Protokoll:
15041

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 41

  • date_rangeDatum: 11. April 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:04 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/41 nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermitt- lungsausschuss) zu dem Zwölften Gesetz zur Änderung des Fünften Buches So- zialgesetzbuch (Zwölftes SGB-V-Ände- rungsgesetz – 12. SGB V ÄndG) (Drucksachen 15/27, 15/74, 15/120, 15/ 167, 15/278, 15/298, 15/840) . . . . . . . . . Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 14: Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ tionsgesellschaft (Drucksachen 15/38, 15/837) . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Dr. Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vera Dominke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: 3369 C 3369 D 3371 A 3371 D 3373 A 3374 D 3375 A 3376 B 3378 C 3379 C 3380 C 3382 A 3383 B 3384 D Deutscher B Stenografisch 41. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 12: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermitt- lungsausschuss) zu dem Gesetz zum Ab- bau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksachen 15/119, 15/287, 15/312, 15/480, 15/481, 15/612, 15/841) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung des Ausschusses T 3369 B 3369 B CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN und der FDP: Maßnahmen zum wirtschaftlichen Umgang mit Versicher- undestag er Bericht ung 11. April 2003 t : tengeldern bei Arzneimitteln und bei Verwaltungsausgaben der Kranken- kassen (Drucksache 15/850) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 12: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu den WIPO- Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urheberrecht sowie über Dar- bietungen und Tonträger (Drucksachen 15/15, 15/837) . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informa- 3374 C 3374 D a) Antrag der Abgeordneten Klaus Hofbauer, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Abgeordneter und der Frak- II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 tion der CDU/CSU: Verkehrsinfra- struktur auf EU-Osterweiterung vorbereiten (Drucksache 15/467) . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Bundesfernstra- ßengesetzes (... FStrÄndG) (Drucksache 15/409) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Rainer Fornahl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . Peter Hettlich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) CDU/CSU . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . Hubert Deittert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Gemeindefinanzreformgesetzes (Drucksachen 15/510, 15/835, 15/836) . . Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Klaus Riegert, Peter Letzgus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Internatio- nale sportliche Großveranstaltungen gleichermaßen fördern (Drucksache 15/544) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerlinde Kaupa CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Reinhold Hemker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B D K D P T in Z in Z in 3385 D 3385 D 3386 A 3387 D 3389 B 3390 B 3391 C 3392 D 3393 C 3394 C 3395 C 3396 D 3397 A 3398 B 3399 D 3400 C 3401 B 3402 C 3404 A 3404 B 3405 C 3407 B 3408 B ernd Heynemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . ieter Grasedieck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Riegert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ieter Grasedieck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 15: a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Jerzy Montag, Hans- Christian Ströbele, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset- zung des Rahmenbeschlusses des Rates vom 13. Juni 2002 zur Terro- rismusbekämpfung und zur Ände- rung anderer Gesetze (Drucksache 15/813) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Wolfgang Bosbach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Verpflichtungen aus dem EU-Rahmenbeschluss zur Terroris- musbekämpfung zügig erfüllen (Drucksache 15/540) . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Opferschutz bei Terrorakten im Ausland verbessern (Drucksache 15/34) . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Jerzy Montag, Hans-Christian Ströbele, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Opferentschädi- gung verbessern (Drucksache 15/808) . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit 3410 B 3411 C 3412 D 3413 A 3413 B 3414 C 3414 C 3414 D 3414 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 III Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Opferentschädigung für deutsche Staatsangehörige, die bei vorüberge- hendem Aufenthalt im Ausland Opfer eines Gewaltverbrechens werden (Drucksache 15/802) . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Dr. Ole Schröder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zeitlmann CDU/CSU . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, sche Saisonarbeitskräfte auf sechs Mo- nate ausweiten (Drucksachen 15/368, 15/834) . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Krüger-Leißner SPD . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Kues CDU/CSU . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN v Zusatztagesordnungspunkt 15: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zu- rückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Erste Gesetz zur Änderung des Zivildienstgesetzes (Erstes Zivildienständerungsgesetz – 1. ZDGÄndG) (Drucksache 15/853) . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 3415 A 3415 B 3416 C 3417 D 3419 B 3420 C 3421 C 3422 D 3424 A 3424 B 3425 C 3427 C 3428 C 3429 C 3430 B 3430 C 3433 A weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Arbeitserlaubnis für ausländi- A A nlage 2 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3433 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3369 (A) ) (B) ) 41. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! – Ich stelle fest, dass die SPD-Fraktion noch nicht anwe- send ist. Ich habe keine Nachricht. (Monika Griefahn [SPD]: Die Fraktionssit- zung läuft noch! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Dann stimmen wir ab! – Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Da es um das Ergebnis des Vermittlungsausschusses, also eine einvernehmliche Sache geht, unterbreche ich die Sitzung im Interesse dieser Einvernehmlichkeit für fünf Minuten. (Unterbrechung von 9.01 bis 9.02 Uhr) (Die Abgeordneten der SPD-Fraktion betreten den Sitzungssaal) Präsident Wolfgang Thierse: Ich stelle fest, dass wir die fünf Minuten nicht brau- chen. Die Sitzung ist also eröffnet. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr gut!) Z W g h t Redet Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll die verbundene Tagesordnung um die Ergebnisse des Ver- mittlungsausschusses zum Steuervergünstigungsabbau- gesetz, Drucksache 15/841, und zum Zwölften SGB-V- Änderungsgesetz, Drucksache 15/840, sowie um einen interfraktionellen Antrag zum wirtschaftlichen Umgang mit Versichertengeldern bei Arzneimitteln erweitert wer- den. Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich rufe die Zusatzpunkte 12 und 13 auf: ZP 12 Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Ver- mittlungsausschuss) zu dem Gesetz z von Steuervergünstigungen und Ausn lungen (Steuervergünstigungsabbau StVergAbG) (C (D ung 11. April 2003 0 Uhr – Drucksachen 15/119, 15/287, 15/312, 15/480, 15/481, 15/612, 15/841 – Berichterstattung: Abgeordneter Joachim Poß P 13 Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Ver- mittlungsausschuss) zu dem Zwölften Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (Zwölftes SGB-V-Änderungsgesetz – 12. SGB V ÄndG) – Drucksachen 15/27, 15/74, 15/120, 15/167, 15/278, 15/298, 15/840 – Berichterstattung: Abgeordnete Gudrun Schaich-Walch Das Wort zur Abgabe einer Erklärung hat der Kollege ilhelm Schmidt. Wilhelm Schmidt (Salzgitter) (SPD): Guten Morgen, Herr Präsident, meine lieben Kolle- innen und Kollegen! Wir haben ein interessantes, ein eftiges, ein umfangreiches Vermittlungsverfahren hin- er uns, das sich mit zwei Komplexen befasst hat. Der ext eine Komplex betraf das SGB. Hier war insbesondere das Ziel, bei der DRG-Abrechnung in den Krankenhäu- sern, also der Fallpauschalenabrechnung, eine Stabilisie- rung zu erzielen, aber auch, bei den Arzneimittelpreisen und den Verwaltungsausgaben der Krankenhäuser eine Eingrenzung der ausufernden Kosten zu erreichen. Das ist nur zu einem Teil gelungen. Ich bin dennoch dankbar dafür, dass wir immerhin ein Ergebnis erzielt haben, das wir heute gemeinsam im Bundestag beschlie- ßen werden und das auch im Bundesrat eine Mehrheit finden wird. Denn das Ergebnis des Vermittlungsaus- schusses hat immerhin dazu geführt, dass wir in Bezug auf die Fallpauschalen – mit einigen Ausnahmen – Krankenhäuser in diesem Land dazu , das neue, das moderne System anzu- aube, das ist ein wichtiger Schritt nach Vertrauen in die von der Koalition im um Abbau ahmerege- gesetz – 700 zusätzliche bringen werden wenden. Ich gl vorne, der auch 3370 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Wilhelm Schmidt (Salzgitter) vorigen Jahr erreichte Neuordnung des Abrechnungssys- tems schafft. Das Zweite, was damit zusammenhängt, ist, dass wir die Mitverantwortung der Krankenkassen noch mehr als bisher stärken wollen, nämlich bei den von ihnen selbst zu gestaltenden Ausgaben. Wir bedauern sehr, dass wir insbesondere im Bereich der Scheininnovation im Arzneimittelsektor nicht zu ei- nem gemeinsamen Ergebnis gekommen sind. Hier hätten wir uns eine größere Mitverantwortung der Pharmain- dustrie gewünscht. Diese war durch die Blockade der Union leider nicht zu erzielen. Wir haben uns aber dann darauf verständigt, dass wir diesen Teil – das liegt Ihnen heute als Entschließungsan- trag vor – noch nacharbeiten werden, dass er in eines der nächsten Gesetze zur Gesundheitspolitik aufgenommen und dort behandelt wird. Er wird dann hoffentlich zu ei- nem positiven Ergebnis geführt. Wir wollen außerdem die Krankenkassen über die Aufsichtsbehörden zu einer stärkeren Einhaltung ihrer Sparauflagen bringen. – Das ist das Ergebnis der Bera- tungen über den vorliegenden Entwurf eines SGB-V-Än- derungsgesetzes. Ich bitte um entsprechende Beschluss- fassung im Parlament. Komplizierter und umfangreicher waren die Verhand- lungen über das Steuerpaket. Ausgangspunkt war das Steuervergünstigungsabbaugesetz. Wir werden an die- ser Stelle nicht nachlassen, die Implikationen dieses Ge- setzentwurfs weiterzuverfolgen. In diesem Zusammen- hang gibt es zwei Schwerpunkte. Der eine ist, dass wir für mehr Steuergerechtigkeit sorgen wollen. Das ist uns, gemessen an dem heute vorliegenden Ergebnis, nur zum Teil gelungen, weil die Union in der Frage der Steuerge- rechtigkeit nicht mitgezogen hat. Wir finden das nicht in Ordnung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Der zweite Schwerpunkt ist: Wir wollen dafür sorgen, dass auch die Kassen der öffentlichen Hand, also die von Bund, Ländern und Kommunen, einen zusätzlichen Fak- tor der Steuerung und Unterstützung erhalten. Ich for- muliere das so, weil die Materie sehr kompliziert ist. Das Entscheidende im Hinblick auf die Steuergerech- tigkeit ist aber, dass wir uns über die Unternehmens- besteuerung verständigen konnten. Das ist richtig und wichtig. Wir wollten die Steuerschlupflöcher schließen, die in den letzten Jahren gerade von Großunternehmen missbräuchlich genutzt worden sind. Das wird durch den vorliegenden Kompromiss erreicht. Dafür danken wir. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wir danken insbesondere denjenigen, die diesen Kom- promiss in der Vorphase der Verhandlungen herbeige- führt haben. Das sind die beiden Ministerpräsidenten Koch und Steinbrück. Ich möchte daran erinnern, dass insbesondere in der CDU/CSU-Fraktion, aber auch in d e D s d M I n c a w A d u v s b w n a w lu S K a s B u m lu D tr s s A s r f in m C (C (D er FDP-Fraktion fundamentaloppositionelle Ansätze zu rkennen waren. Diese konnten überwunden werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wider- spruch bei der CDU/CSU und der FDP) arüber bin ich sehr froh, und zwar auch deswegen, weil ich Herr Merz und andere sehr frühzeitig in die Ecke er beleidigten Leberwürste zurückgezogen haben. Herr erz, nun tun Sie so, als ob Sie die großen Sieger wären. ch sage Ihnen: Es ist zwar ein wichtiger, aber nur klei- er Erfolg erzielt worden. Wir würden gerne mehr errei- hen und werden darin durch die Protokollerklärung, die uch von der Bundesregierung unterstützt wird und die ir zur Kenntnis geben, bestätigt. Das, was wir nicht erreicht haben, bleibt auf der genda des politischen Handelns, nämlich zum Beispiel ie Frage der Besteuerung von Veräußerungsgewinnen nd Gewinnen aus Aktienspekulationen. Auch das muss on uns weiterhin politisch behandelt werden. Sonst chaffen wir keine Steuergerechtigkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich möchte noch hinzufügen, dass wir das, was wir ei der Eigenheimzulage geplant hatten, tendenziell eiterverfolgen müssen. Die Frage, wie wir Subventio- en in diesem Land beibehalten können, muss von uns llen in gemeinsamer Verantwortung weiterbehandelt erden. Ich weise darauf hin, dass wir uns im Vermitt- ngsausschuss deswegen neben dem Schließen von teuerschlupflöchern für Unternehmen im Bereich der örperschaftsteuer darauf verständigt haben, dass wir uch bei den Fragen der Europarechtswidrigkeit der Ge- ellschafterfremdfinanzierung, der Tonnagesteuer, der esteuerung von Veräußerungsgewinnen von Lebens- nd Krankenversicherungsunternehmen, von Abwehr- aßnahmen im deutschen Außensteuergesetz, der Ver- strechnungssysteme, des Verbots des Verlustabzugs bei ividenden und Veräußerungsgewinnen von den Be- iebsausgaben und des Verlustabzugs von stillen Gesell- chaftern weiterhin gemeinsam – nicht, dass Sie sich ab- eilen! – am Ball bleiben. All das werden wichtige spekte der kommenden Diskussionen in diesem Hause ein. Wir haben, wie ich finde, einen Minimalkonsens er- eicht, mit dem man insgesamt gesehen nicht ganz zu- rieden sein kann. Aber das, was erreicht worden ist, ist Ordnung. Deswegen tragen wir diesen Kompromiss it. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Volker Kauder, CDU/ SU-Fraktion. (Joachim Poß [SPD]: Ich bin gespannt, ob er das erklärt, was er vorgestern Abend gesagt hat!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3371 (A) ) (B) ) Volker Kauder (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach den vielen schlechten Nachrichten über die hohe Arbeitslosigkeit, über einen unausgeglichenen Bundeshaushalt und über neue Schulden, die gemacht werden müssen, kommt heute eine gute Nachricht aus dem Deutschen Bundestag und nachher auch aus dem Bundesrat: (Zuruf von der SPD: Verantwortungs- losigkeit!) Wir haben verhindert, dass auf die Menschen in diesem Land neue Steuererhöhungen herniedergehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Herr Kollege Schmidt, das, was Sie als einen Mini- malkonsens bezeichnet haben, ist die gute Botschaft, die an diesem Tag ins Land hinausgeht. Wir von der Union haben Wort gehalten. Denn wir haben immer – sowohl vor als auch nach den Landtagswahlen – gesagt, dass wir keine Steuererhöhungen wollen, weil sie für die Wirt- schaft in diesem Land Gift sind, dass wir aber einen Punkt, an dem Sie einen ganz schlimmen Fehler gemacht haben, korrigieren wollen: Dies betraf die Körper- schaftsteuer. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Ich habe meinen Ohren fast nicht getraut, als ich im Vermittlungsausschuss gehört habe, was Ministerpräsi- dent Steinbrück gesagt hat. Er hat nämlich begründet, warum man bei der Körperschaftsteuer etwas tun muss. Er hat so gesprochen, als ob die SPD nie ein solches Ge- setz, das zu diesen Ausfällen geführt hat, verabschiedet hätte. Ich habe gedacht, dass er so spricht, wie wir dies die ganze Zeit getan haben. Es war ein schwerer Fehler, der jetzt korrigiert wird. Aber mehr wird nicht getan. Es wird zu mehr Steuergerechtigkeit zurückgefunden, so- dass sich alle – nun auch wieder die großen Unterneh- men – gleichmäßig an den Kosten beteiligen, die der Staat hat, weil er die Infrastruktur zur Verfügung stellt. Mehr wird nicht getan. Dazu haben wir uns bekannt. Deswegen bleibt es bei dem Satz: Die Union hat Wort gehalten. (Beifall bei der CDU/CSU) Dass wir Wort gehalten haben, wird nirgendwo noch deutlicher als an dem Punkt, den wir aus der so genann- ten Resolution bzw. der Erklärung der Bundesregierung am Schluss haben herausverhandeln können. Ich meine das Thema AfA. Man stelle sich vor, dass die SPD in ei- ner Zeit, in der wir alle wollen, dass Mittelstand und Handwerk investieren, bereit gewesen wäre, dem Mittel- stand und dem Handwerk Geld zu entziehen, wodurch Investitionen noch schwieriger geworden wären. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!) Das haben wir verhindert. Dies ist eine gute Nachricht aus dem Deutschen Bundestag. a U S ti s e a s z T f n B B f d s s – W G d h B S g l L M d D b t z w G d (C (D (Beifall bei der CDU/CSU) Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben lso ein gutes Ergebnis erzielt, das so aussieht, wie es die nion immer beabsichtigt hat. Wenn Sie, Herr Kollege chmidt, häufiger auf die Union hören, wird die Situa- on in diesem Land auch besser. (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD) Wir haben uns im Vermittlungsverfahren darauf ver- tändigt – auf diese Erklärung warten Sie ja –, dass noch ine Reihe von Prüfaufträgen von der Bundesregierung usgeführt werden. Sie haben sie genannt. Es handelt ich um die Neuregelung der Gesellschafterfremdfinan- ierung, die Beseitigung von Gestaltungsmodellen, die onnagesteuer, die Beseitigung des Organschaftsverbots ür Lebens- und Krankenversicherungsunternehmen und och ein paar andere Punkte, die in der Erklärung der undesregierung enthalten sind. Ich sage Ihnen hier und heute vor dem Deutschen undestag zu, dass wir es begrüßen, dass diese Überprü- ungen durchgeführt werden, und dass wir uns an den araus eventuell folgenden gesetzlichen Initiativen kon- truktiv beteiligen werden. Wir werden mit Ihnen zu- ammen prüfen, ob die Dinge richtig laufen. (Franz Müntefering [SPD]: Das wäre ja das erste Mal, dass Sie das machen! Versprechen Sie nicht zuviel!) Nein, Herr Müntefering, das ist nicht das erste Mal. ollen wir doch einmal sagen, was wirklich passiert ist: ott sei Dank haben wir im Bundesrat die Möglichkeit, en größten Unsinn, den Sie produzieren wollen, zu ver- indern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) ei Hartz I und Hartz II haben wir etwas Sinnvolles, was ie nicht wollten, machen können. Wir haben nämlich esagt, dass wir die Arbeitsverhältnisse so ordnen wol- en, dass auch geringfügige Beschäftigung in diesem and wieder eine Chance hat. Damit haben wir vielen enschen die Gelegenheit gegeben, wieder etwas Geld azuzuverdienen. (Beifall bei der CDU/CSU) amit haben wir vielen Vereinen die Möglichkeit gege- en, ihre ehrenamtliche Arbeit wieder besser zu gestal- en. Das war schon eine erste gute Tat. Heute folgt die weite. Wenn Sie vernünftig bleiben, dann folgen noch eitere. Das tut diesem Land außerordentlich gut. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile der Kollegin Krista Sager, Bündnis 90/Die rünen, das Wort. Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn wir as Vermittlungsergebnis bewerten, dann können wir 3372 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Krista Sager eigentlich nur sagen: Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Oder: Man sieht es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Gut ist, dass wir uns im Vermittlungs- ausschuss geeinigt haben, einige Schritte einzuleiten, um die öffentlichen Haushalte wieder handlungsfähig zu ma- chen und auch um mehr Steuergerechtigkeit zu erreichen. Gut ist es natürlich auch, dass sich bei CDU und CSU die Totalblockierer nicht durchgesetzt haben, sondern dass dort ein bisschen Vernunft eingekehrt ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Auf der anderen Seite müssen wir aber auch ganz klar sagen: 4,4 Milliarden Euro sind für die Haushalte der Länder und Gemeinden zu wenig und das wird auch Sie wieder einholen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Irgendjemand muss es zahlen!) Die Steuerreform 2004/2005 wird – das kann man gar nicht laut genug sagen – zu massiven Steuerentlastungen führen; (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Warten Sie mal ab!) deswegen ist es gut, dass heute auch Beschlüsse gefasst werden, die bewirken, dass große und international tä- tige Unternehmen einen Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens leisten. Dabei geht es allerdings nicht nur um die Körper- schaftsteuer. Zur Körperschaftsteuer sollte man auch sa- gen: Es geht nicht nur um Einnahmeausfälle durch den Systemwechsel – da wird es jetzt eine Verstetigung der Einnahmen geben –, sondern man wollte auch – das gilt auch für Sie, meine Damen und Herren von der CDU/ CSU –, einen international wettbewerbsfähigen Körper- schaftsteuersatz. Wir haben es auch mit konjunkturell bedingten Einbrüchen zu tun. Unser Vermittlungsergebnis bewirkt auch – stimmen Sie zu, dass es in diesem Bereich Handlungsbedarf gibt! –, dass Umgehungstatbestände, also Möglichkei- ten, durch Unternehmensgestaltung dafür zu sorgen, dass Gewinne nicht mehr steuerlich erfasst werden, ein- geschränkt werden. Deswegen sind die neuen Regelun- gen der Mehrmütterorganschaft und des Verlustabzugs bei stillen Beteiligungen von Kapitalgesellschaften rich- tig. In diesem Zusammenhang ist die Dokumentations- pflicht bei Verrechnungspreisen besonders wichtig. Es ist gut, dass Sie erkannt haben, dass man diese Umge- hungen nicht länger dulden kann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Auch Sie haben gemerkt – leider war das nur ein ers- ter Schritt –, dass man nicht immer wieder auf der einen Seite Mittel aus entsprechenden Bundesgesetzen in die Landeshaushalte, auch die der CDU-regierten Länder, einstellen kann, wenn man auf der anderen Seite diese Bundesgesetze im Bundesrat massiv bekämpft. Das ist in der Tat eine ziemlich komische Moral. – d s C i s d H u a b A t w e p v l d d s w d h e t n r s D j F (C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Die Akteure auf Landesebene haben dafür gesorgt darüber bin ich froh –, dass auch Sie erkannt haben, ass man nicht mit Drohgebärden dauerhaft an dem Ast ägen kann, auf dem letztlich auch die CDU- und die SU-regierten Länder sitzen. Sie können jetzt – das sage ch auch in Ihre Richtung, Herr Kauder – natürlich mit tolzgeschwellter Brust verkünden, was Sie alles verhin- ert haben; (Beifall bei der CDU/CSU) err Kauder, ich möchte aber, dass Sie den Bürgerinnen nd Bürgern in den Ländern und in den Gemeinden dann uch erklären, warum ihre Kassen weiterhin so leer blei- en, wie sie jetzt sind. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Sie sind eine Abzockerin!) uch diese Aufgabe sollten Sie einmal schultern! Dass Sie hier in den letzten Tagen mit stolzgeschwell- er Brust verkündet haben, es sei Ihre große Leistung ge- esen, manches verhindert zu haben, wird Sie wieder inholen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Das gilt auch für die Eigenheimzulage. Die Minister- räsidenten der neuen Bundesländer, gerade auch die on Ihrer Seite, diskutieren längst über die Eigenheimzu- age. Wenn Sie einen pauschalen Subventionsabbau urchführen wollen – das hat Herr Koch ja angekün- igt –, dann müssen Sie einmal erklären, dass der pau- chale Subventionsabbau bei der Eigenheimzulage, enn der dann konkret wird, etwas völlig anderes ist als ie konkreten Maßnahmen, die wir jetzt vorgeschlagen atten. Da werden Sie noch gucken! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Nach diesem ganzen Spiel, das wir bei der CDU/CSU rlebt haben, möchte ich Frau Merkel einen gut gemein- en Rat geben: Passen Sie auf, Frau Merkel, dass Sie sich icht in die Rolle der Meckertante treiben lassen, wäh- end Herr Koch im Bundesrat den Retter der Nation pielt! (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wider- spruch bei der CDU/CSU) abei können Sie mit Sicherheit – das kann ich Ihnen etzt schon prophezeien – nur die Verliererin sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Sie haben in den Spiegel geschaut!) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile dem Kollegen Hermann Otto Solms, FDP- raktion, das Wort. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3373 (A) ) (B) ) Dr. Hermann Otto Solms (FDP): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die FDP-Fraktion wird dem Zwölften SGB-V- Änderungsgesetz zustimmen. Sie wird dem Steuerver- günstigungsabbaugesetz auch mit den Änderungen, die gestern vereinbart worden sind, widersprechen. (Beifall bei der FDP) Zugegebenermaßen ist der Kompromiss besser als das völlig verfehlte Steuervergüngstigungsabbaugesetz der rot-grünen Koalition. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr gut!) Das wäre ökonomisch das Falscheste gewesen, was man hätte tun können. Aber erklären Sie mir bitte einmal die Logik! Warum sollen dann, wenn 15 Milliarden Euro Steuererhöhungen nach dem Steuervergünstigungs- abbaugesetz falsch waren, die beiden Pakete mit zusam- mengerechnet 8 Milliarden Euro Steuererhöhungen gut sein? (Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das stimmt nicht!) Diese Mathematik kann mir niemand erklären. Dieser Kompromiss mit erheblichen Steuererhöhun- gen ist volkswirtschaftlich verfehlt und konjunkturpoli- tisch verheerend. Er wird die Arbeitslosigkeit steigern und nicht senken. (Beifall bei der FDP) Es ist klar, dass Sie sich jetzt gegenseitig loben, weil Sie das Ergebnis wechselseitig unterstützen. Es handelt sich aber trotzdem um eine große Koalition der ökonomi- schen Unvernunft, mit der wir es heute zu tun haben. (Beifall bei der FDP) Ich weiß, dass sich einige Ministerpräsidenten aus Sorge um ihren Haushalt auf dieses Spiel eingelassen ha- ben, weil sie die Hoffnung haben, mehr Steuermittel zu bekommen. (Jörg Tauss [SPD]: Weil es die Realität ist!) Ich kann ihnen aber versprechen: Das wird nicht eintre- ten. Die ausgerechneten Mehreinnahmen für die Haus- halte infolge der Steuererhöhungen werden nicht eintre- ten, (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Da hat er Recht!) weil die volkswirtschaftliche Wirkung dieser Maßnah- men so schlecht ist. Die wirtschaftliche Entwicklung wird noch einmal zusätzlich gedämpft. Es wird weniger investiert. Mehr Arbeitsplätze werden ins Ausland verla- gert. In Deutschland muss mehr Arbeitslosigkeit entste- hen. (Beifall bei der FDP) Das Schlimme ist ja, dass Sie alle das wissen. Sie alle haben es vielfach erklärt. Fangen wir mit Bundesfinanz- minister Hans Eichel an. Noch bis zur Bundestagwahl galt bei ihm, dass über eine Rückführung der Steuer- b B E n e n s i i – – 2 N D d m e e w s F B t s E a (C (D elastung und der Kreditaufnahme Wachstum und eschäftigung verbessert werden sollten. Das war Hans ichels Finanzpolitik mit Leitplanken. Davon haben wir ach der Bundestagswahl schon gar nichts mehr gehört. Hören Sie sich einmal die Zitate an! Ich habe eine un- ndliche Fülle von Zitaten hier, will Ihnen aber nur we- ige zu Gehör bringen. Der Haupttäter war Ministerprä- ident Koch. Deswegen möchte ich ihn privilegieren und hn hier als Ersten zitieren. Am 1. Oktober 2002 heißt es n der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ beispielsweise ich zitiere –: Für falsch und kontraproduktiv halten Milbradt und Koch die Diskussion über Steuererhöhungen ... Koch sagte, schon die Diskussion über Steuererhöhungen nämlich – signalisiere dem Mittelstand und der ausländischen Wirtschaft, daß die politische Mehrheit in Deutsch- land immer noch nicht begriffen habe, was das „Ge- bot der Stunde“ sei. (Beifall bei der FDP) In dem Fernsehduell bei Sabine Christiansen am 6. Januar, also vor den Landtagswahlen in Hessen und iedersachsen, hat Herr Koch wörtlich gesagt: ... nur um Schlimmeres zu vermeiden, ist es zu- nächst mal wichtig, dass es nicht weitere Steuerer- höhungen gibt, von denen die Sachverständigen sa- gen, die kosten ein weiteres halbes Prozent. araus konnte man eindeutig schließen: Wenn in Hessen ie Union gewinnt, dann ist sicher, dass es dieses Gesetz it 48 Steuererhöhungen nicht gibt. In die 48 Steuer- rhöhungen hat er wohlweislich auch die sieben Steuer- rhöhungen mit eingeschlossen, die heute verabschiedet erden sollen. (Franz Müntefering [SPD]: Lügenausschuss oder was?) Ich darf auch den finanzpolitischen Sprecher und tellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion, riedrich Merz, der ja hier anwesend ist, zitieren. In der undestagsdebatte zur ersten Lesung des Steuervergüns- igungsabbaugesetzes hat er nämlich unter anderem ge- agt: Wir begeben uns mit Ihnen nicht in einen Wettbe- werb um die Frage, wer in diesem Land die Steuern am meisten erhöht. Das werden wir nicht tun. Die gegenwärtige Lage unserer Volkswirtschaft ist voll- kommen ungeeignet für eine Debatte über Steuerer- höhungen. Das Gegenteil ist richtig. Wir müssen diesem Land und insbesondere den mittelständi- schen Unternehmen wieder eine Perspektive geben und Steuern senken. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) r hat Recht; genau das wäre die richtige Strategie. Sie ber tun hier das Gegenteil. (Franz Müntefering [SPD]: Die FDP ist beleidigt!) 3374 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Dr. Hermann Otto Solms Ich will nur auf drei Punkte eingehen: Die FDP wäre dazu bereit gewesen, die Auflösung der Körperschaftsteuerguthaben in der Zeitachse zu stre- cken. Die jetzt vorgesehene Einschränkung der Mehr- mütterorganschaften wird jedoch insgesamt dazu füh- ren, dass Deutschland als Holdingstandort ausfällt, weil es nicht mehr wettbewerbsfähig ist. (Beifall bei der FDP) Das heißt, dass deutsche Konzerne ihre Holdinggesell- schaften ins Ausland, vornehmlich nach Holland verle- gen werden und zugleich damit Tausende von hoch qua- lifizierten und hoch bezahlten Arbeitsplätzen. Das ist eine zwingende Folge. Bezüglich der Dokumentationspflicht für die Bildung von Verrechnungspreisen stellt sich mir die Frage: Wie sollen denn beim Export intern Preise in Verträgen ver- einbart werden, die unter dem Vorbehalt der Zustim- mung der Finanzbeamten stehen? Das ist doch völlig ausgeschlossen. Da kommt keine einzige müde Mark mehr herein, sondern es werden nur zusätzliche Kosten verursacht. (Beifall bei der FDP) Einen Mindesthebesatz bei den Gemeinden einzu- führen widerspricht der Verfassung. Lesen Sie Art. 106 Abs. 6 der Verfassung nach, wo sinngemäß steht: Die Gemeinden haben das Recht, ihren Hebesatz selber fest- zulegen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Steuer- oasen, dafür sind Sie offensichtlich!) – Nein, aber Sie können dieses Recht nicht bestreiten. Den Grundsatz, dass die Gemeinden ihre Hebesätze au- tonom festlegen können, will ich nicht durchbrechen. (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Darum geht es doch gar nicht! Sie wissen doch, wie die Praxis ist! – Weitere Zurufe von der SPD) Deswegen möchte ich abschließend sagen: Es ist nicht so, dass die Menschen geschont worden wären – Frau Merkel hat das so gesagt – und dass es keine Mehrbelastung für die Menschen gebe. (Joachim Poß [SPD]: Schutzpatron der Steuerhinterzieher!) Sind denn die Arbeitslosen, deren Zahl immer mehr zu- nimmt, keine Menschen? Dank Ihrer Maßnahmen wird es nämlich noch mehr Arbeitslose geben, weil dadurch der Arbeitsmarkt belastet wird. (Beifall bei der FDP) Dieser Kompromiss ist ein Kompromiss zulasten der Wirtschaft, der Investitionen, der Arbeitsplätze. Wir können ihn aufgrund unseres ökonomischen Sachver- standes nicht mittragen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sachverstand hatten Sie noch nie!) B S s o ü g V s m s f B g e G b s s f p d tr E g (C (D Präsident Wolfgang Thierse: Wir kommen zur Abstimmung über Zusatzpunkt 12, eschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses zum teuervergünstigungsabbaugesetz. Der Vermittlungsaus- chuss hat gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Geschäfts- rdnung beschlossen, dass im Deutschen Bundestag ber die Änderungen gemeinsam abzustimmen ist. Dies ilt ebenfalls für die weitere Beschlussempfehlung des ermittlungsausschusses, über die wir anschließend ab- timmen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Ver- ittlungsausschusses auf Drucksache 15/841? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp- ehlung ist mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU und ündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der FDP an- enommen. Zusatzpunkt 13: Abstimmung über die Beschluss- mpfehlung des Vermittlungsausschusses zum Zwölften esetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetz- uch, Drucksache 15/840. Wer stimmt für diese Be- chlussempfehlung des Vermittlungsausschusses? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp- ehlung ist einstimmig angenommen. Meine Damen und Herren, ich rufe den Zusatz- unkt 14 auf: Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP Maßnahmen zum wirtschaftlichen Umgang mit Versichertengeldern bei Arzneimitteln und bei Verwaltungsausgaben der Krankenkassen – Drucksache 15/850 – Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kommen aher gleich zur Abstimmung. Wer stimmt für den An- ag auf Drucksache 15/850? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Auch dieser Antrag ist einstimmig an- enommen. Wir kommen damit zum Tagesordnungspunkt 12: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urheberrecht sowie über Darbie- tungen und Tonträger – Drucksache 15/15 – (Erste Beratung 10. Sitzung) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Infor- mationsgesellschaft – Drucksache 15/38 – (Erste Beratung 10. Sitzung) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus- schusses (6. Ausschuss) – Drucksache 15/837 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3375 (A) ) (B) ) Präsident Wolfgang Thierse Berichterstattung: Abgeordnete Dirk Manzewski Dr. Günter Krings Jerzy Montag Rainer Funke Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich bitte diejenigen, die an der Aussprache nicht teil- nehmen wollen, den Raum möglichst ohne längere Ge- spräche zu verlassen, damit die Rednerin eine Chance hat, gehört zu werden. – Wir können noch einen kleinen Moment warten. Ich eröffne die Aussprache und erteile der Bundesmi- nisterin Brigitte Zypries das Wort. Brigitte Zypries, Bundesministerin der Justiz: Vielen Dank, Herr Präsident, für die freundliche Be- handlung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie beschließen heute darüber, wie das Urheberrecht in der Informationsgesellschaft aussehen soll. Mir haben die jüngsten Kommentare zu unserem Gesetzentwurf vor al- lem eines klar gemacht: Wir sind, allen Segnungen der Informationsgesellschaft zum Trotz, in manchen Punk- ten weit davon entfernt, auch in einer informierten Ge- sellschaft zu leben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wo die richtigen Informationen fehlen, machen sich Ge- rüchte und Missverständnisse breit und halten sich mit- unter hartnäckig. Ich möchte deshalb gerne die Gelegenheit nutzen, Ih- nen noch einmal zu verdeutlichen, was wir ändern wol- len, insbesondere hinsichtlich der Schranke des Urhe- berrechts zugunsten von Unterricht und Forschung und der Regelungen zur Privatkopie. Teilweise ist behauptet worden, mit dem Gesetzent- wurf sollten Bibliotheken angesichts knapper öffentli- cher Kassen von der Pflicht enthoben werden, Zeitschrif- ten zu abonnieren und Bücher vorzuhalten. Es ist die Rede davon, künftig sei gar nur noch ein Zeitschriften- exemplar bundesweit erforderlich und man könne die ganze notwendige Kommunikation über E-Mail und In- ternet abwickeln, ein Buch quasi frei versenden. Dies al- les ist nicht zutreffend. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Was haben wir gemacht? Die schon heute geltenden Ausnahmevorschriften im analogen Bereich haben wir auf den digitalen Bereich übertragen. Das war notwen- dig, weil wir einerseits die digitale Welt in das Urheber- recht eingeführt haben. Hätten wir nicht andererseits die Ausnahmeregelung geschaffen, hätten wir die Situation gehabt, dass in der digitalen Welt, die wir inzwischen nun einmal haben, Forschung und Lehre in dem Sinne, wie wir es verstehen, nicht mehr möglich gewesen wäre. c a n w l s w d m n h b w g d m g i D s d s s W t g S E a s I – M t A n G l w k n b s v r e l d A b (C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Künftig wird es erlaubt sein, kleine Teile von Bü- hern, Werke geringen Umfangs oder einzelne Beiträge us Zeitschriften in interne Netzwerke – wohlgemerkt icht in das Internet – einzustellen, aber auch nur dann, enn es zur Veranschaulichung im Unterricht erforder- ich ist. Das heißt, die Unterrichtssituation muss gegeben ein. Schulbuchverlage haben wir davon ausgenommen, eil die Schulen nun einmal der primäre Absatzmarkt ieser Verlage sind. Auch auf die Filmwerke haben wir Rücksicht genom- en. Filme dürfen erst zwei Jahre nach ihrem Erschei- en auf diese Art und Weise verwertet werden. Zudem aben wir die Bestimmung bis zum 31. Dezember 2006 efristet. Ich verspreche Ihnen: Das Justizministerium ird sorgfältig darauf achten, wie diese Bestimmung an- ewandt wird. Gegebenenfalls wird sich der Bundestag arüber verständigen, vorzeitig Änderungen vorzuneh- en. Meine Damen und Herren, ich glaube, dass diese Re- elung für unsere Wissensgesellschaft richtungweisend st. Wir haben den Auftrag, Bildung zu organisieren. azu gehört, dass wir die Wissens- und Informationsge- ellschaft gestalten. Dabei reicht es nicht aus, dass man ie Tafeln in den Klassenzimmern durch Computer er- etzt; man muss auch sicherstellen, dass auf den Bild- chirmen etwas erscheint. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ährend in der Schule früher die Lehrer Papiere und Fo- okopien von Seiten aus Büchern oder Zeitschriften aus- eteilt haben, wird heute der Text auf den Computern der chüler angezeigt, um daran arbeiten zu können. Genau das ist auch für die Wissenschaft vorgesehen. s geht auch hier darum, dass man einem bestimmten, bgegrenzten Personenkreis, zum Beispiel einem For- cherteam, gestattet, wissenschaftliche Texte über das ntranet einander zugänglich zu machen. Keinesfalls das möchte ich hier ganz deutlich sagen – sollen alle itarbeiter oder gar alle Studierenden an einer Universi- ät auf diese Weise Zugriff auf ein Werk erhalten können. uch künftig werden die Universitätsbibliotheken die otwendigen Ausstattungen vorhalten müssen; denn der esetzentwurf verschafft den Bibliotheken diesbezüg- ich keinen Spielraum. Die Bibliotheken wissen darum, ie man entsprechenden Presseerklärungen entnehmen onnte. Die Tatsache, dass bestimmte Kommunikationstech- iken auch illegal genutzt werden, ist ein anderes Pro- lem. Man darf meines Erachtens nicht versuchen, dafür ozusagen legale Schneisen zu schlagen. Wir müssen ielmehr alles tun, um das Urheberbewusstsein in unse- er Gesellschaft zu stärken. Nur dann kann sich wieder in Gefühl dafür entwickeln, was im Urheberrecht er- aubt und was nicht erlaubt ist. Heutzutage empfindet je- er das Kopieren als selbstverständlich. Nach meiner uffassung ist es auch Aufgabe der Industrie, hier ewusstseinsbildend zu wirken. Sie darf nicht durch 3376 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Bundesministerin Brigitte Zypries gezielte Falschinformation geradezu dazu auffordern, entsprechende Texte im Internet zu verbreiten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir uns hier zu- sammenfinden, um über das Urheberrecht zu reden. Kaum dass dieser Gesetzentwurf verabschiedet sein wird, werden wir mit der Debatte über den zweiten Korb beginnen und alle die Fragen behandeln, die jetzt bewusst zurückgestellt wurden. Das gilt insbesondere für das Vergütungssystem. Um diesen Punkt wird es sicher- lich noch einigen Streit geben. Gleichwohl möchte ich Ihnen versichern, dass ich mich auch da, wie ich es bei dem vorliegenden Gesetzentwurf getan habe, für einen parteiübergreifenden Konsens einsetzen werde. Ich möchte Sie gerne auffordern, sich an diesem Diskurs – „Wohin wollen wir mit dem Urheberrecht in den nächsten 15 Jahren?“ – zu beteiligen. Freundlicherweise hat sich die Bertelsmann-Stiftung bereit erklärt, ein Stück des Weges mit uns gemeinsam zu gehen. Ich glaube, das ist eine gute Sache. Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie so konstruktiv an diesem Gesetzentwurf mitgearbeitet haben. Es freut mich, dass wir es schaffen, dieses Gesetz zum Urheberrecht in diesem Hohen Hause fast einstim- mig zu verabschieden. Ich möchte insbesondere den Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU danken, dass sie so kompromissbereit waren und sich den vernünfti- gen Argumenten nicht verschlossen haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Denn das muss man ja sehen: Es geht nicht in erster Li- nie darum, eine breite Zustimmung zu finden, sondern es geht vor allen Dingen darum, vernünftige Lösungen zu finden. Ich glaube, das haben wir gemeinsam geschafft. Herzlichen Dank dafür! Ich hoffe auf weitere konstruk- tive Diskussionen beim zweiten Korb. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort dem Kollegen Günter Krings, CDU/CSU-Fraktion. (Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU]: Bravo!) Dr. Günter Krings (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Kollegen! Wir setzen heute eine Richtlinie der Europäischen Union zum Urheberrecht um, für die die Umsetzungsfrist bereits im letzten Jahr abgelaufen ist. Bei dem Arbeitstempo dieser Bundesregierung sind wir Kummer gewöhnt. Allerdings geht es hier nicht um die Krümmung von Salatgurken, um irgendwelche zweitran- gigen Dinge, sondern um die Zukunft des geistigen Ei- gentums. Die rasanten Entwicklungen in der digitalen Welt messen wir nicht in Jahrzehnten oder Jahren, sondern in M n t g t u s s m E d s c d t D l J r g n h S f w P u s t b s d § D k n s s t S (C (D onaten. Die Urheberschutz-Richtlinie der EU will icht mehr, aber auch nicht weniger, als den Schutz geis- igen Eigentums den modernen Anforderungen einer di- italen Informationsgesellschaft anzupassen. Wenn heute in Deutschland gewerblich betriebene In- ernetseiten oder Supermarktketten straflos Werkzeuge nd Anleitungen anbieten können, um einen Kopier- chutz zu knacken, dann ist das ein unerträglicher Zu- tand, den wir durch dieses Gesetz unverzüglich beenden üssen. (Beifall bei der CDU/CSU) s gilt aber auch, dass jeder Monat der Nichtumsetzung ieser Richtlinie die Musik-, Film- und Verlagswirt- chaft Millionen von Euro kostet und die Erwerbschan- en von Autoren und Künstlern schmälert. Ich sage Ihnen nun gerne etwas zu den Ursachen, die azu führten, dass dieses Gesetz mit erheblicher Verspä- ung verabschiedet wird. ie rot-grüne Bundesregierung kann es offenbar nicht assen – und diese Kritik trifft noch am wenigsten das ustizressort –, wichtige EU-Richtlinien mit gesetzgebe- ischem Ballast zu befrachten, der bestenfalls unausge- oren und schlimmstenfalls kontraproduktiv bis unsin- ig ist. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Vor allem Letzteres!) Während der ersten Lesung dieses Gesetzentwurfes aben Sie, Frau Bundesjustizministerin, von dieser telle aus wörtlich erklärt – ich darf Sie zitieren –: Mit diesem Umsetzungsgesetz wollen wir deshalb in einem ersten Schritt nur all das regeln, was uns die Richtlinie und die WIPO-Verträge zwingend vorschreiben. Wenn diese Aussage wirklich zur Geschäftsgrundlage ür die Ausarbeitung und Beratung dieses Gesetzes ge- orden wäre, so hätten wir die Umsetzungsfrist ohne robleme eingehalten und die betroffenen Unternehmen nd Urheber hätten den Schutz, den der Staat ihnen chuldet, früher erhalten. Die Schuld an dieser Säumnis rägt allein die amtierende Regierung. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich muss Sie, Frau Ministerin, bei aller Kompromiss- ereitschaft im Detail, deshalb schon fragen: Welche Be- timmung der EU-Richtlinie hat die Bundesregierung azu gezwungen, uns im neuen Urhebergesetz einen 52 a vorzuschlagen? (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ich ver- stehe das gar nicht! Ihr stimmt doch zu!) iese neue Schranke sollte es ursprünglich ermöglichen, omplette Bücher in schulische und universitäre Daten- etze einzustellen. Schon der Umstand, dass diese Be- timmung den zweifelhaften Ruhm erlangt hat, dass ihr chon vor In-Kraft-Treten eine eigene Homepage im In- ernet gewidmet wird, hätte Ihnen zeigen müssen, dass ie hier Ihre eigenen Maßstäbe nicht erfüllt haben. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3377 (A) ) (B) ) Dr. Günter Krings Ebenso wenig legt es die Richtlinie nahe, die bekann- ten und bewährten Regelungen aus der analogen Welt eins zu eins in die digitale Welt zu übertragen. Gerade weil die Gefahren und Risiken für das geistige Eigentum in der digitalen Welt des Internets und der leistungsstar- ken CD-Brenner andere sind als diejenigen aus der Zeit der Schellackplatte, gibt es diese WIPO-Verträge und diese EU-Richtlinie. Nicht umsonst wird in diesen Do- kumenten verlangt, dass der nationale Gesetzgeber, also auch der deutsche, den „Unterschieden zwischen digita- ler und analoger privater Vervielfältigung gebührend Rechnung tragen“ muss. In Sachen Privatkopie werden in diesem Gesetzentwurf diese Anforderungen leider ignoriert. Schließlich: An keiner Stelle wird in dieser Richtlinie eine Aussage dazu getroffen, dass auf Normen, die zwar von privaten Instituten formuliert, aber durch den Staat für rechtsverbindlich erklärt werden, ein Privater Urhe- berrechte geltend machen darf. Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank, hätten Sie sich doch nur, wie versprochen, auf die Um- setzung der Richtlinie beschränkt! Ihnen und uns wäre viel erspart geblieben. Weniger wäre hier mehr gewesen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wir als CDU/CSU-Fraktion haben das Gespräch mit allen Interessengruppen gesucht. Wir haben im Übrigen gegen den Widerstand aller anderen Fraktionen – auch der FDP-Fraktion – eine umfassende Anhörung zu dieser Novelle im Deutschen Bundestag durchgesetzt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wir haben damit für die Kritik der betroffenen Verbände ein Forum geschaffen. Das Ergebnis – auch zu einigen von mir nicht zitierten Vorschriften – war relativ ernüch- ternd. Die Lage in der Verlags- und Medienwirtschaft ist dramatisch. Dies können Sie auch nicht mit der Behaup- tung abtun, dies seien nur Managementfehler. Nein, die Rezession in der Medienwirtschaft ist ganz wesentlich die Folge eines Urheberrechts des 20. Jahrhunderts, das für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nur un- zureichend gewappnet ist. Der aktuelle Niedergang fing in der Musikwirtschaft an. Im vergangenen Jahr wurden sage und schreibe 100 Millionen mehr Musik-CDs auf privaten CD-Bren- nern erstellt als neue gekauft. Etwa jede dritte dieser Aufnahme stammt ihrerseits bereits aus einer illegalen Quelle – Tendenz steigend. Wenn das deutsche Recht die Vervielfältigung aus einer illegalen Quelle für legal er- klärt, kann ich mich als Rechtspolitiker mit einer solchen von Staats wegen erlaubten urheberrechtlichen Daten- wäsche nur schwer abfinden. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Musikalische Verarmung ist das!) Mit den steigenden Übertragungsraten im Netz hat die Piraterie inzwischen auch die Filmwirtschaft erreicht. Fast 60 Millionen CD-Rohlinge wurden im vergangenen J F f i e i d G s d l f v d B S w E r r t w L h w s m C m d g h T b w b a s g d f t i t n D z (C (D ahr mit Spielfilmen bespielt; über die Hälfte davon mit ilmen, die in deutschen Kinos noch gar nicht angelau- en waren. So viel zur Unterscheidung von legaler und llegaler Quelle! Wie kann eine Quelle legal sein, wenn s diese Filme noch gar nicht hier im Handel gibt? Wir als CDU/CSU-Opposition haben schließlich alles n unseren Kräften Stehende getan, um zu verhindern, ass die Buch- und Zeitschriftenverlage durch dieses esetz in den Abwärtsstrudel der Musik- und Filmwirt- chaft hineingezogen werden. Es ist wahr: Der Druck er Bibliotheken in unserem Lande nimmt zu. Sie wol- en möglichst kostengünstig auf Verlagsprodukte zugrei- en können. Das ist angesichts enger Budgets durchaus erständlich. Es gehört allerdings ebenso zur Wahrheit, ass deutsche Bibliotheken nur jeden siebten Euro ihres udgets für Neuanschaffungen ausgeben. Wir brauchen keine zunehmende Verstaatlichung oder ozialisierung von geistigem Privateigentum, sondern ir wollen einen funktionierenden Markt für geistiges igentum. Ein Markt kann aber unmöglich funktionie- en, wenn die Produkte, die auf ihm gehandelt werden, echtlich nicht geschützt werden. Die Gleichung ist rela- iv einfach: Je schlechter kreative Leistungen geschützt erden, desto weniger Kreativität wird es in diesem ande geben. Ein rohstoffarmes Land wie unseres mit ohen Arbeitskosten ist auf nichts so sehr angewiesen ie auf die hochwertigen kreativen geistigen Leistungen einer Menschen. (Beifall bei der CDU/CSU) Hier und heute müssen wir uns entscheiden, wie wir it dem vorliegenden Gesetzentwurf umgehen. Wir als DU/CSU haben uns diese Entscheidung nicht leicht ge- acht. Ich habe es eingangs bereits gesagt: Wir hätten ieses Gesetz an entscheidenden Stellen deutlich anders estaltet. Wir sind aber bereit, um der Sache und der iervon betroffenen Menschen willen eine Reihe von hemen in einen zweiten Gesetzeskorb zurückzustellen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!) Die Regierung und die sie tragenden Fraktionen ha- en zugesagt – Frau Ministerin hat das gerade dankens- erterweise wiederholt –, den zweiten Korb der Urhe- errechtsnovelle rasch auf den Weg zu bringen und die nstehenden Fragen offen zu diskutieren. Verlassen Sie ich darauf: Wir nehmen Sie hier beim Wort. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das ist eine Dro- hung!) Wir müssen zügig die noch ausstehenden Themen an- ehen: die legale Quelle, das Kopieren vom Original, en Kopienversand sowie die Schaffung echter Anreize ür die Entwicklung digitaler Rechtemanagementsys- eme. Wir reichen hierzu die Hand und sind bereit, schon n der nächsten Sitzungswoche die Vorarbeiten am zwei- en Korb aufzunehmen; denn die Zeit drängt. Es stehen icht nur Umsatzzahlen, sondern Arbeitsplätze in eutschland auf dem Spiel. Das Ziel der Union ist und bleibt der faire Ausgleich wischen den Interessen der Autoren und Künstler, der 3378 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Dr. Günter Krings Unternehmen und der Verbraucher. Unter diesem Leit- motiv ist es uns gelungen, in konstruktiver Arbeit an ei- ner Reihe von wichtigen Stellen Fehlentwicklungen in diesem Gesetz zu entschärfen oder wenigstens abzumil- dern. Wir sind froh, dass sich die Regierung in einigen Punkten der Einsicht in unsere besseren Argumente nicht verschlossen hat. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich will nur einige wenige Beispiele herausgreifen. Der berüchtigte § 52 a des Urheberrechtsgesetzes ist im Vergleich zum Ursprungsentwurf an fünf wichtigen Stellen positiv verändert worden: Unter anderem wurden die Schulbuchverlage und zu einem großen Teil die Filmwirtschaft herausgenommen, auch wenn wir eine konsequentere Lösung etwa in Form der gänzlichen Her- auslösung der Filmwirtschaft gewünscht hätten. Die Vor- schrift bekommt ferner das, was mehr staatliche Gesetze bekommen sollten: Sie wird mit einem Verfallsdatum ausgestattet. Das Urheberrecht für private Normen, die der Gesetz- geber für rechtsverbindlich erklärt, wird zwar kommen; allerdings ist es uns gelungen, einerseits den Interessen des Deutschen Instituts für Normung Rechnung zu tra- gen, aber andererseits zu verhindern, dass künftig private Normen, die staatlich verbindlich erklärt werden, nur von einem einzigen Hausverlag veröffentlicht werden können. Wir haben erreicht, dass die Medienwirtschaft einer- seits und die bevorrechtigten Nutzerverbände anderer- seits in die Lage versetzt werden, die partielle Aufhe- bung von Kopierschutzinstrumenten im gegenseitigen Einvernehmen zu regeln, statt sich hier vom Gesetzgeber bevormunden zu lassen. Wir sorgen also auch hier für weniger Staat und mehr Möglichkeiten und Verhand- lungsspielraum für die Bürger. (Beifall bei der CDU/CSU) Wir als Unionsfraktion werden diesem ersten Schritt der Modernisierung des Urheberrechts daher zustimmen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wir tun dies, weil der Kern der Sache entscheidend ist: Unser Urheberrecht, der Schutz geistigen Eigentums, muss den Erfordernissen der modernen digitalen Welt angepasst werden. Wir können nicht länger zuwarten; wir müssen die eiligen Dinge jetzt verabschieden. Wir befinden uns damit zugleich in einer Tradition der Zu- sammenarbeit beim Thema Urheberrecht, die bereits aus der Regierung Kohl herrührt. Wir geben Ihnen damit al- lerdings auch einen Vertrauensvorschuss auf eine zügige und fruchtbare Beratung der offen gebliebenen oder bes- tenfalls provisorisch gelösten Fragen in einem zweiten Gesetzeskorb. (Jörg Tauss [SPD]: Das liegt an euch!) Meine Damen und Herren, am Ende des Tages bleibt nicht Euphorie, aber die Hoffnung auf eine gute Zukunft des Schutzes geistigen Eigentums in Deutschland. B l B t e B b h g le A k h n u d B u r g m d S g g d A a w r v d m G s d g b b (C (D Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gute Rede!) Präsident Wolfgang Thierse: Das Wort hat nun der Kollege Jerzy Montag, ündnis 90/Die Grünen. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol- ege Dr. Krings, Sie haben hoffentlich zugehört, was die undesjustizministerin zu beklagen hatte: An Informa- ionen über die moderne Informationsgesellschaft krankt s noch sehr. Leider, so muss ich Ihnen sagen, hat der eitrag, den Sie zu diesem Gesetzentwurf abgegeben ha- en, nur wenig zu einer Sachaufklärung beigetragen. Sie aben kaum die Kurve bekommen, am Schluss zu be- ründen, warum Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wol- n. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Da ist etwas dran!) ber immerhin, Sie wollen ihm zustimmen. Dafür dan- en wir Ihnen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sollen wir jetzt doch nicht zustimmen?) Das Urheberrecht stammt aus einer Zeit, die man aus eutiger Sicht das zu Ende gehende analoge Zeitalter ennen kann. Es bietet folgerichtig keine ausdrücklichen nd im Wege der Rechtsfortbildung keine befriedigen- en Regelungen für das neue digitale Zeitalter, dessen oten uns in Form von Computer und Internet, von CD nd DVD, von Minidisc und MP3 geläufig sind. Die Eu- opäische Union hat die darin liegende Problematik auf- egriffen und die Richtlinie zum Urheberrecht in der odernen Informationsgesellschaft erlassen, die mit em jetzt vorliegenden Gesetzentwurf in einer ersten tufe umgesetzt werden soll. Das Urheberrecht dient dem Schutz des geistigen Ei- entums. Doch dieser Schutz ist nicht absolut. Auch für eistiges Eigentum gilt, dass sein Gebrauch zugleich em Wohle der Allgemeinheit dienen soll. Der heute zur bstimmung vorliegende Gesetzentwurf enthält deshalb uch Schrankenbestimmungen, die eine dem Gemein- ohl verpflichtete Nutzung des geistigen Eigentums- echts ermöglichen. Er ist deshalb ein guter und nach orne weisender Kompromiss. Angesichts der Vielzahl er Stimmen und des wirtschaftlichen Schwergewichts, it dem sich diese Stimmen im Gesetzgebungsverfahren ehör verschafft und sich für den Schutz des Eigentums tark gemacht haben, sind wir froh, dass wir den Aspekt es Gemeinwohls berücksichtigen konnten. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD) Lassen Sie mich zwei Punkte, die uns in den vergan- enen Wochen besonders beschäftigt haben, hervorhe- en. Der erste Punkt betrifft § 52 a, die Schranken- estimmung für Unterricht und Forschung. Niemand Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3379 (A) ) (B) ) Jerzy Montag kann ernsthaft bestreiten, dass Bildung und Forschung gemeinwohlorientiert sind oder zumindest sein sollten. Niemand bestreitet, dass modernste Formen des Sich- Bildens und des Forschens nur unter Nutzung der Kom- munikationsmöglichkeiten der digitalen Welt eine Zu- kunft im internationalen und europäischen Wettbewerb haben. Mit § 52 a haben wir eine Schranke zugunsten von Unterricht und Forschung geschaffen, die für die Urhe- ber bzw. Rechteinhaber bedeutet, dass sie in einem eng begrenzten Rahmen in der Ausübung ihrer Rechte zu- rückstehen müssen. Sie dürfen nämlich nicht verbieten, dass Teile ihrer Werke einem begrenzten Kreis von Per- sonen in Intranets – nicht im Internet! – öffentlich zu- gänglich gemacht werden. Das bedeutet aber nicht, dass sie auch bei der Frage der Vergütung zurückstehen müs- sen; denn die Schranke befreit die Nutzer nicht von der Vergütungspflicht. Dies ist mitnichten ein „Schlachtfest“, wie die „Süd- deutsche Zeitung“ vorgestern die Katastrophenszenarien der Kritiker des § 52 a zusammengefasst hat. Die Verle- ger von wissenschaftlichen Fachbüchern und Zeitschrif- ten werden nicht enteignet. Die Autoren in diesen Verla- gen werden nicht ausgeraubt. Die Verlagslandschaft in Deutschland wird nicht zu einer Wüste. Ich will den Ur- hebern und Verwertern von dieser Stelle aus sagen: Die Vorschrift des § 52 a ist im Vergleich zum ursprüngli- chen Entwurf bedeutend zu ihren Gunsten eingeschränkt worden. – Der Kreis derer, die von dieser Vorschrift pro- fitieren können sollen, ist von vorneherein sehr klein. Wir reden von Schulklassen und kleinen Forscherteams, die sich in Intranets austauschen. Darüber hinaus ist aber auch das Ausmaß, in dem Werke öffentlich zugänglich gemacht werden dürfen, auf Teile von Werken, auf Werke geringen Umfangs und auf einzelne Beiträge aus Zeitschriften beschränkt. Auf die Sonderregelungen für die Schulbücher und den Film ist die Bundesjustizminis- terin schon eingegangen. Wir Grüne hätten uns im § 52 a eine weiter gehende Schranke zugunsten von Wissenschaft und Forschung gewünscht. (Rainer Funke [FDP]: Das glaube ich!) Deswegen ist dieser Kompromiss für uns das Mindeste, was wir akzeptieren konnten. Wir gehen davon aus, dass bei der schon angesprochenen Evaluation die Entwick- lung in beide Richtungen untersucht werden wird. Der zweite Punkt betrifft die Privatkopie. Die Privat- kopie – also nicht die Raubkopie – ist im täglichen Le- ben seit Jahrzehnten anerkannt und wird auch von der Rechtsprechung gestützt. Wir begrüßen es, dass im Ge- setzentwurf ausdrücklich klargestellt wird, dass es die Möglichkeit der Privatkopie weiterhin geben soll, von und auf jedem beliebigen Träger. Wir setzen uns dafür ein, dass Privatkopien auch im digitalen Zeitalter, auch im täglichen Leben und von allen Werknutzern herge- stellt werden können. Dies wird sicherlich eine Aufgabe für den zweiten Korb werden. Ich hoffe, dass die Gespräche zur zweiten Urheber- rechtsnovelle mit dem gleichen guten Geist, mit dem wir i f e d d S s d Z t m l D h s b B s s s d c d s b z h a t v G d d d V u Ü w (C (D n den letzten Wochen zusammengearbeitet haben, ge- ührt werden und dass die Interessen der Werknutzer ine noch größere Berücksichtigung finden werden; enn – damit will ich gerne schließen – bei aller Achtung er Interessen der Urheber und der Verwerter geht es am chluss doch darum, den Bürgerinnen und Bürgern Wis- en und Genuss in einer Form zur Verfügung zu stellen, ie ihre Rechte als Konsumenten und als Subjekte im eitalter der digitalen Kommunikation achtet. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile dem Kollegen Rainer Funke, FDP-Frak- ion, das Wort. (Jörg Tauss [SPD]: Er ist jetzt auch einsichtig geworden!) Rainer Funke (FDP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie ich mit einer ganz einfachen, aber richtigen Feststel- ung beginnen: Urheberrechte sind Eigentumsrechte. eshalb ist es seit jeher die Politik der FDP, dass das Ur- eberrecht unter Berücksichtigung dieser Prämisse be- onders zu schützen ist und dass im Zentrum aller urhe- errechtlichen und politischen Überlegungen stets die elange der Rechteinhaber stehen müssen. Diesem An- atz ist auch die umzusetzende Informationsgesell- chafts-Richtlinie verpflichtet, deren Umsetzung das Ge- etz dient, welches wir heute hier abschließend beraten. Es geht dabei nicht lediglich um eine weitere Novelle es Urheberrechts. Wir stellen heute entscheidende Wei- hen für den Rechtsschutz kreativer Leistungen in der igitalen Welt. Die Umsetzung der Informationsgesell- chafts-Richtlinie bietet die Chance, das deutsche Urhe- errecht um diejenigen zukunftsweisenden Regelungen u ergänzen, welche die Schöpfer und die Verwerter ur- eberrechtlich geschützter Leistungen im digitalen Zeit- lter dringend benötigen. Diese Chance wird heute ver- an, wenn der Bundestag den von der Bundesregierung orgelegten Gesetzentwurf verabschiedet; denn dieser esetzentwurf wird dem Bedürfnis der Kreativen und er Verwerter nach einem verlässlichen Rechtsschutz in er Informationsgesellschaft nicht gerecht. (Beifall bei der FDP) Zu den zentralen Schwachstellen des Entwurfs gehört er § 52 a, mit dem auf unverhältnismäßige Weise in die erwertungsrechte der Verlage (Lachen des Abg. Jörg Tauss [SPD]) nd, Herr Tauss, Autoren eingegriffen wird; das ist im brigen mehrfach auch von der CDU/CSU erwähnt orden. (Jörg Tauss [SPD]: Unverhältnismäßig? Also! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei Herrn Tauss ist jede Mühe umsonst!) 3380 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Rainer Funke Die FDP teilt die Befürchtung der Rechteinhaber – Herr Tauss, Sie lesen sicherlich auch die vielen Zuschriften –, dass § 52 a eine existenzbedrohende Beeinträchtigung der Auswertung urheberrechtlich geschützter Werke in den neuen Medien zulasten vor allem kleiner und mittle- rer Verlage zur Folge haben wird. Die FDP hat daher ge- fordert, dass § 52 a ersatzlos gestrichen wird. Bereits das geltende Recht trägt den Interessen von Wissenschaft und Lehre hinreichend Rechnung. Den Rechteinhabern ist auch mit der von der Bundesregierung jetzt ange- strebten Befristung des § 52 a nicht gedient. Mit dieser Befristung wird das schlechte Gewissen der Koalitions- fraktionen und der Bundesregierung deutlich, (Beifall bei der FDP) die selber Zweifel an der Richtigkeit dieser Bestimmung haben. In der Richtlinie werden die Mitgliedstaaten ausdrück- lich aufgefordert, bei der Umsetzung der Richtlinie den Unterschieden zwischen digitaler und analoger privater Vervielfältigung gebührend Rechnung zu tragen. Den Rechteinhabern muss in der digitalen Welt die Herr- schaft über ihre Werke zurückgegeben werden. Dieses Gebot missachtet die Bundesregierung nicht nur in Be- zug auf den schädlichen § 52 a. Auch die Regelungen des Rechts der Privatkopie, Herr Kollege Montag, blei- ben ungenügend. Die FDP fordert, dass die Verwendung einer legalen Quelle Voraussetzung für die Rechtmäßig- keit von privaten Vervielfältigungen urheberrechtlich ge- schützter Werke ist. (Jörg Tauss [SPD]: Reine Symbolik!) Diese Einschränkung wäre ein entscheidender Baustein – keine Symbolik – zur Verbesserung des Urheberrechts- schutzes und würde ein wichtiges rechtspolitisches Si- gnal bei der Bekämpfung von Missbrauch und Piraterie setzen. Was heute im digitalen Bereich unter dem Rubrum Privatkopie stattfindet, ist in Wahrheit eine existenzielle Bedrohung der Medienwirtschaft. Nicht nur in der Mu- sikwirtschaft führt die massenhafte Verbreitung illegaler Vervielfältigungsstücke zu einer massiven Beeinträchti- gung des kreativen Potenzials und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Herr Kollege Krings hat das ein- gangs sehr genau beschrieben. Trotzdem will er diesem Gesetzentwurf zustimmen, der eine Vernichtung von Tausenden von Arbeitsplätzen in der Medienwirtschaft nach sich ziehen würde. (Jörg Tauss [SPD]: Jetzt hören Sie mal auf! Lächerlich, albern!) Wir Freien Demokraten haben uns beim Urheberrecht immer um eine breite parlamentarische Übereinstim- mung bemüht. Wir hätten das auch diesmal gerne getan. Aber hier wird in so starkem Maße in die Eigentums- rechte eingegriffen, dass wir diesmal nicht zustimmen können, obwohl wir uns bei den Mitarbeitern des Bun- desjustizministeriums für die konstruktive Zusammen- arbeit ausdrücklich bedanken möchten. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP) d t B v w k h d V g d b d H g w ß – r i k c g s d g u b Z l t d k a F a D S g A g k g (C (D Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile Kollegen Dirk Manzewski, SPD-Fraktion, as Wort. Dirk Manzewski (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir debat- ieren heute abschließend über den Gesetzentwurf der undesregierung zum Urheberrecht. Hiermit ist das Ziel erfolgt worden, das deutsche Urheberrecht der Ent- icklung im Bereich der Informations- und Kommuni- ationstechnologie anzupassen. Insbesondere für die In- aber von Urheber- und Leistungsschutzrechten ist ieses Vorhaben aufgrund der durch Digitalisierung und ernetzung veränderten technischen Rahmenbedingun- en von existenzieller Bedeutung. Wie sehr dies notwendig gewesen ist, hat nicht zuletzt ieses Gesetzgebungsverfahren gezeigt. Die Anzahl der etroffenen Medien ist vielfältig und dementsprechend ie in diesem Zusammenhang zu lösenden Probleme. ätten wir uns mit all den insoweit aufgeworfenen Fra- en bereits jetzt ausführlich auseinander gesetzt, wären ir in absehbarer Zeit vermutlich zu keinem abschlie- enden Ergebnis gekommen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir lassen uns von Ihnen meist nicht überbieten!) Kollege Kampeter, es hat etwa 20 Sekunden bis zu Ih- em ersten Zwischenruf gedauert. Ich danke Ihnen, dass ch immerhin 20 Sekunden lang ungestört sprechen onnte. Deswegen ist es richtig gewesen, jetzt im Wesentli- hen nur die Vorgaben der EU-Richtlinie, die Hinter- rund der Diskussion gewesen ist, zumindest in ent- cheidenden Bereichen umzusetzen. Ich meine, dass dies em Gesetzentwurf der Bundesregierung auch bei einem erechten Interessenausgleich zwischen Rechteinhabern nd Nutzern durchaus gelungen ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Einerseits wird zugunsten der Urheber und Leistungs- erechtigten das so genannte Recht der öffentlichen ugänglichmachung eingeführt. Damit wird verdeut- icht, dass Werke in elektronischen Medien wie dem In- ernet nur mit Zustimmung der Urheber verwertet wer- en dürfen. Andererseits werden auch die so genannten Schran- enregelungen den Erfordernissen des digitalen Zeit- lters angepasst und es wird genau bestimmt, in welchen ällen es Urheber hinnehmen müssen, dass ihre Werke uch ohne ihre Zustimmung genutzt werden können. as ist aber nichts Neues. Es ist vielmehr Ausdruck der ozialverpflichtung, wie wir sie bereits aus dem analo- en Bereich kennen. Ich verweise insoweit nur auf § 53 bs. 3, Kollege Funke, der schon jetzt die Vervielfälti- ung von kleinen Teilen zum Beispiel eines Druckwer- es für den Schulunterricht oder für Prüfungen zulässt. Nun haben Sie sicherlich Recht, dass analoge und di- itale Technologien nicht zwingend gleichgesetzt wer- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3381 (A) ) (B) ) Dirk Manzewski den können. Digitale Technologien – das muss man ein- gestehen – ermöglichen es eben zum Beispiel durch Internet oder Intranet, Werke viel leichter, häufiger und umfangreicher zu verbreiten. Die Gefahr eines stärkeren Missbrauchs kann deshalb zu Recht nicht völlig ausge- schlossen werden. Ich persönlich – das habe ich auch schon im Rechtsausschuss ausgeführt – hätte als Rechts- politiker deshalb keine Probleme damit gehabt, den § 52 a weiter einzuschränken. Aber Politik lebt nun einmal von Kompromissen. In- sofern kann ich durchaus nachvollziehen, dass insbeson- dere unsere Bildungspolitiker Bedenken gegen zu starke Barrieren für den Zugang zu Information und Wissen ha- ben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Denn wer für eine moderne Bildungs- und Forschungs- politik ist – und das sind wir doch eigentlich alle, liebe Kolleginnen und Kollegen –, der kann die neuen digita- len Möglichkeiten hiervon nicht gänzlich ausschließen. (Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD] und des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Es wäre auch in sich widersprüchlich, Inhalte, die man für Dritte fotokopieren darf, nicht auch über das In- tranet an diese weitergeben zu dürfen. (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD]) Das ist der eigentliche Streitgegenstand. Das, was viel- fach suggeriert worden ist, nämlich dass der § 52 a Ur- heberrechtsgesetz die Rechteinhaber völlig rechtlos stellt, trifft – so ehrlich sollte man sein – doch nicht zu, Kollege Funke. Man muss sich einmal den Wortlaut des Paragraphen vergegenwärtigen. So dürfen selbst für den Unterrichts- und Forschungsbereich keine ganzen Werke, sondern nur Teile bzw. kleine Teile eines Werkes, Werke gerin- gen Umfangs oder nur einzelne Beiträge aus Zeitungen ohne ausdrückliche Einwilligung der Rechteinhaber zu- gänglich gemacht werden, Werke, die ausschließlich für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmt sind, noch nicht einmal insoweit. Filmwerke – auch das ist schon angesprochen wor- den – dürfen erst nach zwei Jahren frei zugänglich ge- macht werden; wobei festzuhalten bleibt, dass auch diese Nutzungen jeweils nur gegen eine Vergütung erfolgen dürfen. (Jörg Tauss [SPD]: So ist es!) In einem Punkt – auch das muss ich sagen dürfen – gehen mir die Zugeständnisse an die Rechteinhaber in § 52 a sogar zu weit. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na!) – Ja, eindeutig. Das kann ich leicht erklären, Kollege Kampeter. – Warum gerade im Bereich Bildung und For- schung eine Sonderregelung für die Filmwirtschaft ge- schaffen worden ist, ist mir – auch wenn ich mich damit möglicherweise mit meinen Kollegen anlege – nicht ganz erklärlich. Der Missbrauch, der im Filmbereich un- b S s w m te – K c A B B h d g B M d s F t d a n w a V n „ D c A k a r W u s P r h a (C (D estritten erfolgt und zu erheblichen wirtschaftlichen chäden führt, findet nicht gerade im Unterricht an deut- chen Schulen und Hochschulen oder im Rahmen der issenschaftlichen Forschung statt. In diesem Zusam- enhang müssen wir uns doch über andere Bereiche un- rhalten. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Von der Pra- xis haben Sie keine Ahnung, Herr Kollege Manzewski!) Ich sehe das ein bisschen anders als Sie, Herr Kollege ampeter. Ich glaube vielmehr, dass Sie in diesen Berei- hen keine Ahnung haben. (Jörg Tauss [SPD]: Das kann man unter- streichen!) ber das ist ein anderes Thema. Um den letzten Bedenken zu begegnen, hat sich die undesregierung dann bereit erklärt, § 52 unter eine efristung zu stellen. Der Rechtsausschuss hat darüber inaus einen Entschließungsantrag eingebracht, nach em auf der Grundlage des Gesetzes kurzfristig auf ei- entlich nicht zu erwartende Beeinträchtigungen zum eispiel der deutschen Verlage reagiert werden könnte. einer Auffassung nach kann nicht mehr erwartet wer- en. Insoweit habe ich kein Verständnis für eine pau- chale Ablehnung des Gesetzentwurfs, Herr Kollege unke. Diese hätte meiner Auffassung nach auch nega- ive Auswirkungen. Es darf nämlich nicht verkannt wer- en, dass durch § 52 a auch deutlich gemacht wird, was lles nicht erlaubt ist. Das halte ich für wichtig. (Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD]) Einig sind wir uns darüber, dass der Gesetzesentwurf icht alle Probleme des Urheberrechts geklärt hat. Dieser erden wir uns im so genannten zweiten Warenkorb nnehmen. Dann wird es um die Angemessenheit der ergütung gehen. Auch die Frage der Privatkopien wird och einmal zu erörtern sein, wobei ich mit dem Begriff legale Quelle“ etwas vorsichtig wäre. (Jörg Tauss [SPD]: Show! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir sind nicht im Film, Herr Kollege!) ie Anhörung hat auch gezeigt, dass der Begriff erhebli- he Probleme birgt, Herr Kollege Kampeter. Das hat die nhörung deutlich gemacht. Sie können das im Proto- oll nachlesen. Zum Beispiel hat ein Herr Kreuzer dar- uf hingewiesen, dessen Auffassung schließlich nicht ir- elevant ist. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Es gab zehn andere, die etwas anderes gesagt haben!) ir werden auch noch einmal über die Geräteabgabe nd den elektronischen Pressespiegel diskutieren müs- en. Lassen Sie mich zum Abschluss noch zwei andere unkte ansprechen. Der Kollege Krings, der vor mir ge- edet hat, ist ein bisschen bissig gewesen. Deswegen abe ich mich nicht dazu durchringen können, ihm mehr ls einmal zu applaudieren. Ich habe Sie im Laufe der 3382 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Dirk Manzewski Diskussion ganz anders kennen gelernt, Herr Kollege Krings, nämlich sehr ausgeglichen und kompetent. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: So ist er!) – So war er eindeutig. – Ich danke ihm deshalb und na- türlich auch den Kollegen Funke und Montag für die konstruktive Zusammenarbeit und dem BMJ möchte ich dafür danken, dass wir so frühzeitig wie nur bei wenigen Gesetzen in das Gesetzgebungsverfahren eingebunden worden sind. Ich hoffe, dass das auch bei der Behand- lung des zweiten Warenkorbes der Fall sein wird. Ich danke Ihnen, liebe Kollegen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Herr Krings, wenn Sie sich nicht bessern, werde ich Sie auch noch loben! Das war eine Drohung!) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegin Vera Dominke, CDU/ CSU-Fraktion. Vera Dominke (CDU/CSU): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ja nichts Neues, dass einige in diesem Hause ein etwas ambivalentes Verhältnis zum Eigentumsbegriff haben. (Lachen bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Sehr vornehm ausgedrückt! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommen die Klamotten aus den 50er-Jahren!) Eigentum, Gewinn und Unternehmertum passen nicht in ein sozialistisch dominiertes Weltbild. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich bin sicher, lieber Herr Kollege Tauss, dass Sie uns das hier gleich noch wortgewaltig demonstrieren werden. (Jörg Tauss [SPD]: Aber in einer anderen Richtung, als Sie denken!) Auch ich möchte Ihr Augenmerk, meine lieben Kolle- ginnen und Kollegen, noch einmal speziell auf den § 52 a richten, der neu in das Urheberrechtsgesetz einge- fügt werden soll. Diese Regelung ist wie kaum eine an- dere in dieser Diskussion zwischen die Fronten geraten. Es geht hierbei darum, Schulen, Hochschulen und Bil- dungseinrichtungen überhaupt es zu erleichtern, für den Unterricht zu verwendende Werke zu digitalisieren und online verfügbar zu machen. Es liegt auf der Hand, dass hierbei die Interessen von Bildung und Wirtschaft in entgegengesetzte Richtun- gen gehen. Vor allem Schulbuchverlage und Wissen- schaftsverlage sind gegen dieses Vorhaben Sturm gelau- fen. Sie fürchten verständlicherweise um den Absatz ihrer Werke, wenn diese eingescannt und im Intranet als Lehrmaterial zur Verfügung gestellt werden. Die Bil- dungseinrichtungen auf der anderen Seite begrüßen diese Regelung natürlich. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!) F r L E m s u t z g U d c – l r e s a d l S m l g A d m in r v u v – d M i d K b l d R (C (D ür sie wird es erleichtert, die neuen Medien im Unter- icht einzusetzen, ohne alle naselang Urheberrechts- und izenzverletzungen zu begehen und ohne sich in jedem inzelfall um die Lizenzierung und deren Preis küm- ern zu müssen. Natürlich – das sage ich jetzt als Bildungs- und For- chungspolitikerin – ist das aus der Sicht von Bildung nd Forschung eine feine Sache: Die zunehmende Mit- elknappheit und die nicht mehr ausreichende Finan- ierung durch den Staat können dadurch ein wenig auf- efangen werden, dass Lehr- und Lernmittel in größerem mfang kopiert oder gescannt vervielfältigt und verwen- et werden dürfen, ohne dass man sich um eine entspre- hende Lizenzierung kümmern müsste. (Jörg Tauss [SPD]: Es gibt natürlich eine Ver- gütung!) Herr Tauss, Sie dürfen gleich. – Es ist auch verständ- ich dass Schulen, Hochschulen und andere Bildungsein- ichtungen darauf aus sind, Kosten zu sparen, wo immer s geht. Sie sind es schließlich, die darunter leiden müs- en, dass Bund, Länder und Kommunen wirtschaftlich m Ende sind. Sie werden von den Kürzungen des Bun- es im Bildungs- und Forschungsbereich in ihrer Hand- ungsfähigkeit eingeschränkt. (Beifall bei der CDU/CSU) ie sind die Leidtragenden, wenn die Kommunen nicht ehr in der Lage sind, den Sachmitteltopf für ihre Schu- en hinreichend auszustatten, weil die rot-grüne Bundes- esetzgebung sie ausgeblutet hat. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD) ber, meine Damen und Herren, es darf doch nicht sein, ass die Verlage jetzt für die rot-grünen Sünden bezahlen üssen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!) § 52 a des Entwurfes zum Urheberrechtsgesetz be- haltet eine Beschränkung des verfassungsrechtlich ga- antierten Eigentumsrechts, des Eigentumsrechts an eröffentlichten Werken und Beiträgen aus Zeitungen nd Zeitschriften zugunsten der Nutzung im Unterricht on Bildungseinrichtungen. (Joachim Stünker [SPD]: Gucken Sie einmal in Art. 14!) Den kenne ich wahrscheinlich besser als Sie. (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD) Wir halten eine solche Beschränkung nicht für erfor- erlich; denn es gibt auch heute schon ausreichende öglichkeiten, Werke zu vervielfältigen und gescannt ns Intranet einzustellen, ohne die Eigentumsgarantie für ie Verlage zu schmälern. Wenn wir dennoch heute einer ompromisslösung zustimmen, so tun wir das im Hin- lick darauf, dass es allerhöchste Zeit ist – der Herr Kol- ege Krings hat das vorhin dargestellt –, die Anpassung es deutschen Urheberrechts an die europäischen echtsvorgaben über die Bühne zu bringen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3383 (A) ) (B) ) Vera Dominke Der ausgehandelte Kompromiss enthält Komponen- ten, die die deutliche Handschrift der CDU/CSU-Frak- tion tragen. (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) So ist die öffentliche Zugänglichmachung ganzer Werke auf kleine Teile und Werke geringen Umfangs begrenzt worden. (Jörg Tauss [SPD]: Wo habt ihr das vor- geschlagen?) Wir haben durchgesetzt, dass auf die Einwilligung des Berechtigten nicht verzichtet werden darf, (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Frau Kollegin, das sind fremde Fe- dern!) wenn ein für den Unterrichtsgebrauch an Schulen be- stimmtes Werk öffentlich zugänglich gemacht werden soll. Schließlich haben wir auf eine Verfallsklausel für den § 52 a hingewirkt. Diese Verfallsklausel garantiert, dass der begrenzte Zeitraum der Gültigkeit des § 52 a genutzt wird, um zu überprüfen – oder neudeutsch: zu evaluieren –, wie sich die Regelung auf die betroffenen Verlage auswirkt, und um gegebenenfalls kurzfristig Gegenmaßnahmen zu er- greifen, wenn sich eine Gefährdung abzeichnet. Henry Kissinger hat einmal gesagt: (Jörg Tauss [SPD]: Oh!) Ein Kompromiss ist nur dann gerecht, – Herr Tauss, hören Sie genau zu – brauchbar und dauerhaft, wenn beide Partner damit gleich unzufrieden sind. Ludwig Erhard hat das positiv formuliert: Ein Kompromiss, das ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das größte Stück bekommen. Hoffen wir, dass sich der Kompromiss zum Urheber- recht als für die Praxis erträglich erweist, sei es im Sinne Erhards oder im Sinne Kissingers. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile Jörg Tauss, SPD-Fraktion, das Wort. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Muss das wirklich sein?) Jörg Tauss (SPD): Es muss sein, weil ich heute ausnahmsweise im Ge- gensatz zur FDP in einem Punkt freundlich zu Ihnen sein werde. Freuen Sie sich auf dieses Erlebnis! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin Zypries hat völlig Recht: Mit dem vorliegenden Gesetz- e e I p I s w z w I W f w t I w s e n t ü g 6 s K 6 a g k n a n z s m u s s I K d k d a t (C (D ntwurf machen wir einen weiteren Schritt in Richtung ines modernen Urheberrechts für das digitale Zeitalter. ch begrüße den Kompromiss aus Sicht der Arbeitsgrup- en „Kultur und Medien“ und „Bildung und Forschung“. ch begrüße den Kompromiss, der für die Bereiche Film owie Bildung und Forschung gefunden worden ist, auch enn ich hier ganz ehrlich sagen muss: Ich hätte mir be- ogen auf den § 52 a ein größeres Kuchenstück ge- ünscht. Wir sind auf die Verlage zugegangen und haben ihre nteressen im Wesentlichen in die Debatte eingebracht. enn wir, lieber Kollege Krings, Ihrem Vorschlag ge- olgt wären, die EU-Richtlinie eins zu eins umzusetzen, ie sie sich aus dem Text ergibt, wäre genau das einge- reten, was jetzt wortreich begründet worden ist und zu hrer Zustimmung zum Kompromiss geführt hat: Es äre erheblicher Schaden für die Bildungs- und Wissen- chaftslandschaft, den wir ja gerade abwenden wollen, ingetreten. Aus diesem Grunde brauchen wir § 52 a, ur deshalb haben wir uns über einen Kompromiss un- erhalten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Dabei geht es überhaupt nicht ums Sparen; das ist berhaupt nicht die Frage. Wenn es um Einsparungen inge, hätten wir den Gemeinden heute Morgen nicht Milliarden Euro weggenommen. Wir haben Ihr de- truktives Verhalten im Vermittlungsausschuss zur enntnis genommen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Steuererhöhungen haben nichts mit Sparen zu tun! Das werden Sie nie begreifen!) Milliarden Euro werden den Schulen und Kommunen ufgrund Ihrer Klientelpolitik, die Sie aus fadenscheini- en Gründen durchsetzen wollen, fehlen, um ihre Zu- unft zu gestalten. Ums Sparen geht es hier weiß Gott icht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Es geht darum, die modernen Kommunikationsmittel uch im Unterricht nutzen und die Möglichkeiten der euen Kommunikationsformen in den Schulen entfalten u können. Das ist der Punkt, um den es geht. Aus die- em Grunde haben wir mit Ihnen um diesen Kompro- iss gerungen. Wir haben gerade in unserer Arbeitsgruppe „Kultur nd Medien“ die notwendigen Auseinandersetzungen tellvertretend geführt. Ich bin allen Seiten dankbar, dass ie bereit waren, an den Kompromissen mitzuwirken. ch habe Ihnen vorhin angekündigt, Herr Kollege rings, dass ich Ihnen nicht allzu sehr schaden will, in- em ausgerechnet ich Sie lobe, aber immerhin habe ich onstatiert, dass Sie sich bemüht haben, konstruktiv an iesem Kompromiss mitzuwirken. Aus diesem Grund uch der Dank an dieser Stelle. Ich hoffe, für den zwei- en Korb ist dieses ein gutes Zeichen. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Mal gucken!) 3384 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Jörg Tauss Ich halte die gefundene Lösung nicht nur für tragbar, sondern für den Bildungs- und Forschungsstandort und für die Rechtssicherheit an Schulen und Hochschulen für unverzichtbar. Sie haben die Stimmen der Verlage einge- bracht, die wir sehr ernst genommen haben. (Rainer Funke [FDP]: Nur nicht berück- sichtigt!) Ich bitte, das Votum der Kultusministerkonferenz, das einstimmig war, zur Kenntnis zu nehmen. Dann hätte ich die Bitte, dass Sie die Stimme der Hochschulrektoren- konferenz und alle Stimmen der wissenschaftlichen Fachvereinigungen zur Kenntnis nehmen. Das waren nämlich die anderen Stimmen, auf die wir selbstver- ständlich auch hören wollten. Sie haben gesagt, wir würden wegen der Befristung dem § 52 a nicht trauen. Nein, Kollege Montag hat völ- lig Recht. Diese Evaluierung, die wir nicht scheuen, ist nach allen Richtungen offen. Sie wird die Interessen der Verlage berücksichtigen, wir werden aber auch sehr sorgfältig schauen, wie die Auswirkung auf Bildung und Forschung ist. Es ist legitim, dass wir das in beide Rich- tungen tun. Im Hinblick auf den zweiten Korb erlauben Sie mir bitte, einen Blick auf die Desinformationskampagne zu werfen, der leider auch der Kollege Funke zum Opfer gefallen ist. Ich würde Ihnen empfehlen, Herr Kollege Funke, einfach noch einmal den Kommentar von Heribert Prantl in der „Süddeutschen Zeitung“ zu lesen. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in ihren ursprünglichen Berichterstattungen etwas daneben gelegen. Aber jetzt hat Prantl geschrieben und für die „Süddeutsche Zei- tung“ wenigstens ein bisschen die Kurve gekriegt. „Ein Blick ins Gesetz – ich zitiere ihn – erleichtert die Rechts- findung. Und dabei ergibt sich: Die Panik ist unbegrün- det.“ Lieber Kollege Funke, Sie haben Panik gemacht, indem Sie den Verlust von Tausenden von Arbeitsplät- zen an die Wand gemalt haben. Recht hat Prantl: Sie ist unbegründet und es war eine unverantwortliche Kampa- gne. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Besonders putzig fand ich ein Schreiben in gewählter Form des Wirtschaftsattachés der US-Botschaft, das uns dieser Tage erreicht hat und der uns darum gebeten hat, wir möchten doch bitte den § 52 a nicht verabschieden. Erstens habe ich den Eindruck, dass unsere amerikani- schen Freunde im Moment offensichtlich mit Sorgen an- derer Art so überfrachtet sind, dass sie nicht richtig gele- sen haben. Ich muss aber sagen: Mich empört dieser Vorgang durchaus. Wenn ich mir nämlich einen Blick ins ameri- kanische Recht gestatte, nämlich in den TEACH-Act vom Juni 2001, dann stelle ich fest, dass das amerikani- sche Recht wesentlich über das hinausgeht, was wir heute hier verabschieden. Also, die Forderung aus den USA, wir möchten bitte den § 52 a zurückziehen, ist meines Erachtens nicht korrekt. D l r R § l s n K z d k d s s K T ü n g R Z n G V I s k (C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Außen- politischer Amateur!) ie Ankündigung einiger Verlage, sie gingen ins Aus- and, bevorzugt in die USA, kann ich nur so kommentie- en: Viel Vergnügen. Dann sind sie dem amerikanischen echt unterworfen und hier haben sie das Glück, dem 52 a unterworfen zu sein, der für die Verlage wesent- ich günstiger ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Ich hoffe, dass diese unsägliche Kampagne, in die deut- che Universitätsprofessoren mit gefälschten E-Mails hi- eingezogen wurden – – Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Tauss, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Krings? Jörg Tauss (SPD): Ich dachte, Sie wollten mich gerade an meine Rede- eit erinnern und war ganz erschrocken, Herr Präsident. Präsident Wolfgang Thierse: Noch nicht. Jörg Tauss (SPD): Selbstverständlich gestatte ich eine Zwischenfrage es Kollegen Krings. Bitte schön, Herr Kollege Krings. (Zuruf von der SPD: Das ist gefährlich!) Dr. Günter Krings (CDU/CSU): Vielen Dank, Herr Kollege Tauss. Zunächst einmal önnen Sie sich bei mir bedanken, dass ich Ihnen da- urch noch ein paar Sekunden zusätzliche Redezeit ver- chaffe. Sie haben eben das interessante Thema der amerikani- chen Rechtslage angesprochen. Sind Sie bereit, zur enntnis zu nehmen, dass der von Ihnen zitierte EACH-Act zwar in einigen wenigen Punkten etwas ber den § 52 a des neuen deutschen Urheberrechts hi- ausgeht, in vielen anderen Punkten aber sehr viel enger efasst ist und vor dem Hintergrund einer anderen echtslage entstanden ist, die viele Schranken wie das itatrecht, die wir im deutschen Recht haben, gerade icht kennt? Danke schön. Jörg Tauss (SPD): Herr Kollege Krings, Sie haben Recht. Ich wollte – weiß ott nicht – das amerikanische Recht nicht eins zu eins als orbild für uns darstellen. (Rainer Funke [FDP]: Hat er nicht gelesen!) ch habe im Zusammenhang mit dem § 52 a, der der ent- cheidende Gegenstand der Debatte war, über das ameri- anische Recht gesprochen. Ich kann Ihnen nur sagen, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3385 (A) ) (B) ) Jörg Tauss dass an dieser Stelle das amerikanische Recht – ich rede jetzt nicht von Musik, vom Film oder von anderen Berei- chen – in der Tat wesentlich weiter geht als das, was wir im § 52 a verabschiedet haben. Das ist klar. In anderen Punkten konzediere ich, dass dort die Lobby etwas er- folgreicher war als in anderen Bereichen. Da haben Sie völlig Recht. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben Sie überhaupt das Gesetz aus Amerika verstanden, Herr Tauss?) Ich komme zum Schluss. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) – Das macht mir Freude: Erst provozieren Sie Zwischen- fragen und dann klatschen Sie, wenn ich zum Schluss kommen möchte. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, es ist interessant, festzustellen, dass keine Ihrer Bildungspoli- tikerinnen mehr anwesend ist. Frau Pieper, Ihre bil- dungspolitische Sprecherin, ist gegangen, als Herr Funke begonnen hat zu reden. Das ist bezeichnend für Ihre Spaltung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sie behaupten außerdem, dass Sie die Partei des Eigentums seien. Das sind wir auch. Aber wir sind zu- gleich die Partei, die das Eigentum verpflichtet. Beides gehört zusammen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sie haben mit Ihren Lippenbekenntnissen zur Bil- dungs- und Forschungspolitik im vergangenen Wahl- kampf und Ihrer heute bekundeten Absicht, gegen den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts zu stimmen – noch können Sie sich korrigieren –, endgültig bewie- sen, dass Sie mit Bildung, Wissenschaft, Forschung und technologischer Leistungsfähigkeit in diesem Land – wahrscheinlich hockt deswegen der Kollege Gerhardt so peinlich berührt in der letzten Reihe – (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) nichts am Hut haben. Das müssen Sie sich heute noch einmal vorwerfen lassen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wün- sche schöne Ostern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Ur- h D B c d u t t u s s i g U s B s s e d g m D u s s i S A h (C (D eberrecht sowie über Darbietungen und Tonträger, rucksache 15/15. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa- he 15/837, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, m das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthal- ungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera- ung einstimmig angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Ge- etzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st einstimmig angenommen. Abstimmung über den von der Bundesregierung ein- ebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des rheberrechts in der Informationsgesellschaft, Druck- ache 15/38. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter uchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf Druck- ache 15/837, den Gesetzentwurf in der Ausschussfas- ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz- ntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun- en? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung it den Stimmen von SPD, CDU/CSU und Bündnis 90/ ie Grünen gegen die Stimmen der FDP angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Ge- etzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st damit mit der gleichen Mehrheit wie zuvor gegen die timme des Kollegen Nooke angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 13 a und 13 b auf: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus Hofbauer, Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Verkehrsinfrastruktur auf EU-Osterweiterung vorbereiten – Drucksache 15/467 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f) Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes (... FStrÄndG) – Drucksache 15/409 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f) Rechtsausschuss Ausschuss für Tourismus Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. 3386 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Präsident Wolfgang Thierse Ich bitte diejenigen, die der Aussprache nicht folgen wollen, den Plenarsaal möglichst geräuschlos zu verlas- sen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem Kollegen Klaus Hofbauer, CDU/CSU-Fraktion. Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Der 1. Mai 2004 ist ein wichtiges Datum für Europa. Die Osterweiterung ist ein weiterer historischer Meilenstein auf dem Weg zur Einigung unseres Kon- tinents. Damit erfolgt ein entscheidender Schritt zur Sicherung von Demokratie, Freiheit und wirtschaftlicher Stabilität. Dieser Einigungsprozess muss aber aktiv und zukunftsorientiert gestaltet werden. (Beifall bei der CDU/CSU) Zentrale Bedeutung hat dabei eine intakte Verkehrsin- frastruktur. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Ei- nigung Europas ohne eine weiter verbesserte Verkehrsin- frastruktur für Straße, Schiene sowie Wasser- und Luftverkehrswege erheblich erschwert wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) Ich möchte sogar die These aufstellen: Die Osterweite- rung droht zu scheitern, wenn die Verkehrsinfrastruktur nicht entsprechend vorbereitet wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren, muss der neue Bundesverkehrswegeplan entscheidende Akzente bei der Osterweiterung setzen. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!) Darüber hinaus sind viele weitere Schritte erforderlich, um die neuen Herausforderungen zu bewältigen. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr wahr!) Ich möchte hier feststellen: Rot-Grün hat diesem Thema bisher nur geringe Bedeutung beigemessen. (Lachen bei der SPD – Rainer Fornahl [SPD]: Wo leben wir denn?) Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte die Wiedervereinigung Deutschlands nicht mit der Osterweiterung vergleichen. Im Verkehrsbereich gibt es jedoch wesentliche Parallelen. Bei der Wiedervereini- gung war es die große Leistung der Regierung Helmut Kohl, die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ aufzule- gen und sie vor allen Dingen auch umzusetzen. Sollte die Erweiterung Europas gelingen, dann müssen diese Projekte durch Projekte „Osterweiterung“ ergänzt werden. Das ist die zentrale Forderung des Antrags der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, über den wir heute bera- ten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) o V s v b F d r b D I U a I H e O r w I n D S o h k s e li D U r (C (D In den letzten fünf Jahren konnte ich keine zukunfts- rientierte Weichenstellung von Rot-Grün sehen. Die erkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ wurden nicht kon- equent genug umgesetzt. Erst recht gab es keine Initiati- en für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Hin- lick auf die EU-Osterweiterung. Das Gegenteil ist der all. Man hat sogar den Eindruck, dass Rot-Grün meint, ie Osterweiterung komme erst im Jahr 2015. (Rainer Fornahl [SPD]: Es ist zum Gruseln!) Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Forde- ungen der CDU/CSU wurden von der Bundesregierung isher nicht gehört. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Skandal!) eswegen sind erhebliche Versäumnisse aufgetreten. (Beifall bei der CDU/CSU) m vergangenen Jahr lehnte Rot-Grün den Antrag der nion mit dem Titel „Deutsche Verkehrsinfrastruktur uf EU-Osterweiterung vorbereiten“ ab. (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Er war ja auch überflüssig! – Annette Faße [SPD]: Das machen wir doch schon!) m Juli 2002 teilte der damalige Staatssekretär, Herr ilsberg, mit, dass es keiner Verkehrsprojekte „EU-Ost- rweiterung“ bedarf. Meine schriftliche Anfrage vom ktober 2002, ob wir Verkehrsprojekte „Osterweite- ung“ benötigen, wurde mit einem einzigen Wort beant- ortet: Nein. (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Das war eine klare Auskunft!) m Oktober letzten Jahres wurde also gesagt, dass wir sie icht brauchen. (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Weil noch alles läuft!) er stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, Herr tiegler, der heute bei dieser Debatte leider Gottes fehlt, bwohl er ja für Verkehrsfragen zuständig ist, (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ja, wo ist er denn? Er kauft wohl einen neuen roten Pullo- ver!) at noch vor drei Wochen bei der IHK ganz klipp und lar gesagt: Solche Initiativen brauchen wir nicht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, umso er- taunlicher und erfreulicher ist es, dass im Referenten- ntwurf für den Bundesverkehrswegeplan jetzt plötz- ch Projekte „EU-Osterweiterung“ auftauchen. (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Weil wir die vorbereitet haben! Ohne Ihren Antrag haben wir die vorbereitet!) as begrüßen wir. Denn es ist ein erster Erfolg der nion, zu dem es gekommen ist, weil wir diese Forde- ungen ständig aufgestellt haben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3387 (A) ) (B) ) Klaus Hofbauer Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich insbesondere bei den Kollegen der FDP bedanken, weil auch sie im- mer wieder dieses Thema angesprochen haben. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wenn es uns nicht gäbe!) Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir werden es der Regierung nicht so leicht machen, dass sie ein paar Projekte, die sowieso im vordringlichen Bedarf im Anhang festgeschrieben sind, plötzlich als eigene Liste, als Verkehrsprojekte „Osterweiterung“, darstellen kann. Wir werden die nächsten Wochen nutzen, (Dr. Peter Danckert [SPD]: Wie denn?) damit in diesem Verkehrswegeplan ein eigenes Konzept und eine eigene Strategie für die Verkehrswege der EU- Osterweiterung untergebracht werden. Ich möchte einen konkreten Punkt ansprechen. Ihr Entwurf enthält nur einen einzigen Bereich, für den kein vordringlicher Ausbau vorgesehen ist: die Strecken von B 85 und B 20. Es ist doch unlogisch, wenn man im Text angibt, für sie sei ein vordringlicher Bedarf gegeben, ob- wohl das in der Anlage so nicht erwähnt wird. Dieser Widerspruch muss aufgearbeitet werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Warum kämpfen wir so für diese Projekte? Dabei geht es nicht nur um die Verkehrsprobleme in den Grenzregi- onen, sondern auch um Verkehrsprojekte in ganz Deutschland. Mir liegt ein hochinteressanter Bericht der Handelskammer Hamburg vor. Herr Kollege Dirk Fischer, Sie brauchen keine Angst zu haben: Ich will nicht in Hamburg kandidieren, weil ich den schönsten Wahlkreis in ganz Deutschland – er liegt in Ostbayern – habe. (Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/ CSU]) Die Handelskammer Hamburg hat die Problematik des Verkehrs im Rahmen der Osterweiterung in hervorragen- der Art und Weise herausgearbeitet. Das erfordert politi- sche Konsequenzen. Ich möchte des Weiteren feststellen – das ist der ent- scheidende Grund, warum wir in diesem Bereich Ak- zente brauchen –: Die Verkehrszunahme im Rahmen der Osterweiterung wird dramatisch sein. Das Bundes- verkehrsministerium signalisiert uns, dass die Zunahme des normalen Verkehrs in Deutschland insgesamt bis 2015 bei 20 Prozent und des Güterverkehrs bei 65 Pro- zent liegen wird. Eine solche Prognose ist noch nie un- terschritten, sondern sie ist immer überschritten worden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Auch die Fachverbände, mit denen wir Kontakt ha- ben, prognostizieren im Zusammenhang mit der Oster- weiterung eine Steigerung des Güterverkehrs bis 2015 von 200 Prozent. Man sagt uns immer wieder: Bei dem Wert 200 Prozent geht man von einem relativ niedrigen Stand aus. Man muss aber bedenken, dass diese Berech- nungen aus dem Jahre 1997 stammen. Darin ist also die Zunahme des Verkehrs, die aus der Öffnung der Grenzen i k – g s e d d d g s v v s b t I m n D a D t u i t t E t H d D w d m (C (D m Jahre 1990 resultierte, berücksichtigt. Der Güterver- ehr hat bereits bis 1997 dramatisch zugenommen. (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Wissen Sie eigentlich, dass Ihr Verkehrswegeplan bis 2012 ging und dass wir erst dann weitergeredet hätten?) Mein Gott, Herr Kollege, ob etwas bis 2012 oder 2015 eht, ändert am grundsätzlichen Problem und am grund- ätzlichen Anliegen der CDU/CSU-Fraktion nichts. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Sie sind der CDU/CSU-Fraktion bereits schrittweise ntgegengekommen. Sie haben bestimmte Projekte in iesen Entwurf mit aufgenommen. Sie sagen immer wie- er, es handele sich um einen Referentenentwurf, bei em die Politik bisher nichts zu sagen gehabt habe. Aber estaltet wurde er letzten Endes von der Politik, weil elbst der Bundeskanzler bestimmte Straßenbauprojekte orgegeben hatte usw. Fakt ist, dass wir diese Projekte erstärkt initiieren müssen. Ich möchte nur kurz auf die Bahn eingehen. Aus un- erer Sicht sind die Bahn und die Straße gerade im Hin- lick auf den grenzüberschreitenden Verkehr gleichwer- ig zu behandeln. Was aber macht Rot-Grün? (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nur Unsinn!) n Tschechien, in der Nähe zur deutschen Grenze und da- it zu meinem Wohnort, werden pro Monat 12 000 Ton- en Zement von der Schiene auf 600 LKWs verlagert. as ist so, weil die Bahn nicht konkurrenzfähig ist; es ist lso ein Ergebnis der Verkehrspolitik von Rot-Grün. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) ie Politik muss grenzüberschreitende Projekte mitini- iieren. Ich darf herzlich darum bitten, unsere Forderungen zu nterstützen, neue Akzente zu setzen, vor allen Dingen n der Aussprache in den nächsten Wochen und Mona- en. Unterstützen Sie unseren Antrag! Er ist eine Initia- ive zur Lösung der Verkehrsprobleme im Rahmen der U-Osterweiterung. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile dem Kollegen Rainer Fornahl, SPD-Frak- ion, das Wort. Rainer Fornahl (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr ofbauer, vielen Dank für die freundliche Assistenz bei er Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur sowohl in eutschland als auch in Europa; ich glaube aber, dass ir selbst wissen – wir haben das in den Jahren seit 1998 eutlich genug gezeigt –, wo Akzente gesetzt werden üssen und wohin Schwerpunkte kommen müssen. Das 3388 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Rainer Fornahl Beispiel, das Sie gebracht haben, nämlich mit den 12 000 Tonnen Zement, die vom Waggon auf den Lkw geladen werden, ist genau richtig. Wir haben dieses Pro- blem erkannt und aufgegriffen. (Klaus Hofbauer [CDU/CSU]: Seit fünf Jahren machen Sie nichts!) Wir geben für die Schiene wesentlich mehr Geld aus, als Sie in den Jahren zuvor zusammen dafür ausgegeben ha- ben. Wir liegen mit unserer Politik richtig und deswegen werden wir sie auch fortführen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wir reden heute auch über ein durchaus europapoliti- sches Thema. Sie haben es angesprochen: 2004 wird die EU zehn neue Mitglieder haben. An dieser Stelle darf man wohl mit einem Satz erwähnen, dass vorgestern das Europäische Parlament mit sehr großer Mehrheit den Beitrittsverträgen für alle zehn Kandidaten zugestimmt hat und damit eine wesentliche Hürde auf dem Weg zur Vereinigung und Vertiefung Europas genommen ist. Das ist, denke ich, einen Applaus von uns allen für das Euro- päische Parlament wert. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Damit sind wir natürlich sofort – ohne Frage – bei den Problemen des Zusammenwachsens der Märkte und der zu schaffenden Verkehrsachsen. Die Zahlen und Fakten sind bekannt und stellen eine große Herausforderung für Deutschland dar und insbesondere – das wollen wir da- bei nicht vergessen – natürlich auch für die neuen Mit- gliedsländer. Die EU-Mitgliedsländer haben gemeinsam mit den Kandidaten schon Anfang bis Mitte der 90er-Jahre zehn Hauptverkehrsachsen definiert, transeuropäische Kor- ridore, die Europa verkehrsinfrastrukturell vernetzen sollen. Für uns sind die Korridore II, III und IV von be- sonders großer Bedeutung. Auf diese muss sich der Aus- bau der Infrastruktur konzentrieren; denn wir müssen Verkehr bündeln, um ihn vernünftig organisieren zu kön- nen und um die Ströme bewältigen zu können. Es nützt gar nichts, von Mecklenburg-Vorpommern bis nach Bay- ern alle 10 Kilometer irgendwo einen Grenzübergang zu haben und einen, zwei oder drei Lkw fahren zu lassen. Wir müssen bündeln, Straße und Schiene bündeln, und genau das tun wir mit unserer Politik. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Diese Korridore auch über die Grenzen hinweg fort- zuführen und die Projekte dort zu unterstützen und zu fördern ist eine Hauptaufgabe. Das muss die Devise sein. Da gibt es auch noch Handlungsbedarf bei der Europä- ischen Gemeinschaft – das muss man durchaus einmal sagen –; denn was bisher über Interreg und PHARE- Cross-Border an Unterstützung für diese Projekte läuft, löst die Probleme nicht. Bis nach dem Beitritt die Mittel aus den Strukturfonds stärker fließen, vergeht viel Zeit. Wir haben diese Zeit nicht. Möglicherweise lassen sich auch andere Finanzierungen organisieren. s E v w a – G S t t E A s B n d O B d M S d f m h F i s I m n a r s l H m w f (C (D Über die Verkehrspolitik der Regierung Kohl ist chon gesprochen worden. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Die war gut!) s ist wohl nicht zu verkennen, dass der Bundes- erkehrswegeplan 1992/2012 mit Blick auf die EU-Er- eiterung gerade bei der Schiene große Versäumnisse ufweist. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wer hat die Bahn-Reform auf die Schiene gesetzt? Doch nicht ihr, sondern wir!) Nicht ein einziges Projekt in diesem Plan ist bis zur renze geführt, Herr Friedrich! Wir machen damit chluss. Die EU-Initiativen TINA und TEN und unser Kapi- el „Stärkung der Verkehrsinfrastruktur in einem erwei- erten vereinten Europa“ auf den Seiten 25 und 26 des ntwurfs des Bundesverkehrswegeplans sind genau die ntwort auf die Fragen, die gestellt sind. Das ist die Lö- ung des Problems. Das machen wir. Der Entwurf des undesverkehrswegeplans 2003 entspricht dem ganz ge- au. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Dafür brauchen wir den Antrag der CDU/CSU nicht!) Ich will noch einige konkrete Projekte nennen. Bei er Schiene sind es: Berlin–Stettin, Berlin–Frankfurt/ der, Dresden–Görlitz und Nürnberg–Prag. (Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Da fahren sie noch langsamer als früher!) ei der Straße sind es die A 20, die B 87, die B 178 neu, ie A 17 und die A 6 in Bayern. Das geht also von ecklenburg-Vorpommern bis Bayern. Als sächsischer ozi darf ich mit Freude vermelden – Sie erlauben mir as –, dass von den 16 Projekten immerhin 56 Prozent ür Sachsen vorgesehen sind; denn Sachsen hat nun ein- al die längste Grenze zu Tschechien und zu Polen. Es reicht nicht aus, die Anträge, die Sie hier angeführt aben – den Antrag vom letzten Jahr, den Antrag zur örderung der Grenzregionen und einige andere mehr –, mmer wieder neu zu stellen. Weil sie nicht zielführend ind, sind und bleiben sie überflüssig. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Na, na!) Der Parlamentarische Staatssekretär Großmann hat hnen am Mittwoch in der Fragestunde ein Angebot ge- acht. Sie können beantragen, dass die Projekte, von de- en Sie meinen, sie müssten noch in den Plan hinein, ufgenommen werden, natürlich im Austausch mit ande- en; denn wir haben einen Plafond, den wir nicht über- chreiten können, wenn wir auch in Zukunft verantwort- iche Haushaltspolitik machen wollen. Reden Sie mit errn Großmann, bringen Sie Ihre Vorschläge ein, neh- en Sie Ihre Landesregierungen mit. Dann lassen sich, ie ich glaube, durchaus noch vernünftige Lösungen inden, nachdem Sie auch uns davon überzeugt haben, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3389 (A) ) (B) ) Rainer Fornahl dass noch etwas mehr getan werden muss. Das ist genau der richtige Weg. So sollten wir mit den Problemen um- gehen. Wir sind mit dem Bundesverkehrswegeplan auf dem richtigen Weg; mit ihm wird das erreicht, was im Hinblick auf Europa infrastrukturell gemacht werden muss. Diesen Weg sollten wir deshalb auch gemeinsam gehen. Wir haben – erlauben Sie mir diese Anmerkung bzw. diese Bitte noch – insbesondere im Bereich des Schie- nengüterverkehrs in den nächsten Jahren erhebliche Potenzialzuwächse zu erwarten. Gerade heute hat sich eine Initiative zur Rettung des Bahnwerkes Delitzsch gegründet; insgesamt acht Werke sind in Deutschland wegen derzeitiger Überkapazitäten von Schließung be- droht. Die Perspektiven der Bahn im Zuge der europä- ischen Erweiterung, die auch einen Mehrbedarf beim rollenden Material hervorbringen wird, sollten für uns alle gemeinsam – die Bundesregierung, den Bundestag, die Landesregierungen und die Landesparlamente sowie insbesondere die Deutsche Bahn AG – Anlass sein, alle Anstrengungen zu unternehmen, den Bahnwerken von Delitzsch bis Zwickau eine Perspektive zu geben. Unter- stützen Sie das mit; auch das wäre, wie ich glaube, ein Schritt hin auf Europa. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Joachim Günther, FDP- Fraktion. Joachim Günther (Plauen) (FDP): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Fornahl, sicher könnten wir über die Zusammenhänge und die Relationen zwischen Bahn und Straße bei den Investitionen lange diskutieren, aber darum geht es heute nicht in erster Linie. Ein Faktum be- steht aber: In den letzten drei Jahren sind die Tonnagen auf der Schiene trotz Ihres deutlichen Engagements in diesem Bereich deutlich zurückgegangen. Heute stehen hier zwei Vorlagen zur Diskussion. Den Gesetzentwurf – das ist das Gesetz zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes – möchte ich als typisch deutsch bezeichnen. Wir alle sprechen von zu langen Planungszeiten und fordern kürzere Bauzeiten und mehr Flexibilität; hier soll aber so ganz nebenbei die Gültigkeit von Planfeststellungsverfahren auf 15 Jahre ausgedehnt werden. Meine Damen und Herren, das ist nicht mehr zeitgerecht. Ich bin der Meinung, dass man innerhalb von zehn Jahren nach Planfeststellung auch eine Straße bauen kann. Da braucht man nicht zu warten, bis 15 Jahre vergangen sind, da ist nämlich in einigen Gebieten schon alles vorüber. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Der Antrag der CDU/CSU, die Verkehrsinfrastruktur auf die EU-Osterweiterung vorzubereiten, ist von hoher w B k d H W R D i z f w d E n P S g J B r n m P g L k n g v s Z d w w n L d h b n r g A h t w m a m E (C (D irtschaftlicher, aber auch von hoher verkehrspolitischer edeutung. Die Zahlen über die Zunahme der Ver- ehrsströme ab 2004 sind allen bekannt. Die Steigerung er letzten Jahre kann man an den Istzahlen ablesen. err Kollege Hofbauer hat hier einige Beispiele genannt. ir wissen, wie extrem der Verkehr in bestimmten egionen zugenommen hat. Wir haben damals in eutschland die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ nnerhalb von zwei Jahren auf den Weg gebracht: In wei Jahren wurde geplant, wurden Entscheidungen ge- ällt und mit dem Bau begonnen. Europäische Hauptverkehrsströme aber – dieser Vor- urf ist nicht nur auf die Gegenwart bezogen, sondern as muss man auf längere Frist sehen – werden meines rachtens nach wie vor bei den aktuellen Planungen icht berücksichtigt. Hinzu kommt auch ein interessanter unkt aus der Sicht der Wirtschaft selbst: Das sind die traßenanbindungen und Grenzübergänge in den renznahen Räumen zu Tschechien und Polen. In zwei ahren wird nämlich die Kooperation zwischen kleinen etrieben und insbesondere Handwerksbetrieben und ih- en Partnern in den osteuropäischen Ländern extrem zu- ehmen. Das bedeutet, dass dann auch ein Handwerks- eister mit dem LKW schnell mal über die Grenze nach olen oder Tschechien fährt. Wer die derzeit stundenlan- en Wartezeiten von LKWs und die Entfernungen von KW-Übergängen – das kann man sich auf der Land- arte anschauen – mit den Zuständen an den Grenzen ach Westeuropa vergleicht, wird einsehen, dass drin- end etwas geschehen muss. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wenn man in diesem Sinn den Blick auf den Bundes- erkehrswegeplan richtet, zeigt sich deutlich, dass er in einer jetzigen Form diese Probleme nicht lösen kann. war ist bekanntermaßen der Punkt 4.1 eingeführt wor- en, aber er beinhaltet im Prinzip nur Projekte, die so- ieso in der Planung waren und nur fortgeschrieben erden und jetzt höchstens einen neuen Stellenwert und eue Bedeutung bekommen. Er schließt aber nicht die ücken, die in diesem Straßensystem insgesamt vorhan- en sind. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Natürlich weiß ich, dass man in diesem Zusammen- ang auch die polnischen und die tschechischen Partner raucht. Uns allen ist bekannt, dass die tschechischen Part- er nicht immer – ich drücke es einmal vornehm aus – ge- ade flexibel sind, wenn es darum geht, solche Verbindun- en abzustimmen und sie schnell auf den Weg zu bringen. ber – das ist das Entscheidende – die europäische Ein- eit steht vor uns. Deshalb müssen wir in dieser Rich- ung handeln und können nicht mehr warten. Dabei ist ein weiterer wesentlicher Punkt die Verant- ortung der einzelnen Bundesländer. Auch das sollte an nicht verschweigen. Ich möchte hier zwei Beispiele us Sachsen nennen. Das erste Beispiel ist die Anbindung der A 4, die ein Kollege von den Grünen sicherlich aus täglichem rleben kennt. Rund um Löbau ist sie vierspurig 3390 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Joachim Günther (Plauen) ausgebaut, dahinter und davor steht man im Stau. In ei- nigen Gemeinden streitet man sich kleinkariert über die Streckenführung. Die große Masse ist frustriert, dass es nicht weitergeht und sie im Stau steht. Deshalb finde ich wichtig, dass in dem Antrag steht, dass das Verkehrswe- gebeschleunigungsgesetz und das Planvereinfachungs- gesetz in den zukünftigen Planungen Berücksichtigung finden. In diesem Punkt sollte man noch weiter gehen, indem man zum Beispiel die Verbandsklage heraus- nimmt. Wir können nicht mehr warten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Als zweites Beispiel nenne ich die Erschließung im unmittelbaren Grenzgebiet. Ich sehe die Anbindung an die Grenze und die Erschließung relativ gleichberech- tigt; denn mit der Erschließung leisten wir einen wichti- gen Beitrag für die unmittelbare Grenzregion. Wenn zum Beispiel im Erzgebirge nicht umgehend Anbindungen geschaffen werden, werden weitere Arbeitsplätze ab- wandern; es wird zu einer Entvölkerung in dieser Region kommen. Das heißt, wir müssen das Ganze sowohl wirt- schaftlich als auch mit Blick auf die Erweiterung der EU sehen. Wir müssen jetzt die Chance nutzen und dürfen nicht fünf Jahre warten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wir müssen schnell und unbürokratisch handeln und den Zusammenhang zwischen der EU-Osterweiterung und den Arbeitsplätzen sehen. Wir brauchen Verfahren, die nicht erst in 15 Jahren abgeschlossen werden, son- dern unmittelbar umgesetzt werden und die die Bevölke- rung vor Ort, die durch den Transitverkehr belastet ist oder eine schlechte Anbindung an die Bundesautobahn hat, täglich spürt. Wir sind bereit, zu handeln. Wir finden den Antrag der CDU/CSU gut und werden ihn unterstüt- zen. Ich hoffe, wir werden im Ausschuss gemeinsam noch schnellere Verfahren finden. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Peter Hettlich, Bündnis 90/ Die Grünen. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die EU-Osterweiterung ist eine große Chance für Gesamteuropa und für die ostdeutschen Bundeslän- der, denen ihre historisch gewachsenen und bestehenden Kontakte und Kenntnisse gewiss zugute kommen wer- den. Aber die EU-Osterweiterung stellt zugleich eine große Herausforderung für die Verkehrsinfrastruktur dar. Ich bin zwar nicht der Ansicht, dass die im CDU/CSU- Antrag prognostizierten Zuwachszahlen im Güterver- kehr von bis 200 Prozent tatsächlich eintreten werden; dennoch werden wir uns erheblichen Steigerungsraten stellen müssen. t T b w d v z t v s H d d d g z a d n w z r a l D e t P u b R D m m i w g z d im te s u s (C (D Unmittelbar berührt sind wir beim grenzüberschrei- enden Verkehr zu unseren direkten Nachbarn Polen und schechische Republik. Aber es geht auch um den Aus- au der Infrastruktur in Richtung baltische Staaten, Slo- akei, Ungarn und Slowenien. Deswegen ist es wichtig, ass der Ausbau der transeuropäischen Netze weiter orangetrieben wird. Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass die u bewältigenden Verkehrsströme nicht einseitig zulas- en der Straße abgewickelt werden, sondern dass das orhandene Schienennetz in ein leistungsfähiges und tarkes europäisches Schienennetz überführt wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) ier gibt es zurzeit noch große Unterschiede zwischen en einzelnen Beitrittsstaaten, wobei mir insbesondere er kürzliche Besuch einer ungarischen Delegation und eren Aussagen zum Schienennetz positiv in Erinnerung eblieben sind. Daher sollten wir gemeinsam unterstüt- en, fördern und fordern, dass sowohl auf polnischer als uch auf tschechischer Seite der Erhalt und der Ausbau es Schienennetzes nicht dem Ausbau des Fernstraßen- etzes untergeordnet werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Die rot-grüne Bundesregierung hat sich ihrer Verant- ortung gestellt und im vorliegenden Referentenentwurf um Bundesverkehrswegeplan für die EU-Osterweite- ung wichtige Strecken in den vordringlichen Bedarf ufgenommen. Ich nenne die Ausbaustrecke Ber- in–Frankfurt/Oder–Grenze Polen, die Ausbaustrecke resden–Görlitz–Grenze Polen, die Ausbaustrecke Hoy- rswerda–Horka–Grenze Polen, die eine große Bedeu- ung für den Güterverkehr zwischen Deutschland und olen haben wird, die Ausbaustrecke Berlin–Dresden nd weiter nach Prag, die Ausbaustrecke Nürn- erg–Marktredwitz–Reichenbach–Grenze Tschechische epublik. (Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Das ist falsch! Sie geht nicht zur Tschechei!) arüber hinaus gibt es, falls die polnische Seite mit- acht, die Vision, die Ausbaustrecke Berlin–Anger- ünde–Grenze Polen aufzunehmen, weil diese Strecke n Zukunft den baltischen Staaten sehr zugute kommen ird. Ich stimme der im Antrag der Kolleginnen und Kolle- en der CDU/CSU geäußerten Auffassung ausdrücklich u, dass die Erhöhung der grenzüberschreitenden Verbin- ungen, eine verbesserte Abstimmung von Fahrplänen Regional- und Fernverkehr sowie die Anpassung der chnischen Verhältnisse eine Grundvoraussetzung dafür ind, dass in Zukunft die Schienennetze leistungsfähig nd die Bahnunternehmen konkurrenzfähig sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wenn wir uns die grenzüberschreitenden Verkehrs- tröme zwischen Ostdeutschland und unseren Nachbarn Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3391 (A) ) (B) ) Peter Hettlich anschauen, dann stellen wir fest, dass sie sich an geolo- gischen, zum Teil an geographischen und historisch ge- wachsenen Verbindungen orientieren, weswegen unse- ren Verkehrswegen auf der anderen Seite entsprechende polnische und tschechische Pendants – allerdings in unterschiedlicher Qualität – gegenüberstehen. Deswegen sollte sich unser Augenmerk primär – dass hat der Kol- lege Fornahl eben gesagt – auf den Ausbau dieser vor- handenen Verkehrskorridore richten. Es macht meines Erachtens keinen Sinn, sich über neue Anbindungen, beispielsweise über den Grenzüber- gang in Schwedt, zu streiten, wenn unsere Nachbarn noch vollauf damit beschäftigt sind, ihre eigene Infra- struktur auf Vordermann zu bringen, und gar nicht in der Lage sind, entsprechende Passstücke auf ihrer Seite zur Verfügung zu stellen. Wenn ich mir die wesentlichen grenzüberschreitenden Fernstraßen zwischen Ostdeutschland einerseits und Po- len sowie der Tschechischen Republik andererseits an- schaue, dann kann ich nicht erkennen, wo hier ein Ver- säumnis der rot-grünen Bundesregierung vorliegt oder gar eine Stagnation zu finden ist. Die A 11, A 12 und die A 15 befinden sich im Ausbau; die A 4 ist schon weit ge- hend ausgebaut und die A 17 befindet sich im Bau. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Alles ge- gen eure Stimmen!) – Sie sprechen vielleicht von anderen Leuten. Die Verzögerungen bei der A 17 sind sicherlich nicht der Bundesregierung anzulasten. (Klaus Hofbauer [CDU/CSU]: Selbstverständlich!) Sie liegen eher in der liederlichen Kostenplanung seitens der sächsischen Staatsregierung begründet. (Widerspruch bei der CDU/CSU) Ein Grund ist sicher auch, dass geologische Verhältnisse offensichtlich falsch eingeschätzt worden sind. Es tut mir leid, lieber Kollege Nitzsche, das es so ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Die von mir genannten Verkehrswege werden in der Zukunft primär die Last der Güterverkehrsströme tra- gen müssen – das ist im Augenblick die einzige Mög- lichkeit –, da es auf der polnischen und tschechischen Seite keine neuen Passstücke gibt. Problematisch ist die schwierige Lage im grenzüber- schreitenden Güterverkehr zwischen Sachsen und der Tschechischen Republik – da sind wir uns einig –; denn die Belastung für die Bewohner entlang der Bundesstra- ßen B 92, B 170 und B 174 ist nahezu unerträglich. Mei- ner Meinung nach können die Lösungen nur in einer Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene, im Bau von Ortsumgehungen – dem haben wir im Bundesverkehrs- wegeplan Rechnung getragen – und in einer konsequen- ten Verkehrsvermeidungsstrategie liegen. Wir können nicht einfach nur neue Straßen bauen; denn das Beispiel A 17 zeigt doch, dass es bei schwierigen ökologischen u s Z a N g – f Z d C H W a g d t D t d s b r h ß k i b m u d P v d g H w u (C (D nd geologischen Verhältnissen keine Möglichkeit gibt, olche Straßen zu bauen. Wir brauchen integrierte Verkehrskonzepte, die im usammenspiel mit allen Beteiligten und Betroffenen, lso mit der Bundesregierung, den Regierungen unserer achbarländer und den Landesregierungen, zu intelli- enten Lösungen führen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist keine realistische Grundlage!) Ich lade Sie zu dieser Diskussion ein. In einem Punkt sind wir uns wohl einig: Nur eine unktionierende Infrastruktur wird den Aufgaben und ielen einer modernen Europäischen Union gerecht wer- en. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort Kollegen Werner Kuhn, CDU/ SU-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die letzten ochen und Monate haben durch Äußerungen, aber uch durch Stillschweigen der Bundesregierung nicht erade dazu beigetragen, dass die politische Einigung er Europäischen Union, besonders bezogen auf die Bei- rittsländer, eine positive Entwicklung genommen hat. eshalb bin ich sehr dankbar, dass die CDU/CSU-Frak- ion heute ganz pragmatische Vorschläge vorgelegt hat, ie aufzeigen, wie wir die europäische Einigung mit un- eren Nachbarländern wie Polen und Tschechien voran- ringen können und welche Aufgaben die Bundesregie- ung letztendlich zu lösen hat. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer) Die Bundesregierung hat einen politischen Scherben- aufen hinterlassen, weil sie noch nicht einmal die Äu- erungen des französischen Präsidenten über Polen ommentiert hat. Die Länder, die man in die Europä- sche Union aufnehmen will, werden wie Schulbuben ehandelt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Wir wollen eine vernünftige und konstruktive Zusam- enarbeit mit unseren Nachbarn, besonders mit Polen nd Tschechien. Dafür ist eine Grundvoraussetzung, ass wir der wirtschaftlichen Zusammenarbeit eine hohe riorität beimessen. Wenn ich höre, dass Sie sozusagen om Reißbrett aus das Schienen- und Straßennetz und ie Flugverbindungen planen wollen, dann muss ich sa- en, dass Sie auf dem falschen Weg sind. Der Kollege ofbauer hat in seiner Rede deutlich dargestellt, dass die irtschaftliche Entwicklung die Bedingungen diktiert, nter denen Güter und Personen transportiert werden. 3392 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Werner Kuhn (Zingst) In der Vergangenheit waren die Volkswirtschaften in den ehemaligen sozialistischen Ländern natürlich sehr niedrig entwickelt. Sie werden sich aber, was die Ver- kehre von Schüttgütern und Halbfertigfabrikaten betrifft, in eine ganz andere Richtung entwickeln. Das heißt, sie werden Zulieferer für viele ostdeutsche Unternehmen werden. Schon jetzt gibt es dort Niederlassungen. Die lassen dort schon produzieren. Module werden dort ge- baut. Diese werden natürlich just in time über die Straße transportiert, weniger über die Schiene. Deswegen kann ich nicht einfach wie Sie, Herr Hettlich, sagen: Wir werden das gesamte zur Verfügung stehende Geld dafür ausgeben, dass die Schiene im Rah- men der Osterweiterung zukünftig der Faktor wird. (Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Tun wir ja gar nicht! – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Hat er ja gar nicht gesagt! Bleiben Sie bei der Wahrheit!) Das wird nicht gelingen. Ich muss auch feststellen: Im grenzüberschreiten- den Straßengüterverkehr wird in den nächsten 15 Jah- ren eine Steigerung von 200 Prozent erreicht. Die Volks- wirtschaften in den EU-Beitrittsländern, gerade in Tschechien und in Polen, entwickeln sich tatsächlich in ganz besonderen Größenordnungen. Sie haben Wachs- tumsraten von 4 Prozent; im Export liegen sie sogar dar- über. Darauf müssen wir reagieren. Auch die Volkswirt- schaften und die nationalen Regierungen in diesen Ländern reagieren darauf. Wenn man zum Beispiel die A 4 betrachtet, dann stellt man fest: Das schlesische Industriegebiet arbeitet sich, verkehrstechnisch gesehen, systematisch im Rah- men einer Prioritätenliste in Richtung Sachsen und Mit- teldeutschland vor. Aber die haben natürlich nicht nur Sachsen im Auge, sondern auch die Rhein-Main-Schiene sowie Bayern und Baden-Württemberg. Denn dort sitzen ihre Kunden und da müssen Zulieferer bedient werden. Da ist das Kapital und ohne Kapital kann man nicht ar- beiten. Dazu braucht man Verkehrswege und darauf muss man sich vernünftig einstellen. Nur so wird ein Schuh daraus. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Herr Hettlich, Sie sagen: Wir können es nicht länger ertragen, dass vor den Grenzübergangsstellen sehr lange Kolonnen von Kraftfahrzeugen – speziell im Güterkraft- verkehr große LKWs, die Rußpartikel-, NOX- und C02- Emissionen bewirken – stehen. Das alles sehe ich ein. Aber wenn Sie einfach sagen: „Wir bauen die Straßen nicht weiter aus und verladen die Güter auf die Schiene“ – das wollen die Betroffenen gar nicht –, wird das dazu führen, dass wir weiter durch Staus die größte Umwelt- verschmutzung, die es in Mitteleuropa gibt, produzieren. Das ist der falsche Weg. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das musste ein- mal gesagt werden!) In dem Ziel, die Transeuropäischen Netze auf die großen Magistralen zu konzentrieren, sind wir d’accord. Auch ich halte es für notwendig, dass dies vernünftig u s P ö g r D te F m w c n k li I d g n H E n k g is G w w p g d W v (C (D nd grenzübergreifend mit den EU-Anrainerstaaten be- prochen wird und dort eine Prioritätenliste erstellt wird. (Rainer Fornahl [SPD]: Ist schon lange besprochen!) Die Autobahnverbindung zwischen München und rag, die über Waidhaus führt, ist natürlich ein Nadel- hr; da muss etwas getan werden. Dazwischen liegen roße Raumhindernisse; das wissen wir. Da ist der Baye- ische Wald und auf sächsischer Seite das Erzgebirge. a kann ich nicht nur sagen: Tut mir leid, das sind die al- n, traditionellen Wege; da können wir wegen fehlender inanzen keine technischen Lösungen liefern. – Hier uss mit Tunneln und Brückenbauwerken gearbeitet erden, die dem heutigen technischen Standard entspre- hen. Dafür müssen Sie Geld zur Verfügung stellen. Wenn wir wollen, dass die Maut, so wie sie von Ih- en konzipiert worden ist, auch demjenigen zugute ommt, der letztendlich die Kosten zu tragen hat, näm- ch dem Güterkraftverkehrsgewerbe und dem gesamten ndividual- und Personenverkehr, so wie er jetzt läuft, (Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!) ann muss man einen realistischen Weg gehen und sa- en: Von den 3,4 Milliarden Euro, die wir dadurch ein- ehmen – das ist noch niedrig geschätzt –, bekommt err Eichel nicht 90 Prozent. Man kann nicht sagen: uch als Verkehrspolitiker speisen wir mit 600 Millio- en Euro ab und die restlichen 600 Millionen Euro be- ommt derjenige, der das Geld einzieht. Im Hinblick auf die Maut muss es zu einer vernünfti- en Finanzierungsgrundlage im Rahmen der europä- chen Einigung kommen. Das ist unser Petitum. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) eben Sie das Geld, das Sie den LKW-Unternehmen egnehmen, für vernünftige Investitionen aus! Dann ird sich die wirtschaftliche Entwicklung wieder in den ositiven Bereich bewegen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Peter Danckert. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das wird jetzt sehr schwer werden! Sehr, sehr schwer! – Hei- terkeit bei der CDU/CSU) Dr. Peter Danckert (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle- en! Wenn man Herrn Kuhn so sprechen hört, dann enkt man: Man ist im falschen Film. (Rainer Fornahl [SPD]: Aschermittwoch! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das mit dem Film war vorhin dran!) ir haben doch einen Bundesverkehrswegeplan, der on 1992 bis 2012 gilt. Den haben noch Sie beschlossen. (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Nein, nur das Kabinett! Nicht das Parlament!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3393 (A) ) (B) ) Dr. Peter Danckert Da sind doch die Markierungen für die nächsten 20 Jahre gelegt worden. Wenn Sie sich diesen, Ihren Bundesverkehrswegeplan ansehen, können Sie erkennen, wie viel Sie für die EU- Osterweiterung vorgearbeitet haben, nämlich gar nichts. Das ist das Problem. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Es geht um lange Planungszeiträume, aber wir fangen erst jetzt, da die EU-Osterweiterung beschlossene Sache ist und im nächsten Jahr vor der Tür steht, an, diese Pläne in die Tat umzusetzen. Die transeuropäischen Netze sind doch beschlossen. Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden. Erwarten Sie doch bitte nicht von jemandem, der eine sinnvolle Verkehrs- politik macht, dass er eine Straße bis an die Oder baut, wo es dann nicht weitergeht. Wir brauchen für solche Vorhaben immer einen Partner. Solange sich aber die polnische oder in anderen Fällen die tschechische Seite nicht entscheidet, was sie eigentlich haben will, (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Herr Kol- lege, wissen Sie, dass die Tschechen weiter sind als die Deutschen?) werden wir keine Brücken über die Oder bauen, weil es dann keinen Sinn macht. Das ist die Realität. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN — Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Gehen Sie an die tschechische Grenze, die lachen Sie aus!) Es ist noch ein zweiter Gesetzentwurf vom Bundesrat eingebracht worden, und zwar getragen von der großen Mehrheit der Bundesländer. Lassen Sie mich dazu ein paar Sätze sagen, denn auch er berührt unser Thema. Es geht um das Gesetz zur Verlängerung der Geltungs- dauer von Planfeststellungsbeschlüssen nach § 17 Abs. 7 Bundesfernstraßengesetz, das wir schon in der 14. Legislaturperiode besprochen haben. Das Gesetz ist vom Bundesrat – ich glaube, einstimmig beschlossen – eingebracht worden; übrigens ein Lehrbeispiel für das Verfahren gemäß Art. 76 des Grundgesetzes. Wir waren also bereits in der 14. Legislaturperiode damit befasst und haben den Wunsch des Bundesrates nach einer Verlängerung der Geltungsdauer von Plan- feststellungsbeschlüssen sehr eingehend beraten. Das hat dazu geführt, dass wir im Februar 2001 eine Anhörung mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis durchgeführt haben, die uns ihre sehr fundierten Kenntnisse der Mate- rie nahe gebracht haben. Diese Sachverständigen haben uns sehr sorgfältig dargelegt, dass es bei diesem Vorha- ben – das übrigens von Baden-Württemberg initiiert worden ist; dazu werde ich gleich noch etwas sagen –, keine verfassungsrechtlichen Bedenken hinsichtlich ei- ner weiteren Verlängerung der Geltungsdauer von Plan- feststellungsbeschlüssen gibt. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Auf zehn Jahre!) V f B I p d D g a – Z f a r d d s F v a S b c W p – L m l m F e u i l h l n t P d (C (D Es gibt keine Bedenken unter dem Gesichtpunkt von orratsbeschlüssen, denn mit der Aufstellung von Plan- eststellungsbeschlüssen vollziehen wir das, was wir als undestag in den Ausbaugesetzen beschlossen haben. nsofern sind die Straßenbauverwaltungen geradezu ver- flichtet. Das alles muss man jedoch im Zusammenhang mit em zur Verfügung stehenden Finanzrahmen sehen. as Problem ist, dass es eine Reihe von Maßnahmen ibt, für die es einen Planfeststellungsbeschluss gibt, die ber noch nicht umgesetzt werden können. (Abg. Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage) Mein Freund und Kollege Dirk Fischer möchte eine wischenfrage stellen. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Ja, ich wollte Sie gerade fragen, ob Sie die Zwischen- rage zulassen. Aufgrund Ihrer Reaktion gehe ich davon us, dass das der Fall ist. – Bitte. Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU): Herr Kollege Dr. Danckert, Sie haben eben das Anhö- ungsverfahren angesprochen. Bestätigen Sie mir, dass ie Sachverständigen einhellig auch gesagt haben, dass iese Staffelung in fünf und fünf Jahre mit einem Zwi- chenverfahren ohne Bürgerbeteiligung und ohne neue akten im Grunde genommen nur unnötig Zeit und Geld ergeudet und deswegen abgeschafft werden sollte, dass lso die Bestandskraft einmal für zehn Jahre von allen achverständigen einheitlich empfohlen worden ist? Ha- en Sie das genau wie ich noch in Erinnerung? Dr. Peter Danckert (SPD): Das kann ich Ihnen bestätigen. Das war im Wesentli- hen die Aussage. Aber das ist hier nicht das Problem. ir sind in einer Koalition und haben einen Koalitions- artner. Mein Freund Albert Schmidt und ich (Lachen bei der CDU/CSU) ja, so ist das nun einmal; auch Sie sind nicht in der age, das allein zu machen – haben uns über Monate be- üht, in dieser Frage eine Lösung zu finden. Das ist uns etztendlich nicht gelungen. Das mussten wir so hinneh- en. – Bitte nimm doch wieder Platz, lieber Kollege ischer. – (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das sind gute Umgangsformen! So muss es sein!) Nun ist die Situation eine andere: Es gibt wiederum inen Antrag aus Baden-Württemberg und wir werden ns erneut mit diesen Fragen beschäftigen. Interessant st dabei, wie es mit den rechtskräftigen Planfeststel- ungsbeschlüssen aussieht. Es gibt Bundesländer, die aben überhaupt keinen rechtskräftigen Planfeststel- ungsbeschluss mehr. Sie haben alles abgearbeitet. Ei- ige Bundesländer haben zwei oder drei und der An- ragsteller, Baden-Württemberg hat 39 rechtskräftige lanfeststellungsbeschlüsse. Diese bringen das Land in ie schwierige Situation, dass zwar festgestellt ist, wo 3394 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Dr. Peter Danckert gebaut werden kann, jetzt aber die Mittel für die Umset- zung fehlen. Das war aber immer klar. Diese Situation ist nicht neu. Jetzt werden wir in die Situation geraten, dass wir an der Stelle, wo wir über den Referentenentwurf bzw. die Kabinettsvorlage diskutieren, festlegen müssen, für wel- che Maßnahmen der vordringliche Bedarf gilt. Ich denke, dass es an dieser Stelle, Albert Schmidt, eine Möglichkeit geben wird, über die wir dann gemeinsam reden müssen. Ich möchte mich da heute aber nicht festlegen. Meine persönliche Meinung ist, dass in den Fällen, in denen nach dem alten und nach dem neuen Bundesverkehrswe- geplan der vordringliche Bedarf bestätigt wird, wir also noch einmal feststellen, dass es einen vordringlichen Be- darf gibt, die Planfeststellungsbeschlüsse nicht ablaufen sollten. Aber das muss man im Einzelfall sehen. Im Grunde genommen müsste ein Zeitraum von zehn Jahren vergangen sein: fünf Jahre regulär und fünf Jahre Verlän- gerung. Ich habe bei meiner Nachfrage im Ministerium fest- gestellt, dass die Mitarbeiter dort sehr aufmerksam sind. Sie wissen ganz genau, welcher Planfeststellungsbe- schluss für welches Projekt abzulaufen droht. Deswegen muss es muss doch möglich sein, den Hinweis an die je- weilige Landesregierung zu geben, dieses Projekt aus diesem Grund besonders schnell anzugehen. Wenn wir so verfahren und pragmatisch vorgehen, gibt es meines Erachtens keine Probleme. Dann können wir den vor- dringlichen Bedarf bejahen und können die Realisierung von rechtskräftigen Planfeststellungsbeschlüssen ermög- lichen. Dann brauchen wir auch die von den Ländern ge- wünschte Verlängerung nicht. Wir müssen die finanziellen Möglichkeiten an die Re- alisierung dieser Projekte anpassen. Dann wird es laufen und auch Baden-Württemberg wird auf die Reihe kom- men. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ist diese Meinung Konsens?) Fast alle anderen Bundesländer haben sich, mit Aus- nahme von Bayern – auch Bayern hat, wie ich glaube, auf Vorrat geplant, Herr Oswald –, der Realität ange- passt. Es ist unsere Aufgabe, das bei den Beratungen zu berücksichtigen. Wenn uns aber kritische Einzelfälle vorliegen, können wir reagieren. Entweder werden wir der Gesetzesinitiative der Bundesländer durch den Bun- desrat nachkommen oder wir werden einen praktischen Weg aufweisen. In dem Fall können wir auf die Verab- schiedung eines solchen Gesetzes verzichten. Das ist die Realität, mit der wir uns auseinander set- zen müssen. Lassen Sie uns dieses Thema gemeinsam in Ruhe beraten. Dann werden wir auch eine Lösung fin- den. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) H B u s z e d g u w d g e e J D w n t e E z w d w w d a k b m d c s t P h D E d t v (C (D Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hubert Deittert. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Hubert Deittert (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir behandeln heute einen Gesetzentwurf des undesrates, der zwei Ziele verfolgt. Zum einen geht es m die Verlängerung der Dauer von Planfeststellungsbe- chlüssen. Zum anderen geht es darum, verbindlich klar- ustellen, dass eine Unterbrechung bei der Durchführung iner Maßnahme die Geltungsdauer der Beschlüsse und amit deren Rechtskraft nicht berührt. Beide Änderun- en halten wir von der CDU/CSU-Fraktion für sinnvoll nd unterstützen sie im Grundsatz. Der heute zu beratende Gesetzentwurf wurde – das urde schon aus der eben gestellten Zwischenfrage eutlich – bereits in der 14. Legislaturperiode mit der leichen Zielsetzung in den Bundestag eingebracht und ntsprechend beraten. Unter den Sachverständigen gab s keinen einzigen, der nicht eine Verlängerung auf zehn ahre ohne Verlängerungsmöglichkeit befürwortet hat. as sollte uns nachdenklich machen. Leider ist der Ent- urf seinerzeit an der Uneinigkeit der Koalitionsfraktio- en gescheitert. Meine Damen und Herren, wie sieht heute die Reali- ät im Fernstraßenbau aus? – Wir haben zum einen ine erhebliche Finanzierungslücke. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Beim Stich- wort Finanzierungslücke kommt der Bundes- finanzminister! Wie passend!) s gibt bundesweit eine ganze Reihe von Maßnahmen, u denen das Planfeststellungsverfahren durchgeführt orden ist und Baureife besteht, wo die Fristen wegen er zeitlichen Begrenzung aber zu verfallen drohen. Das urde eben angesprochen. Hinzu kommt, dass es bei der Bereitstellung der not- endigen Mittel immer wieder Verzögerungen gibt und ass immer neue, oft nur sehr kurzfristige Programme ufgelegt werden, von denen niemand verbindlich sagen ann, wie lange sie laufen. Die Folge ist, dass heute eim Abschluss eines Planfeststellungsverfahrens nie- and sagen kann, ob, wann und in welchem Zeitraum ie notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Unter sol- hen Bedingungen gibt es keine langfristige Planungs- icherheit. Es ist offensichtlich, dass die nur fünfjährige Gel- ungsdauer der Beschlüsse, die mit einem erheblichen lanungs- und Zeitaufwand zustande gekommen sind, eute nicht mehr zeitgemäß ist. Die Planverfahren in eutschland sind hochkompliziert und sehr langwierig. s gibt einzelne Projekte, die sich bis zu 20 Jahre lang in er Planung befinden. Deshalb ist es nicht zu verantwor- en, dass das Baurecht bereits nach fünf Jahren wieder erfällt. (Dr. Peter Danckert [SPD]: Zehn Jahre!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3395 (A) ) (B) ) Hubert Deittert Ich betone: Es ist gut und richtig, dass unsere Bürger und Verbände ausreichende Möglichkeiten haben, ihre Bedenken und Anregungen in das Planverfahren einzu- bringen. Das darf allerdings nicht dazu führen, dass der Staat letztendlich handlungsunfähig wird. Auch das spricht für eine Verlängerung der Frist. Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass das Planfeststellungsverfahren in ganz bestimmten Fällen durch einen Bebauungsplan, der keinerlei gesetzlicher Befristung unterliegt, ersetzt werden kann. Auch das spricht für eine bestimmte Fristverlängerung. Ich will nicht verhehlen, dass es hier bestimmte rechtliche Unter- schiede gibt, aber unter bestimmten Voraussetzungen ist das durchaus möglich. Aus diesem Grund sprechen wir uns für eine Verlängerung der Geltungsdauer und damit auch für eine Verwaltungsvereinfachung und Kosten- einsparung aus. (Beifall bei der CDU/CSU) Die Bundesländer können es nicht länger akzeptieren, dass sie viel Zeit und Geld aufwenden müssen, um vom Verfall bedrohte Baurechte zu verlängern. Bei der Beratung des eben genannten Gesetzentwurfs in der 14. Legislaturperiode wurde nach einer Anhörung im Fachausschuss vor allem von den Kollegen aus der FDP-Fraktion ein Kompromiss angesprochen. Dabei ging es um diese zehn Jahre. Die SPD wäre seinerzeit gerne gesprungen, allerdings lag den Grünen die Latte damals zu hoch. Ich denke aber, das sollte uns nicht da- ran hindern, diesen Gesetzentwurf jetzt zur Beratung in die Ausschüsse zu überweisen. Meine Kolleginnen und Kollegen, eine gute Verkehrs- politik ist immer auch eine gute Wirtschaftspolitik. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist wahr!) Eine gute Verkehrsinfrastruktur ist der Dreh- und Angel- punkt für jede wirtschaftliche Entwicklung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ohne Verkehr geht gar nichts!) Ich denke, in der Situation, in der sich unsere Wirtschaft heute befindet, spricht alles dafür, dass wir jede Anstren- gung unternehmen sollten, um eine gute Verkehrspolitik zu machen. Lassen Sie uns diesen Entwurf in der Hoff- nung, dass bei den Grünen der eine oder andere inzwi- schen klüger geworden ist und dass wir gemeinsam eine vernünftige Lösung finden können, zur Beratung in die Ausschüsse überweisen. (Beifall bei der CDU/CSU) Lassen Sie mich noch einen Punkt ansprechen. Herr Kollege Dr. Danckert hat eben Einzelfälle angesprochen. Ich warne davor, irgendwelche Einzelfallregelungen, die möglicherweise auch noch im Halbdunkel geregelt wer- den, zu berücksichtigen. Lassen Sie uns mit der Fristver- längerung eine saubere Lösung ansteuern. Das kann der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Lande nur gut tun. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) r n u i P b h s E p i H V v g d O s w d G r l t l g S g r n Z w g v a A i n E d V (C (D Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Parlamentarische Staatssekretä- in Iris Gleicke. Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundesmi- ister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Der Tag, ab dem zehn weitere europä- sche Länder, darunter auch unsere östlichen Nachbarn olen und Tschechien, die Europäische Union als gleich- erechtigte Partner mitgestalten werden, rückt immer nä- er. Die Wirtschaft – das wissen Sie auch – sieht schon eit langem mit sehr positiven Erwartungen auf diese ntwicklung. Gemeinsame Institutionen wie die deutsch- olnisch-tschechische Kammerunion Elbe/Oder pflegen ntensive Kontakte mit der Politik und untereinander. ier stehen natürlich auch die Anforderungen an die erkehrsinfrastruktur regelmäßig auf der Tagesordnung. Mit dem wachsenden Handelsaustausch geht selbst- erständlich auch ein Wachstum der Verkehrsleistun- en einher. Deutschlands Rolle in diesem Schnittpunkt er europäischen Verkehrsströme wächst mit der EU- sterweiterung somit weiter an. Deshalb bedarf es elbstredend adäquater grenzüberschreitender Verkehrs- ege. Wir haben gehandelt. In den Investitionsprogrammen er Bundesregierung sind Verkehrsprojekte für die renzregionen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro be- ücksichtigt. Kollege Hofbauer, es ist schon abenteuer- ich und haarsträubend, zu behaupten, wir würden nichts un. Ich glaube, das, was ich gesagt habe, macht deut- ich, dass wir schon gehandelt haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Herr Kuhn, Sie haben vorhin von praktischer Politik esprochen. Diese will ich Ihnen gerne erläutern, weil ie sie vermutlich vergessen haben. Die EFRE-Pro- ramme haben ein Volumen von 2 Milliarden Euro. Da- über hinaus möchte ich die TEN-Projekte in Höhe von och einmal 1,6 Milliarden Euro erwähnen. Bei diesen ahlen kann man doch nicht allen Ernstes so tun, als ürde diese Bundesregierung nichts machen. Wir haben ehandelt und tun das auch weiterhin. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Kuhn hält nur Büttenreden!) Wir haben mit der Aufnahme der Projekte in die In- estitionsprogramme Planungssicherheit und natürlich uch Bausicherheit geschaffen. Es wird ja auch gebaut. lles, was noch nicht gebaut und fertig gestellt worden st, haben wir in den Bundesverkehrswegeplan aufge- ommen. (Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Nein, nicht alles!) r enthält alle relevanten Projekte im vordringlichen Be- arf, die wir benötigen, um die erweiterungsbedingten erkehrszuwächse aufzufangen. 3396 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Selbstverständlich sind wir auf der Arbeitsebene ständig mit unseren tschechischen und polnischen Freunden in Kontakt, um dafür zu sorgen, dass die Ausbauten voran- gehen. All das leisten wir. Für all diese Planungen bestehen selbstverständlich Prognosen. In diesem Zusammenhang werden immer hohe Steigerungsraten von 300 Prozent genannt. Ich möchte Ihnen diese Zahl aber einmal erklären: Wenn vorher ein Auto gefahren ist und anschließend vier Au- tos fahren, dann ist dies eine Steigerung um 300 Prozent. Sie müssen sich einmal das niedrige Anfangsniveau an- schauen. Wir verkennen überhaupt nicht die Lage, aber man muss auf dem Teppich bleiben. Wir bauen das auf, was notwendig ist. Wir haben ausrechnen lassen: Bis zum Jahr 2015 werden die Kapazitäten, die wir bis dahin zur Verfügung gestellt haben, zu 70 Prozent ausgelastet sein. Damit besteht genügend Spielraum. Das macht deutlich, dass wir das dringend Notwendige tun. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Mit Ihrer Forderung nach Verkehrsprojekten zur euro- päischen Einheit kommen Sie zu spät. Diese Projekte ha- ben wir schon längst in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und realisieren sie bereits in den einzel- nen Investitionsprogrammen. Ich weiß überhaupt nicht, was Sie wollen. Ihre Forderungen sind total überholt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN!) Wenn Sie eine Definition der Korridore entlang der Ostgrenzen fordern, wo es Verkehrsdefizite gibt, dann will ich Ihnen darauf erwidern: Dort gibt es in der Tat noch einiges zu tun, aber Sie müssen dann auch die Da- men und Herren in den Ländern bitten, ihrer Verantwor- tung nachzukommen; denn dabei geht es hauptsächlich um regionale Netze, die ebenfalls ausgebaut werden müssen. Dort müssen noch – darin stimme ich Ihnen zu – eine ganze Menge an Defiziten abgearbeitet wer- den. Aber diese Forderungen richten Sie bitte an die Adresse der zuständigen Länder. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Beim Thema Bahn werden wir uns sofort einig wer- den. Da stimme ich dem, was Sie gesagt haben, zu. Wir müssen die Bahn in die Lage versetzen, neue und ver- nünftige Lösungen anzubieten. Dabei sind für uns drei Punkte ganz besonders wichtig. Erstens. Die Interopera- bilität muss hergestellt werden. Zweitens. Die Eisen- bahnnetze müssen für Dritte geöffnet werden. Drittens. Die Rahmenbedingungen für den kombinierten Verkehr müssen verbessert werden. Bei diesen Punkten sind wir schon weit vorangekommen. Auch mit der Europäischen Union stehen wir in Kontakt, um hier weiter zu kommen. Wir wissen, dass die Wettbewerbsfähigkeit von diesen Rahmenbedingungen abhängt. Die Eisenbahnunterneh- men müssen untereinander zusammenarbeiten, um ein größeres Angebot zu schaffen, damit solche abstrusen V v d b d a h b f S 5 g w s u S s u w D n d Ü (C (D orfälle, wie Sie sie uns dargestellt haben, nicht mehr orkommen. Ziel dieser Bundesregierung ist es, mehr Verkehr auf ie Schiene zu bringen. Aber ich will daran erinnern – da- ei lasse ich Sie nicht aus der Verantwortung –: Wer hat enn dafür gesorgt, dass die Schienenwege nicht mehr so usgebaut werden konnten, wie es notwendig war? Wer at denn in den Jahren zuvor die Bahn als Sparbüchse enutzt? Seit 1998 haben wir die Zuschüsse an die Bahn ür den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur verdoppelt, die ie vorher gekürzt haben. Die Bahn hat 1998 knapp Milliarden DM bekommen. Damit konnte sie ihre Auf- aben nicht erfüllen. Sich bei einer solchen Vorgehens- eise hier so zu äußern, wie Sie es getan haben, ist chon ein starkes Stück. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Ich weiß zwar, dass es sehr viele Ängste gibt (Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei so einer Politik muss man Angst haben!) nd dass viele Menschen der EU-Osterweiterung mit kepsis und Sorge entgegenblicken, aber ich denke, wir ollten die damit verbundenen Chancen herausstellen nd nutzen. Was die Verkehrsinfrastruktur angeht, sind ir sehr gut aufgestellt. Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung auf den rucksachen 15/467 und 15/409 an die in der Tagesord- ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie amit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die berweisungen so beschlossen. Ich rufe den Zusatzpunkt 8 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Gemeindefinanz- reformgesetzes – Drucksache 15/510 – (Erste Beratung 37. Sitzung) a) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz- ausschusses (7. Ausschuss) – Drucksache 15/835 – Berichterstattung: Abgeordnete Horst Schild Manfred Kolbe b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Aus- schuss) gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 15/836 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3397 (A) ) (B) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Berichterstattung: Abgeordnete Dietrich Austermann Carsten Schneider Antje Hermenau Dr. Günter Rexrodt Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst der Abgeordnete Bernd Scheelen. Bernd Scheelen (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der 11. April 2003 ist ein guter Tag für die Städte und Gemeinden in Deutschland. In seiner Re- formrede vom 14. März – das war heute vor drei Wo- chen – hat der Bundeskanzler an dieser Stelle Folgendes ausgeführt: Zur sofortigen Entlastung der Gemeinden beabsich- tigt die Bundesregierung, sie – die Gemeinden – von ihrem Beitrag zur Finanzierung des Flutopfer- fonds zu befreien. Das bringt Mehreinnahmen in ei- ner Höhe von 800 Millionen Euro. Es sind, genau gesagt, 819 Millionen Euro. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Einmalig!) Damit macht die Koalition von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen sechs Punkte sehr deutlich: Erstens. Die Regierung Schröder/Fischer tut, was sie sagt. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist aber das Neueste! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Sie tut, was sie kann!) – Hören Sie jetzt gut zu! – Zweitens. Diese Regierung ist außerordentlich kommunalfreundlich. (Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Das merkt bloß keiner!) Drittens. Die Koalition erkennt an, dass die finan- zielle Lage der Kommunen teilweise dramatisch ist. Viertens. Die Koalition handelt durch die heute zu be- schließende Sofortmaßnahme der Entlastung der Ge- meinden von ihrem Beitrag zur Finanzierung des Flutopferfonds. Fünftens. Die Koalition macht sehr deutlich, dass diese Sofortmaßnahme, die für dieses Jahr wirksam ist, in eine Strategie zur Stabilisierung und Verstetigung der kommunalen Einnahmen und zur Entlastung der Kom- munen auf der Ausgabenseite eingebettet ist. Sie wissen, dass wir gemeinsam die Aufgabe haben, bis zum 1. Januar 2004 eine Gemeindefinanzreform auf den Weg zu bringen. In diesem Zusammenhang sind der Bundestag und der Bundesrat gefragt. Es geht dabei um die Einnahmen und die Ausgaben der Kommunen. A e d s k b b z k b a s w t A K W d z v D c s e H G r l D s t d C L d B m ü F d s s d F b A e (C (D uf der Einnahmeseite geht es aus unserer Sicht um eine rneuerte Gewerbesteuer. Diese Maßnahme – wenn sie enn umgesetzt werden sollte – wird naturgemäß im We- entlichen den strukturstärkeren Gemeinden zugute ommen. Die zweite Maßnahme, mit der sich die Kommission eschäftigt, nämlich die Zusammenführung von Ar- eitslosen- und Sozialhilfe, wird sich tendenziell eher ugunsten der strukturschwächeren Gemeinden auswir- en. Deswegen ist es wichtig, dass in dieser Reform eide Elemente gleich stark vertreten sind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sechstens. Die Koalition sagt zu, dass die Beseitigung ller Schäden, die durch die Flutkatastrophe entstanden ind, auch weiterhin ohne Wenn und Aber finanziert ird. Das heißt, der Bund schultert die Last der Entlas- ung der Kommunen alleine. Wir verbinden damit den ppell an die Länder, über weitere Entlastungen ihrer ommunen in eigener Zuständigkeit nachzudenken. ichtig ist, einmal deutlich zu machen, dass die Länder iejenigen sind, die für die Gemeinden und deren finan- ielle Situation vorrangig zuständig sind. Das ist keine orrangige Aufgabe des Bundes. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) enn die Verfassung kennt bekanntlich nur zwei staatli- he Ebenen: den Bund und die Länder. Die Kommunen ind Teile der Länder. Trotzdem setzt der Bund heute in, wie ich finde, wichtiges und richtiges Zeichen im inblick auf die schwierige Situation von Städten und emeinden. Die CDU/CSU-regierten Länder könnten Ihrer Forde- ung nachkommen und die erhöhte Gewerbesteuerum- age in ihren Ländern an die Kommunen zurückzahlen. as ist besser, als wenn Sie in diesem Hohen Hause tändig Schaufensteranträge stellen. Dass das Schaufens- eranträge sind, das wissen Sie und das ist spätestens seit em Tag bekannt, an dem der bayerische Landtag mit SU-Mehrheit einen entsprechenden Antrag der SPD- andtagsfraktion abgelehnt hat, der vorsah, (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Seit wann muss man denn in Krefeld bayerischen Land- tagswahlkampf machen?) as Mehraufkommen bei der Gewerbesteuerumlage in ayern an die eigenen Kommunen zurückzuzahlen. Nie- and hindert Bayern daran, das zu tun. Statt dessen wird ber Mehrheitsanträge im Bundesrat versucht, in dieser rage eine Schau zu veranstalten, obwohl man weiß, ass der Bund hier natürlich nicht zustimmen kann. Sie tellen die Anträge ja nur deswegen, weil Sie genau wis- en, dass die Ablehnung sichergestellt ist. Es ist gut, dass wir heute den Beschluss hinsichtlich er Entlastung der Gemeinden von ihrem Beitrag zum lutopferfonds einstimmig fassen. Ich will ausdrücklich etonen, dass es sich um ein wichtiges Signal handelt. uch aufseiten der Opposition wird anerkannt, dass das ine wichtige Maßnahme ist. Allerdings wäre es für Sie ) 3398 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Bernd Scheelen ja auch schwer, eine solche Maßnahme, die der Bund al- lein finanziert, abzulehnen; denn Sie müssten dann Ihren Oberbürgermeistern, Bürgermeistern und Landräten er- klären, warum Sie dagegen sind, dass mehr Geld vom Bund in städtische Kassen fließt. Der Bundesrat hat ebenfalls Zustimmung signalisiert und wird sich am 23. Mai mit diesem Thema beschäfti- gen. Das bedeutet, dass ab Juli die besagten 819 Millionen Euro den Gemeinden zur Verfügung ste- hen. Wir gehen davon aus, dass dieses Geld, mit dem vor Ort nicht gerechnet worden ist, sofort für Wachstumsim- pulse, für Maßnahmen auf dem Gebiet der kommunalen Infrastruktur und damit für wichtige Impulse für Wachs- tum und Beschäftigung wirksam werden kann, insbeson- dere auch zur Förderung des Mittelstandes und des Handwerkes. Das ist ein erster Schritt. Den zweiten Schritt haben Sie im Vermittlungsaus- schuss verhindert; Sie haben nämlich verhindert, dass den Kommunen über das Steuervergünstigungsabbau- gesetz (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!) in diesem Jahr 300 Millionen Euro zusätzlich zufließen. Das müssen Sie vor Ort verantworten. Wir erwarten, dass sich aus dem Verfahren zur Zinsabgeltung weitere 750 Millionen Euro an Einnahmen für die Gemeinden ergeben werden. Das stellt zusammen mit den zinsver- billigten Krediten von der Kreditanstalt für Wiederauf- bau die für dieses Jahr vorgesehene Sofortmaßnahme dar. Für den Januar erwarten wir die Gemeindefinanzre- form. Auch dazu brauchen wir, wie Sie wissen, Ihre Un- terstützung. Ich möchte an Sie appellieren: Bringen Sie sich in die Arbeit der Kommission für die Gemeinde- finanzreform so ein, dass wir gemeinsam ab dem 1. Ja- nuar nächsten Jahres die Gemeinden auf ein neues, soli- des, tragfähiges finanzielles Fundament stellen können. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Manfred Kolbe. (Beifall bei der CDU/CSU) Manfred Kolbe (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der eigentliche Inhalt der Änderung des Ge- meindefinanzreformgesetzes ist unstreitig. Die Höchst- beträge, die für die Verteilung des Gemeindeanteils der Einkommensteuer innerhalb der Länder auf die Kommu- nen maßgeblich sind, werden angepasst. Von Zeit zu Zeit muss eine solche Anpassung erfolgen, damit keine voll- ständige Nivellierung eintritt. Vor diesem Hintergrund muss man sagen: Dieses Gesetz ist ein technisches Ge- setz und findet die Zustimmung aller. k d d o f f W t d w n F D t z D K D s m w 2 A m l u g D s D s t H K f F v n g (C (D Interessant ist der Änderungsantrag, der von Ihnen ürzlich, im März, mit dem Ziel eingebracht worden ist, urch eine Änderung des Flutopfersolidaritätsgesetzes ie Kommunen mit einem Betrag in Höhe von 819 Milli- nen Euro von der Finanzierung des Aufbauhilfefonds reizustellen. Dadurch werden die diesem Fonds zur Ver- ügung stehenden Mittel abgesenkt; Maßnahmen zur iederherstellung der Bundesinfrastruktur sollen künf- ig nicht mehr aus dem Aufbauhilfefonds finanziert wer- en. Bei der Bewertung dieses Änderungsantrages müssen ir streng zwischen der Entlastung der Kommunen ei- erseits und der Finanzierung dieser Entlastung aus dem lutopferfonds andererseits unterscheiden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) ie Entlastung der Kommunen begrüßt meine Frak- ion eindeutig; wir sagen sogar: Diese Entlastung kommt u spät und sie ist nicht umfassend genug. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) enn, Herr Bundesfinanzminister, die Lage unserer ommunen in West und Ost wird immer dramatischer. (Ute Kumpf [SPD]: Was haben Sie gemacht? – Bernd Scheelen [SPD]: Denken Sie an den Vermittlungsausschuss!) ie Schere zwischen sinkenden Einnahmen und wach- enden Belastungen öffnet sich immer weiter. Die kom- unalen Einnahmen sinken seit Jahren; allein das Ge- erbesteueraufkommen ging 2001 um 11,4 Prozent und 002 um 9,1 Prozent zurück. Im Gegenzug steigen die usgaben. Als Folge dieser Entwicklung sind die kom- unalen Investitionen – man höre und staune – in den etzten zehn Jahren in Gesamtdeutschland um ein Drittel nd im Osten Deutschlands sogar um die Hälfte zurück- egangen. (Ute Kumpf [SPD]: In den letzten zehn Jahren?) ie Folge sind weniger Aufträge für die örtliche Wirt- chaft und damit verbunden Arbeitnehmerentlassungen. as ist ein Teufelskreis, eine Abwärtsspirale, die ge- toppt werden muss. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) CDU/CSU wollten deshalb als Soforthilfe Ende letz- en Jahres die Gewerbesteuerumlage wieder auf ihre alte öhe von 20 Prozent zurückführen und dadurch den ommunen 2 bis 3 Milliarden Euro zusätzlich zur Ver- ügung stellen. Sie haben dies verhindert. (Bernd Scheelen [SPD]: Das wollten Sie nicht wirklich!) Die bereits seit 1998 angekündigte kommunale inanzreform kommt ebenfalls, Herr Scheelen, nicht oran. Eigentlich sollten im März dieses Jahres Ergeb- isse vorgelegt werden. Bald ist es Mai und auf die Er- ebnisse warten wir noch immer. Nach Ihren Aussagen, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3399 (A) ) (B) ) Manfred Kolbe Herr Eichel, sind wir von einem Kommissionsergebnis mehr denn je entfernt. Ich halte deshalb fest: Wir begrüßen ausdrücklich die heute zu beschließende Entlastung der Kommunen, wir erklären aber gleichzeitig, dass dies nicht alles gewesen sein kann. Ich hoffe, meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, dass die Kommunen nicht nur auf die Phantomgelder aus der Zinsabgeltungsteuer warten müssen; denn dann ist wenig Besserung in Sicht. (Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir warten auf die Bundesratsmehrheit! Die se- gensreichen Beschlüsse des Bundesrates!) Weniger einleuchtend ist dagegen die Finanzierung der kommunalen Entlastung durch eine Absenkung des Fonds „Aufbauhilfe“ nach dem Flutopfersolidaritätsge- setz. Warum gibt es eigentlich keine direkte Entlastung der Kommunen, sondern den Weg über den Flutopfer- fonds? Dies zu verstehen fällt aus vielerlei Gründen schwer. (Bernd Scheelen [SPD]: Wir haben das sofort verstanden!) Erstens. Vor dem Hintergrund eines ermittelten Scha- denumfangs von rund 9,1 Milliarden Euro und einer bis- herigen Ausstattung des Fonds in Höhe von 7,3 Milliar- den Euro geht auch die Bundesregierung derzeit nicht von Überschüssen aus. Es liegen bisher auch keinerlei stichhaltige Anhaltspunkte für solche möglichen Über- schüsse vor. Hinzu kommt noch, dass zahlreiche ver- deckte Schäden oder bauliche Folgeschäden, etwa geo- hydrologische Schäden an Bauwerken, die erst nach der Frostperiode sichtbar werden, bisher überhaupt noch nicht erfasst werden konnten. Eine Reduzierung des Flutopferfonds ist daher per heutigem Stand nicht zu be- gründen. Dies zu bemerken stellt keine Undankbarkeit dar, son- dern zeigt nur Tatsachen auf. Als Abgeordneter, durch dessen Wahlkreis sowohl Elbe als auch Mulde fließen und in dessen Wahlkreis viele Orte vom Hochwasser be- troffen waren, möchte ich mich ausdrücklich für die Solidarität ganz Deutschlands mit dieser Region bedan- ken. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Ich möchte aber auch festhalten, dass derzeit keinerlei Anhaltspunkte für eine Nichtausschöpfung des Flutop- ferfonds vorliegen. Zweitens. Auffallen muss auch, dass die Kürzung des Fonds bei den so genannten Programmmitteln in Höhe von 3,3 Milliarden Euro erfolgt. Diese Programmmittel sind aber bis heute schon in Höhe von über 2,6 Milliar- den Euro abgeflossen. Für eine Reduzierung um 819 Millionen Euro ist damit nach Adam Riese kein Raum mehr. Drittens. Nach Begründung des Änderungsantrags soll die Absenkung vollständig im so genannten Block 3 – 9 E m e B – z d F E h Z la w u g z e d s l G g S w s a e K d d d D d d m v k (C (D „Infrastrukturprogramm des Bundes“ in Höhe von 70 Millionen Euro – erfolgen. Von den 970 Millionen uro sollen 819 Millionen Euro abgezogen werden. Da- it würde dieser Block fast komplett entfallen, obwohl s auch nennenswerte Schäden an der Infrastruktur des undes gibt. Wir haben bisher keine Aussage erhalten Herr Scheelen, deshalb ist das für uns so schwierig u verstehen –, wie deren Beseitigung finanziert wer- en soll. (Beifall bei der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Das kann ich nachher erklären!) Lassen Sie mich als Fazit festhalten: Die tatsächliche inanzierung der heute zu beschließenden kommunalen ntlastung bleibt völlig im Dunkeln und wird den Haus- altsausschuss und das Plenum sicherlich auch noch in ukunft beschäftigen. Da meiner Fraktion aber die Ent- stung der Kommunen immer ein besonderes Anliegen ar und auch heute ist (Bernd Scheelen [SPD]: Davon haben wir 16 Jahre nichts gemerkt!) nd auch die betroffenen Länder dem Gesetzentwurf zu- estimmt haben, werden wir heute auch zustimmen. Danke. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Kerstin Andreae. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Über die wei Teile des Gesetzes ist gesprochen worden. Dass der rste Teil unstrittig ist und eine technische Anpassung an ie aktuelle Entwicklung bedeutet, haben wir auch be- prochen. Das müssen wir hier nicht weiter diskutieren. Der zweite Teil – da haben Sie Recht – ist die eigent- ich entscheidende politische Frage. Es geht darum, die elder der Flutopferhilfe zurück an die Kommunen zu eben. Herr Kolbe, ich bin richtig froh, dass Sie am chluss Ihrer Rede bestätigt haben, dass Sie zustimmen erden. Während Ihrer Rede war ich mir nicht ganz so icher, ob wir Ihre Zustimmung bekommen. Wir haben ber im Finanzausschuss schon darüber gesprochen und instimmig beschlossen, dass wir das so machen. Sie haben Recht, wir haben noch nicht die Spitz-auf- nopf-Abrechnung und wissen noch nicht, ob die Gel- er wirklich in der Höhe in Anspruch genommen wer- en. Aber es zeichnet sich ab – das wissen Sie auch –, ass die Gelder in der Höhe nicht gebraucht werden. eswegen ist es nur richtig, dass wir in dem Moment, in em wir merken, dass diese Gelder nicht gebraucht wer- en, die Gelder den Kommunen geben, damit die Kom- unen wieder mehr Gelder haben, um Impulse für In- estitionen, für Wachstum und Beschäftigung geben zu önnen. 3400 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Kerstin Andreae Deswegen ist es richtig, dass die 819 Millionen Euro, die nicht abgerufen werden, an die Kommunen zurück- gehen. Das ist im Prinzip eine Art Kassenkredit aus den Haushaltsmitteln. Die Spitz-auf-Knopf-Abrechnung er- folgt Ende Mai. Das wissen Sie. (Zuruf von der CDU/CSU: Spitzabrechnung heißt das!) Die Gemeinden bekommen also kurzfristig Geld. Das ist auch von Ihnen im Zusammenhang mit der Gewerbe- steuerumlage immer wieder eingefordert worden. Herr Kolbe, Sie sagten, Sie verstünden nicht, warum man das nicht direkt mache. Ich möchte Sie an das erinnern, was wir im Finanzausschuss besprochen haben. Wenn wir diese Entlastungsform wählen, dann ist das auch eine Entlastung nach Leistungskraft. Wir treffen alle Kom- munen gleichermaßen. Alle bekommen Geld zurück. Das ist eine kurzfristige Stärkung der Finanz- und damit der Investitionskraft. Das generiert Wachstums- und Ar- beitsmarktimpulse. Das heißt aber auch – da müssen wir schon an die Verantwortung der Länder appellieren –, dass die Länder die bereits einbehaltenen Beträge den Gemeinden unverzüglich zurückerstatten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Richtig ist, dass das die Gemeindefinanzreform nicht ersetzt. Das hat auch gar keiner vor. Es ist völlig klar, dass wir die Gemeindefinanzreform jetzt zügig mit den Zielen auf den Weg bringen müssen, die Finanzkraft zu stärken, mehr Planungssicherheit zu schaffen, die kommunale Selbstverwaltung und die kommunale Fi- nanzautonomie zu erhalten. Ich bin sehr gespannt, was ich aus Ihrer Bundestagsfraktion, aber auch aus den uni- onsregierten Ländern hören werde, wie Sie sich eigent- lich die Gemeindefinanzreform vorstellen. Das erscheint mir noch nicht durchdacht und nicht abgestimmt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Die Vereinbarung im Vermittlungsausschuss zum Subventionsabbau ist schon einmal angesprochen wor- den. Von der Regelung zur Körperschaftsteuer haben die Kommunen überhaupt nichts. Die Kommunen be- kommen von der Körperschaftsteuer keinen Cent und keinen Euro. Die Steuer geht nur an Bund und Länder. Auch hier sind die Länder in der Pflicht, die Kommunen an diesen Einnahmen zu beteiligen. Wir appellieren an die Länder, ihrer Verantwortung gegenüber den Kommu- nen gerecht zu werden, damit zumindest ein bisschen Planungssicherheit geschaffen wird. Wir brauchen die Gemeindefinanzreform. Jeder Euro für die Kommunen ist ein Euro für Investitionen und Be- schäftigung. Ich appelliere an Sie, damit wir schnell eine Einigung im Hinblick auf die Stärkung der kommunalen Finanzkraft erzielen. Ich will noch einen Schwenk zur Hochwasserkata- strophe und zur Flutopferhilfe machen. Wir haben alle noch die Bilder von dem Jahrhunderthochwasser vor Augen. Wir haben die überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung mitbekommen. Wir haben hier be- s z i g v B 1 f Ü G e u s U d m t P H m w s n c w z i d n – e g f v d Ä n l S t h n (C (D chlossen, die zweite Stufe der Steuerreform um ein Jahr u verschieben. Das hat breite Akzeptanz gefunden. Was st denn der Grund für das Hochwasser gewesen? Es ibt viele Gründe dafür. Ein Grund war die Flächen- ersiegelung. Das wissen Sie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Nach wie vor gehen wir mit der Ressource Fläche und oden viel zu großzügig um. Heute verbauen wir täglich 30 Hektar. Das entspricht einer Größe von 100 Fußball- eldern. Ich möchte Ihnen einen Gedanken nahe bringen: berlegen Sie gut, damit wir uns nicht im Rahmen der emeindefinanzreform für ein Modell der Besteuerung ntscheiden, das das Problem der Flächenversiegelung nd die Stadt-Umland-Problematik verschärft. Wir müs- en uns ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir die rsachen von Hochwasser bekämpfen können. Bitte be- enken Sie das bei der Debatte über die anstehende Ge- eindefinanzreform, über die wir hoffentlich bald bera- en werden. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Andreas inkwart. Dr. Andreas Pinkwart (FDP): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Zum einen haben wir es – das klang schon an – it einem technischen Vorgang zu tun, mit dem aber ein ichtiges Ziel verfolgt wird, nämlich durch die Anpas- ung der Höchstbeträge der grundgesetzlichen Vorgabe ach Verteilung der Mittel auf der Grundlage des örtli- hen Aufkommens zu entsprechen. Insofern begrüßen ir den vorliegenden Entwurf eines Siebenten Gesetzes ur Änderung des Gemeindefinanzreformgesetzes. (Beifall bei der FDP) Zum anderen geht es um die Frage – darum haben wir n den letzten Wochen wiederholt gerungen –, wie wir en Städten und Gemeinden, die in der tiefsten Finanz- ot seit Kriegsende sind, helfen können. Für 2003 wird leider – ein Defizit in Höhe von 9,9 Milliarden Euro rwartet. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Re- ierungskoalition, vor diesem Hintergrund muss man eststellen, dass die von Ihnen angebotene Entlastung on etwas mehr als 800 Millionen Euro spät kommt und ass dieser Betrag zu gering ist. Sie springen mit Ihrem nderungsantrag angesichts der Finanznot der Kommu- en schlicht und ergreifend zu kurz. (Beifall bei der FDP) Das ist in Anbetracht der Höhe, aber auch der Einma- igkeit der Hilfe der berühmte Tropfen auf den heißen tein, der den Kommunen keine nachhaltige Entlas- ung bringen wird, wie Herr Scheelen eben angedeutet at. Eine nachhaltige Entlastung hätte es aber geben kön- en, wenn Sie am 13. Februar dieses Jahres der Senkung Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3401 (A) ) (B) ) Dr. Andreas Pinkwart der Gewerbesteuerumlage zugestimmt hätten; das war damals eine namentliche Abstimmung. Das haben Sie aber nicht getan. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Das wollten wir auch gar nicht!) Wenn Sie, Herr Scheelen, jetzt behaupten, diejenigen, die vorschlagen, dass man das zuerst in den Ländern ma- chen könne, seien gar nicht glaubwürdig, weil die Län- der das gar nicht wollten, dann frage ich Sie: Welches Parlamentsverständnis haben Sie eigentlich? Es lag hierzu nicht nur ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion, sondern auch ein Gesetzentwurf des Bundesrates vor. Die Länder haben also ihren Willen bekundet, (Bernd Scheelen [SPD]: Aber nur die B-Länder!) unter Inkaufnahme eigener Mindereinnahmen den Kom- munen allein in diesem Jahr eine Entlastung in Höhe von 2,3 Milliarden Euro zuteil werden zu lassen. Sie haben das bei der namentlichen Abstimmung am 13. Februar abgelehnt. Diese Entlastung wäre nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in den Folgejahren wirksam gewesen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Wir werden dem klei- nen Schritt, den Sie vorgeschlagen haben, zwar zustim- men. Aber ich prophezeie Ihnen auch mit Blick auf die von Ihnen groß angekündigte Gemeindefinanzreform: Wenn Sie weiterhin Politik in solch kleinen Schritten be- treiben, dann werden die Kommunen ein Waterloo erlei- den. (Jörg-Otto Spiller [SPD]: In Waterloo haben wir gewonnen!) Wenn Sie, Frau Andreae fragen, welche Reformvor- schläge die Opposition machen wird, dann antworte ich Ihnen: Wir werden Ihnen sehr interessante Vorschläge unterbreiten. Nur, Ihre Regierung hätte schon längst die Arbeit in der Gemeindefinanzreformkommission unter Vorsitz des Bundesfinanzministers abschließen können. Tatsächlich wird das vertagt, weil Sie selber keine Re- formkraft und keine Vorstellung haben, aus der hervor- geht, wie wir den Gemeinden nachhaltig helfen können. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Horst Schild. Horst Schild (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vorab das Positive: Wir begrüßen außerordentlich die Zustim- mung der Opposition zu unserem Gesetzentwurf. Aber kaum signalisieren Sie Ihre Zustimmung, relativieren und mäkeln Sie. (Bernd Scheelen [SPD]: So ist es! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Weil er nicht weit genug geht!) a z – v h d f a W z f n – M n v I s f g n S m g r h u a w m a w 1 e F K S a a K le d s K l w l (C (D Herr Kollege Kolbe, Sie haben heute wie im Finanz- usschuss wieder Zweifel geäußert, ob die Art der Finan- ierung richtig sei. (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Man kennt euch halt! – Heiterkeit und Beifall bei der CDU/ CSU und der FDP) Kollege Seiffert, Sie kennen Ihre Pappenheimer doch iel besser als wir. Es ist doch gerade ein paar Wochen er, da haben Ihre Oberbürgermeister beim Treffen in er CDU-Zentrale hier in Berlin gefordert, nicht abgeru- ene Gelder aus dem Fluthilfefonds in Höhe von 2 Milli- rden Euro den Gemeinden zur Verfügung zu stellen. as gilt denn? Es ist doch unseriös, 2 Milliarden Euro u fordern zu einem Zeitpunkt, wo noch überhaupt nicht eststeht, welche Mittel tatsächlich aus diesem Fonds be- ötigt werden. (Beifall bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ihr habt denen doch die Gewer- besteuer geklaut!) Bayern kommt auch noch zur Sprache, Herr ichelbach. Wir wollen, dass das Geld den betroffenen Kommu- en, Bürgern, Unternehmen und Ländern ungeschmälert orbehalten bleibt, bis endgültig klar ist, wie hoch die nanspruchnahme des Fonds tatsächlich ist. Unser Vor- chlag zur Finanzierung ist deswegen keineswegs zwei- elhaft; damit wird nämlich das Gesamtvolumen nicht ekürzt. Der Bund steht für die Entlastung der Kommu- en ein. Es war absehbar, dass Sie heute trotz dieses ersten chrittes, den Gemeinden kurzfristig zu helfen, wieder äkeln würden. Wir kennen das Thema ja aus vielfälti- en Diskussionen. Es war auch klar, dass Sie die Forde- ung nach Senkung der Gewerbesteuerumlage wieder- olen würden. Ich frage bloß diejenigen, die sich Sorgen m den Bundeshaushalt gemacht haben: Wenn die Mittel us diesem Fonds tatsächlich in voller Höhe nötig sind, elche Auswirkungen wird das dann auf Infrastruktur- aßnahmen des Bundes haben? Diese Sorge haben Sie ber nicht, wenn Sie sozusagen eine Absenkung der Ge- erbesteuerumlage fordern, die den Bund dauerhaft mit ,3 Milliarden Euro belastet. Das müssen Sie sich auch inmal überlegen. Mit der heute zu beschließenden Entlastung bei der lutopferhilfe und den Mitteln für die zinsverbilligten reditprogramme über die KfW leistet der Bund eine oforthilfe, die in der Summe dem geforderten Beitrag n der Umlagesenkung entspricht. Wir erreichen damit ber eine viel gerechtere Verteilung der Mittel unter den ommunen. Ich kann nur das wiederholen, was der Kol- ge Scheelen eben schon angesprochen hat: Die Länder, ie so vehement dafür eingetreten sind, die Gewerbe- teuerumlage zu senken, sind herzlich eingeladen, den ommunen weitere Entlastungen zu gewähren. Wir wol- en die Kommunalfinanzreform zum 1. Januar 2004 ver- irklichen, damit die Gemeinden wieder über eine ver- ässliche und stetige Steuerquelle verfügen. 3402 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Horst Schild Bundeskanzler Schröder hat in seiner Regierungser- klärung am 14. März den Kommunen eine erneuerte Gewerbesteuer, die die Einnahmen verstetigt und den Gemeinden mehr Eigenverantwortung gibt, zugesichert. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Und Sub- stanzbesteuerung für die Betriebe! – Gegenruf des Abg. Bernd Scheelen [SPD]: Keine Ah- nung!) – Auch dazu kommen wir noch. – Die Koalitionsfraktio- nen unterstützen dies ausdrücklich. Auch die Vertreter der kommunalen Spitzenverbände haben die Aussage des Kanzlers begrüßt. Offensichtlich hat das nur der kommunalpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion, der Kollege Götz, noch nicht wahrgenom- men. Ich unterstelle einmal, er war bei der Regierungser- klärung des Kanzlers nicht anwesend. Wenn er festhält, für die Kommunen sei Schröders Rede eine riesige Ent- täuschung, nichts Neues, kein Licht am Ende des Tun- nels, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) dann muss man feststellen: Das ist absurd, Herr Kollege Götz. Vier Wochen sind seit der Regierungserklärung des Bundeskanzlers vergangen und bereits zwei Maß- nahmen sind mit Abschluss der heutigen Debatte umge- setzt worden. (Beifall bei der SPD) Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, eins ist unstrittig: Für die Kommunalfinanzreform benötigen wir eine breite Mehrheit, insbesondere im Bundesrat. Das setzt aber voraus, dass die Union im Interesse der Kommunen ihre Position klärt. Danach sieht es im Mo- ment wahrhaftig nicht aus. Da gibt es einen vielstimmi- gen Chor. Erstens. Die Frankfurter Oberbürgermeisterin und Präsidentin des Städtetages Petra Roth fordert die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage bei der Gewer- besteuer und die Einbeziehung der Freiberufler. Die hes- sische Landesregierung, jetzt befreit von der Last des Koalitionspartners, geht noch weiter und will wieder Ge- werbekapital- und Lohnsummensteuer einführen. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das hättet ihr in NRW auch gern!) Dann gibt es zweitens eine Gruppe in Ihrer Partei, die deutliche Sympathien für das Modell des BDI auf Ab- schaffung der Gewerbesteuer und Ersetzung durch ein kommunales Zuschlagsrecht auf Einkommensteuer und Körperschaftsteuer zeigt; so beispielsweise Herr Teufel aus Baden-Württemberg. Gestern las ich, dass der Kol- lege Meister erklärt hat – so stand es jedenfalls in der „FAZ“ –, er sei für die Abschaffung der Gewerbesteuer. Dann gibt es die dritte Position, den so genannten dritten Weg – so wurde er in der kommunalpolitischen Zeitschrift der CDU/CSU bezeichnet – des Kollegen Fromme. Man kann über vieles reden; aber Unberechenbarkeit und Ziellosigkeit helfen den Gemeinden nicht weiter. Im Interesse der Kommunen brauchen wir Entscheidungen. e w s w s g c z W m h d w e v z s k h M u b D v s w s s h S v d N 2 l s (C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Was will denn die Kommission von Herrn Eichel?) Die Realisierung der Kommunalfinanzreform braucht ine breite Mehrheit. Die heutige Entscheidung ist ein ichtiges Signal für die Kommunen. In ihrem Interesse ollten wir diesen Weg weitergehen. Das ist heute ein ichtiger Schritt. Wenn die CDU/CSU-Fraktion ihre Po- ition gefunden hat und wir diesen Weg in der Zukunft emeinsam fortsetzen, dann können wir das Ziel errei- hen, eine umfassende Reform der Gemeindefinanzen um 1. Januar 2004 zu beschließen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Der Abgeordnete Bartholomäus Kalb hat jetzt das ort. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Bartholomäus Kalb (CDU/CSU): Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Da- en und Herren! Ich bin sehr froh darüber, dass wir eute die Entscheidung treffen werden, dass die Gemein- en von der Einzahlung in den Fluthilfefonds freigestellt erden. Ich bin froh darüber, dass wir das vermutlich invernehmlich tun werden; schließlich haben Sie sich or ein paar Wochen noch nicht getraut, unserer diesbe- üglichen Forderung und dem von uns vorgelegten Ent- chließungsantrag zuzustimmen, obwohl der Bundes- anzler es vorher angekündigt hatte, nach dem Motto – so at es Karl Valentin einmal zum Ausdruck gebracht –: ögen täten wir schon wollen, bloß dürfen haben wir ns nicht getraut. Es ist auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Pro- leme der Kommunen damit keinesfalls gelöst sind. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Genau! – Bernd Scheelen [SPD]: Vor allen Dingen in Bayern!) er heutige Schritt bestätigt, dass unser Finanzierungs- orschlag aus dem letzten Jahr, gegen den Sie polemi- iert haben, richtig war. Sie haben dann erkannt, zu elch paradoxen Ergebnissen die Umsetzung Ihres Vor- chlages geführt hätte, beispielsweise für die Stadt Pas- au, die als geschädigte Stadt mehr in Fluthilfefonds ätte einzahlen müssen, als sie herausbekommen hätte. ie haben damals behauptet, wir zögen die Verschuldung or und Sie folgten der reinen Lehre. Tatsache ist, dass er Bundesfinanzminister wenige Wochen später einen achtragshaushalt vorlegen musste, der im Ergebnis für 002 eine Erhöhung der Neuverschuldung von 21,1 Mil- iarden Euro auf 32,7 Milliarden Euro vorsah. Das ge- chah nach dem Motto: Vor der Wahl, nach der Wahl. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3403 (A) ) (B) ) Bartholomäus Kalb Es stellt sich auch heraus, dass es ein riesiger Fehler war, die für 2003 vorgesehene Stufe der Steuerreform zu verschieben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Viele konjunkturelle Probleme, die wir jetzt haben, sind darauf zurückzuführen. Die Finanzsituation der Kommunen hat sich drama- tisch verschärft. Der Rückgang der Gewerbesteuerein- nahmen um rund 6 Milliarden Euro ist Ihnen bekannt. Die ungerechtfertigte Erhöhung der Gewerbesteuer- umlage müsste dringend zurückgenommen werden. Pro- fessor Pinkwart hat bereits darauf hingewiesen: Es gibt keinen Grund, die Höhe der Gewerbesteuerumlage auf- rechtzuerhalten. Ich kann das jetzt im Detail nicht aus- führen. Die Gewerbesteuerumlage müsste zurückgeführt werden. Der Bundesrat und die CDU/CSU-Fraktion ha- ben dazu jeweils einen Gesetzentwurf vorgelegt. Den Ländern war Ernst und den Ländern ist Ernst. Herr Kollege Scheelen, Herr Kollege Schild, es ist falsch, zu behaupten, die Länder könnten auf ihren je- weiligen Anteil nun isoliert verzichten. Sie wissen ganz genau, dass Bayern mittlerweile Gott sei Dank ein so ge- nanntes Zahlerland ist und dass der Länderanteil an der Gewerbesteuerumlage in die Berechnung des Länderfi- nanzausgleiches eingeht. Würde man Ihrem Vorschlag folgen, müssten die Länder, jedenfalls die so genannten Zahlerländer, doppelt zahlen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Die Verschuldung der Gemeinden hat sich dramatisch verschärft. Die Präsidentin des Deutschen Städtetages, Oberbürgermeisterin Roth, hat gestern darauf hingewie- sen, dass das Defizit der Städte und Gemeinden in die- sem Jahr wohl annähernd 10 Milliarden Euro erreichen wird. Das bedeutet, dass sich das Defizit innerhalb von zwei Jahren quasi verdoppelt haben wird. Dies ist eine dramatische Entwicklung. Der Bundeskanzler verkündet aber hier, er wolle den Gemeinden und den Städten mit einem Kreditprogramm helfen. Weiß dieser Bundes- kanzler denn nicht, dass wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Städte und Gemeinden nicht mehr in der Lage ist, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, und nicht mehr in der Lage ist, ihre Verwaltungshaushalte ohne Kredite zu finanzieren, weswegen es ihnen ver- wehrt ist, überhaupt noch Kredite aufzunehmen? (Zuruf von der FDP: Nein!) Es spielt dabei keine Rolle, ob gute oder weniger gute Zinskonditionen angeboten werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Ich bin auch im Interesse der Kommunen sehr froh darüber, dass wir zu diesem Ergebnis des Vermittlungs- ausschusses gekommen sind; wir haben heute Morgen darüber abgestimmt. Damit konnte der steuerpolitische Unfug, der mit den Beschlüssen in der Koalitionsverein- barung und mit dem Steuervergünstigungsabbaugesetz angerichtet werden sollte – ich verweise nur auf die Aus- sagen Ihres internen Konkurrenten, des Herrn Gabriel –, v d b i J k k i t w s n i I s u u w u i M F z d s d r a D s d w G s w (C (D on uns erfolgreich verhindert werden. Sie haben mit iesem steuerpolitischen Unfug ganz wesentlich dazu eigetragen, dass Ihre eigenen Prognosen – Sie haben mmer erzählt, im dritten Quartal, im vierten Quartal des ahres 2002 und ganz bestimmt im Jahr 2003 werde es onjunkturell sehr viel besser gehen – nicht eintreffen onnten. Sie versuchen ständig, diejenigen, die bei uns m Lande die Leistung erbringen müssen, die Leistungs- räger, von denen wir erwarten müssen, dass sie die Ent- icklung mit ihrem Hirn anschieben, auf den Kopf zu chlagen. Da wundern Sie sich, warum die Motivation icht da ist, warum die Investitionsbereitschaft nicht da st und warum die Leistungsbereitschaft nicht da ist! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) hre Beschlüsse haben sich ausgewirkt wie ein dramati- cher Bodenfrost über der Konjunktur in Deutschland. Sie schlagen mit Ihrer verfehlten Haushalts-, Finanz- nd Wirtschaftspolitik die Einnahmen auch der Länder nd Gemeinden kaputt. Im Übrigen darf ich darauf hin- eisen, Herr Kollege Schild, dass es die Länder Bayern nd Baden-Württemberg sind, die den höchsten Anteil hres Haushalts an die Kommunen weitergeben; in dem aß ist das in keinem anderen Land in Deutschland der all. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP]) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Herr Kollege Kalb, denken Sie daran, dass die Rede- eit abgelaufen ist. Bartholomäus Kalb (CDU/CSU): Sie ruinieren die Finanzen der Länder und Gemein- en, weisen ihnen die Schuld zu und lassen sie im Regen tehen. Dem müssen wir massiv entgegenwirken. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP] – Horst Schild [SPD]: Indem Sie heute unserem Entwurf zu- stimmen!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Damit schließe ich die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun- esregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände- ung des Gemeindefinanzreformgesetzes. Der Finanz- usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 15/835, den Gesetzentwurf in der Aus- chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Gibt es Gegenstimmen? ibt es Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Der Ge- etzentwurf ist damit in zweiter Beratung angenommen orden. 3404 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte Sie, sich zu erheben, wenn Sie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. – Gibt es Gegenstimmen? – Das ist nicht der Fall. – Gibt es Enthaltungen? – Das ist auch nicht der Fall. Der Gesetz- entwurf ist damit in dritter Lesung ebenfalls einstimmig angenommen worden. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus Riegert, Peter Letzgus, Norbert Barthle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Internationale sportliche Großveranstaltun- gen gleichermaßen fördern – Drucksache 15/544 – Überweisungsvorschlag: Sportausschuss (f) Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Tourismus Haushaltsausschuss Nach interfraktioneller Vereinbarung ist für die Aus- sprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Wider- spruch gibt es nicht. Dann ist das so beschlossen. Das Wort hat zunächst die Abgeordnete Gerlinde Kaupa von der CDU/CSU-Fraktion. (Unruhe) – Die Kollegen sind so charmant, ihre Plätze einzuneh- men. Gerlinde Kaupa (CDU/CSU): Verehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kolle- gen! Sportliche Großveranstaltungen werfen ihre Schat- ten voraus, einmal die Fußball-WM – die haben wir Gott sei Dank schon fest – und zum anderen die Olympischen Spiele, um die wir uns bewerben. Morgen Abend werden wir wissen, wer für Deutschland ins Rennen geht. Förderprogramme, Masseninitiativen, die neu ent- fachte Diskussion um die reguläre und verpflichtende dritte Sportstunde, dies sind nur einige Beispiele für das, was durch die Bewerbung initiiert wurde. Die Sportgroßveranstaltungen WM 2006 und Olym- pia 2012 lösen einen Sportboom aus und die Fußball- vereine bekommen wieder Zulauf. Die Identifizierung mit dem aktiven Sportler ist gerade während und nach solchen Großveranstaltungen enorm hoch. Herausra- gende Erfolge deutscher Spitzensportler motivieren die breite Menge zu sportlicher Betätigung. In den jeweili- gen sportlichen Disziplinen kommt es zu einer Sogwir- kung. Die Spitzensportler nehmen eine Vorbildfunktion ein. Sie begeistern die Menschen, sich selbst sportlich zu be- tätigen und ihre körperlichen Grenzen zu erfahren. Ge- rade für Kinder und Jugendliche ist es schön, zu sagen: Ich will genauso sein wie der, ich will genauso sein wie die. Diese Chance sollte nicht unbeachtet und ungenutzt gelassen werden, denn die jüngste AOK-Studie beweist doch: Unsere Kinder müssen wieder für den Sport be- g F s w b – b F A H F – u V k s e b v n g l i a n u t t p e e S u s c T v d (C (D eistert werden. Nicht Gameboy, Power Rangers und ernsehen sollen die hauptsächliche Nachmittagsbe- chäftigung sein, sondern die körperliche Betätigung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Es ist geradezu besorgniserregend, wenn festgestellt erden muss, dass die körperliche Fitness von Sechs- is 18-Jährigen kontinuierlich schlechter wird. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Steht das alles im Antrag drin? Er- staunlich!) Schauen wir einmal; ich habe ihn zum Nachlesen da- ei. – Dieser Bewegungsmangel zieht gesundheitliche olgeschäden nach sich, die sich häufig erst in höherem lter stark bemerkbar machen: (Bernd Scheelen [SPD]: Wo ist jetzt das steu- erliche Problem?) erz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, ettleibigkeit – um nur einiges zu nennen. (Zuruf von der SPD: Wir reden nicht über einen Präventionsantrag!) Nicht? Aber das gehört mit dazu, denn Spitzensport nd Breitensport gehören zusammen. Wenn wir keine orbilder haben, gibt es auch keine Breitenwirkung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Die positiven Impulse von Sportgroßereignissen – jetzt omme ich zu den von Ihnen geforderten Aussagen – müs- en präventiv genutzt werden. Die Prävention muss als ine starke Säule deutscher Gesundheitspolitik aufge- aut werden, denn Sport erfüllt alle Kriterien einer Prä- entionsmaßnahme. Nachdem wir bisher diese Säule och nicht aufgebaut haben, muss hier jede Gelegenheit enutzt werden, um das anzusprechen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Spitzensport, sport- iche Großveranstaltungen und Breitensport – das habe ch eben gesagt – gehören zusammen und sind deshalb lle sehr wichtig. Nur wenn der Breitensport funktio- iert, der Nachwuchs gefördert wird, Talente gesichtet nd erkannt werden, kann der deutsche Spitzensport in- ernational erfolgreich sein. Nennenswert ist die enorme Begeisterung und posi- ive Einstellung, die von der Bewerbung für die Olym- ischen Spiele 2012 ausgeht. Die Aufbruchstimmung ist norm. Alle sind Feuer und Flamme für dieses Großer- ignis. Allein in Hessen wurden in Vorbereitung der piele 22 neue hauptamtliche Trainerstellen geschaffen nd für den Sportnachwuchs 2,5 Millionen Euro – das ind 10 Prozent mehr als 2002 – veranschlagt. Das Glei- he gilt für den Freistaat Sachsen. Auch hier wird in die rainerstellen investiert und die dritte Sportstunde ist erpflichtend. Das sind Investitionen in Nachwuchsför- erung im Hinblick auf ein Sportgroßereignis. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3405 (A) ) (B) ) Gerlinde Kaupa Auch die Entwicklung der Sportinfrastruktur hat eine herausragende Stellung und darf nicht vergessen werden. Jede für den Spitzensport bzw. für Sportgroßveranstal- tungen erbaute Sportstätte steht auch dem Breitensport zur Verfügung. Auch wenn die neu gebauten Sportstät- ten dem Breitensport zur Verfügung stehen, dürfen die Haushaltsmittel für den Breitensport nicht zugunsten an- derer Förderprojekte reduziert werden. Großveranstal- tungen werfen Gewinne ab und sind von volkswirt- schaftlichem Nutzen. So würden die Olympischen Spiele 2012 für Deutschland ein zusätzliches Bruttoinlandspro- dukt von 9,4 Milliarden Euro, Steuermehreinnahmen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro und umgerechnet 46 600 Vollzeitarbeitsplätze bringen. Dies zeigt, dass wir mit internationalen sportlichen Großveranstaltungen mehr gewinnen können, als es uns kostet. Diese Mehr- einnahmen müssen voll und ganz dem Sport zugute kommen. Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen muss es sein, den Sport in all seinen Facetten zu fördern und nicht zu hemmen. (Zuruf von der SPD: Machen wir doch!) – Das kann aber noch besser werden. Ich denke mir, wir sind uns hier im Hause alle einig, dass Deutschland internationale Sportveranstaltungen ins Land holen soll und muss. Es gibt nämlich viel Konkur- renz und viele Mitbewerber. Daher muss es internationale, absehbare und vorher bekannt gegebene Richtlinien für solche Veranstaltungen geben. Die Austragungsländer müssen gleiche Ausgangsvoraussetzungen haben. Es kann nicht sein, dass in anderen Staaten oft günstigere Rahmenbedingungen gelten. Dies benachteiligt Deutsch- land beim Heranholen von Sportmeetings. Bei uns gilt ein engeres, strengeres und ungünstigeres Regelwerk als anderswo. Ich fordere daher die Bundesregierung auf – wenn sie es sowieso tut, ist es ja umso besser –, sich für international verbindliche, einheitliche und einfachere Standards einzusetzen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Unsere ausufernde Bürokratie und unser Steuersys- tem dürfen nicht zu einer Benachteiligung des Sports führen. Innerhalb ihrer Finanzbefugnisse muss die Bun- desregierung alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, die der Austragung internationaler Sportwettkämpfe die- nen. Die dafür im Sportetat eingestellten 700 000 Euro sind ihren Einsatz wert und müssen in dieser Höhe wei- terhin bestehen bleiben. Unser Kollege Fritz Rudolf Körper – heute früh war er da – hat im vergangenen November betont, dass die Regierung nach besten Kräften versuchen werde, die Einwerbung und Durchführung von Sportgroßveranstal- tungen zu unterstützen. Ich nehme ihn beim Wort und vertraue auf ihn. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD) h D K k S g w F li D d s m n g r S in la f im u g W s b m b L d g f w h g d b A (C (D Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Frau Kollegin, das war Ihre erste Rede in diesem Ho- en Haus. Dazu gratuliere ich Ihnen im Namen von allen. (Beifall) Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Reinhold Hemker. Reinhold Hemker (SPD): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! as, was im Antrag der Union festgestellt wird – auch die ollegin Kaupa hat das im Grunde nicht weiter ergänzen önnen –, ist wiederholt, teilweise wortgleich, in den portberichten früherer Regierungen und auch der jetzi- en Regierung, so noch im 10. Sportbericht, festgestellt orden. Der Antrag ist für mich so gesehen besonders im eststellungsteil eine Ansammlung von Selbstverständ- chkeiten, die im Grunde nichts Neues enthalten. (Detlef Parr [FDP]: Das gilt für manche Amts- träger der SPD aber auch!) as gilt auch für die immer wiederholte Falschmeldung, er Bund habe die Investitionen beim Spitzensport mas- iv gekürzt. (Dagmar Freitag [SPD]: So ein Unsinn! – Ge- genruf des Abg. Klaus Riegert [CDU/CSU]: Natürlich stimmt das!) Natürlich sind sich heute alle Diskutanten einig: Es uss alles getan werden, damit in Deutschland – und icht nur in Deutschland – bedeutsame Sportveranstaltun- en durchgeführt werden. Allerdings weise ich auch da- auf hin, dass die im vorliegenden Antrag und in früheren portberichten genannten Ziele nicht in erster Linie über ternationale sportliche Großveranstaltungen in Deutsch- nd nach der Zusage von Steuernachlässen erfolgen dür- en – in diese Richtung geht der Antrag –; vielmehr muss internationalen Miteinander für Weltmeisterschaften nd Olympische Spiele ein Konsens mit weniger privile- ierten Ländern erreicht werden, die bei weitem nicht die irtschaftskraft wie Deutschland besitzen. Der Sport und somit auch internationale Großveran- taltungen stellen eine Komponente der internationalen, ilateralen und auch projektpartnerschaftlichen Zusam- enarbeit und der Entwicklungszusammenarbeit dar. Ich etone, dass wir hier eigentlich keinen Wettbewerb der änder haben wollen. Sie sollen sich nicht gegeneinan- er ausspielen. Für uns zählt, dass unter fairen Bedin- ungen verhandelt wird. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP) Im Übrigen würde ich bei einem solchen Antrag nicht eststellen – was auch schlicht eine falsche Behauptung äre –, dass der Bund wegen seiner angespannten Haus- altslage die Investitionen beim Spitzensport massiv ekürzt habe. In der Zeit, als die CDU/CSU sich noch in er Regierungsverantwortung befand, sanken die Ausga- en auf 242 Millionen DM, von 1998 bis 2001 sind die usgaben auf 377 Millionen DM gestiegen. (Lachen des Abg. Klaus Riegert [CDU/CSU]) 3406 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Reinhold Hemker Auch in den schwierigen Jahren 2002 und 2003, lieber Klaus Riegert, liegt die Förderung trotz Haushaltskonso- lidierung nicht niedriger als zum Ende der Regierungs- zeit von CDU/CSU und, lieber Detlef Parr, leider auch FDP. Die Kürzungen bewegen sich im Rahmen der Haus- haltskonsolidierungen, die wohl unbestritten nötig sind. Zumindest meine Gespräche mit Vertretern des Sports haben immer wieder gezeigt, dass Bereitschaft zur Un- terstützung der Konsolidierungsbemühungen besteht. Übrigens hat der DSB im August 2002 Hans Eichel aus- drücklich wegen der steuerlichen Erleichterungen in der Vereinslandschaft und der beruflichen Absicherung der Spitzensportler gelobt. (Beifall bei der SPD) Ich gehe davon aus, dass der Kollege Grasedieck auf diesen Punkt noch näher eingehen wird. Liebe Kolleginnen und Kollegen, insbesondere im Bereich des Profisports – da schreitet die Professionali- sierung, die Sie ansprechen, besonders voran – wird Geld in einem Umfang verdient, wie es in anderen Be- reichen der Gesellschaft nicht der Fall ist. Auch darauf muss man hinweisen. Außerdem ist längst noch nicht die Mehrheit der gut verdienenden Spitzensportler in den Kreis derjenigen eingetreten, die die Stiftung „Deutsche Sporthilfe“ nachhaltig unterstützen. Auch da gibt es noch einen Nachholbedarf. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich freue mich, dass in dem CDU/CSU-Antrag so- wohl im Feststellungs- wie auch im Forderungsteil – das ist ein wichtiger Punkt in Ihrem Antrag – die Umgangs- weise mit der Abhängigmachung der Vergabe interna- tionaler Sportgroßveranstaltungen von Steuerbefrei- ung oder von Steuernachlässen problematisiert wird. Dieses werden Sie gewusst haben, als Sie Ihren Antrag formuliert haben; denn ich gehe davon aus, dass Sie Ihr Ohr am Volke bzw. in der Sportministerkonferenz vom 28. und 29. November 2002 gehabt haben. Damals stand das Thema „Besteuerung internationaler Sportveranstal- tungen und -verbände“ auf der Tagesordnung. Vor dem Hintergrund der Ausrichtung der Fußball-WM 2006, der Bewerbung Deutschlands für die Olympischen Spiele 2012 sowie anderer bedeutender internationaler Sportver- anstaltungen in Deutschland wies die Sportministerkon- ferenz auf die Erschwernisse hin, die aus der Vorgabe der §§ 50 Abs. 7 und 50 a Abs. 4 des Einkommensteuerge- setzes resultieren. Man muss an Folgendes erinnern: Schon anlässlich dieser Konferenz wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Nachteile für Sportvereine und -verbände bei inter- nationalen Sportbegegnungen in Deutschland, bei Ent- scheidungen über die Vergabe großer internationaler Sportveranstaltungen sowie bei der Durchführung von Treffen internationaler Sportorganisationen in Deutsch- land die Folge sein könnten. Der Beschluss der damali- gen Sportministerkonferenz war eindeutig: Die Finanz- ministerkonferenz, das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium des Innern werden dazu ein- l g b H d s n s D c o E b b s e n W g t l s w f G c E s d d t a m E g m b Z a g d A d d S i g ü n (C (D aden, eine Arbeitsgruppe einzurichten. Diese Arbeits- ruppe hat ihre Arbeit aufgenommen. Ein Ergebnis wird ald vorgelegt werden. Ich vermute, lieber Klaus Riegert, dass Sie vor dem intergrund Ihrer Kenntnis der damaligen Gespräche in ieser Konferenz den Brief vom 4. Dezember 2002 ge- chrieben haben, in dem Sie einen Bericht des Finanzmi- isters über die Auswirkungen der schon genannten Vor- chriften im Einkommensteuergesetz gefordert haben. er Sachverhalt ist relativ einfach: Es geht im Wesentli- hen darum, die Einkommensteuer zum Teil zu erlassen der einen Pauschalbetrag festzusetzen. Ich bin auf das rgebnis der Arbeitsgruppe sehr gespannt. Mit dem vorliegenden Antrag wird im Grunde die Ar- eit der Sportministerkonferenz und der Auftrag der Ar- eitsgruppe, dem die Vertreter aller Bundesländer zuge- timmt haben, infrage gestellt. Warum warten Sie igentlich das Ergebnis nicht ab? Warum begleiten Sie icht einen vertrauensfördernden Diskussionsprozess? arum muss der Antrag ausgerechnet während des ge- enwärtigen Prozesses der Bewerbung um die Ausrich- ung der Olympischen Sommerspiele 2012 in Deutsch- and zur Sprache kommen? Ich bin der Meinung, dass es ich zu diesem Zeitpunkt um ein falsches Signal handelt. (Dagmar Freitag [SPD]: Ganz genau!) Im Übrigen muss darauf hingewiesen werden, dass ir für die Arbeit der Polizei und der Hilfswerke sowie ür die gesundheitliche Betreuung im Rahmen solcher roßveranstaltungen Geld, nämlich Steuergeld, brau- hen. (Gerlinde Kaupa [CDU/CSU]: Bei Demonstra- tionen braucht man es auch!) s werden ja nicht alle notwendigen Mittel durch Spon- oren aufgebracht, denen ich in diesem Zusammenhang anken will. Ich gehe davon aus, dass der internationalen Sportför- erung eine besondere Rolle bei der Bildung von Ver- rauen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und nderen Ländern, besonders in Europa, zukommt. Denn it dem deutschen Sport werden international auf allen benen und in allen Bereichen sehr positive Vorstellun- en verbunden. Es muss natürlich ein Unterschied ge- acht werden zwischen Veranstaltungen in Bereichen, ei denen über Werbeeinnahmen, Lizenzverträge und uschauereinnahmen viel Geld verdient wird, und Ver- nstaltungen im Bereich der meistens sehr wertvollen so enannten Randsportarten, bei denen oft nicht annähernd ie Einnahmen erzielt werden, die ausreichen, um die usgaben zu decken. Ich möchte auf eine weitere Forderung in dem Antrag er Union zu sprechen kommen. Ich gehe davon aus, ass Ihre Forderung, die Erlöse aus dem Verkauf von ondermünzen oder Sonderbriefmarken aus Anlass nternationaler sportlicher Großveranstaltungen dem ei- entlichen Verwendungszweck zuzuführen und erst berschüssige Erlöse beim Sport verbleiben zu lassen, icht so ernst gemeint ist. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3407 (A) ) (B) ) Reinhold Hemker (Bernd Heynemann [CDU/CSU]: Das ist unserer Ernst!) Ich weise darauf hin, dass bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City von 35 Medaillengewinnern aus Deutschland 32 von der Stiftung „Deutsche Sporthilfe“ gefördert wurden. Meine Fraktion und ich möchten nicht, dass auf irgendeine Art und Weise Erlöse für die Stiftung „Deutsche Sporthilfe“ anders verwandt werden, schon gar nicht für die Finanzierung dieser von mir er- wähnten Großveranstaltungen. (Klaus Riegert [CDU/CSU]: Das habt ihr aber im Ausschuss bei der Briefmarke nicht ge- sagt!) – Natürlich haben wir das gesagt. Lieber Klaus Riegert, wir haben sogar im Zusammenhang mit Gesprächen mit der Stiftung „Deutsche Sporthilfe“ festgestellt: Wir müs- sen alle Kampagnen für die Deutsche Sporthilfe unter- stützen. Dazu gehört natürlich auch, dass wir uns dafür einsetzen, dass die Erlöse aus dem Verkauf von Sonder- münzen und Sonderbriefmarken entsprechend verwandt werden. Das ist überhaupt keine Frage. (Beifall bei der SPD) Liebe Kolleginnen und Kollegen, von daher gesehen gehe ich davon aus: Wir werden im Ausschuss eine sach- liche und fachliche Diskussion über den Antrag führen. Wir werden über die Vorschläge noch einmal diskutie- ren. Ich habe deutlich gemacht, in welche Richtung un- sere Argumente gehen. Ich hoffe, lieber Klaus Riegert, dass diese Diskussion dann ins Detail geht, und zwar möglichst unter Einbeziehung des Ergebnisses der Ar- beitsgruppe, die einvernehmlich eingesetzt worden ist. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Es spricht jetzt der Abgeordnete Detlef Parr. Detlef Parr (FDP): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Kommerzialisierung des Sports wächst und wächst. Des- wegen stellt sich bezüglich der Durchführung internatio- naler Großveranstaltungen zu Recht die Frage nach dem Verhältnis von wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit der Sportorganisationen auf der einen Seite und der Notwen- digkeit staatlicher Unterstützung auf der anderen Seite. Wir sind uns einig, dass Olympische Spiele sowie Welt- und Europameisterschaften sowohl für das Bild Deutschlands im Ausland von hoher Bedeutung sind als auch für die Veranstalterregionen erheblichen Nutzen – auch materiellen – bringen. Deshalb findet ja zurzeit ein sehr starker Wettbewerb unter fünf Bewerberstädten um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012 statt. Er wird morgen hoffentlich zu einem guten Ergeb- nis führen. Für den internationalen Wettbewerb in die- sem Zusammenhang müssen wir – das wurde bereits von dieser Stelle aus gesagt – alle Kräfte in unserem Land b s t U V e d l V G U g „ a m l t D s t D d f b e i b k z s A g r Z s S z n n b n V s l V h Z u h T d (C (D ündeln und bis zum Sommer 2005 unsere Ausgangspo- ition Zug um Zug verbessern, um den Zuschlag des In- ernationalen Olympischen Komitees zu bekommen. Die FDP unterstützt den vorliegenden Antrag der nion, weil er berechtigterweise die immer ungeniertere ergabepraxis bei internationalen sportlichen Groß- reignissen kritisch beleuchtet. Es ist richtig, dass vor em Hintergrund stetig wachsender Anforderungen vie- er Sportorganisationen auf internationaler Ebene der ersuch gestartet werden muss, diese Entwicklung in renzen zu halten. Die Begehrlichkeiten dürfen nicht ins ferlose bedient werden. Der Hang zur Perfektion muss ebremst werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Immer höher, immer schneller, immer weiter“ ist ein kzeptiertes Leitmotiv der Aktiven. „Immer größer, im- er aufwendiger, immer luxuriöser“ auf des Steuerzah- ers Kosten darf nicht zum selbstverständlichen Leitmo- iv der Veranstalter sportlicher Großereignisse werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD) ie im Antrag gestellten Forderungen nach einer Be- chränkung auf das Notwendige und die Erweiterung na- ionaler Gestaltungsspielräume unterstützen wir gerne. as IOC scheint sich schon auf diesen Pfad zu begeben. Diese neue Bescheidenheit ist umso wichtiger vor em Hintergrund der aktuellen Kürzungen der Mittel ür die Sportförderung im Spitzen- und Breitensport- ereich auf vielen politischen Ebenen. Wenn Sportver- ine daraufhin verstärkte Anstrengungen unternehmen, hre Einnahmeseite zu verbessern, und dafür steuerlich elastet werden, dürfen wir auf der anderen Seite zu- ünftig nicht mehr leichtfertig auf Steuereinnahmen ver- ichten. Dass wir das nicht im nationalen Alleingang chaffen können, ist klar und kommt im vorliegenden ntrag zum Ausdruck. Einem anderen Alleingang mit für die Sportvereine efährlichen steuerrechtlichen Tendenzen müssen wir echtzeitig entgegentreten; lassen Sie mich das in diesem usammenhang ganz kurz erwähnen. Die EU-Kommis- ion beabsichtigt offenbar, die Einnahmen aus von portvereinen betriebenen Fitnesszentren voll der Steuer u unterwerfen. Überschüsse aus diesen Einnahmen die- en aber meistens der Finanzierung von weniger stark achgefragten Sportarten, die für die Vielfalt des Ange- ots der Vereine von Bedeutung sind und ansonsten icht angeboten werden könnten. Diese Betätigung der ereine sollte deshalb keinesfalls als Kommerz einge- tuft werden und nicht zu steuerrechtlichen Folgen zu- asten der Vereine führen. Zurück zum Antrag und dem Thema Erlöse aus dem erkauf von Sondermünzen; Kollege Reinhold Hemker at das bereits angesprochen. Die Diskussion darüber im usammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft 2006 nd die Verwendung für das kulturelle Rahmenprogramm at Wellen geschlagen, weil es an der erforderlichen ransparenz gefehlt hat. Die Kommunikation zwischen em Organisationskomitee und dem Sportausschuss ließ 3408 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Detlef Parr zu wünschen übrig, im Übrigen auch die Kommunikation zwischen Bundesregierung und Sportausschuss. Es gibt eine interministerielle Arbeitsgruppe, die offensichtlich durchgängig vom OK informiert wird. Diese Informatio- nen kommen aber nicht im Sportausschuss an. Das hat un- nötig Raum für Spekulationen geboten. Meine Damen und Herren, die großen Verdienste des Deutschen Fußballbundes, die Weltmeisterschaften in unser Land zu holen, sind unbestritten. Das gilt auch für das finanzielle Engagement des DFB. Gewiss haben auch viele persönliche Kontakte erheblich zum Bewer- bungserfolg beigetragen. Wenn aber in Bezug auf die Organisation des kulturellen Rahmenprogramms und die hierfür zu verwendenden öffentlichen Mittel nach und nach Ungereimtheiten auftauchen, sind klärende Fragen aus der Mitte des Sportausschusses eine Selbstverständ- lichkeit. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD) Hier geht es weniger um Kontrolle als um Offenle- gung und damit Transparenz von Beziehungsgeflechten. Heide Ecker-Rosendahl und Michael Groß verzichten morgen in München aus Befangenheit auf ihr Stimm- recht bei der Wahl der Olympia-Bewerberstadt. Das ist für die beiden Vertrauenssache. Neutralität bei der Ab- stimmung und Teilnahme schließen sich nach ihrem Selbstverständnis aus. Um Vertrauen geht es auch beim zukünftigen Zusam- menwirken zwischen OK, Bundesregierung und Par- lament. Deswegen müssen wir mehr miteinander reden, und zwar nicht inquisitorisch, Herr Rauen – Kontrolle und Inquisition wollen wir nicht –, aber offen. Wie es der Antrag der CDU/CSU vorsieht, sollen überschüssige Erlöse beim Sport verbleiben und im Ein- vernehmen mit dem Sportausschuss Verwendung finden. Dabei geht es nicht darum, ob wir das Geld bei der Stif- tung Deutsche Sporthilfe oder woanders unterbringen wollen. Das Geld soll beim Sport verbleiben. Das steht im Antrag und das kann man nur unterstützen. Das ist eine richtige Anregung für die weiteren Ausschussbera- tungen, auf die ich mich freue. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Winne Hermann. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir dis- kutieren heute über sportliche Großveranstaltungen, ob- wohl ich mir bei Ihrer Rede, Frau Kaupa, nicht ganz si- cher war, ob das wirklich das Thema ist. (Gerlinde Kaupa [CDU/CSU]: Ich habe gewusst, was ich sage!) Eigentlich ist es das Thema des Antrages und wir disku- tieren es im Vorfeld einer wichtigen Entscheidung, näm- li w a D w p a s a s 2 r B w J g Z r a ta d d s g v m e w F B h k e d tu m – d m is F h w v g k v (C (D ch der Entscheidung über die deutsche Olympia-Be- erberstadt 2012. Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, uch einmal zu sagen, dass die Art und Weise, wie in eutschland die richtige Bewerberstadt gefunden wird, eltweit einmalig ist. Es gibt ein wirklich faires und trans- arentes Verfahren. Ich begrüße das für meine Fraktion ußerordentlich. Wir freuen uns, wenn morgen die Ent- cheidung fällt, und hoffen, dass dann das ganze Haus un- bhängig von regionalen Patriotismen für diese Bewerber- tadt steht und kämpft, damit dann tatsächlich im Jahre 012 die Olympischen Spiele nach Deutschland kommen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Reinhold Hemker [SPD]: Das habe ich auch einmal gehofft!) Nun zur eigentlichen Frage des Antrages, der Förde- ung internationaler sportlicher Großveranstaltungen. ei der Bearbeitung des Themas muss man ein Stück eit die Geschichte der Sportentwicklung der letzten ahre und die Entwicklung von Sportgroßveranstaltun- en kritisch beleuchten. Das war wohl auch in etwa das iel Ihres Antrages. Aus meiner Sicht ist festzustellen: In den letzten Jah- en ist es immer häufiger dazu gekommen, dass die Ver- nstalter, also die internationalen Organisationen, quali- tiv und quantitativ immer höhere Anforderungen an ie Bewerber stellen. Die Pflichtenhefte werden immer icker, in denen steht, was alles zu tun und auf jeden Fall icherzustellen ist. Die Sicherheitsvorkehrungen sind an- esichts internationaler Unsicherheiten und der Gefahr on terroristischen Anschlägen gewachsen. Bei Wettkampfstätten und bei der Zahl der Teilneh- er gibt es ständige Erweiterungen. Auch das führt letzt- ndlich zu immer komplizierteren Verfahren. Schließlich ird inzwischen selbstverständlich – wie etwa bei der ußballweltmeisterschaft – ein umfassendes kulturelles egleitprogramm erwartet. Fazit: Es gibt eine Tendenz zum Gigantischen und das alte ich für durchaus problematisch. Das hat Auswir- ungen für die Verbände, die sich für eine Bewerbung insetzen wollen, es hat Auswirkungen für die Länder, ie sich bewerben wollen, weil dadurch die Veranstal- ngen immer teurer werden und sich deswegen nicht ehr alle Länder solche Veranstaltung leisten können. Gerade weil wir von diesen Auswirkungen wissen übrigens vor allem auch auf die öffentliche Hand, weil ie öffentliche Hand immer mehr investieren muss, da- it ein Wettbewerb im Lande überhaupt erst möglich t –, halte ich es schon für berechtigt, die ernsthafte rage zu stellen: Ist es dann angemessen, den Sport, das eißt die Veranstalter steuerlich zu befreien? Schließlich erden im Sport auch üppige Geschäfte gemacht. Viele erdienen gut dabei. Ist es deswegen nicht nur fair, zu sa- en, dass sich dann der Sport auch fair am Steuerauf- ommen beteiligen muss? Er profitiert natürlich auch on den steuerfinanzierten Infrastrukturmaßnahmen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3409 (A) ) (B) ) Winfried Hermann Es ist doch mehr als fair, bevor wir eine Entscheidung treffen, danach zu fragen, wie viel Steuereinnahmen ver- loren gehen, welche Gewinne es gibt und wie es in ande- ren Ländern aussieht. Wenn wir über die steuerlichen Rahmenbedingungen reden, sollten wir auch die Bewerbungsverfahren the- matisieren; das ist von Ihnen schon kurz angesprochen worden. Die Vergabemodalitäten etwa für die Austra- gung von Olympischen Spielen haben in den letzten Jah- ren offenkundig gemacht, dass die Zustände skandalös sind. Das Vorgehen der Vertreter von Salt Lake City hat das Internationale Olympische Komitee in eine tiefe Krise gestürzt, weil erkennbar wurde, dass Teile des Ko- mitees bestechlich waren. Bewerberstädte haben offen- sichtlich große Summen an Schmiergeldern eingesetzt, um siegreich zu sein. Das war skandalös. Ich bin froh, dass das IOC diesen Vorfall aufgearbeitet hat, ihn zum Anlass genommen hat, das Komitee zu demokratisieren und das Vergabeverfahren transparenter und die Regeln für die Entscheider schärfer zu machen. Es hat damit den Versuch unternommen, so etwas zukünftig zu verhin- dern. (Klaus Riegert [CDU/CSU]: Sie sind weit weg von unserem Antrag!) – Wir reden doch über Großveranstaltungen und darüber, was die Voraussetzungen dafür sind, dass eine Veranstal- tung an einem bestimmten Ort stattfindet. Dabei darf man sich nicht nur auf Steuerfragen konzentrieren. Ich werfe Ihnen vor, dass Sie sich in Ihrem Antrag einseitig auf wenige Fragen konzentrieren, die meines Erachtens zwar wichtig sind, aber nicht die einzigen wichtigen Fra- gen sind. Wir müssen festhalten – das ist ein bedeutsamer Punkt –, dass sportliche Großveranstaltungen nicht per se gemein- nützig sind, sondern dass mit ihnen große Geschäfte zu ma- chen sind. Sie sind durchaus großen Kulturveranstaltungen gleichzustellen, die auch nicht von vornherein als gemein- nützig eingestuft werden und steuerbefreit sind. Wichtig ist aber auch, festzustellen, dass es nicht vor- kommen darf, dass im Sportbereich, der global organi- siert ist, die Nationalstaaten gegeneinander ausgespielt werden, dass Steuerdumping betrieben wird und den Staaten gedroht wird, mit Veranstaltungen nur dorthin zu gehen, wo sie von der Steuer befreit werden. Die Natio- nalstaaten sind dann am Ende auch noch so blöd und las- sen sich darauf ein. Ich finde, dass aufgrund der globalen Organisation des Sports eine internationale Absprache der Nationalstaaten erfolgen muss, die zu fairen Bedin- gungen führt und die dann alle Staaten bindet, damit kein Steuerdumping mehr stattfindet. (Zuruf von der SPD: Das ist der Punkt!) – Das stimmt; das ist der Punkt. Dieses Element finde ich übrigens auch in Ihrem Antrag, Herr Riegert. Sie ha- ben vorhin gefragt, ob ich bei meiner Rede wie der SPD- Kollege herumeiern würde. Nein, ich eiere nicht herum. Aber Ihr Antrag eiert etwas: Auf der einen Seite liebäu- geln Sie mit dem Gedanken der Steuerbefreiung. Auf der anderen Seite sagen Sie darin aus, dass das eigentlich in z b g s d K k d g n g g M F i D w K d d i d l F s t d z f – c d P s b u t D g m G d (C (D ternational einheitlich geregelt sein müsste. Diesen weiten Teil Ihres Antrags teile ich sehr wohl. Wenn man sich ansieht, welche internationalen Wett- ewerbe in den letzten Jahren nicht nach Deutschland ekommen sind – ich nenne nur die Handballweltmeister- chaft oder die Leichtathletikweltmeisterschaft für 2005 –, ann muss man feststellen, dass offensichtlich andere riterien dazu geführt haben. Die Steuerbefreiung hat eine Rolle gespielt. Hier ist der Hinweis angebracht, ass Ihr Antrag in diesem Punkt in die falsche Richtung eht, zumindest aber das Problem nicht trifft. Sie haben in diesem Antrag – das muss ich anerken- en – Ihre Finanzwundertüten nicht in dem Ausmaß auf- emacht, wie Sie das in der letzten Periode des Öfteren emacht haben. (Detlef Parr [FDP]: Nehmen Sie mal Ihre An- träge aus der Zeit, als die Grünen in der Oppo- sition waren!) an hat wirklich das Gefühl, dass dieser Antrag mit den inanzpolitikern Ihrer Fraktion abgesprochen worden st. Sie sind sehr viel zurückhaltender als in öffentlichen ebatten früher. Merkwürdig ist allerdings – das muss ich Ihnen so ie der Kollege Hemker sagen –, dass Sie nicht zur enntnis nehmen, dass es inzwischen eine Absprache er Ländersportminister gibt und einen Arbeitskreis, essen Mitglieder sich verständigen wollen. Merkwürdig st auch, dass Sie an dieser Stelle wieder so tun, als wäre ie Bundesregierung für alles zuständig und verantwort- ich. So ist es nicht. Die Steuerbefreiung, die für die ußballweltmeisterschaft fraktionsübergreifend be- chlossen worden ist, ist nicht vom Deutschen Bundes- ag oder der Bundesregierung beschlossen worden, son- ern von dem kompetenten Gremium, das dafür uständig ist, nämlich von der Länderfinanzministerkon- erenz in Absprache mit dem Bundesfinanzminister. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dagmar Freitag [SPD]: Ge- nauso war es!) So war es. Was folgt daraus? Wenn Sie eine ehrliche Politik ma- hen möchten, dann müssen Sie auf die Ebene des Bun- esrates gehen und Ihre Mehrheiten entsprechend Ihrer osition sichern; denn sonst gibt es im Bundestag in die- er Frage nur Schauspiele und keine ehrlichen Debatten- eiträge. Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss nd ziehe ein Fazit. Eine Debatte über das Pro und Kon- ra der Besteuerung von Großveranstaltungen ist keine ebatte über das Pro und Kontra von Großveranstaltun- en. Die Frage muss vielmehr lauten, wie wir steuerlich it Großveranstaltungen umgehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) roßveranstaltungen im Bereich von Sport und Kultur, urch die große Umsätze gemacht und Gewinne erzielt 3410 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Winfried Hermann werden, sollte man aus meiner Sicht nicht generell steu- erfrei stellen. (Zuruf von der SPD: Sie müssen zahlen!) Stattdessen plädiere ich sehr dafür, politisch, ökono- misch und steuerrechtlich zu überprüfen, ob im Einzel- fall sinnvollerweise Ausnahmen zu machen sind. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Herr Kollege, Sie wollten zum Schluss kommen. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich komme zum Schluss. – Ich sage gleich dazu: Die- ses Prinzip, dass fair miteinander umgegangen werden muss, soll natürlich auch für die kleinen Organisationen und Verbände und nicht nur für die großen und reichen gelten. Mein letztes Wort: Bei der Förderung von Großveran- staltungen geht es um mehr als nur um eine Steuerfrage. Wenn wir Großveranstaltungen nach Deutschland holen wollen, müssen wir zeigen, dass wir gastfreundlich und sportlich sind. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort für seine erste Rede im Deutschen Bundes- tag hat jetzt der Abgeordnete Bernd Heynemann. (Beifall bei der CDU/CSU) Bernd Heynemann (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit einigen Wochen diskutieren wir über den Haushalt und damit auch über das so genannte Steuer- vergünstigungsabbaugesetz, das gestern im Vermitt- lungsausschuss aufgrund unserer Einsprüche entschärft wurde. Vergünstigungen, besonders bei der Steuer, müs- sen durchaus auf den Prüfstand gestellt werden. Welche nachhaltigen Auswirkungen hat dies aber? Diese Frage ist zu stellen. Im Bereich des Sports und der Durchfüh- rung von sportlichen Großveranstaltungen gibt es hierzu Diskussionsbedarf. Wir als CDU/CSU-Fraktion haben mit unserem An- trag zur Förderung von internationalen Großveranstal- tungen nicht nur wenige telegene Sportarten im Blick, sondern wollen das gesamte Spektrum der Sportarten be- trachtet wissen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP]) Wir wollen, dass die wirtschaftlichen, regionalen, touris- tischen, imagebildenden und sportspezifischen Aspekte im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Die Gleichbe- handlung aller Sportarten beinhaltet auch ein Bekenntnis zur gesamten Palette des Sports, kurzum zur olympi- schen Idee und nicht nur zu Prestige und Kommerz. b e d M t D P O B W f E d n t I W a u J k t a n s t i d d S I S g s s n n g l f S s s b n r s ß (C (D Meine sehr verehrten Damen und Herren, besonders ei internationalen Großereignissen gibt es eine – das ist in neuer Begriff – Nachhaltigkeit der Sportstätten und er gesamten Infrastruktur. Denken wir dabei an ünchen 1972. Eine ganze Region profitiert infrastruk- urell noch heute von den Olympischen Spielen. (Zuruf von der CDU/CSU: Genau!) iese Nachhaltigkeit wird auch von dem neuen IOC- räsidenten Jacques Rogge bei der Bewerbung für die lympischen Spiele 2012 gefordert. Alle fünf deutschen ewerber haben dementsprechende Konzepte vorgelegt. ir sind gespannt, welche Entscheidung morgen getrof- en wird. Deshalb muss der Staat auch bei seinen steuerlichen ntscheidungen langfristig denken und diese Events för- ern. Es sollte dabei aber nicht nur um lukrative Ereig- isse gehen, die natürlich auch eine politische Bedeu- ung haben und die für die eigenen Zwecke und nteressen genutzt werden, so wie Sie es jetzt mit der M 2006 praktizieren. Der Spitzenbereich vieler Sport- rten wird stark von kommerziellem Handeln geleitet nd in den Medien fokussiert. Sportarten, die vor zehn ahren noch als nicht medial und damit auch als nicht ommerzialisierbar eingestuft wurden, sind heute Quo- enhits, zum Beispiel Bobfahren, Skispringen, Golf, Tri- thlon und andere Sportarten mehr. (Dr. Peter Danckert [SPD]: Biathlon!) Wenn ein Großereignis mit internationalen Dimensio- en nach Deutschland kommt bzw. kommen könnte, so ollten die Verantwortlichen nicht zuerst nach den Kos- en, sondern nach dem Nutzen fragen. Dieser ist nicht mmer in Euro und Cent zu berechnen. Meine Damen und Herren von Rot-Grün, deshalb for- ere ich Sie auf: Suchen Sie sich nicht nur die Rosinen er Steuerförderung aus dem großen internationalen portkuchen heraus, sondern nehmen Sie das Stück, das hnen angeboten wird! Herr Hermann, nur so schaffen ie ein Umfeld, in dem es auch internationalen Sportor- anisationen eine Überlegung wert zu sein scheint, ob ie sich in Deutschland niederlassen werden. Wirt- chaftspolitik – sprich: Ansiedlungspolitik – funktioniert icht anders. Reden Sie also nicht nur darüber, wie es icht geht, sondern reden Sie darüber, wie wir diese Auf- abe anpacken und lösen können! (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Parr [FDP]) Internationale Großveranstaltungen kommen natür- ich nur nach Deutschland, wenn es hier auch einen gut unktionierenden Spitzensport in den verschiedensten portarten gibt. Ich sagte es bereits: Viele Sportarten ind stark kommerzialisiert; doch international können ie nur konkurrieren, wenn in ihnen wirtschaftlich gear- eitet werden kann. Nur dann ist die Teilnahme am inter- ationalen Spielbetrieb möglich. Wir, die CDU/CSU-Fraktion, hatten die Bundesregie- ung im Februar dieses Jahres gefragt, wie sie zum Bei- piel die steuerliche Behandlung von VIP-Logen in gro- en Arenen regeln will. Die Antwort ist nicht befriedigend. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3411 (A) ) (B) ) Bernd Heynemann Wird im Rahmen einer verdeckten Steuererhöhung die Ab- zugsfähigkeit gestrichen, so bedeutet das für viele Bundesli- gavereine in den unterschiedlichsten Sportarten hohe finanzi- elle Einbußen, die bis zur Einstellung des Spielbetriebes gehen können. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wegen der Logen?) Die Vereine sind dringend auf eine positive Lösung angewiesen; denn damit steht irgendwann auch die Ab- zugsfähigkeit des gesamten Sportsponsorings auf dem Prüfstand. Diese Forderung haben wir auch in unserem Antrag formuliert, in dem wir die Bundesregierung auf- fordern, nicht nur internationale Großsportveranstaltun- gen gemäß ihrer Bedeutung gleichermaßen und ange- messen zu fördern, sondern auch den nationalen Gestaltungsspielraum zu erweitern. (Beifall bei der CDU/CSU) Es geht nicht um die Bevorzugung von Wirtschafts- unternehmen, die mit Sport viel Geld verdienen und um- setzen. Es geht ganz einfach um die Unterstützung von Bundesligavereinen, die zurzeit sechsmal mehr Steuern zahlen als noch vor zehn Jahren. Allein die Fußballbun- desligavereine zahlen jährlich 600 Millionen Euro an Umsatz-, Gewerbe- und Lohnsteuer. Damit sind diese Bundesligavereine nicht nur für die gesamte Region, sondern auch für den Standort Deutschland ein wirt- schaftlicher Faktor. (Dagmar Freitag [SPD]: Herr Heynemann, das hat doch mit dem Antrag nichts zu tun! Das ist doch Unsinn!) Dies sollte Rot-Grün berücksichtigen, bevor wieder Steuererhöhungen bzw. Reglementierungen festgelegt werden, Frau Freitag. Internationale Großveranstaltungen sind nur mög- lich, wenn wir auch über hervorragende Stadien verfü- gen. Zerstören Sie nicht durch ständiges Manipulieren der Steuergesetzgebung das Vertrauen der Vereine und deren Kalkulationsgrundlage. Mehr noch: Mit einer Be- steuerung der Spitzenligen würden auch Finanzierungs- modelle für Neubauten, wie etwa die „Arena auf Schalke“, gefährdet. Und diese Arena ist nun wirklich mehr als ein Sporttempel. Schaffen Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün, die Voraussetzungen dafür, dass sich der Spitzensport in Deutschland so stark entwickeln kann, dass über internati- onale Erfolge auch große internationale Events in Deutsch- land stattfinden können. Ansonsten bleibt ein fader Beige- schmack hängen, nämlich dass Sie die neue Zeit nicht begriffen haben und versuchen, private Initiativen durch staatliche Gängelei zu unterdrücken. Denken Sie immer daran: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit! (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Herzlichen Glückwunsch zur ersten Rede. (Beifall) G H d Z v 2 s g z d z u w A l e t W s s t D S I g n l t s r A b d w a t d t (C (D Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dieter rasedieck. Dieter Grasedieck (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Herr Heynemann, unsere Bundesregierung för- ert den Spitzensport. Ich will hier nur einmal einige ahlen nennen: 1998, als die CDU/CSU die Regierungs- erantwortung hatte, wurden für den Spitzensport 21 Millionen Euro ausgegeben. Im Jahre 2001 waren es chon fast 100 Millionen Euro mehr. Unsere Bundesre- ierung hat insgesamt 317 Millionen Euro für den Spit- ensport ausgegeben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) In den letzten Jahren sind große Events gestartet wor- en. Sie haben es doch verfolgen können. Wir unterstüt- en den Spitzensport und den Breitensport. Das ist für ns eine wichtige Aufgabe. In diesem Bereich ergreifen ir konkrete Maßnahmen. (Detlef Parr [FDP]: 630-DM-Gesetz strei- chen!) Diese konkreten Maßnahmen vermisse ich in Ihrem ntrag. Man muss wirklich schon zwischen den Zeilen esen, um in dem von Ihnen vorgelegten Antrag Ziele zu rkennen. Die CDU/CSU-Fraktion schreibt in ihrem An- rag vom Treffpunkt der Jugend und der Eliten. Die ichtigkeit der Weltmeisterschaften und der Olympi- chen Spiele wird beschworen, die gleichzeitig die Men- chen begeistern. Auch vom Verständnis für fremde Kul- uren durch sportliche Großereignisse ist die Rede. – ies kann ich richtigerweise nur als Literatur und prechblasen bezeichnen. (Detlef Parr [FDP]: Lyrik!) n Ihrem Antrag haben Sie Selbstverständlichkeiten auf- eführt. Diese lesen sich einfach gut. Die erste Botschaft des CDU/CSU-Antrages ist mei- er Meinung nach: Alles ist gut. – Ich war über Ihre Ehr- ichkeit überrascht, weil die CDU/CSU-Fraktion nur sel- en so offen ist. (Peter Rauen [CDU/CSU]: Das haben wir mit euch gemeinsam!) Die zweite Botschaft lautet: Großveranstaltungen ollten innerhalb Europas gleich gefördert werden. Da- in sind wir einer Meinung. Das unterstützen wir auch. ber Steuerfreiheit für ausländische Sportler darf es ei uns nicht geben. Nach dem Steuerrecht müssen eutsche und ausländische Sportler gleich behandelt erden. Dafür stehen wir und dafür werden wir uns uch einsetzen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Die dritte mögliche Botschaft, die Sie mit Ihrem An- rag vermitteln, ist, dass Sie nicht uneingeschränkt für ie Förderung der Fußballweltmeisterschaft 2006 eintre- en. Man kann das so interpretieren, weil Sie in Ihrem 3412 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Dieter Grasedieck Antrag kritisieren, dass der Breitensport dadurch be- nachteiligt wird. Sie haben offenbar die Entwicklung in den vergangenen sechs Jahren nicht exakt verfolgen können. Es sind durchaus Verbesserungen erfolgt. Die Bundesregierung hat den Breitensport steuerrechtlich begleitet und unterstützt. (Beifall des Abg. Bernd Scheelen [SPD]) Beispielsweise ist die Übungsleiterpauschale um 50 Pro- zent – von 1 200 Euro auf 1 836 Euro – angehoben worden. Auch die Erweiterung des Personenkreises war wichtig. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Bürokratieabbau, der in Ihrem Antrag zumindest interpretationsfähig ist. Wir bauen die Bürokratie ab. Nun können auch kleine Vereine Spendenbescheinigungen ausstellen. Das war für die kleinen Vereine ein wichtiger Schritt. (Zurufe von der SPD: Sehr gut!) Aber auch größere Vereine profitieren. Wir haben den Körperschaftsteuersatz für Vereine von über 40 Prozent auf 25 Prozent gesenkt. (Beifall des Abg. Bernd Scheelen [SPD] – Dagmar Freitag [SPD]: Zum Beispiel, Herr Heynemann! – Klaus Riegert [CDU/CSU]: Nur einer ist begeistert!) Innerhalb unserer Wahlkreise gibt es sehr viele kleine Vereine, die in der Regel gemeinnützig sind; das bedeu- tet, sie zahlen keine Steuern. Bei der Besteuerung der Zweckbetriebe, zum Beispiel bei größeren Vereinen, haben wir – Sie konnten das im Laufe der vergangenen Jahre verfolgen – Vereinfachun- gen vorgenommen: Für sportliche Aktivitäten wird ein Betrag von 30 678 Euro pro Jahr bemessen. Überschüsse und Verluste aus wirtschaftlichen Aktivitäten können verrechnet werden. Unsere Bundesregierung wird die Empfehlungen der Enquete-Kommission im Laufe dieser Legislaturperi- ode berücksichtigen. (Detlef Parr [FDP]: Das wird spannend!) In der Enquete-Kommission sind vor allem zwei Punkte behandelt worden, und zwar die Ausdehnung des Zeit- raums zum Ausgleich von Verlusten und die Anpassung der Besteuerungsfreigrenze an die Inflationsrate. Auch das ist ein Faktor, der gerade für größere Vereine ent- scheidend ist. Unsere Bundesregierung fördert den Breitensport: So zahlen Sportler und Künstler seit dem 1. Januar 2002 weniger Steuern. Bei Zuwendungen bis 250 Euro zahlen Sportler keine Steuern. Bei höheren Zuwendungen ist die Besteuerung in Stufen von 10, 15 und 25 Prozent ge- staffelt. Für den Breitensport spielt vor allem der Bereich von 250 bis 1 000 Euro eine Rolle. Das haben wir steu- erlich unterstützt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Ihr CDU-Freund, der baden-württembergische Finanzminister, sieht das ähnlich. Damit hat er auch Recht. Er hat in einem Brief ausgeführt: D n w E ß A g d m m D d im f v s u f e a Z 1 e n s m (C (D Die Besteuerung ausländischer Sportler muss vor allen Dingen auch aus Gründen der Steuergerech- tigkeit festgehalten werden, da ansonsten deutsche gegenüber ausländischen Sportlern ungerecht be- handelt werden. Würde Deutschland Einkünfte der ausländischen Sportler nicht besteuern, käme dies allein dem Ausland zugute. Nach dem Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung müssten Ausländer in ihrem Heimatland dann die Steuern zahlen. Weitere Steuervergünstigungen können im Übrigen nicht auf Ausländer beschränkt werden. Deutsche Sportler dürfen nicht benachteiligt wer- den. as kann man eigentlich nur unterstützen. Ähnliches hat der Hamburger Finanzminister in ei- em Brief ausgeführt. Er ergänzt den Brief des baden- ürttembergischen Finanzministers, indem er schreibt: s gibt keine steuerliche Benachteiligung zwischen gro- en und kleinen Vereinen. Das entspricht dem Ziel Ihres ntrags, wie ich ihn verstanden habe. Selbst Ihre CDU-Freunde sind von Ihnen nicht be- eistert. Wir können uns dem nur anschließen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege Riegert as Wort. Klaus Riegert (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Herr Kollege Grasedieck, weil ehrfach von Redlichkeit die Rede war, möchte ich zu- indest auf einen Punkt hinweisen: Wenn Sie in Ihrer arstellung die gesamten Sportfördermittel erwähnen, ann gehört es zur Redlichkeit, darauf hinzuweisen, dass Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft 2006 ür den Ausbau der Stadien in Leipzig und Berlin schon on Bundeskanzler Kohl in der Tat 200 Millionen DM ver- prochen wurden (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Und wir halten es!) nd Ihre Regierung im Zusammenhang mit der Steuerre- orm im Juni 2000 für das Berliner Olympiastadion noch inmal circa 160 Millionen DM draufgelegt hat, so dass ls Gesamtfördermittel für die Sondermaßnahmen im usammenhang mit der WM 2006 in Berlin und Leipzig 80 Millionen Euro ausgegeben werden. Wenn Sie sich inmal die Mühe machen, diesen Betrag von der von Ih- en genannten Gesamtzahl abzuziehen, dann werden Sie ehen, dass Sie, wenn Sie die Zahlen für 1998 und 2001 iteinander vergleichen, ins Minus rutschen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zu- ruf von der CDU/CSU: Eine sehr gute Ana- lyse!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Zur Erwiderung jetzt der Abgeordnete Grasedieck. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3413 (A) ) (B) ) Dieter Grasedieck (SPD): Meine Damen und Herren! Herr Riegert, wir begrü- ßen natürlich, dass Sie das damals unterstützt haben. Aber ich muss die betreffenden Zahlen nennen; sie sind interessant. Ich habe sie vorhin schon einmal genannt und will sie jetzt gern wiederholen – Sie können sich das ja notieren –: 1998 waren es nur 221 Millionen Euro und wir haben jetzt, im Jahre 2001, eben 100 Millionen Euro mehr. Das ist natürlich ein wesentlicher Unterschied. Sie wissen doch, dass wir viele Events im Laufe die- ser Zeit gefördert haben; dafür gab es ebenfalls Mittel. Man muss auch eines festhalten: 15 Großveranstaltun- gen befinden sich in der Gesamtplanung und auch das wird im Rahmen der Sportförderung und durch steuerli- che Maßnahmen unterstützt. Hinsichtlich der steuerlichen Maßnahmen möchte ich nur kurz anfügen – ich habe die Übungsleiterpauschale vorhin erwähnt –: Sie haben es in 16 Jahren nicht ge- schafft, auch nur eine Änderung der Übungsleiterpau- schale vorzunehmen. Von daher waren wir gezwungen, die Übungsleiterpauschale um 50 Prozent anzuheben. Das diente dem sehr wichtigen Ziel, den Breitensport zu fördern. (Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Er hat mit keinem Wort widersprochen! Das war eine Bestätigung der Rede des Kolle- gen Riegert!) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Jetzt hat der Abgeordnete Peter Rauen als letzter Red- ner in dieser Debatte das Wort. Peter Rauen (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will vorweg feststellen: Die Sportpolitiker, über alle Parteigrenzen hinweg, wollen das Beste für den deut- schen Sport. (Beifall bei der CDU/CSU) Über die Wege dorthin mögen wir uns manchmal strei- ten; aber die Absicht ist unstreitig. Wir reden ja heute über die steuerliche Behandlung von sportlichen Großveranstaltungen. Ich bedaure ei- gentlich sehr, dass kein Vertreter des Finanzministeriums bei dieser Debatte dabei ist. (Dagmar Freitag [SPD]: Wir sind federführend!) Denn dieses Thema brennt uns in der Tat unter den Nä- geln; (Manfred Grund [CDU/CSU]: Dem Eichel nicht!) ich werde dies im Einzelnen ausführen. Es ist völlig unbestritten, dass sportliche Großveran- staltungen in erheblicher Weise zur wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklung der jeweiligen Region beitra- g – k g s r D W w c r m Z d t z e z h K s i d h r s A n w w b E – d w k 2 u t w v l S g D u (C (D en. Der aktuelle Sportbericht der Bundesregierung es ist der zehnte – (Dagmar Freitag [SPD]: Ist ausgesprochen gut!) ommt zu dem Ergebnis, dass selbst unter Zugrundele- ung restriktiver Annahmen beachtliche gesamtwirt- chaftliche Wohlfahrtssteigerungen durch die Durchfüh- ung von Großveranstaltungen zu erwarten sind. arüber hinaus wird festgestellt, dass allein durch die M 2006 rund 3 850 zusätzliche Arbeitsplätze generiert erden. Im Bewusstsein dieser positiven wirtschaftli- hen Wirkungen hat sich auch die Sportministerkonfe- enz, wie heute schon mehrfach ausgeführt, dieser The- atik angenommen. Auch sie kommt in diesem usammenhang zu dem gleichen Ergebnis und betont, ass es darum gehen müsse, angesichts starker interna- ionaler Konkurrenz angemessene Rahmenbedingungen u schaffen und Standortnachteile in Deutschland, die twa aus der deutschen Steuergesetzgebung resultieren, u prüfen und, wenn notwendig, zu beseitigen. Der Deutsche Sportbund und seine Spitzenverbände aben immer wieder an das Finanzministerium die lage herangetragen – das wissen wir aus dem Sportaus- chuss –, dass das deutsche Steuerrecht die Einwerbung nternationaler Großveranstaltungen und die Ansiedlung er Geschäftsstellen internationaler Sportverbände er- eblich beeinträchtigt. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert) Es kann nicht angehen, dass der Finanzminister da- aufhin immer wieder lediglich auf zwei allgemeine Vor- chriften des Einkommensteuergesetzes verweist, die zur nwendung kommen können. Diese enthalten zudem och Ermessens- und Billigkeitsgesichtspunkte. Mit so enig präzisen Vorgaben ist ein erfolgreicher Wettbe- erb mit anderen Standorten weltweit kaum möglich. Es esteht also akuter Handlungsbedarf auf der steuerlichen bene. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Das stammt noch aus der Zeit, als Sie Mitglied im Finanzausschuss waren und die Mehrheit hatten!) Wir haben nichts davon, wenn wir uns die Dinge um ie Ohren hauen; denn wenn ein Bedarf besteht, müssen ir objektiv darüber reden, wie wir zu Änderungen ommen können. Wir erleben gegenwärtig am Beispiel der Olympiade 012 oder der Fußball-WM 2006 in Deutschland, welch ngeheuren Planungsvorlauf sportliche Großveranstal- ungen haben. Morgen fällt die Entscheidung darüber, elche deutsche Stadt 2005 Deutschland international ertreten wird, um die Olympiade 2012 nach Deutsch- and zu holen. Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen die pitzenverbände der Sportjugend der Welt die Chance eben, zu zeigen, wie sportbegeistert Deutschland ist. eshalb müssen sie diese Veranstaltungen einwerben nd deshalb brauchen wir Klarheit darüber, unter 3414 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Peter Rauen Berücksichtigung welcher steuerlicher Gesichtspunkte dies geschehen kann. Ein deutscher Sportverband wird im Wettbewerb mit anderen Ländern kaum bestehen können, wenn er hin- sichtlich der Besteuerung lediglich darauf verweisen kann, dass er darauf hofft, dass eine verträgliche Lösung gefunden wird. Es hilft einem veranstaltenden Verband nichts, wenn er darauf vertröstet wird, dass man nach Einwerbung einer Veranstaltung sicherlich eine steuer- lich vertretbare Lösung finden wird. Es kommt vielmehr darauf an, dass der Veranstalter mit konkreten steuerli- chen Rahmenbedingungen in den Wettbewerb um den Austragungsort eintreten kann. Es muss nicht zuletzt dem Bundesfinanzminister un- mittelbar einleuchten, dass er endlich vorab die steuerli- chen Rahmenbedingungen für die Durchführung von Großveranstaltungen im Sport klar machen muss. Die Besteuerungsgrundlagen sind Voraussetzung für eine er- folgreiche Einwerbung und kein nebensächlicher Ge- sichtspunkt, den man nach der Einwerbung quasi neben- bei regeln kann. (Beifall bei der CDU/CSU) Auf diesem Weg kommt es zunächst darauf an, zu verdeutlichen, welche Besteuerungsgrundlagen für sol- che Großveranstaltungen in anderen Ländern Europas und der übrigen Welt bestehen. Diese Daten müssen als Entscheidungsgrundlage vorliegen, um letztlich bewer- ten zu können, wie groß der Handlungsbedarf ist, der in Deutschland besteht. Ich habe zusammen mit Peter Danckert – auch er ist Mitglied im Sportausschuss – bereits vor Weihnachten Herrn Schily gebeten, vom Innenministerium feststellen zu lassen, wie die Rahmenbedingungen im internationa- len Vergleich wirklich sind. Das können die Sportver- bände nicht ermitteln, sondern das müssen wir tun. Liebe Freunde, die wettbewerbsverzerrende Wirkung der deutschen Besteuerungspraxis bei Großveranstaltun- gen ist ja nicht an den Haaren herbeigezogen. Erst in der vergangenen Woche hat der Europäische Gerichtshof in einem Urteil, in dem es um die Gagen für die Drei Te- nöre ging, festgestellt, dass die deutschen Umsatzsteuer- regeln nicht mit europäischen Steuerprinzipien vereinbar sind. Der Gerichtshof hat sich dabei ausdrücklich auf den Grundsatz der steuerlichen Neutralität bezogen. Die EuGH-Richter haben betont, dass die EU-Mitgliedstaa- ten Steuerbefreiungen von bestimmten Bedingungen ab- hängig machen dürfen. Dieses und nichts anderes fordern wir in unserem An- trag für die sportlichen Großveranstaltungen. Wir brau- chen klare Regelungen und Bedingungen für die Besteu- erung, die von Anfang an bekannt sind. Nur diese schaffen letztlich Sicherheit und steuerliche Neutralität. Solche Regelungen gäben unseren Spitzenverbänden die Chance, die Sportjugend der Welt nach Deutschland zu holen, damit wir 2012 Austragungsort für die Olympiade werden können. Schönen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) D f v Ü w Z Z (C (D Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/544 an die in der Tagesordnung aufge- ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein- erstanden? – Das scheint der Fall zu sein. Dann ist die berweisung so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 15 a und 15 b so- ie die Zusatzpunkte 9 bis 11 auf: 15 a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Jerzy Montag, Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates vom 13. Juni 2002 zur Terrorismusbekämpfung und zur Änderung anderer Gesetze – Drucksache 15/813 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss (f) Innenausschuss b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Wolfgang Bosbach, Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU Verpflichtungen aus dem EU-Rahmenbe- schluss zur Terrorismusbekämpfung zügig er- füllen – Drucksache 15/540 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss (f) Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union P 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Otto Fricke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP Opferschutz bei Terrorakten im Ausland ver- bessern – Drucksache 15/34 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss (f) Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss P 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Joachim Stünker, Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Jerzy Montag, Hans- Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), weiterer Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3415 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN Opferentschädigung verbessern – Drucksache 15/808 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss (f) Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, Siegfried Kauder (Bad Dürrheim), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/CSU Opferentschädigung für deutsche Staatsange- hörige, die bei vorübergehendem Aufenthalt im Ausland Opfer eines Gewaltverbrechens werden – Drucksache 15/802 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss (f) Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für diese Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen.– Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so vereinbart. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der Bundesministerin Brigitte Zypries. Brigitte Zypries, Bundesministerin der Justiz: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es war nicht geplant, dass die heutige Beratung des Gesetzes zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses zur Terrorismusbe- kämpfung mit dem ersten Jahrestag des Djerba-Attentats zusammenfällt. Aber es ist eine gute Gelegenheit, an all diejenigen zu erinnern, die – erstmals als deutsche Reise- gruppe im Ausland – einem solchen Attentat zum Opfer fielen, schwer verwundet wurden und starben. Ich denke deshalb, dass die Beratungen heute, wie wir den Terror weiter bekämpfen, damit verbunden sein sollten, dass wir den zahlreichen Verletzten und den hinterbliebenen Angehörigen auch von dieser Stelle unser Mitgefühl aus- drücken. (Beifall im ganzen Hause) Die Bundesrepublik Deutschland verfolgt den inter- nationalen Terrorismus mit Entschiedenheit und Härte. Der Generalbundesanwalt hat allein gegen Aktivisten des so genannten Islamterrors 60 Verfahren gegen 100 Beschuldigte eingeleitet. Davon stehen zehn im Zusammenhang mit der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta. w b s h te 2 d e S te m w z r n V d E k b a k Ü z s s A te k b s s N d f ti n T n a R d R u E I s s J w c d s (C (D Am 19. Februar dieses Jahres wurde al-Motassadeq egen seiner Beteiligung an den Aktivitäten der Ham- urger Terrorzelle schuldig gesprochen und zur Höchst- trafe verurteilt. Ich weise deshalb ausdrücklich darauf in, weil das weltweit die erste Verurteilung für die Be- iligung an den Terroranschlägen des 11. September 001 ist. Das Oberlandesgericht Frankfurt hat am 10. März ieses Jahres vier Angeklagte wegen der Verabredung ines Sprengstoffanschlags auf den Weihnachtsmarkt in traßburg Ende 2002 zu hohen Freiheitsstrafen verur- ilt. Auch hier konnte durch frühes Eingreifen der Er- ittlungsbehörden der Anschlag selbst noch verhindert erden. Lassen Sie mich deshalb die Gelegenheit nut- en, der Justiz für ihre nicht immer einfache Aufgabe echt herzlich zu danken und ihr die Anerkennung – ich ehme an, auch in Ihrem Namen – auszusprechen. (Beifall im ganzen Hause) Der letzte Erfolg, den wir erzielen konnten, ist die erabredung eines Rechtshilfeübereinkommens mit en Vereinigten Staaten von Amerika, auf das wir uns nde letzter Woche verständigt haben – ein Überein- ommen, das seit 20 Jahren verhandelt wurde. Wir ha- en im letzten halben Jahr sehr gut zusammengearbeitet, uch mit der amerikanischen Botschaft und dem ameri- anischen Botschafter, dem unser Dank gilt. Dieses bereinkommen werden wir in Kürze in den USA unter- eichnen. Es stellt die Rechtshilfe in Strafsachen zwi- chen Deutschland und den USA auf eine weitere, eine icherere Rechtsgrundlage. Nicht zuletzt ist dies auch usdruck der guten Beziehungen zwischen beiden Staa- n. Sie sehen, Deutschland ist europaweit bei der Be- ämpfung des internationalen Terrorismus vorn. Wir ha- en bereits ein hervorragendes Instrumentarium, um die- em Terrorismus zu begegnen, auch wenn es, sieht man ich die Sachen im Detail an, in einzelnen Punkten noch achbesserungsbedarf gibt. Genauso wie es wichtig ist, ass wir unsere innerstaatlichen Normen immer überprü- en, so wichtig ist es, dass wir die internationalen Initia- ven der Staatengemeinschaft unterstützen und bei ih- en an hervorragender Stelle mitarbeiten. Denn der errorismus, der international agiert, kann natürlich auch ur international bekämpft werden. Wir haben deshalb zahlreiche internationale Rechts- kte auf europäischer Ebene gefördert, zum einen den ahmenbeschluss Terrorismus, über den wir heute re- en, den Rahmenbeschluss Europäischer Haftbefehl, den ahmenbeschluss über gemeinsame Ermittlungsgruppen nd nicht zuletzt den Beschluss über die Errichtung von urojust. m nationalen Bereich – daran erinnern Sie sich alle be- timmt noch – wurden die Sicherheitspakete I und II be- chlossen. Hinzu kommt, dass am 30. August letzten ahres § 129 b StGB in Kraft getreten ist. Damit haben ir ein weiteres, den Anforderungen der Praxis entspre- hendes Instrument geschaffen, um den Bedrohungen es internationalen Terrorismus gerecht zu werden. Die- es Instrument wirkt: Seit dem 30. August 2002 hat der 3416 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Bundesministerin Brigitte Zypries Generalbundesanwalt eine Reihe von Ermittlungsverfah- ren eingeleitet, die auf diese Norm gestützt sind. Im Ein- zelnen handelt es sich bislang um vier Strukturverfahren sowie sechs Verfahren gegen namentlich bekannte Be- schuldigte. Diese richten sich, wie zum Beispiel im Fall der ETA, gegen terroristische Vereinigungen im europäi- schen, aber auch gegen Gruppen im außereuropäischen Ausland. Der Rahmenbeschluss, über den wir heute beraten, ist ein weiterer Baustein in der Sicherheitsarchitektur. Er ist heute verbindliches europäisches Recht und muss und wird deshalb so umgesetzt werden, dass der Rat bei der Überprüfung der Umsetzung in den Mitgliedstaaten zum 31. Dezember dieses Jahres keinen Grund hat, Klage zu erheben. Wir haben mit §§ 129, 129 a und 129 b des Strafgesetzbuches bereits ein weit gehendes Instrumen- tarium im Zusammenhang mit terroristischen Aktivitä- ten. Natürlich berücksichtigen wir bei terroristischen Straftaten bereits nach dem geltenden Recht – dem Schuldprinzip unseres Strafrechts entsprechend – auch die subjektiven Ziele und Motive eines Täters. Gleich- wohl gibt es Anpassungsbedarf. Er ist jedoch marginal. So ist der Straftatenkatalog des § 129 a – wenn man ihn mit dem Rahmenbeschluss vergleicht – noch nicht ganz vollständig. Auch bei unseren Strafrahmen gibt es Divergenzen, die darin begründet sind, dass die europäi- schen Staaten unterschiedliche Strafrechtssysteme ha- ben. Der Antrag der Koalitionsfraktionen sieht deshalb vor allen Dingen eine Änderung des § 129 a StGB vor. Der Straftatenkatalog wird um die erforderlichen Delikte er- weitert. Es ist dabei beabsichtigt, schwere Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit einer Person zu berück- sichtigen. Dies entspricht auch einer der Forderungen der Opposition. Zugleich berücksichtigen wir die euro- päischen Vorgaben des Rahmenbeschlusses, nämlich die dort vorgesehene subjektive Seite wie „terroristische Absicht“ und „Schädigungseignung“. Diese Präzisierung der tatbestandlichen Voraussetzungen des § 129 a wird uns helfen, den Terrorismus über die Grenzen der euro- päischen Staaten hinweg auf vergleichbaren strafrechtli- chen Grundlagen zu verfolgen. Unsere Strafrahmen sollen ebenfalls an die Erforder- nisse des Rahmenbeschlusses angepasst werden. Für die Umsetzung in Deutschland heißt das: Es bleibt dabei, dass die Rädelsführer und Hintermänner einer terroristi- schen Vereinigung mit der höchstmöglichen zeitigen Freiheitsstrafe von 15 Jahren rechnen müssen. Die Grün- der und Mitglieder einer terroristischen Vereinigung können nach wie vor mit einer Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren bestraft werden. Zu dem Werben für eine terroris- tische Vereinigung möchte ich klarstellen: Die Straf- androhung einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bleibt erhalten. Es kann also keine Rede davon sein, dass wir irgendjemanden entkriminalisieren wollten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Den Strafrahmen für die Unterstützung einer terroristi- schen Vereinigung werden wir auf bis zu zehn Jahre er- höhen. Das geht über den Rahmenbeschluss hinaus, der lediglich acht Jahre vorsieht. s h n s t d s s b A r I s li g t D d C s b T k V l s i D E t J S m h D T t B s T s M F s (C (D Es ist auch wichtig – ich habe eingangs darüber ge- prochen –, den Blick auf die Opfer zu lenken. Auch ierzu liegt uns heute ein Antrag der Regierungsfraktio- en vor. Deutschland hat mit dem bereits 1976 verab- chiedeten Opferentschädigungsgesetz als eines der ers- en europäischen Länder eine gesetzliche Grundlage für ie Entschädigung von Opfern von Gewalttaten ge- chaffen. Wir haben dort, wo es notwendig war, wie bei- pielsweise bei dem Attentat von Djerba, schnell und un- ürokratisch gehandelt. Bereits 14 Tage nach diesem ttentat war ein Hilfsfonds der Bundesregierung einge- ichtet. Das Geld konnte sehr schnell ausgezahlt werden. ch glaube, wir haben damit gezeigt, dass wir auch in olchen Situationen fähig sind, zu reagieren, was natür- ch nicht heißen soll, dass wir nicht gemeinsam überle- en sollten, inwieweit wir die Opferentschädigung wei- er verbessern können. as wird unsere gemeinsame Aufgabe in der Beratung ieser Entschließung sein. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun der Abgeordnete Dr. Ole Schröder, DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU) Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Men- chen in Deutschland und in der Europäischen Union ha- en Angst vor Terrorismus. Ist diese Sorge begründet? un wir in Deutschland alles Notwendige, um die Bevöl- erung vor Terrorismus wirksam zu schützen? Führende ertreter des Terrornetzwerks al-Qaida haben Deutsch- and als konkretes Zielland möglicher terroristischer An- chläge genannt. Laut Verfassungsschutzbericht gibt es n Deutschland etwa 60 000 ausländische Extremisten. ie Bedrohung geht aber nicht nur von ausländischen xtremisten aus, sondern auch von links- und rechtsex- remen deutschen Gewalttätern. Es ist daher zu begrüßen, dass der EU-Ministerrat im uni letzten Jahres aktiv geworden ist und rechtliche tandards zur Terrorismusbekämpfung in einem Rah- enbeschluss aufgestellt hat. Alle EU-Mitgliedstaaten aben diesen Beschluss umzusetzen, somit auch eutschland. Terrorismus ist grenzüberschreitend. Die äter leben in dem einen Land unbemerkt und verüben erroristische Taten in einem anderen Land. Umso unverständlicher ist das bisherige Verhalten der undesregierung. Sie haben bis letzte Woche keine An- talten gemacht, den Rahmenbeschluss des Rates zur errorismusbekämpfung umzusetzen, obwohl Sie ihn elbst mit beschlossen haben. Die Frist ist um über drei onate überschritten. Nur dem Druck der CDU/CSU- raktion ist es zu verdanken, dass sich die Koalition zu- ammengerauft hat und nun ein Anfang gemacht wird. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3417 (A) ) (B) ) Dr. Ole Schröder Mit Rücksicht darauf haben wir letzte Woche darauf ver- zichtet, unseren Antrag zu diskutieren. Dennoch ist das schon bemerkenswert. Wir haben heute den 11. April 2003 und auf der ersten Seite Ihres Gesetzentwurfes steht: Der Rahmenbeschluss ist ... bis zum 31. Dezember 2002 in innerstaatliches Recht umzusetzen. Aber, meine Damen und Herren, besser spät als gar nicht. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!) Ich freue mich, dass ich Ihnen heute nicht sagen muss, dass es zu spät ist. Inhaltlich sind Sie größtenteils unse- rem Antrag gefolgt und haben den Rahmenbeschluss der EU in einigen Teilen auch umgesetzt. Das begrüßen wir. Was sind die wesentlichen Punkte des Rahmenbe- schlusses? Gefordert wird erstens die Ausweitung der Tatbestände, die unter den Begriff Terrorismus fallen, zweitens eine Erhöhung des Strafmaßes für Terrortaten. Der EU-Rahmenbeschluss sieht zu Recht vor, dass auch Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit als terroristi- sche Straftaten eingestuft werden. Die Einschüchterung der Bevölkerung durch Misshandlungen jedweder Art muss als Terrorismus bestraft werden können. Es ist vollkommen unverständlich, warum Sie von Rot-Grün die Körperverletzung als Katalogtat nicht mit aufgenom- men haben. Mein entscheidender Kritikpunkt ist aber, dass mit diesem Regierungsentwurf der Einzeltäter einer Terrortat nicht berücksichtigt wird. Hier besteht dringender Hand- lungsbedarf. (Beifall bei der CDU/CSU) Das deutsche Recht sieht keine qualifizierte Strafe expli- zit für terroristische Handlungen vor. Nur die Unterstüt- zung einer terroristischen Vereinigung ist als terroristi- sche Tat unter Strafe gestellt. Der einzelne Antragstäter, der nicht Mitglied einer Vereinigung ist und eine solche auch nicht unterstützt, wird bei uns nicht als Terrorist be- straft. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Unerhört!) Der Gesetzentwurf verweist auf die allgemeine Straf- zumessungsnorm. Damit wird die ausdrückliche Forde- rung des EU-Rahmenbeschlusses in Art. 5 Abs. 2, dass terroristische Straftäter härter als sonstige Täter bestraft werden müssen, nicht umgesetzt. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Ihnen die Strafrahmen nicht bekannt?) Es kann doch nicht angehen, dass nicht organisierte Ter- roristen, die mit der Zielsetzung handeln, unsere Bevöl- kerung schwer einzuschüchtern, nicht unter den terroris- tischen Strafbestand fallen. An dieser Stelle muss nachgebessert werden. (Beifall bei der CDU/CSU) Ein weiteres Ziel des EU-Rahmenbeschlusses ist eine härtere Bestrafung von Terroristen, zum einen, um das A m r i S a a m I f G w T n w i g n N r l e Z D n z v d f f z d t B le w (C (D bschreckungspotenzial zu erhöhen, zum anderen, da- it die Terroristen länger weggesperrt sind und von ih- en terroristischen Vereinigungen so lange wie möglich soliert bleiben. Der EU-Rahmenbeschluss fordert eine trafandrohung, die wirklich abschreckt. Eine Geldstrafe ls Mindeststrafe ist weder eine angemessene noch eine bschreckende Strafe, wie es Art. 5 Abs. 1 des EU-Rah- enbeschlusses eigentlich fordert. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Man muss den nur lesen!) n Ihrem Gesetzentwurf ist dies aber die Mindeststrafe ür die Verbreitung von Terror durch Drohungen. Der esetzentwurf greift also auch an diesem Punkt zu kurz. Meine Damen und Herren, trotz der Fortschritte, die ir mittlerweile erzielt haben, ist eine wirklich effektive errorismusbekämpfung mit dieser Regierungskoalition icht möglich. Die grüne Fraktion erweist sich immer ieder als Bremse. Anstatt den Rahmenbeschluss schon m letzten Jahr umzusetzen, hat die grüne Fraktion dafür esorgt, dass Sympathiewerbung für terroristische Verei- igungen in Deutschland straffrei bleibt. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das ist ein Skandal! – Ronald Pofalla [CDU/CSU]: Das hat Gründe!) icht nur gewaltbereiten Extremisten, sondern auch de- en Sympathisanten müssen wir eine Politik der Nullto- eranz entgegensetzen. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Dann verstehen sie das endlich!) Auf Druck unserer Fraktion ist die Bundesregierung ndlich aktiv geworden. Das ist, so meine ich, ein gutes eichen für einen funktionierenden Parlamentarismus. ennoch dürfen wir uns jetzt nicht bequem zurückleh- en. Es gibt bei der Terrorismusbekämpfung noch viel u tun. Ich verweise unter anderem auf unseren Antrag om letzten Dezember. Wir hoffen und erwarten, dass ie Bundesregierung auf diesem Gebiet aktiv wird. Wir ordern sie auf, endlich alles für eine wirksame Bekämp- ung des Terrorismus zu tun. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege Schröder, ich gratuliere Ihnen herzlich u Ihrer ersten Rede im Deutschen Bundestag, verbun- en mit allen guten Wünschen für die weitere parlamen- arische Arbeit. (Beifall) Nun erteile ich dem Abgeordneten Jerzy Montag, ündnis 90/Die Grünen, das Wort. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol- ge Dr. Schröder, auch von mir herzlichen Glück- unsch – zu Ihrer ersten Rede, nicht aber zum Inhalt! 3418 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Jerzy Montag (Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist nicht Ihr Tag heute!) Sie haben neun Monate Zeit gehabt, einen Gesetzent- wurf zu entwerfen. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wer ist denn hier an der Regierung?) – Das machen Sie doch sonst gerne, um sich Ihre Zeit zu vertreiben. – Herausgekommen ist ein dünner und hand- werklich schlechter Entschließungsantrag. Deswegen ist es ganz gut, dass Sie sich jetzt mit unserem Gesetzent- wurf auseinander zu setzen haben. Wir werden auf Ihre Argumente gespannt sein. Die Europäische Union hat auf die Herausforderung des Terrorismus vom 11. September in vielfältiger Weise reagiert. Mit dem Rahmenbeschluss zur Terroris- musbekämpfung vom 13. Juni 2002 identifiziert die Eu- ropäische Union den Terrorismus als eine ernste Bedro- hung der Werte der Gemeinschaft und seiner Mitglieder. Diese Werte sind die Würde aller Menschen, Freiheit, Gleichheit und Solidarität, die Achtung der Menschen- rechte und der Grundfreiheiten sowie die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Damit beschreibt die Europäi- sche Union – ich bin von der Richtigkeit dieser Be- schreibung überzeugt – den Terrorismus als einen zen- tralen Angriff auf die Grundsätze und auf die Grundlagen unserer Gesellschaft. Dies alles ist richtig. Ebenfalls selbstverständlich und richtig ist aber auch, dass alle Maßnahmen zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger und ihres Staates gegen die Bedrohung durch den Terrorismus nur unter dem Vorbe- halt stehen können, dass sie nicht selbst die Werte der Gemeinschaft aushöhlen, die es gegen die terroristische Herausforderung zu schützen gilt. (Beifall des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) – Herr Kollege Ströbele, ich danke für diesen emphati- schen Applaus. Der Rahmenbeschluss vom 13. Juni 2002 fordert den nationalen Gesetzgeber auf, die Definitionen von terro- ristischen Straftaten und terroristischen Vereinigungen auf der Grundlage des Rahmenbeschlusses anzugleichen und für eine Verfolgung und Bestrafung zu sorgen, die der Schwere dieser Taten entspricht. Mit dem vorliegen- den Gesetzentwurf hat die Koalition genau diese Auf- gabe erfüllt. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Zu kurz gesprungen!) Ich will Ihnen kurz die Grundzüge der notwendigen Novellierung darstellen: Erstens. Die Straftatenkataloge des Rahmenbeschlusses und des § 129 a StGB sind an- geglichen worden. Zweitens. Die Mindesthöchststrafen haben wir auch für Unterstützer erhöhen müssen und wir haben sie erhöht. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Widerstrebend!) D B g ti a – u c e m t s m a H d B P h O f i h s d A r u I s e n b r b d R w t E t (C (D rittens. Auch terroristische Vereinigungen, die mit der egehung von Verbrechen drohen, werden unter Strafe estellt. Viertens. Wir haben auch die europäische Defini- on einer terroristischen Vereinigung in den § 129 a StGB ufgenommen. (Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]) Zu Ihrem Einwurf, Herr Kollege, komme ich gleich. Damit haben wir den Rahmenbeschluss nach Wort nd Sinn in unser Strafrecht übernomen. Die Anglei- hung wurde also in vollem Umfang vollzogen. Ich will an dieser Stelle ganz kurz auf die Opfer- ntschädigung zu sprechen kommen, die in dem Rah- enbeschluss auch erwähnt ist und zu der heute drei An- räge vorliegen. Diese Anträge sind fast deckungsgleich, odass wir in der weiteren Beratung wohl zu einem ge- einsamen Vorgehen kommen können. Auf einen Punkt ber will ich schon noch hinweisen, meine Damen und erren von der Opposition: Wieder einmal haben Sie bei er Opferentschädigung diejenigen Bürgerinnen und ürger dieses Landes vergessen, die keinen deutschen ass besitzen, die die deutsche Staatsangehörigkeit nicht aben. (Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Falsch!) bwohl das Opferentschädigungsgesetz so etwas auch ür Ausländerinnen und Ausländer vorsieht, taucht das n Ihrem Antrag nicht auf; da werden Sie nachzubessern aben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Ich darf noch einmal auf den Kernbereich des europäi- chen Rahmenbeschlusses und auf den Antrag eingehen, en Sie dem Hohen Haus dazu vorgelegt haben. Dieses ntrags hätte es nicht bedurft. Er ist handwerklich unzu- eichend (Ronald Pofalla [CDU/CSU]: Oberlehrer!) nd ein ganz durchsichtiger Schaufensterantrag. Ich will hnen dies an drei Punkten auch aufzeigen: Den Unter- chied zwischen einer terroristischen Vereinigung und iner terroristischen Straftat kennen Sie offensichtlich icht. Sie meinen, dass ein Strafrahmen von einem Jahr is zehn Jahren bei terroristischen Vereinigungen unzu- eichend ist. Aber genau dieser Rahmen ist im Rahmen- eschluss vorgesehen. Die von Ihnen geforderte beson- ers harte Bestrafung von Anführern ist im deutschen echt genauso wie im Rahmenbeschluss bereits jetzt ge- ährleistet. (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Was ist mit den Einzeltätern?) Am unerträglichsten ist Ihre gebetsmühlenhaft vorge- ragene Philippika wegen der von uns vorgenommenen inengung der Bestrafung des Werbens für eine terroris- ische Vereinigung. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Entkrimi- nalisierung beim Terrorismus ist das!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3419 (A) (B) ) Jerzy Montag Nehmen Sie zur Kenntnis, dass der Rahmenbeschluss über die Werbung überhaupt nichts sagt! (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Und dann dürfen wir nichts machen?!) Wenn Sie rechtsstaatlich bleiben wollen, dann müssen Sie grundgesetzlich geschützte Meinungsäußerungen von Straftaten abzugrenzen lernen. Es geht nicht – das lernt man an der Universität schon im ersten Semester –, dass man Meinungsäußerungen einfach zu Straftaten er- klärt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Billigung und Belohnung von Straftaten sind bei uns strafbar. Wir sind aber der Auffassung, dass politische Meinungsäußerungen, das Schwenken von Fahnen und das Zeigen von Bildern zur Meinungsäußerung gehört, auch dann, wenn die Meinung Ihnen und mir nicht passt. Aber das ist eben keine Straftat, die es mit dem Straf- recht zu verfolgen gilt. Deswegen wird es dabei bleiben, dass Werbung nur dann – rechtsstaatlich eingegrenzt – ein Straftatbestand ist, wenn es eine Werbung um Mitglieder ist. Das haben wir so verändert; das wird auch so bleiben. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Vollkommen aus der Luft gegriffen!) Ich komme zum Schluss: Statt solche Schaufensteran- träge zu stellen, wie Sie sie uns letzte Woche vorgelegt haben, wäre es besser, Sie würden sich jetzt mit uns an die Sacharbeit machen. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Was ist denn mit dem Einzeltäter?) Der Gesetzentwurf ist da; er muss im Rechtsausschuss diskutiert werden. Da hoffen wir auf sachliche Vor- schläge von Ihnen, meine Damen und Herren von der Opposition. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Art. 5 nicht verstanden! Setzen!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat der Kollege Rainer Funke, FDP-Frak- tion. Rainer Funke (FDP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der inter- nationale Terrorismus stellt auch Europa vor neue He- rausforderungen. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass Terrorismus nur dann wirksam bekämpft werden kann, wenn die Bekämpfung länderübergreifend und in enger Abstimmung mit unseren Nachbarn geschieht. (Beifall bei der FDP) Seit Jahren arbeiten wir an einer gemeinsamen euro- päischen Innen- und Rechtspolitik. Bisher sind wir leider nur mit kleinen Schritten vorangekommen. Umso erfreu- licher ist es, dass sich nunmehr im EU-Reformkonvent e E H n u m r I k h a s m a s n J k f I Ä n g d k § s r j r z s I I f w w k w I d w (C (D ine klare Mehrheit für zusätzliche Zuständigkeiten der U und wirksamere Entscheidungsverfahren abzeichnet. ier ist auch Deutschland als großer europäischer Part- er in besonderer Weise gefordert, Anstrengungen zu nternehmen, damit die Europäische Union bei der Har- onisierung der Kriminalitätsbekämpfung weiter vo- ankommt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) ch hoffe, dass die Bundesregierung schon recht bald onkrete Schritte aufzeigt und uns in diese Richtung ge- ende Vorschläge macht. Der Antrag der Union und der Gesetzentwurf der Ko- lition weisen daher zu Recht auf den EU-Rahmenbe- chluss zur Terrorismusbekämpfung hin. Deutschland uss sich mit der Aufforderung, die der Europäische Rat n die EU-Mitgliedstaaten richtet, ernsthaft auseinander etzen. Dabei muss man dann aber auch ehrlich anerken- en, dass der deutsche Gesetzgeber in den vergangenen ahren im Bereich der Kriminalitäts- und Terrorismusbe- ämpfung gerade im Hinblick auf die aktuellen Heraus- orderungen nicht untätig geblieben ist. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN) ch erinnere nur an die Sicherheitspakete I und II und die nderung der § § 129, 129 a, 129 b StGB im vergange- en Jahr. Dass die Koalition immer wieder für Überraschungen ut ist, zeigt sich nun an dem Gesetzentwurf, (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!) en wir heute in erster Lesung beraten und der uns sehr urzfristig zugegangen ist. Er sieht Änderungen im 129 a StGB sowie in der StPO und im Gerichtsverfas- ungsgesetz vor. Die Änderungsvorschläge für das Straf- echt überraschen deshalb, weil die Koalition bisher eden Vorschlag der Opposition zur Änderung des Straf- echts mit dem Argument abgelehnt hat, man wolle bis ur großen Reform des Besonderen Teils des Strafge- etzbuches warten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Kommt doch nicht!) ch erinnere hier nur an unsere Initiative zum Schutz der ntimsphäre. Nun scheint es auch unabhängig von der Gesamtre- orm möglich zu sein, vorab Detailfragen zu regeln. Ich ürde mich freuen, wenn diese Wendung dazu führen ürde, dass man sich nun auch dem einen oder anderen onstruktiven Vorschlag der Opposition gegenüber et- as aufgeschlossener zeigen würde. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) ch glaube, der Rechtspolitik in diesem Bundestag würde as überhaupt nicht schaden, eher würden wir dadurch ieder mehr zusammenfinden. Ich kündige wenigstens ) 3420 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Rainer Funke für meine Fraktion an, dass wir uns an der parlamentari- schen Beratung zu diesen strafrechtlichen Fragen kon- struktiv beteiligen werden, wie Sie das von uns gewohnt sind. Sehr enttäuschend ist allerdings der Antrag der Koali- tion zur Opferentschädigung. Bereits im vergangenen Jahr hat die FDP-Bundestagsfraktion im Rahmen der Beratungen zur Änderung von § 129 b StGB einen Ent- schließungsantrag vorgelegt, in dem die Bundesregie- rung aufgefordert wurde, eine Änderung des Opfer- entschädigungsgesetzes vorzunehmen, damit Opfer von Straftaten im Ausland entschädigt werden können. Die Regierung hatte damals eine Prüfung zugesagt. Das ist jetzt immerhin ein Jahr her. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So lang brauchen die immer!) Passiert ist nichts. Wir haben daher zu Beginn der Wahl- periode unseren Antrag erneut eingebracht. Er ist heute Gegenstand der Beratungen. Jetzt legen die Koalitions- fraktionen ebenfalls einen Antrag vor, der aber lediglich einen Prüfauftrag an die Bundesregierung enthält. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist de- ren Problem: Sie wissen nicht, was sie wollen, aber das auf hohem Niveau!) Ich denke, die Bundesregierung und die Koalitionsfrakti- onen arbeiten eng zusammen, da brauchen sie doch nicht extra Prüfungsaufträge! Das ist geradezu lächerlich. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) So schwierig kann eine Änderung des Opferentschä- digungsgesetzes doch wirklich nicht sein. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben keine Ahnung! Hochkompliziert!) Die Untätigkeit von Rot-Grün auf diesem Gebiet ist – das muss ich auch Ihnen, Herr Ströbele, sagen – wirklich be- schämend. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Daran wird deutlich, wie wichtig Ihnen der Opferschutz tatsächlich ist. Ein Jahr bräuchten Sie eigentlich nicht. Der Justizhaushalt 2003 enthält immerhin 9 Millionen Euro für einen Entschädigungsfonds für die Opfer terro- ristischer Gewalttaten. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit. Rainer Funke (FDP): Ja, ich komme zum Ende. – Dies ist grundsätzlich zu begrüßen. Es reicht aber bei weitem nicht aus. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nächster Redner ist der Kollege Siegfried Kauder, CDU/CSU-Fraktion. t F g n w z s c n d b s k i w e M Z z S B w g i w s d T E m b s s d a R (C (D (Hermann Bachmaier [SPD]: Oh, zweimal Kauder an einem Tag!) Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) (CDU/CSU): Kauder wäre auch dreimal gut! (Heiterkeit) Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Den Hin- erbliebenen der Opfer von Djerba gilt unser Mitgefühl. rau Justizministerin, das Mitgefühl ist auch deshalb an- ebracht, weil diesen Hinterbliebenen der Hinterbliebe- enanwalt auf Staatskosten noch immer vorenthalten ird – eine Lücke im Opferschutzgesetz, die ebenfalls u schließen ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Das Mitgefühl gilt nicht nur diesen Hinterbliebenen, ondern allen Opfern von Straftaten. Wo Lücken auftau- hen, müssen sie geschlossen werden. Eine Lücke, die icht Sie von Rot-Grün angesprochen haben, sondern ie wir in einem Entschließungsantrag aufgedeckt ha- en, besteht im Opferentschädigungsrecht. Eine deut- che Frau, die in Italien Opfer einer Straftat wird, be- ommt keine staatliche Opferentschädigung, eine talienische Frau, die in Deutschland Opfer einer Straftat ird, bekommt eine Entschädigung. Das ist schlicht und rgreifend eine Gerechtigkeitslücke. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Diese Gerechtigkeitslücke kann man, Herr Kollege ontag, auf recht einfache Art und Weise schließen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn?) uerst mussten wir von der CDU/CSU mit Unterstüt- ung der FDP Rot-Grün zum Jagen tragen. Kaum sind ie dabei, entwickeln Sie sich zum opferschützenden edenkenträger. Ich weiß noch immer nicht, was Sie ollen. Wollen Sie eine Ergänzung des Opferentschädi- ungsgesetzes, wie wir es vorschlagen, oder wollen Sie rgendeine nebulöse Lösung mit einem Opferfonds, wie ir ihn haben, zur Entschädigung der Opfer terroristi- cher Gewalt? Da müssen Sie schon Farbe bekennen. Wir sagen es ganz klar: Wir wollen eine Änderung es Opferentschädigungsgesetzes derart, dass deutsche ouristen im Ausland einen Rechtsanspruch auf eine ntschädigung bekommen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Nun meinten Sie, Herr Kollege Montag – Herr Ströbele, öglicherweise auch Sie –, dass wir die ausländischen Mit- ürger vergessen hätten. Wer das Opferentschädigungsge- etz nicht kennt, für den ist es in der Tat schwierig, die- en Punkt zu beurteilen. Wer es aber kennt, weiß, dass ie Verweisungsvorschriften in § 1 Abs. 4 bis Abs. 7 den usländischen Mitbürgern automatisch die gleichen echte wie den deutschen einräumen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Entschließung steht davon kein Wort!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3421 (A) ) (B) ) Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) Deswegen brauchen sie in unserem Antrag nicht beson- ders erwähnt zu werden. Aber, meine Damen und Herren von Rot-Grün, eine Frage werden Sie uns beantworten müssen. Wollen Sie sozusagen das Faß für alle Ausländer, die sich in Deutschland aufhalten, ganz aufmachen oder wollen Sie eine Einschränkung? (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie es für alle Deutschen, die sich im Ausland aufhalten?) Ihrem Antrag entnehme ich, dass Sie für die Ausländer eine Einschränkung wollen, die sich mindestens drei Jahre in Deutschland aufhalten. Darüber kann man re- den. Aber Sie müssen Farbe bekennen und sich entschei- den, was Sie wollen. Wir lassen uns von Ihnen nicht die Butter vom Brot nehmen. Frau Justizministerin, es war das zweite Mal – auch diesmal werden wir es Ihnen nicht durchgehen lassen –, dass Sie einen Entschließungsantrag von Rot- Grün erwähnen, aber einen Antrag der CDU/CSU-Frak- tion, der zeitlich vor dem anderen Antrag eingebracht wurde, unterschlagen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Ich kann mich an den 10. Oktober 1999 erinnern, als ein Regierungsvertreter auf dem Opferforum des Weißen Ringes auf einen Einwand von mir erklärt hat, das Opfer- entschädigungsgesetz werde nicht geöffnet, man werde am Territorialitätsprinzip festhalten. Seit 1999 laufe ich dieser Änderung des Opferentschädigungsgesetzes nach. Deswegen freue ich mich sehr, dass sich die Kolle- ginnen und Kollegen unserer Fraktion meinem Anliegen angeschlossen haben. (Beifall bei der CDU/CSU – Rainer Funke [FDP]: Wir aber auch! Das sollten Sie auch erwähnen!) Ich danke Herrn Kollegen Funke, dass er darauf hin- gewiesen hat, dass es die Bundesregierung in einem Jahr Prüfung nicht geschafft hat, einen Vorschlag zur Geset- zesänderung vorzulegen. Nachdem wir jetzt feststellen können, dass es nur noch marginale Unterschiede in den Auffassungen gibt, wie das Opferentschädigungsgesetz angepaßt werden soll, werden wir Ihnen auf die Sprünge helfen. Wir werden morgen einen voll ausformulierten Ge- setzentwurf zur Beratung stellen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Morgen ist Samstag!) Ich bin gespannt, ob wir zu einer Einigung in den Aus- schüssen kommen. Ich kann es mir sehr wohl vorstellen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun der Kollege Joachim Stünker, SPD- Fraktion. H d ü ü d d I d f g li F b s D s w g k w b m z a i d r e d g v D v S im 1 A (C (D Joachim Stünker (SPD): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Am 11. Oktober 2001 haben wir erstmals nach en schrecklichen Ereignissen vom 11. September mit ber 3 000 Toten in New York in diesem Hohen Hause ber die notwendigen innenpolitischen Folgerungen aus ieser neuen Form des Terrorismus debattiert. Ich habe amals hier gesagt: Das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit, nach Schutz vor Kriminalität und vor Terrorismus ist ein hohes Gut. Wir als Gesetzgeber haben uns dieser Aufgabe mit großem Ernst und mit sehr viel Verant- wortung zu widmen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Dann wissen Sie ja, was Sie falsch gemacht haben!) ch habe hinzugefügt: Der Gesetzgeber hat bei dieser Aufgabe das Nor- men- und Wertesystem unseres Grundgesetzes nicht nur zu beachten, sondern auch strikt einzuhalten. Wenn wir heute nach eineinhalb Jahren Bilanz ziehen, ann darf ich feststellen – ich bin sehr froh darüber, das eststellen zu können –, dass wir gemeinsam als Gesetz- eber diese Aufgabe der Gewährleistung der höchstmög- chen inneren Sicherheit bei Wahrung der bürgerlichen reiheitsrechte des Einzelnen gut gemeistert haben. Ich edanke mich daher für die gute Zusammenarbeit in die- em Bereich. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ie Bedenken der Öffentlichkeit sind in Teilbereichen ehr groß gewesen. Diejenigen, die dabei waren, wissen, elche Diskussionen wir zum Teil führen mussten. Durch eine Fülle von zügig auf den Weg gebrachten esetzgeberischen Maßnahmen belegt Deutschland – das önnen wir heute feststellen; darauf ist dankenswerter- eise bereits hingewiesen worden – einen Spitzenplatz ei der Terrorismusbekämpfung in Europa. Lassen Sie mich daher noch kurz einige der Maßnah- en Revue passieren. Man sollte sich nach dieser gan- en Zeit wieder einmal vor Augen führen, was alles wir uf den Weg gebracht haben. Das erste Antiterrorpaket st bereits im Herbst des Jahres 2001 beschlossen wor- en. Wir haben zunächst über die Finanzierung der Ter- orbekämpfung beraten und dazu einen Gesetzentwurf ingebracht. Wir haben dann zügig die notwendige Än- erung des Vereinsrechts mit der Abschaffung des Reli- ionsprivilegs vorgenommen. Seither können Vereine erboten werden, wenn sie die Religionsausübung als eckmantel für extremistische Ziele missbrauchen. Da- on wird Gebrauch gemacht. Das führt zu Erfolgen. Neu eingeführt im Strafgesetzbuch haben wir § 129 b. either können terroristische Aktivitäten im Ausland auch Inland strafrechtlich verfolgt werden. Die §§ 129 und 29 a StGB gelten auch für terroristische Vereinigungen im usland. 3422 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Joachim Stünker Auch das zweite Antiterrorpaket stammt von Winter 2001. Es handelt sich um das so genannte Schily-II-Pa- ket. In einer zweiten Stufe haben wir die zahlreichen Si- cherheitsgesetze an die Bedrohungslage angepasst. Da- mit wurden die Voraussetzungen für eine bessere Verknüpfung des Daten- und Informationsaustausches zwischen den Diensten geschaffen. Die Frau Justizmi- nisterin hat vorhin zu Recht auf die Fahndungserfolge hingewiesen, die dadurch eingetreten sind. Das alles sollten wir hier nicht aus parteipolitischen Motiven kleinreden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wir sind dann die Bekämpfung dessen, wie sich der Terrorismus finanziert, angegangen. Mit dem Vierten Fi- nanzmarktförderungsgesetz haben wir Regelungen zur Bekämpfung der Geldwäsche geschaffen, die zum Zwe- cke der Finanzierung des Terrorismus eingesetzt worden ist. In Deutschland sind mittlerweile eine Vielzahl von Konten gesperrt worden, deren Inhaber dem terroristi- schen Umfeld zuzurechnen sind. Viele Millionen Euro sind seit dem Jahre 2001 vor diesem Hintergrund einge- froren worden. Ich denke, dass der Rechtsstaat hier interdisziplinär zwischen den einzelnen Ministerien gehandelt und deut- lich gemacht hat, dass er in der Lage ist, auf diese He- rausforderungen angemessen – ich betone: angemessen – zu reagieren. Ich meine, von daher können wir heute eine eindrucksvolle Bilanz vorlegen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Durch die Umsetzung des Rahmenbeschlusses zur Terrorismusbekämpfung des Rates der Europäischen Union vom 13. Juni 2002 bauen wir nun unseren Spit- zenplatz bei der Terrorismusbekämpfung in Europa wei- ter aus. Das sollten wir nicht bemäkeln, Herr Kollege Schröder. Der Rahmenbeschluss dient nämlich dazu, die strafrechtlichen Vorschriften der Mitgliedstaaten zur Ter- rorismusbekämpfung weiter anzugleichen. Der Rahmen- beschluss ist Teil eines umfassenden Vorgehens der Europäischen Union gegen den Terrorismus. Er ergänzt die bereits bestehenden internationalen strafrechtlichen Rechtsinstrumente. Darauf wurde bereits hingewiesen; ich möchte es nicht wiederholen. Als wir darangingen, diesen Rahmenbeschluss umzu- setzen, haben wir festgestellt, dass das meiste bereits im deutschen Strafrecht pönalisiert ist (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Was ist denn mit den Einzeltätern?) und es bei der Angleichung von Strafrahmen in der Tat wirklich nur um ganz marginale Teilbereiche geht, was auch etwas mit den unterschiedlichen Rechtssystemen in Europa zu tun hat. Das wird hier nachgeholt. Zudem werden eine Reihe von neuen Tatbeständen aufgenom- men. Herr Kollege Schröder, ich habe nicht ganz verstan- den – das muss ich ganz ehrlich sagen; es mag aber an mir gelegen haben; ich bitte um Nachsicht –, wo Sie in d li r L A k z ß e D Z P la e f s n K d f o v V d s N s s m s B W r E d H b ü L z (C (D em von Ihnen angesprochenen Beispiel eine strafrecht- che Lücke sehen. Ich bin gerne bereit, mit Ihnen da- über zu diskutieren. Ich bin der Meinung, dass da keine ücke besteht. Wir werden uns darüber austauschen. (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Prima!) ber wenn es eine geben sollte, haben wir mit Sicherheit ein Problem, uns mit Ihnen darüber auseinander zu set- en und zu einem guten Ergebnis zu kommen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich abschlie- end darauf hinweisen, dass dieser Rahmenbeschluss rstmalig auf europäischer Ebene eine gemeinsame efinition für terroristische Straftaten und terroristische ielsetzungen beinhaltet. Dies ist ein ganz wichtiger unkt; denn darüber haben wir vor eineinhalb Jahren nge gestritten. Wir wussten nicht so richtig, wie wir zu inem Ausgleich kommen können. Wir haben nun die De- inition zur Vereinheitlichung des europäischen Rechts- ystems in innerstaatliches Recht übernommen und in den euen Tatbestand hineingeschrieben. Von daher, Herr ollege Schröder, glaube ich, dass die Strafbarkeitslücke, ie Sie angesprochen haben, nicht vorhanden ist. Meine Damen und Herren, ich habe in meinen Aus- ührungen ganz bewusst auf jegliche Polemik verzichtet, (Rainer Funke [FDP]: Das fällt Ihnen schwer!) bwohl sicherlich einige Äußerungen und Zwischenrufe on der rechten Seite des Hauses dazu möglicherweise eranlassung gegeben hätten. (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD]) Die Menschen in unserem Land verlangen von uns, ass wir gemeinsam – ich betone: gemeinsam – politi- che Antworten auf die terroristische Bedrohung geben. ur mit gemeinsamen Antworten sind wir den Men- chen in unserem Land gegenüber glaubwürdig. Wir ollten uns daher nicht gegenseitig den Willen zur ge- einsamen wirksamen Bekämpfung des Terrorismus ab- prechen, denn damit werden wir keine Sicherheit für die evölkerung schaffen können. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege olfgang Zeitlmann, CDU/CSU-Fraktion. Wolfgang Zeitlmann (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- en! Wir debattieren über die Umsetzung eines von der U vorgegebenen Rahmenbeschlusses seitens der Bun- esrepublik. Ich habe in der Debatte genau aufgepasst. err Kollege Stünker, ich finde es ehrenwert, dass Sie ereit sind, dann, wenn es Strafbarkeitslücken gibt, ber deren Schließung zu diskutieren. Ich will festhalten: Der Kollege Dr. Schröder hat eine ücke – ich glaube, es ist in der Tat eine Lücke – aufge- eigt, nämlich dass der Einzeltäter wie zum Beispiel der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3423 (A) ) (B) ) Wolfgang Zeitlmann Anthrax-Täter, der allein handelt, keine terroristische Straftat im Sinne der bestehenden Strafbestimmungen begeht. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Mord und Totschlag!) Wenn ich ihn richtig verstanden habe, gibt es noch eine zweite Lücke, nämlich dass nur der Tatbestand der quali- fizierten Körperverletzung gemäß § 226 StGB mit in den Straftatenkatalog aufgenommen wurde. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir vom CDU-Antrag abgeguckt!) Ich sage ganz deutlich: Sie haben sicherlich einen Groß- teil der aus dem Rahmenbeschluss erwachsenden Ver- pflichtungen erfüllt. Dennoch sind Lücken vorhanden und darum geht es. Es geht auch um etwas, was der Kollege Montag an- geschnitten hat, nämlich dass er kein Gesinnungsstraf- recht will. (Joachim Stünker [SPD]: Das wollt ihr doch auch nicht, oder?) Dazu muss ich allerdings sagen: Hier muss man deutli- che Fragezeichen machen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie eins?) – Nein, ich will es nicht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch wunderbar! Das war übrigens Ihre Wortwahl!) In diesem Land wird das Zeigen von Fahnen im rechtsradikalen Bereich – so etwa bei Nazis und Ähnli- chen – aus guten Gründen bestraft. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht so im Strafgesetzbuch!) Angesichts dessen können Sie sich hier, wenn es um Ter- rorismus geht, doch nicht einfach auf dem linken Auge blind stellen. Nach unserer Auffassung muss das Wer- ben für terroristische Organisationen auch dann strafbar sein, wenn man keine Mitgliederwerbung vorwerfen kann. (Beifall bei der CDU/CSU) Es ist doch utopisch, zu sagen, es sei lediglich Aus- druck einer Gesinnung, wenn jemand mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „I love al-Qaida“ herumläuft, sein Handeln aber strafbar sein soll, sobald er sagt: Werde Mitglied bei al-Qaida. – Das Herumlaufen mit einem sol- chen T-Shirt wird nach meiner Meinung von dem Großteil der Bevölkerung nicht als bloßer Ausdruck einer Gesin- nung, sondern als strafwürdiger Beginn einer Straftat ge- sehen. Ich verstehe, dass sich die Grünen schwer tun. In den Drucksachen des Deutschen Bundestages habe ich Be- le M m g s v te g u s E m E A g s u m z g d – d ta z h s s m r G – m k r ic n b v b S k (C (D ge dafür gefunden, dass Sie noch vor drei Jahren im ärz 2000 – Herr Ströbele ist ganz groß aufgeführt – alle iteinander die Abschaffung des § 129 a Strafgesetzbuch efordert haben. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! – Zurufe von der CDU/ CSU: Ah!) Angesichts eines solchen Werdeganges braucht man ich nicht darüber zu wundern, dass es schwer fällt, die om EU-Rahmenbeschluss gesetzten Fristen einzuhal- n. Ich habe mich immer gefragt, was die Koalition ei- entlich daran hindert, hier endlich zu Stuhl zu kommen nd diesen Rahmenbeschluss auszufüllen. Der Kollege Ströbele hat darüber hinaus in einer Pres- eerklärung kundgetan, dass das neue Gesetz nach seiner rwartung weniger Ermittlungen nach dem Terroris- usparagraphen zur Folge haben wird. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Aha!) r formuliert: So fallen beispielsweise Aktionen der ntiatombewegung wie das Blockieren und Beschädi- en von Bahngleisen künftig nicht mehr unter den pau- chalen Terrorismusparagraphen. Ich kann mich in einen Grünen hineindenken (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können Sie nicht!) nd kann verstehen, dass er Probleme mit der Terroris- usbekämpfung hat, insbesondere wenn es um so diffi- ile Fragen wie Werbung für terroristische Vereinigun- en geht. Ich freue mich über die Zusage des Kollegen Stünker, ass wir in den noch folgenden Ausschussberatungen wir haben heute die erste Lesung – über offene Fragen iskutieren können. Das muss der Sinn einer parlamen- rischen Beratung sein. Ich halte es für bedenklich, dass Sie bei der Umset- ung eines so wichtigen Gesetzes drei Monate überzie- en. Man kann allerdings sagen: Es ist ja nichts pas- iert. – Ich kann außerdem nicht verstehen, warum Sie o apodiktisch sagen, sie wollten sich nur an den Rah- en halten. Der Rahmen gibt doch nur eine Mindest- egelung vor. Sie könnten an einigen Stellen mit guten ründen über den Rahmen hinausgehen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gehen wir doch!) Aber sehr dürftig. – Ich bitte Sie, alles dafür zu tun, da- it wir zu einer vernünftigen Regelung für die Justiz ommen. Wir alle hoffen, dass wir bei der Bekämpfung des Ter- orismus erfolgreich sind. Ich schließe mich – das sage h ausdrücklich – dem Dank an die Justiz und den Ge- eralbundesanwalt für das bisherige Handeln an. Wir ha- en allen Grund, zufrieden zu sein. Zufrieden sind wir on der Union aber mit dem, was Sie heute vorgelegt ha- en, nicht ganz. Es gibt noch Handlungsbedarf. Wenn ie die Grünen besser in den Griff bekommen könnten, önnten wir uns vielleicht leichter einigen. 3424 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Wolfgang Zeitlmann Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine falschen Hoffnungen!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 15/813, 15/540, 15/34, 15/808 und 15/802 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge- schlagen. – Ich stelle fest, dass Sie damit einverstanden sind. Dann sind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 16 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- richts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Hans-Michael Goldmann, Dirk Niebel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonar- beitskräfte auf sechs Monate ausweiten – Drucksachen 15/368, 15/834 – Berichterstattung: Abgeordnete Angelika Krüger-Leißner Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die FDP fünf Minuten Redezeit erhalten soll. – Auch dazu besteht Einverständnis. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst der Kollege Ernst Burgbacher für die FDP-Fraktion. Ernst Burgbacher (FDP): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gibt schon seltsame Situationen im Parlament. Wir wis- sen, dass dem Antrag, den wir vorgelegt haben, eine große Mehrheit der Abgeordneten auch aus dem Regie- rungslager gerne zustimmen würde, aber sie tut es nicht. Das ist das Problem. Rot-Grün redet immer nur, aber wenn es ans Handeln geht, ist das Ende der Fahnen- stange erreicht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Ich zitiere aus der Beschlussempfehlung. Da heißt es: Einig war sich der Ausschuss darüber, dass auslän- dische Saisonarbeitskräfte besonders in Spitzenzei- ten einen wertvollen Beitrag in der Wirtschaft leis- ten. Das spricht doch eigentlich für sich. (Beifall bei Abgeordneten der FDP) Es gab eine lange Diskussion über das Zuwande- rungsgesetz. Deswegen wissen wir, dass wir in Deutsch- land ausländische Arbeitskräfte brauchen, und zwar so- wohl hoch qualifizierte Arbeitnehmer als auch solche, d l u s n b n v d Z b O w w n B s – V g v h b k A g s I w m c e i l s W w u H d (C (D ie einfache Tätigkeiten ausführen. Die FDP will natür- ich auch in der Frage der Zuwanderung weiterkommen nd hat hierzu einen Gesetzentwurf vorgelegt. Wir müs- en aber bedauern, dass alles blockiert wird und sich ichts nach vorne bewegt. Mit dem heutigen Antrag könnten wir etwas vorwärts ringen, was allerdings mit dem Zuwanderungsgesetz ichts zu tun hat; das will ich gleich zu Beginn unmiss- erständlich sagen, weil ich die Argumente schon kenne, ie nachher kommen werden. Wir wollen – das ist das iel des FDP-Antrages –, dass ausländische Saisonar- eitskräfte im Hotel- und Gaststättengewerbe, in der bst- und Gemüseverarbeitung, in der Land- und Forst- irtschaft sowie in Sägewerken nicht nur drei Monate ie bisher arbeiten dürfen, sondern dass sie sechs Mo- ate bleiben können. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Gerade in vielen Gegenden von Baden-Württemberg, ayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Hol- tein ist das von großer Bedeutung. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Und in Niedersachsen!) Natürlich auch in Niedersachsen, lieber Kollege. – iele von Ihnen, auch von Rot-Grün, wissen aus dem ei- enen Wahlkreis ganz genau, dass das wichtig ist. Viele on Ihnen würden dem Antrag deshalb zustimmen. Sie aben, wie wir auch, Briefe vom Deutschen Bauernver- and und von vielen Industrie- und Handelskammern be- ommen, in denen Sie aufgefordert werden, dem FDP- ntrag zuzustimmen. Leider wird das, wenn ich die Er- ebnisse der Ausschussberatungen sehe, nicht der Fall ein. (Dirk Niebel [FDP]: Sie sind PISA-geschä- digt! Sie können nicht lesen!) ch freue mich, dass sich die Union überwinden konnte, enigstens dem ersten Punkt unseres Antrags zuzustim- en. Im zweiten Punkt werden wir keine Einigkeit errei- hen; aber auch bei uns liegt das Gewicht eher auf dem rsten Punkt. (Beifall bei der FDP) Lassen Sie mich nun zu zwei Punkten kommen, weil ch denke, dass Sie auf diese eingehen werden. Als Erstes geht es um das Hartz-Konzept. Liebe Kol- eginnen und Kollegen, das Hartz-Konzept ändert an die- er Problematik überhaupt nichts. (Dirk Niebel [FDP]: Null!) enn Sie mit den Betroffenen vor Ort sprechen, dann issen Sie, dass sie für die jetzt beginnende Spargelernte nd für die Tourismussaison keine Arbeitskräfte finden. ier sollten Sie nicht mit Scheinargumenten wie dem es Hartz-Konzeptes kommen. (Beifall bei der FDP – Markus Kurth [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen doch gar nicht, was durch Hartz passiert!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3425 (A) ) (B) ) Ernst Burgbacher Beim zweiten Punkt geht es um das Zuwanderungsge- setz. Frau Kollegin, der von uns gestellte Antrag hat mit dem Zuwanderungsgesetz direkt nichts zu tun; denn die Saisonarbeit wird im Zuwanderungsgesetz nicht gere- gelt. (Angelika Krüger-Leißner [SPD]: In einem an- deren Zusammenhang!) Wir wissen allerdings, dass die Regierung plant – das wurde in den Ausschüssen gesagt –, nach dem In-Kraft- Treten des Zuwanderungsgesetzes bei der einen Rege- lung von drei auf vier Monate und bei der anderen Rege- lung von sechs auf sieben Monate zu gehen. Deshalb sage ich Ihnen: Machen Sie heute Nägel mit Köpfen! (Dirk Niebel [FDP]: Richtig!) Stimmen Sie unserem Antrag zu! Dadurch hätten Sie et- was für die Menschen getan, die händeringend Arbeits- kräfte suchen, und Sie hätten ein Zeichen gesetzt, durch das deutlich wird, dass wir hier weiterkommen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Zur Not sollen sie „SPD“ da- rüber schreiben und ihn selbst einbringen!) Meine Damen und Herren, von diesem Parlament müs- sen Zeichen ausgehen, die zeigen, dass wir bereit sind, auf Anforderungen zu reagieren, und dass wir nicht nur Beschlüsse fassen, die die Branche weiter beuteln. Heute Vormittag wurde hier das im Vermittlungsaus- schuss ermittelte Ergebnis mit einer breiten Mehrheit al- lein gegen die Stimmen der FDP beschlossen. Jetzt wird so getan, als handele es sich um eine vernachlässigbare steuerliche Belastung, die nur die Großkonzerne treffen würde. Das stimmt einfach nicht. Das heute Morgen auch mit den Stimmen der Union Beschlossene bedeutet eine gewaltige zusätzliche Belastung aller GmbHs, also auch der kleinen und nicht nur der großen. (Beifall bei der FDP) Deshalb appelliere ich an Sie: Springen Sie jetzt über Ihren Schatten und tun Sie das, was Sie gerne tun wür- den! Stimmen Sie unserem Antrag zu! Sie würden da- durch einiges bewirken, sodass es in den genannten Branchen in der kommenden Saison aufwärts geht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es sich noch einmal über- legen würden, und es würde mich freuen, wenn wir zu einer breiten Mehrheit kämen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nächste Rednerin ist die Abgeordnete Angelika Krüger-Leißner, SPD-Fraktion. (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Spärlicher Beifall aus den Reihen der SPD!) u A z k Z s g w d a r s E k s d l A r w w s d u Z d w r A U E r d B d m n e d D f r d (C (D Angelika Krüger-Leißner (SPD): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen nd Herren! Der Antrag der FDP zur Ausweitung der rbeitserlaubnis für ausländische Saisonarbeitskräfte ist unächst das Ergebnis einer wichtigen strukturellen Dis- ussion über die Zuwanderung, die wir seit längerer eit führen und deren Ergebnis ein Zuwanderungsgesetz ein wird. In der Tat eröffnen unsere heutigen gesetzlichen Re- elungen kaum Möglichkeiten zur Steuerung der Zu- anderung. Deshalb können wir in vielen Fällen weder en staatlichen Erfordernissen noch den Forderungen us der Wirtschaft Rechnung tragen. Dass das Zuwande- ungsgesetz bis heute nicht zustande gekommen ist, ist icherlich weniger die Schuld der Freien Demokraten. inzig die CDU/CSU will die Zeichen der Zeit nicht er- ennen. Wie bei vielen Reformen ist aber auch hier das Ge- amtkonzept entscheidend. Daher kann es nicht sein, ass sich die FDP einzelne Problemkreise wie die aus- ändischen Saisonarbeitskräfte herauspickt. (Dirk Niebel [FDP]: Doch, das muss sein! Das Zuwanderungsgesetz soll ja bald in Kraft tre- ten!) us meiner Sicht ist dies für die Lösung der Zuwande- ungsfrage kontraproduktiv. Wenn auch wir dies täten, ürden wir nämlich für eine bestimmte Gruppe eine sehr eit reichende Öffnung der gesetzlichen Regelungen chaffen. Wohlgemerkt: Es müsste auch hinterfragt wer- en, ob diese Öffnung den Bedürfnissen unseres Landes nd der Wirtschaft wirklich entspricht. Schauen wir uns den Vorschlag der FDP genauer an. unächst einmal komme ich zur rechtlichen Situation, ie sich bei näherer Betrachtung als komplizierter er- eist, als sich die FDP-Fraktion das bei der Formulie- ung ihres Antrages möglicherweise gedacht hat. Die nnahme, man könne eine Öffnung bei gleichzeitiger mgehung des Bundesrates erreichen, ist nämlich irrig. ine Änderung der Anwerbestoppausnahmeverordnung eicht nicht aus. Nach dem Ausländergesetz darf Auslän- ern der Aufenthalt für eine längere als dreimonatige eschäftigung nur dann erlaubt werden, soweit dies urch eine Rechtsverordnung geregelt ist. Deshalb üsste nicht nur die Anwerbestoppausnahmeverord- ung, sondern auch die Arbeitsaufenthalteverordnung rgänzt werden. (Ernst Burgbacher [FDP]: Das können wir ja machen!) Eine solche Änderung bedarf genau wie das Zuwan- erungsgesetz selbst der Zustimmung des Bundesrates. aher bleiben wir dabei: Eine Änderung der Situation ür Saisonarbeitskräfte muss mit einer vernünftigen Neu- egelung der Migration insgesamt gestaltet werden: mit em Zuwanderungsgesetz. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) 3426 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Angelika Krüger-Leißner Ein weiteres rechtliches Problem aus dem Vorschlag der Verlängerung der Arbeitserlaubnis auf sechs Monate erwächst im Bereich des Arbeitslosengeldes. Mögli- cherweise ist dieser Umstand von der FDP nicht bedacht worden. Auf der Beschäftigungsseite erwachsen bei ei- ner Beschäftigung von sechs Monaten pro Jahr Ansprü- che auf Leistungen bei Arbeitslosigkeit. Diese zeitliche Grenze ist deshalb immer als absolute Obergrenze für ausländische Saisonarbeitskräfte angesehen worden. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Frau Kollegin Krüger-Leißner, ich darf Sie einen Au- genblick unterbrechen. Ich wende mich an die gerade in den Saal kommenden Kollegen: Wir reden über die Ar- beitserlaubnis für ausländische Saisonarbeitskräfte. Es wäre schön, wenn sich die am Rednerpult befindliche Kollegin bei der Behandlung des Punktes Gehör ver- schaffen könnte. Das gilt besonders für die eigene Frak- tion. (Beifall bei der SPD) Angelika Krüger-Leißner (SPD): Vielen Dank, Herr Präsident! (Manfred Grund [CDU/CSU]: Sie redet zum Zuwanderungsgesetz!) – Sie haben nicht zugehört. Versuchen Sie es jetzt noch einmal. (Ernst Burgbacher [FDP]: Noch kein einziges Wort zum Thema!) Unabhängig von diesen rechtlichen Fragen, die aus meiner Sicht in Ihrem Antrag nicht geklärt sind, und un- abhängig von der Regelung zur Zuwanderung muss man sich die Frage stellen: Ist der Antrag der FDP-Fraktion an sich überhaupt sinnvoll? (Zurufe von der FDP: Ja! – Ernst Burgbacher [FDP]: Es ist sogar notwendig!) Sie wissen: Wir haben im Zusammenhang mit dem Zuwan- derungsgesetz in Aussicht gestellt – Herr Burgbacher hat darauf hingewiesen –, die maximale Beschäftigungsdauer auf vier Monate auszuweiten. Die Begrenzung für Betriebe soll aus unserer Sicht von sieben auf acht Monate erhöht werden. Sie hingegen schlagen sechs Monate für Beschäf- tigte und eine generelle Aufhebung der Regelung für Be- triebe vor. Dazu sage ich ganz klar: Unsere Regelung halte ich für die deutlich bessere und sinnvollere. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Ich will Ihnen das begründen, indem ich der Frage nachgehe: Wem nutzt Ihr Regelungsvorschlag? Ich denke, er nutzt natürlich zunächst den ausländischen Sai- sonarbeitern; das ist klar. Diese könnten doppelt so lange in Deutschland bleiben und Geld verdienen. Auf der Seite der Betriebe sieht die Sache aber etwas anders aus. Die in der Verordnung genannten landwirtschaftlichen Betriebe profitieren kaum von der Regelung; denn so- bald Saisonarbeitskräfte mehr als 50 Tage beschäftigt sind, sind sie sozialversicherungspflichtig. Damit kom- m z s t l m b n t d d D d B z t g n A m S B k d k d s g S b n m g m e d k G s m a (C (D en auf die Arbeitgeber erhebliche zusätzliche Kosten u. Die meisten Betriebe wollen diese nicht tragen und tellen daher eher neue Arbeitskräfte ein. Anders sieht es allerdings im Hotel- und Gaststät- engewerbe aus. Hier sind die Arbeitgeber oft an einer ängeren Beschäftigungszeit interessiert. Das hängt auch it der Einarbeitungszeit zusammen. In der Tat ist die isherige Regelung einigermaßen problematisch. Bei ei- er angenommenen Saison von maximal sieben Mona- en und einer Höchstarbeitsdauer von drei Monaten für ie Beschäftigten benötigt ein Betrieb, um die Höchst- auer in Anspruch zu nehmen, drei Saisonarbeitskräfte. aher ist unser Vorschlag begründet, die Aufenthalts- auer der Saisonarbeitskräfte auf vier Monate und die eschäftigungsdauer bei den Betrieben auf acht Monate u verlängern. Die Betriebe kämen so in einer verlänger- en Saison mit zwei Arbeitskräften aus, die zudem län- ere Zeit zur Verfügung stünden. Ich gebe zu: Der Vorschlag der FDP geht darüber hi- aus. Das hätte für einige Betriebe Vorteile. (Ernst Burgbacher [FDP]: Große Vorteile!) ber an diesem Punkt muss man doch stutzig werden, eine Damen und Herren von der FDP. (Ernst Burgbacher [FDP]: Vorteile für Betriebe darf es nicht geben! Das ist Ihre Denke!) ie müssen uns vor allen Dingen erklären, in welcher ranche eine Saison ein ganzes Jahr dauert. Mir ist eine bekannt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) In diesem Zusammenhang erinnere ich noch einmal aran: Es geht hier um eine Regelung für Saisonarbeits- räfte. Würden wir dem Vorschlag der FDP folgen, wür- en wir diesen Umstand ad absurdum führen. Landwirt- chaftliche und gastronomische Betriebe hätten dann das anze Jahr über die Möglichkeit, befristet ausländische aisonkräfte einzustellen. Eine solche Regelung, wie Sie sie vorgeschlagen ha- en, wird weder den Erfordernissen des Arbeitsmarktes och denen der Wirtschaft gerecht. Schon deswegen uss eine Neuregelung in ein Zuwanderungsgesetz ein- ebettet sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Warum haben Sie sie dann nicht vorgesehen?) Ich möchte noch auf einen besonderen Umstand auf- erksam machen: Dem Antrag der FDP widersprechend rscheint mir die Tatsache, dass wir bei einer so ausge- ehnten Neuregelung die notwendigen Arbeitsmöglich- eiten für Inländer nicht ausreichend im Auge behalten. erade im Rahmen der Hartz-Gesetzgebung und ange- ichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich aus einer Sicht neue Arbeitsmöglichkeiten für Inländer, uch und gerade in diesen Bereichen. (Dirk Niebel [FDP]: Waren Sie schon mal in einem Spargelanbaugebiet? Besuchen Sie mal die Spargelstecher!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3427 (A) ) (B) ) Angelika Krüger-Leißner Die Anwendung der Zeitarbeit und die Möglichkeiten der Minijobs führen dazu, dass die betroffenen Arbeits- möglichkeiten auch für Inländer wachsende Bedeutung bekommen. (Beifall bei der SPD) Wollen Sie einem Arbeitsuchenden, dem wir zugesagt haben, wir wollen ihn fördern und fordern, erklären: Wir haben zwar neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaf- fen, aber wir können Ihnen keine entsprechenden Stellen – schon gar nicht in der Gastronomie – anbieten, weil alle von ausländischen Kräften besetzt sind? (Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist doch welt- fremd bis zum Gehtnichtmehr! Sie haben doch keine Ahnung!) Wenn es nach Ihnen geht, dann arbeiten ausländische Kräfte das ganze Jahr über in Deutschland, und zwar ohne die Kosten, die der Erhalt der deutschen Sozialsys- teme verursacht, mit zu finanzieren. (Ernst Burgbacher [FDP]: Machen Sie doch mal die Augen auf!) Ich weiß, dass Sie darauf entgegnen werden, der Markt reguliere alles. Aber wir sind diejenigen, die die Rah- menbedingungen für die Neuordnung des Arbeitsmark- tes schaffen müssen. Die neuen Rahmenbedingungen dienen dem Ziel, mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, wie notwendig eine Regelung ist, die die Einstellung inländischer Kräfte stärker im Blick behält. Im Jahr 2001 gab es im Gastge- werbe noch 60 000 offene Stellen. Im Jahr 2002 sind 20 000 Jobs weggefallen. Es gibt einen Bereich, auf den sich dieser Trend nicht ausgewirkt hat, und zwar die Saisonkräfte. Die Zahl der Saisonkräfte ist zwischen 2000 und 2002 um über 30 Prozent gestiegen. Im Gastgewerbe war der Anstieg mit mehr als 50 Prozent sogar noch höher. Dies ist eine Entwicklung, die sicherlich niemand von uns befürwor- tet. Es zeigt sich vor allen Dingen eines: Wir brauchen dringend ein Gesetz, das die Zuwanderung vernünftig und umfassend regelt. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Unser Land muss die Möglichkeit bekommen, auf konjunkturelle Schwankungen und die Erfordernisse der Wirtschaft schnell zu reagieren. Wir sind, wie bereits ausgeführt wurde, bereit, die Anwerbestoppausnahme- verordnung dahin gehend zu ändern, dass sowohl den Belangen und Forderungen der Betriebe als auch den Ansprüchen der inländischen Arbeitnehmer Rechnung getragen wird. Mit dem Antrag der FDP ist dies nicht möglich. Aber ich denke, dass wir uns einigen können. Wir haben den Vorschlag gemacht, die Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonkräfte im Zusammenhang mit dem Zuwanderungsgesetz neu zu regeln. v V N d r h d w a T D d g d S b A w m d D m m s D t D r (C (D Meine Damen und Herren von der FDP, Sie sind in ielen Parlamenten vertreten, in denen Sie mit in der erantwortung sind. (Jörg Tauss [SPD]: Zurzeit! Das ändert sich wieder!) ehmen Sie Ihre Verantwortung wahr und wirken Sie arauf hin, dass wir ein umfassendes neues Zuwande- ungsgesetz bekommen, das auch diese Regelung bein- altet! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Wir ha- ben doch einen Antrag eingebracht!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nun erteile ich dem Kollegen Dr. Hermann Kues von er CDU/CSU-Fraktion das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe der CDU/ CSU: Bravo!) Dr. Hermann Kues (CDU/CSU): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich erde es kurz machen. (Beifall bei der SPD) Frau Kollegin, Sie haben sehr gezielt gesprochen, ber – das betone ich ausdrücklich – sehr gezielt am hema vorbei. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) enn die Situation stellt sich doch so dar – wir kennen ie Schreiben der Spargelbauern, der Erdbeerplanta- enbesitzer und des Hotel- und Gaststättengewerbes –, ass die Betriebe für die beginnende Saison – wenn die onne weiter scheint, wird die Spargelernte tatsächlich eginnen – zum Beispiel für die Spargelernte nicht die rbeitskräfte finden, die sie benötigen. Dafür brauchen ir eine Regelung. Das ist der Kern und deswegen stim- en wir auch dem ersten Teil des FDP-Antrages zu, in em es um eine Verlängerung auf sechs Monate geht. enn das bedeutet weniger Bürokratie und ist eine un- ittelbare Hilfe für die betroffenen Betriebe. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Weniger Spargel!) Ich will eines ganz deutlich sagen: Sie versuchen im- er, einen Zusammenhang zwischen der Frage der Sai- onarbeitskräfte und der Zuwanderung herzustellen. azu sage ich: Dieses hat absolut nichts miteinander zu un. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Fehleinschätzung!) ass wir nicht die von Ihnen angestrebte Zuwanderungs- egelung haben, ist für unseren Arbeitsmarkt ein Segen. (Beifall des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]) 3428 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Dr. Hermann Kues Sie haben ja mit Ihrer damals noch bestehenden Bundes- ratsmehrheit versucht, in verfassungswidriger Weise ein Gesetz durchzusetzen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Setzen Sie sich einmal mit den Zahlen des Arbeits- marktes auseinander! Etwa 10 Prozent der ausländischen Arbeitskräfte sind bei uns als Saisonarbeitnehmer oder als Werksarbeitskräfte tätig. Sie wissen genauso gut wie ich, dass gerade im Niedriglohnbereich die Arbeitslosig- keit ausländischer Arbeitsnehmer überdurchschnittlich hoch ist. Das heißt, Zuwanderung würde dieses Problem überhaupt nicht lösen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Vielmehr haben wir es mit einem Strukturproblem auf dem Arbeitsmarkt zu tun, das Sie kaum einem Au- ßenstehenden verdeutlichen können. Auch dank Ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik gehen wir auf eine Zahl von 5 Millionen Arbeitslosen zu; gleichzeitig finden wir für bestimmte Tätigkeiten niemanden, der sie überneh- men will. Da stimmt etwas nicht; deswegen müssen wir uns mit dem Strukturproblem beschäftigen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Darum wollen wir ja auch etwas än- dern! – Jörg Tauss [SPD]: Unterhalten Sie sich einmal mit dem Bauernverband!) – Sie haben bislang in dieser Frage nichts verändert. Ich sage ausdrücklich, dass ich mir schon einiges von der neuen 400-Euro-Regelung verspreche und von der Gleitzone zwischen 400 und 800 Euro Monatseinkom- men mit ihrer Entlastung bei den Beiträgen. Das müssen wir abwarten; man wird sehen, inwieweit diese Rege- lung greift. Sie sollten eines nicht vergessen: Die 400-Euro-Rege- lung haben wir gegen Ihren Widerstand im Bundesrat Gott sei Dank durchsetzen können. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist eine Dreistigkeit!) Das bisschen Freiheit auf dem Arbeitsmarkt, das es da- durch gibt, konnte dadurch zustande kommen, dass wir mittlerweile eine vernünftige Bundesratsmehrheit haben. (Beifall des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]) Langer Rede kurzer Sinn: Wir unterstützen den ersten Teil des FDP-Antrages; dabei geht es um die Verlänge- rung der Frist auf sechs Monate. Mit dem zweiten Teil haben auch wir unsere Probleme; da geht es um den Wegfall der Befristung auf sieben Monate bei der Sai- sonarbeit. Das ganze Jahr über kann keine Saison sein. Wir meinen schon, dass man in dieser Hinsicht differen- zieren muss. Wir brauchen Strukturveränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Daran sollten wir arbeiten. Wenn wir das tun, bekommen wir insgesamt bessere Lösungen hin. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. K R m S s d A e b a d S e d A Z g k F A w n ü s b m h u w – p (C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Zwölf Mo- nate Spargel! Ganzjährige Spargelsaison!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der ollege Markus Kurth, Bündnis 90/Die Grünen. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Präsident! echtzeitig zur nahenden Spargelsaison winkt die FDP it einem Antrag in Richtung der Bauern. Aber wenn ie so kurz springen und eine haarsträubende Wider- prüchlichkeit in Sachen Zuwanderung demonstrieren, ann drohen Sie als Spargeltarzan zu enden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Das wird jetzt noch lustig! – Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Das haben Sie gerade nötig!) nstatt endlich eine moderne Zuwanderungsregelung zu rmöglichen – da reden wir keineswegs am Thema vor- ei, sondern treffen den Kern –, halten Sie sich damit uf, Ausnahmeregelungen für Saisonarbeitskräfte zu for- ern. Geben Sie endlich – ich schaue dabei auf die rechte eite des Hauses – Ihre Blockade auf und lassen Sie uns in modernes Zuwanderungsrecht schaffen, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) as es der deutschen Wirtschaft ermöglicht, ausländische rbeitskräfte zu beschäftigen, wenn sie gefragt sind. Sie wissen doch auch, dass immer noch und auch in ukunft im IT-Bereich, im Ingenieurwesen und in eini- en bestimmten Teilarbeitsmärkten händeringend Fach- räfte gesucht werden. (Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Quatsch! Arbeitslose suchen händeringend Arbeit!) achkräfte werden gesucht und Sie halten sich damit auf, usnahmeregelungen für Hilfskräfte in Land- und Forst- irtschaft um ein paar Monate zu verlängern. Ihre Ma- över sind nicht wirtschaftsfreundlich, sie sind einfach berflüssig. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Unfug!) Auf der einen Seite greift Ihr Antrag zu kurz, weil er ich nur an der geltenden, aber dringend überholungs- edürftigen Rechtslage orientiert. Ich sage noch ein- al: Die Saisonarbeitnehmerfrage muss im Zusammen- ang mit Regelungen für die Zulassung von Fachkräften nd ausländischen Arbeitnehmern insgesamt geklärt erden. (Dirk Niebel [FDP]: Das ist im Gesetzentwurf gar nicht vorgesehen!) Das haben wir in dem Gesetzentwurf, der sich in der arlamentarischen Beratung befindet, vorgesehen. (Ernst Burgbacher [FDP]: Überhaupt nicht!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3429 (A) ) (B) ) Markus Kurth Bei der fehlenden Verfügbarkeit inländischer Bewerber besteht die Möglichkeit, den Zuzug von Kräften auch ohne zeitliche Begrenzung zuzulassen. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Können Sie sa- gen, wo das im Gesetzentwurf steht?) Auf der anderen Seite geht Ihr unausgegorener Vor- schlag zu weit, weil er die bewusst saisonbezogene und damit kurzzeitige Beschäftigung von ausländischen Kräften zu einer dauerhaften Beschäftigung ausdehnen will. Damit konterkariert er – das ist ein wichtiger Punkt, den ich betonen will – die gerade von uns beschlossenen Regelungen, die auf dem Hartz-Konzept beruhen. Sie, Herr Burgbacher, haben gesagt, das Hartz-Kon- zept sei nicht sinnvoll und die 400-Euro-Jobs richteten nichts aus. Woher wollen Sie heute schon die Wirkung des Hartz-Konzeptes kennen? Lassen Sie uns doch erst einmal abwarten, (Dirk Niebel [FDP]: Spargel gab es schon vor Hartz!) welchen Effekt diese Regelungen im Hotel- und Gast- stättengewerbe haben werden. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Ich glaube, es reicht!) Gerade im Bereich des Hotel- und Gaststättengewer- bes haben wir die Voraussetzungen erheblich verbessert, um verstärkt inländische Aushilfen für niedriger ent- lohnte Beschäftigungen zu gewinnen. Die Kollegin Krüger-Leißner hat bereits darauf hinge- wiesen, dass Änderungen der Anwerbestoppausnahme- verordnung und der Arbeitsaufenthalteverordnung ebenso wie das Zuwanderungsgesetz der Zustimmung des Bun- desrates bedürfen. Sollen wir uns also im Nebenzimmer der Verhandlungen zum Zuwanderungsgesetz noch zu weiteren Vermittlungsgesprächen treffen? Ich weiß nicht, ob Ihre Fraktion nichts zu tun oder zuviel Personal hat, um solche Manöver durchzuhalten, meine lieben Kollegen von der FDP. (Ernst Burgbacher [FDP]: Essen sie endlich einmal Spargel!) Es bleibt im Gesamtkonzept zu lösen, wie die Zuwan- derung speziell aus mittel- und osteuropäischen Staaten geregelt werden kann. Hier sollten Sie sich bewegen, an- statt sich auf nebensächliche Scheindebatten zu speziali- sieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der FDP-Fraktion mit dem Titel „Arbeitserlaubnis für aus- ländische Saisonarbeitskräfte auf sechs Monate auswei- ten“. Zu diesem Antrag liegt eine Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit auf Drucksa- che 15/834 vor. Es ist vereinbart, dass über den Antrag a C u tr W Z 1 Z i G o s v je – s A m f m b g B s – m H m d s d m s S (C (D bgestimmt wird, wobei auf Wunsch der Fraktion der DU/CSU die Abstimmung getrennt über die Ziffern 1 nd 2 erfolgt. Wir stimmen daher zunächst über die Ziffer 1 des An- ags auf der Drucksache 15/368 ab. Wer stimmt dafür? – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Die iffer 1 dieses Antrags ist abgelehnt. Wer stimmt für Ziffer 2 des Antrags auf Drucksache 5/368? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die iffer 2 des Antrags ist abgelehnt. Damit ist der Antrag nsgesamt abgelehnt. Die Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die rünen haben fristgerecht beantragt, die heutige Tages- rdnung um die Beratung ihres Antrags auf Zurückwei- ung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Erste Zi- ildienständerungsgesetz zu erweitern und diesen Antrag tzt als Zusatzpunkt 15 aufzurufen. Ich stelle dazu Einverständnis fest. Dann ist so beschlos- en. Ich rufe jetzt den Zusatzpunkt 15 auf: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN Zurückweisung des Einspruches des Bundes- rates gegen das Erste Gesetz zur Änderung des Zivildienstgesetzes (Erstes Zivildienstände- rungsgesetz – 1. ZDGÄndG) – Drucksache 15/853 – Es wäre schön, wenn der eine oder andere sich vor der bstimmung vergewissern würde, worüber wir abstim- en und in welcher Weise diese Abstimmung durchge- ührt wird. Der Präsident des Bundesrates hat soeben schriftlich itgeteilt, dass der Bundesrat in seiner heutigen Sitzung eschlossen hat, gegen das Erste Zivildienständerungs- esetz Einspruch einzulegen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Es liegt ein Antrag der Fraktionen der SPD und des ündnisses 90/Die Grünen auf Zurückweisung des Ein- pruchs des Bundesrates vor. (Beifall bei der SPD) Der zweite Beifall war ebenso absehbar wie der erste. (Franz Müntefering [SPD]: Er war stärker!) Bevor wir zur Abstimmung über den Antrag kom- en, darf ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit für einige inweise zum Abstimmungsverfahren bitten. Es ist na- entliche Abstimmung beantragt. Nach Art. 77 Abs. 4 es Grundgesetzes ist für die Zurückweisung eines Ein- pruches des Bundesrates die Mehrheit der Mitglieder es Bundestages erforderlich. Das sind mindestens 302 Stim- en. Wer den Einspruch zurückweisen will, muss mit Ja timmen. Sie benötigen für die Abstimmung außer Ihren timmkarten auch Ihren Stimmausweis in der Farbe 3430 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert g g a i b S a K w b d b s F S d s r n l l Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 529; davon ja: 304 nein: 225 Ja SPD Dr. Lale Akgün Gerd Andres Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Hermann Bachmaier Ernst Bahr (Neuruppin) Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Eckhardt Barthel (Berlin) Klaus Barthel (Starnberg) Sören Bartol Sabine Bätzing Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Hans-Werner Bertl Petra Bierwirth Rudolf Bindig Lothar Binding (Heidelberg) Kurt Bodewig Gerd Friedrich Bollmann Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann (Hildesheim) Hans-Günter Bruckmann Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Dr. Michael Bürsch Hans Martin Bury Hans Büttner (Ingolstadt) Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Martin Dörmann Peter Dreßen Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Marga Elser Gernot Erler Petra Ernstberger Karin Evers-Meyer Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl G D L I G U R A D M K G A W K H B K A M A N H R R D G P M abriele Frechen agmar Freitag ilo Friedrich (Mettmann) ris Gleicke ünter Gloser we Göllner enate Gradistanac ngelika Graf (Rosenheim) ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus arl-Hermann Haack (Extertal) ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann (Wackernheim) nke Hartnagel ina Haver ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß onika Heubaum Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Gerd Höfer Jelena Hoffmann (Chemnitz) Walter Hoffmann (Darmstadt) Iris Hoffmann (Wismar) Frank Hofmann (Volkach) Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Renate Jäger Jann-Peter Janssen Klaus-Werner Jonas Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Hans-Peter Kemper Klaus Kirschner Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl (D elb. Den Stimmausweis könne eschehen, dem Stimmkartenfa (Wolfgang Bosbach [CDU Karte noc Bitte achten Sie darauf, dass usweis Ihren Namen tragen. B n die dafür vorgesehenen Boxe itte den Stimmausweis einem chriftführerinnen und Schriftf chten, dass Stimmkarten nur v ollegen in die dafür vorgese erden dürfen, die vorher ihre en haben. Wir kommen jetzt zur Absti er Koalitionsfraktionen auf itte die Schriftführerinnen und ehenen Plätze einzunehmen. – all zu sein. Dann eröffne ich h Ist ein Mitglied des Haus timme noch nicht abgegeben en, der seine Stimme noch n chließe nun die Abstimmung u innen und Schriftführer, mit d en. Ich darf schon jetzt denjenig egen, die die Bekanntgabe des ichen Abstimmung nicht abwa n Sie, soweit noch nicht ch entnehmen. /CSU]: Und die rote h!) Stimmkarte und Stimm- evor Sie Ihre Stimmkarte n werfen, übergeben Sie der Schriftführer. Die ührer bitte ich, darauf zu on den Kolleginnen und henen Boxen geworfen n Stimmausweis abgege- mmung über den Antrag Drucksache 15/853. Ich Schriftführer, die vorge- Das scheint bereits der iermit die Abstimmung. es anwesend, das seine hat? – Ich sehe nieman- icht abgegeben hat. Ich nd bitte die Schriftführe- er Auszählung zu begin- en Kolleginnen und Kol- Ergebnisses der nament- rten können oder wollen, fü s a A fü m B s d S a m D Z d r die bevorstehende Osterpau ame und besinnliche Tage wün llen Dingen gut gelaunt wiede Bis zum Vorliegen des Erge bstimmung unterbreche ich di (Unterbrechung von 14. Vizepräsident Dr. Norbert Die unterbrochene Sitzung is Ich gebe das von den Schrif hrern ermittelte Ergebnis de ung über den Antrag der Frak ündnisses 90/Die Grünen auf pruchs des Bundesrates gegen erung des Zivildienstgesetze timmausweise 527, (Zuruf: Was, fast 100 Leu bgegebene Stimmen 529. Mit (Beifall bei der SPD und d DIE GRÜN it Nein haben gestimmt 225. (Jörg Tauss [SPD]: Oh er Antrag ist mit der – durch urückweisung des Einspruch erlichen Mehrheit angenomme (Cse ein paar ruhige, erhol- schen. Kommen Sie vor r. bnisses der namentlichen e Sitzung. 26 bis 14.37 Uhr) Lammert: t wieder eröffnet. tführerinnen und Schrift- r namentlichen Abstim- tionen der SPD und des Zurückweisung des Ein- das Erste Gesetz zur Än- s bekannt. Abgegebene te sind schon weg?) Ja haben gestimmt 304, em BÜNDNIS 90/ EN) , ist das wenig!) das Grundgesetz für die s vorgegebenen – erfor- n. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3431 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Volker Kröning Dr. Hans-Ulrich Krüger Angelika Krüger-Leißner Horst Kubatschka Ernst Küchler Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange (Backnang) Christine Lehder Waltraud Lehn Dr. Elke Leonhard Eckhart Lewering Götz-Peter Lohmann Gabriele Lösekrug-Möller Erika Lotz Dr. Christine Lucyga Dirk Manzewski Tobias Marhold Lothar Mark Caren Marks Christoph Matschie Hilde Mattheis Markus Meckel Ulrike Mehl Petra-Evelyne Merkel Ulrike Merten Angelika Mertens Ursula Mogg Michael Müller (Düsseldorf) Christian Müller (Zittau) Gesine Multhaupt Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Volker Neumann (Bramsche) Dietmar Nietan Dr. Erika Ober Holger Ortel Heinrich Paula Johannes Pflug Joachim Poß Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Karin Rehbock-Zureich Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Christel Riemann- Hanewinckel Walter Riester Reinhold Robbe René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth (Esslingen) Michael Roth (Heringen) Gerhard Rübenkönig Ortwin Runde Marlene Rupprecht (Tuchenbach) Thomas Sauer Anton Schaaf Axel Schäfer (Bochum) Gudrun Schaich-Walch Rudolf Scharping Bernd Scheelen Dr. Hermann Scheer Siegfried Scheffler H O H U S D W H C W O K F W O G B R S D D R E D D W D J D L R C R D J J J D W F H R S J U D H H A P R M G G D J D L In D A J H orst Schild tto Schily orst Schmidbauer (Nürnberg) lla Schmidt (Aachen) ilvia Schmidt (Eisleben) agmar Schmidt (Meschede) ilhelm Schmidt (Salzgitter) einz Schmitt (Landau) arsten Schneider alter Schöler laf Scholz arsten Schönfeld ritz Schösser ilfried Schreck ttmar Schreiner isela Schröter rigitte Schulte (Hameln) einhard Schultz (Everswinkel) wen Schulz (Spandau) r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz rika Simm r. Sigrid Skarpelis-Sperk r. Cornelie Sonntag- Wolgast olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer ita Streb-Hesse r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. Gerald Thalheim olfgang Thierse ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger te Vogt (Pforzheim) r. Marlies Volkmer ans Georg Wagner edi Wegener ndreas Weigel etra Weis einhard Weis (Stendal) atthias Weisheit unter Weißgerber ert Weisskirchen (Wiesloch) r. Ernst Ulrich von Weizsäcker ochen Welt r. Rainer Wend ydia Westrich ge Wettig-Danielmeier r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ürgen Wieczorek (Böhlen) eidemarie Wieczorek-Zeul D B E B D V W H U M D N C U I P D N D G E D O D C P A D J W D K D H M V H C P G L A A V M M A I D E I H A D K H D E J H r. Dieter Wiefelspütz rigitte Wimmer (Karlsruhe) ngelbert Wistuba arbara Wittig r. Wolfgang Wodarg erena Wohlleben altraud Wolff (Wolmirstedt) eidi Wright ta Zapf anfred Helmut Zöllmer r. Christoph Zöpel ein DU/CSU lrich Adam lse Aigner eter Altmaier ietrich Austermann orbert Barthle r. Wolf Bauer ünter Baumann rnst-Reinhard Beck (Reutlingen) r. Christoph Bergner tto Bernhardt r. Rolf Bietmann lemens Binninger eter Bleser ntje Blumenthal r. Maria Böhmer ochen Borchert olfgang Bosbach r. Wolfgang Bötsch laus Brähmig r. Ralf Brauksiepe elge Braun onika Brüning erena Butalikakis artmut Büttner (Schönebeck) ajus Caesar eter H. Carstensen (Nordstrand) itta Connemann eo Dautzenberg lbert Deß lexander Dobrindt era Dominke arie-Luise Dött aria Eichhorn nke Eymer (Lübeck) lse Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann ngrid Fischbach artwig Fischer (Göttingen) xel E. Fischer (Karlsruhe- Land) r. Maria Flachsbarth laus-Peter Flosbach erbert Frankenhauser r. Hans-Peter Friedrich (Hof) rich G. Fritz ochen-Konrad Fromme ans-Joachim Fuchtel D R E G M R T J P D R H M M M K H H U S U M J B E P R K J S D D B S V S G E J J K M N M G G D D W D B K W P W D P D E S C D W (C (D r. Jürgen Gehb oland Gewalt berhard Gienger eorg Girisch ichael Glos alf Göbel anja Gönner osef Göppel eter Götz r. Wolfgang Götzer einhard Grindel ermann Gröhe ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund arl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg olger-Heinrich Haibach elmut Heiderich rsula Heinen iegfried Helias da Carmen Freia Heller ichael Hennrich ürgen Herrmann ernd Heynemann rnst Hinsken eter Hintze obert Hochbaum laus Hofbauer oachim Hörster usanne Jaffke r. Peter Jahr r. Egon Jüttner artholomäus Kalb teffen Kampeter olker Kauder iegfried Kauder (Bad Dürrheim) erlinde Kaupa ckart von Klaeden ürgen Klimke ulia Klöckner ristina Köhler anfred Kolbe orbert Königshofen ichael Kretschmer ünther Krichbaum ünter Krings r. Martina Krogmann r. Hermann Kues erner Kuhn (Zingst) r. Norbert Lammert arbara Lanzinger arl-Josef Laumann erner Lensing eter Letzgus alter Link (Diepholz) r. Klaus W. Lippold (Offenbach) atricia Lips r. Michael Luther rwin Marschewski (Recklinghausen) tephan Mayer (Altötting) onny Mayer (Baiersbronn) r. Martin Mayer (Siegertsbrunn) olfgang Meckelburg 3432 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) (C) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Dr. Michael Meister Dr. Angela Merkel Michaela Noll Günter Nooke Christian Schmidt (Fürth) Dr. Ole Schröder Christian von Stetten Gero Storjohann Alexander Bonde Ekin Deligöz Antje Hermenau Peter Hettlich Dr. Ludger Volmer Josef Philip Winkler Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Ronald Pofalla Ruprecht Polenz Daniela Raab Thomas Rachel Hans Raidel Dr. Peter Ramsauer Helmut Rauber Peter Rauen Christa Reichard (Dresden) Katherina Reiche Klaus Riegert Hannelore Roedel Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Dr. Klaus Rose Kurt J. Rossmanith Dr. Norbert Röttgen Dr. Christian Ruck Albert Rupprecht (Weiden) Peter Rzepka Anita Schäfer (Saalstadt) Hartmut Schauerte Norbert Schindler Georg Schirmbeck A G M P G A K W E W W W B G K M V C B M G Entschuldigt wegen Übernahm sammlungen des Europarates u Wir sind damit am Schluss ordnung. (Jörg Tauss [SPD]: Ach noch ein biss Dem Kollegen Tauss, dem d terpause offensichtlich so gut g ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arko Wanderwitz eter Weiß (Emmendingen) erald Weiß (Groß-Gerau) nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch erner Wittlich lke Wülfing olfgang Zeitlmann olfgang Zöller illi Zylajew ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck (Bremen) olker Beck (Köln) ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin J K W C F S C K C I R A W P U R S H J M H D D e einer Verpflichtung im Rahm nd der WEU, der Parlamentari Lintner, Ed CDU/CS unserer heutigen Tages- , machen wir doch chen!) ie guten Wünsche zur Os- efallen haben, dass er sie w d erzy Montag erstin Müller (Köln) infried Nachtwei hrista Nickels riedrich Ostendorff imone Probst laudia Roth (Augsburg) rista Sager hristine Scheel rmingard Schewe-Gerigk ezzo Schlauch lbert Schmidt (Ingolstadt) erner Schulz (Berlin) etra Selg rsula Sowa ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele ürgen Trittin arianne Tritz ubert Ulrich r. Antje Vogel-Sperl r. Antje Vollmer S In M D G E D G D D M D D D J D D N F D en ihrer Mitgliedschaft in de schen Versammlung der NATO uard U iederholt haben möchte, emp as Protokoll dieser Sitzung. (Heiterkeit und Die Sitzung ist geschlossen. (Schluss: 14.3 (D ibylle Laurischk a Lenke arkus Löning irk Niebel ünther Friedrich Nolting berhard Otto (Godern) etlef Parr isela Piltz r. Andreas Pinkwart r. Günter Rexrodt arita Sehn r. Hermann Otto Solms r. Rainer Stinner r. Dieter Thomae ürgen Türk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein ein raktionslose Abgeordnete r. Gesine Lötzsch n Parlamentarischen Ver- , der OSZE oder der IPU fehle ich einen Blick in Beifall) 9 Uhr) Dr. Georg Nüßlein Franz Obermeier Eduard Oswald Rita Pawelski Ulrich Petzold Dr. Joachim Pfeiffer Sibylle Pfeiffer Dr. Friedbert Pflüger Beatrix Philipp Andreas Storm Max Straubinger Matthäus Strebl Thomas Strobl (Heilbronn) Michael Stübgen Antje Tillmann Edeltraut Töpfer Arnold Vaatz Volkmar Uwe Vogel Ulrike Höfken Thilo Hoppe Michaele Hustedt Fritz Kuhn Renate Künast Markus Kurth Undine Kurth (Quedlinburg) Dr. Reinhard Loske Anna Lührmann Joachim Günther (Plauen) Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Christel Happach-Kasan Christoph Georg Hartmann (Homburg) Klaus Haupt Dr. Werner Hoyer Dr. Heinrich L. Kolb Gudrun Kopp Friedrich Merz Laurenz Meyer (Hamm) Doris Meyer (Tapfheim) Maria Michalk Hans Michelbach Klaus Minkel Dr. Gerd Müller Stefan Müller (Erlangen) Bernward Müller (Gera) Henry Nitzsche Bernhard Schulte-Drüggelte Uwe Schummer Wilhelm Josef Sebastian Kurt Segner Matthias Sehling Marion Seib Heinz Seiffert Bernd Siebert Thomas Silberhorn Jens Spahn D J F D H J K A W r. Thea Dückert utta Dümpe-Krüger ranziska Eichstädt-Bohlig r. Uschi Eid ans-Josef Fell oseph Fischer (Frankfurt) atrin-Dagmar Göring- Eckardt nja Hajduk infried Hermann Margareta Wolf (Frankfurt) FDP Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Ulrike Flach Otto Fricke Horst Friedrich (Bayreuth) Rainer Funke Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 3433 (A) ) (B) ) – Drucksache 15/100 – Thiele, Carl-Ludwig FDP 11.04.2003 Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2002/03 des Sachverständigenrates zur Steinbach, Erika CDU/CSU 11.04.2003 Anlage 1 Liste der entschuldigte * A m d n Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 11.04.2003 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 11.04.2003 Fahrenschon, Georg CDU/CSU 11.04.2003 Feibel, Albrecht CDU/CSU 11.04.2003 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 11.04.2003 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 11.04.2003 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 11.04.2003 Gutting, Olav CDU/CSU 11.04.2003 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 11.04.2003 Heinrich, Ulrich FDP 11.04.2003 Hüppe, Hubert CDU/CSU 11.04.2003 Dr. Köhler, Heinz SPD 11.04.2003 Koppelin, Jürgen FDP 11.04.2003 Kramme, Anette SPD 11.04.2003 Kraus, Rudolf CDU/CSU 11.04.2003 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 11.04.2003 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 11.04.2003 Lintner, Eduard CDU/CSU 11.04.2003* Möllemann, Jürgen W. fraktionslos 11.04.2003 Müller, Hildegard CDU/CSU 11.04.2003 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 11.04.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 11.04.2003 Oßwald, Melanie CDU/CSU 11.04.2003 Pau, Petra fraktionslos 11.04.2003 Reiche, Katherina CDU/CSU 11.04.2003 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 11.04.2003 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 11.04.2003 Rühe, Volker CDU/CSU 11.04.2003 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.04.2003 A V W W (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates nlage 2 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung der Europarates vom 23. bis 27. September 2002 in Straßburg und die Debatte der Erweiterten Parlamentarischen Versammlung über die Aktivitäten der OECD am 25. September 2002 – Drucksachen 15/305, 15/446 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO über die Frühjahrstagung der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO vom 24. bis 28. Mai 2002 in Sofia – Drucksachen 15/336, 15/446 Nr. 3 – Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung nach § 2 Absatz 5a des Fünften Vermögensbildungsgesetzes (VermBG) über die Vorkehrungen zur Insolvenzsicherung vermögens- wirksamer Leistungen beim Erwerb von Mitarbeiter- Kapitalbeteiligungen – Drucksachen 14/9731, 15/99 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sechster Bericht der Bundesregierung über die Aktivi- täten des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe und der einzelnen Rohstoffabkommen – Drucksachen 14/9875, 15/99 Nr. 1.5 – bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich olquartz, Angelika CDU/CSU 11.04.2003 issmann, Matthias CDU/CSU 11.04.2003 öhrl, Dagmar CDU/CSU 11.04.2003 3434 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2003 (A) ) (B) ) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahreswirtschaftsbericht 2003 der Bundesregierung Allianz für Erneuerung – Reformen gemeinsam voran- bringen – Drucksache 15/372 – Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten des Sozialbeirats zur Rentenreform – Drucksache 14/5394 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Renten- versicherung, insbesondere über die Entwicklung der Ein- nahmen und Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Beitragssatzes in den künftigen 15 Kalenderjahren gemäß § 154 SGB VI (Rentenversicherungsbericht 2001) und Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungs- bericht 2001 – Drucksache 14/7639 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Stellungnahme des Bundesministeriums für Gesundheit zum Gutachten des Sachverständigenrates für die kon- zertierte Aktion im Gesundheitswesen „Bedarfsgerech- tigkeit und Wirtschaftlichkeit“ – Drucksachen 14/9885, 15/99 Nr. 1.6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen im öffentlichen Dienst des Bundes – Drucksache 15/227 – Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Unterrichtung durch die Bundesregierung Strassenbaubericht 2002 – Drucksache 15/265 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2002 – Drucksache 15/280 – Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand der Entwicklungen und Re- formmaßnahmen bei der medialen Außenrepräsen- tanz – Drucksachen 14/9502, 15/345 Nr. 83 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/339 Nr. 1.1 Drucksache 15/339 Nr. 2.1 (C (D Innenausschuss Drucksache 15/345 Nr. 13 Drucksache 15/503 Nr. 1.29 Rechtsausschuss Drucksache 15/103 Nr. 1.14 Drucksache 15/103 Nr. 2.17 Drucksache 15/103 Nr. 2.47 Drucksache 15/173 Nr. 2.34 Drucksache 15/173 Nr. 2.38 Drucksache 15/173 Nr. 2.55 Drucksache 15/173 Nr. 2.57 Finanzausschuss Drucksache 15/457 Nr. 2.20 Drucksache 15/457 Nr. 2.21 Drucksache 15/503 Nr. 1.7 Drucksache 15/503 Nr. 1.8 Drucksache 15/503 Nr. 1.26 Haushaltsausschuss Drucksache 15/503 Nr. 1.5 Drucksache 15/611 Nr. 2.28 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/345 Nr. 49 Drucksache 15/345 Nr. 50 Drucksache 15/345 Nr. 52 Drucksache 15/345 Nr. 53 Drucksache 15/345 Nr. 54 Drucksache 15/345 Nr. 57 Drucksache 15/392 Nr. 1.1 Drucksache 15/392 Nr. 2.1 Drucksache 15/392 Nr. 2.2 Drucksache 15/457 Nr. 1.1 Drucksache 15/457 Nr. 1.2 Ausschuss für Verbraucherschutz Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/345 Nr. 58 Drucksache 15/345 Nr. 59 Drucksache 15/345 Nr. 60 Drucksache 15/345 Nr. 61 Drucksache 15/392 Nr. 2.55 Drucksache 15/457 Nr. 2.13 Drucksache 15/457 Nr. 2.15 Drucksache 15/457 Nr. 2.24 Drucksache 15/503 Nr. 1.18 Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung Drucksache 15/103 Nr. 2.63 Drucksache 15/392 Nr. 2.5 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/457 Nr. 2.6 Drucksache 15/457 Nr. 2.9 Drucksache 15/503 Nr. 1.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/392 Nr. 2.9 Drucksache 15/503 Nr. 1.24 41. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. April 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2