die Regierung der DDR der Beachtung der Menschenrechte eine besondere Aufmerksamkeit widmet;

(Beifall bei der CDU/CSU)

die Erwartung, daß die wirtschaftliche Hilfe vorrangig zur Verbesserung der sozialen Lebensbedingungen der breiten Bevölkerungsschichten in der DDR verwandt wird;

(Erneuter Beifall bei der CDU/CSU)

die Erwartung, daß die von der Bundesrepublik der DDR zur Verfügung gestellten Gelder nicht zur Mitfinanzierung der Volksarmee der DDR verwandt werden.

(Erneuter Beifall bei der CDU/CSU)

Ich darf zum Abschluß den Vertreter des Auswärtigen Amts, Herrn Staatsminister von Dohnanyi, auffordern, seine Meinung und die Meinung des Auswärtigen Amts und damit die Meinung der Bundesregierung zu diesem Antrag zu sagen, weil wir der Auffassung sind, daß mit dieser Doppelrolle, mit dieser Unehrlichkeit zwischen den Linken in der SPD und der Mehrheit der SPD, die noch besteht, sowie der Koalitionsmehrheit und den Herren, die hier auf der Regierungsbank sitzen, endlich Schluß gemacht werden muß.
Die CDU/CSU wird diesen Antrag ablehnen.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822408100
Das Wort hat Frau Abgeordnete Schuchardt.

Helga Schuchardt (FDP):
Rede ID: ID0822408200
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sprecher von FDP und SPD haben darauf hingewiesen — nicht nur heute —, daß wir selbstverständlich voraussetzen, daß die Bundesregierung in ihren Verhandlungen mit der Türkei auf die Beachtung der Menschenrechte hinweist. Daß die wirtschaftliche Hilfe vorrangig zur Verbesserung der Lebensbedingungen der breiten Bevölkerungsschichten verwandt werden soll, ist überhaupt das Ziel bundesdeutscher Entwicklungspolitik, für alle Länder.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Meine Damen und Herren, ein Dringen darauf, daß die Militärhilfe ausschließlich zur Erfüllung der NATO-Verpflichtungen verwandt werden soll, ist ein Gebot unserer eigenen Sicherheit. Ein Krisenherd Türkei muß verhindert werden. Deshalb begrüßt meine Fraktion ausdrücklich die Bemühungen der Bundesregierung, die Türkei in diesem Sinne zu unterstützen.
Wenn aber eine Gruppe der SPD trotz dieser eindeutigen Willenserklärungen der Koalitionsfraktionen auf diesem Antrag besteht und es ihr auch nicht einmal ausreicht, was Herr Löffler und Herr Porzner eben gesagt haben, so muß dies andere Gründe haben.

(Hört! Hört! bei der CDU/CSU — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Wollen Sie wirklich den Eindruck vermitteln, daß der der SPD angehörende Bundesfinanzminister Matthöfer bisher nicht nach diesen Aspekten verhandelt hat?

(Beifall bei allen Fraktionen)




Frau Schuchardt
Aber dieses Argument kann es wohl nicht sein, denn dies würde ja dem politischen Gegner in die Hände. spielen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Oder, meine Damen und Herren, soll damit erreicht werden, daß all denjenigen, die der Aufforderung, diesen Antrag zu unterschreiben, nicht gefolgt sind oder ihm möglicherweise nicht zustimmen werden, unterstellt werden soll, sie würden nicht ernsthaft gegen Menschenrechtsverletzungen kämpfen?

(Beifall bei allen Fraktionen)

Meine Damen und Herren, diese von mir unterstellte Absicht muß ich leider vermuten.
So wurde — scherzhaft zwar, aber natürlich nicht ohne ernsten Hintergrund — mein Kollege Zumpfort von Herrn Gansel darauf aufmerksam gemacht, schon unterschreiben zu müssen, wenn er morgen in Kiel nicht zu den Sympathisanten der Grauen Wölfe gezählt werden wolle.

(Hört! Hört! bei der CDU/CSU — Kunz [Berlin] [CDU/CSU]: Das ist eine Parlamentsnötigung! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Mein Kollege Friedrich Hölscher wird auch mit der Androhung fertig, er solle seiner Basis mal erklären, warum er denn diesen Antrag nicht unterschrieben habe.

(Zuruf von der CDU/CSU: Meinungsterror!)

Den angedrohten Veranstaltungen im „Liberalen Zentrum" in Stuttgart sieht er mit Gelassenheit entgegen.
Ich halte dies — das sage ich ganz ehrlich — für eine unerhörte Strategie.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD — Kolb [CDU/ CSU]: Und mit solchen Leuten regieren Siel)

Einige von Ihnen, meine Damen und Herren Antragsteller, scheinen auch ihr Mütchen kühlen zu wollen gegen Ihre Fraktionsführung. Bitte schön, tun Sie das, aber nur fraktionsintern und nicht auf meine und meiner Fraktionskollegen Kosten.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Ich wäre Ihnen im übrigen sehr dankbar gewesen, wenn Sie diesen Aufstand in Ihrer Fraktion nicht ausgerechnet an so sensiblen Bereichen wie der Entwicklungspolitik und den Menschenrechten geprobt hätten.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Allerdings finde ich es auch danebengegriffen, Menschenrechtsverletzungen in der Türkei zu verneinen. Wir sollten es hier alle begrüßen, daß der türkische Innenminister mitgeteilt hat, die Vorwürfe als Anzeigen zu betrachten und ihnen nachzugehen. Damit überhaupt kein Mißverständnis entsteht: Von jemandem, an den wir Waffen liefern, weil er Mitglied der NATO ist, erwarten wir, daß er
peinlich auf die Einhaltung der Menschenrechte achtet. Herr Coppik, Sie haben mit Recht auf die Unterdrückung von Minderheiten hingewiesen. Militärhilfe geben wir ja in diesem Jahr nicht erstmalig, sondern wir haben auch in den Jahren davor Militärhilfe gegeben. Wo war eigentlich Ihr Antrag, als Herr Ecevit an der Regierung war und diese Minderheiten ebenfalls unterdrückt waren?

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, der Hauptanteil der Finanzhilfe aber geht in die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes selbst. In diesem Zusammenhang sind mir solche Anträge in bezug auf Menschenrechte schon manchmal begegnet, allerdings im Zusammenhang mit anderen Ländern; der Antragsteller hieß dann Todenhöfer.

(Zustimmung bei der FDP)

Herr Riedl, in diesem Zusammenhang wäre ich Ihnen übrigens sehr dankbar, wenn Sie die gleiche Rede dann auch einmal gegen Herrn Todenhöfer halten würden.

(Beifall bei der FDP — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Und wenn Sie mit diesen Leuten nicht regieren würden!)

Eine langfristig angelegte Entwicklungsstrategie, meine Damen und Herren, dient auch und gerade der Verbesserung der sozialen Bedingungen und der weltweiten Einlösung der Menschenrechte selbst. Wenn man Entwicklungshilfeleistungen bereits vorher an Kriterien bindet, die es in zähen Bemühungen erst zu erreichen gilt, stellen wir einer weltweiten positiven Entwicklung selbst ein Bein.

(Beifall bei der FDP)

Mein Kollege Klaus Gärtner hat bereits darauf hingewiesen, wir brauchten das 0,7 %-Ziel dann überhaupt nicht mehr anzustreben, weil sich gar nicht genug Länder finden würden, für die wir das ausgeben könnten.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

Meine Damen und Herren, Einäugigkeit führt zum Verlust des perspektivischen Sehens. Perspektive ist aber eine notwendige Voraussetzung, um eine positive Entwicklung in der Zukunft einzuleiten. — Danke schön.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822408300
Meine Damen und Herren, ich frage, ob weiterhin das Wort gewünscht wird. —

(Zurufe von der CDU/CSU: Die Bundesregierung!)

Herr Abgeordneter Gansel, darf ich Sie fragen, ob Sie noch zu diesem Punkt sprechen wollen? Eine Erklärung ist im Anschluß daran abzugeben. — Das Wort zur Diskussion? — Ich erteile dem Abgeordneten Gansel das Wort.
Ganse! (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich nach den letzten Diskus-



Gansel
sionsbeiträgen der Kollegin Schuchardt und des Kollegen Riedl, die eine ganz neue Koalition in Menschenrechtsfragen hier haben sichtbar werden lassen,

(Zurufe von der CDU/CSU)

ein paar Worte sagen zu der Sache, zu der Abstimmung und zu den persönlichen Ausfällen — —

Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822408400
Verzeihen Sie, Herr Abgeordneter, Sie müssen hier differenzieren. Zur Abstimmung können Sie eine Erklärung nach § 59 der Geschäftsordnung im Anschluß an die Aussprache abgeben.

(Dr. von Wartenberg [CDU/CSU]: Laß ihn doch reden! — Heiterkeit)

Herr Abgeordneter, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie jetzt nur zur Sache reden können. Die Erklärung zur Abstimmung nach § 59 der Geschäftsordnung können Sie im Anschluß daran abgeben. Das ist auch vorgesehen.

Norbert Gansel (SPD):
Rede ID: ID0822408500
Herr Präsident, ohne daß ich mit Ihnen diskutieren möchte: Es ist ja geschäftsordnungsmäßig kein Problem, in einem Diskussionsbeitrag das Abstimmungsverhalten vorwegzunehmen und auf einen persönlichen Angriff zu antworten. Ich darf das in aller Kürze machen.
Es gibt erstens kein einziges Beispiel für eine Leistung oder eine Zahlung dieser Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland an die DDR, die nicht damit verbunden wird, daß wir für die Menschenrechte der Deutschen im anderen Teil Deutschlands etwas erwarten oder etwas erreichen. Es gibt dafür kein Beispiel.

(Kolb [CDU/CSU]: Wie ist das mit den Tötungsanlagen?)

Es ist zweitens absurd, in diesem Zusammenhang diese Frage aufzuwerfen, wo es um wirtschaftliche Hilfeleistungen für einen NATO-Partner geht und wo es darum geht, an einen NATO-Partner Waffen und Rüstungen zu liefern, von denen wir wissen, daß sie im türkisch-griechischen Konflikt im Widerspruch zum NATO-Vertrag angewendet worden sind.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Drittens: Es hat viele Situationen gegeben — und hier passiert ja einmal ein Stückchen Parlamentarismus im Deutschen Bundestag dadurch,

(Wehner [SPD]: Das Gegenteil von Parlamentarismus!)

daß nicht nur auf der Linie dessen, was die Fraktionen ausdrücklich erlaubt haben, diskutiert wird — in denen es Übereinstimmung zwischen Kolleginnen und Kollegen aus der FDP und aus der SPD gab. Dies waren gerade diejenigen, die sonst in anderen Fragen, z. B. der Entwicklungshilfe, der Rechtsstaatlichkeit und der Meinungsfreiheit in ihren Fraktionen unterlegen sind und sich dennoch an die Beschlüsse der Fraktionen gehalten haben, von einigen Ausnahmen einmal abgesehen; die gab es auch bei der FDP.
Es entsprach deshalb unserem Stil im Umgang miteinander, zu fragen, ob auch in der FDP dieser Antrag mitgetragen werden könnte.
Wenn ich zu meinem Kollegen aus Kiel von der FDP, zu dem ich bislang ein sehr gutes, ich möchte fast sagen, sehr freundschaftliches Verhältnis gehabt habe und hoffentlich werde fortsetzen können, etwas gesagt habe und Frau Schuchardt das hier zitiert, so empfinde ich das als äußerst unfair, auch wenn zur Zeit noch strittig ist, ob sie ausdrücklich darauf hingewiesen hat, daß es scherzhaft gemeint gewesen sei.

(Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie geben aber zu, daß es gesagt worden ist!)

Die Reaktion jedenfalls der Kolleginnen und Kollegen der FDP bestand darin, zu sagen, man wolle dafür sorgen, daß ihre Sprecher zumindest dem Inhalte nach das hier vortragen würden, was wir als Antrag eingebracht haben.

(Dr. Ehmke [SPD]: Das ist doch unbestritten!)

Deshalb begreife ich nicht, warum hier jetzt aus taktischem Kalkül eine Absetzungsbewegung vorgenommen wird.
Viertens: Da nunmehr nach den Erklärungen vorauszusehen ist, wie die Abstimmung in diesem Hause verlaufen wird, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, daß wir Antragsteller den Eindruck haben, daß losgelöst von Fragen der parlamentarischen Taktik und des außenpolitischen Takts die Ziele des Antrags wohl von allen Kollegen hier vertreten werden. Es wird in Zukunft schwer werden, vor den Wählern und vor sich zu erklären, warum man in dieser bedeutenden Frage es nicht zu einem Beschluß des Deutschen Bundestages hat kommen lassen wollen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Im übrigen werden die Antragsteller dem Nachtragshaushalt insgesamt und in den entscheidenden Abstimmungen zustimmen, der ja eine Vertrauenserklärung für unsere Regierung ist.

(Kolb [CDU/CSU]: Die freut sich über Ihren Antrag!)

Wir werden, gestützt auf den Beschluß unserer führenden und verantwortlichen Regierungsfraktion, der ja hier von den Sprechern Löffler und Porzner vorgetragen worden ist und mit unserem Antrag identisch ist, darauf hinwirken, daß politische Erwartungen an die türkische Regierung mit den Hilfeleistungen verbunden bleiben im Interesse der Menschen in der Türkei, im Interesse ihrer demokratischen und sozialen Rechte und im Interesse des Friedens.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822408600
Wird weiterhin das Wort gewünscht? —

(Zurufe von der CDU/CSU: Regierung! — Dohnanyi!)

Ich frage der Ordnung halber noch einmal, ob vor
der Abstimmung über den Entschließungsantrag



Vizepräsident Wurbs
noch einmal das Wort zur Abgabe einer Erklärung gemäß § 59 unserer Geschäftsordnung zur Abstimmung gewünscht wird? — Das ist nicht der Fall.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag auf Drucksache 8/4251 (neu). Wer dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Gansel, Coppik, Jungmann

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Und Genossen!)

und weiterer Abgeordneter auf der Drucksache 8/4251 (neu) zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. —

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Die MoskauFraktion!)

Gegenstimmen! — Enthaltungen? — Der Entschließungsantrag ist bei vier Enthaltungen abgelehnt.

(Kittelmann [CDU/CSU]: Wo ist Ihre Mehrheit, Herr Schmidt? — Kolb [CDU/CSU]: Sie ist dahin!)

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Einzelplan 05 in der Ausschußfassung. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Der Einzelplan 05 ist angenommen.
Ich rufe den Einzelplan 06 auf. Hierzu liegt auf Drucksache 8/4234 ein Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Warnke, Lintner, Dr. Dregger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU vor.
Zur Begründung hat der Herr Abgeordnete Dr. Warnke das Wort.

Dr. Jürgen Warnke (CSU):
Rede ID: ID0822408700
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Der Antrag bezweckt die Wiederherstellung des Ansatzes für Sportförderungsmittel in seiner vollen, ursprünglichen Höhe. Nach dem nahezu einmütigen Willen des Hohen Hauses ist dem deutschen Sport in diesem Jahr mit dem Verzicht auf die Teilnahme an der Olympiade ein zwar unvermeidbares, aber ihn hart treffendes Sonderopfer auferlegt worden. Auch hier ging es um die Verletzung der Menschenrechte. Dieselben Abgeordneten, denen die Menschenrechte im Zusammenhang mit der Türkei soeben einen eigenen Antrag wert waren, waren damals nicht bereit, zuzustimmen, daß die deutschen Sportler auf die Reise nach Moskau verzichten sollten, und haben uns um die Einmütigkeit in diesem Hause gebracht.

(Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Der deutsche Sport hat dieses Opfer, das ihn ja in seiner Gesamtheit getroffen hat, mit Verständnis aufgenommen. Ich sage ganz bewußt: der deutsche Sport in seiner Gesamtheit. Denn es waren nicht nur die Spitzensportler —

(Unruhe)


Richard Wurbs (FDP):
Rede ID: ID0822408800
Verzeihen Sie, Herr Abgeordneter. Ich möchte Sie einen Augenblick unter-
brechen. — Meine Damen und Herren, ich darf um etwas mehr Ruhe bitten und bitte Sie, Platz zu nehmen. — Ich bitte Sie, fortzufahren.

Dr. Jürgen Warnke (CSU):
Rede ID: ID0822408900
Es waren nicht nur die Spitzensportler, sondern es war ebenso die Fülle der Aktiven und früheren Aktiven, es waren die vielen, die als Freunde des Sports den deutschen Sport in seiner Gesamtheit mittragen, davon betroffen, daß sie nun auf das Erlebnis verzichten müssen, wie sich die Besten unseres Landes mit der Elite der Welt in Moskau messen. Dieses Verständnis des deutschen Sports hätte Respekt und Anerkennung, nicht aber noch — neben dem Verzicht auf die Teilnahme an der Olympiade — eine zusätzliche Kürzung der Mittel verdient.
Nach dem Willen der Bundesregierung sollen jetzt 7 Millionen DM voll zu Lasten des Vereinssports und der Gemeinden im Zonenrand und in West-Berlin gestrichen werden. Ganze 9 Millionen DM enthält der Haushalt des Bundesministers des Innern für diesen Zweck. 22 Millionen DM kommen aus dem Haushalt des Ministers für innerdeutsche Beziehungen hinzu. Das zusammen ergibt also 31 Millionen DM. Das ist ein bescheidener Betrag. Aber, meine Damen und Herren, dieses Geld ist gut angelegt. Nirgendwo wird mit so wenig Geld so viel geschaffen. Eigenleistung und Idealismus der Vereine sorgen dafür, daß die Bundeszuschüsse für den Sportstättenbau eine bestmögliche Wirkung erzielen. Die Sportstätten schaffen für die Bevölkerung im Zonenrandgebiet einen Teilausgleich für die Benachteiligung durch die Abseitslage.

(Vorsitz: Vizepräsident Leber)

Sie sind wirksame Barrieren gegen die Abwanderung und lebendige Zeugnisse örtlicher Gemeinschaft. Die Kürzung um 7 Millionen DM würde den bereits heute bestehenden Antragsstau um Jahre verlängern. Auch unter Berücksichtigung der Mittel des innerdeutschen Ministeriums würden die gesamten Mittel für den Sportstättenbau im Zonenrandgebiet um ein Viertel der Summe gekürzt. Das ist unerträglich. Die Bundesregierung hat nicht einmal den Schatten einer Begründung für einen so schwerwiegenden Eingriff wie die Kürzung unzulänglicher Mittel um ein volles Viertel hier vorbringen können.
Die Vertreter von SPD und FDP haben in der Ausschußberatung den Kürzungsvorschlag gebilligt. Ich appelliere hier besonders an die Zonenrandabgeordneten der Sozialdemokraten und der Freien Demokraten. Noch können wir den Zonenrand vor Schaden bewahren. Wir haben für die Wiederaufstokkung nach sauberer Haushaltstechnik einen Dekkungsvorschlag vorgelegt. Wir sind auch bereit, über andere Deckungsvorschläge zu reden. Aber in Wirklichkeit geht es überhaupt nicht um Deckungsvorschläge, sondern es geht um eine Frage des politischen Wollens. Wollen wir dem Zonenrand helfen, ja oder nein? Für die CDU/CSU-Fraktion ist Zonenrandförderung praktizierte Deutschlandpolitik.

(Beifall bei der CDU/CSU)




Dr. Warnke
Bei einem Gesamtvolumen des Nachtragshaushalts von fast 2 Milliarden DM sind diese 7 Millionen nicht eine unabweisbare Finanzklemme. Ihre Streichung bedeutet nicht nur kleinkarierte, sie bedeutet rücksichtslose Politik zu Lasten des Zonenrandes, und deshalb sagen wir nein.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir beantragen, daß die Mittel wiederhergestellt werden. Wir bekräftigen mit diesem Antrag unseren Willen, dem Zonenrand zu helfen, nicht nur schöne Worte zu machen, sondern wirksame Leistungen zur Aufrechterhaltung der Lebenkraft dieses Landes zu geben, das für uns nicht Deutschlands Grenze ist, sondern Deutschlands Herz ist und bleibt.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822409000
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Walther.

Rudi Walther (SPD):
Rede ID: ID0822409100
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Warnke, was Sie eben hier vorgetragen haben, war wieder ein Stück aus Ihrem Schauspiel, das „Doppelstrategie" heißt. Herr Kollege Haase und andere haben heute morgen dargestellt, wie schlimm diese Bundesregierung mit den Bundesfinanzen umgehe und daß die Verschuldung durchgeführt werden müsse und was wir alles hier an schönen Sprüchen von Ihnen immer hören. Nur wenn es ums Konkrete geht — das haben wir im Haushaltsausschuß dutzende Male, hunderte Male gehört —, dann sind Sie nie bereit, Kürzungen zuzustimmen.

(Beifall bei der SPD)

Sondern Sie beschimpfen uns nur jedes Mal, wenn wir mit unseren Mehrheiten Kürzungen durchsetzen. Aber Sie sind nie bereit, an Ihrer Stelle zu sagen, wo Sie es denn besser gemacht hätten.

(Beifall bei der SPD und der FDP)

Ich sage Ihnen: auch mir tut dies leid. Ich bin ja auch ein Abgeordneter aus dem Zonenrandgebiet. Auch mir tut es leid, daß wir die Kürzung vornehmen müssen. Aber mit der Methode „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß" bekommen wir den Bundeshaushalt nicht hin.

(Beifall bei der SPD)

Wenn wir schon im Nachtragshaushalt — Sie haben das ja nachlesen können — an vielen Stellen Kürzungen vornehmen mußten, kann leider auch dieser Bereich nicht ausgespart bleiben. Ich hätte ganz gerne gehört, Herr Kollege Warnke, wenn einer Ihrer Kollegen aus dem Haushaltsausschuß zu diesem Antrag Stellung genommen hätte. Denn darüber haben wir im Haushaltsausschuß lange gesprochen. Ich kann nicht umhin, hier auch zu erklären, daß dieser Bereich nicht ohne Kürzungen abgehen kann, wenn wir hier gerecht auch gegenüber den anderen wichtigen politischen Positionen des Haushalts, bei denen wir Kürzungen vornehmen mußten, sein wollen.
Deshalb sage ich Ihnen, Herr Kollege Warnke: der Deckungsvorschlag, den Sie machen, ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel. Im Bereich des Umweltschutzes haben wir nach meiner Überzeugung im Nachtragshaushalt schon sehr viel mehr gekürzt, als von der Sache her richtig gewesen wäre. Wenn Sie aber in diesem Bereich noch mehr kürzen wollen, als es bisher schon geschehen ist, muß ich Ihnen sagen: wenn Sie hier die Prioritäten gegenüberstellen, dann ist die Sportförderung, die Zonenrandförderung prozentual sehr viel besser behandelt worden als beispielsweise der Bereich des Umweltschutzes. Es tut mir leid, Herr Kollege Warnke und die anderen Antragsteller: wenn wir dies alles berücksichtigen und gegeneinanderstellen, dann bleibt uns keine andere Wahl, als Ihren Antrag abzulehnen.

(Beifall bei der SPD und der FDP)


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822409200
Weitere Wortmeldungen zum Änderungsantrag liegen nicht vor.
Wir kommen zur Abstimmung über den Änderungsantrag auf Drucksache 8/4234. Wer ihm zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Wer stimmt dagegen? — Wer enthält sich der Stimme? — Der Änderungsantrag ist abgelehnt.
Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzelplan 06. Wer ihm zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Wer stimmt dagegen?
— Wer enthält sich der Stimme? — Der Einzelplan 06 ist in der Ausschußfassung angenommen.
Ich rufe die Einzelpläne 07 bis 15, 19, 20, 23, 25, 27, 30, 31, 32, 33, 35 und 36 auf. — Keine Wortmeldungen. Wer zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen?
— Die aufgerufenen Einzelpläne sind angenommen.
Ich rufe Einzelplan 60 auf. Hierzu liegt auf Drucksache 8/4226 ein Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU vor. Wird dazu das Wort gewünscht? — Das Wort wird nicht gewünscht.
Wer dem Änderungantrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe!
— Enthaltungen? — Der Änderungsantrag ist abgelehnt.
Wer dem Einzelplan 60 in der Ausschußfassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenstimmen? — Enthaltungen? — Einzelplan 60 ist in der Auschußfassung angenommen.
Ich rufe den Entwurf eines Gesetzes über die Fest. Stellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1980 — Nachtragshaushaltsgesetz 1980 — auf Drucksache 8/4193 auf, und zwar die Art. 1 bis 3, Einleitung und Überschrift in der Ausschußfassung. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenstimmen? — Enthaltungen? — Es ist entsprechend beschlossen.
Wer dem Gesetz als Ganzem zuzustimmen wünscht, den bitte ich, sich zu erheben. — Wer dagegen stimmt, den bitte ich, sich zu erheben. — Stimmenthaltungen? — Das Nachtragshaushaltsgesetz 1980 ist damit angenommen.



Vizepräsident Leber
Wir kommen zur Abstimmung über den Zusatzpunkt 3 zur Tagesordnung, betr. Finanzpolitische Bestandsaufnahme, verzeichnet auf Drucksache 8/ 4205. Der Ausschuß empfiehlt auf Drucksache 8/ 4205, den Antrag der Fraktion der CDU/CSU, dem Deutschen Bundestag unverzüglich eine umfassende Bestandsaufnahme über die Finanzlage des Bundes vorzulegen, für erledigt zu erklären. Ist das Haus damit einverstanden?

(Zurufe von der CDU/CSU: Nein!) — Wird darüber abgestimmt?


(Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)

Wer dafür ist, daß die Vorlage für erledigt erklärt wird, den bitte ich um das Handzeichen. — Gegenprobe! — Stimmenthaltungen? — Das Haus hat entsprechend beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 36 auf:
a) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Dollinger, Dr. Häfele, Pieroth, Dr. Biedenkopf, Dr. Waigel, Dr. van Aerssen, Dr. Althammer, Dr. von Bismarck, Haase (Kassel), Hauser (Krefeld), Frau Hoffmann (Hoya), Dr. Hubrig, Dr. Jahn (Münster), Dr. Kreile, Lampersbach, Dr. Langner, Dr. Narjes, Dr. Riedl (München), Sick, Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Schäuble, Tillmann, Dr. Unland, Wissmann, Wohlrabe, Dr. Zeitel und der Fraktion der CDU/CSU
Subventionspolitik der Bundesregierung
— Drucksachen 8/3102, 8/3429 —
b) Beratung des Berichts über die Entwicklung der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen für die Jahre 1977 bis 1980 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (Siebter Subventionsbericht)

— Drucksache 8/3097
Überweisungsvorschlag des Altestenrates:
Haushaltsausschuß (federführend) Finanzausschuß
Ausschuß für Wirtschaft
Im Ältestenrat ist verbundene Debatte vereinbart worden. Die Aussprache ist eröffnet Das Wort hat der Kollege Dr. Langner.

Dr. Manfred Langner (CDU):
Rede ID: ID0822409300
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn wir der Hoppeschen Subventionstheorie folgten, wie sie beim vorangegangenen Tagesordnungspunkt hier ausgebreitet worden ist — vor der Wahl geben, nach der Wahl nehmen —, dann könnten wir den Tagesordnungspunkt jetzt absetzen.

(Gärtner [FDP]: Gut so!)

Die Sache ist aber viel zu ernst, als daß wir es uns so einfach machen könnten.
Subventionen sind wie Drogen. Richtig dosiert, zur rechten Zeit verabreicht und wieder abgesetzt, wirken sie wie heilsame Medikamente; falsch dosiert, zur unrechten Zeit oder zu lange genommen, haben Subventionen aber auch dies
mit Drogen gemeinsam: Man gewöhnt sich an sie, man kann ohne sie nicht mehr leben, und am Schluß zerrütten sie den Organismus.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, man findet zur Einleitung einer Subventionsdebatte sicher kaum passendere Worte als diese des Präses Schlenker der Handelskammer Hamburg.
Denken wir an die Abschreibung nach § 7 b oder an die Bausparförderung: Was für eine Wohnungsnot hätten wir ohne diese Anreize! Zu ihrer Zeit die rechten Mittel!
Das Wohngeld: Wie könnte man ohne diese gezielte Subjektförderung, ohne diese Zuwendung an Einkommensschwache an mehr Marktwirtschaft im Wohnungssektor überhaupt denken?
Oder: Hat nicht die befristete Investitionszulage 1974/75 der Automobilindustrie damals nach dem ersten Ölschock erstaunlich schnell wieder auf die Beine geholfen?
Leider aber sind die Beispiele für die „Drogensucht" mindestens genauso zahlreich. Erinnern wir uns an die jährlichen Zuschüsse aus ERP-Vermögen an das Bundesunternehmen DIAG, wo mit rund 1 Milliarde DM im Ergebnis lediglich 1 000 Arbeitsplätze subventioniert worden sind.
Der Arzt — Gesetzgeber oder Regierung — verordnet gelegentlich sogar Arzneien, die völlig untauglich sind. Die Mobilitätszulage sei hier als Beispiel genannt. Der Rechnungshof stellt lapidar fest, daß das, was mit Aufwendungen von 400 Millionen DM erreicht wurde, zu einem wesentlichen Teil auch ohne Einsatz dieser Förderungsmittel erreicht worden wäre. Kein Minister haftet dem Steuerzahler für solche Fehlleistungen.
Auch das Diktum von der schlußendlichen Zerrüttung des Organismus ist, wenn man das Bild nicht zu eng faßt, leider wahr. Durch ständige Erhaltungssubventionen kann man zwar einen kranken Betrieb oder Wirtschaftszweig am Leben erhalten; zerrüttet wird und kaputt geht dabei aber die Moral derer, die ausgeschlossen bleiben, und das oft nur, weil sie haarscharf neben dem Subventionszweck wirtschaften oder weil sie nicht die richtige Größenordnung haben, oder auch nur, weil sie keinen ehemaligen Staatssekretär eines Ministeriums im Vorstand haben.
Zu der Beihilfe von 250 Millionen DM an ein Dortmunder Stahlwerk beispielsweise bemerkte kürzlich Professor Dr. Mertens, der Vorsitzende des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft, daß hier aus Mitteln der Forschungsförderung etwas subventioniert worden sei, was andere Betriebe schon selbst gebaut hätten. Mertens wörtlich:
Wenn dieses Beispiel nicht ein Einzelfall bleibt, werden wir Betriebswirte es als hohe Schule der finanziellen Führung lehren müssen, ehemalige Staatssekretäre in den Vorstand zu berufen.
Mertens legte dar, daß die betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen richtigen Rechnens durch Subventionieren zerstört werden.



Dr. Langner
Zerrüttet durch Subventionitis werden aber nicht nur der Organismus einer gesunden Wirtschaft sowie deren Chancen- und Wettbewerbsgleichheit, deren Leistungs- und Innovationsfähigkeit und Unternehmergeist; zerrüttet werden gleichzeitig auch die Staatsfinanzen. Keiner kann heute mehr exakt angeben, welche Beträge eigentlich an Subventionen aus öffentlichen Haushalten fließen. Schon gar nicht gibt die buchhalterische Auflistung von Finanzhilfen und Steuervergünstigungen in den Subventionsberichten einen umfassenden oder abschließenden Überblick über öffentliche Zuwendungen mit Subventionscharakter. Je nach Definition sind das bereits 50, 75 oder gar 100 Milliarden DM.

(Unruhe)


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822409400
Meine Damen und Herren, darf ich Sie bitten, das Gespräch in Gruppen im Plenarsaal einzustellen. — Bitte sehr.

Dr. Manfred Langner (CDU):
Rede ID: ID0822409500
Ich will mich nun nicht sehr lange mit Begriffsbestimmungen aufhalten. Der Bundestag ist ja kein Universitätsseminar, und es kommt mehr auf die politische Zielsetzung an. Dennoch muß gesagt werden, daß unsere ganze Subventionsdiskussion nicht nur am Mangel an Sparwillen der Koalition — daran allemal —, sondern auch an begrifflichen Unzulänglichkeiten krankt. Das beginnt mit der Legaldefinition in § 12 des Stabilitäts-
und Wachstums-Gesetzes. Zuwendungen an die Bundesbahn z. B. sind danach keine Subventionen, weil sie nicht aus dem öffentlichen Sektor herausfließen. Oder die 4 Milliarden DM, die die Mißwirtschaft der Hessischen Landesbank den hessischen Steuerzahler oder die hessischen Sparkassen gekostet hat, werden nirgends als Subvention aufgelistet.
Wem es aber in die politische Agitationslinie paßt, der benutzt den negativ besetzten Subventionsbegriff zur wirtschaftsfeindlichen Propaganda. Es gibt Kollegen bei uns in diesem Hause, deren Presseerklärungen nur so von Empörung über Landwirtschaftsbesteuerung oder Rückstellungsmöglichkeiten nach § 6 b des Einkommensteuergesetzes triefen. Wenn es aber um das Gewerkschaftsmodell geht, dessen feinsinnige Erfindung gewerkschaftliche wirtschaftliche Betätigung weitgehend steuerfrei stellt, dann werden, wie vor einer Woche hier in diesem Hause, Salti mortali geschlagen, die allerdings Bocksprüngen weit ähnlicher gesehen haben.
Der Begriff der Subvention, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist diffus. Sosehr für die Finanzwirtschaft eine begriffliche Klärung hilfreich wäre, kann sich eine rationale Subventionspolitik angesichts der dramatischen Staatsverschuldung nach elf Jahren SPD/FDP-Regierung nicht mit Begriffsfragen aufhalten. Was not tut, ist: Eingrenzen, Einfrieren, Befristen, degressiv Gestalten, wo immer es geht.

(Gärtner [FDP]: Deckel drauf!)

Was not tut, ist der entschlossene Wille zum Abbau.
Es ist eigentlich ein Skandal, daß der Siebte Subventionsbericht von 307 Seiten nur ganze drei Seiten umfaßt, die sich mit dem Subventionsabbau beschäftigen.

(Stahl [Kempen] [SPD]: Machen Sie mal ein paar richtige Vorschläge und Anträgel Sie wissen doch alles!)

Dabei wird, meine Damen und Herren, jeder scheitern, der diese Herkules-Arbeit mit ideologischer Verengung angeht. Man kann beispielsweise über die Landwirtschaftsbesteuerung denken, wie man will. Mußte man aber wirklich einem Teil der Landwirte eine neue Buchhaltungsart aufzwingen, die nach meiner Meinung einfach nicht zum Misten im Stall paßt? Einfühlungsvermögen in Lebensbereiche gehört zum Abbau von Subventionen einfach dazu.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822409600
Herr Kollege Langner, erlauben Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Westphal?

Dr. Manfred Langner (CDU):
Rede ID: ID0822409700
Ja, sehr gern.

Heinz Westphal (SPD):
Rede ID: ID0822409800
Herr Kollege Langner, würden Sie statt des Beispiels aus dem Bereich der Landwirtschaft, das Sie eben genannt haben, nicht lieber die Vorschläge im Bereich der Veräußerung von Grundstücken als Beispiel nehmen, die von Ihnen mit getragen wurden und uns von der Mehrheit des Bundesrates in den Vermittlungsausschuß geliefert worden sind und zu neuen Dauersubventionen geführt hätten, wenn sie angenommen worden wären? Ein zweites Beispiel ist, daß es bei der Vorziehung eines Freibetrages mit dem Argument der Vereinfachung zu Steuermindereinnahmen in Höhe von 400 oder 500 Millionen DM allein für 1980 gekommen wäre. Dies nehmen Sie mal heraus.

Dr. Manfred Langner (CDU):
Rede ID: ID0822409900
Es ging in diesem Zusammenhang nur darum, daß man, wenn man Subventionen abbauen will, das nicht in einer Weise tun muß, daß sich die Sache nachher noch verbürokratisiert.

(Stahl [Kempen] [SPD]: Sehr schwache Antwort!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, um ein Beispiel zu nehmen, das Ihnen vielleicht näher liegt: Die Steuerfreiheit der Gewerkschaftsbeiträge ist eine Sache, die wirtschaftliche Betätigung der Gewerkschaften eine andere. Das ist ein schwierig zu lösendes Problem. Das sehen wir. Auch hier wäre es völlig falsch, wenn man das nur durch ein einseitiges Dichtmachen lösen wollte.

(Stahl [Kempen] [SPD]: Warum schießen Sie dann so mit Nebelgranaten?)

Nur eine Finanzpolitik aus einem Guß, die in sich stimmig und gerecht be- und entlastend ist, wird akzeptiert und ist durchsetzbar. Für den Teilbereich Subventionen heißt das: Nur ein Gesamtkonzept, das ein Höchstmaß an Gerechtigkeit anstrebt, wird als Subventionseingrenzungs- und -abbaukonzept akzeptiert Unparteilichkeit ist unbedingt erforderlich; sonst braucht man sich an die Aufgabe überhaupt nicht heranzuwagen.



Dr. Langner
Subventionen kann man auch nicht dadurch in den Griff bekommen, daß man, wozu sich der Finanzminister einmal Anfang August 1979 veranlaßt sah, durch launige Berichterstattung aus dem Kabinett darlegt, wie man überall auf Widerstand gestoßen sei.
Subventionen bekommt man schon gar nicht in den Griff, wenn sich eine Regierung vorzeitig aus der Verantwortung abmeldet. Wenn die Bundesregierung in ihrer Antwort auf unsere Große Anfrage um konkrete Vorschläge für die Abschaffung einzelner Subventionen bittet, stellt sie sich eigentlich selbst ein Armutszeugnis aus. Entweder hat sie keinen Überblick oder keinen Entscheidungsmut. In beiden Fällen taugt jedenfalls das Rezept „Hannemann Opposition, geh du beim Kürzen voran, wir fahren unterdessen mit dem Stander durch die Lande" zum Regieren nicht.
Dabei sind die Lage der Staatsfinanzen, das Ausmaß der Staatsschuld, die Budgetstruktur, die vorhersehbaren Belastungen in der mittelfristigen Finanzplanung so dramatisch, daß für einen Finanzminister, der durch Taten und nicht durch Reden Profil gewinnen will, der Kairos auch beim Subventionsabbau einfach da ist. Wenn er heute hier erklärt hat, daß er in seinem Haus eine Arbeitsgruppe eingesetzt hat, so ist das erfreulich, aber viel zu spät geschehen.
Wir haben Ihnen aus der Opposition heraus vom Arbeitskreis III unserer Fraktion Grundsätze für eine rationale Subventionspolitik vorgelegt. SPD und FDP haben Teile daraus übernommen. In Abschnitt VI des Siebten Subventionsberichts findet man Ansätze unserer Überlegungen zum Teil wieder. Die Opposition kann der Regierung nun aber wirklich nicht noch den Nachhilfeunterricht in der Technik der Haushaltskonsolidierung erteilen. Jahrelange Wiederholungsansätze beispielsweise, Einfrieren, pauschale Kürzungen in Gesetzen und Haushaltsansätzen — das sind alles längst bekannte und ewig umstrittene Mittel.
Viele tausend Betriebe haben in der Rezession bewiesen, daß man durch Straffung und Rationalisierung die Aufgaben auch bewältigt, wenn 5 oder 10% weniger Mittel da sind. Auch Subventionsempfänger würden mit solchen Herausforderungen fertig. Natürlich gibt es hundert Gründe, warum man so etwas nicht tun soll. Wir aber meinen: Wer so mit dem Rücken zur Wand steht, wie es ein Finanzminister 1980 tut, sollte den Kampf gegen die beschleunigte Inflation hier und heute energisch aufnehmen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere Bevölkerung hat wahrscheinlich keine Vorstellung, wie dicht Sinn und Unsinn beim Subventionieren beieinanderliegen. Verfolgen wir einmal den Werdegang eines Unternehmers heute:
Die Unmöglichkeit, bei unserer Steuergesetzgebung ausreichendes Eigenkapital zu bilden, macht Existenzgründungshilfen erforderlich. Subventionen zur Erlangung der Selbständigkeit sind eine sinnvolle Sache. Im Prinzip sind auch die Investitionshilfen im Bereich der Maßnahmen zur Verbes-
serung der regionalen Wirtschaftsstruktur sinnvoll

(Gärtner [FDP]: Was?)

— im Prinzip, habe ich gesagt —, doch setzt hier bei interessanten Ansiedlungen bereits ein kommunaler und Landeswettbewerb ein, der durch vielfältige Zusatzsubventionen die wirklich förderungswürdigen Regionen dann oft auf der Strecke bleiben läßt. Frau Breuel kämpft völlig zu Recht gegen diese Subventionsverzerrungen an.

(Stahl [Kempen] [SPD]: Herr Späth auch!)

Nun entwickelt sich unser Unternehmen durch Tüchtigkeit im Markt. Trotz aller Tüchtigkeit sollte der Unternehmer aber nicht versäumen, sich den 747 Seiten starken „Deutschen Subventionsführer"
— eine Loseblattsammlung, versteht sich — anzuschaffen, der über 26 förderungswürdige Zwecke und die Förderung aus 275 öffentlichen Töpfen Auskunft gibt. Wenn er dann die Zeitung aufschlägt, findet er die Anzeige einer deutschen Großbank, die sich ihm nicht etwa mit besonders günstigen Kreditkonditionen anbietet, sondern ihre Dienste deswegen preist, weil sie besonders gut über die öffentlichen Finanzhilfen berate.
Unser Unternehmen wächst. Forschung wird erforderlich. Neidvoll hört man bei Branchentreffen, wieviel Millionen die Konkurrenz aus dem HauffMinisterium bekommen hat. Man stürzt sich in das Abenteuer, Forschungsförderungsmittel zu beantragen. Wenn man nicht zu den ganz Großen gehört, ist das hierzulande ohnehin tollkühn. Die Formularsätze geben einem dann den Rest. 137 Beratergruppen mit 1300 Beratern und einer Legion weiterer externer Berater stehen für 5 000 Einzelprojekte zur Verfügung. Wird unser Unternehmer dabeisein? Der Bundesverband Junger Unternehmer mag übertrieben haben, als er feststellte, daß von einer Forschungsmark nur etwa 20 % nachher wirklich zum Forschen verbraucht werden und 80 % für Verwaltung in den Unternehmungen oder in den Ministerien verschlungen werden. In der Tendenz hat er aber sicherlich recht.

(Zuruf von der SPD)

— Ich sagte ja: Er mag bei den Prozentzahlen übertrieben haben.
Selbstverständlich macht die Subventionitis aber an den Grenzen der Bundesrepublik nicht halt. Im Gegenteil! Im Kampf um Exportanteile, Marktanteile werden die Beihilfemethoden immer ausgeklügelter, bis hin zu den Finanzierungsfazilitäten. Die „Wirtschaftswoche" enthielt in ihrer letzten Ausgabe hierzu einen sehr interessanten Report. Die Bundesregierung hat auf unsere Fragen zur europäischen Dimension der Subventionspolitik Antworten gegeben, die in die richtige Richtung gehen. Wir ermutigen Sie, noch stärker gegen Wettbewerbsverzerrungen durch Subvention in Europa anzukämpfen.
So wenig wie der Sozialstaat ohne Sozialleistungen auskommen kann, so wenig wird die soziale Marktwirtschaft ohne gezielte und sinnvolle Subventionen auskommen. Ihr Ausnahmecharakter, die



Dr. Langner
streng subsidiäre Hilfestellung, die Hilfe zur Selbsthilfe kann jedoch gar nicht entschieden genug unterstrichen werden. Wendet man diesen Maßstab an, dann ist das Urteil eindeutig. In Deutschland wird seit Anfang der 60er Jahre gegen diese gesunden Grundsätze gesündigt. Todsünden zuhauf haben sich aber die sozialliberalen Regierungen der letzten elf Jahre geleistet. Das hängt mit dem prinzipiellen Mißtrauen gegen die Soziale Marktwirtschaft zusammen, wie es Helmut Schmidt am 14. August 1972 im „Spiegel" erklärte: „Die Sozialdemokratie hat niemals das von Erhard verbreitete Schlagwort ,Soziale Marktwirtschaft' zu ihrem eigenen gemacht."
Wenn jetzt im DGB-Subventionspapier, in dem sich im übrigen hinsichtlich der Zustandsbeschreibung sehr lesenswerte Passagen finden, vom Aufbau einer Strukturberichterstattung, von Strukturprognosen, Investitionsmeldestellen, Bundesentwicklungsplan, Wirtschafts- und Sozialräten, Branchenausschüssen die Rede ist, dann geht das alles in die falsche Richtung und wird nicht weniger, sondern noch mehr Subventionitis zur Folge haben.
Das Thema der Subventionen gehört zu der Frage, was des Bürgers und was des Staates ist. Selbstverantwortung und Intervention sind dabei die Pole des Kraftfeldes, in das auch die Subventionen gehören. Subvention ist die Zwillingsschwester der Transferleistungen. Nun gehört — ich wiederhole das — die Umverteilung zur Sozialen Marktwirtschaft, aber sie muß mehr und mehr kritisch befragt und rational gerechtfertigt werden. Die Kosten der Umverteilung stehen heute oft in keinem Verhältnis mehr zu ihrem Nutzen. Eine immer größere Zahl etwas besser Verdienender wird geschröpft, und eine immer größere Zahl etwas weniger Verdienender bekommt dafür etwas. Der Transferbericht wird manches zutage fördern; vielleicht läßt er auch deshalb noch so lange auf sich warten. Auf dem Sektor von Subventionen und Transfers tut Umdenken not. — Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU und des Abg. Gärtner [FDP])


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822410000
Ich erteile das Wort der Frau Abgeordneten Simonis.

Heide Simonis (SPD):
Rede ID: ID0822410100
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich danke den Kollegen, die noch geblieben sind. Sonst wären Herr Langner und ich Gefahr gelaufen, uns miteinander über dieses angeblich so wichtige Thema unterhalten zu müssen.

(Besch [CDU/CSU]: Wenn Sie sprechen, bleiben wir hier!)

Nach dem drohenden Unterton, Herr Langner, den Ihre Große Anfrage gehabt hat, hatte ich erwartet, daß Sie nun sozusagen „Butter bei die Fische" tun und uns ein paar ganz konkrete Sachen nennen würden, wo man Subventionen abbauen könne. Ich habe gehört, daß Sie zwei sogar besonders lobend erwähnt haben. Ich nehme also an, daß Sie diese nicht abbauen wollen. Ich hätte auch erwartet, daß Sie bei der Einführung der Landwirtschaftsbesteuerung bzw. bei der Abschaffung des negativen Kapitalkontos geholfen hätten. Das sind auch zwei Subventionen.

(Dr. Langner [CDU/CSU]: Da haben wir zugestimmt!)

— Ja, aber nicht mit derselben Verve, mit der Sie Ihre Fragen gestellt haben. Sie haben das im letzten Moment nach viel Widerstand getan.
Wenn ich daran denke, daß der Verband Junger Unternehmer nach einer Befragung herausbekommen hat, daß 68 % aller Unternehmer überhaupt keine Subvention wollen, dann nehme ich an, daß sie diese zwangsweise oder zwanghaft — das kann ich noch nicht genau unterscheiden — entgegennehmen; denn es gibt Subventionen, die ausgezahlt und verwendet werden. Dieselben Unternehmer, die mit allen Anzeichen des Entsetzens in theoretische Diskussionen gegen Subventionen sind, haben in ihren Unternehmen sogenannte Profit-Center, deren einzige Aufgabe darin besteht, die von Ihnen genannten vielen Töpfchen daraufhin abzuklopfen, ob dabei nicht zufällig doch etwas für den eigenen Betrieb herausspringen könnte. Also, ich habe manchmal das Gefühl, daß vieles von dem, was gesagt wird, nicht ganz mit dem übereinstimmt, was man eigentlich will: Denn die Subventionen zeigen eine zunehmende Tendenz. Ich habe manchmal das Gefühl — Herr Eucken möge es mir verzeihen — : Dies hat ein bißchen was mit unserem System der Marktwirtschaft zu tun.
Ich gehe mal davon aus, daß bestimmte Subventionen im wahlpolitischen Treibhauseffekt gewachsen sind, daß andere Subventionen schlichtweg aus Gefälligkeit gegeben worden sind und daß andere Subventionen schon längst hätten abgeschafft werden können. Aber dann bleibt immer noch genügend übrig, und die werden dann ja auch genommen. Und ich nehme an: Selbst Herr Stoltenberg, der ja als Sparapostel durch die Lande läuft, würde es wohl kaum unkommentiert hinnehmen, wenn wir uns von heute auf morgen entschieden, die Werfthilfe zu streichen oder auch nur zu reduzieren — was im übrigen im Haushalt eine beachtliche Menge ausmachen würde. Ich würde gern erleben, was er dann sagen würde, wie er mit den Schwierigkeiten in seiner Region fertig werden will.
Ich glaube, das, was Sie da vorgetragen haben — es klang so ähnlich wie bei anderen Kollegen —, ist das System einer Sozialen Marktwirtschaft, die so idyllisch ist, daß es mir schon fast leid tut, Ihnen sagen zu müssen: ich kann an diese Idylle der freien Marktwirtschaft nicht glauben. Wir haben ja nun mal ein Wirtschaftssystem, das regional und sektoral sehr unterschiedlich strukturiert ist, das unterschiedliche Betriebsgrößen verzeichnet, das mit Export- und mit Importschwierigkeiten zu kämpfen hat und in dem sich ein rasanter Wandel technologischer Prozesse — die in der Vergangenheit zu Konzentrationsprozessen in der Wirtschaft geführt haben; die Markteinführung bestimmter neuer Produkte ist mit Schwierigkeiten behaftet — vollzieht. In diesem System wird jedesmal der Staat zu Hilfe gerufen, um diese Schwierigkeiten zu überwinden.



Frau Simonis
Wir haben ja dann wohl, wenn ich das richtig verstehe, die Aufgabe, im sozialen Bereich das abzufedern, was betriebswirtschaftlich auf dem Buckel von Arbeitnehmern, insbesondere von Behinderten, älteren Arbeitnehmern, Frauen, Ausländern usw., ausgetragen wird.
Ich gehe gar nicht auf andere Dinge ein. Aber schon dies wäre ein Grund zu sagen: Nicht über jede Subvention kann mit Ihrem Rasenmäher — wie ich es schon mal genannt habe — von 5 % hinweggegangen werden. Sie müssen da, denke ich, doch schon etwas konkreter, aber auch differenzierter werden.
Im übrigen kenne ich aus dem Haushaltsausschuß dieses alte Spiel, das da heißt: Es muß gekürzt werden; aber, wenn möglich, bitte nicht in meinem Wahlkreis; es ist nämlich so peinlich, meinen Wählern zu erklären, warum nun ausgerechnet jene Bahnstrecke stillgelegt werden soll oder jene Subvention nicht mehr gezahlt wird; aber wenn ihr einen anderen ,,Deppen" findet, der sich bereit erklärt, das freiwillig in seinem Wahlkreis zu machen, dann bin ich sehr dafür, daß wir die Subventionen kürzen. — Ich glaube, das ist nicht das Verfahren, wie man einen Subventionsbericht angehen kann.
Ich halte auch nicht sehr viel von der Biedenkopfschen These, die behauptet, daß, wenn die Wirtschaft um zwei Prozent wächst, dies der Wunsch und. Wille der Bevölkerung sei und aus diesem Grund Konjunkturprogramme und Subventionen zu streichen seien. Ich halte diese These für zwar charmant, aber volkswirtschaft falsch. Denn ich glaube, ich gehe richtig in der Annahme: Kaum jemand weiß, was das Bruttosozialprodukt überhaupt ist, und den Menschen ist piepwurstegal, ob dieses um zwei Prozent, null Prozent oder vier Prozent wächst; sie wollen einen bestimmten Wohlstand und ihre Arbeitsplätze; ob wir das mit null Prozent oder mit vier Prozent erreichen, ist ihnen egal. Ich fürchte sogar: Nicht mal die Statistiker im Statistischen Bundesamt, die wir teuer dafür bezahlen, wissen so ganz genau, was das Bruttosozialprodukt und das Wachstum dieses Bruttosozialprodukts sind. Also diese These legen wir mal lieber zur Seite.
Und wenn die Jungen Unternehmer sagen, daß von heute auf morgen keine Subventionen mehr gezahlt werden sollten, und dann in Klämmerchen sagen: aber nur, wenn bei unseren ausländischen Wirtschaftspartnern auch keine mehr gezahlt werden, dann ist das reinweg Chuzpe. Denn die wissen sehr wohl, daß im Ausland weiter Subventionen in bestimmen Bereichen gewährt werden. Daraus kann man dann ja wohl den Schluß ziehen, daß sie davon ausgehen, daß sie weiterhin dieses hübsche Spiel spielen dürfen, uns in der Öffentlichkeit als Subventionsgeber zu beschimpfen und die Subventionen dann stillschweigend im Profit-Center zu verbuchen bzw. in der Bilanz auf der positiven Seite abzubuchen. Dies ist ein nettes Spiel, aber mir gefällt es nicht. Da sollte man doch ein bißchen ehrlicher sein und mal ganz konkret sagen, welche Subventionen man nun wirklich nicht mehr haben will.

(Glos [CDU/CSU]: Das muß die Regierung tun!)

— Das kann die Regierung tun. Aber das sollen doch auch die Unternehmer tun, die uns so beschimpfen. Dann sollen sie sich mal mit der Regierung zusammensetzen und sagen: Subvention A fällt weg.

(Zuruf des Abg. Besch [CDU/CSU])

Ich habe das Gefühl, daß das Problem der Subventionen, die ja durchaus mit der Marktwirtschaft vereinbar sein könnten, wenn man nicht will, daß man in einen Armutsstaat hineinkommt oder etwa gar zu dirigistischen Maßnahmen greifen muß, darin besteht, daß sie etwa die Zählebigkeit vom Löwenzahn auf einem gepflegten Rasen haben. Man kriegt sie einfach nicht weg. Jedes Jahr muß man wieder dran, und jedes Jahr kommen sie wieder. Man ärgert sich jedesmal gleichermaßen darüber.

(Kolb [CDU/CSU]: Meister Proper!)

Natürlich machen Subventionen nicht sinnlich und nicht süchtig — so weit würde ich gar nicht gehen —, aber sie sind eine angenehme Beigabe beim täglichen Wirtschaften im Betrieb. Und wer gibt schon eine angenehme Beigabe freiwillig auf? Daher denke ich, daß wir etwas anders an die Geschichte herangehen müssen. Da muß ich ehrlich sagen: Der Subventionsbericht der Bundesregierung ist in meinen Augen nicht ganz zufriedenstellend.
Erstens weist er definitorische Schwierigkeiten auf, die schlichtweg dadurch gelöst werden, daß gesagt wird: Wir nehmen für die Begriffe Zuschüsse und Steuerbegünstigung einfach denselben Sachverhalt als Grundlage, und damit ist das Problem gelöst. So kann man tatsächlich ein definitorisches Problem angehen. Selbst bei der Frage, was eine Erhaltungs- oder eine Anpassungssubvention ist, tut sich die Regierung ein bißchen schwer und läßt gewisse Überlappungen zu.

(Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

— Selbstverständlich kann man „Hört! Hört!" rufen; aber wir könnten ja einmal ein volkswirtschaftliches Seminar veranstalten und dann die Leute im einzelnen fragen, ob sie die Definition hinbrächten. Ich fürchte, wir bekämen so viele Einzelmeinungen, wie wir Leute einladen würden. Selbst die ehrenwerte Ludwig-Erhard-Stiftung — auch sie bekommt Geld aus unserem Haushalt —, die ja dazu da ist, die Marktwirtschaft hochzuhalten, wäre kaum in der Lage, ein entsprechendes Symposium einzuberufen und ein Ergebnis zustande zu bringen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822410200
Frau Kollegin Simonis, Sie haben eben von der Arbeitnehmerfreundlichkeit bestimmter Subventionen gesprochen. Ich werde dar- auf aufmerksam gemacht, daß die Stenographen Mühe haben, bei Ihrer Rede mitzukommen. Könnten Sie sich ein bißchen freundlicher verhalten und etwas langsamer reden?

(Heiterkeit)


Heide Simonis (SPD):
Rede ID: ID0822410300
Herr Präsident, es ist ein Geburtsfehler, daß ich etwas schnell spreche.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822410400
Ein reizender Geburtsfehler, aber die Stenographen können das nicht mitschreiben.




Heide Simonis (SPD):
Rede ID: ID0822410500
Mein Mann sagt auch immer: Rede langsam. Aber am Ende einer Rede bin ich leider immer etwas schneller als am Anfang der Rede. Das tut mir leid für die Stenographen. Ich bitte um Entschuldigung.

(Zuruf des Abg. Glos [CDU/CSU])

— Lieber Herr Glos, Ihre Zwischenrufe sind fast so witzig wie sonst immer; auch in diesem Falle.
Ich möchte gerne auf einige Punkte zurückkommen, die ich für künftige Berichte für wichtig ansehe und die Sie im Zusammenhang mit den Prüfsteinen des DGB zum Teil angesprochen haben. Ich denke, wir sollten größeres Gewicht auf die Forderung legen, daß wir offene Subventionen und keine Steuernachlässe haben wollen — wie es übrigens Ihre Partei fordert —, weil nämlich zumindest im Blick auf den Haushalt die zukünftigen Auswirkungen einer steuerlichen Entlastung überhaupt nicht mehr nachkontrolliert werden können, während das beim direkten Zuschuß wenigstens der Höhe nach möglich ist. Im übrigen halte ich die Umverteilungseffekte einer steuerlichen Lösung für so negativ, daß ich, wenn schon Subventionen gegeben werden, dies lieber über direkte Zuschüsse mache. Dann brauche ich auch nicht Großunternehmen — auf Grund der Systematik unseres Steuersystems — stärker zu begünstigen als kleinere Unternehmen.

(Glos [CDU/CSU]: Außerdem kann ich es besser überwachen!)

— Es wäre sehr gut, wenn Sie manche Sachen überwachten, z. B. auch Ihre Zwischenrufe, Herr Glos.
Wenn ich sage, daß ich mit dem Subventionsbericht der Bundesregierung nicht ganz einverstanden bin, denke ich auch daran, daß wir die Forderung aufstellen sollten — da dürften wir und die Opposition wohl einig sein —, für jede Subvention auf jeden Fall eine zeitliche Begrenzung aufzustellen und bei den strukturerhaltenden Subventionen, die sich einfach nicht vermeiden lassen, zumindest Auflagen arbeitsqualifizierender Art zu machen, damit über die Erhaltung bestimmter Branchen in bestimmten Regionen die dort tätigen Arbeitskräfte die Möglichkeit haben, sich hinsichtlich ihrer Arbeitskraft so zu qualifizieren, daß für die Region insgesamt ein positiver Effekt festzustellen ist.
Ich möchte auch gerne, daß die Regierung uns in der Zukunft Zahlen über Opportunitätskosten vorlegt, mit denen man feststellen kann, welche positiven bzw. negativen Effekte in einer Region oder Branche zu erwarten sind, wenn eine Subvention nicht gewährt oder doch gewährt wird.
Und das, was für mich am wichtigsten ist: Ich möchte gerne, daß der Staat ein stärkeres Kontroll-und Mitspracherecht hat, wenn er bestimmte Summen über den Tisch schiebt. Sie als Privatmann würden einem Betrieb, an dessen Existenz Sie nicht unbedingt glauben, auch keine größeren Summen zur Verfügung stellen, ohne in Zukunft sehr sorgfältig darüber wachen zu können, was mit dem Geld passiert. Allein die Tatsache, daß der Staat für die Zeit, während der er einem Betrieb größere Subventionen gewährt, ein Mitspracherecht hat, dürfte den
Willen zur Rückzahlung der Subvention in dem betreffenden Betriebe stärken; denn auf diese Art und Weise würde man den lästigen Mitsprecher wieder loswerden. Das wäre doch alles in allem, nehme ich an, der Marktwirtschaft nur dienlich.
Ich muß Ihnen jedenfalls sagen, daß der Siebte Subventionsbericht der Bundesregierung für mich in vielen Bereichen eher den Charakter einer quantitativen denn einer qualitativen Auflistung dessen hat, was die Bundesregierung gemacht hat. Er macht leider keine Vorschläge — das finde ich sehr bedauerlich —, was abgebaut werden soll. Außerdem lautet die Antwort auf die Frage — das ist am bedauerlichsten —, ob bestimmte Subventionen bestimmte Wirkungen haben, ungefähr so, wie ein Student im ersten Semester der Volkswirtschaft antwortet, nämlich daß alles eigentlich nicht zu berechnen und nicht vorauszusehen sei, daß es Wechselwirkungen, Doppelwirkungen, sich gegenseitig aufhebende Wirkungen gebe und daß man aus diesem Grunde eigentlich gar nicht sagen könne, welchen Nutzen eine Subvention eigentlich haben könnte.
Dies ist aber genau das Maßinstrument, das der Parlamentarier braucht, um überlegen zu können, welche Subventionen er auf Dauer weiter gewähren will, in welcher Höhe, und welche er gerne gestrichen haben möchte. Ich denke, daß wir die Regierung bitten müßten, uns Hilfestellung zu leisten, ebenso wie wir die Regierung bitten müßten, uns auch Hilfestellung bei der Beantwortung der Frage zu leisten, wie es zu der Diskrepanz zwischen den Zahlen des Instituts für Weltwirtschaft, die dieses auf Anfrage des Wirtschaftsministers genannt hat, und den Zahlen der Bundesregierung kommt. Während die Bundesregierung bei ca. 50 Milliarden DM Subventionen landet, kommt das Institut auf ca. 80 Milliarden DM. Es rechnet dann auch aus, welche Konzentration in welchen Bereichen auftritt bzw. in welcher Höhe welcher Arbeitsplatz bei uns in der Bundesrepublik subventioniert wird. Es wäre für die weiteren Entscheidungen sehr hilfreich, wenn solche Zahlen in den nächsten Bericht der Bundesregierung aufgenommen würden.
Die wohl tröstlich gemeinte Beschreibung einer möglichen Erfolgskontrolle derart, daß ab dem nächsten Bericht zunächst ein statistischer Soll/Ist-Vergleich angeboten wird und dann eine Wertung dieses Soll/Ist-Zustands erfolgen wird, reicht meiner Meinung nach noch nicht aus. Man sollte darauf bestehen, daß das, was ich hier kurz zu skizzieren versucht habe, im nächsten Bericht eingebaut wird.
Mein Vorschlag zum Schluß lautet: Die Bundesregierung setzt sich mit den so eifrigen Jungunternehmern zusammen, wertet deren Umfrage einmal aus und macht uns dann mit Hilfe der Opposition, die dann höchstwahrscheinlich immer noch Opposition sein wird, eine Liste und einen Vorschlag, an Hand deren wir uns im Haushaltsausschuß und im Finanzausschuß darüber unterhalten können, ob wir diese Subventionen abschaffen wollen oder nicht.
Ich danke Ihnen für Ihre Geduld.

(Beifall bei der SPD und der FDP)





Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822410600
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Gärtner.

Klaus Gärtner (FDP):
Rede ID: ID0822410700
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ihren Hinweis eben, daß wir uns ein bißchen arbeitnehmerfreundlicher verhalten sollten, will ich zum Anlaß nehmen, möglichst kurz zum Thema „Subventionsbericht" zu sprechen.
Im übrigen hatte ich den Eindruck, daß der Kollege Hoppe heute morgen in der Beratung des Nachtragshaushalts den einzigen richtigen Satz gesagt hat, nämlich: Ein Subventionsabbau heute kann nicht stattfinden. Wenn ich mich hier ein bißchen umschaue, stelle ich fest, daß hier der harte Kern der Subventionsgegner sitzt, mit einigen Beobachtern.

(Zustimmung des Abg. Löffler [SPD] — Zuruf des Abg. Grobecker [SPD])

Wenn ich Herrn Gallus nehme, den Berliner Teil und vielleicht Herrn Liedtke als Beamtenvertreter, sind die großen Positionen, was die Subventionen betrifft, besetzt.

(Liedtke [SPD]: Der Satz wird aus dem Protokoll gestrichen!)

— Der Satz soll aus dem Protokoll gestrichen werden. Er wird allerdings dennoch der Wahrheit sehr nahekommen.
Ich meine, das Thema „Subventionsabbau" ist ein Thema, das sich offenbar hervorragend dazu eignet, alle Kollegen, die davon betroffen sind, aus dem Saal fernzuhalten, weil jeder damit rechnen muß, daß vielleicht an irgendeiner Stelle doch einmal angefangen wird, eine Subvention zu kürzen.

(Grobecker [SPD]: Auch nicht über die Werfthilfe! — Zuruf des Abg. Löffler [SPD])

Der Subventionsbericht kann entsprechend den Vorschlägen der Kollegin Heide Simonis technisch besser gemacht werden. Er wird, weil er technisch noch besser gemacht werden kann, immer weniger handhabbar im Sinne von Streichen oder Sparen. Mit jedem Zusatz wird nämlich eine neue Begründung dafür geliefert, warum eine Subvention nicht abgebaut werden kann.
Ich kann mir allenfalls vorstellen, daß der Subventionsbericht im nächsten Jahr nicht mehr auf diesem nüchternen Papier der Bundestagsdrucksachen ausgedruckt wird, sondern eine richtige Glanzbroschüre wird, weil er dann in seiner ganzen Leistungsdichte an den Wähler herangebracht werden kann.
Ich sehe also bisher nicht, wie dieses Thema „Subventionsabbau' von uns energisch angegangen werden kann. Ich bewundere den Finanzminister, der diesen Bericht seit Jahren mit derselben Eintönigkeit schreibt und immer noch in der Lage ist, dazu etwas Neues zu schreiben und im Anschluß daran hier in der Debatte noch etwas zu sagen.
Mit dem, was der Kollege Langner zur Struktursubvention gesagt hat, bin ich einverstanden. Nur: er hat dort aufgehört, wo es um die „Entzugserscheinungen" bei den „Drogen" geht. Dazu haben Sie leider keine ausreichenden Ausführungen gemacht.
Aber im Prinzip haben Sie, was die Analyse angeht, recht.
Frau Simonis, zu Ihrer Darstellung darf ich in zwei Punkten Bedenken anmelden:
Hinsichtlich Ihrer Forderung, daß sich die Bundesregierung zum Zwecke des Subventionsabbaus mit den Unternehmern zusammensetzen sollte, bin ich mir nicht sicher, ob Sie nicht ein Wort vergessen haben, nämlich das Wort „nicht". Es kann ja wohl nicht wahr sein, daß wir Bundesregierung und Unternehmer zu einer Operation zusammenzwingen, um Subventionen abzubauen. Ich kann nur sagen: Das würde sich dann auf einem sehr hohen Niveau stabilisieren; es würde sehr, sehr teuer werden.
Zweiter Punkt. Frau Kollegin Simonis, Sie haben gesagt, daß der Staat auch ein Mitspracherecht haben muß, wenn er ein Unternehmen subventioniert. Da würde ich aber dem Kollegen Grobecker, seines Zeichens Gewerkschaftsvertreter, sagen, daß die betriebliche Mitbestimmung damit hinfällig wäre.

(Grobecker [SPD]: Deshalb sind wir auch dagegen!)

— Aha. Von daher ist eine unübersehbare Differenz zwischen den Fraktionskollegen Grobecker und Simonis festzustellen. — Ich bitte noch einmal, das Thema Subventionen nicht nach diesem Strickmuster zu diskutieren. Man darf nicht über den staatlichen Einfluß die innerbetriebliche Mibestimmungsregelung, die wir hier gemeinsam beschlossen haben, kaputtmachen. Diese neue Form der Mitbestimmung, einer „Über"-Mitbestimmung, bei der ja dann die eigentlichen Investitionsentscheidungen nicht mehr im Aufsichtsrat gefällt werden, sondern hier im Haushaltsausschuß oder im Plenum, halte ich für sehr, sehr bedenklich.
Ich wäre froh, wenn wir uns hinsichtlich des Subventionsberichts zu folgendem Verfahren in den Ausschüssen verständigen könnten: Erstens. Es kommt ein Deckel drauf; es gibt keine neuen Subventionen mehr, es soll auch keine Erhöhungen mehr geben. Zweitens. Wer eine neue haben will, muß eine alte streichen, so daß wenigstens das Dekkelprinzip gilt. So haben wir ja im Prinzip auch den Nachtragshaushalt beraten: Wir wollen zwar neue Ausgaben finanzieren, aber hinsichtlich entbehrlicherer Ausgaben Kürzungsvorschläge machen. Das wäre ein Vorschlag, der mit Sicherheit durchsetzbar wäre. Der dritte Punkt wäre, ob man sich nicht doch auf die Methode „Rasenmäher" verständigen kann. -Ober die Höhe der Prozentsätze wäre noch zu reden. Ich warne nämlich davor, zu glauben, daß bei der Einzelbehandlung überhaupt etwas herauskommt. Die Einzelbehandlung führt dazu, daß jeder für die Aufrechterhaltung „seiner" Subvention eine überzeugende Begründung liefert. Häufig ist sogar zu beobachten, daß die Subvention bei einem Kürzungsverfahren noch erhöht wird. Ich meine, wir sollten zukünftig nicht mehr so verfahren, wie wir es bisher getan haben, sondern wir sollten mittelfristig dazu übergehen, daß neue Subventionen zu Lasten von alten gehen. Wenn wir uns auf diesen, wie ich finde, Minimalkonsens verständigen könnten, wäre nach meinem Eindruck der erste Einstieg in eine vernünf-



Gärtner
tige Subventionsdiskussion möglich; alles andere wäre unehrlich. Bisher ist es so, daß wir uns in den mit dem Subventionsabbau beschäftigten Arbeitsgruppen vornehmen: Diesmal gehen wir ran, wir werden voll zuschlagen!,

(Grobecker [SPD]: Das geschieht seit zehn Jahren!)

und hinterher kommen wir aus der Sitzung und sagen: Leider muß es an der falschen Stelle gewesen sein.
Der Subventionbericht hat bisher — wenn wir nach dem bisherigen Verfahren vorgehen, wird das auch in. Zukunft so sein — jede parlamentarische Unbill überstanden. Das Dumme ist nur, daß er möglicherweise noch teurer wird, wenn wir nach diesen Maximalzielen vorgehen. Vielleicht fangen wir mit einem kleinen Schritt an, um wenigstens einen halben Schritt nach vorn zu kommen. - Vielen Dank für Ihre Geduld.

(Beifall bei der FDP, der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822410800
Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache.
Der Ältestenrat schlägt vor, den Siebten Subventionsbericht auf der Drucksache 8/3097 zur federführenden Beratung an den Haushaltsausschuß und zur Mitberatung an den Finanzausschuß und den Ausschuß für Wirtschaft zu überweisen. Ist das Haus damit einverstanden? — Ich sehe und höre keinen Widerspruch; es ist so beschlossen.
Ich rufe nun entsprechend der Ankündigung von heute morgen Punkt 1 der Tagesordnung auf:
Fragestunde
— Drucksache 8/4189 —
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft auf.
Die Fragen 1 und 2 des Herrn Abgeordneten Niegel sollen auf Wunsch des Fragestellers schriftlich beantwortet werden. Dem wird entsprochen. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung auf.
Die Fragen 3 und 4 des Herrn Abgeordneten Graf Stauffenberg sollen auf Wunsch des Fragestellers schriftlich beantwortet werden. Dem wird entsprochen. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt. Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Verteidigungsministers erledigt.
Ich rufe die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern auf.
Die Frage 7 des Abgeordneten Dr. Diederich (Berlin) wurde vom Fragesteller zurückgezogen. Die Fragesteller der Fragen 8 und 9, Abgeordneter Egert, der Frage 10, Abgeordneter Berger (Lahnstein), der Fragen 11 und 12, Abgeordneter Dr. Meyer zu Bentrup, bitten um schriftliche Beantwortung. Dem wird entsprochen. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Ich rufe die Frage 13 des Herrn Abgeordneten Thüsing auf. Der Herr Abgeordnete ist nicht im Saal. Somit werden die Fragen 13 und 14 des Herrn Abgeordneten Thüsing schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Ich rufe die Frage 15 des Herrn Abgeordneten Dr. Schweitzer auf:
Wie beurteilt die Bundesregierung die bisher vorliegenden Ergebnisse der von ihr initiierten wissenschaftlichen Untersuchungen über die Ursachen des Terrorismus und die Möglichkeiten einer sogenannten geistigen Auseinandersetzung mit hierfür anfälligen Gruppen?
Der Herr Abgeordnete Dr. Schweitzer ist da. Zur Beantwortung begrüße ich den Herrn Parlamentarischen Staatssekretär von Schoeler. — Bitte sehr.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID0822410900
Herr Kollege, die Arbeiten zur Erforschung der Ursachen des Terrorismus sollten, wie Sie wissen, ursprünglich von Bund und Ländern gemeinsam getragen und finanziert werden. Ein entsprechendes Bund-Länder-Abkommen ist jedoch daran gescheitert, daß es die Länder Bayern, Saarland und Schleswig-Holstein nicht unterzeichnet haben. Die Bundesregierung hat sich daraufhin entschlossen, das Projekt allein durchzuführen. Infolge dieser Verzögerung konnten die Arbeiten noch nicht abgeschlossen werden.
Erste Untersuchungsergebnisse zum Teilprojekt „Einfluß von Ideologien auf den Terrorismus" werden in wenigen Monaten vorliegen. Ein abschließendes Urteil über die Faktoren, die die Entstehung und Entwicklung des deutschen Terrorismus beeinflußt haben, wird allerdings erst möglich sein, wenn die Ergebnisse aller Teilprojekte der Ursachenforschung vorliegen.
Für die geistig-politische Auseinandersetzung mit denjenigen, die dem Terrorismus nahestehen, sind aufklärende Maßnahmen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und der politischen Bildung notwendig. Darüber hinaus bemüht sich die Bundesregierung, auf diejenigen einzuwirken, die in der Gefahr stehen, sich von unserer Gesellschaft abzuwenden und zur Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung zu greifen. Der Appell an diejenigen, die bereit sind, sich vom Terrorismus abzuwenden, hat hier ebenso sicherheitspolitische Bedeutung wie das Gespräch, das Bundesinnenminister Baum mit Horst Mahler geführt hat.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822411000
Keine Zusatzfrage.
Ich rufe die Fragen 18 und 19 der Frau Abgeordneten Dr. Däubler-Gmelin auf. Die Fragestellerin bittet um schriftliche Beantwortung. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern erledigt. Ich danke Ihnen, Herr Staatssekretär.
Ich rufe die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen auf. Ich begrüße dazu den Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Böhme.
Der Herr Abgeordnete Dr. Schneider bittet um schriftliche Beantwortung seiner Frage 20. Dem



Vizepräsident Leber
wird entsprochen. Die Antwort wird als Anlage abgedruckt.
Ich rufe die Frage 21 des Herrn Abgeordneten Gobrecht auf. — Der Abgeordnete ist nicht im Saal. Daher werden die Fragen 21 und 22 des Herrn Abgeordneten Gobrecht schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt
Die Fragesteller der Fragen 23, Abgeordneter Dr. Todenhöfer, und der Fragen 24 und 25, Abgeordneter Dr. Hoffacker, bitten um schriftliche Beantwortung. Dem wird entsprochen. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Ich rufe die Frage 26 des Herrn Abgeordneten Dr. Voss auf. — Der Abgeordnete ist nicht im Saal. Daher werden die Fragen 26 und 27 des Herrn Abgeordneten Dr. Voss schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen beantwortet Ich danke Ihnen, Herr Parlamentarischer Staatssekretär, für den guten Willen.
Ich rufe die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen auf.
Die Fragesteller der Fragen 28 und 29, Abgeordneter Graf Huyn, und der Fragen 30 und 31, Abgeordneter Schmöle, ziehen ihre Fragen zurück.
Herr Abgeordneter Gerster (Mainz) bittet, die Frage 32 schriftlich zu beantworten. Die Antwort wird als Anlage abgedruckt
Dann rufe ich die Fragen 50 und 51 des Abgeordneten Böhm (Melsungen) auf. — Der Abgeordnete ist nicht im Saal. Die Fragen werden schriftlich beantwortet Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt
Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen erledigt
Wir kommen zu den Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie.
Ich rufe die Frage 5 des Herrn Abgeordneten Hansen auf. — Der Abgeordnete ist nicht im Saal. Daher werden die Fragen 5 und 6 des Herrn Abgeordneten Hansen schriftlich beantwortet Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt
Ich rufe die Frage 16 der Frau Abgeordneten Dr. Lepsius auf:
Wie bewertet die Bundesregierung die Erkenntnisse in der Untersuchung über die Wirkung von Teilzeitarbeit bei Schreibkräften, und welche Schlußfolgerungen zieht die Bundesregierung daraus?
Der Herr Parlamentarische Staatssekretär Stahl hat das Wort

Erwin Stahl (SPD):
Rede ID: ID0822411100
Frau Kollegin Dr. Lepsius, Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt Die in der Untersuchung der Schreibdienste in obersten Bundesbehörden erhobenen Befunde über Probleme von teilzeitbeschäftigten Schreibkräften sind unerfreulich: stärkere Doppelbelastung durch
Familie und Beruf, ungünstiger Typ von Arbeitsplatz und wenig qualifizierende Tätigkeit
Eine der Ursachen dafür, daß Teilzeitbeschäftigte weniger günstige Arbeitsplätze haben, liegt in der organisatorischen Schwierigkeit, daß diese Beschäftigten im Normalfall vormittags arbeiten und deshalb in den Kooperationszusammenhang von Referenten schwieriger einzufügen sind als Vollzeitkräfte.
Die im Rahmen der Schreibdienstuntersuchung gewonnenen Erkenntnisse unterscheiden sich allerdings nicht von den Problemen teilzeitbeschäftigter Frauen, die in anderen Berufsbereichen festzustellen sind. Insofern können Lösungen für einen Teil der Probleme nur im allgemeinen Rahmen der Familienpolitik und der Arbeitsmarktpolitik gefunden werden.
Im Rahmen der Weiterführung des Schreibdienstvorhabens werden alternative Organisationsmodelle angestrebt Hierbei wird dann auch darauf geachtet, daß auch für Frauen in Teilzeitarbeit mit ihren speziellen Problemen günstige Voraussetzungen gefunden werden.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822411200
Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Lepsius.

Dr. Renate Lepsius (SPD):
Rede ID: ID0822411300
Herr Staatssekretär, wann ist denn mit dem Beginn der von der Intersofo angeregten Modellphase in den Schreibdiensten der Bundesministerien zu rechnen?
Stahl, Parl. Staatssekretär: Frau Kollegin Dr. Lepsius, wir haben die Vorarbeiten so weit beendet und wollen, wenn nichts dazwischenkommt, etwa im Juli/August/September dieses Jahres damit beginnen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822411400
Eine weitere Zusatzfrage? — Bitte sehr, Frau Kollegin.

Dr. Renate Lepsius (SPD):
Rede ID: ID0822411500
Herr Staatssekretär, ist denn nach den aus den neuesten Forschungsergebnissen zur Humanisierung der Arbeit gewonnenen Erkenntnissen daran gedacht, statt zentraler Schreibdienste Mischarbeitsplätze einzurichten und damit den in den Schreibdiensten tätigen Frauen zusätzliche Qualifikationsmöglichkeiten statt einer Dequalifizierung anzubieten?
Stahl, Parl. Staatssekretär: Frau Dr. Lepsius, in diesem Vorhaben ist auch an das gedacht, was Sie hier angesprochen haben. Ich gehe davon aus, daß auf Grund des Forschungsvorhabens und der wissenschaftlichen Begleitung und der daraus folgenden Erkenntnisse nach der Modellphase im Abschlußbericht vieles über derartige Tätigkeiten gesagt wird, was dann später auch eventuell ernsthaft umgesetzt werden kann.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822411600
Frau Kollegin Simonis, zu einer Zusatzfrage.

Heide Simonis (SPD):
Rede ID: ID0822411700
Herr Staatssekretär, ist der von Ihnen geschilderte Tatbestand, daß es sich bei diesen Teilzeitkräften im wesentlichen um Frauen



Frau Simonis
handelt, die vormittags arbeiten, darauf zurückzuführen, daß — wie in einer größeren deutschen Zeitung stand — Ministerialräte ihre Briefe selber tippen müssen, anstatt sie an den Schreibdienst oder an dafür angestellte Damen weiterzuleiten?
Stahl, ParL Staatssekretär: Frau Kollegin, was Sie hier ansprachen, ist mir nicht bekannt. Ich will mich aber im Hause gerne einmal sachkundig machen und Ihnen bei Gelegenheit mündlich darüber berichten.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822411800
Zu einer weiteren Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Thüsing,

Klaus Thüsing (SPD):
Rede ID: ID0822411900
Herr Staatssekretär, sind Sie bereit, auch einmal einen kritischen Blick auf die Verhältnisse im Schreibdienst des Bundestages zu werfen, auf den sicher die gleichen kritischen Kriterien anzuwenden sind, die Sie soeben bestätigt haben?
Stahl, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Thüsing, dieses Vorhaben ist im Auftrag des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages angeregt worden; die Studie liegt vor. Die Vorphase des Modellprojektes wird laufen. Ich gehe davon aus, daß es möglich sein wird, daß auch Sie sich als Abgeordneter dieses Hohen Hauses nach Vorlage des Abschlußberichtes über die Modellphase bei der Verwaltung des Bundestages darum bemühen können, daß Erfahrungen und Erkenntnisse dieses Berichts für den hier genannten Personenkreis umgesetzt werden.

(Thüsing [SPD]: Danke schön!)


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822412000
Eine weitere Zusatzfrage, Herr Kollege Hansen.

Karl-Heinz Hansen (SPD):
Rede ID: ID0822412100
Herr Staatssekretär, wenn ich Sie recht verstanden habe, liegt die Vorstudie vor. Ich darf Sie deshalb fragen: Warum ist sie noch nicht veröffentlicht worden, und welche Ressorts sind gegebenenfalls dafür verantwortlich?
Stahl, ParL Staatssekretär: Herr Kollege Hansen, zu dem im September von der Gesellschaft vorgelegten Ergebnisbericht wurden zunächst die Stellungnahmen der beteiligten Ressorts eingeholt. Eine letzte Frist zur Abgabe von Stellungnahmen endete am 15. Februar 1980.
Auf der Basis dieser Stellungnahmen wurde der Ergebnisbericht von den Verfassern überarbeitet. Eine überarbeitete Fassung wurde dem Bundesforschungsminister am 3. Juni 1980 übergeben. Diese Fassung wird jetzt dem Bundestag zugeleitet und in einer Verlagsreihe veröffentlicht.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822412200
Keine weiteren Zusatzfragen. Dann rufe ich Frage 17 der Frau Abgeordneten Dr. Lepsius auf:
Hat die Bundesregierung gesonderte Erkenntnisse fiber den Krankenstand im Schreibdienst, und welche Abweichungen lassen sich gegenüber dem übrigen öffentlichen Dienst erkennen?
Bitte, Herr Staatssekretär.
Stahl, Parl. Staatssekretär: Frau Kollegin, statistische Daten über den Krankenstand liegen nicht in
einer solchen Feinheit der Aufgliederung vor, daß Besonderheiten für Beschäftigte im Schreibdienst oder eine Abweichung gegenüber anderen Berufsgruppen im öffentlichen Dienst festgestellt werden könnten. Alle vorliegenden Daten betreffen die gesamte Berufsgruppe der Bürobeschäftigten, auch im Bereich der Privatwirtschaft.
Im Rahmen der Untersuchung werden zwar umfangreiche Daten fiber die physische und psychische Beanspruchung der Schreibkräfte in den Untersuchungsressorts erhoben. Dabei wurde u. a. festgestellt, daß bei Arbeitsende eine besondere Angespanntheit bei Schreibkräften zu verzeichnen ist. Auch zeigte sich, daß Schreibkräfte im Untersuchungsfeld im Vergleich zu allgemeinen Bürotätigkeiten überproportional häufig über Nacken- und Rückenschmerzen klagen. Allerdings ergaben auch diese Ergebnisse keinen Hinweis auf einen erhöhten Krankenstand.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822412300
Wünschen Sie das Wort zu einer Zusatzfrage? — Bitte sehr, Frau Kollegin.

Dr. Renate Lepsius (SPD):
Rede ID: ID0822412400
Herr Staatssekretär, nachdem in den Untersuchungsergebnissen von Intersofo auf. besondere Mißstände in den Schreibdiensten hingewiesen worden ist, darf ich Sie fragen, ob die Bundesregierung bereit ist, etwa durch eine Technisierung des Arbeitsplatzes eine Besserstellung der Schreibdienste durchzusetzen und hier gegenüber der Privatwirtschaft nachzuziehen, die in den Schreibdiensten bereits zu vermischten Arbeitsplätzen gekommen ist.
Stahl, Parl. Staatssekretär: Frau Kollegin, in der Modellphase wollen wir einen großen Teil Ihrer aufgeführten Argumente und Anregungen übernehmen. Sie sind ja Bestandteil der Forschung. Es wird notwendig sein, nach Vorlage des Endberichtes einmal sehr eingehend fiber dieses Thema zu diskutieren.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822412500
Eine weitere Zusatzfrage, Frau Kollegin Lepsius.

Dr. Renate Lepsius (SPD):
Rede ID: ID0822412600
Herr Staatssekretär, welche Maßnahmen werden denn sofort vorgeschlagen — wenn Sie darauf hinweisen, daß man mal darüber diskutieren sollte?
Stahl, Parl. Staatssekretär: Frau Kollegin, wir haben natürlich auch schon einiges getan. Es gibt ja Möglichkeiten z. B. durch eine bessere Ausstattung oder durch Veränderung der Unterlagen bei Schreibmaschinen. Auch können andere, z. B. technische Mittel dazu führen, daß beispielsweise etwas weniger Lärm im Schreibbüro vorhanden ist. Aber ich sage ausdrücklich, daß letzten Endes eine Veränderung in dem Sinne, wie Sie sie anstreben, erst dann möglich ist, wenn die Modellphase beendet ist und wenn wissenschaftliche Erkenntnisse darüber vorliegen, was auf den Weg der Umsetzung gegeben werden sollte.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822412700
Zu einer Zusatzfrage Herr Kollege Hansen.




Karl-Heinz Hansen (SPD):
Rede ID: ID0822412800
Herr Staatssekretär, habe ich Sie recht verstanden, daß Sie keine Sofortmaßnahmen beabsichtigen, obwohl doch jetzt schon, wie von Ihnen selber festgestellt, Untersuchungsergebnisse über Mißstände und gesundheitliche Schäden vorliegen?
Stahl, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Hansen, das können Sie aus meiner Antwort nicht entnehmen.
Es entzieht sich natürlich meiner Kenntnis, inwieweit bei den einzelnen Ressorts bereits Maßnahmen — z. B., was ich soeben sagte, zur Schalldämmung oder Raumteilung — ergriffen worden. sind. Aber ich habe im Hinblick auf das, was Frau Kollegin Lepsius sagte, darauf hingewiesen, daß es letzten Endes, um den gesamten Umfang erkennen zu können, natürlich nötig ist, diese Modellphase zu beenden und die Erkenntnisse dann auch umzusetzen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822412900
Eine weitere Zusatzfrage, Frau Kollegin Simonis.

Heide Simonis (SPD):
Rede ID: ID0822413000
Herr Staatssekretär, ist es denn möglich, nachdem Sie keine Zahlen über den Krankenstand der im Schreibdienst Beschäftigten haben, uns zu sagen, ob es eventuell frühzeitige Pensionierungen wegen besonderer berufsbedingter Krankheiten bei den im Schreibdienst der Bundesbehörden beschäftigten Damen gibt?
Stahl, ParL Staatssekretär: Soweit mir bekannt, gibt es darüber keine belastbaren Aussagen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822413100
Das Wort zu weiteren Zusatzfragen wird nicht gewünscht.
Ich rufe Frage 47 der Frau Kollegin Simonis auf:
Beabsichtigt die Bundesregierung, die in der vergleichenden Intersofo-Untersuchung .Humanisierung des Arbeitslebens` vorgeschlagene Modellphase durchzuführen, und wann und wie soll dieses gegebenenfalls geschehen?
Bitte sehr, Herr Staatssekretär.
Stahl, ParL Staatssekretär: Frau Kollegin Simonis, Ihre Frage beantworte ich mit Ja. Die beteiligten Ressorts haben diese Auffassung in einer Ressortbesprechung am 15. Januar 1980 bekräftigt Ein ausreichend prüffähiges Angebot mit detaillierter Kalkulation wurde dem Bundesforschungsminister am 20. Mai 1980. vorgelegt.
Unter intensiver Beteiligung der zuständigen Referate und der betroffenen Schreibkräfte und Diktierberechtigten in den drei Modellressorts BMJ, BMZ und BMFT sollen bis Ende dieses Jahres drei organisatorisch unterschiedlich ausgestaltete Schreibdienstmodelle eingerichtet werden. Die Ressorts werden hierbei von der genannten Wissenschaftlergruppe beraten und unterstützt
Nach Einrichtung der Modelle sollen diese sich — möglichst ohne Intervention durch die Wissenschaftler — stabilisieren und im Alltag bewähren. Abschließend ist eine umfangreiche Kontrolluntersuchung über Erreichung der Humanisierungszielsetzungen vorgesehen. Hierbei sollen diese Modelle mit der bisherigen Schreibdienstorganisation
hinsichtlich ihrer Funktionstüchtigkeit und Wirtschaftlichkeit verglichen werden.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822413200
Frau Kollegin, Sie wünschen das Wort zu einer Zusatzfrage? — Bitte sehr.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID0822413300
Herr Staatssekretär, liegt Ihnen zu diesen von Ihnen geplanten Modellen eine Bemerkung des Bundesrechnungshofes zustimmender oder ablehnender Art vor, der ja durch seine Berechnung ursprünglich dazu beigetragen hat, daß wir uns überhaupt mit der ganzen Materie hier zu beschäftigen haben?
Stahl, ParL Staatssekretär: Es liegt eine zustimmende Bemerkung vor, Frau Kollegin.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822413400
Noch eine Zusatzfrage, bit- . te.

Heide Simonis (SPD):
Rede ID: ID0822413500
Herr Staatssekretär, ist es möglich, daß eines dieser Modelle unter Umständen auch eine Auflösung eines Schreibbüros zum Inhalt hat, so daß die Mitarbeiterinnen nicht mehr in Schreibbüros sitzen, sondern wieder in die einzelnen Abteilungen zurückkommen und dort abteilungsweise arbeiten?
Stahl, Parl. Staatssekretär: Frau Kollegin, ich habe ausgeführt, daß wir derartige Modelle in verschiedenen Häusern durchführen. Ich kann zu den Einzelheiten Ihrer Frage im Moment nichts Konkretes sagen.

(Frau Simonis [SPD]: Kann ich die Frage bitte schriftlich beantwortet haben?)


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822413600
Ist der Herr Staatssekretär bereit, das ergänzend schriftlich zu beantworten?
Stahl, Parl. Staatssekretär: Selbstverständlich werde ich Ihre Frage schriftlich beantworten, Frau Kollegin.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822413700
Zu weiteren Zusatzfragen wird das Wort nicht gewünscht Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie beantwortet — Ich danke Ihnen, Herr Staatssekretär.
Ich rufe die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers des Auswärtigen auf. Dazu begrüße ich Herrn Staatsminister Dr. von Dohnanyi.
Ich rufe Frage 33 des Herrn Abgeordneten Dr. Czaja auf:
In welchem Umfang bewegt sich die gemeinsame deutsch-sowjetische Energieplanung, die für ein Regierungsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR von der deutsch-sowjetischen Kommission für wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit vorbereitet worden ist (Dolzer in Frankfurter Allgemeiner Zeitung vom 3. Juni 1980)?
Bitte sehr.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID0822413800
Herr Kollege Czaja, die deutsch-sowjetische Kommission hat sich auf ihrer 9. Tagung unter anderem auch mit Fragen der Energiekooperation befaßt Es ist auch anzunehmen, daß Bereiche einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit im Energiesektor,



Staatsminister Dr. von Dohnanyi
ebenso wie in den Langfristigen Perspektiven von 1974, auch in das in Ausarbeitung befindliche Langfristige Programm aufgenommen werden. Da aber dieses Langfristige Programm von den beiden Regierungen bisher noch nicht abschließend verabschiedet worden ist, möchte ich Sie bitten zu verstehen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt auf Einzelheiten dieses Programms nicht eingehen kann.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822413900
Herr Czaja zu einer Zusatzfrage.

Dr. Herbert Czaja (CDU):
Rede ID: ID0822414000
Herr Staatsminister, können Sie bestätigen, was die Prawda am 3. Juni 1980 meldet und was auch in dem Artikel des erstklassigen Fachmanns des Max-Planck-Instituts in Heidelberg, Dr. Dolzer in der FAZ vermerkt ist, daß sich die gemeinsame Energieplanung mit der Sowjetunion auch auf die Anwendung der Atomenergie zu friedlichen Zwecken in gemeinsamer Planung beziehen wird?
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, wenn ich jetzt hierzu Stellung nähme, würde ich von dem Grundsatz, den ich Ihnen hier eben zu verdeutlichen versucht habe, abweichen. Mir liegt daran, nicht zu diesem Zeitpunkt eine Aussage über den Inhalt eines Abkommens zu machen, das noch nicht ausformuliert worden ist.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822414100
Eine weitere Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Dr. Czaja.

Dr. Herbert Czaja (CDU):
Rede ID: ID0822414200
Herr Staatsminister, nachdem Sie bestätigt haben, daß sich die 9. Tagung der deutsch-sowjetischen Kommission für wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit eingehend damit befaßt hat, und nachdem die Presse breit über die Einzelheiten berichtet, frage ich Sie: Warum versagen Sie eigentlich dem Parlament die Information darüber, wie weit unsere Energieversorgung in diesem Zusammenhang mit der der Sowjetunion zusammengekoppelt wird?
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege Czaja, das war ja — wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf — nicht Gegenstand Ihrer Frage. Wenn das Gegenstand der Frage gewesen wäre, hätte sie im Zweifel vom Bundeswirtschaftsminister beantwortet werden müssen.
Ich bin sicher, daß die Bundesregierung gern bereit ist, Ihnen die hierfür heranzuziehenden Statistiken zur Verfügung zu stellen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822414300
Zu einer weiteren Zusatzfrage Graf Huyn.

Graf Hans Huyn (CSU):
Rede ID: ID0822414400
Herr Staatsminister, wird die Frage einer Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion auf dem Gebiet der Energiewirtschaft auch Gegenstand von Gesprächen des Bundeskanzlers in Moskau sein, und, wenn ja, wird der Bundeskanzler unverzüglich nach seiner Rückkehr den Deutschen Bundestag hierüber informieren?

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822414500
Herr Kollege Graf Huyn, die Frage steht nicht in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Frage, die hier gestellt ist.

(Zurufe von der SPD: So ist es! — Genau!)

Wenn der Herr Staatsminister sie beantworten will, habe ich allerdings nichts dagegen.
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Präsident, ich kann selbstverständlich bestätigen, daß der Herr Bundeskanzler in der ganzen Breite über die bilateralen Probleme sprechen wird, und es ist durchaus denkbar, daß dabei auch Fragen der Energie angeschnitten werden. Aber auch hier möchte ich wiederum Einzelheiten nicht präjudizieren.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822414600
Das Wort zu weiteren Zusatzfragen wird nicht gewünscht.
Dann rufe ich Frage 34 des Herrn Abgeordneten Dr. Czaja auf:
Warum informiert die Bundesregierung oft um einige Wochen später als einzelne Journalisten den an der parlamentarischen Kontrolle mitwirkenden Auswärtigen Ausschuß des Deutschen Bundestages über wichtige außenpolitische Absichten, wie z. B. über die Traktandenliste und wichtige deutsche Vorschläge für die Moskauer Gespräche des Bundeskanzlers (Bonner General-Anzeiger vom 4. Juni 1980)?
Bitte sehr.
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, die Bundesregierung hat den Auswärtigen Ausschuß durch Herrn van Well am 13. und am 22. Mai so eingehend, wie es zu diesem Zeitpunkt möglich war, über die bevorstehenden Gespräche unterrichtet. Auch am 12. Juni wurde der Auswärtige Ausschuß — diesmal durch Herrn Lautenschlager — ausführlich über die vorgesehenen Gesprächsthemen und Vorstellungen der Bundesregierung unterrichtet. In der gestrigen Sitzung, also am 18. Juni, hat wiederum Herr van Well über den Stand der Vorbereitungen Bericht erstattet.
Ich bitte Sie, bei Ihrer Frage auch zu bedenken, daß die Bundesregierung selbstverständlich bereit gewesen wäre, die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses auch in der Zeit zwischen dem 22. Mai und dem 12. Juni zu unterrichten, wenn dies Sitzungswochen gewesen wären.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822414700
Eine Zusatzfrage, Herr Kollege Czaja.

Dr. Herbert Czaja (CDU):
Rede ID: ID0822414800
Herr Staatsminister, da die Unterrichtung dieses mit dem Außenminister besonders befreundeten Journalisten ja vor dem 4. Juni 1980 erfolgte — das schlug sich ja in der detaillierten Traktandenliste im „General-Anzeiger” nieder —, frage ich Sie: Wird das Informations- und Kontrollrecht des Parlaments nicht ausgehöhlt, wenn das Parlament mit solcher Verspätung unterrichtet wird, wie es der Fall ist, wenn der Auswärtige Ausschuß gestern zum erstenmal eingehender informiert wurde?
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, ich habe eben auf die Zeitspanne aufmerksam gemacht, in der wir keine Sitzungswochen hatten. Ich möchte aber gern anregen, daß, soweit es hier Beschwernisse auf seiten der Mitglieder des Ausschus-



Staatsminister Dr. von Dohnanyi
ses gibt, diese im Ausschuß einmal aufgegriffen werden.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822414900
Eine weitere Zusatzfrage, Herr Kollege Czaja.

Dr. Herbert Czaja (CDU):
Rede ID: ID0822415000
Herr Staatsminister, warum informiert das Auswärtige Amt bereits am 4. Juni zwar einen tüchtigen Journalisten, nicht aber das Parlament darüber, daß die Bundesregierung als Vermittlungsvorschlag zur sowjetischen Dislozierung von Mittelstreckenwaffen auch die vorhandenen taktischen NATO-Gefechtswaffen mit 1 000 km Reichweite zur Disposition stellen werde und daß sie die Befassung der KSZE-Folgekonferenz in Madrid mit Menschenrechtsfragen beschränken sowie eine gemeinsame Energieplanung mit der Sowjetunion haben wolle?

(Dr. Linde [SPD]: Woher haben Sie das denn?)

Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, Sie zitieren offenbar aus einem Presseartikel. Aber Sie werden verstehen, daß ich natürlich einen Presseartikel, in dem nicht einmal darauf hingewiesen wird, daß dies ausdrücklich von der Bundesregierung gesagt worden sei,

(Dr. Czaja [CDU/CSU]: Doch! Doch!)

nicht kommentieren kann. Das, Herr Kollege, müssen Sie mit dem Journalisten, Herrn Bell, persönlich klären.

(Dr. Czaja [CDU/CSU]: Aber er ist immer gut informiert!)


Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822415100
Zu einer Zusatzfrage, Herr Kollege Jäger (Wangen).

Claus Jäger (CDU):
Rede ID: ID0822415200
Herr Staatsminister, darf ich da noch einmal nachhaken und fragen: Ist es nicht in der Tat eine Aushöhlung des Informationsrechts des Parlaments, wenn Abgeordnete Dinge, die sie erst einige Zeit später von der Bundesregierung im Ausschuß hören, vorher in Tageszeitungen lesen können, und nimmt nicht dadurch der Zusammenhang zwischen der Information des Journalisten auf der einen Seite — denn aus den Fingern gesogen hat sich das der betreffende Journalist doch nicht — und des Parlaments auf der anderen Seite recht merkwürdige Züge an?
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, ich möchte noch einmal wiederholen: Dies ist ein Artikel, über dessen Inhalt Sie mit dem Verfasser selbst sprechen müssen. Im übrigen kann die Bundesregierung hier nur anbieten, daß wir, wenn es Beschwernisse im Auswärtigen Ausschuß über Informationen gibt, das im Auswärtigen Ausschuß noch einmal aufgreifen. Ich habe auf die Fristen hingewiesen, innerhalb derer wir zu arbeiten hatten, und auf das Problem, daß eine bestimmte Zeit ohne Sitzungswochen war. Ich bitte, das zu verstehen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822415300
Das Wort zu weiteren Zusatzfragen wird nicht gewünscht.
Ich rufe die Frage 35 des Herrn Abgeordneten Dr. Hupka auf. Der Fragesteller ist nicht im Saal. Die Frage wird schriftlich beantwortet. Aus diesem Grunde wird auch die Frage 36 des Herrn Abgeordneten Dr. Hupka schriftlich beantwortet Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Ich rufe die Frage 14 des Herrn Abgeordneten Thüsing auf:
Welche Einwirkungsmöglichkeiten hat die Bundesregierung bei der Entsendung der 600 bis 700 Lehrer aus der Türkei, die direkt von der türkischen Regierung entsandt werden, und wenn keine, ist die Bundesregierung bereit, mit der türkischen Regierung darüber in Verhandlungen zu treten, damit gewährleistet wird, daß es sich bei den Lehrern um demokratisch gesinnte Türken handelt?

(Thüsing [SPD]: Diesmal bin ich da!)

Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, die Auswahlentscheidung bei der Entsendung von türkischen Lehrern in die Bundesrepublik Deutschland liegt grundsätzlich bei den zuständigen türkischen Stellen. Die Bundesregierung geht davon aus, daß die türkischen Stellen jeweils eine Auswahl treffen, die auch mit den deutschen Anforderungen an die Rolle eines Lehrers in Einklang zu bringen sind. Die Bundesregierung hat über dieses Problem mit der türkischen Seite gesprochen, und sie wird gegebenenfalls noch einmal mit den türkischen Stellen reden.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822415400
Eine Zusatzfrage, Herr Kollege Thüsing.

Klaus Thüsing (SPD):
Rede ID: ID0822415500
Herr Staatsminister, sehen Sie eine Möglichkeit, für die Zukunft eine Übereinkunft zu treffen, wonach die deutschen Behörden und verantwortlichen Stellen jeweils den türkischen Vorschlägen zustimmen müssen?
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, ich glaube, man muß die Zuständigkeiten so sehen, wie sie sind, nämlich daß die Verantwortung für die Auswahl bei den türkischen Stellen liegt. Aber ich hatte gesagt, daß man über diese Fragen auch immer wieder zwischen der Bundesregierung und den türkischen Stellen Gespräche führen kann.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822415600
Keine weitere Zusatzfrage, Kollege Thüsing? — Herr Kollege Hansen, eine Anschlußfrage. Bitte sehr.

Karl-Heinz Hansen (SPD):
Rede ID: ID0822415700
Herr Staatsminister, können Sie verstehen, daß es gewisse Sorgen gibt, wenn droht,
• daß einseitig politisch ausgerichtete türkische Lehrer in der Bundesrepublik tätig werden, und werden Sie solche Besorgnisse, die auch zu Störungen des sozialen Friedens in der Bundesrepublik führen könnten, der türkischen Regierung nahebringen?
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, ich sagte schon: Es hat ein Gespräch zwischen Herrn Bundesminister Schmude und seinem türkischen Kollegen gegeben — nicht unmittelbar über das von Ihnen angeschnittene Thema, aber über die Nachrichten, daß ein großer Teil der türkischen Lehrer ausgetauscht werden solle. Es hat sich dann herausgestellt, daß dies so gar nicht geplant ist, daß in diesem Umfang gar nicht ausgetauscht werden soll. Uns liegt natürlich auch daran, daß die türkischen Kinder hier eine entsprechende demokratische,



Staatsminister Dr. von Dohnanyi
aber auch ihrem eigenen Kulturbereich entsprechende Erziehung haben können. Kurz: Die Bundesregierung ist im Gespräch mit der türkischen Seite, und, ich glaube, Herr Kollege, die Dinge werden in dieser Beziehung einen vernünftigen Verlauf nehmen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822415800
Zu einer Anschlußfrage der Herr Kollege Jäger (Wangen).

Claus Jäger (CDU):
Rede ID: ID0822415900
Herr Staatsminister, wird die Bundesregierung nicht in eine außerordentlich schwierige Situation geraten, wenn sie ihre eigenen Maßstäbe zur Überprüfung . der Verfassungstreue von Lehrern, die sie bekanntlich vor einiger Zeit geändert hat, in Vergleich zu dem setzt, was nun möglicherweise gegenüber türkischen Lehrern in Anwendung gebracht werden soll?
Dr. von Dohnanyi, Staatsminister: Herr Kollege, ich kann einen solcher Widerspruch in keiner Weise erkennen. Die Antwort, die ich dem Kollegen Hansen gegeben habe, bezog sich auf das Gesamtgespräch über die türkischen Lehrer in der Bundesrepublik Deutschland. Ich glaube, dabei sollten wir es belassen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822416000
Das Wort zu weiteren Zusatzfragen wird nicht gewünscht.
Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers des Auswärtigen beantwortet. Ich danke Ihnen, Herr Staatsminister.
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf. Zur Beantwortung der Fragen steht Herr Parlamentarischer Staatssekretär Gallus zur Verfügung.
Wir kommen zur Frage 37 des Herrn Abgeordneten Lambinus. — Der Herr Abgeordnete ist nicht im Saal. Dann wird die Frage 37 ebenso wie die von dem Herrn Abgeordneten Lambinus eingebrachte Frage 38 schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Die Fragen 39 und 40 des Herrn Abgeordneten Grunenberg und die Fragen 41 und 42 des Herrn Abgeordneten Eickmeyer sollen auf Wunsch der Fragesteller schriftlich beantwortet werden. Dem wird in den Anlagen entsprochen.
Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für den guten Willen zur Beantwortung der Fragen.
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung auf.
Die Fragen 43 und 44 des Herrn Abgeordneten Kirschner, 45 und 46 des Herrn Abgeordneten Müller (Berlin) sowie 48 und 49 des Herrn Abgeordneten Menzel sollen auf Wunsch der Fragesteller schriftlich beantwortet werden. Dem wird in den Anlagen entsprochen.
Wir kommen zu den Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Die Frage 52 des Herrn Abgeordneten Dr. Blüm sowie die Fragen 53 und 54 des Herrn Abgeordneten Klein (Dieburg) sollen auf Wunsch der Fragesteller schriftlich beantwortet
werden. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft auf und begrüße dazu den Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Engholm.
Wir kommen zur Frage 55 des Herrn Abgeordneten Weisskirchen. — Der Herr Abgeordnete ist nicht im Saal. Dann wird die Frage 55 ebenso wie die von dem Herrn Abgeordneten Weisskirchen eingebrachte Frage 56 schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Ich rufe die Frage 57 des Herrn Abgeordneten Dr. Schweitzer auf:
Ist der Bundesregierung der jüngste programmatische Bericht des Präsidenten des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz bekannt, und wie beurteilt sie diesen Bericht gegebenenfalls im Hinblick auf die Möglichkeiten, die Forschungstätigkeit dieser neuartigen europäischen Einrichtung noch gezielter in den Dienst des Integrationsprozesses innerhalb der EG zu stellen?
Bitte, zur Beantwortung, Herr Staatssekretär.

Björn Engholm (SPD):
Rede ID: ID0822416100
Herr Kollege Professor Schweitzer, ich habe in meiner Antwort auf Ihre Frage im April festgestellt, daß das Europäische Hochschulinstitut in Florenz in Zukunft stärker auf ein Forschungsinstitut mit interdisziplinärer Grundlage hin entwickelt und der Akzent vor allem auf die Durchführung von Forschungsprojekten gelegt werden soll, die es an anderen europäischen Hochschulen oder vergleichbaren wissenschaftlichen Einrichtungen nicht oder jedenfalls nicht in dieser Art gibt.
Der Präsident des Europäischen Hochschulinstituts hat diese Leitlinie in seinem Bericht berücksichtigt und weiterentwickelt. In dem Bericht wird stärker als bisher das Bemühen deutlich, Forschung nicht mehr in der Form von Einzelvorhaben zu betreiben, die nicht miteinander verknüpft oder abgestimmt sind, sondern ein Forschungsprogramm für das Institut in seiner Gesamtheit festzulegen und bei seiner Durchführung die im Institut gegebenen Möglichkeiten zu Multinationaler und multidisziplinärer Forschung stärker zu nutzen. Das Forschungsprogramm soll . unter Beteiligung auch auswärtiger Wissenschaftler ausgearbeitet und dann auch regelmäßig überprüft werden.
Nach meiner Auffassung sind damit jetzt die Rahmenbedingungen gegeben, die das Institut in die Lage versetzen könnten, entsprechend seiner Bestimmung seine Forschungsarbeit an den aktuellen Problemstellungen der Europäischen Gemeinschaft zu orientieren und auf wissenschaftliche Weise einen Beitrag zur europäischen Integration zu leisten.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822416200
Herr Kollege Schweitzer zu einer Zusatzfrage.

Prof. Dr. Carl-Christoph Schweitzer (SPD):
Rede ID: ID0822416300
Herr Staatssekretär, hat die Bundesregierung im sogenannten Obersten Rat auf eine stärkere Schwerpunktsetzung bei der Forschungstätigkeit im Hinblick auf spezielle Themen der europäischen Integration gedrängt, oder wird sie verstärkt darauf drängen?



Engholm, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Schweitzer, ich hatte bereits in meiner Antwort vom April darauf hingewiesen, daß sich der Oberste Rat schon Ende 1978 mit diesen Fragen beschäftigt hat und im Grundsatz analog der Auffassung der Bundesregierung darauf hingewiesen hat, daß die Chancen eines solchen Instituts wie in Florenz im Prinzip darin liegen, Schwerpunktsetzungen vorzunehmen. Eine anders angelegte Forschungsarbeit wird man auch in jeder beliebigen anderen europäischen Hochschule oder an einem vergleichbaren Institut durchführen können. Insofern kann ich Ihre Frage bejahen.

Georg Leber (SPD):
Rede ID: ID0822416400
Keine weitere Zusatzfrage. Damit sind die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft beantwortet. Ich danke Ihnen, Herr • Staatssekretär.
Die zum Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit eingebrachten Fragen 58 des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden), 59 der Abgeordneten Frau Fischer und 60 des Herrn Abgeordneten Höffkes sollen auf Wunsch der Fragesteller schriftlich beantwortet werden. Die Antworten werden als Anlagen abgedruckt.
Meine Damen und Herren, wir sind damit am Ende der Tagesordnung angelangt.
Ich berufe die nächste Sitzung auf Mittwoch, den 25. Juni 1980, 9 Uhr ein.
Die Sitzung ist geschlossen.